M S D - Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus ...
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Kongressbericht MSD, Prof. Heimlich, 2007<br />
Erich Weigl, <strong>Bayerisches</strong> <strong>Staatsministerium</strong> für <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong><br />
Mobile sonderpädagogische Förderung in Bayern – ein bildungspolitischer<br />
Überblick<br />
In Bayern gibt es r<strong>und</strong> 120.000 Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf.<br />
Sonderpädagogische Förderung findet nicht nur unter dem Dach der Förderschule,<br />
sondern auch unter dem Dach der allgemeinen Schule statt. Gr<strong>und</strong>satz ist, dass<br />
für jedes Kind/jeden Jugendlichen der Förderort ausgewählt wird, der ihm die bestmöglichen<br />
Chancen für seine individuelle Entwicklung bietet.<br />
Dabei spielt der Dialog aller in <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> Erziehung Verantwortlicher eine herausragende<br />
Rolle. Nur in einem Miteinander sind die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen,<br />
um dem einzelnen Kind bzw. Jugendlichen auf individuelle Weise mit sonderpädagogischer<br />
Fachkompetenz zu begegnen <strong>und</strong> Chancen für eine bestmögliche Entwicklung<br />
jedes Einzelnen durch ein vielfältiges Angebot zu ermöglichen.<br />
1. Bereiche sonderpädagogischer Förderung<br />
Das Ziel sonderpädagogischer Förderung ist die bestmögliche Förderung des einzelnen<br />
Kindes. Dabei können drei Bereiche unterschieden werden:<br />
• Prävention<br />
• Intervention an der Förderschule<br />
• Integration durch Kooperation<br />
Übergeordnetes Ziel ist stets die Integration in Schule, Beruf <strong>und</strong> Leben.<br />
2.1 Prävention<br />
Die frühzeitige Förderung von Kindern mit individuellem Förderbedarf muss weiterhin<br />
Markenzeichen sonderpädagogischer Förderung in Bayern bleiben. Denn sonderpädagogische<br />
Förderung verfolgt den Gr<strong>und</strong>satz, dass Prävention stets vor Intervention, d.h. stationärer<br />
Förderung an Förderschulen geht. So soll erreicht werden, dass bis spätestens<br />
zur 3. Jahrgangsstufe eine Vielzahl der betroffenen Kinder die notwendige sonderpädagogische<br />
Förderung erhält.
- 2 -<br />
Sonderpädagogische Förderung im Vorschulalter<br />
ambulant<br />
mobile sonderpädagogische Hilfe (msH)<br />
stationär<br />
in Schulvorbereitenden Einrichtungen an Förderschulen<br />
Im Schuljahr 2005/2006 (Stichtag 1. Oktober) erhielten insgesamt r<strong>und</strong> 26.300 Kindern im<br />
Vorschulalter sonderpädagogische Förderung – sei es ambulant in Familie, Kindergarten<br />
oder im Rahmen der interdisziplinären Frühförderung durch die mobile sonderpädagogische<br />
Hilfe (msH) oder sei es stationär in den Schulvorbereitenden Einrichtungen an<br />
der Förderschule. Dafür wurden r<strong>und</strong> 35.900 Lehrerst<strong>und</strong>en (Sammelbegriff) eingesetzt.<br />
Dies zeigt, dass die sonderpädagogische Förderung im Vorschulalter eine herausragende<br />
Säule sonderpädagogischer Förderung darstellt.<br />
Zahl der geförderten Kinder im Vorschulalter (2005/2006)<br />
10.000<br />
9.000<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
msH<br />
Förderung<br />
