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Essay zur Konsumgesellschaft - Universität Potsdam

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Seminar: Konsum und soziologische Theorie<br />

Universität <strong>Potsdam</strong>, WS 04/05<br />

Dozent: Prof. Stölting<br />

würde diese drei „aufbauenden Bedürfnisse“ als gesellschaftliche Bedürfnisse zusammenfassen,<br />

wie sie Maslow als „Wachstumsbedürfnisse“ beschrieben hat.<br />

Für Gesellschaften, die als <strong>Konsumgesellschaft</strong>en bezeichnet werden, wird damit ein zweiter<br />

Hinweis gegeben: Die zu befriedigenden Bedürfnisse zielen primär auf gesellschaftliche Stellung<br />

ab und sind Ausdruck von mehrheitlich überwundener Gefährdung durch Hunger und<br />

anderen physiologischen Mangelerscheinungen.<br />

Zugleich lässt sich eine Verbindung zum vorhergehenden Abschnitt über den Geschmack<br />

herstellen. Wenn gesellschaftliche Bedürfnisse befriedigt werden, spielt der Geschmack über<br />

die Mechanismen der Distinction und Emulation eine wichtige Rolle. Geschmack ist also<br />

nicht nur die Ausformung eines ästhetischen Bedürfnisses, sondern auch eine Variable, die<br />

die Befriedigung von gesellschaftlichen Bedürfnissen beeinflusst.<br />

Der Zusammenhang von Konsum und Gesellschaft über Geschmack und die Verbindungen<br />

von Bedürfnissen und Gesellschaft als Erlangen einer bestimmten Stellung in ihr können noch<br />

nicht die volle Beantwortung der Fragestellung sein. Zum einen muss die Verbindung zwischen<br />

Konsum und Bedürfnissen hergestellt werden und zum anderen muss die Kennzeichnung<br />

dieses Triade als modern erfolgen.<br />

Konsum als Strategie<br />

Du hast gesucht nach einem Freund,<br />

der dir die Hand reicht.<br />

Doch Einsamkeit ist kalt wenn sie sich anschleicht.<br />

In dieser Zeit warst du nichts als ein Außenseiter,<br />

Warst bereit für mich und wurdest mein Begleiter.<br />

Wie ich oben schon angedeutet hatte, kann die Befriedigung von Bedürfnissen auf verschiedenen<br />

Wegen erfolgen. Nahrung kann selbst angebaut werden, Kleidung kann selbst genäht<br />

werden (Subsistenzwirtschaft) oder getauscht werden (Tauschwirtschaft). Während mit der<br />

Arbeitsteilung und der Erkenntnis geringerer Transformationskosten der Markt, und damit der<br />

Konsum, seit langem als effizientere Strategie der Bedürfnisbefriedigung verstanden wurde,<br />

ist dies für gesellschaftliche Bedürfnisse nicht der Fall. Dies ist einerseits mit Problemen der<br />

Verortung von Effizienz in gesellschaftlichen Prozessen und andererseits mit der Stärke, mit<br />

der sich alternative Formen etabliert hatten, zu erklären.<br />

In Familien, Stände, Zünfte, Klassen und Kasten wird man hineingeboren. Die dort erworbenen<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten, die praktische Vernunft, hat auch genau dort die meiste Anerkennung<br />

gefunden, so dass es gar keinen Sinn machte, dieses Können oder diese Eigenschaften<br />

auf einen Markt für soziale Anerkennung zu werfen. Zudem hatten die einzelnen<br />

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