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Dokumentation Fachtagung Elternbildung - SPD-Ratsfraktion ...

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DOKUMENTATION<br />

„... Eltern sein dagegen sehr<br />

Konzepte und Ansätze zur <strong>Elternbildung</strong>“<br />

<strong>Fachtagung</strong><br />

der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007<br />

im Neuen Rathaus Hannover


<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Grußwort<br />

Stephan Weil Oberbürgermeister Hannover<br />

Christine Kastning <strong>SPD</strong>-Fraktionsvorsitzende Hannover<br />

Anke Broßat-Warschun Leiterin Fachbereich Jugend und Familie<br />

<strong>Elternbildung</strong> in Hannover<br />

Kerstin Tack<br />

Jugendpolitische Sprecherin der <strong>Ratsfraktion</strong><br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Fachbeiträge der Referenten<br />

Dieter Greese Deutscher Kinderschutzbund NRW (DKSB)<br />

Deutscher Verein, Vorsitz der AG<br />

’Niedrigschwellige Angebote für Familien’<br />

’Stärkung der Erziehungskompetenz durch <strong>Elternbildung</strong>’<br />

Ina Woelk / Markus Bühler<br />

Familienförderung/Familienbildung<br />

Gelsenkirchen<br />

Peter Krams / Anja Lohse<br />

Familiennetz Bremen<br />

Sybille Krüger<br />

Netzwerk ElternLernwelt Essen<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Oberbürgermeister Stephan Weil<br />

Oberbürgermeister Stephan Weil begrüßte die anwesenden Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer der <strong>Fachtagung</strong> sehr herzlich. In seiner Ansprache bezog er sich auf die<br />

aktuelle Berichterstattung des Tages in den Medien zum ‚Familienatlas 2007’. Der soll<br />

den Akteuren in den Städten und Landkreisen als differenzierte Bestandsaufnahme<br />

der Lebensbedingungen von Familien vor Ort regionale Potenziale aufzeigen und<br />

Anregungen für weitere Handlungsmöglichkeiten geben. Beim Ranking fällt auf, dass<br />

insbesondere die neuen Bundesländer als kinderfreundlich eingestuft werden. Die<br />

Aussagen für Hannover sind weniger objektiv als subjektiv zu werten. Für das Image<br />

einer Stadt gelten harte und weiche Faktoren.<br />

In der Landeshauptstadt heißt die Zielsetzung ganz klar, die Angebote in den<br />

nächsten Jahren noch bedarfsgerechter und familienfreundlicher auszubauen.<br />

Wichtig ist dabei insbesondere, Eltern und Kinder zu erreichen. Es gibt bereits erste<br />

Erfolge bei der Akzentverschiebung, da sind in erster Linie die Rucksackmütter, die<br />

systematische Sprachförderung in 120 Kindertagesstätten und auch die Einrichtung<br />

von 11 Familienzentren zu nennen. Hannover schaut aber durchaus über den<br />

Tellerrand und freut sich auf hier geplanten Informationsaustausch mit anderen<br />

Städten.<br />

3


<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

<strong>SPD</strong>-Fraktionsvorsitzenden Christine Kastning<br />

Liebe Gäste,<br />

ich begrüße Sie im Namen der <strong>SPD</strong>-Fraktion im Rat der Landeshauptstadt herzlich<br />

und danke Ihnen für Ihr Interesse an unserer Veranstaltung.<br />

Besonders möchte ich diejenigen begrüßen, die am heutigen Tag für den inhaltlichen<br />

Input sorgen und sich die Zeit nehmen hier zu sein:<br />

- Dieter Greese vom Deutschen Kinderschutzbund NRW<br />

- Ina Woelk und Markus Bühler, die die Familienförderung und Familienbildung<br />

der Stadt Gelsenkirchen leiten<br />

- Peter Krams und Anja Lohse vom Familiennetz Bremen<br />

- Sybille Krüger vom Netzwerk ElternLernwelt Essen<br />

- und Anke Broßat-Warschun, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie hier<br />

