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Das Personalmanagement und die Dienstleistungserbringung im ...

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Ruhr-Universität-Bochum<br />

Fakultät für Sozialwissenschaften<br />

WiSe 2009/2010<br />

Seminar: Erk<strong>und</strong>ungen <strong>im</strong> Berufsfeld personenbezogener Dienstleistungen<br />

Dozent: Prof. Dr. Hans Georg Tegethoff<br />

<strong>Das</strong> <strong>Personalmanagement</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Dienstleistungserbringung</strong> <strong>im</strong> Call Center<br />

Ewa Lutomirska<br />

2 Fach Bachelor: Me<strong>die</strong>nwissenschaft/<br />

Kultur, Individuum, Gesellschaft<br />

E-Mail: Ewa.Lutomirska@rub.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung S. 3<br />

2. Die Funktionen eines Call Centers S. 3<br />

2.1 <strong>Das</strong> Konzept S. 3<br />

2.2 Die Aufgaben <strong>und</strong> Ziele S. 4<br />

3. <strong>Das</strong> <strong>Personalmanagement</strong> in einem Call Center S. 5<br />

3.1 Die Personalauswahl <strong>und</strong> Einstellungskriterien S. 5<br />

3.2 Die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter S. 7<br />

3.3 Die Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeiter S. 8<br />

4. Der Prozess der <strong>Dienstleistungserbringung</strong> in einem Call Center S. 9<br />

4.1 Die Zufriedenstellung des K<strong>und</strong>en S. 9<br />

4.2 Die Marketingstrategien S. 11<br />

5. Die Emotionsarbeit der Call Center-Mitarbeitern S. 12<br />

5.1 Die Besonderheiten der Emotionsarbeit S. 12<br />

5.2 Der Umgang mit herausfordernden K<strong>und</strong>en S. 14<br />

6. Fazit S. 15<br />

7. Literaturverzeichnis S. 16<br />

8. Ehrenwörtliche Erklärung S. 18<br />

2


1. Einleitung<br />

Es ist ein Wandel in der Wirtschaft zu verzeichnen, bei dem der K<strong>und</strong>e <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

der Unternehmensstrategie steht. Auch in deutschen Unternehmen gewinnt<br />

<strong>die</strong> K<strong>und</strong>enorientierung an Bedeutung. Dies ist jedoch mit Kosten verb<strong>und</strong>en, <strong>die</strong><br />

von den Unternehmen gerne getragen werden. Denn der Wettbewerb auf dem<br />

Markt erfordert einen starken K<strong>und</strong>enbezug. Nur so kann eine Gewinnopt<strong>im</strong>ierung<br />

erreicht werden.<br />

<strong>Das</strong> Konzept eines Call Centers scheint hier <strong>die</strong> Lösung zu sein. Der K<strong>und</strong>endialog<br />

am Telefon ist eine Chance für das Unternehmen, direkten Kontakt zu den<br />

Abnehmern zu pflegen. Der professionelle Telefonservice <strong>im</strong> Call Center bietet<br />

dabei <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Zufriedenstellung des K<strong>und</strong>en zu gewährleisten <strong>und</strong><br />

mehr über ihn zu erfahren.<br />

Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem <strong>Personalmanagement</strong> <strong>und</strong> dem<br />

Prozess der <strong>Dienstleistungserbringung</strong> der Call Center. Im zweiten Kapitel werden<br />

zuallererst dessen Konzept, Aufgaben <strong>und</strong> Ziele definiert. <strong>Das</strong> anschließende Kapitel<br />

beschäftigt sich mit den Beschäftigungsverhältnissen, der Personalrekrutierung,<br />

den Aufgabenbereichen der jeweiligen Mitarbeiterprofile <strong>und</strong> somit mit dem<br />

gesamten <strong>Personalmanagement</strong> innerhalb eines Call Centers. Im vierten Kapitel<br />

wird der Prozess der <strong>Dienstleistungserbringung</strong> erläutert <strong>und</strong> <strong>die</strong> Marketingstrategien<br />

der Unternehmensart vorgestellt. Abschließend wird in Kapitel fünf der<br />

sozialpsychologische Aspekt der Call Center-Arbeit analysiert, der mit Hilfe der<br />

Emotionsarbeit <strong>die</strong> effiziente Unternehmensführung unterstützt.<br />

2. Die Funktionen eines Call Centers<br />

2.1 <strong>Das</strong> Konzept<br />

Der Begriff Call Center kommt aus den USA <strong>und</strong> ist seit Mitte der 90er Jahre ein<br />

fester Bestandteil der K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong> des Telefonmarketings in<br />

deutschen Unternehmen. Er wird als Synonym für den telefonischen<br />

K<strong>und</strong>enservice verwendet <strong>und</strong> als „Instrument zur Organisation der K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong><br />

Marktkommunikation mit Mitteln der Telekommunikation“ (Klocke, v.<br />

Reichenbach 1996, S. 33) definiert.<br />

3


Unter einem Call Center versteht man hierbei eine selbstständige Organisation<br />

oder Unternehmensabteilung, <strong>die</strong> mit Hilfe eines Servicedialogs <strong>die</strong> Kommunikation<br />

zwischen K<strong>und</strong>en, Unternehmen, Lieferanten <strong>und</strong> Interessenten ermöglicht.<br />

Es stellt <strong>die</strong> zentrale Schnittstelle zwischen dem Unternehmen <strong>und</strong> einem K<strong>und</strong>en<br />

bzw. Lieferanten dar <strong>und</strong> ist somit von großer Bedeutung für k<strong>und</strong>enorientierte<br />

Firmen. Die Inhouse Call Center arbeiten in der Regel für das eigene Unternehmen,<br />

während <strong>die</strong> Telefonmarketing-Agenturen ihre Telefon<strong>die</strong>nste verschiedenen<br />

Auftraggebern anbieten (vgl. Thieme, Steffen 1999, S. 38).<br />

Die Aufgabe der Call Center Mitarbeiter ist es, <strong>die</strong> Anfragen von K<strong>und</strong>en, Interessenten<br />

<strong>und</strong> Lieferanten möglichst effizient zu klären <strong>und</strong> zu organisieren. Im Hinblick<br />

auf <strong>die</strong> Unternehmens- <strong>und</strong> Marketingziele soll ein serviceorientierter Dialog<br />

durchgeführt werden. Wesentlich für <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit ist hierbei, dass<br />

