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Jahresbericht 2011 - Bundespatentgericht

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<strong>2011</strong><br />

<strong>Bundespatentgericht</strong><br />

<strong>Jahresbericht</strong>


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Impressum<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Die Präsidentin des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

Referat für Öffentlichkeitsarbeit und<br />

internationale Angelegenheiten<br />

Postfach 90 02 53, 81502 München<br />

Redaktion<br />

Richterin am <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

Dr. Ariane Mittenberger-Huber, München<br />

E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de<br />

Gestaltung<br />

Grafikbüro Ehlers + Kaplan GbR, Mainz<br />

www.grafikbuero.com<br />

Fotos<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>, München<br />

Monika Wrba, Unterhaching<br />

Druck<br />

Deutsches Patent- und Markenamt, München<br />

Bestellungen<br />

schriftlich an den Herausgeber oder per<br />

Tel.: +49 (0) 89 69937 - 231<br />

Fax: +49 (0) 89 69937 - 5231<br />

E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de<br />

Internet: http://www.bpatg.de<br />

München 2012<br />

© BPatG


Vorwort BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Vorwort<br />

©deraether<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

der vorliegende <strong>Jahresbericht</strong> informiert Sie in gewohnter<br />

Weise über die wichtigsten Entscheidungen<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in den Bereichen Patent-,<br />

Gebrauchsmuster-, Geschmacksmuster- und Markenrecht.<br />

Ferner enthält er einen Überblick zur Geschäftslage<br />

des Gerichts im Berichtszeitraum <strong>2011</strong>.<br />

Im Bereich der Marken-Beschwerdesenate ist das<br />

Geschäftsaufkommen im Jahr <strong>2011</strong> leicht zurückgegangen.<br />

Auch die Anzahl der Patentbeschwerden ist<br />

im Jahresergebnis rückläufig. Dies führen wir derzeit<br />

allerdings – vor allem – auf die Anlaufschwierigkeiten<br />

nach der Einführung von ElSA, der Elektronischen<br />

Schutzrechtsakte, beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />

zurück. Es mangelt dadurch derzeit an einem<br />

kontinuierlichen Eingang an neuen Verfahren. Der<br />

Bestand an Verfahren in den Technischen Beschwerdesenaten<br />

garantiert jedoch – auch durch die immer<br />

noch abzuarbeitenden Einspruchsverfahren – weiter<br />

eine ausreichende Beschäftigung für alle Kolleginnen<br />

und Kollegen. Die Zahl der Nichtigkeitsverfahren hat<br />

sich – im Vergleich zu den Anfängen des Gerichts im<br />

Jahr 1961/62 – dagegen fast verdoppelt und liegt bei<br />

297 Neueingängen im Jahr <strong>2011</strong>. Bei anhaltendem Aufwärtstrend<br />

wird die 300er-Marke im Jahr 2012 wohl<br />

überschritten werden. Insgesamt verzeichnete das<br />

Gericht 1931 Neueingänge, denen – erfreulicherweise –<br />

2291 Erledigungen gegenüber standen.<br />

Wäre das <strong>Bundespatentgericht</strong> ein marktwirtschaftlich<br />

orientiertes Unternehmen, hätte es im 50. Jahr seines<br />

Bestehens seinen größten Triumph gefeiert, nämlich<br />

eine Verdreifachung seiner Einnahmen. Im Jahr<br />

<strong>2011</strong> wurden 12,6 Millionen Euro an Gerichtsgebühren<br />

eingenommen, ein um das dreifache höherer Betrag<br />

als im Vorjahr 2010.<br />

Dass unsere Erledigungszahlen bei den Marken nicht<br />

ganz an die Ergebnisse früherer Jahre heranreichten,<br />

ist auf den Umstand zurückzuführen, dass Nachbesetzungen<br />

bei den Juristischen Mitgliedern unverhältnismäßig<br />

lange dauerten und Stellen daher zum Teil über<br />

Monate hinweg nicht besetzt werden konnten. Seit<br />

Anfang 2012 sind den Markensenaten jedoch einige<br />

neue, hoch motivierte rechtskundige Mitglieder zugewiesen,<br />

so dass wir optimistisch in die Zukunft blicken.<br />

In der inneren Organisation unseres Hauses gab es im<br />

Jahr <strong>2011</strong> weitere wichtige personelle Veränderungen.<br />

Es wurden vier neue Vorsitzende, zwei im juristischen<br />

und zwei im technischen Bereich, ernannt. Ferner haben<br />

zwölf neue technische Kolleginnen und Kollegen<br />

ihren Dienst als Richter kraft Auftrags am <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

aufgenommen. Drei abgeordnete Kolleginnen<br />

wurden an das <strong>Bundespatentgericht</strong> versetzt, eine<br />

weitere rechtskundige Richterin zu uns abgeordnet.<br />

Im Jahr <strong>2011</strong> sind wir in Bezug auf die elektronische<br />

Bearbeitung unserer Gerichtsakten einen Schritt vorangekommen.<br />

Im November wurden die beiden neuen<br />

„Elektronischen Gerichtssäle“ unter großem Interesse<br />

der beteiligten Kreise eingeweiht. Alles Wissenswerte<br />

zum Thema können Sie auf unserer Homepage unter<br />

dem Stichwort „Elektronischer Rechtsverkehr“ „Elektronischer<br />

Gerichtssaal“ erfahren.<br />

Das Jahr <strong>2011</strong> stand auch im Zeichen der Diskussionen<br />

um den Gewerblichen Rechtsschutz in Europa und das<br />

Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung. Nach<br />

einer dynamischen Entwicklung ist wieder eine Phase<br />

des Stillstands eingetreten. Das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

wird daher – in Erwartung einer Entscheidung zum zukünftigen<br />

Standort des Europäischen Patentgerichts –<br />

sicher noch vielfach Gelegenheit haben, den Rechteinhabern<br />

durch qualitativ hochwertige Entscheidungen<br />

in angemessener Zeit zu beweisen, dass das System<br />

des technischen Richters, wie es im <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

