Umschlag 2012.indd - Sparkasse Vest Recklinghausen
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Wissenschaftsförderung<br />
der <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Die Preisträger<br />
Inhalt<br />
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen<br />
Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Diplom-Ökonomin Tessa Rötzmeier Seite 7<br />
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von<br />
Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
Eva Clemens, Master of Science Seite 19<br />
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests<br />
im Risikomanagement von Banken<br />
Diplom-Ökonom Thomas Starnitzky Seite 37<br />
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und<br />
Entwicklung von Clustern<br />
Diplom-Ökonomin Patricia Pauly Seite 47<br />
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative:<br />
Finanzanalyse am Beispiel des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG<br />
Elisabeth Reirat, Bachelor of Laws Seite 61<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997-2012 Seite 73
Wissenschaftsförderung<br />
der <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Die Preisträger
Herausgeber:<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Herzogswall 5<br />
45657 <strong>Recklinghausen</strong>
Inhalt<br />
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen<br />
Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Diplom-Ökonomin Tessa Rötzmeier Seite 7<br />
<br />
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von<br />
Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
Eva Clemens, Master of Science Seite 19<br />
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests<br />
im Risikomanagement von Banken<br />
Diplom-Ökonom Thomas Starnitzky Seite 37<br />
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und<br />
Entwicklung von Clustern<br />
Diplom-Ökonomin Patricia Pauly Seite 47<br />
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative:<br />
Finanzanalyse am Beispiel des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG<br />
Elisabeth Reirat, Bachelor of Laws Seite 61<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997-2012 Seite 73
Wissenschaftsförderung der<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Kontinuität und Innovation sind zwei wesentliche Pfeiler unserer Geschäftspolitik. Kontinuität<br />
bedeutet vor allem, in unseren Kundenbeziehungen berechenbarer und verlässlicher<br />
Partner zu sein. Oft über viele Jahre dauernde Beratung und Betreuung unserer Kunden<br />
durch bekannte Mitarbeiter schaffen die Vertrauensbasis für eine dauerhafte erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit. Kontinuität und Verlässlichkeit gilt es aber auch insgesamt in der<br />
Geschäftspolitik und gegenüber unseren weiteren externen Partnern, sicher zu stellen.<br />
Innovationsbereitschaft und -fähigkeit gewährleisten hierbei, dass die <strong>Sparkasse</strong> attraktiver<br />
und moderner Partner bleibt. Innovationsbereitschaft setzt Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
neuen Entwicklungen – auch in übergeordneten Themengebieten – voraus.<br />
Im Jahr 1997 wurden erstmals fünf Wissenschaftspreise der <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
ausgeschrieben. In enger Kooperation mit Universitäten in Bochum und Münster sowie<br />
der Fachhochschule Gelsenkirchen hat es sich bereits zu einer kleinen Tradition entwickelt,<br />
in jedem Jahr sehr gute bzw. gute Diplom- oder Doktorarbeiten mit bank- bzw. sparkassenspezifischen<br />
Themenstellungen auszuzeichnen. Unter den bislang 68 Preisträgern befinden<br />
sich insgesamt 49 Diplomarbeiten, zehn Doktorarbeiten, eine Habilitationsschrift zur<br />
Professur und nun bereits auch sieben Bachelorarbeiten sowie eine Masterarbeit.<br />
Auch in diesem Engagement sehen wir einen Baustein unserer Geschäftsphilosophie:<br />
Fair. Menschlich. Nah. Dabei steht hier die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen und sozialen<br />
Entwicklung in unserer Region im Vordergrund unserer Bemühungen. Wir wollen verdeutlichen,<br />
dass es uns um mehr als reine Gewinnerwirtschaftung geht, denn die Ökonomie<br />
bestimmt nur einen Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dieser besonderen<br />
Verantwortung werden wir uns nicht entziehen und uns, wie bereits seit vielen Jahren, als<br />
verlässlicher Partner und Förderer engagieren.<br />
Preisträger und Vertreter der Lehrstühle bei der letztjährigen Preisverleihung des Wissenschaftspreises 2011.<br />
5
Tessa Rötzmeier<br />
geboren am 16. Oktober 1986<br />
Offenlegung, Marktdisziplin und<br />
Stabilität im Europäischen Bankenmarkt<br />
– eine empirische Analyse<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Nach den verheerenden Turbulenzen an den Finanzmärkten in 2008, die Ihren Auslöser in<br />
der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers fand, sorgt sich insbesondere der europäische<br />
Finanzmarktsektor derzeit um Staatsschuldenkrisen. Die Autorin der vorliegenden<br />
Arbeit beschäftigt sich mit der schwerwiegenden Fragestellung nach dem möglichen Vorliegen<br />
einer erneuten weltweiten Finanzkrise. Können Aufsichts- und Regulierungsbehörden<br />
durch geeignete Maßnahmen eine Krise abwenden oder die Ausmaße zumindest eindämmen?<br />
Kann die Forderung nach immer mehr „Marktdisziplin“ die Stabilität der Finanzinstitute<br />
nachhaltig erhöhen?<br />
Marktdisziplin beschreibt einen marktbasierten Anreizmechanismus, der es für Marktteilnehmer<br />
lohnenswert gestaltet, Geschäftsführung sowie Risikoverhalten von Finanzinstituten<br />
zu überwachen und durch ihre Anlageentscheidung gegebenenfalls zu beeinflussen.<br />
Eine Sanktionierung von unangemessenem Risikoverhalten der Kreditinstitute ist somit<br />
Voraussetzung für ein Wirksamwerden der Idee. Durch ein sogenanntes „Monitoring“ senden<br />
Marktteilnehmer Signale, auf die die Verantwortlichen einer Bank bestenfalls im Sinne<br />
der Marktteilnehmer reagieren.<br />
Tessa Rötzmeier schreibt in Ihrer Diplomarbeit über die Bedingungen einer effektiven<br />
Marktdisziplinierung: Information, Instruments, Incentives, Impacts. Nur wenn ein ausreichendes<br />
Maß an Transparenz vorliegt, kann Marktdisziplin die Fähigkeit besitzen,<br />
die Stabilität einer Bank zu erhöhen. In einer empirischen Analyse wurde gezeigt, dass<br />
Finanzinstitute, die eine erhöhte Offenlegungspolitik verfolgen auch eine höhere Stabilität<br />
aufweisen. Das Vorliegen von finanziellen Sicherungsnetzen (Staatshilfen) hingegen zeigt<br />
eine negative Wirkung auf die Stabilität einer Bank. Somit sollte zumindest eine Debatte<br />
über eine begrenzte Absicherung der Institute erlaubt sein.
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Einführung in die Problemstellung und Motivation der Arbeit<br />
Nach der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit erschüttert derzeit<br />
die Staatsschuldenkrise und das damit einhergehende Misstrauen der Investoren im Euroraum<br />
sowie in Amerika die Finanzmärkte weltweit. Dabei erinnern die aktuellen Marktturbulenzen<br />
immer stärker an die Turbulenzen im Herbst 2008, aufgrund derer sich in Folge der<br />
Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers die bestehende Krise deutlich zuspitzte. 1<br />
Ebenfalls nehmen die Spekulationen, dass gewisse Institute aufgrund der vorherrschenden<br />
Situation in eine erneute Schieflage geraten könnten, deutlich zu. 2 Steht die Welt damit<br />
bereits wieder am Rande einer neuen weltweiten Finanzkrise?<br />
In Anbetracht dieser Situation wird von verschiedenen Seiten die Frage aufgeworfen,<br />
inwieweit Aufsichts- und Regulierungsbehörden mit geeigneten Maßnahmen ein erneutes<br />
Aufflammen der Krise bzw. das Entstehen zukünftiger Krisen eindämmen oder verhindern<br />
können. 3 Dabei werden neben einer intensiveren Art der traditionellen Regulierung insbesondere<br />
Forderungen nach der Stärkung alternativer Regulierungskonzepte laut, um das<br />
klassische „Katz-und-Maus-Spiel“ zwischen Bankensektor und Regulierungsbehörden zu<br />
vermeiden. Marktorientierte Regulierungsansätze können diesbezüglich Möglichkeiten zur<br />
Problemlösung bieten, wobei insbesondere der Mechanismus der Marktdisziplin hervorgehoben<br />
werden kann. 4 Ziel dieses Mechanismus ist es, ein stabiles Finanzsystem zu fördern,<br />
indem die Marktteilnehmer auf Basis detaillierter bankspezifischer Informationen die Institute<br />
bei unangemessenem Risikoverhalten sanktionieren und dadurch eine Anreizwirkung<br />
für umsichtiges Risikoverhalten im Bankensektor schaffen. Eine erhöhte Transparenz im<br />
Bankenmarkt stellt dabei eine Grundvoraussetzung für die Wirksamkeit von Marktdisziplin<br />
dar und schafft zudem die Möglichkeit, die Vertrauens- und Spekulationsproblematik an<br />
den Märkten einzudämmen. 5<br />
Ausgehend von diesen Überlegungen verfolgt diese Arbeit das Ziel, die Wirkung des<br />
Mechanismus „Marktdisziplin“ in Bezug auf die Stabilität von Finanzinstituten zu analysieren.<br />
Im Fokus der Analyse stehen dabei insbesondere die Konstrukte Offenlegung von bankspezifischen<br />
Informationen sowie die Existenz finanzieller Sicherungsnetze, die die Stärke<br />
der Marktdisziplinierung entscheidend beeinflussen können. Als Untersuchungsobjekte<br />
werden börsennotierte Kreditbanken, <strong>Sparkasse</strong>n, Genossenschaftsbanken sowie Bank-<br />
Holdings aus den EU-27-Länder 6 sowie der Schweiz zwischen 1996 und 2009 betrachtet.<br />
Angesichts der Debatte über die Stärkung alternativer Regulierungsansätze sowie die<br />
Erhöhung der Transparenz stellt sich die Frage, inwieweit der Mechanismus der Marktdisziplin<br />
über erweiterte Offenlegungsvorschriften die Anreize der Banken zur Verfolgung einer<br />
angemessenen Risikopolitik erhöhen kann und wie sich diese Entwicklung auf die Stabilität<br />
der betrachteten Institute auswirkt.<br />
1 Vgl. Blaha (2011).<br />
2 Vgl. Kalbhenn (2011) sowie Mußler (2011).<br />
3 Vgl. Paul (2011), S. 93.<br />
4 Vgl. Steden (2002), S. 86 ff.<br />
5 Vgl. Bundesbank (2005), S. 74 ff.<br />
6 Hierzu zählen Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland,<br />
Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen,<br />
Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Zypern.<br />
8
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Theoretische Überlegungen zur Marktdisziplinierung von<br />
Banken<br />
Der Begriff der Marktdisziplin beschreibt einen marktbasierten Anreizmechanismus,<br />
der es für Marktteilnehmer, wie z. B. Einleger, Gläubiger oder Anteilseigner, lohnenswert<br />
gestaltet, die Geschäftsführung und das Risikoverhalten von Finanzinstituten zu überwachen<br />
und durch ihre Anlageentscheidung gegebenenfalls zu beeinflussen. Dabei sollen die<br />
Marktteilnehmer die Institute für eine risikobewusste Geschäftsführung und ein wirksames<br />
Risikomanagement honorieren, unangemessenes Risikoverhalten hingegen sanktionieren.<br />
Eine umfassende Offenlegung von Informationen soll den Marktteilnehmern dabei eine<br />
qualifiziertere Anpassung ihrer risikoorientierten Renditeforderungen erlauben. Da diese<br />
spiegelbildlich die Kapitalkosten der Banken beeinflussen, kann eine disziplinierende<br />
Wirkung auf das Risikoverhalten der Institute erwartet werden. Einen Anreiz zur Sanktionierung<br />
dürften die Marktteilnehmer immer dann verspüren, wenn sie am Geschäftsrisiko der<br />
Institute teilhaben und im Insolvenzfall persönliche Verluste erwarten. 7<br />
Dabei kann der Mechanismus der Marktdisziplin, der häufig als eine „Black-Box“ beschrieben<br />
wird, in die Komponenten „Monitoring“ und „Influence“ unterteilt werden. 8<br />
Die Komponente des „Monitorings“ umfasst die Anreize und Fähigkeiten der Marktteilnehmer,<br />
die Finanz-, Erfolgs- und Risikolage, sowie das Risikomanagement und die<br />
Geschäftsstrategie eines Institutes beobachten und beurteilen zu können und damit die<br />
Möglichkeit negative Veränderungen in der Entwicklung eines Institutes zu erkennen. 9 Die<br />
Anreize der Marktteilnehmer zur Überwachung der Banken werden dabei bestimmt durch<br />
die Abwägung zwischen den Kosten und dem Nutzen dieser Überwachung. Während die<br />
Höhe der Kosten determiniert wird durch die Verfügbarkeit und Qualität der Informationen<br />
sowie durch die Kompetenz der Marktteilnehmer, diese Informationen auf angemessene<br />
Art und Weise analysieren und bewerten zu können, hängt der Nutzen entscheidend von<br />
der Höhe des Engagements sowie der Existenz finanzieller Sicherungsnetze ab. Durch<br />
das „Monitoring“ senden die Marktteilnehmer somit Signale aus, auf die Manager bzw.<br />
Eigentümer einer Bank im Idealfall im Sinne der Marktteilnehmer reagieren. Ebenfalls können<br />
diese Signale das Verhalten einer dritten Partei, z.B. einer Aufsichtsbehörde oder einer<br />
Ratingagenturen, beeinflussen.<br />
Die zweite Komponente unter dem Oberbegriff „Influence“ beschreibt den Prozess, der<br />
durch die Anpassung der Investitionsentscheidung angestoßen wird und im Optimalfall<br />
eine Verhaltensanpassung der Bank im Sinne der Marktteilnehmer zur Folge hat. 10 Die<br />
„Influence“-Komponente kann dabei in einen direkten und einen indirekten Effekt untergliedert<br />
werden. Im Falle einer direkten Beeinflussung haben die Handlungen der Marktteilnehmer<br />
einen unmittelbaren Einfluss auf die Entscheidungen eines Institutes, z.B. aufgrund<br />
einer Kostenerhöhung in Folge erhöhter Renditeforderungen oder aufgrund des Abzugs von<br />
Einlagen. Die indirekte Beeinflussung erfolgt über die oben bereits beschriebene Aussendung<br />
von Signalen an Dritte. 11 Die nachfolgende Abbildung bietet zusammenfassend einen<br />
Überblick über die vorgestellten Komponenten und Mechanismen.<br />
7 Vgl. hierzu Deutsche Bundesbank (2005), S. 74, Flannery/Sorescu (1996), S.1356, Hillen (2001), S. 226,<br />
Hosono et al. (2004), S. 1, Nier/Baumann (2006), S. 333 sowie Paul (2011), S. 104.<br />
8 Vgl. Llewellyn (2005), S.42 ff. sowie Bliss/Flannery (2001), S. 108 f.<br />
9 Vgl. Bliss/Flannery (2001), S. 108 f. und Flannery (2001), S. 109 f.<br />
10 Vgl. Bliss/Flannery (2001), S. 108 f. sowie Flannery (2001), S. 109 f.<br />
11 Vgl. Crockett (2002), S. 979, Deutsche Bundesbank (2005), S. 74 sowie Kwast (1999), S. 23 f.<br />
9
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Darstellung der „Black Box“ Marktdisziplin 12<br />
"Monitoring"<br />
Veränderte Bedingungen<br />
für Finanzinstitute, z.B.<br />
Veränderung der<br />
Bondpreise<br />
"Influence"<br />
Finanzinstitute passen ihr<br />
Verhalten an die<br />
Interessen der<br />
Marktteilnehmer an<br />
Der<br />
Bankenaufsicht<br />
bereits bekannte<br />
Informationen<br />
Neue<br />
Informationen für<br />
die<br />
Bankenaufsicht<br />
Indirekte<br />
Beeinflussung über<br />
die Bankenaufsicht<br />
Direkte<br />
Beeinflussung durch<br />
die Marktteilnehmer<br />
Überwachung<br />
durch die<br />
Bankenaufsicht<br />
Finanzinstitute<br />
passen ihr<br />
Verhalten an<br />
Die Effektivität der Marktdisziplinierung hängt dabei entscheidend von vier Bedingungen<br />
ab, die im Folgenden analysiert werden sollen: Information, Instruments, Incentives, Impacts.<br />
13 Ist eine dieser vier Bedingungen nicht erfüllt, ist die Effektivität der Marktdisziplin<br />
geschwächt und eine stabilisierende Wirkung auf das Bankensystem kann nur in begrenztem<br />
Umfang oder gar nicht erwartet werden. 14<br />
• Als notwendige, wenn auch nicht hinreichende Voraussetzung müssen den Marktteilnehmern<br />
aktuelle, aussagekräftige und vollständige Informationen bereitgestellt werden, damit<br />
sich diese ein fundiertes Urteil über die Eigenschaften und die Qualität des Institutes<br />
bilden können. 15<br />
• Zweitens müssen die Marktteilnehmer über Möglichkeiten verfügen, die offengelegten Informationen<br />
angemessen bewerten zu können, damit sie negative Verhaltensänderungen<br />
einer Bank erkennen und auf diese mit Instrumenten reagieren, die eine Verhaltensänderung<br />
der Bank initiieren können. 16 Dabei liegen die Probleme zumeist in der korrekten<br />
Evaluierung der vorhandenen Informationen. 17 Diese Fähigkeit divergiert zwischen den<br />
unterschiedlichen Investorengruppen einer Bank stark.<br />
12 Eigene Darstellung in Anlehnung an Flannery (2001), S. 109.<br />
13 Vgl. Hoggarth et al. (2003), S. 2, Llewellyn (2005), S. 43 sowie Steden (2002).<br />
14 Vgl. Llewellyn (2005), S. 44 und Steden (2002), S. 105 f.<br />
15 Vgl. Andrae (2006), S. 161 sowie Crockett (2002), S. 979.<br />
16 Vgl. Paul (1999), S. 209 und Steden (2002), S. 105.<br />
17 Vgl. Crockett (2002), S. 980.<br />
10
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
• Die dritte Bedingung für eine effektive Disziplinierung sind angemessene Anreizstrukturen<br />
für die Marktteilnehmer. Diese Bedingung ist von entscheidender Bedeutung, da<br />
eine erhöhte Transparenz nur dann erstrebenswert ist, wenn die Marktteilnehmer ein hinreichendes<br />
Interesse an der Überwachung und eventuellen Sanktionierung der Institute<br />
haben. 18 Der Anreiz zur Disziplinierung ist dabei abhängig von der Risikosensibilität und<br />
den Informationsverarbeitungskosten bestimmter Investorengruppen sowie den vorherrschenden<br />
finanziellen Sicherungsnetzen. 19<br />
• Als letzte Voraussetzung müssen die richtigen Bedingungen gegeben sein, damit die<br />
Marktteilnehmer die Disziplinierungsmaßnahme auch tatsächlich durchführen können<br />
und damit das Verhalten der Manager eines Institutes in der gewünschten Weise beeinflusst<br />
wird. 20 Dazu müssen zunächst Märkte existieren, auf denen Marktdisziplin durchgesetzt<br />
werden kann bzw. auf denen Marktteilnehmer Preis- und Mengenanpassungen<br />
umsetzen können. Dabei kann sich die Art und Weise der Umsetzung der Disziplinierungsmaßnahme<br />
zwischen einzelnen Märkten z.B. dem Kreditmarkt und dem Markt für<br />
nachrangige Verbindlichkeiten unterscheiden. 21<br />
Es kann festgehalten werden, dass effektive Marktdisziplin die Fähigkeit besitzt, die<br />
Stabilität einer Bank zu erhöhen, wenn ein ausreichendes Maß an Transparenz vorherrscht,<br />
doch dass der stabilisierende Effekt dieses Mechanismus durch eine Reihe struktureller<br />
bzw. politischer Hemmnisse, wie Einlagensicherungssysteme oder Bail-Out-Strategien,<br />
abgeschwächt werden kann. 22<br />
Disclosure-Stability vs. Disclosure Fragility<br />
Die entscheidende Bedeutung erhöhter Offenlegung für die Marktdisziplinierung von<br />
Banken wurde bereits in der Begriffsdefinition deutlich. Mit Hilfe von vorausgegangenen<br />
Studien können dabei zwei gegensätzliche Sichtweisen voneinander abgegrenzt werden.<br />
Die Vertreter der „Disclosure-Stability“-Sichtweise argumentieren, dass Offenlegungsvorschriften<br />
die Transparenz im Bankenmarkt erhöhen und damit eine effiziente Allokation<br />
von Ressourcen gefördert wird, indem durch den Abbau von Informationsasymmetrien die<br />
Marktdisziplin gestärkt wird. 23 Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass Marktteilnehmer<br />
bei erhöhter Transparenz die Überwachung der Banken zu geringeren Kosten durchführen<br />
können und daher eine größere Anzahl Marktteilnehmer zur Überwachung und Disziplinierung<br />
der Banken bereit ist. 24 Durch die Sanktionierung von unangemessenem Verhalten<br />
erhöht sich für die Bank die Abhängigkeit ihrer Refinanzierungsbedingungen von ihrem<br />
Risikoverhalten. Dies fördert die Anreize zur Schaffung einer verstärkten Risikokontrolle, zur<br />
Verfolgung einer angemessenen Risikopolitik sowie zum Aufbau eines effizienten Risikomanagementsystems.<br />
Es kann gefolgert werden, dass eine erhöhte Monitoringaktivität der<br />
Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit für eine Bankenkrise reduzieren kann. 25 Ebenfalls<br />
kann ein erhöhtes Transparenzniveau einen Bank-Run sowie die Übertragung des Run-Szenarios<br />
durch Spillover-Effekte auf andere Banken verhindern, wenn Einleger oder Investo-<br />
18 Vgl. Andrae (2006), S. 155 f. und Buchmüller (2008), S. 202.<br />
19 Vgl. Hosono et al. (2004), S. 2 ff. sowie Nier/Baumann (2006), S. 333 ff.<br />
20 Vgl. Crockett (2002), S. 979.<br />
21 Vgl. Llewellyn (2005), S. 43 und Paul (1999), S. 209.<br />
22 Vgl. Llewellyn (2005), S. 46 f.<br />
23 Vgl. Jordan et al. (2000), S. 301 sowie Tadesse (2006b), S. 2.<br />
24 Vgl. Llewellyn (2005), S. 43 und Nier (2005), S. 343.<br />
25 Vgl. Nier (2005), S. 343.<br />
11
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
ren Bonitätsdifferenzen zwischen einzelnen Banken erkennen und sanktionieren können.<br />
Transparenz begrenzt somit die Gefahr, dass ein Institut von den Marktteilnehmern ebenso<br />
gut oder ebenso schlecht wie ein anderes eingeschätzt wird („Homogenitätsthese“). 26<br />
Die Vertreter der „Disclosure-Fragility“-Sichtweise hingegen argumentieren, dass eine erhöhte<br />
Offenlegung die Gefahr einer weiteren Destabilisierung birgt, wenn sich eine gewisse<br />
Bank bereits in einer krisenähnlichen Situation befindet. Dabei gehen die Vertreter dieser<br />
Sichtweise davon aus, dass sich Marktreaktionen in einer Krise bei einem höheren Transparenzniveau<br />
verstärken und somit die Marktteilnehmer durch eine Erhöhung der Risikoaufschläge<br />
oder einen Abzug der Mittel eine Bank noch tiefer in eine Krise stürzen können. 27<br />
Die Offenlegung von Informationen in Problemsituationen kann deshalb einen Bankenzusammenbruch<br />
in Folge eines Run-Szenarios verursachen oder in Folge einer Überreaktion<br />
des Finanzmarktes zu einer Begrenzung der Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten der Banken<br />
führen. Zudem kann eine erhöhte Offenlegung negative Externalitäten verursachen, indem<br />
Informationen zu negativen Geschäftsentwicklungen einzelner Banken als Indikatoren für<br />
Probleme im gesamten Bankensystem angesehen werden. Aufgrund des aufkommenden<br />
Vertrauensverlustes der Marktteilnehmer kann sich hieraus eine Systemkrise entwickeln. 28<br />
Empirische Analyse<br />
Die zentrale Fragestellung dieser Diplomarbeit, die sich aus den vorrangegangenen Überlegungen<br />
ableitet, lautet somit, inwieweit Disziplinierungsmaßnahmen durch den Markt<br />
das Bankmanagement zu angemessenem Risikoverhalten und einer verantwortungsvollen<br />
Geschäftsführung anhalten kann. Dabei kann angenommen werden, dass die Stärke der<br />
Marktdisziplin entscheidend von der Offenlegung bankspezifischer Informationen sowie der<br />
Existenz finanzieller Sicherungsnetze abhängig ist.<br />
Somit kann zum einen die Hypothese abgeleitet und im Folgenden geprüft werden,<br />
dass Banken in Folge einer verstärkten Offenlegung von Informationen einer intensiveren<br />
Disziplinierung durch den Markt ausgesetzt sind. Dieser Mechanismus begrenzt risikofreudiges<br />
Verhalten auf Seiten der Banken und übt daher einen stabilisierenden Effekt auf<br />
das jeweilige Institut aus.<br />
Zum anderen soll im Rahmen der empirischen Analyse geprüft werden, ob dieser Effekt<br />
nur beobachtet werden kann, wenn die Marktteilnehmer auch am Risiko eines Institutes<br />
beteiligt sind und demnach einen Anreiz zur Überwachung und Kontrolle der Banken<br />
verspüren. Somit wird getestet, ob die Existenz von finanziellen Sicherungsnetzen zu einer<br />
Schwächung der Marktdisziplinierung und zu einer geringeren Stabilität der jeweiligen<br />
Institute beiträgt.<br />
Als zentrale Basis für die Datenerhebung dient die Datenbank Bankscope, deren Charakteristika<br />
sowohl die Möglichkeiten und den Umfang der Datengewinnung als auch die<br />
Eigenschaften des zusammengestellten Datensatzes maßgeblich beeinflusst. Auf dieser<br />
Basis wurde ein Paneldatensatzes bestehend aus 206 Banken 29 der EU-27-Ländern sowie<br />
der Schweiz über einen Beobachtungszeitraum von 1996 bis 2009 abgegrenzt, um den<br />
Zusammenhang zwischen Marktdisziplin und Stabilität auf Bankenebene zu analysieren.<br />
Als Maß für die Stabilität einer Bank wird in dieser Arbeit der Z-Score gewählt. Der Z-<br />
Score bildet die Wahrscheinlichkeit der Insolvenz einer Bank ab und somit das Verhältnis<br />
26 Vgl. Paul (2011), S. 104.<br />
27 Vgl. Nier (2005), S. 344.<br />
28 Vgl. Tadesse (2006a), S. 2 ff.<br />
29 Es wurden ausschließlich börsennotierte Kreditbanken, <strong>Sparkasse</strong>n, Genossenschaftsbanken sowie Bank-<br />
Holdings berücksichtigt.<br />
12
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
zwischen dem Gesamtvermögens und der Volatilität der Renditen. Dabei steht der Score<br />
in einer inversen Beziehung zur Insolvenzwahrscheinlichkeit.30 Es kann somit gefolgert<br />
werden, dass ein höherer Z-Score für eine geringere Insolvenzwahrscheinlichkeit und damit<br />
eine höhere Stabilität der Bank steht.31<br />
Neben der Abbildung der Stabilität auf Bankenebene stellt insbesondere die Messung der<br />
