Krebsbedingte Erschöpfung - Selbsthilfe und Patientenakademie
Krebsbedingte Erschöpfung - Selbsthilfe und Patientenakademie
Krebsbedingte Erschöpfung - Selbsthilfe und Patientenakademie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ges<strong>und</strong>heitsförderung am<br />
Beispiel eines<br />
Selbstmanagementprogramms<br />
zur Bewältigung von<br />
krebsbedingter Erschöpfung<br />
31.03.2011, Hochschule Emden/Leer<br />
Susanne Fleckinger<br />
Krankenschwester <strong>und</strong> Pflegewissenschaftlerin (B.A.)<br />
z. Zt. Master-Studierende im Seminar von Prof. Dr. Knut Tielking,<br />
Studiengang M.A. Soziale Arbeit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit im Kontext Sozialer Kohäsion<br />
Hochschule Emden/Leer
Inhalt<br />
• Tumorbedingte Fatigue<br />
• Behandlungsansätze<br />
• FIBS-Studie<br />
• Modul Bewegung<br />
• Zusammenfassung<br />
Auswirkungen auf auf<br />
die die Teilhabe am am<br />
gesellschaftlichen<br />
Zusammenleben<br />
• Ihre Fragen & Einladung zur Diskussion<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Tumorbedingte Fatigue –<br />
was Patienten 1 sagen<br />
• „… als ob mir jemand den Stecker herausgezogen<br />
hätte.“<br />
• „Es ist alles so schwer, wie nasser Zement, ein<br />
Gewicht, das auf mich drückt.“<br />
• „Ich fühle mich wie ein Schneemann, der in der<br />
Sonne schmilzt.“<br />
1<br />
Gemeint sind jeweils Frauen <strong>und</strong> Männer (generisches Maskulinum)<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Definitionen<br />
Tumorbedingte Fatigue (CRF) wird als stark<br />
belastende <strong>und</strong> anhaltende Erschöpfung von<br />
Krebspatienten beschrieben, die sich von der<br />
Erschöpfung ges<strong>und</strong>er Personen deutlich<br />
unterscheidet.<br />
(Vgl. Crow et al. 1999, S. 11f.)<br />
Fatigue hat von allen Krebssymptomen<br />
die stärksten Auswirkungen auf<br />
Lebensqualität <strong>und</strong> Alltagsbewältigung.<br />
(Vgl. Clinical Practice Guidelines. National Comprehensive Cancer Network<br />
2010)<br />
Ausschlaggebend sind die subjektiven Beschreibungen der Patienten<br />
(ähnlich wie bei Schmerz)<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Fatigue wird von den Patienten selbst als das<br />
belastendste aller Symptome bezeichnet<br />
(Vgl. Stone et al, Ann of Oncology 2000, S. 971-975)<br />
Fatigue<br />
51%<br />
Schmerz<br />
11%<br />
Übelkeit/Erbrechen<br />
alle 3 Symptome<br />
gleichermaßen<br />
5%<br />
5%<br />
keine<br />
17%<br />
Nicht sicher<br />
6%<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Anzahl der Patienten (%)<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Fatigue beeinträchtigt alle<br />
Bereiche des Lebens<br />
n=419<br />
(Vgl. Vogelzang, N.J. et al., Semin Hematol 1997,34, S. 4-12)<br />
Arbeitsfähigkeit<br />
körperliches Wohlbefinden<br />
Lebensfreude<br />
61%<br />
60%<br />
57%<br />
Emotionale Ausgeglichenheit<br />
51%<br />
Intimität mit dem Partner<br />
Fähigkeit, für die Familie zu sorgen<br />
44%<br />
42%<br />
Beziehung zu Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />
Sorgen über Leben <strong>und</strong> Tod<br />
33%<br />
38%<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Anzahl der Patienten (%)<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Formen:<br />
Fatigue - ein multifaktorielles Syndrom<br />
(Vgl. Servaes et al. 2002, S. 27f; Deutsche Fatigue Gesellschaft, 2006)<br />
Körperliche Müdigkeit<br />
Reduzierte Leistungsfähigkeit<br />
