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Steinmarder und Katzen - Portail de l'environnement

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<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

in Luxemburg<br />

E F


Impressum<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> in Luxemburg, 44 Seiten<br />

ISBN 978-2-9599675-2-8<br />

Herausgeber:<br />

Forstverwaltung<br />

L-2453 Luxemburg<br />

www.emwelt.lu<br />

Inhalt <strong>und</strong> Konzept:<br />

Jan Herr<br />

Nationales Naturhistorisches Museum<br />

25, rue Münster<br />

L-2160 Luxembourg<br />

janherr_lux@yahoo.com<br />

www.mnhn.lu<br />

Laurent Schley<br />

Forstverwaltung<br />

16, rue Eugène Ruppert<br />

L-2453 Luxembourg<br />

laurent.schley@ef.etat.lu<br />

www.emwelt.lu<br />

Fotos: © Oliver Giel (Titelfoto), © Jan Herr, © Beate Ludwig, © Laurent Schley, © Marc Weis,<br />

© Dan Majerus, © Romain Breckler, © Zoonar/Manfred Rogl, © Zoonar/Konrad Wohte,<br />

© Maurice Fick<br />

Textkorrektur: Danièle Murat, Forstverwaltung, Luxemburg<br />

Layout: Loewner s.à r.l., www.loewner.lu<br />

Druck: Imprimerie HENGEN s.à r.l., www.hengen.lu<br />

Nationales Naturhistorisches Museum<br />

L-2160 Luxembourg<br />

www.mnhn.lu<br />

1. Auflage, Luxemburg, 2008 (5.000 Exemplare)<br />

© Alle Rechte, insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>r Vervielfältigung, <strong>de</strong>s Nachdrucks <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Übersetzung sind<br />

vorbehalten.<br />

Diese Broschüre wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Umwelt zuliebe auf 100% Recycling Papier gedruckt.


Inhalt<br />

Vorwort �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� 5<br />

Einführung �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� ��7<br />

Allgemeines zur Biologie <strong>und</strong> Lebensweise �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� 9<br />

Kurzbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> o<strong>de</strong>r Baummar<strong>de</strong>r ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />

Verbreitung <strong>und</strong> Lebensraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Fortpflanzung <strong>und</strong> Jungenaufzucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Reviere <strong>und</strong> Tagesschlafplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Nahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

Der urbane Lebensraum : Erkenntnisse aus Luxemburg �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� 19<br />

Das Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Reviere <strong>und</strong> Dichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Aktivitätsmuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Tagesschlafplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> Autos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Konflikte <strong>und</strong> Lösungsansätze �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� ��31<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> <strong>Katzen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> als Hühnerdiebe ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> auf Dachbö<strong>de</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Autoschä<strong>de</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Fallenfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Jagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />

Buchtipps ! �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� 42<br />

Seite 3


Vorwort<br />

Nach <strong>de</strong>m Dachs ist <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>r zweite<br />

Mar<strong>de</strong>rartige, über <strong>de</strong>n die Forstverwaltung eine<br />

didaktische Broschüre erstellt hat, <strong>und</strong> dies aus gutem<br />

Gr<strong>und</strong>. <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> nutzen nämlich neben Wäl<strong>de</strong>rn <strong>und</strong><br />

Fel<strong>de</strong>rn auch Ortschaften als Lebensraum <strong>und</strong> kommen<br />

somit <strong>de</strong>s Öfteren mit <strong>de</strong>m Menschen in Kontakt. In<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m naturhistorischen Museum, <strong>de</strong>r<br />

Forstverwaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Universität Sussex (England) hat<br />

<strong>de</strong>r Luxemburger Biologe Jan Herr die urbane Lebensweise<br />

dieser Art – interessant <strong>und</strong> geheimnisvoll zugleich – in<br />

<strong>de</strong>n vergangenen Jahren in Luxemburg wissenschaftlich<br />

erforscht. Mir ist sehr daran gelegen, die Resultate dieser Studie auch <strong>de</strong>r breiten<br />

Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies soll ein Hauptanliegen <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Broschüre sein.<br />

Durch vereinzelte Scha<strong>de</strong>nsfälle kann <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> vor allem in Ortschaften mit<br />

<strong>de</strong>m Menschen in Konflikt geraten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> beschäftigt sich ein ganzes<br />

Kapitel mit diesem Thema: es wer<strong>de</strong>n Lösungsansätze aufgezeigt, wie man mit dieser<br />

Art umgehen kann, um die Konflikte zu entschärfen.<br />

Im Wald <strong>und</strong> im Feld hingegen ist <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> ein wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>s<br />

Ökosystems <strong>und</strong> darf durch das Verspeisen von Mäusen <strong>und</strong> Ratten ohne Zögern als<br />

sehr nützlich für die Landwirtschaft angesehen wer<strong>de</strong>n. Dies ist einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>,<br />

weshalb ich 2007 die Entscheidung getroffen habe, die Schonzeit für <strong>de</strong>n <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

auf das ganze Jahr auszuweiten, so dass dieser nicht mehr bejagt wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Der <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> ist eine Art, die es geschafft hat sich erfolgreich an <strong>de</strong>n Menschen<br />

<strong>und</strong> seine Siedlungen anzupassen. Angesichts <strong>de</strong>r Lebensraumzerstörung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Bemühungen <strong>de</strong>s Umweltministeriums, letztere zu bremsen <strong>und</strong> das Artensterben<br />

zu stoppen, sollte man es begrüßen, dass so sympathische Tiere wie <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

weiterhin ein integraler Bestandteil unserer direkten Umgebung sind!<br />

Lucien LUX<br />

Umweltminister<br />

Seite 5


Bettemburg<br />

© Jan Herr


Einführung<br />

In unserer Zeit können sich viele Tierarten<br />

nur noch schwer in einer von <strong>de</strong>m Menschen<br />

geprägten Umwelt behaupten o<strong>de</strong>r überleben.<br />

Trotz<strong>de</strong>m haben es einige Arten geschafft, sich<br />

an diese neuen für sie schwierigen Bedingungen<br />

anzupassen. So sind in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>und</strong><br />

Jahrzehnten in Europa mehrere Säugetierarten<br />

näher an <strong>de</strong>n Menschen herangerückt <strong>und</strong><br />

haben Dörfer, ja sogar Städte, zum Teil o<strong>de</strong>r<br />

ganz besie<strong>de</strong>lt, wie z.B. <strong>de</strong>r Rotfuchs, <strong>de</strong>r<br />

Dachs, <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>, <strong>de</strong>r nicht einheimische<br />

Waschbär <strong>und</strong> das Wildschwein. In Luxemburg<br />

sind von <strong>de</strong>n genannten Arten bisher nur<br />

<strong>de</strong>r Fuchs <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Siedlungsraum vorgedrungen. Von letzterem<br />

han<strong>de</strong>lt vorliegen<strong>de</strong> Broschüre.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>: <strong>de</strong>s einen Freud,<br />

<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Leid<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> (Martes foina) sind typische Kulturfolger, die man in dicht besie<strong>de</strong>lten<br />

Gebieten anzutreffen vermag. Lei<strong>de</strong>r kann es bei diesem engen Zusammenleben aber auch<br />

zu Konflikten kommen, die <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r häufig einen schlechten Ruf beschert haben. So<br />

ist <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> vielen nur als lästiger Störenfried auf Dachbö<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als ungebetener<br />

Gast unter <strong>de</strong>r Motorhaube bekannt. Den wenigsten dürften jedoch an<strong>de</strong>re Aspekte <strong>de</strong>r<br />

Lebensweise dieser interessanten Tierart bekannt sein. Diese mangeln<strong>de</strong> Sachkenntnis<br />

führt lei<strong>de</strong>r oft zu falschen Vorurteilen gegenüber <strong>de</strong>m <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>.<br />

Die Forschung hat sich bisher hauptsächlich mit <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r in ländlichen <strong>und</strong> dörflichen<br />

Lebensräumen befasst. Dem Leben <strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s in Kleinstädten ist aber kaum<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wor<strong>de</strong>n.<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Forstverwaltung <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Naturhistorischen Museum in<br />

Luxemburg sowie mit <strong>de</strong>r Universität Sussex in England wur<strong>de</strong> zwischen 2005 <strong>und</strong><br />

2007, im Rahmen einer Doktorarbeit, die Ökologie <strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s in Bettemburg <strong>und</strong><br />

Dü<strong>de</strong>lingen erforscht. Einige Ergebnisse dieser Studie, sowie allgemeine Aspekte <strong>de</strong>r<br />

Biologie <strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s <strong>und</strong> Tipps bezüglich gewisser Konfliktsituationen, sollen hier<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n. Damit hoffen wir etwas zum allgemeinen Verständnis dieser Tierart<br />

beizutragen.<br />

Seite 7<br />

© Beate Ludwig


Seite 8<br />

© Clau<strong>de</strong> Beate Ludwig<br />

Moreillon


Biologie <strong>und</strong> Lebensweise<br />

Typisches Spurenbild im Schnee<br />

kann bis zu 50 cm lang wer<strong>de</strong>n<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> ist ein mittelgroßer<br />