in Hannover<br />

Begrüßen und Ihnen damit vorstellen möchte ich außerdem<br />

- Kerstin Tack, unsere jugendpolitische Sprecherin der Fraktion<br />

Was haben wir uns dabei gedacht, Sie heute ins Rathaus einzuladen?<br />

„Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ meinte Wilhelm<br />

Busch“ vor gut 100 Jahren.<br />

Wir haben seine Einschätzung in die heutige Zeit übersetzt und glauben, dass sie so<br />

noch immer trifft:<br />

4


<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

„Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr“, jedenfalls für<br />

viele Familien, die sich mit schwierigen Bedingungen auseinandersetzen müssen und<br />

selbst vielleicht in den eigenen Familien nicht die Basis vorgefunden haben, sie stark<br />

fürs Leben und die eigenen Kinder zu machen.<br />

Wir sind überzeugt, dass schon bei unseren kleinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern<br />

die Voraussetzungen geschaffen werden müssen, die sie brauchen, um ein<br />

eigenständiges Leben führen und an der Gesellschaft als Erwachsene teilhaben zu<br />

können.<br />

Die Erziehung und Bildung von Kindern ist daher für uns eine zentrale<br />

Aufgabe. Dabei wollen wir die Familien insgesamt stärker in den Fokus<br />

nehmen.<br />

Lassen Sie mich aufzeigen, was wir bereits auf den Weg gebracht haben:<br />

A. Kindertagesstätten zu Familienzentren weiterentwickeln –<br />

<strong>Elternbildung</strong> verstärken<br />

- Eine frühe Förderung von Kindern ist umso erfolgreicher, je mehr die Familien<br />

einbezogen und Eltern in ihren Erziehungsaufgaben gestärkt werden.<br />

- Die Fachkräfte in den Kindertagesstätten sollen deshalb mit den Eltern eine<br />

Erziehungs- und Bildungspartnerschaft aufbauen. Dieses dient dazu, Eltern<br />

stärker in die Entwicklungsprozesse ihrer Kinder einzubinden.<br />

- Wir haben hierzu bereits 10 der bestehenden Kindertagesstätten zu<br />

Familienzentren ausgebaut.<br />

- Ein Familienzentrum wird durch ein Netzwerk von unterschiedlichen<br />

Einrichtungen aus Schule, Beratung, Gesundheitsdiensten und Kultur<br />

maßgeblich unterstützt. Vielfältige Kooperationen vor Ort ermöglichen das<br />

reichhaltige Angebot in Familienzentren und damit eine gute Unterstützung für<br />

Familien.<br />

- Wir wollen, dass in allen Stadtbezirken Familienzentren entstehen; die<br />

Sprachförderung von Kindern und Eltern ist dabei ein Schwerpunkt.<br />

- Auch durch so genannte Elternwerkstätten wird die Selbständigkeit von<br />

Familie durch spezielle Angebote für Eltern, die ihre erzieherischen,<br />

persönlichen und beruflichen Kompetenzen stärken, unterstützt.<br />

B. Durch Sprachförderung die Bildungschancen verbessern<br />

- Lange Zeit ging man davon aus, dass sich das Problem mangelnder<br />

Deutschkenntnisse von MigrantInnen mit zunehmender Aufenthaltsdauer über<br />

die Generationen hinweg von selbst auflösen würde. Diese Hoffnung hat sich<br />

auch in Hannover nicht erfüllt, obwohl inzwischen viele MigrantInnen seit 30<br />

Jahren und in zweiter oder dritter Generation bei uns leben.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

- Bildung fängt mit Verstehen an. Deshalb ist Sprachkompetenz für die<br />

Entwicklungschancen für Kinder enorm wichtig.<br />

- 40% der Kinder, die heute in Hannover geboren werden, kommen aus<br />

Einwandererfamilien.<br />

- Wir wollen, dass durch eine gezielte Förderung von Kindern und Eltern die<br />

Bildungschancen verbessert werden und sich die herkunftsbedingten<br />

Ungleichheiten verringern.<br />

- Kinder, die nicht in einer deutschsprachigen Familie aufwachsen oder deren<br />

Sprachentwicklung zu wenig gefördert wird, brauchen ebenfalls eine möglichst<br />

früh einsetzende, systematische Sprachförderung in den Kindertagesstätten.<br />

- Fast flächendeckend gibt es deshalb mittlerweile in den hannoverschen<br />

Kindertagesstätten ein spezielles Sprachförderangebot. Dabei wollen wir<br />

explizit auch die Eltern in die Sprachförderung einbeziehen, da dies wirksamer<br />

ist als eine isolierte Förderung der Kinder. Entsprechende Projekte sind durch<br />

die Initiative der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> bereits 2005 angestoßen worden.<br />