öffentlichen bankspezifischen Informationen eine entscheidende Schwierigkeit dar. Aus diesem<br />
Grund wird zur Messung der Offenlegung ein aggregierter „Offenlegungsindex“ konstruiert,<br />
welcher die Verfügbarkeit und den Detaillierungsgrad von öffentlich zugänglichen<br />
Informationen einer Bank abbilden soll.32 Dazu wurden zunächst 18 Subindizes definiert,<br />
die das Risiko einer Bank in entscheidender Weise beeinflussen, wobei jeder dieser 18<br />
Subindizes mit gleichem Gewicht in den aggregierten „Offenlegungsindex“ einfließt. Jeder<br />
Subindex kann dabei in einen oder mehrere der vier bankspezifischen Risikobereichen (Kreditrisiko,<br />
Zinsänderungsrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko) oder den Bereich der Risikovorsorge<br />
eingeordnet werden. Für jeden definierten Subindex wurde dann, mit Hilfe der in<br />
der Datenbank Bankscope festgelegten Kategorien, geprüft, in welcher Detailgenauigkeit<br />
die Bank Informationen in ihrem Jahresabschluss offenlegt. Dieses Vorgehen ermöglicht<br />
eine direkte Messung der Quantität der offengelegten bankspezifischen Informationen und<br />
weist entscheidende Vorteile gegenüber der indirekten Messung über Proxys auf.<br />
Die Existenz finanzieller Sicherungsnetze wird mit Hilfe des Support-Ratings der Ratingagentur<br />
Fitch abgebildet. Die Daten des Support-Ratings entstammen wiederum der<br />
Bankscope-Datenbank. Dabei kann das Rating Werte zwischen 1 und 5 annehmen, wobei<br />
ein höherer Wert für eine geringere „Bail-Out-Wahrscheinlichkeit“, also einer geringeren<br />
Wahrscheinlichkeit für die Unterstützung der notleidenden Bank durch den Staat steht.<br />
Neben den gerade beschriebenen Hauptuntersuchungsvariablen wurden, um den Effekt des<br />
Mechanismus der Marktdisziplin auf die Stabilität einer Bank extrahieren zu können, eine<br />
Reihe bankspezifischer, makroökonomischer und institutioneller Kontrollvariablen in das<br />
Modell aufgenommen.<br />
Die Durchführung der empirischen Analyse erfordert schließlich die Auswahl eines<br />
geeigneten Verfahrens. Vor dem Hintergrund der zugrunde liegenden Fragestellung, den<br />
Charakteristika des Datensatzes sowie den Eigenschaften der einzelnen Verfahren und ihren<br />
Einsatzmöglichkeiten konnte ein Random-Effects-Regressionsmodell mit robusten Standardfehlern<br />
als adäquates Analyseverfahren extrahiert werden.<br />
Neben der bereits beschriebenen Fragestellung wurde im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse<br />
ebenfalls die Wirkung des aggregierten „Offenlegungsindexes“ analysiert, indem<br />
eine Aufteilung dieses Indexes in die einzelnen Risikobereiche bzw. in den Bereich der<br />
Risikovorsorge erfolgte. Wobei untersucht werden soll, wie Informationen aus den einzelnen<br />
Bereichen die Marktdisziplinierung und damit die Stabilität einer Bank beeinflussen<br />
und welche Informationen dabei von besonderer Bedeutung sind.<br />
30 Vgl. Cihák/Hesse (2008), S. 7, Maechler et al. (2005), S. sowie Uhde/Heimeshoff (2009), S. 1303.<br />
31 Vgl. De Nicolo et al. (2003), S. 27 f. und Uhde/Heimeshoff (2009), S. 1303.<br />
32 Vgl. Nier/Baumann (2006).<br />
13
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Ergebnisse der empirischen Untersuchung<br />
Die Ergebnisse der Random-Effects-Regressionsanalyse haben gezeigt, dass Banken,<br />
die eine erhöhte Offenlegungspolitik verfolgen und damit einer verstärkten Disziplinierung<br />
durch den Markt ausgesetzt sind, eine erhöhte Stabilität aufweisen. Die Ergebnisse der<br />
Analyse stützen demnach die „Disclosure-Stability“-Sichtweise. Es kann somit erwartet<br />
werden, dass sich Banken durch eine erweiterte Offenlegung von Bankinformationen einer<br />
verstärkten Disziplinierung durch den Markt aussetzen und sich dieser Mechanismus positiv<br />
auf die Stabilität des jeweiligen Institutes auswirkt.<br />
Die Existenz von finanziellen Sicherungsnetzen zeigt eine negative Wirkung auf die Stabilität<br />
einer Bank, da die Anreize der Marktteilnehmer zur Überwachung und Kontrolle der<br />
Institute herabgesetzt werden. Dies schwächt die Marktdisziplinierung und schafft Raum für<br />
Moral-Hazard-Verhalten auf Seiten der Banken. Die Ergebnisse deuten aber auch darauf hin,<br />
dass sich die Stabilität der Institute bei der Existenz finanzieller Sicherungsnetze, gemessen<br />
mit Hilfe des Support-Ratings der Ratingagentur Fitch, reduziert.<br />
Zudem konnte im Rahmen der Sensitivitätsanalyse gezeigt werden, dass die Offenlegung<br />
von Informationen bezüglich des Kredit-, Zinsänderungs-, sowie Liquiditätsrisikos für die<br />
Stabilität von besonderer Bedeutung sind. Während diese Informationen die Stabilität einer<br />
Bank positiv beeinflussen, konnte für die Offenlegung von Informationen bezüglich der<br />
Risikovorsorge eines Institutes ein negativer, wenn auch nicht signifikanter Effekt extrahiert<br />
werden.<br />
Die Regressionsergebnisse zeigen, dass Institute, die mehr bankspezifische Informationen<br />
offenlegen, einen höheren Z-Score und damit eine höhere Stabilität aufweisen. Die<br />
These, dass Marktdisziplin die Stabilität einer Bank erhöhen kann, indem das Management<br />
der Bank zu einem umsichtigeren Risikoverhalten angehalten wird, kann demnach bestätigt<br />
werden. Entgegen der Ansicht der „Disclosure-Fragility“-Sichtweise, dass eine erhöhte<br />
Offenlegung in Krisenzeiten eine destabilisierende Wirkung hat, kann für die betrachteten<br />
Banken und den gewählten Beobachtungszeitraum in dieser Untersuchung ein positiver<br />
Effekt erhöhter Offenlegung auch in Krisenzeiten nachgewiesen werden. Zudem kann für<br />
Banken mit einer höheren „Bail-Out-Wahrscheinlichkeit“, gemessen mit Hilfe des Support-<br />
Ratings der Ratingagentur Fitch, ein geringerer Z-Score und damit eine geringere Stabilität<br />
nachgewiesen werden.<br />
Implikationen für Forschung und Praxis<br />
Mit der gewählten Vorgehensweise und den erzielten Ergebnisse kann die Arbeit den<br />
bisherigen Forschungsstand um wertvolle Erkenntnisse erweitern:<br />
• Während bisherige Arbeiten die Wirkung der Offenlegung von bankspezifischen Informationen<br />
und finanzieller Sicherungsmechanismen auf die Stabilität von Banken ausschließlich<br />
mit Hilfe von Proxys untersucht haben, misst diese Arbeit die Stabilität auf Bankenebene<br />
direkt mit Hilfe der Z-Score-Technik. Die Z-Score-Technik erhöht die Aussagekraft der<br />
Ergebnisse, da ein direkter Bezug zur Distance-to-Default bzw. zur Insolvenzwahrscheinlichkeit<br />
eines betrachteten Institutes hergestellt werden kann.<br />
• Diese Arbeit ergänzt den bisherigen Forschungsstand, indem eine Aufsplittung des „Offenlegungsindexes“<br />
in die verschiedenen Risikobereiche einer Bank bzw. in den Bereich<br />
der Risikovorsorge erfolgt. Diese Unterteilung erlaubt eine Bewertung der Informationen<br />
einzelner Risikobereiche bezüglich ihrer Bedeutung für die Marktdisziplinierung.<br />
14
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
• Schließlich leistet die vorliegende Arbeit dahingehend einen Beitrag zum bisherigen<br />
Forschungsstand, dass die betrachtete Stichprobe auch die Länder umfasst, die im Zuge<br />
der EU-Osterweiterung 2004 und 2007 der europäischen Gemeinschaft beigetreten<br />
sind. Bisherigen Studien haben vermehrt einzelne Bankensysteme betrachtet oder aber<br />
Bankensysteme der hoch entwickelten Volkswirtschaften und der Wachstumsmärkte als<br />
Untersuchungsgegenstand gewählt.<br />
Für die Praxis können aus der vorliegenden Arbeit folgende Implikationen abgeleitet<br />
werden:<br />
• Die in dieser Arbeit präsentierten Ergebnisse zeigen, dass für die Umsetzung effektiver<br />
Marktdisziplin ein geeignetes Umfeld von Seiten des Staates bzw. seitens der Regulierungs-<br />
und Aufsichtsbehörden geschaffen werden muss. Mit Blick auf die positive Beziehung<br />
zwischen der Offenlegung von Bankinformationen und der Stabilität, kann dabei<br />
die besondere Bedeutung der Schaffung sinnvoll erweiterter Offenlegungsvorschriften<br />
für Banken unterstrichen werden. Dabei kann im Besonderen auf die erweiterten Offenlegungsvorschriften<br />
der dritten Säule des Basler Akkords verwiesen und eine Stärkung und<br />
Weiterentwicklung dieser Vorschriften nachhaltig gefordert werden.<br />
• Aus dem negativen Wirkungszusammenhang zwischen finanziellen Sicherungsnetzen,<br />
Marktdisziplin und Stabilität einer Bank können ebenfalls bedeutende Schlussfolgerungen<br />
für die Bankenregulierung und -aufsicht abgeleitet werden. Da die radikale Alternative<br />
einer Abschaffung der Sicherungsmechanismen aus politischen Gründen und aus<br />
Gründen des Gläubigerschutzes zumeist nicht umsetzbar scheint, sollte zumindest eine<br />
Debatte über eine begrenzte Absicherung der Institute erlaubt sein.33 Ebenfalls kann<br />
zur Entschärfung der Moral-Hazard-Problematik über eine Verpflichtung der Banken zur<br />
Begebung nachrangiger Verbindlichkeiten diskutiert werden, da die Gläubiger nachrangiger<br />
Verbindlichkeiten eine erhöhte Risikosensibilität und damit verstärkte Anreize zur<br />
Disziplinierung der Banken aufweisen. Das Ziel dieser Verpflichtung wäre es demnach,<br />
eine Investorenklasse zu schaffen, die die Interessen der Bankenaufsicht abbildet und die<br />
durch ein erhöhtes Monitoring zur Disziplinierung der Banken beiträgt.34<br />
33 Vgl. Steden (2002).<br />
34 Vgl. Sironi (2003).<br />
15
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
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17
Eva Clemens<br />
geboren am 28. Februar 1986<br />
Dritte Novelle der MaRisk:<br />
Eine kritische Bewertung von<br />
Stresstests als Ergänzung etablierter<br />
Kreditrisikomodelle<br />
Masterarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Die Finanzkrise, die im Jahre 2007 begann, hat auf den internationalen Finanzmärkten<br />
deutliche Spuren hinterlassen. Um Risiken zukünftig besser kalkulieren und bewerten zu<br />
können, haben die Bankenaufsichten den Kreditinstituten weitere verschärfte Auflagen in<br />
Form von Durchführen von Stresstests gemacht. Diese dienen u. a. der Bestimmung von<br />
Mindesteigenkapitalanforderungen im Rahmen der Mindestanforderungen an das Risikomanagement.<br />
Die Autorin der vorliegenden Arbeit analysiert nachfolgend die Eignung<br />
von Stresstests und prüft diese hinsichtlich der Eignung zur Bewertung, insbesondere von<br />
Kreditrisiken. Neben dem thematisierten Stresstest hat sich unlängst als Risikomessungsmodell<br />
der Value at Risk (VaR) etabliert. Basiert der VaR stets auf vergangenheitsorientierte<br />
Werte und nutzt die Annahme einer Normalverteilung, so bietet der Stresstest Informationen<br />
unter Extrembedingungen. Auch vor der Bankenkrise wurden Stresstests bereits<br />
angewendet. Doch verhindern konnten diese die Finanzkrise nicht. Die Autorin Eva Clemens<br />
sieht es in Ihrer Masterarbeit als unerlässlich an, den Stresstest in die Gesamtbanksteuerung<br />
und in die Risikomanagementkultur einer Bank zu integrieren. Auch das Topmanagement<br />
einer Bank müsse in die Programmabläufe mit eingebunden werden, um anschließend<br />
die richtigen strategischen Entscheidungen treffen zu können. Zukünftig sollen Risikobemessungsmodelle,<br />
wie eingangs schon erwähnt, nicht nur vergangenheitsorientiert,<br />
sondern noch mehr zukunftsorientiert gestaltet werden. Werden als historisches Extremereignis<br />
oftmals die Terroranschläge des 11. Septembers gewählt, so kann man hypothetisch<br />
eine extreme Wirtschaftswachstumsabnahme oder auch einen schlagartigen Zinsanstieg<br />
von bspw. 2,00 % annehmen und sich in einer Simulation spiegeln lassen, welche Auswirkungen<br />
diese Extremsituation auf die Stabilität des jeweiligen Finanzinstitutes hat. Eva<br />
Clemens beschreibt neben dem Stresstest noch weitere Kreditrisikomodelle und kommt<br />
abschließend zu dem Ergebnis, dass die Durchführungen von Stresstests durchaus eine<br />
sinnvolle Ergänzung zu den etablierten Modellen sind, diese jedoch in der Ausgestaltung<br />
noch Defizite aufweisen.
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
1. Einleitung<br />
Die Finanzkrise, die im Jahre 2007 begann, hat das weltweite Finanzsystem und daran<br />
anschließend auch die gesamte Weltwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Es wurde<br />
deutlich, dass die Kreditinstitute auf ein solch extremes und in der Vergangenheit in diesem<br />
Ausmaße noch nie vorgekommenes Ereignis schlichtweg nicht vorbereitet waren. Die<br />
Risiken, besonders die Kreditrisiken, denen ein Institut ausgesetzt ist, und deren Bewertung<br />
durch die Kreditrisikomodelle, wurden im Vorfeld der Krise unterschätzt und traten bei<br />
deren Ausbruch deutlich zu Tage.<br />
Die Bankenaufsicht (besonders das Committee of European Banking Supervisors (CEBS)<br />
und das Basel Committee on Banking Supervision (BCBS)) hat sich aufgrund dieser Unzulänglichkeiten<br />
dazu entschlossen, den Kreditinstituten weitere Vorgaben, besonders<br />
zur Bestimmung der Mindesteigenkapitalanforderungen, zu machen. 1 Die Einführung<br />
in deutsches Recht erfolgte in den Mindestanforderungen an das Risikomanagement<br />
(MaRisk), die unter anderem auch die Durchführung von Stresstests fordern. Zielsetzung<br />
dieser Arbeit ist es daher, die Eignung von Stresstests, als weitere Regulierung des Finanzsektors,<br />
zur Bewertung des Kreditrisikos zu beurteilen.<br />
Nach dieser Einleitung wird Kapitel 2 die Stresstests behandeln. Kapitel 3 widmet sich anschließend<br />
der Kreditrisikomessung durch die etablierten Kreditrisikomodelle. Die Analyse<br />
über die Sinnhaftigkeit einer weiteren Regulierung durch die Stresstests, zusätzlich zu den<br />
etablierten Kreditrisikomodellen, folgt letztendlich in Kapitel 4.<br />
2. Stresstests<br />
2.1 Definition, Klassifizierung und Motivation<br />
Um eine Beurteilung der Eignung von Stresstests zur Messung des Kreditrisikos an<br />
späterer Stelle vornehmen zu können, wird Kapitel 2 zunächst das Konzept von Stresstests<br />
behandeln. Dazu werden in Kapitel 2.1 die Grundlagen durch die Definition und Klassifizierung<br />
von Stresstests und die Motivation, diese durchzuführen, gelegt. In Kapitel 2.2 werden<br />
die allgemeinen regulatorischen Anforderungen an Stresstests dargestellt und in Kapitel<br />
2.3 anschließend ein Beispiel für einen makroökonomischen Stresstests im Bereich des<br />
Kreditrisikos gegeben, nämlich der EU-weite Bankenstresstest aus dem Jahre 2011.<br />
Eine treffende Definition für Stresstests gibt beispielsweise das Committee on the Global<br />
Financial System (CGFS): „Stress testing is a risk management tool used to evaluate the potential<br />
impact on a firm of a specific event and/or movement in a set of financial variables” 2 .<br />
Die grobe Klassifizierung von Stresstest kann in Sensitivitätsanalysen und Szenarioanalysen<br />
vorgenommen werden. 3 Sensitivitätsanalysen betrachten die Veränderung des Portfoliowerts<br />
bei der Änderung nur einer Variablen um einen Prozentsatz, während die anderen<br />
Inputfaktoren konstant bleiben. Die Änderung einer Marktvariablen hat gewöhnlich aber<br />
auch Auswirkungen auf andere Variablen, so dass die Durchführung von Szenarioanalysen<br />
(entweder mit historischen oder hypothetischen Szenarien) sinnvoll ist. Sie berücksichtigen<br />
die simultane Veränderung mehrerer Risikofaktoren während eines Stressereignisses. 4<br />
1 Basel Committee on Banking Supervision - BCBS (2009b)<br />
2 Committee on the Global Financial System - CGFS (2005), S. 3.<br />
3 Diese Unterscheidung findet sich beispielsweise beim BCBS (2009a), S. 9–11 und beim Committee of European<br />
Banking Supervisors - CEBS (2009), S. 10–13.<br />
4 Vgl. Bühn/Klauck (2006), S. 14–18; Hull (2011), S. 423–424.<br />
20
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Motivation für die Durchführung von Stresstests ergibt sich aus den Unzulänglichkeiten,<br />
besonders der Value at Risk-Modelle (VaR). 5 Die Modelle basieren nämlich stets<br />
auf vergangenheitsorientierten Daten, benutzen die Normalverteilungsannahme, nehmen<br />
bestimmte Parameter (Erwartungswert, Varianz, Kovarianz) als konstant an und funktionieren<br />
dementsprechend nur unter normalen, nicht aber unter extremen Marktbedingungen. 6<br />
2.2 Allgemeine regulatorische Anforderungen an Stresstests<br />
Obwohl Banken auch schon vor der Finanzkrise Stresstests durchführten, konnten diese<br />
nicht verhindern, dass viele Kreditinstitute empfindlich von der Krise getroffen wurden. Generell<br />
wurden Stresstests nicht konsistent angewendet, waren zu starr definiert, noch nicht<br />
ausreichend entwickelt oder nicht in das Risikomanagement integriert. 7<br />
Einer der wichtigsten Aspekte ist daher die Integration des Stresstest-Programms in die<br />
Gesamtbankensteuerung und die Risikomanagementkultur der Bank. Dazu gehört, dass<br />
die Geschäftsführung und das Topmanagement in dieses Programm mit eingebunden sind,<br />
um auch die strategische Ausrichtung des Instituts mit den Ergebnissen der Stresstests in<br />
Einklang zu bringen. 8 Um das gesamte Unternehmen in das Stresstest-Programm mit einzubinden,<br />
müssen die Stresstests auf verschiedenen Ebenen, von einzelnen Portfolien oder<br />
einzelnen Risiken bis hin zum Gesamtinstitut, konsistent durchgeführt werden. 9 Außerdem<br />
sollte das gesamte Stresstest-Programm auf internen Leitlinien und Arbeitsabläufen<br />
aufbauen, die Verantwortlichkeiten und Ressourcen klar verteilen. Sichtweisen von verschiedenen<br />
Experten, Führungskräften, Ökonomen oder Risikomanagern sollen mit einbezogen<br />
werden und die Ergebnisse untereinander besprochen werden. 10<br />
Die Auswahl der Szenarien der vor der Krise durchgeführten Stresstests stellte sich im<br />
Nachhinein als fehlerhaft heraus. Meist wurden in den Modellen historische statistische<br />
Zusammenhänge angenommen, da davon ausgegangen wurde, vergangene Ereignisse<br />
seien ein guter Indikator für zukünftige Entwicklungen. Zudem wurden nur moderate<br />
Schocks modelliert und die Korrelationen zwischen den einzelnen Märkten, Risikoklassen<br />
und Positionen unterschätzt. 11<br />
Ein wichtiger Grundsatz für die zukünftige Durchführung von Stresstests ist daher, dass<br />
außergewöhnliche, aber plausibel mögliche Ereignisse abzubilden sind. 12 Die Modelle sollen<br />
nicht mehr nur auf historischen Ereignissen beruhen, sondern auch vorausschauend<br />
sein. 13 Eine Neuerung nach der Finanzkrise ist, dass nicht nur die Auswirkungen eines<br />
moderaten, sondern auch die eines schweren konjunkturellen Abschwungs betrachtet<br />
werden müssen. 14 Die Komplexität der Stresstests kann variieren, wobei aber verschiedene<br />
Abhängigkeiten (z.B. zwischen einzelnen Risikoklassen oder statistische Korrelationen)<br />
berücksichtigt werden müssen. Bei den statistischen Korrelationen ist jedoch Vorsicht<br />
geboten. Gerade während der Finanzkrise haben sich historische Korrelationen als falsch<br />
5 Für eine weitere Betrachtung zu den Unzulänglichkeiten des VaR vgl. z.B. die Ausführungen der Oesterreichischen<br />
Nationalbank von Grau (1999).<br />
6 Vgl. Hull (2011), S. 422; Ludwig et al. (2010), S. 63; Bühn/Klauck (2006), S. 18–22.<br />
7 Vgl. BCBS (2009a), S. 8–9; CEBS (2009), S. 2; Institute of International Finance - IIF (2008), S. 45.<br />
8 Vgl. BCBS (2009a), S. 13–16; CEBS (2009), S. 5–9; IIF (2008), S. 45–46.<br />
9 Vgl. BCBS (2009a), S. 13–17; CEBS (2009), S. 15–17; IIF (2008), S. 45–46.<br />
10 Vgl. BCBS (2009a), S. 13–16; CEBS (2009), S. 5–9.<br />
11 Vgl. BCBS (2009a), S. 9–11.<br />
12 Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht - BaFin (2010c), S. 10; BCBS (2009a), S. 8; CEBS (2009),<br />
S. 13–14; IIF (2008), S. 47.<br />
13 Vgl. BCBS (2009a), S. 17–18; CEBS (2009), S. 11–12; IIF (2008), S. 45.<br />
14 Vgl. BaFin (2010c), S. 10; BCBS (2009a), S. 17–18; CEBS (2009), S. 13–14.<br />
21
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
herausgestellt, da extreme Ereignisse nur unzureichend in diesen Modellen abgebildet<br />
wurden. 15<br />
Konkrete Vorschläge bezüglich der Variation der Parameter bei einer Sensitivitätsanalyse<br />
finden sich bei der Derivatives Policy Group (1995). 16 Bei der Szenarioanalyse werden für<br />
historische Szenarien meist Ereignisse wie der Black Monday oder die Terroranschläge 9/11<br />
gewählt. 17 Beispiele für hypothetischer Szenarien im Rahmen der Szenarioanalyse sind z.<br />
B. der Rückgang der weltweiten Nachfrage (geringes BIP-Wachstum, fallende Aktienmarktund<br />
Verbraucherpreisindizes, …) oder ein extremer Zinsanstieg. 18 Eine der wichtigsten<br />
Neuerungen, die nach der Finanzkrise umgesetzt wurde, sind außerdem die inversen<br />
Stresstests. Dabei wird ein Ereignis, i.A. die Nicht-Fortführbarkeit der Geschäftstätigkeit,<br />
angenommen und Szenarien entwickelt, die zu diesem Ereignis führen könnten. 19<br />
Die Überwachung der Stresstest-Programme obliegt sowohl den Banken selbst, als auch<br />
der Aufsicht. Die Banken haben die Ergebnisse ihrer Stresstest-Programme kritisch zu<br />
reflektieren und daraus möglichen Handlungsbedarf abzuleiten. 20 Die gesamte Organisation<br />
(Topmanagement, Risikomanager und Experten) soll ihr Wissen in die Überprüfung und<br />
Weiterentwicklung des Stresstest-Programms einfließen lassen. 21 Dazu muss die erforderliche<br />
Infrastruktur vorliegen, um die Szenarien der Stresstests schnell und flexibel an sich<br />
ändernde Rahmenbedingungen anzupassen oder neue Szenarien zu entwickeln. 22 Auch<br />
die Aufsicht soll regelmäßig die Methoden der Stresstest-Programme überprüfen. Diese<br />
müssen auf das Geschäftsmodell der Bank, die Risikoneigung und das daraus resultierende<br />
Risikoprofil abgestimmt sein. Auch die Auswahl der Szenarien (Annahmen, Ausmaß und<br />
Realitätsnähe) bedarf der Überwachung. 23 Von der Aufsicht zu bewerten ist letzten Endes<br />
das Ergebnis der Stresstests in Form einer angemessenen Kapitalausstattung, auch in angespannten<br />
wirtschaftlichen Situationen.<br />
2.3 Der EU-weite Bankenstresstest als Beispiel eines makroökonomischen Stresstests<br />
Als Beispiel eines makroökonomischen Stresstests soll nun der EU-weite Bankenstresstest,<br />
den die European Banking Authority (EBA) Anfang 2011 anordnete, näher betrachtet<br />
werden. Ziel des Stresstests ist auf der einen Seite die Überprüfung der Widerstandsfähigkeit<br />
des gesamten Bankensektors, auf der anderen Seite die Beantwortung der Frage nach<br />
der Zahlungsfähigkeit jedes einzelnen Instituts unter diesen Stressszenarien. 24 Die Szenarien,<br />
die verwendet werden, sind das baseline und das adverse Szenario. Grundlage des<br />
baseline Szenarios sind im Wesentlichen die Daten der Vorhersage der Europäischen Kommission<br />
25 aus dem Herbst 2010. Die Grundlage des adversen Szenarios ist die Annahme,<br />
dass sich die europäische Schuldenkrise noch weiter verschärfen wird. 26 Von den Banken<br />
15 Vgl. BCBS (2009a), S. 9–10.<br />
16 Dazu gehören z.B. eine Parallelverschiebung der Zinsstrukturkurve um 100 bps nach oben/unten oder die<br />
Erhöhung/Senkung der Volatilität des 3-Monats-Zinssatzes um 20%.<br />
17 Vgl. Bühn/Klauck (2006), S. 15–16; Gundlach (2006), S. 361–362.<br />
18 Vgl. Bühn/Klauck (2006), S. 16–17; Gundlach (2006), S. 362–363.<br />
19 Vgl. BaFin (2010b), S. 4; BCBS (2009a), S. 18–19; CEBS (2009), S. 14–15; Counterparty Risk Management<br />
Policy Group (2008), S. 84–85.<br />
20 Vgl. BaFin (2010c), S. 10.<br />
21 Vgl. BCBS (2009a), S. 7-8.<br />
22 Vgl. BCBS (2009a), S. 15–16; IIF (2008), S. 45.<br />
23 Vgl. BCBS (2009a), S. 21–23; CEBS (2009), S. 19–23; IIF (2008), S. 48.<br />
24 Vgl. European Banking Authority - EBA (2011e), S. 2.<br />
25 Vgl. European Commission - EC (2010).<br />
26 Für eine ausführliche Betrachtung der Szenarien vgl. EBA (2011c) und EBA (2011d).<br />
22
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
wird gefordert, dass sie die makroökonomischen Szenarien in Änderungen der Einnahmen,<br />
Ausgaben, Kreditverluste und Kapitalanforderungen umsetzen. 27<br />
Der Benchmarkwert, gegen den der Test durchgeführt wird, ist ein Kernkapital von 5% der<br />
risikogewichteten Vermögensgegenstände. Wird die Datenlage des Jahresendes 2010 verwendet,<br />
so würden 20 Banken in einem Zwei-Jahres-Horizont unter die 5%-Schwelle fallen,<br />
wobei der gesamte Ausfall 26.8 Mrd. Euro betragen würde. Den Banken wurde jedoch die<br />
Möglichkeit gegeben, Änderungen in der Kapitalstruktur bis Ende April 2011 zu berücksichtigen.<br />
Im Zeitraum zwischen Januar und April 2011 wurden daher 50 Mrd. Euro neues Kapital<br />
aufgenommen. Unter Einbeziehung dieser Veränderungen fielen nur noch acht Banken<br />
unter die 5%-Schwelle, wobei der gesamte Ausfall auf 2.5 Mrd. Euro reduziert würde. 28<br />
3. Etablierte Kreditrisikomodelle<br />
3.1 Systematisierung der Kreditrisikomodelle<br />
Nach der Betrachtung von Stresstests, vor allem im Bereich des Kreditrisikos, wird das<br />