Vertreter <strong>de</strong>r in Luxemburg anzutreffen<strong>de</strong>n<br />

Mar<strong>de</strong>rartigen, <strong>de</strong>nen auch Baummar<strong>de</strong>r,<br />

Mauswiesel, Hermelin, Iltis, Otter <strong>und</strong><br />

Dachs angehören. Sein Aussehen wird<br />

geprägt durch einen länglichen, schmalen<br />

Körperbau, ein graubraunes Fell, einen<br />

buschigen Schwanz <strong>und</strong> durch <strong>de</strong>n<br />

markanten weißen Kehlfleck. Dieser Kehlfleck erstreckt sich vom<br />

Kinn bis auf die Vor<strong>de</strong>rbeine <strong>und</strong> hat meistens eine gegabelte Form.<br />

Mit einem Gewicht von bis zu knapp über 2 kg sind die ausgewachsenen<br />

Männchen schwerer als die Weibchen, die selten mehr als 1,5 kg wiegen.<br />

Schwanzlänge bis zu 25 cm<br />

© Jan Herr<br />

1,5-2 kg<br />

weißer Kehlfleck<br />

Seite 9


Seite 10<br />

Viele Mar<strong>de</strong>r fallen <strong>de</strong>m Straßenverkehr zum Opfer<br />

Somit sind Mar<strong>de</strong>r wesentlich leichter als Hauskatzen. Je nach Geschlecht können<br />

sie eine Körperlänge (ohne Schwanz) von bis zu 45 cm (Weibchen) o<strong>de</strong>r 50 cm<br />

(Männchen) erreichen, während ihr Schwanz dann nochmals um die 25 cm lang ist.<br />

Über die Lebenserwartung von freileben<strong>de</strong>n <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>n ist wenig bekannt,<br />

doch dürften nur wenige ein Alter von 5 bis 6 Jahren überschreiten. Der<br />

Straßenverkehr stellt sicherlich eine <strong>de</strong>r Hauptto<strong>de</strong>sursachen dar.<br />

© Jan Herr


<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> o<strong>de</strong>r Baummar<strong>de</strong>r?<br />

Ein naher Verwandter <strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s ist <strong>de</strong>r Baummar<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />

ebenfalls in Luxemburg vorkommt. Trotz Ähnlichkeit in Größe <strong>und</strong><br />

Körperbau gibt es durchaus einige Unterschie<strong>de</strong>, die beim Bestimmen<br />

<strong>de</strong>r Art helfen können <strong>und</strong> in folgen<strong>de</strong>r Tabelle aufgelistet sind.<br />

Merkmale<br />

Hauptunterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> Baummar<strong>de</strong>r<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

Kehlfleck weiß, meist gegabelt<br />

gelblich, nach unten<br />

abger<strong>und</strong>et<br />

Fell graubraun dunkelbraun<br />

Ohren kleiner größer mit hellem Rand<br />

Nase hell, fleischfarben dunkelbraun bis schwarz<br />

Fußunterseite wenig behaart stärker behaart<br />

Lebensraum Stadt, Dorf, Feld/Wald vorwiegend Wald<br />

© Jan Herr<br />

Baummar<strong>de</strong>r<br />

©Zoonar/Konrad Wothe<br />

Seite 11


Seite 12<br />

Verbreitung <strong>und</strong> Lebensraum<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> sind in Europa weit verbreitet <strong>und</strong> fehlen eigentlich nur in<br />

Irland, Großbritannien, Island, Norwegen, Schwe<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Finnland, sowie<br />

auf einigen Mittelmeerinseln. Im Osten erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet<br />

bis ins südwestliche Russland <strong>und</strong> bis in die Türkei. Außerhalb Europas sind<br />

Vorkommen bis in die Mongolei bekannt.<br />

Sind <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> heute weit verbreitet, so war dies nicht immer <strong>de</strong>r Fall. Im<br />

frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert gingen die Populationen stark zurück, was vor allem<br />

auf eine intensive Bejagung, ihres Pelzes wegen, zurückzuführen war. Ab <strong>de</strong>n<br />

1950er Jahren ging die Nachfrage an <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>fellen zurück, <strong>und</strong> die Bestän<strong>de</strong><br />

begannen sich langsam zu erholen.


<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> kommen sowohl in Wald- <strong>und</strong><br />

Feldlandschaften. . .<br />

. . . als auch in dichtbebauten Stadtzentren vor<br />

© Jan Herr<br />

© Jan Herr<br />

Wie schon erwähnt<br />

sind <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>, vor<br />

allem in Mitteleuropa,<br />

ausgesprochene<br />

Kulturfolger. So<br />

sind sie häufig in<br />

landwirtschaftlich<br />

geprägten Dörfern, aber<br />

auch in Klein- <strong>und</strong> sogar<br />

Großstädten anzutreffen<br />

wie z.B. Basel, Berlin,<br />

Lüttich, Luxemburg,<br />

Lyon o<strong>de</strong>r Paris, um<br />

nur einige zu nennen.<br />

Allerdings begrenzt sich<br />

die Lebensraumwahl<br />

<strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s nicht<br />

nur auf besie<strong>de</strong>lte<br />

Gebiete. Ebenso gut<br />

können sie Wäl<strong>de</strong>r <strong>und</strong><br />

Kulturlandschaften, sowie<br />

Bergregionen bewohnen.<br />

In Spanien <strong>und</strong> Portugal<br />

kommen <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

momentan noch nicht<br />

o<strong>de</strong>r nur sehr selten in<br />

Dörfern <strong>und</strong> Städten vor.<br />

Seite 13


Seite 14<br />

Fortpflanzung <strong>und</strong> Jungenaufzucht<br />

Die Paarung fin<strong>de</strong>t beim<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Monaten Juli<br />

bis August statt. Bis zur Geburt <strong>de</strong>r<br />

Jungtiere vergehen dann allerdings<br />

noch 9 Monate. Tatsächlich<br />

entwickelt sich die befruchtete<br />

Eizelle nicht sofort, son<strong>de</strong>rn verweilt<br />

während <strong>de</strong>r sogenannten Eiruhe in<br />

<strong>de</strong>r Gebärmutter. Erst im Februar<br />

nisten sich dann die Eizellen in<br />

<strong>de</strong>r Gebärmutterschleimhaut<br />

ein. Im Vergleich mit <strong>de</strong>r Eiruhe<br />

ist die eigentliche Trächtigkeit<br />

kurz. Sie dauert nur ungefähr<br />

einen Monat, sodass die Geburt<br />

von durchschnittlich<br />

drei Jungtieren in <strong>de</strong>r<br />

Regel zwischen Anfang März<br />

<strong>und</strong> Mitte April stattfin<strong>de</strong>t.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>-Weibchen bringen<br />

also maximal einmal pro Jahr Junge zur Welt.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>weibchen mit Nachwuchs<br />

Während <strong>de</strong>r Aufzucht, für die ausschließlich das Weibchen verantwortlich<br />

ist, verweilen die Jungtiere in einem gut geschützten Versteck (z.B.<br />

Scheune, Dachbo<strong>de</strong>n). Hier wer<strong>de</strong>n sie während sieben Wochen gesäugt,<br />

bevor sie anfangen feste Nahrung zu sich zu nehmen. Im Alter von 10-11<br />

Wochen, so gegen En<strong>de</strong> Mai / Anfang Juni, verlassen die Jungmar<strong>de</strong>r zum<br />

ersten Mal zusammen mit <strong>de</strong>r Mutter ihr Versteck. Sollte man im Sommer<br />

mehrere Mar<strong>de</strong>r zusammen beobachten, dann han<strong>de</strong>lt es sich in <strong>de</strong>r Regel<br />

um ein Muttertier mit ihrem Nachwuchs. Bei<strong>de</strong> Generationen sind zu<br />

dieser Zeit in Punkto Größe schon fast nicht mehr zu unterschei<strong>de</strong>n. Die<br />

Jungtiere bleiben jedoch nicht lange im Revier <strong>de</strong>r Mutter, son<strong>de</strong>rn wan<strong>de</strong>rn<br />

normalerweise schon im Herbst ab, um sich ein eigenes Revier zu suchen.<br />

© Beate Ludwig


Reviere <strong>und</strong> Tagesschlafplätze<br />

Wie die meisten<br />

Mar<strong>de</strong>rartigen ist<br />

<strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> als<br />

Einzelgänger bekannt.<br />

We<strong>de</strong>r schließen sich Mar<strong>de</strong>r<br />

in Gruppen zusammen,<br />

noch überschnei<strong>de</strong>n sich die<br />

Streifgebiete von mehreren<br />

Tieren gleichen Geschlechts.<br />

Vielmehr verteidigt je<strong>de</strong>s<br />

erwachsene Weibchen ein<br />

Revier, aus <strong>de</strong>m es jegliche<br />

weibliche Konkurrenz<br />

fern hält. Mit diesem<br />

Revier kann das Weibchen<br />

dann gewährleisten<br />

über genügend Nahrung<br />

<strong>und</strong> Verstecke zu<br />

verfügen, um erfolgreich<br />

darin zu überleben<br />

<strong>und</strong> Nachwuchs großziehen zu können. Den Männchen geht es dagegen<br />

hauptsächlich darum sich exklusiven Zugang zu einem o<strong>de</strong>r mehreren<br />