Das Sprachförderkonzept der Landeshauptstadt Hannover besteht aus insgesamt<br />

drei Modulen:<br />

- Systematische Qualifizierung und Fortbildung der Erzieherinnen und<br />

Erzieher in den Kindertagesstätten für den Aspekt Sprachförderung<br />

- <strong>Elternbildung</strong> in Müttergruppen nach dem Modell der<br />

„Stadteilmütter“ als Begleitung der Sprachförderung (auch<br />

Muttersprache) und<br />

- Zusätzliche Einzelfördermaßnahmen mit externen Fachkräften auf<br />

der Grundlage der bestehenden Landesförderprogramme<br />

Das Konzept kann aber nur mit allen drei Modulen erfolgreich sein, deshalb ist die<br />

aktive Elternarbeit über „Stadtteilmütter“ und Elterngruppen auch in Hannover<br />

umgesetzt worden.<br />

Andere Länder wie z.B. die Niederlande und auch deutsche Kommunen wie z.B. die<br />

Stadt Essen haben bereits in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen mit<br />

systematischer Sprachförderung und begleitender <strong>Elternbildung</strong> gemacht. Wir<br />

konnten an diesen Erfahrungswerten partizipieren. Inzwischen ist dieser Ansatz auch<br />

evaluiert, der Erfolg der Maßnahmen ist z.B. durch eine deutliche höhere<br />

Schulfähigkeit der Migrantenkinder und bessere Schulleistungen in der<br />

Elementarstufe sichtbar.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

C. Beratungs- und Betreuungsangebote durch Familienhebammen<br />

- Ebenfalls in das Feld der Familienbildung gehört die Einrichtung von<br />

Familienhebammen und die damit verbundene Beratungs- und<br />

Betreuungstätigkeit für Mütter bzw. Familien aus sog. belasteten Lebenslagen.<br />

- Ziel dabei ist es, schwangeren Frauen während der Schwangerschaft und nach<br />

der Geburt in gesundheitlichen, sozialen, psychischen und materiellen Fragen<br />

mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und damit eine enge Bindung zwischen<br />

Mutter und Kind konfliktfrei entstehen zu lassen.<br />

- Im Laufe der vergangenen drei Jahre ist deutlich geworden, dass sich auch<br />

dieses Angebot sehr bewährt hat und die Situation von Schwangeren, jungen<br />

Müttern mit ihren Kindern verbessert werden konnte.<br />

-<br />

Sie sehen, wir sind am Ball.<br />

Aber: Wir wollen über den eigenen Tellerrand schauen.<br />

Es ist uns wichtig, für unsere Politik Anregungen zu bekommen und Erfahrungen<br />

anderer Kommunen und Einrichtungen aufzunehmen.<br />

Ich freue mich daher auf den fachlichen Dialog, den wir hier heute führen werden<br />

und wünsche allen Anwesenden einen interessanten und anregenden Tag!<br />

Wenn Sie Hannover noch nicht wie Ihre Westentasche kennen und im Anschluss<br />

etwas Zeit haben: schauen Sie sich die Stadt an, es lohnt sich!<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Anke Broßat-Warschun<br />

Leiterin Fachbereich Jugend und Familie<br />

der Landeshauptstadt Hannover<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wir haben viel gehört über die Bedeutung von Eltern- bzw. Familienbildung in unserer<br />

Gesellschaft bzw. in den Kommunen.<br />

Ich will Ihnen nun einen kurzen Überblick über die Situation in Hannover geben.<br />

Lassen sie mich beginnen mit einigen Zahlen, Daten und Fakten zur Situation in<br />

