Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht
Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht
Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht
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<strong>2011</strong><br />
<strong>Bundespatentgericht</strong><br />
<strong>Jahresbericht</strong>
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Die Präsidentin des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
Referat für Öffentlichkeitsarbeit und<br />
internationale Angelegenheiten<br />
Postfach 90 02 53, 81502 München<br />
Redaktion<br />
Richterin am <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
Dr. Ariane Mittenberger-Huber, München<br />
E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de<br />
Gestaltung<br />
Grafikbüro Ehlers + Kaplan GbR, Mainz<br />
www.grafikbuero.com<br />
Fotos<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>, München<br />
Monika Wrba, Unterhaching<br />
Druck<br />
Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />
Bestellungen<br />
schriftlich an den Herausgeber oder per<br />
Tel.: +49 (0) 89 69937 - 231<br />
Fax: +49 (0) 89 69937 - 5231<br />
E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de<br />
Internet: http://www.bpatg.de<br />
München 2012<br />
© BPatG
Vorwort BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Vorwort<br />
©deraether<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
der vorliegende <strong>Jahresbericht</strong> informiert Sie in gewohnter<br />
Weise über die wichtigsten Entscheidungen<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in den Bereichen Patent-,<br />
Gebrauchsmuster-, Geschmacksmuster- und Markenrecht.<br />
Ferner enthält er einen Überblick zur Geschäftslage<br />
des Gerichts im Berichtszeitraum <strong>2011</strong>.<br />
Im Bereich der Marken-Beschwerdesenate ist das<br />
Geschäftsaufkommen im Jahr <strong>2011</strong> leicht zurückgegangen.<br />
Auch die Anzahl der Patentbeschwerden ist<br />
im Jahresergebnis rückläufig. Dies führen wir derzeit<br />
allerdings – vor allem – auf die Anlaufschwierigkeiten<br />
nach der Einführung von ElSA, der Elektronischen<br />
Schutzrechtsakte, beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />
zurück. Es mangelt dadurch derzeit an einem<br />
kontinuierlichen Eingang an neuen Verfahren. Der<br />
Bestand an Verfahren in den Technischen Beschwerdesenaten<br />
garantiert jedoch – auch durch die immer<br />
noch abzuarbeitenden Einspruchsverfahren – weiter<br />
eine ausreichende Beschäftigung für alle Kolleginnen<br />
und Kollegen. Die Zahl der Nichtigkeitsverfahren hat<br />
sich – im Vergleich zu den Anfängen des Gerichts im<br />
Jahr 1961/62 – dagegen fast verdoppelt und liegt bei<br />
297 Neueingängen im Jahr <strong>2011</strong>. Bei anhaltendem Aufwärtstrend<br />
wird die 300er-Marke im Jahr 2012 wohl<br />
überschritten werden. Insgesamt verzeichnete das<br />
Gericht 1931 Neueingänge, denen – erfreulicherweise –<br />
2291 Erledigungen gegenüber standen.<br />
Wäre das <strong>Bundespatentgericht</strong> ein marktwirtschaftlich<br />
orientiertes Unternehmen, hätte es im 50. Jahr seines<br />
Bestehens seinen größten Triumph gefeiert, nämlich<br />
eine Verdreifachung seiner Einnahmen. Im Jahr<br />
<strong>2011</strong> wurden 12,6 Millionen Euro an Gerichtsgebühren<br />
eingenommen, ein um das dreifache höherer Betrag<br />
als im Vorjahr 2010.<br />
Dass unsere Erledigungszahlen bei den Marken nicht<br />
ganz an die Ergebnisse früherer Jahre heranreichten,<br />
ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Nachbesetzungen<br />
bei den Juristischen Mitgliedern unverhältnismäßig<br />
lange dauerten und Stellen daher zum Teil über<br />
Monate hinweg nicht besetzt werden konnten. Seit<br />
Anfang 2012 sind den Markensenaten jedoch einige<br />
neue, hoch motivierte rechtskundige Mitglieder zugewiesen,<br />
so dass wir optimistisch in die Zukunft blicken.<br />
In der inneren Organisation unseres Hauses gab es im<br />
Jahr <strong>2011</strong> weitere wichtige personelle Veränderungen.<br />
Es wurden vier neue Vorsitzende, zwei im juristischen<br />
und zwei im technischen Bereich, ernannt. Ferner haben<br />
zwölf neue technische Kolleginnen und Kollegen<br />
ihren Dienst als Richter kraft Auftrags am <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
aufgenommen. Drei abgeordnete Kolleginnen<br />
wurden an das <strong>Bundespatentgericht</strong> versetzt, eine<br />
weitere rechtskundige Richterin zu uns abgeordnet.<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> sind wir in Bezug auf die elektronische<br />
Bearbeitung unserer Gerichtsakten einen Schritt vorangekommen.<br />
Im November wurden die beiden neuen<br />
„Elektronischen Gerichtssäle“ unter großem Interesse<br />
der beteiligten Kreise eingeweiht. Alles Wissenswerte<br />
zum Thema können Sie auf unserer Homepage unter<br />
dem Stichwort „Elektronischer Rechtsverkehr“ „Elektronischer<br />
Gerichtssaal“ erfahren.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> stand auch im Zeichen der Diskussionen<br />
um den Gewerblichen Rechtsschutz in Europa und das<br />
Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung. Nach<br />
einer dynamischen Entwicklung ist wieder eine Phase<br />
des Stillstands eingetreten. Das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
wird daher – in Erwartung einer Entscheidung zum zukünftigen<br />
Standort des Europäischen Patentgerichts –<br />
sicher noch vielfach Gelegenheit haben, den Rechteinhabern<br />
durch qualitativ hochwertige Entscheidungen<br />
in angemessener Zeit zu beweisen, dass das System<br />
des technischen Richters, wie es im <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
verwirklicht ist, ihren Interessen optimal dient.<br />
Das besondere Highlight des Jahres <strong>2011</strong> war natürlich<br />
der Festakt zum 50. Gründungstag des Gerichts am<br />
1. Juli <strong>2011</strong>, den wir mit vielen Ehrengästen gemeinsam<br />
feiern durften. Besonders gefreut hat mich, dass auch<br />
hoch betagte Kollegen zugegen waren, die dem Gericht<br />
bereits am Gründungstag angehörten.<br />
Ich danke auf diesem Wege allen – den beteiligten<br />
Kreisen wie den Angehörigen des Gerichts –, die unsere<br />
Arbeit im vergangenen Jahr unterstützt und so zu<br />
unserer erfolgreichen Jahresbilanz beigetragen haben.<br />
Ich wünsche eine interessante Lektüre.<br />
Beate Schmidt<br />
Präsidentin<br />
1
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Inhalt<br />
Inhalt<br />
Vorwort 1<br />
Organigramm 4<br />
aus der rechtsprechung des bundespatentgerichts <strong>2011</strong> 6<br />
patentrecht 7<br />
I. Patentfähigkeit 7<br />
1. Technische Lehre zum Handeln<br />
und Erfindungsbegriff 7<br />
- Technische Problemstellung/Lösung 7<br />
- Programme für Datenverarbeitungsanlagen 8<br />
- Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten 8<br />
- Mathematische Methoden 9<br />
- Technischer Beitrag zur erfinderischen<br />
Tätigkeit 9<br />
2. Patentierungsausschlüsse bei<br />
medizinischen Verfahren 11<br />
3. Stand der Technik und öffentliche<br />
Zugänglichkeit 12<br />
4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit 14<br />
- Neuheit 14<br />
- Erfinderische Tätigkeit 14<br />
- Durchschnittsfachmann 17<br />
II. Ergänzende Schutzzertifikate 18<br />
III. Verfahren vor dem DPMA 19<br />
1. Anmeldetag 19<br />
2. Teilung der Anmeldung 19<br />
3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung 20<br />
4. Patentkategorie 21<br />
5. Umschreibung, Rechtsnachfolge 21<br />
6. Wiedereinsetzung 23<br />
7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der<br />
Beschwerdegebühr 24<br />
- Anhörung, rechtliches Gehör 24<br />
- Begründungspflicht 27<br />
- Verfahrensfehler 27<br />
8. Wirksamkeit des Beschlusses 28<br />
9. Verfahrenskostenhilfe 29<br />
10. Sonstiges 30<br />
IV. Einspruchsverfahren 31<br />
1. Verfahrensgrundsätze 31<br />
2. Inlandsvertreter und Vollmacht 32<br />
3. Zulässigkeit des Einspruchs 32<br />
4. Auslegung 34<br />
5. Prüfung der Widerrufsgründe 35<br />
- Ausführbarkeit, vollständige und deutliche<br />
Lehre 35<br />
- Unzulässige Erweiterung des<br />
Anmeldungsgegenstands, Disclaimer 36<br />
6. Erledigung des Einspruchverfahrens 37<br />
7. Bindung an die Anträge 39<br />
8. Beitritt 40<br />
V. Beschwerdeverfahren 40<br />
1. Statthaftigkeit der Beschwerde 40<br />
2. Zulässigkeit der Beschwerde 41<br />
3. Kostenfragen 42<br />
4. Rechtsbeschwerde 42<br />
5. Sonstiges 43<br />
VI. Nichtigkeitsverfahren 43<br />
1. Zulässigkeit der Klage 43<br />
2. Nichtigkeitsgründe 45<br />
3. Kostenfragen 46<br />
4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren 49<br />
5. Sonstiges 49<br />
- Akteneinsicht 49<br />
- Vertretungsfiktion 50<br />
- Beweisaufnahme 50<br />
- Verbindung 51<br />
- Klageänderung, Verspätung 51<br />
- Ausschließung 52<br />
gebrauchsmusterrecht 52<br />
geschmacksmusterrecht 53<br />
markenrecht 54<br />
I. Nichtkonventionelle Markenformen 54<br />
1. Abstrakte Farbmarken 54<br />
2. Dreidimensionale Marken 55<br />
3. Sonstige Markenformen 56<br />
2
Inhalt BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
II. Wortmarken, Wort-/Bildmarken, Bildmarken 57<br />
1. Fremdsprachige Begriffe 57<br />
2. Buchstabenfolgen 57<br />
3. Wortzusammensetzungen 58<br />
4. Slogans 62<br />
5. Wortfolgen mit geografischen<br />
Herkunftsangaben 63<br />
6. Etablissementbezeichnungen 64<br />
7. Personennamen 65<br />
8. Wort-/Bildmarken 65<br />
9. Bildmarken 67<br />
10. Geografische Angaben nach der<br />
Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des Rates<br />
vom 20. März 2006 zum Schutz von<br />
geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
für Agrarerzeugnisse<br />
und Lebensmittel 68<br />
11. Sonstiges 68<br />
III. Löschungsverfahren 69<br />
1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1<br />
i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG 69<br />
2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach §§ 50<br />
Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1-9, 54 MarkenG 71<br />
IV. Kollisionsverfahren 74<br />
1. Warenähnlichkeit 74<br />
2. Rechtserhaltende Benutzung 74<br />
3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr 74<br />
4. Mittelbare Verwechslungsgefahr 77<br />
5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne 78<br />
V. Verfahrensfragen 78<br />
1. Vertreterbestellung 78<br />
2. Kosten und Gebühren 78<br />
3. Zurückverweisung an das DPMA wegen<br />
eines wesentlichen Verfahrensmangels<br />
(§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG) 79<br />
4. Sonstiges 79<br />
geschäftsbericht <strong>2011</strong> 80<br />
geschäftsentwicklung 81<br />
I. Übersicht 81<br />
II. Statistiken 82<br />
III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>s 86<br />
personal 87<br />
ausbildung der patentanwaltsbewerberinnen<br />
und -bewerber 88<br />
dokumentation und bibliothek 89<br />
I. Dokumentationsstelle 89<br />
II. Bibliothek 90<br />
elektronischer rechtsverkehr 91<br />
I. Elektronischer Rechtsverkehr/eJustice 91<br />
II. Informationstechnik 91<br />
III. Elektronischer Gerichtssaal 92<br />
öffentlichkeitsarbeit und<br />
internationale angelegenheiten 93<br />
english summary 94<br />
3
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Organigramm<br />
Organigramm<br />
Stand 1. Januar 2012<br />
präsidentin: beate schmidt<br />
vizepräsident: dr. klaus strößner<br />
RECHTSPRECHUNG<br />
Nichtigkeitssenate<br />
Juristischer<br />
Beschwerdesenat<br />
Technische<br />
Beschwerdesenate<br />
Marken-<br />
Beschwerdesenate<br />
Gebrauchsmuster-<br />
Beschwerdesenat<br />
Beschwerdesenat<br />
für Sortenschutz<br />
1. Senat<br />
Präsidentin<br />
Beate Schmidt<br />
2. Senat<br />
VRin Vivian Sredl<br />
3. Senat<br />
VRi Walter<br />
Schramm<br />
4. Senat<br />
VRi Rainer Engels<br />
5. Senat<br />
VRi Wolfgang<br />
Gutermuth<br />
10. Senat<br />
VRi Joachim Rauch<br />
10. Senat<br />
VRi Joachim Rauch<br />
6. Senat<br />
VRi Dr. Norbert<br />
Lischke<br />
7. Senat<br />
VRi Walter Höppler<br />
8. Senat<br />
VRi Dr. Stefan<br />
Zehendner<br />
9. Senat<br />
VRi Viktor Pontzen<br />
11. Senat<br />
VRi Dr. Volker<br />
Hartung<br />
12. Senat<br />
VRi Klaus-Ludger<br />
Schneider<br />
14. Senat<br />
VRi Dr. Friedrich<br />
Feuerlein<br />
15. Senat<br />
VRi Dr. Friedrich<br />
Feuerlein<br />
17. Senat<br />
VRi Dr. Hans<br />
Erhard Fritsch<br />
24. Senat<br />
VRin Susanne<br />
Werner<br />
25. Senat<br />
VRi Helmut Knoll<br />
26. Senat<br />
VRi Dr. Georg<br />
Fuchs-Wissemann<br />
27. Senat<br />
VRi Dr. Friedrich<br />
Albrecht<br />
28. Senat<br />
VRin Elisabeth<br />
Klante<br />
29. Senat<br />
VRin Marianne<br />
Grabrucker<br />
30. Senat<br />
VRi Prof. Dr. Franz<br />
Hacker<br />
33. Senat<br />
VRi Achim Bender<br />
35. Senat<br />
VRi Thomas<br />
Baumgärtner<br />
36. Senat<br />
VRi Thomas<br />
Baumgärtner<br />
19. Senat<br />
VRi Werner Bertl<br />
20. Senat<br />
VRi Dr. Norbert<br />
Mayer<br />
21. Senat<br />
VRi Dr. Volker<br />
Winterfeldt<br />
23. Senat<br />
Vizepräsident<br />
Dr. Klaus Strößner<br />
4
Organigramm BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
GERICHTSVERWALTUNG<br />
Referat 1 Referat 2 Referat 3 Referat 4 Referat 5 Referat 6<br />
Personal richterlicher<br />
Dienst,<br />
Fortbildung und<br />
Dienstreisen<br />
Zentrale<br />
Vergabestelle<br />
Patentanwaltsangelegenheiten<br />
Justiziariat<br />
Haushalt<br />
Organisation<br />
IT- Grundsatzfragen<br />
Personal<br />
nichtrichterlicher<br />
Dienst<br />
Bezüge,<br />
Entgelte,<br />
Nebenleistungen<br />
Aus- und<br />
Fortbildung,<br />
Dienstreisen<br />
Informationstechnik<br />
(IT-Planung u.<br />
-Entwicklung,<br />
IT-Betrieb)<br />
Pressesprecher(in),<br />
Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Internationale<br />
Angelegenheiten,<br />
Informationsdienste<br />
Bibliothek<br />
Dokumentation<br />
Juris<br />
Geschäftsstelle<br />
Innerer Dienst<br />
Ri Thomas Voit<br />
Rin Regina<br />
Kortge<br />
(Justiziariat)<br />
VRi Walter<br />
Schramm<br />
Ri Dr. Carsten<br />
Kortbein<br />
VRi Dr. Norbert<br />
Mayer<br />
Rin Dr. Ariane<br />
Mittenberger-<br />
Huber<br />
VRi Walter<br />
Schramm<br />
(für Juris)<br />
Ri Thomas<br />
Kleinschmidt<br />
Gremien:<br />
Präsidium<br />
Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt<br />
Präsidialrat<br />
Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt<br />
Richterrat<br />
Vorsitz: Rin Irmgard Kirschneck<br />
Personalrat<br />
Vorsitz: JOAR Thomas Kappl<br />
Vertreter:<br />
Vertrauensperson<br />
für den richterlichen Dienst<br />
Ri Jürgen Schell<br />
Vertrauensperson<br />
für den nichtrichterlichen Dienst<br />
JHW Maurizio Lucchetta<br />
Jugend- und<br />
Auszubildenden vertreterin<br />
Jasmin Schulz<br />
Beauftragte:<br />
Haushaltsbeauftragter<br />
VRi Walter Schramm<br />
Gleichstellungsbeauftragte<br />
Rin Karin Friehe<br />
Geheimschutzbeauftragte<br />
ARin Katja Maßenberg<br />
Korruptionsbeauftragter<br />
Ri Rüdiger Kätker<br />
Datenschutzbeauftragter<br />
Ri Thomas Kleinschmidt<br />
Beschwerden nach dem AGG<br />
Ri Jürgen Schell<br />
IT- Sicherheitsbeauftragter<br />
OI Matthias Schüller<br />
5
Aus der Rechtsprechung<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s <strong>2011</strong><br />
6
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Patentrecht,<br />
Gebrauchsmusterrecht und<br />
Geschmacksmusterrecht<br />
Dieser Beitrag stellt aus der Fülle der Entscheidungen<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s aus den Bereichen<br />
Patente, Gebrauchsmuster und Geschmacksmuster<br />
im Berichtszeitraum <strong>2011</strong> nach thematischen Schwerpunkten<br />
gegliedert diejenigen dar, die sich auf neu entstandene<br />
oder strittige Fragestellungen beziehen, die<br />
Rspr. weiterbilden oder auch unter Berücksichtigung<br />
neuerer Entwicklungen bestätigen. Um das Auffinden<br />
bestimmter Themenschwerpunkte zu erleichtern,<br />
wird z. B. der Komplex „Erfinderische Tätigkeit“ ausschließlich<br />
im allgemeinen Abschnitt I (Patentfähigkeit)<br />
und nicht noch einmal ergänzend im Abschnitt VI<br />
(Nichtigkeitsverfahren) behandelt. Entsprechend wird<br />
die Auslegung von Patentansprüchen und die Prüfung<br />
der weiteren Einspruchs-/Nichtigkeitsgründe im Abschnitt<br />
IV (Einspruchsverfahren) behandelt.<br />
Patentrecht<br />
I. Patentfähigkeit<br />
1. Technische Lehre zum Handeln und<br />
Erfindungsbegriff<br />
Eine Erfindung i. S. des Patentrechts ist eine Lehre<br />
zum planmäßigen Handeln, deren beanspruchter Gegenstand<br />
technischer Natur, realisierbar und wiederholbar<br />
ist und die Lösung einer Aufgabe durch technische<br />
Überlegungen darstellt. Hieraus folgt, dass<br />
Patentschutz nur für Erfindungen auf dem Gebiet<br />
der Technik gewährt wird. 1 Allerdings hat sich nach<br />
der neueren Rspr. des BGH 2 , insb. auch zum Bereich<br />
„Computerimplementierte Erfindungen“ und dem<br />
Patentierungsverbot des § 1 Abs. 3 Nr. 3 PatG, die Prüfung<br />
der Patentfähigkeit in Anlehnung an die Rspr.<br />
der Beschwerdekammern des EPA deutlich insoweit<br />
verlagert, als die nach früherer Rspr. 3 im Vordergrund<br />
stehende, oftmals verneinte Frage der erforderlichen<br />
technischen Problemstellung oder fehlenden Lösung<br />
mit technischen Mitteln nunmehr deutlich großzügiger<br />
beantwortet 4 und zurückgedrängt wird und sich<br />
die Prüfung auf die im Rahmen der Neuheit und erfinderischen<br />
Tätigkeit gebotene Gesamtbetrachtung der<br />
Lösung verlagert hat.<br />
Technische Problemstellung/Lösung<br />
Ein Patentanspruch, der lediglich beansprucht, die nach<br />
medizinischen Gesichtspunkten bisher von einem Arzt<br />
vorgenommene Prüfung von mehreren Verschreibungen<br />
auf ihre physiologische Unbedenklichkeit zu automatisieren<br />
– insbesondere im Hinblick auf mögliche<br />
Nebenwirkungen und Kreuzreaktionen mit anderen<br />
Medikamenten – und dazu keine über den Einsatz von<br />
Mitteln zur Datenverarbeitung hinausgehenden Hinweise<br />
enthält, ist nicht als eine Erfindung auf technischem<br />
Gebiet gemäß § 1 PatG anzusehen. Der 17. Senat 5<br />
führt aus, dass der Gegenstand des Patentanspruchs 1<br />
weder in Hinsicht auf die Gestaltung der Vorrichtung<br />
selbst noch auf die von der Vorrichtung ausgeführten<br />
(Programm-) Routinen Anweisungen enthält, die<br />
der Lösung eines konkreten technischen Problems<br />
mit technischen Mitteln dienen. Die Bewertung des<br />
1 BGH, GRUR 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2000, 1007 –<br />
Sprachanalyseeinrichtung.<br />
2 BGH, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten; BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer<br />
Informationen.<br />
3 Vgl. BGH, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2002, 143 = GRUR Int 2002, 323 –<br />
Suche fehlerhafter Zeichenketten.<br />
4 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />
5 BPatG, Beschl. v. 1.12.2010 – 17 W (pat) 104/05.<br />
7
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
„Mischungsverhältnisses“ von mehreren Medikamenten<br />
als unbedenklich für einen Patienten unterliegt<br />
allein medizinischen und physiologischen und nicht<br />
technischen Gesichtspunkten und stellt keine technische<br />
Aufgabenstellung dar.<br />
Programme für Datenverarbeitungsanlagen<br />
Ein Anwenderinterface (Software), mit dem ein Anwender<br />
im Dialog mit einem Onlineladen ein Computersystem<br />
konfigurieren kann und das die vom<br />
Anwender ausgewählten Komponenten des Computersystems<br />
auf Kompatibilität überprüft, ist gemäß<br />
§ 1 Abs. 3, Abs. 4 PatG vom Patentschutz ausgeschlossen,<br />
da es keine Anweisungen enthält, die der<br />
Lösung eines konkreten technischen Problems mit<br />
technischen Mitteln dienen. 6 Das beanspruchte Online-Anwenderinterface<br />
weist zwar die nach § 1 Abs. 1<br />
PatG erforderliche Technizität schon deshalb auf, weil<br />
es die datenverarbeitungsmäßige Abarbeitung von<br />
Verfahrensschritten in netzwerkmäßig verbundenen<br />
Geräten vorschlägt, nämlich in dem Computer<br />
des Anwenders und in dem damit über das Internet<br />
verbundenen Onlineladen. Dabei handelt es sich um<br />
typische Schritte der Verarbeitung, Speicherung und<br />
Übermittlung von Daten mittels technischer Geräte.<br />
7 Den mit dem Anspruch vorgeschlagenen Einsatz<br />
eines Konfigurators und eines Validierungsmoduls<br />
mit verbundener Datenbank versteht der Datenverarbeitungsfachmann<br />
mangels konkreter technischer<br />
Anweisungen deshalb lediglich als Anregung, eine<br />
bisher unter Ausnutzung des Wissens eines fachkundigen<br />
Verkäufers vorgenommene Überprüfung der<br />
Optionen eines Computersystems auf Kompatibilität<br />
mit Mitteln der Datenverarbeitung durchzuführen.<br />
Allein in der Absicht, eine bisher durch eine menschliche<br />
Person erbrachte Dienstleistung mit Mitteln<br />
der Datenverarbeitung zu automatisieren, kann aber<br />
noch keine konkrete technische Problemstellung erkannt<br />
werden. Die Lösung besteht gerade nicht darin,<br />
ein Datenverarbeitungsprogramm so auszugestalten,<br />
dass es auf die technischen Gegebenheiten der<br />
Datenverarbeitungsanlage Rücksicht nimmt. 8<br />
Bei einem Verfahren zur Verwaltung von Plattenspeicher-Arrays<br />
in Großrechenanlagen, dem das technische<br />
Problem zugrunde liegt, bei einer Datenspeicherung<br />
den Speicher wieder schneller für ein Anwendungsprogramm<br />
zur Verfügung zu stellen, stellt ein neuer<br />
Abtrenn-Befehl für Spiegelspeicher keine Lösung des<br />
Problems mit technischen Mitteln dar, sondern eine<br />
Umstrukturierungsmaßnahme eines Computerprogramms,<br />
die von einem Programmierer vorgenommen<br />
wird, ohne dass technisches Fachwissen nötig wäre.<br />
Nach Überzeugung des 17. Senats 9 können Maßnahmen<br />
des Strukturierens von Computerprogrammen<br />
und der Festlegung einer Reihenfolge von Unterprogrammaufrufen<br />
nicht als technische Mittel verstanden<br />
werden, die darauf gerichtet sind, bestimmte Teilschritte<br />
zusammenzufassen.<br />
Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten<br />
Der 17. Senat 10 hatte über ein Verfahren zur rechnergestützten<br />
Konstruktion von Bauteilen und Bauteilsystemen<br />
zu befinden, durch welches am Bildschirm eines<br />
CAD-Systems Komponenten so in ein Bauteilsystem<br />
eingefügt werden, dass ihre Abmessungen und ihre<br />
Anordnung entsprechend den äußeren Abmessungen<br />
der sie umgebenden Komponente gesteuert werden.<br />
Als wesentliches Lösungselement wird eine geometrische<br />
Referenzfigur vorgeschlagen, die Größe und Form<br />
der jeweiligen Komponente steuern soll. Der Senat<br />
befand, dass der Vorschlag, ein CAD-System um eine<br />
(Form- und Größen-) Steuerungsfunktion für Komponenten<br />
zu erweitern und hierfür ein Konstrukt in Form<br />
einer Referenzfigur einzuführen, nicht auf technischer<br />
Leistung beruht, sondern lediglich ein gedankliches<br />
Konzept darstellt und damit die beanspruchte Lehre<br />
nicht als Erfindung auf technischem Gebiet anzusehen<br />
ist (§ 1 Abs. 3 und 4 PatG). Eine andere Bewertung<br />
6 BPatG, Beschl. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 166/05.<br />
7 Siehe BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 610, Rdnr. 16 – Webseitenanzeige.<br />
8 Siehe BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 610, Rdnr. 21 – Webseitenanzeige.<br />
9 BPatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 114/07.<br />
10 BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 99/05.<br />
8
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
ist auch in Hinsicht auf die Ausführungen des BGH<br />
in seiner aktuellen Rspr. 11 nicht geboten, wonach die<br />
Erfindung bereits dann auf technischem Gebiet liegt<br />
und nicht vom Patentschutz ausgeschlossen ist, wenn<br />
lediglich ein Teilaspekt der geschützten Lehre ein technisches<br />
Problem bewältigt.<br />
Mathematische Methoden<br />
Ein Verfahren zum Simulieren eines Piezo-Aktuators,<br />
das ein mathematisches Modell vorschlägt, mit dem<br />
der zeitliche Verlauf der axialen Länge des Stapels der<br />
Piezo-Elemente unter Vorgabe von bestimmten Werten<br />
und der Herleitung einer Differentialgleichung aus<br />
zwei Euler-Lagrange-Gleichungen berechnet werden<br />
soll, betrifft eine mathematische Methode als solche<br />
und ist daher nach § 1 Abs. 3 Nr. 1 i. V. m. Abs. 4 PatG vom<br />
Patentschutz ausgeschlossen. Dass das beanspruchte<br />
Verfahren rechnergestützt gelöst, d. h. berechnet wird,<br />
eröffnet noch keine konkrete technische Problemstellung<br />
und ist trivial. Deshalb kann hierin auch kein<br />
Teilaspekt der unter Schutz gestellten Lehre gesehen<br />
werden, der ein technisches Problem bewältigt und<br />
deshalb unter Berücksichtigung der Rspr. des BGH 12<br />
dem Patentierungsausschluss entgegensteht, so der<br />
17. Senat. 13<br />
Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit<br />
Nach der geltenden Rspr. 14 sind „bei der Prüfung der<br />
Erfindung auf erfinderische Tätigkeit“ nur diejenigen<br />
Anweisungen zu berücksichtigen, welche die Lösung<br />
des technischen Problems mit technischen Mitteln<br />
bestimmen oder zumindest beeinflussen. Welches<br />
technische Problem durch eine Erfindung gelöst wird,<br />
ist objektiv danach zu bestimmen, was die Erfindung<br />
tatsächlich leistet. 15 Bei einem Verfahren zur Benutzerführung<br />
in einem menügesteuerten System mit<br />
„Softkeys“ auf einer berührungsempfindlichen Anzeigevorrichtung<br />
in einem Kraftfahrzeug, z. B. bei einem<br />
Navigationssystem, bleiben Merkmale, welche ausschließlich<br />
die Gestaltung der Bedienoberfläche durch<br />
ein oder zwei zusätzliche „Softkeys“ betreffen, bei der<br />
Prüfung auf erfinderische Tätigkeit unberücksichtigt. 16<br />
Dass sie die Lösung des technischen Problems, wie sich<br />
„Softkeys“ auf einer Anzeigeeinheit darstellen lassen<br />
und wie eine Benutzereingabe zu erfassen und auszuwerten<br />
ist, in irgendeiner Weise beeinflussen oder gar<br />
bestimmen würden, ist nicht erkennbar. Eine „auf die<br />
Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bedienperson zugeschnittene<br />
Gestaltung der (Bedien-) Schnittstelle zwischen<br />
Mensch und technischer Einrichtung“ 17 ist nicht<br />
dem Bereich der Technik zuzuordnen.<br />
Ein Verfahren zur Prüfung verschiedener Medikamente<br />
auf ihre gesundheitliche Interaktion unter Einsatz<br />
technischer Mittel im Zusammenhang mit einer Datenverarbeitungsanlage<br />
ist technischer Natur und<br />
deshalb nicht vom Patentschutz nach § 1 Abs. 3 Satz 3<br />
PatG ausgeschlossen, so der 17. Senat. 18 Bei der Prüfung<br />
auf erfinderische Tätigkeit sind allerdings die Merkmale,<br />
die den konzeptuellen Ansatz einer Prüfung der<br />
Interaktion zwischen den Medikamenten betreffen,<br />
um Schaden von dem Patienten abzuwenden, nicht zu<br />
berücksichtigen, da sie nicht auf technischem Gebiet<br />
liegen. Die verbleibenden Merkmale, die sich mit der<br />
Erzeugung eines Datenbestandes für eine Rezeptdaten-Datenbank<br />
befassen, können eine erfinderische<br />
Tätigkeit nicht begründen.<br />
Der 17. Senat 19 entschied auch über eine Anordnung zur<br />
Erstellung eines Produktionsplans für wiederaufbereitbare<br />
medizinische Produkte, d. h. Instrumente und<br />
Geräte, die vor erneuter Benutzung desinfiziert und<br />
nach einer bestimmten Anzahl von Durchläufen durch<br />
die Wiederaufarbeitung z. B. aufgrund Beschädigung<br />
ausgesondert werden müssen. Um diese Produktionsplanung<br />
auf eine verlässlichere Basis zu stellen, schlägt<br />
die Anmeldung vor, im Rahmen der Wiederaufbereitung<br />
zu jedem einzelnen Produkt einen Zählerstand<br />
und/oder Messwerte abzuspeichern, die durch Vergleich<br />
mit Referenzwerten als Indikator dafür dienen,<br />
11 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
12 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
13 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 151/05.<br />
14 Vgl. zuletzt BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
15 Siehe BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />
16 BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 127/06.<br />
17 Vgl. BPatG, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche.<br />
18 BPatG, Beschl. v. 22.2.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 149/05, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />
19 BPatG, Beschl. v. 19.4.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 16/07.<br />
9
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
dass das Produkt in absehbarer Zeit zu ersetzen sein<br />
wird. Der Senat verneint die Patentfähigkeit. Denn ist<br />
der Gegenstand der beanspruchten Lehre hinsichtlich<br />
der technischen Merkmale vorbekannt und beruht die<br />
Lehre im Übrigen auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen,<br />
so kann dies das Vorliegen einer erfinderischen<br />
Tätigkeit nicht begründen. 20<br />
In einer weiteren Entscheidung des 17. Senats 21 wurde<br />
ein Verfahren zur Unterstützung der Vernetzung von<br />
medizin-technischen Geräten beansprucht, bei dem<br />
Konfigurationsdaten in einer zentralen Datenbank<br />
eingetragen und Servicetechnikern über ein Kommunikationsnetz<br />
zur Verfügung gestellt werden. Bei der<br />
Prüfung auf erfinderische Tätigkeit wurde lediglich der<br />
Verfahrensschritt der Abrufbarkeit der Konfigurationsdaten<br />
über ein Kommunikationsnetz als technisches<br />
Merkmal berücksichtigt.<br />
Ein weiterer Fall betraf ein Verfahren zum Aufladen<br />
von Mobilfunk-Prepaid-Konten, bei dem die Höhe eines<br />
gewünschten Aufladebetrags an eine zentrale<br />
Steuereinheit übermittelt wird, diese zentrale Steuereinheit<br />
Voucherdaten bereitstellt und diese Voucherdaten<br />
dem Kunden zur Verfügung gestellt werden.<br />
Der Aufladevorgang ist dadurch initiierbar, dass telefonisch<br />
eine den Voucherdaten entnehmbare individuelle<br />
Aufladerufnummer von einem dem Mobilfunkkonto<br />
zugeordneten Mobiltelefon gewählt wird. Die<br />
dem Mobiltelefon zugeordnete Kundenrufnummer<br />
wird beim Anwählen der Aufladerufnummer mithilfe<br />
einer Erkennungseinrichtung selbsttätig erfasst und<br />
an die zentrale Steuereinheit selbsttätig übermittelt.<br />
Diese prüft die Gültigkeit der Aufladerufnummer und<br />
im Erfolgsfall wird ein dem Kunden zugeordnetes Prepaid-Konto<br />
zumindest mit einem Teil des Aufladebetrags<br />
aufgeladen. Das technische Problem beschränkte<br />
sich auf die objektive Aufgabe, beim Aufladen eines<br />
Prepaid-Kontos mit Hilfe von Voucherdaten mit dem<br />
Kundenmobiltelefon dessen zugehöriges Konto aufzuladen<br />
ist, eine automatische Kundenerkennung zu<br />
ermöglichen und wurde dadurch gelöst, dass eine<br />
selbsttätige Erkennung der rufenden Mobilfunknummer<br />
mit einer Erkennungseinrichtung erfolgt. Bei der<br />
Prüfung der erfinderischen Tätigkeit war daher nur<br />
dieses Merkmal zu berücksichtigen. 22<br />
Zu einem Verfahren für die Anzeige der Verfügbarkeit<br />
oder Nichtverfügbarkeit verschiedener Funktionen<br />
eines Selbstbedienungsgerätes für Banken führt der<br />
19. Senat 23 aus, dass die Entscheidung darüber, welche<br />
Informationen zu welchem Zeitpunkt angezeigt werden,<br />
auf nichttechnischer Ebene anhand psychologischer<br />
Kriterien getroffen wird und die Umsetzung der<br />
getroffenen Entscheidung in das tatsächliche Betriebsprogramm<br />
des Selbstbedienungsgeräts ein Programmierer<br />
im Rahmen seiner routinemäßigen Tätigkeit<br />
vornimmt, das Verfahren deshalb mangels erfinderischer<br />
Tätigkeit i. S. v. § 4 PatG nicht gewährbar ist.<br />
Entsprechendes gilt für ein Verfahren zur Durchführung<br />
einer Sprachkommunikation für eine Experten-<br />
Hotline, bei dem eine Datenbank über das Internet von<br />
Anrufern für die Vermittlung eines Experten abgefragt<br />
werden kann und die Bezahlung der Beratungskosten<br />
kundenfreundlich erfolgen soll. Beansprucht war u. a.,<br />
die Kosten für die Sprachkommunikation auf das Konto<br />
des ausgewählten Kommunikationspartners anteilig<br />
gutzuschreiben. Der 20. Senat 24 führt aus, dass die<br />
Frage, wem die Kosten für die Sprachkommunikation<br />
gutgeschrieben werden und insbesondere die Festlegung<br />
auf einen entsprechenden Teilbetrag, ohne diesen<br />
in der Höhe zu bestimmen („anteilig“), eine rein<br />
wirtschaftliche Entscheidung in Form der Auswahl eines<br />
von vielen möglichen Geschäftsmodellen ist. Eine<br />
solche Auswahl leistet keinen Beitrag zur technischen<br />
Lösung des zugrunde liegenden technischen Problems,<br />
so dass sie bei der Beurteilung der erfinderischen<br />
Tätigkeit nicht zu berücksichtigen ist.<br />
Bei einem Mikroprozessor mit einem Kern zur Ausführung<br />
von Befehlen zur Durchführung von mathemati-<br />
20 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125, LS 2 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
21 BPatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 60/07.<br />
22 BPatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 63/06.<br />
23 BPatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 55/09.<br />
24 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 103/05.<br />
10
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
schen Rechenoperationen kann das Ausdenken neuer<br />
Prozessorbefehle nicht als Leistung auf dem Gebiet<br />
der Technik anerkannt werden, wenn keine auf technischen<br />
Überlegungen beruhenden Erkenntnisse zugrunde<br />
liegen und auch die Auswahl der Befehle nicht<br />
durch technische Aspekte beeinflusst wird. Daher<br />
können Details im Anspruch, die allein auf mathematischen<br />
Überlegungen zur Berechnung des Produktes<br />
zweier komplexer Zahlen beruhen, bei der Prüfung der<br />
erfinderischen Tätigkeit nicht berücksichtigt werden. 25<br />
Was die Anmeldung tatsächlich leistet 26 , besteht darin,<br />
die Anzahl benötigter Computerbefehle für ein<br />
Programm zur Multiplikation zweier komplexer Zahlen<br />
zu reduzieren. Das „objektive Problem“ ist somit<br />
darin zu sehen, derartige Programme durch spezielle<br />
neue Befehle kürzer und überschaubarer machen zu<br />
können. Dieses ist aber kein technisches Problem, so<br />
der 17. Senat. 27<br />
2. Patentierungsausschlüsse bei<br />
medizinischen Verfahren<br />
Der 3. Senat 28 hatte sich mit der Frage zu beschäftigen,<br />
ob der im Streitpatent angegriffene Verfahrensanspruch<br />
als ein nicht dem Patentschutz zugängliches<br />
Diagnostizierverfahren gem. Art. 53 lit. c EPÜ nichtig zu<br />
erklären war. Der Anspruch war gerichtet auf ein „Verfahren<br />
zur Verwendung bei der Diagnose von Entzündungsleiden<br />
in den Luftwegen beim Menschen, wobei<br />
bei Bedarf an einer Anzeige des Zustands der unteren<br />
Luftwege die Person durch den Mund einatmet und<br />
der NO-Wert in oral ausgeatmeter Luft bestimmt,<br />
der bestimmte Wert mit für Gesunde typischen Werten<br />
verglichen und ein gegenüber typischen Werten<br />
höherer Wert als Anzeige für ein Entzündungsleiden<br />
in den unteren Luftwegen betrachtet wird.“ Der Senat<br />
führt zunächst aus, dass ein am menschlichen<br />
oder tierischen Körper vorgenommenes, Art. 53 lit. c<br />
EPÜ unterfallendes Diagnostizierverfahren nach der<br />
Spruchpraxis des EPA, der sich der BGH angeschlossen<br />
hat 29 , nur vorliegt, wenn es als Verfahrensschritte die<br />
Untersuchungsphase mit der Sammlung von Daten<br />
(Schritt i), den Vergleich dieser Daten mit Normwerten<br />
(Schritt ii), die Feststellung einer signifikanten Abweichung<br />
(Schritt iii) und die Zuordnung der Abweichung<br />
zu einem bestimmten Krankheitsbild (Schritt iv,<br />
Diagnose) umfasst. Art. 53 lit. c EPÜ ist als den Patentschutz<br />
einschränkende Ausnahmeregelung eng<br />
auszulegen. Ein Verfahren, das nur für die Diagnose<br />
relevante Zwischenergebnisse liefert, ist danach kein<br />
Diagnostizierverfahren und daher vom Patentschutz<br />
nicht ausgeschlossen. Ferner greift der Ausschluss<br />
nur dann, wenn sämtliche Schritte des Verfahrens am<br />
menschlichen oder tierischen Körper vorgenommen<br />
werden, einschließlich des Verfahrensschritts, der sich<br />
auf die deduktive human- oder veterinärmedizinische<br />
Entscheidungsphase bezieht, d. h. auf die Diagnose<br />
im strengen Sinne als rein geistige Tätigkeit. 30 Diese<br />
Voraussetzungen sah der Senat nicht als erfüllt an,<br />
wenn wie vorliegend der Gegenstand des Anspruchs<br />
lediglich einen EDV-gestützten Datenvergleich zweier<br />
durch Messungen gewonnener Datensätze betrifft;<br />
nämlich denjenigen der NO-Werte der Patienten mit<br />
Datensätzen gesunder Kontrollpersonen bzw. denjenigen<br />
der jeweiligen Patienten zu einem anderen Zeit-<br />
25 Vgl. BPatG, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung.<br />
26 Vgl. BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />
27 BPatG, Beschl. v. 30.11.2010 – 17 W (pat) 122/06.<br />
28 BPatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 3 Ni 17/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 88/11].<br />
29 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, insb. Gliederungspunkte 5 und 6.2.2 der Begründung; BGH, GRUR 2010, 1081-1083 f. – Kein Patentierungsausschluss<br />
für Therapie unterstützendes Verfahren; vgl. auch BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />
30 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Gliederungspunkte 6.2.3 und 6.4.4; abweichend BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong><br />
– 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11]; BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />
11
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
punkt, wobei ein erhöhter NO-Wert ein Anzeichen für<br />
eine akute Entzündung ist. Das streitgegenständliche<br />
Verfahren liefert damit durch bloßen Datenvergleich<br />
lediglich Hinweise auf eine (möglicherweise) durch<br />
eine Entzündung beeinträchtigte Lungenfunktion,<br />
nicht aber die konkrete Diagnose, und es werden nicht<br />
sämtliche Verfahrensschritte am menschlichen Körper<br />
vorgenommen, weil die Bestimmung der NO-Werte in<br />
den Atemluftproben und der Datenvergleich nicht am<br />
menschlichen Körper erfolgt.<br />
Abweichend von der Rechtsauffassung des 3. Senats<br />
und der Großen Beschwerdekammer ist nach Auffassung<br />
des 4. Senats 31 die Diagnose eines krankhaften<br />
Zustands gemäß Schritt iv bereits gegeben, wenn<br />
durch das Verfahren aufgrund der erhobenen Daten<br />
ein nicht normaler Zustand im Sinne von „nicht gesund“<br />
gegenüber den Normwerten dargestellt wird.<br />
Die Beteiligung eines Arztes ist nicht erforderlich, so<br />
dass auch automatisch ablaufende Verfahren oder<br />
Verfahren zur Selbstdiagnose unter das Patentierungsverbot<br />
fallen können.<br />
3. Stand der Technik und öffentliche<br />
Zugänglichkeit<br />
Der 3. Senat 32 hatte sich mit der Frage der Einbeziehung<br />
eines gattungsfremden StdT bei einem Streitpatent<br />
zu befassen, mit dem ein Verfahren zum Beschichten<br />
zweier Seiten einer einzelnen Glasscheibe<br />
oder Glasplatte in einem einzigen Durchgang durch<br />
eine Beschichtungsvorrichtung beansprucht war. Das<br />
zu lösende Problem bestand insb. darin, eine Transportmöglichkeit<br />
für ein frisch beschichtetes schweres<br />
Glassubstrat mit erheblichen Abmessungen zu<br />
finden, wobei vermieden werden sollte, dass die an<br />
der Unterseite der Glasplatte frisch aufgesputterte<br />
Beschichtung zerkratzt wird. Der Senat beschied, dass<br />
der angesprochene Fachmann, hier ein Diplomingenieur<br />
oder Diplomphysiker, der langjährige Erfahrung in<br />
der Beschichtungstechnik insbesondere von Glassubstraten<br />
hat und über besondere Kenntnisse hinsichtlich<br />
der Anwendung von Sputterprozessen verfügt, in<br />
seine Recherche auch solchen gattungsfremden StdT<br />
einbezieht, bei dem nach Art der sich dort stellenden<br />
Probleme vom Prinzip her Lösungen zu erwarten sind,<br />
wie er sie benötigt. 33 Er berücksichtigt deshalb als gattungsfremden<br />
StdT auch eine Druckschrift, die sich auf<br />
eine Glastransportlinie bei der Flachglasherstellung<br />
bezieht, obwohl sich diese auf das symmetrische Abschrecken<br />
von Glasplatten, die auf Walzen gefördert<br />
werden, und nicht auf die beidseitige Beschichtung<br />
bezieht.<br />
Nach st. Rspr. wird eine Vorrichtung bereits dadurch<br />
offenkundig, dass eine vorbehaltlose Lieferung der<br />
Vorrichtung an einen Dritten erfolgt. Denn wenn keine<br />
Geheimhaltungspflicht vereinbart und eine Geheimhaltung<br />
auch sonst nicht zu erwarten ist, ist in<br />
der Regel davon auszugehen, dass mit der Lieferung<br />
die Kenntnis von der Erfindung der Öffentlichkeit<br />
preisgegeben und die jedenfalls nicht fern liegende<br />
Möglichkeit geschaffen worden ist, dass beliebige<br />
Dritte – hier Mitarbeiter und Besucher der Werkstätten<br />
– von ihr Kenntnis nehmen konnten. 34 Nichts anderes<br />
kann nach Auffassung des 4. Senats 35 gelten, wenn<br />
statt der Vorrichtung ein Service-Handbuch geliefert<br />
wird, das die Beschreibung sämtlicher Details der Vorrichtung<br />
enthält. Nach dem in § 93 Abs. 1 Satz 1 PatG<br />
enthaltenen Grundsatz der freien Beweiswürdigung<br />
entscheidet das Patentgericht „nach seiner freien, aus<br />
dem Gesamtergebnis des Verfahrens gewonnenen<br />
Überzeugung“. Der Senat hatte sich insoweit mit der<br />
Frage der Beweiskraft mangelbehafteter Urkunden zu<br />
befassen. Diese sind nach § 419 ZPO der freien Beweiswürdigung<br />
unterstellt. Vorliegend sprach die Beklagte<br />
dem im Rahmen der Beweisaufnahme vorgelegten<br />
Original des Service-Handbuchs jegliche Beweiskraft<br />
ab, weil dieses teilweise aufgetrennt war und somit<br />
die theoretische Möglichkeit bestand, dass Seiten entnommen,<br />
hinzugefügt oder ausgetauscht sein könnten.<br />
Der Senat verwies jedoch darauf, dass das Gericht<br />
31 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11].<br />
32 BPatG, Urt. v. 9.8.<strong>2011</strong> – 3 Ni 19/08 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 123/11].<br />
33 BGH, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II.<br />
34 BGH, GRUR 1996, 747 ff. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem.<br />
35 BPatG, Urt. v 3.5.<strong>2011</strong> – 4 Ni 55/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 81/11].<br />
12
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
nach freier Überzeugung zu entscheiden hat, welche<br />
Auswirkungen diese äußeren Mängel der Urkunde auf<br />
die Beweiskraft haben. Danach kam der Senat aufgrund<br />
des Ergebnisses der Beweisaufnahme und der<br />
Zeugenvernehmung zu der festen Überzeugung, dass<br />
das noch zusammenhängende Service-Handbuch erst<br />
während des Verfahrens zur besseren Kopierbarkeit<br />
teilweise aufgetrennt worden war und bereits im Jahr<br />
1991 als – hier neuheitsschädlicher – StdT offenkundig<br />
geworden war.<br />
Der 3. Senat 36 hatte die Frage einer offenkundigen Vorbenutzung<br />
durch Vertrieb eines pharmazeutischen<br />
Erzeugnisses zu klären, hier eine solche für die orale<br />
Verabreichung in Form einer Hart- oder Weichgelatinekapsel<br />
oder einer Flüssigkeit, umfassend Eukalyptusöl<br />
und Orangenöl in kombinierter Form. Zum StdT zählte<br />
ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff eines Mischdestillats<br />
aus Eukalyptusöl, Orangenschalenöl, Myrtenöl<br />
und Zitronenöl. Der Senat führt aus, dass das In-Verkehr-Bringen<br />
eines pharmazeutischen Erzeugnisses<br />
nicht nur den Stoff als solchen, sondern auch dessen<br />
Zusammensetzung und Struktur der Öffentlichkeit zugänglich<br />
macht, sofern grundsätzlich die Möglichkeit<br />
einer Analyse besteht. Hierbei kann man in aller Regel<br />
davon ausgehen, dass analysierbare Erzeugnisse, die<br />
ohne Angabe ihrer Struktur auf dem Markt sind, auch<br />
analysiert werden, weil Dritte sich dafür interessieren,<br />
selbst wenn die Analyse einigen Aufwand erfordert. 37<br />
Dies gilt auf chemisch-pharmazeutischem Gebiet<br />
auch dann, wenn die Analyse zwar umfangreiche zeitund<br />
arbeitsaufwändige qualitative und quantitative<br />
Untersuchungen erfordert, für den Fachmann aber<br />
unter Zuhilfenahme der standardmäßig eingesetzten<br />
Methoden nach intensiveren Überlegungen ohne<br />
übermäßige, das durchschnittliche Können übersteigende<br />
Schwierigkeiten möglich ist.<br />
Bei einer geltend gemachten Vorbenutzung eines<br />
Leichtbau-Motorblocks im Rahmen eines durch die<br />
Bayerische Forschungsstiftung unterstützten Forschungsprojektes<br />
sagt allein die Tatsache, dass diese<br />
Stiftung das Projekt unterstützt hat, über die Zugänglichkeit<br />
der Ergebnisse für die Öffentlichkeit nichts<br />
aus. Der Einwand der fehlenden Neuheit infolge der<br />
offenkundigen Vorbenutzung konnte somit im Einspruchsverfahren<br />
vor dem 20. Senat 38 nicht durchgreifen,<br />
zumal die Einsprechende auch offen ließ, ob ein<br />
von ihr dazu vorgelegter Sachbericht lediglich ein interner<br />
Bericht war.<br />
Der 21. Senat 39 führt aus, dass es für die Beurteilung<br />
der Schutzfähigkeit einer Erfindung unschädlich ist,<br />
wenn in der Beschreibung der Patentanmeldung irrtümlich<br />
ein StdT als vorbekannt bezeichnet wird, welcher<br />
druckschriftlich nicht belegt ist und nach Aussage<br />
der Anmelderin internen StdT darstellt. Für die<br />
Beurteilung der Schutzfähigkeit ist nach st. Rspr. die<br />
tatsächliche Sach- und Rechtslage, insbesondere der<br />
StdT nach der objektiven Sachlage, und nicht die vom<br />
Erfinder zum Ausdruck gebrachte vermeintliche Lage<br />
entscheidend. 40<br />
36 BPatG, Urt. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 3 Ni 7/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 120/11].<br />
37 BGH, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 3 Rdnr. 127 m. w. N.<br />
38 BPatG, Beschl. v. 6.4.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 379/05.<br />
39 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 21 W (pat) 8/08.<br />
40 Vgl. BGH, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen.<br />
13
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit<br />
Neuheit<br />
Ein „Verfahren zur Bestimmung des Bindeverhaltens<br />
von an Ziel-Molekülen spezifisch an mindestens eine<br />
Bindungsstelle bindenden Liganden“ ist über funktionelle,<br />
austauschbare Begriffe von gattungsgemäßen<br />
Verfahren nach dem StdT nicht abgrenzbar. Die verwendeten<br />
funktionellen Begriffe „Liganden, Marker, Inhibitoren<br />
und Referenzsubstanzen“ für chemische Verbindungen,<br />
die sämtlich an die gleichen Ziel-Moleküle<br />
binden, sind im Wortsinn des Verfahrens austauschbare<br />
Begriffe, die eine stoffliche Unterscheidung nicht<br />
ermöglichen, so der 15. Senat. 41<br />
Erfinderische Tätigkeit<br />
Welches technische Problem durch eine Erfindung<br />
– hier ein Aufzugssystem – gelöst wird und ob eine<br />
beanspruchte Lösung auf einer erfinderischen Tätigkeit<br />
beruht, ist allein objektiv danach zu bestimmen,<br />
was die in den Patentansprüchen beanspruchte Erfindung<br />
gegenüber dem StdT tatsächlich leistet 42<br />
und was Niederschlag in den Merkmalen des Patentanspruchs<br />
gefunden hat, so der 1. Senat. 43 Für die<br />
Beurteilung können verschiedene Ausgangspunkte<br />
in Betracht zu ziehen sein. 44 Vermag die beanspruchte<br />
Lösung tatsächlich lediglich das Problem der Abnutzung<br />
und Verbesserung der Haltbarkeit des Seils<br />
bei unmittelbar auf der Treibscheibe aufliegenden<br />
Stahlseilen gegenüber dem StdT zu lösen, erschöpft<br />
sich die beanspruchte Lehre in dieser Optimierung<br />
des Aufzugssystems. Weitere, hiermit verbundene<br />
Verbesserungsmöglichkeiten – wie eine effektive<br />
Nutzung des zur Verfügung stehenden Platzes über<br />
einen breiten Bereich von Aufzugsanwendungen –<br />
waren nicht gegenständlich durch die Merkmale des<br />
Patentanspruchs angesprochen und blieben deshalb<br />
unberücksichtigt. Da nur eine Aggregation bekannter<br />
Komponenten für die Komplexe „Aufzug“, „Seil“ und<br />
„Maschine“ vorlag, verneinte der Senat eine Kombinationserfindung<br />
und stellte darauf ab, dass es sich<br />
um eine naheliegende Optimierung handelte.<br />
Auch wenn die Aufgabe in der Patentschrift als „neu“<br />
bezeichnet ist, rechtfertigt dies keine andere Bewertung:<br />
Zwar kann das als Aufgabe der Erfindung in der<br />
Patentschrift bezeichnete einen Hinweis auf das richtige<br />
Verständnis der beanspruchten technischen Lehre<br />
geben 45 und Hilfsmittel für die Ermittlung des objektiven<br />
technischen Problems sein. 46 Auch kann eine erfinderische<br />
Leistung der beanspruchten Lehre durchaus<br />
bereits bei der Erkenntnis der Ursache der Nachteile<br />
des Standes der Technik einsetzen. 47 Welches technische<br />
Problem durch eine Erfindung gelöst wird, ist<br />
aber allein objektiv zu bestimmen, so der 1. Senat in<br />
einer weiteren Entscheidung. 48<br />
Sieht der StdT zwei Möglichkeiten vor, Verpackungen<br />
(Chargen) zu Schichten mit unterschiedlichen Lagenbildern<br />
zusammenzustellen und dann auf einer<br />
Palette zu stapeln, so kommt es für die Beurteilung<br />
41 B PatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 15 W (pat) 15/06.<br />
42 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Tz. 18 – Fettsäurezusammensetzung;<br />
BGH, GRUR 2007, 1055, Tz. 28 – Papiermaschinengewebe.<br />
43 B PatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11], unter Hinweis auf<br />
BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />
§ 1 Rdnr. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 1 Rdnr. 101; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt<br />
[Az: X ZR 72/11]; BPatG, Urt. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11].<br />
44 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 20 – Fischbissanzeiger; BGH, GRUR 2009, 382, Tz. 51 – Olanzapin;<br />
BPatG, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung.<br />
45 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung.<br />
14
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
erfinderischer Tätigkeit nicht darauf an, ob das beanspruchte<br />
Verfahren über die Aufgabe einer homogenen<br />
Palettierung zusätzlich auch die Lösung weiterer<br />
objektiver Problemstellungen beinhaltet, so eine mit<br />
der erfindungsgemäßen Lösung verbundene größere<br />
Arbeitsgeschwindigkeit, wenn auch unter diesem Aspekt<br />
der StdT keine Anregung vermittelt, die ein Naheliegen<br />
des beanspruchten Verfahrens begründen und<br />
deshalb die Patentfähigkeit in Frage stellen könnte. 49<br />
Eine derartige Veranlassung fehlte vorliegend, so der<br />
1. Senat. 50<br />
Liegt die Kombination von Arzneimittelwirkstoffen<br />
– hier Taxol bzw. Taxotere und ihren Analoga<br />
und therapeutisch nützlichen Substanzen zur Behandlung<br />
neoplastischer Erkrankungen – für den<br />
Fachmann nahe, kann auch der von der Beklagten<br />
geltend gemachte synergistische Effekt nichts zur<br />
Begründung der erfinderischen Tätigkeit beitragen,<br />
so der 3. Senat. 51 Dem Einwand der Beklagten, der<br />
Fachmann habe derartige Kombinationen mit Taxotere<br />
mangels Zulassung von Taxotere und Angaben<br />
hierzu im StdT nicht in Erwägung gezogen, entgegnete<br />
der Senat, dass bereits Kombinationen von Taxotere<br />
mit weiteren Zytostatika vor dem Prioritätstag<br />
des Streitpatentes an transplantierten Tumoren<br />
bei Mäusen untersucht worden sind. Dies zeigt, dass<br />
die Fachwelt den noch nicht zugelassenen und bis<br />
dahin lediglich in der klinischen Phase I untersuchten<br />
Wirkstoff Taxotere für Kombinationen mit weiteren<br />
Zytostatika sehr wohl bereits in Betracht gezogen<br />
hat. Die Austestung eines Wirkstoffes unter<br />
verschiedenen Bedingungen im Labor, bevor weitere,<br />
aufwändige, teuere und mit einem hohen Risiko<br />
behafteten Studien an Menschen folgen, entspricht<br />
zudem üblicher Vorgehensweise im Zusammenhang<br />
mit der Suche nach geeigneten Arzneimitteln.<br />
Der 1. Senat 52 hatte die Patentfähigkeit einer Vorrichtung<br />
zu beurteilen, die mit einem Schlitz zum Entfernen<br />
einer Zecke aus der Haut eines Menschen oder Tieres<br />
versehen und wie abgebildet in den Abmessungen<br />
einer Kreditkarte (Länge 85 mm, Breite 54 mm, Dicke<br />
4 mm) ausgestaltet ist. Nach Angaben der Streitpatentschrift<br />
liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde<br />
eine Vorrichtung zu schaffen, die eine Person einfach<br />
mit sich tragen kann und die erfindungsgemäß „aus einem<br />
relativ steifen Material“ hergestellt ist. Ausgehend<br />
von einem StdT, der aus einem aus Kunststoff oder Metall<br />
bestehenden Blatt (12) besteht, aber abweichende<br />
Abmessungen (Länge 57 mm, Breite 12,7 mm, Dicke<br />
0,3 mm) aufweist und als Anhängsel oder integraler Teil<br />
einer anderen Vorrichtung, wie abgebildet, auszubilden<br />
ist, wie z. B. eines Taschenmessers oder eines Nagelschneiders,<br />
sah der Senat die erfindungsgemäße Lehre<br />
nicht als nahegelegt. Der Fachmann war aufgrund<br />
dieses StdT vielmehr davon abgehalten, die Lösung des<br />
Problems auf dem erfindungsgemäßen Weg zu suchen<br />
und die Abmessungen der Vorrichtung deutlich zu vergrößern,<br />
nämlich in den Abmessungen einer Kredit-<br />
46 BGH, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, m. w. N.<br />
47 BGH, GRUR 1985, 369 – Körperstativ.<br />
48 B PatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
49 BGH, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger.<br />
50 B PatG, Urt. v. 24.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11].<br />
51 B PatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verb. mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2003, 317 LS<br />
– Kosmetisches Sonnenschutzmittel, sowie BGH, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung.<br />
52 B PatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11].<br />
15
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
karte, und statt einer Integration in eine andere Vorrichtung<br />
einen eigenständigen Gegenstand zu schaffen,<br />
den der Benutzer einfach mit sich tragen kann, so dass<br />
er stets verfügbar ist. Auch ein zum StdT zählender<br />
Eiskratzer in Scheckkartengröße gab dem Fachmann<br />
keine Anregung, die abgebildete Vorrichtung in ihren<br />
Abmessungen zu verändern, sondern gerät erst rückschauend<br />
in Kenntnis der erfindungsgemäßen Lösung<br />
in den Blick des Fachmanns. Der Senat bejahte deshalb<br />
die erfinderische Tätigkeit und wies die Klage ab.<br />
Für die Prüfung, ob es sich bei der wegen fehlender erfinderischer<br />
Tätigkeit angegriffenen Lehre – hier einer<br />
mit weiteren Merkmalen ausgebildeten Vorrichtung<br />
zum elektrisch leitenden Verbinden von mindestens<br />
zwei elektrischen Geräten – um eine Kombinationserfindung<br />
oder um eine bloße Aggregation ohne erfinderische<br />
Qualität handelt, ist nicht darauf abzustellen, dass<br />
jedes Merkmal von den anderen Merkmalen abhängt. 53<br />
Relevantes Kriterium ist nach einer Entscheidung des<br />
4. Senats 54 vielmehr, ob die Einzelmerkmale sich gegenseitig<br />
beeinflussend, fördernd und ergänzend auf das<br />
Ziel hin wirken, ob sich also durch das funktionale Zusammenwirken<br />
der verschiedenen Merkmale eine über<br />
die bloße Addition hinausgehende Wirkung einstellt.<br />
Der Senat führte weiter aus, dass sich der Fachmann<br />
– ausgehend von der Problemstellung, die im StdT bekannten<br />
Vorrichtungen so zu gestalten, dass elektrische<br />
Geräte einfacher und sicherer miteinander verbunden<br />
werden können – gedanklich zunächst von den bereits<br />
vorhandenen Lösungen für seine spezielle Aufgabe befreien<br />
und sich auf dem gesamten Gebiet der elektrischen<br />
Verbindungsvorrichtungen umschauen musste,<br />
um als Ausgangspunkt eine geeignete Verteiler- oder<br />
Anschlussdose zu wählen und im nächsten Schritt die<br />
Montagefreundlichkeit erfindungsgemäß zu optimieren.<br />
Der Senat wies die Nichtigkeitsklage ab.<br />
Ein Naheliegen kann auch auf die Kombination von<br />
drei Druckschriften gestützt werden, auch wenn ausgehend<br />
vom objektiv gelösten Problem des Streitpatents<br />
dessen Bewältigung ohne die Kenntnis eines<br />
durch zwei Druckschriften nachgewiesenen Standes<br />
der Technik als Ausgangspunkt nicht möglich ist. Eine<br />
angeregte Rechtsbeschwerde ließ der Senat nicht zu,<br />
da eine formale Einschränkung des Standes der Technik<br />
auf eine bestimmte Anzahl von Druckschriften<br />
zum Nachweis des Naheliegens einer Erfindung gesetzlich<br />
nicht vorgesehen ist. 55<br />
Der 9. Senat 56 sieht ein Sitzpolster bei einem Fahrzeugsitz<br />
durch die Zusammenschau zweier Druckschriften<br />
nahegelegt, auch wenn zwischen den jeweiligen Veröffentlichungen<br />
ein Zeitraum von 30 Jahren liegt. Da<br />
das Patentgesetz eine qualitative Abstufung bei der<br />
Berücksichtigung des Standes der Technik nicht kennt,<br />
kann das Alter einer Druckschrift allenfalls als Beweisanzeichen<br />
gewertet werden. 57 Im vorliegenden Fall<br />
verkörperte aber die ältere Druckschrift unbestritten<br />
den Ausgangspunkt der Erfindung und das dort angesprochene<br />
Problem der Durchblutungsstörungen in<br />
Beinen durch ungeeignete Sitzpolster wurde von den<br />
Erkenntnissen und Materialien der jüngeren Druckschrift<br />
gelöst.<br />
Die Merkmale eines flammenlosen Brenners mit den<br />
Merkmalen eines Flammenbrenners zu kombinieren<br />
liegt nahe, wenn der flammenlose Brenner in einer<br />
Druckschrift ausdrücklich als Weiterentwicklung eines<br />
Flammenbrenners gemäß einer anderen Druckschrift<br />
bezeichnet wird und darüber hinaus sowohl<br />
mit als auch ohne Flamme betrieben werden kann,<br />
was nach der jüngeren Druckschrift nicht vom Design<br />
des Brenners, sondern lediglich von den eingestellten<br />
Betriebsparametern abhängt. 58<br />
53 BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II.<br />
54 B PatG, Urt. v. 1.12.2010 – 4 Ni 60/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 28/11]; siehe hierzu auch BPatG, Urt. v. 24.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/10,<br />
Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11]; BPatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11].<br />
55 B PatG, Beschl. v. 27.7.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 314/06.<br />
56 B PatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 387/05.<br />
57 Siehe Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnrn. 135-137.<br />
58 B PatG, Beschl. v. 12.10.2010 – 12 W (pat) 313/06.<br />
16
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Der 17. Senat 59 hatte in einem Verfahren zur dynamischen<br />
Generierung strukturierter Dokumente keine<br />
patentfähige Erfindung i. S. d. § 1 Abs. 1 PatG gesehen,<br />
der BGH 60 hatte auf die zugelassene Rechtsbeschwerde<br />
den angegriffenen Beschluss aufgehoben und dem<br />
beanspruchten Verfahren sowohl technische Natur<br />
zugebilligt als auch festgestellt, dass es nicht als Programm<br />
für Datenverarbeitungsanlagen nach § 1 Abs. 3<br />
Nr. 3 i. V. m. Abs. 4 vom Patentschutz ausgeschlossen ist.<br />
Der 17. Senat 61 hatte sich deshalb erneut mit der Sache<br />
zur weiteren Prüfung der Patentfähigkeit zu befassen.<br />
Danach wird das technische Problem, auf einem Vermittlungsrechner<br />
mit beschränkten Ressourcen ein<br />
von einem Client angefordertes strukturiertes Dokument<br />
dynamisch zu generieren, dadurch gelöst, dass<br />
anstelle einer Java virtuell Machine eine weniger rechen-<br />
und speicherplatzaufwändige spezielle „schlankere<br />
Softwareimplementierung“ zum Einsatz kommt.<br />
Der 17. Senat erkennt an, dass alle Merkmale des umfangreichen<br />
Anspruchs 1 zur Lösung der technischen<br />
Problemstellung beitragen und daher auch bei der<br />
Prüfung von Neuheit und erfinderischer Tätigkeit zu<br />
berücksichtigen sind. Das Verfahren ist dennoch nahe<br />
gelegt.<br />
Durchschnittsfachmann<br />
Der maßgebliche Fachmann ist derjenige, dem üblicherweise<br />
die Lösung der gestellten Aufgabe übertragen<br />
wird. 62 Deshalb ist als Fachmann nach Auffassung<br />
des 3. Senats 63 im Hinblick auf die Lehre des Streitpatents,<br />
welche ein Bügeleisen mit einer metallischen<br />
Sohlenplatte und einer reibungsmindernden Schicht<br />
(anti-friction layer) betrifft, ein berufserfahrener Verfahrensingenieur<br />
oder ein Chemiker im Bereich der<br />
Beschichtungstechnologie anzusehen, der bei der Entwicklung<br />
von Bügeleisen in einem Team aus mehreren<br />
Fachleuten zusammenarbeitet. Nicht maßgeblich ist ein<br />
Hochschul- oder Fachhochschul-Ingenieur der Fachrichtung<br />
Maschinenbau, da dieser lediglich die Anforderungen<br />
bestimmt, die von dem vorgenannten Fachmann<br />
technisch umzusetzen sind. 64 Den von der Beklagten zu<br />
ihrer gegenteiligen Auffassung angebotenen Beweisen<br />
war nicht nachzugehen, da es sich bei der Bestimmung<br />
des zuständigen Fachmanns im Wesentlichen um eine<br />
vom Gericht zu beurteilende Rechtsfrage handelt, die<br />
der Klärung durch Zeugenbeweis nicht zugänglich ist. 65<br />
Zwar muss die Bestimmung des Fachmanns stets auf<br />
tatsächlichen Feststellungen beruhen. 66 Der mit fachkundigen<br />
Mitgliedern besetzte Senat besitzt jedoch<br />
selbst die erforderliche Sachkunde für die Beurteilung<br />
der Frage, wer am Prioritätstag üblicherweise in der<br />
gewerblichen Praxis – und losgelöst von den unter Beweis<br />
gestellten tatsächlichen Verhältnissen bei der Beklagten<br />
– mit der Entwicklung und Weiterentwicklung<br />
patentgemäßer Gegenstände befasst war bzw. auf dem<br />
hier einschlägigen technischen Gebiet über die Kompetenz<br />
verfügte, um mit der Lösung der patentgemäßen<br />
Aufgabenstellung beauftragt zu werden. Der Einholung<br />
des angebotenen Sachverständigengutachtens bedurfte<br />
es deshalb nicht.<br />
Als Durchschnittsfachmann für ein Fahrzeug im Automobil-Rennsport<br />
sieht der 9. Senat 67 einen Dipl.‐Ing.<br />
(FH) der Fachrichtung Fahrzeugtechnik, der in der<br />
Fahrzeugkonstruktion tätig ist. Aufgrund seines nachgewiesenen<br />
Fachwissens strebt er bei der konstruktiven<br />
Auslegung eines Fahrzeugs für den Automobil-<br />
Rennsport eine Schwerpunktlage an, die mit einem<br />
„Massenschwerpunkt“ in Mitte des Radstandes die<br />
physikalische Voraussetzung dafür ist, dass maximale<br />
Kurvengeschwindigkeiten möglich sind. Der Fachmann<br />
berücksichtigt dabei auch sich ständig verändernde<br />
Massen, wie z. B. den Tankinhalt, der einen<br />
erheblichen Teil des Gesamtgewichts eines Rennwa-<br />
59 BPatG, Beschl. v. 17.1.2008 – 17 W (pat) 71/04.<br />
60 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />
61 B PatG, Beschl. v. 28.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 71/04.<br />
62 BGH, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; BGH, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II;<br />
vgl. Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnr. 48.<br />
63 BPatG, Urt. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 3 Ni 1/11 (EP).<br />
64 BGH, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger.<br />
65 BGH, GRUR 2006, 663, Rdnr. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche.<br />
66 BGH, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
67 B PatG, Beschl. v. 20.4.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 10/10.<br />
17
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
gens ausmacht. Den Gesamtschwerpunkt unter Berücksichtigung<br />
des Tankinhalts durch geeignete konstruktive<br />
Maßnahmen in der Mitte des Radstandes zu<br />
halten, ist daher für den Durchschnittsfachmann eine<br />
bei sachgerechter Anwendung seines einschlägigen<br />
Fachwissens naheliegende Maßnahme.<br />
Als zuständiger Fachmann für die Aufgabe der Verbesserung<br />
pharmazeutischer Zusammensetzungen<br />
für die Krebstherapie ist ein Team aus zumindest einem<br />
Pharmakologen und einem auf dem Gebiet der<br />
Onkologie forschenden Mediziner mit langjähriger Erfahrung<br />
auf dem Gebiet der Krebstherapie bzw. in der<br />
Entwicklung von onkologischen Arzneimitteln anzusehen,<br />
so der 3. Senat. 68<br />
Die Zuziehung eines Experten oder sonst besser qualifizierten<br />
Fachmanns oder die Einholung von entsprechenden<br />
Erkundigungen kann vom zuständigen<br />
Fachmann erwartet werden, wenn er aufgrund seiner<br />
eigenen Sachkunde erkennen kann, dass er die<br />
Lösung auf einem anderen Gebiet finden kann, so der<br />
Nach Art. 10 der Verordnung (EG) Nr. 469/2009 über<br />
das ergänzende Schutzzertifikat für Arzneimittel (im<br />
folgenden VO) i. V. m. § 49 a Abs. 2 PatG ist ein Zertifikat<br />
zu erteilen, wenn die Anmeldung und das gegenständliche<br />
Erzeugnis die in der Verordnung genannten<br />
Voraussetzungen erfüllen. Art. 4 der VO beschreibt den<br />
Schutzgegenstand des Schutzzertifikates für Arzneimittel.<br />
Danach erstreckt sich der durch das Zertifikat<br />
gewährte Schutz allein auf das Erzeugnis i. S. v. Art. 1 (b)<br />
der VO, das von der Genehmigung für das Inverkehrbringen<br />
als Arzneimittel erfasst wird, d. h. auf den<br />
Wirkstoff oder die Wirkstoffzusammensetzung eines<br />
Arzneimittels in den Grenzen des durch das Grundpatent<br />
gewährten Schutzes. 70 Nach Art. 3 (a) der VO<br />
ist ferner Voraussetzung, dass zum Zeitpunkt der Anmeldung<br />
das Erzeugnis durch ein in Kraft befindliches<br />
Grundpatent geschützt ist. Bei der Prüfung, ob dies der<br />
Fall ist, ist auf den gesamten Schutzbereich des Grundpatents<br />
abzustellen und nicht allein auf dessen Gegenstand.<br />
71 Entsprechend hat der BGH auf den jeweils<br />
geltenden Schutzbereich des Grundpatents abgestellt,<br />
also für deutsche Grundpatente auf § 14 PatG und für<br />
europäische Grundpatente auf Art. 69 EPÜ in Verbindung<br />
mit dem Auslegungsprotokoll zu Art. 69 EPÜ. 72 In<br />
einem Fall des 15. Senats 73 waren danach das zugelassene<br />
Erzeugnis Tenofovir Disoproxil und dessen Salze,<br />
insb. das Fumarat, Hydrate, Tautomere und Solvate, in<br />
Kombination mit weiteren therapeutischen Bestandteilen<br />
durch das in Kraft befindliche Grundpatent geschützt,<br />
Art. 3 (a) der VO, so dass das Schutzzertifikat<br />
zu erteilen war.<br />
Das von der Klägerin mit der Nichtigkeitsklage angegriffene<br />
Streitzertifikat für „Escitalopram oder dessen<br />
nicht-toxische Säure-Additionssalze, einschließlich<br />
10. Senat. 69 II. Ergänzende Schutzzertifikate<br />
68 B PatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010,<br />
607, 611, Tz. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Tz. 27 – Escitalopram; GRUR 2007,<br />
404, 406, Tz. 26 – Carvedilol II; ebenso Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU).<br />
69 B PatG, Urt. v. 16.9.2010 – 10 Ni 13/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 26/11] unter Hinweis auf BGH, GRUR 1986,<br />
798, 799 – Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung.<br />
70 Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006), § 16 a Rdnr. 10.<br />
71 EuGH, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Rdnr. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit<br />
für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1. Aufl. (1993), Seite 68, Ziffer 7, Seite 57, Ziffer 1-4.<br />
72 BGH, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />
§ 16 a Rdnr. 18; Busse/Hacker, PatG, 6. Aufl. (2003), Anh. zu § 16a Rdnr. 24.<br />
73 BPatG, Beschl. v. 12.5.<strong>2011</strong> – 15 W (pat) 24/07.<br />
18
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Escitalo pramoxalat“ war bereits in einem früheren<br />
Klage verfahren ohne Beteiligung der Klägerin wegen<br />
Verstoßes gegen Art. 3 Buchst. d) AMVO erfolglos angegriffen<br />
worden. Der BGH hatte in seiner Entscheidung<br />
„Escitalopram“ 74 die entsprechende Klage mit der Begründung<br />
zurückgewiesen, dass das im Razemat Citalopram<br />
enthaltene R-Enantiomer Escitalopram als Stoff<br />
mit arzneilicher Wirkung weder eine Verunreinigung 75<br />
noch einen Hilfs- oder Zusatzstoff 76 des Razemats<br />
darstellt, sondern ein anderer Wirkstoff ist, jedenfalls<br />
aber eine andere Wirkstoffzusammensetzung. Damit<br />
handelt es sich bei dem Enantiomer und dem Razemat<br />
um zwei unterschiedliche Erzeugnisse im Sinne<br />
der Verordnung (EG) Nr. 469/2009, so dass auch die<br />
arzneimittelrechtliche Genehmigung für ein Arzneimittel,<br />
das als Wirkstoff eine chemische Verbindung<br />
als Razemat enthält, der Erteilung eines ergänzenden<br />
Schutzzertifikats für ein Arzneimittel, das als Wirkstoff<br />
ein Enantiomer der Verbindung enthält und Gegenstand<br />
einer späteren arzneimittelrechtlichen Genehmigung<br />
sowie eines eigenen Stoffpatents ist, nicht<br />
entgegensteht. Die Klägerin hatte dagegen geltend<br />
gemacht, das Enantiomer Escitalopram besitze gegenüber<br />
dem Razemat keine eigenständige arzneiliche<br />
Wirksamkeit, weshalb es sich bei beiden um dasselbe<br />
Erzeugnis i. S. v. Art. 1 Buchst. b) AMVO handele und<br />
auch für das Enantiomer Escitalopram auf die erste<br />
Genehmigung für das Inverkehrbringen des Razemats<br />
Citalopram aus dem Jahr 1996 abzustellen sei. Die Beklagte<br />
hatte sich u. a. auf neue Fakten zur arzneilichen<br />
Wirkung von Escitalopram und Citalopram gestützt.<br />
Der 3. Senat 77 folgte dem nicht und wies die Klage als<br />
unbegründet zurück. Aus der Gesamtschau der im Verfahren<br />
befindlichen Druckschriften und Dokumente<br />
konnte der Senat nicht mit der erforderlichen Eindeutigkeit<br />
erkennen, dass die in den betreffenden Zulassungen<br />
als pharmakologisch aktive bzw. als arzneilich<br />
wirksam bezeichneten Bestandteile Escitalopram und<br />
Citalopram die gleiche therapeutische Wirkung besitzen,<br />
dass es sich also um das gleiche Erzeugnis i. S. d.<br />
Art. 1 Buchst. b) AMVO handelt. Der Senat folgte auch<br />
nicht der Anregung der Klägerin, das Verfahren gemäß<br />
Art. 267 AEUV auszusetzen und im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens<br />
dem Europäischen Gerichtshof<br />
vorzulegen, da er keine ungeklärten Fragen zur Auslegung<br />
der AMVO erkennen konnte.<br />
III. Verfahren vor dem DPMA<br />
1. Anmeldetag<br />
Für den Anmeldetag ist nach § 35 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1<br />
PatG der Zeitpunkt maßgeblich, an dem die Anmeldeunterlagen<br />
beim DPMA eingegangen sind und nicht<br />
derjenige, an dem sie vom Anmelder abgesandt wurden.<br />
In einem Fall des 7. Senats 78 wies das Faxgerät des<br />
DPMA einen Eingangszeitpunkt nach Mitternacht aus,<br />
während die Anmelderin angab, den OK-Status über<br />
die vollständige Übertragung der übersandten Seiten<br />
vom Faxgerät des DPMA vor Mitternacht erhalten zu<br />
haben. Die Anmelderin konnte allerdings den Gegenbeweis<br />
durch einen glaubwürdigen Zeugen erbringen,<br />
der den Zeitpunkt der Übersendung des OK-Status<br />
vom Faxgerät des DPMA anhand einer Funkuhr und<br />
zusätzlich anhand der Atomzeituhr der Physikalisch-<br />
Technischen Bundesanstalt im Internet festgestellt<br />
hatte.<br />
2. Teilung der Anmeldung<br />
Es liegt keine Verletzung des rechtlichen Gehörs vor,<br />
wenn eine verfahrensgegenständliche Teilanmeldung,<br />
deren Unterlagen mit den ursprünglichen Unterlagen<br />
74 BGH, GRUR 2010, 123 – Escitalopram.<br />
75 Hierzu EuGH, Slg. 2001, 3643 Rdnr. 29 = GRUR Int 2001, 754 – BASF/Bureau voor de Industriële Eigendom<br />
[Chloridazon].<br />
76 Hierzu EuGH, Slg. 2006, I-4107 Rdnr. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW 2006, 408 – Massachusetts Institute of<br />
Technology [Polifeprosan].<br />
77 BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II.<br />
78 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 7 W (pat) 35/10.<br />
19
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
keiner Wiederholung 80 , soweit sie den Gegenstand<br />
der Trennanmeldung betreffen und die Prüfungsstelle<br />
davon ausgehen konnte, dass der Anmelder den gerügten<br />
Mangel der Trennanmeldung zuordnet 81 , so der<br />
19. Senat. 82<br />
der Stammanmeldung vollständig übereinstimmen,<br />
ohne einen vorausgehenden Prüfungsbescheid durch<br />
Beschluss zurückgewiesen wird, nachdem im Verfahren<br />
über die Stammanmeldung bereits durch Prüfungsbescheid<br />
die Patentansprüche als nicht patentfähig<br />
beanstandet wurden. Zwar ist die abgetrennte<br />
Anmeldung nach Beendigung des Schwebezustandes<br />
nach § 39 Abs. 3 PatG zu einer eigenständigen, von der<br />
Stammanmeldung unabhängigen Patentanmeldung<br />
erstarkt. Auch sind dem Patentsucher gemäß § 48<br />
Satz 2 i. V. m. § 42 Abs. 3 Satz 2 PatG vor der Zurückweisung<br />
seiner Anmeldung die Umstände mitzuteilen, auf<br />
welche die Zurückweisung gestützt werden soll. Eines<br />
vorausgehenden Prüfungsbescheides bedurfte es aber<br />
dennoch nicht. Denn das Verfahren der Teilanmeldung<br />
ist nach der Beendigung des Schwebezustandes in<br />
der Verfahrenslage weiterzubehandeln, in der sich die<br />
Stammanmeldung vor der Teilung befand. 79 Bis zur<br />
Teilungserklärung ergangene Verwaltungsakte im Verfahren<br />
der Stammanmeldung und somit Prüfungsbescheide<br />
des Patentamts gelten danach grundsätzlich<br />
auch im Verfahren der Teilanmeldung und bedürfen<br />
Anders als in den Verfahren über Teilungs- oder Ausscheidungsanmeldungen<br />
haben Bescheide und Verwaltungsakte<br />
des DPMA, die vor Einreichung einer<br />
Zusatzanmeldung gemäß § 16 Abs. 1 Satz 2 PatG in<br />
Bezug auf die Hauptanmeldung ergangen sind, keine<br />
Geltung für das Verfahren über die Zusatzanmeldung.<br />
Das folgt aus dem notwendigen materiellen Unterschied<br />
zwischen Haupt- und Zusatzanmeldung, die<br />
einen späteren Anmeldetag aufweist und ihrer Natur<br />
nach jedenfalls als eine teilweise andere Erfindung<br />
angelegt ist, während die Teil- und Ausscheidungsanmeldungen<br />
rechtlich als Fortsetzung des bereits<br />
anhängigen Erteilungsverfahrens über die Stammanmeldung<br />
behandelt werden. 83 Es verletzt daher den<br />
Anspruch des Zusatzanmelders auf rechtliches Gehör,<br />
wenn die Prüfungsstelle die Zusatzanmeldung zurückweist,<br />
ohne dem Anmelder – sei es im Wege eines<br />
Prüfungsbescheides gemäß § 45 PatG, sei es im Wege<br />
einer Anhörung gemäß § 46 Abs. 1 PatG – Gelegenheit<br />
zu geben, sich zu den Beanstandungen zu äußern, mit<br />
denen die Zurückweisung begründet wird. Das gilt<br />
auch dann, wenn die Zusatzanmeldung aus denselben<br />
Gründen zurückgewiesen wird, aus denen bereits die<br />
Hauptanmeldung beanstandet worden war, so der<br />
20. Senat. 84 Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr<br />
nach § 80 Abs. 3 wurde deshalb angeordnet.<br />
3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung<br />
Aussagen in der Beschreibung, wonach eine Kombination<br />
von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche<br />
auch abweichend von den gewählten Rückbeziehungen<br />
der Patentansprüche möglich ist, sind keine<br />