durch msH<br />
in Familie<br />
<strong>und</strong><br />
Kindergarten<br />
9.631 Kinder<br />
mit 5.738 Lehrer-Std.<br />
msH<br />
Förderung<br />
durch msH im<br />
Rahmen der<br />
interdisziplinären<br />
Frühförderung<br />
8.009 Kinder<br />
mit 5.168 Lehrer-Std.<br />
SVE<br />
Förderung in<br />
der SVE (Schulvorbereitende<br />
Einrichtung)<br />
8.639 Kinder<br />
mit 24.973 Lehrer-Std.<br />
Seit dem Schuljahr 2002/03 wurden seitens der Förderschule große Bemühungen unternommen,<br />
entsprechend den Erkenntnissen aus den PISA-Studien vor allem die sprachliche<br />
Förderung im Vorschulbereich zu intensivieren <strong>und</strong> dabei insbesondere sprachlichen<br />
Auffälligkeiten vorzubeugen bzw. diesen entgegenzuwirken. Dazu sind 35 Multiplikatoren<br />
aktiv im Bereich der Weiterentwicklung von Förderschulen <strong>und</strong> Kindertagesstätten<br />
tätig. Ab dem Schuljahr 2004/05 wurden an den Regierungen Kompetenzteams gebildet,<br />
die Fortbildungen zu Fragen der Prävention von Sprach-, Verhaltens- <strong>und</strong> Entwicklungsauffälligkeiten<br />
an Kindertageseinrichtungen <strong>und</strong> Volksschulen zur sonderpädagogi-
- 3 -<br />
schen Förderung durchführen. Die bisherigen Tandems zur Prävention von Sprachstörungen<br />
sind Teil der Kompetenzteams, zudem werden Kollegen mit den Arbeitsschwerpunkten<br />
Lern- <strong>und</strong> Verhaltensstörungen benannt. Die Kompetenzteams erhalten Fortbildungen<br />
an der Akademie für Lehrerfortbildung <strong>und</strong> Personalführung Dillingen.<br />
Folgende Materialien (auf CD-Rom) wurden von den Multiplikatoren der mobilen sonderpädagogischen<br />
Hilfe im Auftrag des <strong>Staatsministerium</strong>s für <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> erarbeitet:<br />
• Kooperation Förderschule – Kindertagesstätten durch die mobilen sonderpädagogischen<br />
Hilfen<br />
• Prävention von Sprachstörungen bei mehrsprachigen Kindern<br />
• Phonologische Bewusstheit<br />
• Prävention von Sprachverständnisstörungen<br />
Die Veröffentlichung „Konzepte zur Förderung“ wurde gemeinsam von der Akademie für<br />
Lehrerfortbildung <strong>und</strong> Personalführung (ALP) Dillingen, dem Staatsinstitut für Schulqualität<br />
<strong>und</strong> Bildungsforschung (ISB) München <strong>und</strong> dem Bayerischen <strong>Staatsministerium</strong> für<br />
<strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> herausgegeben. Sie beinhaltet zum einen vier CD-Roms mit Material<br />
der msH-Multiplikatoren. Zum anderen ist die DVD „Mobile sonderpädagogische Hilfe<br />
– Ein Angebot für Kindertagesstätten in Bayern“ enthalten, die durch das ISB München,<br />
konzipiert wurde <strong>und</strong> einen anschaulichen Einblick in die Arbeitsschwerpunkte der mobilen<br />
sonderpädagogischen Hilfe bietet.<br />
2.2 Intervention an der Förderschule<br />
Die Förderschule zeichnet sich durch besonders intensive Fördermöglichkeiten in kleinen<br />
Klassen <strong>und</strong> Gruppen aus. Sie ist für die Kinder der geeignete Förderort, die an der allgemeinen<br />
Schule (noch) nicht erfolgreich integriert werden können.<br />
In allen sieben Förderschwerpunkte wird professionelle sonderpädagogische Förderung<br />
angeboten.