Hannover.<br />

– In Hannover gibt es 285.868 Haushalte, in 48.333 Haushalten, das heißt, nur<br />

in jedem 6. Haushalt, leben Kinder. Bei 26,5 % dieser Haushalte handelt es<br />

sich um Haushalte Alleinerziehender und bei dieser Gruppe überwiegend um<br />

weibliche Alleinerziehende (94,6 %).<br />

– Von den 76.801 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren haben 30.466<br />

einen Migrationshintergrund, das entspricht einem Anteil von 39,8 %.<br />

– Die Zahl der Kinder und Jugendlichen ist insgesamt rückläufig und wird dies<br />

auch zukünftig sein. So wird es in 2015 im Vergleich zu 2007 6.651 Kinder und<br />

Jugendliche weniger geben. Das heißt, es wird rund 11 % weniger Kinder und<br />

Jugendliche geben.<br />

– Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund steigt<br />

dagegen an<br />

– und je jünger die Kinder sind, desto höher ist der Anteil derer mit<br />

Migrationshintergrund.<br />

0 – 2 Jahre 3 – 5 Jahre 6 – 9 Jahre 10 – 15 16 -17 Jahre<br />

Jahre<br />

43 % 43,6 % 39,6 % 37,4 % 35,3 %<br />

– Immer mehr Kinder und Jugendliche werden in Haushalte hineingeboren, die<br />

Transferleistungen in Anspruch nehmen. Mit Stand Dezember 2006 betraf dies<br />

21.800 Personen unter 18 Jahren, dies entspricht einem Anteil von 28,4 %.<br />

Die genannten Zahlen machen deutlich, dass sich Bildungsinstitutionen auf diese<br />

Entwicklungen einstellen müssen.<br />

In dem Maße, wie sich gesellschaftliche Situationen und damit die<br />

Herausforderungen für Familien verändern, muss sich eine zeitgemäße <strong>Elternbildung</strong><br />

auch immer wieder neu am Informations-, Beratungs- und Unterstützungsbedarf von<br />

Familien orientieren.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

In Hannover gibt es vielfältige Konzepte und Aktivitäten öffentlicher und<br />

freier Träger und ich will Ihnen im Folgenden beispielhaft einiges<br />

vorstellen.<br />

Lassen Sie mich zunächst darauf hinweisen, dass auch Hannover, wie wir es soeben<br />

von Essen gehört haben, im Rahmen des Bundesprogramms „Lernende Regionen -<br />

Bildung von Netzwerken“ 2002 – 2006 das Themenfeld <strong>Elternbildung</strong> aufgegriffen<br />

hat. Eine der insgesamt 10 Themenwerkstätten war die „Elternwerkstatt“, die von<br />

den Fachbereichen Bildung und Qualifizierung und Jugend und Familie koordiniert,<br />

begleitet und unterstützt wurde. Aus der Elternwerkstatt wurde ein<br />

trägerübergreifendes Netzwerk aus unterschiedlichen fachlichen Disziplinen<br />

aufgebaut. Vertreten sind hierbei die vier Familienbildungsstätten,<br />

Familienberatungen, Kinderschutzbund, Erzieherfachschulen, Fachhochschule,<br />

Vertreterinnen aus Kindertageseinrichtungen, Grundschulen, Kultureinrichtungen,<br />

Jugendmediziner, Elternvertretungen sowie Institutionen, Vereine und Verbände, die<br />

Familien fördern und unterstützen. Das stadtweite Gremium trifft sich regelmäßig<br />

ca. 4-mal im Jahr zum Erfahrungsaustausch, Kennen lernen neuer Ansätze und<br />

Aktivitäten.<br />

Nun zu den oben genannten Konzepten und Aktivitäten. Vorstellen möchte ich Ihnen:<br />

1. Die Familienzentren<br />

In den „Familienzentren Hannover“ als Konzeption geht es einerseits um die<br />

Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung, andererseits um die<br />

<strong>Elternbildung</strong>-, Beratung- und Unterstützung. Neben den Kindern rückt die<br />

Familie mit Ihren sozialen Bedingungen in den Mittelpunkt der Betrachtung.<br />

Die Öffnung der Einrichtungen ermöglicht die Hinzuziehung externer<br />

Fachdisziplinen aus Familienbildung- und Beratung, Medizin und künstlerischen<br />