Weibchen zu verschaffen. So überschnei<strong>de</strong>t je<strong>de</strong>s männliche Revier<br />

sich mit <strong>de</strong>m Revier von einem o<strong>de</strong>r mehreren weiblichen Tieren.<br />

Reviere wer<strong>de</strong>n mit Kot <strong>und</strong> Urin markiert<br />

In <strong>de</strong>r Regel liegt also je<strong>de</strong>r Hausgarten <strong>und</strong> Dachbo<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong> Scheune<br />

<strong>und</strong> je<strong>de</strong>s Hühnerhaus in <strong>de</strong>n Revieren von maximal zwei erwachsenen<br />

Mar<strong>de</strong>rn. Da Jungtiere schon ab Herbst aus <strong>de</strong>m mütterlichen Revier<br />

vertrieben wer<strong>de</strong>n, kann es daher nicht zu stetig ansteigen<strong>de</strong>n<br />

Populationsdichten kommen. Die Größe <strong>de</strong>r Reviere hängt<br />

allerdings vom Geschlecht <strong>und</strong> <strong>de</strong>m jeweils bewohnten Lebensraum ab.<br />

So verteidigen generell Weibchen kleinere Reviere als Männchen;<br />

© Jan Herr<br />

Seite 15


Seite 16<br />

außer<strong>de</strong>m sind diese Reviere in Wäl<strong>de</strong>rn größer (bis zu 800 Hektar groß) als<br />

in Dörfern (bis zu 8 Hektar klein).<br />

Fast alle wichtigen Aktivitäten, wie z.B. Nahrungsuche o<strong>de</strong>r<br />

Revierverteidigung, spielen sich im Dunkeln <strong>de</strong>r Nacht ab. Nur in<br />

Ausnahmefällen kann man einen Mar<strong>de</strong>r bei Tageslicht zu Gesicht bekommen.<br />

Am Tage ziehen sie sich nämlich in ein Versteck zurück. In ländlichen <strong>und</strong><br />

bewal<strong>de</strong>ten Gegen<strong>de</strong>n kann es sich dabei um dichte Vegetation,<br />

Baumhöhlen, Reisighaufen o<strong>de</strong>r Brennholzstapel han<strong>de</strong>ln.<br />

In <strong>de</strong>n dicht besie<strong>de</strong>lten mitteleuropäischen Landschaften vertrauen<br />

Mar<strong>de</strong>r allerdings stark auf Gebäu<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen sie <strong>de</strong>n Tag verschlafen. In<br />

Dörfern nutzen sie häufig Scheunen, in <strong>de</strong>nen Stroh gelagert ist. Zum<br />

Verdruss von so manchem Hausbewohner haben sie aber auch gelernt, dass<br />

Dachbö<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Hohlräume unter Dächern hervorragen<strong>de</strong><br />

Versteckmöglichkeiten bieten.<br />

Jungmar<strong>de</strong>r im Versteck<br />

© Jan Herr


Nahrung<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> zu<br />

<strong>de</strong>n Carnivoren gehört, heißt das<br />

nicht, daß er sich ausschließlich<br />

von Fleisch ernährt. Vielmehr nutzt<br />

er ein ausgesprochen breites<br />

Nahrungsspektrum.<br />

Die Zusammensetzung seines<br />

Speiseplans hängt allerdings mit<br />

<strong>de</strong>n Jahreszeiten zusammen. Im<br />

Sommer <strong>und</strong> Herbst machen Früchte, wie<br />

Kirschen, Pflaumen, Mirabellen, Äpfel o<strong>de</strong>r<br />

Beeren <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Nahrung aus. Dazu<br />

kommen vor allem kleine Säugetiere wie<br />

Mäuse, Wühlmäuse <strong>und</strong> Ratten,<br />

aber auch Insekten <strong>und</strong> Regenwürmer. Wenn<br />

Früchte im Winter <strong>und</strong> Frühjahr seltener<br />

wer<strong>de</strong>n, überwiegen vor allem die Kleinsäuger<br />

in <strong>de</strong>r Nahrung. Des Weiteren können Vögel<br />

das ganze Jahr über erbeutet wer<strong>de</strong>n. Auch<br />

Vogeleier wer<strong>de</strong>n gerne vom Mar<strong>de</strong>r verspeist.<br />

Früchte zählen zur Hauptnahrung<br />

Auch viele Mäuse <strong>und</strong> Ratten wer<strong>de</strong>n<br />

vom <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> verspeist<br />

Während sich urbane Füchse <strong>und</strong> Waschbären<br />

in Dörfern <strong>und</strong> Städten oft auf Haushaltsabfälle spezialisieren o<strong>de</strong>r von<br />

Anwohnern gezielt gefüttert wer<strong>de</strong>n, spielt dies für <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> eine eher<br />

untergeordnete Rolle. Sie greifen weiterhin auf die oben genannten natürlichen<br />

Futterquellen zurück, auch wenn die genaue Zusammensetzung <strong>de</strong>r Nahrung<br />

verstärkt von <strong>de</strong>nen in diesem Lebensraum vorhan<strong>de</strong>nen Nahrungstypen<br />

geprägt wird (z.B. Früchte, Mäuse, Ratten, Tauben). Trotz<strong>de</strong>m verschmähen auch<br />

Mar<strong>de</strong>r keine Essensreste, die sie bei ihren nächtlichen Streifzügen in Gärten<br />

(z.B. nach Grillpartys) o<strong>de</strong>r auf Schulhöfen fin<strong>de</strong>n. Auf gezieltes Füttern sollte<br />

man aber, wie bei allen wil<strong>de</strong>n Säugetieren, auf je<strong>de</strong>n Fall verzichten. Mar<strong>de</strong>r<br />

sind auch so ganz gut in <strong>de</strong>r Lage, sich mit <strong>de</strong>m Nötigsten zu versorgen.<br />

© Beate Ludwig<br />

© Beate Ludwig<br />

Seite 17


Seite 18<br />

Dü<strong>de</strong>lingen<br />

© Jan Herr


Der urbane Lebensraum:<br />

Erkenntnisse aus Luxemburg<br />

Das Projekt<br />

Obschon <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> häufig in besie<strong>de</strong>lten Gebieten anzutreffen<br />

sind, wur<strong>de</strong> ihre Lebensweise im urbanen Lebensraum, nur wenig<br />

erforscht. <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> kommen auch in Luxemburg in allen größeren<br />

Ortschaften vor, wie z.B. Luxemburg-Stadt, Esch/Alzette <strong>und</strong><br />

Dü<strong>de</strong>lingen im Sü<strong>de</strong>n, Ettelbrück <strong>und</strong> Diekirch im Nor<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> machen in urbanen Lebensräumen meist auf sich aufmerksam,<br />

weil sie Autokabel anknabbern o<strong>de</strong>r auf Dachbö<strong>de</strong>n herumpoltern.<br />

• Doch sind dies Einzelfälle?<br />

• Leben diese Tiere hauptsächlich in <strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Feldlandschaften<br />

o<strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> verirren sich nur ab <strong>und</strong> zu in die besie<strong>de</strong>lten Gebiete?<br />

• Vielleicht kommen sie ja auch nur im Winter in die Städte<br />

wenn das Futter auf <strong>de</strong>r Flur <strong>und</strong> im Wald knapp wird?<br />

• O<strong>de</strong>r leben sie gar<br />

exklusiv in unseren<br />

Gärten <strong>und</strong> um unsere<br />

Häuser herum, während<br />

ihre Populationsdichten<br />

immer weiter ansteigen?<br />

All dies sind Fragen, die<br />

häufig gestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>nen wir <strong>de</strong>shalb auf <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong> gehen wollten.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> beim Verlassen eines Schuppens in<br />

Dü<strong>de</strong>lingen<br />

© Jan Herr<br />

Seite 19


Seite 20<br />

Betäubter <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> mit Halsbandsen<strong>de</strong>r<br />

Um Genaueres über das Leben <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> in Luxemburgs Kleinstädten<br />

herauszufin<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> 2005 ein wissenschaftliches Forschungsprojekt in<br />

Bettemburg (7500 Einwohnen) <strong>und</strong> Dü<strong>de</strong>lingen (18300 Einwohner)<br />

gestartet. Unser Hauptanliegen war es Informationen über <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>dichten,<br />

Revierverteidigung, Aktivitätsmuster, Tagesschlafplatzwahl <strong>und</strong> Autoschä<strong>de</strong>n<br />

zu gewinnen. Dafür wur<strong>de</strong>n 13 Mar<strong>de</strong>r (3 Männchen, 10 Weibchen) mit<br />

Lebendfallen in Privatgärten gefangen, betäubt <strong>und</strong> anschließend mit einem<br />

Halsbandsen<strong>de</strong>r versehen. So war es möglich die Tiere über einen Zeitraum<br />

von zwei Jahren während insgesamt 270 Nächten zu verfolgen <strong>und</strong> sie<br />