79 Vgl. amtl. Begr. zum GPatG, BlPMZ 1979, 284; BGH, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (für die Ausscheidung).<br />
80 Vgl. Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 39 Rdnrn. 51, 52.<br />
81 BPatG, Beschl. v. 20.6.2006 – 8 W (pat) 4/04; BPatGE 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter.<br />
82 BPatG, Beschl. v. 2.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 75/09.<br />
83 BGH, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler.<br />
84 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 20 W (pat) 20/09.<br />
20
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Widersprüche zwischen den Patentansprüchen und<br />
der Beschreibung, die dazu führen, dass unklar ist, was<br />
als patentfähig unter Schutz gestellt werden soll und<br />
die eine Zurückweisung der Anmeldung rechtfertigen<br />
könnten. Der 12. Senat 85 führt aus, dass die Anmelderin<br />
auch weitere Merkmale aus der Beschreibung in den<br />
Patentanspruch 1 aufnehmen kann, wenn dadurch<br />
die Lehre des Anspruchs auf eine engere Lehre eingeschränkt<br />
wird, und die weiteren Merkmale in der<br />
Beschreibung als zur beanspruchten Erfindung gehörend<br />
zu erkennen waren. 86 Dies ist völlig ohne Rückgriff<br />
auf die Unteransprüche und somit auch abweichend<br />
von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche<br />
möglich.<br />
Patentansprüche, die eine Speicherschaltungskomponente<br />
(DRAM-Vorrichtung) beanspruchen, sind unzulässig,<br />
wenn damit ein Merkmal beansprucht wird,<br />
welches nach der ursprünglichen Offenbarung der<br />
Anmeldung Merkmal eines gesamten Bussystems,<br />
nicht aber Merkmal der Speicherschaltungskomponente<br />
ist. Das Merkmal betraf Eingangsschaltkreise<br />
zum Empfangen von Daten und eines Empfangstaktes<br />
und Sendeschaltkreise zur Übertragung von Lesedaten.<br />
Ein auf ein System aus Bus und DRAM-Vorrichtung<br />
gerichteter Anspruch war danach zulässig, aber<br />
nicht patentfähig. 87<br />
In einem Fall des 19. Senats 88 war fraglich, ob in einer<br />
Zeichnung eines Rotationslinearantriebes Sensoren<br />
erkennbar waren. Der Senat verneinte dies, da die<br />
Zeichnung keinerlei zeichnerisch dargestellte Details<br />
aufwies und der Fachmann ohne einen erläuternden<br />
Text die Merkmale nicht unmittelbar und eindeutig<br />
erkennen konnte. 89<br />
In einem weiteren Fall des 19. Senats 90 , der bei einem<br />
elektrischen Widerstandsheizelement Wabenkörper<br />
mit gleichbleibendem Kanalquerschnitt betraf, wurde<br />
dieses Merkmal als erfindungswesentlich offenbart<br />
angesehen, da die zeichnerische Darstellung die<br />
Beschreibung der wesentlichen Herstellungsschritte<br />
ergänzt und es wegen der Gleichwertigkeit von Beschreibung<br />
und Zeichnungen der Anmeldeunterlagen<br />
als Offenbarungsmittel 91 unschädlich ist, wenn die Beschreibung<br />
den Effekt eines sich aus dem offenbarten<br />
Herstellungsverfahren ergebenden gleichbleibenden<br />
Kanalquerschnitts nicht ausdrücklich erwähnt.<br />
4. Patentkategorie<br />
Bei einem „Verfahren zur Mikrowellen-Ablenkung mit<br />
Miniatur-Dipolen eines frequenten Energiefeldes“<br />
sind Merkmale für die Beurteilung der Patentfähigkeit<br />
unbeachtlich, die sich auf Wirkungen beziehen, die<br />
jedem Dipol immanent sind und die dem Fachmann<br />
keine Anweisungen zur Ausgestaltung des Verfahrens<br />
geben. Das Verfahren ist daher nicht neu, so der<br />
20. Senat. 92 Eine andere Beurteilung ergibt sich auch<br />
dann nicht, wenn man von der Beanspruchung einer<br />
Vorrichtung zur Durchführung des mit dem Patentanspruch<br />
1 gelehrten Verfahrens ausgeht. Auch in diesem<br />
Fall ist die an den Fachmann gerichtete Lehre reduziert<br />
auf einen beliebigen Dipol, der in seiner räumlichkörperlichen<br />
Ausbildung nicht weiter eingeschränkt<br />
ist. Bei Annahme einer Verwendung lässt sich der<br />
Wirkzusammenhang zwischen Dipol und frequentem<br />
Energiefeld nicht erschließen und der Fachmann kann<br />
nicht feststellen, ob damit die erfindungsgemäße Aufgabe<br />
(Richtungsänderung der Wellen-Energie bzw.<br />
Hervorrufen einer neutralen Zone) gelöst ist. 93 Die Lehre<br />
ist danach nicht ausführbar i. S. v. § 34 Abs. 4 PatG.<br />
5. Umschreibung, Rechtsnachfolge<br />
Die bisher am Verfahren vor dem DPMA beteiligte Anmelderin,<br />
deren Rechtspersönlichkeit nach formwechselnder<br />
Umwandlung (vgl. § 202 Abs. 1 Nr. 1 UmwG)<br />
85 BPatG, Beschl. v. 10.11.<strong>2011</strong> – 12 W (pat) 23/07.<br />
86 BGH, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze.<br />
87 BPatG, Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 47/09.<br />
88 BPatG, Beschl. v. 6.12.2010 – 19 W (pat) 21/07.<br />
89 Vgl. BGH, GRUR 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument.<br />
90 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 19 W (pat) 30/07.<br />
91 Vgl. BGH, GRUR 2010, 599, 601 – Formteil.<br />
92 BPatG, Beschl. v. 21.3.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 45/07.<br />
93 BPatG, Urt. v 18.3.1999 – 3 Ni 18/98 (EU), BPatGE 41, 120 – Kernmaterial.<br />
21
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
unverändert ist, und die deshalb als bisher Beteiligte<br />
zulässig Beschwerde nach § 74 PatG eingelegt hat,<br />
bleibt auch nach späterer Umschreibung des Registers<br />
auf den Rechtsnachfolger am Verfahren beteiligt, da<br />
§ 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO auch im Anmeldebeschwerdeverfahren<br />
entsprechend anwendbar ist, so der 21. Senat.<br />
94 § 265 Abs. 2 ZPO dient nämlich nicht nur dem<br />
Schutz des Gegners der Partei, auf deren Seite eine<br />
Änderung der sachlichen Legitimation eintritt, sondern<br />
auch der Ökonomie des Verfahrens 95 , so dass dieses<br />
unbeeinflusst von einer materiellen Änderung der<br />
Inhaberschaft an dem streitbefangenen Gegenstand<br />
mit dem bisherigen Beteiligten fortgesetzt werden<br />
kann. Auch in dem nicht als Streitverfahren ausgestalteten<br />
patentrechtlichen Eintragungs- und Anmeldebeschwerdeverfahren<br />
findet § 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO<br />
deshalb entsprechende Anwendung. Es entspricht<br />
der Verfahrensvereinfachung, wenn die mit dem Beschwerdeverfahren<br />
bereits vertraute Anmelderin das<br />
Verfahren weiterführen kann, obwohl im Patentregister<br />
bereits die Rechtsnachfolgerin eingetragen ist, zumal<br />
die Anmelderin auch nach dem Rechtsübergang<br />
an der Weiterführung des Eintragungsverfahrens ein<br />
besonderes Interesse haben kann.<br />
Der 35. Senat 96 hatte sich mit einer Beschwerde zu<br />
befassen, mit der die Aufhebung einer „Umschreibungs-Mitteilung“<br />
der Gebrauchsmusterstelle und<br />
die Rückgängigmachung einer Umschreibung eines<br />
Gebrauchsmusters geltend gemacht wurden. Diese<br />
sei zu Unrecht erfolgt. Ein Rechtsübergang habe nicht<br />
stattgefunden. Zudem sei gegen wesentliche Regelungen<br />
der patentamtlichen Umschreibungsrichtlinien<br />
verstoßen worden. Die Gebrauchsmusterstelle des<br />
DPMA hatte auf dieses als „Widerspruch gegen die<br />
Umschreibung“ bezeichnete Begehren zunächst mit<br />
einem Bescheid einer Beamtin im gehobenen Dienst<br />
darauf verwiesen, es sei nichts zu veranlassen, da es<br />
zur beantragten Rückumschreibung der Vorlage einer<br />
Umschreibungsbewilligung des gegenwärtigen<br />
als Inhaber eingetragenen Antragsgegners oder eines<br />
rechtskräftigen „Urteils zur Rückübertragung“ bedürfe.<br />
Nachdem die Beschwerdeführerin auf Anfrage des<br />
DPMA mitgeteilt hatte, dass ihr „Widerspruch“ als<br />
„Beschwerde“ anzusehen sei, verfügte die Leitung der<br />
Gebrauchsmusterstelle die Vorlage der Akten an das<br />
BPatG. Der 35. Senat äußerte zunächst Bedenken, dass<br />
es sich bei der „Umschreibungs-Mitteilung“ der Gebrauchsmusterstelle<br />
oder der ihr zugrunde liegenden<br />
Umschreibungsverfügung um einen Beschluss handelt,<br />
gegen den die vorliegende Beschwerde in statthafter<br />
Weise gerichtet werden kann. 97 So ist auch eine<br />
auf Rückumschreibung der Umschreibung gerichtete<br />
Eingabe regelmäßig als Antrag auszulegen, zu dessen<br />
Bearbeitung dieselbe Stelle oder Abteilung des DPMA<br />
berufen ist, die die beanstandete Umschreibung vorgenommen<br />
hat und nicht als Beschwerde. Hierfür finden<br />
sich auch zahlreiche Belege aus der einschlägigen<br />
Rspr. 98 Der Senat sah deshalb den Bescheid der Beamtin<br />
im gehobenen Dienst als den maßgeblichen angefochtenen<br />
Beschluss im materiellen Sinne, da er eine abschließende<br />
Regelung einer Stelle des DPMA darstellt,<br />
mit der in (Verfahrens-) Rechte der Verfahrensbeteiligten<br />
eingegriffen wird. 99 Die Beschwerde führte gemäß<br />
§ 18 Abs. 2 GebrMG i. V. m. § 79 Abs. 3 Nr. 3 PatG zur Aufhebung<br />
des angefochtenen Bescheides (Beschlusses)<br />
und zur Zurückverweisung der Sache an das DPMA,<br />
da dieses entgegen §§ 8 Abs. 4, 10 Abs. 1 GebrMG noch<br />
nicht in der Sache selbst entschieden hat. Der Senat<br />
wies darauf hin, dass von der Gebrauchsmusterstelle<br />
jene Voraussetzungen für eine Rückumschreibung<br />
zu prüfen sind, wie sie der BGH in seiner „Marpin“-<br />
Entscheidung 100 skizziert hat, wonach die Rückgängigmachung<br />
einer Umschreibung in Betracht kommt,<br />
wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die<br />
Rechtskraft einer gerichtlichen Entscheidung im Wege<br />
einer Wiederaufnahme des Verfahrens beseitigt wer-<br />
94 BPatG, Beschl. v. 13.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 16/09, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2000, 892 – MTS.<br />
95 BGH, GRUR 2008, 87 ff. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren.<br />
96 BPatG, Beschl. v. 14.4.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 26/10.<br />
97 A. A. wohl: Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 8 Rdnr. 92; BPatG, BlPMZ 2006, 67 ff.<br />
98 BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin; BPatGE 46, 92 – Umschreibung einer Marke; BPatGE 50, 54 – Markenumschreibung.<br />
99 BPatGE 26, 152, 153; BPatGE 50, 1, 3 – Mischvorrichtung; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 47 Rdnr. 4.<br />
100 BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin.<br />
22
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
den könnte. 101 Gleichzeitig wies der Senat aber auch<br />
darauf hin, dass der Rahmen der rechtlichen Nachprüfung<br />
durch die Gebrauchsmusterstelle – anders als im<br />
Rahmen einer Umschreibungsbewilligungsklage vor<br />
den ordentlichen Gerichten – nicht allzu weit zu ziehen<br />
ist, da auch für den Antrag auf Rückumschreibung<br />
eine umfassende Prüfung nicht dem Wesen eines Registerverfahrens<br />
entspräche. Der Senat sah von einer<br />
Auferlegung von Kosten des Beschwerdeverfahrens<br />
aus Gründen der Billigkeit ab (§ 18 Abs. 2 Satz 1 GebrMG<br />
i. V. m. § 80 Abs. 1 Satz 1 PatG) und ordnete zugleich die<br />
Rückzahlung der Beschwerdegebühr gemäß § 18 Abs. 2<br />
Satz 1 GebrMG i. V. m. § 80 Abs. 3 PatG ebenfalls aus<br />
Gründen der Billigkeit an, weil die Gebrauchsmusterstelle<br />
unter Verstoß gegen einschlägige, von der Rspr.<br />
entwickelte Verfahrensgrundsätze eine Entscheidung<br />
in der Sache selbst verweigert und hierdurch die Antragstellerin<br />
in ungerechtfertigter Weise zur Einlegung<br />
der Beschwerde bestimmt hat.<br />
6. Wiedereinsetzung<br />
Nach § 123 Abs. 1 Satz 1 PatG kann eine Wiedereinsetzung<br />
in den vorigen Stand nur gewährt werden, wenn<br />
ein Antragsteller glaubhaft darlegt, dass weder er<br />
noch sein anwaltlicher Vertreter (§ 85 Abs. 2 ZPO) in<br />
schuldhafter Weise verhindert waren, eine gesetzliche<br />
Frist einzuhalten, deren Versäumung einen Rechtsnachteil<br />
zur Folge hat. Ein Anwalt muss seine Kanzlei<br />
nicht nur so organisieren, dass Fristversäumnisse unter<br />
normalen Umständen nicht vorkommen. Darüber<br />
hinaus muss er auch für den Fall hinreichend Vorsorge<br />
treffen, dass er wegen Krankheit ausfällt; andernfalls<br />
entspricht sein Verhalten nicht der gebotenen Sorgfalt,<br />
so der 10. Senat. 102 In diesem Zusammenhang hat<br />
der Vertreter der Antragstellerin mit dem Wiedereinsetzungsantrag<br />
lediglich vorgetragen, dass er infolge<br />
Krankheit erst am 3.6.2008 in der Lage gewesen sei,<br />
den Prüfungsantrag zu stellen.<br />
Bereits bei Niederlegung der Vertretung im Innenverhältnis<br />
scheidet eine Zurechnung von Kenntnissen<br />
nach § 85 Abs. 2 ZPO aus. Auf allgemeine organisatorische<br />
Vorkehrungen und Anweisungen für die Fristwahrung<br />
in einer Anwaltskanzlei kommt es nach der<br />
Rspr. des BGH zwar dann nicht an, wenn der Anwalt<br />
einer Kanzleikraft, die sich bisher als zuverlässig erwiesen<br />
hat, eine konkrete Einzelanweisung erteilt,<br />
welche bei Befolgung die Fristwahrung gewährleistet<br />
hätte. Betrifft die Anweisung aber einen so<br />
wichtigen Vorgang wie die Eintragung einer Rechtsmittelfrist<br />
und wird sie nur mündlich erteilt, genügt<br />
der Anwalt seiner Sorgfaltspflicht nur dann, wenn in<br />
seiner Kanzlei ausreichende organisatorische Vorkehrungen<br />
dafür getroffen sind, dass eine korrekte Fristeneintragung<br />
erfolgt, so der 10. Senat. 103 Die Frist zur<br />
Zahlung einer Jahresgebühr ist in ihrer Bedeutung<br />
der einer Rechtsmittelfrist gleichzustellen, da ihre<br />
Versäumung unmittelbar zum Rechtsverlust führt.<br />
Fehlt jeder Vortrag dazu, ob die Weisung schriftlich<br />
oder mündlich erteilt wurde und wie die im Falle nur<br />
mündlicher Weisung erforderlichen organisatorischen<br />
Vorkehrungen in der Kanzlei getroffen waren,<br />
so bedeutet das Fehlen jeder Sicherung einen entscheidenden<br />
Organisationsmangel.<br />
Gemäß § 27 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist für alle Angelegenheiten,<br />
die die erteilten Patente betreffen, die Patentabteilung<br />
zuständig. In einem Fall, den der 10. Senat 104<br />
zu entscheiden hatte, war der Beschluss über den<br />
Wiedereinsetzungsantrag in die Frist zur Einreichung<br />
einer deutschen Übersetzung der Patentschrift nach<br />
Art. II § 3 Abs. 1 Satz 1 IntPatÜG und zur Zahlung der<br />
Gebühr für die Veröffentlichung der Patentschrift (§ 2<br />
Abs. 1 PatKostG i. V. m. Gebührenverzeichnis Nr. 313 820)<br />
von einem Prüfer unter der Angabe „Prüfungsstelle<br />
für Klasse (IPC)“ unterschrieben. Der 10. Senat führte<br />
aus, dass zwar gemäß § 27 Abs. 4 PatG alle Angelegenheiten<br />
der Patentabteilung, mit Ausnahme u. a. der<br />
101 Vgl. auch: Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 30 Rdnr. 22.<br />
102 BPatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 45/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 2008, 3571; NJW 2006, 2412.<br />
103 BPatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 28/06, unter Hinweis auf BGH, VersR 1992, 764; VersR 2005, 94;<br />
VersR 2009, 281; BGH, Beschl. v. 8.2.2010 – II ZB 10/09, Rz. 9.<br />
104 BPatG, Beschl. v. 27.10.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 28/07.<br />
23
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
Beschlussfassung über die Aufrechterhaltung, den<br />
Widerruf oder die Beschränkung des Patents, vom Vorsitzenden<br />
der Patentabteilung allein bearbeitet oder<br />
einem technischen Mitglied der Abteilung übertragen<br />
werden können, mithin auch die Entscheidung über<br />
den Wiedereinsetzungsantrag zu einem erteilten Patent.<br />
Auch wenn eine solche Übertragung erfolgt ist,<br />
ändert dies aber nichts daran, dass die Entscheidung<br />
durch die „Patentabteilung“ zu erfolgen hat, was bei<br />
der Bezeichnung des Spruchkörpers zum Ausdruck<br />
kommen muss. Die Entscheidung war deshalb durch<br />
einen unzuständigen Spruchkörper erfolgt. Der 10. Senat<br />
sah angesichts der Entscheidungsreife der Sache<br />
von einer Zurückverweisung gemäß § 79 Abs. 3 Nr. 2<br />
PatG ab und führte in der Sache aus, dass grundsätzlich<br />
die Kenntnis des Vertreters der Kenntnis der Partei<br />
gleichsteht. Im Falle versäumter Jahresgebührenzahlungen<br />
gilt dies aber nur für den Vertreter, der auch mit<br />
der Überwachung und Zahlung von Jahresgebühren<br />
beauftragt ist. 105 Es ist deshalb nicht auf die Kenntnis<br />
des Inlandsvertreters abzustellen, wenn dieser hiermit<br />
nicht beauftragt ist. Ein vergleichbarer Fall liegt vor,<br />
wenn der Inlandsvertreter zwar früher Kenntnis von<br />
der Fristversäumung hätten erlangen können, der Auftrag<br />
für die Einreichung der Übersetzung und die Zahlung<br />
der Gebühr für deren Veröffentlichung aber nicht<br />
an die Inlandsvertreter weitergegeben worden ist, so<br />
der 10. Senat.<br />
Bei der Beurteilung des Verschuldens ist von einer üblichen,<br />
im Einzelfall zumutbaren Sorgfalt auszugehen,<br />
so der 10. Senat. 106 Das Maß der Sorgfalt richtet sich<br />
somit nach den persönlichen Fähigkeiten des Säumigen.<br />
107 Deshalb ist hier zu berücksichtigen, dass der Antragsteller<br />
sowohl Ingenieur als auch Geschäftsführer<br />
eines Unternehmens ist. Ein solcher Patentinhaber<br />
darf nicht darauf vertrauen, dass ihm die Gebührenmitteilungen<br />
des DPMA regelmäßig und lückenlos<br />
zugesandt werden, und er kann daher aus dem Ausbleiben<br />
einer Gebührenmitteilung keine Rechte herleiten.<br />
108 Dies gilt umso mehr, als der Verlust von Briefsendungen<br />
im Bereich der Deutschen Post AG heutzutage<br />
weder unvorhersehbar noch ungewöhnlich ist. 109<br />
7. Verfahrensfehler, Rückzahlung<br />
der Beschwerdegebühr<br />
Anhörung, rechtliches Gehör<br />
Eine einmalige Anhörung ist im Prüfungsverfahren<br />
grundsätzlich sachdienlich, auch wenn lediglich die<br />
Ausführbarkeit der Erfindung umstritten ist, so der<br />
19. Senat. 110 Denn die Frage, ob die Erfindung in der<br />
Anmeldung ausführbar offenbart ist (§ 34 Abs. 4 PatG),<br />
umfasst nicht nur die Feststellung von Offenbarungslücken,<br />
sondern auch die Frage, über welche Kenntnisse<br />
der Fachmann diesbezüglich verfügt, und ob er<br />
damit die Offenbarungslücken schließen kann. Eine<br />
Erfindung ist ausführbar offenbart, wenn die in der<br />
Patentanmeldung enthaltenen Angaben dem fachmännischen<br />
Leser so viel an technischer Information<br />
vermitteln, dass er mit seinem Fachwissen und seinem<br />
Fachkönnen in der Lage ist, die Erfindung erfolgreich<br />
auszuführen. 111 Zur Erörterung solcher Fragen,<br />
insbesondere der Feststellung des Fachwissens, ist<br />
eine Anhörung durchaus sachdienlich. Die Rückzahlung<br />
der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG ist<br />
veranlasst, wenn es aufgrund besonderer Umstände<br />
der Billigkeit widerspricht, die Gebühr einzubehalten.<br />
Solche besonderen Umstände können u. a. auch in<br />
einem fehlerhaften Verfahren der Prüfungsstelle liegen,<br />
soweit der Verfahrensverstoß ursächlich für die<br />
Beschwerdeeinlegung war. 112 Trotz des vorliegenden<br />
Verfahrensfehlers einer unterlassenen Anhörung sah<br />
105 BPatGE 13, 87; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 123 Rdnr. 54.<br />
106 BPatG, Beschl. v. 9.6.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 37/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 1985, 1709, 1710; BPatGE 24, 127, 129;<br />
BPatGE 24, 140, 142; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 123 Rdnr. 78 m. w. N.<br />
107 BPatGE 24, 140, 142.<br />
108 BPatG, Beschl. v. 21.2.2006 – 10 W (pat) 49/04.<br />
109 VG des Saarlandes, Urt. v. 31.3.2010 – Az. 11 K 700/08 .<br />
110 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 54/07.<br />
111 BGH, BlPMZ <strong>2011</strong>, 21, 22 f. – Klammernahtgerät.<br />
112 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73 Rdnrn. 132 ff.; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 80<br />
Rdnrn. 23 und 28; BPatG, BlPMZ 2006, 372, 374 – Frequenzsignal; BPatGE 47, 224, 231 – Mikroprozessor;<br />
BPatGE 49, 154, 161 – Tragbares Gerät; BPatG, Mitt 2010, 41, 43 – Mobilfunknetzwerk.<br />
24
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
der Senat keine Veranlassung zur Rückzahlung der Beschwerdegebühr,<br />
da die Beschwerdeführerin durch die<br />
unterlassene Anhörung nicht in ihrem Anspruch auf<br />
rechtliches Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) verletzt worden<br />
sei, so der 19. Senat. 113<br />
In einem weiteren Beschluss führt der 19. Senat 114 aus,<br />
dass das Argument gefestigter gegensätzlicher Auffassungen<br />
allenfalls dann geeignet ist, eine – einmalige<br />
– Anhörung im Prüfungsverfahren als nicht sachdienlich<br />
zu beurteilen, wenn triftige Gründe vorliegen,<br />
insbesondere die Anhörung zu einer überflüssigen<br />
Verfahrensverzögerung führen würde. Dies gilt etwa<br />
in einfach gelagerten aussichtslosen Fällen oder wenn<br />
der Anmelder überhaupt keine Bereitschaft zeigt, eine<br />
als notwendig erachtete Anpassung der Patentansprüche<br />
vorzunehmen 115 oder wenn der Anmelder und<br />
der Prüfer ihre jeweiligen Argumente im schriftlichen<br />
Verfahren bereits wiederholt dargelegt haben und<br />
daher eine Anhörung nur einen erneuten – mündlichen<br />
– Austausch derselben unterschiedlichen Auffassungen<br />
erwarten ließe. Dies ist nicht der Fall, wenn<br />
der Anmelder auf einen ersten Prüfungsbescheid<br />
erstmalig der Auffassung des Prüfers entgegengetreten<br />
ist und dies näher dargelegt hat. Es ist dann nicht<br />
auszuschließen, dass durch eine Anhörung, in welcher<br />
der Anmelder seinen Standpunkt nochmals mündlich<br />
ausführen und mit dem Prüfer die Sach- und Rechtslage<br />
eingehend erörtern kann, eine Meinungsänderung<br />
auf der einen oder der anderen Seite bewirkt<br />
wird oder, falls es sich nicht um ganz einfache klare<br />
Sachverhalte handelt, bisher nicht erkannte Aspekte<br />
der Erfindung oder zum StdT zu Tage treten. Da die<br />
fehlerhafte Verfahrensführung ursächlich für die Einlegung<br />
der Beschwerde war, wurde gemäß § 80 Abs. 3<br />
PatG die Rückzahlung der Beschwerdegebühr aus Billigkeitsgründen<br />
angeordnet.<br />
Ein Telefonat zwischen einem Prüfer und einem Anmeldevertreter<br />
im Prüfungsverfahren ersetzt keine<br />
Anhörung. Darüber hinaus ist eine beantragte Anhörung<br />
grundsätzlich einmal sachdienlich, insbesondere<br />
wenn die Anmelderin ihre Ansprüche entsprechend<br />
den Vorgaben der Prüfungsstelle anpasst und damit<br />
ihre Bereitschaft zur Mitarbeit zeigt. Unter diesen Umständen<br />
kann das Argument einer Prüfungsstelle, dass<br />
sie eine Anhörung nicht für sachdienlich halte, weil die<br />
wesentlichen Argumente bereits ausgetauscht worden<br />
seien, nur so verstanden werden, dass sie ihrerseits<br />
bereits ein abschließendes Urteil gefasst hat, an dem<br />
auch (neue) Argumente der Anmelderin nichts mehr<br />
hätten ändern können. Zweck einer Anhörung aber ist<br />
es, Inhalt und rechtliche Probleme in einem offenen<br />
Meinungsaustausch zu erörtern und so die Sache zu<br />
fördern. Einer Anhörung noch vor deren Durchführung<br />
von vornherein jegliche Aussicht auf Erfolg abzusprechen,<br />
konterkariert daher dieses gesetzlich verankerte<br />
Instrument. 116 Ausgehend davon, dass bei der Nachprüfung<br />
der Sachdienlichkeit der Anhörung der Senat<br />
unter Ausschluss von Zweckmäßigkeitserwägungen<br />
auf eine Rechtskontrolle 117 beschränkt ist, kam der Senat<br />
zu dem Ergebnis, dass bei verständiger Würdigung<br />
nicht auszuschließen war, dass die Entscheidung ohne<br />
den Verfahrensfehler anders ausgefallen und die Einlegung<br />
der Beschwerde entbehrlich gewesen wäre.<br />
Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80<br />
Abs. 3 PatG wurde deshalb angeordnet.<br />
Eine Anhörung im Prüfungsverfahren ist auch nach<br />
dem Erlassen von fünf Prüfungsbescheiden sachdienlich,<br />
wenn die Anmelderin auf jeden dieser Bescheide<br />
reagiert und eine Anpassung ihrer Ansprüche vorgenommen<br />
hat. Der 17. Senat 118 führt aus, dass allein die<br />
große Anzahl von Prüfungsbescheiden für die Sachdienlichkeit<br />
einer Anhörung spricht. Die im schriftli-<br />
113 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 11.4.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 61/06.<br />
114 BPatG, Beschl. v. 31.1.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 45/07.<br />
115 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 46 Rdnrn. 8-9 m.w.N.; BPatG, Beschl. v. 10.12.2008 – 17 W (pat) 58/08.<br />
116 BPatG, Beschl. v. 13.9.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 15/10.<br />
117 Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnr. 8; BPatGE 26, 44.<br />
118 BPatG, Beschl. v. 7.6.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 73/08.<br />
25
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
Auch der 23. Senat 119 bestätigte, dass die Ablehnung eines<br />
Antrags auf Durchführung einer Anhörung gemäß<br />
§ 46 Abs. 1 PatG nur in Ausnahmefällen in Betracht<br />
kommt. Die Prüfungsstelle hatte bereits mehrere Bescheide<br />
erlassen und die beantragte Anhörung abgelehnt.<br />
Diese Auffassung teilte der Senat nicht. Wenn<br />
die Anmelderin substantiiert dargelegt hat, warum sie<br />
sich dem Anspruchsvorschlag der Prüfungsstelle nicht<br />
anschließen kann und sich in sachgerechter Weise mit<br />
den Darlegungen der Prüfungsstelle auseinandergesetzt<br />
hat, besteht aber keinerlei Anlass für die Annahme,<br />
eine Diskussion der strittigen Punkte in einer<br />
Anhörung habe von vorneherein keinen Sinn, weil die<br />
Anmelderin sich fundierten Gegenargumenten der<br />
Prüfungsstelle verschließen werde. Die Beschwerdegebühr<br />
war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen.<br />
chen Verfahren oft nur mit großem Aufwand mögliche<br />
Darstellung von Beanstandungen technischer<br />
Ausführungen ist im Gespräch nämlich oftmals leichter<br />
und prägnanter und ermöglicht eine unmittelbare<br />
Reaktion und ein zielgerichtetes Handeln. Eine frühzeitige<br />
Reaktion auf die Gesuche der Anmelderin auf<br />
Anhörung hätte das Verfahren zudem deutlich straffen<br />
und verkürzen können. Im Übrigen sind gerade das<br />
Bestehen unterschiedlicher Auffassungen über einen<br />
so langen Zeitraum und das beständige Bemühen der<br />
Anmelderin um Klärung ein deutlicher Hinweis auf die<br />
Notwendigkeit wenigstens einer Anhörung. Die Rückzahlung<br />
der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG<br />
wurde angeordnet, da aus der Sicht des verständigen<br />
Beschwerdeführers nicht auszuschließen war, dass<br />
die Entscheidung ohne den Fehler anders ausgefallen<br />
wäre und er deshalb die Beschwerde für notwendig<br />
erachten durfte.<br />
Die Zurückweisung einer Anmeldung durch die Prüfungsstelle<br />
des DPMA ohne Durchführung der hilfsweise<br />
beantragten vorherigen „telefonischen Anhörung“<br />
stellt kein Verfahrensverstoß dar, da im PatG<br />
hierfür keine Anspruchsgrundlage existiert. Das PatG<br />
sieht nur eine förmliche Anhörung mit Ladung und<br />
Niederschrift gemäß § 46 vor. Ein telefonisches Gespräch<br />
mag zwar im Einzelfall verfahrensförderlich<br />
sein, ist aber mit der gesetzlich geregelten förmlichen<br />
Anhörung schon deswegen nicht gleichzusetzen, weil<br />
etwaige Anträge oder Verfahrenserklärungen zwingend<br />
der Schriftform bedürfen, also nicht telefonisch<br />
erfolgen können, so der 19. Senat. 120 Wird der Grund<br />
für eine spätere Zurückweisung der Anmeldung nicht<br />
zuvor in der gebotenen Deutlichkeit mitgeteilt, liegt<br />
hierin eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches<br />
Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) durch die Prüfungsstelle. Von<br />
einer Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80<br />
Abs. 3 PatG war mangels Ursächlichkeit des Verstoßes<br />
für die Beschwerdeeinlegung abzusehen.<br />
Die Verweigerung einer zweiten Anhörung im Prüfungsverfahren<br />
verletzt den Grundsatz des rechtlichen<br />
Gehörs, wenn nach einer ersten Anhörung neue Ablehnungsgründe<br />
vorgebracht werden. Es reicht grundsätzlich<br />
für die Ablehnung einer Anhörung nicht aus,<br />
119 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 23 W (pat) 15/09, siehe auch BPatG, Beschl. v. 15.2.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 17/09.<br />
120 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 19 W (pat) 19/07.<br />
26
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
wenn es nach Ansicht des Prüfers nicht mehr zu erwarten<br />
war, dass die Anmelderin ihre Meinung ändern<br />
könnte. Eine Anhörung bezweckt u. a. die Erörterung<br />
unterschiedlicher Standpunkte 121 ; es steht nicht im Widerspruch<br />
zum geltenden Recht, auch die Möglichkeit<br />
in Betracht zu ziehen, dass statt der Anmelderin der<br />
Prüfer seinen Standpunkt ändern könnte. 122<br />
Begründungspflicht<br />
Das patentamtliche Verfahren leidet an schweren Verfahrensfehlern<br />
i. S. v. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, wenn<br />
entgegen § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG die Prüfungsstelle im<br />
angefochtenen Beschluss die Anmeldung lediglich<br />
unter pauschaler Nennung einer Entgegenhaltung<br />
wegen fehlender Neuheit oder fehlender erfinderischer<br />
Tätigkeit zurückweist. Für die ausreichende<br />
Begründung einer die Anmeldung zurückweisenden<br />
Entscheidung ist es erforderlich, dass der konkrete gesetzliche<br />
Zurückweisungsgrund benannt und unter<br />
vollständiger Darlegung der tragenden Erwägungen<br />
in logischer Gedankenführung dargelegt wird, aus<br />
welchen konkreten sachlichen Gründen dieser Zurückweisungsgrund<br />
gegeben ist; hier weshalb die angemeldete<br />
Lehre auf keiner erfinderischen Tätigkeit beruht<br />
oder warum sie nicht als neu gelten kann, so der<br />
20. Senat. 123 Der Senat ordnete gem. § 80 Abs. 3 PatG<br />
die Rückzahlung der Beschwerdegebühr an.<br />
Verfahrensfehler<br />
Die Prüfungsstelle hatte eine Anmeldung nach Ablauf<br />
der Äußerungsfrist auf einen Prüfungsbescheid<br />
zurückgewiesen. Eine fristgerechte Eingabe des Anmelders<br />
war zunächst nicht zur Akte der vorliegenden<br />
Patentanmeldung gelangt, da der Anmelder sich<br />
fälschlicherweise auf ein anderes Anmeldeverfahren<br />
mit einem anderen Aktenzeichen bezogen hatte. Der<br />
8. Senat 124 sieht darin objektiv auch einen Verfahrensfehler<br />
i. S. d. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, da eine sich<br />
inhaltlich auf die vorliegende Anmeldung beziehende<br />
Bescheidserwiderung mit neuen Ansprüchen vor Ablauf<br />
der Äußerungsfrist beim Patentamt eingegangen,<br />
bei Erlass des Zurückweisungsbeschlusses aber nicht<br />
berücksichtigt worden ist, so dass der Anspruch des<br />
Anmelders auf Gewährung rechtlichen Gehörs versagt<br />
wurde.<br />
Mehrere Anmelder sind als notwendige Streitgenossen<br />
i. S. v. § 99 Abs. 1 PatG, § 62 ZPO jeder für sich beschwerdeberechtigt,<br />
die Beschwerde wirkt auch für<br />
die anderen. Der 9. Senat 125 führt aus, dass deshalb<br />
auch der nicht beschwerdeführende Anmelder Beteiligter<br />
des Beschwerdeverfahrens ist und eine Sachentscheidung<br />
über eine gemeinsame Patentanmeldung<br />
als unteilbarer Verfahrensgegenstand nicht durch eine<br />
Teilentscheidung nur gegen einen Streitgenossen 126 erfolgen<br />
kann. 127<br />
Nachveröffentlichte Druckschriften mit älterem<br />
Zeitrang gemäß § 3 Abs. 2 PatG sind bei der Beurteilung<br />
der erfinderischen Tätigkeit nicht in Betracht zu<br />
ziehen (§ 4 Satz 2 PatG). Die Zurückweisung einer Patentanmeldung<br />
mangels erfinderischer Tätigkeit mit<br />
einer solchen Druckschrift ist daher rechtsfehlerhaft<br />
und führt zur Zurückzahlung der Beschwerdegebühr,<br />
so der 9. Senat. 128<br />
In einer weiterem Fall des 9. Senats 129 hatte der Anmelder<br />
bemängelt, dass die Prüfungsstelle das Prüfungsverfahren<br />
sehr langwierig betrieben (3 Bescheide) und<br />
in der abschließenden Anhörung keine zielführende<br />
Lösung angestrebt habe. Dies rechtfertigt keine Rückzahlung<br />
der Beschwerdegebühr. Weder liegt eine unsachgemäße<br />
Behandlung vor noch bietet eine nach<br />
Meinung des Anmelders unrichtige Beurteilung der<br />
Patentfähigkeit durch die Prüfungsstelle, wie zur Zulässigkeit<br />
von Patentansprüchen oder zu anderen entscheidungserheblichen<br />
Fragen, einen Grund für eine<br />
Rückzahlung der Beschwerdegebühr.<br />
121 Vgl. Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnrn. 2, 6.<br />
122 BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 104/07.<br />
123 BPatG, Beschl. v. 6.6.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 28/10.<br />
124 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 33/10.<br />
125 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 46/10.<br />
126 BGH, NJW 2000, 292.<br />
127 BPatGE 40, 276 – Verstelleinrichtung, BPatGE 49, 219 – Überwachungssystem, Schulte/Rudloff-Schäffer,<br />
PatG, 8. Aufl. (2008), § 34 Rdnr. 16.<br />
128 BPatG, Beschl. v. 16.11.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 60/05.<br />
129 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 44/09.<br />
27
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
Eine Teilentscheidung nur über einen Hauptantrag<br />
und die Zurückstellung eines Hilfsantrags im Prüfungsverfahren<br />
ist unzulässig und stellt einen wesentlichen<br />
Verfahrensfehler dar, wenn der jeweilige technische<br />
und patentrechtliche Sachverhalt sowohl des<br />
Haupt- als auch des Hilfsantrags bereits geprüft worden<br />
sind und die Sache entscheidungsreif ist. Demgegenüber<br />
betraf die von der Prüfungsstelle zitierte<br />
BGH-Entscheidung 130 „Mikroprozessor“ eine Vorabentscheidung<br />
über die Frage der Zulässigkeit einer Anspruchsfassung<br />
nach dem Hauptantrag, ohne dass der<br />
technische Sachverhalt bereits geprüft war. Die Tatsache,<br />
dass das Verfahrensrecht an sich die Möglichkeit<br />
einer Teilentscheidung ermöglicht, darf nicht ohne<br />
triftigen Grund dafür benutzt werden, den Anmelder<br />
mit einer Vielzahl von Beschlüssen zu überziehen und<br />
ihn somit zu mehrfachen Beschwerden zu zwingen 131 ,<br />
so der 15. Senat. 132 Die Beschwerdegebühr war deshalb<br />
nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuerstatten.<br />
Eine Zurückweisung der Anmeldung mangels Ausführbarkeit<br />
einer Erfindung gem. § 34 Abs. 4 PatG durch<br />
die Prüfungsstelle des DPMA ist wegen Verstoßes gegen<br />
die in § 79 Abs. 3 Satz 2 PatG bestimmte Bindungswirkung<br />
unzulässig, wenn das Verfahren zuvor durch<br />
das BPatG gem. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG zurückverwiesen<br />
wurde und der erkennende Senat festgestellt<br />
hatte, dass die Erfindung für den Fachmann in der Anmeldung<br />
ausführbar offenbart ist. 133 Die Beschwerdegebühr<br />
war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen.<br />
8. Wirksamkeit des Beschlusses<br />
Ein Beschluss einer Prüfungsstelle des DPMA ist nach<br />
§ 47 Abs. 1 S. 1 PatG schriftlich auszufertigen und den<br />
Beteiligten zuzustellen. Zur schriftlichen Ausfertigung<br />
gehört die Unterschrift der Prüfungsstelle. Wenn ein<br />
(handschriftlich verfasster) Beschluss am Ende lediglich<br />
eine handschriftliche Namenswiedergabe trägt,<br />
die von der Originalunterschrift des Prüfers eindeutig<br />
abweicht, ist der Beschluss wegen der fehlenden<br />
Unterschrift unwirksam. 134 Die Unwirksamkeit des<br />
Beschlusses war deshalb festzustellen, um auf diese<br />
Weise den durch die Zustellung entstandenen äußeren<br />
Anschein eines wirksamen Beschlusses zu beseitigen;<br />
die Beschwerdegebühr war zurückzuzahlen (§ 80<br />
Abs. 3 PatG).<br />
Bei mehreren Beteiligten, die einen Zustellungsbevollmächtigten<br />
bestimmt haben, genügt die Zustellung<br />
an ihn, jedoch sind für alle Beteiligten nach § 7<br />
Abs. 2 VwZG beglaubigte Beschlussausfertigungen<br />
oder Abschriften beizufügen. Erfolgt dies nicht, ist die<br />
Zustellung unwirksam. Ein Verstoß gegen § 7 Abs. 2<br />
VwZG macht nach st. Rspr. des BPatG die Zustellung<br />
unwirksam. 135 Eine Heilung nach § 8 VwZG ist nicht eingetreten,<br />
da es an dem für eine Heilung erforderlichen<br />
Zustellungswillen an beide Beteiligte fehlte. 136 Die einmonatige<br />
Beschwerdefrist wurde deshalb vorliegend<br />
nicht in Gang gesetzt. 137<br />
Ein formlos, unter Verstoß gegen die Regelung<br />
des § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG übersandter Beschluss<br />
– hier der Gebrauchsmusterstelle – kann die Beschwerdefrist<br />
nicht in Lauf setzen. 138 Eine Heilung<br />
dieses Zustellungsmangels i. S. v. § 21 Abs. 1 GebrMG,<br />
§ 127 Abs. 1 PatG i. V. m. § 8 Satz 1 VwZG kommt nicht in<br />
Betracht, da § 8 Satz 1 VwZG aufgrund der fehlenden<br />
Anordnung der förmlichen Zustellung des Beschlusses<br />
und damit des Fehlens eines Zustellungswillens nicht<br />
anwendbar ist. Die Heilung von Zustellungsmängeln<br />
setzt nämlich stets voraus, dass die Zustellung eines<br />
130 BGH, GRUR 2006, 748 – Mikroprozessor.<br />
131 Vgl. Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 48 Rdnr. 12; BPatG, Beschl. v. 18.7.2008 – 17 W (pat) 28/08 m. w. N.,<br />
Beschl. v. 28.4.2008 – 17 W (pat) 87/07.<br />
132 BPatG, Beschl. v. 8.3.<strong>2011</strong> – 15 W (pat) 11/07; siehe auch BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 104/07;<br />
Hövelmann, GRUR 2009, 718.<br />
133 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 17 W (pat) 81/10.<br />
134 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 9 W (pat) 48/09.<br />
135 BPatGE 45, 159 ff. – Verkleidungsplatten; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04;<br />
Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 7 Rdnr. 9.<br />
136 Schulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04;<br />
Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 8 Rdnr. 3.<br />
137 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 21 W (pat) 39/08.<br />
138 BGH, NJW 2003, 1192, 1193.<br />
28
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Dokuments beabsichtigt, mindestens angeordnet und<br />
in die Wege geleitet sein muss; es genügt somit nicht,<br />
dass die formlose Mitteilung des zuzustellenden Dokuments<br />
veranlasst worden war 139 , so der 35. Senat. 140<br />
9. Verfahrenskostenhilfe<br />
Nach § 130 Abs. 1 PatG erhält ein Anmelder in Verfahren<br />
zur Erteilung eines Patents Verfahrenskostenhilfe,<br />
wenn hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents<br />
besteht, d. h. wenn es nicht ausgeschlossen ist,<br />
dass sich ein erteiltes Patentbegehren formulieren<br />
lässt, auch wenn einzelne Merkmale der Anmeldung<br />
aus dem StdT bekannt sind. In einem Fall des 19. Senats<br />
141 war die Anmeldung außerdem in sehr schwer<br />
verständlichem Deutsch abgefasst und es waren teils<br />
unübliche Begriffe, teils übliche Begriffe in falscher<br />
Bedeutung verwendet worden. Trotzdem gelangte der<br />
Senat zu der Auffassung, dass ein Fachmann – hier<br />
ein Diplomingenieur (FH) der Fachrichtung Elektrotechnik<br />
mit Erfahrung in der Entwicklung von Regelschaltungen<br />
für Transformatoren und Kenntnissen in<br />
der Regeltechnik – den Gesamtunterlagen eine in sich<br />
widerspruchsfreie Lehre entnehmen kann.<br />
Keine hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents<br />
besteht aber, wenn vom Anmelder lediglich eine<br />
„Zusammenfassung“ eingereicht wurde und damit<br />
eine ordnungsgemäße Anmeldung gem. § 34 Abs. 3<br />
PatG nicht vorliegt, welche die Mindesterfordernisse<br />
für die Zuerkennung eines Anmeldetages gem. § 35<br />
Abs. 2 Satz 1 erfüllt. 142<br />
Für die Entscheidung über die Bewilligung von Verfahrenskostenhilfe<br />
(VKH) für das Patenterteilungsverfahren<br />
ist gemäß § 130 Abs. 1 S. 1 PatG die Vorschrift des<br />
§ 114 ZPO entsprechend anzuwenden. Danach muss<br />
die mit dem Antrag auf VKH beabsichtigte Rechtsverfolgung<br />
oder -verteidigung Erfolg versprechend sein<br />
und darf nicht mutwillig erscheinen. Diese Einschränkungen<br />
sind erforderlich, um den Einsatz öffentlicher<br />
Mittel zur Verfahrensführung nur in rechtlich und<br />
wirtschaftlich sinnvollen Fällen zu gewährleisten, so<br />
der 21. Senat. 143 Denn das im Grundgesetz verankerte<br />
Rechtsstaatsprinzip gebietet es nur, die Situation von<br />
Bemittelten und Unbemittelten bei der Verwirklichung<br />
des Rechtsschutzes einander anzunähern. Eine<br />
vollständige Gleichstellung ist verfassungsrechtlich<br />
nicht geboten, sondern nur eine weitgehende Angleichung.<br />
Wirtschaftlich schwache Personen sollen nicht<br />
allein aufgrund ihrer Vermögensverhältnisse von der<br />
Verwirklichung des Rechtsschutzes ausgeschlossen<br />
werden. Vor diesem Hintergrund kann für die Frage der<br />
Mutwilligkeit nicht allein darauf abgestellt werden, ob<br />
der Beschwerdeführer, wenn er über die erforderlichen<br />
finanziellen Mittel verfügen würde, die Aufrechterhaltungsgebühren<br />
bezahlen würde. Mutwilligkeit ist<br />
danach ein unbestimmter Rechtsbegriff, der nicht von<br />
einem fest umrissenen Sachverhalt ausgefüllt wird,<br />
sondern stets fallbezogen wertend überprüft werden<br />
muss. Maßgeblich ist, ob auch eine nicht bedürftige<br />
Person bei verständiger Würdigung der Sach- und<br />
Rechtslage ihr Recht im Verfahren in derselben Weise<br />
wahrnehmen würde, wie der Beschwerdeführer. 144<br />
Kann auf Grund der vorliegenden Tatsachen nicht<br />
angenommen werden, dass ein vermögender Patentanmelder<br />
wie der Beschwerdeführer handeln würde,<br />
ist in wertender Erkenntnis auf das Vorliegen mutwilligen<br />
Verhaltens zu schließen. Ein exakter Nachweis<br />
ist dabei nicht erforderlich, wie sich aus der gesetzlichen<br />
Formulierung „nicht mutwillig erscheint“ ergibt.<br />
Ein Antrag auf VKH erscheint danach mutwillig, wenn<br />
139 Zum sog. Zustellungswillen: BPatGE 50, 275, 279 – Brennstoffe; BGH, NJW 2003, 1192, 1193;<br />
Schulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; Engelhardt/App/Schlatmann, VwVG/VwZG, 8. Aufl., § 8 VwZG Rdnr. 2;<br />
ebenso zu § 189 ZPO: Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl., § 189 Rdnr. 7; VG Bremen, Beschl. v. 11.2.2010 – 2 K 1351/09.<br />
140 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09.<br />
141 BPatG, Beschl. v. 18.11.2010 – 19 W (pat) 17/08.<br />
142 BPatG, Beschl. v. 17.1.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 15/10.<br />
143 BPatG, Beschl. v. 9.6.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 39/07.<br />
144 Busse/Baumgärtner, PatG, 6. Aufl. (2003), § 130 Rdnr. 34 m. w. N.; Schulte/Moufang, PatG, 7. Aufl. (2005),<br />
§ 130 Rdnr. 53; vgl. auch BPatG, BlPMZ 1997, 443 m. w. N.; hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 13/10.<br />
29
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
der Antragsteller bisher nicht ernsthaft versucht hat,<br />
seine Erfindung wirtschaftlich zu verwerten, so wenn<br />
er diese bei verschiedenen Stellen anbietet und als<br />
Antwort lediglich unverbindliche Interessensbekundungen<br />
erhält. Der Senat kam zu dem Schluss, dass<br />
der Beschwerdeführer nicht davon ausgehen konnte,<br />
die vorliegend angemeldete Erfindung zu einem wirtschaftlichen<br />
Erfolg zu führen. Auch ein vermögender<br />
Anmelder würde daher bei verständiger Würdigung<br />
der Sach- und Rechtslage keine Mittel einsetzen, um<br />
die Anmeldung aufrecht zu erhalten, da er erkennen<br />
müsste, dass die insoweit eingesetzten Gelder mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit verlorene Kosten sein würden,<br />
für einen wirtschaftlichen Erfolg allenfalls eine<br />
vage Hoffnung bestünde. Auch zu zahlreichen weiteren<br />
Schutzrechten konnte er ebenfalls keine konkreten<br />
Verwertungserfolge vortragen.<br />
Beschwerden in Verfahrenskostenhilfesachen sind<br />
gebührenfrei (vgl. Anlage zu § 2 Abs. 1 PatKostG, Abschnitt<br />
B. I. - a. E.). Der 35. Senat 145 sah eine gegen die<br />
Zurückweisung von VKH gerichtete Beschwerde als<br />
begründet an, weil der angegriffene Beschluss unter<br />
Verstoß gegen wesentliche Verfahrensgrundsätze ergangen<br />
und auch die Begründung nicht zu rechtfertigen<br />
war. Diese war darauf gestützt, die Unterlagen<br />
seien „teilweise unleserlich“ und böten keine hinreichende<br />
Aussicht auf Eintragung eines Gebrauchsmusters.<br />
Dies verletzt den Antragsteller in seinen<br />
Rechten, da die insoweit von § 21 Abs. 2 GebrMG i. V. m.<br />
§ 130 Abs. 1 Satz 1 PatG gesetzten Voraussetzungen<br />
mit Rück sicht auf das Rechtsstaatsprinzip, das eine<br />
unangemessene Behinderung der Rechtsverfolgung<br />
ausschließt, eng gezogen sind. 146 Für diese Feststellung<br />
hätten die Anmeldeunterlagen deshalb so „unleserlich“<br />
sein müssen, dass ihnen keinerlei für den<br />
Fachmann verständliche und ausführbare technische<br />
Lehre hätte entnommen werden können 147 , wobei es<br />
unzulässig ist, solche Mängel der Unterlagen im VKH-<br />
Verfahren zu beanstanden, wenn sie behebbar sind.<br />
Eine mangelnde Erfolgsaussicht setzt ein nicht behebbares<br />
Eintragungshindernis voraus. 148 Das traf jedoch<br />
auf die vorliegenden Anmeldeunterlagen nicht zu, so<br />
dass der 35. Senat den angefochtenen Beschluss mit<br />
der kritischen Bemerkung aufhob, dass das Verfahren<br />
sich nicht nur durch die vorstehend genannten, zahlreichen,<br />
schweren Mängel auszeichne, sondern insgesamt<br />
durch eine nachlässige Bearbeitung.<br />
10. Sonstiges<br />
Ist durch das Patentamt zu Unrecht der Anmeldetag<br />
einer Anmeldung nicht zuerkannt und der zurückweisende<br />
Beschluss aufgehoben worden, so kann eine<br />
nach § 3 Abs. 1 PatKostG fällige und gezahlte zweite<br />
Prüfungsantragsgebühr für eine Nachanmeldung<br />
nicht zurückgefordert werden, da die in § 10 Abs. 1<br />
Satz 1 PatKostG geregelten Rückzahlungsmöglichkeiten<br />
nicht vorliegen. Auch eine Rückzahlung auf der<br />
Grundlage des allgemeinen öffentlich-rechtlichen<br />
Erstattungsanspruchs, dessen Voraussetzungen sich<br />
im Wesentlichen nach den Bereicherungsansprüchen<br />
der §§ 812 ff. BGB bestimmen, kommt ebenfalls nicht in<br />
Betracht. 149 Eine Erstattung aus Billigkeitsgründen, wie<br />
sie etwa für die Beschwerdegebühr in § 80 Abs. 3 PatG<br />
vorgesehen ist, ist für die Prüfungsgebühr weder im<br />
Patentgesetz noch im Patentkostengesetz vorgesehen.<br />
Sie kommt daher nicht in Betracht, weil die im Patentkostengesetz<br />
aufgeführten und durch die Anwendung<br />
der Grundsätze des allgemeinen öffentlich-rechtlichen<br />
Erstattungsanspruchs ergänzten Erstattungsregelungen<br />
abschließend sind.<br />
Der 10. Senat 150 hatte Anlass, die Grundsätze zur Akteneinsicht<br />
in die Erfindernennung zusammenzufassen.<br />
Nach § 31 Abs. 4 PatG kann in entsprechender Anwen-<br />
145 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09.<br />
146 BGH, NJW 2003, 1192.<br />
147 BPatGE 39, 260, 261.<br />
148 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 130 Rdnr. 41; Bühring, GebrMG, 7. Aufl., § 21 Rdnr. 137.<br />
149 BPatG, Beschl. v. 17.3.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 11/10, Rechtsbeschw. zugelassen, aber nicht eingelegt.<br />
150 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 10 W (pat) 27/09.<br />
30
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
dung von § 31 Abs. 1 Satz 1 PatG, sofern – wie hier – der<br />
benannte Erfinder gemäß § 63 Abs. 1 Satz 3 PatG seine<br />
Nichtnennung beantragt hat, ohne Zustimmung des<br />
Patentinhabers Akteneinsicht in die Erfinderbenennung<br />
einer Patentakte nur dann gewährt werden,<br />
wenn und soweit ein berechtigtes Interesse glaubhaft<br />
gemacht wird. 151 Ein berechtigtes Interesse ist im Allgemeinen<br />
dann gegeben, wenn die Kenntnis von der<br />
Person des benannten Erfinders den Antragsteller in<br />
die Lage versetzen kann, Maßnahmen zu ergreifen, die<br />
er im Falle der Unkenntnis nicht ergreifen könnte, und<br />
diese Kenntnis des Antragstellers höher zu bewerten<br />
ist als das Geheimhaltungsinteresse des Erfinders. 152<br />
Die Möglichkeit, dass die Akteneinsicht die Rechtsposition<br />
des Antragstellers beeinflussen könnte, ist<br />
grundsätzlich ausreichend 153 , so insbesondere, wenn<br />
hinreichende Anhaltspunkte dafür bestehen, dass das<br />
streitige Patent für eine Erfindung erteilt wurde, zu<br />
deren Inanspruchnahme der Antragsteller als ehemaliger<br />
Arbeitgeber des Erfinders nach den Vorschriften<br />
des Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen berechtigt<br />
gewesen wäre. 154 Ein solcher Fall war hier gegeben.<br />
IV. Einspruchsverfahren<br />
1. Verfahrensgrundsätze<br />
Der 8. Senat 155 konkretisierte wichtige Verfahrensgrundsätze<br />
im Einspruchsverfahren für die Prüfung<br />
geänderter Patentansprüche. Unter Hinweis auf die<br />
Rspr. des BGH in „Polymermasse“ 156 zur Verteidigung<br />
eines Patents in veränderter Fassung im Einspruchsund<br />
Einspruchsbeschwerdeverfahren, wonach die Zulässigkeit<br />
dieser Fassung ohne Beschränkung auf die<br />
Widerrufsgründe zu prüfen ist, hob der Senat hervor,<br />
dass dies auch die formalrechtliche Zulässigkeit der<br />
geänderten Fassung mit einschließt. Es kann deshalb<br />
erforderlich sein, neben zulässig eingeschränkten<br />
Ansprüchen auch die Beschreibung, ggf. auch die<br />
Zeichnungen, mit anzupassen, um eine gewährbare<br />
Fassung des Patents zu erhalten. Dabei kann unter Berücksichtigung<br />
des Regelungsgehalts der §§ 21 Abs. 2<br />
Satz 2 PatG und 61 Abs. 4 PatG im Wege der Analogie<br />
auf formalrechtliche Anmeldebestimmungen zurückgegriffen<br />
werden, welche für die Bestimmung des<br />
Schutzbereichs relevant sein können, wie das Verbot<br />
der Aufnahme von offensichtlich nicht zur Erläuterung<br />
der Erfindung notwendigen Angaben in die Beschreibung<br />
(§ 10 Abs. 3 Satz 1 PatV) und die Unzulässigkeit<br />
von Unteransprüchen, die sich nicht auf besondere<br />
Ausführungsarten der Erfindung beziehen (§ 9 Abs. 6<br />
Satz 1 PatV). Der Senat grenzte sich damit von der Auffassung<br />
des 7. Senats 157 ab, wonach im Falle der Verteidigung<br />
des Patents mit beschränkten Ansprüchen auf<br />
die Anpassung der Beschreibung und/oder Zeichnungen<br />
verzichtet werden kann, wenn dies zur Auslegung<br />
bzw. Bestimmung des Schutzbereichs nicht zwingend<br />
erforderlich ist. Eine solche Regel ist nach Auffassung<br />
des 8. Senats dem Gesetz nicht zu entnehmen. Auch<br />
§ 21 Abs. 2 S. 2 PatG bestimmt ausdrücklich, dass eine<br />
Beschränkung des Patents in Form einer Änderung der<br />
Patentansprüche, der Beschreibung oder der Zeichnungen<br />
vorgenommen werden kann und in solchen<br />
Fällen nach § 61 Abs. 4 PatG eine neue Patentschrift herauszugeben<br />
ist. Es erscheint deshalb wenig nachvollziehbar,<br />
wenn die Beschränkung eines Patents mit der<br />
Herausgabe einer mangelhaften Patentschrift und der<br />
Wiedergabe einer formalrechtlich unzulässigen Patentfassung<br />
verbunden sein könnte. Im konkreten Fall<br />
war deshalb die mit einem Hilfsantrag verteidigte Fassung<br />
des Patents formalrechtlich nicht gewährbar, da<br />
die Ansprüche untereinander und im Verhältnis zu Teilen<br />
der Beschreibung und Zeichnungen widersprüchlich<br />
waren und die Beschreibung Angaben enthielt,<br />
151 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 35.<br />
152 BPatGE 40, 33, 35.<br />
153 BGH, BlPMZ 1994, 121, 122, re. Sp. – Akteneinsicht XIII.<br />
154 BPatGE 23, 278, 279; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 20.2.2003 – 10 W (pat) 34/02.<br />
155 BPatG, Beschl. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 331/06.<br />
156 BGH, GRUR 1998, 901 – Polymermasse.<br />
157 B PatG, Beschl. v. 26.3.1997 – 7 W (pat) 64/95 (Anm. Danach soll von einer Änderung (Anpassung) der<br />
Beschreibung bei geänderten Patentansprüchen abgesehen werden, wenn dies – zur Auslegung der<br />
neugefassten Patentansprüche – nicht zwingend erforderlich ist, da jede Änderung (insbesondere Streichung)<br />
von Unterlagen die Gefahr einer unzulässigen Erweiterung des Schutzumfangs des Patents in sich birgt).<br />
31
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
die zur Erläuterung der Erfindung offensichtlich nicht<br />
notwendig waren. Hinzu kam, dass entgegen § 9 Abs. 6<br />
Satz 1 PatV ein Unteranspruch aufgestellt worden war,<br />
der sich nicht auf eine besondere Ausführungsart der<br />
Erfindung bezog. Dies führte zum Widerruf des Streitpatents,<br />
da der – von dem in der mündlichen Verhandlung<br />
nicht anwesenden Patentinhaber – schriftlich gestellte<br />
Antrag auf eine nicht gewährbare Fassung des<br />
Patents gerichtet war.<br />
2. Inlandsvertreter und Vollmacht<br />
Nach Auffassung des 21. Senats 158 ist eine Beschwerde<br />
unzulässig, wenn die wirksame Bestellung eines<br />
Inlandsvertreters nach § 25 Abs. 1 PatG nicht durch<br />
Vorlage einer entsprechenden Originalvollmacht<br />
nachgewiesen wird oder wenn die Vollmacht den gesetzlichen<br />
Mindestumfang unterschreitet. Es handelt<br />
sich um eine verfahrensrechtliche Voraussetzung für<br />
den sachlichen Fortgang des Verfahrens. Deren Fehlen<br />
stellt ein behebbares Verfahrenshindernis dar, so<br />
dass der Auswärtige daher zunächst aufgefordert<br />
wird, den Mangel zu beheben. Wenn er – wie hier –<br />
dieser Aufforderung binnen der ihm gesetzten Frist<br />
nicht nachkommt, wird im Beschwerdeverfahren seine<br />
Beschwerde verworfen. 159 § 97 Abs. 6 Satz 2 PatG<br />
ist auf den Inlandsvertreter nicht anwendbar. Das<br />
Gesetz spricht vom Bevollmächtigten und nicht vom<br />
Vertreter oder vom Inlandsvertreter. § 97 Abs. 6 Satz 2<br />
PatG bezieht sich nur auf die allgemeine Prozessvollmacht,<br />
nicht auf die als Verfahrensvoraussetzung<br />
ausgestaltete und damit jederzeit von Amts wegen<br />
zu prüfende Bestellung des Inlandsvertreters, von der<br />
es abhängt, ob der Beteiligte ohne (Wohn-)Sitz oder<br />
Niederlassung im Inland am Verfahren überhaupt<br />
teilnehmen kann. 160<br />
Ein am BPatG anhängig gewordener Einspruch ist unzulässig,<br />
wenn für den Vertreter der Einsprechenden<br />
lediglich eine hinterlegte Vollmacht für das DPMA<br />
vorliegt, da diese keine Vertretungshandlungen<br />
vor dem BPatG betrifft, so der 20. Senat. 161 Da auch<br />
bis zum Schluss der mündlichen Verhandlung eine<br />
Vollmacht für die Vertretung vor dem BPatG nicht<br />
nachgereicht wurde, kam auch keine nachträgliche<br />
Genehmigung in Betracht. 162 Der – zwischenzeitlich<br />
zurückgenommene – Einspruch wurde im fortgesetzten<br />
einseitigen Verfahren (§ 61 Abs. 1 Satz 2 PatG) als<br />
unzulässig verworfen.<br />
3. Zulässigkeit des Einspruchs verneint<br />
Zur Zulässigkeit eines auf eine offenkundige Vorbenutzung<br />
gestützten Einspruchs müssen die dazu<br />
vorgetragenen Tatsachen auch diejenigen konkreten<br />
Umstände erkennen lassen, aus denen sich die behauptete<br />
Benutzung hinsichtlich ihres öffentlichen<br />
Zugänglichwerdens im Sinne des § 3 Abs. 1 Satz 2 PatG<br />
ergeben soll. Der 9. Senat 163 sieht dies bei einer vorbehaltlosen<br />
Lieferung eines Getriebes für eine Windenergieanlage<br />
als nicht gegeben an, wenn daraus nicht<br />
ohne Weiteres auch die öffentliche Kenntnisnahme<br />
der Getriebeausgestaltung abgeleitet werden kann.<br />
Die Getriebe wurden lediglich 17 Tage vor dem Anmeldetag<br />
des Streitpatents ausgeliefert und nach der<br />
praktischen Lebenserfahrung ist es als ausgeschlossen<br />
anzusehen, dass die Getriebe in diesem Zeitraum geöffnet<br />
wurden und damit ihre innere Beschaffenheit<br />
öffentlich zugänglich wurde.<br />
Zur Offenkundigkeit der Vorbenutzung einer Schaltvorrichtung<br />
für ein Kraftfahrzeuggetriebe verwies<br />
eine Einsprechende auf die implizite Lieferung laut<br />
zwei vorgelegten Rechnungen. Hieraus ergebe sich<br />
die vorbehaltlose Lieferung von Gebergeräten, die außerdem<br />
nach Kenntnis der Einsprechenden hunderttausendfach<br />
ausgeliefert worden seien. Der 9. Senat 164<br />
sah diese Einspruchsbegründung als unsubstantiiert<br />
an, da die Rechnungen lediglich die Auslieferung von<br />
17 Stück belegten. Diese geringe Stückzahl vermittelt<br />
158 BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07, ebenso Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />
159 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25, Rdnr. 45.<br />
160 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25 Rdnr. 29; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 28 Rdnr. 34.<br />
161 B PatG, Beschl. v. 22.12.2010 – 20 W (pat) 357/05; vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07;<br />
BPatG, Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />
162 Hierzu BGHZ 128, 280 – Aluminium-Trihydroxid.<br />
163 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 9 W (pat) 334/05.<br />
164 BPatG, Beschl. v. 8.11.2010 – 9 W (pat) 410/05.<br />
32
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
eher den Eindruck, dass lediglich Probeexemplare<br />
und Gebergeräte für eine Applikation oder eine Prototypenentwicklung<br />
geliefert worden sind, während<br />
Serienlieferungen im Bereich der Kraftfahrzeugherstellung<br />
in der Größenordnung von hunderttausend<br />
Stück liegen. Ohne erläuternde Angaben, bspw. zur<br />
Rechnungserstellungspraxis bei vorbehaltloser Lieferung<br />
oder zur Deklaration der Gebergeräte als von<br />
beliebigen Dritten zu bestellende Katalogware, und<br />
allein mit dem Tatsachenvortrag im Einspruchsschriftsatz<br />
sieht sich der Senat jedenfalls außerstande, ohne<br />
eigene Ermittlungen überprüfen und feststellen zu<br />
können, ob die behauptete Lieferung der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht worden ist.<br />
Ein Einspruch, der sich auf eine offenkundige Vorbenutzung<br />
beruft, ist unzulässig, wenn für die öffentliche<br />
Zugänglichkeit eines Flüssigwasserstoff-Speicherbehälters<br />
lediglich auf eine feierliche Eröffnung einer<br />
Wasserstoff-Tankstelle hingewiesen wird, ohne dass<br />
sich daraus ergibt, wie die Besucher den Speicherbehälter,<br />
die Absperrventile und deren Funktionsweise<br />
überhaupt sehen konnten. Der 11. Senat 165 führt aus,<br />
dass bei solchen Anlässen ein Empfang mit Reden<br />
und Sekt stattfindet, aber keine technische Vorführung<br />
der gesamten Anlage, zumal Flüssigwasserstoff-<br />
Anlagen wegen Feuer- und Explosionsgefahr hohen<br />
Sicherheitsanforderungen unterliegen und nicht frei<br />
zugänglich sein dürfen.<br />
Ein Einspruch ist unzulässig, der bloß auf einen Tagungsbericht<br />
hinweist, der zwar eine Angabe des Zeitraums<br />
der Tagung enthält, nicht aber das Datum der<br />
Veröffentlichung, so der 12. Senat 166 in einem Fall, in<br />
dem der Anmeldetag des Patents nur wenige Wochen<br />
nach dem Zeitraum der Tagung lag. Tagungsberichte<br />
werden nach der Lebenserfahrung oft erst erhebliche<br />
Zeit nach der Tagung gedruckt. Die von der Einsprechenden<br />
nach Ablauf der Einspruchsfrist gemachte<br />
Aussage, der Tagungsbericht sei auf der Tagung an die<br />
Teilnehmer verteilt worden, kann die Zulässigkeit des<br />
Einspruchs nicht nachträglich begründen.<br />
Zur Substantiierung des Widerrufsgrundes der unzureichenden<br />
Offenbarung gemäß § 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG<br />
genügt es nicht, auf Lücken, Unklarheiten oder Widersprüche<br />
in den ursprünglichen Unterlagen oder der<br />
Patentschrift hinzuweisen. Vielmehr ist auch aufgrund<br />
angeblich nicht verständlicher Begrifflichkeiten im<br />
Anspruch zumindest in knapper Form darzulegen, warum<br />
der Fachmann trotz Kenntnis aller maßgeblichen<br />
Textstellen in der Patentschrift 167 nicht in der Lage sein<br />
soll, die Lehre auszuführen. 168 Der 19. Senat 169 verwarf<br />
deshalb einen Einspruch als unzulässig, weil der Vortrag<br />
der Einsprechenden unvollständig war und dieser<br />
sich zu einem als unverständlich bemängelten Begriff<br />
lediglich mit einem Absatz der Beschreibung befasst<br />
hatte und zahlreiche weitere Textstellen zu diesem Begriff<br />
außer Acht ließ.<br />
Ein Einspruch, der unter dem Widerrufsgrund der fehlenden<br />
Neuheit die Merkmale eines Patentanspruchs 1<br />
anhand mehrerer Druckschriften analysiert, ist unzu-<br />
165 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 11 W (pat) 310/11.<br />
166 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 12 W (pat) 24/06.<br />
167 BGH, BlPMZ 1988, 250 – Epoxidation.<br />
168 BGH, BlPMZ 1993, 439 – Tetraploide Kamille.<br />
169 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 19 W (pat) 344/06.<br />
33
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
lässig, so der 20. Senat. 170 Die Erwägung, dass die Einsprechende<br />
möglicherweise beabsichtigte, zur erfinderischen<br />
Tätigkeit vorzutragen, führte nicht weiter.<br />
Denn der so verstandene Vortrag ließ gleichfalls offen,<br />
was den Fachmann veranlasst haben könnte, die Lehren<br />
der Druckschriften zu kombinieren, und war deshalb<br />
nicht hinreichend substantiiert.<br />
4. Auslegung<br />
Der 5. Senat 171 hatte Anlass, die Grundsätze zur Auslegung<br />
des Gegenstandes eines Patentanspruchs zusammenzufassen.<br />
Danach ist maßgebend, was sich<br />
aus der Sicht des Fachmanns aus den Merkmalen des<br />
Patentanspruchs im Einzelnen und in ihrer Gesamtheit<br />
als Lehre zum technischen Handeln ergibt. 172 Eine<br />
einschränkende Auslegung unterhalb des Wortlauts<br />
(im Sinn einer Auslegung unterhalb des Sinngehalts)<br />
der Patentansprüche ist nach st. Rspr. dann nicht zulässig,<br />
wenn der Fachmann, wie im vorliegenden Fall,<br />
der Anspruchsfassung bereits einen klar und eindeutig<br />
definierten Gegenstand entnehmen kann. 173 Aus<br />
§ 14 PatG und Artikel 69 EPÜ folgt gleichermaßen, dass<br />
nur der Gegenstand, der in den Patentansprüchen genannt<br />
ist, zum Schutzbegehren gehört und nicht auch<br />
solche Gegenstände, die in der Beschreibung zwar erwähnt,<br />
aber von den Patentansprüchen nicht umfasst<br />
sind. Der Grundsatz, dass ein Patent nicht unter dem<br />
Wortlaut seiner Ansprüche auszulegen ist, gilt insbesondere<br />
dann, wenn der Beschreibung eine Schutzbegrenzung<br />
auf bestimmte Ausführungsformen nicht zu<br />
entnehmen ist. 174<br />
So führte auch der 3. Senat 175 aus, dass ein im konkreten<br />
Fall hinsichtlich der Ausführbarkeit umstrittenes<br />
Merkmal „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ nach<br />
dem Gesamtinhalt der Patentschrift 176 , die insoweit<br />
ihr eigenes Lexikon darstellt 177 , nicht auf solche mit<br />
mindestens einer sauren Gruppe bzw. die in der Beschreibung<br />
angesprochenen Säuren einschränkend<br />
zu verstehen ist, auch wenn die Beschreibung und die<br />
Ausführungsbeispiele des Patents sich insoweit ausschließlich<br />
auf bestimmte Ausführungsformen bzw.<br />
Beispiele beziehen. 178<br />
Auch der 1. Senat 179 führte aus, dass trotz einer am Gesamtzusammenhang<br />
orientierten Betrachtung 180 eine<br />
einschränkende Auslegung von Patentansprüchen unterhalb<br />
des Wortlauts des Patentanspruchs unzulässig<br />
ist, insbesondere auf einen die Ausführungsbeispiele<br />
beschränkenden Sinngehalt, wenn der Beschreibung<br />
eine entsprechende Schutzbereichsbeschränkung<br />
nicht zu entnehmen ist. 181 Jedoch gilt der Vorrang des<br />
Patentanspruchs auch insoweit gegenüber dem übrigen<br />
Inhalt der Patentschrift.<br />
Nach den Ausführungen des 1. Senats 182 steht dies einem<br />
eingeschränkten Verständnis des Fachmanns<br />
allerdings dann nicht entgegen, wenn er aufgrund<br />
seines Grundlagenwissens – hier über die geometrischen<br />
Gesetzmäßigkeiten eines „mechanischen<br />
Spiegels“ und dessen technische Implikationen – unmittelbar<br />
und eindeutig dem Offenbarungsgehalt der<br />
ursprünglichen Unterlagen ohne weiteres Nachdenken<br />
die Erkenntnis entnimmt, dass die beanspruchte<br />
Lehre nur unter diesen bestimmten geometrischen<br />
Voraussetzungen realisiert werden kann, er deshalb<br />
die unabdingbaren Randbedingungen der offenbarten<br />
Lehre „mitliest“ und technisch inkompatible Abwandlungen<br />
von vornherein gedanklich ausschließt. Der<br />
angesprochene Fachmann wird bei der Auslegung von<br />
Patentansprüchen erkennbare Fehler einschließlich<br />
170 BPatG, Beschl. v. 18.4.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 390/05.<br />
171 B PatG, Urt. v. 1.12.2010 – 5 Ni 67/09 (EU) führend verb. mit 5 Ni 77/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 35/11].<br />
172 BGHZ 172, 298 Tz. 38 – Zerfallszeitmessgerät.<br />
173 B PatG, Beschl. v. 26.1.2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten;<br />
BGH, Urt. v. 7.9.2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
174 BGH, GRUR 2007, 309, Rdnr. 17 – Schussfädentransport.<br />
175 BPatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08, Berufung eingelegt [Az: X ZR 39/11], = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster.<br />
176 BGH, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher.<br />
177 BGH, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Mitt 2000, 105, 106 – Extrusionskopf.<br />
178 BGH, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
179 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
180 St. Rspr., vgl. BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung, m. w. N.<br />
181 BGH, Mitt 2000, S. 105 – Extrusionskopf; BGH, GRUR 2007, 309 – Schussfädentransport.<br />
182 B PatG, Urt. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 10/09 (EU); vgl auch Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11].<br />
34
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
ihm ersichtliche problematische Anweisungen oder<br />
sprachliche Formulierungen in einer dem Zweck der<br />
offenbarten Lösung entsprechenden Weise aufzulösen<br />
versuchen und davon ausgehen, dass der Vorschlag der<br />
Patentschrift auf eine sinnvolle Anwendung gerichtet<br />
ist. 183 In einem Fall des 15. Senats 184 verstand der Fachmann<br />
daher unter Heranziehung der Beschreibung im<br />
Anspruch unter dem Begriff „Silikon“ „Silikonharz“ und<br />
eine unklare Formulierung einer Aufzählung von Komponenten<br />
als „oder“-Verknüpfung der Komponenten.<br />
Zweck-, Wirkungs- oder Funktionsangaben als Bestandteile<br />
eines Patentanspruchs können zwar dessen Gegenstand<br />
mit abgrenzen, wenn sie das Vorrichtungselement,<br />
auf das sie sich beziehen, so definieren, dass<br />
es die betreffende Funktion erfüllen kann. 185 Zweckangaben<br />
haben in einem Sachanspruch regelmäßig die<br />
Aufgabe, den durch das Patent geschützten Gegenstand<br />
dahin zu definieren, dass er nicht nur die im<br />
Patentanspruch genannten räumlich-körperlichen<br />
Merkmale erfüllen, sondern auch so ausgebildet sein<br />
muss, dass er für den im Patentanspruch angegebenen<br />
Zweck verwendbar ist. 186 Allerdings ergeben sich nach<br />
den Ausführungen des 1. Senats 187 aus der bloßen Begrifflichkeit<br />
der Wortschöpfung „Heizleitungsmatte“<br />
auch im Zusammenhang mit dem genannten Anwendungszweck<br />
„für eine Bodenheizung“ keine zwingenden<br />
Implikationen hinsichtlich der Größe und sonstigen<br />
Ausgestaltung der beanspruchten Vorrichtung.<br />
Auch der 17. Senat 188 sah ausgehend von diesem Verständnis<br />
von Zweckangaben bei einem Fernglas mit<br />
einer Prismenanordnung und einer Durchlassöffnung<br />
„zum Anlegen eines Vakuums zum Justieren der Prismenanordnung<br />
und zum Halten derselben“ durch<br />
dieses Merkmal lediglich ein Fernglas beansprucht,<br />
das mit einer Durchlassöffnung zum Anlegen eines<br />
Unterdrucks ausgebildet ist und keine weiteren gegenständlichen<br />
Merkmale einer speziellen Prismenhalterung<br />
aufweist. Die erfinderische Tätigkeit war zu<br />
verneinen, da aus dem StdT Ferngläser mit Durchlassöffnungen<br />
für Gasspülungen bzw. Gasfüllungen bekannt<br />
sind, die grundsätzlich auch geeignet sind, Unterdruck<br />
an das Gehäuseinnere anzulegen und somit<br />
die gegenständlichen Merkmale der beanspruchten<br />
Durchlassöffnung aufweisen.<br />
5. Prüfung der Widerrufsgründe<br />
Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre<br />
Eine ausführbare Offenbarung der Erfindung i. S. v.<br />
§§ 22 Abs. 1, 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist zu verneinen, wenn<br />
der geschützte Gegenstand im Patentanspruch durch<br />
eine generalisierende Formulierung über die dem<br />
Fachmann in der Gesamtheit der Unterlagen oder<br />
durch sein Fachwissen an die Hand gegebene Lösung<br />
hinaus so weit verallgemeinert ist, dass der Patentschutz<br />
über den Beitrag der Erfindung zum StdT<br />
hinausgeht, so der 3. Senat. 189 Der Senat stellte fest,<br />
dass der Fachmann hinsichtlich des umstrittenen<br />
Merkmals „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ aus<br />
der Streitpatentschrift keinen Hinweis darauf erhält,<br />
welche Mittel er außer Lösungsmitteln verwenden<br />
kann. Er wäre also hinsichtlich der Eignung einer unüberschaubaren<br />
Vielzahl von möglichen Verbindungen,<br />
die keine saure Gruppe aufweisen, ohne weitere<br />
Anleitung im Streitpatent allein auf das Prinzip Versuch<br />
und Irrtum angewiesen und müsste in aufwändigen<br />
Versuchen überprüfen, ob die ausgewählten<br />
Verbindungen Buprenorphin in ausreichendem Maße<br />
lösen, ohne dass es zu einer vollständigen Salzbildung<br />
183 Vgl. BGH, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I m. w. N.; BGH, Mitt 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage;<br />
BGH, GRUR 1999, 909, 2. Leitsatz, 911 III.3.a) – Spannschraube.<br />
184 BPatG, Beschl. v. 11.11.2010 – 15 W (pat) 344/05.<br />
185 BGH, GRUR 2006, 923 Tz. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage.<br />
186 BGH, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze.<br />
187 BPatG, Urt. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 1 Ni 3/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 152/11].<br />
188 BPatG, Beschl. v. 14.12.2010 – 17 W (pat) 102/06.<br />
189 B PatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster; die Entscheidung ist wirkungslos.<br />
Die Klage ist zurückgenommen worden; vgl. auch Anmerkung von Schoenen in GRURPrax <strong>2011</strong>, 270.<br />
35
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
kommt. Dies aber rechtfertigt nach Ansicht des Senats<br />
nicht die Annahme einer ausführbaren Erfindung.<br />
Dem steht nicht entgegen, dass es für die Annahme<br />
einer ausführbaren Lehre nach einhelliger Auffassung<br />
ausreichend ist, wenn zumindest ein nacharbeitbarer<br />
Weg zur Ausführung der beanspruchten Erfindung<br />
offenbart worden ist 190 und darüber hinaus nach st.<br />
Rspr. des BGH jedenfalls in Verfahren, die erteilte Patente<br />
betreffen, auch nicht grundsätzlich erforderlich<br />
ist, dass alle denkbaren, unter den Wortlaut des<br />
Patentanspruchs fallenden Ausgestaltungen ausgeführt<br />
werden können bzw. die Ausführbarkeit in<br />
der gesamten Anspruchsbreite offenbart ist. 191 Denn<br />
angesichts der Vielzahl und erst durch das Prinzip<br />
Versuch und Irrtum aufzufindenden geeigneten „Lösungsmittel“<br />
wird vorliegend Patentschutz für eine<br />
derart verallgemeinerte Lehre beansprucht, die sich<br />
als „Erfindungsauftrag“ bzw. „Aufforderung zu einem<br />
Forschungsprogramm“ erweist. Der gewährte Patentschutz<br />
geht deshalb über den Beitrag der Erfindung<br />
zum StdT hinaus. 192 Wenn auch eine „unangemessene<br />
Anspruchsbreite“ für sich gesehen einen gesetzlichen<br />
Nichtigkeitsgrund nicht ausfüllt 193 , so steht dies jedoch<br />
unter dem Vorbehalt dessen, was der Fachmann<br />
dem Patentanspruch unter Berücksichtigung seines<br />
Fachwissens und der Beschreibung in seiner allgemeinsten<br />
Form als technische Lehre tatsächlich entnehmen<br />
kann. 194<br />
Unzulässige Erweiterung des Anmeldungsgegenstands,<br />
Disclaimer<br />
Bei dem für die Beurteilung einer unzulässigen Erweiterung<br />
des Inhalts der Anmeldung gebotenen<br />
Vergleich des Gegenstands des erteilten Patents mit<br />
dem Inhalt der Gesamtheit der ursprünglichen Unterlagen<br />
ist entscheidend, ob die ursprüngliche Offenbarung<br />
für den Fachmann erkennen ließ, dass der<br />
geschützte Lösungsvorschlag von vornherein von dem<br />
Schutzbegehren mit umfasst werden sollte 195 und den<br />
ursprünglichen Unterlagen als zur angemeldeten<br />
Erfindung gehörig zu entnehmen ist. 196 Ausgehend<br />
hiervon hob der 1. Senat hervor, dass hierzu allerdings<br />
nur das gehört, was den ursprünglich eingereichten<br />
Unterlagen objektiv „unmittelbar und eindeutig” zu<br />
entnehmen ist, nicht hingegen eine weitergehende<br />
Erkenntnis, zu welcher der Fachmann auf Grund seines<br />
allgemeinen Fachwissens oder durch Abwandlung<br />
der offenbarten Lehre gelangen kann. 197 Auch die<br />
subjektiven Vorstellungen des Erfinders bzw. Anmelders<br />
198 oder die spätere Interpretation der Patentinhaberin<br />
sind nicht maßgeblich. Die Patentinhaberin ist<br />
allerdings nicht gehindert, wie im vorliegenden Fall,<br />
im Anmeldeverfahren eine Merkmalsgruppe in den<br />
erteilten Patentanspruch aufzunehmen, die sich als<br />
bloße Einschränkung des ursprünglich eingereichten<br />
Patentanspruchs erweist, auch wenn diese nicht alle<br />
fördernden Merkmale eines Ausführungsbeispiels<br />
enthält und insoweit eine Verallgemeinerung darstellt.<br />
Denn dienen in der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels<br />
genannte Merkmale der näheren<br />
Ausgestaltung der unter Schutz gestellten Erfindung,<br />
die für sich, aber auch zusammen den durch die Erfindung<br />
erreichten Erfolg fördern, dann hat es der Patentinhaber<br />
in der Hand, ob er sein Patent durch die<br />
Aufnahme einzelner oder sämtlicher dieser Merkmale<br />
beschränkt, so der 1. Senat. 199<br />
190 BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem;<br />
GRUR 2001, 813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003) § 34 Rdnr. 278; zur Rspr. der Beschwerdekammern des<br />
Europäischen Patentamts; vgl. dort 6. Aufl. 2010 II.A.3.b.<br />
191 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung;<br />
GRUR 2003, 223 – Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol;<br />
Art. 83 EPÜ einbeziehend: BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung;<br />
a. A. die st. Rspr. der Beschwerdekammern des Europäischen Patentamts; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA, ABlEPA 1995,<br />
188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN;<br />
a. A. ferner Schulte/Moufang, PatG. 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 29.<br />
192 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung;<br />
zu Art. 83 EPÜ: EPA, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA AG; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA,<br />
GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER.<br />
193 BGH, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I.<br />
194 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, S. 495, 502.<br />
195 BGH, GRUR 2010, 509, Tz. 28 – Hubgliedertor I.<br />
196 Vgl. BGH, GRUR 2010, 513 Tz. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433– Spleißkammer.<br />
36
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Nach der Zurückverweisung durch den BGH 200 hatte<br />
der 19. Senat 201 zu prüfen, ob ein in den ursprünglichen<br />