<strong>die</strong> Anrufe möglichst schnell entgegengenommen <strong>und</strong> kompetent beantwortet<br />

werden können.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> der Call Center-Arbeit steht das Telefon als Kommunikationsmittel,<br />

das <strong>die</strong> Visitenkarte des Unternehmens darstellt. Per Telefon wird der erste<br />

Kontakt mit dem K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> damit der erste Eindruck hergestellt, der das Unternehmen<br />

in der Öffentlichkeit repräsentiert. Auf <strong>die</strong>se Weise entwickelte sich das<br />

Telefon zum effektivsten <strong>und</strong> effizientesten Kontaktinstrument in der Wirtschaft<br />

(vgl. Berger, Rinner 2008, S. 28-29). Ergänzend zum Telefon kann der Kontakt<br />

mit dem K<strong>und</strong>en auch per Fax, Internet <strong>und</strong> E-Mail gepflegt werden.<br />

Des Weiteren basiert ein Call Center auf einem motivierten <strong>und</strong> kommunikativen<br />

Personal, das für <strong>die</strong> fre<strong>und</strong>liche Interaktion mit den Anrufern zuständig ist. Hierbei<br />

ist ein stark k<strong>und</strong>enorientiertes Verhalten der Mitarbeiter von Bedeutung.<br />

2.2 Die Aufgaben <strong>und</strong> Ziele<br />

Zu den Hauptaufgaben eines Call Centers gehört <strong>die</strong> telefonische Auskunft <strong>und</strong><br />

Betreuung des K<strong>und</strong>en oder Interessenten. Dabei handelt es sich um Informationen<br />

zu den Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmen. Viele Firmen richten<br />

schon vor der Einführung eines neuen Produktes eigene Info-Hotlines ein, <strong>die</strong><br />

durch <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enorientierung zum Erfolg der Werbemaßnahmen verhelfen sollen.<br />

Ein weiterer wichtiger Bereich der Call Center-Arbeit ist das Beschwerdemanagement.<br />

Um den K<strong>und</strong>en nicht zu verlieren, ermöglicht man mit Hilfe eines Call<br />

4


Centers eine Anlaufstelle für Kritik <strong>und</strong> damit Verarbeitung einer negativen Erfahrung<br />

des K<strong>und</strong>en (vgl. Wiencke 1997, S. 15-17). Der schnelle <strong>und</strong> unkomplizierte<br />

K<strong>und</strong>enkontakt am Telefon sorgt für mehr Zufriedenheit des K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> für den<br />

Informationsgewinn des Unternehmens.<br />

Die Auftrags- <strong>und</strong> Bestellaufnahme des Call Centers dagegen sorgt nicht nur für<br />

Informationsaustausch zwischen dem K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dem Unternehmen, sondern ersetzt<br />

das herkömmliche Filialnetz, wickelt alle Transaktionen ab, schließt Verträge,<br />

tätigt Überweisungen <strong>und</strong> stellt somit eine umfassende telefonische Servicezentrale<br />

dar. Auch als Reservierungszentrale oder als Ticket-Service kann das Call<br />

Center zur Standardisierung <strong>und</strong> Kostensenkung in der Tourismusbranche <strong>die</strong>nen.<br />

Des Weiteren bietet ein Call Center in Form eines Notfall- oder Support-Service<br />

eine wesentliche Anlaufstelle für hilflose K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> trägt somit oft zu Aufbesserung<br />

des gesamten Images eines Unternehmens bei (vgl. Wiencke 1997, S. 20).<br />

Auch in der Marktforschung spielen Call Center eine entscheidende Rolle. Im telefonischen<br />

Dialog können wesentliche Daten <strong>und</strong> Merkmale eines K<strong>und</strong>en ermittelt<br />

werden, was <strong>die</strong> Weiterentwicklung eines Produktes <strong>und</strong> der entsprechenden<br />

Managementstrategie, wie auch <strong>die</strong> Recherche der best<strong>im</strong>mten Zielgruppen unterstützt.<br />

3. <strong>Das</strong> <strong>Personalmanagement</strong> in einem Call Center<br />

3.1 Die Personalauswahl <strong>und</strong> Einstellungskriterien<br />

Die Personalrekrutierung eines Call Centers erfolgt meist über eine Stellenanzeige<br />

bei der Agentur für Arbeit, das Internet, <strong>die</strong> Tageszeitung oder kostenfreie Anzeigezeitungen,<br />

beispielsweise den „Stadtspiegel“.<br />

<strong>Das</strong> Anforderungsprofil eines angehenden Call Center-Agenten, der für den Dialog<br />

mit den K<strong>und</strong>en verantwortlich ist, lässt sich in fachliche, soziale <strong>und</strong> kommunikative<br />

Kompetenzen aufteilen. Zu den fachlichen Kompetenzen eines Agenten<br />

gehören Kenntnisse über Produkte, Abläufe <strong>und</strong> Serviceleistungen des Vertriebs,<br />

K<strong>und</strong>enbedürfnisse, wie auch Kenntnisse über <strong>die</strong> Wettbewerbssituation am<br />

Markt. Die sozialen Kompetenzen umfassen <strong>die</strong> Fähigkeit des aktiven Zuhörens,<br />

sprachliche Gewandtheit <strong>und</strong> deutliche Aussprache. Die kommunikative Kompetenz<br />

äußerst sich schließlich in der Teamfähigkeit eines potenziellen Agenten <strong>und</strong><br />

5


seiner Bereitschaft, sich in <strong>die</strong> Interessenten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en am Telefon hineinversetzen<br />

zu können (vgl. Köpf 1998, S. 77-78). Ein weiterer ausschlaggebender<br />

Merkmal eines Agenten ist seine Motivation, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Umsetzung der vorgegeben<br />

Zielen <strong>und</strong> Normen des Unternehmen stark beeinflusst.<br />

Die Auswahl eines Call Center-Mitarbeiters erfolgt oft durch ein erstes Telefongespräch<br />

mit dem Bewerber. Auf <strong>die</strong>se Weise können schon sehr früh <strong>die</strong> Farbe der<br />

