Jahresbericht 2012 (pdf) - Schweizerische Studienstiftung

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Jascha Forster absolviert den Masterstudiengang «Management, Technologie und Ökonomie» an der ETH Zürich. Er ist Gewinner des Jahresstipendiums 2012. Das Stipendium in Höhe von 20 000 Franken ermöglicht ihm die Finanzierung seines Masterarbeitsprojekts, welches er seit September 2012 am Dana-Farber Cancer Institute der Harvard Medical School in Boston durchführt. PORTRÄT Jascha Forster, Studienstiftler und Gewinner des Jahresstipendiums 2012 DER REIZ DES THEORETISCH MÖGLICHEN Ginge es nach der ETH Zürich, müsste Jascha Forster seine Masterarbeit eigentlich in einem ganz anderen Themenbereich schreiben. Dass er sich nun aber ca. 6000 Kilometer weit weg von Zürich im Labor des weltweit führenden Dana-Farber Cancer Institute der Harvard Medical School befindet und biologische Grundlagenforschung betreibt, ist einerseits dem Zufall, andererseits seiner Offenheit gegenüber neuen Herausforderungen zuzuschreiben. Und wer Jascha Forsters Lebenslauf kennt, weiss, dass er sich neuen Herausforderungen im Ausland besonders gerne stellt. Das Jahresstipendium der Schweizerischen Studienstiftung ermöglicht ihm die Finanzierung seines zwölfmonatigen Forschungsaufenthalts in Boston. Nach seinem Bachelorabschluss in Biologie und Biochemie an der Universität Zürich entschied sich Jascha Forster für den Masterstudiengang Management, Technologie und Ökonomie an der ETH Zürich. Der Exkurs in eine andere Wissenschaft gab ihm sowohl einen neuen Blickwinkel auf das bisher Gelernte als auch einen wertvollen Einblick in den Prozess zwischen angewandten Forschungsergebnissen, daraus entstehenden Produkten sowie deren anschliessender Vermarktung. Doch die Faszination für die biologische Grundlagenforschung blieb, und Jascha Forsters Zukunftspläne schlossen gar einen zweiten Masterabschluss in Biologie nicht aus. Doch die Rückkehr in dieses Gebiet ging schneller vonstatten als ursprünglich geplant: «Ich hatte zwar noch kein konkretes Masterprojekt vor Augen, aber dafür bereits den Betreuer für ein Wirtschaftsthema ausgewählt. Es war dann wirklich purer Zufall, dass ich eines Tages die Ausschreibung des spannenden Projekts am Dana- Farber Cancer Institute gesehen und mich spontan beworben habe.» Weniger dem Zufall zuzuschreiben ist, dass der ETH-Student sich unter der Vielzahl an inter nationalen Bewerbern durchsetzen konnte. Gerade seine bereits während des Studiums bewiesene Motivation für das interdisziplinäre Arbeiten, sein exzellenter Leistungsnachweis sowie seine bisherigen Auslandserfahrungen waren für seinen zukünftigen direkten Vorgesetzten klare Pluspunkte. Dr. Lukas Baitsch – selbst ehemaliger Studienstiftler und zurzeit als Postdoc am Institut angestellt – betreut die Masterarbeit von Jascha Forster seit dem Herbstsemester 2012. Das Gen mit der hohen Aufmerksamkeit Lukas Baitsch und Jascha Forster richten den Fokus ihrer Arbeit auf ein spezielles Gen, welches erstmals vor etwa zehn Jahren weltweit die Beachtung von Forschenden auf sich gezogen hat. Damals wurde herausgefunden, dass dieses Gen in krebsbefallenen Blutzellen häufiger abgelesen wird als in gesundem Gewebe. Bisher ist nicht bekannt, ob diese sogenannte erhöhte Genexpression eine Ursache oder eine Folge der Leukämieerkrankung ist. Ein allfälliger Durchbruch bei der Beantwortung dieser Frage könnte wegweisend sein für die Entwicklung neuer Medikamente, mit denen Blutkrebs behandelt werden könnte. «Meine eigentliche Motivation ist die Tatsache, dass es