Unterlagen nicht offenbartes Merkmal zu einer Konkretisierung<br />
oder zu einer unzulässigen Änderung des<br />
ursprünglich offenbarten Patentgegenstandes (Aliud)<br />
geführt hatte. Das Patent wurde mit einem Hinweis<br />
in der Beschreibung auf die ursprünglich nicht offenbarten<br />
Merkmale (Disclaimer) aufrechterhalten, da<br />
die ursprünglich nicht offenbarten Merkmale den beanspruchten<br />
Winkelsensor hinsichtlich der Gestaltung<br />
seines Gehäuses konkretisieren und kein Aliud des<br />
Winkelsensors darstellen.<br />
In einem weiteren Verfahren, die Stammanmeldung<br />
zu der im zuvor dargestellten Beschluss abgehandelten<br />
Trennanmeldung betreffend, wurde ein Winkelsensor<br />
mit einem Gehäuse mit einer an einem axialen<br />
Ende des Gehäuses stirnseitig mit einem Deckel<br />
verschließbaren Öffnung beansprucht. Dabei ist die<br />
Lageangabe „stirnseitig“ in den ursprünglichen Unterlagen<br />
nicht als zur Erfindung gehörend offenbart,<br />
die den ursprünglich offenbarten Gegenstand der Erfindung<br />
einschränkt und kann somit nicht gestrichen<br />
werden, da dies zu einer unzulässigen Erweiterung<br />
des Schutzbereichs führen würde. Da diese Angabe<br />
aber die ursprünglich offenbarte Lage der Öffnung „an<br />
einem axialen Ende des Gehäuses“ konkretisiert und<br />
kein Aliud darstellt, kann sie im Anspruch verbleiben<br />
und ist bei der Prüfung der Patentfähigkeit außer Betracht<br />
zu lassen. 202<br />
Eine unzulässige Erweiterung des Inhalts der Anmeldung<br />
liegt vor, wenn bei einem Leistungsbauelement<br />
mit drei Metallisierungsschichten und darunter liegenden<br />
Isolierschichten eine Durchkontaktierung von<br />
der dritten zur ersten Metallisierungsschicht durch<br />
die zweite und dritte Isolierschicht ohne Kontaktierung<br />
der mittleren, zweiten Metallisierungsschicht<br />
beansprucht wird und in der ursprünglichen Anmeldung<br />
lediglich Durchkontaktierungen von der dritten<br />
zur zweiten und von der zweiten zur ersten Metallisierungsschicht<br />
offenbart sind. Falls die ursprünglich<br />
nicht offenbarten Merkmale bezüglich der Durchkontaktierung<br />
eine Beschränkung darstellen, deren<br />
Streichung eine Schutzbereichserweiterung zur Folge<br />
hätte, können die nicht offenbarten Merkmale in den<br />
Ansprüchen ohne Disclaimer verbleiben, sofern diese<br />
eine Anweisung zum technischen Handeln konkretisieren,<br />
die in den ursprünglich eingereichten Unterlagen<br />
als zur Erfindung gehörend offenbart ist. 203 Da<br />
dieses Merkmal im vorliegenden Fall aber ein nicht offenbartes<br />
Aliud unter Schutz stellt, ist eine Disclaimer-<br />
Lösung hier nicht möglich, so der 23. Senat. 204<br />
6. Erledigung des Einspruchsverfahrens<br />
Auch nach Ansicht des 7. Senats 205 finden die Grundsätze<br />
über die Erledigung auf das patentamtliche bzw. patentgerichtliche<br />
Einspruchsverfahren wie auch das Beschwerdeverfahren<br />
Anwendung. Eine Erledigung der<br />
Hauptsache tritt danach auch ein, wenn der Einspruch<br />
allein auf den Widerrufsgrund der widerrechtlichen<br />
Entnahme (§ 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG) gestützt wird und der<br />
Einsprechende seinen Einspruch zurücknimmt. Dem<br />
steht § 61 Abs. 1 Satz 2 PatG nicht entgegen, demzufolge<br />
das Einspruchsverfahren nach Einspruchsrücknahme<br />
von Amts wegen fortzusetzen ist. Fraglich ist<br />
197 BGH, GRUR 2010, 910, Tz. 62 – Fälschungssicheres Dokument.<br />
198 BGH, GRUR 2009, 933, Tz. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II.<br />
199 B PatG, Urt. v. 15.3.<strong>2011</strong> 1 Ni 19/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11], unter Hinweis auf BGH, GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer;<br />
GRUR 2006, 316, Tz. 22 – Koksofentür; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11]<br />
und BPatG, Beschl. v. 13.07.<strong>2011</strong>– 19 W (pat) 5/08.<br />
200 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 40 – Winkelmesseinrichtung; Vorentscheidung BPatGE 51, 271.<br />
201 BPatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 5/08.<br />
202 B PatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 4/08; siehe auch BPatG, Urt. v. 16.12.2010 – 4 Ni 43/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 12/11].<br />
203 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 40 - 44, Abs. [22] – Winkelmesseinrichtung.<br />
204 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 316/06.<br />
205 BPatG, Beschl. v. 17.8.<strong>2011</strong> – 7 W (pat) 130/11, unter Hinweis auf BPatG, GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />
37
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
herangezogenen – Widerrufsgrund, etwa wegen mangelnder<br />
Patentfähigkeit widerrufen würde. Dem weiteren<br />
Amtsverfahren ist vielmehr jegliche Grundlage<br />
für eine weitere Sachprüfung entzogen. Ungeachtet<br />
dessen scheidet ein Widerruf aus sonstigem Grund<br />
nach der zutreffenden Rspr. des BGH 209 im Einspruchsbeschwerdeverfahren<br />
vor dem BPatG ohnehin aus.<br />
nach Auffassung des Senats bereits, ob diese dem Allgemeininteresse<br />
dienende Vorschrift auf den Fall eines<br />
allein auf § 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG gestützten Einspruchs<br />
nach dessen Rücknahme überhaupt anwendbar ist.<br />
Ungeachtet dessen scheidet eine Sachprüfung der widerrechtlichen<br />
Entnahme nach Rücknahme des allein<br />
hierauf gestützten Einspruchs auch dann aus 206 , wenn<br />
das Streitpatent nicht auf den Einsprechenden übergegangen<br />
ist wie auch die Prüfung sonstiger Widerrufsgründe<br />
ausgeschlossen ist. 207 Denn anders als im<br />
Falle von Widerrufsgründen, die als Popularrechtsbehelfe<br />
im Interesse der Allgemeinheit eine umfassende<br />
Prüfung der Patentfähigkeit verfolgen 208 , steht der Einspruch<br />
wegen einer widerrechtlichen Entnahme nur<br />
dem Verletzten zu. Es wäre aber mit dem (Individual-)<br />
Antrag des Verletzten, mit dem dieser sein Erfinderrecht<br />
verfolgt, unvereinbar und ginge auch über dessen<br />
Rechtsschutzbegehren unzulässig hinaus, wenn<br />
in diesem Fall aus einem anderen – von Amts wegen<br />
Ein Beschluss einer Patentabteilung im Einspruchsverfahren<br />
über die Aufrechterhaltung eines Zusatzpatents<br />
ist aufzuheben, wenn im Zeitpunkt des<br />
Beschlusses das Hauptpatent und damit auch das<br />
Zusatzpatent wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr<br />
bereits erloschen war. Das Einspruchsverfahren war<br />
vielmehr bereits erledigt, da die Einsprechende auch<br />
kein Rechtschutzinteresse für die Vergangenheit geltend<br />
gemacht hat, so der 12. Senat. 210 Dem nunmehr<br />
nur noch als Anregung geäußerten Wunsch der Beschwerdeführerin,<br />
festzustellen, dass das Patent erloschen<br />
ist, folgte der Senat nicht. Das Erlöschen des<br />
Zusatzpatents wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr<br />
für das Hauptpatent ist nicht der eigentliche Streitgegenstand<br />
des Einspruchsverfahrens. Das Erlöschen des<br />
Zusatzpatents ist lediglich die Begründung dafür, dass<br />
das Einspruchsverfahren sich erledigt hat bzw. die<br />
Patentabteilung ihren Beschluss nicht hätte erlassen<br />
dürfen.<br />
Wenn ein Patent nach § 20 Abs. 1 Nr. 3 PatG erloschen<br />
ist und die frühere Patentinhaberin alle von dem Patent<br />
Betroffenen von Ansprüchen aus der Vergangenheit<br />
ausdrücklich freigestellt hat, so dass solche möglichen<br />
Ansprüche aus dem angemeldeten und erteilten<br />
Patent nach § 362 BGB ebenfalls erloschen sind, ist<br />
das Einspruchsverfahren in der Hauptsache vollständig<br />
erledigt, so der 7. Senat. 211 Nach Ansicht des 21. Se-<br />
206 Im Anschluss an BPatGE 36, 213.<br />
207 Entgegen BPatGE 47, 141, 143 f. – Aktivkohlefilter.<br />
208 Hierzu BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid.<br />
209 Vgl. BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid, ebenso BPatGE 36, 213 f.<br />
210 BPatG, Beschl. v. 6.7.<strong>2011</strong> – 12 W (pat) 27/09.<br />
211 BPatG, Beschl. v. 28.1.<strong>2011</strong> – 7 W (pat) 332/09.<br />
38
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
nats 212 ist das Einspruchsverfahren bereits erledigt,<br />
wenn das Rechtsschutzbedürfnis der Einsprechenden<br />
entfallen ist, und nach Meinung des 20. Senats 213 wird<br />
der Einspruch ohne besonderes eigenes Rechtsschutzinteresse<br />
der Einsprechenden für die Fortsetzung des<br />
Einspruchsverfahrens nachträglich unzulässig und ist<br />
daher zu verwerfen.<br />
Der 21. Senat 214 hatte in einem Fall erneut Gelegenheit<br />
über die Rechtsfolgen eines wegen Nichtzahlung der<br />
Jahresgebühr erloschen Patents für das anhängige<br />
Einspruchsverfahren zu entscheiden und führte seine<br />
Rspr. 215 zu dieser in Rspr. und Lit. kontrovers diskutierten<br />
Frage insbesondere in Abgrenzung zu der Auffassung<br />
des 7. Senats 216 weiter. Die Einsprechende hatte<br />
auf die Anfrage des Senats nach einem Rechtsschutzinteresse<br />
an der Fortführung des Verfahrens gegen<br />
das zwischenzeitlich erloschene Patent nicht geantwortet.<br />
Der Senat stellte heraus, dass das Einspruchsverfahren<br />
nicht nachträglich unzulässig geworden ist,<br />
sondern eine vollständige Erledigung der Hauptsache<br />
eingetreten ist 217 , was durch Beschluss festzustellen<br />
ist. 218 Die Entscheidung des 7. Senats, der die Annahme<br />
einer vollständigen Erledigung der Hauptsache nicht<br />
davon abhängig machen will, dass der Einsprechende<br />
ein eigenes Rechtsschutzbedürfnis oder ein besonderes<br />
Interesse analog § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO geltend<br />
macht und ein fortwirkendes Allgemeininteresse mit<br />
der Folge einer nur teilweisen Erledigung annimmt,<br />
erfordert es nach Auffassung des 21. Senats nicht, von<br />
seiner bisherigen Rspr. abzurücken. Der Annahme einer<br />
vollständigen Erledigung steht insbesondere nicht<br />
entgegen, dass das Patent nicht mit Wirkung für die<br />
Vergangenheit widerrufen worden ist und damit das<br />
Ziel des Einspruchsverfahrens (§ 21 Abs. 3 Satz 1 PatG)<br />
nicht erreicht und der Erteilungsbeschluss nicht mit<br />
Wirkung ex tunc beseitigt worden wäre. Denn der<br />
Bestand des Erteilungsbeschlusses hat für die Frage<br />
der Erledigung des Einspruchs keine Bedeutung, da<br />
sich der Einspruch nicht hiergegen richtet (arg § 61<br />
Abs. 1 Satz 1 PatG). 219 Der Charakter des Einspruchs<br />
als Popularrechtsbehelf hat nicht zur Folge, dass das<br />
Einspruchsverfahren nach Erlöschen des Patents auch<br />
ohne ein Rechtsschutzbedürfnis des Einsprechenden<br />
fortzusetzen ist. Es kommt deshalb nicht darauf an,<br />
dass im Falle des Erlöschens nicht feststellbar ist, ob<br />
oder inwieweit Dritte von dem Patent betroffen waren<br />
oder ob und inwieweit Dritte an zukünftigen (freien<br />
oder beschränkten) Benutzungen interessiert sind,<br />
oder ob diese die Frage der Schutz(un)fähigkeit für<br />
eine bereits erfolgte Benutzung in der Vergangenheit<br />
geklärt wissen wollen. Es ist deshalb auch nicht erforderlich,<br />
dass der Patentinhaber gegenüber der Allgemeinheit<br />
eine Freistellungserklärung abgibt, wie es<br />
der 7. Senat fordert, da diese vom rechtsgestaltenden<br />
oder bestätigenden Ergebnis des Einspruchsverfahrens<br />
nur reflexartig betroffen ist.<br />
7. Bindung an die Anträge<br />
Verteidigt die Patentinhaberin im Einspruchsverfahren<br />
das Patent mit Haupt- und Hilfsantrag in beschränktem<br />
Umfang, so sind nach Auffassung des 9. Senats 220<br />
diese Anträge maßgeblich und rechtfertigen grundsätzlich<br />
den Widerruf des Patents, wenn sich auch<br />
nur der Gegenstand eines Patentanspruchs aus dem<br />
verteidigten – sämtlich abhängige Patentansprüche<br />
umfassenden – Anspruchssatz als nicht patentfähig<br />
erweist. Die Grundsätze der BGH-Entscheidung Informationsübermittlungsverfahren<br />
II 221 zu selbstständigen<br />
Patentansprüchen sind nicht auf nicht selbstständige<br />
Ansprüche auszuweiten. Der Senat führte<br />
212 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />
213 BPatG, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung.<br />
214 B PatG, Beschl. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ <strong>2011</strong>, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen,<br />
Rechtsbeschwerde zugelassen.<br />
215 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />
216 BPatG, Beschl. v. 20.10.2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />
217 BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 ff. – Vornapf.<br />
218 So schon BPatGE 51, 128 ff. – Radauswuchtmaschine.<br />
219 Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 191; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59 Rdnr. 171;<br />
BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre.<br />
220 BPatG, Beschl. v. 14.3.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 307/06.<br />
221 BGH, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II.<br />
39
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
ergänzend aus, dass im Hinblick auf die rechnerischen<br />
Kombinationsmöglichkeiten von 10 Patentansprüchen<br />
mit 512 Anspruchskombinationen eine Begründung<br />
für sämtliche Kombinationen praktisch mit den vorhandenen<br />
Ressourcen nicht durchführbar ist.<br />
8. Beitritt<br />
Die erst im Beschwerdeverfahren nach Ablauf der Beschwerdefrist<br />
Beigetretene hatte schriftsätzlich den<br />
„Beitritt zum Einspruchs- und Einspruchsbeschwerdeverfahren“<br />
erklärt und zugleich eine „Beschwerdegebühr“<br />
in Höhe von 500 E durch Erteilung einer<br />
Einzugsermächtigung entrichtet. Der 8. Senat 222 sah<br />
hier zwei Fragenkomplexe zur Zulässigkeit des Beitritts<br />
angesprochen. Er führte aus, dass entgegen dem<br />
Wortlaut des § 59 Abs. 2 PatG der Beitritt zu einem<br />
Einspruchsverfahren auch dann zulässig ist, wenn<br />
noch keine Klage wegen Verletzung des Patents, sondern<br />
nur eine einstweilige Verfügung vorliegt. Der<br />
Senat sieht diese erweiterte Auslegung durch den<br />
Sinn dieser Vorschrift gedeckt und verweist auch auf<br />
die Rspr. der Beschwerdekammern zum EPÜ 223 zu der<br />
englischen Fassung des Art. 105 Abs. 1 a) EPÜ „proceedings<br />
for infringement“. Denn auch durch eine einstweilige<br />
Verfügung wird der Patentverletzer wegen<br />
Patentverletzung „in Anspruch genommen“ und sogar,<br />
wie vorliegend, frühzeitig und ohne Möglichkeit<br />
der Aussetzung des Verletzungsverfahrens mit einem<br />
vollstreckbaren Titel konfrontiert. Unter diesen Umständen<br />
kann vom Patentverletzer nicht verlangt werden,<br />
dass er zuwartet, bis entweder der Patentinhaber<br />
(wenn überhaupt) die Klage im Hauptsacheverfahren<br />
erhebt oder das Einspruchsverfahren rechtskräftig<br />
beendet wird. Der Zulässigkeit eines Beitritts steht<br />
nach Ansicht des Senats auch nicht entgegen, dass<br />
statt einer Einspruchs- bzw. Beitrittsgebühr von 200 E<br />
(Nr. 313 600) eine „Beschwerdegebühr“ von 500 E<br />
(Nr. 401 100) entrichtet wurde. Denn analog § 140<br />
BGB ist hier eine Umdeutung in die Zahlung einer<br />
Einspruchsgebühr möglich. 224 Auch ist für den erst im<br />
Zuge eines anhängigen Einspruchsbeschwerdeverfahrens<br />
erfolgenden Beitritt keine Beschwerdegebühr<br />
zu entrichten. 225 Nur dann, wenn die Beschwerdefrist<br />
noch läuft, kann der Beitretende auch gesondert eine<br />
Beschwerdegebühr zahlen, so dass er neben dem<br />
ursprünglich Einsprechenden ebenfalls Beschwerdeführer<br />
wird und seine Beteiligung also nicht vom<br />
Weiterbestand der Beschwerde des Einsprechenden<br />
abhängt. 226<br />
V. Beschwerdeverfahren<br />
1. Statthaftigkeit der Beschwerde<br />
Der 10. Senat 227 hatte eine Entscheidung zu treffen in<br />
einem Fall, in dem eine ursprünglich gegen die BRD<br />
beim Verwaltungsgericht München eingereichte<br />
„Klage“ an das BPatG verwiesen worden war. Erreicht<br />
werden sollte hiermit die Streichung einzelner, als<br />
herabwürdigend angesehener Textstellen aus einer<br />
deutschen Patentschrift. Der Senat legte die „Klage“<br />
als Beschwerde gegen den Erteilungsbeschluss aus<br />
und verwarf diese als unzulässig nach § 74 PatG, weil<br />
die Beschwerdeführerin nicht formell am Patenterteilungsverfahren<br />
beteiligt gewesen war und eine Beschwerdeberechtigung<br />
auch aus sonstigen Gründen<br />
nicht angenommen werden konnte. Denn Beteiligter<br />
im Patenterteilungsverfahren ist grundsätzlich nur<br />
222 BPatG, Beschl. v. 12.7.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 23/08.<br />
223 EPA, T 0452/05, ABl. 2007, Sonderausgabe Nr. 6, 65, zitiert in Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 265.<br />
224 Vgl. Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9. Aufl., § 70, Rdnr. 3<br />
unter Verweis auf BGH, NJW 2001, 1217.<br />
225 St. Rspr. u. h. M., vgl. BPatGE 29, 194, 2. LS u. S. 197; BPatGE 30, 109, 110; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 272;<br />
Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 59, Rdnr. 42; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 125.<br />
226 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 126.<br />
227 B PatG, Beschl. v. 20.1.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; Rechtsbeschwerde zugelassen, aber nicht eingelegt.<br />
40
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
der Anmelder, der die Anmeldung eingereicht hat und<br />
der durch die Eintragung im Register nach § 30 PatG<br />
legitimiert ist. Der Ausschluss von Dritten vom Verfahren<br />
ist auch mit rechtsstaatlichen Grundsätzen, insbesondere<br />
Art. 19 Abs. 4 des Grundgesetzes vereinbar. In<br />
besonders gelagerten Ausnahmefällen, in denen ein<br />
sachlicher Zusammenhang der den Dritten betreffenden<br />
Angaben in der Beschreibung mit der Erfindung<br />
nicht erkennbar ist, sie auf der Hand liegend falsch<br />
sind oder sich als eine unzulässige Schmähung darstellen,<br />
kann eine Beschwerdeberechtigung des nicht<br />
am Erteilungsverfahren beteiligten Dritten gegen den<br />
Erteilungsbeschluss zu bejahen sein. 228 Ein solcher Fall<br />
lag hier aber nicht vor.<br />
2. Zulässigkeit der Beschwerde<br />
Eine Beschwerde ist unzulässig, wenn der Beschwerdeschriftsatz<br />
lediglich eine Kopie einer Unterschrift<br />
aufweist, da sie entgegen § 73 Abs. 2 Satz 1 PatG nicht<br />
schriftlich eingelegt worden ist, so der 8. Senat. 229 Das<br />
aus dieser Vorschrift folgende Schriftformerfordernis<br />
verlangt eine eigenhändige Unterschrift. 230 Dies<br />
entspricht dem Gebot der Rechtssicherheit. Denn die<br />
eigenhändige Unterschrift stellt klar, dass die Verfahrenshandlung<br />
prozessual gewollt ist und dass<br />
der Unterzeichnende für ihren gesamten Inhalt die<br />
Verantwortung übernimmt. 231 Kopierer ermöglichen<br />
unendliche Reproduktionen, so dass ähnlich wie bei<br />
faksimilierten oder druckschriftlichen Namenszügen<br />
nicht erkennbar ist, ob der Unterzeichner für den Inhalt<br />
des Schriftstücks die Verantwortung übernehmen<br />
und die Verfahrenshandlung vornehmen will und ob<br />
das Schriftstück mit Wissen und Wollen des Berechtigten<br />
an den Empfänger zugeleitet worden ist.<br />
Der Zulässigkeit der Beschwerde steht nicht entgegen,<br />
dass sie einen Tag vor Zustellung des angefochtenen<br />
Beschlusses eingelegt worden ist, so der 10. Senat. 232<br />
Denn der Beschluss war zu diesem Zeitpunkt jedenfalls<br />
schon rechtlich existent. Eine im schriftlichen<br />
Verfahren ergangene Entscheidung ist mit ihrer Herausgabe<br />
durch die Geschäftsstelle an die interne<br />
Postabfertigungsstelle erlassen. 233 Dies war hier einen<br />
Tag vor der Zustellung der Fall. Die für die Zulässigkeit<br />
einer Beschwerde nach § 73 Abs. 1 PatG erforderliche<br />
beschwerdefähige Entscheidung war somit schon bei<br />
Beschwerdeeinlegung gegeben. Während vor Erlass<br />
einer Entscheidung grundsätzlich keine Beschwerde<br />
eingelegt werden kann, ist dies vor Beginn der Frist zur<br />
Beschwerdeeinlegung möglich. 234 Auch eine Untätigkeitsbeschwerde<br />
oder ein sonstiges Rechtsmittel oder<br />
Rechtsbehelf wegen Untätigkeit der Ausgangsinstanz<br />
ist im Übrigen im Patentgesetz nicht geregelt und<br />
grundsätzlich unstatthaft. 235<br />
Nach der Rspr. des BGH 236 muss das Rechtsmittel der<br />
Beschwerde die Person des Rechtsmittelführers eindeutig<br />
erkennen lassen, wobei für die Ermittlung der<br />
Person auf die vorinstanzlichen Akten zurückgegriffen<br />
werden kann. Wird ein Beschwerdeführer in einem<br />
Beschwerdeschriftsatz nicht genannt, so ist die Beschwerde<br />
deshalb dennoch zulässig, wenn anhand<br />
des zutreffenden Aktenzeichens im Betreff der Schriftsatz<br />
ohne Weiteres dem richtigen Verfahren zugeordnet<br />
werden kann, so der 20. Senat. 237<br />
Hierzu kann auch die Angabe der Arbeitsstelle genügen,<br />
wenn diese sowie der Zustellungsempfänger<br />
und dessen dortige Funktion so konkret und genau<br />
bezeichnet werden, dass von der ernsthaften Möglich-<br />
228 Im Anschluss an BGH, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel.<br />
229 B PatG, Beschl. v. 26.8.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 24/11, unter Hinweis auf BPatG, BlPMZ, 2005, 183, 184 li. Sp.;<br />
BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57, Einl., Rdnr. 309;<br />
Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), vor § 34, Rdnr. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />
§ 73, Rdnr. 25; ders. vor § 34, Rdnr. 23.<br />
230 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57.<br />
231 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl., Rdnr. 302.<br />
232 BPatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11].<br />
233 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl.(2008), § 47 Rdnr. 14.<br />
234 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl.(2003), § 73 Rdnr. 88.<br />
235 BPatG, Beschl. v. 21.4.2005 – 10 W (pat) 47/04; zu evtl. Ausnahmen Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), § 73 Rdnr. 12.<br />
236 BGH, GRUR 1977, 508 – Abfangeinrichtung.<br />
237 BPatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 117/05.<br />
41
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
keit auszugehen ist, die Zustellung durch Übergabe<br />
werde gelingen 238 , so der 1. Senat. 239<br />
Das Rechtsschutzinteresse ist Voraussetzung für jede<br />
Rechtsverfolgung. 240 Fehlt es für die Einlegung einer<br />
Beschwerde, so ist diese nicht zulässig. Kann nicht<br />
festgestellt werden, welches schützenswerte Interesse<br />
der Antragsteller mit seiner Beschwerde verfolgt,<br />
so ist wegen der offensichtlich nicht schutzwürdigen<br />
Rechtsverfolgung das Bedürfnis nach Rechtsschutz<br />
abzusprechen. Niemand ist befugt, Behörden<br />
und Gerichte unnütz in Anspruch zu nehmen, so der<br />
10. Senat. 241 Der Entscheidung lag ein Fall zugrunde, in<br />
dem weder der Antragsteller und Beschwerdeführer<br />
noch ein Dritter innerhalb der siebenjährigen Frist des<br />
§ 44 Abs. 2 Satz 1 PatG Prüfungsantrag gestellt hatte.<br />
Die Anmeldung war mit dem fruchtlosen Ablauf der<br />
Prüfungsantragsfrist gemäß der in § 58 Abs. 3 PatG geregelten<br />
Rücknahmefiktion unwiederbringlich untergegangen.<br />
Der Antragssteller verfolgte aber dennoch<br />
einen Wiedereinsetzungsantrag in die verspätete Zahlung<br />
der Jahresgebühr weiter. Der Senat wies darauf<br />
hin, dass die Frist zur Stellung des Prüfungsantrags<br />
nicht dadurch gehemmt wird, dass die Anmeldung<br />
mangels Zahlung einer Jahresgebühr zunächst – vorbehaltlich<br />
einer späteren Wiedereinsetzung – als zurückgenommen<br />
gilt. 242 Damit erwiesen sich aber das<br />
Wiedereinsetzungsverfahren und das Beschwerdeverfahren<br />
als sinnlos.<br />
3. Kostenfragen<br />
Im Beschwerdeverfahren vor dem BPatG trägt jeder<br />
Beteiligte seine Kosten selbst. Von diesem Grundsatz<br />
kann aus Billigkeitsgründen abgewichen werden (§ 80<br />
Abs. 1 PatG). In einem Fall des 20. Senats 243 wurden die<br />
Kosten für eine erste, ergebnislose mündliche Verhandlung<br />
in einem Einspruchsbeschwerdeverfahren<br />
der Einsprechenden auferlegt, da ihre Existenz und<br />
Identität nicht in der mündlichen Verhandlung geklärt<br />
werden konnte und dazu eine zweite Verhandlung<br />
notwendig war.<br />
In einem Erinnerungsverfahren, das die Erstattung der<br />
Kosten nach dem Vertretergebührenerstattungsgesetz<br />
für das Beschwerdeverfahren betraf, wies der 10. Senat<br />
244 darauf hin, dass gemäß § 7 VertrGebErstG i. V. m.<br />
§ 134 Abs. 1 Satz 1 BRAGO die Vergütung nach bisherigem<br />
Recht zu berechnen ist, wenn der unbedingte Auftrag<br />
zur Erledigung derselben Angelegenheit i. S. d. § 13<br />
BRAGO vor dem Inkrafttreten einer Gesetzesänderung<br />
erteilt oder der Rechtsanwalt vor diesem Zeitpunkt<br />
gerichtlich bestellt oder beigeordnet worden ist. Auch<br />
im Falle eines beigeordneten Vertreters ist nicht stets<br />
allein auf den Zeitpunkt der Beiordnung abzustellen,<br />
sondern auch auf den Zeitpunkt der Auftragserteilung,<br />
wenn für das Mandatsverhältnis – so wie in Fällen der<br />
Prozesskostenhilfe – neben der Beiordnung auch eine<br />
Beauftragung durch die Partei erforderlich ist.<br />
4. Rechtsbeschwerde<br />
In einem Fall des 20. Senats 245 hat eine Patentinhaberin<br />
beantragt, einen bestandskräftig gewordenen<br />
Beschluss nachträglich durch eine Erklärung der Zulassung<br />
der Rechtsbeschwerde zu ergänzen. Dies ist<br />
nicht möglich 246 , selbst wenn – was vorliegend nicht<br />
der Fall war – die Zulassung nur versehentlich unterblieben<br />
sein sollte. 247 Hat keine Partei die Zulassung<br />
angeregt, ist eine ausdrückliche Entscheidung ent-<br />
238 BGHZ 145, 358 = NJW 2001, 885.<br />
239 BPatG, Urt. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EU), zur Nichtigkeitsklage, Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11].<br />
240 BGH, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente.<br />
241 B PatG, Beschl. v. 9.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 16/08, unter Hinweis auf Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), Einl., Rdnr. 274.<br />
242 BGH, GRUR 1995, 45 – Prüfungsantrag.<br />
243 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 20 W (pat) 49/06.<br />
244 BPatG, Beschl. v. 16.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 8/07.<br />
245 BPatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 352/05.<br />
246 Siehe BGH, BGHZ 44, 395 und NJW 2004, 779.<br />
247 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 100 Rdnr. 14.<br />
42
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
behrlich. Schweigen im Beschluss bedeutet Nichtzulassung.<br />
Eine nachträgliche Zulassung würde nicht,<br />
wie in § 321 ZPO vorausgesetzt, eine unterbliebene<br />
Ent scheidung nachholen, sondern entgegen § 318 ZPO<br />
der bereits getroffenen Entscheidung widersprechen<br />
und sie abändern. Diese Erwägungen gelten nach den<br />
Ausführungen des BGH 248 auch für § 543 ZPO n. F. und<br />
den vergleichbaren Fall der Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />
durch Ergänzungsbeschluss. Nichts anderes<br />
kann daher für die Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />
nach dem Patentgesetz gelten.<br />
5. Sonstiges<br />
Der 10. Senat 249 hatte über eine Beschwerde zu entscheiden,<br />
welche gegen die Zurückweisung des Antrags<br />
auf Rückzahlung der Veröffentlichungsgebühr<br />
(Nr. 313 820) für die Übersetzung eines europäischen<br />
Patents gerichtet war. Er beschied, dass die Beschwerde<br />
unbegründet war. Denn die Gebühr war im August<br />
2008 mit Rechtsgrund entrichtet worden, da nach<br />
Art. XI § 4 IntPatÜG für europäische Patente, für die der<br />
Hinweis auf die Erteilung vor dem 1. Mai 2008 im Europäischen<br />
Patentblatt veröffentlicht worden ist, u. a.<br />
Art. II § 3 IntPatÜG und § 2 Abs. 1 PatKostG jeweils in<br />
den Fassungen anwendbar sind, die im Zeitpunkt der<br />
Veröffentlichung des Hinweises gegolten haben. Für<br />
europäische Patente, für die der Hinweis auf die Erteilung<br />
vor dem 1. Mai 2008, dem Zeitpunkt des Inkrafttreten<br />
des Londoner Übereinkommens, veröffentlicht<br />
worden ist, bleibt nach der Übergangsregelung des<br />
Art. XI § 4 IntPatÜG das Übersetzungserfordernis nicht<br />
nur für die Patentschrift bei Patenterteilung bestehen,<br />
sondern auch bei einer späteren geänderten Aufrechterhaltung<br />
im europäischen Einspruchsverfahren.<br />
VI. Nichtigkeitsverfahren<br />
1. Zulässigkeit der Klage<br />
Eine Nichtigkeitsklage, die entgegen § 81 Abs. 1 Satz 2<br />
PatG gegen die nicht im deutschen Patentregister eingetragene<br />
Beklagte gerichtet ist, ist zulässig und gegen<br />
die richtige Beklagte gerichtet, wenn diese durch<br />
gesellschaftsrechtliche Umwandlung und Verschmelzung<br />
gebildet wurde. 250<br />
Eine Klage auf Nichtigerklärung ist zulässig, auch<br />
wenn ein Patent zwischenzeitlich nach Rechtshängigkeit<br />
aufgrund Zeitablaufs erloschen ist, wenn aufgrund<br />
der Inanspruchnahme wegen Patentverletzung<br />
durch die Lizenznehmerin der Patentinhaberin für die<br />
Klägerin ein eigenes rechtliches Interesse an der rückwirkenden<br />
Vernichtung des Streitpatents besteht. 251<br />
Der 1. Senat 252 beschied, dass auch im Hinblick auf die<br />
durch Erlöschen des Streitpatents nicht rückwirkend<br />
beseitigten Rechtswirkungen der Patenterteilung 253<br />
der Antrag auf Nichtigerklärung und nicht auf Feststellung<br />
der Nichtigkeit zu richten ist. 254<br />
Der 4. Senat 255 hatte über die Zulässigkeit einer Nichtigkeitsklage<br />
unter dem rechtlichen Aspekt entgegenstehender<br />
Rechtskraft nach § 325 Abs. 1 ZPO zu<br />
entscheiden. Die Klägerin hatte das Streitpatent mit<br />
der Klage uneingeschränkt wegen fehlender Patentfähigkeit<br />
angegriffen, allerdings in einem früheren<br />
Verfahren bereits Klage auf Teilnichtigkeit einzelner<br />
Patentansprüche wegen fehlender Patentfähigkeit<br />
erhoben. Diese Klage war rechtskräftig als unbegründet<br />
abgewiesen worden. Der Senat führte aus, dass<br />
vorliegend das Sachurteil im vorangegangenen Verfahren<br />
einer Entscheidung über die dort behandelten<br />
248 BGH, NJW 2004, 779.<br />
249 B PatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11].<br />
250 B PatG, Urt. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 4 Ni 38/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 37/11], unter Hinweis auf Keukenschrijver,<br />
Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 140.<br />
251 BGH, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten.<br />
252 B PatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09; ebenso BPatG, GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster unter Hinweis auf BGH,<br />
GRUR 1974, 146 – Schraubennahtrohr; vgl. auch Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40 – zur abweichenden Auffassung.<br />
253 Zur Abgrenzung der – unberührten – Wirksamkeit des Erteilungsbeschlusses als Verwaltungsakt BGH, GRUR 1997, 615, 616<br />
– Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren; BPatG, Beschl. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 – Optische Inspektion<br />
von Rohrleitungen; Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40; a.A. BPatG, GRUR <strong>2011</strong> 657, 662 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />
254 BGH, GRUR 1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr.<br />
255 B PatG, Urt. v. 14.12.2010 – 4 Ni 24/09; aufgehoben und zurückverwiesen von BGH, Urt. v. 29.11. <strong>2011</strong> – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse,<br />
Berufung eingelegt [Az: X ZR 23/11].<br />
43
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
Patentansprüche entgegensteht, da einer auf denselben<br />
Nichtigkeitsgrund gestützten Klage im Umfang<br />
des im früheren Verfahren gestellten Antrags gegen<br />
dasselbe Patent und zwischen denselben Parteien die<br />
Rechtskraft entgegensteht, selbst dann, wenn – wie<br />
vorliegend – neues Material genannt wird. 256 Der Senat<br />
vertrat die Auffassung, dass die klagende GmbH,<br />
die als juristische Person nicht mit derjenigen der seinerzeit<br />
klagenden Einzelfirma identisch ist, sich entgegenhalten<br />
lassen muss, dass ihr Geschäftsführer<br />
als Inhaber der seinerzeit klagenden Einzelfirma nicht<br />
nur einer der Geschäftsführer der jetzigen Klägerin ist,<br />
sondern inzwischen zugleich deren alleiniger Gesellschafter.<br />
Gesellschaft und Gesellschafter sind trotz der<br />
Trennung der Rechtspersönlichkeiten und trotz aller<br />
Unterschiede in einem solchen Fall bei wirtschaftlicher<br />
Betrachtung als eine Person anzusehen. Eine den<br />
Alleingesellschafter treffende Rechtskraftwirkung gemäß<br />
§ 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 325 Abs. 1 ZPO wäre obsolet,<br />
könnte sie ohne Weiteres durch die von ihm allein<br />
bestimmte Gesellschaft umgangen werden. Die Klage<br />
wurde deshalb teilweise als unzulässig abgewiesen,<br />
soweit sie gegen identische Ansprüche gerichtet war.<br />
Auch der 5. Senat 257 hatte sich mit der Frage einer<br />
Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO und einer<br />
darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren Klage<br />
zu beschäftigen. Erhebt ein konzernverbundenes Unternehmen<br />
eine Nichtigkeitsklage, obwohl über eine<br />
frühere Nichtigkeitsklage eines zu demselben Konzern<br />
gehörenden anderen Unternehmens bereits rechtskräftig<br />
entschieden wurde, reicht für die Annahme<br />
einer Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO bzw.<br />
einer darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren<br />
Klage nicht aus, dass beide Unternehmen für den<br />
Vertrieb bestimmter Waren in Deutschland zuständig<br />
sind bzw. waren. Außer vielleicht einer allgemeinen<br />
Tendenz der höchstrichterlichen Rspr. zur Ausdehnung<br />
der Rechtskraftwirkung lässt sich für den vorliegenden<br />
anders gelagerten Fall aus der Entscheidung „Sammelhefter<br />
II“ des BGH 258 keine andere Lösung entnehmen.<br />
Auch kann das die spätere Klage erhebende Vertriebsunternehmen<br />
nicht als Strohmann des nicht mehr aktiven<br />
übergeordneten Konzernunternehmens angesehen<br />
werden.<br />
In der Rspr. ist anerkannt, dass ein Nichtigkeitskläger<br />
sich der Nichtangriffspflicht nicht durch Vorschieben<br />
eines „Strohmanns“ entziehen kann, der äußerlich<br />
im eigenen Namen, der Sache nach aber im Interesse<br />
seines „Hintermanns“ und auf dessen Weisungen<br />
hin das Nichtigkeitsverfahren betreibt, ohne dass ein<br />
eigenes, ins Gewicht fallendes gewerbliches Interesse<br />
an der Vernichtung des Patents besteht. 259 Dies gilt<br />
trotz der vorhandenen rechtlichen Selbständigkeit<br />
von Kläger und der durch eine Nichtangriffsabrede<br />
verpflichteten dritten Rechtspersönlichkeit insbesondere<br />
auch dann, wenn beide bei wirtschaftlicher<br />
Betrachtung ein und dieselbe Person sind, und es wegen<br />
der wirtschaftlichen Identität dem Kläger ohne<br />
Weiteres zumutbar ist, die dem Dritten gesetzten<br />
Grenzen wirtschaftlichen Handelns zu beachten, so<br />
für das Verhältnis einer GmbH zu ihrem Alleingesellschafter<br />
und umgekehrt 260 , nicht aber für eine<br />
Konzernverbundenheit 261 , es sei denn, die Tochtergesellschaft<br />
wird von der Konzernmutter zu 100 % beherrscht<br />
und nimmt die wirtschaftlichen Interessen<br />
der Konzernmutter als ihr verlängerter Arm wahr. 262<br />
Allein ein Agieren als „Hintermann“ durch ein dritte<br />
Person, die – hier als Beirat oder Berater – weder<br />
256 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2003), § 22, Rdnr. 95; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 117;<br />
Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 40, 44; Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 284.<br />
257 B PatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11], = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236<br />
– Tintenpatrone , im Anschluss an BPatGE 27, 55.<br />
258 BGH, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II.<br />
259 BGH, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; BPatG, Urt. v. 03.12.2009 – 10 Ni 8/08.<br />
260 BGH, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage; GRUR 1957, 482, 485 – Chenillefäden;<br />
Benkard Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 22 Rdnr. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 81 Rdnr. 67.<br />
261 BPatGE 27, 55.<br />
262 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik.<br />
44
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
durch ihre Funktion als Geschäftsführer noch als Alleingesellschafter<br />
rechtlich in der Lage ist, eine beherrschende<br />
Funktion auszuüben, reicht hierzu nach<br />
den ausgeführten Grundsätzen nicht aus, so der 1. Senat.<br />
263 Ebenso wenig reicht aus, dass zwischen zwei<br />
Unternehmen eine wirtschaftliche Verflechtung als<br />
Herstellungs- und Vertriebsfirma besteht, auch wenn<br />
letztere weder Produktionsanlagen noch Räumlichkeiten<br />
oder Aktiva besitzt. Für die insoweit maßgeblichen<br />
weiteren Tatsachenbehauptungen, welche eine<br />
wirtschaftliche Identität und Strohmanneigenschaft<br />
begründen könnten, ist der Beklagte nach allgemeinen<br />
Grundsätzen beweispflichtig. 264 Der maßgebende<br />
Zeitpunkt für die Beurteilung der behaupteten<br />
Strohmanneigenschaft ist – wie auch bei den übrigen<br />
Prozessvoraussetzungen 265 – der Schluss der<br />
letzten mündlichen Verhandlung, wobei zeitlich vorgelagerte<br />
Umstände nur heranzuziehen sind, sofern<br />
sie durchgreifende Rückschlüsse auf die Verhältnisse<br />
zum Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung<br />
zulassen.<br />
Dass die frühere Klägerin zur Vereitelung einer Vollstreckung<br />
„dormant“ gestellt wurde und die jetzige<br />
Klägerin fehlende formale Rechtsnachfolge zu einem<br />
neuen Angriff auf das Streitpatent nützt, könnte allenfalls<br />
über eine Anwendung von § 242 BGB (Treu und<br />
Glauben), dessen Anwendung auch im Prozessrecht<br />
nicht ausgeschlossen ist, zur Unzulässigkeit der Klage<br />
führen. Insoweit ist aber zu berücksichtigen, dass die<br />
Rechtsverhältnisse bzw. Streitverhältnisse zwischen<br />
den Parteien des vorliegenden Verfahrens nicht auf<br />
vertraglichen Beziehungen beruhen, sondern gesetzlich<br />
bestehende Rechte durchgesetzt bzw. abgewehrt<br />
werden sollen, so der 5. Senat. 266<br />
2. Nichtigkeitsgründe<br />
Der 1. Senat 267 wies zu der umstrittenen Frage einer<br />
unzulässigen Erweiterung des Inhalts der Anmeldung,<br />
hier einer Teilanmeldung, nach Art. II § 6 Abs. 1<br />
Nr. 3 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. c EPÜ darauf<br />
hin, dass nach der Rspr. der Großen Beschwerdekammer<br />
268 die hierfür maßgebliche Beurteilung bei einer<br />
Kette von Teilanmeldungen nach § 76 Abs. 1 EPÜ nur<br />
dann erfüllt ist, wenn der in der letzten Teilanmeldung<br />
beanspruchte Gegenstand in jeder der vorangehenden<br />
Teilanmeldungen und in der Stammanmeldung<br />
ursprünglich offenbart ist. 269 Art. 76 EPÜ<br />
i. V. m. Regel 36 AOEPÜ stellt insoweit auch von seinem<br />
Regelungsgehalt – anders als die Teilungserklärung<br />
nach § 39 PatG 270 – auf die Einreichung einer<br />
Teilanmeldung zu einer anhängigen früheren europäischen<br />
Patentanmeldung ab. Der Senat sprach sich<br />
deshalb dafür aus, dass bei einem EP-Patent nicht nur<br />
263 BPatG, Urt. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EP), Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11].<br />
264 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 9, zur Beweislast Rdnr. 160.<br />
265 Thomas/Putzo-Reichhold, ZPO, 31. Aufl. (2010), Vorb. zu § 253 ZPO, Rdnr. 11 m. w. N..<br />
266 BPatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone.<br />
267 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
268 EPA, G 1/06, ABl 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, ABl 2008, 271.<br />
269 Singer/Stauder/Teschemacher, EPÜ, 5. Aufl. (2010), Art. 76 Rdnr. 12.<br />
270 BGH, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975.<br />
45
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
die eingereichte europäische Teilanmeldung nach<br />
Art. 76 EPÜ eine weitere inhaltliche Schranke für den<br />
Offenbarungsgehalt bildet 271 , sondern ebenso jede<br />
vorangegangene Teilanmeldung als deren Grundlage,<br />
und dass deshalb der Rspr. der Großen Beschwerdekammer<br />
zu folgen ist.<br />
3. Kostenfragen<br />
Der 3. Senat 272 trat der Auffassung bei 273 , wonach die<br />
Hinzuziehung eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren<br />
typischerweise – wegen des Abstimmungsbedarfs<br />
– jedenfalls dann notwendig i. S. v. §§ 84 Abs. 2<br />
Satz 2 PatG, 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO ist, wenn zeitgleich mit<br />
dem Nichtigkeitsverfahren ein das Streitpatent betreffendes<br />
Verletzungsverfahren anhängig ist. Bei einem<br />
deutlichen Abweichen vom Regelfall kann die Erstattung<br />
von Doppelvertretungskosten allerdings auch<br />
ausgeschlossen sein. 274 Dagegen erscheint nach Auffassung<br />
des Senats eine Abgrenzung im Einzelfall danach,<br />
ob eine verfahrensrelevante Rechtsfrage von einem<br />
Patentanwalt bewältigt werden kann bzw. wann<br />
es hierzu der Mitwirkung eines Rechtsanwalts bedarf,<br />
als wenig geeignet, um die Notwendigkeit der Hinzuziehung<br />
eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren<br />
zu beurteilen. Denn ob ein Patentanwalt kraft seiner<br />
Ausbildung zur Lösung der im konkreten Verfahrensverlauf<br />
aufgetretenen Rechtsprobleme und damit zur<br />
alleinigen Führung eines Nichtigkeitsverfahrens befähigt<br />
war oder nicht, bleibt von vornherein eine im<br />
Grunde rein hypothetische Frage, die sich nicht mit<br />
der erforderlichen Rechtssicherheit beantworten lässt,<br />
sondern nahezu zwangsläufig eine uneinheitliche Einzelfallrechtsprechung<br />
zur Folge hätte.<br />
Der 3. Senat 275 führte in einem weiteren Verfahren<br />
seine eigene Rspr. in der Konstellation fort, dass die<br />
Klage im Verletzungsverfahren durch die Lizenznehmerin<br />
des Patentinhabers erhoben worden war. Insoweit<br />
ist nicht rein formal auf die Parteiidentität in<br />
beiden Prozessen abzustellen. Vielmehr kommt es<br />
maßgeblich darauf an, ob die Verletzungsklage auf<br />
Basis des mit der anschließenden Nichtigkeitsklage<br />
angegriffenen Streitpatents erhoben wurde. Er folgte<br />
damit der bereits vom 4. Senat insoweit geäußerten<br />
Rechtsauffassung. 276<br />
Auch der 5. Senat 277 bestätigte diese Auffassung.<br />
Trotz der erforderlichen Einzelfallprüfung darf die<br />
im Hinblick auf die Erstattungsfähigkeit von Anwaltskosten<br />
als geboten anzusehende typisierende<br />
Betrachtungsweise 278 bei der Beurteilung der<br />
Notwendigkeit einer Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren<br />
nicht durch eine übermäßige Differenzierung<br />
der Voraussetzungen für die Erstattungsfähigkeit<br />
de facto außer Kraft besetzt werden. Auch<br />
wenn es bei der Beurteilung der Notwendigkeit von<br />
Kosten auslösenden Maßnahmen auf den Zeitpunkt<br />
ihrer Veranlassung ankommt, ist diese ex-ante-Sichtweise<br />
bei der Beurteilung der Notwendigkeit einer<br />
Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren nicht<br />
uneingeschränkt anwendbar. Der tatsächliche Verfahrensverlauf<br />
kann vielmehr als Indiz für die Beurteilung<br />
der Frage herangezogen werden, ob die entsprechende<br />
Vorgehensweise einer Partei zur vollen<br />
Wahrnehmung ihrer Belange letztlich erforderlich<br />
war oder nicht.<br />
271 So auch Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 39 Rdnr. 63.<br />
272 B PatG; Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 29/10 zu 3 Ni 21/07 (EU) hinzuverbunden 3 Ni 22/07 (EU), 3 Ni 26/07 (EU)<br />
– Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 18.5.2010 – 3 ZA (pat) 1/09 zu 3 Ni 51/05 (EU).<br />
273 BPatGE 51, 225 ff. – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl. BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 5 ZA (pat) 20/10<br />
– Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV.<br />
274 Hierzu etwa BPatG, GRUR 2008, 735.<br />
275 BPatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 21/10 zu 3 Ni 42/06 (EU) = BPatGE 52, 233 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VI.<br />
276 BPatG, Beschl. v. 26.10. 2010 – 4 ZA (pat) 50/10 = BPatGE 52, 146 – Mitwirkender Rechtsanwalt II.<br />
277 BPatG, 5 ZA (pat) 20/10 zu 5 Ni 84/09 (EU) Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> = BPatGE 52, 154 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV.<br />
278 BGH, GRUR 2005, 1072 – Auswärtiger Rechtsanwalt V.<br />
46
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Der 4. Senat 279 wies darauf hin, dass die nach § 91 ZPO<br />
zu erstattenden Kosten für die Doppelvertretung im<br />
Nichtigkeits-Berufungsverfahren vor dem BGH notwendig<br />
und mithin erstattungsfähig sind. Auch die<br />
nachträgliche (ergänzende) Geltendmachung des Kostenansatzes<br />
einer Doppelvertretung im Kostenfestsetzungsverfahren<br />
ist nicht ausgeschlossen, wenn zuvor<br />
die Erstattungsfähigkeit auf Hinweis der Rechtspflegerin<br />
im Erinnerungsverfahren gestrichen und deshalb<br />
im Kostenfestsetzungsbeschluss der Rechtspflegerin<br />
nicht berücksichtigt worden war. Denn eine Nachliquidation<br />
ist grundsätzlich zulässig, sofern ein Posten<br />
im ersten Gesuch nicht enthalten war oder versehentlich<br />
übergangen wurde. 280 Demgegenüber kann ein<br />
Verzicht nur angenommen werden, wenn der Erinnerungsgegner<br />
eindeutig zu erkennen gegeben hätte, er<br />
wolle auf die Geltendmachung der betreffenden Kosten<br />
ein für allemal verzichten. Dies gilt auch unter dem<br />
Gesichtspunkt von Treu und Glauben nach § 242 BGB.<br />
Denn es besteht kein Vertrauensschutz darauf, dass<br />
der Kostengläubiger, auch wenn er den Kostenansatz<br />
hinsichtlich der Rechtsanwaltskosten zwischenzeitlich<br />
nicht mehr geltend gemacht hatte, endgültig davon<br />
absehen würde. 281 Es ist auch kein widersprüchliches<br />
Verhalten darin zu sehen, dass er nach Erlangung der<br />
Kenntnis von einer für ihn günstigen Entscheidung<br />
des Gerichts den Anspruch erneut geltend macht.<br />
Auch der 10. Senat 282 knüpfte an seine bisherige Rspr.<br />
zur Erstattungsfähigkeit der Doppelvertretungskosten<br />
an 283 , wonach die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts<br />
im Nichtigkeitsverfahren jedenfalls dann als notwendig<br />
anzusehen ist, wenn zeitgleich ein das Streitpatent<br />
betreffendes Verletzungsverfahren anhängig ist, und<br />
betonte, dass der überwiegenden Rechtsauffassung<br />
der Senate des BPatG folgend 284 bei der Prüfung der<br />
Notwendigkeit einer bestimmten Rechtsverfolgungsoder<br />
Rechtsverteidigungsmaßnahme eine typisierende<br />
Betrachtungsweise geboten ist. Denn der Gerechtigkeitsgewinn,<br />
der bei einer übermäßig differenzierenden<br />
Betrachtung im Einzelfall zu erzielen ist, steht in<br />
keinem Verhältnis zu den sich einstellenden Nachteilen,<br />
wenn in nahezu jedem Einzelfall – wie hier – mit<br />
Fug darüber gestritten werden könnte, ob die Kosten<br />
einer bestimmten Rechtsverfolgungs- oder Rechtsverteidigungsmaßnahme<br />
zu erstatten sind oder nicht.<br />
Nachdem die Parteien den Rechtsstreit übereinstimmend<br />
für erledigt erklärt hatten, hatte der 1. Senat 285<br />
unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und<br />
Streitstandes nur noch über die Kosten des Verfah-<br />
279 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 4 ZA (pat) 58/10 zu 4 Ni 59/04 (EU) – Doppelvertretungskosten im Patentnichtigkeits-Berufungsverfahren.<br />
280 Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl. (2010), § 103 Rdnr. 18.<br />
281 Pfeiffer, jurisPK-BGB, 5. Aufl. 2010, § 242 BGB, Rdnr. 58.<br />
282 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 10 ZA (pat) 5/11 zu 10 Ni 6/09 = BlPMZ 2012, 33<br />
283 BPatGE 51, 225 = BlPMZ 2010, 371 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl auch Winterfeldt/Engels GRUR 2009,<br />
613, 614; Engels/Morawek GRUR 2010, 465, 476; Engels/Morawek GRUR <strong>2011</strong>, 561, 585-587, auch zur abweichenden Rspr. des<br />
35. Senats BPatGE 51, 81 Medizinisches Instrument<br />
284 BPatGE 51, 67; 51, 72 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren I und II (1. Senat); BPatGE 52, 154, 157 – Doppelvertretungskosten<br />
im Nichtigkeitsverfahren IV (5. Senat); BPatGE 52, 159, 163 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V (3. Senat);<br />
differenzierend BPatGE 51, 76, – Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren und BPatGE 52, 146, – Mitwirkender Rechtsanwalt II<br />
(4. Senat); auf den Einzelfall abstellend BPatGE 50, 85, – Doppelvertretung im Patentnichtigkeitsverfahren (2. Senat);<br />
vgl. bereits zur typisierenden ex ante Betrachtung BPatGE 51, 62 – Kosten des mitwirkendenRechtsanwalts (3. Senat).<br />
285 B PatG, Beschl. v. 4.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 9/09 – Klageveranlassung bei EP-Patent; ebenfalls zur Anwendung von<br />
§ 91a ZPO: BPatG, Beschl. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 5/09.<br />
47
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
rens nach billigem Ermessen zu entscheiden (§§ 84<br />
Abs. 2, 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 91a Abs. 1 ZPO), wobei der<br />
auch im Nichtigkeitsverfahren anzuwendende Rechtsgedanke<br />
des § 93 ZPO zu berücksichtigen ist. 286 Danach<br />
hat ein Beklagter keine Kosten zu tragen, wenn<br />
er keine Veranlassung zur Klageerhebung gegeben<br />
und den Klageanspruch sofort anerkannt hat. 287 Im<br />
Patentnichtigkeitsverfahren besteht eine Klageveranlassung<br />
grundsätzlich erst, wenn der Kläger den<br />
Beklagten unter substantiierter Angabe der geltend<br />
gemachten Nichtigkeitsgründe und mit angemessener<br />
Fristsetzung erfolglos zum Verzicht auf das<br />
Schutzrecht aufgefordert hat. 288 Eine solche vorherige<br />
Verzichtsaufforderung ist nur entbehrlich, wenn aufgrund<br />
des Verhaltens des Patentinhabers oder sonstiger<br />
besonderer Umstände eine solche Abmahnung als<br />
aussichtslos oder unzumutbar erscheint. 289 Diese Voraussetzungen<br />
sah der Senat bei einem EP-Patent nicht<br />
als erfüllt an. Nach seiner Auffassung lagen keine konkreten<br />
Umstände vor, welche die Annahme rechtfertigen,<br />
dass der Patentinhaber ohne weitere Vorwarnung<br />
mit einer den deutschen Teil des EP-Patents betreffenden<br />
Nichtigkeitsklage rechnen musste. Er unterstellte<br />
hierbei, dass die vorliegende Aufforderung zum Verzicht<br />
auf Geltendmachung von Ansprüchen aus dem<br />
Schutzrecht mit dem Verzicht auf das Schutzrecht<br />
gleichzusetzen ist. 290<br />
Der 1. Senat 291 hatte sich mit der Frage einer beantragten<br />
Aufhebung eines vollstreckten Ordnungsgeldbeschlusses<br />
aus einem gerichtlichen Vergleich zu beschäftigen.<br />
Die Schuldnerin hatte geltend gemacht,<br />
dass in entsprechender Anwendung der §§ 775 Nr. 1,<br />
776 ZPO der Beschluss aufzuheben sei, da zwischenzeitlich<br />
das verfahrensgegenständliche Streitpatent<br />
in einem Parallelverfahren nichtig erklärt worden war.<br />
Der Senat wies den Antrag zurück, weil der maßgebliche<br />
Vergleich ausdrücklich im Falle der Vernichtung<br />
des Streitpatents nur die Beendigung der Unterlassungsverpflichtung<br />
der Schuldnerin für die Zukunft<br />
beinhaltete. Der Vergleich war damit nicht unter der<br />
auflösenden Bedingung gemäß § 158 Abs. 2 BGB einer<br />
Nichtigerklärung geschlossen, so dass auch die darin<br />
enthaltenen Verpflichtungen nicht rückwirkend entfallen<br />
waren. Die Frage, ob mit der überwiegenden<br />
Rechtsauffassung 292 bei einer bereits abgeschlossen<br />
Vollstreckung nach § 890 Abs. 1 ZPO aus einer Unterlassungsverpflichtung<br />
entsprechend §§ 775 Nr. 1, 776<br />
ZPO mit rückwirkendem Wegfall des Vollstreckungstitels<br />
auch die Vollstreckungsmaßnahme aufzuheben<br />
ist, konnte deshalb offen bleiben.<br />
Im Falle einer Selbstbeschränkung des mit der Nichtigkeitsklage<br />
angegriffenen Streitpatents und anschließender<br />
Teilrücknahme der Klage können nach neuerer<br />
Rspr. unter Berücksichtigung der Wertung der §§ 296<br />
Abs. 2 Satz 2 und 92 ZPO i. V. m. § 84 Abs. 2 Satz 2 PatG<br />
der Beklagten die gesamten Kosten des Rechtsstreits<br />
auferlegt werden. 293 Beruhen die beschränkte Verteidigung<br />
und die Klagerücknahme auf einem außergerichtlichen<br />
Vergleich, so ist nach einer Entscheidung<br />
des 3. Senats 294 eine Abweichung von dieser Regel gerechtfertigt,<br />
was im vorliegenden Fall zu einer Kostenaufhebung<br />
führte.<br />
286 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 37.<br />
287 BGH, GRUR 1984, 272, 276 – Isolierglasscheibenrandfugenfüllvorrichtung; Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38;<br />
Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18.<br />
288 B PatG, GRUR-RR 2009, 325, 326 – Kostenauferlegung bei Verzicht auf das Streitpatent; zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren:<br />
BPatGE 26, 139, 140; 21, 38, 39; ferner Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18 und Rdnr. 24;<br />
Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Goebel/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22;<br />
differenzierend und teilweise zusätzlich Androhung eines Löschungsverfahrens fordernd: BPatGE 21, 38, 39.<br />
289 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 82 Rdnr. 18.<br />
290 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; einschränkend BPatG, Mitt 1978, 177, 178: bei gleichzeitiger Androhung des<br />
Löschungsverfahrens; Benkard/Goebel,PatG 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22;<br />
zweifelnd BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 21/09, zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren.<br />
291 BPatG, Beschl. v. 25.11.<strong>2011</strong> – 1 Ni 22/98.<br />
292 Stein/Jonas, ZPO, 22. Aufl., Bd. 8, § 890 Rdnr. 46; Stöber/Zöller, ZPO, 28. Aufl., § 890 Rdnr. 25; Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl.,<br />
§ 890 Rdnr. 35; OLG Hamm, GRUR 1990, 306; KG Berlin, NJW-RR 2000, 1523; zur Gegenauffassung Hees, GRUR 1999, 128, 129.<br />
293 B PatG, GRUR 2009, 46, 50 – Ionenaustauschverfahren; BPatG, GRUR 2009, 1195; anders noch BPatG, Urt. v. 19.12.1996 – 2 Ni 29/95.<br />
294 BPatG, Urt. v. 9.5.<strong>2011</strong> – 3 Ni 25/09.<br />
48
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren<br />
Der 3. Senat 295 hatte über die Prüfungsreihenfolge<br />
der vom Patentinhaber antragsgemäß vorgegebenen<br />
Nummerierung der Anspruchsfassungen des verteidigten<br />
Streitpatents zu befinden. Die Patentansprüche<br />
gemäß den Hilfsanträgen betrafen die gleiche<br />
Anspruchskategorie, mit Patentanspruch 1 gemäß<br />
Hilfsantrag 6 war die Verwendung von Kombinationen<br />
des Arzneimittelwirkstoffs Taxotere mit nicht weiter<br />
definierten Wirkstoffen beansprucht, während bei den<br />
Patentansprüchen 1 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5<br />
konkrete Wirkstoffe in einer Kombination mit Taxotere<br />
genannt waren. Der Senat führte aus, dass mit der<br />
Nummerierung der von der Patentinhaberin verteidigten<br />
Fassungen der Patentansprüche dem Gericht<br />
grundsätzlich keine bindende Prüfungsreihenfolge<br />
vorgegeben wird und der st. Rspr. folgend regelmäßig<br />
unabhängig von der Nummerierung zunächst die am<br />
wenigsten beschränkte Fassung zu prüfen ist. Deshalb<br />
waren nach Auffassung des Senats die Patentansprüche<br />
gemäß Hilfsantrag 6 vor den jeweiligen Patentansprüchen<br />
1 bis 3 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5 zu<br />
prüfen. 296<br />
Der 4. Senat 297 schloss sich in einem Fall, in dem die<br />
Beklagte im Nichtigkeitsverfahren das Streitpatent<br />
im angegriffenen Umfang im Wege der zulässigen<br />
Selbstbeschränkung nicht mehr verteidigte, der Rspr.<br />
des 3. Nichtigkeitssenats des BPatG 298 an, wonach das<br />
Streitpatent aufgrund einer „Selbstbeschränkung auf<br />
Null“ ohne Sachprüfung für nichtig zu erklären ist, da<br />
eine sachliche Überprüfung nur im Rahmen der von<br />
den Streitparteien gesetzten Grenzen zu erfolgen hat.<br />
Der 4. Senat führte aus, dass danach in dieser Einlassung<br />
eine faktisch dem Anerkenntnis des Klageantrags<br />
i. S. v. § 307 ZPO vergleichbare Erklärung zu sehen ist,<br />
die eine Nichtigerklärung des Streitpatents unter Befreiung<br />
von der Sachprüfung ebenso rechtfertigt, wie<br />
auch bei dem Fallenlassen eines Patentanspruchs eine<br />
teilweise Nichtigerklärung ohne Sachprüfung erfolgt.<br />
5. Sonstiges<br />
Akteneinsicht<br />
Nach der gesetzlichen Regelung des § 99 Abs. 3 Satz 3<br />
PatG ist Dritten die Einsicht in „Akten von Verfahren<br />
wegen Erklärung der Nichtigkeit des Patents“ grundsätzlich<br />
eröffnet. 299 Insoweit ist nach Auffassung des<br />
3. Senats 300 zunächst festzuhalten, dass diese Regelung<br />
nicht zwischen dem Akteninhalt eines bloßen<br />
„Vorverfahrens“ bis zur Gebührenzahlung und Zustellung<br />
der Klage einerseits und dem Akteninhalt nach<br />
Übermittlung der Klageschrift an die Patentinhaberin<br />
andererseits unterscheidet. Auch wenn sich aufgrund<br />
der unterbliebenen Gebührenzahlung kein streitiges<br />
Gerichtsverfahren entwickelt hat, bleiben die angelegten<br />
Akten dennoch als Teil eines „Verfahrens wegen Erklärung<br />
der Nichtigkeit des Patents“ im weiteren Sinne<br />
existent. 301 Eine Verfahrensakte im Sinne von § 99<br />
Abs. 3 PatG liegt auch vor, wenn wegen der auf kostenrechtliche<br />
Aspekte gerichteten Nichtvornahmefiktion<br />
des § 6 Abs. 2 PatKostG die Klage als nicht erhoben gilt.<br />
Denn durch diese Norm soll das Allgemeininteresse<br />
295 BPatG, Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU).<br />
296 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 136, BPatGE 34, 230; BPatG, GRUR 2008, 892 – Memantin;<br />
BPatG, Urt. v. 14.9.1995 – 2 Ni 29/94 – Wirbelplatzhalter.<br />
297 BPatG, Urt. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 4 Ni 73/09.<br />
298 BPatG, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin.<br />
299 Vgl. Engels/Morawek, Aus der Rechtsprechung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s im Jahre 2010 Teil II: Patentrecht<br />
und Gebrauchsmusterrecht in GRUR <strong>2011</strong>, 561, 587.<br />
300 BPatG, Beschl. v. 12.7.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 14/11 zu 3 Ni 41/10 (EP); ferner 3 ZA (pat) 29/11 zu 3 Ni 41/10 (EP).<br />
301 So bereits BPatGE 26, 165.<br />
49
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
an der Beseitigung zu Unrecht erteilter Schutzrechte<br />
abgesichert werden. 302 Dementsprechend umfasst § 31<br />
PatG – auf den in § 99 Abs. 3 Satz 1 PatG ausdrücklich<br />
verwiesen wird – auch grundsätzlich die Einsicht in<br />
Akten von Patentanmeldungen, die als zurückgenommen<br />
gelten. 303<br />
Vertretungsfiktion<br />
Die für Prozesshandlungen geltende Vertretungsfiktion<br />
des § 62 Abs. 1 ZPO – hier für die in der mündlichen<br />
Verhandlung nicht erschienene Patentmitinhaberin<br />
als gemeinsam Beklagte im Nichtigkeitsverfahren –<br />
umfasst auch eine beschränkte Verteidigung des<br />
Streitpatents durch die weiteren, erschienenen Patentmitinhaber<br />
als notwendige Streitgenossen mittels<br />
abweichender Anträge, so der 3. Senat. 304 Mehrere<br />
Patentmitinhaber – die im Zweifel eine Bruchteilsgemeinschaft<br />
i. S. v. §§ 741 ff BGB bilden – sind notwendige<br />
Streitgenossen aus materiell-rechtlichen Gründen<br />
i. S. v. § 62 Abs. 1 Alt. 1 ZPO, so dass grundsätzlich nur<br />
eine gemeinschaftliche Prozessführungsbefugnis besteht.<br />
305 Im vorliegenden Fall war ein Patentmitinhaber,<br />
wie angekündigt, in der mündlichen Verhandlung<br />
nicht erschienen und vertreten, so dass sich die Frage<br />
stellte, ob die anwesenden Mitinhaber abweichend<br />
von den schriftlich gestellten Anträgen das Patent beschränkt<br />
mit Wirkung für den Abwesenden verteidigen<br />
durften. Der Senat beschied, dass die nach § 99 Abs. 1<br />
PatG i. V. m. § 62 Abs. 1 ZPO geltende Vertretungsfiktion<br />
bei Termin- oder Fristversäumnis das gesamte mündliche<br />
Vorbringen und alle Prozesserklärungen der anwesenden<br />
Streitgenossen (Gesamtwirkung) umfasst,<br />
mögen dieses Vorbringen und die Anträge dem Abwesenden<br />
günstig sein oder nicht. 306 Anders als etwa der<br />
Verzicht, § 20 Abs. 1 Nr. 1 PatG, ist die beschränkte Verteidigung<br />
des Patents auch keine rechtsgestaltende<br />
Erklärung von sachlich-rechtlicher Bedeutung 307 , sondern<br />
ausschließlich eine auf Begrenzung des Prozessstoffs<br />
gerichtete Erklärung rein prozessualer Natur 308<br />
und deshalb von der Vertretungsfiktion des § 62 Abs. 1<br />
ZPO umfasst. Der Senat stellte ergänzend darauf ab,<br />
dass die anwesenden Patentmitinhaber kraft des ihnen<br />
nach § 744 Abs. 2 BGB zustehenden Notgeschäftsführungsrechts<br />
als Mitberechtigte des Streitpatents<br />
zugleich auch materiell-rechtlich zur Verfahrensführung<br />
und beschränkten Verteidigung des Streitpatents<br />
im eigenen Namen mit Wirkung auch für die nicht<br />
Anwesenden berechtigt waren. 309 Dem Urteil waren<br />
deshalb die in der mündlichen Verhandlung gestellten<br />
Anträge zugrunde zu legen.<br />
Beweisaufnahme<br />
Ein Antrag auf Vernehmung eines Zeugen – hier zum<br />
Nachweis der Vorbenutzung durch Auslieferung<br />
und abweichenden Ausgestaltung einer Tintenkartusche<br />
–, der als Beweisangebot „ins Blaue hinein“<br />
auf Ausforschung von Tatsachen gerichtet ist, ist als<br />
Beweisermittlungsantrag bzw. Ausforschungsbeweisangebot<br />
unzulässig. Der Senat wies den Antrag<br />
auf schriftliche Stellungnahme zum Beweisergebnis<br />
zurück. § 370 Abs. 1 ZPO sieht als üblichen Ablauf nach<br />
durchgeführter Beweisaufnahme eine Verhandlung<br />
über deren Ergebnis nach § 285 Abs. 1 ZPO vor. Ein<br />
Recht auf Einräumung einer Schriftsatzfrist besteht<br />
insoweit nicht generell, sondern nur dann, wenn ansonsten<br />
aufgrund der konkreten Umstände des Einzelfalls<br />
keine ausreichende Gewährung rechtlichen<br />
Gehörs erfolgen würde. 310<br />
302 BGH, GRUR 2007, 628, 629, Rdnr. 14 – MOON, m. w. N., zur entsprechenden Regelung im Markengesetz.<br />
303 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 40, m. w. N.<br />
304 BPatG, Urt. v. 9.11.2010 – 3 Ni 2/09 – Lysimeterstation.<br />
305 Stein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 16; BGH, GRUR 1967, 655 – Altix.<br />
306 Stein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 27; Rosenberg/Schwab, ZPO, 17. Aufl. (2010), § 49 Rdnr. 47.<br />
307 BGH, GRUR 2009, 42 – Multiplexsystem; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 20 Rdnr. 8;<br />
Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 20 Rdnr. 1, § 34 Rdnr. 405; Kraßer, Patentrecht, 6. Aufl.(2009), S. 573.<br />
308 BGH, BGHZ 21, 8 = GRUR 1956, 409 – Spritzgussmaschine I; GRUR 1965, 480, 482 – Harnstoff; zum<br />
Gebrauchsmusterlöschungsverfahren: BGH, GRUR 1995, 210 – Lüfterklappe; a. A. Hövelmann, Mitt 1999, 129, 132.<br />
309 Zum Nichtigkeitsberufungsverfahren: RGZ 76, 298, 299; zu Mitanmeldern: BPatGE 21, 212 = GRUR 1979, 696 – Notwendige Streitgenossen;<br />
zur Teilungserklärung: BPatG, Beschl. v.11.3.2004 – 15 W (pat) 54/03; Benkard/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006), § 6 Rdnr. 35;<br />
zur Klageerhebung ferner: BGHZ 94, 117; zur Anmeldung: Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 6 Rdnr. 44,<br />
zur Verletzungsklage Rdnr. 43.<br />
310 BPatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone.<br />
50
Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Verbindung<br />
Nach Auffassung des 5. Senats 311 scheidet eine Verbindung<br />
von Patentnichtigkeitsverfahren nach § 147 ZPO<br />
nicht dadurch aus, dass sowohl vor dem Inkrafttreten<br />
des geänderten § 83 Abs. 1 PatG am 1. Oktober 2009<br />
eingegangene als auch danach eingegangene Klagen<br />
betroffen sind. Eine unzulässige Verkürzung des<br />
rechtlichen Gehörs könnte allenfalls dann vorliegen,<br />
wenn einer dieser Parteien gegenüber eine Präklusion<br />
nach § 83 Abs. 4 PatG n. F. angewendet würde, was<br />
vorliegend schon wegen des Fehlens eines Hinweises<br />
und einer Fristsetzung nach den Absätzen 1 und 2 ausschied.<br />
Klageänderung, Verspätung<br />
Der 4. Senat 312 hatte sich mit der Frage der Zurückweisung<br />
verspäteten Vorbringens im Patentnichtigkeitsverfahren<br />
zu befassen. In der seit 1.10.2009 geltenden<br />
Fassung des § 83 PatG ist dem Patentgericht nach § 83<br />
Abs. 1 PatG die Verpflichtung zum Erlass eines qualifizierten<br />
Hinweises auferlegt, der die Parteien so früh<br />
wie möglich auf Gesichtspunkte hinweisen soll, die für<br />
die Entscheidung voraussichtlich von besonderer Bedeutung<br />
sein werden oder der Konzentration der Verhandlung<br />
auf die für die Entscheidung wesentlichen<br />
Fragen dienlich sind. Nach § 83 Abs. 2 PatG kann das<br />
Patentgericht den Parteien hinsichtlich der möglichen<br />
Stellungnahme eine Frist setzen, binnen welcher diese<br />
zu dem Hinweis nach Absatz 1 durch sachdienliche Anträge<br />
oder Ergänzungen ihres Vorbringens und auch<br />
im Übrigen abschließend Stellung nehmen können.<br />
§ 83 Abs. 4 PatG ermöglicht in diesem Zusammenhang<br />
– sofern über die Folgen einer Fristversäumung belehrt<br />
worden ist – die Zurückweisung von Angriffs- und Verteidigungsmitteln<br />
einer Partei oder einer Klageänderung<br />
oder einer Verteidigung des Beklagten mit einer<br />
geänderten Fassung des Patents, die erst nach Fristablauf<br />
vorgebracht werden. Voraussetzung hierzu ist,<br />
dass die Berücksichtigung des neuen Vortrags eine Vertagung<br />
des bereits anberaumten Termins zur mündlichen<br />
Verhandlung erforderlich machen würde und<br />
die betroffene Partei die Verspätung nicht genügend<br />
entschuldigt. Der 4. Senat wies danach die Einführung<br />
einer Druckschrift nach § 83 Abs. 4 PatG zurück, welche<br />
die Klägerin erstmals in der mündlichen Verhandlung<br />
in das Verfahren einführen wollte, weil die Vorlage dieses<br />
Angriffsmittels trotz Belehrung unentschuldigt<br />
verspätet erfolgte und die Beklagte erklärte, sie könne<br />
sich in diesem Termin und ohne eigene Ermittlungen<br />
und Abstimmung nicht zu dieser Druckschrift äußern.<br />
Danach wäre eine Vertagung unumgänglich gewesen.<br />
313 Auch konnte als Entschuldigungsgrund nicht<br />
anerkannt werden, dass die Klägerin das verspätete<br />
Vorbringen nur damit zu erklären vermochte, sie sei<br />
erst vor wenigen Tagen auf das Dokument gestoßen.<br />
Die Beklagte hatte in eine erstmalig in der mündlichen<br />
Verhandlung geltend gemachte Erweiterung der Nichtigkeitsklage<br />
auf den Nichtigkeitsgrund der unzulässigen<br />
Erweiterung des Inhalts der Anmeldung nicht<br />
eingewilligt. Der 4. Senat 314 hielt die Klageerweiterung<br />
selbst bei Anlegung des gebotenen großzügigen Maßstabs<br />
315 wegen der ansonsten erforderlichen Vertagung<br />
der mündlichen Verhandlung und der damit einhergehenden<br />
zeitlichen Verzögerung nicht für sachdienlich,<br />
§ 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 263 ZPO. 316 Denn bis zur mündlichen<br />
Verhandlung hatten die erforderlichen Unterlagen<br />
in Form der Stammanmeldung nicht vorgelegen<br />
311 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren.<br />
312 BPatG, Urt. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 4 Ni 16/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 99/11].<br />
313 BGH, GRUR 2004, 354 – Crimpwerkzeug.<br />
314 BPatG, Urt. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 4 Ni 56/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 137/11].<br />
315 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 83 Rdnr. 9.<br />
316 BGH, GRUR 2010, 901 – Polymerisierbare Zementmischung, Abschnitte 27 f.<br />
51
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Gebrauchsmusterrecht<br />
und die Beklagte hatte zuvor keine Gelegenheit, sich<br />
mit diesem Argument auseinanderzusetzen.<br />
Erklärt eine Prozesspartei zu Beginn einer mündlichen<br />
Verhandlung, das Fehlen eines Hinweises nach § 83<br />
Abs. 1 PatG werde nicht als Verfahrensfehler gerügt<br />
und will zur Sache verhandeln, ist diese Erklärung nach<br />
der erfolgten Einführung in den Sach- und Streitstand<br />
und mehrstündiger Verhandlung nicht mehr rückholbar,<br />
vielmehr muss sich die Klägerin an dieser Erklärung<br />
festhalten lassen. 317<br />
Ausschließung<br />
Gem. § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG ist im Nichtigkeitsverfahren<br />
von der Ausübung des Amtes als Richter ausgeschlossen,<br />
wer bei dem Verfahren vor dem Patentamt oder<br />
dem Patentgericht über die Erteilung des Patents oder<br />
den Einspruch mitgewirkt hat. Dies umfasst jedoch<br />
nicht den Fall einer Mitwirkung an einem anderen<br />
Verfahren mit weitgehend demselben Patentgegenstand<br />
(hier ein deutsches Patent im Beschwerdeverfahren,<br />
welches als Priorität für ein EP-Patent im<br />
Nichtigkeitsverfahren beansprucht ist). Auch eine<br />
analoge Anwendung des § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG bzw.<br />
des ihm weitgehend entsprechenden § 41 Nr. 6 ZPO<br />
kommt nicht in Betracht. Da § 86 PatG und § 41 ZPO<br />
das durch Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG garantierte Recht<br />
auf den gesetzlichen Richter betreffen, ist eine enge<br />
Auslegung dieser Vorschriften geboten. 318 Die die Richterausschließung<br />
betreffenden Gesetzesvorschriften<br />
sind als eine Regelung von Ausnahmetatbeständen,<br />
die dieses Grundrecht einschränkend ausgestalten,<br />
weder einer extensiven Auslegung noch einer analogen<br />
Anwendung zugänglich. 319 Es ist daher anerkannt,<br />
dass eine Ausdehnung auf die Mitwirkung eines Richters<br />
in verschiedenen Verfahren mit unterschiedlichen<br />
Verfahrensgegenständen bei gleicher Rechtsfrage<br />
nicht zulässig ist 320 , so der 3. Senat. 321<br />
Gebrauchsmusterrecht<br />
Der 35. Senat 322 stellte anlässlich einer Kostenbeschwerde<br />
fest, dass es sich bei dem Löschungsverfahren<br />
vor der Gebrauchsmusterabteilung des DPMA trotz<br />
seiner gerichtsähnlichen Ausgestaltung um ein Verwaltungsverfahren<br />
handelt. 323 Die für die Vertretung<br />
im Verwaltungsverfahren verdiente Geschäftsgebühr<br />
richtet sich deshalb nach Nr. 2300 VV RVG. Eine weitere<br />
Gebühr nach Nr. 3104 VV RVG für die Teilnahme<br />
an einer mündlichen Verhandlung vor der Gebrauchsmusterabteilung<br />
wird dabei nicht verdient.<br />
Der 35. Senat hatte in mehreren Verfahren Gelegenheit,<br />
zu den Voraussetzungen des sofortigen Anerkenntnisses<br />
im Gebrauchsmusterlöschungsverfahren<br />
Stellung zu nehmen. Um § 93 ZPO im Gebrauchsmusterlöschungsverfahren<br />
entsprechend anwenden zu<br />
können, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein, nämlich<br />
a) dass der Gebrauchsmusterinhaber den gegen<br />
ihn gemäß §§ 13 Abs. 1, 15 Abs. 1 Nrn. 1 oder 3 GebrMG<br />
geltend gemachten Löschungsanspruch sofort anerkennt<br />
und b) dass er keine Veranlassung zur Einreichung<br />
des Löschungsantrags gegeben hat. 324 Hat der<br />
Beschwerdeführer die Widerspruchsfrist des § 17 Abs. 1<br />
S. 1 GebrMG verstreichen lassen, ohne Widerspruch einzulegen,<br />
so liegt darin ein sofortiges Anerkenntnis des<br />
Löschungsanspruchs i. S. v. § 93 ZPO. Ausnahms weise<br />
kann trotz Widerspruchs ein Anerkenntnis unter Umständen<br />
noch sofort sein, wenn eine Antragsänderung<br />
317 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren.<br />
318 BGH, GRUR 1993, 466 – Preprint-Versendung; BGH, NJW 1991, 425; BGH, BlPMZ 1976, 192 –Textilreiniger;<br />
Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 86 Rdnr. 5.<br />
319 BPatGE 30, 258.<br />
320 BGH, GRUR 1965, 50 – Schrankbett; BPatGE 30, 258; Thomas-Putzo, ZPO, 32. Aufl. (<strong>2011</strong>), § 41 Rdnr. 7.<br />
321 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 3 Ni 10/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 148/11].<br />
322 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 47/09.<br />
323 BVerfG, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 26 Rdnrn. 4, 5.<br />
324 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09; BPatG, Beschl. v. 2.9.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007),<br />
§ 17 Rdnr. 62 m. w. N.; BPatGE 8, 47, 50.<br />
52
Geschmacksmusterrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
erfolgt und sich der Gebrauchsmusterinhaber dem<br />
neuen Löschungsgrund etwa durch Rücknahme des<br />
Widerspruchs sofort unterwirft 325 . Veranlassung gibt<br />
ein Verhalten, das vernünftigerweise den Schluss auf<br />
die Notwendigkeit eines Löschungsverfahrens rechtfertigt.<br />
Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn der Gebrauchsmusterinhaber<br />
einer angemessen befristeten<br />
und mit Gründen – d.h. auch mit nachprüfbaren Fakten,<br />
aus denen die Schutzunfähigkeit herleitet wird 326<br />
– versehenen Aufforderung zur freiwilligen Aufgabe<br />
des Gebrauchsmusters oder einer wesensgleichen<br />
Aufforderung nicht gefolgt ist. 327 Von einer vorherigen<br />
Löschungsaufforderung kann ohne Kostenrisiko dann<br />
allerdings abgesehen werden, wenn der Löschungsantragsteller<br />
vom Gebrauchsmusterinhaber mit einer<br />
Verletzungsklage überzogen worden 328 oder ein Verfügungsverfahren<br />
angedroht worden ist. 329 Ein schlichtes<br />
Bestreiten, dass Maßnahmen des Eilrechtsschutzes<br />
angedroht wurden, reicht jedoch nicht, es besteht vielmehr<br />
insoweit für die nach § 93 ZPO günstige „negative<br />
Tatsache“ eine eingeschränkte Darlegungslast. 330<br />
Geschmacksmusterrecht<br />
Der 10. Senat 331 hatte über die Voraussetzungen für die<br />
Zuerkennung eines Anmeldetags einer Geschmacksmusteranmeldung<br />
zu entscheiden. Die Anmelderin<br />
hatte auf dem Formblatt R 5703 ein Geschmacksmuster<br />
angemeldet, allerdings die darin enthaltene Rubrik<br />
„Angabe der Erzeugnisse“ nicht ausgefüllt und auch<br />
sonst keine näheren Angaben über das Erzeugnis gemacht.<br />
Die Geschmacksmusterstelle des Patentamts<br />
wies auf das Fehlen der Erzeugnisangabe und die<br />
Konsequenzen einer Nachholung für den Anmeldetag<br />
hin und erkannte schließlich, nachdem die Anmelderin<br />
die Erzeugnisangabe nachgeholt hatte, durch<br />
Beschluss auf den späteren Anmeldetag. Auf die Beschwerde<br />
der Anmelderin bestätigte der 10. Senat die<br />
Rechtsauffassung der Geschmacksmusterstelle unter<br />
Hinweis auf §§ 11, 13, 16 Abs. 5 GeschmMG. Nach § 11<br />
Abs. 2 Nr. 4 GeschmMG muss die Anmeldung eine Erzeugnisangabe<br />
enthalten. Diese Vorschrift verbietet<br />
dem Amt, eine Anmeldung in das Geschmacksmusterregister<br />
unter einer bestimmten Warenklasse einzutragen,<br />
ohne dass das Erzeugnis vom Anmelder benannt<br />
wurde. Dadurch sollen falsche Registereinträge<br />
vermieden werden. 332 Die verspätete Angabe hat nach<br />