Berufen. Daneben geht es um die Integration des systematischen,<br />

sozialräumlichen Ansatzes und den Aufbau sozialräumlicher Netzwerke.<br />

In einem speziellen Fortbildungsprogramm wird der Early-Excellence-Gedanke<br />

als ressourcenorientierter Ansatz zu Grunde gelegt. Dieser beinhaltet neben<br />

den Angeboten für Eltern die intensive Einbindung der Eltern in die<br />

Entwicklungsprozesse der Kinder.<br />

Am 04.09.2007 war die Auftaktveranstaltung für sechs neue Familienzentren.<br />

Es gibt jetzt in Hannover insgesamt 11 Familienzentren in folgenden<br />

Kindertagesstätten (Kitas) in unterschiedlicher Trägerschaft: Gronostrasse<br />

(Landeshauptstadt Hannover (LHH)), Voltmerstrasse (LHH), an der<br />

Corvinuskirche (ev. luth. Kirchengemeinde Corvinuskirche), Misburger<br />

Regenbogenschiff (AWO), St.Maximilian Kolbe (Caritas), an der Gnadenkirche<br />

(Kirchengemeinde zum Heiligen Kreuz), Sahlkamp (Spats e.V.), Davenstedter<br />

Markt (DRK), SPUNK und die Mäuseburg (Spokusa in Kooperation mit der<br />

AWO), Papenkamp (GGPS), Spielhaus Linden (Kila Drachenkinder e.V. in<br />

Kooperation mit AWO und Caritas).<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Das ist gut, dass wir dies erreicht haben aber es muss weitergehen und das<br />

wird es auch. Perspektivisch soll in jedem Stadtbezirk mindestens ein<br />

Familienzentrum entstehen!<br />

2. Die Sprachförderung<br />

Das Konzept wird seit dem Kindergartenjahr 2005/2006 stufenweise im<br />

Stadtgebiet realisiert. Umgesetzt wird ein Ratsbeschluss aus 2004 mit dem<br />

erstmals Mittel in den Haushalt eingestellt wurden. Für alle Komponenten des<br />

Programms wurde 2005/2006 1,3 Mio. € aufgewandt. In 2007 stehen 1,1 Mio.<br />

€ zur Verfügung.<br />

Das Programm umfasst drei Bausteine:<br />

– <strong>Elternbildung</strong> / Rucksack<br />

– Systematische Sprachförderung für Kinder<br />

– Vernetzung im Stadtteil<br />

In dem fachbereichsübergreifenden Konzept zur flächendeckenden<br />

Sprachförderung ergänzen sich zielgerichtet systematische Sprachförderung<br />

mit der Einbindung von Eltern in die Kita und weiteren Maßnahmen und<br />

Projekten von Kultur und Bildung.<br />

3. FuN Familie und Nachbarschaft<br />

Dieses Projekt, ist ein erfolgreich durchgeführtes Kooperationsprojekt zur<br />

<strong>Elternbildung</strong>. Es handelt sich um ein präventives Programm mit dem Ziel<br />

Elternkompetenz zu stärken und Zusammenhalt und Kommunikation in der<br />

Familie zu verbessern. Das Programm wird von der Evangelischen<br />

Familienbildungsstätte trägerübergreifend angeboten und erste Erfahrungen<br />

zeigen, dass das Programm gut angenommen wird und die Eltern engagiert<br />

mitwirken.<br />

4. Weitere Aktivitäten<br />

Es gibt darüber hinaus Elterncafès, es gibt das Programm HIPPY beim<br />

Diakonischen Werk und der AWO, es gibt Elternwerkstätten, es gibt<br />

<strong>Elternbildung</strong> an Grundschulen, Familienbildungsstätten und bei freien<br />

Trägern.<br />

Durch die Angebote der Familienhebammen wird niedrigschwellig, präventiv<br />

ein Zugang zu Eltern und Familien geschaffen um es gar nicht zu späteren<br />

Interventionen kommen zu lassen.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Die nicht vollständige Aufzählung macht, denke ich deutlich, dass es vielfältige<br />

qualifizierte Angebote und Aktivitäten gibt, um Eltern bzw. Familien zu unterstützen,<br />

zu stärken, um Entwicklungs- und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu<br />

fördern.<br />

Die Frage ist, reicht das aus bzw. können wir sicher sein, dass wir alle die erreichen,<br />

die wir erreichen müssen und wollen.<br />

Die Tatsache, dass sich diese Frage nicht so einfach beantworten lässt, macht<br />

deutlich, dass es in Hannover noch Handlungsbedarf gibt.<br />

In Hannover gibt es eine Vielzahl von Angeboten und Maßnahmen, die Familien, im<br />