- 4 -<br />
Förderschwerpunkt Sprache<br />
Förderschwerpunkt Lernen<br />
Förderschwerpunkt emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung<br />
Intervention<br />
Förderschulen<br />
Förderschwerpunkt Sehen<br />
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung<br />
Förderschwerpunkt körperliche <strong>und</strong><br />
motorische Entwicklung<br />
Förderschwerpunkt<br />
Hören<br />
In allen Förderschwerpunkten sind Diagnostik, Förderung,<br />
Beratung, Koordinierung <strong>und</strong> Fortbildung primäre Aufgaben<br />
sonderpädagogischen Handelns.<br />
Besondere Bedeutung wird aufgr<strong>und</strong> des neuen BayEUG der<br />
Kooperation zwischen den Schularten beigemessen.<br />
Qualifizierte Diagnostik <strong>und</strong> Beratung bei der Wahl des adäquaten Förderortes, kompetente<br />
Förderung des jeweiligen Kindes bzw. Jugendlichen, Weiterentwicklung der <strong>Unterricht</strong>squalität,<br />
Koordinierung der gebotenen Maßnahmen in Kooperation mit den verschiedenen<br />
schulischen Partnern <strong>und</strong> schließlich Koordination der sonderpädagogisch<br />
notwendigen Leistungen mit den vielfältig vorhandenen Fachdiensten bzw. sozialen Institutionen<br />
erfordern eine professionelle Struktur der Vernetzung von Kompetenzen.<br />
Innerhalb eines Sonderpädagogischen Förderzentrums gelingt es immer mehr im Sinne<br />
der Kooperation, eine Bündelung der Fachkompetenzen der Förderschwerpunkte Lernen,<br />
Sprache, emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung bzw. der Fachdienste zum erlebbaren System<br />
zu entwickeln. Dazu wurden mit einem Schreiben des <strong>Staatsministerium</strong>s für <strong>Unterricht</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> Koordinatoren für diese Trias eingerichtet, deren vornehmliche Aufgabe<br />
es ist, die Kompetenzen innerhalb eines Sonderpädagogischen Förderzentrums zu bündeln.
- 5 -<br />
Im täglichen Zusammenwirken von <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> Erziehung zwischen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen,<br />
Sonderschullehrkräften, Fachlehrkräften, Heilpädagogen, Eltern, Schulleitung<br />
<strong>und</strong> den verschiedenen Fachdiensten wird ebenfalls Kooperation verwirklicht.<br />
2.3 Integration durch Kooperation<br />
Mit der Novellierung des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Unterricht</strong>swesen<br />
(BayEUG) vom 1. August 2003 wird die Integration durch Kooperation gestärkt.<br />
Vor allem die kooperativen <strong>Unterricht</strong>sformen gilt es auszubauen <strong>und</strong> konsequent weiter<br />
zu entwickeln. Die Kooperation zwischen Volksschule <strong>und</strong> Förderschule bietet in idealer<br />
Weise Möglichkeiten, sowohl Schulleben als auch <strong>Unterricht</strong> gemeinsam zu gestalten. So<br />
können – wo dies möglich ist – Kinder mit <strong>und</strong> ohne sonderpädagogischen Förderbedarf<br />
gemeinsam lernen.<br />
Sechs Bereiche der Kooperation<br />
Mobile<br />
Sonderpädagogische<br />
Dienste<br />
(MSD)<br />
Kooperationsklassen<br />
Außenklassen<br />
Sonderform:<br />
AsA<br />
Beratungszentrum<br />
Öffnung der Förderschulen<br />
für Schüler ohne<br />
sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf<br />
Mobile Sonderpädagogische Dienste (MSD)<br />
Die pädagogische Wirklichkeit des Miteinander von<br />
allgemeiner Schule <strong>und</strong> Förderschule entfaltet sich in sechs<br />
verschiedenen Förderwegen, die es konsequent<br />
weiterzuentwickeln gilt.