St<strong>im</strong>me, eventuelle Dialektfärbung, Gelassenheit, das Reaktionsvermögen wie<br />

auch Eloquenz beobachtet <strong>und</strong> beurteilt werden (vgl. Greff, Kruse 1999, S. 104).<br />

Denn obwohl <strong>im</strong> Call Center regelmäßig <strong>die</strong> gleichen Aufgaben anfallen <strong>und</strong> Vieles<br />

zur Routine wird, sind <strong>die</strong> Ansprüche an <strong>die</strong> Mitarbeiter recht hoch. Die Kompetenz<br />

<strong>im</strong> Umgang mit Kritik, k<strong>und</strong>enorientiertes Beantworten diverser Fragen<br />

wie auch sichere Argumentation stehen dabei <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die nötigen Fähigkeiten sind hierbei von größerer Bedeutung als ein best<strong>im</strong>mter<br />

Bildungsgrad. Um sich auf <strong>die</strong> neuen Aufgaben einstellen zu können, werden bei<br />

der Personalauswahl Lernfähigkeit, Flexibilität <strong>und</strong> <strong>die</strong> nötige Motivation für den<br />

Job gefordert. Zusätzlich werden <strong>die</strong> Fähigkeiten der Problembewältigung, des<br />

Tippens am Computer <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kenntnisse der deutschen Sprache vorausgesetzt.<br />

Insgesamt umfasst das Anforderungsprofil eines Call Center-Agenten Fach-,<br />

Technik-, Sozial- <strong>und</strong> Selbstkompetenzen (vgl. Thieme, Steffen 1999. S. 110-111).<br />

Nach dem erfolgreich absolvierten Bewerbungsgespräch am Telefon werden deshalb<br />

oft weitere Einstellungstests vorgenommen. Dazu gehören Verkaufseignungs-<br />

-, Computerkenntnis- oder K<strong>und</strong>en<strong>die</strong>nsteignungstests. Der zukünftige Joberfolg<br />

in einem Call Center lässt sich nämlich kaum anhand eines Lebenslaufs oder der<br />

Referenzüberprüfung beurteilen, wobei <strong>die</strong>se <strong>im</strong> Zusammenhang mit Berufserfahrungen<br />

in der Dienstleistungsbranche von Vorteil sein können (vgl. Bergevin<br />

2007, S.225-226). Im Bezug auf <strong>die</strong> Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung ist <strong>die</strong> Fertigstellung<br />

der jeweiligen Abschlüsse von Bedeutung, <strong>die</strong> auf den Ehrgeiz <strong>und</strong> das<br />

Pflichtbewusstsein den Anwärter schließen lässt. Weniger wichtig bei der Personalauswahl<br />

ist das Alter des Bewerbers oder seine konkrete Berufsausbildung. Besonders<br />

günstig zeigen sich hier jedoch Abschlüsse zum Kaufmann/-frau für Dialogmarketing<br />

oder Bürokommunikation.<br />

Dies gilt jedoch fast ausschließlich für <strong>die</strong> Call Center-Agenten. Für <strong>die</strong> Call Center-Manager<br />

<strong>und</strong> Abteilungsleiter, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Führungskräfte in einem Call Center<br />

darstellen, ist eine berufsorientierte (Hochschul-) Ausbildung durchaus von Vor-<br />

6


teil. Die hierbei erforderlichen Fähigkeiten umfassen analytisches Denkvermögen,<br />

Teamorientierung, Durchsetzungs- <strong>und</strong> Entscheidungsvermögen, Belastbarkeit<br />

<strong>und</strong> Organisationstalent (vgl. Bergevin 2007, S. 73).<br />

Zu den möglichen Tätigkeitsfeldern für Sozialwissenschaftler gehört <strong>die</strong> Entwicklung<br />

neuer Organisations-, Personalentwicklungs- <strong>und</strong> Trainingsstrategien. Des<br />

Weiteren können <strong>die</strong> Absolventen Marketingkampagnen eines Call Centers entwickeln,<br />

Interviewtechniken ausarbeiten oder Leitungspositionen besetzen (vgl.<br />

Walkenhorst 2009, S. 10).<br />

Insgesamt wird <strong>die</strong> Rekrutierung des geeigneten Call Center-Personals zunehmend<br />

vom schlechten Image der Branche beeinträchtigt. Dabei wird vor allem das<br />

schlechte Arbeitskl<strong>im</strong>a <strong>und</strong> <strong>die</strong> niedrige Bezahlung der Mitarbeiter thematisiert<br />

(vgl. Walkenhorst 2009, S. 7).<br />

3.2 Die Aufgabenbereiche der Mitarbeiter<br />

Die Call Center-Agenten nehmen „K<strong>und</strong>enwünsche, Anfragen <strong>und</strong> Reservierungen<br />

entgegen, erteilen Auskünfte <strong>und</strong> geben Produktinformationen“ (Thieme,<br />

Steffen 1999. S. 108). Zusätzlich bearbeiten sie <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

Probleme <strong>und</strong> Reklamationen. Oftmals bieten sie den K<strong>und</strong>en auch<br />

Zusatzverkäufe an <strong>und</strong> offerieren Angebote, was ganz <strong>im</strong> Sinne der Effizienz der<br />

Call Center liegt. Bei Marktforschungsstu<strong>die</strong>n sind <strong>die</strong> Call Center-Agenten für<br />

<strong>die</strong> Erfassung von Informationen zuständig.<br />

Zu den weiteren möglichen Aufgabenbereichen eines Call Center-Mitarbeiter gehört<br />

<strong>die</strong> Auftragsabwicklung <strong>und</strong> Eingabe von K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Produktdaten in Datenbanken,<br />

allgemeine Korrespondenz, aktives Verkaufen am Telefon <strong>und</strong> Terminvereinbarungen.<br />

Der Ablauf des Telefongesprächs eines Agenten ist stark standardisiert<br />

<strong>und</strong> mit einer Sachbearbeitung der vorhandenen Daten am Computer verb<strong>und</strong>en.<br />

