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Bayern Rundfahrt: Das Magazin 2014

Rückblick auf die Bayern Rundfahrt 2014.

Rückblick auf die Bayern Rundfahrt 2014.

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JENS VOIGT ÜBER DIE<br />

BAYERN RUNDFAHRT UND<br />

SEIN KARRIEREENDE<br />

Überall war er gefragt, bei seinem vermutlich letzten Auftritt als<br />

Profi-Rennfahrer in Deutschland: Jens Voigt. In einem Interview<br />

hat er mit uns darüber geplaudert, wie es ist, Abschied von einer<br />

langen Radsportkarriere zu nehmen.<br />

Was verbindet Sie mit der <strong>Bayern</strong> <strong>Rundfahrt</strong>?<br />

Ich bin mehr als fünf Mal am Start gewesen, habe drei Mal die<br />

<strong>Rundfahrt</strong> gewonnen und bin mit Ewald Strohmeier, dem Macher<br />

der <strong>Rundfahrt</strong>, wirklich freundschaftlich verbunden. Es ist einfach<br />

toll zu sehen, mit wie viel Herzblut dieses schöne Rennen organisiert<br />

wird. Es ist wirklich ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet<br />

die <strong>Bayern</strong> <strong>Rundfahrt</strong> mein einziges großes Rennen in Deutschland<br />

in meinem letzten Profijahr gewesen ist.<br />

Ist der Gedanke an das Karriereende während dieser Saison<br />

ein ständiger Begleiter für Sie?<br />

Ich versuche eigentlich schon, das auszublenden. Es ist hilft ja<br />

nichts. Der Gedanke daran könnte dazu verführen, in einem<br />

Rennen nicht mehr alles zu geben, es einfach zu locker zu nehmen.<br />

Genauso besteht aber auch die Gefahr mit dem Blick auf das<br />

Karriereende, zu viel zu riskieren. Ich versuche da einen gesunden<br />

Mittelweg für mich zu finden. Natürlich schießt es mir schon bei<br />

dem einen oder anderen Rennen durch den Kopf und mir wird<br />

dann bewusst: Mensch, das ist jetzt wirklich das letzte Mal, dass du<br />

hier am Start stehst und dieses Rennen fährst.<br />

Woher haben Sie gerade in den letzten Jahren, in einem Alter,<br />

in dem andere Sportler bereits längst ihre Karriere aufgegeben<br />

haben, Ihre Motivation genommen?<br />

Ich könnte natürlich jetzt sagen, ich bin verheiratet und habe eine<br />

Familie mit sechs Kindern zu versorgen. Nein, das ist es nicht.<br />

Dieser Sport ist zu hart und zu schwer, um ihn nur fürs Geld zu<br />

machen. So eine Karriere hat ja verschiedene Phasen und ich habe<br />

mich auch jetzt in dieser letzten Phase, in der ich selbst nicht mehr<br />

die großen Ergebnisse eingefahren habe, als Teil der Mannschaft<br />

gefühlt. Ich habe diese Leidenschaft für den Radsport immer noch,<br />

nur setze ich sie jetzt anders um, als zu Beginn meiner Karriere.<br />

Jetzt, durch meine Leistung dem Star in der Mannschaft zum Erfolg<br />

zu verhelfen, ist für mich genauso befriedigend, wie zu Beginn<br />

meiner Karriere selbst derjenige gewesen zu sein, der den Sieg für<br />

die Mannschaft geholt hat. Und dann ist es auch das Feedback der<br />

Fans, die nach dem Rennen einem auf die Schulter klopfen und<br />

Anerkennung zollen. <strong>Das</strong> macht mich glücklich und hat mir die<br />

Motivation gegeben, immer wieder loszulegen.<br />

Sie haben von Ihrer Leidenschaft für den Radsport gesprochen.<br />

Kann es ohne den Radsport nach Ihrer aktiven Laufbahn<br />

für Sie überhaupt weitergehen?<br />

Man ist ja in so einer Situation, in der ich mich gerade befinde,<br />

versucht, etwas ganz Neues zu machen. Also, nicht nur einfach<br />

ein Kapitel in einem Buch zu schließen, sondern tatsächlich, ein<br />

ganz neues Buch aufzuschlagen. Aber für mich ist klar: Ich habe<br />

für meinen Erfolg im Radsport wirklich hart gearbeitet. <strong>Das</strong> will ich<br />

jetzt nicht einfach so über Bord werfen und werde mir daher sicher<br />

eine Aufgabe suchen, die auf dem aufbaut, was mich die letzten<br />

Jahre geprägt hat.<br />

Sie sind 42 Jahre alt, einige Ihrer Teamkollegen zählen gerade<br />

einmal 20 Jahre. Wie sehen Sie Ihre Rolle gegenüber den<br />

jungen Fahrern?<br />

Wir sprechen ja alle englisch miteinander, da gibt es kein Sie<br />

und Du. Aber dennoch habe ich anfangs gespürt, dass die Jungs<br />

erst einmal etwas befangen waren. Ich glaube, die hätten mich<br />

am liebsten mit „Herr Voigt“ angesprochen. Da war es an mir,<br />

die Distanz zu brechen und auch klar zu machen, dass ich sie als<br />

Teamkollegen voll akzeptiere. Was ich wirklich schätze, ist, wenn<br />

die jungen Fahrer einem zuhören und mit Überzeugung annehmen,<br />

was ich Ihnen aus meiner Erfahrung weitergeben kann. <strong>Das</strong><br />

bringt mir wirklich eine große Zufriedenheit.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

BAYERN RUNDFAHRT <strong>2014</strong> | 19

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