über 2300 mal in ihren Tagesschlafplätzen zu lokalisieren. Dabei konnten<br />

interessante Einblicke in ihre faszinieren<strong>de</strong> Lebensweise gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

© Jan Herr


• Dieses Kapitel beruht zum Teil auf folgen<strong>de</strong>r Studie:<br />

Herr, J. 2008. Ecology and behaviour of urban<br />

stone martens (Martes foina) in Luxembourg.<br />

D.Phil. Thesis, University of Sussex.<br />

• Diese Dissertation ist auf <strong>de</strong>n Internetseiten <strong>de</strong>s<br />

Naturhistorischen Museums (http:// www.mnhn.lu/recherche/<br />

proj_anthro_fouine.asp) o<strong>de</strong>r auf direkte Nachfrage<br />

bei Jan Herr (janherr_lux@yahoo.com) erhältlich.<br />

• Die Studie wur<strong>de</strong><br />

finanziert <strong>und</strong><br />

unterstützt von :<br />

Mittels Empfänger <strong>und</strong> Antenne können die<br />

besen<strong>de</strong>rten Mar<strong>de</strong>r lokalisiert wer<strong>de</strong>n<br />

E F<br />

© Maurice Fick<br />

Seite 21


Seite 22<br />

Reviere <strong>und</strong> Dichten<br />

In Bettemburg <strong>und</strong> Dü<strong>de</strong>lingen war sehr schnell klar, dass es sich hier um<br />

Mar<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lte, die die bebauten Gebiete so gut wie nie verließen. Über 90<br />

Prozent jeglicher nächtlicher Aktivität spielte sich innerhalb <strong>de</strong>r Wohngebiete<br />

ab. Sogar dort wo Wäl<strong>de</strong>r direkt an <strong>de</strong>n Stadtrand angrenzten, wur<strong>de</strong>n diese<br />

von <strong>de</strong>n Tieren nur selten aufgesucht. In welchem Lebensraum diese Mar<strong>de</strong>r<br />

geboren wur<strong>de</strong>n, ist allerdings unbekannt; fest steht nur, dass ein Mar<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r einmal ein Revier in einer Kleinstadt ergattert hat dieses so schnell nicht<br />

wie<strong>de</strong>r verlässt <strong>und</strong> wahrscheinlich über mehrere Jahre dort ansässig bleibt.<br />

Ähnlich wie man dies schon von Mar<strong>de</strong>rn aus an<strong>de</strong>ren Lebensräumen kannte,<br />

verteidigten die Tiere auch in Bettemburg <strong>und</strong> Dü<strong>de</strong>lingen Reviere, aus <strong>de</strong>nen<br />

sie gleichgeschlechtliche Artgenossen ausgrenzten. Durchschnittlich betrugen<br />

die Reviere in diesen bei<strong>de</strong>n Städten bei <strong>de</strong>n Weibchen um die 28 Hektar (ca. 40<br />

Fußballfel<strong>de</strong>r) <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n Männchen um die 82 Hektar (ca. 115 Fußballfel<strong>de</strong>r).<br />

Die aus diesen Reviergrößen abgeleiteten Populationsdichten von 4 bis 6<br />

erwachsenen Mar<strong>de</strong>rn pro 100 Hektar veranschaulichen, dass, trotz eines<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Vorkommens <strong>de</strong>s <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>s in bei<strong>de</strong>n Ortschaften, die<br />

Dichten recht beschei<strong>de</strong>n bleiben. Konkret be<strong>de</strong>utet dies, dass in<br />

Bettemburg 7 bis 9 <strong>und</strong> in<br />

Dü<strong>de</strong>lingen zwischen 23<br />

<strong>und</strong> 30 erwachsene Mar<strong>de</strong>r<br />

ansässig sein dürften, also<br />

maximal 2 Tiere pro 1000<br />

Einwohner. Das ausgeprägte<br />

Territorialverhalten<br />

trägt also auch im<br />

urbanen Lebensraum zur<br />

natürlichen Regulierung <strong>de</strong>r<br />

Populationen bei. Von einer<br />

Weis Marc<br />

Mar<strong>de</strong>rinvasion kann daher<br />

©<br />

wohl kaum die Re<strong>de</strong> sein.<br />

Beim Verlassen ihres Verstecks sind<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> äußerst vorsichtig


© Orthophoto (2004): Origine: Administration du Cadastre et <strong>de</strong> la Topographie<br />

Seite 23


Seite 24<br />

Aktivitätsmuster<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> bleiben das ganze Jahr über aktiv. Einen Winterschlaf o<strong>de</strong>r eine<br />

Winterruhe, wie sie bei Siebenschläfern, Igeln o<strong>de</strong>r Eichhörnchen üblich sind,<br />

gibt es beim Mar<strong>de</strong>r nicht. <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> sind nachtaktiv. In ländlichen<br />

Bereichen beginnen sie ihre nächtlichen Streifzüge, unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

Jahreszeit, kurz nach Sonnenuntergang, während sie kurz vor Sonnenaufgang<br />

wie<strong>de</strong>r in ein Tagesquartier zurückkehren. Demnach verlassen sie ihre Verstecke<br />

in <strong>de</strong>n langen Winternächten früher als in <strong>de</strong>n kurzen Sommernächten.<br />

Unsere Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass im urbanen Lebensraum<br />

dieses Aktivitätsmuster nur bedingt zutrifft. Im Herbst <strong>und</strong> Winter verweilen<br />

sie nämlich oft noch mehrere St<strong>und</strong>en nach Sonnenuntergang an ihrem<br />

Tagesschlafplatz, <strong>de</strong>n sie morgens auch wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich vor Sonnenaufgang<br />

aufsuchen. Sind sie im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer während <strong>de</strong>r ganzen Nacht damit<br />

beschäftigt, in ihrem Revier umherzustreifen, so kann man im Herbst <strong>und</strong><br />

Winter eine <strong>de</strong>utliche Verlagerung <strong>de</strong>r Aktivität in die späten Nachtst<strong>und</strong>en<br />

feststellen. Sowohl das Verlassen <strong>und</strong> Aufsuchen <strong>de</strong>s Schlafplatzes sowie diese<br />

Aktivitätsverlagerung <strong>de</strong>uten darauf hin, dass urbane <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> menschliche<br />

Störungen (z.B. <strong>de</strong>r allmorgendliche <strong>und</strong> allabendliche Straßenverkehr<br />

o<strong>de</strong>r die Fußgänger) soweit wie möglich mei<strong>de</strong>n. Dies dürfte eine reelle<br />

Anpassung an die vom Menschen besie<strong>de</strong>lten Lebensräume darstellen.<br />

Die weitaus höchsten Aktivitätsraten wur<strong>de</strong>n im Frühjahr <strong>und</strong> frühen Sommer<br />

festgestellt. Hier legten die <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> auch die längsten Strecken pro Nacht<br />

zurück (bis zu 10 km), natürlich innerhalb ihrer Reviergrenzen. Das hängt vor<br />

allem damit zusammen, dass die Mar<strong>de</strong>r zu<br />

dieser Zeit ihre Reviere abstecken <strong>und</strong> gegen<br />

Eindringlinge verteidigen. Für ein schnelles<br />

Nickerchen reichten diese kurzen Nächte<br />

wahrlich nur sehr selten aus. Im späten<br />

Herbst <strong>und</strong> im Winter, beson<strong>de</strong>rs bei kalter<br />

Witterung, gönnten sie sich hingegen häufige<br />

<strong>und</strong> ausge<strong>de</strong>hnte Pausen. So kommt es,<br />

dass Sichtbeobachtungen im Winter weitaus<br />

seltener sind als im Frühjahr <strong>und</strong> im Sommer.<br />

Urbaner Lebensraum bei Nacht -<br />

hier Dü<strong>de</strong>lingen<br />

© Jan Herr


Tagesschlafplätze<br />

In ländlich geprägten Dörfern ziehen<br />

sich Mar<strong>de</strong>r tagsüber oft in Scheunen<br />

zurück, wo sie im Stroh ungestört<br />

schlafen können <strong>und</strong> vor Kälte, Wind<br />

<strong>und</strong> Regen gut geschützt sind. In<br />

unserem Studiengebiet hatten die<br />

allermeisten <strong>de</strong>r besen<strong>de</strong>rten Mar<strong>de</strong>r<br />

jedoch keinen Zugang zu Scheunen:<br />

trotz<strong>de</strong>m schienen sie keineswegs<br />

unter Schlafplatzmangel zu lei<strong>de</strong>n.<br />

Auffällig war, dass je<strong>de</strong>s Tier eine<br />

Vielfalt von Unterschlüpfen in seinem<br />

Revier benutzte: einzelne <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

suchten innerhalb eines Jahres bis<br />

zu 20 Tagesschlafplätze auf. Dabei<br />

wechselten sie häufig zwischen<br />

verschie<strong>de</strong>nen Schlafplätzen, von<br />

<strong>de</strong>nen sie durchschnittlich bis zu fünf<br />

innerhalb von Zweiwochenperio<strong>de</strong>n<br />

nutzten. Es kam selten vor, dass ein<br />

bestimmtes Tier mehrere Tage in<br />

Folge am gleichen Schlafplatz<br />

aufzufin<strong>de</strong>n war (außer im Frühjahr, wenn<br />

die Weibchen ihre Jungen großziehen).<br />

Allerdings haben sie normalerweise zwei bis<br />

drei Lieblingsverstecke, in <strong>de</strong>nen sie bis zu 66<br />

Prozent aller Tage verschlafen. Hier han<strong>de</strong>lte<br />

es sich meistens um unbewohnte Gebäu<strong>de</strong>,<br />

wie leerstehen<strong>de</strong> Häuser, Garagen, Schuppen,<br />

Lagerhallen o<strong>de</strong>r Scheunen in <strong>de</strong>nen nicht mit<br />

