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Direktorin Technisches Museum Wien Roman Rafreider: „Thema“

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PRIVAT gesundheit<br />

interview<br />

„Ab 35 sollte<br />

man einen Arzt<br />

konsultieren“<br />

Der Sportwissenschaftler<br />

Norbert Bachl im Gespräch.<br />

96 FORMAT 13 | 04<br />

Norbert Bachl,<br />

Vorstand des<br />

Instituts für<br />

Sportwissenschaft.<br />

FORMAT: Herr Professor, was<br />

ist denn objektiv gesünder: Laufen,<br />

Radeln, Nordic Walking<br />

oder Inlineskating?<br />

Bachl: Das kann man so nicht<br />

sagen. Jeder Ausdauersport<br />

stärkt das Herz-Kreislauf-System,<br />

aber prinzipiell ist jeder<br />

Mensch ein anderer Sporttyp.<br />

Welche Sportart die beste ist,<br />

muss individuell entschieden<br />

werden. Was für manche optimal<br />

ist, kann sich bei anderen<br />

negativ auswirken.<br />

FORMAT: Zum Beispiel?<br />

Bachl: Es macht schon allein<br />

einen Unterschied, ob sich<br />

ein Dreißigjähriger dazu entschließt,<br />

wieder Sport zu betreiben,<br />

oder ob ein übergewichtiger<br />

Mittfünfziger nach<br />

dreißig Jahren wieder etwas für<br />

sein Wohlbefinden tun möchte.<br />

FORMAT: Gibt es einen allgemein<br />

gültigen Ratschlag?<br />

Bachl: Welche Sportart man<br />

auch ausüben möchte, ab 35<br />

sollte ein Arzt konsultiert werden.<br />

Womöglich zeichnen sich<br />

körperliche Schäden ab, die<br />

man selbst noch nicht bemerkt,<br />

die ein Fachmann aber bereits<br />

erkennen kann. Bei Gelenksabnützung<br />

beispielsweise wäre<br />

Laufen ganz schlecht, Radfahren<br />

aber durchaus ratsam.<br />

FORMAT: Was empfehlen Sie<br />

denn Leuten, die viel Zeit sitzend<br />

im Büro verbringen?<br />

Bachl: Nordic Walking hat<br />

hier den Vorteil, dass es nicht<br />

nur das Herz-Kreislauf-System,<br />

sondern auch die oberen Extremitäten<br />

stärkt. Es entspannt!<br />

Sinn von Nordic ist. „Mittlerweile<br />

brauche ich mich nicht<br />

mehr zu konzentrieren. Wenn<br />

man einmal herausgefunden<br />

hat, wie man richtig walkt, ist<br />

es äußerst befreiend, und man<br />

merkt gar nicht, dass man<br />

80 Prozent der Muskulatur<br />

einsetzt“, so Pechlaner<br />

Andrea Dungl-Zauner, die<br />

Leiterin des Willi-Dungl-Biotrainingszentrums<br />

in Gars am<br />

Kamp, sieht in Nordic Walking<br />

den „idealen Einstiegssport<br />

nach einer längeren<br />

Bewegungspause und den gemütlichsten<br />

Zugang zu körperlicher<br />

Ertüchtigung“. Trotz<br />

aller Gemütlichkeit sei das<br />

Fitnesspotenzial beim Nordic<br />

Walking nicht zu unterschätzen.<br />

Dungl-Zauner: „Man kann<br />

sich steilere Gelände aussuchen<br />

und die Kraftanstrengung jederzeit<br />

steigern.“<br />

„Für Übergewichtige<br />

ist Radfahren<br />

geradezu ideal.“<br />

Die Beschaffenheit der<br />

Landschaft entscheidet auch<br />

darüber, ob und wie intensiv<br />

man sich beim Radeln verausgabt.<br />