Trotz des eingeschränkten Spielraumes sind <strong>die</strong> Agenten insofern von<br />

großer Bedeutung, als dass sie <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enerfahrungen mit einer best<strong>im</strong>mten Firma<br />

positiv oder negativ gestalten (vgl. Bergevin 2007, S. 82).<br />

Außerdem umfasst der Aufwand der Call Center- Agenten, wie auch der Call Center-Manager,<br />

neben der Gr<strong>und</strong>ausbildung zu Anfang der Einstellung weitere Mitarbeiterschulungen<br />

<strong>im</strong> Laufe der Zusammenarbeit. Auf <strong>die</strong>se Weise soll eine stete<br />

Effizienzverbesserung, Qualitätssicherung <strong>und</strong> der Bezug zu heterogenen Kun-<br />

7


dentypen gewährleistet werden (vgl. Wiencke, Koke 1997, S. 87-90).<br />

3.3 Die Beschäftigungsverhältnisse der Mitarbeiter<br />

Die Vielzahl der Call Center-Agenten verfügen über keine Vollzeiteinstellung,<br />

was mit der hohen Arbeitsintensität zusammenhängen mag. Es ist kaum möglich,<br />

acht St<strong>und</strong>en am Tag zu telefonieren <strong>und</strong> dabei zu jeder Zeit gleich effizient zu arbeiten.<br />

Geläufiger ist hierbei <strong>die</strong> geringfügige Beschäftigung der Aushilfen auf<br />

400 Euro Basis, Teilzeitveträge mit 16-25 St<strong>und</strong>en <strong>die</strong> Woche wie auch Honorarverträge,<br />

<strong>die</strong> auf der selbstständigen Tätigkeit basieren (vgl. Köpf 1998, S. 83-85).<br />

Die niedrige St<strong>und</strong>enanzahl der Beschäftigten ist vor allem für den Wiedereinstieg<br />

in den Beruf, beispielsweise für junge Mütter nach der Elternzeit, von Vorteil.<br />

Die Call Center-Manager verfügen dagegen nahezu ausschließlich über Vollzeitverträge.<br />

Dazu gehören <strong>die</strong> Team- <strong>und</strong> Projektleiter wie auch EDV (Elektronische<br />

Datenverarbeitung) -Techniker <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leitung des gesamten Call Centers (vgl.<br />

Walkenhorst 2009, S. 3).<br />

Die Art <strong>und</strong> Höhe der Entlohnung der Call Center-Mitarbeiter variiert je nach<br />

Qualifikation, Erfahrung, Firmenzugehörigkeit <strong>und</strong> Aufgabenbereich. Die Agenten,<br />

<strong>die</strong> ausschließlich für das Entgegennehmen von Anrufen <strong>und</strong> Informationsausgabe<br />

an <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en zuständig sind, erhalten durchschnittlich etwa 16.000-<br />

25.000 Euro Bruttojahreslohn. In Verbindung mit aktivem Verkauf oder Vertrieb<br />

am Telefon steigt <strong>die</strong>ser auf bis zu 20.800- 33.200 Euro (vgl. Walkenhorst 2009,<br />

S. 4).<br />

Ergänzend dazu bieten manche Call Center für ihr <strong>im</strong> Verkauf aktives Telefonpersonal<br />

eine Jahres- oder Monatsprämie, „<strong>die</strong> von der Anzahl der am Tag durchgeführten<br />

durchschnittlich hereingeholten Aufträge abhängt“ (Köpf 1998, S. 82).<br />

Die Gehaltsstufe der EDV- Spezialisten <strong>und</strong> Telefontechniker liegt mit durchschnittlichem<br />

Bruttojahreseinkommen von 33.887-35.805 deutlich über dem der<br />

Agenten <strong>und</strong> hängt mit einer speziellen Ausbildung des technischen Personals zusammen.<br />

Die Teamleiter in Call Centern, <strong>die</strong> über eine Führungsverantwortung verfügen,<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter anleiten <strong>und</strong> meist über eine entsprechende Lehre oder einen Abschluss<br />

an einer Fachhochschule besitzen, ver<strong>die</strong>nen durchschnittlich zwischen<br />

34.207 <strong>und</strong> 41.879 Euro Bruttojahreslohn. Weitere Steigerung des Gehalts <strong>im</strong> Be-<br />

8


eich der Führungskräfte stellen <strong>die</strong> Projektleiter <strong>und</strong> Qualitätssicherungsmanager<br />

mit fachlicher, jedoch nicht operativer, Entscheidungskompetenz dar. Sie erhalten<br />

durchschnittlich 43.478-56.777 Euro Bruttojahreslohn (vgl. Walkenhorst 2009, S.<br />

5).<br />

An der Spitze der Call Center-Ver<strong>die</strong>ner stehen <strong>die</strong> höheren Führungskräfte, wie<br />

Call Center-Manager oder Mitglieder der Geschäftsleitung, <strong>die</strong> über operative<br />

Entscheidungskompetenzen verfügen <strong>und</strong> andere Führungskräfte anleiten. Dabei<br />

handelt es sich um Hochschulabgänger, <strong>die</strong> einen durchschnittlichen Bruttojahreslohn<br />

von 58.503-68.414 erhalten (vgl. Walkenhorst 2009, S. 6).<br />

Bezüglich der sozialen Leistungen der Call Center verfügen <strong>die</strong>se aufgr<strong>und</strong> der<br />

überwiegend in Teilzeit- <strong>und</strong> Aushilfsbereichen beschäftigten Mitarbeiter nur beschränkt<br />

über Betriebskindergärten. Vor allem in kleineren Betrieben ist <strong>die</strong>s entweder<br />

nicht möglich oder durch <strong>die</strong> flexiblen Arbeitszeiten nicht nötig (vgl. Walkenhorst<br />

2009, S. 11). Die Mutterschutzgesetze, <strong>die</strong> zu den arbeitsrechtlichen<br />

Rahmenbedingungen gehören, werden auch in Call Centern verfolgt <strong>und</strong> bieten<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit eines Mutterschaftsurlaubs mit anschließender Einarbeitung <strong>und</strong><br />

Schulung des Mitarbeiters hinsichtlich aktueller Richtlinien (vgl. Köpf 1998, S.<br />

102). Auch <strong>die</strong> Einstellung Körperbehinderter ist in den meisten Call Centern<br />

möglich <strong>und</strong> wird mit Hilfe speziell angefertigter Arbeitsplätze <strong>und</strong> weiteren<br />