verwirklicht ist, ihren Interessen optimal dient.<br />

Das besondere Highlight des Jahres <strong>2011</strong> war natürlich<br />

der Festakt zum 50. Gründungstag des Gerichts am<br />

1. Juli <strong>2011</strong>, den wir mit vielen Ehrengästen gemeinsam<br />

feiern durften. Besonders gefreut hat mich, dass auch<br />

hoch betagte Kollegen zugegen waren, die dem Gericht<br />

bereits am Gründungstag angehörten.<br />

Ich danke auf diesem Wege allen – den beteiligten<br />

Kreisen wie den Angehörigen des Gerichts –, die unsere<br />

Arbeit im vergangenen Jahr unterstützt und so zu<br />

unserer erfolgreichen Jahresbilanz beigetragen haben.<br />

Ich wünsche eine interessante Lektüre.<br />

Beate Schmidt<br />

Präsidentin<br />

1


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Inhalt<br />

Inhalt<br />

Vorwort 1<br />

Organigramm 4<br />

aus der rechtsprechung des bundespatentgerichts <strong>2011</strong> 6<br />

patentrecht 7<br />

I. Patentfähigkeit 7<br />

1. Technische Lehre zum Handeln<br />

und Erfindungsbegriff 7<br />

- Technische Problemstellung/Lösung 7<br />

- Programme für Datenverarbeitungsanlagen 8<br />

- Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten 8<br />

- Mathematische Methoden 9<br />

- Technischer Beitrag zur erfinderischen<br />

Tätigkeit 9<br />

2. Patentierungsausschlüsse bei<br />

medizinischen Verfahren 11<br />

3. Stand der Technik und öffentliche<br />

Zugänglichkeit 12<br />

4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit 14<br />

- Neuheit 14<br />

- Erfinderische Tätigkeit 14<br />

- Durchschnittsfachmann 17<br />

II. Ergänzende Schutzzertifikate 18<br />

III. Verfahren vor dem DPMA 19<br />

1. Anmeldetag 19<br />

2. Teilung der Anmeldung 19<br />

3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung 20<br />

4. Patentkategorie 21<br />

5. Umschreibung, Rechtsnachfolge 21<br />

6. Wiedereinsetzung 23<br />

7. Verfahrensfehler, Rückzahlung der<br />

Beschwerdegebühr 24<br />

- Anhörung, rechtliches Gehör 24<br />

- Begründungspflicht 27<br />

- Verfahrensfehler 27<br />

8. Wirksamkeit des Beschlusses 28<br />

9. Verfahrenskostenhilfe 29<br />

10. Sonstiges 30<br />

IV. Einspruchsverfahren 31<br />

1. Verfahrensgrundsätze 31<br />

2. Inlandsvertreter und Vollmacht 32<br />

3. Zulässigkeit des Einspruchs 32<br />

4. Auslegung 34<br />

5. Prüfung der Widerrufsgründe 35<br />

- Ausführbarkeit, vollständige und deutliche<br />

Lehre 35<br />

- Unzulässige Erweiterung des<br />

Anmeldungsgegenstands, Disclaimer 36<br />

6. Erledigung des Einspruchverfahrens 37<br />

7. Bindung an die Anträge 39<br />

8. Beitritt 40<br />

V. Beschwerdeverfahren 40<br />

1. Statthaftigkeit der Beschwerde 40<br />

2. Zulässigkeit der Beschwerde 41<br />

3. Kostenfragen 42<br />

4. Rechtsbeschwerde 42<br />

5. Sonstiges 43<br />

VI. Nichtigkeitsverfahren 43<br />

1. Zulässigkeit der Klage 43<br />

2. Nichtigkeitsgründe 45<br />

3. Kostenfragen 46<br />

4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren 49<br />

5. Sonstiges 49<br />

- Akteneinsicht 49<br />

- Vertretungsfiktion 50<br />

- Beweisaufnahme 50<br />

- Verbindung 51<br />

- Klageänderung, Verspätung 51<br />

- Ausschließung 52<br />

gebrauchsmusterrecht 52<br />

geschmacksmusterrecht 53<br />

markenrecht 54<br />

I. Nichtkonventionelle Markenformen 54<br />

1. Abstrakte Farbmarken 54<br />

2. Dreidimensionale Marken 55<br />

3. Sonstige Markenformen 56<br />

2


Inhalt BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

II. Wortmarken, Wort-/Bildmarken, Bildmarken 57<br />

1. Fremdsprachige Begriffe 57<br />

2. Buchstabenfolgen 57<br />

3. Wortzusammensetzungen 58<br />

4. Slogans 62<br />

5. Wortfolgen mit geografischen<br />

Herkunftsangaben 63<br />

6. Etablissementbezeichnungen 64<br />

7. Personennamen 65<br />

8. Wort-/Bildmarken 65<br />

9. Bildmarken 67<br />

10. Geografische Angaben nach der<br />

Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des Rates<br />

vom 20. März 2006 zum Schutz von<br />

geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />

für Agrarerzeugnisse<br />

und Lebensmittel 68<br />

11. Sonstiges 68<br />

III. Löschungsverfahren 69<br />

1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1<br />

i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG 69<br />

2. Wegen absoluter Schutzhindernisse nach §§ 50<br />

Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1-9, 54 MarkenG 71<br />

IV. Kollisionsverfahren 74<br />

1. Warenähnlichkeit 74<br />

2. Rechtserhaltende Benutzung 74<br />

3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr 74<br />

4. Mittelbare Verwechslungsgefahr 77<br />

5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne 78<br />

V. Verfahrensfragen 78<br />

1. Vertreterbestellung 78<br />

2. Kosten und Gebühren 78<br />

3. Zurückverweisung an das DPMA wegen<br />

eines wesentlichen Verfahrensmangels<br />

(§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG) 79<br />

4. Sonstiges 79<br />

geschäftsbericht <strong>2011</strong> 80<br />

geschäftsentwicklung 81<br />

I. Übersicht 81<br />

II. Statistiken 82<br />

III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>s 86<br />

personal 87<br />

ausbildung der patentanwaltsbewerberinnen<br />

und -bewerber 88<br />

dokumentation und bibliothek 89<br />

I. Dokumentationsstelle 89<br />

II. Bibliothek 90<br />

elektronischer rechtsverkehr 91<br />

I. Elektronischer Rechtsverkehr/eJustice 91<br />

II. Informationstechnik 91<br />

III. Elektronischer Gerichtssaal 92<br />

öffentlichkeitsarbeit und<br />

internationale angelegenheiten 93<br />

english summary 94<br />

3


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Organigramm<br />

Organigramm<br />

Stand 1. Januar 2012<br />

präsidentin: beate schmidt<br />

vizepräsident: dr. klaus strößner<br />

RECHTSPRECHUNG<br />

Nichtigkeitssenate<br />

Juristischer<br />

Beschwerdesenat<br />

Technische<br />

Beschwerdesenate<br />

Marken-<br />

Beschwerdesenate<br />

Gebrauchsmuster-<br />

Beschwerdesenat<br />

Beschwerdesenat<br />

für Sortenschutz<br />

1. Senat<br />

Präsidentin<br />

Beate Schmidt<br />

2. Senat<br />

VRin Vivian Sredl<br />

3. Senat<br />

VRi Walter<br />

Schramm<br />

4. Senat<br />

VRi Rainer Engels<br />

5. Senat<br />

VRi Wolfgang<br />

Gutermuth<br />

10. Senat<br />

VRi Joachim Rauch<br />

10. Senat<br />

VRi Joachim Rauch<br />

6. Senat<br />

VRi Dr. Norbert<br />

Lischke<br />

7. Senat<br />

VRi Walter Höppler<br />

8. Senat<br />

VRi Dr. Stefan<br />

Zehendner<br />

9. Senat<br />

VRi Viktor Pontzen<br />

11. Senat<br />

VRi Dr. Volker<br />

Hartung<br />

12. Senat<br />

VRi Klaus-Ludger<br />

Schneider<br />

14. Senat<br />

VRi Dr. Friedrich<br />

Feuerlein<br />

15. Senat<br />

VRi Dr. Friedrich<br />

Feuerlein<br />

17. Senat<br />

VRi Dr. Hans<br />

Erhard Fritsch<br />

24. Senat<br />

VRin Susanne<br />

Werner<br />

25. Senat<br />

VRi Helmut Knoll<br />

26. Senat<br />

VRi Dr. Georg<br />

Fuchs-Wissemann<br />

27. Senat<br />

VRi Dr. Friedrich<br />

Albrecht<br />

28. Senat<br />

VRin Elisabeth<br />

Klante<br />

29. Senat<br />

VRin Marianne<br />

Grabrucker<br />

30. Senat<br />

VRi Prof. Dr. Franz<br />

Hacker<br />

33. Senat<br />

VRi Achim Bender<br />

35. Senat<br />

VRi Thomas<br />

Baumgärtner<br />

36. Senat<br />

VRi Thomas<br />

Baumgärtner<br />

19. Senat<br />

VRi Werner Bertl<br />

20. Senat<br />

VRi Dr. Norbert<br />

Mayer<br />

21. Senat<br />

VRi Dr. Volker<br />

Winterfeldt<br />

23. Senat<br />

Vizepräsident<br />

Dr. Klaus Strößner<br />

4


Organigramm BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

GERICHTSVERWALTUNG<br />

Referat 1 Referat 2 Referat 3 Referat 4 Referat 5 Referat 6<br />

Personal richterlicher<br />

Dienst,<br />

Fortbildung und<br />

Dienstreisen<br />

Zentrale<br />

Vergabestelle<br />

Patentanwaltsangelegenheiten<br />

Justiziariat<br />

Haushalt<br />

Organisation<br />

IT- Grundsatzfragen<br />

Personal<br />

nichtrichterlicher<br />

Dienst<br />

Bezüge,<br />

Entgelte,<br />

Nebenleistungen<br />

Aus- und<br />

Fortbildung,<br />

Dienstreisen<br />

Informationstechnik<br />

(IT-Planung u.<br />

-Entwicklung,<br />

IT-Betrieb)<br />

Pressesprecher(in),<br />

Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Internationale<br />

Angelegenheiten,<br />

Informationsdienste<br />

Bibliothek<br />

Dokumentation<br />

Juris<br />

Geschäftsstelle<br />

Innerer Dienst<br />

Ri Thomas Voit<br />

Rin Regina<br />

Kortge<br />

(Justiziariat)<br />

VRi Walter<br />

Schramm<br />

Ri Dr. Carsten<br />

Kortbein<br />

VRi Dr. Norbert<br />

Mayer<br />

Rin Dr. Ariane<br />

Mittenberger-<br />

Huber<br />

VRi Walter<br />

Schramm<br />

(für Juris)<br />

Ri Thomas<br />

Kleinschmidt<br />

Gremien:<br />

Präsidium<br />

Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt<br />

Präsidialrat<br />

Vorsitz: Präsidentin Beate Schmidt<br />

Richterrat<br />

Vorsitz: Rin Irmgard Kirschneck<br />

Personalrat<br />

Vorsitz: JOAR Thomas Kappl<br />

Vertreter:<br />

Vertrauensperson<br />

für den richterlichen Dienst<br />

Ri Jürgen Schell<br />

Vertrauensperson<br />

für den nichtrichterlichen Dienst<br />

JHW Maurizio Lucchetta<br />

Jugend- und<br />

Auszubildenden vertreterin<br />

Jasmin Schulz<br />

Beauftragte:<br />

Haushaltsbeauftragter<br />

VRi Walter Schramm<br />

Gleichstellungsbeauftragte<br />

Rin Karin Friehe<br />

Geheimschutzbeauftragte<br />

ARin Katja Maßenberg<br />

Korruptionsbeauftragter<br />

Ri Rüdiger Kätker<br />

Datenschutzbeauftragter<br />

Ri Thomas Kleinschmidt<br />

Beschwerden nach dem AGG<br />

Ri Jürgen Schell<br />

IT- Sicherheitsbeauftragter<br />

OI Matthias Schüller<br />

5


Aus der Rechtsprechung<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s <strong>2011</strong><br />

6


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Patentrecht,<br />

Gebrauchsmusterrecht und<br />

Geschmacksmusterrecht<br />

Dieser Beitrag stellt aus der Fülle der Entscheidungen<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s aus den Bereichen<br />

Patente, Gebrauchsmuster und Geschmacksmuster<br />

im Berichtszeitraum <strong>2011</strong> nach thematischen Schwerpunkten<br />

gegliedert diejenigen dar, die sich auf neu entstandene<br />

oder strittige Fragestellungen beziehen, die<br />

Rspr. weiterbilden oder auch unter Berücksichtigung<br />

neuerer Entwicklungen bestätigen. Um das Auffinden<br />

bestimmter Themenschwerpunkte zu erleichtern,<br />

wird z. B. der Komplex „Erfinderische Tätigkeit“ ausschließlich<br />

im allgemeinen Abschnitt I (Patentfähigkeit)<br />

und nicht noch einmal ergänzend im Abschnitt VI<br />

(Nichtigkeitsverfahren) behandelt. Entsprechend wird<br />

die Auslegung von Patentansprüchen und die Prüfung<br />

der weiteren Einspruchs-/Nichtigkeitsgründe im Abschnitt<br />

IV (Einspruchsverfahren) behandelt.<br />

Patentrecht<br />

I. Patentfähigkeit<br />

1. Technische Lehre zum Handeln und<br />

Erfindungsbegriff<br />

Eine Erfindung i. S. des Patentrechts ist eine Lehre<br />

zum planmäßigen Handeln, deren beanspruchter Gegenstand<br />

technischer Natur, realisierbar und wiederholbar<br />

ist und die Lösung einer Aufgabe durch technische<br />

Überlegungen darstellt. Hieraus folgt, dass<br />

Patentschutz nur für Erfindungen auf dem Gebiet<br />

der Technik gewährt wird. 1 Allerdings hat sich nach<br />

der neueren Rspr. des BGH 2 , insb. auch zum Bereich<br />

„Computerimplementierte Erfindungen“ und dem<br />

Patentierungsverbot des § 1 Abs. 3 Nr. 3 PatG, die Prüfung<br />

der Patentfähigkeit in Anlehnung an die Rspr.<br />

der Beschwerdekammern des EPA deutlich insoweit<br />

verlagert, als die nach früherer Rspr. 3 im Vordergrund<br />

stehende, oftmals verneinte Frage der erforderlichen<br />

technischen Problemstellung oder fehlenden Lösung<br />

mit technischen Mitteln nunmehr deutlich großzügiger<br />

beantwortet 4 und zurückgedrängt wird und sich<br />

die Prüfung auf die im Rahmen der Neuheit und erfinderischen<br />

Tätigkeit gebotene Gesamtbetrachtung der<br />

Lösung verlagert hat.<br />

Technische Problemstellung/Lösung<br />

Ein Patentanspruch, der lediglich beansprucht, die nach<br />

medizinischen Gesichtspunkten bisher von einem Arzt<br />

vorgenommene Prüfung von mehreren Verschreibungen<br />

auf ihre physiologische Unbedenklichkeit zu automatisieren<br />

– insbesondere im Hinblick auf mögliche<br />

Nebenwirkungen und Kreuzreaktionen mit anderen<br />

Medikamenten – und dazu keine über den Einsatz von<br />

Mitteln zur Datenverarbeitung hinausgehenden Hinweise<br />

enthält, ist nicht als eine Erfindung auf technischem<br />

Gebiet gemäß § 1 PatG anzusehen. Der 17. Senat 5<br />

führt aus, dass der Gegenstand des Patentanspruchs 1<br />

weder in Hinsicht auf die Gestaltung der Vorrichtung<br />

selbst noch auf die von der Vorrichtung ausgeführten<br />

(Programm-) Routinen Anweisungen enthält, die<br />

der Lösung eines konkreten technischen Problems<br />

mit technischen Mitteln dienen. Die Bewertung des<br />

1 BGH, GRUR 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2000, 1007 –<br />

Sprachanalyseeinrichtung.<br />

2 BGH, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten; BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer<br />

Informationen.<br />

3 Vgl. BGH, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; BGH, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation; BGH, GRUR 2002, 143 = GRUR Int 2002, 323 –<br />