- 6 -<br />
Formen der integrativen Beschulung durch<br />
kooperative Modelle<br />
M<br />
S<br />
Förderschwerpunkte:<br />
Sprache<br />
Lernen<br />
Emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung<br />
Hören<br />
Sehen<br />
Körperliche <strong>und</strong> motorische Entwicklung<br />
Kooperationsklasse<br />
Einzelintegration*)<br />
Alternatives schulisches<br />
Angebot (AsA)<br />
Sonderpäd. Stütz<strong>und</strong><br />
Förderklasse<br />
Kooperationsklasse<br />
Einzelintegration*)<br />
Öffnung für Schüler<br />
ohne sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf<br />
D<br />
Geistige Entwicklung<br />
* ) bei „aktiver Teilnahme“ Förderung an der<br />
allgemeinen Schule nach Art. 41 Abs. 1 BayEUG<br />
Außenklasse<br />
Einzelintegration*)<br />
Im Sinne der Leitidee der Integration durch Kooperation stellt sich die Frage, wie Prozesse<br />
im Zusammenspiel der Institutionen noch effizienter gelingen können:<br />
• <strong>Staatsministerium</strong> für <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong><br />
• Regierung<br />
• Staatliches Schulamt<br />
• Institut für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung (ISB) München<br />
• Akademie für Lehrerfortbildung <strong>und</strong> Personalführung (ALP) Dillingen<br />
• Universität<br />
• Schule: Gr<strong>und</strong>schule, Hauptschule, Förderschule, weiterführende Schule, Fachverbände<br />
<strong>und</strong> Experten der verschiedenen Fachrichtungen<br />
• Arbeitsverwaltung<br />
• Jugendhilfe
- 7 -<br />
Seit Jahrzehnten wird im Sinne einer effektiven sonderpädagogischen Förderung die Diskussion<br />
im Hinblick auf die Vernetzung der verschiedenen Systeme gefordert. Zahlreiche<br />
Fachartikel <strong>und</strong> wissenschaftliche Beiträge postulieren das Miteinander vor Ort - in der<br />
Schule, im Schulverb<strong>und</strong> (allgemeine Schule - Förderschule) - sowie das Zusammenwirken<br />
der verschiedensten Institutionen. Ein kooperierendes Agieren der Partner im System<br />
Schule wird immer stärker angestrebt. In der Kooperation erleben sich die Partner im Dialog,<br />
die Kompetenz der Partner kann verschmelzen. Entwicklungen in der Vereinzelung<br />
können nicht zum Ziel führen. Im Aufeinanderzugehen stellt sich heraus, dass die Bündelung<br />
von Kompetenzen allen Beteiligten zu Gute kommt <strong>und</strong> eine gemeinsame Entwicklung<br />
von z.B. Allgemeiner Pädagogik <strong>und</strong> Sonderpädagogik zum Wohle aller erst ermöglicht<br />
wird.<br />
Oberstes Gebot für zukünftige Entwicklungen ist dabei:<br />
Bereitschaft zum Dialog <strong>und</strong> Offenheit für den Partner<br />
Statistische Entwicklungen<br />
Folgende statistischen Darstellungen können die aktuelle Entwicklung verdeutlichen:<br />
Die Zahl der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Bayern<br />
steigt. Gleichzeitig gelingt es zunehmend, Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler an der allgemeinen<br />
Schule zu integrieren. Im Schuljahr 2005/2006 betrug ihr Anteil über 20%.<br />
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
(stationär/ambulant, in absoluten Zahlen)<br />
1995/1996<br />
54.831 5.771<br />
VS-F <strong>und</strong> Schulen für Kranke<br />
MSD<br />
1999/2000<br />
2001/2002<br />
2002/2003<br />
2003/2004<br />
2004/2005<br />
2005/2006<br />
62.189 9.318<br />
63.210 10.361<br />
63.334 11.110<br />
62.356 13.905<br />
61.326 15.392<br />
60.533 17.320<br />
0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000
- 8 -<br />
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
(stationär/ambulant, in Prozent)<br />
1995/1996<br />
1999/2000<br />
2001/2002<br />
2002/2003<br />
2003/2004<br />
2004/2005<br />
2005/2006<br />
90,5 9,5<br />
87 13<br />
85,9 14,1<br />
85,1 14,9<br />
81,8 18,2<br />
80 20<br />
77,80 22,2<br />
VsF <strong>und</strong> Schulen für Kranke<br />
MSD<br />
- 20 40 60 80 100<br />
Trias (S, L, esE)<br />
72% 28%<br />
geistige Entwicklung<br />
95% 5%<br />
körperliche <strong>und</strong><br />
motorische Entwicklung<br />
76% 24%<br />
Hören<br />
67% 33%<br />
Sehen<br />
52% 48%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Schüler an Volksschulen zur sonderpädagogischen Förderung<br />
Schüler durch MSD integriert an Volksschulen<br />
Je nach Förderschwerpunkt differiert der Prozentsatz der integrierten Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler zwischen 5 <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 50 %.