Hilfsmittel umgesetzt.<br />

4. Der Prozess der <strong>Dienstleistungserbringung</strong> in einem Call Center<br />

4.1 Die Zufriedenstellung des K<strong>und</strong>en<br />

Die wesentlichen Aspekte eines funktionierenden Call Centers sind eine starke<br />

Unternehmungskultur, in der <strong>die</strong> Mitarbeiter über gemeinsame Werte <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

verfügen, ein gewünschtes Firmenziel vor Augen haben <strong>und</strong> dadurch<br />

einen gemeinsamen Rahmen für ihre Arbeit bilden. Dazu gehört neben der Effizienz<br />

<strong>und</strong> Gewinnerzielung hauptsächlich <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit. Eben<strong>die</strong>se sorgt<br />

für langfristige Umsätze, verhilft zur K<strong>und</strong>entreue <strong>und</strong> erleichtert <strong>die</strong> Arbeit <strong>im</strong><br />

Call Center.<br />

Ein Call Center ist in erster Linie darauf bedacht, alle notwendigen Informationen<br />

über <strong>die</strong> Produkte eines Unternehmens an den K<strong>und</strong>en auszuliefern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en-<br />

9


fragen zu beantworten. K<strong>und</strong>enunzufriedenheit führt hierbei zu Ineffizienz, insofern<br />

<strong>die</strong> Dienstleistung in Form eines erfolgreichen Telefongesprächs nicht gewährleistet<br />

werden kann (vgl. Bergevin 2007, S. 39-40). Von Vorteil ist dabei eine<br />

Identifizierung des Call Center- Mitarbeiters mit dem Unternehmen des Auftraggebers.<br />

Um eine zufriedenstellende Dienstleistung an den K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit auch an den<br />

Auftraggeber zu gestalten, braucht es <strong>im</strong> Bereich des Call Center- Managements<br />

klare Richtlinien. Dazu gehört eine individuelle Be<strong>die</strong>nung des K<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> an<br />

seinem Bedarf orientiert ist. Um <strong>die</strong>se bieten zu können, sind Kenntnisse über <strong>die</strong><br />

einzelnen Zielgruppen, wie auch Hintergründe über <strong>die</strong> jeweiligen Gruppen, erforderlich.<br />

Die Weiterbildung des Personals, <strong>die</strong> Aktualisierung des vorhandenen<br />

Wissens <strong>und</strong> <strong>die</strong> Objektivierung der subjektiven Eindrücke <strong>die</strong>nen dazu, <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit<br />

zu gewährleisten (vgl. Walkenhorst 2009, S. 15-17).<br />

Um <strong>die</strong> Bindung des K<strong>und</strong>en an ein Unternehmen zu stärken bietet es sich an,<br />

einen vertrauenswürdigen <strong>und</strong> zuverlässigen Eindruck bei dem K<strong>und</strong>en zu hinterlassen.<br />

Dazu gehört <strong>die</strong> umgehende Verfügbarkeit eines Ansprechpartners <strong>im</strong> Call<br />

Center. <strong>Das</strong> Servicelevel stellt dabei ein Messinstrument dar, das <strong>die</strong> Erreichbarkeit<br />

eines Agenten berechnen soll. Je kürzer <strong>die</strong> Wartezeit des Anrufers in der Leitung<br />

ist, desto erfolgreicher der Dialog mit den K<strong>und</strong>en (vgl. Thieme, Steffen<br />

1999, S. 144).<br />

Zu den weiteren wichtigen Funktionen einer erfolgreichen K<strong>und</strong>enbetreuung gehört<br />

<strong>die</strong> Abrufbarkeit der K<strong>und</strong>eninformationen <strong>und</strong>, falls vorhanden, der K<strong>und</strong>enhistorie.<br />

Um einen persönlichen Eindruck herstellen zu können, sind <strong>die</strong> Hintergründe<br />

der bereits geführten Gespräche von großer Bedeutung. Auch <strong>die</strong> Einhaltung<br />

der vom K<strong>und</strong>en bevorzugten Kommunikationsart kann <strong>die</strong> subjektive Zufriedenstellung<br />

beeinflussen. Zur Dialogunterstützung mit dem K<strong>und</strong>en werden<br />

den Call Center- Mitarbeitern elektronische Skripte bereitgestellt. Mit Hilfe der<br />

Leitfäden sollen auch in stressigen Situationen <strong>die</strong> Zielsetzungen des Unternehmens<br />

eingehalten werden können (vgl. Wiencke, Koke 1997, S. 126-127). Sie sollen<br />

den max<strong>im</strong>alen Nutzen aus einem Telefongespräch hervorholen, dem Agenten<br />

den Ablauf des Gesprächs erleichtern <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verbindungszeit reduzieren.<br />

<strong>Das</strong> wechselseitige Verstehen, <strong>die</strong> Transparenz des Ablaufs des Gesprächs <strong>und</strong> regelmäßige<br />

positive Erfahrungen führen somit zur gelungenen Dienstleistung. Um<br />

den Anforderungen des K<strong>und</strong>en gerecht zu werden <strong>und</strong> den Auftraggeber auf sich<br />

10


aufmerksam zu machen bedarf es zusätzlicher werbetechnischer Maßnahmen.<br />

4.2 Die Marketingstrategien<br />

Um <strong>die</strong> Position eines Call Centers am Markt von anderen Dienstleistungsanbietern<br />

der Branche abzugrenzen, braucht man ein best<strong>im</strong>mtes Konzept oder eine Nische,<br />

<strong>die</strong> man bereit ist zu besetzen. Dabei ist <strong>die</strong> Unternehmensdarstellung eines<br />

Call Centers von großer Bedeutung. Durch <strong>die</strong> klare Formulierung des Leitbildes,<br />

<strong>die</strong> Logoentwicklung, K<strong>und</strong>enbroschüren <strong>und</strong> eine eigene Homepage <strong>im</strong> Internet<br />

erhält ein Call Center ein spezifisches Profil, das es für <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Auftraggeber<br />

unverwechselbar macht.<br />

Mit Hilfe genereller Marktstu<strong>die</strong>n, K<strong>und</strong>endatenbanken mit Auswertungsmöglichkeiten,<br />

einem geschulten Personal <strong>und</strong> der richtigen Einstellung kann anschließend<br />

