Leseprobe - St. Benno-Verlag
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<strong>Leseprobe</strong><br />
Frühlingssonne für die Seele<br />
Geschichten, die gut tun<br />
120 Seiten, 10,5 x 15,5 cm, gebunden<br />
ISBN 9783746240299<br />
Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de<br />
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise,<br />
ist ohne schriftliche Zustimmung des <strong>Verlag</strong>s urheberrechtswidrig und strafbar. Dies<br />
gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in<br />
elektronischen Systemen.<br />
© <strong>St</strong>. <strong>Benno</strong>-<strong>Verlag</strong> GmbH, Leipzig 2014
Ich wandere den ganzen Tag,<br />
um den Frühling zu suchen<br />
und meine Schuhe gehen kaputt.<br />
Am Abend habe ich den Frühling<br />
noch nicht gefunden.<br />
Ich kehre heim und sehe Kirschblüten<br />
in meinem Garten.<br />
Der Frühling ist da.<br />
Alte Legende<br />
.<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese<br />
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter<br />
http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />
Frühlingsatem<br />
für die Seele<br />
Besuchen Sie uns im Internet:<br />
www.st-benno.de<br />
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Ostersegen<br />
für unser Leben<br />
ISBN 978-3-7462-4029-9<br />
© <strong>St</strong>. <strong>Benno</strong>-<strong>Verlag</strong> GmbH, Leipzig<br />
Zusammenstellung: Volker Bauch, Leipzig<br />
Umschlaggestaltung: Ulrike Vetter, Leipzig<br />
Umschlagabbildung: © SG-design/Fotolia.de<br />
Gesamtherstellung: Kontext, Lemsel (A)<br />
Maienklang<br />
für alle Sinne
Frühlingsatem<br />
für die Seele<br />
6 7
Ein Korb voller Leben<br />
Eine Frage, die uns in den ersten Monaten eines<br />
neuen Jahres bewegt, ist doch folgende: Wie<br />
werden wir hindurchkommen? Sind wir wie jemand,<br />
der mit einem leeren Korb einen großen<br />
Selbstbedienungsladen betritt und sich nun aus<br />
den verschiedenen Regalen die Dinge, die er sich<br />
wünscht, herausholt? Mancher meint ja, das Leben<br />
sei so ein Selbstbedienungsladen. Und man<br />
braucht nur ordentlich zuzulangen, sich entsprechend<br />
nach vorne zu drängeln und möglichst dort<br />
fest zuzugreifen, wo sich die feinen Sachen finden.<br />
Und da kann der Korb nicht groß genug sein.<br />
Aber so einfach ist das ja nicht. Das, was wir<br />
wirklich brauchen, das übersehen wir meistens,<br />
weil es sich nicht so glänzend und vielversprechend<br />
präsentiert.<br />
Aber angenommen, es stimmt dieses Bild mit<br />
dem Korb.<br />
Was tun wir hinein? Einiges möchte ich aufzählen:<br />
ein Paket Entschlossenheit, damit wir das, was<br />
uns an Aufgaben vor die Füße gelegt wird, angehen<br />
und nicht drum herumgehen. Ein Päckchen<br />
8 9
Mut, damit wir bei unseren Entscheidungen nicht<br />
immer nur danach fragen: Was tun alle? Eine große<br />
Tüte Geduld, besser sogar zwei davon, damit<br />
uns unsere Ungeduld im neuen Jahr nicht zu viele<br />
<strong>St</strong>reiche spielt und uns für andere Menschen unerträglich<br />
macht. Dann eine Packung Vertrauen,<br />
möglichst von der besten Sorte, die Urvertrauen<br />
heißt, das sich im Gottvertrauen vollendet. Wie<br />
sollten wir sonst die vielen Tage bestehen können?<br />
– Eine Portion Großherzigkeit sollte nicht fehlen,<br />
damit nicht unser kleinliches Wesen die Oberhand<br />
gewinnt über das Verständnis für unsere Mitmenschen.<br />