folgende Kapitel die schon länger praktizierten etablierten Modelle zur Quantifizierung des<br />
Kreditrisikos näher erläutern. Die regulatorischen Eigenkapitalanforderungen werden durch<br />
den Kreditrisikostandardansatz (KSA) oder die auf internen Ratings basierenden Ansätze<br />
(IRBA) bestimmt. Sie sollen an dieser Stelle jedoch nicht näher dargestellt werden. 29 Die<br />
IRB-Ansätze erfordern als Inputparameter unter anderem die Bestimmung der Ausfallwahrscheinlichkeit.<br />
Diese kann durch die etablierten Kreditrisikomodelle bestimmt werden, die in<br />
Kapitel 3.2 näher erläutert werden.<br />
Bei der allgemein üblichen Klassifizierung der Kreditrisikomodelle wird in der Literatur<br />
zwischen Unternehmenswertmodellen (auch Strukturmodelle genannt) und Intensitätsmodellen<br />
(bzw. Reduktionsmodelle) unterschieden. Die Unternehmenswertmodelle modellieren<br />
die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredits in Abhängigkeit vom Unternehmenswert<br />
des Schuldners. Das Ausfallereignis tritt dann ein, wenn der Wert des kreditnehmenden<br />
Unternehmens eine kritische Grenze erreicht bzw. unterschreitet. 30<br />
Eines der ersten Unternehmenswertmodelle war das Modell von Merton (1974), das auf<br />
der Optionspreistheorie von Black/Scholes (1973) und Merton (1973) beruht. Wegen der<br />
hohen Praxisorientierung und der Tatsache, dass es sich um ein Portfoliomodell handelt,<br />
mit dem auch Korrelationen zwischen den einzelnen Kreditengagements dargestellt werden<br />
können, wurde die Erweiterung des Merton-Modells, CreditMetrics, beispielhaft als etabliertes<br />
Kreditrisikomodell ausgewählt und in Kapitel 3.2 näher erläutert.<br />
Für die Intensitätsmodelle ist der Umstand, aus dem es zum Ausfallereignis kommt, nicht<br />
von Bedeutung. Diese Modelle basieren auf den Marktpreisen der gehandelten Unternehmensanleihen,<br />
aus denen dann die darin enthaltene Bewertung des Ausfallrisikos berechnet<br />
werden kann. 31 Das Ausfallereignis wird als exogener Sprungprozess modelliert, der von<br />
„kein Ausfall“ zu „Ausfall“ springen kann. 32 Das erste Modell, das den Intensitätsmodellen<br />
27 Vgl. EBA (2011b), S. 18.<br />
28 Die ausführlichen Ergebnisse der Stresstests finden sich in EBA (2011e).<br />
29 Ausführliche Betrachtungen beider Ansätze finden sich z.B. bei Hartmann-Wendels et al. (2010), S.<br />
601–637; Hull (2011), S. 276–285 und Reichling et al. (2007), S. 28–35.<br />
30 Vgl. Bielecki/Rutkowski (2002), S. 26–28; Hartmann-Wendels et al. (2010), S. 569–578.<br />
31 Vgl. Deventer/Imai (2003), S. 25–26; Hartmann-Wendels et al. (2010), S. 578–585.<br />
32 Vgl. Ammann (2001), S. 58–66.<br />
23
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
zugeordnet wird, ist das von Jarrow/Turnbull (1995). Das in der Praxis angewandte Intensitätsmodell<br />
ist CreditRisk+.<br />
3.2 Das Kreditportfoliomodell CreditMetrics als Erweiterung des Modells von Merton<br />
Voraussetzung für das Modell von Merton ist das Theorem von Modigliani/Miller (1958),<br />
das besagt, dass der Unternehmenswert der Summe aus Eigen- und Fremdkapital entspricht<br />
(V = EK+FK). Insolvenz tritt ein, wenn bei Fälligkeit der Schulden der Unternehmenswert<br />
V geringer ist als der Fremdkapitalrückzahlungsbetrag B. Die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
des Unternehmens ist dementsprechend gleich der Wahrscheinlichkeit für dieses<br />
Ereignis V
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
4. Kritische Bewertung<br />
4.1 Herleitung von Beurteilungskriterien zur Bewertung der Verfahren<br />
Das folgende Kapitel wird nun Beurteilungskriterien herleiten und anschließend eine<br />
Bewertung der zuvor dargestellten Ansätze, Stresstests und etablierte Kreditrisikomodelle,<br />
vornehmen. Da die Einführung der Stresstests durch die dritte Novelle der MaRisk einen<br />
zusätzlichen Eingriff des Regulators in den Geschäftsbetrieb eines Kreditinstituts darstellt,<br />
sollen geeignete Beurteilungskriterien aus der Theorie der Regulierung abgeleitet werden.<br />
Diese Theorie beschäftigt sich mit der Frage, aus welchen Gründen und in welchem Maße<br />
staatliches Eingreifen sinnvoll ist. Der Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist, dass Banken<br />
in hohem Maße systemischen Risiken ausgesetzt sind. Hellwig (1995) bezeichnet damit das<br />
Risiko, dass in einem komplexen Geflecht von Interbankenbeziehungen die wirtschaftlichen<br />
Risiken aus einzelnen Verträgen und ihre Korrelationen untereinander weder für die Banken<br />
noch für die Aufsichtsbehörde zu überblicken sind. Faktoren, die zu systemischen Risiken<br />
führen, sind vor allem systembedingte Fehlanreize zu einer zu riskanten Politik. 35<br />
Crockett (1996) zeigt Probleme im Bereich der systembedingten Fehlanreize auf, z.B.<br />
Herdenverhalten und Katastrophenblindheit. Um Herdenverhalten zu verhindern, muss sich<br />
jedes Institut mit den ihm eigenen Risiken intensiv auseinandersetzen und nicht einfach<br />
dem Verhalten anderer Marktteilnehmer folgen. Daher stellt sich die Frage, inwieweit der<br />
jeweilige Ansatz als Instrument zur Identifikation von Risikofaktoren dienen kann. Katastrophenblindheit<br />
kann dadurch eingedämmt werden, dass die Institute eine sinnvolle Auswahl<br />
von Inputparametern und Szenarien treffen. Ein wichtiger Aspekt bei den systembedingten<br />
Fehlanreizen ist außerdem das Problem der asymmetrischen Informationsverteilung. 36 Um<br />
dieses Problem abzumildern und den Einlegern einen objektiven Blick auf die Lage ihres<br />
Instituts zu ermöglichen, soll die Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Institute<br />
untereinander gegeben sein. Asymmetrische Informationsverteilung kann außerdem zu<br />
einem Bank-Run führen, wenn Einleger wegen geringer Information über die Risikosituation<br />
ihres eigenen Instituts besonders empfindlich auf schlechte Nachrichten aus dem<br />
Bankensektor reagieren. Um Bank-Runs zu verhindern, müssen die Bankgläubiger, also<br />
die Einleger, vor Vermögensverlusten geschützt werden und so ein vermehrter zeitgleicher<br />
Abzug von Einlagen verhindert werden. Dies kann z.B. durch eine geeignete Eigenmittelunterlegung<br />
geschehen. 37<br />
4.2 Analyse anhand der Beurteilungskriterien<br />
4.2.1 Instrument zur Identifikation von Risikofaktoren<br />
Indikatoren für die Frage nach der Eignung als Instrument zur Identifikation von Risikofaktoren<br />
sind, ob das jeweilige Modell zu einem neuen bzw. anderen Blick auf das Risiko,<br />
dem ein Institut ausgesetzt ist, führt, ob einzelne Risikotreiber aus dem gesamten Risiko<br />
identifiziert werden können und ob auch das gesamte Risiko eines Institutes dargestellt<br />
werden kann.<br />
35 Vgl. Gischer et al. (2005), S. 110–113.<br />
36 Auf eine ausführliche Beschreibung dieses Problems soll an dieser Stelle verzichtet werden und auf Akerlof<br />
(1970) verwiesen werden, der sich zuerst mit dem Problem der asymmetrischen Informationsverteilung<br />
beschäftigt hat.<br />
37 Vgl. Hartmann-Wendels et al. (2010), S. 395–399.<br />
25
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
Bei den etablierten Kreditrisikomodellen ist es durch die Standardisierung und die<br />
Konzentration auf bestimmte Parameter und Einflussgrößen im Bereich des Kreditrisikos<br />
schwer, eine neuartige Sicht auf das Risiko zu erhalten. Die Stresstests können diese<br />
Schwäche der Kreditrisikomodelle überwinden. Besonders die neu eingeführten inversen<br />
Stresstests sollen Banken dazu bewegen, kreativ über Risiken in ihrem Kreditportfolio nachzudenken.<br />
Die kontinuierliche Überwachung der Tests führt außerdem zu einer ständigen<br />
Auseinandersetzung mit dem eigenen Risikoverständnis. 38<br />
Einzelne Risikotreiber aus dem gesamten Modell herauszulösen ist sowohl bei den etablierten<br />
Kreditrisikomodellen als auch bei den Stresstests möglich. Bei CreditMetrics könnte<br />
z.B. eine Anwendung auf nach bestimmten Kriterien gefilterte Teilportfolios stattfinden, um<br />
solche mit einem hohen Kreditrisiko zu identifizieren. Bei den Stresstests kann durch die<br />
Sensitivitätsanalysen, bei denen jeweils nur ein einziger Inputparameter variiert wird, der<br />
Einfluss eines einzelnen Faktors überprüft werden. 39<br />
In Bezug auf die Betrachtung des gesamten Risikos sind den etablierten Kreditrisikomodellen<br />
naturgemäß enge Grenzen gesetzt, da sie nur die Möglichkeit haben, das Kreditrisiko<br />
darzustellen. Die Stresstests können ohne weiteres auf andere Risikoarten als das<br />
Kreditrisiko ausgeweitet werden. Der Regulator fordert dies sogar ausdrücklich durch die<br />
Integration des Stresstests-Programms in die Gesamtbanksteuerung und Risikomanagementkultur<br />
der Bank.<br />
4.2.2 Auswahl der Inputvariablen und Szenarien<br />
Die Bewertung, wie gut die Inputparameter und Szenarien in den Kreditrisikomodellen<br />
ausgewählt worden sind bzw. ausgewählt werden können, soll anhand folgender Indikatoren<br />
vorgenommen werden. Es sollte die Möglichkeit bestehen, extreme und zukünftige Ereignisse,<br />
die nicht auf historischen Daten basieren, abzubilden. Ein hohes Maß an Flexibilität,<br />
sowohl in Bezug auf die Möglichkeit zur Einbeziehung neuer Parameter, als auch auf die<br />
Variation der bestehenden Parameter, sollte außerdem vorhanden sein. Außerdem sollte es<br />
möglich sein, Korrelationen zwischen einzelnen Risikofaktoren abzubilden. Zuletzt sollten<br />
sowohl qualitative als auch quantitative Betrachtungen in die Modelle mit einfließen.<br />
Das große Problem der etablierten Kreditrisikomodelle ist die Normalverteilungsannahme.<br />
40 Somit ist die Darstellung extremer Ereignisse in den herkömmlichen Kreditrisikomodellen<br />
eher schwierig. Auch zukünftige Ereignisse zu berücksichtigen ist durch die<br />
Stützung auf historischen Daten problematisch. Durch Stresstests hingegen lassen sich<br />
auch extreme und zukünftige Ereignisse gut darstellen. Dies kann besonders durch die<br />
hypothetischen Szenarien erreicht werden. 41 Die inversen Stresstests modellieren schon per<br />
definitionem ein Extremereignis, nämlich die Nicht-Fortführbarkeit der Geschäftstätigkeit. 42<br />
Die Flexibilität in Bezug auf die Variation bereits verwendeter Parameter ist durch die<br />
Einbeziehung von Marktdaten, die tagesaktuell vorliegen, bei den etablierten Kreditrisikomodellen<br />
gegeben. 43 Allerdings wird die Flexibilität durch die für die Modellierung erforderliche<br />
und sehr aufwändige Monte-Carlo-Simulation, wieder eingeschränkt. 44 Die Einbeziehung<br />
komplett neuer Parameter ist durch den fest vorgegebenen Modellrahmen praktisch<br />
überhaupt nicht möglich. Flexibler ist der Modellrahmen bei den Stresstests. Die Variation<br />
38 Vgl. Kapitel 2.2.<br />
39 Vgl. Gundlach (2006), S. 354–357.<br />
40 Vgl. Altman (2008), S. 8–10; Crouhy et al. (2000), S. 62–64.<br />
41 Vgl. Gundlach (2006), S. 354–357.<br />
42 Vgl. Ludwig et al. (2010), S. 73.<br />
43 Vgl. Wehrspohn (2005), S. 106–110.<br />
44 Vgl. Schierenbeck et al. (2008), S. 191–193.<br />
26
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
der einzelnen Risikofaktoren für bestimmte Szenarien ist leicht möglich, auch für sehr komplexe<br />
Schocks, die sich auf mehrere Parameter gleichzeitig auswirken. Auch die Integration<br />
neuer Parameter ist ohne Probleme möglich.<br />
Die Berücksichtigung von Korrelationen in den etablierten Kreditrisikomodellen ist<br />
grundsätzlich, vor allem für Interdependenzen zwischen einzelnen Kreditnehmern, möglich.<br />
Diese Methoden sind allerdings komplex. 45 Stresstests haben praktisch unbegrenzt<br />
Möglichkeiten Korrelationen zu berücksichtigen. Rösch/Scheule (2007) erläutern z.B.<br />
ausführlich, wie die Korrelationen der Vermögenswerte der Schuldner mit in die Stresstests<br />
einbezogen werden können. Auch die Korrelationen zwischen einzelnen Risikofaktoren oder<br />
zwischen unterschiedlichen Risikoarten können gut modelliert werden.<br />
Die etablierten Kreditrisikomodelle stützen sich fast nur auf quantitative Größen. Im<br />
Zweifel ist es sogar möglich, den Bewertungsprozess komplett zu automatisieren. 46 Bei den<br />
Stresstests hingegen steht zurzeit vor allem die qualitative Betrachtung im Vordergrund.<br />
Auch der Regulator stellt nur allgemeine qualitative Anforderungen an die Stresstests. 47<br />
4.2.3 Vergleichbarkeit der Ergebnisse verschiedener Institute<br />
Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung der beiden Ansätze ist auch, dass die Ergebnisse<br />
aus den Modellen und den Stresstests über die Institute hinweg vergleichbar sind.<br />
Indikatoren dafür sind Objektivität bei den Werten für die Inputparameter und bei der Auswahl<br />
der Szenarien und eine einheitliche Anwendung der Methoden.<br />
Die Objektivität bei den etablierten Kreditrisikomodellen ist in hohem Maße gegeben.<br />
Der gesamte Bewertungsprozess kann komplett automatisiert werden, sodass eine<br />
Beeinflussung der Ergebnisse in Zwischenschritten nicht möglich ist. 48 Die Objektivität der<br />
Ergebnisse der Stresstests ist als eher problematisch zu bewerten. Da die Einschätzungen<br />
von Experten, Führungskräften und das Management in die Auswahl der Szenarien mit<br />
eingebunden werden sollen, fließen zum Teil mehrere subjektive Standpunkte mit ein.<br />
Allein bei den standardisierten Szenarien im Rahmen der Sensitivitätsanalyse ist eine Vergleichbarkeit<br />
möglich. 49<br />
Die einheitliche Anwendung der etablierten Kreditrisikomodelle ist durch die standardisierten<br />
Modelle, die für jedes Institut einheitlich anzuwenden sind, als positiv zu bewerten.<br />
Bei den IRB-Ansätzen können die eigenen internen Methoden der Institute zur Schätzung<br />
der relevanten Parameter die Vergleichbarkeit jedoch wieder einschränken. 50 Bei den<br />
Stresstests ist die einheitliche Anwendung praktisch überhaupt nicht gegeben. Jedem<br />
Institut ist es selbst überlassen, die genaue Ausgestaltung der Stresstests zu bestimmen.<br />
Jedes Institut wird vermutlich andere Szenarien verwenden und auch deren Auswirkungen<br />
auf bestimmte Parameter unterschiedlich bewerten. 51<br />
45 Vgl. Schierenbeck et al. (2008), S. 174–180.<br />
46 Vgl. Wehrspohn (2005), S. 106–110.<br />
47 Vgl. BaFin (2010b), S. 4.<br />
48 Vgl. Wehrspohn (2005), S. 106–110.<br />
49 Vgl. Ludwig et al. (2010), S. 73.<br />
50 Vgl. Gordy (2003), S. 200.<br />
51 Vgl. EBA (2011b), S. 9–10.<br />
27
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
4.2.4 Kapitaladäquanz<br />
Beim Bewertungskriterium der Kapitaladäquanz steht im Vordergrund, ob die jeweiligen<br />
Ergebnisse der Kreditrisikomodelle und der Stresstests zu einer angemessenen Kapitalausstattung<br />
des Instituts führen. Dazu müssen Kapitalpuffer vorhanden sein, die in der<br />
Lage sind, die Auswirkungen negativer Entwicklungen abzufangen. Außerdem muss sich die<br />
Risikoneigung der Bank im Ergebnis widerspiegeln. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Ergebnisse<br />
auch eine Hilfe zum Kapitalmanagement der Bank darstellen sollen.<br />
Die etablierten Kreditrisikomodelle dienen dazu, durch ihre Schätzungen den Input für<br />
die aufsichtsrechtlichen Modelle (im wesentlichen IRBA) zur Bestimmung der Mindesteigenkapitalanforderungen<br />
zu liefern. Kapitalpuffer sind durch die konservative Betrachtung<br />
der Inputparameter in den Modellen berücksichtigt. 52 Mithilfe der Stresstests kann der<br />
Kapitalpuffer dann auf seine Krisenfestigkeit getestet werden. 53<br />
Die Risikoneigung eines Instituts in die etablierten Kreditrisikomodelle zu integrieren,<br />
gestaltet sich eher schwierig. Da die Modelle wenig Flexibilität bei den Inputparametern erlauben,<br />
kann bei der Durchführung die Risikoneigung der Institute kaum beachtet werden.<br />
Jedoch können die Ergebnisse der Modelle dazu genutzt werden, das eigene Kreditportfolio<br />
kritisch zu überprüfen. Bei den Stresstests kann die Risikoneigung der Institute gut mit<br />
einbezogen werden. Besonders die Forderung, das Topmanagement in die Entwicklung der<br />
Stresstest-Programme zu integrieren, stellt die Erfüllung dieser Anforderung sicher. 54<br />
Die Ergebnisse der etablierten Kreditrisikomodelle können im Rahmen des Kapitalmanagements<br />
dazu verwendet werden, um das notwendige regulatorische Kapital für ein<br />
Kreditportfolio zu bestimmen. Da die Ergebnisse der Stresstests nicht zwangsläufig einen<br />
Einfluss auf die regulatorischen Mindesteigenkapitalanforderungen haben, können sie vor<br />
allem zum Management der ökonomischen EK-Anforderung verwendet werden.<br />
4.3 Abschließende Bewertung<br />
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass sowohl die etablierten Kreditrisikomodelle, als auch<br />
die Stresstests gute Ansätze sind, um das Kreditrisiko zu bewerten, beide aber auch Defizite<br />
haben. Der große Vorteil der Kreditrisikomodelle ist ihr hohes Maß an Objektivität und<br />
Standardisierung. Ihre größten Defizite sind die geringe Flexibilität und ihre reine Beschränkung<br />
auf das Kreditrisiko eines Instituts, ohne weitere Risikofaktoren zu betrachten.<br />
Im Gegensatz dazu liegt die Stärke der Stresstests in ihrer Flexibilität und in der Möglichkeit,<br />
auch weitere Risiken als das Kreditrisiko in die Betrachtungen mit einzubeziehen. Der<br />
große Nachteil ist hingegen das Fehlen einheitlicher, auch quantitativer Modelle, um sie<br />
durchzuführen. Allerdings ist zu beachten, dass durch eine Standardisierung ein großer<br />
Vorteil der Stresstests, nämlich deren Flexibilität, erheblich eingeschränkt würde. Es ist also<br />
abzuwägen, in welchem Ausmaß eine Standardisierung sinnvoll ist, ohne die Flexibilität zu<br />
weit einzuschränken.<br />
Im Folgenden soll nun der ergänzende Charakter zwischen den etablierten Kreditrisikomodellen<br />
und den Stresstests dargestellt werden. Zur Identifikation der Risikofaktoren einer<br />
Bank können beide einen wertvollen Beitrag leisten. Allerdings beschränken sich die etablierten<br />
Kreditrisikomodelle allein auf das Kreditrisiko, während die Stresstests als Ergänzung<br />
und Schnittstelle zur Betrachtung anderen Risikoarten, denen ein Institut ausgesetzt ist,<br />
dienen können. Bei den Inputparametern bzw. den Inputvariablen ist zwar erst einmal den<br />
52 Vgl. Deutsche Bundesbank (2007), S. 1–3.<br />
53 Vgl. BCBS (2009a), S. 7-8.<br />
54 Vgl. Kapitel 2.2.<br />
28
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Stresstests der Vorzug zu geben, jedoch steht auch hier der ergänzende Charakter beider<br />
Ansätze in Bezug auf die Verwendung quantitativer (etablierte Kreditrisikomodelle) und<br />
qualitativer (Stresstests) Größen im Vordergrund. Hinsichtlich des Kriteriums der Vergleichbarkeit<br />
werden die etablierten Kreditrisikomodelle präferiert, da es bei den Stresstests<br />
zurzeit noch keine einheitlichen Vorgaben zur Durchführung gibt. Auch beim Kriterium der<br />
Kapitaladäquanz kann die Ergänzung zwischen der Betrachtung von regulatorischem und<br />
ökonomischem EK durch die Anwendung beider Ansätze erreicht werden.<br />
Um die Stresstests als sinnvolle Ergänzung zu den etablierten Kreditrisikomodellen zu<br />
nutzen, können z.B. für die Inputparameter der Kreditrisikomodelle Stresstests durchgeführt<br />
werden. Die Auswirkungen bestimmter Stressszenarien auf diese Größen können<br />
bestimmt werden. Anschließend werden diese Größen als neue Inputparameter für die Kreditrisikomodelle<br />
genutzt. Wie genau eine solche Verbindung zwischen Kreditrisikomodellen<br />
und Stresstests aussehen kann, haben das Fachgremium Kredit der Deutschen Bundesbank<br />
(2007) und Gruber/Hahn (2010) gezeigt.<br />
5. Fazit<br />
Das Ziel dieser Arbeit war die Beurteilung von Stresstests zur Bewertung des Kreditrisikos<br />
als ergänzenden regulatorischen Eingriff in den Finanzsektor, zusätzlich zu den etablierten<br />
Kreditrisikomodellen. Nachdem in den ersten Kapiteln ausführlich die theoretischen Grundlagen<br />
der Stresstests und der etablierten Kreditrisikomodelle dargestellt wurden, bildete<br />
die kritische Beurteilung mit der Herleitung der Beurteilungskriterien aus der Theorie der<br />
Regulierung, der ausführlichen Analyse und der abschließenden zusammenfassenden Bewertung<br />
das Kernstück dieser Arbeit.<br />
Als Fazit lässt sich feststellen, dass die Durchführung von Stresstests durchaus eine sinnvolle<br />
Ergänzung zur Bewertung des Kreditrisikos mit den etablierten Modellen ist, aber<br />
auch noch einige Defizite aufweist. Als Instrument zur Identifikation von Risikofaktoren sind<br />
Stresstests ein gutes Mittel. Auch bei der Auswahl der Inputparameter und Szenarien können<br />
die Stresstests in Ergänzung zu den etablierten Kreditrisikomodellen einen Mehrwert in<br />
Form von erhöhter Flexibilität bieten. Allerdings führt diese erhöhte Flexibilität zu Problemen<br />
bei der Vergleichbarkeit der Ergebnisse, die bei der Bewertung durch Kreditrisikomodelle<br />
eher gegeben ist. Bei der Beurteilung der Kapitaladäquanz eines Instituts können beide<br />
Ansätze wertvolle Ergebnisse, allerdings aus unterschiedlichen Blickwinkeln, hervorbringen.<br />
Da sich die gesamte Neuordnung der Regulierung im Rahmen von Basel III während und<br />
nach der Finanzkrise zurzeit noch mitten in der Umsetzung befindet, ergeben sich in diesem<br />
Themengebiet in Zukunft weitere interessante Entwicklungen. Besonders der Zielkonflikt<br />
zwischen Flexibilität und Vergleichbarkeit der Ergebnisse durch standardisierte Methoden<br />
wird eine Rolle spielen. Die regulatorischen Vorgaben müssen dabei eine gute Balance<br />
zwischen beiden Ansprüchen finden, um sowohl noch nicht vorgekommenen Ereignissen<br />
gerecht zu werden, als auch eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse der verschiedenen Institute<br />
untereinander zu gewährleisten.<br />
29
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis<br />
B<br />
BaFin<br />
BCBS<br />
CEBS<br />
CGFS<br />
EBA<br />
EC<br />
EK<br />
EU<br />
FK<br />
IIF<br />
IRBA<br />
KSA<br />
MaRisk<br />
R<br />
T<br />
V<br />
Z<br />
Fremdkapitalrückzahlungsbetrag<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
Basel Committee of Banking Supervision<br />
Committee of European Banking Supervisors<br />
Committee on the Global Financial System<br />
European Banking Authority<br />
European Commission<br />
Eigenkapital<br />
Europäische Union<br />
Fremdkapital<br />
Institute of International Finance<br />
Auf internen Ratings basierende Ansätze<br />
Kreditrisikostandardansatz<br />
Mindestanforderungen an das Risikomanagement<br />
Vermögenswerte eines Unternehmens<br />
Zeitpunkt<br />
Unternehmenswert<br />
Schwellenwert<br />
30
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
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Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter Kreditrisikomodelle<br />
36
Thomas Starnitzky<br />
geboren am 05. Mai 1985<br />
Funktionen und Anwendung von<br />
makroökonomischen Stresstests im<br />
Risikomanagement von Banken<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2011<br />
bei Professor Dr. Michael Roos<br />
Lehrstuhl für Makroökonomik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Nicht erst seit der Insolvenz von Lehmann Brothers hat das Risikomanagement im<br />
internationalen Bankensystem an Bedeutung gewonnen. Der Bedarf an Stresstests und<br />
Szenarioanalysen hat sich drastisch erhöht. Nicht umsonst wurde der Begriff „Stresstest“<br />
in 2011 zum Wort des Jahres gewählt. Doch stellt der Autor sich die Frage, welche Funktion<br />
das Risikomodell Stresstest in der Praxis des internen Risikomanagements von deutschen<br />
Geschäftsbanken und <strong>Sparkasse</strong>n einnimmt. Alfaro und Drehmann stellen die qualitative<br />
Ausgestaltung während des Verlaufs einer Krise in Frage. Der Autor der nachfolgend abgebildeten<br />
Arbeit diskutierte in Interviews am Beispiel der Geschäftsbanken Bankhaus Lampe,<br />
der readybank sowie der Stadtsparkasse Düsseldorf die Verbindung von aufsichtsrechtlichen<br />
Vorgaben und dem internen Stresstest in Theorie und Praxis der genannten Häuser.<br />
Dazu stellte Thomas Starnitzky den beteiligten Personen mittels Fragebogen 38 Fragen zur<br />
Thematik Stresstest und Risikomanagement, um im Ergebnis anschließend zusammenzufassen,<br />
dass sich die Erwartungen an Stresstests auf die Identifikation und Früherkennung<br />
von Risikotreibern, auf die Überprüfung bereits vorhandener Modelle sowie an die Förderung<br />
von Verständnis auf Managerebene stütze.<br />
Im Rahmen der Diplomarbeit stellt der Autor zudem Methoden des Risikomanagements<br />
vor und wagt einen Blick in die Zukunft. Der Stresstest lässt sich als sinnvolles Instrument<br />
des modernen Risikomanagements bezeichnen. Allerdings kann der Stresstest in seiner<br />
jetzigen Form nicht zur Bildung von Vertrauen in Zeiten von Finanzmarktkrisen beitragen.
