02.09.2014 Aufrufe

Auschwitzfahrt 201 2 - Suitbertus Gymnasium

Auschwitzfahrt 201 2 - Suitbertus Gymnasium

Auschwitzfahrt 201 2 - Suitbertus Gymnasium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Auschwitzfahrt</strong><br />

<strong>201</strong> 2<br />

Dokumentation der <strong>Auschwitzfahrt</strong> des<br />

Erzbischöflichen <strong>Suitbertus</strong>­<strong>Gymnasium</strong>s in<br />

Düsseldorf Kaiserswerth<br />

vom 1 0. bis zum 1 6.Oktober <strong>201</strong> 2.


Cara Logsch


Grußwort<br />

Zum zweiten Mal können wir auf eine Fahrt mit Schülerinnen und Schülern zurückblicken, die<br />

uns an die Orte unmenschlicher Gewalt und unvorstellbaren Leids in Auschwitz und Auschwitz-<br />

Birkenau geführt hat. Die gemeinsame Entscheidung von Schulseelsorge und Schulleitung des<br />

Jahres <strong>201</strong>1 , Schüler/innen nach Oswiecim einzuladen, sie in ihrer Auseinandersetzung mit den<br />

Orten des Erinnerns und Gedenkens zu begleiten und so Auschwitz nicht das letzte Wort sein zu<br />

lassen, war richtig. Das Angebot wird angenommen. In vielen Begegnung und Gesprächen<br />

haben sich die diesjährigen Teilnehmer/innen der Fahrt ihrer Verantwortung gestellt. Dabei<br />

kreisten die Gedanken immer wieder um die Frage nach dem „Warum?“. Was ist der Mensch,<br />

dass er beides kann: Leben systematisch vernichten und Einsicht haben in die Würde eines<br />

jeden Menschen.<br />

Manfred Deselaers, der seit vielen Jahren vor Ort lebt, immer wieder Menschen begegnet, die<br />

um ein Begreifen dessen, was sie sehen, ringen, schreibt in der Einleitung des von ihm<br />

verfassten Kreuzwegs, den er mit uns an den Orten von Macht und Ohnmacht im ehemaligen<br />

Lager Auschwitz-Birkenau gesprochen hat: „Es ist gut vorstellbar, dass es beim zukünftigen<br />

Symbolcharakter von Auschwitz weniger um eine nationale oder nationalistische Darstellung von<br />

Geschichte gehen wird, als vielmeher ... um universelle Themen, wie das Wesen des Bösen,<br />

d.h. um den Einfluss moralischer, spiritueller und erzieherischer Fragen auf den Menschen im<br />

allgemeinen.“<br />

Wir haben uns diese Einflüsse bewusst gemacht, die der Vergangenheit und die der Gegenwart.<br />

Wir haben den schulischen und privaten Alltag kritisch befragt im Hinblick auf die Mechanismen<br />

von Machtausübung der verschiedensten Art in Kommunikation und Beziehung einerseits und<br />

dem Wunsch nach Freiheit zur Selbstverwirklichung und den Möglichkeiten, diese auch<br />

durchzusetzen, andererseits. Wir haben unsere Grenzen wahrgenommen, um sie auszudehnen.<br />

Wir waren auch in diesem Jahr beeindruckt von der Offenheit und Ernsthaftigkeit, mit der die<br />

teilnehmenden Schüler/innen sich diesen Themen gestellt haben und sind sicher, dass die<br />

Eindrücke und Einsichten, die sie von Auschwitz mitgenommen haben, sie nachhaltig wach<br />

halten, jeder Einschränkung der Würde und Freiheit des Menschen, und erst recht jeder<br />

Verharmlosung dieser Einschränkung, entschieden entgegen zu treten. Wir sehen darin einen<br />

genuinen Vollzug christlich fundierten Lebens und einen Akt der Versöhnung und Verständigung<br />

zwischen allen Kulturen und Religionen, die das Wohl des Menschen gleichfalls in den<br />

Mittelpunkt stellen.<br />

Der Stiftung „Erinnern ermöglichen“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der<br />