Belästigungen für <strong>de</strong>n Menschen zu rechnen war.<br />

Sowohl bewohnte mehrstöckige Gebäu<strong>de</strong> ...<br />

... als unbewohnte Schuppen können als<br />

Tagesquartiere genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

© Jan Herr<br />

Seite 25<br />

© Jan Herr


Seite 26<br />

Nutzung (%)<br />

Auch wenn über das ganze Jahr gesehen unbewohnte Gebäu<strong>de</strong> am<br />

häufigsten genutzt wur<strong>de</strong>n, traf dies jedoch nicht auf <strong>de</strong>n Winter zu.<br />

In <strong>de</strong>r kalten Jahreszeit bevorzugten die Tiere die Dächer von bewohnten<br />

Einfamilienhäusern, Appartements o<strong>de</strong>r Geschäften. Dass wir Menschen unsere<br />

Häuser gut isolieren <strong>und</strong> dabei noch heizen, haben auch die Mar<strong>de</strong>r bemerkt<br />

<strong>und</strong> schätzen gelernt. Dies <strong>de</strong>utet auf die vorzügliche Anpassungsfähigkeit<br />

dieser Tiere hin. Auf die Dächer von solchen Wohnungen gelangten sie<br />

normalerweise, in<strong>de</strong>m sie an einer Gebäu<strong>de</strong>ecke die Fassa<strong>de</strong> emporkletterten<br />

(vorausgesetzt, dass diese aus rauem Material bestand), um dann über das<br />

Ablaufrohr auf das Dach hinaufzusteigen. An<strong>de</strong>re menschliche Strukturen wie<br />

Kanalisationsrohre, Steinmauern, Autos, o<strong>de</strong>r natürliche Verstecke in dichten<br />

Hecken, auf Bäumen, in Reisighaufen, wie sie oft in Feld- <strong>und</strong> Waldlandschaften<br />

aufgesucht wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n im urbanen Lebensraum nur äußerst selten genutzt.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Bewohnte<br />

Gebäu<strong>de</strong><br />

Unbewohnte<br />

Gebäu<strong>de</strong><br />

Gebäu<strong>de</strong><br />

(un)bewohnt?<br />

An<strong>de</strong>re<br />

menschliche<br />

Strukturen<br />

Tagesverstecke<br />

Natürliche<br />

Verstecke<br />

Unbekannt


<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> Autos<br />

Mar<strong>de</strong>r haben gelernt geparkte Autos in ihre Aktivitäten mit<br />

einzubeziehen. Dabei kann es gelegentlich zu Schä<strong>de</strong>n kommen.<br />

• Warum aber wer<strong>de</strong>n Autos überhaupt von <strong>de</strong>n Tieren aufgesucht?<br />

• Suchen sie dort die Wärme eines noch warmen Motors?<br />

• O<strong>de</strong>r nutzen sie Motorräume um sich gut<br />

geschützt nachts ausruhen zu können?<br />

• Manchmal wer<strong>de</strong>n Eier, Brötchen <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Essensreste<br />

in Motorräumen gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> zeugen davon, dass Autos<br />

auch manchmal als Speisekammer dienen.<br />

Tatsächlich war es so, dass die besen<strong>de</strong>rten Mar<strong>de</strong>r nur selten mehr als ein<br />

paar Sek<strong>und</strong>en unter <strong>de</strong>r Motorhaube blieben. Auch gab es keine<br />

Anzeichen dafür, dass die wenigen ausge<strong>de</strong>hnten (> 15 Minuten) Autobesuche,<br />

bei <strong>de</strong>nen sich ein Mar<strong>de</strong>r im Motorraum ausruhte, häufiger in kalten Nächten<br />

stattfan<strong>de</strong>n, obschon gera<strong>de</strong> in diesen Nächten die Mar<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Wärme <strong>de</strong>s<br />

Motors profitieren könnten. We<strong>de</strong>r die Wärme noch das gemütliche Nickerchen<br />

können also das Hauptanliegen <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>ren Autobesuchen sein.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> unter einem Auto: meist kein Problem<br />

© Beate Ludwig<br />

Seite 27


Seite 28<br />

Autos wer<strong>de</strong>n häufig auf Fremdduft inspizert<br />

© Beate Ludwig<br />

Interessant war auch, dass die<br />

urbanen Mar<strong>de</strong>r sich im Herbst<br />

<strong>und</strong> Winter nur sehr selten auf<br />

<strong>de</strong>n Straßen blicken ließen. Sie<br />

verbrachten ihre Zeit hauptsächlich<br />

in Gärten. Ab März stieg die<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Straßen dann<br />

stark an <strong>und</strong> dauerte bis Juli,<br />

August an. Dabei zeigten sowohl<br />

männliche wie weibliche Tiere<br />

ein ausgeprägtes Interesse an<br />

<strong>de</strong>n dort abgestellten Wagen. Sie<br />

beschnupperten die Unterseite<br />

eines Wagens, stiegen manchmal<br />

auch kurz in <strong>de</strong>n Motorraum<br />

hinein <strong>und</strong> liefen dann zum nächsten Auto, wo sich das Ganze wie<strong>de</strong>rholte. Bei<br />

solchen Inspektionen hinterließen sie auch öfters Urinduftmarken an<br />

<strong>de</strong>r Unterseite <strong>de</strong>s Wagens (z.B. an <strong>de</strong>r Radaufhängung). Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich dabei um ein Territorialverhalten. Die Reviere wer<strong>de</strong>n im Frühjahr<br />

verstärkt abgesteckt, damit in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Monaten klare Verhältnisse<br />

bei <strong>de</strong>r Jungenaufzucht <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Paarung herrschen. Da Autos auch öfters<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Revieren abgestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>und</strong> so <strong>de</strong>r hinterlassene Duft<br />

sozusagen von Revier zu Revier „gefahren“ wird, haben Mar<strong>de</strong>r wohl gelernt,<br />

dass frem<strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>rgeruch von möglichen Konkurrenten oft an Autos haftet.<br />

So kommt es, dass sie im Frühjahr regelmäßig die in ihren Revieren geparkten<br />

Wagen inspizieren <strong>und</strong> frem<strong>de</strong>n Geruch mit ihrer eigenen Duftmarke maskieren.<br />

Aggressives Verhalten wur<strong>de</strong> dabei allerdings nie beobachtet. Auch das<br />

Auto, mit <strong>de</strong>m die hier geschil<strong>de</strong>rten Beobachtungen durchgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

ist trotz häufiger Mar<strong>de</strong>rbesuche im Motorraum nie beschädigt wor<strong>de</strong>n.


Studien aus <strong>de</strong>m Ausland haben gezeigt, dass Autoschä<strong>de</strong>n verstärkt<br />

im Frühjahr auftreten, also genau zu jener Zeit, wo die Mar<strong>de</strong>r auch in<br />

Luxemburg nachweislich am häufigsten am Straßenrand abgestellte Autos<br />

aufsuchen <strong>und</strong> markieren. Die Schä<strong>de</strong>n treten also mit ziemlicher Sicherheit<br />

im Zusammenhang mit diesem Territorialverhalten auf. Ob sie allerdings als<br />

direkte Folge einer aggressiven Reaktion auf frem<strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>rduft, o<strong>de</strong>r als<br />

indirekte Folge (z.B. durch Neugier<strong>de</strong>, Gummigeruch o<strong>de</strong>r Spieltrieb) dieses<br />

häufigeren Kontaktes mit Autos verursacht wer<strong>de</strong>n, bleibt weiterhin ungeklärt.<br />

Fest steht, dass bei <strong>de</strong>n allermeisten Autobesuchen<br />

keine Schä<strong>de</strong>n entstehen. Nach einer Umfrage in unserem<br />

Studiengebiet wur<strong>de</strong>n uns pro Jahr nur Schä<strong>de</strong>n von ein bis zwei<br />

Prozent <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Straße nächtlich abgestellten Wagen gemel<strong>de</strong>t.<br />

Das entspräche nur in etwa zwei bis vier gemel<strong>de</strong>ten Scha<strong>de</strong>nsfällen<br />

pro Mar<strong>de</strong>r im Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Auto vom<br />

Mar<strong>de</strong>r beschädigt wer<strong>de</strong>n könnte, hält sich also stark in Grenzen.<br />