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
1. Einleitung<br />
Die Finanzkrise und ihr Höhepunkt im Rahmen der Insolvenz von Lehman Brothers Inc. im<br />
September 2008 wurde auch immer wieder mit dem Begriff der „Bankenkrise“ verbunden.<br />
Viele Finanzdienstleister waren und sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Externes<br />
und internes Risikomanagement hatten sich als unzureichend gegenüber dem aufkommenden<br />
Szenario erwiesen. Bankinsolvenzen, Liquiditätsengpässe und Vertrauensverlust waren<br />
die Folge. Aktuell geben neue drohende Szenarien wiederholt Anlass zur Unsicherheit.<br />
Eventuelle Staatspleiten wie in Griechenland und gegebenenfalls den USA erscheinen zwar<br />
außergewöhnlich und unrealistisch, könnten aber wichtige Inputfaktoren für makroökonomisches<br />
Stresstesting sein. Nicht zuletzt zeigt sich die aktuelle Bedeutung des Themas<br />
dadurch, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache „Stresstest“ zum Wort des Jahres 2011<br />
wählte.<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, eine Antwort auf die Frage zu geben, welche Funktion das<br />
Risikomodell Stresstest in der Praxis des internen Risikomanagements von deutschen<br />
Geschäftsbanken einnimmt und inwiefern die Ereignisse der Finanzkrise Einfluss auf den<br />
Umgang mit Stresstests und deren Ergebnissen genommen haben. Im Speziellen wird<br />
die Rolle der Aufsicht betrachtet, indem aufgezeigt wird, wie ihre Rolle nach der Krise zu<br />
bewerten ist und inwiefern der Stresstest als Mittel des internen Risikomanagements von<br />
Banken gegen die Krise arbeiten und auf neue Krisen vorbereiten kann. Stresstests wurden<br />
bereits lange vor der Finanzkrise durchgeführt, bewahrten einige Banken dennoch nicht vor<br />
Liquiditätsengpässen und Insolvenz. Makroökonomische Stresstests werden in der Arbeit<br />
nicht als externer hoheitlicher Prüfungsprozess beschrieben, sondern als interner Prozess<br />
des Risikomanagements von Banken, die unter makroökonomischen Stress gesetzt werden.<br />
Zentraler Untersuchungsgegenstand sind unter anderem die einzelnen angelegten makroökonomischen<br />
Szenarien.<br />
In der vorliegenden Arbeit soll nicht das gesamte Risikomanagement von Banken diskutiert<br />
werden. Es wird lediglich ein Überblick vermittelt, um eine Einordnung von Stresstests<br />
und deren Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Der Fokus liegt auf der Ausgestaltung von<br />
Stresstests, der Verwendung von gewonnenen Ergebnissen und der Kommunikation der<br />
Bankenaufsicht mit den einzelnen Banken. Die Verbindung von aufsichtlichen Vorgaben und<br />
dem internen Stresstest in Theorie und Praxis wird anhand von drei deutschen Geschäftsbanken<br />
hergestellt. Das Bankhaus Lampe, die readybank und die Stadtsparkasse Düsseldorf<br />
wurden zum Themenkomplex via Fragebogen und anschließend folgendem vertiefendem<br />
Interview befragt.<br />
Die Wirtschaftskrise hat den Stresstest wieder mehr in den Fokus gerückt. In der wissenschaftlichen<br />
Literatur werden Risikoverfahren, wie der Stresstest, in Bezug auf ihre Fähigkeit<br />
zur Risikomessung und Krisenprävention vermehrt diskutiert. Laut Jorion (2009) hat<br />
Risikomanagement durch die Krise an Bedeutung gewonnen und infolgedessen besteht ein<br />
erhöhter Bedarf an Stresstests und Szenarioanalysen. Alfaro und Drehmann (2009) stellen<br />
die qualitative Ausgestaltung von Stresstests während einer Krise in Frage. Ihre Untersuchung<br />
zeigt, dass ein großer Teil der Stresstestverfahren nicht stabil genug ist und sich unter<br />
dem Einfluss einer Krise verändert. Im Zusammenhang mit der Frage nach der qualitativen<br />
Ausgestaltung von Stresstests beschäftigen sich Breuer et al. in ihrer Studie “A systematic<br />
approach to multi-period stress testing of portfolio credit risk” (2012) im Besonderen mit<br />
der Ernsthaftigkeit und Plausibilität von Szenarien. Sie arbeiten an einem Modell, das effizienter<br />
als bisherige Stresstests sein soll und bei gleicher Plausibilität extremere Stressszenarien<br />
identifiziert. Die Studien geben wieder, dass der Stresstest ein aktuelles Risiko-<br />
38
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
modell ist, allerdings die Ausgestaltung weiterhin diskutiert wird. Es lässt sich allerdings<br />
nur schwer ein bestimmter Forschungsstand über interne Stresstests beschreiben, da der<br />
Stresstest ein Risikomodell ist, das sich mit der Zeit verändert und Gegebenheiten anzupassen<br />
hat. Es entstehen immer wieder neue Handlungsspielräume und Herausforderungen<br />
durch Veränderungen aufsichtlicher Vorgaben. Mit Veröffentlichung des Rahmenwerks<br />
Basel II im Jahr 2004 wurde das Risikomanagement modifiziert. Die drei Säulen von Basel<br />
II gaben dem Risikomanagement eine neue Struktur, indem die Mindestkapitalanforderungen,<br />
der aufsichtliche Überprüfungsprozess und die erweiterte Offenlegung festgelegt<br />
wurden. Als Reaktion auf die Finanzkrise ist bereits die nächste Rahmenvereinbarung, Basel<br />
III, verabschiedet und wird in den kommenden Jahren umgesetzt. Die vorliegende Arbeit<br />
stellt die aufsichtlichen Anforderungen an die Banken und das interne Risikomanagement<br />
in der jetzigen Situation nach einer Finanzkrise und vor weiteren drohenden Szenarien wie<br />
möglichen Staatspleiten dar.<br />
2. Risikomanagement von Banken<br />
Die makroökonomischen Einflussfaktoren im Umfeld und die individuellen Risiken von<br />
Banken bringen gemeinsam das Erfordernis eines Risikomanagements hervor. Banken<br />
sind wie andere Unternehmen versucht, eine möglichst hohe Rendite zu erreichen und<br />
dabei systematisches und unsystematisches Risiko nicht zu sehr anwachsen zu lassen.<br />
Eine Besonderheit von Banken ist, dass sie einer Regulierung durch eine Aufsichtsbehörde<br />
unterliegen (Hull, 2011, S. 17). Internationale Rahmenbedingungen, Richtlinien und deren<br />
Umsetzung in nationales Recht sollen dabei die Finanzstabilität gewährleisten. Die beiden<br />
Institutionen – Bank und Aufsicht – implizieren zwei unterschiedliche Denkweisen. Der<br />
Wunsch der Aufsicht nach uneingeschränkter Transparenz bildet eine Herausforderung<br />
für das Risikomanagement von Banken und deren profitorientierte Ausrichtung am Markt<br />
(Rötheli, 2010, S. 121).<br />
Methoden des Risikomanagements<br />
Die Methoden des Risikomanagements dienen dazu, die Risiken für Management,<br />
Vorstand und Aufsichtsrat greifbar zu machen. Die Methoden sollen ermöglichen, die<br />
geäußerten Ziele von Basel II, MaRisk und SolvV zu ermöglichen. Die Ziele wie eine verbesserte<br />
Kommunikation, mehr Vertrauen und angemessene Eigenkapitalunterlegung benötigen<br />
einen messbaren Wert des Risikos. Der Stresstest wird im Folgenden dargestellt.<br />
Stresstests – Definition und Funktion<br />
Stresstests sind zum heutigen Zeitpunkt sehr populär und finden in vielen Branchen<br />
Verwendung. Es werden Kernkraftwerke, Verkehrsnetze und unter anderem auch Banken<br />
gestresst. Im Folgenden wird gezeigt, wie Bankenstresstests definiert und aufgebaut sind<br />
und welche Funktionen sie im Rahmen des Risikomanagements von Banken einnehmen.<br />
Stresstests sind ein zentrales Werkzeug des Risikomanagements von Banken. Ein<br />
Werkzeug, das einen in die Zukunft gerichteten Charakter besitzt und auch die Tail-Events<br />
abbilden soll, die beim Value-at-Risk nicht berücksichtigt werden (Alexander und Sheedy,<br />
2008, S. 2220). Gemäß den MaRisk ist der Stresstest unter Punkt AT 4.3.3 als internes Kontrollinstrument<br />
einzurichten. Die Institution wird im Rahmen eines Stresstests von einem<br />
Schock bzw. Schockszenario betroffen, die Veränderungen einzelner Risikofaktoren werden<br />
39
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
analysiert und ggf. werden in der Folge die Eigenkapitalunterlegung und Risikopolitik der<br />
Bank angepasst (Bühn und Klauck, 2007, S. 352).<br />
Die durchgeführten Tests müssen die ökonomischen Zusammenhänge sinnvoll abbilden<br />
und plausibel sein (Bühn und Klauck, 2007, S. 352). Unterschiede in Definitionen<br />
von Stresstests haben zumeist ihren Ursprung in verschiedenen Sichtweisen. Quagliariello<br />
(2009, S.22) stellt Makro- und Mikrodefinitionen von Stresstests gegenüber und zeigt<br />
somit den Nutzen für das Finanzsystem und die einzelne Institution. Eine Beobachtung<br />
von Stresstests gemäß Makro- und Mikroebene ist allerdings für diese Arbeit nur bedingt<br />
sinnvoll. Das Stresstestmodell, das auf Bankenebene installiert und durchgeführt wird, kann<br />
sowohl zur Erfüllung aufsichtlicher als auch interner Stresstests dienen (Falke, 2007, S. 48).<br />
Es hat somit einen Nutzen für das Finanzsystem und die einzelne Bank.<br />
Zur Differenzierung von Stresstests dienen die angelegten Ziele, Erwartungen und somit<br />
die unterschiedlich stark ausgebildeten Funktionen eines Stresstests. Verschiedene Institute<br />
und Ziele kreieren andere Ansätze des Risikomanagements, die sich in unterschiedlichen<br />
Modellen widerspiegeln (Drehmann, 2008, S. 63f.). Die Ausgestaltung unterliegt<br />
der Angemessenheit und dieses beinhaltet das Ziel der Transparenz, das von der BaFin<br />
ausgegeben wird (Rötheli, 2010, S. 121).<br />
Ziel der Bank muss es sein, die aufsichtlichen Anforderungen zu erfüllen, den eigentlichen<br />
Aufgaben als Bank nachzukommen und den durchgeführten Stresstest für internes<br />
Risikomanagement weiter zu verwenden, um somit eine Aussage treffen zu können, inwiefern<br />
das Prinzip der Risikotragfähigkeit durch äußere Einflüsse gefährdet ist. Der Stresstest<br />
hat letztendlich für die Bank zwei interne und eine externe Funktion: Prüfung und Entscheidung<br />
als interne und Kommunikation als externe Funktionen. Unter Prüfung wird im Besonderen<br />
die Plausibilitätsprüfung von Kapitalmodellen verstanden. Die Funktion Entscheidung<br />
kann unterschiedlicher Art sein. Sie kann sich direkt auf die Kapitaldeckung beziehen<br />
oder auf weitere Investitionen im Rahmen der Geschäftstätigkeit (Drehmann, 2008, S. 61).<br />
Letztendlich ist die Funktion der Entscheidung wieder unter dem Risikotragfähigkeitskalkül<br />
zu betrachten. Die externe Funktion Kommunikation kann sowohl auf Ebene der Bank als<br />
auch auf externer Ebene z. B. mit Prüfern und Investoren stattfinden (Lopez, 2005, S. 3).<br />
Dies ist der Fall, da Ergebnisse von Stresstests sowohl intern kommuniziert werden, um das<br />
eigene Risikomanagement zu verbessern als auch innerhalb von Geschäfts- und Risikoberichten<br />
nach außen publiziert werden.<br />
3. Empirische Erhebung: Stresstests deutscher Geschäftsbanken<br />
unter Berücksichtigung makroökonomischer Faktoren<br />
Das Risikomanagement von Banken und der Stresstest werden durch die europäische und<br />
nationale Aufsicht gesteuert. Die Idee dieser Erhebung ist es, die Perspektive von Banken<br />
wiederzugeben. Im Besonderen verfolgt die empirische Erhebung dabei das Ziel, die in den<br />
vorherigen Kapiteln beschriebenen theoretischen Punkte von Risiko, Aufsicht und Stresstest<br />
in der Praxis darzustellen. Dazu wurden drei Banken befragt. Die Befragung wurde<br />
mithilfe eines Fragebogens und eines vertiefenden Interviews durchgeführt. Die zentralen<br />
Thesen werden im Folgenden formuliert.<br />
Motivation der Befragung<br />
Die Befragung beruht auf zwei Thesen, die untersucht werden sollen. Die erste These<br />
betrachtet den Stresstest mit seinen Eigenschaften in Zusammenhang mit der Verarbeitung<br />
40
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
von Ergebnissen nach der Durchführung eines Stresstests. Die These lautet, dass am Ende<br />
eines mathematischen Modells, dem Stresstest, der ein hohes Verständnis der verschiedenen<br />
Ebenen verlangt, wieder einzelne Personen im Vordergrund stehen und die Entscheidungskompetenz<br />
besitzen. Diese einzelnen Personen sind allerdings nicht an der Konzeption<br />
des Stresstests beteiligt.<br />
Die zweite These zielt auf kleinere Banken und deren Behandlung durch die Aufsicht im<br />
Rahmen der MaRisk ab. Die Annahme lautet, dass die BaFin – getrieben durch die Finanzkrise<br />
– in eine Art Aktionismus verfallen ist. Der Stresstest gilt als ein Medium, um Vertrauen<br />
zu schaffen und wird derzeit überreizt eingesetzt. Gerade kleine Banken leiden darunter,<br />
denn sie können die MaRisk nur schwer erfüllen. Kosten und Nutzen stehen in keiner Weise<br />
im Gleichgewicht zueinander. Eine Staffelung der MaRisk nach der Größe der Bank könnte<br />
eine sinnvolle Lösung sein und würde kleine Banken entlasten.<br />
Methodik der Befragung<br />
Die Befragung erfolgte mittels eines Fragebogens und eines vertiefenden Interviews. Das<br />
Interview wurde bei den befragten Banken vor Ort durchgeführt und dauerte im Schnitt 90<br />
Minuten. Der Fragebogen besteht aus 38 Fragen, die sich auf fünf verschiedene Abschnitte<br />
verteilen:<br />
I. Stresstests allgemein<br />
II. Umsetzung von Stresstests<br />
III. Welche Strukturen greifen nach einem Stresstest?<br />
IV. Qualitatives Risikomanagement gemäß Basel und die Umsetzung der Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement (MaRisk) durch die BaFin<br />
V. Kommunikation, Vertrauen und das Medium Stresstest<br />
Die ersten beiden Teile des Fragebogens stellen eine Ausgangsbasis für die danach<br />
folgenden Abschnitte dar. Bevor die zuvor formulierten Thesen geprüft werden, wird eine<br />
kurze Übersicht über das bankeigene Stresstesting gegeben. Nachdem die Erwartungen<br />
und Funktionen an Stresstests und deren Umfang hinterfragt werden, findet durch den<br />
zweiten Abschnitt „Umsetzung von Stresstests“ ein Abgleich mit den zuvor im Theorieteil<br />
dieser Arbeit diskutierten Aspekten des Stresstests statt. Die einzelnen Punkte werden nun<br />
daraufhin hinterfragt, welche individuellen und makroökonomischen Risiken von Banken<br />
wirklich betrachtet und simuliert werden. Außerdem ist die Frage von Interesse, in welcher<br />
Form die Tests tatsächlich durchgeführt werden.<br />
Nachdem der Stand des Stresstesting durch diese beiden Teile abgedeckt wird, bilden<br />
die folgenden drei Abschnitte die Hinterfragung der zwei formulierten Thesen. Der dritte<br />
Abschnitt des Fragebogens verdeutlicht die Risikomanagementstruktur der Bank und<br />
berücksichtigt die erste These. Es wird aufgezeigt, welche Ebenen ein Stresstestergebnis<br />
durchläuft und welche Personen am Ende der Risikomanagementstruktur stehen und letztendlich<br />
die Entscheidungskompetenz besitzen.<br />
Abschnitt IV betrachtet die Besonderheit der Aufsicht, unter der die Bank als Unternehmen<br />
steht und hinterfragt die Anforderungen der MaRisk. Die zweite These zur Staffelung<br />
der MaRisk nach der Größe von Banken wird vorwiegend in diesem Teil des Fragebogens<br />
betrachtet, wobei die These aber darüber hinaus auch im letzten Teilabschnitt angesprochen<br />
wird.<br />
41
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
Der letzte Teil des Fragebogens bildet einen Rahmen um die vorherigen Abschnitte und<br />
stellt eine Verbindung zu den Punkten Kommunikation, Vertrauen und Nutzen eines Stresstests<br />
in der jetzigen Situation und in der Zukunft her. Er gibt somit einen Ausblick auf das<br />
Risikomanagement und die Ausgestaltung des Stresstests.<br />
Teilnehmende Banken<br />
Tabelle 1: Übersicht der befragten Banken<br />
zum 31.12.2010<br />
Stadtsparkasse<br />
Düsseldorf<br />
Bankhaus<br />
Lampe KG<br />
readybank AG<br />
Bilanzsumme in Mio. € 11.677,53 € 3.138,51 € 844,15 €<br />
Kernkapitalquote in % 8,9 8,72 9,60<br />
Jahresüberschuss 12.150.374€ 14.067.667 € -7.672.760 €<br />
Sitz der Geschäftsleitung Düsseldorf Düsseldorf Berlin<br />
Anzahl Standorte 71 13 -*<br />
Mitarbeiter 2.195 620 162<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Verbindung mit Stadtsparkasse Düsseldorf, 2011; Bankhaus Lampe, 2011; Readybank, 2011.<br />
Erklärung: * Zum 30.06.2010 wurden die 22 bis dahin vorhandenen Filialen der readybank geschlossen.<br />
Die drei befragten Banken (Tabelle 1) können jeweils zu den kleineren Banken gezählt<br />
werden. Dies gilt im Besonderen, wenn sie im Vergleich zur größten deutschen Bank, der<br />
Deutschen Bank, und deren Bilanzsumme von ca. 1.906 Mrd. € (Stand 31.12.2010) betrachtet<br />
werden (Deutsche Bank, 2011, S. 400). Allerdings unterliegen die untersuchten<br />
Banken ebenso den MaRisk.<br />
4. Auswertung<br />
Die Auswertung des Fragebogens erfolgte qualitativ. Die individuelle Struktur des Fragebogens,<br />
der durch Interviews vertieft und ergänzt wurde, sowie die Anzahl der Befragten<br />
sprechen gegen eine quantitative und für eine qualitative Auswertung. Die fünf dargestellten<br />
Punkte wurden nacheinander auf ihre für diese Arbeit relevanten Aussagen hin<br />
analysiert und die drei befragten Banken dabei bezüglich ihrer Antworten verglichen.<br />
Diskussion der Ergebnisse<br />
Die Befragung ergab, dass sich die Erwartungen an Stresstests auf die Identifikation und<br />
Früherkennung von Risikotreibern, die Überprüfung bereits vorhandener Modelle und die<br />
Förderung von Verständnis auf Managerebene zusammenfassen lassen. Die Erwartungen<br />
spiegeln sich auch in den Funktionen wider. Eine von allen Befragten genannte interne<br />
Funktion des Stresstests ist die Prüfung von bereits vorhandenen Modellen. Eine Entscheidungsfunktion<br />
wurde dem Stresstest lediglich durch die Stadtsparkasse Düsseldorf zugewi-<br />
42
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
esen. Das Bankhaus Lampe und die readybank sehen in Stresstests eher weniger ein Mittel<br />
zur Entscheidungsbildung. Der Stresstest nimmt eine ergänzende Funktion im internen<br />
Risikomanagement ein.<br />
Auffällig ist die unterschiedliche Ausgestaltung von Stresstests. Das Bankhaus Lampe<br />
berücksichtigt nahezu alle makroökonomischen Indikatoren, die auch Teil des Stresstests<br />
der EBA im Sommer 2011 waren. Hingegen nutzt die readybank lediglich Arbeitslosigkeit<br />
als makroökonomischen Indikator. Sie richtet sich damit nach ihrer Geschäftstätigkeit und<br />
der bei ihr deutlich vorherrschenden Dominanz des Kreditrisikos gegenüber den anderen<br />
individuellen Risiken.<br />
Die erste These der Befragung, dass die Entscheider am Ende eines Stresstests nicht<br />
in die Konzeption von Stresstests mit eingebunden sind, lässt sich bedingt bestätigen.<br />
Beim Bankhaus Lampe lässt sich die These bestätigen, allerdings werden die Konstrukteure<br />
des Risikomodells letztendlich in mögliche Entscheidungen mit eingebunden. Bei<br />
der Stadtsparkasse Düsseldorf und der readybank ist eine Abstimmung der Parameter des<br />
Stresstests mit dem Vorstand verpflichtend. Dennoch lässt sich feststellen, dass die offiziellen<br />
Entscheider der Stadtsparkasse Düsseldorf und der readybank lediglich in Form von<br />
Berichten und Diskussionen in das Verfahren eingebunden sind. Diese beiden Befragten<br />
gaben zudem an, dass die Analyse von Stresstestergebnissen ein hohes Maß an Verständnis<br />
benötigt.<br />
Die zweite These bezüglich des Verhaltens der BaFin und der Rolle des Stresstests nach<br />
der Krise bestand aus mehreren Komponenten. Ein aufkommender Aktionismus der BaFin<br />
wurde von der readybank bestätigt. Das Bankhaus Lampe und die Stadtsparkasse Düsseldorf<br />
stimmten lediglich ansatzweise zu, dass die BaFin durch die Finanzkrise in einen<br />
Aktionismus verfallen sei. Hingegen waren sich alle Befragten einig, dass der Stresstest als<br />
Risikomodell in seiner jetzigen Form kein Vertrauen schaffen kann. Allerdings wird die aktuelle<br />
Krise auch als Vertrauenskrise angesehen. Ebenfalls Einigkeit besteht bei den Befragten<br />
über die Ausgestaltung der MaRisk. Eine Einteilung der MaRisk nach der Größe von Banken<br />
wäre eine sinnvolle Lösung und würde die kleineren Banken entlasten. Die zweite These<br />
lässt sich somit letztlich nicht in ihrer Gesamtheit bestätigen. Allerdings unterstützt die Befragung<br />
die Aussage nach einer gefühlten Einengung durch die Ausgestaltung der MaRisk.<br />
Diese Einengung wurde bereits in der Studie von Paul, Stein und Meine (2011) beobachtet.<br />
Die Zukunft von Stresstests<br />
Stresstests wird es auch zukünftig weiter geben, da sind sich die Befragten einig. Das<br />
verwundert nicht, da es die Stresstests in anderer Art und Weise schon seit mehr als 10<br />
Jahren gibt (CGFS, 2001, S. 20). Nach der Wirtschaftskrise haben jedoch das Risikomanagement<br />
von Banken und auch der Stresstest eine andere Aufmerksamkeit bekommen.<br />
Besonders Andreas Fette von der Stadtsparkasse Düsseldorf verdeutlichte, dass durch die<br />
Krise ein Umdenken in der Stadtsparkasse eingetreten ist, die Menschen risikobewusster<br />
geworden sind und dass durch das Einrichten von Stresstests 2010 ein höheres Verständnis<br />
von Risiken und deren Modellen zu verzeichnen ist. Wenn von der Zukunft der Stresstests<br />
gesprochen wird, dann stehen die Stärke dieses Risikomodells im Vordergrund und die<br />
Frage, welchen Dienst es für den Bankensektor und die geforderte Transparenz liefern kann.<br />
„Das Undenkbare zu denken“ war eine der zentralen Aussagen von Herrn Fette. Die Krise<br />
hat das Undenkbare neu definiert.<br />
Es wurde angeführt, dass angelegte hypothetische Szenarien vor der Krise nicht die<br />
Ernsthaftigkeit besaßen, um die eintretende Krise abzubilden. Steigende Risikobewusstheit<br />
43
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
und die höhere Aufmerksamkeit bezüglich des Themas Risiken haben nicht nur den Stresstest<br />
weiter in den Fokus gerückt. Die gestiegene Aufmerksamkeit und der bereits häufig angesprochene<br />
Gedanke der Transparenz werden laut Bankhaus Lampe und der readybank zu<br />
einer immer stärkeren Vereinheitlichung der Stresstests führen. Eine Vereinheitlichung, die<br />
sich bereits in Basel III und den MaRisk andeutet. Nachteil für die Banken wird der Informationsgehalt<br />
der Stresstests sein. Je mehr Vereinheitlichung vorliegt, desto geringer ist der<br />
Stresstest auf das eigene Portfolio ausgerichtet. Die Einleitungsfrage war, ob ein Stresstest<br />
sinnvoll für internes Risikomanagement ist. Der Stresstest wurde von allen Befragten<br />
als sinnvoll eingestuft. Der Sinn wäre durch eine weitere Standardisierung gefährdet. Die<br />
Stärken des Stresstests, das Überdenken von bestehenden Modellen und das Ausprobieren<br />
von alternativen Wegen widersprechen einer Standardisierung. Falls sich der Stresstest in<br />
die prognostizierte Richtung bewegt, würde die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Stresstests<br />
in Zukunft vielleicht anders beantwortet.<br />
5. Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich der Stresstest als sinnvolles Instrument des modernen<br />
Risikomanagements bezeichnen. Im Gegensatz zum Value-at-Risk werden in diesem Verfahren<br />
Tail Risks berücksichtigt und das Risikomanagement aus einer anderen Perspektive<br />
betrachtet. Es werden extreme Szenarien angelegt, die nur mit geringer Wahrscheinlichkeit<br />
eintreten werden, anschließend wird unter diesem Aspekt das Risikotragfähigkeitskalkül<br />
betrachtet. Eine andere Perspektive eines Risikoverfahrens bedeutet allerdings nicht<br />
zwangsläufig neue Erkenntnisse im Vergleich zu bereits vorhandenen Risikomodellen. Ziel<br />
dieser wissenschaftlichen Arbeit war es, eine Antwort zu geben, welche Funktion das Risikomodell<br />
Stresstest in der Praxis des internen Risikomanagements von deutschen Geschäftsbanken<br />
einnimmt und inwiefern die Finanzkrise den Umgang mit Stresstests und deren<br />
Ergebnissen verändert hat. Zu diesem Zwecke wurden die Risiken von Banken dargestellt,<br />
die letztendlich mithilfe von Stresstests gemessen werden sollen, und die internationalen<br />
und nationalen Rahmenbedingungen für Stresstests genannt.<br />
In dieser Arbeit wurden die Stadtsparkasse Düsseldorf, das Bankhaus Lampe und die<br />
readybank befragt. Teil der Befragung war herauszufinden, wie interne Stresstestmodelle in<br />
ihrer Bank durchgeführt werden, welche makroökonomischen Indikatoren in diesen Tests<br />
angelegt werden und welche Erwartungen und Funktionen mit dem Stresstest verbunden<br />
sind.<br />
Der Stresstest ist bei den befragten Banken seit 2010 Bestandteil des internen Risikomanagements.<br />
Was die Ausgestaltung der makroökonomischen Stressszenarien betrifft,<br />
so konnte beim Bankhaus Lampe anhand der Befragung eine Ähnlichkeit der im Stresstest<br />
angewendeten makroökonomischen Indikatoren zum europäischen Bankenstresstest<br />
gezeigt werden. Die Indikatoren BIP, Arbeitslosigkeit, Inflation und Zins werden wie beim<br />
Europäischen Stresstest des Sommers 2011 zur Ausgestaltung von Szenarien verwendet.<br />
Allerdings zeigte sich am Beispiel der readybank, dass nicht jede Bank eine dementsprechende<br />
Vielfalt von makroökonomischen Indikatoren berücksichtigt. Die readybank orientiert<br />
sich im Rahmen ihres Risikomanagements an ihrem Risikoprofil und betrachtet mit dem<br />
Indikator Arbeitslosigkeit den Faktor, der aus Sicht der Bank den größten Einfluss auf das<br />
eigene Geschäftsrisiko hat. Die Ausgestaltung von Stresstests hat ihren Schwerpunkt auf<br />
dem Kreditrisiko.<br />
Die Funktionen des Stresstests im internen Risikomanagement sind im Besonderen<br />
das Prüfen von Parametern und Modellen sowie das Hinterfragen von bisher gegebenen<br />
44
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Vorgehensweisen. Nach den Aussagen der Befragten trägt der Stresstest allerdings nur in<br />
geringem Maße zur Entscheidungsbildung bei.<br />
Die Risikoüberwachungsstrukturen der betrachteten Banken zeigten, dass der letzte<br />
Entscheider im Rahmen von Risikomodellen nur bedingt oder wie im Bankhaus Lampe nicht<br />
in die Konstruktion der Verfahren eingebunden ist. Komplexe Verfahren beinhalten die<br />
Gefahr von Fehlentscheidungen und dementsprechend wird von den Gremien immer mehr<br />
Sachverstand im Bereich des Risikomanagements gefordert. Die Interviews verdeutlichen,<br />
dass dies jedoch nur bedingt möglich ist und folglich die Entscheidungen am Ende zumeist<br />
in Absprache mit den Abteilungsleitern des Risikomanagements getroffen werden.<br />
Die Finanzkrise, die auch eine Vertrauenskrise ist, hat das Risikomanagement von Banken<br />
in einen stärkeren Fokus gerückt. Allerdings wurde lediglich bei der Stadtsparkasse Düsseldorf<br />
den Ergebnissen von Stresstests ein höherer Einfluss als vor der Krise zugeordnet.<br />
Eine verallgemeinernde Aussage über die Wichtigkeit von Stresstestergebnissen nach der<br />
Krise lässt sich somit anhand dieser Befragung nicht abschließend treffen. Die gestiegene<br />
Aufmerksamkeit spiegelt sich nicht notwendigerweise in einer höheren Relevanz der erhaltenen<br />
Ergebnisse wider.<br />
In dieser Arbeit wurden das Verhalten der Aufsichtsbehörde und die Rolle des Stresstests<br />
näher hinterfragt. Der Stresstest in seiner jetzigen Anwendung kann allerdings nicht zur Bildung<br />
von Vertrauen beitragen. Die Aufsicht hat das Ziel der Transparenz. Die Frage, ob die<br />
BaFin im Zuge dieses Ziels und unter dem Druck der Krisenereignisse 2008/2009 in einen<br />
Aktionismus verfallen ist, lässt sich nach der Studie nicht endgültig beantworten. Es lässt<br />
sich festhalten, dass die MaRisk in ihrer derzeitigen Ausgestaltung den kleineren Geschäftsbanken<br />
so viel abverlangen, dass sich diese eine Einteilung der MaRisk nach Bankengröße<br />
wünschen. Die drei befragten Banken sehen sich zunehmend steigenden Dokumentationspflichten<br />
ausgesetzt und betrachten die Pflicht z. B. der Einrichtung des Reversestresstests<br />
mit Skepsis. Spannend für die Zukunft wird sein, ob sich die Standardisierung der Stresstests,<br />
wie von den Befragten prognostiziert, fortsetzt. Der Gedanke, Risikomanagement<br />
gemäß dem eigenen Risikoprofil zu betreiben, würde in diesem Falle der Gefahr ausgesetzt,<br />
aufgrund des Ziels der Bankenaufsicht nach Transparenz verlorenzugehen. Insofern steht zu<br />
hoffen, dass ein Kompromiss zwischen Risikomanagement nach eigenem Risikoprofil und<br />
Transparenz gefunden wird, sodass der Stresstest weiterhin als sinnvoll erachtet werden<br />
kann.<br />
45
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
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46
Patricia Pauly<br />
geboren am 03. Juli 1985<br />
Die Bedeutung von Wissensspillovern<br />
für die Entstehung und Entwicklung<br />
von Clustern<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Volkswirtschaftspolitik III<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Auch in Zeiten voranschreitender Globalisierung und zunehmender Technologie und der<br />
damit verbundenen weltweiten Vernetzung weiß man auch heute noch, dass räumliche<br />
Nähe für den Austausch von Wissen, oder betriebswirtschaftlich ausgedrückt – Wissensspillover<br />
– , äußerst wichtig für den Transfer von Wissen ist, so die Autorin der vorliegenden<br />
Diplomarbeit. Wie wichtig ist die Entscheidung über die Wahl des Unternehmensstandortes<br />
heute noch? Bietet ein guter Standort überhaupt noch Wettbewerbsvorteile? Hier liegt die<br />
Verbindung zu Clustern.<br />
Eine grundlegende Eigenschaft von Clustern ist der schnelle Transfer von Wissen, welches<br />
zu eben Hinterfragten Wettbewerbsvorteilen führen kann. Eine Clusterentwicklung weist<br />
den idealtypischen Lebenszyklus, wie man ihn von einem Produktlebenszyklus nach Vernon<br />
her kennt, auf. Von Entstehungsphase, Wachstumsphase, über Reifephase bis hin zur<br />
Stagnationsphase ist auch ein Cluster in vier Phasen eingeteilt. Patricia Pauly erläutert in<br />
Ihrer Diplomarbeit, welche Strategien in der jeweiligen Lebenszyklusphase des Clusters<br />
geeignet sind, um für das jeweilige Unternehmen optimale Bedingungen schaffen zu<br />
können. Werden mögliche negative Entwicklungen in einer Reifephase nicht blockiert bzw.<br />
verhindert, gelangt das Cluster in einen Teufelskreis sich selbst zerstörender Prozesse. Ist<br />
es einem Cluster in einer Schrumpfungsphase z. B. nicht gelungen, durch einen radikalen<br />
oder strukturellen Wandel neue Innovationen hervorzubringen und sich für Fremdwissen<br />
zu öffnen, kommt es zu den sich heutzutage immer mehr in den Vordergrund spielenden<br />
Fusionen, Rationalisierungen etc. . Die anfänglich erfolgreichen Produkte werden nun durch<br />
innovativere Produkte ersetzt. Fehlende oder nur unzureichend existierende Netzwerke<br />
können jedoch dazu führen, dass neue und innovative Informationen erst gar nicht in das<br />
Cluster gelangen. Der oben beschriebene Teufelskreis beginnt …<br />
Die Autorin resümiert, wie wichtig Wissensspillover für die Entstehung und Entwicklung<br />
von Clustern sind. Ohne diese bliebe den Clusterbeteiligten der Zugang zu neuem Wissen<br />
letztendlich versagt.