Schulabteilung des Erzbistums Köln danken wir an dieser Stelle ausdrücklich für die inhaltliche<br />

und finanzielle Unterstützung, ohne die diese Fahrt nicht möglich gewesen wäre.<br />

Düsseldorf, den 27.Januar <strong>201</strong> 3<br />

Claudia Haupt,<br />

Schulleiterin<br />

Johannes Wirthmüller,<br />

Schulseelsorger


Programm 2.<strong>Auschwitzfahrt</strong> (10.-16.10.<strong>201</strong>2)<br />

Mittwoch, 10.Oktober <strong>201</strong>2<br />

1 5.05 Uhr Abflug Air Berlin Flug AB 6444<br />

nach Berlin Ankunft 1 6.1 5 Uhr<br />

1 8.50 Uhr Ankunft Krakau Flughafen (Balice)<br />

mit Air Berlin Flug Nr. 8900<br />

Transfer zum Zentrum für Dialog und Gebet<br />

Abendessen<br />

Info-Runde, Abendgebet<br />

Donnerstag, 11.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Morgengebet; Frühstück<br />

Führung Stammlager<br />

Mittagessen<br />

Besuch der Ausstellungen der Nationen<br />

Abendessen<br />

Gesprächsrunde<br />

Freitag, 12.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Morgengebet; Frühstück<br />

Begegnung mit Schüler/innen der Berufsschule<br />

Oswiecim<br />

Mittagessen<br />

Führung Lager Birkenau<br />

Abendessen<br />

Gesprächsrunde<br />

Samstag, 13.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Morgengebet; Frühstück<br />

Führung durch die Synagoge und Stadt<br />

Oswiecim<br />

Mittagessen<br />

Begegnung mit Zeitzeugen<br />

Abendessen<br />

Gesprächsrunde<br />

Sonntag, 14.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Morgengebet; Frühstück<br />

Kreuzweg Lager Birkenau<br />

Hl. Messe<br />

Mittagessen<br />

Schlussrefexion<br />

Transfer ach Krakau (Hotel Eden)<br />

Montag, 15.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Frühstück<br />

Stadtführung<br />

Mittagessen frei<br />

Besuch des Schindler-Museums mit<br />

Führung<br />

20.00 Uhr Gemeinsames Abendessen mit<br />

Kleszmer-Musik<br />

Dienstag,16.Oktober <strong>201</strong>2<br />

7.00 Uhr Frühstück<br />

7.45 UhrTransferzum Flughafen Krakau<br />

(Balice)<br />

1 0.30 Uhr Abflug mit Air Berlin Flug Nr. AB<br />

8733 nach Berlin, Ankunft 11 .50 Uhr<br />

1 6.00 Uhr Ankunft in Düsseldorf mit AB<br />

6443


Donnerstag, 11.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Wir trafen uns um 8 Uhr zu einem Morgengebet und um den Tagesablauf zu besprechen.<br />

Danach frühstückten wir. Gegen 9 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Stammlager<br />

Auschwitz I. Dort wurden wir von Frau Pylczyk begrüßt und dann von ihr durch das<br />

gesamte Stammlager mitsamt seinen Baracken geführt. Die Führung war interessant und<br />

sehr informativ. Alles, was wir sahen und erfuhren, war schockierend und unbegreiflich.<br />

Was uns negativ aufgefallen ist, war, dass es viele junge Gruppen gab, denen die<br />

Ernsthaftigkeit des Themas und Ortes nicht bewusst zu sein schien: Posing von Leuten<br />

unter dem Eingangsschild „Arbeit macht frei“, Verewigung von Leuten mit Herzchen und<br />

Smileys in den Mauern des Eingangsbereiches, ... Außerdem verleiht der Parkplatz vor<br />

dem Lager diesem fälschlicherweise den Eindruck einer Attraktion.<br />

Nach der Führung kehrten wir zum Zentrum zurück. Gegen 1 4:30 wurden wir zu<br />

Synagoge in Oswieçim gebracht. Diese wurde uns von einem jungen Österreicher gezeigt<br />

- ebenso wie die Ausstellung, die das Verbleiben des Judentums und den KZ-<br />

Überlebenden thematisierte. Schließlich zeigte er uns noch die Stadt und die jüdische<br />

Gasse, in der sich früher die sogenannte „große Synagoge“ befand, die das Herz des<br />

Judentums in Oswieçim bildete.<br />

Danach hatten wir die Möglichkeit, erneut ins Stammlager zu fahren. Wir konnten uns in<br />

Ruhe alleine umschauen.<br />

Nach dem Abendessen trafen wir Pfarrer Dr.Manfred Deselaers. Er sprach<br />

über die verschiedenen Arten der Verarbeitung der Vergangenheit.<br />

Den Abschluss bildete ein Gedicht von Dietrich Dietrich Bonhöfer, das dieser verfasst hatte, als er<br />

wusste, dass er bald sterben würde.<br />

von Constanze Brackmann, Mara Michalski und Miriam Liwitzki


Freitag, 12.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Heute standen zwei Programmpunkte auf dem Plan:<br />

Am Morgen besuchten wir eine polnische Berufsschule in<br />

Oswiecim, in der Nähe von unser Unterkunft. Eine reine<br />

Mädchenklasse, die zu Polizistinnen ausgebildet werden,<br />

stellte uns kurz Polen vor und veranstaltete daraufhin ein<br />

Quiz. Anschließend führten einige Schülerinnen zusammen<br />

mit uns Rotkäppchen auf. Zum Schluss führten sie uns durch die Schule. Sie zeigten uns die<br />

Bücherrei und den Schießraum, wo jeder einmal schießen durfte.<br />

Nachmittags wurden wir ins 3km entfernte Lager Ausschwitz ll, also Birkenau, gebracht. Die<br />

Führung wurde erneut von Frau Pilszyk übernommen.<br />

Wir besichtigten die Holzbaracken der Häftlinge, die Selektionsrampe, die Reste der<br />

Krematorien mit dem neu gebauten Mahnmal, die sogenannten Canada-Baracken und eine<br />

Fotoausstellung in dem Gebäude, in dem früher die Menschen zu Häftlingen gemacht wurden.<br />

Insgesamt konnte man sich aber alles nur sehr schwer vorstellen.<br />

Zwar sahen wir die Enge, den Geruch und die Geräusche, die zur Zeit der Nazis vorhanden<br />

waren, konnte man immer noch nicht begreifen.<br />

Auch die Bedrückung der Krematorien war nur schwer vorstellbar, da nur noch große<br />

Steinhaufen übrig waren. So konnte man sich nicht in die Häftlinge hineinversetzten.<br />

Charlotte Middelhoff


Zerrissen<br />

Ich bin zerrissen. Hinfort gerissen von allem was war. Meiner Familie, meinen Freunden, meiner<br />

Heimat – einfach von allem, was mir etwas bedeutet.<br />

Überall herrscht Krieg und rohe Gewalt.<br />

Das, was diese Menschen anderen Menschen antun, verletzt mich noch mehr als das, was sie<br />

mir<br />

antun.<br />

Sie können mich zu Boden schlagen, treten und mir die Knochen zertrümmern, aber sie können<br />

mir<br />

nicht die Hoffnung nehmen.<br />

Alles liegt im Sterben. Es ist dunkel und kalt. Meine Welt ist fast farblos geworden. Doch das<br />

letzte<br />

Licht gibst du mir, Gott.<br />

Was bedeutet dieser Zaun?<br />

Heute können wir diese Grenze überschreiten.<br />

Wir können das Lager betreten, aber auch wieder verlassen.<br />

Als ich heute durch diese Lücke im Zaun gegangen bin, ist mir dieser Gedanke gekommen:<br />

Die Wenigsten der Gefangenen konnten diesen Zaun von der anderen Seite – der Seite der<br />

Freiheit –<br />

sehen können.<br />

Die nach innen gekehrte Seite der Betonelemente trennte die Menschen von der Freiheit, die sie<br />

früher einmal gehabt hatten.<br />

Ich frage mich, warum ein Mensch solch eine Grenze zieht, wenn er weiß, dass er so all den<br />

Menschen im Inneren die Freiheit nimmt.<br />

Wo fängt diese Grenze an und wo hört sie auf?<br />

Ist es falsch Grenzen zu setzen?<br />

Oder kommt es darauf an, wie man sie nutzt?<br />

Kontraste, Aspekte, deren Vielseitigkeit man oft gar nicht erkennt.<br />

Was denkt ein Aufseher, der die Menschen im Vernichtungslager sieht, gefangen auf der<br />

anderen<br />

Seite des Zauns, nicht weit entfernt vom Wachturm, in dem der freie Aufseher sitzt. Weiß er<br />

seine<br />

Freiheit zu schätzen mit der Gewissheit, dass er nicht ermordet wird?<br />

Oder ist er sich seiner Macht bewusst, und wie er sie missbraucht?<br />

Es ist die Kunst die eine Seite auch aus der Sicht der anderen Seite sehen zu können, sich nicht<br />

nur<br />

auf eine Perspektive zu beschränken.<br />

Es gibt so viel zu beachten und zu respektieren.<br />

Es gibt immer zwei Seiten.<br />

Philipp Mahadevan


Samstag, 13. Oktober <strong>201</strong>2<br />

Nach dem Morgengebet und dem Frühstück hatten wir die Begegnung mit dem Zeitzeugen<br />

Florian Granek. Er ist 89 Jahre alt und wurde 1 941 verhaftet, weil er einer Geheimorganisation<br />

angehörte. Er erzählte uns viel über sein Leben und über den Alltag im Lager. Für ihn war das<br />

Wichtigste um das Lager zu überstehen, dass er Freunde dort hatte, die ihm wichtig waren, und<br />

ihm Halt gaben. Dank der Übersetzerin Frau Bożena Kramarczyk konnten wir uns gut mit ihm<br />

verständigen. Das Gespräch dauerte fast 3 Stunden und durch diese Begegnung konnten wir<br />

uns besser in das Schicksal der Lagerinsassen einfühlen. Wir erlebten durch Florian Granek ein<br />

lebendiges und eindrucksvolles Schicksal, das für die meisten von uns die Anonymität des<br />

Lagers und der Opfer brach.<br />

Nach dem Mittagessen wurden wir nach<br />

Birkenau gefahren. Dort nahmen wir an einer<br />

Kreuzwegmeditation teil, die von Pfarrer Dr.<br />

Manfred Deselaers geleitet wurde. Während<br />

des Kreuzweges schwiegen wir und an den 1 4<br />

Stationen wurde jeweils von einem Teilnehmer<br />

aus unserer Gruppe ein Text vorgetragen.<br />

Diese Texte hatte Pfarrer Deselaers zusammengestellt und sie stellten zunächst die Passion<br />

Christi mit der Situation im Lager in Verbindung und führen dann durch Meditation zu einem<br />

Gebet. Nach ca. 3 Stunden Gang durch das Lager hielten Pfarrer Deselaers und Herr<br />

Wirthmüller in der Edith-Stein-Kirche, am Rande des Lagers, einen Abschlussgottesdienst. Wir<br />

kehrten nach 4 Stunden zum Zentrum für Dialog und Gebet zurück.<br />

Nach dem Abendessen trafen wir uns, wie<br />

am Vortag, in der Gruppe. Wir teilten unsere<br />

Eindrücke und Erfahrungen, die wir in den<br />

Tagen gesammelt hatten. Da es unser letzer<br />

Abend war, schwangen in vielen<br />

Wortmeldungen bereits der Abschied und<br />

das Verlassen eine Rolle. Der Kreuzweg<br />

eröffnete für uns neue Gedankenwege und<br />

so lag der Schwerpunkt des<br />

Gruppengesprächs auf den vielfältigen<br />

Erlebnissen und Gesprächen, die wir im<br />

Laufe der sehr intensiven und<br />

eindrucksvollen Tage gemacht haben.<br />

Leandra Oles


Andere Perspektiven<br />

Im Stammlager in Oswiecim interviewten wir einige Leute, um deren Ansichten, Gefühle und<br />

Beweggründe zum Herkommen zu erfahren.<br />

Als erstes trafen wir einen Mann, 36 Jahre alt, während der Besichtigung, der aus den USA kam<br />

und auf Geschäftsreise in der Nähe war. Er hatte sich aber 2 Tage frei genommen, um sich das<br />

Stammlager und Birkenau anzugucken. Er ist betroffen und empfindet den Ort als sehr traurig.<br />

Vor einer Baracke sitzt eine Frau, wir schätzen sie auf Mitte 60, auf den Stufen. Wir<br />

gehen zu ihr hinüber, doch sie möchte keine Fragen beantworten. Sie betont, dass sie nie<br />

wieder herkommen möchte, weil sie alles unglaublich schrecklich findet. Sie weint und<br />

ist mit den Eindrücken vollkommen überfordert.<br />

Vor dem Eingang des Stammlagers treffen wir einen<br />

Mann, 45 Jahre alt, mit seiner<br />

Familie. Sie kommen aus Deutschland und machen<br />

eine Rundreise. Sie haben schon<br />

mehrere KZs besucht. In Auschwitz bleiben sie 4 Tage.<br />

Für ihr Herkommen haben sie<br />

mehrere Gründe: Erstens haben sie Vorfahren aus der<br />

Gegend und wären diese damals<br />

nicht vertrieben worden, würden sie heute noch dort<br />

wohnen. Und zweitens finden<br />

sie, dass es kein schlimmeres Thema gibt als den<br />

Nationalsozialismus und wollen<br />

sich deswegen immer wieder damit<br />

auseinandersetzen. Der Vater beschäftigt sich<br />

schon seit 25 Jahren mit dem Thema, die Familie ist<br />

vorbereitet. Vor dem Betreten des<br />

Stammlagers erwarten sie schockierende Ansichten;<br />

zum Beispiel das, was sie schon aus<br />

Filmen kennen.<br />

Am Ausgang des Stammlagers Auschwitz I.<br />

begegneten wir einem etwa 50 jährigen<br />

Tourguide, der polnische Besuchergruppen auf dem<br />

Gelände führt. Er kommt aus Polen<br />

und hat das, was er den Besuchern erzählt, selbst<br />

größtenteils im Museum gelernt. Dort<br />

engagiert er sich jetzt, weil er sich für den Holocaust<br />

und speziell die Geschichte der<br />

polnischen Juden interessiert.


Als wir unseren Gesprächspartner nach der Schuld an den Verbrechen in Ausschwitz<br />

fragten, antwortete er, dass die Deutschen verantwortlich gewesen seien. Wir sprachen<br />

ihn darauf an, dass man auch behaupten könnte die Nazis trügen die Verantwortung.<br />

Diese Aussage lies er nicht gelten und betonte eindeutig, dass jeder Deutsche<br />

Verantwortung getragen habe und trage. Auch, so erzählte er uns, spreche er in seinen<br />

Führungen niemals von Nationalsozialisten, sondern immer von Deutschen. Eindeutig<br />

fügte er hinzu, dass er nicht jeden deutschen Staatsbürger für böse halte. Trotzdem<br />

müsse klargestellt sein, dass das Konzentrationslager ein Werk Deutscher sei. Dass<br />

Obama Ausschwitz als ein polnisches Lager bezeichne, dürfe nicht passieren und<br />

entrüste ihn sehr.<br />

Ein deutscher Mann (ca. Ende 40) besuchte mit seiner Schwester in Oswiecim beide<br />

Lager. Wir trafen ihn im Stammlager. Er erzählte uns von seiner Familie, die in der Nähe<br />

wohne und welche die beiden besuchen würden. Eine persönliche Verbindung habe<br />

seine Familie nicht mit dem Konzentrationslager. Es sei trotzdem wichtig für ihn sich<br />

mit diesem Thema auseinander zu setzten. Er selber fühle Verantwortung, aber keine<br />

Schuld, nachdem er das Lager besichtigt habe. Auch wird er nach der Reise Freunden<br />

raten ebenfalls herzukommen, denn jeder solle dies einmal gesehen haben.<br />

Rebecca und Johanna


Sonntag,14.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Nach dem Frühstück trafen wir uns in der Kapelle des Zentrums zum Morgengebet.<br />

Rückblickend auf unsere Zeit bekamen wir Postkarten mit Motiven von Auschwitz und<br />

Birkenau und dachten über sie nach.<br />

Danach fuhren wir erneut ins Stammlager, wo wir uns die dortigen Ausstellungen der Nationen<br />

der Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gegen die Menschlichkeit in<br />

einzelnen Gruppen anschauen konnten.<br />

Zum Mittagessen kehrten wir zurück ins Zentrum und fuhren danach mit dem Bus nach<br />

Krakau. Wir checkten in das Hotel „Eden“ ein.<br />

Abends durften wir unsere Freizeit alleine in Krakau verbringen.<br />

Wir fanden Krakau sehr schön.<br />

von Constanze Brackmann, Mara Michalski und Miriam Liwitzki


„Mein Gott, warum hast du mich verlassen“<br />

Kreuzwegmeditation von Manfred Deselaers am 1 4.Oktober <strong>201</strong> 2 auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Konzentrationslagers in Auschwitz-Birkenau (Auszug)<br />

1 4.Station<br />

Bibelstelle<br />

„Die Hand des Herrn legte sich auf mich und führte mich im Geist hinaus und versetzte mich in<br />

eine Ebene. Sie war voll mit Gebeinen. sie waren ganz ausgetrocknet. Er fragte mich:<br />

Menschensohn, können diese Gebeine wieder lebendig werden? Ich antwortete: Herr und Gott,<br />

das weißt nur du. Da sagte er zu mir: Sprich als Prophet über diese Knochen Da sprach ich<br />

als Prophet, wie mir befohlen war; und noch während ich redete, hörte ich auf einmal ein<br />

Geräusch: die Gebeine rückten zusammen Da sagte er zu mir: Rede als Prophet zum Geist<br />

Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte, und es kam Geist in sie. Sie wurden<br />

lebendig und standen auf – ein großes, gewaltiges Heer. Er sagte zu mir: So spricht Gott, der<br />

Herr: Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe<br />

euch zurück in das Land Israel. Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk aus euren<br />

Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.“ (Ezechiel 37,1 -1 4)<br />

Meditation<br />

Das Grab hat nicht das letzte Wort. Wir glauben daran, dass Gott die Opfer nach ihrem Tod<br />

nicht im Stich lässt. Aber auch hier auf Erden darf der Tod von Auschwitz nicht das letzte Wort<br />

haben. Aus den Knochenresten muss neues Leben erstehen. Auschwitz muss ein Ort werden,<br />

der der Welt die Würde jedes einzelnen Menschen bewusst macht und uns in unsere große<br />

Verantwortung für den Frieden ruft. So wie einmal aus ganz Europa Menschen nach Auschwitz<br />

gebracht wurden, so muss die Botschaft von der unverletzbaren Würde aller Menschen in die<br />

Welt hinausgetragen werden. Wie es einmal viele Soldaten des Todes gab, so sind wir heute<br />

gerufen, unser ganzes Leben einzusetzen für Frieden, Versöhnung und Solidarität. Wenn wir<br />

dafür unser Leben geben, geben wir nicht mehr, als alle Opfer gegeben haben.<br />

Gebet<br />

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,<br />

dass ich liebe, wo man hasst,<br />

dass ich verzeihe, wo man beleidigt,<br />

dass ich verbinde, wo Streit ist,<br />

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist,<br />

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht,<br />

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,<br />

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis herrscht,<br />

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.<br />

Herr lass mich trachten,<br />

nicht dass ich geliebt werde,<br />

sondern dass ich liebe.


Das letzte Wort<br />

Es ist still, es wird nicht gesprochen. Man flüstert. Du weißt es. Ich weiß es. Jeder weiß es.<br />

Man vermag kaum Worte dafür zu finden, was hier passiert.<br />

Mit jedem Atemzug in dieser Qual werden mir Worte genommen. Ich weiß, dass ich hier sterben<br />

werde. Aber der Tod hat nicht das letzte Wort.<br />

Das letzte Wort, Gott, liegt bei dir.<br />

Nicht der Tod hat das letzte Wort.<br />

Denn das Wort ist Hoffnung. Hoffnung ist bei Gott. Und Gott ist Leben.<br />

Zwei Seiten<br />

Es gibt so oft im Leben zwei Seiten. Kontraste. Gegensätze.<br />

Und dabei können sie so unterschiedliche Bedeutung haben.<br />

Heute waren wir im Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau, in dem über eine Millionen<br />

Menschen<br />

systematisch ermordet wurden.<br />

Während unserer Führung durch das Lager, das wie eine Stadt in Trümmern aussieht, haben<br />

wir oft<br />

Grenzen überschritten. Grenzen, die damals unüberwindbar waren.<br />

Zäune, die mit Stacheldraht durchzogen und unter Hochspannung gesetzt waren. Eine Barriere,<br />

die<br />

einst freie und unschuldige Menschen zu Gefangenen machte.<br />

Der eine Weg<br />

Der eine Wegnichts führt an ihm vorbei. Es gibt nur den einen Weg und jeder muss ihn gehen,<br />

Wir<br />

gehen diesen Weg zusammen und doch sind wir alleine.<br />

Von so vielen Wegen sind wir gekommen und jetzt sind wir zusammen auf diesem einen Weg,<br />

der<br />

und nur in eine Richtung führt – in die Ungewissheit<br />

Philipp Mahadevan


Montag 15.Oktober <strong>201</strong>2<br />

Morgens nach dem leckeren Frühstück im Hotel gingen wir zusammen zum Museum<br />

„Schindlers Fabrik“, wo wir eine Führung bekamen. Diese gefiel uns aber nicht so sehr,<br />

weil sich die Ausstellung kaum auf Schindler bezog.<br />

Nach einer Stunde Freizeit trafen wir uns erneut und wurden von Anna Kiesel durch<br />

Kazimierz, dem jüdischen Viertel von Krakau und Krakau selbst geführt. Die Führung war<br />

sehr interessant und schön. Unter anderem sahen wir die Universität und die<br />

Marienkirche.<br />

Zum Abschluss gingen wir abends in Kazimierz in ein typisch jüdisches Restaurant. Das<br />

Essen war sehr lecker und wurde von einem musikalischen Trio begleitet.<br />

Fazit: Die vier Tage in Auschwitz waren schwer, jedoch eine Zeit mit wichtigen<br />

Erfahrungen. Es war wichtig und gut, sich mit dem Thema zusammen<br />

auseinanderzusetzen. Der Abschluss im schönen Krakau war ein gelungener Ausklang.<br />

von Constanze Brackmann, Mara Michalski und Miriam Liwitzki


Impressum<br />

Erzbischöfliches <strong>Suitbertus</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />

An St.Swidbert 53<br />

40489 Düsseldorf<br />

Layout und Bilder<br />

Lara Render<br />

Neben dieser Dokumentation wurde noch ein Video von Philipp Brüggemann und Franz-<br />

Ferdinand Fuhr erstellt; es ist über das Schulsekretariat erhältlich.


Teilnehmer<br />

Maurice Brackmann<br />

Constanze Brackmann<br />

Philipp Brüggemann<br />

Daclan Burski<br />

Laura Corneße<br />

Philip Dittke<br />

Franz-Ferdinand Fuhr<br />

Daniel Hülsenbusch<br />

Janina Kremers<br />

Johannes Leuschke<br />

Miriam Liwitzki<br />

Philipp Mahadevan<br />

Mara Michalski<br />

Charlotte Middelhoff<br />

Johanna Mittrop<br />

Leandra Oles<br />

Lara Render<br />

Rebecca Schablowski<br />

Claudia Haupt<br />

Johannes Wirthmüller

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!