Radaufhängung mit frischer Urinmarke<br />

© Jan Herr<br />

Seite 29


Seite 30<br />

© Jan Herr


Konflikte <strong>und</strong><br />

Lösungsansätze<br />

Vorweg sollte gesagt sein, dass es gr<strong>und</strong>sätzlich verkehrt wäre <strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>r<br />

nur als Schädling anzusehen. Trotz seiner immerwähren<strong>de</strong>n Anwesenheit<br />

inmitten unserer Siedlungen bekommen die wenigsten Anwohner kaum mehr<br />

vom Mar<strong>de</strong>r mit, als dass er wie ein dunkler Schatten nachts vor ihrem Wagen<br />

über die Straße huscht. Dies <strong>de</strong>utet darauf hin, dass diese Tiere eigentlich ein<br />

sehr diskretes Dasein führen. Trotz<strong>de</strong>m kann es gelegentlich zu Konflikten<br />

kommen. Deshalb wollen wir hier einige kurze Lösungsansätze erläutern.<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> <strong>und</strong> <strong>Katzen</strong><br />

Mar<strong>de</strong>r sind für <strong>Katzen</strong> keine<br />

Gefahr. <strong>Katzen</strong> sind <strong>de</strong>utlich<br />

schwerer als Mar<strong>de</strong>r <strong>und</strong> können<br />

sich <strong>de</strong>mnach gegen diese gut<br />

zur Wehr setzen, sollte dies<br />

<strong>de</strong>nn von Nöten sein. Tatsächlich<br />

haben unsere Beobachtungen<br />

gezeigt, dass es eher die Mar<strong>de</strong>r<br />

sind, die sich von <strong>de</strong>n <strong>Katzen</strong><br />

in Acht nehmen müssen. Von<br />

63 Begegnungen waren es in 49<br />

Fällen (78%) die <strong>Katzen</strong>, die <strong>de</strong>m<br />

Mar<strong>de</strong>r hinterher schlichen o<strong>de</strong>r<br />

ihn verfolgten. 13 Mal (21%)<br />

ignorierten sich bei<strong>de</strong> Arten <strong>und</strong><br />

nur ein einziges Mal versuchte ein<br />

Mar<strong>de</strong>r eine Katze zu verscheuchen.<br />

Bei keiner <strong>de</strong>r 63 Begegnungen<br />

kam es zu einem direkten Kampf.<br />

Mar<strong>de</strong>r sind für <strong>Katzen</strong> keine Gefahr<br />

© Jan Herr<br />

Seite 31


Seite 32<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> als Hühnerdiebe ?<br />

Beim Besuch im Hühnerstall geht es <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r<br />

eigentlich um die Eier<br />

Ein vom Mar<strong>de</strong>r verzehrtes Hühnerei<br />

© Zoonar/Manfred Rogl<br />

© Jan Herr<br />

Auf <strong>de</strong>m Land kann es zu<br />

Vorfällen kommen, wo<br />

sämtliche Hühner (o<strong>de</strong>r<br />

sonstiges Geflügel) auf einer<br />

Wiese o<strong>de</strong>r in einem Stall<br />

vom Mar<strong>de</strong>r getötet wer<strong>de</strong>n.<br />

Da diese daraufhin aber<br />

we<strong>de</strong>r weggeschleppt noch<br />

gefressen wer<strong>de</strong>n, glaubte<br />

man, dass <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r ihnen<br />

das Blut aussauge, was ihm<br />

fälschlicherweise <strong>de</strong>n Ruf<br />

eines blutrünstigen Räubers<br />

eingebracht hat. Vielmehr<br />

ist es jedoch so, dass <strong>de</strong>r<br />

Mar<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hühnerstall <strong>de</strong>r<br />

Eier wegen aufsucht. Geraten<br />

die Hühner bei solchen<br />

Besuchen dann aber in Panik<br />

<strong>und</strong> flattern herum, beißt <strong>de</strong>r<br />

Mar<strong>de</strong>r instinktiv zu, bis sich<br />

keines <strong>de</strong>r Hühner mehr regt.<br />

Dieses Problem kann dadurch<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, dass man<br />

die Hühner nachts in<br />

einem mar<strong>de</strong>rsicheren<br />

Stall einsperrt.


<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> auf Dachbö<strong>de</strong>n<br />

Die meisten Hausbesitzer, die einen Mar<strong>de</strong>r unter ihrem Dach haben, klagen<br />

über <strong>de</strong>n Lärm, <strong>de</strong>n das Tier beim Herumlaufen <strong>und</strong> Springen verursacht. Da<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> tagsüber hauptsächlich schlafen, bemerkt man das Tier oft erst in<br />

<strong>de</strong>n Abendst<strong>und</strong>en, wenn es aktiv wird o<strong>de</strong>r wenn es am frühen Morgen von<br />

seinen nächtlichen Streifzügen wie<strong>de</strong>r zurück in sein Versteck kommt. Wird<br />

dieses Versteck regelmäßig benutzt, kann es auch zu Ansammlungen von Kot<br />

(<strong>und</strong> manchmal Geruchsentwicklung) o<strong>de</strong>r zu Beschädigungen <strong>de</strong>r Dachisolation<br />

(z.B. Steinwolle) kommen. Wie man mit diesen Problemen umgeht, hängt<br />

teilweise davon ab, ob man direkten Zugang zum Dachstuhl hat o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Lei<strong>de</strong>r gibt es keine Zauberformel, mit <strong>de</strong>r man <strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>r auf<br />

Nimmerwie<strong>de</strong>rsehen vertreiben könnte. Der Geruch von Mottengift,<br />

Antimar<strong>de</strong>rsprays o<strong>de</strong>r WC-Steinen kann ihn höchstens zeitweise vertreiben.<br />

Spätestens wenn <strong>de</strong>r Duft verflogen ist, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>r Zeit daran<br />

gewöhnt hat, wird ihn nichts mehr davon abhalten, sich wie<strong>de</strong>r einzunisten.<br />

Das Auslegen von H<strong>und</strong>ehaaren auf <strong>de</strong>m Dachbo<strong>de</strong>n dürfte ebenso wenig<br />

Wirkung zeigen, da urbane <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> täglich mit H<strong>und</strong>eduft in Kontakt<br />

kommen <strong>und</strong> diesen keineswegs mei<strong>de</strong>n. Als recht sinnvolle Alternative<br />

dazu kann man <strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>r jedoch regelmäßig tagsüber stören, wenn er<br />

Beschädigte Dachisolation<br />

© Jan Herr<br />

Am Schlafplatz wird <strong>de</strong>r kot oft an<br />

einer Stelle abgesetzt<br />

© Jan Herr<br />

Seite 33


Seite 34<br />

eigentlich schlafen möchte. Zu diesem Zweck kann man z.B. ein lautes Radio<br />

auf <strong>de</strong>n Dachbo<strong>de</strong>n stellen, <strong>de</strong>n Raum häufig betreten <strong>und</strong> Lärm machen,<br />

Licht anlassen <strong>und</strong> regelmäßig Kisten umstellen. Aber auch dies wird wohl<br />

keine Dauerlösung sein. Vielmehr sollte es als Möglichkeit gesehen wer<strong>de</strong>n<br />

sich etwas Zeit zu verschaffen um an<strong>de</strong>rsartig eingreifen zu können.<br />

Die sinnvollste Lösung besteht darin, <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Zugang zu<br />

seinem Quartier zu verwehren. Hat man festgestellt, dass sich, nach <strong>de</strong>n<br />

oben genannten Maßnahmen während einiger Tage <strong>und</strong> Nächte Ruhe<br />

auf <strong>de</strong>m Dachbo<strong>de</strong>n eingestellt hat, sollte man alle Einstiegslöcher<br />

verschließen. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan: <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r<br />

können schon faustdicke Öffnungen als Einschlupf dienen. Hinzu kommt immer<br />

noch ein Restrisiko, das Tier einzuschließen, wenn man die Einstiegslöcher<br />

bei Tage verschließt. Sollte dies passieren, so wird man sicherlich durch <strong>de</strong>n<br />

Lärm <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n Ausbruchversuchen entsteht, auf ihn<br />

aufmerksam. Vielleicht sollte man daher von vorneherein zumin<strong>de</strong>st ein Loch<br />

nur so verschließen, dass es leicht wie<strong>de</strong>r geöffnet wer<strong>de</strong>n kann, falls das<br />

Tier eingesperrt wor<strong>de</strong>n ist. Danach muss diese Öffnung dann aber endgültig<br />

abgedichtet wer<strong>de</strong>n. Das Risiko, einen Mar<strong>de</strong>r einzuschließen kann dadurch<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, dass man diese Löcher nach Möglichkeit nachts verschließt.<br />

SChon faustdicke Öffnungen dienen als<br />

Einschlupf<br />

© Jan Herr


Im Frühjahr kann es beim Spiel von Jungmar<strong>de</strong>rn laut unterm<br />

Dach wer<strong>de</strong>n<br />

Dabei sollte man allerdings beachten, dass im urbanen Lebensraum die<br />

Mar<strong>de</strong>r ihr Versteck im Durchschnitt im Sommer erst r<strong>und</strong> an<strong>de</strong>rthalb, im<br />