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
1. Einführung<br />
In einer immer stärker globalisierten Welt, in der fast jeder mit jedem vernetzt sein kann<br />
und in der Wissen via Internet in Sekundenschnelle und fast kostenlos ausgetauscht wird,<br />
stellt sich die Frage, welche Bedeutung die räumliche Nähe für den Austausch von Wissen,<br />
sprich Wissensspillover, überhaupt noch hat. Während Cairncross „the death of distance“<br />
prophezeit, 1 soll im Rahmen dieser Arbeit gezeigt werden, dass trotz einer zunehmenden<br />
technologischen weltweiten Vernetzung und stetig voranschreitender Globalisierung, die<br />
räumliche Nähe äußerst wichtig für den Transfer von Wissen ist. Diesen scheinbaren Widerspruch<br />
umschreibt Porter mit dem Begriff „The Location Paradox“. Demnach gerät der Standort<br />
eines Unternehmens angesichts der internationalen Vernetzungsmöglichkeiten immer<br />
mehr in den Hintergrund, bietet aber paradoxerweise trotzdem noch entscheidende Wettbewerbsvorteile,<br />
allein aufgrund der engen Verbindung zu benachbarten Unternehmen. 2<br />
Genau hier zeigt sich die Verbindung zu Clustern, die durch „critical masses – in one place<br />
– of unusual competitive success in particular fields“ (Porter, 1998, S. 78) charakterisiert<br />
sind. Cluster sind überall vorzufinden, sei es auf internationaler, nationaler oder regionaler<br />
Ebene oder über politisch definierte Grenzen hinweg. Die wohl bekanntesten Cluster sind<br />
Silicon Valley, Hollywood oder das norditalienische Modecluster. 3 Eine der elementarsten<br />
Eigenschaften von Clustern ist der schnelle Transfer von Wissen, was zu erhöhter Innovationsfähigkeit<br />
und somit zu gesteigerter Wettbewerbsfähigkeit führen kann. 4 Wissensspillover<br />
tragen dazu bei, Cluster zukunfts- und leistungsfähig zu halten und ihnen den Zugang<br />
zu neuem Wissen zu erleichtern.<br />
2. Cluster und Wissen<br />
Bevor mit der Analyse von der Entstehung von Clustern und der Übertragung von Wissensspillovern<br />
begonnen werden kann, ist zunächst einmal eine Definition des Clusterbegriffs<br />
erforderlich. Dies erweist sich jedoch schwieriger als gedacht, da zahlreiche unterschiedliche<br />
Begriffsdefinitionen vorherrschen und teilweise überlappende Bezeichnungen<br />
und Erklärungsansätze existieren. Ihre Bekanntheit hat die Clustertheorie aber vor allem<br />
Porter zu verdanken, der den Begriff des Clusters entscheidend prägte. Demnach handelt es<br />
sich bei Clustern um „geographic concentrations of interconnected companies, specialized<br />
suppliers, service providers, firms in related industries, and associated institutions (e.g.,<br />
universities, standards agencies, trade associations) in a particular field that compete but<br />
also cooperate.“ (Porter, 2000, S. 15).<br />
Um die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
herausarbeiten zu können, ist eine nähere Betrachtung des Begriffs „Wissen“ notwendig.<br />
Nach Polanyi kann Wissen unterteilt werden in explizites bzw. kodifiziertes („codified<br />
knowledge“) und implizites bzw. nicht-kodifiziertes („tacit knowledge“). 5 Explizites Wissen<br />
ist nicht an ein Individuum gebunden und kann in „artikulierter, transferierbarer und<br />
archivierbarer Form“ (Schreyögg/Geiger, 2003, S. 47) vorhanden sein. Es kann z.B. in Gestalt<br />
von Publikationen, Datenbanken, Prozessen, Patenten und Produktbeschreibungen vorliegen<br />
und infolgedessen einfach und schnell verbreitet sowie kommuniziert werden. 6 Im Ge-<br />
1 Vgl. Cairncross, 1997, S. 1<br />
2 Vgl. Porter, 2008, S. 252 und Michler, 2005, S. 46<br />
3 Vgl. Porter, 1998, S. 78 und S. 79<br />
4 Vgl. Halder, 2002, S. 47<br />
5 Vgl. Polanyi, 1958, Kapitel 5, insbesondere Seite 70 und Nonaka, 1991, S. 98<br />
6 Vgl. Enkel, 2005, S. 46<br />
48
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Wissenschaftspreis 2012<br />
gensatz dazu basiert implizites Wissen auf dem Gedanken von Polanyi, dass „we can know<br />
more than we can tell“ (Polanyi, 1966, S. 4). Dies resultiert aus der Selbstverständlichkeit,<br />
mit der Aktionen durchgeführt werden, die in das tägliche Handeln integriert sind und in<br />
einem spezifischen Zusammenhang wie etwa dem Beruf stehen oder mit Hilfe von bestimmten<br />
Technologien erledigt werden. 7 Die Handlungen werden oft unbewusst und routiniert<br />
ausgeführt, wie z.B. das Autofahren oder das Bedienen bestimmter Maschinen. Selbst wenn<br />
man versuchen würde, diese Art des Wissens zu kodifizieren, können Sprache oder selbst<br />
Bilder nicht alle Einzelheiten ausdrücken, die notwendig wären, um das implizite Wissen<br />
komplett und erfolgreich zu übertragen. 8 Deswegen muss dieses Wissen über Erfahrungen,<br />
Beispiele und Beobachtung erlernt werden und kann nicht einfach in schriftlicher Form<br />
dokumentiert werden, 9 was Arrow mit dem Begriff „Learning by doing“ verband. 10<br />
In Anlehnung an Marshalls Werk „Principles of Economics“ fließt Wissen frei „in der Luft“<br />
innerhalb von benachbarten Unternehmen eines Clusters. 11 Griliches definiert Wissensspillover<br />
auch als „working on similar things and hence benefiting much from each other’s research“<br />
(Griliches, 1992, S. 36 und S. 37). Trotzdem existieren Unterschiede hinsichtlich der<br />
Art der Wissensübertragung. Während explizites Wissen aufgrund seiner Kodifizierbarkeit<br />
den Eigenschaften eines öffentlichen Gutes sehr nahe kommt (eine Ausnahme bilden noch<br />
laufende Patente), besteht beim impliziten Wissen die Möglichkeit Dritte auszuschließen,<br />
da das Wissen nicht einfach weitergegeben und genutzt werden kann. 12<br />
3. Analyse der Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung<br />
und Entwicklung von Clustern<br />
3.1 Zusammenhang zwischen Clusterzyklus und Wissensspillovern<br />
Ausgehend von dem Produktlebenszyklus nach Vernon 13 und dem proaktiven evolutionsökonomischen<br />
Ansatz von Storper und Walker 14 soll nun die Bedeutung von Wissensspillovern<br />
für die Entwicklung und Entstehung von Clustern herausgearbeitet den. Analog zum<br />
Produktlebenszyklus, der häufig in vier Phasen eingeteilt wird, gestaltet sich der idealtypische<br />
Verlauf der Clusterentwicklung. Es ist zwischen der Entstehungs-, Wachstums-,<br />
Reife- und der Schrumpfungs- bzw. Stagnationsphase zu unterscheiden (siehe Abbildung<br />
1).<br />
7 Vgl. Enkel, 2005, S. 46<br />
8 Vgl. Gertler, 2003, S. 77<br />
9 Vgl. Eckey, 2008, S. 221<br />
10 Vgl. Arrow, 1962, S. 155<br />
11 Vgl. Marshall, 1920 , S. 225<br />
12 Vgl. Scherngell, 2007, S.12<br />
13 Vgl. Vernon, 1979, S. 255-258<br />
14 Vgl. Storper/Walker, 1989, insbesondere Kapitel 3 und 4<br />
49
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
Abbildung 1: Lebenszyklus eines Clusters<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Eckey, 2008, S. 129<br />
3.2 Entstehungsphase<br />
a.) Clustercharakteristika<br />
Im Mittelpunkt stehen hier die Fragen, wie und warum sich junge, schnell wachsende<br />
und wissensintensive neue Wirtschaftszweige an bestimmten Standorten niederlassen.<br />
Ausgangspunkt der Überlegungen ist die freie Standortwahl eines neuen Industriezweiges<br />
oder mehrerer start-ups, denen sich sogenannte „windows of locational opportunity“, also<br />
gewisse Fenster der lokalen Wahlfreiheit, eröffnen. In der frühen Lokalisationsphase sind<br />
allgemeine Standortstrukturen wie Ressourcen, Märkte und Beziehungen zu Lieferanten<br />
vollkommen ausreichend, da noch kein Bedarf an spezifischeren Produktionssystemen und<br />
Strukturen besteht und es zudem noch keine Regionen gibt, die diese überhaupt bereitstellen<br />
könnten. 15 Bei den Betrieben handelt es sich oft um die Pioniere ihrer Branche, so dass<br />
absolut neuartige Technologien vorliegen, die erst passender Inputkanäle und dem damit<br />
verbundenem Wissen bedürfen. Als Beispiel lässt sich die Halbleiterindustrie in Silicon<br />
Valley anführen, die einen Standort gewählt hat, der weit entfernt von ihrem ursprünglichen<br />
Firmensitz an der Ostküste mit Schwerpunkt im Radio- und Fernsehgerätebereich ist. 16<br />
15 Vgl. Leineweber/Schricke, 2006, S. 260<br />
16 Vgl. Martin/Sunley, 2010, S. 80<br />
50
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Wissenschaftspreis 2012<br />
b.) Agglomerationsvorteile<br />
In der Entstehungszeit liegen noch keine Agglomerationsvorteile, die in Lokalisationsund<br />
Urbanisationsvorteile unterteilt werden können, vor. Lokalisationsvorteile, die häufig<br />
in Verbindung mit Clustern genannt werden, da sie durch „die Ballung von Unternehmen<br />
derselben Branche“ (Enge, 2005, S. 22) entstehen, sind durch die Spezialisierung hinsichtlich<br />
des Arbeitsmarktes, der Zulieferer oder des Wissens charakterisiert. Sie führen oft zu<br />
einer Verringerung der Transaktionskosten und zu einer Senkung der Eintrittsbarrieren für<br />
potentielle Gründer, was die Gründungsaktivität erhöht. Im Gegensatz dazu ergeben sich<br />
Urbanisationsvorteile „durch die Interaktion mit Unternehmen anderer Industrien als der<br />
eigenen“ (Roos, 2002, S. 166) und werden durch die Größe des Absatzmarktes sowie ein<br />
spezialisiertes Kultur- und Produktangebot wirksam. Beide Arten bilden sich jedoch erst<br />
später, einhergehend mit einem Wachstum des Clusters, heraus. 17<br />
c.) Implizites und explizites Wissen<br />
Explizites Wissen dient allenfalls als Grundlage, um relativ schnell an neues Wissen zu<br />
gelangen, da es distanzlos ist, d.h. es kann sich mühelos über sehr große Entfernungen hin<br />
ausbreiten und kann von Leuten kopiert und genutzt werden, die mit der ursprünglichen<br />
Entstehung des Wissens oder den dahinter stehenden Ideen nichts zu tun hatten. Dies ist<br />
heute dank moderner Technologien wie dem Internet noch schneller und zu geringeren<br />
Kosten möglich als noch vor einigen Jahren. 18<br />
Gerade in dieser ersten Phase liegt aber Wissen vor allem in impliziter Form vor, da Technologien<br />
und Unternehmensabläufe vielen Individuen noch nicht vollkommen bewusst sind<br />
und deshalb auch nicht artikuliert werden können. 19 Für die technologische Weiterentwicklung<br />
ist aber vorwiegend implizites Wissen und noch nicht so sehr explizites Wissen entscheidend.<br />
Implizites Wissen ist an einen Ort gebunden, da es in den Individuen und ihrem<br />
Verhalten verankert ist und somit nur über persönliche Kontakte weitergegeben werden<br />
kann. 20 Räumliche Nähe in Form von Clustern und face-to-face-Kontakten scheint somit eine<br />
notwendige Voraussetzung für die effiziente Verbreitung von implizitem Wissen zu sein. 21<br />
d.) Wissensspillover und Wissenstransfer<br />
Gleichfalls spielen die Kosten des Wissenstransfers und die „stickiness“ bzw. die „Klebrigkeit“<br />
von Wissen eine große Rolle in Hinblick auf die Standortentscheidungen von Firmen. 22<br />
Mit dem Begriff „stickiness“ wird die geographische Immobilität von Wissen oder auch der<br />
Aufwand, der für einen Wissenstransfer notwendig ist, umschrieben. 23 Sind die Kosten des<br />
Austausches gering, wie im Fall von explizitem Wissen, so ist auch die „stickiness“ gering<br />
und der Standort kann in Bezug auf die Verfügbarkeit von Wissen frei gewählt werden. Im<br />
umgekehrten Fall, wenn implizites Wissen vorliegt und damit die Kosten des Transfers relativ<br />
hoch sind, empfiehlt es sich, den Betrieb in unmittelbarer Nähe zu den Wissensquellen<br />
17 Vgl. Sautter, 2005, S. 41 und Jenssen, 2010, S. 46<br />
18 Vgl. Torre, 2008, S. 34<br />
19 Vgl. Koschatzky, 2001, S. 356<br />
20 Vgl. Torre, 2008, S. 34<br />
21 Vgl. Rallet/Torre, 1998, S. 42<br />
22 Vgl. North, 2011, S. 52<br />
23 Vgl. Schamp, 2009, S. 33 und Helbig/Mockenhaupt, 2009, S. 52<br />
51
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
innerhalb eines Clusters anzusiedeln. 24 Je höher der Anteil somit von implizitem Wissen am<br />
Transfer ist, desto entscheidender ist die enge Lage zu anderen Akteuren. 25<br />
3.3 Wachstumsphase<br />
52<br />
a.) Clustercharakteristika<br />
Nicht in allen Regionen, in denen sich in der Lokalisationsphase neue Industriezweige<br />
angesiedelt haben, entstehen erfolgreiche Cluster. 26 Ob aus einem Wirtschaftszweig ein<br />
bedeutendes und gewinnbringendes Cluster entsteht, hängt im Wesentlichen von der<br />
benötigten kritischen Masse ab. Die kritische Masse setzt sich aus der Firmenpopulation<br />
und den lokalen Umgebungsbedingungen zusammen, die von Branche zu Branche<br />
verschieden sind. Wird diese nicht erreicht, wird die Entwicklung eines Clusters aufgrund<br />
fehlender selbstverstärkender Prozesse verhindert. 27 Sobald die kritische Masse jedoch<br />
überschritten wird, treten in aufstrebenden Clustern Feedback-Schleifen und sich selbst<br />
verstärkende Mechanismen auf, die ein steigendes Wachstum induzieren. 28 Als Grund dafür<br />
sind steigende Investitionen, eine stärkere Nachfrage und höhere Umsätze zu nennen, die<br />
es ermöglichen, Skalenerträge zu realisieren und somit die Kosten zu senken. Dies steigert<br />
weiter die Nachfrage, so dass mehr Arbeitskräfte und Ressourcen für den Produktionsprozess<br />
und die störungsfreie Expansion benötigt werden. 29<br />
b.) Lokalisationsvorteile<br />
Lokalisations- und Urbanisationsvorteile spielen gerade in der Wachstumsphase eine<br />
große Rolle, da sie die sich selbst verstärkenden Prozesse immer weiter beschleunigen.<br />
Eine erste Quelle des Clusterwachstums stellt die Herausbildung eines fachspezifischen<br />
Arbeitsmarktes, der Vorteile sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Arbeitnehmer bietet,<br />
dar. 30 Ein aufstrebendes Cluster suggeriert neue Chancen, höhere Gehälter und attrahiert<br />
erstklassige neue Talente. 31 Als eine zweite wichtige Quelle sind nach Marshall spezifische<br />
Zulieferbetriebe und gemeinsame Produktionsfaktoren zu nennen, wobei entscheidend ist,<br />
dass diese Vorleistungen nur benachbarten Betrieben zugutekommen. 32 Durch die enge<br />
Bindung zwischen Vorlieferanten und den Hauptproduzenten entstehen Kostenvorteile für<br />
den Zulieferer, da erstens Logistikkosten durch eine geringere Entfernung und just-in-time-<br />
Produktion reduziert werden können und zweitens interne Skalenerträge aufgrund einer<br />
relativ hohen Nachfrage nach spezialisierten Vorleistungen realisierbar sind. 33 Als letzten<br />
Punkt nennt Marshall Informations- und Wissensspillover, die sich in einem Cluster aufgrund<br />
der Vielzahl von engen Beziehungen und der räumlichen Nähe schneller verbreiten<br />
können als über große Distanzen hinweg. 34 Aufgrund der geringen Entfernung zwischen den<br />
Akteuren, sind spontane persönliche Kontakte möglich, die ohne großen Koordinationsauf-<br />
24 Vgl. Von Hippel, 1994, S. 430 und S. 431<br />
25 Vgl. Maskell/Malmberg, 1997, S. 29<br />
26 Vgl. Sautter, 2005, S. 28<br />
27 Vgl. Brenner/Fornahl, 2003, S.5-9<br />
28 Vgl. Bergman, 2008, S. 118<br />
29 Vgl. Maier/Tödtling, 2006, S. 84<br />
30 Vgl. Trippl, 2004, S. 22<br />
31 Vgl. Porter, 1999B, S. 256-257<br />
32 Vgl. Roos, 2002, S. 67<br />
33 Vgl. Karlsson, 2008, S. 6<br />
34 Vgl. Stuchtey, 2001, S. 21
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wand schnell durchzuführen sind. Darüber hinaus kann implizites Wissen nur direkt vor Ort<br />
weitergegeben werden, weil es z.B. leichter ist, bestimmte technische Vorgänge unmittelbar<br />
am Gerät zu demonstrieren als den Vorgaben eines Handbuches zu folgen. 35 Wissen kann<br />
direkt z.B. durch Netzwerke oder Spin-offs oder indirekt in Form von Publikationen oder<br />
Reverse Engineering übertragen werden.<br />
3.4 Reifephase<br />
Die Wachstumsphase mündet schließlich in die Reifephase ein, in der sich schon einige<br />
Probleme andeuten und sich die Degeneration des Clusters ankündigt, sofern keine effizienten<br />
Gegenmaßnahmen ergriffen werden.<br />
a.) Clustercharakteristika<br />
Aus endogener, also aus clusterinterner Sicht, kann z.B. das Anspruchsniveau der lokalen<br />
Kunden sinken und eine Verschlechterung der Faktorbedingungen stattfinden. Der regionale<br />
Markt ist zunehmend gesättigt, die Produkte sind weitgehend standardisiert und<br />
die Erzielung von weiteren positiven Skaleneffekten durch Massenproduktion steht im<br />
Vordergrund. Dies kann durch Internationalisierung der Produktion an kostengünstigere<br />
Produktionsorte noch weiter gesteigert werden. 36 Aus exogener Sicht sind Änderungen der<br />
Umweltbedingungen, wie z.B. Luftverschmutzung, Änderungen der Konsumentennachfrage<br />
sowie technologische Umbrüche im Sinne der „schöpferischen Zerstörung“ nach Schumpeter<br />
zu nennen. 37<br />
b.) Lokalisations- und Urbanisationseffekte<br />
Der Arbeitsmarkt ist in der Reifephase weitgehend ausgeschöpft und neue Arbeitnehmer<br />
sind nur sehr schwer und zu hohen Kosten zu akquirieren. Die Infrastruktur ist oft überlastet<br />
und es kommt zu Stau- bzw. Überfüllungseffekten.<br />
c.) Wissensspillover und implizites Wissen<br />
In der Reifephase beeinflussen Wissensspillover und implizites Wissen erheblich den<br />
weiteren Verlauf des Clusters, da sie womöglich helfen können, den Niedergang des Clusters<br />
zu verhindern. Entscheidend ist, ob die Akteure offen sind für Neuerungen und diese<br />
vorantreiben, oder ob sie gefangen sind in alten Denkmustern.<br />
Ein zu wenig an Nähe kann aufgrund fehlender Standardisierung zu Missverständnissen<br />
und Kommunikationsproblemen führen. Auf der anderen Seite bedeutet zu viel Nähe, dass<br />
es zu Trägheit und Lock-in kommen und schädlich sein kann, wenn radikale Innovationen<br />
nach neuen Ideen, Institutionen, organisationalen Beziehungen und Wissen verlangen. 38<br />
Die Gefahr zunehmenden sozialen Drucks und die Erwartung von Reziprozität aufgrund<br />
einer zu starken Einbindung des Clusters in lokale Strukturen umschrieb Uzzi mit dem Begriff<br />
der „over-embeddedness“. 39<br />
35 Vgl. Roos, 2002, S. 67<br />
36 Vgl. Trippl, 2004, S. 30 und S. 46<br />
37 Vgl. Trippl, 2004, S. 30 und Schumpeter, 1942, S. 83<br />
38 Vgl. Boschma, 2005, S. 63 und S. 72<br />
39 Vgl. Uzzi, 1997, S. 57-60<br />
53
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
In Bezug auf die Lock-in Problematik, d.h. das Gefangensein in veralteten Strukturen,<br />
unterscheidet Grabher zwischen folgenden Lock-in Formen von Netzwerken:<br />
• Ein funktionaler Lock-in liegt vor, wenn die langjährigen und stabilen Beziehungen zwischen<br />
Zulieferern und Unternehmen dazu führen, dass eine hohe Abhängigkeit besteht<br />
und sie die eigene Innovationsfähigkeit hemmen.<br />
• Bei einem kognitiven Lock-in nehmen Netzwerke eine gemeinsame Sprache und Kultur<br />
sowie gleiche Verhaltensweisen an, es entsteht eine Art Gruppendenken. Persönliche Kohäsion<br />
und etablierte reziproke Bindungen verleiten jedoch zu kollektiver Ignoranz und<br />
Fehlinterpretationen neuer Entwicklungen.<br />
• Unter einem politischen Lock-in ist die Konservierung von etablierten Allianzen und<br />
die Erstarrung der Politik zu verstehen, die durch die äußerst engen und kooperativen<br />
Beziehungen zwischen führenden Unternehmen und politischen Akteuren herbeigeführt<br />
wurden. 40<br />
In Netzwerken werden die Lock-in Effekte zudem durch homophile Charaktere verstärkt.<br />
Obwohl Vernetzungen zwischen homophilen Akteuren öfter stattfinden und die Geschwindigkeit<br />
des Wissenstransfers höher ist, bedarf es heterophiler Charaktere, die neue Impulse<br />
geben und differenziertere Betrachtungsweisen bieten. 41 Granovetter verweist in diesem<br />
Kontext auf die Gefahr einer zu starken Fokussierung auf „strong ties“, also engen und<br />
vertrauten Bindungen, da diese durch ihre dichten Strukturen zur Abschottung von der<br />
Unternehmensumwelt führen können. 42 Allerdings werden implizites Wissen und Informationen<br />
leichter und schneller übertragen, wenn „strong ties“ vorliegen, was sich positiv<br />
auf den Erfolg der Unternehmensallianzen auswirken kann. 43 Im Gegensatz dazu zeichnen<br />
sich lose Bekanntschaften, „weak ties“, durch lockere Verbindungen zwischen verschiedenartigen<br />
Akteuren aus und bieten stattdessen das Potential, wichtige Innovationen zu<br />
verbreiten. Als weitere Vorteile von „weak ties“ sind zudem ein höherer Grad an Autonomie<br />
der einzelnen Unternehmen, die Möglichkeit alternativer Netzwerkbeziehungen sowie die<br />
Anwendung unterschiedlicher Handlungsweisen gegenüber den Netzwerkpartnern, zu nennen.<br />
44<br />
3.5 Stagnationsphase<br />
In der Schrumpfungsphase wird deutlich, ob es dem Cluster gelungen ist sich selbst neu<br />
zu erfinden oder ob es schließlich keinen anderen Ausweg als den vollkommenen Untergang<br />
des Clusters gibt.<br />
Mit zunehmendem Alter des Clusters stehen intern orientierte, eher reaktive Strategien<br />
im Vordergrund. Ist es dem Cluster nicht gelungen, durch Diversifizierungsmaßnahmen<br />
oder durch einen strukturellen oder radikalen Wandel neue Innovationen hervorzubringen<br />
und sich für fremdes Wissen zu öffnen, kommt es zu Fusionen, Rationalisierungen<br />
und Konzentration auf die Kernaktivitäten. Die ehemals erfolgreichen Produkte werden<br />
nun durch neue, innovativere Produkte ersetzt. Diese können im Cluster selbst entwickelt<br />
worden sein oder ihren Ursprung in kostengünstigeren Regionen, wie z.B. in China, haben.<br />
Somit kommt es zu einer Verdrängung der lokalen Produkte, was sich in einer Abnahme der<br />
40 Vgl. Grabher, 1993, S. 260-264 und Enge, 2005, S. 32<br />
41 Vgl. Strotebeck, 2010, S. 146 und S. 151<br />
42 Vgl. Granovetter, 1973, S. 1370-1371 und Bathelt/Jentsch, 2002, S. 37 und S. 38<br />
43 Vgl. Marx, 2004, S. 81 und S. 82<br />
44 Vgl. Grabher, 1994, S. 108 und S. 109<br />
54
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Produktvielfalt widerspiegelt. Unternehmen des alten Clusters werden in Nischen gedrängt<br />
oder verschwinden ganz vom Markt, wie z.B. die deutsche Textilindustrie. Infolgedessen<br />
stagniert die Anzahl der Unternehmen im Cluster, so dass im gleichen Maß der Bedarf<br />
und die Dichte an Netzwerken aufgrund fehlenden neuen Wissens sinken. Je kleiner die<br />
Netzwerke jedoch sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass neue Informationen<br />
in das Cluster gelangen und Innovationsimpulse geben. Das Cluster verliert zunehmend an<br />
Dynamik und es kommt zu einer Sklerose der Institutionen und Personen wie Bürokraten,<br />
Arbeitern oder Beamten, die in veralteten Strukturen gefangen sind und mit allen Mitteln<br />
versuchen, diese zu erhalten. Durch diese Blockade wird aber gerade die Aufnahme<br />
neuer Akteure in die Netzwerke verhindert, die wichtig für das Überleben des Clusters<br />
wären. Werden die negativen Entwicklungen, die in der Reifephase begonnen haben, nicht<br />
blockiert und verhindert, gelangt das Cluster in einen Teufelskreis sich selbst zerstörender<br />
Prozesse. Die Lock-in Problematik verschärft sich und wird immer gravierender, so dass das<br />
Cluster schließlich „stirbt“. 45<br />
4. Politikimplikationen<br />
Abschließend sollen im Rahmen dieser Arbeit kurz einige politische Handlungsempfehlungen<br />
näher beleuchtet werden. Je nach Entwicklungsphase des Clusters empfiehlt es<br />
sich, unterschiedliche Gestaltungsansätze zu wählen. 46 Nachfolgend soll eine Übersicht<br />
möglicher Maßnahmen in Abhängigkeit der jeweiligen Clusterphase skizziert werden.<br />
a.) Entstehungsphase<br />
In der Entstehungsphase sollte öffentlich geförderte Grundlagenforschung in technologisch<br />
vielversprechende Felder mit dem Ziel der Wissensgenerierung erfolgen. Als problematisch<br />
erweisen sich dabei aber die Identifikation der zu fördernden Forschungsfelder sowie<br />
der nicht kanalisierte Wissensabfluss. Dieser kann aber durch die frühzeitige Patentierung<br />
gemindert werden. Weiterhin ist sicherzustellen, dass die aus der Grundlagenforschung<br />
gewonnen Erkenntnisse auch im nationalen Unternehmen oder durch start-ups bzw. spinnoffs<br />
genutzt werden können, was oft nicht der Fall ist. So wurden Erfindungen wie z.B. der<br />
Mp3-Player oder der Computer zwar in Deutschland gemacht, aber den wirtschaftlichen<br />
Erfolg erzielten andere ausländische Unternehmen, die mehr Mut und Weitsicht besaßen. 47<br />
b.) Wachstumsphase<br />
Eine Optimierung der allgemeinen Rahmenbedingungen kann das Wachstum des Clusters<br />
beschleunigen und die Innovationsfähigkeit verstärken. Dazu zählen z.B. Veränderungen<br />
von Steuerregulierungen oder die Bereitstellung von bereits erschlossenem Bauland<br />
für den Wohnungs- und Gewerbebau. Zudem kann Standortmarketing den Bekanntheitsgrad<br />
und die Attraktivität des Clusters erhöhen, was neue Talente, Unternehmen und<br />
Investoren anzieht.48 Darüber hinaus können Wissensspillover insbesondere durch den<br />
Aufbau innovationsfördernder Netzwerke zwischen den Betrieben, Universitäten und den<br />
lokalen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen erleichtert werden, was u.a. durch spe-<br />
45 Vgl. Tichy, 2001, S. 195 und Tichy, 2007, S. 101<br />
46 Vgl. Brandt, 2008B, S. 125<br />
47 Vgl. Bullinger, 2007, S. 179<br />
48 Vgl. Maier/Tödtling/Trippl, 2006, S. 163 und S. 164<br />
55
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
zialisierte Programme und die Vermarktung der clusterspezifischen Qualifikationen auch<br />
außerhalb der Region erreicht werden kann. 49<br />
c.) Reifephase<br />
Um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein und somit eine Abwanderung zukunftsträchtiger<br />
Unternehmen zu verhindern, sollte die Förderung regionaler Konzentration<br />
von Innovationen und die Bildung räumlicher Zentren durch z.B. die Ausschreibung lokaler<br />