Dann sollte ein Kistchen Bescheidenheit<br />
nicht fehlen, damit wir das richtige Maß für Selbsteinschätzung<br />
gewinnen. Platz bleibt jetzt hoffentlich<br />
noch für einen Karton Gelassenheit, um nicht<br />
den jeweiligen Aufgeregtheiten zu verfallen, die es<br />
auch in diesem Jahr geben wird. Nicht vergessen<br />
möchte ich eine Dosis Nachsicht, die mich fähig<br />
macht, die Fehler meiner Mitmenschen, aber auch<br />
meine eigenen zu ertragen. Und dann noch eine<br />
Schachtel kleiner Aufmerksamkeiten, weil sie den<br />
Alltag würzen und manchem grauen Tag Lichter<br />
aufsetzen können.<br />
Ob das alles ist? Sicher<br />
nicht. Es ist ja auch noch<br />
viel Platz im Korb. Doch wir<br />
sollten bescheiden bleiben<br />
und nur die leeren <strong>St</strong>ellen<br />
noch auffüllen. Zum Beispiel<br />
mit einer großen Portion<br />
Gesundheit, sozusagen konzentriert<br />
in Flaschen, damit<br />
es lange reicht. Und zuletzt<br />
sollte nicht fehlen ein großes<br />
Glas Liebe, dem man schon<br />
von außen ansieht, welch<br />
einen köstlichen Inhalt es<br />
umschließt. Am besten, wir<br />
nehmen mehrere Gläser<br />
davon mit. Wir werden‘s<br />
brauchen. Vor allem zum<br />
Weiterschenken.<br />
Mit einem so gefüllten<br />
Korb könnten wir gut und<br />
wohlgemut durch das Jahr<br />
kommen. Aber vielleicht<br />
wird uns manches heraus-<br />
10 11
genommen und anderes hineingelegt, die Einsamkeit<br />
zum Beispiel. Wir suchen sie uns gewiss<br />
nicht aus, aber wir kriegen sie manchmal einfach<br />
so. Und dann wird manchem etwas ausgetauscht,<br />
vielleicht spürt er es erst später. Und wenn er es<br />
auswickelt, dann merkt er, dass er auch die Enttäuschung<br />
mit eingepackt hat.<br />
Ganz zu schweigen von den leidvollen Erfahrungen,<br />
die wie von fremder Hand in unseren Korb<br />
hineingelegt sind – und wir müssen ihn trotzdem<br />
weiter tragen.<br />
Manchem mag er zu voll geworden sein, der Korb.<br />
Und im Hindurchgehen durch das Jahr würden<br />
wir vielleicht noch ganz gern da und dort stehen<br />
bleiben und schnell etwas austauschen. Aber<br />
wissen wir immer genau, was wir wollen? Und<br />
wissen wir ebenso genau, was wir brauchen?<br />
Wie gut, dass ein anderer es weiß. Gott, der uns<br />
bewahren will davor, das Leben zu einem Selbstbedienungsladen<br />
zu machen.<br />
Johannes Kuhn<br />
12
Das große Aufatmen<br />
Schneebatzen fielen von den Bäumen, und der<br />
Wald reckte sich, alles war in Bewegung, und<br />
manche Schneebatzen hatten Taubengröße, und<br />
manche Schneebatzen hatten <strong>St</strong>orchengröße, und<br />
mein Pferd benötigte mehr als eine <strong>St</strong>unde, um<br />
sich an die niederfallenden WEISSEN VÖGEL zu<br />
gewöhnen.<br />
Die Kiefern säuberten sich beim Niederfall der<br />
„plumpen Vögel“ von ihren abgestorbenen Nadeln,<br />
und von den <strong>St</strong>eineichen- und den Buchenbüschen<br />
fielen die Vorjahrsblätter, und sie leuchteten<br />
wie Tropfen von Heid- und von Rapshonig<br />
auf der narbigen Schneedecke der Wege.<br />
Es ging kein Wind, und doch bewegte sich der<br />
Wald den ganzen Nachmittag, weil die Luft einige<br />
Grade wärmer geworden war und den Schnee von<br />
den Rinden löste. All die Tage zuvor hatte ich den<br />
stillen Widerstand der Äste und die Kraft, die die<br />
Zweige dem lastenden Schnee entgegensetzten<br />
nicht bemerkt, aber jetzt zeigte mir jeder Ast und<br />