§ 16 Abs. 5 GeschmMG zur Folge, dass der Anmeldetag<br />
i. S. v. § 13 Abs. 1 GeschmMG der Tag ist, an dem<br />
die Angabe des Erzeugnisses nachgeholt wird. Es ist<br />
für die Bestimmung des Anmeldetages auch unerheblich,<br />
dass es sich wegen § 11 Abs. 5 GeschmMG bei<br />
der Erzeugnisangabe um eine Formvorschrift handelt,<br />
deren Angabe keinen Einfluss auf den Schutzumfang<br />
des Geschmacksmusters hat. Die Rechtsfolge der<br />
Nichtangabe des Erzeugnisses ist in den §§ 11 und 16<br />
i. V. m. § 13 GeschmMG eindeutig dahin bestimmt, dass<br />
eine verspätete Erzeugnisangabe auch zu einer späteren<br />
Festlegung des Anmeldetages durch das Amt<br />
führen muss. Auch der Umstand, dass die Anmelderin<br />
die Klassifizierung „03-03“ angegeben hatte, sah der<br />
Senat nicht als ausreichend an, da unter dieser Warenklasse<br />
mehrere Erzeugnisse angegeben sind.<br />
Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek**<br />
325 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 16/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17 Rdnr. 64.<br />
326 B PatG, Beschl. v. 2.9.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 8. Aufl. (<strong>2011</strong>), § 17 Rdnrn. 91 ff. m. w. N., Loth,<br />
GbmG, 2001, § 17 Rdnr. 60.<br />
327 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09.<br />
328 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09, unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84.<br />
329 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 85; Benkard/Goebel, PatG,<br />
10. Aufl. (2006), Rdnr. 23 zu § 17 GebrMG; vgl. für das Patentnichtigkeitsverfahren: BPatG, GRUR-RR 2009, 325, 326.<br />
330 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf OLG Frankfurt, NJW-RR 1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei<br />
der Kostenbeschwerde; LG Rostock, WRP 2009, 1314 (LS); BGH, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84.<br />
331 BPatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 701/11.<br />
332 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4. Aufl., § 11, Rdnrn. 62 f.<br />
* Vorsitzender Richter am BPatG, München<br />
** Richter am BPatG, München<br />
53
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
Markenrecht<br />
Grundlegende Änderungen in der Rechtsprechung<br />
der Senate gegenüber dem Vorjahr sind für den<br />
Berichtszeitraum nicht festzustellen. Allerdings<br />
hat sich die Rechtsprechung des BGH zu „Marlene-<br />
Dietrich- Bildnis II“ (BGHZ 185, 152 = GRUR 2010,<br />
825) und „TOOOR!“ (GRUR 2010, 1100) zur Frage der<br />
Schutzfähigkeit von Zeichen aufgrund praktisch bedeutsamer<br />
und naheliegender Anbringungs- und<br />
Verwendungsmöglichkeiten auf die Entscheidungspraxis<br />
des BPatG weiter ausgewirkt [s. II. 3. a) aa), 4.<br />
b), 6. a), 8. b), 9. a), 11.; III. 2. a) und b)] und ist sogar<br />
weiterentwickelt worden [s. IV. 2.]. Auch die Entscheidung<br />
„Kappa“ des BGH (GRUR <strong>2011</strong>, 824), wonach bei<br />
regelmäßig auf Sicht gekauften Waren eine klangliche<br />
Identität oder Ähnlichkeit der Vergleichszeichen<br />
durch Abweichungen im Bild neutralisiert werden<br />
könnten, wird für Kollisionsverfahren von maßgeblicher<br />
Relevanz sein. Im Löschungsverfahren der<br />
Wort-/Bildmarke Krystallpalast (Beschl. v. 1.2.2010<br />
– 27 W (pat) 87/09; <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2010, GRUR<br />
<strong>2011</strong>, 273 ff., 282) hat der BGH im Beschluss vom<br />
17. August <strong>2011</strong> (I ZB 75/10)<br />
den Einwand des Markeninhabers,<br />
die Nutzung des<br />
Wort-/Bildzeichens durch<br />
die Löschungsantragstellerin<br />
habe sein Urheberrecht<br />
verletzt, für geeignet gehalten,<br />
eine bösgläubige<br />
Markenanmeldung auszuschließen.<br />
Im Berichtszeitraum<br />
sind insgesamt<br />
13 Rechtsbeschwerden (jeweils gekennzeichnet in der<br />
Fußnote) von fünf verschiedenen Marken-Beschwerdesenaten<br />
zugelassen worden, von denen aber nur<br />
fünf eingelegt worden sind.<br />
I. Nichtkonventionelle<br />
Markenformen<br />
1. Abstrakte Farbmarken<br />
Die Zahl der Verfahren zu abstrakten Farbmarken hat<br />
weiter abgenommen. Nach wie vor ist von der bisherigen<br />
Prüfungsreihenfolge auszugehen. 1<br />
Grafische Darstellbarkeit<br />
Die für „Energy Drinks“ angemeldete Farbkombination<br />
„Blau (Pantone 2747C)/Silber (Pantone 877C)“ 2 im<br />
von der Beschwerdeführerin wörtlich beschriebenen<br />
Verhältnis „von ungefähr 50 zu 50“ ist vom 26. Senat<br />
mangels grafischer Darstellbarkeit i. S.<br />
v. § 8 Abs. 1, 3 MarkenG von Haus aus<br />
nicht für schutzfähig erachtet worden.<br />
Mangels einer konkreten Verhältnisangabe<br />
komme eine unbestimmte Vielzahl<br />
verschiedener Farbzusammenstellungen<br />
in Betracht. Bei einer konturlosen Farbzusammenstellung<br />
erfordere die grafische Darstellbarkeit aber in der<br />
wörtlichen Beschreibung neben einer eindeutigen Angabe<br />
der beanspruchten Farben durch ein international<br />
anerkanntes Farbklassifikationssystem und deren<br />
räumlicher Anordnung konkrete Festlegungen zum<br />
quantitativen Verhältnis. Dieses Schutzhindernis lasse<br />
sich nicht im Wege der Verkehrsdurchsetzung heilen.<br />
Die im Beschwerdeverfahren hilfsweise vorgenommene<br />
Festlegung des beanspruchten Verhältnisses<br />
beider Farben zueinander auf „47,65 % (Blau) zu 52,35 %<br />
(Silber)“ sei als nachträgliche Änderung des angemeldeten<br />
Zeichens unzulässig.<br />
Unterscheidungskraft<br />
Die Beschwerde im Löschungsverfahren betreffend<br />
das für Trinkwasserrohre aus Polypropylen angemeldete<br />
Farbzeichen „Grün“ (RAL 1506040) 3 war hingegen<br />
wegen fehlender Unterscheidungskraft erfolglos, weil<br />
zahlreiche verschiedene Herstellerbetriebe und als<br />
1 Grabrucker/Fink, <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2008 und 2007, GRUR 2009, 429 u. GRUR 2008, 371.<br />
2 BPatG, Beschl. v. 8.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 12/10.<br />
3 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> für „Rohre und Rohrverbindungsstücke (Fittings) aus Polypropylen für die Trinkwasserversorgung<br />
in Wohn-, Büro- und Industriegebäuden“.<br />
54
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Abnehmer sowohl Baufachleute als<br />
auch der heimwerkende, im Baumarkt<br />
einkaufende Endverbraucher<br />
in Betracht kämen, so dass es an einem<br />
spezifischen eingeschränkten<br />
Markt mit nur wenigen Anbietern<br />
und überschaubarem Abnehmerkreis fehle. Eine Überwindung<br />
dieses Schutzhindernisses durch Verkehrsdurchsetzung<br />
sei weder ausreichend dargelegt noch<br />
glaubhaft gemacht worden.<br />
2. Dreidimensionale Marken<br />
Grafische Darstellbarkeit<br />
In dem – bereits im <strong>Jahresbericht</strong> 2010 4 erwähnten –<br />
Verfahren betreffend die für „Kakao, Schoko lade<br />
und Schokoladewaren“ registrierte dreidimensionale<br />
IR-Marke „Schokoladenstäbchen“ 5 hat der 25. Senat<br />
nunmehr entschieden, dass die bildliche Darstellung<br />
nicht hinreichend eindeutig bestimmt sei, weil sie<br />
ein ganzes Bündel unterschiedlicher dreidimensionaler<br />
Gestaltungs varianten zulasse. Der eingereichten<br />
Wieder gabe könne weder die genaue Form noch die<br />
Struktur des Stäbchens entnommen werden. Auch die<br />
erläuternde Beschreibung, wonach die Marke die Form<br />
des Zweigs eines Weinstockes, einer Wein rebe oder einer<br />
Weinranke darstelle, sei für die eindeutige Bestimmung<br />
des Schutzgegenstandes unzureichend, weil<br />
Weinpflanzen naturgemäß unterschiedlich gestaltet<br />
seien. Zur Klärung der grundsätzlichen Fragen, ob bei<br />
einer (komplexen) dreidimensionalen Gestaltung alle<br />
Seiten dargestellt sein müssten<br />
oder eine Seitenansicht<br />
ausreiche, und ob die eindeutige<br />
grafische Darstellung<br />
des Zeichens Bestandteil des<br />
deutschen und europäischen ordre public im Sinne<br />
von Art. 6 quinquies B Nr. 3 PVÜ sei, wurde die Rechtsbeschwerde<br />
zugelassen.<br />
Dreidimensionale Formmarken<br />
Für nicht schutzfähig erachtete der 26. Senat das<br />
dreidimensionale Zeichen „Gestell“ 6 , weil es sich in<br />
der Wiedergabe der beanspruchten Waren, wie z. B.<br />
Dekorationsartikel, Figuren (Statuetten), Kunstgegenstände,<br />
(Leuchter-)Gestelle, Pyramidengestelle,<br />
alle aus Holz und/oder<br />
Kunststoff, erschöpfe. Die Kombination<br />
von drei nach oben zusammenlaufenden,<br />
gedrechselten Beinen<br />
lehne sich eng an bekannte Elemente<br />
an und weiche vom umfangreichen<br />
Formenschatz nicht deutlich<br />
genug ab.<br />
Der 26. Senat bestätigte die Löschungsentscheidung<br />
des DPMA<br />
hinsichtlich der registrierten dreidimensionalen<br />
IR-Marke „Ringelement“<br />
7 für Stühle und Lehnstühle<br />
(mit Fußbank). Sie bestehe nur aus<br />
dem Erscheinungsbild des Untergestells<br />
eines Ruhesessels in Form eines Ringes mit zwei<br />
innen befestigten, s-förmig gebogenen und sich gegenüber<br />
stehenden Seitenholmen zur Abfederung von<br />
Sitzflächenbelastungen, wie es am Markt zahlreich<br />
erhältlich sei. Die überdurchschnittliche Aufmerksamkeit<br />
von Möbelkäufern richte sich in erster Linie<br />
auf den Sitz- und Liegekomfort und<br />
deutlich weniger auf den Möbelfuß.<br />
Entsprechend entschied der vorgenannte<br />
Senat auch bei der dreidimensionalen<br />
für „Sessel“ eingetragenen<br />
Marke 8 . Zwar sei sie abstrakt<br />
markenfähig gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1<br />
MarkenG, weil die konkrete Form<br />
nicht durch die Art der Ware selbst<br />
bedingt sei. Da Nutzen und Verwendungszweck als<br />
Sitzmöbel und nicht der ästhetische Wert im Vorder-<br />
4 GRUR <strong>2011</strong>, 273 ff., 274.<br />
5 B PatG, Beschl. v. 21.7.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 8/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 56/11.<br />
6 BPatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 135/09.<br />
7 BPatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 46/10.<br />
8 BPatG, Beschl. v. 8.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/08.<br />
55
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
grund stünden, bestehe das Zeichen auch nicht ausschließlich<br />
aus einer Form, die der Ware einen wesentlichen<br />
Wert verleihe (§ 3 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Aber die<br />
Marke stelle nur eine weitere Sesselgestaltung dar, die<br />
nicht erheblich von der vorbekannten, großen Sitzmöbelvielfalt<br />
abweiche.<br />
Für nicht schutzfähig erachtete der<br />
25. Senat das u. a. für Eiscreme, Geleefrüchte,<br />
Schokolade sowie Süß- u. Zuckerwaren<br />
angemeldete dreidimensionale<br />
Zeichen „Schokoladenpraline mit<br />
hell-dunkler Füllung“ 9 . Die Kugelform mit<br />
abgeflachter Bodenfläche und vertikal<br />
geteilter hell-dunkler Füllung reihe sich<br />
als weitere ästhetische Gestaltungsvariante<br />
in den vorhandenen Formenschatz<br />
der Schokoladen- und Süßwarenbranche ein. Für die<br />
Verkehrsdurchsetzung der bloßen Wiedergabe einer<br />
Warenform werde ein deutlich höherer Durchsetzungsgrad<br />
als 50 % verlangt. Die vorgelegte Verkehrsbefragung<br />
sei mit zahlreichen Mängeln behaftet. Sie<br />
habe bundesweit nur einen Bekanntheitsgrad von<br />
45,2 % ermittelt und keine Aussagen zum Kennzeichnungs-<br />
und Zuordnungsgrad getroffen.<br />
3. Sonstige Markenformen<br />
Graphische Darstellbarkeit<br />
Mit der Bestätigung der Schutzunfähigkeit der als<br />
sonstige Markenform angemeldeten, sog. variablen<br />
Bildmarke „violett-purpurfarben gefüllten, rechteckähnlichen<br />
geometrischen Figur“ 10 folgte der 29. Senat<br />
der „Dyson“-Entscheidung des EuGH. 11 Die bildliche<br />
Darstellung zeige drei mögliche Erscheinungsformen<br />
des Zeichens, wobei gemäß der beigefügten Beschreibung<br />
das variable Verhältnis der Länge<br />
zur Breite der Figur zwischen 1:2<br />
und 10:1 liege. Gleichbleibend seien<br />
nur die Farbgebung und die abstrakten<br />
Merkmale (zwei parallele gerade<br />
Begrenzungslinien in einer Längsrichtung<br />
sowie eine gerade Begrenzungslinie<br />
und eine sich nach außen<br />
verwölbende kreisbogenförmige Begrenzungslinie in<br />
einer zur Längsrichtung rechtwinkligen Querrichtung).<br />
Aufgrund der Variabilität des Längen- und Breitenverhältnisses<br />
könne das Zeichen in einer Vielzahl von Größenverhältnissen<br />
in Erscheinung treten. Damit werde<br />
nicht ein ganz bestimmtes Zeichen, sondern eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen beansprucht,<br />
was zur fehlenden grafischen Darstellbarkeit<br />
und damit zur Erfolglosigkeit der Beschwerde führe.<br />
Der 28. Senat bestätigte die Zurückweisung der als<br />
sonstige Markenform für „Fahrzeuge und deren Teile,<br />
soweit in Klasse 12 enthalten“ angemeldeten „bestimmten<br />
geometrischen Struktur mit einer goldenen<br />
Farbgebung“ 12 wegen fehlender Unterscheidungskraft.<br />
Als Muster einer Oberflächen- bzw. Strukturgestaltung<br />
stimme das Zeichen mit dem äußeren<br />
Erscheinungsbild der Ware<br />
überein. Da der Fahrzeugsektor<br />
durch eine unüberschaubare<br />
Vielfalt an Oberflächengestaltungsvarianten<br />
– auch goldfarben<br />
oder strukturiert – geprägt<br />
sei, liege keine erhebliche Abweichung<br />
von der Norm vor. 13<br />
9 B PatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 522/11. Dies ist die Abbildung der seit 1952 von der Anmelderin in Halle produzierten<br />
„Original Halloren-Kugel“, deren Form sich an den Silberknöpfen der Tracht der „Halloren-Bruderschaft“, der Zunft der in Halle<br />
ansässigen Salzwirker, orientiert.<br />
10 BPatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 173/10, für zahlreiche Waren und Dienstleistungen fast aller Klassen.<br />
11 GRUR 2007, 231, 233 Rdnr. 37; vgl. auch die Entscheidung des Senats GRUR 2008, 416, 418 f. – Variabler Strichcode u. Beschl. v.<br />
10.12.2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (fast identische Markenanmeldung).<br />
12 BPatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong>.<br />
13 Diese Rechtsprechung, die zu dreidimensionalen Marken entwickelt wurde, welche aus dem Erscheinungsbild der Ware<br />
selbst oder deren Verpackung bestehen, ist auch bei „anderen“ Marken anzuwenden, die aus dem besonderen Aussehen der<br />
Oberfläche der Verpackung eines flüssigen Produkts bestehen (EuGH, WRP <strong>2011</strong>, 1566, 1570 – Freixenet).<br />
56
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
II. Wortmarken, Wort-/<br />
Bildmarken, Bildmarken<br />
1. Fremdsprachige Begriffe<br />
Schutzfähig<br />
„THALASSA“ 14 sei angelehnt an die Fachbezeichnung<br />
„Thalasso“ für eine spezielle Therapie zur Behandlung<br />
von Krankheiten mit Meerwasser, Sonne, Algen etc.<br />
Aufgrund des deutlichen klanglichen und schriftbildlichen<br />
Unterschieds der Endung „A“ gegenüber „o“ würden<br />
auch Fachkreise der IR-Marke eine herkunftshinweisende<br />
Eigenart beimessen; der allgemeine Verkehr<br />
verstehe den Begriff als Fantasiewort.<br />
„Cayenne“ 15 bezeichne nicht nur eine bestimmte Pfefferart,<br />
sondern zugleich die den inländischen Fachkreisen<br />
und Verbrauchern weitgehend unbekannte<br />
Hauptstadt von Französisch-Guayana, aus der keine<br />
Getränkeexporte feststellbar seien. Cayenne sei zudem<br />
bei Fruchtsäften und Mineralwasser kein zulässiger<br />
Inhaltsstoff.<br />
Weder Fachkreise noch der Durchschnittsverbraucher<br />
kenne die japanische Bezeichnung „kuro“ 16 für<br />
„schwarz“, da Japanisch weder eine geläufige Fremd-,<br />
noch eine Fachsprache auf dem Gebiet der Textilindustrie<br />
sei; „kuro“ werde demnach eher als Fantasiewort<br />
aufgefasst.<br />
„BOA“. 17 In Bezug auf Waren werde das portugiesische<br />
Wort für „gut“ zumindest von Fachkreisen als<br />
Qualitätshinweis verstanden. Auf dem einschlägigen<br />
Dienstleistungsgebiet sei Portugiesisch keine Fachsprache.<br />
Fremdsprachige Leistungsbeschreibungen<br />
und werbemäßige Anpreisungen seien meist in englischer<br />
Sprache gehalten.<br />
Nicht schutzfähig<br />
„ALMOND“ 18 (engl. für „hellbeige“) sei nachweislich<br />
eine Farbangabe für Bekleidungsstücke und Schuhe.<br />
Der Disclaimer „unter Ausschluss von Waren mit einem<br />
hellen beigen Farbton“ sei unzulässig, weil durch<br />
diese Beschränkung im Hinblick auf die farbliche Gestaltung<br />
keine abgrenzbaren Waren ausgeschlossen<br />
würden.<br />
Der englische Begriff „Cone“ 19 mit der Bedeutung<br />
„Kegel, Konus“ beschreibe die Form von Sitzmöbeln,<br />
z. B. Hocker in der Form eines auf die Spitze gestellten<br />
Kegels. Auch zu Planungsdienstleistungen bestehe<br />
ein enger, sachlich beschreibender Bezug,<br />
weil Kegel sowohl bei der Innenraum-, als auch bei<br />
der Möbelgestaltung als geometrische Grundform<br />
dienten.<br />
2. Buchstabenfolgen<br />
Schutzfähig<br />
„QE“ 20 , das die Beschwerdeführerin selbst als Akronym<br />
für „Quantum Entrainment“, eine von Dr. Kinslow<br />
entwickelte Heilmethode, verwende, sei keine im einschlägigen<br />
Markt gebräuchliche gattungsmäßige<br />
Bezeichnung und kürze eine Vielzahl verschiedener<br />
Begriffe ab (z. B. „quod est“). Selbst wenn für einen<br />
Begriff bereits Entwicklungen in Richtung Gattungsbezeichnung<br />
nach § 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG festzustellen<br />
seien, könne der Markeninhaber dem durch eine<br />
„kämpferische Markenpflege“ erfolgreich entgegentreten.<br />
Die Beschwerdeführerin habe nämlich dargetan,<br />
dass sie eine Verwendung in markenmäßiger<br />
Form in angemessener Zeit angemahnt und durchgesetzt<br />
habe. Dies müsse auch bei der Prüfung nach § 8<br />
Abs. 2 Nr. 1 MarkenG Berücksichtigung finden.<br />
14 BPatG, Beschl. v. 21.7.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 34/10, für Dienstleistungen der Kl. 43, 44.<br />
15 BPatG, Beschl. v. 6.7.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 546/10, schutzfähig für „Fruchtsäfte; Mineralwässer“, nicht schutzfähig u. a. für „Biere;<br />
alkoholische Getränke“.<br />
16 BPatG, Beschl. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 536/10, für „Bekleidungsstücke“.<br />
17 B PatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 502/11, schutzfähig u. a. für „Bauwesen; Reparaturwesen; Verpackung und Lagerung<br />
von Waren; Vermietung von Fahrzeugen“, nicht schutzfähig u. a. für „Fahrzeuge sowie deren Teile und Zubehör“.<br />
18 BPatG, Beschl. v. 15.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 568/10, u. a. für „Bekleidungsstücke; Sportschuhe“.<br />
19 BPatG, Beschl. v. 23.2.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 512/10, u. a. für „Möbel; Dienstleistungen eines Innenarchitekten.<br />
20 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 162/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41.<br />
57
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
„B & P“ 21 : Es sei nicht sicher feststellbar, dass es sich<br />
um eine gebräuchliche Abkürzung für „Business &<br />
Professional“ oder „Budgetary and Planning“ handele.<br />
Die Verwendung des „&‐Zeichens“ vermittele vielmehr<br />
den Eindruck einer Firmenangabe in abgekürzter<br />
Form, z. B. für Namensangaben oder Tätigkeitsfelder<br />
der Firma.<br />
„LCM“ 22 sei zwar laut Wikipedia die englische Abkürzung<br />
von „liquid crystal monitor“; diese sei aber nachweislich<br />
weder üblich, noch werde sie verwendet. Für<br />
eine Interpretation von „LCM“ als „LCD-Monitor“ gebe<br />
es keinen Anlass, da insoweit ausschließlich die Abkürzung<br />
„LCD“ für „liquid crystal device monitor“ gebräuchlich<br />
sei.<br />
Nicht schutzfähig<br />
23<br />
sei eine Stei gerung<br />
der aus dem Bekleidungssektor<br />
stammenden<br />
Konfektionsgrößenangabe<br />
„XXL“ und habe sich in der Werbung als<br />
Hinweis auf ein großes Angebot vielfältiger Dienstleistungen<br />
oder auf eine gewisse Sonderstellung eines<br />
Produkts oder einer Dienstleistung entwickelt. Bei<br />
Werbeaussagen komme eine Verkehrsdurchsetzung<br />
nur dann in Betracht, wenn aus Sicht der beteiligten<br />
Verkehrskreise die betriebliche Herkunftsfunktion im<br />
Vordergrund stehe. Dies sei nicht der Fall, wenn ein<br />
Einzelhandelsunternehmen, das eine Vielzahl von Waren<br />
vertreibe, das Zeichen auf den Außenflächen seiner<br />
Filialen oder in der Eigenwerbung ohne einen konkreten<br />
Bezug zu den Waren benutze. Die Grafik reiche<br />
als Betriebskennzeichen nicht aus.<br />
3. Wortzusammensetzungen<br />
Einwortmarken<br />
Schutzfähig<br />
„Putzlust“ 24 : drücke ein bloß subjektives Werturteil<br />
hinsichtlich der zum Verputzen dienenden Waren<br />
aus, bezeichne aber nicht deren unmittelbare Eigenschaften.<br />
25<br />
„Feierbiest“ 26 : Die vom ehemaligen Trainer des FC<br />
Bayern, Louis van Gaal, geprägte Bezeichnung für jemanden,<br />
der gerne und ausgiebig feiere, werde zwar<br />
bereits in zahlreichen Kontexten verwendet, sei aber<br />
sprachunüblich zusammengesetzt und daher nicht<br />
beschreibend. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass<br />
das Zeichen auf den beanspruchten Waren aufgrund<br />
seiner Platzierung als Marke verstanden werde (z. B.<br />
auf Etiketten oder Aufnähern).<br />
„Mediascore“ 27 werde als Medienwirksamkeit, ermittelt<br />
durch ein Punktesystem, verstanden und stelle keinen<br />
Bezug zu den beanspruchten Waren und Dienstleistungen<br />
her. Hinsichtlich der Waren der Klasse 16<br />
und der Dienstleistung „Erziehung“ sei keine Inhalts-,<br />
Themen- oder Gegenstandsangabe gegeben. Zu „Tonund<br />
Bildempfangsgeräte; Rechenmaschinen“ fehle ein<br />
hinreichend enger beschreibender Bezug. Schließlich<br />
stelle „Mediascore“ auch nicht den Tätigkeitsschwerpunkt<br />
der Dienstleistung „Geschäftsführung“ dar.<br />
„OpenVirtue“ 28 sei mit „offene Tugend“ zu übersetzen.<br />
Auch wenn man „open“ die im Computerbereich gängige<br />
Bedeutung von „frei zugänglich“ zuordne, ergebe<br />
die Verbindung mit der menschlichen Eigenschaft<br />
„virtue“ keinen vernünftigen Sinn.<br />
21 B PatG, Beschl. v. 20.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 513/11, u.a für „Dienstleistungen von Patentanwälten, insbesondere …;<br />
Dienstleistungen von Rechtsanwälten, insbesondere …“.<br />
22 BPatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 47/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 7, 40, 42.<br />
23 B PatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 21/10, u. a. für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen Materialien; Reise- und Handkoffer;<br />
Möbel; Webstoffe und Textilwaren; Bekleidungsstücke; Teppiche, Werbung für Dritte“.<br />
24 B PatG, Beschl. v. 31.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 587/10, u. a. für „Chemische Erzeugnisse für gewerbliche Zwecke;<br />
Farben, Lacke; Baumaterialien (nicht aus Metall)“.<br />
25 Vgl. hierzu auch BPatG 29 W (pat) 29/07 – LandLust (veröffentlicht auf PAVIS proma) – anders BPatG 29 W (pat) 30/07 – Gartenlust<br />
(veröffentlicht auf PAVIS proma). Dort ging es nicht um ein subjektives Werturteil, sondern um die Bezeichnung eines objektiven<br />
Merkmals, nämlich des möglichen Inhalts von Druckereierzeugnissen.<br />
26 BPatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 512/11, für Waren der Kl. 24, 25.<br />
27 B PatG, Beschl. v. 17.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 28/10, u. a. für „Ton- und Bildempfangsgeräte; Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen<br />
Materialien …; Geschäftsführung; Erziehung“.<br />
28 B PatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 110/09, u. a. für „Computer; Entwicklung, Design und Erstellung von Computerprogrammen<br />
und Software“.<br />
58
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Nicht schutzfähig<br />
29<br />
werde da hingehend<br />
verstan den, dass Sanierungsmaßnahmen<br />
von Sanierungsexperten erbracht würden. Durch<br />
die Verkürzung werde der beschreibende Sinngehalt<br />
der Wortneuschöpfung nicht verändert. Abkürzungen<br />
seien daher schutzunfähig, wenn sie verständlich seien<br />
und ebenso wie die vollständige Beschaffenheitsan<br />
gabe eingesetzt werden könnten.<br />
„iNanny“ 30 : Angesichts der festgestellten Gewöhnung<br />
der Verkehrskreise an die Verwendung des Begriffs<br />
„Kindermädchen“ für Kommunikationsgeräte<br />
und -software weise das angemeldete Zeichen in<br />
der Bedeutung „Internetnanny“ darauf hin, dass die<br />
beanspruchten Geräte, Programme und Dienstleistungen<br />
zur Bestimmung des Aufenthaltsorts einer<br />
Person und zu ihrer Überwachung unter Einsatz des<br />
Internets die Aufgabe eines Kindermädchens übernehmen<br />
könnten.<br />
„MULTITUBO“ 31 : Die aus dem gebräuchlichen Präfix<br />
„MULTI“ und dem spanischen Begriff „TUBO“ für<br />
„Rohr“ bestehende IR-Marke sei sprachüblich gebildet.<br />
Der inländische Fachverkehr verstehe „TUBO“ auch<br />
wegen seiner sprachlichen Nähe zu den entsprechenden<br />
englischen und französischen Ausdrücken.<br />
würden Einladungen heutzutage typischerweise mit<br />
Hilfe von Kommunikationsdienstleistungen versandt.<br />
33<br />
: Zwar habe ein sprachwissenschaftliches<br />
Gutachten<br />
verneint, dass<br />
sich der Begriff „Euroshop“<br />
bereits eingebürgert habe. Jedoch stellten<br />
zahlreiche Recherchebelege im Internet zumindest<br />
ein starkes Indiz dafür dar, dass „Euroshop“ als Oberbegriff<br />
für eine semantische Untergruppenbildung<br />
von ständig zunehmenden Billigdiscountern, die Produkte<br />
im untersten Preissegment, etwa zwischen 0<br />
und 10 € anböten, verstanden werde. 34<br />
„Produktwal“ 35 sei mit „Produktwahl“ gleichzusetzen.<br />
Die geringe Abweichung, die weder ungewöhnlich sei<br />
noch zu einer anderen Aussprache führe, werde entweder<br />
nicht bemerkt, für einen Druckfehler gehalten<br />
oder bewusst als Abwandlung des Fachbegriffs erkannt.<br />
Derartige Wortspielereien seien in der Reklame<br />
üblich.<br />
„nanoLine“ 36 weise u. a. nur auf eine „Nano(technologie)produktlinie“<br />
hin. Auch die positive Formulierung<br />
des Disclaimers „… im Mikrometerbereich oder größer“<br />
sei unzulässig, weil nicht ein bestimmtes Merkmal<br />
ausgenommen werden dürfe.<br />
„Lakeparty“ 32 : Zwar sei die Benennung von Werbedienstleistungen<br />
nach einem zu bewerbenden Ereignis<br />
einer „Seeparty“ nicht branchenüblich. Allerdings<br />
organisierten Werbegemeinschaften lokaler Einzelhändler<br />
häufig Straßenfeste mit dem vorrangigen Ziel,<br />
für das eigene Handelsunternehmen zu werben. Auch<br />
29 BPatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 537/10, für Dienstleistungen der Kl. 37.<br />
30 BPatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 38, 45.<br />
31 BPatG, Beschl. v. 26.1.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 38/10, für Waren der Kl. 6, 17, 19.<br />
32 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 35, 38.<br />
33 BPatG, Beschl. v. 14.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 3/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 21, 35.<br />
34 Der 29. Senat hat die Rechtsbeschwerde nicht zugelassen, da die von der Beschwerdeführerin aufgeworfene Frage, ob die<br />
Anforderungen an die grafische Ausgestaltung des Wort-/Bildzeichens geringer anzusetzen seien, wenn die Schutzfähigkeit des<br />
Wortelements aufgrund einer Prognoseentscheidung verneint werde, sei keine Rechts-, sondern eine der Rechtsbeschwerde<br />
nicht zugängliche Tatfrage.<br />
35 B PatG, Beschl. v. 21.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 107/10, nicht schutzfähig u. a. für „Werbung; Marketing; Unternehmensberatung …;<br />
Telekommunikation; Beratung für Telekommunikationstechnik“, schutzfähig u. a. für „Personalmanagementberatung;<br />
E-Mail-Dienste; Serveradministration“.<br />
36 BPatG, Beschl. v. 17.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 515/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 42.<br />
59
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
Mehrwortmarken<br />
Schutzfähig<br />
Der 29. Senat erachtete in bislang 19 37 Beschwerdeverfahren<br />
Wort-/Bildmarken mit dem Bestandteil „Volks-“<br />
nebst einer Waren- oder Dienstleistungsbezeichnung<br />
für schutzfähig. Die Verfahren ließen sich im Wesentlichen<br />
in zwei Gruppen einteilen:<br />
– Zeichen, bei denen schon<br />
die Wortverbindung unterscheidungskräftig<br />
sei,<br />
z. B. „VolksHähnchen“ 38 : Das Wortelement „Volks-“<br />
in Verbindung mit einer Waren-/Dienstleistungsbezeichnung<br />
bedeute nicht, dass es sich um eine<br />
besonders preisgünstige Ware oder Dienstleistung<br />
handele. „Volks-“ habe lediglich den Sinngehalt „für<br />
alle, jedermann“. Nach den Kennzeichnungsgewohnheiten<br />
in der betreffenden Branche richteten<br />
sich Angebote für Geflügel schon aus wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht an bestimmte soziologische<br />
Zielgruppen (Ober-/Mittel-/Unterschicht);<br />
– Zeichen, bei denen der Wortverbindung zwar ein<br />
bestimmter Sachhinweis entnommen werden könne,<br />
die aber aufgrund der grafischen Ausgestaltung<br />
unterscheidungskräftig seien,<br />
z. B. „VolksGolfen“ 39 . Für die Beschwerdeführerin<br />
seien bereits<br />
62 Wort-/Bildmarken aus der „Volks“-Markenfamilie<br />
in entsprechender Zusammensetzung und Gestaltung<br />
eingetragen, die mit umfangreichen Aktionen<br />
beworben worden seien. Es bestehe eine enge Verwandtschaft<br />
zur Stammmarke „Bild.de“. Ferner sei<br />
die Grafik für sich allein bereits als Bildmarke eingetragen.<br />
40<br />
„SCAR-BLADE“ 41 lasse sich der Aussagegehalt „(Messer-)Klinge<br />
für Narben“ zuordnen, der in Zusammenhang<br />
mit Hochfrequenz-Chirurgie-Instrumenten keinen<br />
relevanten Produktbezug aufweise, da es keine<br />
speziellen Klingen für Narben gebe. Der Sinngehalt<br />
eines „narbenfreien Arbeitens“ erschließe sich erst<br />
nach weitergehenden Überlegungen und Schlussfolgerungen.<br />
„Dry Speed“ 42 : Der Bedeutungsgehalt „trockene Geschwindigkeit“<br />
begründe aufgrund des ungewöhnlichen,<br />
fantasievollen Wortspiels eine schutzbegründende<br />
Eigenständigkeit.<br />
Die Beschwerde war ebenfalls erfolgreich in folgenden<br />
Fällen:<br />
„go-collect“ 43 : Selbst wenn geringe Teile des Verkehrs<br />
die Bedeutung von „collect“ für die Vornahme von Inkasso<br />
verstünden, erhalte das Zeichen durch den vorangestellten,<br />
durch Bindestrich verbundenen Begriff<br />
37 In jeweils identischer grafischer Ausgestaltung BPatG, Beschlüsse v. 24.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 195/10 – Volks-Tippschein;<br />
29 W (pat) 203/10 – Volks-T-Shirt; 29 W (pat) 204/10 – Volks-Winterrad; 29 W (pat) 211/10 – Volks-Wäsche; 29 W (pat) 212/10<br />
– Volks-Winterreifen; 29 W (pat) 216/10 – Volks-Rabatt; 29 W (pat) 4/11 – Volks-Sandwich;<br />
BPatG, Beschlüsse v. 4.4.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 13/11 – Volks-Ratgeber; 29 W (pat) 19/11 – Volks-Milch; 29 W (pat) 20/11<br />
– Volks-Milchreis; 29 W (pat) 21/11 – Volks-Aktion; 29 W (pat) 29/11 – Volks-Fernbedienung;<br />
BPatG, Beschlüsse v. 18.5.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 35/11 – Volks-Multispray; 29 W (pat) 44/11 – Volks-Frühstück; 29 W (pat) 46/11<br />
– Volks-Rasierer; 29 W (pat) 52/11 – Volks-Wanderschuh.<br />
Die Löschung wurde abgelehnt hinsichtlich BPatG, Beschl. v. 21.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 99/11 – Volks-Inspektion.<br />
38 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 5/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43.<br />
39 BPatG, Beschl. v. 24.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 215/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43.<br />
40 In Abweichung von den 19 Entscheidungen des 29. Senats hat der 26. Senat in zwei weiteren parallelen Beschwerdeverfahren mit<br />
Beschlüssen vom 11.5.<strong>2011</strong> eine Schutzfähigkeit der Zeichen „Volks-Kredit“ (26 W (pat) 83/10) und „Volks-Plasma-TV“ (26 W (pat)<br />
102/10) wegen fehlender Unterscheidungskraft insgesamt bzw. überwiegend verneint. Die Rechtsbeschwerde wurde in beiden<br />
Fällen nicht zugelassen.<br />
41 BPatG, Beschl. v. 16.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 20/11, für „Hochfrequenz(HF)-Chirurgie-Instrumente“.<br />
42 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 581/10, u. a. für „Elektrowerkzeuge“.<br />
43 BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 136/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 36, 38, 42, 45.<br />
60
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
„go“ eine so ungewöhnliche Struktur, dass sich ein unmittelbares<br />
Sinnverständnis nur durch umfangreiche,<br />
gedankliche Zwischenschritte erschließe.<br />
„Stern-Tours“ 44 verbinde den deutschen Begriff „Stern“<br />
statt mit dem deutschen Pluralwort „Touren“ mit dem<br />
englischen bzw. französischen Wort „Tours“ zu einem<br />
neuen, ungewöhnlichen Gesamtbegriff.<br />
Nicht schutzfähig<br />
45<br />
: Das Zeichen entspreche den in<br />
Deutschland verbreiteten Güte-,<br />
Unternehmens- und Verbandszeichen<br />
sowie Amtssiegeln. Die Einbindung<br />
des Begriffs „Deutsches<br />
Hygienezertifikat“ in eine Internet-<br />
Adresse weise nur auf die Informationsquelle<br />
hin. Wegen der zentralen<br />
Bedeutung der Hygiene bei der medizinischen<br />
Versorgung sei der als Symbol für die Heilkunde bekannte<br />
Äskulapstab auch ein sinnfälliges Emblem für<br />
ein Hygienezertifikat.<br />
„Der Klartext-Experte“ 46 weise darauf hin, dass die<br />
beanspruchten Druckereierzeugnisse, Videoproduktionen,<br />
Präsentationen und Werbetexte von einem<br />
Fachmann angeboten würden, der – auch im Computerbereich<br />
– Klartext verstehe, spreche oder lehre, also<br />
undurchschaubare Sachverhalte verständlich mache.<br />
Auch die Wiederholung der Buchstaben „ex“ in beiden<br />
Wörtern, die erst bei analysierender Betrachtungsweise<br />
auffalle, weise keine Originalität auf.<br />
„signals for motion“ 47 werde wegen der sprachüblichen<br />
Wortbildung ohne Weiteres mit „Signale für Bewegung“<br />
übersetzt und sei nicht interpretationsbedürftig,<br />
da es verschiedene Therapieformen gebe, bei<br />
denen magnetische und elektrische Signale eingesetzt<br />
würden, um gezielt Teile des Bewegungsapparates zu<br />
behandeln und die Beweglichkeit zu fördern.<br />
„BLACK-STYLE“ 48 werde im Bedeutungsgehalt<br />
„schwar zer Stil, Style“ als produktbeschreibende Farbund<br />
Stilangabe aufgefasst, der allenfalls eine mehr<br />
oder weniger intensive Werbe-, aber keine Herkunftsfunktion<br />
beigemessen werde. Eine Heranführung der<br />
Verbraucher an eine herkunftshinweisende Funktion<br />
unmittelbar beschreibender Farb- und Stilangaben im<br />
Kraftfahrzeugbereich über einen längeren Zeitraum<br />
hinweg sei weder vorgetragen noch ersichtlich.<br />
„Venustas-Immobilien“ 49 : Das lateinische Wort „Venustas“<br />
bedeute „Schönheit, Anmut“ als eines der drei Prinzipien<br />
der Architektur nach dem römischen Architekten<br />
Vitruv und werde im Baugewerbe und in der Architektur<br />
beschreibend verwendet. Der beschreibende Charakter<br />
sei – auch bei Wörtern toter Sprachen – relevant,<br />
wenn er nur inländischen Fachkreisen bekannt sei. 50<br />
44 BPatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 543/10, für Dienstleistungen der Kl. 39, 41, 42.<br />
45 B PatG, Beschl. v. 9.8.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 34/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41, 42, 44 und 45. Die Rechtsbeschwerde<br />
wurde nicht zugelassen. Der Zurückweisungsbeschluss werfe keine Fragen i. S. v. Art. 267 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der<br />
Europäischen Union) zur Auslegung der Markenrichtlinie als vom EG- Vertrag abgeleiteten Gemeinschaftsrecht auf, weshalb keine<br />
Verpflichtung zur Vorlage an den EuGH bestehe. Der Beschluss beruhe auf § 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG und bewege sich im Rahmen der<br />
Rechtsprechung des EuGH zur Unterscheidungskraft i. S. v. Art. 3 Abs. 1 Buchst. b) der Markenrichtlinie. Diese Regelung sei durchgehend<br />
eindeutig und vollständig wie auch deren Umsetzung in das deutsche Markenrecht.<br />
46 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 161/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41.<br />
47 B PatG, Beschl. v. 7.4. <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 88/09, u. a. für „Chirurgische, ärztliche, zahn- und tierärztliche Apparate und Instrumente; Lehrund<br />
Unterrichtsmittel (ausgenommen Apparate); Druckereierzeugnisse; alle der vorgenannten Waren nicht im Zusammenhang mit<br />
Zahnwurzel- und Zahnfleischbehandlungen ….“<br />
48 B PatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 563/10, nicht schutzfähig u. a. für „Kraftfahrzeuge und deren Teile, soweit in Klasse 12<br />
enthalten; Einzel- und Großhandelsdienstleistungen bezüglich Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeugteilen und Kraftfahrzeugzubehör“,<br />
schutzfähig u. a. für „Vermittlung von Verträgen für Dritte über den An- und Verkauf von Kraftfahrzeugen; Reparatur, Demontage von<br />
Kraftfahrzeugen“.<br />
49 B PatG, Beschl. v. 2.11.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 206/10, u. a. für „Dienstleistungen eines Bauträgers, nämlich …; Bauwesen“.<br />
50 Für schutzfähig wurde hingegen erachtet „CANTUS VERLAG“,vgl. BPatG, Beschl. v. 24.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen<br />
der Kl. 16, 35, 41 und 45. Bei den angesprochenen Fachhändlern und beim durchschnittlichen allgemeinen Endverbraucher<br />
könnten Lateinkenntnisse nicht vorausgesetzt werden. Auch sei das Wort „Cantus“ weder in den allgemeinen deutschen Sprachschatz<br />
übergegangen, noch stelle es einen gebräuchlichen Fachbegriff für den vorliegenden Waren- und Dienstleistungsbereich dar.<br />
61
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
4. Slogans<br />
Schutzfähig<br />
„Wir machen morgen möglich“ 51 : Der beschreibende<br />
Aussagekern, Waren und Dienstleistungen im Computerbereich<br />
orientierten sich an zukünftigen Entwicklungen<br />
und Fortschritt, müsse für Mitbewerber nicht<br />
frei verfügbar sein, da es sich nicht um eine feststehende<br />
Redewendung handele.<br />
„fit für fit“ 52 : Bei dem nachgestellten Wort „fit“ handele<br />
es sich nicht um ein Substantiv, sondern um ein<br />
Adjektiv. Da die Wortfolge grammatikalischen Grundregeln<br />
der deutschen Sprache widerspreche, ordne ihr<br />
der Verkehr keine bestimmte Bedeutung zu. „fit“ werde<br />
auch nicht ohne weiteres Nachdenken spontan als<br />
Akronym für „Fitness/fitness“ verstanden.<br />
„VIVA LA MONEY“ 53 : Mit dem Sinngehalt „Es lebe das<br />
Geld“ werde insgesamt lediglich angedeutet, dass<br />
Geld eine besondere Rolle spiele, aber keine konkrete<br />
Eigenschaft einer Finanzdienstleistung bezeichnet.<br />
54<br />
: Durch die Bezugnahme<br />
des Wortes<br />
„WIR“ auf das vorangegangene<br />
Wort<br />
„Weingärten“ würden<br />
Wein anbauflächen als<br />
Winzer definiert, weshalb die Verbindung der Wortelemente<br />
ungewöhnlich sei. Auch die grafische Ausgestaltung<br />
mit der mehrfarbigen Wellenform und der<br />
Art der Verbindung der einzelnen Wortelemente sei<br />
unterscheidungskräftig.<br />
Nicht schutzfähig<br />
„Wir sind die Guten“ 55 : Es könne dahinstehen, ob der<br />
Slogan als Hinweis auf fachlich qualifizierte Anbieter<br />
der betreffenden Dienstleistungen oder deren gute<br />
Qualität gesehen werde. Sogar wenn der leicht selbstironische<br />
Charakter der Wortfolge überwiegend erkannt<br />
werde, fehle diesem bereits in den verschiedensten<br />
Waren- und Dienstleistungssektoren verwendeten<br />
Spruch die Eignung als Herkunftshinweis.<br />
„Im richtigen Kino bist Du nie im falschen Film“ 56 vermittele<br />
als sprachüblich aufgebaute Aussage, dass<br />
man in einem guten Kino eine gute Zeit verbringen und<br />
keine unliebsamen Überraschungen erleben werde. Es<br />
liege nur eine gewöhnliche, keine einen schutzbegründenden<br />
Denkprozess auslösende Werbeaussage vor.<br />
„Zeit für den Augenblick“ 57 : Die Verwendung ähnlich<br />
gebildeter Wortfolgen in der Werbung stelle ein gewichtiges<br />
Indiz dafür dar, dass sich die Bezeichnung als<br />
werbewirksame Anpreisung eines Angebots, das dem<br />
Verbraucher einen Genuss im Hier und Jetzt ermögliche,<br />
aufgefasst werde.<br />
„Deutschlands schönste Seiten“ 58 : Der beschreibende<br />
Begriffsgehalt betreffe nicht nur die beanspruchten<br />
Verlagserzeugnisse, sondern auch die Dienstleistungen,<br />
mittels derer die Werke entstünden, veröffentlicht<br />
und verbreitet würden, obwohl ein Verlagshaus<br />
sich nicht nur einem Themenkreis widme.<br />
„ICK BIN *NE JUTE“ 59 : Soweit die Waren aus Jute hergestellt<br />
seien, handele es sich um eine Angabe zum<br />
Material, die in jeder Verwendungsform beschrei-<br />
51 B PatG, Beschl. v. 19.5.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 501/11, u. a. für „Datenprozessoren; Computer-Software und -hardware für drahtlose Netzkommunikation;<br />
Ausbildungsdienstleistungen für Netzwerk-Hardware und -Software; Beratungsdienstleistungen im Bereich Computer<br />
und drahtlose Datenübertragung“.<br />
52 B PatG, Beschl. v. 31.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 98/10, u. a. für „Fleisch und Fleischzubereitungen; Eier, Milch und Milchprodukte;<br />
feine Backwaren und Konditorwaren; Gewürze; Kühleis“.<br />
53 BPatG, Beschl. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 507/10, für Dienstleistungen der Kl. 36.<br />
54 BPatG, Beschl. v. 7.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 507/10, für „Alkoholische Getränke, ausgenommen Biere“.<br />
55 BPatG, Beschl. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 21/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 42.<br />
56 BPatG, Beschl. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 574/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41, 43.<br />
57 BPatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 524/10, für Waren der Kl. 30, 32, 33.<br />
58 B PatG, Beschl. v. 1.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 131/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der<br />
bisher umstrittenen Frage, ob Verlagsdienstleistungen im weitesten Sinn durch einen produktbezogenen Begriffsinhalt beschrieben<br />
werden könnten, wurde eingelegt: I ZB 68/11.<br />
59 B PatG, Beschl. v. 19.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 534/10, nicht schutzfähig für „Taschen, nämlich Aktentaschen, Badetaschen … aus textilem<br />
Material, auch Jute; Bekleidung; Kopfbedeckungen, Schuhe, auch aus Papier, …, Jute und anderen Naturprodukten, schutzfähig für<br />
„Verpackungsmaterial, -hüllen und -taschen aus Leder, Regenschirme und Sonnenschirme“.<br />
62
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
bend sei. Dies gelte jedoch nicht bei<br />
Verpackungen aus Leder oder bei<br />
Schirmen.<br />
„Der überraschende Teil Bayerns“ 60 lenke die Aufmerksamkeit<br />
auf Dienstleistungen, die einen Bezug<br />
zu einem wenig bekannten, unvermuteten Bereich des<br />
Bundeslandes aufwiesen und werde als reine Werbeaussage<br />
aufgefasst, die einfach gehalten, aber nicht<br />
mehrdeutig oder originell sei.<br />
„Colour your life“ 61 werde auch im Inland nur als beschreibende<br />
Aufforderung verstanden, dem Leben Farbe<br />
zu verleihen.<br />
„Sweeter Than Love!“ 62 weise mit der Bedeutung „süßer<br />
als Liebe“ als sloganartige Sachangabe auf die<br />
geschmacklichen und optischen Eigenschaften der<br />
beanspruchten Fleisch-, Obst- und Gemüsewaren hin.<br />
Die Doppelbedeutung von „süß“ sowohl im gustatorischen<br />
(süßer Geschmack) wie auch im optischen Sinn<br />
(süßes Aussehen) ergebe keine schutzbegründende<br />
Mehrdeutigkeit.<br />
5. Wortfolgen mit geografischen<br />
Herkunftsangaben<br />
Schutzfähig<br />
„Salva“ 63 sei der Name einer in Nordsiebenbürgen<br />
(Rumänien) gelegenen Ortschaft mit 2000 bis 5000<br />
Einwohnern, die bis 1944 überwiegend von Deutschen<br />
bewohnt worden, aber im Inland auch bei den aus<br />
Rumänien eingewanderten Deutschen weitgehend<br />
unbekannt sei. Ebenso unbekannt sei der lateinische<br />
Begriff „Salva“ für „gesund, wohlbehalten, unversehrt“,<br />
weshalb das Zeichen nicht zur Täuschung geeignet sei.<br />
64<br />
: Gröhnwohld sei der Name<br />
eines knapp 1.350 Einwohner<br />
zählenden, in Schleswig-Holstein gelegenen Dorfes,<br />
in dem ein Gewerbegebiet weder ausgewiesen<br />
noch geplant sei und auch kein Hopfen- oder Fruchtanbau<br />
betrieben werde. Wegen der geringen Größe und<br />
der geringen wirtschaftlichen Bedeutung des Ortes sei<br />
auch in Zukunft nicht mit nennenswerter wirtschaftlicher<br />
Entwicklung zu rechnen.<br />
65<br />
: Da in Deutschland nur ein<br />
Kloster dieses Namens existiere,<br />
bestehe eine Monopolstellung<br />
für die Produktion<br />
von Waren unter unternehmerischer<br />
Verantwortung des<br />
Klosters an diesem Ort. Dass nicht das Kloster Beuerberg<br />
oder sein Träger Markenanmelder sei und bisher<br />
auch keine Anhaltspunkte für dessen Berechtigung<br />
vorlägen, begründe kein Schutzhindernis nach § 8 Abs. 2<br />
Nr. 2 MarkenG.<br />
Nicht schutzfähig<br />
„Niedersachsen Ports“ 66 : weise nur darauf hin, dass<br />
die jeweiligen Dienstleistungen für Hafeneinrichtungen<br />
in Niedersachsen bestimmt seien oder dort<br />
erbracht würden. „Port“ („Hafen“) werde mit beschreibender<br />
Inhaltsaussage (z. B. Port-Police) und<br />
in zahlreichen Fachbegriffen bereits verwendet (z. B.<br />
„ISPS-Code“ = International Ship and Port Facility<br />
Security Code).<br />
60 BPatG, Beschl. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 14/11, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41.<br />
61 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42, 45.<br />
62 B PatG, Beschl. v. 11.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 2/09, schutzfähig für „Fisch; Eier; Speisefette; forstwirtschaftliche Erzeugnisse“, nicht schutzfähig<br />
u. a. für „Geflügel und Wild; Konfitüren; Milch- und Milchprodukte; lebende Tiere; frisches Obst und Gemüse; Blumen“.<br />
63 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 520/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 32, 33, 35, 43.<br />
64 BPatG, Beschl. v. 7.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 19/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 32, 33, 41.<br />
65 BPatG, Beschl. v. 5.10.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 501/11, u. a. für „alkoholische Getränke“.<br />
66 BPatG, Beschl. v. 5.4.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 18/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 37, 39.<br />
63
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
„Cajun“ 67 : Das ländliche, von Sumpfland geprägte<br />
Cajun-Country im Mississippi-Delta weise keine Bedeutung<br />
im Zusammenhang mit Automobilthemen<br />
oder mit dem inländischen Medienbereich auf. Soweit<br />
„Cajun“ als Bezeichnung einer Volksgruppe in den USA,<br />
ihres Dialekts, ihrer Musik oder Küche bekannt sei,<br />
liege eine fantasievolle Übertragung eines ethnischgeografischen<br />
Begriffs in den Bereich der Automobilliteratur<br />
bzw. vergleichbarer Medien vor, die sich mit<br />
Automobilthemen beschäftigten.<br />
„Madrid“ 68 : Bei wirtschaftlich bedeutenden Orten wie<br />
der spanischen Hauptstadt bestehe eine grundsätzliche<br />
Vermutung für die Notwendigkeit der freien Verwendung<br />
für nahezu alle Waren/Dienstleistungen. 69<br />
6. Etablissementbezeichnungen<br />
Schutzfähig<br />
„Stadion An der Alten Försterei“ 70 sei wie ein üblicher<br />
und als Kennzeichen verstandener Etablissementname<br />
gebildet, den das Publikum in der Regel als betrieblichen<br />
Herkunftshinweis ansehe. 71 Das Zeichen<br />
könne auch auf typischen Souvenirartikeln in einer<br />
herkunftshinweisenden Form angebracht sein. 72 Etablissementbezeichnungen<br />
seien zudem für Dienstleistungen<br />
auf Veranstaltungen, die dort nur im<br />
Einverständnis mit dem Betreiber stattfinden könnten,<br />
nicht freihaltebedürftig. Hinsichtlich der Waren<br />
„Druckereierzeugnisse, Fotografien; Waren aus Papier<br />
und Pappe“ liege hingegen eine schutzunfähige Inhaltsangabe<br />
vor. 73<br />
„Nordhessenhalle“ 74 sei nicht allgemein sprachüblich<br />
gebildet. Umgangssprachlich beschreibend wären<br />
„Halle in Nordhessen“ oder „nordhessische Halle“. Es<br />
habe sich z. B. bei Veranstaltungsstätten die Übung herausgebildet,<br />
Kennzeichen zu verwenden, die sich aus<br />
dem Namen einer Region oder Kommune und einer<br />
Einrichtungsbezeichnung (z. B. Stadion, Arena) zusammensetzten.<br />
Nicht schutzfähig<br />
„Orthopaedicum“ 7 5 lasse sich nach den allgemeinen<br />
Sprachregeln die ausschließlich beschreibende Bedeutung<br />
„orthopädisches Institut mit wissenschaftlichem<br />
Anspruch“ – nicht zuletzt wegen zahlreicher ähnlich<br />
gebildeter Begriffe wie z. B. Gynäkologicum, Implantologicum<br />
etc. – entnehmen. 76<br />
„Haarschmiede“ 77 sei inzwischen eine geläufige Etablissementbezeichnung<br />
für einen Friseursalon.<br />
„gewerbezentrale“ 78 : Der Bedeutungsgehalt des Gesamtbegriffs<br />
sei vergleichbar mit einem Dachverband<br />
als zentrale Stelle, welche die Funktion der Leitung,<br />
Verwaltung, Koordination etc. im Hinblick auf produzierende<br />
Betriebe, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe<br />
sowie Handelsunternehmen innehabe.<br />
67 B PatG, Beschl. v. 10.3.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 503/11, u. a. für „Magnetaufzeichnungsträger, Schallplatten; mit Programmen versehene Datenträger,<br />
Computerspiele, vorgenannte Waren der Klasse 9 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich; Druckereierzeugnisse;<br />
…, vorgenannte Waren der Klasse 16 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich“.<br />
68 BPatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 10, 25, 35.<br />
69 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 517/10 – „Gizeh“, für Waren der Kl. 10 und 25 sowie Dienstleistungen der Kl. 35.<br />
„Gizeh“ sei die drittgrößte Stadt in Ägypten und vor allem auch für seine Pyramiden bekannt. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass<br />
die Verbraucher eine Verbindung zu den beanspruchten Waren/Dienstleistungen – unter Umständen auch durch positiv besetzte<br />
Vorstellungen – herstellen könnten.<br />
70 B PatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 158/10, schutzfähig u. a. für „Papier; Schreibwaren; Bekleidungsstücke; Werbung, Erziehung;<br />
Unterhaltung; sportliche und kulturelle Aktivitäten“, nicht schutzfähig für „Druckereierzeugnisse; Photographien; Waren aus Papier<br />
und Pappe“.<br />
71 Vgl. BPatG, Beschl. v. 30.5.2001 – 32 W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; Beschl. v. 15.11.2010 – 27 W (pat) 218/09 – Ruhrstadion.<br />
72 A.A. BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 13/11.<br />
73 Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, inwieweit Bezeichnungen, die für andere Waren und Dienstleistungen unterscheidungskräftig<br />
seien, als inhaltsbezogene Aussagen für Medien deshalb schutzunfähig sein könnten, weil die Marke selbst sowie die<br />
darunter angebotenen Waren/Dienstleistungen Gegenstand medialer Berichterstattung sein könnten, wurde nicht eingelegt.<br />
74 B PatG, Beschl. v. 22.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 16/11, u. a. für „Werbung; Veröffentlichung und Herausgabe von Druckschriften für<br />
Werbezwecke; Organisation und Durchführung von kulturellen, politischen und sportlichen Veranstaltungen; Beherbergung und<br />
Verpflegung von Gästen“.<br />
64
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
79<br />
werde als ein beschreibender<br />
Hinweis auf ein in<br />
Deutschland ansässiges<br />
bzw. in deutscher Trägerschaft<br />
stehendes Institut aufgefasst, das sich mit dem<br />
Thema „Menschenrechte“ beschäftige.<br />
„Medienwerkstatt Coburg“ 80 : „Medienwerkstatt“ bezeichne<br />
nachweislich Plattformen für Lehr- und Unterrichtsmaterialien<br />
oder auch Verkaufsplattformen und<br />
werde weder hoheitlich noch wie ein sonstiges Angebot<br />
der öffentlichen Hand verstanden. 81<br />
7. Personennamen<br />
Die Beschwerden waren erfolgreich in folgenden Fällen:<br />
„Fürst von Metternich“ 82 : Der Name des Leiters des<br />
Wiener Kongresses eigne sich nach den Kennzeichnungsgewohnheiten<br />
der betreffenden Branchen nicht<br />
als Inhaltsangabe. Mit dem Namen würden nur politische<br />
Ereignisse assoziiert, jedoch gebe es keine Verbindungen<br />
zur Ess- und Weinkultur, zu Zeitungen oder<br />
zu einem bestimmten Tanz-, Musik- oder Kleidungsstil.<br />
„Dürer-Hotel“ 83 Die beschreibende Etablissementbezeichnung<br />
„Hotel“ verlange eine nähere Spezifizierung,<br />
die durch den kennzeichnungskräftigen Personennamen<br />
„Dürer“ erfolge. Solche Bezeichnungen seien<br />
schutzfähig, soweit der Name die Dienstleistung nicht<br />
unmittelbar beschreibe. Hotels widmeten sich in der<br />
Regel nicht nur dem Leben und Werk eines Künstlers.<br />
„Hugo Sinzheimer Institut“ 84 : Der Rechtswissenschaftler<br />
und Sozialdemokrat, der als Vater des Arbeitsrechts<br />
gelte, gehöre nicht zu den berühmten<br />
Personen des Weltkulturerbes, wie z. B. Leonardo da<br />
Vinci, deren Namen in jedem Fall für die Allgemeinheit<br />
freizuhalten seien. Denn Hugo Sinzheimer sei<br />
nur deutschen, im Arbeitsrecht spezialisierten Fachleuten<br />
bekannt. Die Bezeichnung habe sich auch<br />
nicht zu einem beschreibenden Fachbegriff für eine<br />
bestimmte Art von Institutseinrichtungen oder Lehrmethoden<br />
entwickelt.<br />
8. Wort-/Bildmarken<br />
Schutzfähig<br />
In folgenden Fällen waren die Beschwerden erfolgreich<br />
aufgrund der grafischen Ausgestaltung:<br />
85<br />
Das Wortelement „Wissen<br />
und Handeln für die Erde“ weise<br />
darauf hin, dass die Gesamtheit<br />
der Erkenntnisse für das<br />
Wohl der Welt eingesetzt und<br />
Verhalten sowie Tätigwerden<br />
daran orientiert sein sollten.<br />
Dieser nicht unterscheidungskräftige Sinngehalt des<br />
nur im linken Randbereich sichtbaren Wortbestand-<br />
75 B PatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 46/10, nicht schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42;<br />
schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 5, 10, 35, 39, 41.<br />
76 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.9.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 518/10 – CARDIOLOGICUM HAMBURG (Wort-/ Bild-Zeichen), für „Werbung<br />
und Geschäftsführung, wissenschaftliche Forschung, ärztliche Versorgung“.<br />
77 B PatG, Beschl. v. 12.5.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 554/10, u. a. für „Mittel zur Körper- und Schönheitspflege; Dienstleistungen eines Friseursalons“.<br />
78 BPatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 54/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 38, 42.<br />
79 B PatG, Beschl. v. 22.7.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 43/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 36, 41, 42.<br />
Da die Frage der Markenschutzfähigkeit von (beschreibenden) Institutsbezeichnungen und Vereinsnamen noch nicht abschließend<br />
als höchstrichterlich geklärt anzusehen sei, wurde die Rechtsbeschwerde zugelassen, jedoch nicht eingelegt.<br />
80 BPatG, Beschl. v. 27.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 582/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42.<br />
81 Vgl. hierzu „Stadtwerke Dachau“, Kopacek/Kortge, <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2010, GRUR 2010, 369 (377).<br />
82 B PatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 158/10, u. a. für „Bücher, nämlich …; Zeitungen“ und „Veröffentlichung und Herausgabe von<br />
Büchern, nämlich …; Organisation und Durchführung von Veranstaltungen im Bereich der Kultur, nämlich …“.<br />
83 BPatG, Beschl. v. 9.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 160/10, für Dienstleistungen der Kl. 41, 43.<br />
84 BPatG, Beschl. v. 31.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 542/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42, 45.<br />
85 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41.<br />
65
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
teils werde durch das – auch größenmäßige – Hervortreten<br />
des Bildelements in Form einer ungewöhnlichen<br />
Globusdarstellung (willkürlicher Helligkeitsverlauf bei<br />
den Kontinenten, nicht an die Pole angeschlossener<br />
Meridian), so weit überlagert, dass insgesamt eine<br />
Schutzfähigkeit gegeben sei.<br />
86<br />
: Da der Umriss des Bildelements<br />
als Staatsgrenze auch<br />
den Fachverkehrskreisen im<br />
Transport- und Logistiksektor<br />
weitgehend unbekannt sei,<br />
verleihe der eigentümliche grafische Gesamteindruck<br />
dem Zeichen die Schutzfähigkeit. Aufgrund der blasser<br />
werdenden Rotfärbung handele es sich auch nicht um<br />
ein Hoheitszeichen, hier die Staatsflagge Georgiens.<br />
87<br />
: Der Markentext erschöpfe<br />
sich im Sachhinweis auf erstklassige,<br />
hochwertige Zutaten,<br />
die weltweit bezogen<br />
oder angeboten würden. Die<br />
einzelnen Bildelemente seien zwar werbeüblich, vermittelten<br />
aber in ihrer konkreten Kombination einen<br />
unverwechselbaren charakteristischen Gesamteindruck.<br />
88<br />
: Die IR-Marke enthalte nur einen allgemeinen<br />
Sachhinweis, dass eine Internationale<br />
Vereinigung Saatgut fair und<br />
einheitlich teste. Der bildlichen Gesamtdarstellung<br />
liege trotz der Üblichkeit<br />
siegelartiger Darstellungen als Gütehinweise<br />
eine aufwändige Gestaltung zugrunde,<br />
die in der konkreten Verbindung<br />
der einzelnen für sich genommen (werbe-)üblichen<br />
Darstellungsmittel der Bildmarke das erforderliche<br />
Mindestmaß an Unterscheidungskraft noch vermittele.<br />
89<br />
: Der Aussagegehalt „ein Mehr<br />
an Fairness“ sei sinnlos, weil<br />
Fairness bzw. Gerechtigkeit entweder<br />
gegeben seien oder nicht.<br />
Auch weitere Bedeutungen wie<br />
„ein Mehr am Markt“ oder „Messe<br />
und Mehr“ wiesen keinen sinnvollen Aussagegehalt<br />
auf. Die einzelnen Bildelemente – die Anordnung<br />
der Wortbestandteile in unterschiedlicher Größe und<br />
Farbgebung, die skizzenhaft angedeutete Weltkugel –<br />
seien zwar für sich gesehen werbeüblich, bildeten<br />
aber einen in sich geschlossenen charakteristischen<br />
Gesamteindruck.<br />
Die durch grafische Gestaltungs elemente hervorgehobene<br />
Auffor derung 90 zur Auswahl und Buchung<br />
von Pauschalreisen, Flügen und anderen Reisedienstleistungen<br />
bei einem Internet-Reisebüro beschreibe<br />
weder die Art,<br />
Bestimmung, Beschaffenheit<br />
noch<br />
sonstige Merkmale<br />
der vorwiegend<br />
an Geschäftskunden gerichteten Dienstleistungen,<br />
noch weise sie einen engen Bezug zu ihnen auf.<br />
Nicht schutzfähig<br />
Erfolglos war hingegen<br />
die Beschwerde<br />
im Fall<br />
„Woche aktuell“ 91<br />
Der schutzunfähige Wortbestandteil stehe im Vordergrund<br />
des Gesamtzeichens. Bei Presseartikeln, insbesondere<br />
Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften<br />
sei die Anordnung von in weißer Schrift gehaltenen<br />
Wortbestandteilen in einem roten Rechteck ein werbeübliches<br />
dekoratives Gestaltungsmittel. 92<br />
86 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 551/10, für Dienstleistungen der Kl. 39.<br />
87 B PatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 157/10, für „Groß- und Einzelhandelsdienstleistungen in Bezug auf Zutaten, Aromen sowie<br />
Düfte für die Nahrungsmittel- und pharmazeutische Industrie“.<br />
88 BPatG, Beschl. v. 29.7.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 37/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 31, 42, 44.<br />
89 BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 144/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35, 38.<br />
90 BPatG, Beschl. v. 7.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 49/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 41.<br />
91 BPatG, Beschl. v. 26.1.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 167/10, u. a. für „Druckereierzeugnisse; Werbung; Unterhaltung“.<br />
92 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 21.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 182/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41<br />
– neue Gesundheit (Wort-/Bildzeichen).<br />
93 BPatG, Beschl. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 144/10, für Waren der Kl. 25.<br />
66
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
93<br />
: Die grafische<br />
Gestaltung der<br />
werbeüblich anpreisenden<br />
Wortbestandteile<br />
sei<br />
weder besonders eigentümlich noch überraschend<br />
kreativ und unterscheide sich insbesondere von den<br />
aufwändigen und einfallsreichen Tatoo-Marken der<br />
Hardy-Life LLC. Eine Anbringung in herkunftshinweisender<br />
Form liege nicht vor. 94<br />
9. Bildmarken<br />
Schutzfähig<br />
95<br />
: Für Druckereierzeugnisse<br />
und Zeichnungen<br />
auf den Gebieten<br />
der Architektur<br />
und des Bauingenieurswesens<br />
sei die<br />
deutlich erkennbare<br />
grafische Darstellung eines Bibers nicht unmittelbar<br />
beschreibend. Außer Betracht zu bleiben habe, dass<br />
der Familienname des Anmelders phonetisch dem Gegenstand<br />
der Abbildung entspreche. Der Disclaimer<br />
„alle … Waren … nur für Publikationen auf dem Gebiet<br />
der Architektur und des Bauingenieurwesens“ sei zulässig,<br />
weil der Produktbereich positiv formuliert sei.<br />
96<br />
: Als schutzfähig sah der 27. Senat die sechs zweidimensionalen<br />
für „Schuhwaren“ beanspruchten Bildzeichen<br />
an. Diese gäben nicht nur schmückende<br />
Details von Schuhen wieder. Deren grafische Ausgestaltung<br />
verfüge vielmehr über begriffliche Inhalte,<br />
nämlich die römischen Ziffern „XI“, „IX“, „V“, „X“, die<br />
Kombination aus „I“, „X“ u. „I“ oder den Buchstaben<br />
N, wobei eine markenmäßige Verwendung im Sinne<br />
der – eingangs erwähnten – BGH-Rechtsprechung zu<br />
„Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“ unterstellt<br />
werde.<br />
Nicht schutzfähig<br />
Die Verbindung der beiden glatt<br />
beschreibenden Symbole für<br />
Medizin und Recht in der vorliegenden<br />
piktogrammartigen<br />
Form 97 schaffe keine durch weitere<br />
Verfremdung neue eigentümliche<br />
Gestaltung, vielmehr<br />
blieben beide Symbole in ihrer<br />
Bedeutung erkennbar und bildeten<br />
keine neue fantasievolle Einheit.<br />
Die Abbildung 98 beschränke sich auf die Sachaussage,<br />
dass es sich bei den betreffenden Lebensmitteln<br />
um heimische Milch- bzw.<br />
Rindfleischprodukte handele,<br />
was nicht für Kakaobohnen<br />
und -pulver gelte,<br />
so dass das Zeichen insoweit<br />
schutzfähig sei. Die<br />
konkrete Tierdarstellung<br />
unterscheide sich von einer<br />
naturalistischen Wiedergabe<br />
nur durch die gestreifte<br />
Farbgebung, die vom Publikum als die Farben<br />
der Bundesrepublik Deutschland und damit als geografischer<br />
Herkunftshinweis gesehen würden.<br />
94 Vgl. BGH GRUR 2010, 825, Rn. 22 – Marlene Dietrich Bildnis II.<br />
95 BPatG, Beschl. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 18/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 36, 42.<br />
96 B PatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 278/09 sowie 279/09 bis 283/09, jeweils vom 1.2.<strong>2011</strong> für „Schuhwaren“.<br />
97 B PatG, Beschl. v. 24.2.1011 – 30 W (pat) 47/10, u. a. für „Vorträge, Seminare und Praktika eines Rechtsmediziners, eines forensischen<br />
Psychiaters, auch zum Medizinrecht, ärztlichen Standesrecht und zu medizinethischen Fragen“.<br />
98 B PatG, Beschl. v. 26.10.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 544/10, nicht schutzfähig für zahlreiche Waren der Kl. 29, 30, 32, schutzfähig für „Kakao“.<br />
67
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
10. Geografische Herkunftsangaben nach<br />
der Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des<br />
Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von<br />
geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
für Agrarerzeugnisse und<br />
Lebensmittel<br />
„Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter und<br />
Obazter“ 99 : Der Antrag eines Herstellers von Obazdem<br />
aus Baden-Württemberg auf Zurückweisung des Eintragungsantrags<br />
einer Schutzgemeinschaft hatte Erfolg.<br />
Die Bezeichnungen seien keine Gattungsbezeichnungen<br />
im Sinne des Art. 3 Abs. 1 der VO (EG) 510/2006,<br />
sondern bezeichneten ein Lebensmittel, bei dem sich<br />
das Ansehen aus dem geografischen Ursprung ergebe<br />
und das in einem abgegrenzten geografischen Gebiet<br />
hergestellt werde. Eine Produktion außerhalb Bayerns<br />
im größeren Umfang sei nicht nachgewiesen. Das<br />
DPMA müsse u. a. prüfen, ob bei der heute auch üblichen<br />
industriellen Herstellung das Verbot von Konservierungsstoffen<br />
eine sachgerechte Beschränkung sei.<br />
Die Sache wurde daher zurückverwiesen.<br />
Die Markenabteilung des DPMA hatte den Antrag auf<br />
Eintragung von „Hiffenmark“ und „Fränkisches Hiffenmark“<br />
100 , das dialekt-fränkische Wort für „Hagenbuttenkonfitüre“,<br />
als geografische Angabe in das von<br />
der Kommission geführte Verzeichnis als unzulässig<br />
verworfen, weil die Beschwerdeführerin nur Einzelherstellerin,<br />
keine Vereinigung und mangels Nachweises<br />
eines abgrenzbaren geografischen Gebietes dieser<br />
auch nicht gleichzustellen sei. Der 30. Senat hat die Sache<br />
an das DPMA zurückverwiesen, da das Vorbringen<br />
der Beschwerdeführerin, das Erzeugnis „(Fränkisches)<br />
Hiffenmark“ verfüge über einen „guten Ruf“ und Ansehen,<br />
nicht gewürdigt worden sei. Auch das Ansehen<br />
könne eine herkunftsbezogene Eigenschaft begründen,<br />
was vorliegend durch die Stellungnahmen mehrerer<br />
Verbände und Behörden nachgewiesen sei.<br />
„Schwarzwälder Schinken“ 101 : Der Schutzverband<br />
der Schwarzwälder Schinkenhersteller hatte beantragt,<br />
die Benutzungsbedingungen der geschützten<br />
geografischen Angabe dahingehend zu ändern, dass<br />
Schwarzwälder Schinken im Schwarzwald geschnitten<br />
und verpackt werden müsse. Hiergegen hatte u. a.<br />
ein Fleischverarbeitungsbetrieb Beschwerde erhoben,<br />
der seinen im Schwarzwald produzierten Schinken in<br />
Norddeutschland schneide und verpacke. Der 30. Senat<br />
entschied, dass die Echtheit von geschnittenem<br />
und verpacktem Schwarzwälder Schinken nur dann<br />
hinreichend gewährleistet sei, wenn die genannten<br />
Verarbeitungsschritte im Schwarzwald durchgeführt<br />
würden und dies vor Ort kontrolliert werden könne.<br />
11. Sonstiges<br />
Die nachfolgenden Entscheidungen betreffen § 8 Abs. 2<br />
Nr. 5 MarkenG:<br />
102<br />
: Die Beschwerde war erfolglos,<br />
da das angemeldete<br />
Zeichen gegen § 8 Abs. 2 Nr. 5<br />
MarkenG verstoße. Die Buchstabenfolge<br />
sei als Abkürzung<br />
für „reconquista“ auch<br />
in Deutschland bekannt für<br />
die Rückeroberung der von<br />
Muslimen beherrschten Iberischen Halbinsel durch<br />
die Christen. „RCQT“ stehe im heutigen Sprachgebrauch<br />
für islamfeindliche Botschaften. Auch die Grafik<br />
wirke fremdenfeindlich und militant.<br />
99 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 9/10, für „Käsezubereitung“.<br />
100 BPatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 76/09, für „Konfitüre“.<br />
101 BPatG, Beschl. v. 13.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 33/09, für „Fleischerzeugnisse“.<br />
102 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 554/10, für Waren der Kl. 18, 24, 25.<br />
68
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Als mit § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG vereinbar wurde das angemeldete<br />
Wortzeichen „Berliner Reichstagsbrand“ 103<br />
angesehen: Der Durchschnittsverbraucher werde das<br />
Ereignis zwar mit dem Ende der Weimarer Republik<br />
und dem Übergang zur Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />
in Verbindung bringen. Aber im Zusammenhang<br />
mit Spirituosen werde das Publikum<br />
mit dem Wort „Brand“ – dem klanglichen Doppelsinn<br />
entsprechend – ein gebranntes alkoholisches Getränk<br />
wie Branntwein verbinden. Eine politisch unerträgliche<br />
und deshalb sittlich anstößige Verhöhnung der<br />
Opfer des Nationalsozialismus sei nicht gegeben.<br />
FICKEN 104 : Aufgrund der fortschreitenden Liberalisierung<br />
liege kein unerträglicher Verstoß gegen das sittliche<br />
Empfinden der Allgemeinheit vor. Die derbe Bezeichnung<br />
für den Vollzug des Geschlechtsverkehrs sei<br />
in ihrem Aussagegehalt geschlechtsneutral und damit<br />
nicht einseitig herabsetzend. 105 Dem der Vulgärsprache<br />
entstammenden Wort bedienten sich verschiedene<br />
gesellschaftliche Schichten und Altersklassen, wie<br />
z. B. Titel von Bühnenstücken, Filmen und Büchern. 106<br />
Zudem könne es sich im betroffenen Modebereich<br />
auch um einen Nachnamen handeln (67 deutsche Telefonbucheinträge),<br />
der als Einnähetikett markenmäßig<br />
verwendet werde.<br />
Anderer Ansicht war der 27. Senat hinsichtlich des<br />
Zeichens „Ready to Faak!“ 107 Obwohl das Wort “Fuck”<br />
durchgestrichen sei, bleibe<br />
es lesbar und erfahre gerade<br />
deswegen Aufmerksamkeit.<br />
Der vulgäre Ausdruck<br />
„Fuck“ für die Ausübung von<br />
Geschlechtsverkehr in Verbindung<br />
mit „ready to“ (bereit<br />
für) errege sittlichen Anstoß. Daran ändere auch<br />
dessen zahlreiche Verwendung in Filmen, in der Literatur<br />
und in den Medien nichts. Die Verwendung von<br />
Vulgärsprache habe nichts mit Liberalisierung zu tun,<br />
zumal in der Erziehung auf deren Vermeidung hingewirkt<br />
werde. Die Anlehnung an die farbliche Gestaltung<br />
einer bekannten Motorradmarke reiche nicht<br />
aus, einen Bezug zum Motorradtreffen am Faaker See<br />
herzustellen.<br />
III. Löschungsverfahren<br />
1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1<br />
i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG<br />
Bejahung von Bösgläubigkeit<br />
Die Rechtsprechung des BPatG erfuhr keine Änderungen.<br />
108<br />
Nach Ansicht des 28. Senats<br />
handelte die Inhaberin der<br />
u. a. für Fleisch- und Wurstwaren<br />
2006 angemeldeten und seit 2007 registrierten<br />
Bildmarke 109 bösgläubig, weil sie seit 2004 von der Benutzung<br />
für eine Salami durch ihre österreichischen<br />
Konkurrentinnen im Inland gewusst habe. Da es sich<br />
um ein spezifisches Marktsegment mit vergleichsweise<br />
wenigen Anbietern handele, könne auch deren<br />
Kenntnis vom Umfang dieser Benutzung unterstellt<br />
werden. Eine Förderung der eigenen Marktposition, die<br />
den Eingriff in den schutzwürdigen Besitzstand ihrer<br />
Mitbewerberinnen gerechtfertigt hätte, sei zu verneinen,<br />
weil sie eine Benutzung ihrer Marke nicht belegt<br />
und unmittelbar nach Erlangung des Markenschutzes<br />
mit einer Berechtigungsanfrage und Abmahnungen<br />
103 BPatG, Beschl. v. 14.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 502/11, für „Spirituosen“.<br />
104 BPatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 116/10, für Waren der Kl. 25, 32, 33.<br />
105 anders hierzu BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 8/11 – Schlumpfwichse. Die Marke verletze aufgrund der Wortkombination<br />
eines derben Ausdrucks für Ejakulat und einer bei Kindern beliebten Comicfigur sowie als Aufforderung zum Spermatrinken im<br />
übertragenen Sinn das Sittlichkeitsgefühl eines erheblichen, zu respektierenden Personenkreises. Mit ähnlicher Argumentation<br />
vgl. BPatG, Beschlüsse v. 9.2.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 31/10 – ARSCHLECKEN24 und 36/10 – Wort-/Bildzeichen mit gleichem Wortlaut.<br />
106 So auch: BPatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 44/10 – Wort-/Bildzeichen „FICKEN Liquors“, für Waren der Kl. 25, 32, 33.<br />
107 B PatG, Beschl. v. 20.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 138/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde<br />
zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung bei sexuell anzüglichen Wörtern wurde eingelegt: Aktenzeichen I ZB 89/11.<br />
108 Zu den Grundsätzen vgl. Grabrucker, Mitt 2008, 532 ff.<br />
109 B PatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 40/10. Die in kyrillischen Buchstaben geschriebene Bezeichnung wird in lateinischer Schreibweise<br />
mit „Berjozka“ wiedergegeben, was im Russischen „Birke“ heißt.<br />
69
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
gegen diese vorgegangen sei. Die Löschungsentscheidung<br />
des DPMA wurde daher bestätigt.<br />
Für die in Klasse 33 eingetragenen „alkoholischen Getränke<br />
(ausgenommen Biere), insbesondere Weine,<br />
Schaumweine, Sekte, weinhaltige Getränke“ stellte<br />
der 26. Senat bei der Inhaberin der Wortmarke<br />
„Marsecco“ 110 Bösgläubigkeit fest. Der schutzwürdige<br />
Besitzstand des Antragstellers ergebe sich aus dem<br />
seit 2005 getätigten Absatz von mit „MARSECCO“<br />
etikettierten Schaumweinflaschen sowie aus dessen<br />
Präsenz in mehreren Online-Verkaufsportalen. Davon<br />
habe die Markeninhaberin u. a. als langjährige Kundin<br />
Kenntnis gehabt. Zudem habe sie die Marke sofort an<br />
den früheren Vertriebspartner des Antragstellers lizenziert,<br />
der inzwischen als dessen Konkurrent Schaumweine<br />
unter der Marke anbiete. Die übrigen Waren 111<br />
lägen weder im engen Ähnlichkeitsbereich, noch sei<br />
insoweit ein schutzwürdiger Besitzstand des Antragstellers<br />
behauptet worden.<br />
Verneinung von Bösgläubigkeit<br />
Die Frage, ob die Anmeldung der u. a. für Kraftfahrzeuge<br />
eingetragenen Wortmarke „Simca“ 112 bösgläubig<br />
sei, wenn die für die Antragstellerin international<br />
und in Frankreich eingetragene Marke „SIMCA“ auch<br />
im Ausland schon lange vor der Anmeldung des angegriffenen<br />
Zeichens nicht mehr benutzt worden sei,<br />
verneinte der 28. Senat in Übereinstimmung mit dem<br />
DPMA. Die „Wiederbelebung“ einer ehemals verwendeten<br />
Bezeichnung könne nicht als rechtsmissbräuchlich<br />
angesehen werden, weil das Markenrecht keine<br />
eigenständige schöpferische Leistung verlange.<br />
In dem Verfahren gegen die Wort-/Bildmarke<br />
„Pit LANE24“ 113 hob der 29. Senat die Löschungsentscheidung<br />
des DPMA auf, weil deren Anmeldung nicht<br />
mit hinreichender Sicherheit als bösgläubig eingestuft<br />
werden könne. Mangels geschäftlicher Betätigung<br />
der von den Geschäftsführern der Markeninhaberin<br />
mit dem Antragsteller gegründeten<br />
PitLANE-Unternehmen<br />
habe kein schutzwürdiger Besitzstand<br />
entstehen können.<br />
Aus der Anmeldung der Marke<br />
ohne vorherige Absprache mit den Mitgesellschaftern<br />
der PitLANE-Unternehmen könne noch nicht auf eine<br />
Behinderungsabsicht geschlossen werden. Denn aufgrund<br />
des ursprünglich gemeinsamen Interesses der<br />
Parteien an der Verwirklichung der vom Antragsteller<br />
entwickelten Geschäftsidee und der bevorstehenden<br />
Internetpräsenz von „PitLANE24.de“ Anfang April 2007<br />
habe ein tatsächliches und dringendes Bedürfnis für<br />
die Markenanmeldung am 2. April 2007 bestanden,<br />