Herbst viereinhalb, im Winter sechs <strong>und</strong> im Frühjahr zweieinhalb St<strong>und</strong>en<br />

nach Sonnenuntergang verlassen. Morgens ziehen sie sich im Durchschnitt<br />

ein bis zwei St<strong>und</strong>en vor Sonnenaufgang wie<strong>de</strong>r in ihr Tagesquartier zurück.<br />

Hört man <strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>r im Herbst <strong>und</strong> Winter <strong>und</strong> empfin<strong>de</strong>t es als störend,<br />

ist es wichtig nicht allzu lange mit möglichen Maßnahmen abzuwarten. Ab<br />

März wird die Mutter in einem ihrer Tagesquartiere ihre Jungen gebären. Hat<br />

sich das Weibchen erst einmal auf ein Quartier festgelegt, wird die Familie bis<br />

Juni im gleichen Versteck verweilen. Während dieser Zeit ist es aus ethischen<br />

Grün<strong>de</strong>n absolut unangebracht Einstiegslöcher zu verschließen. Merkt man im<br />

Juni, dass es wie<strong>de</strong>r ruhig wird, kann man die oben genannten Maßnahmen<br />

ergreifen, damit sich das Ganze im nächsten Jahr nicht wie<strong>de</strong>rholt.<br />

© Beate Ludwig<br />

Seite 35


Seite 36<br />

Autoschä<strong>de</strong>n<br />

Die von Mar<strong>de</strong>rn verursachten Autoschä<strong>de</strong>n sind vielseitig. Von r<strong>und</strong><br />

200 Scha<strong>de</strong>nsfällen, die uns von einigen luxemburgischen Autohäusern<br />

(verschie<strong>de</strong>ne Hersteller) gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, waren Unterdruckschläuche<br />

die am häufigsten beschädigten Teile, gefolgt von Kühlwasserschläuchen<br />

<strong>und</strong> Zündkabeln. Der vielgefürchtete Bremsleitungsscha<strong>de</strong>n<br />

war äußerst selten <strong>und</strong> kam nur in zwei Fällen (1%) vor, was mit<br />

Berichten aus <strong>de</strong>m Ausland übereinstimmt. Bei verschie<strong>de</strong>nen Automarken<br />

können allerdings unterschiedliche Scha<strong>de</strong>nsmuster auftreten. Dies ist<br />

jedoch eher auf die jeweilige Gestaltung <strong>de</strong>s Motorraumes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r daraus<br />

resultieren<strong>de</strong>n Zugänglichkeit verschie<strong>de</strong>ner Teile zurückzuführen, als<br />

auf eine Vorliebe seitens <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r für bestimmte Automarken.<br />

Unterdruckschläuche<br />

Kühlwasserschläuche<br />

Zündkabel<br />

Schläuche für Scheibenwaschanlage<br />

Sonstige<br />

Schall/ Dämmatten Motorhaube<br />

Heizungsschläuche<br />

Kabelschläuche<br />

Kraftstoffschläuche<br />

Ölschläuche<br />

Bremsschläuche<br />

0 10 20 30 40 50<br />

% aller Schä<strong>de</strong>n


Angebissene Autokabel<br />

Ähnlich wie bei <strong>de</strong>n<br />

Problemen mit Mar<strong>de</strong>rn<br />

auf Dachbö<strong>de</strong>n gibt es<br />

lei<strong>de</strong>r auch kein allseits<br />

bewährtes Mittel<br />

für die Bekämpfung<br />

von Autoschä<strong>de</strong>n.<br />

Im Han<strong>de</strong>l sind viele<br />

Antimar<strong>de</strong>rprodukte<br />

erhältlich, wie z.B.<br />

Ultraschallgeräte<br />

o<strong>de</strong>r Geruch- <strong>und</strong><br />

Geschmackstoffe (Sprays),<br />

die im Motorraum<br />

angebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Experimente, die an<br />

<strong>de</strong>r Justus-Liebig-<br />

Universität Giessen (Deutschland) durchgeführt wur<strong>de</strong>n, haben allerdings<br />

gezeigt, dass sich Mar<strong>de</strong>r wenig von diesen Produkten beeindrucken lassen.<br />

So wur<strong>de</strong>n auch uns Autos gemel<strong>de</strong>t, die z.B. trotz eines Ultraschallgerätes<br />

beschädigt wur<strong>de</strong>n. Wirksamer erscheinen mechanische Abwehrmittel. So können<br />

freiliegen<strong>de</strong> <strong>und</strong> gefähr<strong>de</strong>te Kabel <strong>und</strong> Schläuche mit Wellrohr-<br />

Schutzschläuchen ummantelt wer<strong>de</strong>n. Da diese aus hartem Kunststoff<br />

sind, gelingt es <strong>de</strong>m Mar<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Regel nicht sie durchzubeißen. Passiert dies<br />

trotz<strong>de</strong>m, so wer<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st die für das Auto wichtigen Teile nicht beschädigt.<br />

Noch i<strong>de</strong>aler wäre es die Autobesuche ganz zu unterbin<strong>de</strong>n. Dies ist eigentlich<br />

nur möglich, wenn das Auto immer in einer Garage geparkt wird. Wer diese<br />

Möglichkeit nicht hat, kann versuchen gewellten Kaninchendraht unter <strong>de</strong>n<br />

Motorraum zu legen. Weil <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r generell misstrauisch gegenüber ihm<br />

unbekannten Gegenstän<strong>de</strong>n ist, kann diese Maßnahme ihn dazu bewegen einen<br />

Bogen um <strong>de</strong>n Wagen zu machen, anstatt ihn genauer zu inspizieren. Wagt<br />

er sich <strong>de</strong>nnoch an <strong>de</strong>n Draht heran <strong>und</strong> tritt darauf, wer<strong>de</strong>n die Bewegung<br />

<strong>und</strong> das Geräusch <strong>de</strong>s gewellten Drahtes ihn aufschrecken <strong>und</strong> vertreiben.<br />

© Romain Breckler<br />

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Seite 38<br />

Wie unsere Untersuchungen gezeigt haben markieren Mar<strong>de</strong>r regelmäßig<br />

Autos mit ihrem Duft. Unterbo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Motorwäsche können diese<br />

Duftmarken beseitigen <strong>und</strong> bewirken, dass frem<strong>de</strong> Mar<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st anfangs<br />

nicht mehr durch <strong>de</strong>n Mar<strong>de</strong>rduft auf das Auto aufmerksam wer<strong>de</strong>n. Vor<br />

allem nach einem Mar<strong>de</strong>rscha<strong>de</strong>n sollte man in je<strong>de</strong>m Fall eine gründliche<br />

Unterbo<strong>de</strong>n- <strong>und</strong> Motorwäsche durchführen. Da ausländische Studien<br />

gezeigt haben, dass Schä<strong>de</strong>n hauptsächlichen zwischen März <strong>und</strong> Juli<br />

auftreten, machen solche Maßnahmen vor allem in diesen Monaten Sinn.<br />

Zum Schluss sollte man noch darauf hinweisen, dass die allermeisten<br />

Autobesitzer, die ihr Auto während Jahren o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st vielen<br />

Monaten nachts im Freien parken, nie einen Scha<strong>de</strong>n erlei<strong>de</strong>n, trotz<br />

<strong>de</strong>r ständigen Anwesenheit von Mar<strong>de</strong>rn. Kommt es dann doch einmal zu<br />

solch einem Zwischenfall, so muß dies nicht <strong>de</strong>r Anfang einer Serie von<br />

Schä<strong>de</strong>n an diesem Fahrzeug sein. Meistens bleibt es bei <strong>de</strong>m einen Mal.<br />

Deshalb ist es auch recht schwierig Rückschlüsse über die Wirkung jeglicher<br />

Abwehrmaßnahmen zu treffen. Ein Jahr Ruhe nach <strong>de</strong>m Einbau eines<br />

Ultraschallgeräts kann eine direkte Konsequenz dieser Maßnahme sein,<br />

hätte aber ebenfalls ohne jeglichen Schutz zustan<strong>de</strong> kommen können.<br />

Zerfetzte Isoliermatte unter <strong>de</strong>r Motorhaube<br />

© Jan Herr


Fallenfang<br />

Als beste Lösung für die oben<br />

genannten Probleme mag<br />

es so manchem erscheinen,<br />

<strong>de</strong>n <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> lebend<br />

einzufangen (Totfangfallen<br />

sind in Luxemburg verboten)<br />

<strong>und</strong> dann, weit entfernt<br />

vom eigenen Haus, in einem<br />

Waldgebiet freizulassen.<br />

Bei genauerer Betrachtung<br />

wird allerdings <strong>de</strong>utlich,<br />

dass dies für bei<strong>de</strong> Seiten,<br />

Mar<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Mensch, aus<br />

diversen Grün<strong>de</strong>n keine<br />

zufrie<strong>de</strong>nstellen<strong>de</strong><br />

Lösung darstellt.<br />

Jungmar<strong>de</strong>r haben nach einer Umsiedlung wenig<br />

Überlebenschancen<br />

<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> mit Lebendfallen<br />

(Kastenfallen) einzufangen ist keineswegs so einfach wie man meinen möchte.<br />