Schwäche, Kraftlosigkeit<br />
Vermehrtes Schlafbedürfnis ohne Erholungseffekt<br />
Vermehrtes Müdigkeitsgefühl<br />
Kognitive Müdigkeit<br />
Konzentrationsstörungen<br />
Eingeschränkte Aufmerksamkeit<br />
Fatigue<br />
Emotionale Müdigkeit<br />
Antriebslosigkeit<br />
Motivationsverlust<br />
Hoffnungs- <strong>und</strong> Ratlosigkeit<br />
Niedergeschlagenheit<br />
Angst<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Physische<br />
Müdigkeit<br />
Reduzierte<br />
körperliche<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Schwäche<br />
Emotionale<br />
Müdigkeit<br />
Fehlende Motivation<br />
Reduzierte Energie<br />
Kognitive<br />
Müdigkeit<br />
Konzentration <strong>und</strong><br />
Denkstörungen<br />
Schlafprobleme<br />
Unüblicher<br />
Schlafbedarf<br />
Erhöhtes<br />
Ruhebedürfnis<br />
Mangelnder Antrieb<br />
Traurigkeit <strong>und</strong><br />
Angst<br />
Formen der Fatigue<br />
Allgemeines<br />
Krankheitsgefühl<br />
Geistig<br />
(kognitiv)<br />
Körperlich<br />
(physisch)<br />
Gefühlsmäßig<br />
(emotional)<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 1_2<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Soziale <strong>und</strong> ökonomische Auswirkungen<br />
• Krebspatienten mit CRF nehmen deshalb oftmals<br />
nur eingeschränkt am sozialen Leben teil <strong>und</strong> sind oft nicht in der<br />
Lage, ihren Beruf weiter auszuüben (vgl. Bartsch et al. 2003, S. 52).<br />
Studie (Curt et al. 2000):<br />
Von 177 Patienten mit CRF waren 77% mind. 1 Tag krank,<br />
75% wechselten Arbeitsplatz/Aufgabe/berufliche Veränderung.<br />
• Auch pflegende Angehörige verringern oftmals ihre Arbeitszeit oder<br />
es erfolgt die Einstellung einer Haushaltshilfe (vgl. de Vries 2009, S. 176).<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Prävalenz der CRF<br />
Studien zur Prävalenz zeigen, dass die CRF ab<br />
Diagnosestellung in allen Phasen der Krebserkrankung, also<br />
während der Krebsbehandlung (vgl. Roscoe et al. 2002, S.<br />
330) <strong>und</strong> vor allem auch noch nach Abschluss der<br />
Krebstherapie (vgl. NCCN, 2010; Servaes et al. 2007, S.<br />
790f) auftreten kann.<br />
… Chronische Form!<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Prävalenz von Fatigue bei<br />
Brustkrebspatientinnen<br />
(Vgl. u. a. Bower et al. 2006, S. 751ff.)<br />
Bei Diagnosestellung<br />
2 von 10<br />
Während der<br />
Therapie 9 von 10<br />
Nach Abschluss<br />
der Therapie 3 von 10<br />
Patientin ohne Fatigue<br />
Patientin mit Fatigue<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Auswirkungen auf die gesellschaftliche Teilhabe<br />
Nachweisbar leiden etwa ein Drittel der<br />
Brustkrebspatientinnen unter der Chronifizierung<br />
der CRF (vgl. Minton et al. 2007, S. 5f), was<br />
zugleich bedeutet, dass diese Patientenklientel die<br />
Auswirkungen der CRF erst nach Abschluss der<br />
Krebstherapie <strong>und</strong> der Rehamaßnahmen, quasi im<br />
Alltag „zu Hause“, erlebt.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Ursachen: multidimensional<br />
Aktueller Forschungsstand:<br />
Sowohl physiologische als auch psychische bzw. psychosoziale<br />
Bedingungen spielen für die Entstehung der CRF eine Rolle (vgl.<br />
Deutsche Fatigue Gesellschaft 2006; NCCN, 2010; de Vries et al.<br />
2009, S. 171).<br />
• Während der akuten Krankheits- u. Behandlungsphase:<br />
körperliche Ursachen (v. a. Anämie, Auslöser: Erkrankung oder als<br />