Suche fehlerhafter Zeichenketten.<br />

4 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />

5 BPatG, Beschl. v. 1.12.2010 – 17 W (pat) 104/05.<br />

7


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

„Mischungsverhältnisses“ von mehreren Medikamenten<br />

als unbedenklich für einen Patienten unterliegt<br />

allein medizinischen und physiologischen und nicht<br />

technischen Gesichtspunkten und stellt keine technische<br />

Aufgabenstellung dar.<br />

Programme für Datenverarbeitungsanlagen<br />

Ein Anwenderinterface (Software), mit dem ein Anwender<br />

im Dialog mit einem Onlineladen ein Computersystem<br />

konfigurieren kann und das die vom<br />

Anwender ausgewählten Komponenten des Computersystems<br />

auf Kompatibilität überprüft, ist gemäß<br />

§ 1 Abs. 3, Abs. 4 PatG vom Patentschutz ausgeschlossen,<br />

da es keine Anweisungen enthält, die der<br />

Lösung eines konkreten technischen Problems mit<br />

technischen Mitteln dienen. 6 Das beanspruchte Online-Anwenderinterface<br />

weist zwar die nach § 1 Abs. 1<br />

PatG erforderliche Technizität schon deshalb auf, weil<br />

es die datenverarbeitungsmäßige Abarbeitung von<br />

Verfahrensschritten in netzwerkmäßig verbundenen<br />

Geräten vorschlägt, nämlich in dem Computer<br />

des Anwenders und in dem damit über das Internet<br />

verbundenen Onlineladen. Dabei handelt es sich um<br />

typische Schritte der Verarbeitung, Speicherung und<br />

Übermittlung von Daten mittels technischer Geräte.<br />

7 Den mit dem Anspruch vorgeschlagenen Einsatz<br />

eines Konfigurators und eines Validierungsmoduls<br />

mit verbundener Datenbank versteht der Datenverarbeitungsfachmann<br />

mangels konkreter technischer<br />

Anweisungen deshalb lediglich als Anregung, eine<br />

bisher unter Ausnutzung des Wissens eines fachkundigen<br />

Verkäufers vorgenommene Überprüfung der<br />

Optionen eines Computersystems auf Kompatibilität<br />

mit Mitteln der Datenverarbeitung durchzuführen.<br />

Allein in der Absicht, eine bisher durch eine menschliche<br />

Person erbrachte Dienstleistung mit Mitteln<br />

der Datenverarbeitung zu automatisieren, kann aber<br />

noch keine konkrete technische Problemstellung erkannt<br />

werden. Die Lösung besteht gerade nicht darin,<br />

ein Datenverarbeitungsprogramm so auszugestalten,<br />

dass es auf die technischen Gegebenheiten der<br />

Datenverarbeitungsanlage Rücksicht nimmt. 8<br />

Bei einem Verfahren zur Verwaltung von Plattenspeicher-Arrays<br />

in Großrechenanlagen, dem das technische<br />

Problem zugrunde liegt, bei einer Datenspeicherung<br />

den Speicher wieder schneller für ein Anwendungsprogramm<br />

zur Verfügung zu stellen, stellt ein neuer<br />

Abtrenn-Befehl für Spiegelspeicher keine Lösung des<br />

Problems mit technischen Mitteln dar, sondern eine<br />

Umstrukturierungsmaßnahme eines Computerprogramms,<br />

die von einem Programmierer vorgenommen<br />

wird, ohne dass technisches Fachwissen nötig wäre.<br />

Nach Überzeugung des 17. Senats 9 können Maßnahmen<br />

des Strukturierens von Computerprogrammen<br />

und der Festlegung einer Reihenfolge von Unterprogrammaufrufen<br />

nicht als technische Mittel verstanden<br />

werden, die darauf gerichtet sind, bestimmte Teilschritte<br />

zusammenzufassen.<br />

Gedankliche oder geschäftliche Tätigkeiten<br />

Der 17. Senat 10 hatte über ein Verfahren zur rechnergestützten<br />

Konstruktion von Bauteilen und Bauteilsystemen<br />

zu befinden, durch welches am Bildschirm eines<br />

CAD-Systems Komponenten so in ein Bauteilsystem<br />

eingefügt werden, dass ihre Abmessungen und ihre<br />

Anordnung entsprechend den äußeren Abmessungen<br />

der sie umgebenden Komponente gesteuert werden.<br />

Als wesentliches Lösungselement wird eine geometrische<br />

Referenzfigur vorgeschlagen, die Größe und Form<br />

der jeweiligen Komponente steuern soll. Der Senat<br />

befand, dass der Vorschlag, ein CAD-System um eine<br />

(Form- und Größen-) Steuerungsfunktion für Komponenten<br />

zu erweitern und hierfür ein Konstrukt in Form<br />

einer Referenzfigur einzuführen, nicht auf technischer<br />

Leistung beruht, sondern lediglich ein gedankliches<br />

Konzept darstellt und damit die beanspruchte Lehre<br />

nicht als Erfindung auf technischem Gebiet anzusehen<br />

ist (§ 1 Abs. 3 und 4 PatG). Eine andere Bewertung<br />

6 BPatG, Beschl. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 166/05.<br />

7 Siehe BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 610, Rdnr. 16 – Webseitenanzeige.<br />

8 Siehe BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 610, Rdnr. 21 – Webseitenanzeige.<br />

9 BPatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 114/07.<br />

10 BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 99/05.<br />

8


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

ist auch in Hinsicht auf die Ausführungen des BGH<br />

in seiner aktuellen Rspr. 11 nicht geboten, wonach die<br />

Erfindung bereits dann auf technischem Gebiet liegt<br />

und nicht vom Patentschutz ausgeschlossen ist, wenn<br />

lediglich ein Teilaspekt der geschützten Lehre ein technisches<br />

Problem bewältigt.<br />

Mathematische Methoden<br />

Ein Verfahren zum Simulieren eines Piezo-Aktuators,<br />

das ein mathematisches Modell vorschlägt, mit dem<br />

der zeitliche Verlauf der axialen Länge des Stapels der<br />

Piezo-Elemente unter Vorgabe von bestimmten Werten<br />

und der Herleitung einer Differentialgleichung aus<br />

zwei Euler-Lagrange-Gleichungen berechnet werden<br />

soll, betrifft eine mathematische Methode als solche<br />

und ist daher nach § 1 Abs. 3 Nr. 1 i. V. m. Abs. 4 PatG vom<br />

Patentschutz ausgeschlossen. Dass das beanspruchte<br />

Verfahren rechnergestützt gelöst, d. h. berechnet wird,<br />

eröffnet noch keine konkrete technische Problemstellung<br />

und ist trivial. Deshalb kann hierin auch kein<br />

Teilaspekt der unter Schutz gestellten Lehre gesehen<br />

werden, der ein technisches Problem bewältigt und<br />

deshalb unter Berücksichtigung der Rspr. des BGH 12<br />

dem Patentierungsausschluss entgegensteht, so der<br />

17. Senat. 13<br />

Technischer Beitrag zur erfinderischen Tätigkeit<br />

Nach der geltenden Rspr. 14 sind „bei der Prüfung der<br />

Erfindung auf erfinderische Tätigkeit“ nur diejenigen<br />

Anweisungen zu berücksichtigen, welche die Lösung<br />

des technischen Problems mit technischen Mitteln<br />

bestimmen oder zumindest beeinflussen. Welches<br />

technische Problem durch eine Erfindung gelöst wird,<br />

ist objektiv danach zu bestimmen, was die Erfindung<br />

tatsächlich leistet. 15 Bei einem Verfahren zur Benutzerführung<br />

in einem menügesteuerten System mit<br />

„Softkeys“ auf einer berührungsempfindlichen Anzeigevorrichtung<br />

in einem Kraftfahrzeug, z. B. bei einem<br />

Navigationssystem, bleiben Merkmale, welche ausschließlich<br />

die Gestaltung der Bedienoberfläche durch<br />

ein oder zwei zusätzliche „Softkeys“ betreffen, bei der<br />

Prüfung auf erfinderische Tätigkeit unberücksichtigt. 16<br />

Dass sie die Lösung des technischen Problems, wie sich<br />

„Softkeys“ auf einer Anzeigeeinheit darstellen lassen<br />

und wie eine Benutzereingabe zu erfassen und auszuwerten<br />

ist, in irgendeiner Weise beeinflussen oder gar<br />

bestimmen würden, ist nicht erkennbar. Eine „auf die<br />

Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bedienperson zugeschnittene<br />

Gestaltung der (Bedien-) Schnittstelle zwischen<br />

Mensch und technischer Einrichtung“ 17 ist nicht<br />

dem Bereich der Technik zuzuordnen.<br />

Ein Verfahren zur Prüfung verschiedener Medikamente<br />

auf ihre gesundheitliche Interaktion unter Einsatz<br />

technischer Mittel im Zusammenhang mit einer Datenverarbeitungsanlage<br />

ist technischer Natur und<br />

deshalb nicht vom Patentschutz nach § 1 Abs. 3 Satz 3<br />

PatG ausgeschlossen, so der 17. Senat. 18 Bei der Prüfung<br />

auf erfinderische Tätigkeit sind allerdings die Merkmale,<br />

die den konzeptuellen Ansatz einer Prüfung der<br />

Interaktion zwischen den Medikamenten betreffen,<br />

um Schaden von dem Patienten abzuwenden, nicht zu<br />

berücksichtigen, da sie nicht auf technischem Gebiet<br />

liegen. Die verbleibenden Merkmale, die sich mit der<br />

Erzeugung eines Datenbestandes für eine Rezeptdaten-Datenbank<br />

befassen, können eine erfinderische<br />

Tätigkeit nicht begründen.<br />

Der 17. Senat 19 entschied auch über eine Anordnung zur<br />

Erstellung eines Produktionsplans für wiederaufbereitbare<br />

medizinische Produkte, d. h. Instrumente und<br />

Geräte, die vor erneuter Benutzung desinfiziert und<br />

nach einer bestimmten Anzahl von Durchläufen durch<br />

die Wiederaufarbeitung z. B. aufgrund Beschädigung<br />

ausgesondert werden müssen. Um diese Produktionsplanung<br />

auf eine verlässlichere Basis zu stellen, schlägt<br />

die Anmeldung vor, im Rahmen der Wiederaufbereitung<br />

zu jedem einzelnen Produkt einen Zählerstand<br />

und/oder Messwerte abzuspeichern, die durch Vergleich<br />

mit Referenzwerten als Indikator dafür dienen,<br />

11 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

12 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

13 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 151/05.<br />

14 Vgl. zuletzt BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

15 Siehe BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />

16 BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 127/06.<br />

17 Vgl. BPatG, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche.<br />

18 BPatG, Beschl. v. 22.2.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 149/05, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />

19 BPatG, Beschl. v. 19.4.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 16/07.<br />

9


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

dass das Produkt in absehbarer Zeit zu ersetzen sein<br />

wird. Der Senat verneint die Patentfähigkeit. Denn ist<br />

der Gegenstand der beanspruchten Lehre hinsichtlich<br />

der technischen Merkmale vorbekannt und beruht die<br />

Lehre im Übrigen auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen,<br />

so kann dies das Vorliegen einer erfinderischen<br />

Tätigkeit nicht begründen. 20<br />

In einer weiteren Entscheidung des 17. Senats 21 wurde<br />

ein Verfahren zur Unterstützung der Vernetzung von<br />

medizin-technischen Geräten beansprucht, bei dem<br />

Konfigurationsdaten in einer zentralen Datenbank<br />

eingetragen und Servicetechnikern über ein Kommunikationsnetz<br />

zur Verfügung gestellt werden. Bei der<br />

Prüfung auf erfinderische Tätigkeit wurde lediglich der<br />

Verfahrensschritt der Abrufbarkeit der Konfigurationsdaten<br />

über ein Kommunikationsnetz als technisches<br />

Merkmal berücksichtigt.<br />

Ein weiterer Fall betraf ein Verfahren zum Aufladen<br />

von Mobilfunk-Prepaid-Konten, bei dem die Höhe eines<br />

gewünschten Aufladebetrags an eine zentrale<br />

Steuereinheit übermittelt wird, diese zentrale Steuereinheit<br />

Voucherdaten bereitstellt und diese Voucherdaten<br />

dem Kunden zur Verfügung gestellt werden.<br />

Der Aufladevorgang ist dadurch initiierbar, dass telefonisch<br />

eine den Voucherdaten entnehmbare individuelle<br />

Aufladerufnummer von einem dem Mobilfunkkonto<br />

zugeordneten Mobiltelefon gewählt wird. Die<br />

dem Mobiltelefon zugeordnete Kundenrufnummer<br />

wird beim Anwählen der Aufladerufnummer mithilfe<br />

einer Erkennungseinrichtung selbsttätig erfasst und<br />

an die zentrale Steuereinheit selbsttätig übermittelt.<br />

Diese prüft die Gültigkeit der Aufladerufnummer und<br />

im Erfolgsfall wird ein dem Kunden zugeordnetes Prepaid-Konto<br />

zumindest mit einem Teil des Aufladebetrags<br />

aufgeladen. Das technische Problem beschränkte<br />

sich auf die objektive Aufgabe, beim Aufladen eines<br />

Prepaid-Kontos mit Hilfe von Voucherdaten mit dem<br />

Kundenmobiltelefon dessen zugehöriges Konto aufzuladen<br />

ist, eine automatische Kundenerkennung zu<br />

ermöglichen und wurde dadurch gelöst, dass eine<br />

selbsttätige Erkennung der rufenden Mobilfunknummer<br />

mit einer Erkennungseinrichtung erfolgt. Bei der<br />

Prüfung der erfinderischen Tätigkeit war daher nur<br />

dieses Merkmal zu berücksichtigen. 22<br />

Zu einem Verfahren für die Anzeige der Verfügbarkeit<br />

oder Nichtverfügbarkeit verschiedener Funktionen<br />

eines Selbstbedienungsgerätes für Banken führt der<br />

19. Senat 23 aus, dass die Entscheidung darüber, welche<br />

Informationen zu welchem Zeitpunkt angezeigt werden,<br />

auf nichttechnischer Ebene anhand psychologischer<br />

Kriterien getroffen wird und die Umsetzung der<br />

getroffenen Entscheidung in das tatsächliche Betriebsprogramm<br />

des Selbstbedienungsgeräts ein Programmierer<br />

im Rahmen seiner routinemäßigen Tätigkeit<br />

vornimmt, das Verfahren deshalb mangels erfinderischer<br />

Tätigkeit i. S. v. § 4 PatG nicht gewährbar ist.<br />

Entsprechendes gilt für ein Verfahren zur Durchführung<br />

einer Sprachkommunikation für eine Experten-<br />

Hotline, bei dem eine Datenbank über das Internet von<br />

Anrufern für die Vermittlung eines Experten abgefragt<br />

werden kann und die Bezahlung der Beratungskosten<br />

kundenfreundlich erfolgen soll. Beansprucht war u. a.,<br />

die Kosten für die Sprachkommunikation auf das Konto<br />

des ausgewählten Kommunikationspartners anteilig<br />

gutzuschreiben. Der 20. Senat 24 führt aus, dass die<br />

Frage, wem die Kosten für die Sprachkommunikation<br />

gutgeschrieben werden und insbesondere die Festlegung<br />

auf einen entsprechenden Teilbetrag, ohne diesen<br />

in der Höhe zu bestimmen („anteilig“), eine rein<br />

wirtschaftliche Entscheidung in Form der Auswahl eines<br />

von vielen möglichen Geschäftsmodellen ist. Eine<br />

solche Auswahl leistet keinen Beitrag zur technischen<br />

Lösung des zugrunde liegenden technischen Problems,<br />

so dass sie bei der Beurteilung der erfinderischen<br />

Tätigkeit nicht zu berücksichtigen ist.<br />

Bei einem Mikroprozessor mit einem Kern zur Ausführung<br />

von Befehlen zur Durchführung von mathemati-<br />

20 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 125, LS 2 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

21 BPatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 60/07.<br />

22 BPatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 63/06.<br />

23 BPatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 55/09.<br />

24 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 103/05.<br />

10


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

schen Rechenoperationen kann das Ausdenken neuer<br />

Prozessorbefehle nicht als Leistung auf dem Gebiet<br />

der Technik anerkannt werden, wenn keine auf technischen<br />

Überlegungen beruhenden Erkenntnisse zugrunde<br />

liegen und auch die Auswahl der Befehle nicht<br />

durch technische Aspekte beeinflusst wird. Daher<br />

können Details im Anspruch, die allein auf mathematischen<br />

Überlegungen zur Berechnung des Produktes<br />

zweier komplexer Zahlen beruhen, bei der Prüfung der<br />

erfinderischen Tätigkeit nicht berücksichtigt werden. 25<br />

Was die Anmeldung tatsächlich leistet 26 , besteht darin,<br />

die Anzahl benötigter Computerbefehle für ein<br />

Programm zur Multiplikation zweier komplexer Zahlen<br />

zu reduzieren. Das „objektive Problem“ ist somit<br />

darin zu sehen, derartige Programme durch spezielle<br />

neue Befehle kürzer und überschaubarer machen zu<br />

können. Dieses ist aber kein technisches Problem, so<br />

der 17. Senat. 27<br />

2. Patentierungsausschlüsse bei<br />

medizinischen Verfahren<br />

Der 3. Senat 28 hatte sich mit der Frage zu beschäftigen,<br />

ob der im Streitpatent angegriffene Verfahrensanspruch<br />

als ein nicht dem Patentschutz zugängliches<br />

Diagnostizierverfahren gem. Art. 53 lit. c EPÜ nichtig zu<br />

erklären war. Der Anspruch war gerichtet auf ein „Verfahren<br />

zur Verwendung bei der Diagnose von Entzündungsleiden<br />

in den Luftwegen beim Menschen, wobei<br />

bei Bedarf an einer Anzeige des Zustands der unteren<br />

Luftwege die Person durch den Mund einatmet und<br />

der NO-Wert in oral ausgeatmeter Luft bestimmt,<br />

der bestimmte Wert mit für Gesunde typischen Werten<br />

verglichen und ein gegenüber typischen Werten<br />

höherer Wert als Anzeige für ein Entzündungsleiden<br />

in den unteren Luftwegen betrachtet wird.“ Der Senat<br />

führt zunächst aus, dass ein am menschlichen<br />

oder tierischen Körper vorgenommenes, Art. 53 lit. c<br />

EPÜ unterfallendes Diagnostizierverfahren nach der<br />

Spruchpraxis des EPA, der sich der BGH angeschlossen<br />

hat 29 , nur vorliegt, wenn es als Verfahrensschritte die<br />

Untersuchungsphase mit der Sammlung von Daten<br />

(Schritt i), den Vergleich dieser Daten mit Normwerten<br />

(Schritt ii), die Feststellung einer signifikanten Abweichung<br />

(Schritt iii) und die Zuordnung der Abweichung<br />

zu einem bestimmten Krankheitsbild (Schritt iv,<br />

Diagnose) umfasst. Art. 53 lit. c EPÜ ist als den Patentschutz<br />

einschränkende Ausnahmeregelung eng<br />

auszulegen. Ein Verfahren, das nur für die Diagnose<br />

relevante Zwischenergebnisse liefert, ist danach kein<br />

Diagnostizierverfahren und daher vom Patentschutz<br />

nicht ausgeschlossen. Ferner greift der Ausschluss<br />

nur dann, wenn sämtliche Schritte des Verfahrens am<br />

menschlichen oder tierischen Körper vorgenommen<br />

werden, einschließlich des Verfahrensschritts, der sich<br />

auf die deduktive human- oder veterinärmedizinische<br />

Entscheidungsphase bezieht, d. h. auf die Diagnose<br />

im strengen Sinne als rein geistige Tätigkeit. 30 Diese<br />

Voraussetzungen sah der Senat nicht als erfüllt an,<br />

wenn wie vorliegend der Gegenstand des Anspruchs<br />

lediglich einen EDV-gestützten Datenvergleich zweier<br />

durch Messungen gewonnener Datensätze betrifft;<br />

nämlich denjenigen der NO-Werte der Patienten mit<br />

Datensätzen gesunder Kontrollpersonen bzw. denjenigen<br />

der jeweiligen Patienten zu einem anderen Zeit-<br />

25 Vgl. BPatG, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung.<br />

26 Vgl. BGH, BlPMZ 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />

27 BPatG, Beschl. v. 30.11.2010 – 17 W (pat) 122/06.<br />

28 BPatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 3 Ni 17/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 88/11].<br />

29 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, insb. Gliederungspunkte 5 und 6.2.2 der Begründung; BGH, GRUR 2010, 1081-1083 f. – Kein Patentierungsausschluss<br />

für Therapie unterstützendes Verfahren; vgl. auch BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />

30 EPA, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Gliederungspunkte 6.2.3 und 6.4.4; abweichend BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong><br />

– 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11]; BPatG, GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />

11


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

punkt, wobei ein erhöhter NO-Wert ein Anzeichen für<br />

eine akute Entzündung ist. Das streitgegenständliche<br />

Verfahren liefert damit durch bloßen Datenvergleich<br />

lediglich Hinweise auf eine (möglicherweise) durch<br />

eine Entzündung beeinträchtigte Lungenfunktion,<br />

nicht aber die konkrete Diagnose, und es werden nicht<br />

sämtliche Verfahrensschritte am menschlichen Körper<br />

vorgenommen, weil die Bestimmung der NO-Werte in<br />

den Atemluftproben und der Datenvergleich nicht am<br />

menschlichen Körper erfolgt.<br />

Abweichend von der Rechtsauffassung des 3. Senats<br />

und der Großen Beschwerdekammer ist nach Auffassung<br />

des 4. Senats 31 die Diagnose eines krankhaften<br />

Zustands gemäß Schritt iv bereits gegeben, wenn<br />

durch das Verfahren aufgrund der erhobenen Daten<br />

ein nicht normaler Zustand im Sinne von „nicht gesund“<br />

gegenüber den Normwerten dargestellt wird.<br />

Die Beteiligung eines Arztes ist nicht erforderlich, so<br />

dass auch automatisch ablaufende Verfahren oder<br />

Verfahren zur Selbstdiagnose unter das Patentierungsverbot<br />

fallen können.<br />

3. Stand der Technik und öffentliche<br />

Zugänglichkeit<br />

Der 3. Senat 32 hatte sich mit der Frage der Einbeziehung<br />

eines gattungsfremden StdT bei einem Streitpatent<br />

zu befassen, mit dem ein Verfahren zum Beschichten<br />

zweier Seiten einer einzelnen Glasscheibe<br />

oder Glasplatte in einem einzigen Durchgang durch<br />

eine Beschichtungsvorrichtung beansprucht war. Das<br />

zu lösende Problem bestand insb. darin, eine Transportmöglichkeit<br />

für ein frisch beschichtetes schweres<br />

Glassubstrat mit erheblichen Abmessungen zu<br />

finden, wobei vermieden werden sollte, dass die an<br />

der Unterseite der Glasplatte frisch aufgesputterte<br />

Beschichtung zerkratzt wird. Der Senat beschied, dass<br />

der angesprochene Fachmann, hier ein Diplomingenieur<br />

oder Diplomphysiker, der langjährige Erfahrung in<br />

der Beschichtungstechnik insbesondere von Glassubstraten<br />

hat und über besondere Kenntnisse hinsichtlich<br />

der Anwendung von Sputterprozessen verfügt, in<br />

seine Recherche auch solchen gattungsfremden StdT<br />

einbezieht, bei dem nach Art der sich dort stellenden<br />

Probleme vom Prinzip her Lösungen zu erwarten sind,<br />

wie er sie benötigt. 33 Er berücksichtigt deshalb als gattungsfremden<br />

StdT auch eine Druckschrift, die sich auf<br />

eine Glastransportlinie bei der Flachglasherstellung<br />

bezieht, obwohl sich diese auf das symmetrische Abschrecken<br />

von Glasplatten, die auf Walzen gefördert<br />

werden, und nicht auf die beidseitige Beschichtung<br />

bezieht.<br />

Nach st. Rspr. wird eine Vorrichtung bereits dadurch<br />

offenkundig, dass eine vorbehaltlose Lieferung der<br />

Vorrichtung an einen Dritten erfolgt. Denn wenn keine<br />

Geheimhaltungspflicht vereinbart und eine Geheimhaltung<br />

auch sonst nicht zu erwarten ist, ist in<br />

der Regel davon auszugehen, dass mit der Lieferung<br />

die Kenntnis von der Erfindung der Öffentlichkeit<br />

preisgegeben und die jedenfalls nicht fern liegende<br />

Möglichkeit geschaffen worden ist, dass beliebige<br />

Dritte – hier Mitarbeiter und Besucher der Werkstätten<br />

– von ihr Kenntnis nehmen konnten. 34 Nichts anderes<br />

kann nach Auffassung des 4. Senats 35 gelten, wenn<br />

statt der Vorrichtung ein Service-Handbuch geliefert<br />

wird, das die Beschreibung sämtlicher Details der Vorrichtung<br />

enthält. Nach dem in § 93 Abs. 1 Satz 1 PatG<br />

enthaltenen Grundsatz der freien Beweiswürdigung<br />

entscheidet das Patentgericht „nach seiner freien, aus<br />

dem Gesamtergebnis des Verfahrens gewonnenen<br />

Überzeugung“. Der Senat hatte sich insoweit mit der<br />

Frage der Beweiskraft mangelbehafteter Urkunden zu<br />

befassen. Diese sind nach § 419 ZPO der freien Beweiswürdigung<br />

unterstellt. Vorliegend sprach die Beklagte<br />

dem im Rahmen der Beweisaufnahme vorgelegten<br />

Original des Service-Handbuchs jegliche Beweiskraft<br />

ab, weil dieses teilweise aufgetrennt war und somit<br />

die theoretische Möglichkeit bestand, dass Seiten entnommen,<br />

hinzugefügt oder ausgetauscht sein könnten.<br />

Der Senat verwies jedoch darauf, dass das Gericht<br />

31 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 107/11].<br />

32 BPatG, Urt. v. 9.8.<strong>2011</strong> – 3 Ni 19/08 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 123/11].<br />

33 BGH, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II.<br />

34 BGH, GRUR 1996, 747 ff. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem.<br />

35 BPatG, Urt. v 3.5.<strong>2011</strong> – 4 Ni 55/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 81/11].<br />

12


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

nach freier Überzeugung zu entscheiden hat, welche<br />

Auswirkungen diese äußeren Mängel der Urkunde auf<br />

die Beweiskraft haben. Danach kam der Senat aufgrund<br />

des Ergebnisses der Beweisaufnahme und der<br />

Zeugenvernehmung zu der festen Überzeugung, dass<br />

das noch zusammenhängende Service-Handbuch erst<br />

während des Verfahrens zur besseren Kopierbarkeit<br />

teilweise aufgetrennt worden war und bereits im Jahr<br />

1991 als – hier neuheitsschädlicher – StdT offenkundig<br />

geworden war.<br />

Der 3. Senat 36 hatte die Frage einer offenkundigen Vorbenutzung<br />

durch Vertrieb eines pharmazeutischen<br />

Erzeugnisses zu klären, hier eine solche für die orale<br />

Verabreichung in Form einer Hart- oder Weichgelatinekapsel<br />

oder einer Flüssigkeit, umfassend Eukalyptusöl<br />

und Orangenöl in kombinierter Form. Zum StdT zählte<br />

ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff eines Mischdestillats<br />

aus Eukalyptusöl, Orangenschalenöl, Myrtenöl<br />

und Zitronenöl. Der Senat führt aus, dass das In-Verkehr-Bringen<br />

eines pharmazeutischen Erzeugnisses<br />

nicht nur den Stoff als solchen, sondern auch dessen<br />

Zusammensetzung und Struktur der Öffentlichkeit zugänglich<br />

macht, sofern grundsätzlich die Möglichkeit<br />

einer Analyse besteht. Hierbei kann man in aller Regel<br />

davon ausgehen, dass analysierbare Erzeugnisse, die<br />

ohne Angabe ihrer Struktur auf dem Markt sind, auch<br />

analysiert werden, weil Dritte sich dafür interessieren,<br />

selbst wenn die Analyse einigen Aufwand erfordert. 37<br />

Dies gilt auf chemisch-pharmazeutischem Gebiet<br />

auch dann, wenn die Analyse zwar umfangreiche zeitund<br />

arbeitsaufwändige qualitative und quantitative<br />

Untersuchungen erfordert, für den Fachmann aber<br />

unter Zuhilfenahme der standardmäßig eingesetzten<br />

Methoden nach intensiveren Überlegungen ohne<br />

übermäßige, das durchschnittliche Können übersteigende<br />

Schwierigkeiten möglich ist.<br />

Bei einer geltend gemachten Vorbenutzung eines<br />

Leichtbau-Motorblocks im Rahmen eines durch die<br />

Bayerische Forschungsstiftung unterstützten Forschungsprojektes<br />

sagt allein die Tatsache, dass diese<br />

Stiftung das Projekt unterstützt hat, über die Zugänglichkeit<br />

der Ergebnisse für die Öffentlichkeit nichts<br />

aus. Der Einwand der fehlenden Neuheit infolge der<br />

offenkundigen Vorbenutzung konnte somit im Einspruchsverfahren<br />

vor dem 20. Senat 38 nicht durchgreifen,<br />

zumal die Einsprechende auch offen ließ, ob ein<br />

von ihr dazu vorgelegter Sachbericht lediglich ein interner<br />

Bericht war.<br />

Der 21. Senat 39 führt aus, dass es für die Beurteilung<br />

der Schutzfähigkeit einer Erfindung unschädlich ist,<br />

wenn in der Beschreibung der Patentanmeldung irrtümlich<br />

ein StdT als vorbekannt bezeichnet wird, welcher<br />

druckschriftlich nicht belegt ist und nach Aussage<br />

der Anmelderin internen StdT darstellt. Für die<br />

Beurteilung der Schutzfähigkeit ist nach st. Rspr. die<br />

tatsächliche Sach- und Rechtslage, insbesondere der<br />

StdT nach der objektiven Sachlage, und nicht die vom<br />

Erfinder zum Ausdruck gebrachte vermeintliche Lage<br />

entscheidend. 40<br />

36 BPatG, Urt. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 3 Ni 7/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 120/11].<br />

37 BGH, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 3 Rdnr. 127 m. w. N.<br />

38 BPatG, Beschl. v. 6.4.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 379/05.<br />

39 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 21 W (pat) 8/08.<br />

40 Vgl. BGH, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen.<br />

13


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

4. Neuheit und erfinderische Tätigkeit<br />

Neuheit<br />

Ein „Verfahren zur Bestimmung des Bindeverhaltens<br />

von an Ziel-Molekülen spezifisch an mindestens eine<br />

Bindungsstelle bindenden Liganden“ ist über funktionelle,<br />

austauschbare Begriffe von gattungsgemäßen<br />

Verfahren nach dem StdT nicht abgrenzbar. Die verwendeten<br />

funktionellen Begriffe „Liganden, Marker, Inhibitoren<br />

und Referenzsubstanzen“ für chemische Verbindungen,<br />

die sämtlich an die gleichen Ziel-Moleküle<br />

binden, sind im Wortsinn des Verfahrens austauschbare<br />

Begriffe, die eine stoffliche Unterscheidung nicht<br />

ermöglichen, so der 15. Senat. 41<br />

Erfinderische Tätigkeit<br />

Welches technische Problem durch eine Erfindung<br />

– hier ein Aufzugssystem – gelöst wird und ob eine<br />

beanspruchte Lösung auf einer erfinderischen Tätigkeit<br />

beruht, ist allein objektiv danach zu bestimmen,<br />

was die in den Patentansprüchen beanspruchte Erfindung<br />

gegenüber dem StdT tatsächlich leistet 42<br />

und was Niederschlag in den Merkmalen des Patentanspruchs<br />

gefunden hat, so der 1. Senat. 43 Für die<br />

Beurteilung können verschiedene Ausgangspunkte<br />

in Betracht zu ziehen sein. 44 Vermag die beanspruchte<br />

Lösung tatsächlich lediglich das Problem der Abnutzung<br />

und Verbesserung der Haltbarkeit des Seils<br />

bei unmittelbar auf der Treibscheibe aufliegenden<br />

Stahlseilen gegenüber dem StdT zu lösen, erschöpft<br />

sich die beanspruchte Lehre in dieser Optimierung<br />

des Aufzugssystems. Weitere, hiermit verbundene<br />

Verbesserungsmöglichkeiten – wie eine effektive<br />

Nutzung des zur Verfügung stehenden Platzes über<br />

einen breiten Bereich von Aufzugsanwendungen –<br />

waren nicht gegenständlich durch die Merkmale des<br />

Patentanspruchs angesprochen und blieben deshalb<br />

unberücksichtigt. Da nur eine Aggregation bekannter<br />

Komponenten für die Komplexe „Aufzug“, „Seil“ und<br />

„Maschine“ vorlag, verneinte der Senat eine Kombinationserfindung<br />

und stellte darauf ab, dass es sich<br />

um eine naheliegende Optimierung handelte.<br />

Auch wenn die Aufgabe in der Patentschrift als „neu“<br />

bezeichnet ist, rechtfertigt dies keine andere Bewertung:<br />

Zwar kann das als Aufgabe der Erfindung in der<br />

Patentschrift bezeichnete einen Hinweis auf das richtige<br />

Verständnis der beanspruchten technischen Lehre<br />

geben 45 und Hilfsmittel für die Ermittlung des objektiven<br />

technischen Problems sein. 46 Auch kann eine erfinderische<br />

Leistung der beanspruchten Lehre durchaus<br />

bereits bei der Erkenntnis der Ursache der Nachteile<br />

des Standes der Technik einsetzen. 47 Welches technische<br />

Problem durch eine Erfindung gelöst wird, ist<br />

aber allein objektiv zu bestimmen, so der 1. Senat in<br />

einer weiteren Entscheidung. 48<br />

Sieht der StdT zwei Möglichkeiten vor, Verpackungen<br />

(Chargen) zu Schichten mit unterschiedlichen Lagenbildern<br />

zusammenzustellen und dann auf einer<br />

Palette zu stapeln, so kommt es für die Beurteilung<br />

41 B PatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 15 W (pat) 15/06.<br />

42 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Tz. 18 – Fettsäurezusammensetzung;<br />