<strong>die</strong> Effizienz <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enzufriedenheit angesteuert werden. Daraus ergeben<br />

sich anschließend spezifische Marktstu<strong>die</strong>n für best<strong>im</strong>mte Marktsegmente <strong>und</strong> ein<br />

methodisches Know-How, <strong>die</strong> auf der Erfahrung innerhalb des Unternehmens basieren<br />

<strong>und</strong> es für <strong>die</strong> Auftraggeber individuell erscheinen lassen (vgl. Walkenhorst<br />

2009, S. 15-16). Auf <strong>die</strong>se Weise können auch kleine Call Center, <strong>die</strong> geringen<br />

Mengen an K<strong>und</strong>en betreuen, eine hohe Kompetenz <strong>und</strong> Flexibilität in der Leistungserstellung<br />

in einem regional begrenzten Gebiet anbieten. Der Gründer eines<br />

Call Centers braucht „ein gutes Gespür für seine K<strong>und</strong>en, als auch dafür, wo sich<br />

ein Markt hin entwickelt. Er sollte in der Lage sein, sein Gespür zu objektivieren“<br />

(vgl. Walkenhorst 2009, S. 13). Eine professionelle Darstellung des Unternehmens<br />

verhilft dazu, zentrale Botschaften an <strong>die</strong> Auftraggeber zu senden. Dabei spielen<br />

eine stete Qualitäts- <strong>und</strong> Leistungsverbesserung eine entscheidende Rolle.<br />

Um eine Qualitätssicherung gewährleisten zu können ist es notwendig das Personal<br />

regelmäßig zu schulen <strong>und</strong> richtig zu führen. <strong>Das</strong> Qualitätsmanagement eines<br />

Call Centers ist dabei stets an den Erwartungen <strong>und</strong> der Zufriedenheit des K<strong>und</strong>en<br />

orientiert. Da es sich jedoch in der Call Center Branche um personenbezogene<br />

Dienstleistungen handelt, ist <strong>die</strong> Definition einer guten Qualitätssicherung kompliziert.<br />

Die beiden qualitätsrelevanten Faktoren umfassen <strong>die</strong> Problemfelder<br />

Technik <strong>und</strong> Personal. Da sich jedoch <strong>die</strong> technischen Voraussetzungen einfacher<br />

messen lassen, werden sie als „harte“ Qualitätsfaktoren bezeichnet, während der<br />

„weiche“ Bereich der Gesprächsführung schwieriger zu beurteilen ist (vgl. Thie-<br />

11


me, Steffen 1999, S. 198). Um <strong>die</strong>se dennoch erfassen zu können, gibt es best<strong>im</strong>mte<br />

Gr<strong>und</strong>sätze, <strong>die</strong> zu verfolgen gelten. Zu der bereits erwähnten Erreichbarkeit<br />

eines Agenten gehören hierbei auch dessen präzise Formulierungen <strong>und</strong> festgelegte<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungsspielräume, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kompetenz des Agenten<br />

<strong>im</strong> Umgang mit einem K<strong>und</strong>en unterstützen.<br />

Weitere „weiche“ Faktoren be<strong>im</strong> telefonischen K<strong>und</strong>enkontakt sind <strong>die</strong> Beratungsqualität,<br />

Verbindlichkeit <strong>und</strong> hohes Engagement des Agenten, das Gesprächskl<strong>im</strong>a<br />

wie auch eine gesamte K<strong>und</strong>enwertschätzung. Alle <strong>die</strong>se Faktoren<br />

müssen sich jedoch den wandelnden Märkten, Produkten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

anpassen <strong>und</strong> stets weiterentwickelt werden.<br />

Um <strong>die</strong> Qualitätskontrolle innerhalb eines Call Centers sicherzustellen, werden<br />

zunehmend externe Unternehmen <strong>und</strong> Beratungsfirmen verpflichtet, <strong>die</strong> auf Programme<br />

zur Qualitätskontrolle spezialisiert sind. Zur Verbesserung der eigenen<br />

Dienstleistungen stehen den Call Center-Managern auch zahlreiche Fachmessen<br />

<strong>und</strong> Fachzeitschriften zur Verfügung (vgl. Bergevin 2007, S.277-286).<br />

5. Die Emotionsarbeit der Call Center-Mitarbeiter<br />

5.1 Die Besonderheiten der Emotionsarbeit<br />

Um <strong>die</strong> Bedeutung der Emotionsarbeit in der Call Center-Branche deutlich zu machen,<br />

gilt es zunächst <strong>die</strong>se zu definieren. Nach Jürgen Gerhards handelt es sich<br />

hierbei um „Techniken des Umgangs mit den eigenen gefühlsmäßigen Befindlichkeiten<br />

<strong>und</strong> mit dem Ausdruck <strong>die</strong>ser Befindlichkeiten, den<br />

Emotionsexpressionen“ (Gerhards 1988, S. 47). Im Vordergr<strong>und</strong> steht hierbei der<br />

kontrollierte Umgang mit eigenen Emotionen <strong>im</strong> Berufsleben <strong>und</strong> in Arbeitszusammenhängen.<br />

Besonders wichtig ist <strong>die</strong>ser bei personenbezogenen Dienstleistungen,<br />

zu der <strong>die</strong> Telefongespräche der Call Center-Agenten gehören.<br />

Die Aufgabe der Soziologie der Emotionen ist <strong>die</strong> Rekonstruktion des sozialen<br />

Regelsystems, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zwischenmenschliche Kooperation begünstigt. Nur durch<br />

eine intensive Auseinandersetzung der Call Center-Agenten mit den Wünschen<br />

<strong>und</strong> Angelegenheiten jedes einzelnen Anrufers kann ein zufriedenstellendes Ergebnis<br />

bei der K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> damit eine effiziente Unternehmensführung gewährleistet<br />

werden. Dabei steht der Agent vor der Aufgabe, sich auf jeden K<strong>und</strong>en<br />

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individuell einzustellen, dessen Probleme möglichst schnell zu erfassen <strong>und</strong> umgehende<br />

Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Obwohl <strong>die</strong>s mit einem hohen Maß<br />

an Stress verb<strong>und</strong>en ist, ist es ein wesentliches Anliegen, stets fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> professionell<br />

aufzutreten. Dabei müssen persönliche Bedenken, Gefühle <strong>und</strong> Differenzen<br />

zurückgenommen werden können. Dies stellt <strong>die</strong> Basis der Kontrolle über<br />

<strong>die</strong> eigenen Emotionen in personenbezogenen Dienstleistungsberufen (vgl. Wiencke,<br />

Koke 1997, S. 71-78).<br />

Die Gefühlsarbeit am Arbeitsplatz (emotional labor) gilt dabei klar von den privaten<br />

Problemlösungsstrategien (emotion work) zu unterscheiden. Während private<br />

Beziehungen mit der Gestaltung <strong>und</strong> Hervorrufung persönlicher Gefühle geregelt<br />

werden, verfügt <strong>die</strong> Emotionsarbeit am Arbeitsplatz über einen Tauschwertcharakter,<br />

der ausschließlich marktförmige Beziehungen steuert <strong>und</strong> vom Unternehmen<br />

festgelegt wird. Zu <strong>die</strong>sem Zweck wurden best<strong>im</strong>mte Verfahren zur Unterdrückung<br />

oder Erweckung von Gefühlen entwickelt. Die auf <strong>die</strong> Dienstleistungsbranche<br />

ausgerichteten Methoden sollen den Dienstleistungsgebern zu einem gewissen<br />

Abstand zu den Dienstleistungsnehmern <strong>und</strong> dessen Reaktionen verhelfen.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise kann eine kontinuierliche Qualitätssicherung <strong>und</strong> Profitmax<strong>im</strong>ierung<br />

in Dienstleistungsberufen erreicht werden. Eine Strategie der Beschäftigten,<br />

Emotionsarbeit zu leisten, ist das Oberflächenhandeln (surface-acting), das sich<br />

auf <strong>die</strong> äußere Darstellung <strong>und</strong> den Ausdruck des Dienstleistungsgebers konzentriert.<br />

„Be<strong>im</strong> Oberflächenhandeln wird nur der Gefühlsausdruck den Normen angepasst,<br />

nicht das empf<strong>und</strong>ene Gefühl“ (Rastetter 1999, S. 2). Die nach außen gezeigte,<br />

doch selber nicht empf<strong>und</strong>en Sympathie kann jedoch schnell gespielt, berechnend<br />

<strong>und</strong> unglaubwürdig wirken. Als effektiver erweist sich deshalb, ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Gefühl mental hervorzurufen <strong>und</strong> in der Interaktion mit einem K<strong>und</strong>en<br />

nach außen tragen (deep-acting). Diverse Entspannungstechniken, wie <strong>die</strong> Stanislawski-Methode,<br />

<strong>die</strong> mit Hervorrufung von Vorstellungen <strong>und</strong> Bildern zusammenhängt,<br />

verhelfen dabei, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Job unerwünschten Emotionen zu unterdrücken<br />

oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Die zur Situation passenden Gefühle werden<br />

durch Gefühlserinnerungen <strong>im</strong> Innern erzeugt <strong>und</strong> authentisch zum Ausdruck<br />

gebracht (vgl. Rastetter 1999, S. 2-3).<br />

Die Emotionsarbeit der Call Center-Agenten basiert somit auf der Fähigkeit, sich<br />

auf den K<strong>und</strong>en zu konzentrieren <strong>und</strong> <strong>die</strong> eigenen Gefühle zurückzunehmen. Die<br />

Mitarbeiter sind gefordert, jederzeit fre<strong>und</strong>lich zu bleiben, zuvorkommend auf <strong>die</strong><br />

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Anfragen der Anrufers zu reagieren <strong>und</strong> aktiv auf <strong>die</strong>sen zuzugehen (vgl. Wiencke,<br />

Koke 1997, S. 71-72). Geduld, Anteilnahme <strong>und</strong> Fingerspitzengefühl spielen<br />

bei dem Umgang mit den Anrufern eine wichtige Rolle.<br />

Eine Gefahr der Emotionsarbeit stellt <strong>die</strong> Distanzierung der Call Center-Agenten<br />

von ihren eigenen Gefühlen dar. Durch <strong>die</strong> permanente Unterdrückung der persönlichen,<br />

zum Teil auch negativen, Emotionen kann es zur Entfremdung <strong>und</strong> zu<br />

Burn-Out bei Beschäftigten in der personenbezogenen Dienstleistungsbranche<br />

führen. Entscheidend dabei ist, <strong>die</strong> ökonomische Zwecksrationalität, auf der <strong>die</strong><br />

Emotionsarbeit basiert, nicht in <strong>die</strong> privaten Lebensbereiche eindringen zu lassen<br />

(vgl. Gerhards 1988, S. 50).<br />

5.2 Der Umgang mit herausfordernden K<strong>und</strong>en<br />

Die Arbeit eines Call Center-Agenten bringt eine Vielzahl unterschiedlicher K<strong>und</strong>en<br />

mit sich. Dabei kann es sich neben den höflichen auch um verärgerte K<strong>und</strong>en<br />

handeln. Die Aufgabe des Agenten ist es, sich in <strong>die</strong> Situation des Anrufers zu versetzen,<br />

Gründe seiner Unzufriedenheit zu ermitteln <strong>und</strong> eine Lösung anzubieten.<br />

Um <strong>die</strong> schwierige Situation zu meistern, sollte sich der Call Center-Mitarbeiter<br />

auf <strong>die</strong> angespannte Emotion des K<strong>und</strong>en konzentrieren <strong>und</strong> über einen Lösungsvorschlag<br />

verfügen. Gerade in stressigen Situationen können bereitgestellte Leitfäden<br />

dazu verhelfen, professionelle <strong>und</strong> souveräne Haltung zu bewahren. So gilt<br />

es in erster Linie dem verärgerten K<strong>und</strong>en ohne Unterbrechungen zuzuhören <strong>und</strong><br />

sich ein Bild des Problems zu machen. Im Vordergr<strong>und</strong> steht hierbei das Hineinversetzen<br />

in <strong>die</strong> Situation des K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bestätigung dessen Empfindungen.<br />

Diese Vorgehensweise gilt unabhängig von der eigenen Meinung des Agenten. Ob<br />