Behandlungsfolge) (vgl. DKFZ 2008); Kachexie; zytokinbedingte<br />
Mechanismen<br />
• Nach Abschluss der Krebstherapie (chronische Phase):<br />
Ursache nicht mehr eindeutig bestimmbar, da Faktor der<br />
Krankheitsbewältigung hinzu komme (de Vries et al. 2009, S. 174, S. 181).<br />
Deutsche Fatigue Gesellschaft (2006): Es besteht großer<br />
Forschungsbedarf insbesondere über die chronischen Verläufe!<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Soziale <strong>und</strong> ökonomische Auswirkungen<br />
Noch keine Klassifikation:<br />
Die „tumorbedingte Fatigue“ ist noch nicht als eigene<br />
Krankheitsentität im ICD-10-Katalog sowie in der ICF definiert <strong>und</strong><br />
ihre Behandlung somit weder über die Kranken- noch über die<br />
Rentenversicherung abrechenbar.<br />
(Vgl. Deutsche Fatigue Gesellschaft 2008; de Vries et al. 2009, S. 170ff)<br />
• Keine vergütete Behandlung<br />
• Keine einheitliche Erfassung/Dokumentation des Krankheitsbildes<br />
• Kein Schutz vor sozialrechtlichen Konsequenzen: Anerkennung der<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Behandlung (1)<br />
Hohe Prävalenz, komplexe Ausbildung Krankheitsbild,<br />
negative Auswirkungen der Symptome auf Handlungsfähigkeit<br />
im Alltag <strong>und</strong> Lebensqualität machen Therapieangebot<br />
dringend erforderlich!<br />
Da der CRF ein multidimensionales Ursachengefüge zu Gr<strong>und</strong>e liegt,<br />
das gr<strong>und</strong>legend von der subjektiven Einschätzung der Patienten<br />
getragen wird, müssen Behandlungsansätze diesem Ansatz Rechnung<br />
tragen.<br />
Diagnostik:<br />
Über Fragebögen, uni- oder multidimensionale Verfahren:<br />
bspw. NCCN 2010: Fatigue-Scala; Glaus/Müller 2001: FAQ.<br />
(Vgl. de Vries et al. 2009, S. 170ff.).<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Behandlung (2)<br />
Die US-amerikanische Organisation zur Erstellung von evidenzbasierten<br />
Leitlinien, das National Comprehensive Cancer Network (NCCN, 2010),<br />
empfiehlt in ihrer Fatigue-Leitlinie neben medizinischen auch nichtmedizinische<br />
Interventionen zur Behandlung:<br />
• Psychosoziale Interventionen: Patienteninformation, -beratung, -schulung,<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen, Verhaltenstherapie etc. (hoher Evidenzgrad)<br />
• Steigerung der körperlichen Aktivität (körperliches Training) unter<br />
Beachtung von Kontraindikationen <strong>und</strong> Komorbiditäten (hoher<br />
Evidenzgrad)<br />
• Erholungstherapie (mittlerer Evidenzgrad)<br />
• Schlafhygiene (mittlerer Evidenzgrad)<br />
• Ernährungsberatung (mittlerer Evidenzgrad)<br />
• Die Therapieempfehlungen des NCCN umzusetzen, setzt eine erhöhte<br />
Patientenkompetenz (vgl. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt 2004, S. 950f) voraus.<br />
• Dementsprechend bietet sich als geeignete Interventionsform die<br />
Patientenschulung an.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Behandlung (3)<br />
Strukturierte Patientenschulungen haben sich bei<br />
vielen Erkrankungen sowohl als wirksame Maßnahmen zur<br />
Verbesserung klinischer Parameter als auch zur Steigerung<br />
der Lebensqualität von Patienten mit chronischen<br />
Erkrankungen erwiesen (vgl. SVR-KAG 2002, S. 72ff).<br />
• Mit strukturierten Programmen einschließlich<br />
Informationsvermittlung <strong>und</strong> Training von<br />
Bewältigungsmöglichkeiten, z.B.<br />
o Identifizierung <strong>und</strong> Aktivierung von individuellen Ressourcen<br />