BGH, GRUR 2007, 1055, Tz. 28 – Papiermaschinengewebe.<br />

43 B PatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11], unter Hinweis auf<br />

BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />

§ 1 Rdnr. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 1 Rdnr. 101; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt<br />

[Az: X ZR 72/11]; BPatG, Urt. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11].<br />

44 BGH, GRUR 2009, 1039, Tz. 20 – Fischbissanzeiger; BGH, GRUR 2009, 382, Tz. 51 – Olanzapin;<br />

BPatG, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung.<br />

45 BGH, GRUR 2010, 602, 605, Tz. 27 – Gelenkanordnung.<br />

14


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

erfinderischer Tätigkeit nicht darauf an, ob das beanspruchte<br />

Verfahren über die Aufgabe einer homogenen<br />

Palettierung zusätzlich auch die Lösung weiterer<br />

objektiver Problemstellungen beinhaltet, so eine mit<br />

der erfindungsgemäßen Lösung verbundene größere<br />

Arbeitsgeschwindigkeit, wenn auch unter diesem Aspekt<br />

der StdT keine Anregung vermittelt, die ein Naheliegen<br />

des beanspruchten Verfahrens begründen und<br />

deshalb die Patentfähigkeit in Frage stellen könnte. 49<br />

Eine derartige Veranlassung fehlte vorliegend, so der<br />

1. Senat. 50<br />

Liegt die Kombination von Arzneimittelwirkstoffen<br />

– hier Taxol bzw. Taxotere und ihren Analoga<br />

und therapeutisch nützlichen Substanzen zur Behandlung<br />

neoplastischer Erkrankungen – für den<br />

Fachmann nahe, kann auch der von der Beklagten<br />

geltend gemachte synergistische Effekt nichts zur<br />

Begründung der erfinderischen Tätigkeit beitragen,<br />

so der 3. Senat. 51 Dem Einwand der Beklagten, der<br />

Fachmann habe derartige Kombinationen mit Taxotere<br />

mangels Zulassung von Taxotere und Angaben<br />

hierzu im StdT nicht in Erwägung gezogen, entgegnete<br />

der Senat, dass bereits Kombinationen von Taxotere<br />

mit weiteren Zytostatika vor dem Prioritätstag<br />

des Streitpatentes an transplantierten Tumoren<br />

bei Mäusen untersucht worden sind. Dies zeigt, dass<br />

die Fachwelt den noch nicht zugelassenen und bis<br />

dahin lediglich in der klinischen Phase I untersuchten<br />

Wirkstoff Taxotere für Kombinationen mit weiteren<br />

Zytostatika sehr wohl bereits in Betracht gezogen<br />

hat. Die Austestung eines Wirkstoffes unter<br />

verschiedenen Bedingungen im Labor, bevor weitere,<br />

aufwändige, teuere und mit einem hohen Risiko<br />

behafteten Studien an Menschen folgen, entspricht<br />

zudem üblicher Vorgehensweise im Zusammenhang<br />

mit der Suche nach geeigneten Arzneimitteln.<br />

Der 1. Senat 52 hatte die Patentfähigkeit einer Vorrichtung<br />

zu beurteilen, die mit einem Schlitz zum Entfernen<br />

einer Zecke aus der Haut eines Menschen oder Tieres<br />

versehen und wie abgebildet in den Abmessungen<br />

einer Kreditkarte (Länge 85 mm, Breite 54 mm, Dicke<br />

4 mm) ausgestaltet ist. Nach Angaben der Streitpatentschrift<br />

liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde<br />

eine Vorrichtung zu schaffen, die eine Person einfach<br />

mit sich tragen kann und die erfindungsgemäß „aus einem<br />

relativ steifen Material“ hergestellt ist. Ausgehend<br />

von einem StdT, der aus einem aus Kunststoff oder Metall<br />

bestehenden Blatt (12) besteht, aber abweichende<br />

Abmessungen (Länge 57 mm, Breite 12,7 mm, Dicke<br />

0,3 mm) aufweist und als Anhängsel oder integraler Teil<br />

einer anderen Vorrichtung, wie abgebildet, auszubilden<br />

ist, wie z. B. eines Taschenmessers oder eines Nagelschneiders,<br />

sah der Senat die erfindungsgemäße Lehre<br />

nicht als nahegelegt. Der Fachmann war aufgrund<br />

dieses StdT vielmehr davon abgehalten, die Lösung des<br />

Problems auf dem erfindungsgemäßen Weg zu suchen<br />

und die Abmessungen der Vorrichtung deutlich zu vergrößern,<br />

nämlich in den Abmessungen einer Kredit-<br />

46 BGH, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, m. w. N.<br />

47 BGH, GRUR 1985, 369 – Körperstativ.<br />

48 B PatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

49 BGH, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger.<br />

50 B PatG, Urt. v. 24.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11].<br />

51 B PatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verb. mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2003, 317 LS<br />

– Kosmetisches Sonnenschutzmittel, sowie BGH, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung.<br />

52 B PatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11].<br />

15


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

karte, und statt einer Integration in eine andere Vorrichtung<br />

einen eigenständigen Gegenstand zu schaffen,<br />

den der Benutzer einfach mit sich tragen kann, so dass<br />

er stets verfügbar ist. Auch ein zum StdT zählender<br />

Eiskratzer in Scheckkartengröße gab dem Fachmann<br />

keine Anregung, die abgebildete Vorrichtung in ihren<br />

Abmessungen zu verändern, sondern gerät erst rückschauend<br />

in Kenntnis der erfindungsgemäßen Lösung<br />

in den Blick des Fachmanns. Der Senat bejahte deshalb<br />

die erfinderische Tätigkeit und wies die Klage ab.<br />

Für die Prüfung, ob es sich bei der wegen fehlender erfinderischer<br />

Tätigkeit angegriffenen Lehre – hier einer<br />

mit weiteren Merkmalen ausgebildeten Vorrichtung<br />

zum elektrisch leitenden Verbinden von mindestens<br />

zwei elektrischen Geräten – um eine Kombinationserfindung<br />

oder um eine bloße Aggregation ohne erfinderische<br />

Qualität handelt, ist nicht darauf abzustellen, dass<br />

jedes Merkmal von den anderen Merkmalen abhängt. 53<br />

Relevantes Kriterium ist nach einer Entscheidung des<br />

4. Senats 54 vielmehr, ob die Einzelmerkmale sich gegenseitig<br />

beeinflussend, fördernd und ergänzend auf das<br />

Ziel hin wirken, ob sich also durch das funktionale Zusammenwirken<br />

der verschiedenen Merkmale eine über<br />

die bloße Addition hinausgehende Wirkung einstellt.<br />

Der Senat führte weiter aus, dass sich der Fachmann<br />

– ausgehend von der Problemstellung, die im StdT bekannten<br />

Vorrichtungen so zu gestalten, dass elektrische<br />

Geräte einfacher und sicherer miteinander verbunden<br />

werden können – gedanklich zunächst von den bereits<br />

vorhandenen Lösungen für seine spezielle Aufgabe befreien<br />

und sich auf dem gesamten Gebiet der elektrischen<br />

Verbindungsvorrichtungen umschauen musste,<br />

um als Ausgangspunkt eine geeignete Verteiler- oder<br />

Anschlussdose zu wählen und im nächsten Schritt die<br />

Montagefreundlichkeit erfindungsgemäß zu optimieren.<br />

Der Senat wies die Nichtigkeitsklage ab.<br />

Ein Naheliegen kann auch auf die Kombination von<br />

drei Druckschriften gestützt werden, auch wenn ausgehend<br />

vom objektiv gelösten Problem des Streitpatents<br />

dessen Bewältigung ohne die Kenntnis eines<br />

durch zwei Druckschriften nachgewiesenen Standes<br />

der Technik als Ausgangspunkt nicht möglich ist. Eine<br />

angeregte Rechtsbeschwerde ließ der Senat nicht zu,<br />

da eine formale Einschränkung des Standes der Technik<br />

auf eine bestimmte Anzahl von Druckschriften<br />

zum Nachweis des Naheliegens einer Erfindung gesetzlich<br />

nicht vorgesehen ist. 55<br />

Der 9. Senat 56 sieht ein Sitzpolster bei einem Fahrzeugsitz<br />

durch die Zusammenschau zweier Druckschriften<br />

nahegelegt, auch wenn zwischen den jeweiligen Veröffentlichungen<br />

ein Zeitraum von 30 Jahren liegt. Da<br />

das Patentgesetz eine qualitative Abstufung bei der<br />

Berücksichtigung des Standes der Technik nicht kennt,<br />

kann das Alter einer Druckschrift allenfalls als Beweisanzeichen<br />

gewertet werden. 57 Im vorliegenden Fall<br />

verkörperte aber die ältere Druckschrift unbestritten<br />

den Ausgangspunkt der Erfindung und das dort angesprochene<br />

Problem der Durchblutungsstörungen in<br />

Beinen durch ungeeignete Sitzpolster wurde von den<br />

Erkenntnissen und Materialien der jüngeren Druckschrift<br />

gelöst.<br />

Die Merkmale eines flammenlosen Brenners mit den<br />

Merkmalen eines Flammenbrenners zu kombinieren<br />

liegt nahe, wenn der flammenlose Brenner in einer<br />

Druckschrift ausdrücklich als Weiterentwicklung eines<br />

Flammenbrenners gemäß einer anderen Druckschrift<br />

bezeichnet wird und darüber hinaus sowohl<br />

mit als auch ohne Flamme betrieben werden kann,<br />

was nach der jüngeren Druckschrift nicht vom Design<br />

des Brenners, sondern lediglich von den eingestellten<br />

Betriebsparametern abhängt. 58<br />

53 BGH, BlPMZ 1979, 151 – Etikettiergerät II.<br />

54 B PatG, Urt. v. 1.12.2010 – 4 Ni 60/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 28/11]; siehe hierzu auch BPatG, Urt. v. 24.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/10,<br />