welche die PitLANE-Unternehmen mangels finanzieller<br />
Ausstattung nicht selbst hätten vornehmen können.<br />
Hinzu komme die tatsächliche Benutzung der<br />
Marke durch ein PitLANE-Unternehmen ab April 2007<br />
mit Billigung der Markeninhaberin.<br />
Nach Ansicht des 27. Senats<br />
lag bei der Wort-/Bildmarke<br />
„LIMES LOGISTIK“ 114 keine bösgläubige<br />
Markenanmeldung vor, so dass die Beschwerde<br />
des Markeninhabers Erfolg hatte. Typische Gründungsaktivitäten<br />
vor der Anmeldung am 21. März 2005,<br />
wie die Beschaffung von Domainnamen, Bestellung<br />
von Visitenkarten, Briefbögen etc. sowie die Verschickung<br />
eines Rundbriefes, könnten keinen schutzwürdigen<br />
Besitzstand der Antragstellerin begründen. Keinem<br />
der beiden Wettbewerber auf dem Gebiet der Logistikdienstleistungen<br />
für die Durchführung von Veranstaltungen<br />
habe vor der Anmeldung ein nachweisbar eigenständiges<br />
Recht an der Bezeichnung zugestanden.<br />
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Markeninhaber,<br />
der seit 1996 im Logistikbereich tätig gewesen<br />
und dessen Wettbewerbsverbot Ende 2005 ausgelaufen<br />
sei, die Streitmarke tatsächlich für seine eigene<br />
geschäftliche Betätigung habe nutzen wollen.<br />
110 BPatG, Beschl. v. 27.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 59/10.<br />
111 Der Kl. 3, 5, 21: u. a. „Mittel zur Körper- u. Schönheitspflege; pharmazeutische Erzeugnisse; Glaswaren“.<br />
112 BPatG, Beschl. v. 12.4.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 13/10.<br />
113 BPatG, Beschl. v. 20.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 95/10 für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41, 42.<br />
114 BPatG, Beschl. v. 19.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 164/10 für Waren und Dienstleistungen der Kl. 6, 19, 35, 37, 39, 41, 43, 44.<br />
70
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Der 29. Senat verneinte in Übereinstimmung mit dem<br />
DPMA die Löschung der u. a. für feine Back- und Konditorwaren<br />
registrierten Wortmarke „Kaupmann“ 115 wegen<br />
Bösgläubigkeit. Es fehle schon an einem schutzwürdigen<br />
Besitzstand der Antragstellerin, weil sie die<br />
Bezeichnung nur für den Betrieb einer Großbäckerei<br />
in Bielefeld benutzt habe und zum Anmeldezeitpunkt<br />
keine Ausdehnungstendenzen ersichtlich gewesen<br />
seien. Da das Recht zur Führung des Namens „Bäckerei<br />
Kaupmann“ laut Kaufvertrag ohne die schriftliche<br />
Zustimmung des Markeninhabers nicht auf die Antragstellerin<br />
habe übergehen sollen, sei dieser im guten<br />
Glauben gewesen, ihm stehe auch nach der Veräußerung<br />
wesentlicher Betriebsteile seines früheren<br />
Unternehmens mangels Zustimmung das Recht an<br />
der Bezeichnung zu. Er sei überfordert gewesen, die<br />
verschiedenen rechtlichen Ebenen (Firma, Unternehmenskennzeichen,<br />
Marke) auseinander zu halten, und<br />
daher einem Rechtsirrtum unterlegen, der eine Behinderungsabsicht<br />
ausschließe.<br />
Bösgläubigkeit wurde auch im Löschungsverfahren<br />
betreffend die am 7. Juni 2005 angemeldete Wortmarke<br />
„Entertainer.de“ 116 verneint. Durch die im<br />
Jahre 2002 erfolgte Eintragung der Internet-Domain<br />
„entertainer.de“ bei der zentralen Registrierungsstelle<br />
DENIC e. G. habe der Antragsteller nur ein Nutzungsrecht,<br />
aber kein dinglich wirkendes Kennzeichenrecht<br />
erworben. Ob das Parken auf der Domain-Parking-<br />
Plattform des Unternehmens Sedo eine markenmäßige<br />
Verwendung des Domainnamens darstelle,<br />
könne dahingestellt bleiben. Der Antragsteller habe<br />
diese Nutzungsform erst mehr als ein halbes Jahr<br />
nach der Markenanmeldung aufgenommen. Gegen<br />
eine Behinderungsabsicht spreche, dass die Markeninhaberin<br />
als größter deutscher Fachverlag der Entertainment-Branche<br />
mit registrierten acht Domains<br />
ihre aus acht Marken mit dem Bestandteil „entertainer“<br />
bestehende Markenfamilie habe fortschreiben<br />
wollen. Zusätzlich seien die Verhandlungen über den<br />
Erwerb bzw. die Anmietung der identisch lautenden<br />
Internet-Domain des Antragstellers durch die Markeninhaberin<br />
zum Anmeldezeitpunkt noch nicht<br />
endgültig abgeschlossen gewesen.<br />
Der 27. Senat hielt es nicht für bösgläubig, dass der<br />
Inhaber die Wortmarke „BEFA“ 117 am 9. Januar 2007<br />
für dieselben Dienstleistungen anmeldete, die auch<br />
die Antragstellerin anbot, nämlich Beratung, Planung<br />
und Vorführung von Schweiß-, Schneid- und Gasversorgungsanlagen.<br />
Da er am 29. Dezember 2006<br />
ein Unternehmen erworben habe, das selbst einen<br />
schutzwürdigen Besitzstand an dem Unternehmenskennzeichen<br />
„BEFA“ erlangt habe, habe er mit der<br />
Markenanmeldung in erster Linie den eigenen Besitzstand<br />
sichern wollen. Die kennzeichenrechtliche<br />
Gleichgewichtslage der Beteiligten sei nicht zum<br />
Nachteil der Antragstellerin verändert worden, nachdem<br />
eine gleichlautende andere Wortmarke bereits<br />
2004 von einer der vier namensgleichen Konkurrenten<br />
angemeldet worden sei.<br />
2. Wegen absoluter Schutzhindernisse<br />
nach §§ 50 Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1 – 9,<br />
54 MarkenG<br />
Gelöscht wurden<br />
„Querdenker“ 118 : Ein Querdenker sei eine Person, die<br />
Problemstellungen mit innovativen, unorthodoxen<br />
und themenübergreifenden Gedanken fernab der<br />
eingefahrenen Muster zu lösen imstande sei. Da die<br />
Marke sich in einer Sachaussage über den Inhalt der<br />
Druckereierzeugnisse sowie die Art und Weise der<br />
Werbe- bzw. Beratungsdienstleistungen erschöpfe,<br />
könnten auch naheliegende markenmäßige Verwendungsmöglichkeiten<br />
ihr nicht zur Schutzfähigkeit verhelfen.<br />
119<br />
115 B PatG, Beschl. v. 8.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 30/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 42. Die Rechtsbeschwerde wurde<br />
zugelassen zur Klärung der Voraussetzungen, wann ein – nicht widerlegbarer – Rechtsirrtum die Bösgläubigkeit ausschließt.<br />
Sie wurde nicht eingelegt.<br />
116 BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 169/10, für Waren der Kl. 9, 16.<br />
117 BPatG, Beschl. v. 5.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 72/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 6, 9, 16, 37, 40, 41, 42.<br />
118 B PatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 208/10, löschungsreif für „Druckereierzeugnisse; Werbung, Unternehmensberatung,<br />
Marketingberatung; Seminare, Ausbildungs- und Fortbildungsberatung“.<br />
119 Vgl. die eingangs erwähnte BGH-Rechtsprechung zu „Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“.<br />
71
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
„18 +“ 120 : weise darauf hin, dass die Waren und Dienstleistungen<br />
für die Altersgruppe der „über 18-Jährigen“<br />
bestimmt oder geeignet seien, oder dass deren Erwerb<br />
bzw. Inanspruchnahme an die Volljährigkeit der Konsumenten<br />
geknüpft sei. Die Kombination einer Zahl<br />
mit „Plus“ oder „+“ zur Beschreibung einer Altersgruppe<br />
werde in den verschiedensten Bereichen bereits benutzt<br />
(50plus; 30 Plus; 40 Plus).<br />
„Kaleido“ 121 : werde für die vom eingetragenen Warenoberbegriff<br />
„Spielzeug“ umfassten „Kaleidoskope“<br />
nur als eine verkürzte Beschreibung der Ware selbst<br />
verstanden. Nach den linguistischen Erkenntnissen<br />
der sog. Assoziations- oder Prototypentheorie würden<br />
lückenhafte Wörter in allgemein verständlicher Weise<br />
ergänzt.<br />
„EXPAT“ 122 als Kurzform des englischen Wortes „expatriate“<br />
(„Ausgebürgerter, im Exil Lebender“) habe<br />
sich zu einem Fachbegriff für ins Ausland entsandte<br />
Arbeitskräfte entwickelt, so dass die Marke nur die Bestimmung<br />
und Eignung der Dienstleistungen angebe,<br />
auch wenn nur ein kleiner Teil des Gesamtverkehrs den<br />
Fachbegriff kenne.<br />
Der griechische Begriff „Meso“ 123 bedeute „in der Mitte“<br />
und sei bereits zum Eintragungszeitpunkt 2007<br />
für Geräte und Apparate eine gängige physikalische<br />
Angabe für mittlere Leitungsstärke gewesen. Ferner<br />
werde er als Abkürzung für Mesotherapie, eine in der<br />
Schönheits- und Kosmetikbranche bekannte Behandlungsmethode,<br />
verwendet, auf die sich die in diesem<br />
Bereich angesiedelten Waren und Dienstleistungen<br />
beziehen könnten.<br />
„escapulario.com“ 124 : Escapulario sei ein als Glücksbringer<br />
fungierendes Andachtsbändchen für die Hand<br />
oder den Hals, das aus zwei an einer Schnur befestigten,<br />
medaillonförmigen Heiligenbildern bestehe. Es sei<br />
im Schmuckbereich eine Gattungsbezeichnung, während<br />
die Top-Level-Domain keine eigenständige Bedeutung<br />
habe. Der Disclaimer „alle ausgenommen zwei an<br />
einer Schnur befestigte, medaillonförmige Heiligenbilder“<br />
sei aus Gründen der Rechtssicherheit 125 seit der<br />
Postkantoor-Entscheidung des EuGH 126 unzulässig.<br />
Mit „Löss“ 127 werde eine sehr fruchtbare, gut durchlüftete<br />
und leicht zu bearbeitende Bodenart bezeichnet,<br />
die sich auch in den Weinanbaugebieten Rheinhessens,<br />
der Pfalz und des Rheingaus finde und auf den<br />
Geschmack eines Weins auswirke. Als wichtige Angabe<br />
über die geologische Herkunft handele es sich daher<br />
um ein sonstiges Merkmal für die vom eingetragenen<br />
Warenoberbegriff „Alkoholische Getränke (ausgenommen<br />
Biere)“ mitumfassten Weine.<br />
„has Antep“ 128 : „has“ bedeute „eigentümlich, echt,<br />
rein“. „Antep“ sei die Kurzfassung der türkischen Provinz<br />
„Gaziantep“, die kulinarische Spezialitäten hervorbringe,<br />
so dass nur auf die geografische Herkunft<br />
der Waren hingewiesen werde. Diese beschreibende<br />
Bedeutung sei im Hinblick auf den Im- und Export<br />
landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Türkei auch<br />
für den inländischen Verbraucher erkennbar.<br />
120 B PatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 10/11, löschungsreif u. a. für „Datenträger aller Art ...; Computer und Computersoftware<br />
und -hardware ...; Telekommunikation ...; pharmazeutische Erzeugnisse ...; belichtete Filme ..., Tonfilme, ... CDs, ...;<br />
Druckschriften ...; Filmverleih ...; Sexualhilfsmittel ...; ... Schmuckwaren; Bekleidungsstücke ...“.<br />
121 B PatG, Beschl. v. 21.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 40/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur grundsätzlichen Frage der Einbeziehbarkeit<br />
linguistischer Erkenntnisse in die Sachverhaltsermittlung wurde eingelegt: I ZB 72/11.<br />
122 B PatG, Beschl. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 42/09, löschungsreif für „Versicherungs-, Finanzwesen; Rechts- und Steuerberatung.“<br />
123 B PatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 73/10 i. V. m. ergänzendem Beschl. v. 27.9.<strong>2011</strong>, löschungsreif für Einrichtungen für Kosmetikinstitute,<br />
nämlich Kosmetikkabinen; Massage- und Behandlungsliegen, Massage- und Behandlungsstühle, Rolltische; kosmetische<br />
Geräte und Apparate, insbesondere handbetätigte Porations-, Iontophorese-, Sono-, Dermabrasions- und Massagegeräte/-apparate,<br />
soweit nicht in anderen Klassen enthalten; Veranstaltung von Schulungen ...; Gesundheits- und Schönheitspflege ...“.<br />
124 B PatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 35/10, löschungsreif u. a. für „Edelmetalle; Juwelierwaren, Schmuckwaren, Edelsteine;<br />
Schmuck aus Leder und/oder Stein, Lederbändchen; alle ausgenommen zwei an einer Schnur befestigte, medaillonförmige<br />
Heiligenbilder“.<br />
125 Vgl. EuGH GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 f. – Postkantoor.<br />
126 GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 – 117; inzwischen gefestigte Rechtsprechung des BPatG.<br />
127 BPatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 164/09, löschungsreif für Kl. 33.<br />
128 B PatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 138/10, löschungsreif für Waren der Kl. 29, 30, vorwiegend Obst, Gemüse, Wurstwaren<br />
und Gewürze.<br />
72
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
„D A K I N I“ 129 : (sanskrit: Himmelstänzerin) sei ein<br />
weibliches (erleuchtetes) engels- oder gottgleiches<br />
Wesen, dem als transzendenter (buddhistischer) Figur<br />
in religiöser Theorie und Praxis Respekt oder Wertschätzung<br />
entgegengebracht werde. Eine Kommerzialisierung<br />
werde von den praktizierenden Buddhisten<br />
in Deutschland als anstößig empfunden (§ 8 Abs. 2<br />
Nr. 5 MarkenG). Die Leerzeichen zwischen den Buchstaben<br />
würden nicht bemerkt.<br />
130<br />
: stimme mit den Kernelementen<br />
der heraldischen Beschreibung<br />
der Europaratsflagge überein („Auf<br />
blauem Grund Kranz von 12 fünfzackigen<br />
Sternen, deren Spitzen sich<br />
nicht berühren.“) und weise als<br />
unberechtigte heraldische Nachahmung<br />
(§ 8 Abs. 2 Nr. 8, Abs. 4 MarkenG)<br />
auf ein europäisches Pfandsystem oder auf einen<br />
europäischen Auftrag zum Lebensmitteltransport<br />
und somit auf eine Verbindung zur EU hin.<br />
131<br />
: Auch hier liege eine verbotene<br />
Nachahmung vor. Der 13. Stern stelle<br />
nur eine geringfügige Abweichung<br />
von den heraldischen Kernelementen<br />
der Europaratsflagge dar, die<br />
zudem keine bestimmte Form für<br />
die Grundfläche vorgäben. Die Waren<br />
und Dienstleistungen „Koch- und Kühlgeräte;<br />
Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung<br />
von Gästen“ hätten Bezug zu Tätigkeitsbereichen der<br />
EU im Bereich der Geräte- und Lebensmittelsicherheit<br />
sowie auf dem Gebiet umweltorientierter Beherbergungsbetriebe.<br />
Die Elemente „EURO“ und die stilisierte<br />
Abbildung Europas verstärkten den Eindruck einer<br />
entsprechenden Verbindung.<br />
Nicht gelöscht wurden<br />
„ORDU-Döner“ 132 : Weder die türkische Stadt noch die<br />
Region „Ordu“ seien bislang im Zusammenhang mit<br />
der Produktion oder Herkunft von Lebensmitteln für<br />
den deutschen Markt in Erscheinung getreten. Da im<br />
Inland ein umfassendes Importverbot für Fleischprodukte<br />
aus der Türkei bestehe, müsse auch nicht mit einer<br />
Entwicklung zur geografischen Herkunftsangabe<br />
gerechnet werden.<br />
„BEAUTY WALKER“ 133 : Es könne nicht mit der für eine<br />
Löschung erforderlichen Sicherheit festgestellt werden,<br />
dass schon im Eintragungszeitpunkt Mai 2000<br />
unter einem „Walker“ ein „(Lauf)Schuh, Treter“ und<br />
damit die Ware selbst im Sinne von „schönen Schuhen<br />
für Wanderer“ verstanden worden sei.<br />
134<br />
: Die Bildmarke sei in Bezug auf<br />
die registrierten Waren aus Metall,<br />
insbesondere Blechschilder<br />
und -postkarten, nicht schon deshalb<br />
löschungsreif, weil sie das<br />
früher in der DDR gebräuchliche<br />
sog. Fußgänger-Ampelmännchen<br />
wiedergebe, das seine rechtliche<br />
129 BPatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 50/10, löschungsreif für „Durchführung von Aroma-Massagen“.<br />
130 B PatG, Beschl. v. 11.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 62/10, löschungsreif für u. a. „Container nicht aus Metall, insbesondere für Lagerung<br />
u. Transport von Lebensmitteln; Reinigung, Instandhaltung, Instandsetzung von Containern; Transportwesen ...;<br />
Verpackung und Lagerung von Waren, insbesondere von Lebensmitteln und Lebensmittelresten in Containern“.<br />
131 BPatG, Beschl. v. 4.8.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 105/10.<br />
132 B PatG, Beschl. v. 22.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 132/10, u. a. für „Fleisch, Wurstwaren ... , Gerichte aus vorstehenden Waren; ... Verpflegung von<br />
Gästen ...“; so auch BPatG, Beschl. v. 22.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 133/10 – AKSARAY-Döner für identische Waren und Dienstleistungen.<br />
133 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 67/10, für „Schuhwaren“.<br />
134 BPatG, Beschl. v. 4.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 29/11.<br />
73
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
Bedeutung als Verkehrszeichen mit der Wiedervereinigung<br />
verloren habe. Ferner seien Verwendungsformen<br />
denkbar und naheliegend, bei denen das Zeichen ausschließlich<br />
als Herkunftshinweis verstanden werde.<br />
„il Punto“ 135 : Es habe nicht belegt werden können, dass<br />
die mit „Der Treff(punkt)“ zu übersetzende italienische<br />
Wortfolge ein Synonym für eine Gaststättenbezeichnung<br />
sei.<br />
„BULLI“ 136 : Sei nicht als herstellerunabhängige Bezeichnung<br />
für „motorgetriebene Radfahrzeuge“ üblich<br />
geworden (§ 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Nur die von der<br />
Markeninhaberin, der VW AG, und damit von einem<br />
bestimmten Unternehmen hergestellten Kleintransporter<br />
würden „BULLI“ genannt.<br />
IV. Kollisionsverfahren<br />
1. Warenähnlichkeit<br />
„Pfeffi“ ./. „Pfeffi“ 137 : Zwischen den Vergleichswaren<br />
„Weißweinen, Rotweinen, Glühwein“ und „Bonbons,<br />
Pefferminzkomprimaten“ fehle es an einer relevanten<br />
Ähnlichkeit, da letztere nicht in Verbindung mit<br />
alkoholischen Getränken konsumiert würden. Dass<br />
es Zuckerwaren mit alkoholischer Füllung gebe, ändere<br />
nichts an der Andersartigkeit von Beschaffenheit<br />
und Verwendungszweck. Gleiche Vertriebswege<br />
aufgrund gleicher Verkaufsstätten spielten bei Massenprodukten<br />
des täglichen Bedarfs keine Rolle, ansonsten<br />
würde der Begriff der Warenähnlichkeit völlig<br />
unscharf.<br />
2. Rechtserhaltende Benutzung<br />
./. „SCORPIONS“ 138 : Bei Merchandise-<br />
Bekleidungswaren in der Musikbranche<br />
werde häufig mit deutlich<br />
sichtbaren Aufdrucken, z. B. dem Bandnamen<br />
als Werbe- und Imagebotschaft,<br />
im Brust- oder Rückenbereich<br />
von Oberbekleidung, wie z. B. T‐Shirts,<br />
auf die Herkunft der Ware hingewiesen.<br />
Konzertorte und -namen fasse das Publikum als<br />
austauschbare sachliche Hinweise auf. Der 33. Senat<br />
nahm eine Verwechslungsgefahr an, da die Wortelemente<br />
„BUDO´S FINEST“ beschreibend auf eine<br />
asiatische Kampfsportart und eine gute Qualität der<br />
Waren hinwiesen sowie optisch untergeordnet seien.<br />
Die Bilddarstellung eines Skorpions illustriere nur den<br />
Wortbegriff.<br />
./. „TOMTEC“ 139 : Die Benutzung einer<br />
Gemeinschaftsmarke in nur einem Mitgliedstaat (hier:<br />
Deutschland) reiche aus. Eine klangliche Ähnlichkeit<br />
sei gegeben, weil die Konsonantenabweichung (L/M)<br />
in der Wortmitte zu gering sei. 140<br />
3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr<br />
Bejahung von Verwechslungsgefahr<br />
„46“ ./.<br />
141<br />
: Selbst bei geringem Schutzumfang<br />
bestehe eine Verwechslungsgefahr angesichts<br />
der Waren- und (klanglichen) Zeichenidentität. Um<br />
eine uferlose Ausdehnung des Ähnlichkeitsbereichs<br />
zwischen Waren und Dienstleistungen im Bereich der<br />
135 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 6/11, für „Werbung; Unterhaltung; Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung<br />
von Gästen“.<br />
136 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 28/11.<br />
137 B PatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 51/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Weißweine, Rotweine, Glühwein“,<br />
die Widerspruchsmarke für „Bonbons, Pfefferminzkomprimate“.<br />
138 BPatG, Beschl. v. 23.8.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 526/10. Beide Marken sind u. a. jeweils für Waren der Kl. 25 eingetragen.<br />
139 B PatG, Beschl. v. 14.4.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 1/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Mikrobildmessgeräte“, die Widerspruchsmarke<br />
für „auf Datenträger gespeicherte Softwareprogramm“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage,<br />
ob die Benutzung einer Marke in einem Mitgliedstaat ausreiche, wurde nicht eingelegt.<br />
140 B PatG, Beschl. v. 20.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 4/10 – Epican ./. EPIGRAN. Eine ernsthafte Benutzung in der Gemeinschaft i. S. v. Art. 15<br />
GMV sei bei der Benutzung allein auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa<br />
gemessen am Bruttoinlandsprodukt, gegeben. Entscheidend sei allein, ob die in der Gemeinschaft erfolgte Benutzung<br />
insgesamt als ernsthaft einzustufen sei.<br />
141 B PatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 30/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren und Dienstleistungen<br />
der Kl. 25, 38, 42, die Widerspruchmarke für Waren der Kl. 9, 25.<br />
74
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Informationsvermittlung, Telekommunikation und des<br />
Internets zu vermeiden, sei zwischen Dienstleistungen<br />
auf technischem Gebiet und solchen inhaltlicher Art<br />
zu differenzieren.<br />
„TEFLEXAN“ ./. „TEFLON“ 142 : Selbst wenn die beiden<br />
Marken aufgrund der Mittelsilbe „(F)LEX“ in der jüngeren<br />
Marke über einen beachtlichen klanglichen und<br />
schriftbildlichen Unterschied verfügten, der aufgrund<br />
des Sinnanklangs an „flexibel“ und die damit verbundene<br />
Verlängerung der jüngeren Marke verstärkt<br />
werde, nähere sich die jüngere Marke gerade wegen<br />
des charakteristischen Wortanfangs „TEFL“ an, der<br />
Zweidrittel der Widerspruchsmarke ausmache. Die<br />
Buchstabenfolgen „TEF“ oder „TEFL“ seien auch keine<br />
Fachabkürzungen für „Tetrafluorethylen“.<br />
143<br />
„Knut“ ./.<br />
: Die klangliche Verwechslungsgefahr<br />
werde nicht durch auffällig verschiedene<br />
Sinngehalte der Vergleichswörter ausgeglichen. Weder<br />
„KNUT“ noch „KLUTH“ seien geeignet, einen inneren<br />
Zusammenhang zu Lebensmitteln des täglichen<br />
Bedarfs herzustellen. Die Bekanntheit von „KNUT“ beziehe<br />
sich auf den berühmten Eisbären und nicht auf<br />
die markenmäßige Kennzeichnung von Lebensmitteln.<br />
Zudem könne nur ein deutlich anderer Sinngehalt in<br />
der jüngeren Marke einer Verwechslungsgefahr<br />
entgegenwirken.<br />
./. „SOFTLAN“ 144 : Die Bezeichnungen „SOFT<br />
LINE“ und „SOFTLAN“ seien unabhängig<br />
von der Betonung klanglich hochgradig<br />
ähnlich. Einem kennzeichnungsschwachen<br />
– oder gar schutzunfähigen – Wortelement<br />
in der jüngeren Marke könne (anders als in der älteren<br />
Marke) eine prägende Stellung zugemessen werden,<br />
wenn gerade dieser Bestandteil – wie hier „SOFT<br />
LINE“ – durch die Gestaltung der Gesamtmarke kennzeichenmäßig<br />
herausgestellt werde.<br />
./. „Silhouette“ 145 : Der Gesamteindruck<br />
der angegriffenen<br />
Marke werde allein<br />
durch „SILHOUETTE“ geprägt,<br />
„PERFECT“ trete als werbeübliche Anpreisung<br />
in den Hintergrund. Die jüngere Marke sei auch keine<br />
begriffliche Einheit, weil die zwischen diesen beiden<br />
Wörtern angeordnete Grafik eine Trennung bewirke.<br />
146<br />
: Beide Marken<br />
enthielten<br />
eine stilisierte<br />
./.<br />
Abbildung eines<br />
Rinderkopfes,<br />
flankiert von<br />
den beiden Griffen eines geöffneten Klauenschneiders<br />
und zwei weiteren Werkzeugen zur Klauenpflege. Den<br />
Rahmen bilde jeweils eine Umrandung in Form eines<br />
Wappens, so dass beide Marken den Eindruck eines<br />
Zunftzeichens erweckten.<br />
Verneinung von Verwechslungsgefahr<br />
147<br />
: Es bestehe eine Originalitätsschwäche<br />
wegen einer Vielzahl<br />
./.<br />
eingetragener „M“-Marken auf<br />
dem betreffenden Dienstleistungsgebiet.<br />
Eine (schrift-) bildliche Ähnlichkeit sei<br />
wegen des verschiedenen bildlichen Gesamteindrucks<br />
142 BPatG, Beschl. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 45/09, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 1.<br />
143 BPatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 143/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren der Kl. 29, 30.<br />
144 B PatG, Beschl. v. 22.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 47/10. Die IR-Marke erstrebt Schutz in Deutschland für Klasse 3, die Widerspruchsmarke<br />
ist eingetragen u. a. für „Waschmittel“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt.<br />
145 B PatG Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 502/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 3, 5, die Widerspruchsmarke<br />
für „Parfümerien, kosmetische Mittel, ätherische Öle, Haarwaschmittel, Haarpflegemittel“.<br />
146 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 105/09, u. a. jeweils für „Gesundheits- und Schönheitspflege für Tiere“.<br />
147 B PatG, Beschl. v. 2.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 504/10. Die angegriffene Marken ist eingetragen u. a. für „Durchführung von kulturellen und<br />
sportlichen Aktivitäten; Verpflegung und Beherbergung von Gästen“, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 41, 42.<br />
75
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
zu verneinen. Eine klangliche Verwechslungsgefahr<br />
scheide aus, weil das Publikum zur Benennung weitere<br />
Markenelemente bezeichnen werde, wie z. B. „weißes<br />
M auf rotem Grund“, selbst wenn es sich um gängige<br />
und eher bedeutungslose Zutaten oder Verzierungen<br />
handele.<br />
„Simon Weber“ ./. „WEBER“ 148 : Eine Prägung des Gesamteindrucks<br />
der angegriffenen Marke allein durch<br />
den Familiennamen „Weber“ sowie dessen selbstständig<br />
kennzeichnende Stellung seien zu verneinen, da<br />
„Weber“ ein in Deutschland – vor allem auch auf dem<br />
Weinsektor – äußerst häufig vorkommender Nachname<br />
sei, der erst durch einen Vornamen seine Individualisierung<br />
erlange.<br />
„ROCCO MILES“ ./. „MILES“ 149 : Gegen eine prägende<br />
oder selbstständig kollisionsbegründende Stellung von<br />
„MILES“ spreche, dass es sich nicht um einen typischen<br />
oder einprägsamen Namen handele. „Rocco“ genüge<br />
als Vorname nicht zur Identifizierung einer Person und<br />
sei auch nicht beschreibend. Selbst wenn das Publikum<br />
darin ein Unternehmenskennzeichen sähe, komme<br />
ihm zumindest eine mitkennzeichnende Stellung zu.<br />
„SANKT VITALIS“ ./. „VITALIS“ 150 : Die angegriffene<br />
Marke weise als einheitlicher Gesamtbegriff auf<br />
eine heilige Person oder einen fiktiven heiligen Ort<br />
hin. „Sankt“ ergebe als Namenszusatz erst in Ergänzung<br />
mit einem Personen- oder Ortsnamen einen<br />
Sinn. Da es sich zudem nicht um einen berühmten,<br />
der Allgemeinheit bekannten Heiligen handele, werde<br />
das vorangestellte Wort „Sankt“ nicht vernachlässigt.<br />
Zwei Bezeichnungsbeispiele mit „Sankt“<br />
im Warensegment nahrungsergänzender Produkte<br />
reichten nicht zum Nachweis einer Bezeichnungsgewohnheit<br />
aus.<br />
„SCHWEFAL“ ./. „SCHWEDOKAL“ 151 : Die Wortanfänge<br />
beider Zeichen würden aufgrund ihrer Anlehnung an<br />
den beschreibenden Begriff „Schwefel“ von den angesprochenen<br />
Verkehrskreisen trotz des Erfahrungssatzes,<br />
dass Wortanfängen stärkere Aufmerksamkeit<br />
zukomme, weniger beachtet. Auch die Endsilbe „al“,<br />
die als Lautfolge in zahlreichen chemischen Bezeichnungen<br />
bzw. Substanzen verwendet werde, sei kennzeichnungsschwach.<br />
Die Mittelsilbe „DO(K)“ trete im<br />
Gesamteindruck hinreichend deutlich hervor. Da es<br />
sich um Fantasiebegriffe handele, komme auch eine<br />
unterschiedliche Betonung in Betracht.<br />
„Panprazol“ ./. „PANTOZOL“ 152 : Es bestehe keine Verwechslungsgefahr,<br />
weil der Schutzumfang der Widerspruchsmarke<br />
„PANTOZOL“ wegen der deutlich<br />
erkennbaren Annäherung an die einschlägige Wirkstoffangabe<br />
„Pantoprazol“ eingeschränkt sei und<br />
sich die jüngere Marke „Panprazol“ ebenfalls an diese<br />
Wirkstoffbezeichnung annähere. Abweichend von<br />
der BGH-Rechtsprechung zu HEITEC 153 werde der eingeschränkte<br />
Schutzumfang durch beiderseitige Annäherung<br />
an eine Sachangabe nicht relativiert oder<br />
erweitert. 154<br />
148 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 87/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 33, die Widerspruchsmarke<br />
für „Weine“.<br />
149 B PaG, Beschl. v. 25.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 533/10, jeweils eingetragen u. a. für Waren der Kl. 18, 25. Der 27. Senat hat die Rechtsbeschwerde<br />
zu der Frage zugelassen, inwieweit bei einem aus Vor- und Nachnamen erkannten jüngeren Zeichen der übereinstimmende<br />
Bestandteil der Widerspruchsmarke, der in Alleinstellung nicht unmittelbar als Nachname verstanden werde, in einem zusammengesetzten<br />
Zeichen eine selbständig kennzeichnende und damit kollisionsbegründende Stellung besitze. Sie wurde jedoch<br />
nicht eingelegt.<br />
150 B PatG, Beschl. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 523/10, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 3, 5; vgl. BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 30 W (pat)<br />
5/10 – vitalis APOTHEKE IM ELSTER FORUM (Wort-/Bildzeichen) ./.VITALIS. Dort wurde teilweise Verwechslungsgefahr angenommen,<br />
weil der glatt beschreibende Zusatz, der auch räumlich und größenmäßig deutlich untergeordnet sei, in der angegriffenen<br />
Marke zurücktrete.<br />
151 BPatG, Beschl. v. 12.4.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 57/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 44.<br />
152 B PatG, Beschl. v. 17.3.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 516/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Verschreibungspflichtige Arzneimittel<br />
zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen mit dem Wirkstoff Pantoprazol“, die Widerspruchsmarke für „Magen-Darm-<br />
Therapeutika für humanmedizinische Zwecke“.<br />
153 GRUR 2008, 803 Rdnr. 22 – HEITEC.<br />
154 Die zugelassene Rechtsbeschwerde wegen der Abweichung von der Rechtsprechung des BGH ist nicht eingelegt worden.<br />
76
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
„Bunte Zeit“ ./. „BUNTE“ 155 : Das Adjektiv „Bunte“ verbinde<br />
sich mit dem nachfolgenden Nomen „Zeit“ zu<br />
einem ohne Weiteres erkennbaren Gesamtbegriff.<br />
./. „Die grüne Post.“ 156 : Bei gleichermaßen<br />
kennzeichnungsschwachen<br />
Bestandteilen sei<br />
selbst bei größenmäßiger<br />
Hervorhebung eines Bestandteils keiner von ihnen prägend.<br />
Aufgrund der äußerst geringen Kennzeichnungskraft<br />
des Wortbestandteils „Die grüne Post“ als Hinweis<br />
auf umweltverträgliche, klimabewusste Transport- und<br />
Logistikdienstleistungen komme der bildlichen Darstellung<br />
eines Posthorns in der angegriffenen Marke trotz<br />
dessen geringer Kennzeichnungskraft eine den Gesamteindruck<br />
mitbestimmende Bedeutung zu. 157<br />
./. „POST“ 158 : Der Nachweis der<br />
Verkehrsdurchsetzung begründe<br />
keinen erhöhten Schutzumfang<br />
der Widerspruchsmarke,<br />
da dies einer doppelten Belohnung<br />
gleichkäme. Der Wortbestandteil „POST“ verbinde<br />
sich mit „CITI“ zu einem Gesamtbegriff. 159<br />
4. Mittelbare Verwechslungsgefahr<br />
Bejahung von Verwechslungsgefahr<br />
./.<br />
160<br />
: Selbst wenn<br />
der Tempeldarstellung<br />
in der angegriffenen<br />
Marke eine prägende oder sonst selbständig<br />
kennzeichnende Stellung zukomme, unterschieden<br />
sich die beiden Tempel deutlich (4 statt 5 Säulen, die<br />
beiden mittleren Säulen nach hinten versetzt statt<br />
nebeneinander; orangefarbener Schein über dem<br />
Dach; quadratischer statt rechteckiger Eindruck). Da<br />
es sich um ein beliebtes Motiv handele, werde es<br />
nicht mit einem bestimmten Anbieter assoziiert.<br />
./. „Mc DONALDS“ 161 :<br />
Da nach einer Verkehrsbefragung<br />
Zweidrittel<br />
der Bevölkerung die<br />
Buchstabenfolge „Mc“ spontan zu „McDonald‘s“ ergänzten,<br />
der gemeinsame Wortanfang eine hohe<br />
Signalwirkung habe und die Widersprechende über<br />
weitere Marken mit diesem Stammbestandteil verfüge<br />
(z. B. McRIB, McCafé etc.), würden die Vergleichsmarken<br />
gedanklich in Verbindung gebracht.<br />
Con4Soft ./.<br />
162<br />
:<br />
Das Vorhandensein einer<br />
Zeichenserie sei nicht zwingende<br />
Voraussetzung für die<br />
Annahme einer Verwechslungsgefahr<br />
durch gedankliches<br />
In-Verbindung-Bringen.<br />
Der Wortbestandteil der Widerspruchsmarke sei<br />
auch in der jüngeren Marke identisch enthalten; er<br />
werde lediglich durch die Zahl 4 getrennt.<br />
155 B PatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 61/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 38, 39 und 43, die<br />
Widerspruchsmarke für „Zeitschriften; Veröffentlichung und Herausgabe von Zeitschriften“.<br />
156 B PatG, Beschl. v. 26.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 193/09. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus<br />
diesen Materialien, soweit in Kl. 16 enthalten; Telekommunikation; Beförderung von Gütern, Postgut“, die Widerspruchsmarke für<br />
Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 40, 42.<br />
157 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 26.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 20/10 – Die grüne Post/Die grüne Post.“: Angesichts der äußerst geringen<br />
Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke komme bei Markenidentität eine Verwechslungsgefahr nach der Wechselwirkungstheorie<br />
allenfalls für identische Dienstleistungen in Betracht.<br />
158 BPatG, Beschl. v. 18.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/07, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Klasse 39.<br />
159 Ebenso wurde die Verwechslungsgefahr jeweils mit gleichgelagerter Begründung verneint bei BPatG, Beschl. v. 7.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat)<br />
50/04 – MORGENPOST (Wort-/Bild-Marke)/POST und BPatG, Beschl. v. 8.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 65/04 – Geo Post (Wort-/Bild-Marke)/<br />
POST und Deutsche Post (Wort-/Bild-Marke).<br />
160 BPatG, Besch. v. 22.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 254/09, jeweils u. a. eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 41, 44.<br />
161 BPatG, Beschl. v. 7.12.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 25/10, jeweils u. a. für „Fisch, Verpflegung von Gästen (in Selbstbedienungsrestaurants)“.<br />
162 BPatG, Beschl. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 31/10, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Kl. 35, 42.<br />
77
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />
Verneinung der Verwechslungsgefahr<br />
V. Verfahrensfragen<br />
1. Vertreterbestellung<br />
163<br />
./. und<br />
: Der<br />
F-förmige<br />
Streifen auf dem Schuh präge den Gesamteindruck<br />
der jüngeren Marke nicht, da noch andere Elemente, wie<br />
z. B. die Schnürung oder der Knöchelausschnitt etc. (mit)<br />
prägende Funktion einnähmen. Selbst wenn die Widerspruchspositionsmarke<br />
eine erhöhte Kennzeichnungskraft<br />
hätte, reichten die grafischen Unterschiede aus,<br />
um eine Verwechslungsgefahr zu verneinen. Ferner weise<br />
die Streifendarstellung beider Widerspruchsmarken<br />
eine weiche, nach hinten gerichtete Linienführung auf,<br />
während der Streifen im jüngeren Zeichen eher eckig<br />
und wie ein spiegelverkehrtes „F“ wirke. Mit diesem<br />
F-förmigen Streifen füge sich die angegriffene Marke<br />
nicht in die Markenserie der Widersprechenden ein.<br />
„Märchenwein“ ./. ROTKÄPPCHEN 164 : Es fehle an einer<br />
ähnlichen Markenbildung. Während die Widerspruchsmarke<br />
nur aus dem Namen eines einzelnen Märchens<br />
bestehe, verbinde die jüngere Marke den Oberbegriff<br />
„Märchen“ mit der Warenbezeichnung „Wein“ zu einem<br />
Gesamtbegriff.<br />
5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne<br />
„Mito TAD“ ./. „MitoExtra“ 165 : Aufgrund der Übereinstimmung<br />
des allein produktkennzeichnenden Bestandteils<br />
„Mito“ in beiden Vergleichsmarken – „TAD“<br />
trete als Unternehmenskennzeichen der Inhaberin der<br />
jüngeren Marke und „Extra“ als rein beschreibende Angabe<br />
zurück – werde angenommen, dass die Produkte<br />
aus demselben Betrieb oder wenigstens aus wirtschaftlich<br />
verbundenen Unternehmen stammten.<br />
Die Zustellung der Unterrichtung über die Einleitung<br />
eines Löschungsverfahrens dürfe bei ausländischen<br />
Markeninhabern ohne Inlandsvertreter nicht durch<br />
Aufgabe zur Post erfolgen, wenn die Schutzerteilung<br />
ursprünglich unbeanstandet geblieben sei. Denn in<br />
diesem Fall sei die Bestellung eines Inlandsvertreters<br />
nicht notwendig gewesen. Daran habe die Neufassung<br />
des § 94 Abs. 1 Nr. 1 MarkenG zum 1.10.2009 nichts<br />
geändert. 166<br />
2. Kosten und Gebühren<br />
a) Die in § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO verankerte Unterliegenshaftung<br />
gehöre zu dem in Art. 19 Abs. 4 GG verbürgten<br />
Justizgewährungsanspruch, so dass es verfassungsrechtlich<br />
geboten sei, den Verfahrensausgang im Rahmen<br />
der Billigkeitsentscheidung des § 71 Abs. 1 MarkenG<br />
zu berücksichtigen. Es widerspreche Art. 3 Abs. 1<br />
GG, einem erfolgreich Beteiligten in einem zweiseitigen<br />
Verfahren generell oder im Großteil der Fälle die<br />
Erstattung seiner Kosten zu versagen. 167<br />
b) Die Kosten für die Mitwirkung eines Patentanwalts<br />
neben einem Rechtsanwalt in einem markenrechtlichen<br />
Löschungsverfahren vor dem DPMA seien nur<br />
erstattungsfähig, wenn die Doppelvertretung zur<br />
zweckentsprechenden Rechtsverfolgung gemäß §§ 63<br />
Abs. 3, 82 Abs. 1 Satz 1 MarkenG i. V. m. § 91 ZPO notwendig<br />
gewesen sei. Die Vorschrift des § 140 Abs. 3<br />
MarkenG finde hier keine analoge Anwendung, weil<br />
der Begriff „Kennzeichenstreitsachen“ lediglich markenrechtliche<br />
Klageverfahren vor den ordentlichen<br />
Gerichten erfasse. 168<br />
163 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10. Die Vergleichsmarken sind jeweils für „Schuhwaren“ eingetragen. Die hinsichtlich der<br />
Kostenentscheidung zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt.<br />
164 B PatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 553/10, jeweils u. a. für alkoholische und alkoholfreie Getränke; ebenso BPatG, Beschl. v.<br />
28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/10 – Schneeflittchen und die 7 lieben … Lustzwerge/Schneewittchen.<br />
165 B PatG, Beschl. v. 7.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 32/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Humanarzneimittel“, die Widerspruchsmarke<br />
für „Pharmazeutische Präparate“.<br />
166 BPatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – CHISTALINO JAIME SERRA.<br />
167 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10 – Fotografierter Schuh. Die gegen die Kostenentscheidung zugelassene Rechtsbeschwerde<br />
wurde nicht eingelegt.<br />
168 BPatG, Beschl. v. 28.4.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 95/10.<br />
78
Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
c) Ein auf einer Einzugsermächtigung angegebener,<br />
zahlenmäßig bestimmter Geldbetrag – hier 150 €<br />
statt der erforderlichen Beschwerdegebühr in Höhe<br />
von 200 € – sei nicht auslegungsfähig. Eine „automatische“<br />
Korrektur durch das DPMA wäre systemwidrig.<br />
Eine Hinweispflicht würde die den Markeninhaber<br />
treffende Verantwortung für die korrekte Zahlung auf<br />
das Amt verlagern. 169<br />
d) Die Kosten des Beschwerdeverfahrens seien dem<br />
Antragsteller aufzuerlegen, wenn schon die Markenabteilung<br />
die im Löschungsantrag vorgebrachten<br />
Gründe ausführlich behandelt und als nicht ausreichend<br />
belegt bezeichnet habe und im Beschwerdeverfahren<br />
keine neuen Argumente und Nachweise vorgebracht<br />
worden seien. 170<br />
e) Im Widerspruchsbeschwerdeverfahren betrage<br />
der Regelgegenstandswert einer im Inland noch<br />
unbenutzten Marke 50.000,– €. 171 Für eine von der<br />
Gegenstandswertfestsetzung des BGH im Rechtsbeschwerdeverfahren<br />
172 abweichende, deutlich niedrigere<br />
Wert festsetzung bestehe schon deshalb keine<br />
Veranlas sung, weil das wirtschaftliche Interesse an<br />
der Aufrechterhaltung einer eingetragenen Marke<br />
sich allein durch die Einlegung der Rechtsbeschwerde<br />
im Allgemeinen nicht ändere, also auch nicht erhöhe.<br />
3. Zurückverweisung an das DPMA wegen<br />
eines wesentlichen Verfahrensmangels<br />
(§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG)<br />
a) Wenn die Markenstelle nicht auf die unzulässige<br />
Erweiterung eines Verzeichnisses durch einen den<br />
Schutzbereich des angemeldeten Zeichens ändernden<br />
Austausch der Waren hingewiesen, sondern die Schutzfähigkeit<br />
in Bezug auf das unzulässige Warenverzeichnis<br />
geprüft habe, liege ein wesentlicher Verfahrensmangel<br />
vor, der die Zurückverweisung rechtfertige. 173<br />
b) Auch eine ungenügend zwischen den einzelnen<br />
Dienst leistungen differenzierende Begründung des Amtes<br />
stelle einen wesentlichen Verfahrensmangel dar. 174<br />
4. Sonstiges<br />
a) Das Zeichen „Frankfurt-Hahn“ könne für den „Betrieb<br />
eines Flughafens“ nicht angemeldet werden,<br />
weil die beanspruchte Dienstleistung eine Vielzahl von<br />
Einzeldienstleistungen umfasse, die gesondert aufgeführt<br />
werden müssten. Die Anmeldung entspreche<br />
daher nicht den Erfordernissen der Einteilung von Waren<br />
und Dienstleistungen i. S. d. Anlage 1 zu § 19 Abs. 1<br />
MarkenV. 175<br />
b) Die bloße Mitteilung des DPMA, dass eine Anmeldung<br />
nur bei ersichtlicher Bösgläubigkeit (§ 37 Abs. 3<br />
MarkenG) zurückgewiesen werden könne, sei keine<br />
beschwerdefähige Entscheidung. Sie habe keinen verfahrensbeendenden<br />
Charakter und gebe nur eine kraft<br />
Gesetzes eingetretene Rechtsfolge wieder. Am Eintragungsverfahren<br />
sei außer dem Anmelder kein Dritter<br />
beteiligt, so dass letzterer auch nicht beschwerdeberechtigt<br />
sei. 176<br />
c) Da der Markeninhaber gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 und 2<br />
PatKostG die Verlängerungsgebühr noch bis zum Ablauf<br />
der ersten sechs Monate nach Ablauf der zehnjährigen<br />
Schutzdauer mit verlängernder Wirkung zahlen<br />
könne, beginne die eine Wiedereinsetzung ausschließende<br />
Jahresfrist gemäß § 91 Abs. 5 MarkenG erst danach.<br />
177<br />
Ingrid Kopacek* und Regina Kortge**<br />
169 BPatG, Beschl. v. 12.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 90/11.<br />
170 BPatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 6/11 – il Punto.<br />
171 B PatG, Beschl. v. 30.11.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 47/10; so auch 27 W (pat) 75/08, 27 W (pat) 516/11; a. A: 20.000,-- #: 24 W (pat) 18/10;<br />
GRUR 2007, 176, 25 W (pat) 29/10 und 16/10; 28 W (pat) 52/09; 30 W (pat) 108/05 und 159/06; 33 W (pat) 100/09.<br />
172 GRUR 2006, 704 – Markenwert.<br />
173 BPatG, Beschl. v. 9.12.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 69/10 – SpunFil.<br />
174 BPatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 541/10 – Tv.de, vgl. auch Beschl. v. 15.12.2010 – 29 W (pat) 551/10 - arztrente.<br />
175 BPatG, Beschl. v. 15.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 96/10.<br />
176 BPatG, Beschl.v. 9.6.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 516/11 – BILD-OSGAR.<br />
177 BPatG, Beschl. v. 25.10.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 530/11.<br />
* Die Abschn. II und IV sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kopacek.<br />
** Die Abschn. I, III und V sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kortge.<br />
79
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />
Geschäftsbericht <strong>2011</strong><br />
80
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Geschäftsentwicklung<br />
I. Übersicht<br />
Beim <strong>Bundespatentgericht</strong> sind im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt<br />
2.464 Verfahren neu eingegangen; im Jahr 2010<br />
lag die Zahl der Neueingänge bei 3.019. Die Eingänge<br />
verteilen sich auf 1.937 Hauptverfahren (2010: 2.440)<br />
und 527 Nebenverfahren, z. B. Akteneinsichtsgesuche<br />
und Erinnerungen (2010: 579). Im Berichtsjahr wurden<br />
2.858 Verfahren erledigt (2010: 3.190).<br />
Die Dauer der Hauptverfahren konnte im Bereich der<br />
Markensenate auf dem Vorjahresniveau von rund 14<br />
Monaten gehalten werden. Dagegen ist im Bereich der<br />
Technischen Beschwerdesenate eine Verlängerung der<br />
Bearbeitungszeit von 50 auf 54 Monate zu verzeichnen.<br />
Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass<br />
diese Senate immer noch Einspruchsverfahren zu erledigen<br />
haben, die aufgrund einer Gesetzesänderung<br />
in den Jahren 2002 bis 2004 in besonders hoher Zahl<br />
eingegangen sind. Die Zahl der noch anhängigen Einspruchsverfahren<br />
bei den Technischen Beschwerdesenaten<br />
konnte erneut halbiert werden (von 486 Ende<br />
2010 auf 233 Ende <strong>2011</strong>).<br />
Bei den sechs Nichtigkeitssenaten (1.– 5. und 10. Senat)<br />
sind die Eingangszahlen <strong>2011</strong> auf 297 Hauptverfahren<br />
(2010: 255) weiter gestiegen. Erledigt wurden 276 Verfahren<br />
(2010: 242); zum Ende des Berichtsjahrs waren<br />
noch 423 Verfahren (2010: 402) anhängig. Im Juristischen<br />
Beschwerdesenat (10. Senat) wurden bei 19<br />
eingegangenen Beschwerden (2010: 58) 40 Verfahren<br />
erledigt (2010: 30), so dass Ende <strong>2011</strong> noch 91 Verfahren<br />
anhängig waren (2010: 112).<br />
Die Zahl der Eingänge bei den 13 Technischen Beschwerdesenaten<br />
(6.– 9., 11., 12., 14., 15., 17., 19.– 21. und<br />
23. Senat) belief sich auf 287 Hauptverfahren (2010:<br />
606), von denen 261 Verfahren im 1. Halbjahr <strong>2011</strong>, vor<br />
der Einführung der elektronischen Schutzrechtsakte<br />
im DPMA, eingingen. Am Jahresende <strong>2011</strong> waren noch<br />
2.181 Verfahren anhängig (2010: 2.684).<br />
Bei den 8 Marken-Beschwerdesenaten (24.– 30. und 33.<br />
Senat) gingen im Berichtsjahr 1.303 Beschwerden ein<br />
(2010: 1.465). Zum Jahresende <strong>2011</strong> waren 1.591 Verfahren<br />
anhängig (2010: 1.421).<br />
Bei dem Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat (35. Senat)<br />
ging <strong>2011</strong> die Zahl der Neueingänge auf 31 Hauptverfahren<br />
(2010: 55) weiter zurück, anhängig waren<br />
zum Jahresende 92 Verfahren.<br />
81
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
II. Statistiken<br />
Gesamtstatistik über die Tätigkeit des <strong>Bundespatentgericht</strong>s 2007 – <strong>2011</strong><br />
Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Hauptverfahren<br />
Nichtigkeitssenate<br />
Juristischer<br />
Beschwerdesenat<br />
Technische<br />
Beschwerdesenate<br />
Marken-<br />
Beschwerdesenate<br />
Gebrauchs-<br />
muster-<br />
Beschwerdesenat<br />
Beschwerdesenat<br />
für<br />
Sortenschutz<br />
Verfahren<br />
insgesamt<br />
Beschwerdeverfahren<br />
Einspruchsverfahren<br />
(Spalten<br />
1-7)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
2007<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
234<br />
235<br />
350<br />
48<br />
54<br />
77<br />
588<br />
563<br />
1.978<br />
6<br />
435<br />
1.740<br />
1.044<br />
1.704<br />
1.784<br />
87<br />
79<br />
99<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2.007<br />
3.070<br />
6.028<br />
2008<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
275<br />
237<br />
388<br />
47<br />
44<br />
80<br />
750<br />
610<br />
2.118<br />
1<br />
452<br />
1.289<br />
961<br />
1.471<br />
1.274<br />
113<br />
85<br />
127<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2.147<br />
2.899<br />
5.276<br />
2009<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
228<br />
227<br />
389<br />
61<br />
57<br />
84<br />
683<br />
549<br />
2.252<br />
9<br />
464<br />
834<br />
1.068<br />
1.190<br />
1.152<br />
141<br />
83<br />
185<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2.190<br />
2.570<br />
4.896<br />
2010<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
255<br />
242<br />
402<br />
58<br />
30<br />
112<br />
598<br />
652<br />
2.198<br />
8<br />
356<br />
486<br />
1.465<br />
1.196<br />
1.421<br />
55<br />
121<br />
119<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2.440<br />
2.597<br />
4.739<br />
<strong>2011</strong><br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
297<br />
276<br />
423<br />
19<br />
40<br />
91<br />
287<br />
537<br />
1.948<br />
0<br />
253<br />
233<br />
1.303<br />
1.133<br />
1.591<br />
31<br />
58<br />
92<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1.937<br />
2.297<br />
4.379<br />
82
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Verfahren außerhalb eines Hauptverfahrens<br />
(ZA (pat) Verfahren)<br />
Nichtigkeitssenate<br />
Juristischer<br />
Beschwerdesenat<br />
Technische<br />
Beschwerdesenate<br />
Marken-<br />
Beschwerdesenate<br />
Gebrauchs-<br />
muster-<br />
Beschwerdesenat<br />
Beschwerdesenat<br />
für<br />
Sortenschutz<br />
Verfahren<br />
insgesamt<br />
Beschwerdeverfahren<br />
Einspruchsverfahren<br />
(Spalten<br />
1-7)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
2007<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
308<br />
314<br />
44<br />
9<br />
9<br />
0<br />
140<br />
138<br />
6<br />
217<br />
221<br />
2<br />
46<br />
50<br />
2<br />
21<br />
20<br />
3<br />
-<br />
-<br />
-<br />
741<br />
752<br />
57<br />
2008<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
354<br />
344<br />
54<br />
9<br />
7<br />
2<br />
140<br />
136<br />
10<br />
135<br />
135<br />
2<br />
36<br />
36<br />
2<br />
44<br />
45<br />
2<br />
-<br />
-<br />
-<br />
718<br />
703<br />
72<br />
2009<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
412<br />
362<br />
104<br />
1<br />
3<br />
0<br />
175<br />
182<br />
3<br />
109<br />
110<br />
1<br />
30<br />
30<br />
2<br />
40<br />
40<br />
2<br />
-<br />
-<br />
-<br />
767<br />
727<br />
112<br />
2010<br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
290<br />
309<br />
85<br />
8<br />
4<br />
4<br />
160<br />
162<br />
1<br />
49<br />
50<br />
0<br />
34<br />
35<br />
1<br />
38<br />
33<br />
7<br />
-<br />
-<br />
-<br />
579<br />
593<br />
98<br />
<strong>2011</strong><br />
eingegangen<br />
erledigt<br />
noch anhängig<br />
311<br />
347<br />
49<br />
0<br />
4<br />
0<br />
127<br />
122<br />
6<br />
41<br />
41<br />
0<br />
25<br />
22<br />
4<br />
23<br />
25<br />
5<br />
-<br />
-<br />
-<br />
527<br />
561<br />
64<br />
83
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
Geschäftsentwicklung im Jahr <strong>2011</strong> im Bereich der Hauptverfahren<br />
Bestand:<br />
1. 1. <strong>2011</strong><br />
Neueingänge Erledigungen Bestand:<br />
31.12. <strong>2011</strong><br />
Nichtigkeitssenate 402 297 276 423<br />
Juristischer Beschwerdesenat 112 19 40 91<br />
Technische Beschwerdesenate insg. 2.684 287 790 2.181<br />
davon Beschwerdeverfahren 2.198 287 537 1.948<br />
Einspruchsverfahren 486 0 253 233<br />
Marken-Beschwerdesenate<br />
(einschl. Beschwerdeverfahren<br />
gem. § 165 Abs. 4, 5 MarkenG)<br />
1.421 1.303 1.133 1.591<br />
Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat 119 31 58 92<br />
Beschwerdesenat für Sortenschutz 1 0 0 1<br />
gesamt 4.739 1.937 2.297 4.379<br />
84
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Verfahrensdauer bei den Senaten 2007 bis <strong>2011</strong> in Monaten<br />
60<br />
50<br />
46,09<br />
49,65<br />
54,42<br />
40<br />
35,2<br />
40,4<br />
38,50<br />
30<br />
20<br />
10<br />
21,7<br />
16,17<br />
24,87<br />
18,15<br />
21,51<br />
12,81<br />
21,35<br />
22,91<br />
21,26<br />
16,65<br />
19,01<br />
25,61<br />
21,77<br />
17,86<br />
14,08<br />
21,91<br />
24,19<br />
24,23<br />
13,75<br />
0<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
<strong>2011</strong><br />
Nichtigkeitssenate<br />
Technische Beschwerdesenate<br />
Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate<br />
Marken-Beschwerdesenate<br />
Juristischer Beschwerdesenat<br />
2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />
Nichtigkeitssenate 21,70 21,51 21,26 21,77 24,19<br />
Technische Beschwerdesenate 35,20 40,40 46,09 49,65 54,42<br />
Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate 16,17 12,81 16,65 17,86 24,23<br />
Marken-Beschwerdesenate 24,87 21,53 19,01 14,08 13,75<br />
Juristischer Beschwerdesenat 18,15 22,91 25,61 21,91 38,50<br />
85
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
Patentnichtigkeitsverfahren<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> wurde gegen 78 der 115 Urteile des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
Berufung eingelegt (2010: 85 von<br />
112 Fällen). Von 92 beim BGH anhängigen Berufungsverfahren<br />
wurden 39 durch Urteil abgeschlossen, davon<br />
in 23 Fällen die erstinstanzlichen Entscheidungen<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s bestätigt. In 16 Fällen kam<br />
es zu einer Abänderung oder Aufhebung der angefochtenen<br />
Entscheidung. Die übrigen 53 Verfahren<br />
erledigten sich auf sonstige Weise (beispielsweise<br />
durch Vergleich oder Rücknahme der Berufung). Bezogen<br />
auf die Gesamtzahl aller Erledigungsarten kam<br />
es damit in 17 % der Berufungen zu einer Abänderung<br />
bzw. Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils des<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>s durch den Bundesgerichtshof<br />
(2010: 26 %).<br />
Rechtsbeschwerdeverfahren zum<br />
Bundesgerichtshof im Jahr <strong>2011</strong><br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat im Jahr <strong>2011</strong> in 18 Fällen<br />
die Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof zugelassen,<br />
die sich wie folgt verteilen: 3 Verfahren in den<br />
Technischen Beschwerdesenaten, 12 Verfahren in den<br />
Marken-Beschwerdesenaten, 1 Gebrauchsmuster-Beschwerdeverfahren<br />
sowie 2 Verfahren im Juristischen<br />
Beschwerdesenat<br />
In 8 Verfahren (davon in 1 Verfahren in einem Technischen<br />
Beschwerdesenat, in 5 Verfahren in Marken-Beschwerdesenaten,<br />
in 1 Verfahren im Gebrauchsmuster-<br />
Beschwerdesenat und in 1 Verfahren im Juristischen<br />
Beschwerdesenat) haben die Verfahrensbeteiligten<br />
Rechtsbeschwerde eingelegt.<br />
Die zulassungsfreie Rechtsbeschwerde wurde in 11 Fällen<br />
(in 2 Verfahren in einem Technischen Beschwerdesenat<br />
und in 9 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten)<br />
erhoben.<br />
Rechtsmittelentscheidungen des Bundesgerichtshofs<br />
über zugelassene und zulassungsfreie<br />
Rechtsbeschwerden im Jahr <strong>2011</strong><br />
Im Berichtsjahr entschied der Bundesgerichtshof insgesamt<br />
über 10 zugelassene Rechtsbeschwerden des<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>s, denen in 1 Fall stattgegeben<br />
wurde, während in 6 Verfahren eine Zurückweisung<br />
erfolgte. In den übrigen 3 Verfahren hat die Rechtsbeschwerde<br />
aus anderen Gründen ihre Erledigung gefunden.<br />
Der Bundesgerichtshof erledigte 18 zulassungsfreie<br />
Rechtsbeschwerden, die in 4 Fällen erfolgreich waren<br />
und in 6 Verfahren zurückgewiesen wurde. Die übrigen<br />
8 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise.<br />
86
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Personal<br />
Zum 31. Dezember <strong>2011</strong> umfasste die Richterschaft<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s insgesamt 112 Mitglieder<br />
i. S. v. § 65 Abs. 2 PatG (2010: 110). Diese Gruppe setzte<br />
sich zusammen aus 30 Richterinnen und 82 Richtern<br />
(2010: 26 Richterinnen und 84 Richter), wovon 65 eine<br />
technische und 47 eine juristische Ausbildung haben<br />
(2010: 61 technische und 49 juristische Mitglieder).<br />
11 Stellen waren wegen laufender Besetzungsverfahren<br />
unbesetzt.<br />
Im Berichtsjahr konnten am <strong>Bundespatentgericht</strong> die<br />
3 Vorsitzendenstellen des 11., 12., und 35./36. Senats neu<br />
besetzt werden. Bis zur Neubesetzung hat der Vorsitzende<br />
des 15. Senats vorübergehend den Vorsitz des 14.<br />
Senats mit übernommen.<br />
Von den 112 Richterinnen und Richtern des Gerichts<br />
war jeweils eine Juristin (im Austausch gegen einen<br />
Richter dieses Gerichts) an das Landgericht München<br />
I, und an den Bundesgerichtshof abgeordnet,<br />
ein weiterer Richter an das Bundesministerium der<br />
Justiz. An das Deutsche Patent- und Markenamt waren<br />
eine technische Richterin und zwei technische<br />
Richter abgeordnet. Eine Richterin ist beurlaubt, um<br />
Aufgaben beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt<br />
wahrzunehmen, vier weitere juristische<br />
Mitglieder – darunter der vormalige Präsident des<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>s – sind beurlaubt, um Aufgaben<br />
beim Europäischen Patentamt wahrzunehmen.<br />
Eine Vorsitzende Richterin vom Landgericht Potsdam<br />
(mit dem Ziel der Versetzung) und ein Richter vom OLG<br />
Zweibrücken (zu 20 %) sind an das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
abgeordnet.<br />
Zum 31. Dezember <strong>2011</strong> gehörten dem <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
126 nichtrichterliche Bedienstete an (2010:<br />
128), drei davon waren beurlaubt, davon eine Bedienstete<br />
aufgrund von Elternzeit. Die nichtrichterlichen Bediensteten<br />
setzen sich zusammen aus 90 Frauen und<br />
36 Männern.<br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> bildete im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt<br />
sechs junge Menschen aus, davon vier zu Kauffrauen<br />
für Bürokommunikation und zwei zu Fachangestellten<br />
für Medien- und Informationsdienste. Mit<br />
dieser Ausbildungsleistung erfüllt das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
die von der Bundesregierung in ihrer Ausbildungsoffensive<br />
vorgesehene Ausbildungsquote von<br />
7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.<br />
87
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
Ausbildung der Patentanwaltsbewerberinnen<br />
und -bewerber<br />
Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber werden<br />
während ihrer Ausbildung jeweils für sechs Monate<br />
dem <strong>Bundespatentgericht</strong> zugewiesen. Federführend<br />
für diese Ausbildung ist das Deutsche Patent- und<br />
Markenamt. In den Jahren bis 2001 hatte sich die Zahl<br />
der Patentanwaltskandidaten, die jährlich ihre Ausbildung<br />
beim <strong>Bundespatentgericht</strong> durchlaufen, zwischen<br />
90 und 110 bewegt, von 2003 bis 2009 waren es<br />
durchschnittlich knapp 150 Kandidaten pro Jahr gewesen.<br />
Nach einem abrupten Anstieg an zugewiesenen<br />
Bewerbern im Jahr 2010 (238) ging diese Zahl im Jahr<br />
<strong>2011</strong> auf 181 zurück.<br />
Bei der derzeitigen Bewerberzahl wird dem <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
alle 4 Monate jeweils eine neue Gruppe<br />
von ca. 50 bis 60 Bewerberinnen und Bewerbern zugeteilt,<br />
die in kleinen Gruppen den verschiedenen Senaten<br />
zur Ausbildung zugewiesen werden. Gleichzeitig<br />
unterrichten Richterinnen und Richter beim <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
jede Bewerbergruppe in einer Vielzahl<br />
von Arbeitsgemeinschaften.<br />
Von den 196 Prüfungsteilnehmern (2010: 168) haben<br />
im Berichtsjahr 189 Kandidatinnen und Kandidaten,<br />
also 96,4 %, die Patentanwaltsprüfung bestanden<br />
(2010: 167 = 99,4 %).<br />
Anzahl der ausgebildeten Patentanwaltsbewerberinnen<br />
und -bewerber 2001 bis <strong>2011</strong><br />
240<br />
238<br />
220<br />
200<br />
180<br />
186<br />
181<br />
160<br />
140<br />
141<br />
158<br />
153 155<br />
147<br />
140 138<br />
120<br />
110<br />
100<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
<strong>2011</strong><br />
88
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Dokumentation und Bibliothek<br />
I. Dokumentationsstelle<br />
Auf der Webseite des Gerichts (www.bpatg.de) wurden<br />
unter dem Menüpunkt „Entscheidungen“ alle<br />
verfahrensabschließenden Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
im Berichtsjahr frei zugänglich im<br />
Internet veröffentlicht. Insgesamt stehen dort alle<br />
Entscheidungen der Markensenate, der Patentnichtigkeitssenate,<br />
des Gebrauchsmustersenats und des Juristischen<br />
Beschwerdesenats ab dem Entscheidungsjahr<br />
2000 zur Verfügung. Dieser Dienst kann für alle<br />
nicht kommerziellen Zwecke kostenfrei in Anspruch<br />
genommen werden<br />
Ferner waren im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt 32 Eilunterrichtungen<br />
über wichtige Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
im Internet verfügbar (www.bpatg.<br />
de). Nach Ablauf eines halben Jahres nach Veröffentlichung<br />
werden ältere Einträge jedoch wieder gelöscht,<br />
da zwischenzeitlich von einer Veröffentlichung in der<br />
Fachpresse ausgegangen werden kann.<br />
In der Sammlung „Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
<strong>2011</strong>“ (BPatGE <strong>2011</strong>), die vom Verein der<br />
Richter am <strong>Bundespatentgericht</strong> herausgegeben wird,<br />
wurden insgesamt 42 ausgewählte Entscheidungen<br />
veröffentlicht. Der einschlägigen Fachpresse wurden<br />
62 von den Senaten zur Veröffentlichung bestimmte<br />
Entscheidungen zugeleitet.<br />
In den hausinternen Dokumentationsdatenbanken<br />
stehen die Entscheidungen des Juristischen Beschwerdesenats<br />
ab dem Jahr 1995 und die Entscheidungen<br />
der Markenbeschwerdesenate online zur Verfügung.<br />
Aus dem Deutschen Patent- und Markenamt wurden<br />
für den Bereich der Markenbeschwerdesenate im Berichtszeitraum<br />
1274 Akten an das Gericht übersandt.<br />
Die dort enthaltenen Entscheidungen, ebenso wie<br />
600 Erledigungen der Marken-Beschwerdesenate,<br />
wurden für die hauseigene Marken-Dokumentation<br />
ausgewertet. Ergänzend fielen 537 sonstige Erledigungen<br />
(Rücknahmen, Formalbeschlüsse etc.) an, die<br />
in den Datenbanken der Markenentscheidungen entsprechend<br />
nachgeführt wurden. Zusätzlich wurden<br />
für die Warenähnlichkeits-Datenbank im Berichtsjahr<br />
31 einschlägige Entscheidungen ausgewertet und dokumentarisch<br />
erschlossen. Ferner wurden für die in die<br />
bestehenden Dokumentationsdatenbanken integrierte<br />
„hausinterne“ Rechtsprechungsdokumentation 36<br />
von den Senaten ausgewählte Entscheidungen mit<br />
zusätzlichen dokumentarischen Informationsdaten<br />
versehen und bereitgestellt.<br />
Die Datenbank juris bietet neben den von den Senaten<br />
dazu bestimmten Entscheidungen Zugriff auf alle Entscheidungen,<br />
gegen die Rechtsbeschwerde zugelassen<br />
oder eingelegt ist, die in den <strong>Jahresbericht</strong>en seit 1995<br />
zitiert sind sowie auf alle Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s,<br />
die in den mehr als 600 von juris<br />
ausgewerteten Printmedien im Laufe des Jahres veröffentlicht<br />
wurden. Diese Entscheidungen werden u. a.<br />
durch eine Verschlagwortung dokumentarisch aufbereitet.<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> wurden von der Dokumentationsstelle<br />
in dieser Weise 801 Entscheidungen der Senate in die<br />
juris-Datenbank eingestellt, was überschlägig einen<br />
Anteil von 30 % aller Entscheidungen ausmacht. Dazu<br />
wurden 388 Fundstellen von Entscheidungen des Gerichts<br />
in der einschlägigen Zeitschriftenliteratur ergänzt.<br />
Um einen vollständigen Nachweis der Entscheidungen<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in der juris-Datenbank<br />
bieten zu können, werden, so auch im Berichtsjahr,<br />
alle Entscheidungen, soweit sie in der Entscheidungssammlung<br />
des Gerichts auf der Homepage veröffentlicht<br />
und nicht schon anderweitig für die juris-<br />
Datenbank dokumentiert wurden, im Volltext an die<br />
Datenbank abgegeben. Diese Entscheidungen sind<br />
dokumentarisch nur einfach erschlossen.<br />
89
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
II. Bibliothek<br />
Die Gerichtsbibliothek dient der Informationsversorgung<br />
aller Gerichtsangehörigen. Der Buchbestand<br />
der Bibliothek ist im vergangenen Jahr auf ca. 20.000<br />
Titel angewachsen. Das Informationsangebot ergänzend<br />
werden, teilweise in Mehrfachbezug, 101 fortlaufende<br />
Sammelwerke (Loseblattwerke, Jahrbücher<br />
etc.) und 190 Zeitschriften geführt. Die seit einigen<br />
Jahren aufgebaute Sondersammlung „Produktkataloge“<br />
umfasst derzeit ca. 5.600 Kataloge und Produktverzeichnisse<br />
aller Art. Darüber hinaus ist die<br />
Gerichtsbibliothek für die Versorgung der Mitarbeiter<br />
der im gleichen Gebäude untergebrachten Hauptabteilung<br />
3 (Markenabteilung) mit allen bibliothekarischen<br />
Dienstleistungen zuständig.<br />
Eine deutliche Verbesserung des Informationsangebots<br />
der Bibliothek wurde im Berichtsjahr der Richterschaft<br />
und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
in der Gerichtsverwaltung durch den Zugang zur<br />
juristischen Datenbank „Beck online“ eröffnet. Bei<br />
„Beck online“ handelt es sich um eine der größten<br />
juristischen Fachdatenbanken in Deutschland, in der<br />
neben Entscheidungen auch bei Beck veröffentlichte<br />
Kommentare und Zeitschriften zur Verfügung gestellt<br />
werden. Alle veröffentlichten Entscheidungen<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s werden auch in diese Datenbank<br />
aktuell fortlaufend eingepflegt.<br />
Die Bibliothek gibt im monatlichen Turnus einen gerichtsinternen<br />
Pressespiegel heraus, der in Tageszeitungen<br />
und Onlinediensten veröffentlichte Nachrichten<br />
aus den Bereichen gewerblicher Rechtsschutz,<br />
Patent- und Markenwesen, Marketing und Werbung<br />
sammelt und darstellt. Zur aktuellen Information<br />
über alle Neuzugänge im Bibliotheksbestand – Monographien<br />
vollständig und Zeitschriften in Auswahl –<br />
präsentiert die Bibliothek monatlich erscheinende<br />
Übersichtslisten online im Hausnetz.<br />
Fast 500 Zeitschriften gelangen über den Austausch<br />
mit dem Deutschen Patent- und Markenamt in den<br />
gerichtsinternen Umlauf. Eine Kurzzeitauslage aller<br />
in der Bibliothek des Deutschen Patent- und Markenamts<br />
eingehenden Zeitschriftenhefte ermöglicht,<br />
sich ganz aktuell über den Inhalt von ca. 1.000 Zeitschriftentiteln<br />
zu informieren.<br />
90
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Elektronischer Rechtsverkehr<br />
Elektronischer Rechtsverkehr/<br />
eJustice<br />
Der elektronische Rechtsverkehr betrifft einerseits die<br />
sichere, rechtsverbindliche, bidirektionale elektronische<br />
Kommunikation zwischen den Verfahrensbeteiligten<br />
und den Gerichten und umfasst andererseits<br />
die elektronische Aktenführung, die gerichtsinterne<br />
elektronische Sachbehandlung (Vorgangsbearbeitung)<br />
sowie die elektronische Archivierung. Anforderungen<br />
des elektronischen Rechtsverkehrs sind nicht<br />
nur die Möglichkeit eines rechtssicheren Austauschs<br />
von Dokumenten (z. B. Anträge, Klageschriften, gerichtliche<br />
Entscheidungen), sondern auch die Aktenverständlichkeit,<br />
Aktenwahrheit, Aktenvollständigkeit<br />
und Aktenbeständigkeit bei der elektronischen<br />
Aktenführung.<br />
Ziel ist es, zukünftig nicht nur den Schriftverkehr erheblich<br />
zu beschleunigen, sondern eine medienbruchfreie<br />
Bearbeitung auch innerhalb des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
zu ermöglichen. Die aufwändige Erstellung von<br />
Papierunterlagen, der Versand, die Posteingangsbearbeitung<br />
und die Postverteilung werden durch einen<br />
unmittelbaren Dokumentenaustausch zwischen den<br />
IT-Systemen der Beteiligten ersetzt. Einen Überblick<br />
über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für das<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong> gelten, sind in der „Festschrift<br />
50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“ zusammengestellt<br />
(vgl. Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr. Norbert Mayer,<br />
Thomas Kleinschmidt „Elektronischer Rechtsverkehr<br />
beim <strong>Bundespatentgericht</strong>“ – 1. Teil: Rechtliche Rahmenbedingungen,<br />
S. 1001–1013).<br />
Informationstechnik<br />
Als Vorstufe zur Führung elektronischer Gerichtsakten<br />
hat das <strong>Bundespatentgericht</strong> 2009 mit Hilfe des Vorgangsbearbeitungssystems<br />
VISkompakt seine Verwaltung<br />
auf eine elektronische Aktenführung umgestellt,<br />
wodurch eine medienbruchfreie, referatsübergreifende<br />
Abwicklung von Verwaltungsvorgängen ermöglicht<br />
wird.<br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat zur Durchführung des<br />
elektronischen Rechtsverkehrs unter Einbeziehung<br />
elektronischer Gerichtsakten seine Informationstechnik<br />
entsprechend weiterentwickelt. Im Rechtsprechungsbereich<br />
steht als Basis das Justizfachsystem<br />
GO§A (Datenerfassung, Schreibauftragstechnik, Kalender,<br />
Statistik) zur Verfügung, mit dem der gerichtliche<br />
Verfahrensablauf von der Aktenanlage durch die<br />
Zentrale Eingangsstelle bis zur Schlussbehandlung<br />
durch die Geschäftsstelle elektronisch unterstützt<br />
wird. Die Verfahrensdaten der Beschwerden bzw. Klagen<br />
werden erfasst und verwaltet. Das Fachsystem<br />
wird derzeit umfassend modernisiert, insbesondere<br />
werden Statistik, das Formularsystem für die Schreibauftragstechnik<br />
und einige andere Funktionalitäten,<br />
wie die elektronische ‚Karteikarte‘, an die Notwendigkeiten<br />
der elektronischen Aktenführung angepasst.<br />
Das Justizfachsystem ist gekoppelt mit dem Vorgangsbearbeitungssystem<br />
VISkompakt, das in der<br />
Gerichtsverwaltung im Praxiseinsatz verwendet wird.<br />
91
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
Elektronisch eingehende Schriftsätze können ohne<br />
Medienbruch (elektronisches Dokument/Papierdokument)<br />
weiterverarbeitet werden. In Papier eingehende<br />
Dokumente können mit Hilfe verschiedener Scan-Verfahren<br />
in die elektronische Akte übernommen werden.<br />
Die elektronische Gerichtsakte wird derzeit in verschiedenen<br />
(Technischen) Beschwerdesenaten in der Praxis<br />
(auch im Rahmen von mündlichen Verhandlungen) erprobt.<br />
Sie wird ergänzt durch eine sog. pdf-Zweitakte,<br />
die von den Richtern für die inhaltliche Fallbearbeitung<br />
verwendet wird. Details der informationstechnischen<br />
Lösung sind ebenfalls in der Festschrift „50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“<br />
zusammengestellt (Carl Heymanns<br />
Verlag <strong>2011</strong>, Dr. Norbert Mayer „Elektronischer Rechtsverkehr<br />
beim <strong>Bundespatentgericht</strong>“ – 2. Teil: Entwicklung<br />
der Informationstechnik, S. 1015 bis 1026).<br />
Elektronischer Gerichtssaal<br />
Die mündliche Verhandlung bildet den zentralen Bestandteil<br />
eines jeden gerichtlichen Verfahrens. Als direkte<br />
Konsequenz des Elektronischen Rechtsverkehrs<br />
bzw. von eJustice muss deshalb der gesamte elektronische<br />
Akteninhalt, auch der der Vorinstanz, nämlich die<br />
elektronische Schutzrechtsakte (ElSA) des Deutschen<br />
Patent- und Markenamts, auch in der Verhandlung<br />
verfügbar sein. Die Verfügbarkeit der elektronischen<br />
Akte bzw. das Suchen am Bildschirm darf jedoch die<br />
mündliche Verhandlung nicht beeinträchtigen. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass es hierfür nicht ausreicht, lediglich<br />
Notebooks oder Bildschirme im Gerichtssaal aufzustellen,<br />
hinter denen die Richter „versteckt“ scheinen.<br />
Die neuen Informationstechniken bieten innovative,<br />
bisher nicht genutzte Möglichkeiten der „Informationsverteilung“<br />
während der mündlichen Verhandlung.<br />
Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung<br />
hat das <strong>Bundespatentgericht</strong> im Rahmen<br />
des Projekts „Elektronischer Gerichtssaal“ zwei Gerichtssäle<br />
nebst Beratungszimmern umgebaut, neu<br />
möbliert und mit der notwendigen IT-Infrastruktur<br />
ausgestattet. Die Arbeitsplätze der Richter, der Protokollführung<br />
und der Verfahrensbeteiligten sind mit<br />
Bildschirmen und Zugriff auf die PC Arbeitsplätze<br />
ausgestattet. Ferner sind eine Projektionsmöglichkeit<br />
und eine elektronische Dokumentenkamera realisiert.<br />
Über eine Steuerschaltung zwischen diesen informationstechnischen<br />
Komponenten ergeben sich im<br />
Rahmen der mündlichen Verhandlung neue zusätzliche<br />
Möglichkeiten der Einbindung aller Beteiligten.<br />
Z. B. können die Richter und die Verfahrensbeteiligten<br />
gestellte Anträge, zu Protokoll gegebene Erklärungen<br />
oder eingereichte neue Anspruchsfassungen am Bildschirm<br />
mitlesen (vgl. Dr. Norbert Mayer: „Innovative<br />
Informations- und Kommunikationstechnik im Gerichtssaal<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s“, Mitteilungen<br />
der deutschen Patentanwälte, Heft 7-8/<strong>2011</strong>, S. 349<br />
– 355). Die Ausstattung weiterer Gerichtssäle mit der<br />
innovativen IT-Infrastruktur ist geplant.<br />
Das Projekt „Elektronischer Gerichtssaal“ hat als Pilotprojekt<br />
in der deutschen Gerichtslandschaft bereits<br />
viel Beachtung gefunden. Zur besseren Verständlichkeit<br />
bzw. Bedienbarkeit der eingesetzten Technik<br />
durch die Verfahrensbeteiligten sind auf der Internetseite<br />
des <strong>Bundespatentgericht</strong>s (www.bpatg.de) Informationsfilme<br />
abrufbar.<br />
92
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit und internationale Angelegenheiten<br />
Termine:<br />
20. Januar <strong>2011</strong><br />
Rund 200 geladene Gäste folgten der Einladung des<br />
Vizepräsidenten Dr. Klaus Strößner zum traditionellen<br />
Neujahrsempfang im Foyer vor den Gerichtssälen des<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>s.<br />
11. bis 15. April <strong>2011</strong><br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> organisierte zum wiederholten<br />
Mal in Kooperation mit dem Europäischen Patentamt<br />
ein gemeinsames Seminar in München für Richterinnen<br />
und Richter aus dem europäischen Ausland,<br />
diesmal aus Albanien, Serbien und Mazedonien.<br />
14. April <strong>2011</strong><br />
Seit 2007 nimmt das <strong>Bundespatentgericht</strong> alljährlich<br />
mit einem eigenen Aktionsprogramm am bundesweiten<br />
„Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag“ teil. Im Vordergrund<br />
des Programms im <strong>Bundespatentgericht</strong> stand<br />
<strong>2011</strong> wie schon in den Vorjahren der Beruf der technischen<br />
Richterin: zehn Gymnasiastinnen im Alter von 14<br />
bis 16 Jahren informierten sich einen Tag lang über das<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>, nahmen als Besucherinnen an<br />
einer mündlichen Verhandlung teil und konnten aus<br />
„erster Hand“, nämlich von technischen Richterinnen<br />
des Gerichts, viel Wissenswertes über diesen abwechslungsreichen<br />
Beruf erfahren.<br />
3. Mai <strong>2011</strong><br />
Mit einem Festakt hat Frau Bundesministerin der<br />
Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den bisherigen<br />
Präsidenten des <strong>Bundespatentgericht</strong>s Herrn<br />
Raimund Lutz verabschiedet und Frau Beate Schmidt<br />
als neue Präsidentin des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in ihr<br />
Amt eingeführt.<br />
30. Juni <strong>2011</strong><br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat in den Räumen der Residenz<br />
in München zum dritten Mal ein internationales<br />
Symposium veranstaltet. Das Thema lautete <strong>2011</strong> „Die<br />
nationale Patentgerichtsbarkeit in Europa“. Rund 250<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa, die<br />