Alltag sowie in besonderen Lebenslagen und Belastungssituationen Informationen,<br />

Beratungen und Unterstützung bieten. Allerdings gibt es keinen Gesamtüberblick der<br />

Angebotspalette und kein fachlich, an den Lebenslagen der Familien abgestimmtes<br />

Gesamtkonzept.<br />

Mit einem Konzept der <strong>Elternbildung</strong> muss daher auch in Hannover das Ziel verfolgt<br />

werden, alle Eltern und insbesondere die mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende<br />

und Familien nicht nur in besonders benachteiligten Lebenslagen oder in<br />

Lebenskrisen durch entsprechende Bildungsangebote darin zu unterstützen, ihrem<br />

Erziehungsauftrag besser nachzukommen und den Anforderungen von Kindern<br />

gerecht zu werden.<br />

Mit der Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes zur Intensivierung der <strong>Elternbildung</strong><br />

muss geklärt werden:<br />

– was haben wir, was wollen wir, was brauchen wir,<br />

– eine nachfrageorientierte, präventive und niedrigschwellige Angebotspalette<br />

geschaffen werden,<br />

– Entwicklung und Festlegung gemeinsamer Ziele, Maßnahmen und Projekte mit<br />

freien Trägern und anderen Kooperationspartnern sowie<br />

– die Schaffung eines wirksamen Netzwerkes von Bildungsträgern und ihren<br />

Angeboten.<br />

Einige Kommunen, wir haben es auch heute gehört, sind in den<br />

gesamtkonzeptionellen Überlegungen und der Bearbeitung dieser Thematik heute<br />

weiter vorangeschritten als wir in Hannover.<br />

Gleichwohl haben wir hier viel erreicht, dieses gilt es nun weiter zu entwickeln und<br />

ggf. anzupassen bzw. zu verbessern. Der Prozess kann jedoch nur dann erfolgreich<br />

sein, wenn wir dies als gemeinsame Aufgabe ansehen und voranbringen.<br />

Auf diesem Weg ist die heutige Veranstaltung ein wichtiger Meilenstein und ich<br />

möchte alle, die hier heute dabei gewesen sind, einladen sich zu beteiligen.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Kerstin Tack<br />

Jugendpolitische Sprecherin der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong><br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die heutige Veranstaltung hatte das Ziel, Anregungen und Konzepte für gelungene<br />

Formen von <strong>Elternbildung</strong>sarbeit zu bekommen. Die große Anzahl von Fachkräften<br />

auf der heutigen Veranstaltung, die aus den Bereichen der Beratung, der Kitas, der<br />

Schulen, der Familienbildungsstätten und vielen anderen kommen zeigt die Aktualität<br />

des Themas. Durch die Städte Gelsenkirchen, Bremen und Essen haben wir sehr<br />

erfolgreiche, aber auch sehr unterschiedliche Konzepte und Ansätze vorgestellt<br />

bekommen.<br />

Die Stadt Gelsenkirchen hat ihre Schwerpunkte auf die Bereiche Elternschule und<br />

Elternbesuchsdienste gelegt. Mit kostenlosen Bildungsgutscheinen wird versucht,<br />

möglichst vielen Eltern die Teilnahme an Elternschulen oder Elternworkshops zu<br />

ermöglichen. In 5 Stadtbezirken werden 5,5 Mitarbeiter/innen hauptamtlich<br />

eingesetzt für aufsuchende Elternarbeit als sog. Begrüßungsbesuche. Ferner<br />

beteiligen sich 160 Bündnisakteure an einer Netzwerkgruppe. Zur Bedarfsermittlung<br />

wurden 5.000 Familien in einer schriftlichen Befragung beteiligt. Es erfolgt eine<br />

zentrale stadtweite Steuerung.<br />

Die Stadt Bremen hat einen Freien Träger - Familiennetz Bremen, angegliedert an<br />

den Kinderschutzbund - beauftragt, eine Internetplattform zu erstellen, auf der alle<br />