Berufung eingelegt [Az: X ZR 143/11]; BPatG, Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11].<br />

55 B PatG, Beschl. v. 27.7.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 314/06.<br />

56 B PatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 387/05.<br />

57 Siehe Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnrn. 135-137.<br />

58 B PatG, Beschl. v. 12.10.2010 – 12 W (pat) 313/06.<br />

16


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Der 17. Senat 59 hatte in einem Verfahren zur dynamischen<br />

Generierung strukturierter Dokumente keine<br />

patentfähige Erfindung i. S. d. § 1 Abs. 1 PatG gesehen,<br />

der BGH 60 hatte auf die zugelassene Rechtsbeschwerde<br />

den angegriffenen Beschluss aufgehoben und dem<br />

beanspruchten Verfahren sowohl technische Natur<br />

zugebilligt als auch festgestellt, dass es nicht als Programm<br />

für Datenverarbeitungsanlagen nach § 1 Abs. 3<br />

Nr. 3 i. V. m. Abs. 4 vom Patentschutz ausgeschlossen ist.<br />

Der 17. Senat 61 hatte sich deshalb erneut mit der Sache<br />

zur weiteren Prüfung der Patentfähigkeit zu befassen.<br />

Danach wird das technische Problem, auf einem Vermittlungsrechner<br />

mit beschränkten Ressourcen ein<br />

von einem Client angefordertes strukturiertes Dokument<br />

dynamisch zu generieren, dadurch gelöst, dass<br />

anstelle einer Java virtuell Machine eine weniger rechen-<br />

und speicherplatzaufwändige spezielle „schlankere<br />

Softwareimplementierung“ zum Einsatz kommt.<br />

Der 17. Senat erkennt an, dass alle Merkmale des umfangreichen<br />

Anspruchs 1 zur Lösung der technischen<br />

Problemstellung beitragen und daher auch bei der<br />

Prüfung von Neuheit und erfinderischer Tätigkeit zu<br />

berücksichtigen sind. Das Verfahren ist dennoch nahe<br />

gelegt.<br />

Durchschnittsfachmann<br />

Der maßgebliche Fachmann ist derjenige, dem üblicherweise<br />

die Lösung der gestellten Aufgabe übertragen<br />

wird. 62 Deshalb ist als Fachmann nach Auffassung<br />

des 3. Senats 63 im Hinblick auf die Lehre des Streitpatents,<br />

welche ein Bügeleisen mit einer metallischen<br />

Sohlenplatte und einer reibungsmindernden Schicht<br />

(anti-friction layer) betrifft, ein berufserfahrener Verfahrensingenieur<br />

oder ein Chemiker im Bereich der<br />

Beschichtungstechnologie anzusehen, der bei der Entwicklung<br />

von Bügeleisen in einem Team aus mehreren<br />

Fachleuten zusammenarbeitet. Nicht maßgeblich ist ein<br />

Hochschul- oder Fachhochschul-Ingenieur der Fachrichtung<br />

Maschinenbau, da dieser lediglich die Anforderungen<br />

bestimmt, die von dem vorgenannten Fachmann<br />

technisch umzusetzen sind. 64 Den von der Beklagten zu<br />

ihrer gegenteiligen Auffassung angebotenen Beweisen<br />

war nicht nachzugehen, da es sich bei der Bestimmung<br />

des zuständigen Fachmanns im Wesentlichen um eine<br />

vom Gericht zu beurteilende Rechtsfrage handelt, die<br />

der Klärung durch Zeugenbeweis nicht zugänglich ist. 65<br />

Zwar muss die Bestimmung des Fachmanns stets auf<br />

tatsächlichen Feststellungen beruhen. 66 Der mit fachkundigen<br />

Mitgliedern besetzte Senat besitzt jedoch<br />

selbst die erforderliche Sachkunde für die Beurteilung<br />

der Frage, wer am Prioritätstag üblicherweise in der<br />

gewerblichen Praxis – und losgelöst von den unter Beweis<br />

gestellten tatsächlichen Verhältnissen bei der Beklagten<br />

– mit der Entwicklung und Weiterentwicklung<br />

patentgemäßer Gegenstände befasst war bzw. auf dem<br />

hier einschlägigen technischen Gebiet über die Kompetenz<br />

verfügte, um mit der Lösung der patentgemäßen<br />

Aufgabenstellung beauftragt zu werden. Der Einholung<br />

des angebotenen Sachverständigengutachtens bedurfte<br />

es deshalb nicht.<br />

Als Durchschnittsfachmann für ein Fahrzeug im Automobil-Rennsport<br />

sieht der 9. Senat 67 einen Dipl.‐Ing.<br />

(FH) der Fachrichtung Fahrzeugtechnik, der in der<br />

Fahrzeugkonstruktion tätig ist. Aufgrund seines nachgewiesenen<br />

Fachwissens strebt er bei der konstruktiven<br />

Auslegung eines Fahrzeugs für den Automobil-<br />

Rennsport eine Schwerpunktlage an, die mit einem<br />

„Massenschwerpunkt“ in Mitte des Radstandes die<br />

physikalische Voraussetzung dafür ist, dass maximale<br />

Kurvengeschwindigkeiten möglich sind. Der Fachmann<br />

berücksichtigt dabei auch sich ständig verändernde<br />

Massen, wie z. B. den Tankinhalt, der einen<br />

erheblichen Teil des Gesamtgewichts eines Rennwa-<br />

59 BPatG, Beschl. v. 17.1.2008 – 17 W (pat) 71/04.<br />

60 BGH, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />

61 B PatG, Beschl. v. 28.7.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 71/04.<br />

62 BGH, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; BGH, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II;<br />

vgl. Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 4 Rdnr. 48.<br />

63 BPatG, Urt. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 3 Ni 1/11 (EP).<br />

64 BGH, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger.<br />

65 BGH, GRUR 2006, 663, Rdnr. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche.<br />

66 BGH, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

67 B PatG, Beschl. v. 20.4.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 10/10.<br />

17


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

gens ausmacht. Den Gesamtschwerpunkt unter Berücksichtigung<br />

des Tankinhalts durch geeignete konstruktive<br />

Maßnahmen in der Mitte des Radstandes zu<br />

halten, ist daher für den Durchschnittsfachmann eine<br />

bei sachgerechter Anwendung seines einschlägigen<br />

Fachwissens naheliegende Maßnahme.<br />

Als zuständiger Fachmann für die Aufgabe der Verbesserung<br />

pharmazeutischer Zusammensetzungen<br />

für die Krebstherapie ist ein Team aus zumindest einem<br />

Pharmakologen und einem auf dem Gebiet der<br />

Onkologie forschenden Mediziner mit langjähriger Erfahrung<br />

auf dem Gebiet der Krebstherapie bzw. in der<br />

Entwicklung von onkologischen Arzneimitteln anzusehen,<br />

so der 3. Senat. 68<br />

Die Zuziehung eines Experten oder sonst besser qualifizierten<br />

Fachmanns oder die Einholung von entsprechenden<br />

Erkundigungen kann vom zuständigen<br />

Fachmann erwartet werden, wenn er aufgrund seiner<br />

eigenen Sachkunde erkennen kann, dass er die<br />

Lösung auf einem anderen Gebiet finden kann, so der<br />

Nach Art. 10 der Verordnung (EG) Nr. 469/2009 über<br />

das ergänzende Schutzzertifikat für Arzneimittel (im<br />

folgenden VO) i. V. m. § 49 a Abs. 2 PatG ist ein Zertifikat<br />

zu erteilen, wenn die Anmeldung und das gegenständliche<br />

Erzeugnis die in der Verordnung genannten<br />

Voraussetzungen erfüllen. Art. 4 der VO beschreibt den<br />

Schutzgegenstand des Schutzzertifikates für Arzneimittel.<br />

Danach erstreckt sich der durch das Zertifikat<br />

gewährte Schutz allein auf das Erzeugnis i. S. v. Art. 1 (b)<br />

der VO, das von der Genehmigung für das Inverkehrbringen<br />

als Arzneimittel erfasst wird, d. h. auf den<br />

Wirkstoff oder die Wirkstoffzusammensetzung eines<br />

Arzneimittels in den Grenzen des durch das Grundpatent<br />

gewährten Schutzes. 70 Nach Art. 3 (a) der VO<br />

ist ferner Voraussetzung, dass zum Zeitpunkt der Anmeldung<br />

das Erzeugnis durch ein in Kraft befindliches<br />

Grundpatent geschützt ist. Bei der Prüfung, ob dies der<br />

Fall ist, ist auf den gesamten Schutzbereich des Grundpatents<br />

abzustellen und nicht allein auf dessen Gegenstand.<br />

71 Entsprechend hat der BGH auf den jeweils<br />

geltenden Schutzbereich des Grundpatents abgestellt,<br />

also für deutsche Grundpatente auf § 14 PatG und für<br />

europäische Grundpatente auf Art. 69 EPÜ in Verbindung<br />

mit dem Auslegungsprotokoll zu Art. 69 EPÜ. 72 In<br />

einem Fall des 15. Senats 73 waren danach das zugelassene<br />

Erzeugnis Tenofovir Disoproxil und dessen Salze,<br />

insb. das Fumarat, Hydrate, Tautomere und Solvate, in<br />

Kombination mit weiteren therapeutischen Bestandteilen<br />

durch das in Kraft befindliche Grundpatent geschützt,<br />

Art. 3 (a) der VO, so dass das Schutzzertifikat<br />

zu erteilen war.<br />

Das von der Klägerin mit der Nichtigkeitsklage angegriffene<br />

Streitzertifikat für „Escitalopram oder dessen<br />

nicht-toxische Säure-Additionssalze, einschließlich<br />

10. Senat. 69 II. Ergänzende Schutzzertifikate<br />

68 B PatG, Urt. v. 7.12.2010 – 3 Ni 52/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 14/09 (EU), unter Hinweis auf BGH, GRUR 2010,<br />

607, 611, Tz. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Tz. 27 – Escitalopram; GRUR 2007,<br />

404, 406, Tz. 26 – Carvedilol II; ebenso Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU).<br />

69 B PatG, Urt. v. 16.9.2010 – 10 Ni 13/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 26/11] unter Hinweis auf BGH, GRUR 1986,<br />

798, 799 – Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung.<br />

70 Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006), § 16 a Rdnr. 10.<br />

71 EuGH, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Rdnr. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit<br />

für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1. Aufl. (1993), Seite 68, Ziffer 7, Seite 57, Ziffer 1-4.<br />

72 BGH, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />

§ 16 a Rdnr. 18; Busse/Hacker, PatG, 6. Aufl. (2003), Anh. zu § 16a Rdnr. 24.<br />

73 BPatG, Beschl. v. 12.5.<strong>2011</strong> – 15 W (pat) 24/07.<br />

18


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Escitalo pramoxalat“ war bereits in einem früheren<br />