theoretisch möglich ist, etwas Neues herauszufinden. Wie viele andere auch kenne ich Menschen, die an Krebs leiden oder bereits daran gestorben sind. Ich bin mir bewusst, dass meine Forschung nicht unmittelbar zur Heilung beiträgt, aber ich habe wenigstens das Gefühl, aktiv etwas in diese Richtung tun zu können.» Diese Motivation erhält sich Jascha Forster auch dann, wenn der Gang ins Labor einmal an einem frühen Sonntagmorgen unumgänglich wird: «Der grösste Unterschied zum theoretischen Studium ist die Einteilung der Zeit. Für eine Vorlesung kann man selber entscheiden, wann man das Buch dazu liest. Die Arbeit im Labor muss viel genauer geplant sein. Sie hängt von Experimenten ab, die in Zusammenarbeit mit anderen längerfristig geplant und dann exakt durchgeführt werden müssen. Die direkte Verantwortung ist hier viel grösser.» Für das Erarbeiten präziser Fragestellungen sowie eine möglichst erfolgreiche Planung und Durchführung der Versuche kann er auf die langjährige Erfahrung seines Betreuers Dr. Lukas Baitsch zurückgreifen: «Ich schätze an ihm sehr, dass er sich so viel Zeit nimmt, um mir die verschiedensten Dinge zu erklären. Im Labor lernt man vieles nur durch direktes Nachahmen und Ausprobieren und nicht durch das Lesen von Theorie.» Gute Forschung als Ziel Anders als viele fest angestellte Forschende spürt Jascha Forster seitens seines prominenten Arbeitgebers keinen Druck, möglichst bahnbrechende Resultate zu erzielen: «Bei mir ist es eher so, dass ich mir den Druck selber mache. Denn mein Ziel ist, gute Forschung zu betreiben.» Gute Forschung beinhaltet für ihn einerseits eine exakte Arbeitsweise, um Fehler zu vermeiden, die das Resultat verfälschen könnten. Andererseits ist ihm aber auch wichtig, ehrlich zu sein und akzeptieren zu können, wenn Experimente manchmal scheitern. Obwohl ein Jahr lang erscheint, sei der Zeitraum fast zu 16
Der Betreuer der Masterarbeit von Jascha Forster ist selbst ehemaliger Studienstiftler. Dr. Lukas Baitsch, kürzlich mit dem Pfizer-Preis für seine Dissertation ausgezeichnet, wurde von 2002 bis 2011 von der Schweizerischen Studienstiftung gefördert. Jascha Forster und Dr. Lukas Baitsch richten den Fokus ihrer Forschung auf ein spezielles Gen, welches erstmals vor etwa zehn Jahren weltweit die Beachtung von Forschenden auf sich gezogen hat. kurz, um alle Maschinen und die umfassende Komplexität der im Institut angewandten Techniken zu begreifen. Schliesslich muss das Erforschte auch irgendwann noch zu Papier gebracht werden, damit die Masterarbeit wie geplant im September dieses Jahres abgegeben werden kann. Jascha Forsters Jahr in Amerika scheint inhaltlich wie zeitlich also ziemlich ausgelastet. Doch begeisterungsfähig, wie er ist, versucht er zusätzlich, wann immer möglich, das reiche kulturelle Angebot der Universitätsstadt Boston und der Nachbarstadt Cambridge zu nutzen: «Im Moment habe ich gerade eine Jazzbar zu meinem Lieblingsort aus erkoren. Ausserdem bietet das multikulturelle Boston eine grosse kulinarische Vielfalt, welche ich auch gerne in Anspruch nehme.» Nach Abschluss des Masterstudiums würde Jascha Forster gerne doktorieren. In welchem Bereich, an welcher Universität, in welchem Land – Fragen, die er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch offenlässt. Gut möglich, dass auch hier der Zufall wieder seine Hand im Spiel haben wird. Eines lässt sich aber bereits jetzt erahnen: Das Jahr in Amerika wird wohl kaum sein letzter längerer Auslandsaufenthalt gewesen sein. Katja Krtschek 17
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