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Jeannette de Payrebrune

Kunstkatalog

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Eröffnungsre<strong>de</strong><br />

OrANGErIE ScHLOSS AuGuSTuSBurG, BrüHL, EINZELAuSSTELLuNG, 2013<br />

„Verstehen ist nur insoweit Verstehen, als es auf an<strong>de</strong>res verweist (…).<br />

Dabei kann die Selbstverständlichkeit <strong>de</strong>s Verstehens sich in eine<br />

Art unmöglichkeit <strong>de</strong>s Verstehens verwan<strong>de</strong>ln; und vielleicht ist die<br />

unmöglichkeit gera<strong>de</strong>zu die Bedingung <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Verstehens<br />

(…); dann aber ist Intransparenz <strong>de</strong>r Horizont, in <strong>de</strong>m Verstehen sich als<br />

Verstehen ermöglicht.“<br />

Der <strong>de</strong>utsche Soziologe Niklas Luhmann geht in <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

Zwischen Intransparenz und Verstehen auf Fragen zur undurchschaubarkeit<br />

<strong>de</strong>r Vorgänge in <strong>de</strong>r Psyche ein. Luhmann macht <strong>de</strong>utlich, dass sich das<br />

Verstehen auf etwas bezieht, was es als unendliche Tiefe, als zirkuläre<br />

Bewegung o<strong>de</strong>r als Selbstreferenz interpretiert.<br />

reflexion im Spiel zwischen Verstehen und Nichtverstehen, zwischen<br />

Intransparenz und Transparenz, das Wi<strong>de</strong>rspiel von Farb- und<br />

Formereignis sind evi<strong>de</strong>nt im Werk <strong>de</strong>r Künstlerin <strong>Jeannette</strong> <strong>de</strong><br />

<strong>Payrebrune</strong>. Die Künstlerin führt ins Auge malerischen Denkens. Der<br />

Bildzyklus Himmelslandschaften zeugt von einer luzi<strong>de</strong>n Malerei zwischen<br />

Oberfläche und Tiefe, realität und Traum, Zeit und Ewigkeit. Die Malerei<br />

von <strong>de</strong> <strong>Payrebrune</strong> verhan<strong>de</strong>lt auch das uralte Verhältnis zwischen<br />

Natur und Kunst. Auf <strong>de</strong>r einen Seite die sichtbaren Elemente, das Vorbild<br />

und sein daraus entwickeltes Bildwerk und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite das<br />

Phänomen <strong>de</strong>s unsagbaren. Die Künstlerin mischt die Ingredienzien<br />

<strong>de</strong>s Sichtbaren zu einer persönlichen Metaerzählung. Innerhalb dieser<br />

Privatmythologie geben die Ölmalereien Durchsicht auf das Verborgene,<br />

welches gleichzeitig in einem an<strong>de</strong>ren Sinn sichtbar wird.<br />

Mit <strong>de</strong>m malerischen Werk von <strong>de</strong> <strong>Payrebrune</strong> wird vor allen Dingen <strong>de</strong>r<br />

Prozess <strong>de</strong>s Sehens offenbar. Mit <strong>de</strong>m Anblick <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r manifestieren<br />

sich die permanente Verän<strong>de</strong>rung und die Vergänglichkeit <strong>de</strong>s Jetzt zu<br />

einer Präsenz: Die vielschichtigen Himmelslandschaften entwickeln sich<br />

zunächst aus <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r Malerin und in <strong>de</strong>r Anschauung<br />

auch aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Betrachters. Die feinen Farbgebil<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n zu rhythmus<br />

und zu Licht. Sonnenglanz, Schatten, Wärme, Kälte, Bewegung und ruhe<br />

sammeln sich in ihnen. Durch die inszenierte Verdichtung und Lockerung<br />

in <strong>de</strong>n Himmelslandschaften bewegen sich die Bildszenen in einer Art<br />

Lichtspiel, welches von einer inneren Balance getragen wird.<br />

Die Intransparenz bleibt bestehen, sie ist gleichzeitig die Voraussetzung<br />

dieses Prozesses, so wie auch Luhmann ihn beschreibt. Gleichzeitig<br />

geben <strong>de</strong> <strong>Payrebrune</strong>s Bil<strong>de</strong>r Spiel- und Ent<strong>de</strong>ckungsraum. Der visuelle<br />

raum, wo wolkenartige Bildmuster frei über die Bildfläche schweben, ist<br />

von Intensitäten und Kräften erfüllt. In einer aufgela<strong>de</strong>nen Atmosphäre,<br />

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