- 9 -<br />
3. Angebote mobiler sonderpädagogische Förderung im Schulalter<br />
3.1 Mobile Sonderpädagogische Dienste (MSD)<br />
Die Mobilen Sonderpädagogischen Dienste der Förderschule unterstützen Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der allgemeinen Schule, damit<br />
sie erfolgreich integriert werden können.<br />
Die Voraussetzungen sind:<br />
• aktive Teilnahme am <strong>Unterricht</strong> der allgemeinen Schule<br />
• Erfüllung des sonderpädagogischen Förderbedarfs an der allgemeinen Schule<br />
• notwendiger Förderaufwand gemäß Art. 21 Abs. 3 BayEUG<br />
• kein pädagogischer Integrationshelfer notwendig<br />
Die Schwerpunkte der Arbeit der MSD liegen in den Bereichen:<br />
Diagnostik - Förderung - Beratung - Koordinierung der Fördermaßnahmen auch<br />
mit außerschulischen Partnern - Fortbildung<br />
Im Schuljahr 2005/2006 besuchten r<strong>und</strong> 17.200 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf allgemeine Schulen. Zur Unterstützung waren 483 Sonderschullehrkräfte<br />
(Vollzeit-Lehrerkapazitäten) in die MSD eingesetzt. Insgesamt ist in den<br />
letzten Jahren eine starke Ausweitung der MSD zu verzeichnen. Ziel ist dabei ein quantitativer<br />
<strong>und</strong> qualitativer Ausbau der MSD.<br />
<strong>Bayerisches</strong> Gesetz über das Erziehungs- <strong>und</strong> <strong>Unterricht</strong>swesen (BayEUG)<br />
in der Fassung der Bekanntmachung vom 31. Mai 2000, zuletzt geändert durch Gesetz<br />
vom 26. Juli 2006<br />
Artikel 21 Absatz 1 BayEUG Mobile Sonderpädagogische Dienste<br />
1 Die Mobilen Sonderpädagogischen Dienste unterstützen die <strong>Unterricht</strong>ung von Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern mit sonder-pädagogischem Förderbedarf, die nach Maßgabe<br />
des Art. 41 eine allgemeine Schule besuchen können; sie können auch an einer anderen<br />
Förderschule eingesetzt werden, wenn eine Schülerin oder ein Schüler in mehreren<br />
Förderschwerpunkten sonder-pädagogischen Förderbedarf hat <strong>und</strong> vom Lehrpersonal der<br />
besuchten Förderschule nicht in allen Schwerpunkten gefördert werden kann. 2 Mobile<br />
Sonderpädagogische Dienste diagnostizieren <strong>und</strong> fördern die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler,<br />
sie beraten Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte <strong>und</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, koordinieren<br />
sonderpädagogische Förderung <strong>und</strong> führen Fortbildungen für Lehrkräfte durch.<br />
3 Mobile Sonderpädagogische Dienste werden von den nächstgelegenen Förderschulen<br />
mit entsprechendem Förderschwerpunkt geleistet.
