1,6 MB - St. Otto Lauf
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AUS DEM PFARRGEMEINDELEBEN<br />
3<br />
„Häppchenweise Mitmenschlichkeit“<br />
Jeder Umbruch birgt neue Chancen – manchmal<br />
sind diese aber nicht gleich in Sicht!<br />
So ergeht es gerade unserem Pastoralteam; denn<br />
mit dem Weggang unseres Diakons Manfred Preiß<br />
ist auch eine halbe Pastoral-<strong>St</strong>elle für den Seelsorgebereich<br />
weggefallen.<br />
Herr Preiß war in <strong>Lauf</strong> schwerpunktmäßig im<br />
Beerdigungsdienst, im Krankenhaus, bei den Geburtstagsbesuchen<br />
und in den Altenheimen tätig<br />
gewesen.<br />
Die Sorge um Alte und Kranke, aber auch um<br />
Menschen, die um einen lieben Verstorbenen trauern,<br />
sind natürlich Kernthemen der Pastoral, die<br />
man nicht einfach streichen kann. Aber was kann<br />
man stattdessen weglassen oder kürzen? Die Jugendarbeit?<br />
Die Kinder- und Familiengottesdienste?<br />
Soll man vielleicht die Kommunion- und Firmvorbereitung<br />
reduzieren? Soll das Gottesdienstangebot<br />
abgespeckt werden? Oder soll man die vielen Kontakte<br />
und Vertretungsaufgaben in <strong>St</strong>adt und Land<br />
einfach nicht mehr wahrnehmen? Nicht mehr für<br />
Seelsorgegespräche zur Verfügung zu stehen?<br />
Es gibt in der katholischen Gemeinde in <strong>Lauf</strong> ein<br />
breites Angebot an Aktivitäten – wäre es nicht schade<br />
um jede, die dem Rotstift zum Opfer fiele? All<br />
diese Überlegungen haben im Seelsorgeteam eine<br />
gewisse Ratlosigkeit ausgelöst!<br />
Wenn nicht mehr alles machbar ist – welche<br />
Bereiche der Pastoral erklärt man dann zu den<br />
Kernthemen, für die dann auch genügend Zeit<br />
und Kraft der Hauptamtlichen zur Verfügung stehen<br />
muss? Keine einfache Frage!<br />
Auf der anderen Seite – Gemeinde lebt ja nicht<br />
ausschließlich von der Arbeit der Hauptamtlichen!<br />
Im Gegenteil: viele Aktivitäten liegen allein in der<br />
Hand von engagierten Ehrenamtlichen. Und so soll<br />
es auch sein, denn Kirche ist nur zum Teil ein Organismus,<br />
in dem professionelle und spezialisierte<br />
Arbeit gefordert ist: Kirche ist immer auch Gemeinschaft<br />
derer, die sich mit Gott verbunden fühlen und<br />
aus dieser Verbindung heraus den Wunsch verspüren,<br />
zum Gelingen menschlicher Gemeinschaft beizutragen.<br />
In vielen Ländern der Erde, in denen es<br />
keine Kirchensteuern und nur wenige Hauptamtliche<br />
gibt, lebt Kirche hauptsächlich vom engagierten<br />
Miteinander der Gemeindeglieder, die ihre Anliegen<br />
selbst in die Hand nehmen.<br />
Die Sorge um Kranke und Alte, die Nachbarschaftshilfe,<br />
die Begleitung von Kindern und Jugendlichen<br />
sind auch für viele Menschen in Deutschland<br />
eine Selbstverständlichkeit und Teil ihres Alltags.<br />
Trotzdem gibt es – gerade im Alter – sehr einsame<br />
Menschen, die nicht so stark in soziale Netze eingebunden<br />
sind. Für sie und für alle, die in einer<br />
schwierigen Lebenssituation sind, sollte Kirche,<br />
sollte Gemeinde da sein – mithilfe der Einrichtungen<br />
von Diakonie oder Caritas, aber auch durch<br />
Einzelne, die ihre Zeit, ihre Kraft und ihre Liebe<br />
einsetzen.<br />
Manchmal ist es nicht leicht, Menschen zu finden,<br />
die bereit sind, sich für das eine oder andere Anliegen<br />
zu engagieren. Die Gesellschaft hat sich diesbezüglich<br />
im letzten Jahrzehnt sehr verändert: waren<br />
es früher vor allem die Frauen, die die ehrenamtliche<br />
Arbeit getragen haben, kehren diese jetzt schon bald<br />
nach der Kinderphase wieder in den Beruf zurück.<br />
Im Spagat zwischen Familie und Beruf ist an ein ehrenamtliches<br />
Engagement kaum mehr zu denken.<br />
Daneben gibt es eine Reihe von Ehrenamtlichen, die<br />
häufig schon mehrere „Jobs“ auf sich vereinen und<br />
gut darauf achten müssen, nicht auszubrennen.<br />
Doch gibt es auch Menschen, bei denen wieder<br />
Freiräume entstehen, die Kapazitäten haben, die<br />
Lust bekommen, sich neue Aufgaben zu erschließen,<br />
sich in einem Bereich zu engagieren, der ihnen<br />
menschliche Erfahrungen, Sinn und Befriedigung<br />
vermittelt. Solche Menschen suchen wir!<br />
In der Adventszeit wollen wir hinten in unserer<br />
Kirche einen „Häppchentisch“ aufbauen. Häppchenweise<br />
kann man dort probieren, was in unserer<br />
Gemeinde an ehrenamtlicher Arbeit gebraucht<br />
wird und welche Menschen auf unsere Hilfe warten.<br />
Greifen Sie zu und kosten Sie!<br />
Vielleicht bekommen Sie Lust, einen begrenzten<br />
Teil Ihrer Zeit und Kraft einzusetzen für Anliegen<br />
der Mitmenschlichkeit und der gegenseitigen Sorge.<br />
Vielleicht kommen Sie ja auf den Geschmack, und<br />
eine Aufgabe beginnt Sie zu reizen? Niemand muss<br />
alles tun, aber viele, die zusammenhelfen, können<br />
etwas bewegen! Ob für Kinder, für Kranke oder für<br />
alte Menschen: es werden dringend Menschen gesucht,<br />
die mitarbeiten, damit die Menschenfreundlichkeit<br />
Gottes unter uns sichtbar werden kann!<br />
Gabriele Netal-Backöfer