o Stärkung des <strong>Selbsthilfe</strong>potenzials<br />
o Stärkung der Selbstwirksamkeit<br />
o Stärkung des Selbstpflegehandelns<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderungförderung:<br />
Ges<strong>und</strong>heits-<br />
Empowerment<br />
Empowerment
Behandlung (4)<br />
• In Deutschland gibt es bislang kein evidenzbasiertes<br />
strukturiertes Behandlungsangebot für die chronische CRF, das ihre<br />
gesamten Formen – psychische, emotionale <strong>und</strong> kognitive – mit einbezieht.<br />
• Im Rehabereich wird lediglich mit Einzelinterventionen <strong>und</strong> dabei<br />
vornehmlich zur körperlichen Aktivitätssteigerung gearbeitet (vgl. Zentrum<br />
Patientenschulung 2010, S. 55; de Vries et al. 2009, S. 178).<br />
Dies stellt nach internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
eine Versorgungslücke dar, denn eine Stärkung des<br />
Selbstpflegehandelns mittels moderatem Ausdauersport, Maßnahmen zur<br />
Tagesstrukturierung, Entspannungstechniken <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>em<br />
Schlafverhalten hat sich in Studien als wirksam gezeigt.<br />
Forscher der Uni Bremen entwickelten deshalb eine<br />
evidenzbasierte Patientenschulung für die chronische Form<br />
der CRF.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Institut für Public Health <strong>und</strong> Pflegeforschung,<br />
Zentrum für Klinische Psychologie <strong>und</strong> Rehabilitation,<br />
Universität Bremen<br />
FIBS-Studie: Ziele<br />
Fatigue individuell bewältigen – ein Selbstmanagementprogramm<br />
1. Entwicklung eines evidenzbasierten, strukturierten<br />
Schulungsprogramms für Krebs-Überlebende mit<br />
tumorbedingter Fatigue<br />
2. Prüfung der Wirksamkeit des Schulungsprogramms<br />
in Form einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT)<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Methoden (1): Entwicklung des<br />
Schulungsprogramms<br />
1. Intensive Literraturrecherche (Internationale Leitlinien,<br />
Übersichtsarbeiten, Einzelstudien, Expertenmeinungen)<br />
2. Entwicklung des Schulungsprogramms auf Gr<strong>und</strong>lage der<br />
Literatur <strong>und</strong> psychologischer Prinzipien von Patientenschulung<br />
3. Validierung des Programms durch eine interdisziplinäre<br />
Expertengruppe (Pflegefachkräfte, Onkologen, Psychologen,<br />
Physiotherapeuten, Sozialpädagogen, Patienten)<br />
4. Überarbeitung des Programms nach Hinweisen der Experten<br />
5. Schulung der Gruppenleiter/innen<br />
6. Pretest<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Methoden (2):<br />
Randomisierte kontrollierte Studie<br />
(mit Wartekontrollgruppe)<br />
t 0<br />
: Erhebung vor Intervention<br />
Für Studieneinschluss evaluierte Patienten<br />
Ausschluss<br />
Randomisierung ca. n=300<br />
Interventionsgruppe ca. n=150<br />
Wartekontrollgruppe ca. n=150<br />
FIBS<br />
t 1<br />
: Erhebung sofort nach Intervention<br />
t 2<br />
: Erhebung nach 6 Monaten<br />
Studienende<br />
FIBS<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Ergebnisse der Programmentwicklung<br />
Modularer Aufbau des Curriculums<br />
• Modul 0: Allgemeine Trainerhinweise<br />
• Modul 1: Einführung – Formen der Fatigue<br />
• Modul 2: Ursachen <strong>und</strong> Behandlung der Fatigue<br />
• Modul 3: Zeit- <strong>und</strong> Energiemanagement<br />
• Modul 4: Ges<strong>und</strong>er Schlaf <strong>und</strong> Genuss<br />
• Modul 5: Bewusster Umgang mit Gefühlen<br />