jeder Zweig, was er ertragen hatte, und jeder tat<br />
seinen Freudensprung, wenn die Schneebatzen<br />
von ihm abfielen.<br />
Gegen Abend wurde es stiller in den Bäumen und<br />
als ich mich beim Heimritt umsah, stand der Wald<br />
blauschwarz vor dem Horizont, und ein großes<br />
Aufatmen schwebte darüber.<br />
Erwin <strong>St</strong>rittmatter<br />
14 15
Frühlingsschnee<br />
„<strong>St</strong>eht schnell auf, Kinder, und kommt in den Garten“,<br />
riefen eines Morgens die Eltern, „es hat noch<br />
einmal geschneit, alle Bäume sind weiß geworden,<br />
das müsst ihr sehen!“<br />
Die Kinder sprangen auf und zogen ihre Jacken<br />
und Röckchen an; aber sie lachten und sagten<br />
heimlich untereinander: „Vater und Mutter wollen<br />
sich einen Spaß mit uns machen; es ist ja Frühling<br />
und so warm draußen, da schneit es nicht mehr.“<br />
Als sie aber fertig waren und mit den Eltern in den<br />
Garten hinausgingen – was war das? –, ja, da standen<br />
wirklich alle Kirschbäume, große und kleine,<br />
schneeweiß da und glänzten im Sonnenschein.<br />
„Oh, wie schön das aussieht!“, riefen sie alle.<br />
Aber Schnee war es nicht, die Eltern hatten wirklich<br />
nur gescherzt; Blüten waren es, tausend und<br />
vielmal tausend kleine weiße Blüten, die sich aneinanderdrängten<br />
und die herabhängenden Zweige<br />
bedeckten. Ein warmer Regen hatte am Abend<br />
zuvor die braunen Knospen geöffnet. Da hatten<br />
in der Nacht die kleinen zarten Blumensternchen<br />
sich still auseinandergefaltet. Als dann der Morgen<br />
kam mit dem goldenen Sonnenschein, standen<br />
die Bäume da in ihrem vollen Blütenschmuck.<br />
„Seht, Kinder, das ist Frühlingsschnee!“, sagte fröhlich<br />
der Vater. Die Mutter aber rief: „Und nun tragt<br />
den Tisch heraus und die <strong>St</strong>ühle, Kinder, heute wollen<br />
wir unter den Blütenbäumen Kaffee trinken!“<br />
Bald saßen alle in dem herrlichen Garten, Eltern<br />
und Kinder. Die Kinder freuten sich, die Eltern<br />
aber saßen schweigend da und schauten hinauf<br />
in die schimmernde Blütenpracht.<br />
Unbekannt<br />
16
innerungen zerrend. Dann schauert der Frühling<br />
zusammen und sieht zitternd in die fahle, trockene<br />
Zukunft. Einen Augenblick später vergisst er die<br />
Angst vor ihr und schafft emsig weiter, Wunder<br />
neben Wunder stellend, mit liebreichen, weichen<br />
Händen. Die harte, zackige Kante der Brombeere<br />
schmückt er mit weichen, runden Flöckchen, er<br />
lockt aus dem steifen Holunderbusch mildes Blattwerk,<br />
webt um düstere Moospolster einen lichten<br />
Schein, macht dem schüchternen Waldklee Mut,<br />
dass er sich im kalten Schatten der Fichten hervorwagt,<br />
rollt mit spielenden Fingern die ängstlichen<br />
Farnwedel auf, verhüllt die sparrigen Lärchenbäume<br />
mit zartgrünen Schleiern, erweckt des Pfaffenhütchens<br />
Selbstbewusstsein, der Weide Ehrgeiz,<br />
der Erle Willenskraft und wagt sich schließlich sogar<br />
an die Eiche heran, die abweisend und unnahbar<br />
alle seine Liebe immer wieder von sich stößt.<br />
Bis auch für sie die <strong>St</strong>unde schlägt, für sie der Tag<br />
kommt, der alle ihre Knospen sprengt, der Tag der<br />
tausend Wunder.<br />
Hermann Löns<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Kapitel: Frühlingsatem<br />
Johannes Kuhn: Ein Korb voller Leben 8<br />
Erwin <strong>St</strong>rittmatter: Das große Aufatmen 14<br />