<strong>die</strong>ser mit der Kritik des K<strong>und</strong>en übereinst<strong>im</strong>mt oder sich von ihr distanziert sollte<br />

der Call Center-Agent verbergen <strong>und</strong> sich in jedem Fall einfühlsam zeigen (vgl.<br />

Bergevin 2007, S. 295-296).<br />

Gleichermaßen sollte man einen lauten, aggressiven Tonfall oder arrogantes Verhalten<br />

des Anrufers nicht persönlich zu nehmen. In solchen Momenten <strong>die</strong> Fassung<br />

zu bewahren gehört zu den größten Herausforderungen der Call Center-Tätigkeit.<br />

Die Einstellung des Agenten spielt dabei eine große Rolle. Denn nur eine<br />

professionelle Betrachtung des K<strong>und</strong>en lässt den Agenten in schwierigen Situationen<br />

erfolgreich verfahren. Entscheidend ist hierbei, sich niemals auf das gleiche<br />

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aggressive Niveau des Anrufers zu begeben, sondern lediglich <strong>im</strong> ruhigen Tonfall<br />

auf <strong>die</strong> allgemeinen Höflichkeitsregeln hinzuweisen (vgl. Berger, Rinner 2008, S.<br />

105-109).<br />

Die anspruchsvollen K<strong>und</strong>en bilden meistens jedoch <strong>die</strong> Ausnahme. Im Arbeitsalltag<br />

treffen <strong>die</strong> Call Center-Agenten zum größten Teil auf umgängliche Menschen,<br />

<strong>die</strong> durch einen erfolgreichen Informationsaustausch zur Motivationstärkung der<br />

Call Center Mitarbeiter beitragen können.<br />

6. Fazit<br />

Die großen Umbrüche in der Wirtschaft aller Industrienationen ergeben neue Felder<br />

der Dienstleistungsmarktes, <strong>die</strong> noch zu erschließen sind. Die Innovationen<br />

der Kommunikationstechnologie erweitern <strong>die</strong>sen Anspruch <strong>und</strong> bieten neue<br />

Möglichkeiten, <strong>die</strong> Call Center- Arbeit zu gestalten. Die steigende Dienstleistungsqualität<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Verbesserung des Service ermöglichen neue Marktzugänge<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Sicherung der Wettbewerbsposition der einzelnen Unternehmen. Insgesamt<br />

handelt es sich bei der Call Center-Arbeit um eine vielseitige <strong>und</strong> anspruchsvolle<br />

Aufgabe, sowohl <strong>die</strong> Auftraggeber wie auch <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en zufrieden zu stellen.<br />

Als Vermittler zwischen den Fronten verantwortet <strong>die</strong> personenbezogene<br />

Dienstleistungsbranche effiziente Bearbeitung von Daten. Auch innerhalb des Unternehmens<br />

gilt es, verschiedene Berufsstrukturen zu managen <strong>und</strong> das Personal<br />

regelmäßig zu schulen, um es auf wandelnde K<strong>und</strong>envielfalt <strong>und</strong> wechselnde<br />

Marktsituationen vorzubereiten. Die neuen kommunikationstechnischen Lösungen<br />

erfordern hierbei strategische Veränderungen <strong>im</strong> Marketing. Ein Call Center ist<br />

somit auf <strong>die</strong> Aktualität in den personenbezogenen Dienstleistungen bedacht.<br />

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7. Literaturverzeichnis<br />

Bücher:<br />

BERGER, Werner/ Rinner, Angelika (2008): Best Caller. Handbuch für professionelles<br />

Telefonieren, Zürich.<br />

BERGEVIN, Réal (2007): Call Center für Dummies, Weinhe<strong>im</strong>.<br />

GREFF, Günter/ Kruse, Jan Peter (1999): <strong>Das</strong> ABC des Call Center Management. Die wichtigsten<br />

Fachbegriffe r<strong>und</strong> um Call Center, Telemarketing <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enservice, Wiesbaden.<br />

KÖPF, Johannes (1998): Call Center Concept. Praxishandbuch für erfolgreiches Telemarketing,<br />

Neuwied.<br />

WIENCKE, Wolfgang/ Koke, Dorothee (1997): Call Center Praxis. Den telefonischen<br />

K<strong>und</strong>enservice erfolgreich organisieren, Stuttgart.<br />

THIEME, Kurt H./ Steffen, Wolfgang (1999): Call Center. Der professionelle Dialog mit dem<br />

K<strong>und</strong>en, Landsberg/ Lech.<br />

Zeitschriften:<br />

KLOCKE, Heike/ v. Reichebach, Christoph (1996): Call Center: Ziele, Aufgaben, Merkmale, in:<br />

DirektMarketing 2, S. 33.<br />

GERHARDS, Jürgen (1988): Emotionsarbeit, zur Kommerzialisierung der Gefühle, in: Soziale<br />

Welt, Jg. 39, S. 47-65.<br />

Internetseiten:<br />

RASTETTER, Daniela (1999): Emotionsarbeit. Stand der Forschung <strong>und</strong> offene<br />

Fragen: http://www.zeitschriftarbeit.de/docs/4-1999/rastatter.PDF<br />

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WALKENHORST, Iris (2009): K<strong>und</strong>enbeziehungen in Personenbezogenen<br />

Dienstleistungen: http://e-learning.ruhr-uni-bochum.de/webapps/portal/frameset.jsp?<br />

tab_id=_2_1&url=%2Fwebapps%2Fblackboard%2Fexecute%2Flauncher%3Ftype<br />

%3DCourse%26id%3D_29484_1%26url%3D<br />

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8. Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich, dass ich <strong>die</strong> Hausarbeit selbständig verfasst <strong>und</strong> keine<br />

anderen als <strong>die</strong> angegebenen Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel benutzt habe, alle<br />

Ausführungen (<strong>und</strong> bildlichen Darstellungen), <strong>die</strong> anderen Quellen (Schriften,<br />

Internet) wörtlich <strong>und</strong> sinngemäß entnommen wurden, kenntlich gemacht sind<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Arbeit in gleicher oder ähnlicher Fassung noch nicht Bestandteil einer<br />

Prüfungsleistung war.<br />

___________<br />

Datum<br />

____________________________________________<br />

Unterschrift<br />

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