Oft vergehen Wochen, ja sogar Monate, bis <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r in die speziell für<br />

ihn aufgestellte Kastenfalle tappt. Meistens gibt <strong>de</strong>r Mensch allerdings die<br />

Hoffnung, das Tier überhaupt noch einzufangen, schon viel früher auf. Dann<br />

kann es zu Nachlässigkeiten bei <strong>de</strong>r allmorgendlichen Kontrolle kommen o<strong>de</strong>r<br />

die fängisch gestellte Falle gerät ganz in Vergessenheit. Tappt <strong>de</strong>r Mar<strong>de</strong>r<br />

dann trotz<strong>de</strong>m in solch eine Falle hinein, riskiert er nicht sofort ent<strong>de</strong>ckt<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Ausbruchversuchen kann er sich Zähne abbrechen o<strong>de</strong>r<br />

sich sonstige Verletzungen zufügen, was seine Überlebenschancen nach<br />

einer späteren Freilassung stark beeinträchtigen kann. Bei unzureichen<strong>de</strong>r<br />

Fallenkontrolle kann das Tier im schlimmsten Fall elendig zu Gr<strong>und</strong>e gehen.<br />

Setzt man ein Tier, das an ein Dorf o<strong>de</strong>r an eine Stadt gewöhnt war, im<br />

Wald aus, wird es nicht dort verweilen, son<strong>de</strong>rn mit ziemlicher Sicherheit<br />

in Richtung eines, ihm vertrauten, urbanen Lebensraums abwan<strong>de</strong>rn.<br />

Seite 39<br />

© Dan Majerus


Seite 40<br />

Hinzu kommt, dass die allermeisten Reviere sowieso schon besetzt sind. So<br />

wird es schwierig sich überhaupt irgendwo dauerhaft nie<strong>de</strong>rlassen zu können,<br />

ohne mit <strong>de</strong>n schon ansässigen Tieren in Konflikt zu geraten. Das be<strong>de</strong>utet viel<br />

Stress <strong>und</strong> kann durchaus mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s ausgesetzten Mar<strong>de</strong>rs en<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>re Probleme beziehen sich auf <strong>de</strong>n Zeitpunkt solcher Fangaktionen. Wird<br />

ein erwachsenes Weibchen zwischen März <strong>und</strong> Mai gefangen <strong>und</strong> umgesie<strong>de</strong>lt,<br />

bleiben die Jungtiere im Versteck zurück <strong>und</strong> verhungern. Ab Mai/Juni können<br />

dann auch die Jungtiere leicht in die Falle geraten, weil sie noch weniger<br />

wachsam sind als erwachsene Tiere. Auch sie wer<strong>de</strong>n nach einer Freilassung<br />

kaum Überlebenschancen haben, da sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht völlig<br />

unabhängig sind. Wird also aller Risiken zum Trotz mit Fallen gearbeitet, sollte<br />

dies auf keinen Fall von März bis En<strong>de</strong> Juli gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie im Kapitel „Reviere <strong>und</strong> Tagesschlafplätze“ erwähnt, leben Mar<strong>de</strong>r in<br />

Revieren, die sie gegen gleichgeschlechtliche Individuen verteidigen. Sie<strong>de</strong>lt man<br />

allerdings ein Tier um, wird das Revier nicht mehr aktiv verteidigt <strong>und</strong> kann<br />

nun von einem Mar<strong>de</strong>r aus einem Nachbarrevier o<strong>de</strong>r von einem bis dato noch<br />

revierlosen Mar<strong>de</strong>r übernommen wer<strong>de</strong>n. Auch wenn dieser Prozess Wochen<br />

o<strong>de</strong>r Monate dauern kann, wird man die Anwesenheit von Mar<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>m<br />

verlassenen Revier langfristig nicht verhin<strong>de</strong>rn können. Hinzu kommt, dass die<br />

Duftspuren eines Mar<strong>de</strong>rs noch lange nach seinem Fang zurückbleiben, vor<br />

allem dann, wenn er sich über längere Zeit in einem Dachbo<strong>de</strong>n aufgehalten hat.<br />

Damit ist es für <strong>de</strong>n Nachfolger recht einfach, das gleiche Versteck ausfindig<br />

zu machen, falls dieses nicht für Mar<strong>de</strong>r unzugänglich gemacht wur<strong>de</strong>.<br />

Fazit ist, dass man <strong>de</strong>n Fallenfang nur als allerletzten Ausweg<br />

sehen sollte <strong>und</strong> diesen nur dann anwen<strong>de</strong>t, wenn alle an<strong>de</strong>ren<br />

Maßnahmen ohne Erfolg ausprobiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Fang o<strong>de</strong>r Abschuss von Kabelbeißern sind je<strong>de</strong>nfalls<br />

keine Garantie dafür, dass die Schä<strong>de</strong>n aufhören�� Ja das<br />

Gegenteil kann <strong>de</strong>r Fall sein��<br />

Bruno Hespeler, Berufsjäger, “Wildschä<strong>de</strong>n heute”


Jagd<br />

Lange Zeit war <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> in Luxemburg eine jagdbare Art, mit einer<br />

Schonzeit vom 1. März bis zum 15. Oktober. Seit <strong>de</strong>m 1. August 2007<br />

genießen <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> jedoch eine ganzjährige Schonzeit, d.h. er darf nicht<br />

mehr bejagt wer<strong>de</strong>n. Dies ist dadurch zu begrün<strong>de</strong>n, dass <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong><br />

in ländlichen <strong>und</strong> bewal<strong>de</strong>ten Gebieten, also genau da, wo die Jagd<br />

stattfin<strong>de</strong>t, in sehr dünnen Dichten vorkommt. Studien aus Deutschland<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schweiz haben Mar<strong>de</strong>rdichten in vergleichbaren Lebensräumen<br />

auf 1 bis 4 Mar<strong>de</strong>r (alle Altersklassen) pro 100 Hektar geschätzt. Eine<br />

Regulierung dieser Populationen durch <strong>de</strong>n Menschen macht daher wenig<br />

Sinn. Entgegen verschie<strong>de</strong>ner Meinungen ist aber durch die ganzjährige<br />

Schonzeit nicht mit einem Anstieg <strong>de</strong>r urbanen Populationen zu rechnen.<br />

Wie unsere Ergebnisse aus <strong>de</strong>m Sü<strong>de</strong>n Luxemburgs gezeigt haben, verlassen<br />

diese Mar<strong>de</strong>r nämlich nur ganz selten die menschlichen Siedlungen <strong>und</strong><br />

wären so ohnehin nicht durch die Jagd zu kontrollieren.<br />

Die Jagd auf <strong>de</strong>n <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong> gehört <strong>de</strong>r Vergangenheit an<br />

© Laurent Schley<br />

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Seite 42<br />

Buchtipps !<br />

1<br />

2<br />

Ludwig, B. (1999) Von Mar<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Menschen:<br />

Das Buch <strong>de</strong>r <strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>. 2 Auflage. Tecklenborg<br />

Verlag, Steinfurt, 120 S. ISBN 3-924044-68-6<br />

Léger, F. & Steimer, F. (2005) La fouine. Éditions<br />

Belin, Paris, 96 p. ISBN 2-7011-4146-X<br />

Bei<strong>de</strong> Bücher liefern auf verständliche <strong>und</strong> trotz<strong>de</strong>m wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierte Art <strong>und</strong> Weise reichlich Fakten zum Thema ‚<strong>Steinmar<strong>de</strong>r</strong>’.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n sowohl Biologie <strong>und</strong> Lebensweise, als auch Mar<strong>de</strong>r-Mensch<br />

Konflikte behan<strong>de</strong>lt. Beson<strong>de</strong>rs Beate Ludwig setzt sich intensiv mit<br />

<strong>de</strong>m Zusammenleben zwischen Mensch <strong>und</strong> Mar<strong>de</strong>r auseinan<strong>de</strong>r. Sie<br />

kann sich dabei auf ihre lange Erfahrung als Biologin <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

Wildbiologie <strong>de</strong>r Universität Giessen berufen, wo über Jahre hinweg das<br />

Automar<strong>de</strong>rphänomen erforscht <strong>und</strong> Abwehrmittel getestet wur<strong>de</strong>n. Das<br />

Buch von François Léger <strong>und</strong> François Steimer besticht vor allem durch die<br />

gute Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Textes sowie die zahlreichen Fotos <strong>und</strong> Zeichnungen<br />

die alle Aspekte <strong>de</strong>r Biologie dieser Tierart bestens illustrieren.


In dieser Serie sind bereits erschienen:<br />

Holen Sie sich auch Ihr Kartenspiel<br />

„Tierische Vielfalt in Luxemburg“!<br />

Es ist gratis erhältlich in <strong>de</strong>n vier<br />

Naturschutzzentren <strong>de</strong>r Forstverwaltung:<br />

A Wiewesch in Manternach, Burfelt bei Insenborn,<br />

Ellergronn in Esch/Alzette <strong>und</strong> Mirador in Steinfort.<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet :<br />

www��emwelt��lu !<br />

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