- 10 -<br />
Schulordnung für die Volksschulen zur sonderpädagogischen Förderung (VSO-F)<br />
vom 13. Juli 2005<br />
§ 13 Mobile Sonderpädagogische Dienste<br />
1 Mobile Sonderpädagogische Dienste an allgemeinen Schulen werden eingesetzt, wenn<br />
zu erwarten ist, dass Schüler mit einer sonderpädagogischen Unterstützung mindestens<br />
aktiv am <strong>Unterricht</strong> der allgemeinen Schule teilnehmen können (Art. 41 Abs. 1 Sätze<br />
1 <strong>und</strong> 2 BayEUG) <strong>und</strong> ihr sonderpädagogischer Förderbedarf dort hinreichend erfüllt<br />
werden kann. 2 Der Umfang der Unterstützung für einen Schüler durch die Mobilen Sonderpädagogischen<br />
Dienste ist zwischen der allgemeinen Schule <strong>und</strong> der Förderschule<br />
beziehungsweise zwischen den Förderschulen vor Beginn der Förderphase, in der Regel<br />
vor Beginn eines Schuljahres, abzustimmen; dabei sind Art. 19 Abs. 2 Nr. 3 <strong>und</strong> Art. 21<br />
Abs. 3 BayEUG zu beachten.<br />
Für die Lehrkräfte, die im MSD wirken, stellt das Staatsinstitut für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung<br />
(ISB) München in Form der MSD-Info-News aktuelle Informationen zur<br />
Verfügung.<br />
Folgende Ausgaben sind bislang erschienen, <strong>und</strong> können von der Homepage des ISB<br />
www.isb.bayern.de (Publikationen) heruntergeladen werden:<br />
MSD-1 bis 3: Die Koordinatoren in den MSD<br />
MSD-4:<br />
MSD-5:<br />
MSD-6:<br />
MSD-7:<br />
MSD-8:<br />
MSD-9:<br />
Die Auftraganalyse – ein erster unverzichtbarer Schritt<br />
Zusammenarbeit zwischen allgemeiner Schule <strong>und</strong> Förderschule, Erstkontakt<br />
Teamstrukturen in den MSD<br />
Das Sonderpädagogische Beratungszentrum<br />
Zusammenarbeit mit Schulpsychologen <strong>und</strong> Beratungslehrern<br />
Förderung bei Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibstörung, Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwäche<br />
MSD-Info-News 10: Hausaufgaben 1 – Impulse zur Beratung<br />
MSD-Info-News 11: Hausaufgaben 2 – Impulse zur Beratung<br />
MSD-Info-News 12: Angebote für Elterntraining<br />
Info-News-Sonderausgaben<br />
MSD-Sehen: Überregionale MSD Förderschwerpunkt Sehen<br />
MSD-K: MSD für den Förderschwerpunkt körperliche <strong>und</strong> motorische Entwicklung<br />
MSD-ELECOK: Beratungsstellen für Kommunikationshilfen<br />
MSD-A1: Die MSD für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit autistischen Verhaltensweisen<br />
MSD-A2: Was ist Autismus?<br />
MSD-A3: Beantragung eines Schulbegleiters für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit
- 11 -<br />
3.2 Das Alternative schulische Angebot (AsA)<br />
Das Alternative schulische Angebot (AsA) als Sonderform der Mobilen Sonderpädagogischen<br />
Dienste ist eine erfolgreiche Form der Erziehungshilfe an der allgemeinen Schule.<br />
Es setzt in schwierigen Erziehungssituationen an, z.B. bei<br />
- Schülerkonflikten,<br />
- Mobbing,<br />
- Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu massivem Störverhalten,<br />
- Lernproblemen,<br />
- Leistungsverweigerung,<br />
- Schulangst, Schulphobie,<br />
- Schulschwänzen,<br />
- Lehrer-Schüler-Konflikten,<br />
- Spannungen innerhalb der Klasse<br />
Für die schulinterne Erziehungshilfe stehen einer Schule sowohl eine Lehrkraft der Volksschule<br />
als eine Lehrkraft der Förderschule im Umfang von je 5 Wochenst<strong>und</strong>en zur Verfügung.
