Stadt und Migration: Neue Forschungsansätze zu Citizenship, Macht ...
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CALL FOR PAPERS<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>:<br />
<strong>Neue</strong> Forschungsansätze <strong>zu</strong> <strong>Citizenship</strong>, <strong>Macht</strong> <strong>und</strong> Agency<br />
Kaum ein sozial- <strong>und</strong> kulturwissenschaftliches Forschungsfeld hat sich in den vergangenen Jahren so<br />
dynamisch entwickelt wie das der <strong>Migration</strong>sforschung. Dabei ist eine deutliche Annäherung an <strong>und</strong><br />
konzeptionelle Verschränkung mit der <strong>Stadt</strong>forschung <strong>zu</strong> beobachten. Nach globalisierungstheoretischen<br />
Ansätzen <strong>und</strong> (transnationalen <strong>und</strong>) transkulturellen Konzeptentwicklungen in den 1990er<br />
Jahren werden <strong>zu</strong>nehmend (wieder) lokale Dimensionen von <strong>Migration</strong>sdynamiken in den Blick<br />
genommen. Angesichts des Bedeutungs<strong>zu</strong>gewinns von Städten im Zuge der globalen Rescalingprozesse<br />
wird davon ausgegangen, dass <strong>Migration</strong>s- <strong>und</strong> Verortungsprozesse sowie Dynamiken der Inklusion<br />
<strong>und</strong> Exklusion heute in hohem Maße auf der städtischen Ebene geprägt werden. Auch in der öffentlichen<br />
migrationspolitischen Diskussion werden <strong>Migration</strong>sprozesse verstärkt als ein städtisches<br />
Phänomen konzeptualisiert <strong>und</strong> in <strong>zu</strong>m Teil kulturpessimistischen Szenarien als „Krise der Städte“<br />
oder auch als Herausbildung von „Parallelgesellschaften“ verhandelt. Zugleich ist eine Verschiebung<br />
des öffentlichen Diskurses <strong>zu</strong> beobachten, die darauf hinweist, dass <strong>Migration</strong>sbewegungen einen<br />
entscheidenden ökonomischen, politischen <strong>und</strong> kulturellen Faktor darstellen, der die Neupositionierung<br />
der Städte im Kontext der nationalen <strong>und</strong> überregionalen Standortkonkurrenz mit beeinflusst.<br />
Dem entsprechend wird das Thema „<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>“ von <strong>Stadt</strong>planungs- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketingkonzepten<br />
deutscher Metropolen mittlerweile explizit aufgegriffen, dabei allerdings oft auf das<br />
Stichwort „<strong>Stadt</strong> der Vielfalt“ reduziert.<br />
Trotz der innovativen Entwicklungen auf diesem Forschungsfeld werden viele Ansätze <strong>und</strong> Perspektivierungen,<br />
die die migrationswissenschaftliche Forschungslandschaft in Deutschland gegenwärtig<br />
bestimmen, den plurikulturellen <strong>und</strong> durchaus sozial konfliktreichen Entwicklungen nicht ausreichend<br />
gerecht. Dies betrifft vor allem das Integrations- aber auch das Diversity-Paradigma. Nach wie vor<br />
wird meist aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft auf „die“ Einwanderungsgesellschaft geblickt<br />
<strong>und</strong> Migrant_innen als die „kulturell Anderen“ identifiziert.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist es das Ziel des Themenheftes, neuere post-ethnisierende stadt- <strong>und</strong><br />
migrationswissenschaftliche Forschungsansätze auf ihren theoretischen Gehalt, ihre konzeptionelle<br />
Innovationskraft <strong>und</strong> ihre empirischen Stärken <strong>und</strong> Schwächen hin vergleichend <strong>zu</strong> diskutieren. Als<br />
zentraler Referenzpunkt soll vor allem die international virulente Debatte um Urban <strong>Citizenship</strong><br />
dienen. Der Begriff zielt auf eine differenzierte Untersuchung städtischer Bedingungen für die soziale,<br />
politische, ökonomische <strong>und</strong> kulturelle Partizipation am gesellschaftlichen Leben ab. <strong>Neue</strong>re konstruktivistische<br />
<strong>Citizenship</strong>-Ansätze betonen <strong>zu</strong>dem die aktive, hervorbringende Seite alltäglicher<br />
„acts of citizenship“ (Engin Isin) <strong>und</strong> legen den Schwerpunkt auf die konkreten Praktiken jenseits des<br />
kodifizierten Rechts.<br />
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Diese Perspektive erscheint uns als besonders innovativ <strong>und</strong> erkenntnisfördernd, da sie einerseits die<br />
Perspektive des städtischen Regierens der <strong>Migration</strong> aufwirft <strong>und</strong> gleichzeitig in der Lage ist, migrantische<br />
Akteure, migrantische agency <strong>und</strong> Handlungsmacht jenseits ethnisierender <strong>und</strong> kulturalistikulturalistischer<br />
Paradigmen <strong>zu</strong> fokussieren. Mit einer solchen doppelten Perspektivierung auf machtals<br />
auch auf akteurstheoretische Fragen jenseits von „Kultur“ <strong>und</strong> „Ethnizität“ will sich das Heft<br />
deutlich von den dominanten Diskursivierungen des Themas absetzen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> einer kontroversen <strong>und</strong><br />
produktiven Debatte einladen. Insbesondere soll sich das geplante Heft mit folgenden Fragen befassen:<br />
- In welchem Verhältnis steht das Urban <strong>Citizenship</strong>-Konzept <strong>zu</strong> anderen migrationswissenschaftlichen<br />
<strong>und</strong> stadtorientierten Zugängen wie etwa der Integrations- <strong>und</strong><br />
Exklusionsforschung? Worin bestehen produktive <strong>und</strong> problematische Unterschiede <strong>und</strong><br />
Überschneidungen?<br />
- Worin bestehen wiederum Engführungen <strong>und</strong> kritische blinde Flecken? Wie könnte das Urban<br />
<strong>Citizenship</strong>-Konzept aus einer kritischen migrations- <strong>und</strong> stadtwissenschaftlichen Perspektive<br />
erweitert <strong>und</strong> ergänzt werden?<br />
- Wie lässt sich das Konzept in der empirischen Forschung umsetzen? Welche Erfahrungen gibt<br />
es bislang damit <strong>und</strong> welche Probleme sind dabei aufgetreten?<br />
Die Redaktion lädt <strong>zu</strong>r Einsendung von Exposés/Artikelvorschlägen von 1-2 Seiten bis <strong>zu</strong>m 15. Juni<br />
2013 ein; die fertigen Artikel sollen bis <strong>zu</strong>m 1. Oktober 2013 vorliegen. Sie sollen einen Umfang<br />
von 40.000 – 60.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen, Fußnoten Literaturverzeichnis) nicht<br />
überschreiten <strong>und</strong> durchlaufen vor der Publikation ein Peer-Review Verfahren. Die<br />
Veröffentlichung des Themenheftes ist für Frühjahr 2014 geplant. Autor_innenhinweise finden<br />
sich auf www.zeitschrift-suburban.de. Zusendungen bitte als word- oder rtf-Dateien an:<br />
henrik.lebuhn@sowi.hu-berlin.de, shess@uni-goettingen.de, hutta@gmx.net oder<br />
tinemuell@googlemail.com<br />
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