Unbekannt: Frühlingsschnee 16<br />
Erwin <strong>St</strong>rittmatter: Neue Nachrichten vom Eis 18<br />
Oscar Wilde: Der selbstsüchtige Riese 20<br />
2. Kapitel: Ostersegen<br />
Axel Kühner: Der Ostergruß 34<br />
Gudrun Pausewang: Halleluja 38<br />
Anatole France: Der Christus aus dem Ozean 42<br />
Andreas Knapp: Die unter Tränen 52<br />
Jo Hanns Rösler: Der Korb Ostereier 62<br />
Elisabeth Langgässer: Der Erstkommuniontag 68<br />
3. Kapitel: Maienklang<br />
Hermann Hesse: Kück 82<br />
Hermann Hesse: Im wunderschönen Monat Mai 86<br />
Reiner <strong>St</strong>runk: Blühen und Frucht bringen 90<br />
Charlotte Hofmann-Hege: Der Tulpenkorb 100<br />
Hermann Löns: Die Tage der tausend Wunder 108<br />
118 119
Quellenverzeichnis<br />
Texte:<br />
Hesse, Hermann: „Emil Korb“ (Auszug), aus: ders., Sämtliche Werke in 20 Bänden. Herausgegeben<br />
von Volker Michels. Band 7: Die Erzählungen 2. © Suhrkamp <strong>Verlag</strong> Frankfurt am Main 2001. Alle<br />
Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp <strong>Verlag</strong> Berlin<br />
Hesse, Hermann: „Mai im Kastanienwald“ (Auszug), aus: ders., Sämtliche Werke in 20 Bänden.<br />
Herausgegeben von Volker Michels. Band 8: Die Erzählungen 3. © Suhrkamp <strong>Verlag</strong> Frankfurt am<br />
Main 2002. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp <strong>Verlag</strong> Berlin.<br />
Hofmann-Hege, Charlotte: Der Tulpenkorb, aus: Spielt dem Regentag ein Lied, Quell <strong>Verlag</strong>, <strong>St</strong>uttgart<br />
1995 © Erben Charlotte Hofmann-Hege.<br />
Knapp, Andreas: Die unter Tränen sehen © beim Autor.<br />
Koelle, Patricia: Der Verlust © bei der Autorin.<br />
Kühner, Axel: Der Ostergruß, aus: ders., Zuversicht für jeden Tag, 4. Aufl. 2011, Neukirchener <strong>Verlag</strong>sgesellschaft<br />
mbH, Neukirchen-Vluyn.<br />
Kuhn, Johannes: Ein Korb voller Leben © beim Autor.<br />
Langgässer, Elisabeth: Der Erstkommuniontag, aus: dies., Ausgewählte Erzählungen © 1964 Claasen<br />
<strong>Verlag</strong> in der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin<br />
Pausewang, Gudrun: Halleluja © bei der Autorin.<br />
Rösler, Jo Hanns: Der Korb Ostereier © Christine Schmitt-Rösler.<br />
<strong>St</strong>rittmatter, Erwin: „Das große Aufatmen“; „Neue Nachrichten vom Eis“, aus: ders., 3/4hundert<br />
Kleingeschichten © Aufbau <strong>Verlag</strong> GmbH & Co. KG, Berlin 2001 (die Originalausgabe erschien 1971<br />
im Aufbau <strong>Verlag</strong>; Aufbau eine Marke der Aufbau <strong>Verlag</strong> GmbH & Co. KG).<br />
<strong>St</strong>runk, Reiner: Blühen und Frucht bringen, aus: ders., Helle Tage - dunkle Nächte. Vorlesegeschichten<br />
zum Jahreskreis, Quell <strong>Verlag</strong>, <strong>St</strong>uttgart 1996 © beim Autor.<br />
Vornweg-Elzner, Ulrike: Die kleine rote Tulpe, aus: dies., Worauf kommt es an im Leben? © Pro<br />
BUSINESS GmbH, Berlin, 2009, www.book-on-demand.de.<br />
Bilder:<br />
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Shutterstock; S. 73: © Subbotina Anna/Fotolia; S. 77: © Jakob Radlgruber/Fotolia; S. 80/81: © Vaclav<br />
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Wir danken allen Inhabern von Text- und Bildrechten für die Abdruckerlaubnis. Der <strong>Verlag</strong> hat sich<br />
bemüht, alle Rechteinhaber in Erfahrung zu bringen. Für zusätzliche Hinweise sind wir dankbar.<br />
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