- 12 -<br />
3.3 Das Sonderpädagogische Beratungszentrum<br />
Im Sonderpädagogischen Beratungszentrum sind Lehrkräfte der Förderschule tätig. Solche<br />
Zentren finden sich z.B. an Sonderpädagogischen Förderzentren.<br />
Das Beratungszentrum wendet sich an Lehrkräfte, Erzieher/Erzieherinnen, Eltern <strong>und</strong><br />
Kinder.<br />
Die Angebote umfassen:<br />
- Diagnostik<br />
- Beratung von Eltern, Lehrkräften <strong>und</strong> Erziehern/Erzieherinnen<br />
- Förderung <strong>und</strong> therapeutische Angebote<br />
- Koordination der Zusammenarbeit mit außerschulischen Fachdiensten<br />
- Fortbildungen zur Prävention <strong>und</strong> Integration<br />
- Unterstützung in der Berufsvorbereitungsphase.<br />
Die Förderbereiche reichen von Wahrnehmungsschwächen <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstörungen,<br />
über Lernschwächen <strong>und</strong> grob- <strong>und</strong> feinmotorische Auffälligkeiten bis hin zu Verhaltensproblemen<br />
<strong>und</strong> Sprachentwicklungsstörungen.<br />
3.4 Kooperationsklassen<br />
Kooperationsklassen sind besondere Klassen der Gr<strong>und</strong>schule oder Hauptschule.<br />
Kooperationsklassen besuchen<br />
• Kinder ohne <strong>und</strong> mit sonderpädagogischem Förderbedarf, wenn dieser nicht so<br />
umfangreich ist, dass er nur an einer Förderschule erfüllt werden kann,<br />
• Kinder, die in eine Klasse der allgemeinen Schule als Gruppe aus einer Förderschule<br />
zurückgeführt worden sind <strong>und</strong> bei denen noch individueller Förderbedarf<br />
besteht.<br />
Der <strong>Unterricht</strong> erfolgt nach dem Lehrplan für die Gr<strong>und</strong>- oder Hauptschule. Eine Lehrkraft<br />
der Förderschule betreut die Kooperationsklasse mit mehreren St<strong>und</strong>en pro Woche. Die<br />
Klassenleitung der allgemeinen Schule <strong>und</strong> die Lehrkraft der Förderschule arbeiten eng<br />
zusammen <strong>und</strong> beraten sich regelmäßig. Die sonderpädagogische Unterstützung kann<br />
sowohl innerhalb der Klasse als auch in Kleingruppen oder als Einzelförderung erfolgen.<br />
Sie ist nicht auf die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf begrenzt. Auf diese<br />
Weise profitieren alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler einer Kooperationsklasse von den zusätzlichen<br />
Fördermöglichkeiten.
- 13 -<br />
Im Schuljahr 2006/2007 sind bayernweit 418 Kooperationsklassen an Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Hauptschulen<br />
eingerichtet.<br />
4. Weiterentwicklung im Bereich der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste<br />
Durch die koordinierende Funktion der regionalen Fortbildung werden seitens der Regierungen<br />
Unterstützungssysteme aufgebaut, um die Tätigkeit der MSD-Lehrkräfte zu stützen<br />
<strong>und</strong> zu entwickeln. Da derzeit vorwiegend im eigenen Kollegium der Förderschule ein<br />
sog. Kompetenztransfer entwickelt wird, muss in Zukunft die individuelle fachliche Begleitung<br />
<strong>und</strong> Supervision im Sinne einer schulhausinternen Fortbildung noch stärker realisiert<br />
werden.<br />
Durch die koordinierenden Maßnahmen auch seitens der Akademie für Lehrerfortbilung<br />
<strong>und</strong> Personalführung (ALP) Dillingen im Hinblick auf Kompetenzentwicklung in den Breichen<br />
Diagnostik, Beratung, Förderung, Koordinierung der Maßnahmen muss hier über<br />
Koordinatoren an den Bezirksregierungen eine Vernetzung mit der Akademie erfolgen,<br />
um die einzelnen Lehrkräfte in ihrem Wirken noch stärker zu unterstützen. Da der Zeitmangel<br />
im Hinblick auf gemeinsame Beratungen immer wieder benannt wird, ist für die<br />
Zukunft zu wünschen, dass auch seitens der Lehrkräfte der allgemeinen Schule mehr<br />
Möglichkeiten für Besprechungen <strong>und</strong> Kooperation gewährt werden kann. Nach wie vor<br />