Wettbewerbe um Wachstumsmittelpunkte, verstärkt werden. 50 Zudem können private<br />
Unternehmen in Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen Maßnahmen zur Exportförderung<br />
ergreifen, z.B. durch die Teilnahme an internationalen Fachmessen oder durch<br />
staatliche Beratungsmaßnahmen, um einen Lock-in zu verhindern. 51<br />
d.) Stagnationsphase<br />
In der Stagnationsphase kann die Umwandlung alter Gewerbeflächen oder Wohnbauten<br />
vorgenommen werden, um Raum für Neuansiedlungen zu schaffen und die Umgebung<br />
attraktiver zu gestalten. Schließlich können noch Maßnahmen gegen unlauteren Wettbewerb<br />
ergriffen werden. Dazu zählen z.B. Wettbewerbsverzerrungen durch staatlich fixierte<br />
Wechselkurse wie z.B. in China, Verletzungen des Patentrechts oder die Behinderung an der<br />
Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen. So dürfen in China ausländische Unternehmen<br />
oft nur dann an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, wenn sie ihr Wissen offenbaren,<br />
wie z.B. den Quellcode einer Software. 52<br />
Diese Auflistung von clusterpolitischen Instrumenten soll andeuten, wie umfangreich und<br />
vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten sind. Allerdings kann nicht immer eine klare Trennung<br />
der einzelnen Phasen vorgenommen werden, so dass es teilweise auch sinnvoll ist,<br />
bestimmte Strategien in allen Phasen zu verfolgen. 53<br />
5. Schlussbetrachtung<br />
Am Beispiel des Clusterzyklus ist damit deutlich geworden, wie wichtig Wissensspillover<br />
nicht nur für die Entstehung und Entwicklung von Clustern, sondern auch für den weiteren<br />
Verlauf des Clusters sind. Würden keine Wissensspillover auftreten, wäre den Clusterakteuren<br />
der Zugang zu neuem Wissen versagt, was zu einem Rückgang der Innovationsfähigkeit<br />
und somit zum Sterben des Clusters führen würde. Eine entscheidende Rolle spielt dabei<br />
auch implizites Wissen, da es aufgrund seiner erschwerten Weitergabe nicht einfach von<br />
Konkurrenten kopiert werden und somit einen Wettbewerbsvorteil generieren kann. Räumliche<br />
Nähe und persönliche Kontakte, die durch die enge Ballung der Unternehmen einer<br />
Branche an einem Ort gefördert werden, tragen zudem zu einer Verbreitung des impliziten<br />
Wissens bei.<br />
49 Vgl. Alecke/Untiedt, 2007, S. 99<br />
50 Vgl. Benzler/Wink, 2004, S. 258<br />
51 Vgl. Van der Linde, 2005, S. 32<br />
52 Vgl. Handelsblatt, 2011B, S. 23<br />
53 Vgl. Brandt, 2008B, S. 125<br />
56
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Wissenschaftspreis 2012<br />
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Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
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60
Elisabeth Reirat<br />
geboren am 23. November 1986<br />
Chancen und Risiken von Private Equity<br />
als Finanzierungsalternative:<br />
Finanzanalyse am Beispiel des<br />
Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2011<br />
bei Professor Dr. Thomas Heide<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abt. <strong>Recklinghausen</strong><br />
Private Equity erfreut sich bei Unternehmen als Finanzierungsalternative zu einer originären<br />
Kreditaufnahme bei Kreditinstituten immer größerer Beliebtheit. Nicht erst seit<br />
Einführung von Basel II wird es für Unternehmen, die nicht über eine erstklassige Bonität<br />
bzw. über ein Toprating verfügen, immer schwieriger, sich günstiges Fremdkapital an den<br />
Finanzmärkten zu beschaffen. Genau hier setzt Private Equity an. Der Schwerpunkt von<br />
Private Equity jedoch, nämlich das zur Verfügung stellen von Eigenkapital, hat sich jedoch<br />
im Laufe der Zeit zu einem ganz anderen Schwerpunkt entwickelt. Die Autorin berichtet in<br />
der vorliegenden Arbeit über Buy-Out-Investitionen, die die Übernahme von Unternehmen<br />
darstellen und die mit Fremdfinanzierungskonstruktionen durchgeführt werden. Franz<br />
Müntefering hatte einst die sogenannte „Heuschreckendebatte“ entfacht. Es stellte sich die<br />
Frage, ob Private Equity Finanzierungen, mit dem Unternehmen gekauft und mit Fremdkapital<br />
belastet werden, durch den angestrebten anschließenden Verkauf nach der Beteiligungszeit,<br />
dem Unternehmen eher Schaden oder Nutzen zufüge.<br />
Elisabeth Reirat analysiert in Ihrer Masterarbeit Chancen und Risiken eines Leveraged-<br />
Buy-Outs am Beispiel der Hugo Boss AG. Dabei stell die Autorin Funktionsweisen und<br />
Strategien der genannten Finanzierungsalternative dar und beurteilt abschließend den<br />
Leveraged-Buy-Out der Hugo Boss AG. Erwähnt sei bereits an dieser Stelle, dass oben<br />
genannte Strategie nicht ganz unproblematisch schien. Die Übernahme der Private Equity<br />
Gesellschaft Permira des Mutterkonzerns der Hugo Boss AG, der Valentino Fashion Group,<br />
verursachte Kosten in Milliardenhöhe, die durch Kreditaufnahmen finanziert werden<br />
mussten. Der Mutterkonzern war nicht mehr in der Lage, die Zinsen für die aufgenommen<br />
Kredite zu leisten. Dazu kam es in Zeiten der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 zu erheblichen<br />
Umsatzeinbrüchen. Zum Zeitpunkt der Übernahme wies die Hugo Boss AG eine geringe<br />
Verschuldungsquote und folglich eine hohe Eigenkapitalquote (52,40 %) auf. Der Verschuldungsgrad<br />
stieg drastisch von 90,19% auf 483,72 % im Jahr 2008 an. Zum 31.12.2008 betrugen<br />
alleine die Fremdkapitalzinsen 28,07 Mio. € und stiegen damit um das Dreifache an.<br />
Elisabeth Reirat schreibt in der folgenden Arbeit über die wirtschaftliche Entwicklung des<br />
renommierten Unternehmens seit dem Leveraged-Buy-Out und kommt, soviel sei vorweggenommen,<br />
zu dem Fazit, dass die Chancen des Unternehmens Hugo Boss überwiegen und<br />
die Risiken, die im Rahmen der Heuschreckendebatte aufgeführt wurden, nicht bestätigt<br />
werden konnten.
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
1. Einleitung<br />
Private Equity als Finanzierungsalternative<br />
Private Equity als Finanzierungsform stellt Unternehmen, die i. d. R. nicht an der Börse<br />
notiert sind, Eigenkapital zur Verfügung und stellt somit eine Finanzierungsalternative zu<br />
den herkömmlichen Finanzierungsarten wie z. B. Kreditfinanzierung oder Selbstfinanzierung<br />
dar.<br />
1.1 Bedeutung von Private Equity<br />
Hinsichtlich Basel II und der daraus resultierenden rigiden Kreditvergabepraxis der<br />
Banken 1 sind vielen Unternehmen in Deutschland Grenzen bei der Fremdkapitalbeschaffung<br />
gesetzt. Da die Kreditvergabe seit Basel II von dem Rating eines Unternehmens abhängt,<br />
erhalten Eigenkapitalquoten eine wichtige Signalfunktion. 2 Über je mehr Eigenkapital ein<br />
Unternehmen verfügt und somit Stabilität aufweist, desto leichter erhält es Fremdkapital<br />
und entsprechend günstige Kreditkonditionen.<br />
Aus diesen Gründen stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, neue Finanzierungsquellen<br />
zu erschließen. Eine Erhöhung des Eigenkapitals durch z. B. einbehaltene Gewinne<br />
kann kurzfristig nicht erreicht werden, sodass Finanzierungsalternativen in Betracht<br />
gezogen werden müssen, wie Private Equity als Ergänzung des klassischen Bankkredits.<br />
Gesicherte Kredite sind zwar günstiger als haftendes Kapital, jedoch führt Beteiligungskapital<br />
zur Steigerung der Eigenkapitalquote, welche wiederum das Rating bessert und folglich<br />
die Kreditkosten senkt. 3<br />
Jedoch hat sich dieser Bereich von Private Equity, nämlich das zur Verfügung stellen von<br />
Eigenkapital für junge Unternehmen mittels Venture Capital oder restrukturierungsbedürftige,<br />
reifere Unternehmen durch Private Equity 4 deutlich reduziert. Die Beteiligungsbranche<br />
hat sich im Laufe der Zeit einem anderen Schwerpunkt gewidmet: Den Buy-Out-Investitionen,<br />
die innerhalb der getätigten Investitionen im 1. Quartal 2011 mit 79 % den größten<br />
Anteil darstellen. Buy-Out-Transaktionen, welche Übernahmen von Unternehmen darstellen,<br />
werden mit Fremdfinanzierungskonstruktionen durchgeführt 5 und zählen somit nicht zur<br />
Eigen-, sondern zur Fremdfinanzierung. Die Übernahmekosten werden mittels Akquisitionsdarlehen<br />
finanziert und den Portfoliounternehmen aufgebürdet 6 - diese zahlen also ihren<br />
Kaufpreis selbst. Anhand dieses Investitionsschwerpunktes der Beteiligungsbranche ist<br />
die Entwicklung zu erkennen, dass nicht mehr klassischerweise Eigenkapital zur Verfügung<br />
gestellt wird, sondern Unternehmen gekauft, mit Fremdkapital belastet und nach der Beteiligungszeit<br />
wieder verkauft werden.<br />
Diese Entwicklung gab in den letzten Jahren Anlass zu Diskussionen in der Öffentlichkeit.<br />
Innerhalb dieser sog. „Heuschreckendebatte“, ausgelöst durch den damaligen SPD-Vorsitzenden<br />
Franz Müntefering vor dem Hintergrund der Private Equity-Übernahme des Armaturenherstellers<br />
Grohe, wurde kritisiert, dass Private Equity-Gesellschaften den Unternehmen<br />
mehr schaden als helfen würden. 7 Anstatt Kapital für Wachstum zur Verfügung zu stellen,<br />
1 Vgl. Nolte, Nolting, in: WISU 11/02 (2002), S. 1397.<br />
2 Vgl. Kaserer, Achleitner, von Einem, Schiereck, 2007, S. 28.<br />
3 Vgl. Der Betrieb, 2003, S. 12.<br />
4 Vgl. Lehmann, 2009, S. 18.<br />
5 Vgl. Leopold, Frommann, Kühr, 2003, S. 8.<br />
6 Vgl. Lehmann, 2009, S. 19.<br />
7 Vgl. BVK.<br />
62
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
würden Private Equity-Gesellschaften die Portfoliounternehmen mit den fremdfinanzierten,<br />
oft viel zu hohen Kaufpreisen belasten.<br />
Die vorliegende Arbeit geht dieser Kritik auf den Grund, indem sie die Chancen und Risiken,<br />
die aus Private Equity, insbesondere Leveraged-Buy-Outs für Unternehmen resultieren,<br />
thematisiert. Die Funktionsweise eines Leveraged-Buy-Outs sowie dessen Chancen und<br />
Risiken werden an einem konkreten Beispiel, nämlich dem der Hugo Boss AG, dargestellt.<br />
Diese wurde im Jahr 2007 von der Private Equity-Gesellschaft Permira übernommen. Im<br />
Rahmen einer Finanzanalyse wird mithilfe der Bilanzen, der Gewinn- und Verlustrechnungen<br />
sowie der Kapitalflussrechnungen der Hugo Boss AG in den Jahren 2007 bis 2010 die<br />
Kapitalstruktur, der Erfolg und die Liquidität untersucht, um die Auswirkungen der Private<br />
Equity-Übernahme aufzuzeigen und die Chancen und Risiken dieser Übernahme für den<br />
Modekonzern abzuleiten.<br />
1.2 Begriffsbestimmung: Private Equity<br />
Private Equity bzw. privates Beteiligungskapital als deutsches Synonym ist i. w. S. als<br />
Oberbegriff zu verstehen. Als Oberkategorie bedeutet Private Equity den Erwerb von Eigenkapitalanteilen<br />
oder eigenkapitalähnlichen Titeln an Unternehmen, welche an der Börse<br />
notiert sind. 8 Handelt es sich um börsennotierte Unternehmen, spricht man von Public<br />
Equity. 9 Der Einstieg von Private Equity-Investoren wird jedoch oft auch bei börsennotierten<br />
Unternehmen als Private Equity-Transaktion bezeichnet.<br />
Private Equity als Oberbegriff wird unterteilt in Private Equity i. e. S. und Venture Capital.<br />
Unter Private Equity i. e. S. ist eine Beteiligung durch Eigen- oder Mezzanine-Kapital 10 an<br />
reifen, etablierten Unternehmen, die sich in Phasen der Veränderung oder des Wachstums<br />
befinden, zu verstehen. 11 Dahingegen stellt Venture Capital die Beteiligung an jungen, innovativen<br />
Unternehmen dar.<br />
1.3 Funktionsweise und Strategie von Private Equity Fundraising und Investition<br />
Das Eigenkapital, welches von Private Equity-Gesellschaften in die Portfoliounternehmen<br />
investiert wird, wird zunächst im sog. Fund-Raising-Prozess von den Investoren, zu denen<br />
große institutionelle Investoren und gelegentlich vermögende Privatanleger zählen,<br />
gesammelt. Das aufgebrachte Kapital wird sodann in einem Private Equity-Fonds mit einer<br />
festgelegten Fondslaufzeit gesammelt und die Projektakquisition beginnt. Hier gilt es, aus<br />
dem Deal-Flow, dem Strom von Projektvorschlägen, die finanzierungswürdigen Projekte<br />
auszuwählen und im Anschluss einer Projektprüfung zu unterziehen.<br />
Verwaltung und Entwicklung<br />
Während der Projektbeteiligung werden die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt und<br />
das Portfoliounternehmen betreut.<br />
Zentraler Gegenstand der Tätigkeit während der Beteiligungslaufzeit ist die Entwicklung<br />
des Portfoliounternehmens. Der Unternehmenswert soll maximal gesteigert werden,<br />
8 Vgl. Kaserer, Achleitner, von Einem, Schiereck, 2007, S. 14.<br />
9 Vgl. BVK.<br />
10 Unter Mezzanine-Kapital ist eine Zwischenstufe zwischen Eigen- und Fremdkapital zu verstehen. Zu diesen<br />
Finanzierungsinstrumenten zählen Genussscheine, typische stille Beteiligungen und atypische stille Beteiligungen.<br />
11 Vgl. Hackl, Jandl, 2004, S. 194.<br />
63
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
damit ein möglichst guter Exit erfolgen kann, um den Renditeforderungen der Investoren<br />
entsprechen zu können. Aufgrund der Unsicherheit der Investitionen und der Tatsache, dass<br />
ein Gewinn erst im Rahmen des Exits nach der jahrelangen Haltedauer von drei bis sieben<br />
Jahren realisiert wird, sind die Renditeforderungen der Private Equity-Investoren als sehr<br />
hoch zu beurteilen. 12<br />
Die Steigerung der Rendite stellt das vorrangige Ziel von Private Equity-Investoren dar.<br />
Je höher die Differenz zwischen dem Unternehmenswert zum Zeitpunkt des Einstiegs und<br />
dem des Ausstiegs ist, desto höher ist die Rendite. Optimalerweise soll der Verkauf der<br />
Unternehmensanteile eine Marge von 15 bis 25 % p. a. bringen. 13<br />
Da Buy-Out-Transaktionen, insbesondere Leveraged-Buy-Out-Transaktionen, mit Fremdkapital,<br />
welches dem Portfoliounternehmen übertragen wird, finanziert werden, sind besondere<br />
Faktoren bei der Entwicklung des Portfoliounternehmens zu berücksichtigen.<br />
Einen wesentlichen Faktor stellt der Leverage-Effekt dar. Dieser besagt, dass die Eigenkapitalrentabilität<br />
eines Unternehmens mit zunehmendem Verschuldungsgrad unter der<br />
Prämisse steigt, dass die Gesamtrentabilität höher als die Fremdkapitalzinsen ist. 14 Somit<br />
können mit der Fremdkapitalaufnahme positive Effekte für das Portfoliounternehmen<br />
einhergehen, solange eine optimale Kapitalstruktur ausbalanciert wird, d. h. ein optimales<br />
Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital geschaffen wird.<br />
Durch die Aufnahme von Fremdkapital resultiert darüber hinaus ein weiterer positiver<br />
Effekt. Da die Fremdkapitalzinsen steuerrechtlich abzugsfähig sind, mindern sie den zu<br />
versteuernden Gewinn, sodass es zu einer Steuerersparnis, dem sog. „Tax Shield“ kommt. 15<br />
Jedoch ist hierbei zu berücksichtigen, dass mit steigendem Verschuldungsgrad auch das<br />
Insolvenzrisiko und die Insolvenzkosten steigen. Insofern ist nach der „trade-off-theory“ ein<br />
optimales Verhältnis zwischen Leverage-Effekt und dem mit der zunehmenden Verschuldung<br />
einhergehenden Insolvenzrisiko zu schaffen. 16<br />
Da der Schuldendienst von dem Portfoliounternehmen erbracht wird, erhalten die operativen<br />
Cashflows des Unternehmens eine besondere Bedeutung 17 Diese müssen in ausreichender<br />
Höhe vorhanden sein, um die Zins- und Tilgungszahlungen leisten zu können.<br />
Folglich muss das Risiko des zu hohen dynamischen Verschuldungsgrades (finanzielles<br />
Risiko) und das Risiko der nicht in ausreichender Höhe vorhandenen Cashflows (operatives<br />
Risiko) begrenzt werden, um eine erfolgreiche Buy-Out-Transaktion durchführen zu können.<br />
18<br />
Exit<br />
Am Ende der Beteiligungslaufzeit soll die Beteiligung möglichst gewinnbringend<br />
veräußert werden. Es stehen fünf Exit-Möglichkeiten zur Verfügung:<br />
• Buy Back: Bei einem Buy Back kauft der Altgesellschafter seine Anteile von den Investoren<br />
zurück.<br />
• Trade Sale: Der Trade Sale bezeichnet die Weiterveräußerung an ein drittes Unternehmen.<br />
• Secondary Purchase: Bei einem Secondary Purchase wird die Beteiligung von einer Private<br />
Equity-Gesellschaft an eine andere Private Equity-Gesellschaft veräußert.<br />
12 Vgl. Böttger, 2006, S. 35.<br />
13 Vgl. Bogdol, in: Unternehmeredition III/2008, S. 39.<br />
14 Vgl. Förschle, Kropp, 1995, S. 119.<br />
15 Vgl. Brealey, Myers, Marcus, 2009, S. 449.<br />
16 ebd., S. 453.<br />
17 Vgl. Heitzer, 2010, S. 411.<br />
18 Vgl. Wöhe, Bilstein, Ernst, Häcker, 2009, S. 255.<br />
64
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
• IPO (Going Public): Es findet die Börseneinführung des Portfoliounternehmens statt.<br />
• Merger: Im Wege einer Verschmelzung des Portfoliounternehmens mit anderen Gesellschaften<br />
gegen Anteile an der fusionierten Gesellschaft können die Anteile ebenfalls<br />
veräußert werden. 19<br />
1.4 Chancen und Risiken von Private Equity<br />
Mit Private Equity als Finanzierungsalternative gehen viele Chancen, aber auch Risiken<br />
einher, die berücksichtigt werden müssen, wenn sich ein Unternehmen für die Finanzierungsform<br />
entscheidet.<br />
1.4.1 Chancen von Private Equity<br />
Durch Private Equity wird die wesentliche Chance geboten, dass bonitätsschwache<br />
Unternehmen, denen der Kredit bei der Bank verwehrt wird, Eigenkapital erhalten. Dadurch<br />
wird ihnen die Chance gewährt, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen, was wiederum ihre<br />
Bonität verbessert und eine Kreditinanspruchnahme erleichtert. Das erhaltene Eigenkapital<br />
kann für Investitionen genutzt werden, es fördert Wachstum und Innovationen und steigert<br />
zudem die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.<br />
Eine weitere Chance besteht darin, dass die Private Equity-Gesellschaft während der<br />
Beteiligungszeit eine Managementfunktion übernimmt und ihr Know-How, ihre Erfahrungen<br />
und ihre Netzwerke zur Verfügung stellt, wovon das Portfoliounternehmen profitiert. 20<br />
Externe, motivierte Manager können mit ihrem speziellen Wissen Schwachstellen im<br />
Unternehmen feststellen, die aufgrund von „Betriebsblindheit“ vorher nicht identifiziert<br />
wurden, und kreative Problemlösungen anbieten.<br />
Private Equity, insbesondere Buy-Out-Transaktionen, bieten sich zur Nachfolgeregelung<br />
und Ablösung bestehender Gesellschafter an. Vor dem Hintergrund des Generationenwechsels<br />
in der Unternehmensführung und im Gesellschafterkreis stehen Familienunternehmen<br />
häufig vor dem Problem der Nachfolgeregelung, welches mithilfe eines Buy-Outs gelöst<br />
werden kann. 21<br />
Als weitere Chance von Private Equity ist die Unternehmenswertsteigerung im Portfoliounternehmen<br />
zu nennen. Im Durchschnitt kann eine Wertsteigerung von 24 % erzielt<br />
werden. In Unternehmen, die vor der Private Equity-Übernahme in Privatbesitz waren, kann<br />
sogar eine Wertsteigerung von 32 % p. a. erreicht werden. 22<br />
Durch Private Equity finanzierte Unternehmen haben ein stärkeres Umsatz- und Mitarbeiterwachstum<br />
als andere Unternehmen. Sie leisten somit einen hohen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt,<br />
der Arbeitsmarktentwicklung, der Forschung und Entwicklung, den Investitionen<br />
und den Exporten bei. 23<br />
Ferner bietet Private Equity die Möglichkeit, hohe Finanzierungssummen aufzunehmen.<br />
24 Dadurch können Expansionen finanziert und Verlustphasen mittels Turn-Around-<br />
Finanzierungen überwunden werden. Somit trägt Private Equity einen positiven Beitrag zur<br />
deutschen Wirtschaft.<br />
19 Vgl. Wöhe, Bilstein, Ernst, Häcker, S. 168.<br />
20 Vgl. Bundesfinanzministerium.<br />
21 Vgl. Wöhe, Bilstein, Ernst, Häcker, 2009, S. 153.<br />
22 Vgl. Unternehmeredition III/2008, S. 9.<br />
23 Vgl. Private Equity Forum NRW, 2008, S. 19f.<br />
24 Vgl. Fuchs-Report, 2006, S. 18.<br />
65
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
1.4.2 Risiken von Private Equity<br />
Ein hohes Risiko von Private Equity besteht hinsichtlich des Leveraged-Buy-Outs. Die<br />
Erwerbergesellschaft, die sog. NewCo, wird mit einem hohen Fremdkapitalanteil durch die<br />
Aufnahme von Darlehen bei der Bank ausgestattet und erwirbt Anteile an dem Portfoliounternehmen.<br />
25 Dieses muss die Tilgungs- und Zinszahlungen leisten, um das Fremdkapital<br />
zurückzuzahlen. Die Fremdkapitallast wird also dem Portfoliounternehmen aufgebürdet,<br />
was eine hohe Belastung darstellt. Reichen die Cashflows nicht aus, um die Tilgungs- und<br />
Zinszahlungen zu bezahlen, drohen Rationalisierungsmaßnahmen wie z. B. die Entlassung<br />
von Mitarbeitern, der Verkauf von Unternehmensteilen sowie diverse Einsparungen z. B. im<br />
Bereich der Forschung und Entwicklung und es werden keine Investitionen mehr getätigt.<br />
Weiterhin ist an dem Leveraged-Buy-Out kritisch, dass durch die Fremdkapitalaufnahme<br />
die Fremdkapitalquote steigt und sich hierdurch das Rating und die Bonität verschlechtern.<br />
Ein weiterer negativer Aspekt von Private Equity ist der Verlust der unternehmerischen<br />
Unabhängigkeit des ursprünglichen Eigentümers. Vorrangiges Ziel der Private Equity-<br />
Gesellschaft ist die Erzielung einer maximalen Rendite. Hierfür fordert sie weitgehende<br />
Mitbestimmungsrechte, um ihre Ziele realisieren zu können. Auch bei einer Minderheitsbeteiligung<br />
können strategische Entscheidungen nicht ohne die Zustimmung des Private<br />
Equity-Investors getroffen werden. Die Private Equity-Gesellschaft nimmt i. d. R. mindestens<br />
einen Sitz im Aufsichtsrat oder im Beirat ein und fordert eine regelmäßige Berichterstattung<br />
über den Verlauf der Geschäftstätigkeit. 26<br />
Darüber hinaus ist bei der Hereinnahme eines Private Equity-Investors zu berücksichtigen,<br />
dass hohe Kosten anfallen, da sie hohe Renditeforderungen stellen.<br />
Als ein weiteres Risiko von Private Equity hervorzuheben ist die in den letzten Jahren in<br />
der Öffentlichkeit im Rahmen der sog. „Heuschreckendebatte“ diskutierte Tatsache, dass<br />
Private Equity nicht nur zum Einsatz kommt, um junge Unternehmen zu fördern, welche<br />
weder ausreichend Eigenkapital haben, um einen Kredit zu bekommen, noch über einen Zugang<br />
zur Börse verfügen, bzw. Unternehmen in einer Liquiditätskrise, sondern auch funktionierende<br />
Unternehmen. 27 Es wird kritisiert, dass Private Equity-Investoren ihre Renditeziele<br />
in der Weise verfolgen, dass das Portfoliounternehmen „kaputt gewirtschaftet“ wird.<br />
2. Die Private Equity-Übernahme der Hugo Boss AG<br />
Im Jahre 2007 übernahm die Private Equity-Gesellschaft Permira den Mutterkonzern der<br />
Hugo Boss AG Valentino Fashion Group. Nach der Übernahme, die sich in mehreren Schritten<br />
von Mai bis September 2007 vollzog, verfügte Permira über Anteile an der Valentino<br />
Fashion Group in Höhe von 97,12 %. 28<br />
2.1 Besonderheiten der Übernahme der Hugo Boss AG durch die<br />
Beteiligungsgesellschaft Permira in Bezug auf den Leveraged-Buy-Out<br />
Der Einstieg von Permira in die Valentino Fashion Group, den Mutterkonzern der Hugo<br />
Boss AG, verursachte Kosten in Höhe von 3,4 Mrd. €, weswegen diese Übernahme als die<br />
teuerste in der Luxusbranche anzusehen ist. 29 Permira investierte gemeinsam mit Partnern<br />
25 Vgl. Wöhe, Bilstein, Ernst, Häcker, 2009, S. 259.<br />
26 Vgl. Brühl, 2004, S. 171.<br />
27 Vgl. Lehmann, 2009, S. 18.<br />
28 Vgl. Handelsblatt, 11.09.2007.<br />
29 Vgl. Welp, Steinkirchner, 2009.<br />
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<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
1,5 Mrd. €, 30 wovon 1 Mrd. € auf die Private Equity-Gesellschaft entfiel. 31 Zur Finanzierung<br />
dieser Transaktion wurden Kredite bei der New Yorker Citigroup und bei den mailändischen<br />
Kreditinstituten UniCredit und Mediobanca aufgenommen. 32 Dieses Akquisitionsdarlehen<br />
in Höhe von 2,2 Mrd. € wurde zunächst der Erwerbergesellschaft, der als Übernahmevehikel<br />
dienenden luxemburgischen Tochtergesellschaft Red & Black von Permira, übertragen. 33 Im<br />
weiteren Schritt wurde dieses Darlehen der Valentino Fashion Group aufgebürdet, für die<br />
Zahlung der laufenden Fremdkapitalzinsen wurde die Hugo Boss AG verpflichtet. 34<br />
Im Laufe der Beteiligung entwickelte sich eine problematische Situation für die Valentino<br />
Fashion Group, da diese mit enormen Schulden belastet wurde und es zu Umsatzeinbrüchen<br />
aufgrund der in den Jahren 2008 und 2009 einbrechenden Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise kam. 35 Der Mutterkonzern war nicht in der Lage, die Zinsen für die Kredite<br />
aufzubringen, sodass diese eine starke Abhängigkeit von den hohen Dividenden der Hugo<br />
Boss AG entwickelte. 36 Durch die hohen Zinsaufwendungen, die der Metzinger Modekonzern<br />
aufbringen musste, wurde dieser stark belastet. Zur Entlastung wurde im Jahr 2008 eine<br />
im Geschäftsjahr 2007 beschlossene Sonderdividende von 5,00 € je Stamm- und Vorzugsaktie<br />
von der Hugo Boss AG ausgeschüttet, sodass sich eine Dividendenzahlung in Höhe<br />
von 445,2 Mio. € ergab. Von dieser Dividende wurden 250 Mio. € 37 verwendet, um den<br />
Kredit von der US-Bank Citigroup, der für den Kauf der Valentino Fashion Group aufgenommen<br />
wurde, abzulösen. 38 Insgesamt wurden die Schulden bei der New Yorker Citigroup, die<br />
800 Mio. € betrugen, 39 mit einem Abschlag von mehr als 60 % 40 abgekauft.<br />
2.2 Wirtschaftlichen Situation der Hugo Boss AG vor der Private Equity-Übernahme<br />
Die Hugo Boss AG wies im Zeitpunkt der Übernahme durch die Private Equity-Gesellschaft<br />
Permira eine gute Kapitalstruktur auf, die von einer geringen Verschuldung dominiert war.<br />