• Modul 6: Individuelle Alltagsgestaltung<br />
Module 1 bis 6 werden in 6 Sitzungen à 90 Minuten im Wochenabstand bearbeitet.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 1: Einführung – Formen der Fatigue<br />
• Sich kennen lernen.<br />
• Didaktisches Konzept, Ablauf <strong>und</strong> Ziele des Seminars.<br />
• Formen der tumorbedingten Fatigue<br />
• Eigene Symptomatik anhand der Erfahrungsberichte<br />
wiedererkennen.<br />
Formen der Fatigue<br />
Geistig<br />
(kognitiv)<br />
Körperlich<br />
(physisch)<br />
Gefühlsmäßig<br />
(emotional)<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 1_2<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 2: Ursachen <strong>und</strong> Behandlung der Fatigue<br />
• Häufigkeit <strong>und</strong> Ursachen von Fatigue<br />
• Behandlungsansätze<br />
• Stellenwert <strong>und</strong> die Möglichkeiten körperlicher Aktivitäten.<br />
• Körperliche Aktivitäten individuell planen <strong>und</strong> in den Alltag<br />
integrieren.<br />
Krebspatienten: Was beeinträchtigt sie am meisten?<br />
Fatigue<br />
51%<br />
Schmerz<br />
11%<br />
Übelkeit/Erbrechen<br />
alle 3 Symptome<br />
gleichermaßen<br />
5%<br />
5%<br />
keine<br />
17%<br />
Nicht sicher<br />
6%<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Anzahl der Patienten (%)<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 2_4<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 3: Zeit- <strong>und</strong> Energiemanagement<br />
• Tagesgestaltung optimieren<br />
• Den Tag bewusster <strong>und</strong> kräfteschonender planen.<br />
Das Energietagebuch - Beispiel<br />
Uhrzeit Tätigkeit Energieaufwand<br />
Erschöpfung<br />
Bemerkungen/<br />
Art der Erschöpfung<br />
7.30 Aufstehen, Duschen, etc. 6 4<br />
fühle mich<br />
niedergeschlagen<br />
8.45 Betten machen 4 8 körperlich<br />
10.15 Einkaufen gehen 8 7 körperlich<br />
11.00 Kurz hinlegen, ausruhen 2 8 entspannt<br />
12.30 Kochen , Mittag essen 6 5 körperlich<br />
14.00 Lesen, dann eingeschlafen 3 4<br />
Konnte mich nicht<br />
konzentrieren<br />
Die durchschnittliche L eistungskurve<br />
1. Leistungshoch<br />
2. Leistungshoch<br />
Mittagstief<br />
16:00 Mit Monika getroffen 7 9 Bin sehr müde, schlapp<br />
Bettfertig gemacht, ins Bett<br />
bin völlig fertig, traurig, weil<br />
19:30<br />
4 10<br />
gegangen<br />
ich nichts geschafft habe<br />
Ich habe mich heute x überfordert unterfordert Ich werde morgen mehr tun x weniger tun<br />
6 9 12 15 18 21 24 3 6<br />
Uhrzeit<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 1_3<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 3_10<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 4: Ges<strong>und</strong>er Schlaf <strong>und</strong> Genuss<br />
• Günstigen Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln.<br />
• Emotionen reflektieren <strong>und</strong> ihren Stellenwert bei Fatigue<br />
einschätzen.<br />
• Zusammenhang zwischen Emotionen <strong>und</strong> Verhalten<br />
• Strategien zur Beeinflussung negativer Emotionen <strong>und</strong><br />
Aktivierung positiver Emotionen.<br />
Der normale S chlaf<br />
NON REM<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
23:00<br />
0:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
St<strong>und</strong>en bzw. Uhrzeit ab „Licht aus“<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 4_2<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 5: Bewusster Umgang mit Gefühlen<br />