Angebote der Kinderbetreuung, der Eltern- und Familienbildung, der Ferienbetreuung,<br />

Babysitterdienste etc. zentral abrufbar sind. Ferner wurde eine Stelle<br />

ausschließlich für den Bereich der betrieblichen Weiterbildung zur Familienfreundlichkeit<br />

eingesetzt. Der Familiennetz Bremen gibt mehrmals jährlich die<br />

Broschüre „Kinderfreunde“ heraus, die neben Freizeitangeboten unterschiedlichste<br />

Themen behandelt und Einrichtungen und Dienste vorstellt.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Die Stadt Bremen gibt jährlich einen Familienpass heraus, der - ähnlich wie der in<br />

Hannover bekannte „Reibach“ - Vergünstigungen und Rabatte, aber auch kostenlose<br />

Angebote für Familien bereithält. Dieser kostet 4,50 Euro.<br />

Die Stadt Essen hat ein sog. Lebensphasen-Modell entwickelt, das sozialräumlich<br />

umgesetzt wird. In lokalen Stadtteilkonferenzen werden jährlich die Angebote und<br />

Konzepte ausgewertet, mit den Daten zur sozialen Situation der Stadtteiles<br />

untermauert, neue bzw. ergänzende Angebote beraten und in gemeinsamer<br />

Abklärung die Umsetzung auf die Akteure im Stadtteil verteilt. Der Prozess wird<br />

gesamtstädtisch koordiniert und gesteuert.<br />

Hannover ist mit unterschiedlichen Konzepten - Familienhebammen,<br />

Familienzentren, Familienbildungsstätten, Angeboten zur <strong>Elternbildung</strong> - bereits auf<br />

gutem Wege. Es bedarf jedoch der besseren Verzahnung der Angebote und einer<br />

gesamtstädtischen Konzeption zur Zielsetzung einer systematisierten<br />

<strong>Elternbildung</strong>sarbeit in Hannover mit den sich daraus ableitenden Qualitätsstandards<br />

und Handlungsbedarfen.<br />

Die Stadt Hannover sollte deshalb dieses Thema und die Erarbeitung eines<br />

gesamtstädtischen Konzeptes in den Fokus ihrer Arbeit im Jahr 2008 nehmen. Zur<br />

Koordinierung, Steuerung und Sicherstellung von Beteiligungsformen der freien<br />

Träger soll beim öffentlichen Träger eine Stabstelle eingerichtet werden.<br />

Ferner wird geprüft, ob eine AG nach § 78 SGB VIII eingerichtet werden sollte, um<br />

die Akteure des freien und öffentlichen Trägers in rechtlich und strukturell klarer<br />

Arbeitsform für eine Konzepterstellung zusammen zu bringen. Die Vor- und Nachteile<br />

unterschiedlicher Ansätze von <strong>Elternbildung</strong>, wie sie auch in den Vorträgen der drei<br />

Städte vorgetragen wurden, sollen dann in der AG kritisch hinterfragt und auf ihre<br />

Umsetzbarkeit in Hannover hin überprüft werden. Auch die Anregungen, die während<br />

der <strong>Fachtagung</strong> von den Teilnehmenden auf Kärtchen formuliert wurden, sollen im<br />

Rahmen der Konzepterstellung mit geprüft werden.<br />

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<strong>Fachtagung</strong> der <strong>SPD</strong>-<strong>Ratsfraktion</strong> am 5. Oktober 2007 im Neuen Rathaus Hannover<br />

Im nächsten Jahr soll auf einer weiteren <strong>Fachtagung</strong> eine Diskussion um die<br />

erarbeiteten ersten Vorschläge für ein hannoversches Konzept erfolgen. Dazu werden<br />

die anwesenden Fachkräfte erneut angeschrieben.<br />

Zum Schluss bleibt noch der Dank an die Kolleg/innen aus den Städten<br />

Gelsenkirchen, Bremen und Essen für die Bereitschaft zum Vortrag ihrer<br />

<strong>Elternbildung</strong>skonzepte, der Dank an Herrn Greese für die übersichtliche und<br />

fundierte Einleitung in das Thema und der Dank an die Teilnehmenden für das<br />

Interesse am Thema und für ihre Beteiligung an der Diskussion.<br />

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