muss vor Beginn der MSD-Tätigkeit im Sinne einer intensivierten Fortbildungsmaßnahme<br />
eine Vorbereitung auf das Tätigkeitsfeld im MSD geschehen.<br />
Darüber hinaus muss im Sinne einer Reform der sonderpädagogischen Lehrerbildung<br />
gefordert werden, dass sowohl in der ersten als auch in der zweiten Phase die sonderpädagogische<br />
Förderung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der allgemeinen<br />
Schule Priorität genießen muss. Gerade vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Entwicklung
- 14 -<br />
neuer Studienabschlüsse mit internationaler Anschlussfähigkeit (BA/MA-Studiengänge)<br />
zeichnet sich die Entwicklung ab, dass die sonderpädagogische Lehrerbildung sich neu<br />
formiert.<br />
Fachkompetenz, Kreativität, Achtung vor der Meinung <strong>und</strong> der Person des Anderen, aber<br />
auch Charme <strong>und</strong> Sensibilität im Umgang miteinander sind gerade bei allen integrativen<br />
Entwicklungen wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg von Kooperation.<br />
Um Kooperation als Leitidee zu implementieren bzw. weiter zu entwickeln, ist<br />
• die Qualität auch der Sonderpädagogik stets neu herausgefordert,<br />
• die Flexibilität der Fördersysteme immer wieder neu zu aktualisieren <strong>und</strong><br />
an den individuellen Förderbedarf eines Kindes bzw. Jugendlichen anzupassen,<br />
• das Bemühen um Partnerschaft im Sinne eines bestmöglichen Dialogs mit größtmöglicher<br />
Fachkompetenz zu entwickeln, um eine gute Zukunft für die Betroffenen<br />
zu gestalten.<br />
Durch die erfolgreiche integrative Arbeit der Förderschulen konnte der Beweis erbracht<br />
werden, dass Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der<br />
allgemeinen Schule durch die Unterstützung der MSD eine positive schulische Entwicklung<br />
erfahren. Deshalb muss dieser integrative Weg weitergeführt werden. Erfreulich ist,<br />
dass die konzeptionelle Arbeit durch das Engagement vieler Partner in den letzten Jahren<br />
deutlich verbessert werden konnte.<br />
Weiterführende Publikationen:<br />
• „Förderschule“, Broschüre des <strong>Staatsministerium</strong>s für <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> (2007), online zu<br />
bestellen unter: www.stmuk.bayern.de (Publikationen)<br />
• „Die Kooperationsklasse - Inhaltliche Gr<strong>und</strong>legung <strong>und</strong> praktische Handlungshilfen für ein integratives<br />
Modell im Bayerischen Bildungswesen“ (2004), online verfügbar unter: www.stmuk.bayern.de<br />
(Publikationen)<br />
• „Die Kooperationsklasse – Handreichung für die Praxis“ (2. Auflage 2006), online verfügbar unter:<br />
www.stmuk.bayern.de (Schule > Schularten > Allgemein bildende Schulen > Förderschule <strong>und</strong><br />
Schule für Kranke)<br />
• „Kooperation – Wie kann´s gehen?“, eine DVD-Produktion des Bayerischen <strong>Staatsministerium</strong>s für<br />
<strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> (2. Auflage 2006)<br />
• MSD-Info-News des Staatsinstituts für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung (ISB) München, online<br />
verfügbar unter www.isb.bayern.de
- 15 -<br />
• „Konzepte zur Förderung von Kindern im Vorschulalter mit sonderpädagogischem Förderbedarf in<br />
den Bereichen Sprache, emotionale-soziale Entwicklung, Lernen – Angebote der Mitarbeiter der<br />
mobilen sonderpädagogischen Hilfe“, hrsg. von der Akademie für Lehrerfortbildung <strong>und</strong> Personalführung<br />
(ALP) Dillingen, dem Staatsinstitut für Schulqualität <strong>und</strong> Bildungsforschung (ISB) München<br />
<strong>und</strong> dem Bayerischen <strong>Staatsministerium</strong> für <strong>Unterricht</strong> <strong>und</strong> <strong>Kultus</strong> (2006)<br />
• Konzept „Übergang Förderschule – Beruf“, online verfügbar unter: www.stmuk.bayern.de (Schule ><br />
Schularten > Allgemein bildende Schulen > Förderschule <strong>und</strong> Schule für Kranke)