• Kognitive Strategien zur Beeinflussung negativer Emotionen<br />
<strong>und</strong> Aktivierung positiver Emotionen (A-B-C-Technik).<br />
• Imaginationsübung zur aktiven Entspannung (Innerer<br />
Garten).<br />
Der Z usammenhang zwischen Denken, F ühlen <strong>und</strong> Handeln<br />
Fühlen<br />
Denken<br />
Handeln<br />
FIBS Fatigue individuell bewältigen - Ein Selbstmanagementprogramm Folie 4_3<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Modul 6: Individuelle Alltagsgestaltung<br />
• Umsetzung <strong>und</strong> Verstetigung des Gelernten im Alltag.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
© Dr. Karl Reif, Universität Bremen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen des FIBS-Schulungskonzepts<br />
Ziele der Patientenschulung<br />
• Verbesserung des Wissens über Fatigue,<br />
• Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung,<br />
• Erhöhung der internen <strong>und</strong> extern-sozialen Kontrollüberzeugung,<br />
• Veränderung des Selbstpflegehandelns der Patienten hin zu einem<br />
ges<strong>und</strong>heitsförderlichen Lebensstil im Hinblick auf tumorbedingte<br />
Fatigue<br />
• Verbesserung in den Hauptzielkriterien Fatigue u. Lebensqualität<br />
• Verminderung von Angst <strong>und</strong> Depressivität.<br />
Prinzipien der Patientenschulung<br />
• Empowerment <strong>und</strong> Stärkung des Selbstmanagements der Pat.<br />
• Einbeziehung des Alltags <strong>und</strong> des sozialen Umfelds<br />
• Ressourcenorientierung<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Modul Bewegung<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Zusammenfassung:<br />
Wirkungen der FIBS-Schulung<br />
(Vgl. Reif et al. 2007)<br />
Die FIBS-Schulung soll Krebspatienten befähigen, den<br />
Anforderungen der Fatigue eigenverantwortlich <strong>und</strong> aktiv<br />
begegnen zu können. Die betroffenen Patienten werden<br />
darin in ihrem Selbstmanagement für ein besseres Coping<br />
mit den Auswirkungen der Fatigue geschult, um die<br />
selbständige Ausübung der Aktivitäten des täglichen Lebens<br />
sowie den konstruktiven Umgang mit Müdigkeit im Alltag zu<br />
ermöglichen <strong>und</strong> einer Frühberentung vorzubeugen.<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Literatur (1)<br />
• Bower, J.E./ Ganz, P.A./ Desmond, K.A./ Bernaards, C./ Rowland, J.H./ Meyerowitz, B.E. et al.<br />
(2006): Fatigue in longterm breast carcinoma survivors: A longitudinal investigation. In: Cancer,<br />
106, S. 751-758.<br />
• B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt (2004): Patientenkompetenz. Was müssen Patienten wissen <strong>und</strong> können?<br />
In: B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt, Ges<strong>und</strong>heitsforschung, Ges<strong>und</strong>heitsschutz, 2004, Vol. 47, S. 950-<br />
956.<br />
• Crow, Rosemary/ Glaus Agnes/ Hammond, Sean (1999) Müdigkeit/ Fatigue bei Ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bei<br />
krebskranken Menschen. Eine qualitative Analyse. In: Pflege, 1, S. 11-19.<br />
• Curt, G.A. & Johnston, P.G. (2003): Cancer fatigue: The way forward. In: Oncologist, 8, S. 27-30.<br />
• Deutsche Fatigue Gesellschaft (2006): http://www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de/ [Zugriff:<br />
17.03.2011].<br />
• Deutsche Rentenversicherung B<strong>und</strong> (DRV B<strong>und</strong>) (2008): Wege zu Leistungen zur medizinischen<br />
Rehabilitation – Rentenversicherungsträger. http://www.deutscherentenversicherungb<strong>und</strong>.de/nn_86048/SharedDocs/de/Inhalt/<br />