Im Jahr 2006 bestand mit 52,4 % eine hohe Eigenkapitalquote, die offenbar das Interesse<br />
von Permira weckte. 41 Dementsprechend waren die Fremdkapitalquote und die Abhängigkeit<br />
von externen Finanzierungsquellen gering, sodass zu diesem Zeitpunkt mit einem<br />
Verschuldungsgrad von 90,8 % eine geringe Verschuldung herrschte. Der Verschuldungskoeffizient<br />
verzeichnete im Jahr 2006 einen Wert von 1,1. Optimalerweise soll ein Verhältnis<br />
von Eigenkapital zu Fremdkapital von 1:2 angestrebt werden. 42 Da die Hugo Boss AG hier<br />
ein Verhältnis von 1,1:1 aufwies und somit diese Regel übererfüllte, ist das Gleichgewicht<br />
zwischen Eigenkapital und Fremdkapital als positiv zu beurteilen.<br />
30 Vgl. Schnitzler, Schürmann, 2008.<br />
31 Vgl. Welp, Steinkirchner, 2009.<br />
32 ebd.<br />
33 Vgl. Handelsblatt, 24. 08. 2007.<br />
34 Vgl. Financial Times Deutschland, 31. 03. 2009.<br />
35 Vgl. NZZ online, 28. 12. 2009.<br />
36 Vgl. Financial Times Deutschland, 31. 03. 2009.<br />
37 Vgl. Schnitzler, Schürmann, 2008.<br />
38 Vgl. NZZ online, 28. 12. 2009.<br />
39 Vgl. Welp, Steinkirchner, 2009.<br />
40 Vgl. Pauly, in: Der Spiegel 6/2010, S. 90.<br />
41 Vgl. Financial Times Deutschland, 31. 03. 2009.<br />
42 Vgl. Perridon, Steiner, 2007, S. 540.<br />
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Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
Auch die ertragswirtschaftliche Situation zeugte von einer guten wirtschaftlichen Lage<br />
der Hugo Boss AG. Durch das wachsende Weltwirtschaftswachstum und eine hieraus resultierende<br />
gute Umsatzsituation – im Jahr 2006 erzielte der Metzinger Modekonzern ein<br />
Umsatzplus von 14 % im Vergleich zum Vorjahr und die Umsatzerlöse konnten um 19 %<br />
auf 1.495,5 Mio. € gesteigert werden - stiegen die Konzernüberschüsse. Indikator hierfür<br />
sind die guten Rentabilitätskennzahlen wie die Eigenkapital-, Gesamtkapital- und Umsatzrentabilität<br />
sowie die bis zum Jahr 2006 gestiegene Mitarbeiterzahl der Hugo Boss AG. Im<br />
Zeitraum zwischen 2001 und 2006 stieg die Personalgröße von 4.240 auf 8.441 Mitarbeiter<br />
43 und ist damit um nahezu das Doppelte gestiegen.<br />
Weiterhin verfügte der Metzinger Modekonzern über eine hohe Liquidität, der durch die<br />
hohe Finanzkraft und die ebenfalls hohe Investitionsdeckung Ausdruck verliehen wird.<br />
Das Unternehmen wies positive Free Cashflows auf, die auf die Fähigkeit der Schuldentilgung<br />
und somit eine hohe Entschuldungskraft hinweisen. Aus den positiven Cashflows<br />
konnte die Hugo Boss AG sämtliche Investitionen des Anlagevermögens finanzieren und es<br />
verblieb darüber hinaus noch ein erheblicher Cashflow, der für andere Zwecke verwendet<br />
werden konnte. Diese positiven Free Cashflows dürften ebenfalls einen ausschlaggebenden<br />
Aspekt für Permiras Kaufinteresse geliefert haben.<br />
Das Unternehmen befand sich also in einer soliden wirtschaftlichen Lage. Dem<br />
Modekonzern mangelte es nicht an Eigenkapital, vielmehr musste eine Nachfolgeregelung<br />
für die Unternehmensführung getroffen werden. Innerhalb der Marzotto-Familie, dem Mehrheitsaktionär,<br />
sowie zwischen dieser und Antonio Favrin, dem Verwaltungsratsvorsitzenden<br />
der Valentino Fashion Group, herrschten unternehmensinterne Streitigkeiten bezüglich<br />
Erbfragen und der Unternehmensausrichtung. 44 Diese Ausgangssituation sowie die Beweggründe<br />
für diese Übernahme verleihen der aktuellen Entwicklung der Beteiligungsbranche<br />
Ausdruck, die nicht mehr wie ursprünglich illiquide Unternehmen saniert, sondern vermehrt<br />
gesunde Unternehmen kauft, optimiert und mit hohem Gewinn einen Exit vollzieht. 45<br />
2.3 Wirtschaftlichen Situation der Hugo Boss AG unter der Führung von Permira<br />
Nach dem Einstieg der Beteiligungsgesellschaft Permira haben sich wesentliche Veränderungen<br />
hinsichtlich der Kapitalstruktur, des Erfolges und der Liquidität der Hugo Boss AG<br />
ergeben.<br />
Im Jahr 2008 ergab sich für die Kapitalstruktur der Hugo Boss AG die größte Veränderung,<br />
welche Auswirkungen auf die Liquidität des Konzerns hatte. Ziel des Modekonzerns<br />
nach dem Einstieg der Finanzinvestoren war die Reduktion der weighted average costs of<br />
capital und damit die Steigerung des Unternehmenswertes, was eine Verminderung des<br />
Eigenkapitals und somit eine Erhöhung des Fremdkapitals zur Folge hatte. Hierfür wurden<br />
die Gewinnrücklagen zugunsten einer Sonderdividende aufgelöst. Zusätzlich zu der<br />
gewöhnlichen Dividende von 1,45 € je Stammaktie und 1,46 € je Vorzugsaktie wurde eine<br />
Sonderdividende in Höhe von 5,00 € je Stamm- und Vorzugsaktie ausgeschüttet.<br />
250 Mio. € von der Dividende sollten von Permira verwendet werden, um einen Kredit, der<br />
im Rahmen des Leveraged-Buy-Outs dem Mutterkonzern Valentino Fashion Group aufgebürdet<br />
wurde, zu tilgen. 46 Zur Finanzierung der Sonderdividende wurde im Geschäftsjahr<br />
2008 ein Konsortialkredit in Höhe von 750 Mio. € mit einer Laufzeit von 5 Jahren aufgenommen,<br />
der nun die wesentliche externe Finanzierung des Hugo Boss-Konzerns darstellte.<br />
43 Vgl. Hugo Boss Geschäftsbericht 2006, S.4.<br />
44 Vgl. Handelsblatt, 18. 05. 2007.<br />
45 Vgl. Schnitzler, 2007.<br />
46 Vgl. Schnitzler, Schürmann, 2008.<br />
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Wissenschaftspreis 2012<br />
Konsequenz dieser Umstrukturierung der Passivseite war ein enorm angestiegener Verschuldungsgrad<br />
und eine hohe Belastung durch Fremdkapitalzinsen. Die Eigenkapitalquote<br />
betrug im Jahr 2008 17,13 %, der Verschuldungsgrad stieg drastisch von 90,19 % im Jahr<br />
2007 auf 483,72 % im Jahr 2008 und die Fremdkapitalzinsen stiegen um 18,7 Mio. €, also<br />
um das Dreifache, und betrugen zum 31.12.2008 28,07 Mio. €. Diese Faktoren wirkten sich<br />
stark auf die Liquiditätssituation des Hugo Boss Konzerns aus. Im selben Jahr deuteten die<br />
Kennzahlen cashflow adequacy ratio mit 0,885 und critical need coverage ratio mit 0,78 auf<br />
eine schlechte Zahlungsfähigkeit hin.<br />
In den nachfolgenden Jahren reduzierte sich das Fremdkapital: Im Jahr 2009 aufgrund<br />
der Zurückführung der revolvierenden Kreditlinie in Höhe von 110 Mio. € des Konsortialkredits<br />
und im Jahr 2010 aufgrund einer Erhöhung des Eigenkapitals durch eine gute<br />
Gewinnsituation. Beide Vorfälle führten dazu, dass sich sowohl der Verschuldungsgrad als<br />
auch die Fremdkapitalzinsen reduzierten. Der Verschuldungsgrad betrug im Jahr 2009<br />
418,44 % und die Fremdkapitalzinsen sanken um 4 Mio. € und trugen damit zu einer Entlastung<br />
der Hugo Boss AG bei. Die Auswirkungen durch die Verminderung des Fremdkapitals<br />
zeigten sich auch in der Liquiditätssituation des Unternehmens: Diese verbesserte sich,<br />
da geringere Zinsaufwendungen geleistet werden mussten. Der cashflow adequacy ration<br />
nahm mit 1,65 einen Wert über 1 an und wies somit auf die Fähigkeit hin, mit dem Cashflow<br />
für alle Bereiche des Unternehmens die notwendigen Zahlungen leisten zu können.<br />
Diese positive Entwicklung ist auf eine Steigerung des operativen Cashflows sowie auf eine<br />
Reduktion der Investitionen zurückzuführen. Der critical need coverage ratio stieg ebenfalls<br />
stark an auf 3,65 und deutete darauf hin, dass die Hugo Boss AG in der Lage war, alle zeitkritischen<br />
Zahlungen leisten zu können. Das hohe Fremdkapital dominierte jedoch weiterhin<br />
die Kapitalstruktur.<br />
Neben der Kapitalstruktur betrafen den Erfolg des Unternehmens ebenfalls Veränderungen.<br />
Nach dem Geschäftsjahr 2007, welches zu dem damaligen Zeitpunkt als das erfolgreichste<br />
der Unternehmensgeschichte galt, verschlechterte sich die ertragswirtschaftliche<br />
Situation der Hugo Boss AG. Der EBIT, das Konzernergebnis, die Umsatzrendite sowie die<br />
Gesamtkapitalrendite sanken im Geschäftsjahr 2008. Auch im Jahr 2009 waren weiterhin<br />
Rückgänge zu verzeichnen beim EBIT sowie dem Konzernergebnis. Diese Verschlechterungen<br />
sind mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu begründen, welche bei Hugo Boss zu<br />
Personalentlassungen, Kostensenkungen, einer schlechten Umsatzsituation bis hin zu<br />
Schließungen unprofitabler konzerneigener Einzelhandelsgeschäfte führte. Durch diese<br />
Maßnahmen sowie gesunkene Fremdkapitalzinsen verbesserte sich die Liquidität des Unternehmens<br />
im Jahr 2009.<br />
Für das Jahr 2010 deutet die Analyse der Kapitalstruktur, des Erfolgs sowie der Liquidität<br />
auf eine schnelle Erholung der Hugo Boss AG hin. Aufgrund einer guten Gewinnsituation<br />
und somit aufgrund eines hohen Konzernergebnisses kam es zu einer Erhöhung des<br />
Eigenkapitals, welches quotiert 25,65 % im Jahr 2010 betrug und somit einen geringeren<br />
Verschuldungsgrad mit 275,25 % zur Folge hatte.<br />
Auffällig ist die im Geschäftsjahr 2010 erzielte Eigenkapitalrentabilität mit 66,77 %,<br />
welche die höchste seit dem Einstieg der Finanzinvestoren im Jahr 2007 darstellt. Diese<br />
Entwicklung ist mit dem Leverage-Effekt zu begründen: Da die Fremdkapitalzinsen geringer<br />
als die Gesamtkapitalrendite waren, konnte bei zunehmender Verschuldung ein positiver<br />
Effekt bezüglich der Eigenkapitalrentabilität, nämlich eine kontinuierliche Erhöhung,<br />
erzielt werden. Dies ist auch am Leverage-Index abzulesen, welcher seit Einstieg der<br />
Beteiligungsgesellschaft Permira konstant über 1 lag und somit auf eine Leverage-Chance<br />
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Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
deutet. 47 Im Jahr 2008 betrug der Leverage-Index 3,28 und stellt damit die größte Leverage-<br />
Chance seit 2006 dar. Im Jahr 2010 verminderte sich der Index auf 2,77, wies dennoch<br />
mit einem Wert von über 1 auf eine Chance des Leverage-Effektes hin. Die Senkung des<br />
Leverage-Index im Jahr 2010 ist darauf zurückzuführen, dass die Gesamtkapitalrentabilität<br />
in Folge des erhöhten Konzernergebnisses und des Eigenkapitals gestiegen ist. Das Fremdkapital<br />
hat sich zwar auch im Laufe des Geschäftsjahres 2010 erhöht, jedoch entwickelte<br />
sich das Eigenkapital überproportional, sodass immer noch eine Leverage-Chance bestand,<br />
jedoch nicht mehr in demselben Ausmaß wie im Vorjahr.<br />
Die Ergebnisse des Jahres 2010 übertrafen die des Jahres 2007 und führten den<br />
Konzern aufgrund der Erholung der Weltwirtschaft zurück zum Erfolg. Umsatzerlöse und<br />
Konzernüberschuss stiegen, es kam zu Personaleinstellungen, es wurden Investitionen<br />
getätigt und die Rentabilitäten verzeichneten Anstiege. Diese Entwicklung spiegelt sich in<br />
der Liquiditätssituation der Hugo Boss AG wider: Die Innenfinanzierungskraft und Zahlungsfähigkeit<br />
stiegen enorm an.<br />
3. Beurteilung des Leveraged-Buy-Outs und Einschätzung der<br />
zukünftigen Entwicklung der Hugo Boss AG<br />
Fraglich ist bei der Beurteilung des Leveraged-Buy-Outs zunächst, ob der Kaufpreis in<br />
Höhe von 3,4 Mrd. € für die Übernahme der Valentino Fashion Group berechtigt gewesen ist.<br />
Selbst Jörg Rockenhäuser, Deutschlandchef von Permira, äußerte sich hierzu im Nachhinein,<br />
dass „die Preise für Unternehmen, die in den Boomjahren gekauft wurden, aus heutiger<br />
Sicht zu hoch gewesen [sind]“. 48 Aufgrund des hohen Kaufpreises wurde die Valentino Fashion<br />
Group in enorme Schulden getrieben und die Hugo Boss AG mit dementsprechend hohen<br />
Zinsaufwendungen belastet. Als Lösung diente die in der Öffentlichkeit scharf kritisierte<br />
Sonderdividende, welche Hugo Boss im Jahr 2008 ausschüttete. Die Heuschreckendebatte<br />
kam von Neuem auf und sorgte für ein schlechtes Image der Private Equity-Gesellschaft<br />
Permira. Jedoch ist festzuhalten, dass die Sonderdividende für die Zurückführung eines<br />
Teils der Kaufpreisfinanzierung für die Übernahme verwendet wurde und zur Entlastung der<br />
Mutter-Holding führen sollte. Dadurch sollte die Hugo Boss AG mit niedrigeren Zinszahlungen<br />
belastet und ihr Unternehmenswert langfristig gesteigert werden. 49 Die Sonderdividende<br />
in Höhe von 445 Mio. € ist folglich im Nachhinein als notwendig zu beurteilen, um<br />
beide Unternehmen zu entlasten und dem Hugo Boss-Konzern die nötige Kapitalstruktur zu<br />
verschaffen, um wachsen zu können.<br />
Problematisch ist jedoch, dass zur Finanzierung der Sonderdividende der Hugo Boss-<br />
Konzern zusätzliches Fremdkapital aufnehmen musste. Während die Valentino Fashion<br />
Group entlastet wurde, wurde die Hugo Boss AG belastet. Anstatt durch sinkende Fremdkapitalzinsen<br />
finanziell erleichtert zu werden, stiegen diese infolge neuer Verschuldung an<br />
und die Liquidität ging zurück. In Anbetracht der Vorteile, welche mit der neuen Kapitalstruktur<br />
einhergehen, wird der negative Aspekt der Verschuldung jedoch wieder relativiert.<br />
Als solche zu nennen sind der Leverage-Effekt, der zu einer Erhöhung der Eigenkapitalrentabilität<br />
führte, die steuerliche Entlastung aufgrund der Abzugsfähigkeit von Fremdkapitalzinsen<br />
im deutschen Steuersystem, sowie die Reduzierung der gewichteten Kapitalkosten,<br />
die dadurch entsteht, dass teures Eigenkapital durch günstigeres Fremdkapital ersetzt wird.<br />
47 Vgl. Coenenberg, 2005, S. 999.<br />
48 Pauly, in: Der Spiegel 6/2010, S. 90<br />
49 Vgl. Schnitzler, Schürmann, 2008.<br />
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Wissenschaftspreis 2012<br />
Solange die Liquidität trotz Verschuldung gewährleistet ist, ist eine von Fremdkapital<br />
dominierte Kapitalstruktur als unbedenklich zu beurteilen. Die Liquidität im Hugo Boss-<br />
Konzern war jederzeit gewährleistet, wie sich aus der Liquiditätsanalyse ergibt. Lediglich<br />
im Jahr 2008, in dem die Sonderausschüttung erfolgte, entstand ein Liquiditätsengpass,<br />
welcher durch den syndizierten Kredit kompensiert wurde. In den nachfolgenden Jahren<br />
reichten die Cashflows trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise jederzeit aus, um Investitionen<br />
und alle notwendigen und zeitkritischen Zahlungen leisten zu können. Hierfür<br />
verantwortlich waren die vom Vorstand rechtzeitig ergriffenen Maßnahmen wie z. B.<br />
Kostensenkungen. Folglich ist die Veränderung der Kapitalstruktur als unschädlich für die<br />
Hugo Boss AG einzustufen, im Gegenteil: Mit ihr gingen viele Vorteile einher. Aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht erwachsen fremdfinanzierten Übernahmen demzufolge Chancen,<br />
von denen die Portfoliounternehmen profitieren. Risiken bestehen lediglich, sobald eine<br />
Verschuldung in nicht mehr vertretbaren Rahmen vorhanden ist und diese Illiquidität verursacht.<br />
Ein nicht absehbares Risiko im Fall Hugo Boss bestand in der Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />
die bei dieser eine schlechte ertragswirtschaftliche Situation hervorrief und Abschreibungen<br />
der Beteiligung bei Permira notwendig machte. 50 Wäre es nicht zu dieser Krise<br />
gekommen, hätte das Konzept des Leveraged-Buy-Outs problemlos funktioniert und die<br />
Heuschreckendebatte wäre nicht erneut aufgekommen.<br />
Weiterhin ist anhand des hier analysierten Falles an der Chance festzuhalten, dass sich<br />
Buy-Outs zu Nachfolgeregelungen eignen. Zwar wurde anfangs stark kritisiert, dass Permira<br />
keinerlei Kenntnisse in der Modebranche hätte, 51 jedoch zeugt die erfolgreiche strategische<br />
Führung des Konzerns vom Gegenteil. Auch die Aktienkurse und somit die Börsenkapitalisierung<br />
der Hugo Boss AG spiegeln ein starkes Vertrauen der Anleger in die gute Führung<br />
des Konzerns durch die Finanzinvestoren wider.<br />
In Anbetracht der aktuellen Situation der Hugo Boss AG ist für den Konzern eine gute<br />
Zukunft zu prognostizieren. Wie man der Pressemitteilung der Hugo Boss AG, in der die<br />
Ergebnisse des ersten Quartals 2011 dargestellt werden, entnehmen kann, haben sich<br />
Umsatz und Konzernergebnis im Vergleich zum 1.Quartalsbericht 2010 um 48 % deutlich<br />
erhöht. Zugute kommen der Hugo Boss AG bei dieser Ergebnissteigerung ihre Strategie,<br />
auf eigene Einzelhandelsgeschäfte und die Expansion in Asien zu setzen sowie die gute<br />
weltwirtschaftliche Situation. 52<br />
Auch die derzeitigen Aktienkurse der Hugo Boss AG spiegeln eine positive Entwicklung<br />
wider: Seit dem 03. 01. 2011, an dem der Aktienkurs bei 50,28 € lag, stieg dieser kontinuierlich<br />
und erreichte am 21. 07. 2011 einen Schlusskurs von 74,43 €. 53 Dies entspricht<br />
einer Börsenkapitalisierung von 5,24 Mio. € und weist auf eine hohe Werteinschätzung der<br />
Kapitalanleger hin.<br />
Aufgrund der guten Gewinnsituation im Jahr 2010 ist gemäß der Ad-Hoc-Meldung nach<br />
§ 15 WpHG ein Dividendenvorschlag von 2,02 € je Stammaktie und 2,03 € je Vorzugsaktie<br />
gemacht und ausgeschüttet worden. 54 Mit dieser Rekorddividende betonte der Konzern<br />
seine optimistischen Erwartungen bezüglich der Zukunft der Hugo Boss AG. 55<br />
Wird diese positive Entwicklung in den kommenden Jahren weiter fortgeschrieben, so<br />
ist davon auszugehen, dass Permira einen guten Exit vollziehen und ihre Verluste kompen-<br />
50 Vgl. Welp, Steinkirchner, 2009.<br />
51 Vgl. Schnitzler, 2007.<br />
52 Vgl. Hugo Boss AG, 2011.<br />
53 Vgl. finanzen.net.<br />
54 Vgl. Hugo Boss AG, 2011.<br />
55 Vgl. Handelsblatt, 14. 03. 2011.<br />
71
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
sieren wird. Ende 2008 musste die Beteiligungsgesellschaft 50 % ihrer Investition abschreiben,<br />
da die Wirtschafts- und Finanzkrise, sowie die hohe Schuldenlast der Valentino<br />
Fashion Group zu Verlusten führten.<br />
4. Fazit<br />
Im Fall des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG überwiegen die Chancen von Private<br />
Equity und die im Rahmen der Heuschreckendebatte aufgeführten Kritikpunkte können<br />
nicht bestätigt werden. Vielmehr profitierte die Hugo Boss AG von den Vorteilen, welche mit<br />
der Umstrukturierung der Kapitalstruktur in Form von einer Erhöhung des Fremdkapitals<br />
einhergehen, und war jederzeit liquide. Einzig und allein die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />
führte dazu, dass sich der Erfolg der Hugo Boss AG im Jahr 2008 eintrübte.<br />
Folglich ist die Hugo Boss AG als positives Beispiel für einen Leveraged-Buy-Out aufzuführen<br />
und zeigt, dass Buy-Out-Transaktionen nicht immer negativ verlaufen und den<br />
Portfoliounternehmen schaden.<br />
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<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
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Abfrage: 14. 04. 2011, 15:16 Uhr<br />
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asp?pkAktieNr=1318&strBoerse=FSE, Stand der<br />
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Bundesministerium der Finanzen: http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_39842/DE/BMF__Startseite/Service/Glossar/P/001__Private__Equity.html,<br />
Stand der Abfrage: 08. 03. 2011, 14:47 Uhr<br />
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Private Equity – Public Equity, http://www.wirinvestieren.de/was-ist-private-equity/private-equity/<br />
definition-und-geschichte/, Stand der Abfrage:<br />
12. 05. 2011, 09:44 Uhr<br />
Exit ausserhalb IPO, http://www.bvkap.de/privateequity.php/cat/91/aid/84/title/EXIT_ausserhalb_IPO,<br />
Stand der Abfrage: 12.05.2011, 17:29 Uhr<br />
Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und<br />
Jahresabschlussanalyse; Betriebswirtschaftliche,<br />
handelsrechtliche, steuerrechtliche und internationale<br />
Grundsätze – HGB, IFRS und US-GAAP, 20. Auflage,<br />
Stuttgart 2005<br />
FUCHS-REPORT: Frisches Geld für´s Unternehmen,<br />
Die neue Quellen und wie Sie sie anzapfen, Berlin<br />
2006<br />
Hackl, Elisabeth / Jandl, Heike: Beteiligungsfinanzierung<br />
durch Venture Capital und Private Equity (in:<br />
Die neue Unternehmensfinanzierung, Strategisch<br />
finanzieren mit bank- und kapitalmarktorientierten<br />
Instrumenten, 2004), Wilfried Stadler (Hrsg.), S.<br />
194-210<br />
Handelsblatt: Briten greifen nach Hugo Boss,<br />
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/<br />
briten-greifen-nach-hugo-boss/2809876.html, vom<br />
18. 05. 2007, Stand der Abfrage: 19. 04. 2011, 21:17<br />
Uhr<br />
85 Prozent von Hugo Boss in Permira-Hand, http://<br />
www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/85-<br />
prozent-von-hugo-boss-in-permira-hand/2852264.<br />
html, vom 24. 08. 2007, Stand der Abfrage:<br />
19. 04. 2011, 21:10 Uhr<br />
Hugo Boss zahlt Rekord-Dividende, http://www.<br />
handelsblatt.com/unternehmen/industrie/hugoboss-zahlt-rekord-dividende/3950418.html,<br />
vom<br />
14. 03. 2011, Stand der Abfrage: 14. 04. 2011, 14:52<br />
Uhr<br />
73
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel<br />
des Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG Chancen und Risiken von Private Equity<br />
Permira steht bei Valentino kurz vor dem Ziel,<br />
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handeldienstleister/permira-steht-bei-valentino-kurz-vordem-ziel/2859622.html,<br />
vom 11. 09. 2007, Stand der<br />
Abfrage. 19. 04. 2011, 21:08 Uhr<br />
Pauly, Christoph: „Wir haben genug Munition“, in:<br />
Der Spiegel 6/2010, S. 90<br />
Perridon, Louis / Steiner, Manfred: Finanzwirtschaft<br />
der Unternehmung, 14. Auflage, München 2007<br />
Heitzer, Bernd: Aufbereitung und Analyse von<br />
BilMoG-Abschlüssen aus Sicht einer Private-Equity-<br />
Gesellschaft (in: Bilanzpolitik und Bilanzanalyse nach<br />
neuem Handelsrecht, Stuttgart 2010), Christian Fink,<br />
Wolfgang Schultze, Norbert Winkeljohann (Hrsg.), S.<br />
411<br />
Hugo Boss News, Ad-Hoc-Meldung nach § 15<br />
WpHG, vom 14. 03. 2011, http://group.hugoboss.com/<br />
de/News.htm, Stand der Abfrage: 06. 07. 2011, 09:15<br />
Uhr<br />
Hugo Boss News, Pressemitteilung, HUGO BOSS Ergebnisse<br />
des ersten Quartals 2011, vom 28. 04. 2011,<br />
http://group.hugoboss.com/de/index.htm, Stand der<br />
Abfrage: 06. 07. 2011, 09:34 Uhr<br />
Kaserer, Christoph / Achleitner, Ann-Kristin / von<br />
Einem, Christoph / u.a.: Private Equity in Deutschland,<br />
Rahmenbedingungen, ökonomische Bedeutung und<br />
Handlungsempfehlungen, Norderstedt 2007<br />
Lehmann, Matthias: Einführung (in: Hedgefonds<br />
und Private Equity – Fluch oder Segen?, Sipplingen<br />
2009), Stefan Leible/Matthias Lehmann (Hrsg.), S. 18<br />
Private Equity Forum NRW: Private Equity Studie<br />
NRW 2008, Private Equity in NRW: Eine Erfolgsstory,<br />
Düsseldorf 2008<br />
Schnitzler, Lothar: Hugo-Boss-Chef Sälzer: Ärger<br />
vergessen, http://www.wiwo.de/unternehmenmaerkte/hugo-boss-chef-saelzer-aerger-vergessen-247810/2/,<br />
vom 16. 08. 2007, Stand der Abfrage:<br />
14. 04. 2011, 15:20 Uhr<br />
Schnitzler, Lothar / Schürmann, Christof: „Wir<br />
zwingen niemanden“, http://www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/wir-zwingen-niemanden-271800/,<br />
vom<br />
05. 04. 2008, Stand der Abfrage: 14. 04. 2011, 14:50<br />
Uhr<br />
Unternehmeredition III/2008: Ernst & Young-Studie:<br />
Private Equity steigert Firmenwert im Schnitt um 24<br />
%, München 2008<br />
Welp, Cornelius / Steinkirchner, Peter: Investor Permira<br />
muss Hugo Boss herausputzen, http://www.wiwo.<br />
de/unternehmen-maerkte/investor-permira-musshugo-boss-herausputzen-415938/,<br />
vom 10. 12. 2009,<br />
Stand der Abfrage: 14. 04. 2011, 14:47 Uhr<br />
Leopold, Günter / Frommann, Holger / Kühr, Thomas:<br />
Private Equity – Venture Capital, Eigenkapital für<br />
innovative Unternehmer, 2.Auflage, München 2003<br />
Wöhe, Günther / Bilstein, Jürgen / Ernst, Dietmar<br />
/ u. a.: Grundzüge der Unternehmensfinanzierung,<br />
10.Auflage, München 2009<br />
Neue Züricher Zeitung online: Kapitalerhöhung<br />
und Sanierung bei Valentino Fashion Group, http://<br />
www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/kapitalerhoehung_und_sanierung_bei_valentino_fashion_<br />
group_1.4377052.html, vom 28. 12. 2009, Stand der<br />
Abfrage: 15. 06. 2011, 15:45 Uhr<br />
Nolte, Bernd / Nolting, Roger: Private Equity, in:<br />
WISU-Kompakt 11/02, S. 1397<br />
74
Die Preisträger<br />
der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger<br />
der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Tülin Aynur..................................... 1999<br />
Minh Banh...................................... 2003<br />
Angelika Barann............................ 2006<br />
Dr. Joachim Bonn.......................... 1998<br />
Dr. Jürgen Born............................. 2007<br />
Arkadiusz Brand............................ 2005<br />
Heiko Ciesinski.............................. 2000<br />
Eva Clemens................................... 2012<br />
Axel Dewitz..................................... 2003<br />
Timm Dolezych.............................. 2002<br />
Verena Dvorak................................ 2003<br />
Thomas Ebben...............................2009<br />
Christian Egtved............................ 2004<br />
Jennifer Ellerbrock........................ 2001<br />
Dr. Peter Fehr.................................. 1999<br />
Stefan Feuerstein.......................... 2004<br />
Max Gerenkamp ........................... 2011<br />
Tim Glittenberg ............................ 2008<br />
Martin Gräbe................................. 1997<br />
Tobias Grapentin........................... 2007<br />
Holger Hausmann......................... 2003<br />
Dr. Martin Hebler........................... 2001<br />
Michael Hegemann....................... 2005<br />
Arne Helfer..................................... 1997<br />
Dr. Andreas Horsch........................ 2006<br />