als Richter, Anwälte, Vertreter der Wirtschaft und der<br />
Wissenschaft, aber auch in den Regierungen der EU-<br />
Mitgliedstaaten und in der EU-Kommission mit diesem<br />
Thema befasst sind, nutzten das Symposium zum<br />
Informations- und Meinungsaustausch.<br />
Im Anschluss an das Symposium lud die Bayerische<br />
Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz<br />
Dr. Beate Merk im Namen der Bayerischen Staatsregierung<br />
zu einem Empfang in den Kaisersaal der Residenz<br />
München ein. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung<br />
sowie den Tagungsband „Symposium <strong>2011</strong>“<br />
als Download finden sich auf der Homepage des Gerichts<br />
(www.bpatg.de).<br />
93
BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />
1. Juli <strong>2011</strong><br />
Mit einem Festakt feierte das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München<br />
den 50. Jahrestag seiner Errichtung. Bundespräsident<br />
Christian Wulff und Bundesjustizministerin Sabine<br />
Leutheusser-Schnarrenberger würdigten in ihren Reden<br />
das <strong>Bundespatentgericht</strong>. Den Festvortrag hielt<br />
der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier. Den Redenband mit<br />
allen Reden und zahlreichen Bildern finden Sie auf der<br />
Homepage des Gerichts (www.bpatg.de).<br />
Aus Anlass des Jubiläums ist im Carl Heymanns Verlag<br />
eine Festschrift mit dem Titel „50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“<br />
erschienen, an der über 100 Autorinnen und<br />
Autoren aus dem In- und Ausland mitgewirkt haben.<br />
8. – 15. Oktober <strong>2011</strong><br />
Aus Anlass der 30-jährigen Zusammenarbeit des<br />
DPMA mit dem Staatlichen Amt für Geistiges Eigentum<br />
der VR China (SIPO) waren namhafte Vertreter aus<br />
Ämtern und Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
zu zwei Fachsymposien in Peking und Shanghai eingeladen.<br />
Seitens des BPatG nahmen Frau Präsidentin<br />
Schmidt und Herr Richter am BPatG Günter Hubert an<br />
den interessanten Veranstaltungen im Rahmen einer<br />
Dienstreise vom 8. bis 15. Oktober <strong>2011</strong> teil. Ein besonderes<br />
Highlight stellte u.a. die Vorführung der elektronischen<br />
Einrichtungen des High People’s Court dar, wie<br />
sich zeigte, ein hochmodernes Gericht. Von dem Präsidenten<br />
der SIPO und der Präsidentin des DPMA wurden<br />
ein „Memorandum of Understanding“ sowie ein aktuelles<br />
Arbeitsprogramm zur künftigen Zusammenarbeit<br />
der beiden Institutionen unterzeichnet. Wie bereits<br />
auch schon bei früheren Reisen hatten die Gastgeber<br />
ein umfangreiches Rahmenprogramm vorbereitet und<br />
begleiteten die Delegation des DPMA und des BPatG<br />
mit größter Aufmerksamkeit und Großzügigkeit.<br />
17. November <strong>2011</strong><br />
Unter Leitung von Frau Präsidentin Beate Schmidt<br />
fand im <strong>Bundespatentgericht</strong> die 11. Sitzung der Arbeitsgruppe<br />
Europäische Patentgerichtsbarkeit statt,<br />
die sich mit den anstehenden Fragen zum Europäischen<br />
Patentgericht und den aktuellen Entwicklungen<br />
während der polnischen Ratspräsidentschaft befasste.<br />
18. November <strong>2011</strong><br />
Mit einer kleinen Feier wurden dem Fachpublikum,<br />
darunter zahlreichen Vertretern der Anwaltschaft und<br />
der Wirtschaft, die beiden neuen elektronischen Verhandlungssäle<br />
vorgestellt.<br />
94
Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Besuche aus dem Ausland:<br />
Auch im Jahr <strong>2011</strong> empfing das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
zahlreiche Delegationen aus dem Ausland, und zwar<br />
aus China, Vietnam, Japan, Südkorea, Frankreich,<br />
Schweden, der Türkei, Serbien, Moldawien, Usbekistan,<br />
Georgien und Saudi-Arabien. Die regionalen Schwerpunkte<br />
der Zusammenarbeit mit Einrichtungen des<br />
gewerblichen Rechtsschutzes im Ausland liegen dabei<br />
weiterhin im russischen und asiatischen Raum.<br />
Das <strong>Bundespatentgericht</strong> arbeitet bei der Organisation<br />
von Fachseminaren für ausländische Delegationen<br />
eng mit dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem<br />
Europäischen Patentamt aber auch mit der Deutschen<br />
Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit<br />
e.V. (IRZ-Stiftung) oder der Deutschen Gesellschaft<br />
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen.<br />
Pressearbeit:<br />
Die Pressestelle des <strong>Bundespatentgericht</strong>s veröffentlichte<br />
<strong>2011</strong> mehrere Pressemitteilungen, die auf der<br />
Homepage des Gerichts (www.bpatg.de) einsehbar<br />
sind. Besonderes Medieninteresse fanden im Berichtsjahr<br />
die Entscheidungen des 30. Marken-Beschwerdesenats<br />
zu den Herkunftsbezeichnungen.<br />
Danach bleibt die Herkunftsbezeichnung „Obazda“<br />
(Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s vom<br />
22.09.<strong>2011</strong>) einstweilen ungeschützt. Was im Obazdn<br />
drin ist und woher er kommt, wird vorerst nicht vorgeschrieben.<br />
Die Landesvereinigung der Bayerischen<br />
Milchwirtschaft würde gern die Käsespezialität<br />
Obazda als geographische Angabe schützen lassen.<br />
Ein Allgäuer Hersteller hat sich dagegen gewehrt. Das<br />
Gericht hält den Käse durchaus für schützenswert,<br />
zweifelt aber an der Frage der Haltbarmachung, weshalb<br />
das Verfahren zur weiteren Sachverhaltsaufklärung<br />
an das Deutsche Patent- und Markenamt zurückverwiesen<br />
wurde.<br />
Ebenfalls mediales Interesse erfuhr der „Schwarzwälder<br />
Schinken“ (Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
vom 13.10.<strong>2011</strong>). Die regionalen Hersteller erzielten<br />
einen Sieg. „Schwarzwälder Schinken“ muss<br />
danach nicht nur im Schwarzwald hergestellt, sondern<br />
dort auch geschnitten und verpackt werden. Mit<br />
dieser Entscheidung verschärfte das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />
die Kriterien für die geschützte Bezeichnung.<br />
Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof ließ das<br />
Gericht nicht zu, nun muss die EU-Kommission die<br />
neuen Bedingungen noch absegnen.<br />
Zum „Düsseldorfer Senf“ (Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />
vom 10.11.<strong>2011</strong>) entschied das Gericht,<br />
dass der Antrag der Schutzgemeinschaft Düsseldorfer<br />
Senf grundsätzlich zulässig ist. Diese, hinter<br />
der im Wesentlichen die Düsseldorfer Löwensenf<br />
GmbH steht, hat beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />
beantragt, die Bezeichnung Düsseldorfer Senf<br />
als geographische Angabe unter Schutz zu stellen.<br />
Damit verbunden sind nähere Vorgaben für die Herstellung<br />
von Düsseldorfer Senf. Gegen diesen Antrag<br />
war von Seiten der Nestlé Deutschland AG, die im benachbarten<br />
Neuss ein Senfwerk betreibt, Einspruch<br />
erhoben worden. Insoweit war unter anderem geltend<br />
gemacht worden, dass verschiedene Vorgaben zum<br />
Herstellungsverfahren von Düsseldorfer Senf zu einschränkend<br />
und zu unbestimmt gefasst seien. In dem<br />
Verfahren vor dem 30. Senat hat die Schutzgemeinschaft<br />
die Bedingungen für die Benutzung der Bezeichnung<br />
Düsseldorfer Senf in einem für den Rechtsstreit<br />
wesentlichen Punkt, der die Verwendung von<br />
Branntweinessig bei der Senfherstellung betraf, geändert.<br />
Daraufhin hat die Nestlé Deutschland AG ihre<br />
Beschwerde zurückgenommen, sodass das Schutzverfahren<br />
nunmehr bei der EU-Kommission seinen Fortgang<br />
nehmen kann.<br />
95
From the Case Law of the<br />
Federal Patent Court in <strong>2011</strong><br />
English Summary<br />
96 96
Foreword BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
©deraether<br />
Foreword<br />
Dear Reader,<br />
This annual report will inform you of the major decisions<br />
reached by the Federal Patent Court in the fields<br />
of patent, utility model, design and trade mark law in<br />
the manner you have become accustomed to. It also<br />
includes an overview of the Court’s business in the<br />
year under review.<br />
The volume of business processed by the trade mark<br />
boards declined marginally in <strong>2011</strong>. Appeals in patent<br />
cases also dropped in number. We currently believe<br />
that this is primarily due to the difficulties initially<br />
faced following the introduction of EISA, the electronic<br />
IP file, at the German Patent and Trade Mark Office.<br />
This presently stands in the way of a constant inflow<br />
of new proceedings. However, the proceedings in hand<br />
before the technical boards of appeal guarantee that<br />
the entire staff has a sufficient workload, which is in<br />
part due to the opposition proceedings that remain to<br />
be handled. The number of nullity suits nearly doubled<br />
to 297 new entries in <strong>2011</strong> compared to the Court’s early<br />
days in 1961/62. If the upward trend persists, the 300<br />
new-entry mark will probably be surpassed in 2012.<br />
Overall, the Court recorded 1,931 new entries which –<br />
fortunately – were contrasted by 2,291 closures.<br />
If the Federal Patent Court were a market-oriented<br />
company, it would have celebrated the biggest victory<br />
in its 50th year of existence: a three-fold increase in<br />
revenues. We received 12.6 million euros in court fees<br />
in <strong>2011</strong> – triple the amount recorded in 2010.<br />
The fact that the number of trade mark closures fell<br />
just short of the results achieved in earlier years is<br />
due to the fact that it took an unusually long time to<br />
replace legally qualified members, leaving some positions<br />
vacant for months. However, the trade mark<br />
boards have been assigned several new, highly motivated<br />
legally qualified members since the beginning<br />
of 2012, which makes us optimistic about the future.<br />
Further major personnel-related changes occurred<br />
within our organisation in <strong>2011</strong>. Four new chairpersons<br />
were nominated: two in both the legal and technical<br />
fields. Furthermore, twelve new technically qualified<br />
colleagues took office as judges at the Federal Patent<br />
Court by virtue of their mandates. Three delegated fe-<br />
male colleagues were transferred to the Federal Patent<br />
Court, and a further legally qualified female judge was<br />
delegated to us.<br />
We made progress in the electronic processing of our<br />
court files in <strong>2011</strong>. In November, the two new “electronic<br />
courtrooms” were inaugurated, drawing keen interest<br />
from the stakeholders. You can obtain valuable knowledge<br />
on this topic from our homepage under the<br />
heading “Electronic Legal Transactions” “Electronic<br />
Courtroom”.<br />
Last year was also dominated by the debate on intellectual<br />
property rights in Europe and by the European<br />
Patent, which would take uniform effect. Following a<br />
dynamic development, these issues have returned to<br />
a standstill. Therefore, as it waits for a decision to be<br />
made concerning the location of the European Patent<br />
Court, the Federal Patent Court will definitely continue<br />
to have ample opportunity to capitalise on its highquality<br />
rulings to prove to the rights holders within<br />
a reasonable period of time that the system building<br />
on technically qualified judges, which has been implemented<br />
at the Federal Patent Court, serves its interests<br />
perfectly.<br />
It goes without saying that the highlight of <strong>2011</strong> was<br />
the celebratory event commemorating the Court’s<br />
50th anniversary on 1 July <strong>2011</strong>, which we had the pleasure<br />
to celebrate with numerous guests of honour. I was<br />
especially pleased that the audience included some of<br />
our more elderly colleagues, who were members of<br />
the Court back on the day of its inception. I would like<br />
to take this opportunity to express my gratitude to all<br />
those who supported our work last year and contributed<br />
to our successful performance – the stakeholders<br />
involved and the members of the Court alike.<br />
I wish you have an enjoyable read.<br />
Beate Schmidt<br />
President of the Federal Patent Court<br />
97
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Contents<br />
Table of Contents<br />
Foreword 97<br />
patent law 100<br />
I. Patentability 100<br />
1. Technical teaching on procedure<br />
and definition of invention 100<br />
- Technical problem/solution 100<br />
- Programs for data processing systems 100<br />
- Notional or commercial activities 101<br />
- Mathematical methods 101<br />
- Technical contribution to inventive step 101<br />
2. Exclusion of patentability of medical<br />
processes 103<br />
3. Prior art and public availability 104<br />
4. Novelty and inventive step 105<br />
- Novelty 105<br />
- Inventive step 105<br />
- Average person skilled in the art 107<br />
II. Supplementary Protection Certificates 108<br />
III. Proceedings before the German<br />
Patent and Trade Mark Office 110<br />
1. Application date 110<br />
2. Division of the application 110<br />
3. Version of the documents, disclosure 111<br />
4. Patent category 111<br />
5. Transfer, legal succession 111<br />
IV. Opposition Proceedings 112<br />
1. Procedural principles 112<br />
2. Domestic representative and power<br />
of attorney 112<br />
3. Admissibility of the opposition 113<br />
4. Interpretation 114<br />
5. Examination of grounds for revocation 116<br />
- Enablement, complete and clear teaching 116<br />
- Inadmissible extension of the subject<br />
matter of the application, disclaimer 117<br />
6. Termination of the opposition proceedings 118<br />
7. Binding effect of the requests 119<br />
8. Intervention 119<br />
V. Appeal Proceedings 120<br />
1. Eligibility of the appeal 120<br />
2. Admissibility of the appeal 120<br />
3. Cost-related issues 121<br />
4. Appeal on points of law 121<br />
VI. Nullity Proceedings 121<br />
1. Admissibility of the action 121<br />
2. Grounds for nullity 123<br />
3. Binding effect of requests in<br />
nullity proceedings 124<br />
utility model law 124<br />
design law 125<br />
trade mark law 126<br />
I. Unconventional Trade Mark Forms 126<br />
1. Graphical representability 126<br />
2. Abstract colour trade marks 127<br />
3. Three-dimensional trade marks 127<br />
4. Other types of trade marks 128<br />
II. Word Marks, Word/Figurative Marks<br />
and Figurative Marks 128<br />
1. Terms in foreign languages 128<br />
2. Letter/numeral trade marks 128<br />
3. Word combinations 129<br />
4. Slogans 130<br />
5. Word sequences with geographic<br />
indication of origin 131<br />
6. Designations of establishment 131<br />
7. Names of individuals 131<br />
8. Word marks/figurative marks 133<br />
9. Figurative marks 133<br />
10. Geographical indications of origin pursuant<br />
to EC Council Directive No. 520/2006 dated<br />
20 March 2006 for the protection of geographical<br />
indications and designations of origin for<br />
agricultural products and foodstuffs 134<br />
98
Contents BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
11. Violation of public policy or accepted<br />
principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5<br />
of the German Trade Mark Act) 135<br />
12. Ban on the abuse of public national emblems<br />
for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2,<br />
Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) 136<br />
13. Eligibility for protection based on possible<br />
options for use as a trade mark 136<br />
III. Cancellation Proceedings 137<br />
1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1<br />
in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10<br />
of the German Trade Mark Act 137<br />
2. Absolute obstacles to protection according<br />
to Art. 50 para. 1, 2 in conjunction with<br />
Art. 8 para. 2 No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act 138<br />
IV. Opposition Proceedings 138<br />
1. Genuine use 138<br />
2. Direct likelihood of confusion 139<br />
3. Indirect likelihood of confusion 139<br />
business report <strong>2011</strong> 142<br />
business development 142<br />
I. Overview 142<br />
II. Statistics 147<br />
III. Appeals against Rulings<br />
of the Federal Patent Court 147<br />
staffing 148<br />
training of candidate<br />
patent attorneys 148<br />
documentation and the library 149<br />
I. Documentation 149<br />
II. The Library 149<br />
electronic legal transactions 150<br />
public relations work and<br />
international affairs 151
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
Patent Law, Utility Model Law<br />
and Design Law<br />
Of the abundance of rulings handed down by the Federal<br />
Patent Court on patents, utility models and designs<br />
in the period under review, this report presents<br />
those which relate to new or contentious issues as<br />
well as update or confirm the case law in the light of<br />
new trends, categorised by thematic key points.<br />
Patent Law<br />
I. Patentability<br />
1. Technical teaching for action and<br />
definition of invention<br />
An invention as defined by patent law is a teaching<br />
for plan-conformant action, the claimed technical<br />
subject matter of which can be reduced to practice,<br />
is repeatable, and represents a solution to a problem<br />
based on technical considerations. In consequence,<br />
patent protection is only granted for inventions in<br />
the field of technology. 1 However, according to the<br />
more recent case law of the Federal Court of Justice 2 ,<br />
in line with the case law of the Boards of Appeal of<br />
the European Patent Office, in particular in the field of<br />
“computer-implemented inventions” and the exclusion<br />
from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, No. 3<br />
of the German Patent Act, the focus of the examination<br />
of patentability has clearly shifted. As a result, the<br />
requirement of formulating a technical problem and<br />
providing a solution by technical means, which was<br />
often not complied with and was the point of focus<br />
according to earlier case law 3 , is now addressed much<br />
more liberally 4 and less important, whereas the focus<br />
of examination has shifted to the overall consideration<br />
of the solution necessary within the context of novelty<br />
and inventive step.<br />
Technical problem/solution<br />
According to the 17 th Board, a patent claim merely<br />
claiming the automation of the examination of multiple<br />
prescriptions for physiological harmlessness based<br />
on medical considerations, which has been conducted<br />
by a physician thus far – in particular with regard to<br />
potential side-effects and cross reactions with other<br />
drugs – without containing information going beyond<br />
the use of data processing means, cannot be considered<br />
an invention in a technical field in accordance<br />
with Sec. 1 of the German Patent Act. 5<br />
Programs for data processing systems<br />
A user interface (software) with which a user can<br />
configure a computer system in dialog with an online<br />
store and which checks the computer system components<br />
selected by the user for compatibility is excluded<br />
from patentability pursuant to Sec. 1, Paras. 3<br />
and 4 of the German Patent Act, because it does not<br />
contain any instructions leading to the solution of a<br />
specific technical problem by technical means. 6 The<br />
claimed online user interface included the technical<br />
properties required by Sec. 1, Para. 1 of the German<br />
Patent Act if only because it suggests taking a series<br />
of method steps in network-connected devices by<br />
processing data, namely in the computer of the user<br />
and in the online store connected to it via the Internet.<br />
These are typical steps of processing, storing and<br />
transmitting data via technical devices. 7 However, the<br />
present solution specifically does not consist of de-<br />
1 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen;<br />
Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation;Federal Court of Justice,<br />
GRUR 2000, 1007 – Sprachanalyseeinrichtung.<br />
2 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten;<br />
Federal Court of Justice, GRUR [<strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
3 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation;<br />
Federal Court of Justice, GRUR 2002, 143 = GRUR Int. 2002, 323 – Suche fehlerhafter Zeichenketten.<br />
4 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />
5 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 104/05.<br />
6 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 166/05.<br />
7 See Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, Margin No. 16 – Webseitenanzeige.<br />
100
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
signing a data processing program to make it consider<br />
the technical circumstances surrounding the data<br />
processing system. 8<br />
Notional or commercial activities<br />
The 17 th Board 9 had been called upon to decide on a<br />
method for the computer-aided design of components<br />
and component systems, with which components<br />
could be integrated into a component system on the<br />
display of a CAD system so that their dimensions and<br />
arrangement could be controlled in accordance with<br />
the dimensions of the component surrounding them.<br />
The key element of the solution proposed is a geometric<br />
reference figure that is to control the size and shape<br />
of the respective component. The Board found that the<br />
suggestion of expanding a CAD system by a (shape<br />
and size) control function for components and introducing<br />
a construct in the form of a reference figure<br />
for this purpose was not a technical feat and instead<br />
merely a notional concept, keeping the claimed teaching<br />
from being classified as an invention in a technical<br />
field (Sec. 1, Paras. 3 and 4 of the German Patent Act).<br />
Mathematical methods<br />
A method for simulating a piezo actuator that proposes<br />
a mathematical model for calculating the chronological<br />
progression of the axial length of the stack of<br />
piezo elements on the basis of specific values and the<br />
derivation of a differential equation from two Euler-<br />
Lagrange equations relates to a mathematical method<br />
per se and is thus excluded from patentability pursuant<br />
to Sec. 1, Para. 3, No. 1 in conjunction with Para. 4<br />
of the German Patent Act. The fact that the claimed<br />
method is computer-assisted, i.e. calculated, does not<br />
give rise to a specific technical problem and is trivial.<br />
The 17 th Board found that therefore, not even a partial<br />
aspect of the protected teaching can be found to solve<br />
a technical problem and that in consequence, it is excluded<br />
from patentability in line with the case law of<br />
10 11<br />
the Federal Court of Justice.<br />
Technical contribution to inventive step<br />
Based on established case law 12 , “when examining the<br />
invention for inventive step” only those instructions<br />
may be considered that lead to the solution of the<br />
technical problem by technical means or at least influence<br />
it. The technical problem solved by an invention<br />
is to be determined based on what the invention actually<br />
achieves. 13 In a method for guiding a user through<br />
a menu-controlled system using soft keys on a touchsensitive<br />
display device in a motor vehicle, e.g. a navigation<br />
system, features which solely relate to the design<br />
of the user interface via one or two additional soft<br />
keys are disregarded when assessing inventive step. 14<br />
A “design of the (user) interface between a human being<br />
and a technical device tailored to the needs and<br />
capabilities of the operator” 15 does not belong to the<br />
field of technology.<br />
8 See Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, Margin No. 21 – Webseitenanzeige.<br />
9 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 99/05.<br />
10 Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
11 Federal Patent Court, ruling dated 3 March <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 151/05.<br />
12 Cf. most recently Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
13 See Federal Court of Justice, BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />
14 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 127/06.<br />
15 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche.<br />
101
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
According to the 17 th Board, a method for examining<br />
various drugs for healthy interaction by technical<br />
means in connection with a data processing system<br />
is of technical nature and thus not excluded from patentability<br />
pursuant to Sec. 1, Para. 3, Sentence 3 of the<br />
German Patent Act. 16 When assessing inventive step,<br />
features relating to the conceptual approach of an<br />
examination of the interaction between the drugs in<br />
order to avoid harming the patient may not be considered<br />
as they do not belong to a technical field. The<br />
remaining features, which are concerned with the<br />
generation of a data pool for a prescription database,<br />
cannot substantiate an inventive step.<br />
The 17 th Board 17 also ruled on an order to set up a production<br />
schedule for medical products that can be reconditioned,<br />
i.e. instruments and devices that must be<br />
disinfected before re-use and disposed of after having<br />
been subjected to a certain number of reconditioning<br />
passes, e.g. because they are damaged. To establish a<br />
more reliable basis for this production schedule, the<br />
application suggests saving a meter reading and/or<br />
measurement values for every single product that is<br />
reconditioned, and comparing the saved information<br />
with reference values to obtain an indication that the<br />
product will have to be replaced in a foreseeable period<br />
of time. The Board denied patentability because if<br />
the subject matter of the claimed teaching in terms of<br />
the technical features is known from the prior art and<br />
the teaching is based on microeconomic considerations,<br />
it cannot substantiate an inventive step. 18<br />
A further case related to a method for topping up prepaid<br />
mobile communication accounts involving the amount<br />
of the desired top-up being transmitted to a central<br />
control unit, said central control unit providing voucher<br />
data, and this voucher data being made available to the<br />
customer. The top-up procedure can be initiated by dialing<br />
a unique top-up number that can be obtained from<br />
the voucher data using a mobile phone assigned to the<br />
mobile communications account. The subscriber phone<br />
number assigned to the mobile phone is automatically<br />
detected via a detection device when the top-up number<br />
is dialed and automatically transmitted to the central<br />
control unit. The latter subjects the top-up telephone<br />
number to a validity check, and if its validity is verified,<br />
a prepaid account assigned to the subscriber is topped<br />
up with at least part of the top-up amount. The technical<br />
problem was limited to the objective task of enabling<br />
the automatic detection of a subscriber using his or her<br />
mobile phone to top up the prepaid account assigned to<br />
it using voucher data and was solved through the automatic<br />
detection of the calling mobile phone number via<br />
a detection device. Therefore, only this feature was to be<br />
considered when assessing inventive step. 19<br />
Another method that was not found to be inventive<br />
was directed to the implementation of voice communications<br />
for an expert hotline wherein a database<br />
can be queried by callers via the Internet to place<br />
an expert and the consulting costs can be paid in a<br />
customer-friendly manner. Part of the subject matter<br />
claimed involved crediting the account of the selected<br />
contact person with a prorated amount of the costs.<br />
The 20th Board 20 states that the determination of the<br />
individual to whom the costs of the voice communication<br />
are credited and, in particular, the determination<br />
of a corresponding partial sum without determining<br />
its amount (“prorated”) was a purely commercial decision<br />
in the form of a selection of one of many potential<br />
business models.<br />
16 Federal Patent Court, ruling dated 22 February <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 149/05 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2010,<br />
613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />
17 Federal Patent Court, ruling dated 19 April <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 16/07; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 26 July <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 60/07.<br />
18 Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125, Headnote 2 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />
19 Federal Patent Court, ruling dated 14 July <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 63/06.<br />
20 Federal Patent Court, ruling dated 28 March <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 103/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 16 February <strong>2011</strong><br />
– 19 W (pat) 55/09.<br />
102
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
The conception of new processor instructions for a microprocessor<br />
with a core for executing instructions in<br />
order to perform mathematical computer operations<br />
cannot be recognised as an achievement in the technical<br />
field if such conception is not based on knowledge<br />
supported by technical considerations and the selection<br />
of the instructions is not influenced by technical<br />
aspects. Therefore, details included in the claim, which<br />
are solely based on mathematical considerations for<br />
calculating the product of two complex numbers may<br />
not be considered when assessing inventive step. 21 In<br />
the case in point, they relate to the “objective task” of<br />
making programs of this kind smaller and more manageable<br />
through special, new instructions. The 17 th<br />
Board holds that this is not a technical problem. 22<br />
2. Exclusion of patentability of medical<br />
processes<br />
The 3 rd Board 23 had been called upon to determine<br />
whether the method claim under attack in the patent<br />
in suit was to be deemed null and void because it was<br />
a diagnostic method excluded from patentability pursuant<br />
to Art. 53 (c) of the EPC. The claim was directed<br />
to “a method for use in diagnosing inflammations of<br />
human respiratory tracts wherein, when it is necessary<br />
to obtain an indication of the condition of the<br />
lower respiratory tracts, the person inhales through<br />
the mouth and the NO value in the orally exhaled air<br />
is determined, the determined value is compared to<br />
the value typical of healthy individuals and a value<br />
that is higher than typical values is considered an indication<br />
of an inflammation of the lower respiratory<br />
tracts.” The Board started by stating that, according<br />
to the case law of the European Patent Office, which<br />
has been adopted by the Federal Court of Justice 24 , a<br />
diagnostic method applied to a human or animal body<br />
covered by Art. 53 (c) of the European Patent Convention<br />
is only on hand if it contains as method steps the<br />
examination phase including the collection of data<br />
(step i), the comparison of this data with reference<br />
data (step ii), the determination of a significant deviation<br />
(step iii) and the attribution of the deviation to<br />
a specific clinical picture (step iv – diagnosis). Accordingly,<br />
a method that merely delivers the interim results<br />
relevant to the diagnosis is not a diagnostic method<br />
and thus not excluded from patentability. Furthermore,<br />
the exclusion only takes effect if all the steps of<br />
the method are applied to a human or animal body,<br />
including the method step relating to the deductive<br />
human or veterinary medicine decision-making phase,<br />
i.e. to the diagnosis in the strict sense of the word as<br />
a purely intellectual activity. 25 The Board found that<br />
these prerequisites are not fulfilled if, as in the case in<br />
point, the subject matter of the claim merely relates<br />
to a computerised comparison of datasets obtained<br />
through measurements, namely those of the NO values<br />
of the patient to the datasets of healthy control<br />
subjects or of the respective patient at another point<br />
in time, wherein an elevated NO value is an indication<br />
of a severe inflammation. The method in dispute thus<br />
does not provide a specific diagnosis, and not all of the<br />
method steps are applied to a human body, because<br />
the determination of the NO values in the respiratory<br />
air samples and the data comparison are not conducted<br />
on the human body.<br />
In deviation from the legal opinion of the 3 rd Board<br />
and the Enlarged Board of Appeal, the 4 th Board 26 is of<br />
the opinion that a diagnosis of a condition in accord-<br />
21 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung.<br />
22 Federal Patent Court, ruling dated 30 November <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 122/06.<br />
23 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 17/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 88/11].<br />
24 European Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, in particular Items 5 and 6.2.2 of the reasoned decision; Federal Court of Justice,<br />
GRUR 2010 1081–1083 et seq. – Kein Patentierungsausschluss für Therapie unterstützendes Verfahren; also cf. Federal Patent Court,<br />
GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />
25 European Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Items 6.2.3 and 6.4.4; dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated<br />
28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11]; Federal Patent Court, GRUR 2008, 981 Verfahren<br />
zur gesundheitlichen Orientierung.<br />
26 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11].<br />
103
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
According to established case law, an apparatus is rendered<br />
obvious simply if the apparatus is delivered to a<br />
third party unconditionally. After all, if the parties do<br />
not agree to maintain confidentiality and confidentiality<br />
cannot be expected to be maintained otherwise,<br />
it can generally be assumed that the delivery equates<br />
to the exposure of the knowledge of the invention to<br />
the public and that it is self-evident that the possibility<br />
has been created for any third party (employees and<br />
factory visitors in this case) to gain knowledge of it. 29<br />
Based on the view taken by the 4 th Board 30 , the same<br />
holds true if a service manual including a description<br />
of all the details of the apparatus is delivered instead<br />
of the apparatus itself.<br />
ance with step iv is on hand simply if an abnormal, i.e.<br />
“not healthy” state relative to the reference values is<br />
displayed as a result of the method based on the collected<br />
data. Since there is no need for a physician to be<br />
involved, automatic methods or self-diagnostic methods<br />
can also be subject to the ban on patentability.<br />
3. Prior art and public availability<br />
The 3 rd Board 27 had been called upon to concern itself<br />
with the consideration of prior art not belonging to<br />
the field of a patent in suit, through which a method<br />
for coating two sides of a single pane of glass in a single<br />
pass using a coating device was claimed. The Board<br />
found that whenever necessary, the relevant person<br />
of skill in the art considers in his or her research prior<br />
art belonging to a different field which could in principle<br />
be expected to provide solutions given the type of<br />
problems faced. 28<br />
The 3 rd Board 31 had been called upon to clarify an issue<br />
relating to a public prior use through the sale of<br />
a pharmaceutical product which in the case in point<br />
was intended for oral administration as a hard or soft<br />
gelatin capsule or as a liquid comprising a combination<br />
of eucalyptus oil and orange oil. The state of the<br />
art included a drug with an active ingredient consisting<br />
of eucalyptus oil, orange peel oil, myrtle oil and<br />
lemon oil. The Board states that putting a pharmaceutical<br />
product into circulation made not only the substance<br />
as such but also its composition and structure<br />
available to the public as long as it was possible to<br />
analyse it. In this context, one can generally assume<br />
that analysable products on the market that does not<br />
bear an indication of their structure are indeed analysed,<br />
because this is of interest to third parties even<br />
if the analysis takes some effort and produces costs. 32<br />
This applies to the chemical/pharmaceutical field also<br />
if the analysis involves extensive time-consuming and<br />
laborious qualitative and quantitative examinations<br />
which, however, can be performed by a person of skill<br />
27 Federal Patent Court, ruling dated 9 August <strong>2011</strong> – 4 Ni 19/08, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 123/11].<br />
28 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II.<br />
29 Federal Court of Justice, GRUR 1996, 747 et seqq. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem.<br />
30 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 55/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 81/11].<br />
31 Federal Patent Court, ruling dated 26 July <strong>2011</strong> – 3 Ni 7/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 120/11].<br />
32 Federal Court of Justice, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6 th Edition (2003),<br />
Sec. 3 Margin No. 127 with evidence.<br />
33 Federal Patent Court, ruling dated 6 April <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 379/05.<br />
34 Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 21 W (pat) 8/08.<br />
104
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
in the art using standard methods upon intense deliberation<br />
without running into undue difficulties exceeding<br />
his or her average skill.<br />
Having regard to the prior use of a lightweight engine<br />
block within the scope of a research project supported<br />
by the Bavarian Research Foundation, the simple fact<br />
that this foundation supported the project is irrelevant<br />
concerning the availability of the results to the public.<br />
The objection for lack of novelty due to public prior use<br />
therefore failed in the opposition proceedings before<br />
the 20th Board 33 , in particular because the opponent<br />
did not clarify whether a factual report it submitted<br />
thereon was merely an internal report or not.<br />
The 21 st Board 34 states that prior art that is erroneously<br />
cited as such in the description of a patent application,<br />
is not substantiated by a publication, and represents<br />
internal state of the art according to the applicant is<br />
not detrimental to the assessment of the patentability<br />
of the invention. According to established case law, the<br />
prevailing circumstances, legal provisions and in particular<br />
the state of the art based on the objective circumstances<br />
are decisive when assessing patentability,<br />
and not the circumstances alleged by the inventor. 35<br />
4. Novelty and inventive step<br />
Novelty<br />
A “method for determining the binding behaviour of<br />
ligands specifically binding to target molecules at at<br />
least one binding site” cannot be delineated from the<br />
state of the art via functional, interchangeable terms<br />
for methods in the relevant technical field. The 15 th<br />
Board finds that the functional terms “ligands, markers,<br />
inhibitors and reference substances” used for<br />
chemical compounds, all of which bind to the same<br />
target molecules, are exchangeable terms given the<br />
literal meaning of the method and thus cannot be<br />
used to make a distinction between substances. 36<br />
Inventive step<br />
According to the 1 st Board, objectively, one can only<br />
determine the technical problem solved by an invention<br />
(an elevator system in this case) and whether a<br />
claimed solution is based on an inventive step based<br />
on what the invention claimed in the claims of the<br />
patent actually accomplishes 37 compared to the state<br />
of the art and on what is reflected in the features of<br />
the claims. 38 Various starting points may be considered<br />
in making this assessment. 39 If the claimed solution<br />
actually merely solves the problem of improving<br />
the wear and tear and durability of the cable vis-à-vis<br />
the state of the art in cases in which steel cables lie<br />
directly on the traction sheave, the claimed teaching<br />
is limited to this optimisation of the elevator system.<br />
35 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen.<br />
36 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 15 W (pat) 15/06.<br />
37 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Para. 18 – Fettsäurezusammensetzung;<br />
Federal Court of Justice, GRUR 2007, 1055, Para. 28 – Papiermaschinengewebe.<br />
38 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on points of law lodged<br />
[case no.: X ZR 74/11], making reference to the Federal Court of Justice, BlPMZ 1979, 151– Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und<br />
Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 1, Margin No. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition<br />
(2003), Sec. 1, Margin No. 101; and Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged<br />
[case no.: X ZR 72/11]; Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11].<br />
39 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 1039, Para. 20 – Fischbissanzeiger; Federal Court of Justice, GRUR 2009, 382, Para. 51 – Olanzapin;<br />
Federal Patent Court, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung.<br />
105
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
Even if the problem addressed by the patent specification<br />
is deemed “novel”, this does not justify a different<br />
assessment: What is deemed the problem addressed<br />
by the invention in the patent specification may provide<br />
an indication of how the claimed technical teaching<br />
should be understood 40 and the aides for determining<br />
the objective technical problem. 41 An inventive<br />
step of the technical teaching may be given simply<br />
upon recognition of the cause of the disadvantages of<br />
the state of the art. 42 However, the 1 st Board also ruled<br />
that the problem solved by the invention had to be determined<br />
objectively alone. 43<br />
If the state of the art envisages two ways of stacking<br />
packagings (batches), assembling them with varying<br />
layer patterns, and then stacking them on a pallet, it is<br />
irrelevant to the assessment of inventive step whether<br />
the claimed method performs more than the task of<br />
homogeneous palleting, also solving further objective<br />
problems such as a higher operating speed associated<br />
with the solution according to the invention, even if<br />
the state of the art does not include a motivation to<br />
this effect, which could substantiate the obviousness<br />
of the claimed method and could thus call its patentability<br />
into question. 44 The 1 st Board found that there<br />
was no such motivation. 45<br />
According to the 3 rd Board, if a combination of active<br />
ingredients in drugs – in this case Taxol or Taxotere and<br />
their analogues as well as therapeutically effective<br />
substances for treating neoplastic diseases – is obvious<br />
to the person skilled in the art, a synergistic effect<br />
claimed by the defendant cannot serve to substantiate<br />
an inventive step. 46 The objection raised by the<br />
defendant, alleging that the person skilled in the art<br />
had not considered including Taxotere in such combinations<br />
because Taxotere had not been approved<br />
and the prior art lacked information to this effect was<br />
countered by the Board, which held that combinations<br />
of Taxotere and other cytostatics had been tested on<br />
tumors in mice before the priority date of the patent in<br />
suit. This demonstrates that experts indeed had considered<br />
Taxotere, which had not been approved and<br />
had merely been subjected to phase 1 clinical trials by<br />
then, for inclusion in combinations with further cytostatics.<br />
Moreover, testing an active ingredient under<br />
various conditions in a laboratory before carrying out<br />
further, elaborate, expensive and extremely risky studies<br />
on humans is common practice when searching for<br />
suitable drugs.<br />
The 1 st Board 47 had been called upon to asses the patentability<br />
of a device having a slit for removing a tick<br />
from the skin of a human being or animal and the dimensions<br />
of a credit card (85 mm x 54 mm x 4 mm)<br />
as depicted. According to statements made in the patent<br />
in suit, the invention aims to solve the problem of<br />
creating a device that a person can easily carry around<br />
and is made of a “relatively stiff material” as per the<br />
invention. Starting from a state of the art consisting<br />
of a sheet of plastic or metal (12) albeit with different<br />
dimensions (length: 57 mm, width: 12.7 mm, thickness:<br />
0.3 mm) formed as an add-on or integral part of another<br />
device as depicted, e.g. a pocket knife or a nail<br />
clipper, the Board found that the teaching pursuant<br />
to the invention had not been rendered obvious. Instead,<br />
due to this prior art, the person of skill in the<br />
art was prevented from looking for a solution to the<br />
problem in line with the invention and significantly<br />
increasing the dimensions of the device, namely to ob-<br />
40 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung.<br />
41 Federal Court of Justice, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, with further evidence.<br />
42 Federal Court of Justice, GRUR 1985, 369 – Körperstativ [Stabilizer].<br />
43 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
44 Federal Court of Justice, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger.<br />
45 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 1/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 143/11].<br />
46 Federal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to<br />
Federal Court of Justice, GRUR 2003, 317 headnote – Kosmetisches Sonnenschutzmittel, and<br />
Federal Court of Justice, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung.<br />
47 Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11].<br />
106
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
tain the dimensions of a credit card, and creating an<br />
independent article that could easily be carried around<br />
by the user, making it constantly available, instead of<br />
integrating it into another device. A credit card-sized<br />
prior-art ice scraper also failed to motivate the person<br />
of skill in the art to modify the dimensions of the depicted<br />
device and would only have been considered by<br />
the person skilled in the art in hindsight, after having<br />
gained knowledge of the solution according to the invention.<br />
The Board thus affirmed inventive step and<br />
dismissed the suit.<br />
Obviousness may also be supported by the combination<br />
of three documents even if, starting from the<br />
problem objectively solved by the patent in suit, it<br />
would be impossible to solve it without having knowledge<br />
of prior art evidenced by two documents as a<br />
starting point. The Board did not allow a suggested<br />
appeal on points of law since a formal limitation of<br />
the state of the art to a certain number of documents<br />
furnishing proof of the obviousness of an invention is<br />
not permitted by law. 48<br />
The 9 th Board 49 finds that the seat cushion in a vehicle<br />
seat is rendered obvious by the combination of two<br />
documents even if there is a period of 30 years between<br />
the publications. Since the German Patent Act<br />
does not include a provision for qualitatively downgrading<br />
a source when considering the state of the art,<br />
the age of a document may be at best considered an<br />
indication of evidence. 50 In the case in point, however,<br />
the older publication was undoubtedly the starting<br />
point of the invention and the problem of circulatory<br />
disorder in the legs caused by unsuitable seat cushions<br />
was solved by the findings and materials of the<br />
younger publication.<br />
Average person skilled in the art<br />
The relevant person of skill in the art is one who is<br />
normally charged with solving the problem posed. 51<br />
Therefore, the 3 rd Board 52 is of the opinion that a person<br />
skilled in the art with respect to the teaching of<br />
the patent in suit, which is directed to an iron with a<br />
metal baseplate and an anti-friction layer, is a process<br />
engineer or chemist with professional experience in<br />
the field of coating technology, who works in a team of<br />
several experts in developing irons. An engineer with<br />
a degree in mechanical engineering from a college or<br />
university of applied sciences is immaterial, because<br />
he merely determines the requirements that are to be<br />
implemented by the aforementioned person skilled in<br />
the art. 53 There was no reason to examine the evidence<br />
offered by the defendant to the contrary, because the<br />
definition of the relevant person skilled in the art is essentially<br />
a legal issue that must be evaluated by the<br />
court and may not be clarified by calling witnesses. 54<br />
The definition of the person skilled in the art must<br />
always be based on factual findings. 55 However, the<br />
Board, which is staffed with technical members, has<br />
the expertise required to establish who was normally<br />
involved in developing and refining subject matter according<br />
to the patent as part of commercial practice<br />
and independently of the defendant’s proven actual<br />
circumstances and who had the skills in the technical<br />
field of relevance in the case in point to be commissioned<br />
with solving the problem addressed by the patent.<br />
There was thus no need to commission the expert<br />
opinion offered.<br />
The 3 rd Board defined the person skilled in the art concerning<br />
the improvement of pharmaceutical compositions<br />
for cancer therapy as a team of at least one<br />
48 Federal Patent Court, ruling dated 27 July <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 314/06.<br />
49 Federal Patent Court, ruling dated 27 June <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 387/05.<br />
50 See Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), § 4 Margin No. 135-137.<br />
51 Federal Court of Justice, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; Federal Court of Justice, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II;<br />
cf. Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 4, Margin No. 48.<br />
52 Federal Patent Court, ruling dated 14 July <strong>2011</strong> – 3 Ni 1/11 (EP).<br />
53 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger.<br />
54 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 663, Margin No. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche.<br />
55 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
107
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
pharmacologist and at least one medical expert conducting<br />
research in the field of oncology with several<br />
years of experience in the field of cancer therapy or the<br />
development of oncological drugs. 56<br />
The 10th Board found that the relevant person of skill<br />
in the art can be expected to consult with an expert or<br />
a person skilled in the art with better qualifications or<br />
procure information to the same effect if he recognises<br />
based on his expertise that he can find the solution<br />
in a different field. 57<br />
II. Supplementary Protection<br />
Certificates<br />
Pursuant to Art. 10 of Regulation (EC) No. 469/2009 on<br />
supplementary protection certificates for drugs (referred<br />
to as “the Regulation” hereinafter) in conjunction<br />
with Sec. 49 a, Para. 2 of the German Patent Act, a<br />
certificate must be granted if the application and the<br />
product in question meet the requirements set out<br />
in the Regulation. Art. 4 of the Regulation describes<br />
the subject matter protected by the drug protection<br />
certificate. Accordingly, the protection conferred by<br />
the certificate solely covers the product as defined by<br />
Art. 1 (b) of the Regulation, which is covered by the approval<br />
for the introduction into circulation of the product<br />
as a drug, i.e. the active ingredient or the composition<br />
of active ingredients of a drug within the limits of<br />
the protection granted by the basic patent. 58 Pursuant<br />
to Art. 3 (a) of the Regulation, a further prerequisite is<br />
that the product is protected by a basic patent in force<br />
at the application date. The assessment of whether<br />
this is the case must be based on the basic patent’s<br />
entire scope of protection and not solely on its subject<br />
matter. 59 Accordingly, the Federal Court of Justice<br />
based its finding on the valid scope of protection of the<br />
basic patent, i.e. on Sec. 14 of the German Patent Act<br />
for German basic patents and on Art. 69 of the European<br />
Patent Convention in conjunction with the interpretation<br />
protocol on Art. 69 of the EPC for European<br />
basic patents. 60 In a case prosecuted by the 15 th Board 61 ,<br />
based on the foregoing, the approved product Tenofovir<br />
Disoproxil and its salts – especially the fumarate,<br />
hydrates, tautomers and solvates – were protected by<br />
the basic patent in force in combination with further<br />
therapeutic components in accordance with Art. 3 (a)<br />
of the Regulation, and therefore, a protection certificate<br />
was issued.<br />
The certificate in suit for “Escitalopram or its non-toxic<br />
acid-addition salts, including escitalopram oxalate”<br />
attacked by the plaintiff filing the nullity action had<br />
already been subject to an unsuccessful attack in an<br />
earlier lawsuit without the involvement of the plaintiff<br />
due to an infringement of Art. 3 (d) of the German<br />
Work Appliance Directive. In its ruling on the escitalopram<br />
case 62 , the Federal Court of Justice had dismissed<br />
the suit on grounds that, as a substance having a medical<br />
effect, the r-enantiomer escitalopram contained<br />
in the racemate citalopram was neither a contamination<br />
63, an auxiliary nor an additive 64 of the racemate,<br />
but instead a different active ingredient and in any<br />
case a different composition of active ingredients. The<br />
56 Federal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to Federal<br />
Court of Justice, GRUR 2010, 607, 611, Para. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Para. 27 – Escitalopram; GRUR 2007,<br />
404, 406, Para. 26 – Carvedilol II; and ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU).<br />
57 Federal Patent Court, ruling dated 16 September 2010 – 10 Ni 13/09, appeal on points of law lodged<br />
[case no.: X ZR 26/11] making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1986, 798, 799<br />
– Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung.<br />
58 Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 16 a, Margin No. 10.<br />
59 European Court of Justice, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Margin No. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit<br />
für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1 st Edition (1993), page 68, item 7, page 57, items 1 – 4.<br />
60 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006),<br />
Sec. 16 a, Margin No. 18; Busse/Hacker, PatG, 6 th Edition (2003), annexed to Sec. 16a, Margin No. 24.<br />
61 Federal Patent Court, ruling dated 12 May <strong>2011</strong> – 15 W (pat) 24/07.<br />
62 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 123 – Escitalopram.<br />
108
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
enantiomer and the racemate are thus two different<br />
products pursuant to Regulation (EC) No. 469/2009<br />
and in consequence, the approval issued in compliance<br />
with pharmaceutical law for a drug containing<br />
a chemical compound such as racemate as an active<br />
ingredient is not an obstacle to the grant of a supplementary<br />
protection certificate for a drug containing<br />
an enantiomer as an active ingredient that receives<br />
approval under pharmaceutical law and becomes the<br />
subject matter of a dedicated product patent later on.<br />
Conversely, the plaintiff had claimed that the enantiomer<br />
escitalopram had no independent pharmaceutical<br />
effect compared to the racemate, making the two<br />
substances one and the same product as defined by<br />
Art. 1 (b) of the German Work Appliance Directive, and<br />
that the first approval for putting the racemate citalopram<br />
into circulation, which was issued in 1996, should<br />
also apply to the enantiomer escitalopram. The defendant<br />
had based its pleading inter alia on new facts<br />
regarding the pharmaceutical effect of escitalopram<br />
and citalopram. The 3 rd Board 65 did not concur and dismissed<br />
the action as unfounded. Having considered<br />
all the publications and documents on file, the Board<br />
could not deduce with the required degree of clarity<br />
and unambiguity that the components escitalopram<br />
and citalopram designated as being pharmaceutically<br />
active or pharmaceutically effective in the relevant approvals<br />
had the same therapeutic effect, making them<br />
one and the same product as defined by Art. 1 (b) of the<br />
German Work Appliance Directive. The Board did not<br />
act on the plaintiff‘s suggestion to stay the lawsuit in<br />
accordance with Art. 27 of the Treaty on the Functioning<br />
of the European Union and to refer the case to the<br />
European Court of Justice to obtain a preliminary ruling<br />
because it could not identify any unresolved issues<br />
concerning the interpretation of the German Work Appliance<br />
Directive.<br />
III. Proceedings before the German<br />
Patent and Trade Mark Office<br />
1. Application date<br />
Pursuant to Sec. 35, Para. 2, Sentence 1, No. 1 of the German<br />
Patent Act, the decisive point in time is the date<br />
on which the application documents are received by<br />
the German Patent and Trade Mark Office and not the<br />
date on which they are sent by the applicant. In a case<br />
over which the 7 th Board 66 presided, the German Patent<br />
and Trade Mark Office‘s fax machine showed a time of<br />
receipt after midnight, whereas the applicant stated<br />
that it had received a message from the German Patent<br />
and Trade Mark Office‘s fax machine indicating the<br />
“OK” status confirming the complete transmission of<br />
the pages sent before midnight. However, the applicant<br />
provided counter-evidence by presenting a credible<br />
witness, who had recorded the time at which the<br />
transmission of the “OK” status by the German Patent<br />
and Trade Mark Office‘s fax machine had occurred using<br />
a radio-controlled clock and based on the atomic<br />
clock of the German Institute of Physics and Technology<br />
on the Internet.<br />
63 In this context European Court of Justice, 2001 Collection, 3643, Margin No. 29 = GRUR Int. 2001, 754 – BASF/Bureau voor de<br />
Industriële Eigendom [BASF/Intellectual Property Authority].<br />
64 Reference: European Court of Justice, 2006 Collection, I-4107, Margin No. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW [European Commercial Law<br />
Magazine] 2006, 408 – Massachusetts Institute of Technology [Polifeprosan].<br />
65 Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II.<br />
66 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 7 W (pat) 35/10.<br />
109
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
2. Division of the application<br />
The legal right to be heard is not infringed if a divisional<br />
application in dispute, the documents of which<br />
are identical to the original documents of the parent<br />
application, is rejected via a resolution without an<br />
advance official communication from the Examining<br />
Board after the claims of the patent have been objected<br />
to in an official communication from the Examining<br />
Board on grounds of non-patentability in the<br />
procedure relating to the parent application. At the<br />
end of the suspensory state pursuant to Sec. 29, Para. 3<br />
of the German Patent Act, the divisional application<br />
becomes an autonomous patent application, which<br />
is not dependent on the parent application. Furthermore,<br />
according to Sec. 48, Sentence 2 in conjunction<br />
with Sec. 42, Para. 3, Sentence 2 of the German Patent<br />
Act, the patent filer must be informed of the circumstances<br />
forming the basis for the rejection before the<br />
application is rejected. However, there was no need for<br />
a preceding official communication from the Examining<br />
Board nevertheless, because the procedure relating<br />
to the divisional application must be continued on<br />
conclusion of the suspensory state in which the parent<br />
application found itself before the Board. 67 According<br />
to the 19 th Board, administrative actions that have<br />
taken place in the procedure relating to the parent application<br />
– including official communications from the<br />
Examining Board – before the declaration of the Board<br />
do not need to be repeated 68 insofar as they concern<br />
the subject matter of the divisional application and<br />
the Examining Board could assume that the applicant<br />
assigns the reported deficiency to the divisional application.<br />
69 70<br />
Unlike in the procedures concerning divisional applications,<br />
communications and administrative actions<br />
of the German Patent and Trade Mark Office relating<br />
to the parent application before the submission of an<br />
application of addition pursuant to Sec. 16, Para. 1, Sentence<br />
2 of the German Patent Act do not apply to the<br />
procedure relating to the application of addition. This<br />
follows from the necessary differences in substance<br />
between the main application and the application of<br />
addition, which has a later application date and by nature<br />
relates to an invention that is partially different,<br />
whereas the divisional applications are legally treated<br />
as a continuation of the grant procedure relating to<br />
the parent application that is already pending. 71 Therefore,<br />
if the Examining Board rejects the application of<br />
addition without affording the applicant of the patent<br />
of addition an opportunity to respond to the objections<br />
forming the basis of the rejection – be it by<br />
way of an official communication from the Examining<br />
Board in accordance with Sec. 45 of the German Patent<br />
Act, or a hearing in accordance with Sec. 46, Para. 1<br />
of the German Patent Act – it violates the right of the<br />
applicant filing the application for addition to due process<br />
of law. According to the 20th Board, this is also<br />
the case if the application of addition is rejected for<br />
the reasons for which the parent application had been<br />
objected to. 72 Therefore, the refund of the appeal fee<br />
pursuant to Sec. 80, Para. 3 was ordered.<br />
3. Version of the documents, disclosure<br />
Statements made in the description, according to<br />
which a combination of features from various claims<br />
is possible even if this deviates from the selected references<br />
between the claims, are not contradictions<br />
between the claims and the description making it unclear<br />
for which subject matter patent protection is being<br />
sought or justifying a rejection of the application.<br />
The 12th Board 73 states that the applicant can include<br />
additional features from the description in claim 1 if<br />
this causes the teaching of the claim to be limited to<br />
67 Cf. official explanatory statements concerning the Federal Patent Court, BlPMZ 1979, 284;<br />
Federal Court of Justice, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (for exclusion).<br />
68 Cf. Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 39, Margin Nos. 51 and 52.<br />
69 Federal Patent Court, ruling dated 20 June 2006 – 8 W (pat) 4/04;<br />
BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter.<br />
70 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 75/09.<br />
71 Federal Court of Justice, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler.<br />
72 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 20 W (pat) 20/09.<br />
110
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
a narrower teaching and the additional features in the<br />
description were understood to belong to the claimed<br />
invention. 74<br />
4. Patent category<br />
Having regard to a “method for deflecting microwaves<br />
with miniature dipoles of a high-frequency energy<br />
field” the features of relevance to the assessment of<br />
patentability relating to effects that are inherent in<br />
every dipole and do not give the person skilled in the<br />
art an instruction on how to design the method are<br />
irrelevant. Therefore, the 20th Board found that the<br />
method was not novel. 75 One does not reach a different<br />
assessment even on the basis of the disclosure of<br />
an apparatus for implementing the method taught in<br />
claim 1. Even if one uses this as a starting point, the<br />
teaching addressing the person skilled in the art is reduced<br />
to any dipole that is not limited any further in<br />
terms of its spatial and physical design. If one bases<br />
the assessment on the disclosure of a use, it is impossible<br />
to identify the cause-and-effect relationship between<br />
the dipole and the high-frequency energy field<br />
and the person skilled in the art cannot determine<br />
whether this solves the problem addressed by the invention<br />
(change of the direction of the wave energy<br />
or creation of a neutral zone). 76 In consequence, the<br />
teaching cannot be reduced to practice as defined by<br />
Sec. 34, Para. 4 of the German Patent Act.<br />
5. Transfer, legal succession<br />
According to the 21 st Board, the applicant, the legal<br />
entity of which has remained unchanged following<br />
the transformation of its legal form (cf. Sec. 202,<br />
Para. 1, No. 1 of the German Company Transformation<br />
Act) and has hitherto been a party to the proceedings<br />
before the German Patent and Trade Mark Office, has<br />
thus filed an admissible appeal pursuant to Sec. 74 of<br />
the German Patent Act as an existing party remains<br />
a party to the proceedings although the register was<br />
updated later on to reflect its transformation into its<br />
legal successor, because Sec. 263, Para. 2, Sentence 1<br />
of the German Code of Civil Procedure also applies<br />
analogously to the application appeal proceedings. 77<br />
Sec. 265, Para. 2 of the German Code of Civil Procedure<br />
provides protection for the opponent of the party subjected<br />
to a change in factual legitimisation as well<br />
as for procedural economy 78 so that the proceedings<br />
can be continued with the existing parties unaffected<br />
by a substantive change in the ownership of the<br />
subject matter in dispute. Therefore, Sec. 265, Para. 2,<br />
Sentence 1 of the German Code of Civil Procedure also<br />
applies to the registration and application appeal procedure<br />
in compliance with patent law that is not conducted<br />
as an adversary proceedings. The proceedings<br />
is simplified if the applicant who is already familiar<br />
with the appeal proceedings can continue the proceedings<br />
although its legal successor has already been<br />
entered into the patent register, especially since the<br />
applicant may be particularly interested in continuing<br />
the registration procedure after the transfer of rights.<br />
IV. Opposition proceedings<br />
1. Procedural principles<br />
The 8 th Board 79 specified important procedural principles<br />
in opposition proceedings for the assessment<br />
of modified claims. Making reference to the case law<br />
of the Federal Court of Justice in the “Polymermasse”<br />
[Polymer Substance] 80 case for the defense of a patent<br />
in amended form in opposition and opposition-appeal<br />
proceedings, according to which the admissibility of<br />
this version must be assessed without limiting one-<br />
73 Federal Patent Court, ruling dated 10 November <strong>2011</strong> – 12 W (pat) 23/07.<br />
74 Federal Court of Justice, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze.<br />
75 Federal Patent Court, ruling dated 21 March <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 45/07.<br />
76 Federal Patent Court, ruling dated 18 March 1999 – 3 Ni 18/98 (EU) BPatGE – Kernmaterial.<br />
77 Federal Patent Court, ruling dated 13 January <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 16/09 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2000, 892 – MTS.<br />
78 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 87 et seqq. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren.<br />
79 Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 331/06.<br />
80 Federal Court of Justice, GRUR 1998, 901 – Polymermasse.<br />
111
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
self to the grounds for revocation, the Board emphasised<br />
that this also covered the formal admissibility of<br />
the amended version. Therefore, it may be necessary<br />
to adapt both the admissibly limited claims as well<br />
as the description and possibly the drawings as well,<br />
in order to obtain an allowable version of the patent.<br />
The Board thus took a view that differed from that of<br />
the 7 th Board 81 , according to which the adaptation of<br />
the description and/or drawings can be renounced for<br />
patents defended with limited claims if this is not absolutely<br />
necessary in order to interpret or determine<br />
the scope of protection. In the opinion of the 8 th Board,<br />
this rule cannot be derived from the law. Sec. 21, Para. 2,<br />
Sentence 2 of the German Patent Act also expressly<br />
stipulates that a limitation of the patent achieved by<br />
amending the claims, description or drawings is permissible<br />
and that in such cases, a new patent specification<br />
is to be issued in accordance with Sec. 61, Para. 4<br />
of the German Patent Act. It thus appears to be fairly<br />
illogical that the limitation of a patent could be connected<br />
to the issuance of a deficient patent specification<br />
and the reproduction of a version of a patent that<br />
is not formally allowable. For this reason, in the case in<br />
point, the version of the patent defended with an auxiliary<br />
request was not formally allowable because the<br />
claims were in contradiction to each other and to parts<br />
of the description and drawings and the description<br />
contained statements that were obviously unnecessary<br />
for illustrating the invention. In addition, in violation<br />
of Sec. 9, Para. 6, Sentence 1 of the German Patent<br />
Directive, a dependent claim had been drafted, which<br />
did not relate to a special embodiment of the invention.<br />
This resulted in the revocation of the patent in suit<br />
as the written request made by the patent proprietor,<br />
who did not attend the oral proceedings, was directed<br />
to a version of the patent that was not allowable.<br />
2. Domestic representative and power of<br />
attorney<br />
In the opinion of the 21 st Board 82 , an appeal is inadmissible<br />
if the effective appointment of a domestic<br />
representative pursuant to Sec. 25, Para. 1 of the German<br />
Patent Act is not proven by submitting the original<br />
power of attorney or if the power of attorney falls<br />
short of the minimal scope it is allowed to have by law.<br />
This is a prerequisite of procedural law for the objective<br />
continuation of proceedings. A lack thereof is a procedural<br />
obstacle that can be overcome, and therefore the<br />
foreigner is first requested to remedy the deficiency. If,<br />
as in this case, he fails to comply with this request before<br />
the statutory deadline, the appeal he has lodged is<br />
dismissed in the appeal proceedings. 83 Sec. 97, Para. 6,<br />
Sentence 2 of the German Patent Act does not apply<br />
to domestic representatives. The law speaks of the individual<br />
vested with power of attorney and not of the<br />
representative or domestic representative. Sec. 97, Para.<br />
6, Sentence 2 of the German Patent Act only relates to<br />
the general power of attorney for a lawsuit and not to<br />
the appointment of the domestic representative, which<br />
is conducted as a prerequisite for the proceedings and<br />
must thus be verified ex officio at all times and which<br />
determines whether the party that does not have a domestic<br />
place of residence or business is at all entitled to<br />
participate in the proceedings. 84<br />
The 20th Board found that an opposition pending before<br />
the Federal Patent Court is inadmissible if only<br />
a power of attorney has been filed with the German<br />
Patent and Trade Mark Office for the opponent‘s representative,<br />
as it is not related to acts of representation. 85<br />
Since a power of attorney for representation before the<br />
Federal Patent Court had not been filed subsequently<br />
81 Federal Patent Court, ruling dated 26 March 1997 – 7 W (pat) 64/95 (comment: this ruling stipulates that the amendment (adaptation)<br />
of the description may be renounced if the claims have been amended if this is not absolutely necessary for interpreting the<br />
new version of the claims as any amendment (especially deletion) made to the documents gives rise to the risk of inadmissibly<br />
extending the scope of protection conferred by the patent).<br />
82 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07 and ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />
83 Busse/Schwendy, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45.<br />
84 Busse/Schwendy, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45; Bühring, GebrMG [German Utility Model Act], 7 th Edition. (2007),<br />
Sec. 28, Margin No. 34.<br />
85 Federal Patent Court, ruling dated 22 December 2010 – 20 W (pat) 357/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong><br />