Zielgruppen/01__sozialmedizin__forschung/01__sozialmedizin/aerzteinfos__reha/antragsverfahre<br />
n.html [Zugriff: 27.03.2011].<br />
• Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (2006): Unterschätzte Spätfolgen von Brustkrebs.<br />
Fatigue beeinträchtigt Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen entscheidend. Pressemitteilung<br />
92. Arndt, V./ Stegmaier, C./ Ziegler, H./ Brenner H. (2006): A population-based study of the<br />
impact of specific symptoms on quality of life in women with breast cancer 1 year after diagnosis.<br />
Cancer, 2006, doi: 10.1002/cncr.22274.<br />
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2006/dkfz_pm_06_92.php [Zugriff:<br />
28.03.2011].<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Literatur (2)<br />
• Fleckinger, S. (2010): Transferbedingungen für die Implementierung des<br />
Patientenschulungsprogramms FIBS in die ges<strong>und</strong>heitliche Versorgung von Tumorpatienten.<br />
Bachelor-Arbeit. Universität Bremen, Fachbereich Human- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften,<br />
Studiengang B.A. Pflegewissenschaft.<br />
• Minton, O./ Stone, P. (2007): How common is fatigue in disease-free breast-cancer survivors? A<br />
systematic review of the literature. In: Breast Cancer Research and Treatment, 112, S. 5-13.<br />
• National Comprehensive Cancer Network (NCCN) (2010): Practice Guidelines in Oncology –<br />
v.1.2010. Cancer-Related Fatigue. http://www.nccn.org/<br />
professionals/physician_gls/PDF/fatigue.pdf [Zugriff: 28.03.2011].<br />
• Reif, K./ Vries, U. de/ Egger, N./ Petermann, F./ Görres, S. (2007): Entwicklung <strong>und</strong> Evaluation<br />
einer Patientenschulung bei tumorbedingter Fatigue. FIBS Langfassung. Stand 14.05.2007.<br />
http://www.public-health.uni-bremen.de/pages/projekte/projekte.php [Zugriff: 31.01.2009].<br />
• Paul, Bettina/ Schmidt-Semisch, Henning (2010): Risiko Ges<strong>und</strong>heit. Über Risiken <strong>und</strong><br />
Nebenwirkungen der Ges<strong>und</strong>heitsgesellschaft. Wiesbaden: VS-Verlag.<br />
• Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Ges<strong>und</strong>heitswesen (SVR-KAG) (2002):<br />
Bedarfsgerechtigkeit <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit. Band I. Zielbildung, Prävention, Nutzerorientierung<br />
<strong>und</strong> Partizipation. Gutachten 2000/2001. Baden-Baden: Nomos.<br />
• Servaes, P./ Verhagen, C./ Bleijenberg, G. (2002) Fatigue in cancer patient during and after<br />
treatment: prevalence, correlates and interventions. In: European Journal of Cancer, 38, S. 27-<br />
43.<br />
• Vries, U. de/ Reif, K./ Stuhldreher, N./ Petermann, F./ Görres, S. (2009): Tumorbedingte Fatigue.<br />
In: Zeitschrift für Ges<strong>und</strong>heitspsychologie, 17, S. 170-184.<br />
• Zentrum Patientenschulung (2010): Datenbank-Steckbrief. http://www.zentrumpatientenschulung.de/datenbank/steckbrief.php?schulungen_id=84<br />
[Zugriff: 27.03.2011]<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />
fleckinger@uni-bremen.de<br />
Eine Eine Frage von von mir mir noch an an Sie: Sie:<br />
Inwiefern können Ihrer Ansicht nach mit mit<br />
ges<strong>und</strong>heitsförderlichen Maßnahmen wie wie<br />
bei bei FIBS FIBS Menschen wieder am am<br />
gesellschaftlichen Leben teilhaben?<br />
Haben Sie Sie auch eine eine<br />
Frage? …<br />
Susanne Fleckinger ~ Pflegewissenschaftlerin (B.A.) ~ fleckinger@uni-bremen.de