RessourcenEffizienz durch rigoroses Retrofit - Sumitomo (SHI)
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TECHNOLOGIE<br />
SPRITZGIESSTECHNIK<br />
28 14. Dezember 2012 | Ausgabe 24<br />
Ressourcen-Effizienz <strong>durch</strong><br />
<strong>rigoroses</strong> <strong>Retrofit</strong><br />
Energieeffizientes Spritzgießen ist auch mit älteren hydraulischen Spritzgießmaschinen möglich: Rund 12.000 Euro Stromkosten spart<br />
Automobilzulieferer BIA jährlich <strong>durch</strong> die Nachrüstung von vier Maschinen mit einem drehzahlgeregelten Pumpenantrieb<br />
Vier Maschinen von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag sind mittlerweile mit Smartdrive ausgestattet – und sparen<br />
BIA viel Geld. Darüber freuen sich Sasa Grbesa (l.), stellvertretender Abteilungsleiter Spritzguss<br />
bei BIA, sowie Hans-Joachim Fuchs, Servicemonteur bei <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag Foto: <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag<br />
Insgesamt 43 Spritzgießmaschinen für 1K, 2K und 3K betreibt BIA derzeit, die meisten davon stammen<br />
von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag Foto: <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag<br />
Energieverbrauch Ressourcen- und Energieeffizienz<br />
ist für BIA Kunststoff- und Galvanotechnik GmbH<br />
& Co. KG ein großes Thema. Das Umweltmanagement<br />
von BIA ist bereits seit 2007 nach ISO 14001 zertifiziert.<br />
Langfristiges Ziel ist nun die Zertifizierung<br />
des Energiemanagementsystems nach ISO 50001.<br />
In den verschiedenen Galvaniken von BIA beispielsweise<br />
wird neben der Rückführung und Aufarbeitung<br />
von Spülwässern auch bei der Abwasserbehandlung<br />
auf die Wiederverwertbarkeit der erzeugten Monoschlämme<br />
geachtet. Da<strong>durch</strong> konnten der Einsatz<br />
von Nickelsalzen letztlich um mehr als 30% und der<br />
Einsatz von Chromsalzen um mehr als 50% gesenkt<br />
werden.<br />
Auch die Spritzgießfertigung ist zum ökologischen<br />
Wirtschaften angehalten. So wurde die Halle beispielsweise<br />
mit energieeffizienter Beleuchtung ausgestattet.<br />
Ausschuss in der Produktion wird rezykliert<br />
– und das so gewonnene Material eingesetzt, um<br />
Abschirmleisten für die Galvanik herzustellen. Neue<br />
Spritzgießmaschinen sind in der Regel energieeffiziente<br />
elektrische.<br />
„Doch uns war auch daran gelegen, die älteren hydraulischen<br />
Maschinen energieeffizienter zu machen – nur<br />
wussten wir nicht, wie. Ein Ersatz der Maschinen<br />
war kein Thema, die laufen schließlich ohne Probleme“,<br />
sagt Thorsten Steffen, Leiter der Entwicklung Werkzeugtechnik.<br />
Die Idee erhielten er und seine Mitarbeiter<br />
schließlich während eines Standbesuchs bei<br />
<strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag auf der K 2010 in Düsseldorf,<br />
als er von Vertriebsmitarbeitern des Spritzgießmaschinenherstellers<br />
auf die Möglichkeit der Nachrüstung<br />
der Maschinen mit dem drehzahlgeregelten Pumpenantrieb<br />
Smartdrive aufmerksam gemacht wurde.<br />
Bei Smartdrive wird ein Frequenzumrichter vor den<br />
asynchronen Pumpenantriebsmotor installiert, mit<br />
dem die Drehzahl geregelt wird. Die Leistung des<br />
Pumpenantriebsmotors lässt sich dabei dynamisch<br />
für jede Zyklusphase einzeln einstellen. Der jeweiligen<br />
Einstellung der bedienbaren Umrichtersteuerung<br />
entsprechend, passt der Smartdrive die Motordrehzahl<br />
automatisch den zyklusbedingten Erfordernissen<br />
an und hält für jede Zyklussequenz nur die Leistung<br />
bereit, die die Maschine benötigt.<br />
Grbesa mit einer der Chromleisten vor der Maschine, auf der die Bauteile produziert wurden:<br />
einer Ergotech 650 System Foto: <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag<br />
Lange Zykluszeit bedeutet großes<br />
Einsparpotenzial<br />
Für die Experten von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag war<br />
schnell klar, dass Smartdrive für BIA große Einsparpotenziale<br />
birgt. Denn der Automobilzulieferer<br />
hat beim Spritzgießen zum Teil sehr lange Zykluszeiten<br />
mit langen Kühlphasen – Phasen, in denen<br />
Smartdrive dafür sorgt, dass der Pumpenantrieb<br />
mit stark verminderter Drehzahl läuft und somit<br />
wenig Energie verschwendet. „Jedes Lehrbuch<br />
würde für unsere Bauteile deutlich<br />
kürzere Zykluszeiten<br />
vorschlagen. Doch<br />
wir haben <strong>durch</strong> die<br />
Galvanik besondere<br />
Anforderungen<br />
an das Spritzgießen;<br />
die Galvanik verzeiht<br />
keine beim Spritzgießen<br />
entstandenen Oberflächenfehler“,<br />
erklärt Geschäftsführer<br />
Dr. Markus Dahlhaus.<br />
„Wir haben festgestellt, dass wir die Ausschussquote<br />
mit diesen langen Zykluszeiten deutlich verringern.<br />
Dies zahlt sich für uns doppelt aus, da wir ansonsten<br />
viele Teile erst galvanisieren und dann nach der<br />
100-Prozent-Qualitätskontrolle aussortieren würden.<br />
Nicht zuletzt ist dieses Verfahren deshalb für<br />
uns auch unter dem Aspekt der Ressourceneffizienz<br />
das günstigste.“ Hinzu kommt: Bei den Bauteilen<br />
ist ein hervorragender Verbund zwischen Kunststoff<br />
und Metall gefordert – und dies ist nur mit einer<br />
optimalen Oberfläche des Spritzgießbauteils zu erzielen.<br />
Deshalb legt BIA großen Wert auf eine lange<br />
Nachdruckphase.<br />
Um auf Nummer sicher zu gehen, kam vor dem Projekt<br />
ein Servicemitarbeiter von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>)<br />
Demag nach Solingen, um die Ist-Werte an den Maschinen<br />
zu messen. Dieser Energycheck wurde im<br />
laufenden Betrieb an der größten Maschine, einer<br />
Ergotech 650-3300 System mit dem Baujahr 1997,<br />
<strong>durch</strong>geführt, um herauszufinden, wie viel Energie<br />
man tatsächlich einsparen könnte. Damals wurden<br />
auf der Maschine mit Familienwerkzeugen Zierleisten<br />
für den Spoiler des Mercedes-Benz GLK gefertigt,<br />
und zwar in einer Zykluszeit von 55 s.<br />
Dabei verständigte man sich darauf, welche Parameter<br />
beim Smartdrive zugeschaltet werden sollen<br />
Anhand der Fertigung dieser<br />
Zierleisten für den Mercedes-Benz GLK<br />
wurde beim Energycheck die Probe aufs<br />
Exempel gemacht: Wie viel Energie lässt sich mit<br />
der Nachrüstung des Smartdrive einsparen?<br />
Die Berechnungen von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag<br />
ergaben 20%, in der Realität waren es sogar 23%<br />
Foto: <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag<br />
– und welche nicht. Denn jede Maschinenachse beziehungsweise<br />
jede Prozessphase kann vom Bediener<br />
flexibel in die Energiesparfunktion des Smartdrive<br />
hinzu- oder weggeschaltet werden. Beispielsweise<br />
kann während des Spritzgießprozesses die Einspritzphase<br />
im Standardbetrieb, die Nachdruckphase jedoch<br />
im Energiesparmodus gefahren werden. Die<br />
Funktion „hohe Dynamik“ ermöglicht die<br />
dynamische Drehzahlanhebung<br />
des Pumpenantriebs rechtzeitig vor<br />
dem eigentlichen Start einer Maschinenachse. Die<br />
angezeigten Zeitwerte der Ruhe- und der aktiven<br />
Smartdrive-Phasen, bezogen auf die Gesamtzykluszeit,<br />
ermöglichen dem Bediener eine exakte energetische<br />
Zyklusanalyse.<br />
Individuelle Anpassung des<br />
Smartdrive<br />
Eingeschaltet ist der Smartdrive bei BIA beim Nachdruck<br />
sowie beim Umlaufdruck – mit dem Ergebnis,<br />
dass der Pumpenantrieb während der langen Kühlzeit<br />
von rund 30 s nur mit äußerst verminderter<br />
Drehzahl läuft. „Wir können den Smartdrive individuell<br />
an unsere Bedürfnisse anpassen, und zwar<br />
ganz komfortabel über die NC4-Steuerung der Maschinen.<br />
Man sieht während der Produktion außerdem<br />
genau, wo wir Strom einsparen und wann
Smartdrive aktiv ist“, freut sich Sasa Grbesa, stellvertretender<br />
Abteilungsleiter bei BIA.<br />
Der Energycheck brachte die Gewissheit: Für die<br />
Maschine ist in dem konkreten Anwendungsfall ein<br />
Einsparpotenzial von rund 20% des Energieverbrauchs<br />
zu realisieren, dies entsprach 3,73 kW pro<br />
Arbeitsstunde. „Die Berechnungen haben uns schwarz<br />
auf weiß bestätigt, dass sich die Anschaffung für uns<br />
rechnet. Deshalb haben wir nicht gezögert, den Nachrüstsatz<br />
für zunächst eine Maschine zu bestellen.<br />
Und wir haben es nicht bereut, denn bei den Messungen<br />
hat sich später herausgestellt, dass wir noch<br />
mehr Strom einsparen als ursprünglich gedacht“,<br />
sagt Grbesa.<br />
Investition rechnet sich<br />
innerhalb von vier Jahren<br />
Tatsächlich sparte BIA eine Leistung von <strong>durch</strong>schnittlich<br />
4,5 kW/h ein. Die größten Einsparungen<br />
ergaben sich bei diesem Bauteil beim Nachdruck<br />
sowie beim Dosieren. Damit liegt die Einsparquote<br />
bei 23%. Bei einer Jahreslaufzeit von rund 5.500<br />
Stunden und einem Strompreis von 0,12 EUR pro<br />
Kilowattstunde summiert sich dies auf knapp 3.000<br />
EUR im Jahr für diese Maschine. „Insofern wird sich<br />
die Investition in Smartdrive innerhalb von knapp<br />
vier Jahren amortisiert haben“, so Dahlhaus.<br />
Nach einem Jahr stand für BIA fest: Smartdrive hilft<br />
Energie und Kosten zu sparen – ohne dass sich qualitative<br />
Einbußen bei den Bauteilen ergeben haben.<br />
Deshalb hat das Unternehmen in der Zwischenzeit<br />
drei weitere, ältere Maschinen ab 2.500 kN Schließkraft<br />
mit Smartdrive nachgerüstet. Neue Maschinen<br />
lässt sich BIA von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag bereits<br />
ab Werk mit der vergleichbaren Technologie Activedrive<br />
ausstatten.<br />
„Smartdrive trägt dazu bei, dass wir den Energieverbrauch<br />
pro Quadratmeter hergestellter Oberfläche<br />
– das ist unsere Kenngröße – weiter verringert haben“,<br />
so Dahlhaus. Ein willkommener Nebenaspekt, ebenfalls<br />
im Sinne der Ressourceneffizienz, ist für BIA,<br />
dass sich das Smartdrive-Paket von einer Maschine<br />
abbauen und für andere Maschinen nutzen lässt. So<br />
hat BIA beispielsweise eine Maschine damit ausstatten<br />
lassen, die aus dem Jahr 1997 stammt. „Schicken<br />
wir diese irgendwann in den nächsten Jahren in<br />
Rente, können wir diesen Smartdrive für andere<br />
Maschinen verwenden“, so Grbesa.<br />
Weitere 30 Prozent Energieeinsparung<br />
<strong>durch</strong> Isoliermanschetten<br />
Noch weiter reduziert hat BIA den Energiebedarf<br />
seiner älteren Maschinen mit Zylinderisoliermanschetten.<br />
Diese verringern Energieverluste <strong>durch</strong><br />
Wärmeabstrahlung des Plastifizierzylinders. Die<br />
Isoliermanschetten wurden einfach unter dem Standardschutzblech<br />
des Plastifizierzylinders montiert<br />
und an dessen Heizzonen angepasst. Wenn es der<br />
Prozess erfordert, kann BIA jederzeit die Isolierung<br />
einzelner Zonen entfernen. „Wir sparen mit den<br />
Isoliermanschetten nochmals rund 30 Prozent der<br />
Energie ein“, sagt Grbesa.<br />
Dahlhaus ergänzt: „Damit rechnet sich diese Investition<br />
schon innerhalb weniger Monate. Außerdem<br />
sind die Maschinen damit am Montagmorgen wesentlich<br />
schneller betriebsbereit – und somit können<br />
wir früher die Produktion starten. Außerdem heizen<br />
wir nun die Halle nicht mehr so stark auf, die Wärmeenergie<br />
wird kontrollierter eingesetzt.“ Da dieses<br />
vergleichsweise einfache Mittel so große Wirkung<br />
erzielt, hat BIA mittlerweile schon die Hälfte aller<br />
Maschinen von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>) Demag mit den<br />
Zylinderisoliermanschetten ausgestattet. sk<br />
www.sumitomo-shi-demag.eu<br />
www.bia-kunststoff.de<br />
Detaillierter Energiecheck<br />
Auf Herz und Nieren Über die von <strong>Sumitomo</strong> (<strong>SHI</strong>)<br />
Demag angebotene Dienstleistung Energycheck lässt<br />
sich der Energieverbrauch eines Spritzgießprozesses<br />
und seiner Zyklusphasen vor einer Entscheidung<br />
für den Smartdrive messen. Als Ergebnis erhält der<br />
Anwender Informationen hinsichtlich des tatsächlichen<br />
Energieverbrauchs für seine einzelnen Produktionsteile.<br />
Außerdem kann er daraus schon vorher ableiten, wie<br />
viel Energie er bei einer Installation des drehzahlgeregelten<br />
Pumpenantriebs sparen würde.