Carsten Hubensack....................... 2006<br />
Anne Kampmann........................... 2004<br />
Dr. Laura Kästner........................... 2007<br />
Dr. Michael Kersting...................... 2001<br />
Jan Benedikt Kleibrink ................ 2008<br />
Karsten Knippelmeyer...................2009<br />
Kathrin Koziel ............................... 2008<br />
Birgit Krchov.................................. 2001<br />
Volker Kruse................................... 1997<br />
Tim Lange....................................... 2000<br />
Dr. Stefan Lilischkis....................... 2000<br />
Christian Loose.............................. 2002<br />
Jan Matysik ................................... 2008<br />
Christian Mehrens......................... 2004<br />
Christian Meine ............................ 2011<br />
Kaj Ulrich Meys.............................. 1998<br />
Diana Mikulec................................ 1998<br />
Timo Mitze .................................... 2011<br />
Dr. Jochen Nachtwey..................... 1997<br />
Pascal Nevries................................ 2000<br />
Frank Osterhoff.............................. 1999<br />
Patricia Pauly .................................2012<br />
Stephan Pöner................................2009<br />
Dr. Jens Udo Prager...................... 2002<br />
Elisabeth Reirat ............................ 2012<br />
Christoff Rössel.............................. 1997<br />
Tessa Rötzmeier............................ 2012<br />
Sascha Sarrazin ............................ 2011<br />
Hauke Schinkel.............................. 2001<br />
Dr. Harald Schoelen....................... 2003<br />
Stephanie Schreiber...................... 2002<br />
Klaus Segbers................................ 1999<br />
Martina Simon............................... 1999<br />
Jan Philipp Soennecken............... 2002<br />
Thomas Starnitzky.........................2012<br />
Sebastian Stein..............................2009<br />
Dr. Karl-Heinz Storchmann........... 1998<br />
Falk Strotebeck.............................. 2007<br />
Julian Thenorth..............................2009<br />
76
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Karsten Thielmann........................ 1998<br />
Esther Uhe..................................... 2008<br />
André Vesper.................................. 2000<br />
Raphael Weller............................... 2005<br />
Daniel Wissing............................... 2005<br />
Monika Wittenberg....................... 2007<br />
Volker Maximilian Wladarz........... 2006<br />
Chatrin Ziegler .............................. 2011<br />
Dr. Tobias Zimmermann................ 2006<br />
77
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2012<br />
Preisverleihung vom 15. Juni 2012<br />
Tessa Rötzmeier<br />
geboren am 16. Oktober 1986<br />
Offenlegung, Marktdisziplin und Stabilität im Europäischen Bankenmarkt – eine empirische Analyse<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Eva Clemens<br />
geboren am 28. Februar 1986<br />
Dritte Novelle der MaRisk: Eine kritische Bewertung von Stresstests als Ergänzung etablierter<br />
Kreditrisikomodelle<br />
Masterarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Thomas Starnitzky<br />
geboren am 05. Mai 1985<br />
Funktionen und Anwendung von makroökonomischen Stresstests im Risikomanagement von Banken<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2011<br />
bei Professor Dr. Michael Roos<br />
Lehrstuhl für Makroökonomik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Patricia Pauly<br />
geboren am 03. Juli 1985<br />
Die Bedeutung von Wissensspillovern für die Entstehung und Entwicklung von Clustern<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2011<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Volkswirtschaftspolitik III<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Elisabeth Reirat<br />
geboren am 23. November 1986<br />
Chancen und Risiken von Private Equity als Finanzierungsalternative: Finanzanalyse am Beispiel des<br />
Leveraged-Buy-Outs der Hugo Boss AG<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2011<br />
bei Professor Dr. Thomas Heide<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abt. <strong>Recklinghausen</strong><br />
78
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2011<br />
Preisverleihung vom 15. Juli 2011<br />
Max Gerenkamp<br />
geboren am 03. Oktober 1984<br />
Die Regulierung der Anreiz- und Vergütungssysteme von Banken vor dem Hintergrund<br />
der Agency -Theorie<br />
Masterarbeit, eingereicht im Herbst 2010<br />
bei Prof. Dr. Andreas Pfingsten<br />
Lehrstuhl für Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Christian Meine<br />
geboren am 18. September 1984<br />
An Empirical Assessment of CDS Valuation Effects in the Banking Industry<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2010<br />
bei Prof. Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung & Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Timo Mitze<br />
geboren am 04. Mai 1977<br />
Empirical Modelling in Regional Science: Towards a Global Time-Space-Structural Analysis<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2010<br />
bei Prof. Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Volkswirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Sascha Sarrazin<br />
geboren am 15. Juli 1983<br />
Lässt sich die monetäre Analyse in der Zwei-Säulen-Strategie der<br />
EZB ökonomisch begründen?<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2010<br />
bei Prof. Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Cathrin Ziegler<br />
geboren am 06. Januar 1987<br />
Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen nach IFRS einschließlich eines Vergleichs<br />
mit HGB a.F. und BilMoG<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2010<br />
bei Prof. Dr. Heide<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
79
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2009<br />
Preisverleihung vom 9. Juli 2010<br />
Thomas Ebben<br />
geboren am 17. September 1981<br />
Spillover-Effekte in regionalen Clustern und Distrikten<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2009<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Karsten Knippelmeyer<br />
geboren am 14. Juli 1979<br />
Vorschläge zu Veränderung der Regulierung im Zuge der Finanzmarktkrise<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2009<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Stephan Pöner<br />
geboren am 24. November 1983<br />
Eine kritische Betrachtung bestehender Agency-Probleme zwischen Banken<br />
und Ratingagenturen bei der Bewertung von Kreditrisiken sowie Ansätze zu<br />
deren Lösung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2009<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münste<br />
Sebastian Stein<br />
geboren am 27. Oktober 1981<br />
Die kapitalmarktrechtliche Verantwortlichkeit des Insolvenzverwalters und<br />
der Gesellschaftsorgane in der insolventen, börsennotierten Aktiengesellschaft<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2009<br />
bei Professor Ph.D. Achim Albrecht<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Julian Thenorth<br />
geboren am 22. November 1984<br />
From Basel to Brussels?<br />
- The Genesis of the 2006 EC Directive on Capital Requirements<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2009<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
80
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2008<br />
Preisverleihung vom 9. Juli 2009<br />
Esther Uhe<br />
geboren am 26. Oktober 1983<br />
Erste Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise für das Management<br />
von Liquiditätsrisiken in Kreditinstituten<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2008<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Jan Matysik<br />
geboren am 21. Juni 1981<br />
Die Limitierung von Branchenexposures unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Risikobeiträge aus Collateralized Debt Obligations<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2007<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Jan Benedikt Kleibrink<br />
geboren am 2. Oktober 1985<br />
Die Operationalisierung des Ziels Preisniveaustabilität durch die<br />
Europäische Zentralbank – Darstellung und kritische Würdigung<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Frühjahr 2008<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Tim Glittenberg<br />
geboren am 28. November 1984<br />
Determinanten der räumlichen Verteilung von<br />
Gesundheitswirtschaft in Deutschland<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2009<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Kathrin Koziel<br />
geboren am 7. Oktober 1982<br />
Bewertung eines nicht-börsennotierten Unternehmens<br />
am praktischen Beispiel einer Private Equity Beteiligung<br />
Bachelorarbeit, eingereicht im Sommer 2008<br />
bei Professor Dr. Thomas Heide<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abt. <strong>Recklinghausen</strong><br />
81
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2007<br />
Preisverleihung vom 6. Juni 2008<br />
Dr. Jürgen Born<br />
geboren am 29. Mai 1971<br />
Monitoring public debt management in the European Monetary Union<br />
- An external benchmark approach<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Tobias Grapentin<br />
geboren am 17. August 1976<br />
Stakeholder-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel der Geschäftsberichte<br />
- Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2006<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Dr. Laura Kästner<br />
geboren am 30. Juni 1979<br />
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />
- Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 2008<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Falk Strotebeck<br />
geboren am 6. Januar 1981<br />
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
- Beispiel Ruhrgebiet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2006<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Monika Wittenberg<br />
geboren am 19. Januar 1978<br />
Schutz der Verbraucher vor Werbung für Finanzdienstleistungen<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2007<br />
bei Professor Dr. Bernhard Bergmans<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
82
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2006<br />
Preisverleihung vom 22. Juni 2007<br />
Angelika Barann<br />
geboren am 12. April 1983<br />
Entgeltregulierung nach dem neuen EnWG unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Anreizregulierung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />
bei Professor Dr. Peter Oligmüller<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Dr. Andreas Horsch<br />
geboren am 7. Mai 1966<br />
Rating und Regulierung - Eine ökonomische Analyse von<br />
Entwicklungsprozessen rating-basierter und rating-gerichteter Regulierung<br />
Habilitationsschrift, eingereicht im Dezember 2006<br />
in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Casten Hubensack<br />
geboren am 3. Mai 1979<br />
Die Höhe des ökonomischen Kapitals für Adressrisiken bei Verwendung<br />
von Kreditportfoliomodellen anstelle des Baseler IRB-Ansatzes<br />
- Ein empirischer Vergleich<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Volker Maximilian Wladarz<br />
geboren am 17. April 1980<br />
Regionale Innovationssysteme<br />
- Theoretische Grundlagen und Anwendungen auf das Ruhrgebiet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Tobias Zimmermann<br />
geboren am 29. September 1976<br />
Reale Konjunkturzyklen, Effizienzlöhne und die Rolle von Ölpreisschocks<br />
- Eine theoretische und empirische Analyse für die Bundesrepublik Deutschland<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
83
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2005<br />
Preisverleihung vom 4. August 2006<br />
Arkadiusz Brand<br />
geboren am 5. Februar 1980<br />
Regionale Innovationsdynamik<br />
- Theoretische Grundlagen und empirische Fallstudie in den Bundesländern<br />
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Michael Hegemann<br />
geboren am 1. Mai 1980<br />
Vermögenspreisentwicklung und Geldpolitik<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Raphael Weller<br />
geboren am 4. März 1978<br />
Das Exit-Verhalten institutioneller Private-Equity-Geber in Deutschland<br />
- Eine empirische Analyse von Secondary Purchases<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Daniel Wissing<br />
geboren am 20. Februar 1978<br />
Strategien zur Ausrichtung der <strong>Sparkasse</strong>n-Finanzgruppe im Konsumentenkreditgeschäft<br />
- Eine kritische Analyse<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2004/05<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
84
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2004<br />
Preisverleihung vom 1. Juli 2005<br />
Christian Egtved<br />
geboren am 12. Juni 1976<br />
Die Entgelte der Kreditinstitute<br />
- Eine Untersuchung anhand einiger Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofes<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Stefan Feuerstein<br />
geboren am 10. Oktober 1978<br />
Aufbau Ostdeutschland<br />
- Eine Bilanz aus regionalökonomischer Sicht<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Anne Kampmann<br />
geboren am 14. Februar 1978<br />
Stellt die Bestellung eines konservativen Zentralbankpräsidenten<br />
eine wirksame Lösung des Problems der Zeitinkonsistenz der Geldpolitik dar?<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christian Mehrens<br />
geboren am 8. November 1976<br />
Institutsübergreifende Bankenfusion<br />
- Eine kritische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Informationsökonomik<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
85
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2003<br />
Preisverleihung vom 28. Mai 2004<br />
Minh Banh<br />
geboren am 20. Februar 1979<br />
Die Bemessung der Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken des<br />
Retail-Portfolios nach Basel II<br />
- Eine empirische Analyse am Beispiel einer Privatkundenbank<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04 bei<br />
Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Axel Dewitz<br />
geboren am 23. April 1976<br />
Die Sanierung von Kreditgenossenschaften<br />
- Eine agencytheoretische Untersuchung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im November 2002<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Verena Dvorak<br />
geboren am 27. August 1978<br />
US-Lease<br />
- Chancen und Risiken eines Finanzierungsinstrumentes des kommunalen Haushalts<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/2004<br />
bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />
Lehrstuhl für internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Holger Hausmann<br />
geboren am 28. Februar 1978<br />
Sovereign Credit Ratings und die Finanzkrise in Südostasien 1997/98<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2003<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Harald Schoelen<br />
geboren am 9. Februar 1967<br />
Arbeits- und Bildungspendler in der Region Niederrhein<br />
- Eine empirische Analyse der Pendlerverflechtungen und der grenzüberschreitenden<br />
Arbeitsmobilität in die Niederlande<br />
Doktorarbeit, veröffentlicht im Dezember 2003<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
& Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik<br />
86
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2002<br />
Preisverleihung vom 27. Mai 2003<br />
Timm Dolezych<br />
geboren am 25. Januar 1976<br />
Ansätze zur Berücksichtigung längerfristigen Wachstums in der Unternehmensbewertung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christian Loose<br />
geboren am 11. Oktober 1975<br />
Auswirkungen der Entwicklung der aufsichtsrechtlichen Behandlung von<br />
Mortgage Backed Securities auf deren Vorteilhaftigkeit<br />
- Eine Analyse von Theorie und Praxis<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Dr. Jens Udo Prager<br />
geboren am 17. Februar 1971<br />
Nachhaltige Umgestaltung der kommunalen Abwasserentsorgung<br />
- Eine ökonomische Analyse innovativer Entsorgungskonzepte<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Stephanie Schreiber<br />
geboren am 3. Januar 1976<br />
Öffentliche Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
- Dargestellt und kritisch beleuchtet an einem Förderverfahren zur Existenzgründung<br />
eines Technologieunternehmens<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />
bei Professor Dr. Rolf Hermes<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Jan Philipp Soennecken<br />
geboren am 30. März 1977<br />
Die Aufenthaltsdauer von Migranten im Gastland<br />
- Eine Analyse am Beispiel der EU-Osterweiterung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2003<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
87
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2001<br />
Preisverleihung vom 8. Mai 2002<br />
Jennifer Ellerbrock<br />
geboren am 1. Februar 1976<br />
Preisstrategien im Private Banking<br />
- Vergleich und kritische Würdigung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Martin Hebler<br />
geboren am 11. Februar 1969<br />
Arbeitsmarkteffekte der EU-Osterweiterung<br />
- Zur Wirkung von Integration, Migration und institutionellem Wandel auf dem Arbeitsmarkt<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2001<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Michael Kersting<br />
geboren am 24. Juni 1965<br />
Subterrestrische Gütertransporte in Ballungsgebieten<br />
- Ökonomische Rahmenbedingungen und Potentiale<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/2002<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Birgit Krchov<br />
geboren am 28. März 1974<br />
Rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen elektronischer Archivierungssysteme<br />
in der Auftragsabwicklung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2000/01<br />
bei Professor Dr. Achim Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Hauke Schinkel<br />
geboren am 5. Februar 1975<br />
Alternative Ansätze der Preisfindung für Erstemissionen innovativer Unternehmen<br />
- Eine kritische Analyse aus Sicht einer Bank<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
88
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 2000<br />
Preisverleihung vom 4. Mai 2001<br />
Heiko T. Ciesinski<br />
geboren am 5. Mai 1969<br />
Wertpapierhandel im Internet<br />
- Rechtliche Rahmenbedingungen für den Vertrieb von<br />
Investmentanteilen und Aktien im Internet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Tim Lange<br />
geboren am 3. Juni 1976<br />
Spezifische Probleme des Börsengangs von Vereinen der Fußballbundesliga<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Stefan Lilischkis<br />
geboren am 4. April 1966<br />
Hemmnisse und Förderung von Unternehmensgründungen aus der<br />
Ruhr-Universität Bochum und der University of Washington (Seattle)<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2000/2001<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Pascal Nevries<br />
geboren am 16. Juli 1975<br />
Die kurzfristige Performance von Initial Public Offerings unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Risikoadjustierung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
André Vesper<br />
geboren am 22. Juli 1973<br />
Das „Zwei-Säulen-Konzept“ der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank<br />
- Darstellung und kritische Würdigung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2000<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
89
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1999<br />
Preisverleihung vom 5. Mai 2000<br />
Tülin Aynur<br />
geboren am 10. März 1969<br />
Hat die EWU Auswirkungen auf den Zentralisierungsgrad von<br />
Lohnverhandlungen und dadurch auf die Höhe der Beschäftigung?<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Peter Fehr<br />
geboren am 18. Oktober 1967<br />
Wohnbegleitende Dienstleistungen<br />
- Gestaltungsempfehlungen auf Basis einer theoretischen und empirischen<br />
Analyse von Angebot und Nachfrage in Bezug auf Sekundärleistungen der<br />
unternehmerischen Wohnungswirtschaft<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1999/2000<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Frank Osterhoff<br />
geboren am 23. Februar 1966<br />
Innovations- und Technologiepolitik als Aufgabe der kommunalen Wirtschaftsförderung<br />
- Das Beispiel Essen<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Klaus Segbers<br />
geboren am 11. Januar 1974<br />
Berücksichtigung des Risikos in der Entlohnungsfunktion von Portfolio-Managern<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Martina Simon<br />
geboren am 2. April 1969<br />
Vertragsgestaltung in DV-optimierten Geschäftsprozessen<br />
- Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Einsatzes von UN/EDIFACT<br />
beim elektronischen Zahlungsverkehr<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
90
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1998<br />
Preisverleihung vom 28. April 1999<br />
Dr. Joachim K. Bonn<br />
geboren am 31. März 1967<br />
Bankenkrisen und Bankenregulierung<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1997/98<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Kaj Ulrich Meys<br />
geboren am 17. September 1971<br />
Interessenkonflikte und Anreizprobleme der Bankenaufsicht<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Diana Mikulec<br />
geboren am 24. Oktober 1974<br />
Die Konkurrenz zwischen dem Euro und dem US-Dollar als dominante<br />
internationale Währungen<br />
- Eine Analyse der Rolle der Finanzmärkte unter Berücksichtigung von<br />
Transaktionskosten und Netzwerkexternalitäten<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1998<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Karl-Heinz Storchmann<br />
geboren am 11. November 1961<br />
Auswirkungen von Mineralölsteuererhöhungen auf den öffentlichen Personennahverkehr<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Karsten Thielmann<br />
geboren im Dezember 1973<br />
Providerhaftung im Internet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1998<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
91
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997 bis 2012<br />
Die Preisträger der Wissenschaftspreise 1997<br />
Preisverleihung vom 17. April 1998<br />
Martin Gräbe<br />
geboren am 2. September 1969<br />
Investor Relations bei Börseneinführungen<br />
- Zur potentiellen Verdrängung fundamentaler Informationen durch Prinzipien der<br />
Konsumgüterüberwachung im Falle des 1996er Börsenganges der Deutschen Telekom AG<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Arne Helfer<br />
geboren am 15. Juni 1972<br />
Auswirkungen der EWU auf die Arbeitslosigkeit<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Volker Kruse<br />
geboren am 4. Juli 1970<br />
Die Rolle der staatlichen Einlagenversicherung in der amerikanischen Savings & Loan Krise<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Dr. Jochen Nachtwey<br />
geboren am 19. August 1967<br />
Institutionelle Strukturen als Auslöser persistenter Arbeitslosigkeit<br />
- Eine ökonomische Analyse für das Ruhrgebiet<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christoff Rössel<br />
geboren am 28. Mai 1971<br />
Cyber Money<br />
- Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Verbraucher<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Achim Albrecht<br />
Lehrstuhl für Internationales Privatrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
92
Die Kooperation mit der Wissenschaft hat für die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
traditionell eine große Bedeutung. So bestehen seit vielen Jahren enge Kontakte zu<br />
den bankwissenschaftlichen Lehrstühlen an den Universitäten in Bochum und Münster<br />
sowie dem Fachbereich Wirtschaftsrecht der Fachhochschulabteilung <strong>Recklinghausen</strong>.<br />
Neben der Gewinnung leistungsfähiger wissenschaftlicher Nachwuchskräfte steht<br />
dabei auch der unmittelbare Know-how-Transfer zur Lösung von Problemen in der<br />
Praxis im Mittelpunkt des Interesses. Planerische Entscheidungen werden künftig im<br />
Hinblick auf die immer komplexer werdenden Fragestellungen durch Globalisierung<br />
und technologiebetriebenen Innovationen vermehrt auf wissenschaftliche Lösungsbeiträge<br />
angewiesen sein.<br />
Hinzu kommt, dass die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur auch allgemein<br />
zu den wichtigen gesellschaftspolitischen Anliegen der deutschen <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />
gehört.<br />
Mit der Dotierung von fünf Förderpreisen trägt die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
diesen Zielsetzungen aktiv Rechnung. Gefördert werden sollen sehr gute bzw. gute<br />
Diplom- oder Doktorarbeiten, die sich mit bank- und bzw. sparkassenspezifischen<br />
Themenstellungen beschäftigen und in besonderer Weise eine Verbindung zwischen<br />
Theorie und Praxis darstellen.<br />
Die Nominierung der geförderten Arbeiten erfolgt durch ausgewählte wissenschaftliche<br />
Lehrstühle, zu denen inhaltliche oder besondere regionale Anknüpfungspunkte<br />
bestehen. Durch die Auswahl der Lehrstühle soll gleichzeitig eine gewisse Breite der<br />
Themenstellungen erreicht werden, um so auch einem möglichst großen Leserkreis<br />
eine interessante und anregende Lektüre zu bieten. Kurzfassungen der Arbeiten<br />
werden im Rahmen der vorliegenden Broschüre einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht.