31.08.2014 Aufrufe

Stuttgarter Kickers

Stuttgarter Kickers

Stuttgarter Kickers

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Medizin aktueLL<br />

Abgerissene Knorpel- und Knochenanteile werden refixiert<br />

bild, noch im Ultraschall, CT oder MRT<br />

sieht man sie zuverlässig. Es handelt<br />

sich um eine echte versteckte Diagnose,<br />

auf die man nur kommt, wenn<br />

man überhaupt daran denkt. Nur wenn<br />

man den Verdacht hat, können bei der<br />

Erhebung der Krankengeschichte die<br />

richtigen Fragen gestellt und bei der<br />

Untersuchung die entsprechenden<br />

klinischen Tests durchgeführt werden.<br />

Hilfestellung bei der Diagnosefindung<br />

kann manchmal ein Arthro-MRT bringen,<br />

also eine Kernspinuntersuchung<br />

mit Kontrastmittel.<br />

In welchen Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich?<br />

Dr. Mauch: Immer dann, wenn aufgrund Besonders der gefährdet Schulterverrenkung<br />

umliegende Strukturen verletzt lange wurden. Bizepssehne Das bei Gleiche ihrem gilt<br />

ist die<br />

Eintritt in das Schultergelenk<br />

für chronisch wiederkehrende Schulterluxationen. und an ihrem Ansatz an Das der Standardverfahren,<br />

das hierbei zum Einsatz Gelenklippe kommt, der Pfanne. ist die arthroskopische<br />

Bankartoperation. Dabei wird über bis zu vier<br />

kleine Schnitte von fünf bis zehn Millimeter Länge eine Endoskopiekamera<br />

im Schultergelenk platziert sowie Nahtanker<br />

und Nahtwerkzeug eingebracht. Anschließend werden<br />

je nach Befund abgerissene Knorpel- oder Knochenanteile<br />

refixiert und die abgerissene Gelenkkapsel und Führungslippe<br />

wieder angeheftet. Bei einer chronischen Schulterluxation<br />

kann es sinnvoll sein, die Bankartoperation im offenen Ver-<br />

Wo genau verläuft eigentlich die lange<br />

Bizepssehne und welche Veränderungen<br />

können auftreten?<br />

Dr. Mauch: Der Bizepsmuskel hat zwei<br />

sehnige<br />

fahren<br />

Ursprünge.<br />

durchzuführen.<br />

Die lange Sehne<br />

hat ihren Ursprung am oberen Rand<br />

der Knorpellippe an der Schulterpfanne.<br />

Sie zieht durch das Schultergelenk<br />

hindurch über den Oberarmkopf hinweg<br />

und vereinigt sich kurz nach dem<br />

Austritt aus dem Gelenk mit der kurzen<br />

Sehne. Durch den langen Verlauf<br />

innerhalb des Gelenks ist die lange<br />

Sehne größeren Belastungen ausgesetzt<br />

und zeigt häufiger Veränderungen.<br />

Neben Entzündungen spielen<br />

vor allem Einrisse die größte Rolle.<br />

Die Risse sind meistens verschleißbedingt.<br />

Nur selten spielt eine plötzliche<br />

Krafteinwirkung die alleinige Rolle.<br />

Besonders gefährdet sind zwei Bereiche.<br />

Einmal die Eintrittsstelle der<br />

Sehne ins Gelenk. Dort verläuft sie in<br />

einem knöchernen Kanal und wird von<br />

einer Zukunft hängemattenartigen stabil bleibt? Konstruktion,<br />

dem sogenannten Pulley-System<br />

geführt. Dieser Pulley wird aus verschiedenen<br />

Bändern und Muskel-Sehnenfasern<br />

gebildet. Dort entstehen<br />

häufig degenerative Abnutzungen.<br />

Aber auch im Ansatzbereich der langen<br />

Bizepssehne kommt es öfters zu<br />

schmerzhaften Einrissen. Diese werden<br />

als SLAP-Läsionen bezeichnet.<br />

Gibt es Menschen, bei denen die lange Bizepssehne<br />

besonders häufig verschleißt?<br />

Dr. Mauch: Gefährdet für Läsionen der<br />

langen Bizepssehne sind vor allem<br />

Überkopfsportler<br />

für dieses Gespräch.<br />

wie Speerwerfer,<br />

Tennis-, Basketball- oder Handballspieler.<br />

Aber auch bei Menschen,<br />

die beruflich häufig Überkopfarbeiten<br />

ausführen müssen, wie z. B.<br />

Maler und Anstreicher, kann das<br />

Pulley-System frühzeitig verschleißen.<br />

Solche Veränderungen machen sich<br />

durch einen Kraftverlust bemerkbar,<br />

der aber nicht so ausgeprägt ist wie<br />

beim Riss der Rotatorenmanschette.<br />

Viel belastender für die Betroffenen<br />

ist, dass in der Regel trotz aller Therapien<br />

die Schmerzen nicht verschwinden.<br />

Unerkannte Läsionen der langen<br />

Bizepssehne sind der häufigste Grund<br />

für eine erfolglose Therapie bei Schulterschmerzen.<br />

Bei Schädigungen der<br />

langen Bizepssehne an ihren beiden<br />

vulnerablen Regionen – SLAP und Pulley<br />

– kann man mit Fug und Recht von<br />

einer versteckten Diagnose sprechen.<br />

Wie findet die Nachbehandlung statt?<br />

Nach Reposition der ausgerenkten Schulter muss der Patient<br />

für einige Tage einen Schulterverband tragen, z. B. einen<br />

Gilchrist- oder Desaultverband. Ein solcher Verband, der in<br />

Innenrotation getragen wird, hat ausschließlich den Zweck,<br />

die Verwendung von Schmerzmitteln zu reduzieren, während<br />

er zur Ausheilung oder Stabilisierung der Schulter nichts beiträgt.<br />

Eine darüber hinaus gehende, stabilisierende Wirkung<br />

verspricht man sich von der sogenannten Itoi-Technik, bei der<br />

die Ruhigstellung in Außenrotation erfolgt.<br />

Wie erfolgt denn die Behandlung?<br />

Dr. Mauch: Steht die Diagnose fest,<br />

verordnen wir in der Regel sechs- bis<br />

zehnmal Krankengymnastik, danach<br />

Tabletten und eventuell eine oder zwei<br />

Injektionen. Länger als insgesamt<br />

etwa drei Monate sollte man nicht<br />

abwarten. Spätestens dann sollte<br />

eine operative Sanierung in Betracht<br />

gezogen werden. Patienten, die keine<br />

großen Ansprüche an ihre Schulterfunktion<br />

stellen, kommen oft bei nur<br />

geringen Beschwerden im Alltag auch<br />

ohne Operation ganz gut zurecht.<br />

Wer aber beruflich oder sportlich die<br />

Schulter stärker beanspruchen möchte<br />

und echten Leidensdruck hat, dem<br />

sollte die arthroskopische Revision<br />

dringend empfohlen werden. Allerdings,<br />

wenn neben der langen Bizepssehne<br />

auch die Rotatorenmanschette<br />

gerissen oder angerissen ist, sollte<br />

immer operiert werden, denn die Rotatorenmanschette<br />

braucht man, die<br />

Kann ich als Patient damit rechnen, dass meine Schulter in<br />

Das hängt vom Ausmaß der Schädigungen ab, die durch die<br />

Schulterluxation ausgelöst wurden. Entscheidend ist, welche<br />

und wie viele Stabilisatoren bei der Luxation zerstört wurden.<br />

Die Gefahr, dass die Schulter noch einmal auskugelt, besteht<br />

vor allem, wenn das Labrum verletzt ist und unbehandelt<br />

bleibt. Durch einen operativen Eingriff lässt sich das Risiko<br />

einer Folgeluxation deutlich verringern – und damit die Gefahr,<br />

dass Nerven und Gefäße dauerhaft geschädigt werden.<br />

Herr Dr. Mauch, haben Sie vielen Dank<br />

lange Bizepssehne<br />

nicht unbedingt.<br />

Was genau geschieht bei<br />

der Operation?<br />

Dr. Mauch: Das hängt von<br />

der im einzelnen Fall vorliegenden Schädigung<br />

ab. So werden z. B. bei Läsionen<br />

im Pulley-System die Strukturen geglättet<br />

und die Bizepssehne wieder angenäht.<br />

Bei sehr ausgeprägten Rissen kann es<br />

auch erforderlich werden, die Sehne komplett<br />

abzutrennen und an der Gelenkkapsel<br />

oder dem Oberarmkopf wieder neu<br />

anzunähen. Bei Einrissen im Bereich der<br />

Sehnenverankerung an der Gelenklippe,<br />

den sogenannten SLAP-Läsionen, kommt<br />

es auf die Ausdehnung dieser Risse an.<br />

In der Regel wird die ausgerissene Sehne<br />

mit sogenannten Fadenankern wieder<br />

an der Gelenklippe fixiert. Lassen sich<br />

die Schäden nicht reparieren, kann auch<br />

in diesen Fällen die Sehne komplett abgetrennt<br />

und an neuer Stelle wieder angenäht<br />

werden. In jedem Fall muss aber<br />

auch die Rotatorenmanschette genau<br />

inspiziert und eventuelle Risse dort versorgt<br />

werden. Wichtig ist, dass die Patienten<br />

die Sehnennähte nicht zu früh belasten<br />

und die Nachbehandlung korrekt<br />

durchführen, wenn der Operationserfolg<br />

von Dauer sein soll.<br />

Herr Dr. Mauch, herzlichen Dank für<br />

das interessante Gespräch!<br />

Weitere informationen<br />

Tel.: 0711 – 87 03 530<br />

info@orthopaedie-stuttgart.de<br />

Weitere Informationen<br />

Tel.: 0711 / 870 35 30 | www.orthopaedie-stuttgart.de<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!