– 21 W (pat) 1/07; Federal Patent Court, ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />
112
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
by the end of the oral proceedings, a subsequent authorisation<br />
was not considered. 86 The opposition, which<br />
has been withdrawn in the meantime, was rejected as<br />
inadmissible in the continued single-party proceedings<br />
(Sec. 61, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act).<br />
3. Admissibility of the opposition<br />
In order for an opposition on the grounds of public<br />
prior use to be admissible, the facts and findings submitted<br />
in support of it must reveal the circumstances<br />
resulting in the alleged use with regard to it becoming<br />
available to the public pursuant to Sec. 3, Para. 1, Sentence<br />
2 of the German Patent Act. The 9 th Board 87 finds<br />
that this requirement is not met by the unconditional<br />
delivery of a gear mechanism for a wind power plant<br />
if one cannot directly conclude from this that the design<br />
of the gear mechanism was in the public domain.<br />
The gear mechanisms shipped a mere 17 days before<br />
the application date of the patent in suit and one can<br />
rule out based on practical experience that the gear<br />
mechanisms were opened, allowing for their internal<br />
configuration to be made available to the public.<br />
An opposition founded on public prior use is inadmissible<br />
if the only fact referred to in support of the public<br />
availability of a liquid hydrogen storage container is<br />
the festive opening of a hydrogen service station without<br />
this providing any information on how the visitors<br />
could see the storage container, the cut-off valves and<br />
how they worked. The 11 th Board 88 finds that on such<br />
occasions, a reception is hosted during which speeches<br />
are held and sparkling wine is served, without there<br />
being a technical demonstration of the entire facility,<br />
especially since liquid hydrogen plants are subject to<br />
strict safety standards given the risk of fire and explosion<br />
and may not be freely accessible.<br />
An opposition is inadmissible if it is merely founded<br />
on a conference proceedings that includes an indication<br />
of the period during which the conference took<br />
place, but lacks the date of its publication. This was the<br />
view taken by the 12th Board 89 in a case in which the<br />
application date of the patent was only a few weeks<br />
before the period in which the conference was held.<br />
Experience shows that conference proceedings are<br />
often printed much later than the conference. The<br />
statement made by the opponent after the opposition<br />
period had expired, alleging that the conference<br />
proceedings had been distributed to the participants<br />
during the conference fails to substantiate the admissibility<br />
of the opposition retroactively.<br />
References to gaps, a lack of clarity or contradictions<br />
in the application as originally filed or in the patent<br />
specification are insufficient for substantiating insufficiency<br />
of disclosure as a ground for opposition in<br />
accordance with Sec. 21, Para. 1, No. 2 of the German<br />
Patent Act. Instead, it must be demonstrated why the<br />
person skilled in the art cannot implement the teaching<br />
due to allegedly incomprehensible terms used in a<br />
claim, despite having knowledge of all the salient passages<br />
of the patent specification. 90 91 The 19 th Board 92<br />
thus rejected an opposition as inadmissible because<br />
the submissions made by the opponent were incomplete<br />
and it had only referenced a single paragraph in<br />
the description regarding a term it held to be incomprehensible,<br />
disregarding numerous other passages<br />
relating to the term.<br />
According to the 20th Board 93 , an opposition basing<br />
the analysis of the features of claim 1 of a patent on<br />
the ground for revocation of lack of novelty on several<br />
publications is inadmissible. The consideration that<br />
the opponent might have intended to submit on in-<br />
86 Further reference: BGHZ [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Court of Justice in Civil Suits] – Aluminium-Trihydroxid.<br />
87 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 9 W (pat) 334/05.<br />
88 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 11 W (pat) 310/11.<br />
89 Federal Patent Court, ruling dated 2 November 2010 – 12 W (pat) 24/06.<br />
90 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1988, 250 – Epoxidation.<br />
91 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1993, 439 – Tetraploide Kamille .<br />
92 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 344/06.<br />
93 Federal Patent Court, ruling dated 18 April <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 390/05.<br />
113
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
ventive step was inconsequential because the submission<br />
understood as set out above likewise failed to establish<br />
what could have motivated the person skilled<br />
in the art to combine the teachings of the publications<br />
and was thus insufficiently substantiated.<br />
4. Interpretation<br />
The 5 th Board 94 had reason to summarise the principles<br />
applicable to the interpretation of the subject matter<br />
of a claim. They stipulate that the decisive aspect<br />
is what a person skilled in the art derives from the<br />
features of the claim in particular and as a technical<br />
teaching in general. 95 According to established case<br />
law, a limiting interpretation that is narrower than the<br />
wording (an interpretation that is narrower than the<br />
content) of the claims is not permissible if the person<br />
skilled in the art, as in the case in point, can derive clear<br />
and unambiguous subject matter from the relevant<br />
version of the claims. 96 Analogously, Sec. 14 of the German<br />
Patent Act and Art. 69 of the European Patent<br />
Convention prescribe that only the subject matter set<br />
out in the claims is covered by the protection sought<br />
and that this does not apply to subject matter that is<br />
mentioned in the description but not covered by the<br />
claims. The principle according to which a patent may<br />
not be interpreted more narrowly than the wording of<br />
its claims applies especially if it is impossible to determine<br />
from the description the extent to which protection<br />
is limited to specific embodiments. 97<br />
The 3 rd Board 98 also found that having regard to the<br />
feature “solvent for the active agent base” that was in<br />
dispute regarding its reduction to practice in the case<br />
in point, the full content of the patent specification 99 ,<br />
which serves as its own dictionary 100 , does not set out<br />
that the feature is limited to solvents with at least one<br />
acid group or the acids mentioned in the description,<br />
although the description and the embodiments of the<br />
patent solely related to specific embodiments or examples.<br />
101<br />
The 1 st Board 102 also found that despite the consideration<br />
of the overall context 103 , a limited interpretation of<br />
claims that is narrower than the wording of the claims<br />
is not permissible especially if this limits the claims<br />
to a content that limits the embodiments if a corresponding<br />
limitation in the scope of protection cannot<br />
be derived from the description. 104 However, the claim<br />
also has priority over the rest of the content of the patent<br />
specification in such an event as well.<br />
Based on statements made by the 1 st Board 105 , this<br />
does not conflict with a limited understanding of the<br />
person skilled in the art if, based on his basic knowledge<br />
(in this case about the geometric principles of<br />
a “mechanical mirror” and its technical implications)<br />
and without further reflection, he clearly and unambiguously<br />
derives from the disclosure of the application<br />
as originally filed that the claimed teaching can<br />
only be reduced to practice if these very geometric<br />
requirements are met, he thus reads the indispensa-<br />
94 Federal Patent Court, ruling dated 1 December 2010 – 5 Ni 67/09 (EU) as main reference, in conjunction with 5 Ni 77/09 (EU),<br />
appeal on points of law lodged [Az: X ZR 35/11].<br />
95 BGHZ 172, 298, Para. 38 – Zerfallszeitmessgerät [Decay-Time Measuring Device].<br />
96 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten;<br />
Federal Court of Justice, ruling dated 7 September 2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
97 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309, Margin No. 17 – Schussfädentransport.<br />
98 Federal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08, appeal on points of law lodged<br />
[case no.: X ZR 39/11], = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster.<br />
99 Federal Court of Justice, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher.<br />
100 Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Communication 2000, 105, 106.<br />
101 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />
102 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
103 Established case law, cf. Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung,<br />
with further references.<br />
104 Federal Court of Justice, Communication 2000, p. 105 – Extrusionskopf; Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309<br />
– Schussfäden transport.<br />
114
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
ble framework conditions onto the disclosed teaching,<br />
and conceptually rules out technically incompatible<br />
variations from the beginning.<br />
In interpreting claims, the person skilled in the art<br />
addressed will attempt to mentally correct identifiable<br />
mistakes, instructions he realises are problematic<br />
and linguistic wordings in a manner amenable<br />
to the object of the disclosed solution and assume<br />
that the suggestion made in the patent specification<br />
is directed to a sensible application. 106 In a case tried<br />
before the 15 th Board 107 , based on the description, the<br />
person skilled in the art thus understood the term<br />
“silicone” to mean “silicone resin” and an unclear<br />
wording used to list components to mean that they<br />
were linked by “or”.<br />
Statements of purpose, effect and function that are<br />
components of a claim may contribute to delineating<br />
its subject matter if they define the apparatus<br />
element to which they refer in such a way that it can<br />
exercise the function in question. 108 Statements of<br />
purpose in a product claim are usually intended to<br />
define the subject matter protected by the patent<br />
in such a manner that the subject matter realises<br />
the spatial/physical features mentioned in the claim<br />
and that it must be designed in order to be usable<br />
for the purpose stated in the claim. 109 According to<br />
the statements of the 1 st Board 110 , the concept of the<br />
neologism “heat transfer mat” alone does not have<br />
clear implications with respect to the size or other<br />
design characteristics of the claimed apparatus, even<br />
when viewed in combination with the statement of<br />
purpose, namely “for floor heating”.<br />
Based on this understanding of statements of purpose,<br />
the 17 th Board 111 also found that the feature “for<br />
establishing a vacuum for setting the prism assembly<br />
and for retaining the same” of a telescope with<br />
a prism assembly and an outlet opening merely<br />
claimed a telescope having an outlet opening for<br />
establishing a vacuum without any further physical<br />
features of a specific prism retainer. The Board found<br />
that inventive step had to be denied because telescopes<br />
with outlet openings for flushing and filling<br />
gas, which are in principle also suitable for creating a<br />
105 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 10/09 (EU) also cf. ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on<br />
points of law lodged [Az: X ZR 74/11].<br />
106 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I with further references; Federal Court of Justice,<br />
Communication 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage; Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 2 nd headnote, 911 III.3.a)<br />
– Spannschraube.<br />
107 Federal Patent Court, ruling dated 11 November <strong>2011</strong> – 15 W (pat) 344/05.<br />
108 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 923, Para. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage.<br />
109 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze.<br />
110 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 3/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 152/11].<br />
111 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 17 W (pat) 102/06.<br />
115
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
vacuum in the interior of the housing and thus have<br />
the physical features of the claimed outlet opening,<br />
are known from the prior art.<br />
5. Examination of grounds for revocation<br />
Enablement, complete and clear teaching<br />
According to the 3 rd Board 112 , an enabling disclosure of<br />
the invention as defined by Sec. 22, Para. 1 and Sec. 21,<br />
Para. 1, No. 2 of the German Patent Act is denied if the<br />
subject matter protected in the claim contains wording<br />
that is so general that it generalises it beyond the<br />
solution presented to the person skilled in the art by<br />
the documents on the whole or his expert knowledge<br />
to such an extent that the protection conferred by the<br />
patent goes above and beyond the contribution made<br />
by the invention to the state of the art. The Board<br />
found that with respect to the contested feature “solvent<br />
for the active ingredient base” in the patent under<br />
attack, the person skilled in the art is not given an indication<br />
of the agents he can use other than solvents.<br />
Given the suitability of an indefinite number of potential<br />
compounds that do not have an acid group, barring<br />
further instruction in the patent in suit, he would<br />
thus have to rely solely on trial and error, conducting<br />
elaborate experiments, in order to verify whether the<br />
selected compounds dissolved buprenorphine enough<br />
without this resulting in a complete formation of salt.<br />
In the Boards opinion, however, this does not justify<br />
the assumption that the invention is enabling.<br />
This does not contradict the unanimous view that a<br />
teaching is deemed enabling if at least one enabling<br />
way of reducing the claimed invention to practice has<br />
been disclosed 113 or that according to the established<br />
case law of the Federal Court of Justice, in principle it<br />
is not necessary for methods that relate to granted<br />
patents to be enabling for all conceivable embodiments<br />
covered by the wording of the claim or for the<br />
enabling teaching disclosed to cover the entire ambit<br />
of the claim. 114 After all, in view of the host of suitable<br />
means for implementing the solution that can only be<br />
discovered by applying the principle of trial and error,<br />
the present patent protection claimed covers such a<br />
general teaching that it must be considered an “invitation<br />
to produce an invention” or a “request to launch a<br />
research programme”. The patent protection granted<br />
thus extends beyond the contribution made by the<br />
invention to the state of the art. 115 Although an “inappropriate<br />
breadth of a claim” as such does not provide<br />
legal justification to declare the patent null and void 116 ,<br />
this is subject to the technical teaching that a person<br />
of skill in the art can actually derive from the claim<br />
building on his expert knowledge and the description<br />
in its most general form. 117<br />
112 Federal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster; the decision is noneffective.<br />
The action was withdrawn; also cf. comments by Schoenen in GRURPrax [Intellectual Property and Copyright Journal –<br />
Intangible Asset and Antitrust Law Practices] <strong>2011</strong>, 270.<br />
113 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem; GRUR 2001,<br />
813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003) Sec. 34, Margin No. 278; regarding the case law of the Boards of Appeal of<br />
the European Patent Office; cf. supra, 6 th Edition 2010, II.A.3.b.<br />
114 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the<br />
European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung; GRUR 2003, 223<br />
– Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol; Art. 83 of the European Patent Convention incorporating: Federal Court of Justice,<br />
GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; the established case law of the Boards of Appeal of the European Patent<br />
Office is of a dissenting opinion; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, ABlEPA 1995,<br />
188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN;<br />
also of a dissenting opinion is Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 21 Margin No. 29.<br />
115 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the<br />
European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung; regarding Art. 83 of<br />
the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA<br />
AG; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/<br />
UNILEVER.<br />
116 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I.<br />
116
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Inadmissible extension of the subject matter of the<br />
application, disclaimer<br />
When comparing the subject matter of the granted<br />
patent to the content of the application as originally<br />
filed, which is the standard applied when assessing<br />
an inadmissible extension of the scope of protection<br />
granted by the application, it is decisive whether the<br />
original disclosure allowed the person skilled in the<br />
art to recognise that the proposed solution under<br />
protection was supposed to have been covered 118 by<br />
the protection sought from the beginning and that<br />
it is derivable from the application as originally filed<br />
that it is part of the invention. 119 On this basis, the<br />
1 st Board emphasised that this only includes what<br />
is objectively “clearly and unambiguously” derivable<br />
from the application as originally filed and excludes<br />
the deeper knowledge obtainable by the person of<br />
skill in the art by virtue of his general common knowledge<br />
or by modifying the disclosed teaching. 120 The<br />
subjective ideas of the inventor or applicant 121 and the<br />
ex-post-facto interpretation of the patent proprietor<br />
are irrelevant. The 1 st Board is of the opinion that despite<br />
this, the patent proprietor cannot be prevented<br />
from including a set of features in the granted claim<br />
during the application procedure which proves to be<br />
a mere restriction of the claim as originally filed, even<br />
if the set of features does not contain all of the supportive<br />
features of an embodiment and thus constitutes<br />
a generalisation. 122<br />
6. Termination of the opposition<br />
proceedings<br />
According to the 7 th Board, if a patent has expired in accordance<br />
with Sec. 20, Para. 1, No. 3 of the German Patent<br />
Act and the former patent proprietor has expressly<br />
waived its rights to all the past claims affected by the<br />
patent, causing all potential rights arising from the<br />
patent for which an application was filed and which<br />
was granted pursuant to Sec. 362 of the German Civil<br />
Code to expire as well, the opposition proceedings is<br />
completely terminated as there is no need to adjudicate.<br />
123 The 21 st Board 124 takes the view that the opposition<br />
proceedings is already terminated once the opponent<br />
no longer desires to obtain legal protection, and<br />
the 20th Board 125 is of the opinion that if the opponent<br />
does not have a specific interest in obtaining legal protection,<br />
the opposition becomes retroactively inadmissible<br />
with regard to the continuance of the opposition<br />
proceedings and must thus be rejected.<br />
The 21 st Board 126 was again afforded the opportunity<br />
to rule on the legal consequences of the expiry of a<br />
patent due to failure to pay the annual fee in a case<br />
117 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, p. 495, 502.<br />
118 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 509, Para. 28 – Hubgliedertor I.<br />
119 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2010, 513, Para. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer.<br />
120 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 910, Para. 62 – Fälschungssicheres Dokument.<br />
121 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 933, Para. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II.<br />
122 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11], making<br />
reference to Federal Court of Justice, GRUR1990, 432, 433 – Spleißkammer; GRUR 2006, 316, Para. 22 – Koksofentür; furthermore:<br />
Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11] and<br />
Federal Patent Court, ruling dated 13 July <strong>2011</strong> – 19 W (pat) 5/08.<br />
123 Federal Patent Court, ruling dated 28 January <strong>2011</strong> – 7 W (pat) 332/09.<br />
124 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />
125 Federal Patent Court, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung.<br />
126 Federal Patent Court, ruling dated 13 April <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ <strong>2011</strong>, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen,<br />
appeal on points of law allowed.<br />
117
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
regarding the pending opposition proceedings and<br />
confirmed its jurisprudence 127 concerning this issue,<br />
which is the subject of controversial debate in both<br />
case law and literature, most importantly as it differs<br />
from the opinion of the 7 th Board. 128 The opponent had<br />
not responded to the Board‘s inquiry with respect to<br />
its interest in obtaining legal protection by continuing<br />
the proceedings against the patent, which had<br />
expired in the interim. The Board pointed out that<br />
the opposition proceedings had not become inadmissible<br />
retrospectively, but that a complete termination<br />
had occurred because there was no need to<br />
adjudicate 129 , which must be established by way of a<br />
ruling. 130 It is not necessary for the patent proprietor<br />
to issue a declaration of exemption to the public as<br />
required by the 7 th Board, because it is only affected<br />
by the law-shaping or affirmative outcome of the opposition<br />
proceedings.<br />
The 7 th Board 131 takes the view that the proceedings is<br />
also terminated because there is no need to adjudicate<br />
if the opposition is based on misappropriation as<br />
the sole ground for revocation (Sec. 21, Para. 1, No. 3 of<br />
the German Patent Act) and the opponent withdraws<br />
its opposition. After all, unlike grounds for revocation<br />
used as an aid to assert the rights of the people<br />
in the interest of the general public and aiming for a<br />
comprehensive assessment of patentability 132 , an opposition<br />
occasioned by misappropriation may only be<br />
filed by the injured party. However, this would be irreconcilable<br />
with the (individual) request of the injured<br />
party with which it is asserting its rights as inventor<br />
and would go inadmissibly beyond its desire to obtain<br />
legal protection if in this case, the patent was revoked<br />
on another ground for revocation raised ex officio, for<br />
example due to a lack of patentability.<br />
7. Binding effect of the requests<br />
The 9 th Board 133 is of the opinion that if the patentee<br />
defends the patent in an opposition proceedings<br />
by limiting its scope in a main and auxiliary request,<br />
these requests are authoritative and generally justify<br />
the revocation of the patent if only the subject matter<br />
of a claim comprising all of the dependent claims in<br />
the defended set of claims proves to be unpatentable.<br />
The principles underlying the Federal Court of Justice<br />
ruling on the Informationsübermittlungsverfahren II 134<br />
case concerning independent claims does not apply<br />
to dependent claims. The Board further stated that in<br />
practical terms, there was no justification for all of the<br />
512 combinations theoretically possible on the basis of<br />
10 claims using existing resources.<br />
8. Intervention<br />
The intervener who became a party to the appeal<br />
proceedings after the expiry of the appeal period had<br />
substantiated the “intervention in an opposition and<br />
opposition appeal proceedings” in writing and paid<br />
an “appeal fee” of €500 by submitting a direct debit<br />
authorisation. The 8 th Board 135 found that two issues<br />
concerning the admissibility of the intervention had<br />
been addressed. It stated that contrary to the wording<br />
of Sec. 59, Para. 2 of the German Patent Act, the<br />
127 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />
128 Federal Patent Court, ruling dated 20 October 2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />
129 Federal Court of Justice, GRUR 1999, 571 et seqq. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 et seqq. – Vornapf [Pre-Bowl].<br />
130 Earlier reference to the same effect: BPatGE 51, 128 et seqq. – Radauswuchtmaschine.<br />
131 Federal Patent Court, ruling dated 17 August <strong>2011</strong> – 7 W (pat) 130/11, making reference to Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong>, 657<br />
– Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />
132 Federal Court of Justice, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid.<br />
133 Federal Patent Court, ruling dated 14 March <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 307/06.<br />
134 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II.<br />
135 Federal Patent Court, ruling dated 12 July <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 23/08.<br />
136 European Patent Office, T 0452/05, Official Journal 2007, Special Edition No. 6, 65, quoted in Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />
Sec. 59, Margin No. 265.<br />
118
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
intervention in an opposition proceedings is admissible<br />
even if a suit for infringement of the patent has<br />
not yet been filed and there was only a preliminary<br />
injunction. The Board finds that this broadened interpretation<br />
is covered by the purpose of this regulation<br />
and also makes reference to the case law of the<br />
Boards of Appeal on the European Patent Convention<br />
136 , citing the English version of Art. 105, Para. 1 (a)<br />
of the EPC “proceedings for infringement”. This is<br />
because a preliminary injunction also puts the patent<br />
infringer under pressure on the ground of patent<br />
infringement and, as in the case in point, confronts<br />
the infringer with an enforcement order early on,<br />
without the possibility of staying the infringement<br />
proceedings. Under these circumstances, the patent<br />
infringer cannot be required to wait until the patent<br />
proprietor files a suit in the main proceedings (if at<br />
all) or the opposition proceedings is ended with legal<br />
effect. The Board takes the view that the admissibility<br />
of an intervention is not jeopardised by the fact<br />
that an “appeal fee” of €500 (No. 401 100) was paid<br />
instead of an opposition or intervention fee of €200<br />
(No. 313 600). After all, analogously to Sec. 140 of the<br />
German Civil Code, the fee paid can be reinterpreted<br />
as an opposition fee. 137 In addition, an intervention<br />
made during the course of a pending opposition appeal<br />
proceedings does not require an appeal fee to be<br />
paid. 138 Only if the appeal period is still underway can<br />
the intervener pay a separate appeal fee, making it an<br />
appellant alongside the original opponent and keeping<br />
its participation from depending on the continuation<br />
of the appeal lodged by the opponent. 139<br />
V. Appeal Proceedings<br />
1. Eligibility of the appeal<br />
The 10th Board 140 had to hand down a ruling in a case<br />
in which a “suit” originally filed against the Federal Republic<br />
of Germany with the German Administrative<br />
Court had been referred to the Federal Patent Court.<br />
The objective was to delete certain passages from a<br />
German patent specification which were deemed derogatory.<br />
The Board classified the “suit” as an appeal<br />
against the decision to grant the patent and rejected<br />
it as inadmissible pursuant to Sec. 74 of the German<br />
Patent Act because the appellant had not formally<br />
been a party to the grant procedure and there was<br />
no other reason to justify an appeal. In special exceptional<br />
cases, in which no factual relationship of the<br />
statements in the description affecting the third party<br />
can be identified, the statements are obviously false or<br />
they prove to be an inadmissible taunt, the third party<br />
that was not involved in the grant procedure may be<br />
entitled to lodge an appeal against the decision to the<br />
grant the patent. 141 However, this did not apply to the<br />
case in point.<br />
2. Admissibility of the appeal<br />
The 8 th Board 142 is of the opinion that an appeal is<br />
inadmissible if the appeal brief only has a copy of a<br />
signature as it has thus not been filed in writing, contravening<br />
Sec. 73, Para. 2, Sentence 1 of the German<br />
Patent Act. The written form requirement stipulated<br />
137Cf. Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Introduction, Margin No. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9 th Edition, Sec. 70,<br />
Margin No. 3 making reference to Federal Court of Justice, NJW 2001, 1217.<br />
138 Established case law, middle of the lower half, cf. BPatGE 29, 194, 2 nd headnote and p. 197; BPatGE 30, 109, 110;<br />
Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 272; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 59, Margin No. 42;<br />
Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 59, Margin No. 125.<br />
139 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 59,<br />
Margin No. 126.<br />
140 Federal Patent Court, ruling dated 20 January <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; appeal on points of law<br />
allowed, but not lodged.<br />
141 Following Federal Court of Justice, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel.<br />
142 Federal Patent Court, ruling dated 26 August <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 24/11, making reference to Federal Patent Court, BlPMZ 2005, 183, 184,<br />
left-hand column.; BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57, Introduction, Margin No. 309;<br />
Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), before Sec. 34, Margin No. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 73,<br />
Margin No. 25; same reference, before Sec. 34, Margin No. 23.<br />
119
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
by this provision demands an original signature. 143<br />
This is in line with the imperative of legal certainty<br />
because an original signature ensures that the procedural<br />
step is intended to be related to the proceedings<br />
and that the signatory assumes responsibility<br />
for its entire content. 144 Photocopiers enable infinite<br />
reproduction so that, similar to facsimile and printed<br />
signatures, it impossible to determine whether the<br />
signatory intends to assume responsibility for the<br />
content of the writ and take the procedural step and<br />
whether the writ has been delivered to the recipient<br />
with the knowledge and consent of the authorised<br />
representative.<br />
According to the 10th Board, the admissibility of the<br />
appeal is not opposed by the fact that it was filed one<br />
day before the service of the impugned decision 145 because<br />
the decision definitely existed from a legal point<br />
of view at that point in time. A decision made in the<br />
written procedure is issued as soon as it has been released<br />
to the internal mail handling department by<br />
the office. 146 In this case, this happened one day before<br />
the service. The appealable decision required for the<br />
admissibility of an appeal pursuant to Sec. 73, Para. 1<br />
of the German Patent Act had thus been issued before<br />
the appeal was lodged. Whereas in principle, an appeal<br />
may not be filed before a decision has been issued, this<br />
can be done before the beginning of the appeal period.<br />
147 Furthermore, the Patent Act does not include a<br />
provision for an appeal on the ground of inaction or any<br />
other form of legal recourse or remedy due to inactivity<br />
of the first instance, and these are impermissible. 148<br />
Interest in obtaining legal protection is the prerequisite<br />
for litigation. 149 If this is lacking when an appeal<br />
is lodged, the appeal is inadmissible. If the interest<br />
that the plaintiff intends to protect with the appeal<br />
cannot be identified, the need for legal protection<br />
must be denied because the litigation does not merit<br />
protection. According to the 10th Board 150 , no one has<br />
the right to call on authorities or courts unnecessarily,<br />
as exemplified by a case in which the restitutio in<br />
integrum and appeal proceedings opposing the late<br />
payment of the annual fee proved useless, because<br />
the application had irretrievably ceased to exist due<br />
to the fruitless expiry of the period for applying for an<br />
examination in accordance with Sec. 58, Para. 3 of the<br />
German Patent Act.<br />
3. Cost-related issues<br />
All parties to appeal proceedings before the Federal<br />
Patent Court bear their respective costs. This principle<br />
may be deviated from for reasons of equitability<br />
(Sec. 80, Para. 1 of the German Patent Act). In a case<br />
handled by the 20th Board 151 , the costs of a first oral<br />
hearing that did not provide an outcome in an opposition<br />
appeal proceedings were charged to the opponent,<br />
because its existence and identity could not<br />
be clarified during the oral hearing, making a second<br />
hearing necessary.<br />
4. Appeal on points of law<br />
In a case handled by the 20th Board 152 , a patent proprietor<br />
filed a motion for a definitive resolution to be<br />
143 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57.<br />
144 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Introduction, Margin No. 302.<br />
145 Federal Patent Court, ruling dated 9 September 2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, appeal on points of law<br />
allowed and lodged [case no.: X ZB 2/11].<br />
146 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 47, Margin No. 14.<br />
147 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 73, Margin No. 88.<br />
148 Federal Patent Court, ruling dated 21 April 2005 – 10 W (pat) 47/04; on potential exceptions: Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />
Sec. 73, Margin No. 12.<br />
149 Federal Court of Justice, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente.<br />
150 Federal Patent Court, ruling dated 9 May <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 16/08, making reference to: Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />
Introduction, Margin No. 274.<br />
151 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 20 W (pat) 49/06.<br />
152 Federal Patent Court, ruling dated 9 February <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 352/05.<br />
153 See Federal Court of Justice, BGHZ 44, 395 and NJW 2004, 779.<br />
120
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
supplemented retroactively with a declaration of the<br />
admission of the appeal on points of law. This cannot<br />
be done 153 even if (unlike in the case in point) the admissibility<br />
may have been denied by mistake. 154 If none<br />
of the parties has requested the admissibility, an express<br />
decision is dispensable. Silence on this issue in<br />
the ruling equates to an inadmissibility. A retrospective<br />
admissibility would not equate to the handing<br />
down of an omitted ruling as required by Sec. 321 of<br />
the German Code of Civil Procedure, instead contravening<br />
Sec. 318 of the German Code of Civil Procedure<br />
by contradicting and changing the ruling that was<br />
handed down.<br />
VI. Nullity Proceedings<br />
1. Admissibility of the action<br />
A nullity action contravening Sec. 81, Para. 1, Sentence 2<br />
of the German Patent Act by being brought against a<br />
defendant that does not have an entry in the German<br />
Patent Register is admissible and is brought against<br />
the right defendant if the defendant was formed as a<br />
result of a transformation and merger under corporate<br />
law. 155<br />
A nullity suit is admissible even if a patent has lapsed<br />
after the commencement of the proceedings due to<br />
the expiry of its term in the interim if the plaintiff has<br />
a legal interest in the retroactive destruction of the<br />
patent in suit due to the claims asserted by the patentee<br />
against the licensee for having infringed the<br />
patent. 156 The 1 st Board 157 found that the motion should<br />
be for a declaration of invalidity and not for a determination<br />
of invalidity – even in light of the fact that the<br />
legal effects of the grant of the patent 158 could not be<br />
reversed. 159<br />
The 5 th Board 160 was called upon to address a matter of<br />
extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325 of<br />
the German Code of Civil Procedure and the inadmissibility<br />
of the subsequent action based thereupon. If an<br />
affiliated group company files a nullity suit although a<br />
legally effective ruling has already been handed down<br />
in a nullity suit filed earlier by another company belonging<br />
to the same group, one cannot assume an<br />
extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325<br />
of the German Code of Civil Procedure or an inadmis-<br />
154 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 100, Margin No. 14.<br />
155 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 4 Ni 38/09 – appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 37/11],<br />
making reference to Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4 th Edition (2010), Margin No. 140.<br />
156 Federal Court of Justice, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten.<br />
157 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09; likewise Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster,<br />
making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1974, 146<br />
– Schraubennahtrohr; also cf. Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, see footnote 40 for a dissenting opinion.<br />
158 Regarding the delimitation of the (unaffected) effectiveness of the decision to grant the patent as an administrative act:<br />
Federal Court of Justice, GRUR 1997, 615, 616 – Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren;<br />
Federal Patent Court, ruling dated 13 April <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08– Optische Inspektion von Rohrleitungen;<br />
Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, footnote 40; dissenting opinion: Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong> 657, 662 – Vorrichtung zum<br />
Heißluftnieten.<br />
159 Federal Court of Justice, GRUR [1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr.<br />
160 Federal Patent Court, ruling dated 19 January <strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 36/11] =<br />
BPatGE 52, 245 = Communication <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone, following BPatGE 27,55.<br />
121
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />
sibility of a subsequent action based thereupon simply<br />
because the two companies are or were in charge of<br />
selling certain goods in Germany. With the possible exception<br />
of a general trend in the case law at the highest<br />
judicial level towards extending legal effectiveness,<br />
the ruling on the Sammelhefter II case by the Federal<br />
Court of Justice 161 does not provide a different solution<br />
for the case in point, the facts and findings of which<br />
were different. The sales company filing the later action<br />
cannot be deemed the straw man of the superordinate<br />
group company that is no longer active.<br />
The 4 th Board 162 took a different decision and was of<br />
the opinion that a German limited liability company<br />
which files a suit and is not the same legal entity as<br />
the company that filed the suit earlier must accept<br />
the objection that its managing director, who was the<br />
owner of the company that filed the earlier suit, is now<br />
both a managing director of the current plaintiff and<br />
its sole partner. The Federal Court of Justice set this<br />
decision aside and referred the matter back to the Federal<br />
Patent Court. 163<br />
Jurisprudence acknowledges that a plaintiff in a nullity<br />
suit cannot extricate itself from its obligation not<br />
to attack by advancing a “straw man”, who appears<br />
to act on his own behalf in the nullity suit, but is in<br />
fact acting in his “backer’s” interest and based on his<br />
instructions, without having his own material commercial<br />
interest in the destruction of the patent. 164<br />
This applies despite the legal autonomy of the plaintiff<br />
and of the third-party legal entity commissioned<br />
via a non-aggression agreement especially if the two<br />
are one and the same entity from a commercial point<br />
of view and, due to the plaintiff‘s commercial identity,<br />
it does not place an undue burden on the plaintiff to<br />
observe the limits of commercial activity imposed on<br />
the third party as is the case with the relationship<br />
between a German limited liability company and its<br />
sole partner and vice-versa. 165 However, this does not<br />
apply to an affiliation with a group of companies 166 ,<br />
unless the subsidiary is fully controlled by the parent<br />
and safeguards the commercial interests of the latter<br />
as its extended arm 167 . The 1 st Board holds that the<br />
“backer” activity of a third person who –I n this case<br />
as an advisory board or consultant – is not in a legal<br />
position to exercise control in its capacity as managing<br />
director or as sole partner is insufficient pursuant<br />
to the principles set out. 168 It is equally insufficient for<br />
two companies to have a commercially interlocking<br />
relationship as manufacturing and sales company<br />
even if the latter does not own production facilities,<br />
office space or assets. Based on generally accepted<br />
principles, the burden of proof is on the defendant<br />
with regard to the material allegations of fact, which<br />
might substantiate commercial identity and straw<br />
man characteristics. 169 The point in time that is decisive<br />
for the assessment of the alleged straw man<br />
characteristics is the same as regards the other procedural<br />
requirements 170 , namely the end of the last<br />
oral proceedings. Prior existing circumstances may<br />
only be taken into account if they allow one to draw<br />
drastic conclusions concerning the circumstances<br />
during the last oral proceedings.<br />
161 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II.<br />
162 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 4 Ni 24/09.<br />
163 Federal Court of Justice, ruling dated 29 November <strong>2011</strong> – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse.<br />
164 Federal Court of Justice, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; Federal Patent Court, ruling dated 3 December 2009 – 10 Ni 8/08.<br />
165 Federal Court of Justice, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage, GRUR 1957, 482 – Custodiol I;<br />
Benkard/Rogge, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 22, Margin No. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 81, Margin No. 67.<br />
166 BPatGE 27, 55.<br />
167 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik.<br />
168 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EP), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 98/11].<br />
169 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 9, regarding the burden of proof: Margin No. 160.<br />
170 Thomas/Putzo-Reichhold, ZPO [German Code of Civil Procedure], 31 st Edition (2010), preparation for Sec. 253 of the German Code of<br />
Civil Procedure, Margin No. 11 with further references.<br />
122
Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
2. Grounds for nullity<br />
Regarding the contentious issue of inadmissible<br />
extension of the contents of the application<br />
(a divisional application in this case), the 1 st Board 171<br />
pointed out according to Art. II, Sec. 6, Para. 1, No. 3<br />
of the International Patent Convention in conjunction<br />
with Art. 138, Para. 1 (c) of the European Patent<br />
Convention that, based on the case law of the Enlarged<br />
Board of Appeal 172 , the decisive assessment<br />
in the event of a series of divisional applications has<br />
only been made in compliance with Sec. 76, Para. 1<br />
of the European Patent Convention if the subject<br />
matter claimed in the last divisional application was<br />
originally disclosed in all of the preceding divisional<br />
applications and in the parent application. 173 Unlike<br />
the declaration of division pursuant to Sec. 39 of the<br />
German Patent Act 174 , Art. 76 of the European Patent<br />
Convention in conjunction with Rule 36 of the Regulations<br />
of the European Patent Convention requires<br />
that a divisional application be filed for an earlier<br />
pending European patent application. The Board was<br />
thus of the opinion that the European divisional application<br />
filed pursuant to Art. 76 of the European<br />
Patent Convention for a European patent constitutes<br />
a further hurdle for the disclosure 175 , as does every<br />
other preceding divisional application forming a basis<br />
for it, and that the case law of the Enlarged Board<br />
of Appeal had to be adhered to.<br />
3. Binding effect of requests in nullity<br />
proceedings<br />
The 3 rd Board 176 had been called upon to rule on the<br />
sequence in which the various versions of the claims<br />
of the patent in suit being defended, which had been<br />
numbered by the patentee in its request, were to be<br />
reviewed. The claims according to the auxiliary requests<br />
were of the same claim category. Claim 1 of<br />
auxiliary request 6 claimed the use of combinations<br />
of the active pharmaceutical ingredient Taxotere and<br />
active ingredients that were not defined any further,<br />
whereas claim 1 of auxiliary requests 2 to 5 mentioned<br />
specific active ingredients in a combination<br />
with Taxotere. The Board stated that in principle, the<br />
court was not bound to reviewing the versions of the<br />
claims defended by the patentee based on the numbering<br />
selected by the patentee and that, irrespective<br />
of the numbering and in line with established case<br />
law, the version that was limited the least was usually<br />
the first to be reviewed. Therefore, the Board was<br />
of the opinion that the claims according to auxiliary<br />
request 6 should be reviewed before claims 1 to 3 of<br />
auxiliary requests 2 to 5. 177<br />
In a case in which the defendant in a nullity suit<br />
stopped defending the patent in suit in the scope under<br />
attack by introducing an admissible voluntary limitation,<br />
the 4 th Board 178 adhered to the jurisprudence of<br />
the 3 rd Nullity Board of the Federal Patent Court 179 , according<br />
to which a patent in suit that has been “voluntarily<br />
limited to zero” must be declared null and void<br />
171 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />
172 European Patent Office, G 1/06, Official Journal 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, Official Journal 2008, 271.<br />
173 Singer/Stauder/Teschemacher, European Patent Convention, 5 th Edition (2010), Art. 76, Margin No. 12.<br />
174 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975.<br />
175 Concurred by Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 39, Margin No. 63.<br />
176 Federal Patent Court, ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU).<br />
177 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 136, BPatGE 34, 230; Federal Patent Court, GRUR 2008, 892 – Memantin;<br />
Federal Patent Court, ruling dated 14 September 1995 – 2 Ni 29/94– Wirbelplatzhalter.<br />
178 Federal Patent Court, ruling dated 19 October <strong>2011</strong> – 4 Ni 73/09.<br />
179 Federal Patent Court, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin.<br />
123
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Utility Model Law<br />
without factual review, because a factual review may<br />
only be conducted within the limits set by the litigating<br />
parties. The 4 th Board stated that accordingly, this<br />
submission was to be considered a declaration similar<br />
to the acknowledgment of the plaintiffs motion<br />
as defined by Sec. 307 of the German Code of Civil<br />
Procedure which justifies declaring the patent in suit<br />
null and void while being exempt from the obligation<br />
to subject it to a factual review as is the case when a<br />
claim is dropped, which justifies declaring the patent<br />
partially null and void without subjecting it to a factual<br />
review.<br />
Utility Model Law<br />
On the occasion of an appeal lodged on cost-related<br />
issues, the 35 th Board 180 found that the cancellation<br />
proceedings before the Utility Model Department of<br />
the German Patent and Trade Mark Office was an administrative<br />
proceedings although it was similar to a<br />
court. 181 The administration fee due for representation<br />
in administration proceedings must thus comply with<br />
No. 2300 of German Attorney Remuneration Act. There<br />
is no justification for a further fee pursuant to No. 3104<br />
of the German Attorney Remuneration Act for attending<br />
an oral proceedings before the Utility Model Department.<br />
The 35 th Board had the opportunity in several proceedings<br />
to present its view on the prerequisites for<br />
immediate acknowledgment in utility model cancellation<br />
proceedings. Two conditions have to be met<br />
in order to be able to apply Sec. 93 of the German<br />
Code of Civil procedure in utility model cancellation<br />
proceedings, namely a) the utility model holder must<br />
immediately acknowledge the cancellation claim<br />
raised against him in accordance with Sec. 13, Para. 1<br />
and Sec. 15, Para. 1, Nos. 1 or 3 of the German Utility<br />
Model Act and b) the utility model holder did not occasion<br />
the filing of a cancellation request. 182 If the appellant<br />
has allowed the period for raising objections<br />
pursuant to Sec. 17, Para. 1, Sentence 1 of the German<br />
Utility Model Act to lapse without raising an objection,<br />
this is deemed an immediate acknowledgment<br />
of the claim for cancellation as set out in Sec. 93 of<br />
the German Code of Civil Procedure. In exceptional<br />
cases, acknowledgment may also be deemed immediate<br />
despite an opposition if the request is changed<br />
and the utility model holder immediately submits<br />
to the new ground for cancellation for example by<br />
withdrawing its objection. 183 This can be occasioned<br />
by behaviour that reasonably justifies the conclusion<br />
that a cancellation proceedings is necessary.<br />
This is generally the case if the utility model holder<br />
has failed to comply with a request for the voluntary<br />
surrender of the utility model or a request of similar<br />
nature, which has a reasonable time limit and is substantiated,<br />
i.e. with verifiable facts from which the<br />
lack of protectability has been deduced. 184 185 However,<br />
a previous cancellation request may be abandoned<br />
without the risk of incurring costs if the cancellation<br />
requester has been faced with an infringement suit<br />
filed by the utility model holder 186 or injunction pro-<br />
180 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 47/09.<br />
181 Federal Constitutional Court, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 26<br />
Margin Nos. 4 and 5.<br />
182 Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09; Federal Patent Court, ruling dated 2 September <strong>2011</strong><br />
– 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17 Margin No. 62 with further evidence; BPatGE 8, 47, 50.<br />
183 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 16/09; referring to Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />
Margin No. 64.<br />
184 Federal Patent Court, ruling dated 2 September <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10 making reference to Bühring, GebrMG, 8 th Edition. (<strong>2011</strong>),<br />
Sec. 17, Margin Nos. 91 et seqq. with further evidence, Loth, GbmG, 2001, Sec. 17, Margin No. 60.<br />
185 Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09.<br />
186 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 21/09; referring to Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />
Margin No. 84.<br />
124
Design Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
ceedings have been threatened. 187 However, it does<br />
not suffice to simply contest that summary protection<br />
measures have been threatened. 188<br />
Design Law<br />
The 10th Board 189 had been called upon to rule on the<br />
prerequisites for granting the application date of a<br />
utility model application. The applicant had applied<br />
for a utility model on Form R 5703, but had failed to<br />
complete the section headed “Indication of Products”<br />
or provide more detailed information on the product.<br />
The Utility Model Department of the Patent Office<br />
pointed to the missing indication of product and the<br />
consequences of a subsequent indication of product<br />
for the application date and ruled – after the applicant<br />
had subsequently provided the indication of product –<br />
that the later application date was granted. Having<br />
regard to the appeal filed by the applicant, the 10th<br />
Board confirmed the legal opinion of the Utility Model<br />
Department, making reference to Secs. 11, 13 and 16,<br />
Para. 5 of the German Utility Model Act. Pursuant to<br />
Sec. 11, Para. 2, No. 4 of the German Utility Model Act,<br />
the application must contain an indication of product.<br />
This formal requirement, the statement of which does<br />
not affect the scope of protection of the utility model,<br />
forbids the office from entering an application in the<br />
Utility Model Register under a certain product class<br />
without the applicant having indicated it. The objective<br />
is to prevent false register entries. 190 According to<br />
Sec. 16, Para. 5 of the German Utility Model Act, the<br />
consequence of the late indication is that the application<br />
date as defined by Sec. 13, Para. 1 of the German<br />
Utility Model Act is the date on which the late indication<br />
of product is made. The Board found that the<br />
fact that the applicant had indicated the “03-03” classification<br />
did not suffice because this class of goods<br />
includes several products.<br />
Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek**<br />
187 Federal Patent Court, ruling dated 7 February <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09, making reference to Bühring, GebrMG, 7 th Edition. (2007),<br />
Sec. 17, Margin No. 85; Benkard/Goebel, PatG, 10th Edition (2006), Margin No. 23 regarding Sec. 17 of the German Utility Model Act;<br />
for the patent nullity proceedings, cf.: Federal Patent Court, GRUR-RR 2009, 325, 326.<br />
188 Federal Patent Court, ruling dated 7 February <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09, making reference to Frankfurt Higher Regional Court,<br />
NJW-RR1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei der Kostenbeschwerde; Rostock Regional Court, WRP [Competition and Legal<br />
Practice Journal] 2009, 1314 (headnote); Federal Court of Justice, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />
Margin No. 84.<br />
189 Federal Patent Court, ruling dated 15 September <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 701/11.<br />
190 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4 th Edition, Sec. 11, Margin Nos. 62 et seq.<br />
* Presiding Judge at the Federal Patent Court, Munich.<br />
** Judge at the Federal Patent Court, Munich.<br />
125
BPatG BPatG Annual Annual Report Report <strong>2011</strong> <strong>2011</strong> Trade Trade Mark Mark Law Law<br />
Trade Mark Law<br />
I. Unconventional Trade Mark<br />
Forms<br />
1. Graphical representability<br />
Abstract colour trade marks<br />
The “blue (Pantone 2747C)/silver (Pantone<br />
877C)” 1 colour combination in a ratio<br />
described by the appellant as being<br />
“approximately 50 to 50” for which an<br />
application was filed for energy drinks<br />
was found by the 26 th Board to be inherently<br />
ineligible for protection because it<br />
lacked graphical representability as defined<br />
by Sec. 8, Paras. 1 and 3 of the German Trade Mark<br />
Act. Failure to specify a precise ratio allowed for an indefinite<br />
number of colour combinations to be covered.<br />
The graphical representability of a contour-free colour<br />
combination required the literal description to include<br />
not only a clear specification of the claimed colours by<br />
way of an internationally recognised colour classification<br />
system and of the spatial arrangement of the colours,<br />
but also precise specifications of their quantitative<br />
ratios. This protection hurdle could not be taken by<br />
virtue of acquired distinctiveness. The 47.65 % (blue) to<br />
52.35 % (silver) ratio specified for the two colours in an<br />
auxiliary request filed during the appeal proceedings<br />
was an inadmissible amendment to the trade mark for<br />
which an application had been filed.<br />
Three-dimensional trade marks<br />
In the proceedings concerning the three-dimensional<br />
“chocolate sticks” international trade mark registered<br />
for “cocoa, chocolate and chocolate goods” 2 , the 25 th<br />
Board ruled that the pictorial representation was not<br />
unambiguous enough because it allowed for a large<br />
variety of three-dimensional design variants. It was<br />
impossible to derive the stick’s precise shape or structure<br />
from the image filed. The<br />
explanatory description according<br />
to which the trade<br />
mark represented the shape of<br />
a branch or a shoot of a vine was also insufficient for<br />
the unambiguous determination of the subject matter<br />
for which protection was sought, because grapevines<br />
may naturally differ in structure. An appeal on<br />
points of law was allowed in order to obtain clarity on<br />
the fundamental issues of whether, when dealing with<br />
(complex) three-dimensional designs, all sides had to<br />
be shown, or whether it sufficed to present a side view,<br />
and whether the unambiguous graphical representation<br />
of the sign was part of European ordre public as<br />
defined by Sec. 6 quinquies B, No. 3 of the Paris Convention<br />
for the Protection of Intellectual Property.<br />
Other types of trade marks<br />
By confirming the ineligibility for protection of what<br />
is known as the “rectangle-like geometrical shape<br />
filed with a violet-purple colour” variable pictorial<br />
trade mark classified under other types of trade<br />
marks 3 , the 29 th Board was in line with the decision<br />
reached by the European Court of Justice on the “Dyson”<br />
case. 4 The pictorial representation showed three<br />
possible manifestations of the sign, and the annexed<br />
description specified that the figure’s variable lengthto-width<br />
ratio was between 1:2<br />
and 10:1. The only elements remaining<br />
unchanged were the colour<br />
scheme and the abstract features<br />
(two straight parallel border<br />
lines in longitudinal direction and<br />
a straight border line as well as<br />
an outwardly arching curved border<br />
line transversely perpendicular<br />
to the longitudinal direction).<br />
Given the variability of the length-to-width ratio, the<br />
sign could be manifested in a plurality of proportions.<br />
What was thus claimed was not just one specific sign,<br />
1 Federal Patent Court, ruling dated 8 April <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 12/10.<br />
2 Federal Patent Court, ruling dated 21 July <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 8/09. The allowed appeal on points of law was filed: I ZB 56/11.<br />
3 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 29W (pat) 173/10 for numerous goods and services of nearly all classes.<br />
4 GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2007, 231, 233, margin no. 37; also cf. the decision of the Board, GRUR 2008, 416, 418<br />
et seq. – Variabler Strichcode and the ruling dated 10 December 2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (nearly identical trade<br />
mark application).<br />
126
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
but a plurality of different manifestations, resulting<br />
in a lack of graphical representability and in turn the<br />
failure of the appeal.<br />
2. Abstract colour trade marks<br />
The number of proceedings concerning abstract colour<br />
trade marks continued to decrease. Abstract colour<br />
trade marks often lack distinctive character because<br />
consumers are not accustomed to deduce the origin of<br />
goods or services solely based on colour. They are only<br />
eligible for protection under extraordinary circumstances,<br />
namely in cases in which the goods or services<br />
are limited and the relevant market is very specific.<br />
Otherwise, protection may be obtained through<br />
acquired distinctiveness.<br />
The appeal lodged in the cancellation proceedings<br />
concerning the “green” (RAL 1506040) colour trade<br />
mark for which an application was filed for polypropylene<br />
drinking water pipes 5 was rejected due to a lack<br />
of distinctiveness because it targeted a large number<br />
of manufacturing operations and – as buyers – both<br />
construction professionals as well as handymen endconsumers<br />
who conduct their purchases<br />
in DIY outlets, which meant<br />
that there was no specific, limited<br />
market with a few suppliers and a<br />
manageable clientele. The appellant<br />
had failed to prove sufficiently or<br />
plead convincingly that this obstacle to eligibility for<br />
protection had been taken through acquired distinctiveness.<br />
3. Three-dimensional trade marks<br />
Three-dimensional signs lack distinctiveness in cases<br />
in which they are only a natural rendition of the product,<br />
the manifestation of central conceptual content,<br />
or simple, aesthetic design features. They are only eligible<br />
for protection if they have characteristic features<br />
that substantially deviate from the norm or what is<br />
customary in the relevant sector.<br />
The 26 th Board found that the latter did not apply<br />
to the three-dimensional trade<br />
mark registered for “armchairs”<br />
[armchair]. 6 It was eligible to be<br />
registered as a trade mark in accordance<br />
with Sec. 3, Para. 2, No. 1<br />
of the German Trade Mark Act in<br />
abstract terms, because its shape<br />
was not determined by the type<br />
of product in itself. Since use and<br />
purpose as a piece of seating furniture<br />
were at the fore instead of<br />
aesthetic value, the mark did not merely consist of a<br />
shape that imparted major value to the product (Sec. 3,<br />
Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act). However,<br />
the trade mark merely represented another variation<br />
on armchair design, which did not differ significantly<br />
from the wide variety of seating furniture known in<br />
the art.<br />
The 25 th Board also found that the<br />
three-dimensional mark “chocolate<br />
praline with a light/dark filling” for<br />
which an application was filed for ice<br />
cream, jellied fruit, chocolate and confectionery<br />
was not eligible for protection.<br />
The spherical shape 7 with a flattened<br />
bottom and vertically split light/<br />
dark filling was a further aesthetic<br />
design variation on the shapes already<br />
known in the chocolate and confectionery sector. The<br />
degree of distinctiveness required to obtain acquired<br />
distinctiveness for the mere reproduction of the shape<br />
of an article is much higher than 50 %. The consumer<br />
survey was found to suffer from numerous deficiencies.<br />
It revealed a level of familiarity of a mere 45.2 %<br />
and did not draw any conclusions regarding the degree<br />
of identification or attribution.<br />
5 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 65/10 for “polypropylene pipes and pipe fittings for supplying drinking<br />
water in residential, office and industrial buildings”.<br />
6 Federal Patent Court, ruling dated 8 June <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/08.<br />
7 Federal Patent Court, ruling dated 15 September <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 522/11. This is the image of the “original Halloren sphere” manufactured<br />
by the applicant in Halle, the shape of which is modelled on the silver buttons of the traditional costume of the “Halloren<br />
Brotherhood”, the guild of the salt knitters domiciled in Halle.<br />
127
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
4. Other types of trade marks<br />
The 28 th Board confirmed the<br />
rejection of the “specific geometric<br />
structure with golden<br />
colouring” 8 applied for as another<br />
type of trade mark for<br />
“vehicles and their parts in<br />
so far as they belong to class<br />
12” on the ground of a lack of<br />
distinctiveness. The mark reflected<br />
the image of the article as a pattern of a surface<br />
or structural design. Since the automotive sector<br />
had a manageable variety of surface design variants<br />
– including gold coloured and structured alternatives<br />
– there was no substantial deviation from the norm.<br />
II. Word Marks, Word/Figurative<br />
Marks and Figurative Marks<br />
1. Terms in foreign languages<br />
Eligible for protection<br />
“THALASSA” 9 was etymologically related to the technical<br />
term “thalasso” designating a therapy for treating<br />
diseases with sea water, the sun, algae, etc. In view of<br />
the significant difference in terms of tone and typeface<br />
between the “a” and “o” ending, international<br />
trade mark experts would accord it a property allowing<br />
one to deduce its origin, and the average consumer<br />
would understand that the term was a fictitious word.<br />
Neither the expert community, nor the average consumer<br />
would be familiar with the Japanese term<br />
“kuro” 10 for “black”, as Japanese is neither a common<br />
foreign language nor a language used by experts in<br />
the textile industry; “kuro” was thus perceived as a fictitious<br />
word.<br />
Not eligible for protection<br />
“ALMOND” 11 was demonstrably a colour designation<br />
used for garments and shoes. The disclaimer “excluding<br />
light beige articles” was inadmissible because it<br />
did not exclude delimitable articles on the basis of<br />
their colour scheme.<br />
The term “cone” 12 described the shape of sitting furniture<br />
such as stools, the shape of which resembled a<br />
cone placed on its tip. There was also a close objective<br />
descriptive relation with respect to planning services<br />
because cones were considered a basic geometric<br />
shape in both interior and furniture design.<br />
2. Letter/numeral trade marks<br />
Single letters and combinations of letters lack distinctiveness<br />
in cases in which they represent factual<br />
acronyms or are considered standard type, serial or<br />
technical designations due to the branch of industry in<br />
which they are used. Numbers are generally not eligible<br />
for protection when they are used as quantifiers or<br />
as abbreviations or synonyms, e.g. “24” for “around the<br />
clock”, “2” for “to” or “4” for “for”. However, making this<br />
determination strongly depends on the circumstances<br />
prevailing in the sector in question.<br />
Registration procedures<br />
Eligible for protection<br />
“QE” 13 , which the appellant itself used as an acronym<br />
for “Quantum Entertainment”, a cure developed by Dr.<br />
Kinslow, was not a commonly used generic designation<br />
in the relevant market and abbreviated a plurality<br />
of terms (e.g. “quod est”). Even if a term was apparently<br />
turning into a generic designation pursuant to<br />
Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act, the<br />
trade mark proprietor could counter this development<br />
successfully by “managing the brand aggressively”.<br />
8 Federal Patent Court, ruling dated 16 February <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 551/10.<br />
9 Federal Patent Court, ruling dated 21 July <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 34/10 for class 43 and 44 services.<br />
10 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 536/10, for “garments”.<br />
11 Federal Patent Court, ruling dated 15 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 568/10, inter alia for “garments; sneakers”.<br />
12 Federal Patent Court, ruling dated 23 February <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 512/10, inter alia for “garments; interior decorator services”.<br />
13 Federal Patent Court, ruling dated 18 July <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 162/10 for class 9, 16, 35 and 41 goods and services.<br />
14 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 47/11 for class 7, 40 and 42 goods and services.<br />
15 Federal Patent Court, ruling dated 1 January <strong>2011</strong> – 26 W (pat) inter alia for “paper, cardboard (carton) and articles made of these materials;<br />
suitcases and carry-on luggage; furniture; woven material and textile goods; garments; carpets, advertising for third parties”.<br />
128
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
After all, the appellant had demonstrated that it had<br />
announced and implemented its use as a trade mark<br />
in due course. This should also be taken into account<br />
when making an assessment in accordance with<br />
Sec. 8, Para. 2, No. 1 of the German Trade Mark Act.<br />
“LCM” 14 may be the English acronym for “liquid crystal<br />
monitor” according to Wikipedia, but this was demonstrably<br />
neither common, nor used. There was no<br />
reason to interpret “LCM” as “LCD monitor”, since “LCD”<br />
alone was the customary abbreviation for “liquid crystal<br />
device monitor”.<br />
Not eligible for protection<br />
15<br />
was the ruling handed<br />
down on the superlative<br />
of the “XXL” size designation<br />
used in the clothing<br />
sector, which in addition was found to have originated<br />
from advertisements in which it was used to<br />
describe a wide range of diverse services or to highlight<br />
the stand-out position of a product or service.<br />
Advertising messages would only be found to have<br />
acquired distinctiveness if their intent to serve as a<br />
commercial origin identifier took centre stage from<br />
the perspective of the relevant consumer circles. This<br />
was not the case if a retailer selling a large number<br />
of goods affixed the mark to the external areas of its<br />
outlets or in its own advertisements without making<br />
specific reference to the goods. The graphic was insufficient<br />
to act as a business indicator.<br />
“18 +” 16 indicated that the goods and services targeted<br />
or were suitable for the “over 18” age group or that<br />
their acquisition or usage required the consumer to<br />
be of age. The combination of a number and “plus” or<br />
“+” to describe an age group was already widely used<br />
(50plus; 30 plus; 40 plus). The cancellation of this trade<br />
mark was thus confirmed.<br />
Opposition proceedings<br />
17<br />
: The large number of registered<br />
“M” trade marks in the affected<br />
vs. services sector resulted in a low<br />
degree of uniqueness. There was<br />
no similarity in terms of typeface<br />
or image due to the differences in general visual impression.<br />
There was no likelihood of one being mistaken<br />
for the other because the target group would mention<br />
further elements of the trade marks, e.g. “white M<br />
against a red backdrop” even when referring to common<br />
and fairly insignificant ingredients or ornaments.<br />
“46” vs.<br />
18<br />
: Even if the scope of protection<br />
were small, there was a likelihood of one being<br />
mistaken for the other because the goods are identical<br />
and the marks are identical phonetically. A distinction<br />
had to be made between services in the technical field<br />
and content-related services in order to prevent goods<br />
and services in the fields of the dissemination of information,<br />
telecommunications and the Internet from<br />
becoming infinitely similar.<br />
3. Word combinations<br />
Eligible for protection<br />
“go-collect” 19 : Even if a few consumers were to understand<br />
what “collect” meant in German, the “go” prefix<br />
connected to the second word with a hyphen gave the<br />
mark a structure that was so unusual that one could<br />
only deduce what it meant by drawing a series of major<br />
logical conclusions.<br />
The subject of no less than 19 appeal proceedings thus<br />
far were word/figurative marks including the element<br />
“Volks-” [people’s] alongside the designation of a product<br />
or service. The 29 th Board found it eligible for protection.<br />
The lawsuits could basically be subdivided into<br />
two categories:<br />
16 Federal Patent Court, ruling dated 18 August <strong>2011</strong> – 25 W (pat), liable to be cancelled inter alia for “all types of data carriers ...;<br />
computers as well as computer software and hardware ...; telecommunications ...; pharmaceuticals ...; exposed films ..., audio films, ...<br />
CDs, ...; printed matter ...; video rentals ...; sex aides ...; ... jewellery; garments ...”.<br />
17 Federal Patent Court, ruling dated 2 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 504/10. The trade mark in suit is registered inter alia for the “the conduct<br />