Gabriele Zuna-Kratky<br />

„missbraucht“ ihren Drahtesel<br />

je nach Tagesverfassung:<br />

„Wenn ich relaxen und die<br />

Natur genießen möchte, bin<br />

ich gemächlich unterwegs –<br />

irgendwo in der Stadt oder<br />

rund um den Neusiedler See.<br />

Wenn ich nach einem anstrengenden<br />

Arbeitstag Aggressionen<br />

abbauen will, strample<br />

ich, was das Zeug hält, und<br />

jage mich selbst am Cobenzl<br />

die Hänge hoch.“<br />

Dabei baut die <strong>Direktorin</strong><br />

des Technischen <strong>Museum</strong>s in<br />

<strong>Wien</strong> allerdings nicht nur<br />

Aggressionen ab. „Schon bei<br />

einer Steigung von 20 Prozent<br />

verbrennt der Körper 400<br />

Kilokalorien pro halbe Stunde<br />

– das entspricht ungefähr dem<br />

Nährwert eines Schnitzels“,<br />

so Dungl-Zauner. Außerdem,<br />

ergänzt Sportwissenschaftler<br />

Norbert Bachl, sei Radfahren<br />

uneingeschränkt empfehlenswert:<br />

„Gerade für diejenigen,<br />

für die durch Übergewicht<br />

Nordic Walking<br />

Helmut Pechlaner: Direktor<br />

des Tiergartens Schönbrunn<br />

„Ein evolutionärer Schritt zum Vierbeiner, der Spaß<br />

macht.“ Als „Sportmuffel“ Helmut Pechlaner vor<br />

einem Jahr von einem Fitness-Coach zum Nordic<br />

Walking vergattert wurde, um seine Kondition zu<br />

trimmen, war er skeptisch. Heute ist er „süchtig“:<br />

„Ich bin dreimal pro Woche mit meinen Stockerln<br />

unterwegs. Stiegensteigen fällt mir jetzt leichter.“<br />

Vorteil: Der Bewegungsapparat wird durch den Stockeinsatz<br />

um 30 Prozent entlastet. Der Puls bleibt im<br />

grünen Bereich, die Fettverbrennung wird durch den<br />

Muskeleinsatz im Schulter-, Arm-, Bauch- und Beinbereich<br />

enorm angeheizt. 80 Prozent der Muskulatur<br />

werden trainiert.<br />

Nachteil: Die anfänglich schwer zu koordinierenden<br />

Bewegungen sehen nicht besonders elegant aus. Andere<br />

Ausdauersportarten sind auch in puncto Kalorienverbrauch<br />

effektiver: 4,2 kcal/Stunde und Kilogramm.<br />

oder Gelenksprobleme Laufen<br />

und Joggen nicht infrage<br />

kommen, ist Radfahren ideal.<br />

Man überanstrengt sich nicht<br />

und kann die Landschaft genießen.“<br />

Fit in die Arbeit – das Fahrrad<br />

als Transportmittel. Seitdem<br />

Zuna-Kratky ihre Leidenschaft<br />

für das Pedalrittern<br />

quasi institutionalisiert hat und<br />

vor dem Technischen <strong>Museum</strong><br />

Radständer hat anbringen lassen,<br />

kommen immer mehr<br />

Mitarbeiter auf zwei Rädern in<br />

die Arbeit. Offenbar ein gruppendynamischer<br />

und ökonomischer<br />

Input: „Die Leute sind<br />

in Form, fühlen sich wohl und<br />

gehen seltener in Krankenstand.“<br />

Im Gegensatz zum Fahrrad<br />

sind Rollerskates nur für<br />

FOTOS: LUKAS BECK (3), PRIVAT<br />

Radfahren<br />

Gabriele Zuna-Kratky: <strong>Direktorin</strong><br />

<strong>Technisches</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Wien</strong><br />