of cultural and sports activities; room and board”, whereas the opposing trade mark is registered for class 41 and 42 services.<br />
18 Federal Patent Court, ruling dated 11 May <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/10. The trade mark in suit is registered for class 25, 38 and 42 goods and<br />
services, whereas the opposing trade mark is registered for class 9 and 25 goods.<br />
19 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 136/09 for class 9, 36, 38, 42 and 45 goods and services.<br />
129
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
- Marks consisting of combinations<br />
of words, the<br />
connection of which alone<br />
make them distinctive, e.g. “VolksHähnchen” 20 : The<br />
word element “Volks-” in connection with the designation<br />
of a product or service did not mean that it was a<br />
particularly well-priced product or service. “Volks-” only<br />
meant “for all” or “for everyone”. Based on the marking<br />
customs of the relevant sector, poultry put on sale did<br />
not target specific sociological groups (upper, middle<br />
or lower class) even if for economic reasons alone.<br />
- Marks consisting of word<br />
combinations providing a certain<br />
indication of the subject<br />
matter that are distinctive due to their graphical design,<br />
e.g. VolksGolfen 21 . The appellant had already registered<br />
62 word/figurative marks of the “Volks-” category<br />
with corresponding compositions and designs,<br />
which had been advertised through extensive campaigns.<br />
They were closely related to the standard mark<br />
“Bild.de”. In addition, the image in itself had already<br />
been registered as a figurative mark. 22<br />
Not eligible for protection<br />
“iNanny” 23 : In view of the observed habit acquired by<br />
consumer circles to use the term “nanny” for communications<br />
devices and software, when taken to mean<br />
“Internet nanny”, the registered mark indicated that<br />
the claimed devices, programmes and services used to<br />
locate and monitor individuals via the Internet were<br />
capable of fulfilling the tasks of a nanny.<br />
24<br />
: A linguistic expert opinion<br />
found that the term<br />
“Euroshop” had not yet<br />
been vernacularised. However, there was ample proof<br />
of research on the Internet providing strong evidence<br />
of the fact that “Euroshop” was understood to be<br />
the generic term for the formation of semantic subgroups<br />
of a constantly rising number of bargain discount<br />
stores offering products in the lowest price segment,<br />
namely between f 0 and f 10.<br />
4. Slogans<br />
The Federal Patent Court’s established case law, according<br />
to which slogans are eligible for protection if<br />
they have a certain degree of brevity, originality and<br />
conciseness, was complied with.<br />
Eligible for protection<br />
“Wir machen morgen möglich” 25 : The descriptive core<br />
of the statement specifying that goods and services in<br />
the computer sector were oriented to future developments<br />
and progress did not have to be freely available<br />
to competitors because it was not a figure of speech.<br />
“VIVA LA MONEY” 26 : In sum, the meaning of “Long live<br />
money” merely hinted at the fact that money played a<br />
significant role, but did not designate a specific aspect<br />
of a financial service.<br />
Not eligible for protection<br />
“Wir sind die Guten” 27 : It was irrelevant whether the<br />
slogan was deemed an indication of the technically<br />
20 Federal Patent Court, ruling dated 28 March <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 5/11 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services.<br />
21 Federal Patent Court, ruling dated 24 March <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 215/10 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services.<br />
22 Dissenting opinion: 26 W (pat) 83/10 – Volks-Kredit and 26 W (pat) 102/10 – Volks-Plasma-TV.<br />
23 Federal Patent Court, ruling dated 31 May <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 23/10 for class 9, 38 and 45 goods and services.<br />
24 Federal Patent Court, ruling dated 14 December <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 3/11 for class 16, 21 and 35 goods and services.<br />
25 Federal Patent Court, ruling dated 19 May <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 501/11 inter alia for “data processors; computer software and hardware for<br />
wireless communications; network hardware and software training services; consulting services in the computer and wireless data<br />
transmission sectors”.<br />
26 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 507/10 for class 36 services.<br />
27 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 21/10 for class 35, 38 and 42 services.<br />
28 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 518/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42 and 45<br />
goods and services.<br />
130
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
qualified suppliers of the relevant services or of their<br />
good quality. Even if the slightly self-deprecating nature<br />
of the sequence of words were recognised by<br />
most, this slogan, which is already being used in the<br />
most diverse product and service sectors, was not suitable<br />
to function as proof of origin.<br />
“Colour your life” 28 was also understood in Germany<br />
to be nothing but a descriptive call to make life colourful.<br />
5. Word sequences with geographic<br />
indication of origin<br />
Eligible for protection<br />
“Cajun” 29 : Rural Cajun County in the Mississippi Delta,<br />
which has an abundance of swampland had no meaning<br />
with respect to automotive issues or the domestic<br />
media sector. Those who were familiar with the term<br />
“Cajun” designating an ethnic group in the USA as well<br />
as its dialect, music and cuisine, would imaginatively<br />
apply this ethnic-geographic term to the field of automotive<br />
literature or comparable media dealing with<br />
automotive issues.<br />
“ORDU-Döner” 30 : Neither the Turkish town nor the<br />
region of “Ordu” had been associated with the production<br />
or origin of foodstuffs for the German market.<br />
Since there was a domestic ban on importing<br />
meat products from Turkey, the word sequence was<br />
not expected to turn into a geographic indication of<br />
origin.<br />
Not eligible for protection<br />
“Madrid” 31 : In cases concerning places of economic<br />
importance such as the Spanish capital, one would<br />
generally assume that it was necessary to be able to<br />
use the name of the place freely for nearly all goods/<br />
services. 32<br />
“has Antep” 33 : “has” meant “idiosyncratic, real, pure”.<br />
“Antep” was the abbreviation of the Turkish province<br />
of “Gaziantep” which produced culinary specialties<br />
and in consequence, reference was merely made to the<br />
geographic origin of the goods. This descriptive significance<br />
was also discernible to domestic consumers<br />
with respect to the import and export of agricultural<br />
goods from Turkey.<br />
6. Designations of establishment<br />
Eligible for protection<br />
“Stadion An der Alten Försterei” 34 had been formed<br />
as the name of an establishment perceived both as<br />
such and as a mark, which the public generally regarded<br />
as a commercial origin identifier. 35 The mark<br />
could also be applied to typical souvenirs in a manner<br />
that indicated their origin. 36 Furthermore, designations<br />
of establishments were not required to<br />
remain in the public domain for services at events,<br />
which could only be rendered there with the operator’s<br />
approval. In contrast, the statement of contents<br />
was not eligible for protection with respect to “printed<br />
matter, photographs; paper and cardboard goods”.<br />
29 Federal Patent Court, ruling dated 10 March <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 503/11 inter alia for “magnetic recording media, gramophone records;<br />
data carriers including programmes, computer games, the aforementioned class 9 goods only with content from the automotive<br />
sector; printed matter; ..., the aforementioned class 16 goods only with content from the automotive sector”.<br />
30 Federal Patent Court, ruling dated 22 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 132/10, inter alia for “meat, sausage products ... , dishes prepared with the<br />
aforementioned goods; ... guest catering ...;” in line with: Federal Patent Court, ruling dated 22 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 133/10<br />
– AKSARAY doner for the same goods and services.<br />
31 Federal Patent Court, ruling dated 17 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 518/10 for class 10, 25 and 35 goods and services.<br />
32 Also cf. Federal Patent Court, ruling dated 17 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 517/10 – “Gizeh” for class 10 and 25 goods as well as class 35<br />
services.<br />
33 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 138/10 liable to be cancelled for class 29 and 30 goods–mainly fruit,<br />
vegetable, sausage products and spices.<br />
34 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 158/10, eligible for protection inter alia for “paper; stationery; garments;<br />
advertising, education; entertainment; sports and cultural activities,” not eligible for protection for “printed matter; photographs;<br />
paper and cardboard goods”.<br />
35 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 30 May <strong>2011</strong> – 32W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; ruling dated 15 November 2010<br />
– 27W (pat) 218/09 – Ruhrstadion.<br />
36 Dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. The allowed appeal<br />
on points of law was filed: I ZB 13/11.<br />
131
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
“Nordhessenhalle” 37 : It had become customary to use<br />
distinguishing marks designating venues made up of<br />
the name of a region or municipality and the type of<br />
establishment (e.g. stadium or arena).<br />
Not eligible for protection<br />
Basic linguistic rules enabled one to deduce the<br />
merely descriptive meaning of “Orthopaedicum” 38 ,<br />
namely “an orthopaedic institute with scientific ambitions”<br />
– not least due to the large number of terms<br />
formed in a similar manner, e.g. Gynäkologicum or<br />
Implantologicum.<br />
39<br />
was perceived as a<br />
descriptive indication<br />
of an institute domiciled<br />
in Germany or<br />
funded by a German entity, dedicated to the field of<br />
“human rights”.<br />
7. Names of individuals<br />
Registration procedures<br />
Names of individuals are distinctive by nature. However,<br />
the names of famous historical figures, e.g. Leonardo<br />
da Vinci 40 are part of general cultural heritage and<br />
can thus not be protected as distinguishing marks.<br />
The appeals filed in the following cases were successful:<br />
“Fürst von Metternich“ 41 : Given the practices applied<br />
to create distinguishing marks in the affected branches<br />
of industry, the name of the head of the Congress<br />
of Vienna was not suitable to be used as a statement<br />
of content. The name was only associated with political<br />
events and was not related to gastronomic or<br />
wine culture, newspapers, or a specific dance, music or<br />
clothing style.<br />
“Hugo Sinzheimer Institut” 42 : The legal scholar and<br />
social democrat who was considered the father of<br />
abour law did not rank among the famous figures<br />
of the world’s cultural heritage, the names of which<br />
should remain in the public domain in any event. After<br />
all, Hugo Sinzheimer was only known to German<br />
experts specialised in the field of labour law. Moreover,<br />
the designation had not turned into a descriptive specialist<br />
term for a certain kind of institutional establishment<br />
or method of instruction.<br />
Opposition proceedings<br />
A likelihood of confusion was denied in the following<br />
cases:<br />
“Simon Weber” vs. “WEBER” 43 : It was impossible to<br />
characterise the overall impression made by the trade<br />
mark in suit with the last name “Weber” alone and it<br />
was found that it did not have independently distinctive<br />
status because “Weber” was a common name in<br />
Germany – especially in the wine sector – which obtained<br />
an individual character only if it was combined<br />
with a first name.<br />
“ROCCO MILES” vs. “MILES” 44 : An argument against<br />
“MILES” being deemed distinctive or capable of causing<br />
confusion on its own was that it was not a name<br />
that was typical or easy to remember. The first name<br />
“Rocco” was insufficient to identify an individual and<br />
was not descriptive. Even if the public were to perceive<br />
it as a business identifier, it would at least contribute<br />
to providing an identifying effect.<br />
37 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 16/11 inter alia for “advertising; publication and issuance of printed matter<br />
for advertising purposes; organisation and hosting of cultural, political and sports events; room and board”.<br />
38 Federal Patent Court, ruling dated 27 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 46/10, not eligible for protection for class 16, 35, 41 or 42 goods and services;<br />
eligible for protection for class 5, 10, 35, 39 and 41 goods and services.<br />
39 Federal Patent Court, ruling dated 22 July <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 43/10 for class 9, 35, 36, 41 and 42 goods and services.<br />
40 Federal Patent Court, MarkenR [Trade Mark Law] 2008, 33.<br />
41 Federal Patent Court, ruling dated 18 May <strong>2011</strong>–29 W (pat) 158/10 inter alia for “books, namely ...; newspapers” and “publication and<br />
issuance of books, namely ...; organisation and hosting of cultural events, namely ...”.<br />
42 Federal Patent Court, ruling dated 31 October <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 542/11 for class 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42 and 45 goods and services.<br />
43 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 87/10. The trade mark in suit is registered for class 33 goods, whereas<br />
the opposing trade mark is registered for “wines”.<br />
44 Federal Patent Court, ruling dated 25 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 533/10 both registered for class 18 and 25 goods.<br />
132
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
8. Word marks/figurative marks<br />
Eligible for protection<br />
The following appeals were successful for reasons relating<br />
to graphic design:<br />
45<br />
: The meaning of “ein Mehr an Fairness”<br />
did not make any sense because<br />
one was either fair or just or<br />
not. Furthermore, other such combinations<br />
such as “ein Mehr am Markt”<br />
and “Messe und Mehr” did not have<br />
a sensible meaning. The image’s elements, namely the<br />
arrangement of the word components of varying size<br />
and colour and the globe hinted at by the sketch, were<br />
customary for advertising purposes in themselves, but<br />
created a cohesive, characteristic overall impression.<br />
46<br />
: The international trade mark<br />
merely contained a general indication<br />
of the fact that an international<br />
association tested seed<br />
both fairly and uniformly. Despite<br />
the habitualness of seal-like representations,<br />
the overall figurative<br />
representation was based<br />
on a sophisticated design, which still conveyed the<br />
required minimum degree of distinctiveness as a result<br />
of the specific connection of the figurative mark’s<br />
means of representation, each of which is customary<br />
in the field of advertising.<br />
Not eligible for protection<br />
The seal 47 corresponded to widespread quality, company<br />
and association marks as well as official seals<br />
in Germany. The inclusion of the term “Deutsches Hygienezertifikat”<br />
in an Internet address<br />
merely indicated the source<br />
of information. Given the central<br />
importance of hygiene in the field<br />
of health care, the Rod of Asclepius<br />
known as a symbol of alternative<br />
medicine was also a manifest emblem<br />
for a certificate of hygiene.<br />
48<br />
: The graphical design<br />
of word components<br />
of promotional<br />
character customary<br />
in advertising was<br />
neither particularly idiosyncratic nor surprisingly creative<br />
and differed above all from the sophisticated and<br />
imaginative tattoo marks of Hardy-Life LLC. It was not<br />
affixed in a manner in which it served as an indication<br />
of origin. 49<br />
9. Figurative marks<br />
Registration procedures<br />
The principles applicable to figurative marks are the<br />
same as those applicable to three-dimensional marks. 50<br />
Eligible for protection<br />
51<br />
: The clearly discernible<br />
graphical representation<br />
of a beaver<br />
was not directly descriptive<br />
of printed<br />
matter and drawings<br />
in the fields of architecture<br />
and construction engineering. It should be disregarded<br />
that the applicant’s last name corresponded<br />
45 Federal Patent Court, ruling dated 26 September <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 144/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35 and 38<br />
goods and services.<br />
46 Federal Patent Court, ruling dated 29 July <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 37/11 for class 16, 31, 42 and 42 goods and services.<br />
47 Federal Patent Court, ruling dated 9 August <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 34/09 for class 16, 35, 38, 41, 42, 44 and 45 goods and services.<br />
48 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 144/10 for class 25 goods.<br />
49 See item II. 13<br />
50 See item I. 3.<br />
51 Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 18/10 for class 16, 36 and 42 goods and services.<br />
133
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
phonetically to the image’s motif. The disclaimer “all ...<br />
goods ... only for publications in the field of architecture<br />
and construction engineering” was admissible because<br />
the product category was expressed positively.<br />
The 27 th Board found that the six two-dimensional<br />
figurative marks claimed for “footwear” 52 were eligible<br />
for protection. They did not merely reproduce the ornamental<br />
details of shoes. In fact, their graphical embodiment<br />
encompassed representational content, namely<br />
the roman numerals “XI”, “IX”, “V”, “X”, a combination of<br />
“I”, “X” and “I” or the letter “N”, whereby they were assumed<br />
to be used as a trade mark. 53<br />
Not eligible for protection<br />
54<br />
: The connection of the two purely<br />
descriptive symbols for medicine<br />
and the law in the present<br />
pictogram-like form did not create<br />
a new idiosyncratic design through<br />
further transmutation, allowing<br />
for the two symbols to remain discernible<br />
in terms of their significance<br />
and preventing them from<br />
forming a new imaginative unit.<br />
The figure 55 was limited to the factual statement according<br />
to which the foodstuffs affected were domestic<br />
dairy and beef products, which did not apply to<br />
cocoa beans or powder, making the mark eligible for<br />
protection. The specific representation differed from<br />
the natural reproduction only in terms of the striped<br />
colour scheme, which was<br />
recognised by the public as<br />
the colours of the Federal<br />
Republic of Germany and<br />
thus as a geographical indication<br />
of origin.<br />
Opposition proceedings<br />
56<br />
: Both of the<br />
marks included<br />
a stylised figure<br />
vs.<br />
of the head of a<br />
bovine, flanked<br />
by the two handles<br />
of an open<br />
claw cutter and two further claw-care tools. The frame<br />
was a border in the shape of a coat of arms, making<br />
the two marks appear as seals of a guild.<br />
10. Geographical indications of origin<br />
pursuant to EC Council Directive No.<br />
520/2006 dated 20 March 2006 for the<br />
protection of geographical indications<br />
and designations of origin for agricultural<br />
products and foodstuffs<br />
“Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter<br />
und Obazter” (savoury cheese spread typical of Bavaria)<br />
57 : The request filed by a manufacturer of obazda<br />
from the state of Baden-Württemberg to reject the<br />
application for registration filed by a protective association<br />
was granted. The designations were not generic<br />
designations as defined by Art. 3, Para. 1 of EC Directive<br />
No. 510/2006 and instead designated a foodstuff, the<br />
52 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 278/09 and 279/09 to 283/09, each dated 1 February <strong>2011</strong><br />
for “footwear”.<br />
53 See item II. 13.<br />
54 Federal Patent Court, ruling dated 24 February <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 47/10 inter alia for “presentations, seminars and internships<br />
of a coroner or forensic psychiatrist, also relating to medical law, the code of conduct of the medical profession and ethical issues<br />
in the field of medicine”.<br />
55 Federal Patent Court, ruling dated 26 October <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 544/10, not eligible for protection for numerous class 29, 30 and 32<br />
goods, but eligible for protection for “cocoa”.<br />
56 Federal Patent Court, ruling dated 3 March <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 105/09, inter alia for “animal health and beauty care”.<br />
57 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 9/10, for “cheese preparation”.<br />
134
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
reputation of which stemmed from its geographical<br />
origin, and which was produced in a delimited geographical<br />
area. It had not been proven that substantial<br />
amounts of the foodstuff were produced outside Bavaria.<br />
The German Patent and Trade Mark Office had<br />
to verify, inter alia, whether the ban on preservatives in<br />
modern-day common industrial production practices<br />
represented an appropriate limitation. The case was<br />
thus remitted.<br />
“Schwarzwälder Schinken” 58 : The Association for the<br />
Protection of the Black Forest Ham Producers had requested<br />
that the conditions for using the protected<br />
geographical indication be changed so that they require<br />
Black Forest ham to be cut and packaged in the<br />
Black Forest. A meat processing factory, among others,<br />
which cuts and packages the ham it produces in the<br />
Black Forest, had lodged an appeal against this. The<br />
30 th Board ruled that the authenticity of cut and packaged<br />
Black Forest ham was ensured only if the aforementioned<br />
processing steps were carried out in the<br />
Black Forest and this could be verified on site.<br />
11. Violation of public policy or accepted<br />
principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5<br />
of the German Trade Mark Act)<br />
FICKEN 59 : In the first half of <strong>2011</strong>, the applicant was<br />
publicly reprimanded by the Advertising Council, the<br />
German advertising industry’s self-monitoring body,<br />
for making use of this designation on a bottle of<br />
schnapps for advertising purposes. However, the 26 th<br />
Board allowed this word mark to be entered into the<br />
trade mark register. In light of progressive liberalisation,<br />
this was not an intolerable contravention of accepted<br />
principles of morality. The lewd reference to<br />
sexual intercourse was gender-neutral in terms of its<br />
meaningfulness and thus not one-sidedly derogatory.<br />
The word, which originated from gutter language, was<br />
used by various social strata and age groups, e.g. in titles<br />
of plays, films and books. Furthermore, in the fashion<br />
segment affected, it could be a surname (67 entries<br />
in the German telephone directory) which was used as<br />
a trade mark in a sewn-in label.<br />
The 27 th Board was of a<br />
different opinion with respect<br />
to the sign “READY<br />
TO FAAK” 60 : Although<br />
the word “fuck” had been<br />
crossed out, it remained<br />
legible, drawing attention<br />
to itself for this very reason.<br />
The vulgar expression “fuck” designating the conduct<br />
of sexual intercourse in connection with “ready<br />
to” was indecent. Its frequent use in movies, literature<br />
and the media did not take away from that. The use<br />
of gutter language had nothing to do with liberalisation<br />
because attempts to prevent it were made when<br />
raising children. The fact that the colour scheme was<br />
based on that of a well-known motorcycle brand did<br />
not suffice to make a reference to the biker meeting<br />
at Lake Faak.<br />
“D A K I N I” 61 (Sanskrit for sky dancer) was also found<br />
to be in violation of accepted principles of morality. It<br />
related to a female (enlightened) angelic or God-like<br />
being which was a respected or esteemed transcendental<br />
(Buddhist) figure in religious theory and practice.<br />
Practicing Buddhists in Germany regarded its<br />
commercialisation offensive. The space between the<br />
letters would not be perceived.<br />
58 Federal Patent Court, ruling dated 13 October <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 33/09, for “meat products”.<br />
59 Federal Patent Court, ruling dated 3 August <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 116/10 for class 25, 32 and 33 goods.<br />
60 Federal Patent Court, ruling dated 20 September <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 138/10 for class 25 and 41 goods and services. The following allowed<br />
appeal on legal points for ensuring uniform jurisdiction regarding sexually explicit words was lodged: case number I ZB 89/11.<br />
61 Federal Patent Court, ruling dated 10 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 50/10, liable to be cancelled for the “administration of aroma massages”.<br />
135
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
12. Ban on the abuse of public national<br />
emblems for commercial purposes<br />
(Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German<br />
Trade Mark Act)<br />
There is a ban on signs exclusively consisting of national<br />
emblems and containing national emblems<br />
as well as on heraldic imitations and the use of parts<br />
thereof and of the stylised representation. However,<br />
the use or imitation of national emblems of international<br />
organisations is only permissible if the trade<br />
mark is capable of creating the unfounded impression<br />
of a connection to them (Sec. 8, Para. 4, Sentence 4 of<br />
the German Trade Mark Act).<br />
Eligible for protection<br />
62<br />
: Since the contour of the<br />
image element representing<br />
the borders of Georgia<br />
was largely unfamiliar<br />
in expert consumer circles, the idiosyncratic overall<br />
graphical impression made the sign eligible for protection.<br />
Furthermore, given the fading red colour, it was<br />
not a national emblem, i.e. not the Georgian flag.<br />
Not eligible for protection<br />
63<br />
: included the core elements of<br />
the heraldic description of the<br />
flag of the European Council (“a<br />
wreath of 12 five-point stars, the<br />
points of which do not touch<br />
each other, against a blue backdrop”)<br />
and referred – as an unauthorised<br />
heraldic imitation (Sec. 8, Para. 2, No. 8 and<br />
Para. 4 of the German Trade Mark Act) – to a European<br />
deposit system or a European foodstuff transportation<br />
assignment and thus to a connection to the EU.<br />
13. Eligibility for protection based on<br />
possible options for use as a trade mark<br />
A mark’s eligibility for protection partially depends<br />
on whether there are practically important and obvious<br />
ways of affixing or making use of it, allowing the<br />
sign to be perceived as a commercial origin identifier 64 ,<br />
which pure statements of content are incapable of<br />
(e.g. a label bearing the inscription “cotton” on a T-shirt<br />
made of said material). The assessment depends on<br />
the marking habits of the sector in question.<br />
a) Registration procedures<br />
Eligible for protection<br />
“Feierbiest” [word-for-word translation of “party animal”]<br />
65 : The term coined by Louis van Gaal, the former<br />
coach of the German first division soccer club Bayern<br />
München, for someone who likes to party extensively<br />
was already used in many contexts, but was composed<br />
in an unusual linguistic manner and thus not descriptive.<br />
Furthermore, it could not be ruled out that the<br />
mark be understood as a trade mark due to its placement<br />
on the claimed goods (e.g. on labels or patches).<br />
66<br />
: The figurative mark intended<br />
for goods made of metal<br />
– in particular sheet metal<br />
signs and postcards – was not<br />
liable for cancellation simply<br />
because it depicted the little<br />
lamp man of the old East German<br />
crossing signal which had<br />
lost its legal significance as a<br />
traffic sign upon German reunification. In addition, usage<br />
options based on which the mark would solely be<br />
perceived as an indication of origin were both conceivable<br />
and obvious.<br />
62 Federal Patent Court, ruling dated 29 June <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 551/10 for class 39 services.<br />
63 Federal Patent Court, ruling dated 11 August <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 62/10, liable for cancellation inter alia for “containers not made of<br />
metal, in particular for the storage and transportation of food; the cleaning, maintenance and repair of containers;<br />
the transportation sector ...; packaging and storage of goods, in particular food and leftovers in containers”.<br />
64 Federal Patent Court: 27 W (pat) 250/09 – In Kölle jebore; Federal Court of Justice GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II;<br />
GRUR 2010, 1100 – TOOOR!.<br />
65 Federal Patent Court, ruling dated 18 August <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 512/11 for class 24 and 25 goods.<br />
66 Federal Patent Court, ruling dated 4 August <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 29/11.<br />
136
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Not eligible for protection<br />
“Querdenker” 67 : A person who thinks outside the box<br />
was someone who was capable of solving problems<br />
with innovative, unorthodox and cross-disciplinary<br />
concepts far removed from established thinking patterns.<br />
Since the trade mark was solely a factual statement<br />
of the contents of the printed matter and of the<br />
type of advertising and consulting services, obvious<br />
ways of using it as a trade mark could not make it eligible<br />
for protection.<br />
68<br />
: If the goods were made of jute fibre,<br />
it was a statement concerning<br />
the material, which was descriptive<br />
for all uses. However, this did not apply<br />
to packaging made of leather or<br />
to umbrellas.<br />
b) Opposition proceedings<br />
vs. “SCORPIONS” 69 : In cases in which<br />
the name of the band was affixed to<br />
the chest or back area of outerwear<br />
merchandising apparel in the music<br />
industry, e.g. T-shirts, it was perceived<br />
as an indication of the origin<br />
of the goods and thus as a trade<br />
mark. The 33 rd Board found that<br />
there was a likelihood of confusion<br />
as the word elements “BUDO’S FIN-<br />
EST” were a descriptive reference to<br />
an Asian martial arts discipline and the goods’ good<br />
quality and were visually subordinated. The figurative<br />
representation of a scorpion merely illustrated<br />
the term.<br />
III. Cancellation Proceedings<br />
1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50,<br />
Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2,<br />
No. 10 of the German Trade Mark Act<br />
Affirmation of bad faith<br />
A designation holder is deemed to be acting in bad<br />
faith if it takes advantage of the legal position it has<br />
formally without the will to use a mark while abusing<br />
its rights in order to prevent third parties from competing.<br />
This can be done by applying for what are known<br />
as blocking marks in order to block usage to third parties,<br />
by applying for what are known as ambush and<br />
speculative marks in order to claim money from third<br />
parties, by unjustifiably intruding on a domestic prior<br />
user’s known vested rights that are eligible for protection<br />
or by fraudulently obtaining a trade mark.<br />
The 28 th Board was of<br />
the opinion that the<br />
proprietor of the figurative<br />
mark 70 for which<br />
an application was filed inter alia for meat and sausage<br />
products in 2006 and was registered since 2007<br />
acted in bad faith because it had known about its use<br />
by its Austrian domestic competitors for a salami since<br />
2004. Since it was a specific segment of the market<br />
with a relatively small number of suppliers, one could<br />
also assume that the proprietor had knowledge of the<br />
scope of said use. It was also found that it was not<br />
promoting its position on the market in a way that<br />
would have justified intruding on the vested rights of<br />
its competitors which were eligible for protection, because<br />
it had failed to furnish evidence of the use of its<br />
trade mark and had started taking action against its<br />
competitors immediately after having obtained pro-<br />
67 Federal Patent Court, ruling dated 9 February <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 208/10, liable for cancellation for “printed matter; advertisements,<br />
business consulting, marketing consulting; seminars, basic and advanced training consulting”.<br />
68 Federal Patent Court, ruling dated 19 September <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 534/10, not eligible for protection for “bags, namely briefcases,<br />
beach bags ... made of textile material, including jute fibre; clothing; headgear, shoes, including those made of paper, ..., jute and<br />
other natural products”, eligible for protection for “packaging material, packaging wrappers and packaging bags made of leather,<br />
umbrellas and sunshades”.<br />
69 Federal Patent Court, ruling dated 23 August <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 526/10. The two trade marks are registered inter alia for class 25 goods.<br />
70 Federal Patent Court, ruling dated 3 August <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 40/10. The designation, which was written in Cyrillic letters, equates to<br />
“berjozka” in Latin notation, which means “birch” in Russian.<br />
137
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
tection for the trade mark by launching an authorisation<br />
inquiry and warning its competitors. The decision<br />
of the German Patent and Trade Mark Office to cancel<br />
the mark was thus confirmed.<br />
Denial of bad faith<br />
In agreement with the German Patent and Trade Mark<br />
Office, the 28 th Board found that the application filed<br />
for the word mark “Simca” 71 registered inter alia for<br />
motor vehicles was not an act of bad faith if the trade<br />
mark “SIMCA” registered for the applicant internationally<br />
and in France had stopped being used long before<br />
the application was filed for the mark in dispute both<br />
in France and abroad. The “resuscitation” of a designation<br />
used in the past could not be deemed an abuse<br />
of legal rights because trade mark law did not require<br />
independent creative activity.<br />
2. Absolute obstacles to protection<br />
according to Art. 50 para. 1, 2<br />
in conjunction with Art. 8 para. 2<br />
No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act<br />
Cancellations<br />
“Kaleido:” 72 was merely understood to be an abbreviated<br />
description of the product “kaleidoscope” belonging<br />
to the registered generic product term “toy”. Based<br />
on linguistic findings in the field of associative and<br />
prototype theory, gaps in words were filled in a generally<br />
understandable manner.<br />
“EXPAT” 73 , the abbreviation for “expatriate” had become<br />
a technical term used in Germany for employees<br />
on foreign assignment, which meant that the trade<br />
mark merely indicated the designation and suitability<br />
of the services, even if only a small part of the overall<br />
consumer circle was familiar with the term.<br />
Non-cancellations<br />
“BEAUTY WALKER” 74 : It was impossible to establish<br />
with the degree of certainty required for a cancellation<br />
that a “walker” was understood to be a “shoe” when it<br />
was registered in May 2000, resulting in the product<br />
itself being perceived as an “elegant shoe for hikers”.<br />
“BULLI” 75 had not become the customary manufacturer-independent<br />
designation for “motor-powered<br />
wheeled vehicles” (Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German<br />
Trade Mark Act). Only the pickup trucks of the trade<br />
mark proprietor VW AG, which were manufactured by<br />
a certain company, were called “BULLI”.<br />
IV. Opposition Proceedings<br />
1. Genuine use<br />
The genuine use of a<br />
Community trade mark is<br />
not absolutely essential<br />
throughout the EU, but it<br />
is debatable whether it occurs in just one member state.<br />
Pursuant to a judgement dated 30 November 2010 76 ,<br />
the Dutch Court of Justice in the Hague, which tends<br />
to take an affirmative stance on the issue, referred it to<br />
the European Court of Justice to obtain a preliminary<br />
ruling. 77 Having regard to the request for a preliminary<br />
ruling, the 30 th Board, which also found that the use<br />
of a Community trade mark in just one member state<br />
71 Federal Patent Court, ruling dated 12 April <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 13/10.<br />
72 Federal Patent Court, ruling dated 21 September <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 40/09. The following allowed appeal on points of law concerning<br />
the fundamental question of whether linguistic findings could be considered in determining subject matter was filed: I ZB 72/11.<br />
73 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 42/09, liable to be cancelled for “insurance, finance, legal and tax<br />
consulting”.<br />
74 Federal Patent Court, ruling dated 5 July <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 67/10, for “footwear”.<br />
75 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 28/11.<br />
76 LJN [Law Journal Newsletters]: BO6451, BeckRS [Beck Case Law] <strong>2011</strong>, 18778 – “Lenco Merken vs. Hagelkruis Beher”.<br />
77 The action is pending before the European Court of Justice as legal case C-149/11.<br />
138
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
(Germany) was sufficient in the °TolTec”vs. “TOMTEC” 78<br />
case, allowed for an appeal on points of law to be filed<br />
which, however, was not lodged. The likelihood of confusion<br />
due to phonetic similarities was affirmed because<br />
the difference in consonants (L/M) in the middle<br />
of the word was too small. 79<br />
2. Direct likelihood of confusion<br />
Affirmation of a likelihood of confusion<br />
“TEFLEXAN” vs. “TEFLON” 80 : Although the two trade<br />
marks differed significantly in terms of both phonetics<br />
and typeface owing to the middle syllable “(F)LEX”<br />
of the younger trade mark, with this difference being<br />
amplified due to the semantic similarity of the middle<br />
syllable to “flexible” and the extension of the younger<br />
trade mark associated with this, the younger trade<br />
mark approximated the older one especially given<br />
the characteristic beginning of the two words “TEFL”,<br />
which accounted for two thirds of the opposing trade<br />
mark. The letter sequences “TEF” and “TEFL” were not<br />
technical abbreviations for “tetrafluoroethylene”.<br />
vs. “SOFTLAN” 81 : The designations “SOFT-<br />
LINE” and “SOFTLAN” were of great phonetic<br />
similarity despite the emphasis placed<br />
on each of them. Unlike the older trade<br />
mark, a word element of little distinguishing<br />
character or even lacking eligibility for<br />
protection of the younger trade mark could<br />
be accorded a formative position especially<br />
if said component (“SOFT LINE” in this case)<br />
was highlighted in a distinguishing manner by the design<br />
of the trade mark as a whole.<br />
Denial of a likelihood of confusion<br />
“Panprazol” vs. “PANTOZOL” 82 : There was no likelihood<br />
of confusion because the scope of protection conferred<br />
on the opposing trade mark “PANTOZOL” was limited<br />
in view of the discernible approximation of the statement<br />
of the relevant active ingredient designation<br />
“Pantoprazol” and because the younger trade mark<br />
“Panprazol” was also an approximation of this active<br />
ingredient designation. In deviation from the case law<br />
of the Federal Court of Justice regarding HEITEC83, the<br />
limited scope of protection was neither modified nor<br />
extended through the mutual approximation of a factual<br />
statement.84<br />
vs. “POST” 85: Proof of the<br />
acquired distinctiveness<br />
of the word mark “POST”<br />
for conveyance and delivery<br />
services, which has<br />
attained legal validity86, did not substantiate an enlarged<br />
scope of protection for the opposing trade mark<br />
since this would equate to a double reward. The word<br />
component “POST” formed a generic term when combined<br />
with “CITI”.<br />
3. Indirect likelihood of confusion<br />
Affirmation of a likelihood of confusion<br />
vs.<br />
87<br />
: Even if the<br />
depiction of a<br />
temple in the<br />
trade mark<br />
in suit could<br />
be accorded<br />
78 Federal Patent Court, ruling dated 14 April <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 1/10. The trade mark in dispute is registered inter alia for “micrograph<br />
measurement devices”, whereas the opposing trade mark is registered for “software programmes stored on data carriers”.<br />
79 Federal Patent Court, ruling dated 20 October <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 4/10 – Epican vs. EPIGRAN.<br />
80 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 45/09, both registered for class 1 goods.<br />
81 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 47/10. The international trade mark is seeking protection for class 3 in<br />
Germany, whereas the opposing trade mark is registered inter alia for “detergents”.<br />
82 Federal Patent Court, ruling dated 17 March <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 516/10. The trade mark in dispute is registered for “prescription drugs<br />
for treating gastrointestinal diseases with the active ingredient Pantoprazole”, whereas the opposing trade mark is registered for<br />
“gastrointestinal therapies for human medical purposes”.<br />
83 GRUR 2008, 803, Margin No. 22 – HEITEC.<br />
84 The appeal on points of law, which was allowable due to the deviation from the case law of the Federal Court of Justice, was not lodged.<br />
85 Federal Patent Court, ruling dated 18 April <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/07 in both cases for class 39 services.<br />
86 Federal Court of Justice, ruling dated 19 October <strong>2011</strong> – I ZB 90/10, BeckRS [Beck Case Law] 2012, 05511 and – I ZB 91/10, BeckRS 2012, 05512.<br />
87 Federal Patent Court, ruling dated 22 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 254/09, both registered for class 41 and 44 services.<br />
139
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />
distinguishing or independently characterising status,<br />
the two temples differed from each other significantly<br />
(4 instead of 5 columns, the middle column shifted to<br />
the back instead of being side by side, the orange-coloured<br />
sheen over the roof and the square vs. rectangular<br />
impression). Since it was a popular motif, it was not<br />
associated with a specific supplier.<br />
vs. “Mc DONALDS” 88 : Since<br />
a consumer survey revealed<br />
that two thirds of the population<br />
automatically completed<br />
the letter sequence “Mc” to form “McDonald’s”,<br />
the shared beginning of the word had a pronounced<br />
signalling effect and the opponent was the proprietor<br />
of further trade marks including this root word component<br />
(McRIB, McCafé, etc.), an association would be<br />
made with the trade marks being compared.<br />
Denial of a likelihood of confusion<br />
./. und<br />
the ankle also contributed to the characterising effect.<br />
Even if the opposing trade mark had a significant distinguishing<br />
effect, the graphical differences were sufficient<br />
to deny a likelihood of confusion. Furthermore,<br />
the striped representation of the two opposing trade<br />
marks featured lines with a soft rearward orientation,<br />
whereas the stripes of the younger trade mark were<br />
more angular and looked like the mirror image of an<br />
“F”. The trade mark in suit did not fit in the opponent’s<br />
series of trade marks due to these F-shaped stripes.<br />
“Märchenwein” vs. ROTKÄPPCHEN 90 : There was no<br />
similarity in the formation of the two trade marks.<br />
Whereas the opposing trade mark merely consisted of<br />
the name of a fairytale, the younger trade mark linked<br />
the generic term “fairytale” with the product designation<br />
“wine” to form a coherent term.<br />
For further examples of the case law of the Federal<br />
Patent Court established in <strong>2011</strong>, reference is made to<br />
the May edition of the GRUR journal.<br />
Ingrid Kopacek* and Regina Kortge**<br />
89<br />
: The F-shaped stripe on the shoe did not characterise<br />
the overall impression of the younger trade mark<br />
as other elements, e.g. the lacing and the cut-out for<br />
88 Federal Patent Court, ruling dated 7 December <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 25/10, both inter alia for “fish, guest catering (in self-service<br />
restaurants)”.<br />
89 Federal Patent Court, ruling dated 8 November <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10. The two trade marks being compared are registered<br />
for “footwear”.<br />
90 Federal Patent Court, ruling dated 28 September <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 553/10, for “alcoholic an non-alcoholic beverages”.<br />
* Chapters II and IV are edited by Judge at the Federal Patent Court Ingrid Kopacek<br />
** Chapters I, III and V are edited by Judge at the Federal Patent Court Regina Kortge<br />
140
Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Business Report <strong>2011</strong><br />
141
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Business Development<br />
I. Overview<br />
A total of 2,464 new sets of proceedings were received<br />
by the Federal Patent Court in <strong>2011</strong> (2010: 3,019), comprising<br />
1,937 main sets of proceedings (2010: 2,440)<br />
and 527 sets of ancillary proceedings e.g. file access<br />
requests and reminders (2010: 579). In the year under<br />
review, 2,858 sets of proceedings were adjudicated<br />
(2010: 3,190).<br />
The duration of the main proceedings before the Trade<br />
Mark Boards was on par with the previous year’s level<br />
of about 14 months. In contrast, the processing time<br />
posted by the Technical Appeal Boards was 54 months<br />
as opposed to 50. However, this is due to the fact that<br />
the boards still have to process appeals, which increased<br />
in number substantially between 2002 and<br />
2004 due to changes in legislation. Overall, the number<br />
of main proceedings pending was almost halved<br />
again (from 486 at the end of 2010 to 233 at the end<br />
of <strong>2011</strong>).<br />
The number of entries recorded by the six Nullity<br />
Boards (1 st to 5th and 10 th Boards) rose to 297 main<br />
proceedings in <strong>2011</strong> (2010: 255). By the end of the year<br />
under review, 276 cases (2010: 242) had been closed<br />
and 423 cases (2010: 402) were still pending. Out of 19<br />
appeals received by the Juridical Board of Appeal (10 th<br />
Board) (2010: 58), 40 cases were processed (2010: 30),<br />
leaving 91 cases pending at the end of <strong>2011</strong> (2010: 112).<br />
The number of new entries recorded by the 13 Technical<br />
Boards (6 th to 9 th , 11 th , 12 th , 14 th , 15 th , 17 th , 19 th to 21 st and<br />
23 rd Boards) totalled 287 main proceedings (2010: 606),<br />
of which 261 were filed in the first half of <strong>2011</strong>, prior to<br />
the introduction of the electronic IP file at the German<br />
Patent and Trade Mark Office. At the end of <strong>2011</strong>, there<br />
were 2,181 cases pending (2010: 2,684).<br />
In <strong>2011</strong>, 1,303 complaints were received for the eight<br />
Trade Mark Boards (24th to 30 th and 33 rd Boards) (2010:<br />
1,465). At the end of the year, there were still 1,591 cases<br />
pending (2010: 1,421).<br />
The number of new entries dropped to 31 main proceedings<br />
(2010: 55) as regards the Board of Appeal for<br />
Utility Models (35 th board), and there were 92 cases<br />
pending at the end of the year under review (2010: 55).<br />
142
Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
II. Statistics<br />
Business Development in <strong>2011</strong> in the Field of Main Proceedings<br />
Cases in hand:<br />
1 Jan <strong>2011</strong><br />
New cases<br />
Prosecuted<br />
cases<br />
Cases in hand:<br />
31 Dec <strong>2011</strong><br />
Nullity Boards 402 297 276 423<br />
Juridical Board of Appeal 112 19 40 91<br />
Technical Boards of Appeal total 2,684 287 790 2.181<br />
of which appeal proceedings 2,198 287 537 1.948<br />
opposition proceedings 486 0 253 233<br />
Boards of Appeal for Trade Marks<br />
(including appeal proceedings pursuant to Art. 165, Paras. 4<br />
and 5 of the Trade Mark Act)<br />
1,421 1,303 1,133 1,591<br />
Board of Appeal for Utility Models 119 31 58 92<br />
Board of Appeal in Plant Variety Cases 1 0 0 1<br />
Total 4,739 1,937 2,297 4,379<br />
143
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Overall Statistics on the Activities of the Federal Patent Court in 2007 – <strong>2011</strong><br />
Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Main Proceedings<br />
Nullity<br />
Boards<br />
Juridical<br />
Board of<br />
Appeal<br />
Technical Boards<br />
of Appeal<br />
Boards of<br />
Appeal for<br />
Trade Marks<br />
Board of<br />
Appeal for<br />
Utility<br />
Models<br />
Board of<br />
Appeal for<br />
Plant Variety<br />
Cases<br />
Total sets of<br />
proceedings<br />
Appeal<br />
proceedings<br />
Opposition<br />
proceedings<br />
(Columns<br />
1-7)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
2007<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
234<br />
235<br />
350<br />
48<br />
54<br />
77<br />
588<br />
563<br />
1,978<br />
6<br />
435<br />
1,740<br />
1,044<br />
1,704<br />
1,784<br />
87<br />
79<br />
99<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2,007<br />
3,070<br />
6,028<br />
2008<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
275<br />
237<br />
388<br />
47<br />
44<br />
80<br />
750<br />
610<br />
2,118<br />
1<br />
452<br />
1,289<br />
961<br />
1,471<br />
1,274<br />
113<br />
85<br />
127<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2,147<br />
2,899<br />
5,276<br />
2009<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
228<br />
227<br />
389<br />
61<br />
57<br />
84<br />
683<br />
549<br />
2,252<br />
9<br />
464<br />
834<br />
1,068<br />
1,190<br />
1,152<br />
141<br />
83<br />
185<br />
-<br />
-<br />
-<br />
2,190<br />
2,570<br />
4,896<br />
2010<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
297<br />
276<br />
423<br />
58<br />
30<br />
112<br />
598<br />
652<br />
2,198<br />
8<br />
356<br />
486<br />
1,465<br />
1,196<br />
1,421<br />
55<br />
121<br />
119<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2,440<br />
2,597<br />
4,739<br />
<strong>2011</strong><br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
297<br />
276<br />
423<br />
19<br />
40<br />
91<br />
287<br />
537<br />
1,948<br />
0<br />
253<br />
233<br />
1,303<br />
1,133<br />
1,591<br />
31<br />
58<br />
92<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1,937<br />
2,297<br />
4,379<br />
144
Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Proceedings Outside Main Proceedings (ZA (pat) Proceedings)<br />
Nullity<br />
Boards<br />
Juridical<br />
Board of<br />
Appeal<br />
Technical Boards<br />
of Appeal<br />
Boards of<br />
Appeal for<br />
Trade Marks<br />
Board of<br />
Appeal for<br />
Utility<br />
Models<br />
Board of<br />
Appeal for<br />
Plant Variety<br />
Cases<br />
Total sets of<br />
proceedings<br />
Appeal<br />
proceedings<br />
Opposition<br />
proceedings<br />
(Columns<br />
1-7)<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
2007<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
308<br />
314<br />
44<br />
9<br />
9<br />
0<br />
140<br />
138<br />
6<br />
217<br />
221<br />
2<br />
46<br />
50<br />
2<br />
21<br />
20<br />
3<br />
-<br />
-<br />
-<br />
741<br />
752<br />
57<br />
2008<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
354<br />
344<br />
54<br />
9<br />
7<br />
2<br />
140<br />
136<br />
10<br />
135<br />
135<br />
2<br />
36<br />
36<br />
2<br />
44<br />
45<br />
2<br />
-<br />
-<br />
-<br />
718<br />
703<br />
72<br />
2009<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
412<br />
362<br />
104<br />
1<br />
3<br />
0<br />
175<br />
182<br />
3<br />
109<br />
110<br />
1<br />
30<br />
30<br />
2<br />
40<br />
40<br />
2<br />
-<br />
-<br />
-<br />
767<br />
727<br />
112<br />
2010<br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
290<br />
309<br />
85<br />
8<br />
4<br />
4<br />
160<br />
162<br />
1<br />
49<br />
50<br />
0<br />
34<br />
35<br />
1<br />
38<br />
33<br />
7<br />
-<br />
-<br />
-<br />
579<br />
593<br />
98<br />
<strong>2011</strong><br />
Received<br />
Closed<br />
Still pending<br />
311<br />
347<br />
49<br />
0<br />
4<br />
0<br />
127<br />
122<br />
6<br />
41<br />
41<br />
0<br />
25<br />
22<br />
4<br />
23<br />
25<br />
5<br />
-<br />
-<br />
-<br />
527<br />
561<br />
64<br />
145
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Overall Statistics of Duration of Proceedings 2007 – <strong>2011</strong> in Months<br />
60<br />
50<br />
46.09<br />
49.65<br />
54.42<br />
40<br />
35.2<br />
40.4<br />
38.50<br />
30<br />
20<br />
10<br />
21.7<br />
16.17<br />
24.87<br />
18.15<br />
21.51<br />
12.81<br />
21.35<br />
22.91<br />
21.26<br />
16.65<br />
19.01<br />
25.61<br />
21.77<br />
17.86<br />
14.08<br />
21.91<br />
24.19<br />
24.23<br />
13.75<br />
0<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
<strong>2011</strong><br />
Nullity Boards<br />
Technical Boards<br />
Utility Models<br />
Trade Marks<br />
Juridical Board<br />
2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />
Nullity Boards 21.70 21.51 21.26 21.77 24.19<br />
Technical Boards of Appeal 35.20 40.40 46.09 49.65 54.42<br />
Board of Appeal for Utility Models 16.17 12.81 16.65 17.86 24.23<br />
Boards of Appeal for Trade Marks 24.87 21.53 19.01 14.08 13.75<br />
Juridical Board of Appeal 18.15 22.91 25.61 21.91 38.50<br />
146
Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
III. Appeals against Rulings of the Federal Patent Court<br />
Patent Nullity Proceedings<br />
An appeal was lodged against 78 of the 115 judgements<br />
issued by the Federal Patent Court in <strong>2011</strong> (2010:<br />
85 of 112 cases). Of the 92 appeals pending before the<br />
Federal Court of Justice, 39 were concluded by judgement,<br />
in 23 cases of which the first-instance rulings of<br />
the Federal Patent Court were upheld. In 16 cases, the<br />
impugned decision was modified or set aside. The remaining<br />
53 proceedings ended otherwise (for instance<br />
through a settlement or a withdrawal of the appeal).<br />
Relative to the total number of completions, 17 % of<br />
the appeals resulted in the Federal Court of Justice<br />
amending or overturning the first-instance judgment<br />
of the Federal Court of Justice (2010: 26 %).<br />
Further Appeal Proceedings to the<br />
Federal Court of Justice<br />
In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court allowed appeals to<br />
the Federal Court of Justice in 18 cases, broken down<br />
as follows: three proceedings before the Technical<br />
Boards of Appeal, 12 proceedings before the Boards<br />
of Appeal for Trade Marks, one utility model appeal<br />
proceedings and two proceedings before the Juridical<br />
Board of Appeal.<br />
The parties to the proceedings lodged appeals in eight<br />
proceedings (of which one was before the Technical<br />
Board of Appeal, five were before the Boards of Appeal<br />
for Trade Marks, one was before the Board of Appeal<br />
for Utility Models and one was before the Juridical<br />
Board of Appeal).<br />
An appeal not requiring admission was lodged in 11<br />
cases (in two proceedings before a Technical Board of<br />
Appeal and in nine proceedings before the Board of<br />
Appeal for Trade Marks).<br />
Decisions of the Federal Court of Justice on<br />
admitted Appeals and Appeals not requiring<br />
Admission in <strong>2011</strong><br />
In the year under review, the Federal Court of Justice<br />
ruled on a total of ten admitted appeals of the Federal<br />
Patent Court, in one case of which the appeal was<br />
granted, whereas in six cases, it was rejected. In the<br />
three remaining proceedings, the appeal was concluded<br />
in another manner.<br />
The Federal Court of Justice adjudicated 18 appeals<br />
not requiring admission, which were successful in four<br />
cases and were rejected in six proceedings. The eight<br />
remaining proceedings were concluded in another<br />
manner.<br />
147
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Staffing<br />
As of 31 December <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court had<br />
a total of 112 judges as defined by Sec. 65, Para. 2 of<br />
the German Patent Act (2010: 110). They included 30<br />
female and 82 male judges (2010: 26 female and 84<br />
male judges), 65 and 47 of whom were technically and<br />
legally qualified members, respectively (2010: 61 technically<br />
and 49 legally qualified members). Eleven positions<br />
were vacant due to ongoing staffing processes.<br />
In the year being reviewed, the three chairmanship<br />
positions of the 11 th , 12 th and 35 th /36 th Boards were restaffed.<br />
The Chairman of the 15 th Board acted as Interim<br />
Chairman of the 14 th Board until the latter position<br />
was re-staffed.<br />
Of the 112 female and male judges of the court, one<br />
female judge was seconded to the Munich I Regional<br />
Court (in exchange for a male judge from that court)<br />
another female judge was seconded to the Federal<br />
Court of Justice, and a male judge was seconded to<br />
the Federal Ministry of Justice. One technically qualified<br />
female judge and two technically qualified male<br />
judges were seconded to the German Patent and Trade<br />
Mark Office. One female judge is on leave to perform<br />
tasks at the Office for Harmonization in the Internal<br />
Market, and four additional legally qualified members<br />
– including the former President of the Federal Patent<br />
Court – are on leave to perform tasks at the European<br />
Patent Office.<br />
A female judge presiding over the Potsdam Regional<br />
Court (aiming to be transferred) and a judge from the<br />
Zweibrücken Higher Regional Court (20%) were seconded<br />
to the Federal Patent Court.<br />
As of 31 December <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court had<br />
126 non-judicial staff members, (2010: 128), three of<br />
whom were on leave, of which one female employee<br />
was on parental leave. Non-judicial personnel consisted<br />
of 90 women and 36 men.<br />
In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court trained a total of six<br />
young adults, four women of whom to become office<br />
clerks and two to become media and information services<br />
professionals. By virtue of these traineeships, the<br />
Federal Patent Court complied with the government’s<br />
training campaign, which envisages a trainee ratio of<br />
7 % relative to all employees subject to social security<br />
contributions.<br />
Training of Candidate Patent Attorneys<br />
Candidate patent attorneys are assigned to the Federal<br />
Patent Court for a six-months training period. Overall<br />
responsibility for this training lies with the German<br />
Patent and Trade Mark Office. Before 2001, between 90<br />
and 110 candidate patent attorneys were trained at the<br />
Federal Patent Court every year. From 2003 to 2009,<br />
this figure averaged just under 150 candidates per annum.<br />
Following a sudden rise in assigned candidates<br />
in <strong>2011</strong> (238) this figure dropped to 181 in <strong>2011</strong>.<br />
In view of the current number of candidates, a group<br />
of approximately 50 to 60 candidates will be assigned<br />
to the Federal Patent Court every four months. They<br />
will be placed in small groups and allocated to the various<br />
boards. Furthermore, judges at the Federal Patent<br />
Court provide each candidate group with instruction<br />
in numerous study groups.<br />
Of the 196 exam participants (2010: 168) 189 candidates,<br />
or 96.4 %, passed the patent attorney exam in<br />
the year being reviewed (2010: 99.4 %).<br />
148
Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Documentation and the Library<br />
I. Documentation<br />
All of the final rulings handed down by the Federal Patent<br />
Court in the year being reviewed were published in<br />
the “Judgements” section of the court’s website (www.<br />
bpatg.de) where they were freely accessible. This section<br />
includes all of the rulings handed down by the<br />
Trade Mark Boards, the Patent Nullity Boards, the Utility<br />
Model Board and the Juridical Appeal Board from<br />
2,000 onwards. This service can be used free of charge<br />
for all non-commercial purposes.<br />
The juris database includes the rulings handed down<br />
by the boards intended for it as well as access to all of<br />
the rulings against which an appeal on points of law<br />
has been admitted or lodged and have been cited in<br />
the annual reports since 1995 as well as to all of the<br />
rulings handed down by the Federal Patent Court,<br />
which were published in more than 600 print media<br />
evaluated by juris over the course of the year. These<br />
rulings are made more reader-friendly by being indexed,<br />
among other things.<br />
In <strong>2011</strong>, the Archive Department included 801 rulings<br />
handed down by the boards in the juris database in<br />
this manner, accounting for about 30 % of all rulings.<br />
In addition, 388 passages in the court’s rulings in relevant<br />
periodicals were supplemented.<br />
II. The library<br />
The court library allows all court staff to conduct<br />
research. The library’s stock of books grew to some<br />
20,000 titles last year. To supplement the information<br />
offering, 101 regular collections (loose-leaf collections,<br />
annuals, etc.) and 190 periodicals are kept,<br />
some of them in several copies. The special collection<br />
of product catalogues which has been compiled<br />
for several years currently comprises approximately<br />
5,600 catalogues and product lists of all kinds.<br />
the judges as well as the court administration staff<br />
access to the “Beck online” legal database. “Beck online”<br />
is one of the largest professional legal databases<br />
in Germany, which includes rulings as well as commentary<br />
and magazines published by Beck. All of the<br />
published rulings of the Federal Patent Court are also<br />
constantly added to this database.<br />
The library issues a monthly in-court press review,<br />
which is a collection and presentation of news from<br />
the fields of intellectual property, patents, trade<br />
marks, marketing and advertising published in dailies<br />
and online services. The library posts monthly overviews<br />
of all new additions to the library’s stock in the<br />
intranet, including a full list of new monographs and<br />
a selection of magazines.<br />
In the year being reviewed, the information offered<br />
by the library was improved considerably by granting<br />
149
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Electronic Legal Transactions<br />
Electronic legal transactions/eJustice<br />
“Electronic legal transactions” is the term used to<br />
designate the secure legally binding electronic communication<br />
between parties to proceedings and<br />
the courts and covers electronic file management,<br />
the court’s internal electronic processing (workflow<br />
management), as well as electronic archiving. The<br />
requirements necessary to effect electronic legal<br />
transactions are the possibility of the legally secure<br />
exchange of documents (e.g. motions, complaints<br />
and court decisions) as well as the clarity, integrity,<br />
completeness and consistency of files maintained<br />
electronically.<br />
The objective is to speed up correspondence significantly<br />
and to enable files to be processed without<br />
a discontinuity in media within the Federal Patent<br />
Court as well. The time-consuming and costly creation<br />
of paper documents and their delivery, as well as<br />
incoming mail processing and distribution are being<br />
replaced by the immediate exchange of documents<br />
between the IT systems of the parties involved. The<br />
“Festschrift 50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>” [Ceremonial<br />
Publication on 50 Years of the German Patent<br />
Court] (cf. Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr Norbert<br />
Mayer, Thomas Kleinschmidt “Elektronischer Rechtsverkehr<br />
beim <strong>Bundespatentgericht</strong>”– 1. Teil: Rechtliche<br />
Rahmenbedingungen [Electronic Legal Transactions<br />
at the Federal Patent Court – Part 1: Legal Framework<br />
Conditions], p. 1001 to 1013) provides an overview of<br />
the legal framework conditions applicable to the Federal<br />
Patent Court.<br />
IT<br />
In 2009, the Federal Patent Court switched its administration<br />
to electronic file management using the<br />
VISkompakt workflow management system as a precursor<br />
to managing electronic court files, enabling<br />
the processing of administrative transactions without<br />
media discontinuity and across all departments.<br />
Details on this IT solution have also been summarised<br />
in the ceremonial publication entitled “50 Jahre<br />
<strong>Bundespatentgericht</strong>” [50 Years of the German Patent<br />
Court] (Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr Norbert Mayer<br />
“Elektronischer Rechtsverkehr beim <strong>Bundespatentgericht</strong>”–<br />
2. Teil: Entwicklung der Informationstechnik<br />
[Electronic Legal Transactions at the Federal Patent<br />
Court – Part 2: IT Developments], p. 1015 to 1026).<br />
Electronic courtroom<br />
Oral hearings are the core element of every court<br />
proceedings. A direct consequence of electronic legal<br />
transactions and eJustice is thus the need for all electronic<br />
file contents – including those of the court of<br />
lower instance – namely the electronic case file (EISA)<br />
of the German Patent and Trade Mark Office to be<br />
available in hearings. However, the availability of the<br />
electronic file and on-screen searches may not interfere<br />
with the oral proceedings. Experience has shown<br />
that for this purpose, it is not sufficient to set up notebooks<br />
or monitors in the courtroom, behind which the<br />
judges appear to be “hidden”.<br />
New information technologies open the door to innovative<br />
ways of distributing information at oral hearings<br />
that have not been made use of thus far (cf. Dr<br />
Norbert Mayer: “Innovative Informations- und Kommunikationstechnik<br />
im Gerichtssaal des <strong>Bundespatentgericht</strong>s”,<br />
Mitteilungen der deutschen Patentanwälte,<br />
[“Innovative Information and Communication<br />
Technology in the Courtroom of the Federal Patent<br />
Court”, Notifications of German Patent Attorneys] Issue<br />
7-8/<strong>2011</strong>, p. 349 to 355). Plans are in place to equip<br />
further courtrooms with innovative IT infrastructure.<br />
The “Electronic Courtroom” project is a pilot of the<br />
German court landscape that has already drawn huge<br />
attention. Informational video clips making the technology<br />
employed clearer to and easier to use by parties<br />
to proceedings can be accessed on the Federal<br />
Patent Court’s website (www.bpatg.de).<br />
150
Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />
Public Relations Work and International Affairs<br />
20 January <strong>2011</strong><br />
Some 200 guests accepted the invitation of Vice President<br />
Dr Klaus Strößner to the traditional New Year Reception<br />
hosted in the foyer in front of the courtrooms<br />
of the Federal Patent Court.<br />
11 to 15 April <strong>2011</strong><br />
Once again, the Federal Patent Court joined forces with<br />
the European Patent Office to organise a joint seminar<br />
in Munich for judges from other European countries.<br />
This year, the countries represented were Albania, Serbia<br />
and Macedonia.<br />
14 April <strong>2011</strong><br />
The Federal Patent Court has been participating in the<br />
nationwide “Girl‘s Day” every year since 2007. As in the<br />
preceding years, the programme‘s focus in the Federal<br />
Patent Court in <strong>2011</strong> was the profession of the technically<br />
qualified female judge: ten high school girls aged<br />
14 to 16 spent a day informing themselves about the<br />
Federal Patent Court, experiencing an oral hearing as<br />
visitors and gaining a lot of valuable insight into this<br />
diverse profession first hand, namely from the court‘s<br />
technically qualified female judges.<br />
3 May <strong>2011</strong><br />
At a ceremonial event, the German Minister of Justice<br />
Ms Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bade<br />
farewell to the former President of the Federal Patent<br />
Court Mr Raimund Lutz and inaugurated the<br />
new President of the Federal Patent Court Ms Beate<br />
Schmidt.<br />
30 June <strong>2011</strong><br />
The Federal Patent Court hosted its third international<br />
symposium at the Munich Residence. The topical issue<br />
in <strong>2011</strong> was “National Patent Jurisdiction in Europe”.<br />
Some 250 participants attended from throughout Europe,<br />
all of whom are concerned with this issue, be it as<br />
judges, lawyers, representatives of industry, commerce<br />
and the sciences or officials of the governments of EU<br />
member states and the EU Commission, taking advantage<br />
of the symposium to share information and<br />
opinions.<br />
Following the symposium, the Bavarian Minister of<br />
Justice and Consumer Protection Dr Beate Merk invited<br />
the attendees on behalf of the Bavarian state government<br />
to a reception in the Emperor‘s Room of the<br />
Munich Residence.<br />
More detailed information on this event as well as the<br />
conference proceedings entitled “<strong>2011</strong> Symposium”<br />
can be downloaded from the court‘s homepage (www.<br />
bpatg.de).<br />
1 July <strong>2011</strong><br />
The Federal Patent Court commemorated the 50th anniversary<br />
of its establishment with a celebratory event<br />
held in the Allerheiligen-Hofkirche [All Saints Court<br />
151
BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />
Church]. The former President of the Federal Republic<br />
of Germany Christian Wulff and the Federal Minister<br />
of Justice Sabine Leutheusser-Schnarrenberger held<br />
speeches in honour of the Federal Patent Court. The<br />
testimonial speech was given by the former President<br />
of the Federal Constitutional Court Prof Hans-Jürgen<br />
Papier. The full collection of speeches including numerous<br />
pictures can be found on the court‘s homepage<br />
(www.bpatg.de).<br />
Occasioned by the anniversary, a commemorative<br />
book entitled “50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>” [50<br />
Years of the Federal Patent Court], a collaborative effort<br />
of more than 100 authors from Germany and<br />
abroad, was published by Carl Heymanns Verlag.<br />
8 – 15 October <strong>2011</strong><br />
On the occasion of the long–lasting 30 years cooperation<br />
between the German Patent and Trade Mark Office<br />
and the State Intellectual Property Office of the<br />
People’s Republic of China (SIPO), famous representatives<br />
from authorities and institutions, science and<br />
industry were invited to two symposia held in Peking<br />
and Shanghai. On the part of the Federal Patent Court,<br />
President Ms Beate Schmidt, and Judge at the Federal<br />
Patent Court, Mr. Günter Hubert, took part in the very<br />
interesting events which took place from 8 – 15 October<br />
2012. A special highlight was inter alia the presentation<br />
of the electronic facilities of the High People’s Court, a<br />
really ultra-modern court. The President of SIPO and<br />
the President of the DPMA signed a “Memorandum<br />
of Understanding” as well as an ongoing work programme<br />
for future cooperation of the two institutions.<br />
As already for previous visits, the host institution had<br />
prepared a wide social and cultural programme and attended<br />
the delegation of DPMA and BPatG attentively<br />
and generously.<br />
17 November <strong>2011</strong><br />
Chaired by President Beate Schmidt, the 11 th session of<br />
the European Patent Jurisdiction Task Force was held<br />
at the Federal Patent Court. The topics addressed were<br />
unresolved matters relating to the European Patent<br />
Court and the developments during the Polish council<br />
presidency.<br />
18 November <strong>2011</strong><br />
A small ceremony way held to present two new courtrooms<br />
to the audience of experts, including numerous<br />
representatives of the lawyer’s profession, industry and<br />
commerce.<br />
Visits from Abroad<br />
In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court again received numerous<br />
delegations from abroad, namely from China, Vietnam,<br />
Japan, South Korea, France, Sweden, Turkey, Serbia,<br />
Moldavia, Uzbekistan, Georgia and Saudi Arabia. As<br />
before, the regional points of focus of cooperation with<br />
intellectual property establishments abroad are Russia<br />
and Asia.<br />
152
<strong>Bundespatentgericht</strong><br />
Federal Patent Court<br />
Cincinnatistraße 64<br />
D - 81549 München<br />
bundespatentgericht@bpatg.bund.de<br />
www.bpatg.de