„Ich missbrauche mein Rad je nach Gemütsverfassung.“<br />

Gabriele Zuna-Kratky nutzt jede freie<br />

Minute, um ihrer großen Leidenschaft nachzugehen.<br />

Ihre längste Strecke war die Distanz <strong>Wien</strong>–Passau.<br />

Zuna-Kratky: „Als ich vom Rad stieg, hatte ich das<br />

Gefühl, einen Hintern wie ein Pavian zu haben. Aber:<br />

Mein Ziel erreicht zu haben hat alles wettgemacht.“<br />

Vorteil: Radfahren ist eine der wenigen Ausdauersportarten,<br />

die sich auch für Ältere und Übergewichtige<br />

eignen. Schon bei einer Steigung von 20 Prozent verbraucht<br />

man 7,5 kcal pro Stunde und Kilogramm<br />

Körpergewicht. Die Fettverbrennung dauert auch<br />

nach dem Radfahren noch mehrere Stunden an.<br />

Außerdem schwitzt man nicht so schnell.<br />

Nachteil: Oft muss das Rad transportiert werden. Ein<br />

gutes Fahrrad hat seinen Preis. Radfahren in der<br />

Stadt ist zudem risikoreich (Unfall, Diebstahl). Teures<br />

Equipment muss im Fachhandel gekauft werden.<br />

geübte Sportler alltagstauglich.<br />

„Inlineskating ist ein<br />

hoch koordinativer Sport mit<br />

hoher Verletzungsgefahr. Blutige<br />

Anfänger sind gut beraten,<br />

wenn sie einen Kurs<br />

absolvieren und richtig bremsen<br />

lernen“, erklärt Sportwissenschaftler<br />

Bachl.<br />

ORF-Moderator <strong>Roman</strong><br />

<strong>Rafreider</strong> (<strong>„Thema“</strong>) kann es<br />

sich erlauben, „wild und lei-<br />

denschaftlich durch die Stadt<br />

zu kurven“. Sein bevorzugtes<br />

Skate-Mekka in <strong>Wien</strong>: die<br />

Donauinsel. Seine blitzblauen<br />

Rollerblades führt der Vorarlberger<br />

dennoch nur hin und<br />

wieder aus – „zum Spaß oder<br />

als Ausgleich, wenn ich gerade<br />

einmal keine Lust habe,<br />

Taekwondo trainieren zu<br />

gehen“. Den Trendsport betreibt<br />

der Beau „nicht deshalb,<br />

Inlineskating<br />

<strong>Roman</strong> <strong>Rafreider</strong>: <strong>„Thema“</strong>-<br />

Moderator im ORF<br />

„Mir geht es um Spaß und das Vorwärtskommen in<br />

der Stadt.“ <strong>Roman</strong> <strong>Rafreider</strong> skatet seit seiner Jugend.<br />

Sein Skate-Mekka: die <strong>Wien</strong>er Donauinsel und der<br />

New Yorker Central Park. <strong>Rafreider</strong>: „Fremde Städte<br />

erkunde ich immer auf den Rollerblades. Damit<br />

komme ich überall schnell hin.“<br />

Vorteil: Bein- und Gesäßmuskeln werden gestrafft. Bei<br />

Frauen, die an Cellulite leiden, verschönert sich das<br />

Hautbild. Pro Kilo und Stunde verbrennt man 7 kcal.<br />

Nachteil: Inlineskating ist nichts für Sportmuffel,<br />

Schwangere und Übergewichtige. Um die Balance<br />

halten zu können, ist es von Vorteil, artverwandte<br />

Sportarten (Eislaufen, Rollschuhfahren) zu beherrschen.<br />

Anfänger sollten Sturztechniken und Bremsen<br />

erlernen. Sturzhelm nicht vergessen!<br />

um am Bildschirm gut auszusehen“.<br />

Damit hat <strong>Rafreider</strong> allen,<br />

die hoffen, mit Ausdauersportarten<br />

wie Laufen, Radfahren,<br />

Nordic Walking und Inlineskating<br />

ihre Figur in Form<br />

bringen zu können, etwas voraus:<br />

die Erkenntnis, dass einzig<br />

Sport in Kombination mit<br />

gezieltem Konditions- und<br />

Krafttraining zu wirklicher<br />

Fitness führt – und damit<br />

automatisch zu einem ansprechenden<br />

Äußeren. „Laufen<br />

allein“, erklärt Fitnessunternehmer<br />

Christian Beer, „hält<br />

nur Leute fit, die von Natur<br />

aus über eine athletische Statur<br />

verfügen. Alle anderen<br />

trainieren sich höchstens ein<br />

paar Muskeln an.“<br />

– PETRA KLIKOVITS,<br />

THOMAS WEBER<br />

13 | 04 FORMAT 97

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