Klage verfahren ohne Beteiligung der Klägerin wegen<br />

Verstoßes gegen Art. 3 Buchst. d) AMVO erfolglos angegriffen<br />

worden. Der BGH hatte in seiner Entscheidung<br />

„Escitalopram“ 74 die entsprechende Klage mit der Begründung<br />

zurückgewiesen, dass das im Razemat Citalopram<br />

enthaltene R-Enantiomer Escitalopram als Stoff<br />

mit arzneilicher Wirkung weder eine Verunreinigung 75<br />

noch einen Hilfs- oder Zusatzstoff 76 des Razemats<br />

darstellt, sondern ein anderer Wirkstoff ist, jedenfalls<br />

aber eine andere Wirkstoffzusammensetzung. Damit<br />

handelt es sich bei dem Enantiomer und dem Razemat<br />

um zwei unterschiedliche Erzeugnisse im Sinne<br />

der Verordnung (EG) Nr. 469/2009, so dass auch die<br />

arzneimittelrechtliche Genehmigung für ein Arzneimittel,<br />

das als Wirkstoff eine chemische Verbindung<br />

als Razemat enthält, der Erteilung eines ergänzenden<br />

Schutzzertifikats für ein Arzneimittel, das als Wirkstoff<br />

ein Enantiomer der Verbindung enthält und Gegenstand<br />

einer späteren arzneimittelrechtlichen Genehmigung<br />

sowie eines eigenen Stoffpatents ist, nicht<br />

entgegensteht. Die Klägerin hatte dagegen geltend<br />

gemacht, das Enantiomer Escitalopram besitze gegenüber<br />

dem Razemat keine eigenständige arzneiliche<br />

Wirksamkeit, weshalb es sich bei beiden um dasselbe<br />

Erzeugnis i. S. v. Art. 1 Buchst. b) AMVO handele und<br />

auch für das Enantiomer Escitalopram auf die erste<br />

Genehmigung für das Inverkehrbringen des Razemats<br />

Citalopram aus dem Jahr 1996 abzustellen sei. Die Beklagte<br />

hatte sich u. a. auf neue Fakten zur arzneilichen<br />

Wirkung von Escitalopram und Citalopram gestützt.<br />

Der 3. Senat 77 folgte dem nicht und wies die Klage als<br />

unbegründet zurück. Aus der Gesamtschau der im Verfahren<br />

befindlichen Druckschriften und Dokumente<br />

konnte der Senat nicht mit der erforderlichen Eindeutigkeit<br />

erkennen, dass die in den betreffenden Zulassungen<br />

als pharmakologisch aktive bzw. als arzneilich<br />

wirksam bezeichneten Bestandteile Escitalopram und<br />

Citalopram die gleiche therapeutische Wirkung besitzen,<br />

dass es sich also um das gleiche Erzeugnis i. S. d.<br />

Art. 1 Buchst. b) AMVO handelt. Der Senat folgte auch<br />

nicht der Anregung der Klägerin, das Verfahren gemäß<br />

Art. 267 AEUV auszusetzen und im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens<br />

dem Europäischen Gerichtshof<br />

vorzulegen, da er keine ungeklärten Fragen zur Auslegung<br />

der AMVO erkennen konnte.<br />

III. Verfahren vor dem DPMA<br />

1. Anmeldetag<br />

Für den Anmeldetag ist nach § 35 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1<br />

PatG der Zeitpunkt maßgeblich, an dem die Anmeldeunterlagen<br />

beim DPMA eingegangen sind und nicht<br />

derjenige, an dem sie vom Anmelder abgesandt wurden.<br />

In einem Fall des 7. Senats 78 wies das Faxgerät des<br />

DPMA einen Eingangszeitpunkt nach Mitternacht aus,<br />

während die Anmelderin angab, den OK-Status über<br />

die vollständige Übertragung der übersandten Seiten<br />

vom Faxgerät des DPMA vor Mitternacht erhalten zu<br />

haben. Die Anmelderin konnte allerdings den Gegenbeweis<br />

durch einen glaubwürdigen Zeugen erbringen,<br />

der den Zeitpunkt der Übersendung des OK-Status<br />

vom Faxgerät des DPMA anhand einer Funkuhr und<br />

zusätzlich anhand der Atomzeituhr der Physikalisch-<br />

Technischen Bundesanstalt im Internet festgestellt<br />

hatte.<br />

2. Teilung der Anmeldung<br />

Es liegt keine Verletzung des rechtlichen Gehörs vor,<br />

wenn eine verfahrensgegenständliche Teilanmeldung,<br />

deren Unterlagen mit den ursprünglichen Unterlagen<br />

74 BGH, GRUR 2010, 123 – Escitalopram.<br />

75 Hierzu EuGH, Slg. 2001, 3643 Rdnr. 29 = GRUR Int 2001, 754 – BASF/Bureau voor de Industriële Eigendom<br />

[Chloridazon].<br />

76 Hierzu EuGH, Slg. 2006, I-4107 Rdnr. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW 2006, 408 – Massachusetts Institute of<br />

Technology [Polifeprosan].<br />

77 BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II.<br />

78 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 7 W (pat) 35/10.<br />

19


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

keiner Wiederholung 80 , soweit sie den Gegenstand<br />

der Trennanmeldung betreffen und die Prüfungsstelle<br />

davon ausgehen konnte, dass der Anmelder den gerügten<br />

Mangel der Trennanmeldung zuordnet 81 , so der<br />

19. Senat. 82<br />

der Stammanmeldung vollständig übereinstimmen,<br />

ohne einen vorausgehenden Prüfungsbescheid durch<br />

Beschluss zurückgewiesen wird, nachdem im Verfahren<br />

über die Stammanmeldung bereits durch Prüfungsbescheid<br />

die Patentansprüche als nicht patentfähig<br />

beanstandet wurden. Zwar ist die abgetrennte<br />

Anmeldung nach Beendigung des Schwebezustandes<br />

nach § 39 Abs. 3 PatG zu einer eigenständigen, von der<br />

Stammanmeldung unabhängigen Patentanmeldung<br />

erstarkt. Auch sind dem Patentsucher gemäß § 48<br />

Satz 2 i. V. m. § 42 Abs. 3 Satz 2 PatG vor der Zurückweisung<br />

seiner Anmeldung die Umstände mitzuteilen, auf<br />

welche die Zurückweisung gestützt werden soll. Eines<br />

vorausgehenden Prüfungsbescheides bedurfte es aber<br />

dennoch nicht. Denn das Verfahren der Teilanmeldung<br />

ist nach der Beendigung des Schwebezustandes in<br />

der Verfahrenslage weiterzubehandeln, in der sich die<br />

Stammanmeldung vor der Teilung befand. 79 Bis zur<br />

Teilungserklärung ergangene Verwaltungsakte im Verfahren<br />

der Stammanmeldung und somit Prüfungsbescheide<br />

des Patentamts gelten danach grundsätzlich<br />

auch im Verfahren der Teilanmeldung und bedürfen<br />

Anders als in den Verfahren über Teilungs- oder Ausscheidungsanmeldungen<br />

haben Bescheide und Verwaltungsakte<br />

des DPMA, die vor Einreichung einer<br />

Zusatzanmeldung gemäß § 16 Abs. 1 Satz 2 PatG in<br />

Bezug auf die Hauptanmeldung ergangen sind, keine<br />

Geltung für das Verfahren über die Zusatzanmeldung.<br />

Das folgt aus dem notwendigen materiellen Unterschied<br />

zwischen Haupt- und Zusatzanmeldung, die<br />

einen späteren Anmeldetag aufweist und ihrer Natur<br />

nach jedenfalls als eine teilweise andere Erfindung<br />

angelegt ist, während die Teil- und Ausscheidungsanmeldungen<br />

rechtlich als Fortsetzung des bereits<br />

anhängigen Erteilungsverfahrens über die Stammanmeldung<br />

behandelt werden. 83 Es verletzt daher den<br />

Anspruch des Zusatzanmelders auf rechtliches Gehör,<br />

wenn die Prüfungsstelle die Zusatzanmeldung zurückweist,<br />

ohne dem Anmelder – sei es im Wege eines<br />

Prüfungsbescheides gemäß § 45 PatG, sei es im Wege<br />

einer Anhörung gemäß § 46 Abs. 1 PatG – Gelegenheit<br />

zu geben, sich zu den Beanstandungen zu äußern, mit<br />

denen die Zurückweisung begründet wird. Das gilt<br />

auch dann, wenn die Zusatzanmeldung aus denselben<br />

Gründen zurückgewiesen wird, aus denen bereits die<br />

Hauptanmeldung beanstandet worden war, so der<br />

20. Senat. 84 Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr<br />

nach § 80 Abs. 3 wurde deshalb angeordnet.<br />

3. Fassung der Unterlagen, Offenbarung<br />

Aussagen in der Beschreibung, wonach eine Kombination<br />

von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche<br />

auch abweichend von den gewählten Rückbeziehungen<br />

der Patentansprüche möglich ist, sind keine<br />

79 Vgl. amtl. Begr. zum GPatG, BlPMZ 1979, 284; BGH, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (für die Ausscheidung).<br />

80 Vgl. Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 39 Rdnrn. 51, 52.<br />

81 BPatG, Beschl. v. 20.6.2006 – 8 W (pat) 4/04; BPatGE 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter.<br />

82 BPatG, Beschl. v. 2.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 75/09.<br />

83 BGH, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler.<br />

84 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 20 W (pat) 20/09.<br />

20


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Widersprüche zwischen den Patentansprüchen und<br />

der Beschreibung, die dazu führen, dass unklar ist, was<br />

als patentfähig unter Schutz gestellt werden soll und<br />

die eine Zurückweisung der Anmeldung rechtfertigen<br />

könnten. Der 12. Senat 85 führt aus, dass die Anmelderin<br />

auch weitere Merkmale aus der Beschreibung in den<br />

Patentanspruch 1 aufnehmen kann, wenn dadurch<br />

die Lehre des Anspruchs auf eine engere Lehre eingeschränkt<br />

wird, und die weiteren Merkmale in der<br />

Beschreibung als zur beanspruchten Erfindung gehörend<br />

zu erkennen waren. 86 Dies ist völlig ohne Rückgriff<br />

auf die Unteransprüche und somit auch abweichend<br />

von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche<br />

möglich.<br />

Patentansprüche, die eine Speicherschaltungskomponente<br />

(DRAM-Vorrichtung) beanspruchen, sind unzulässig,<br />

wenn damit ein Merkmal beansprucht wird,<br />

welches nach der ursprünglichen Offenbarung der<br />

Anmeldung Merkmal eines gesamten Bussystems,<br />

nicht aber Merkmal der Speicherschaltungskomponente<br />

ist. Das Merkmal betraf Eingangsschaltkreise<br />

zum Empfangen von Daten und eines Empfangstaktes<br />

und Sendeschaltkreise zur Übertragung von Lesedaten.<br />

Ein auf ein System aus Bus und DRAM-Vorrichtung<br />

gerichteter Anspruch war danach zulässig, aber<br />

nicht patentfähig. 87<br />

In einem Fall des 19. Senats 88 war fraglich, ob in einer<br />

Zeichnung eines Rotationslinearantriebes Sensoren<br />

erkennbar waren. Der Senat verneinte dies, da die<br />

Zeichnung keinerlei zeichnerisch dargestellte Details<br />

aufwies und der Fachmann ohne einen erläuternden<br />

Text die Merkmale nicht unmittelbar und eindeutig<br />

erkennen konnte. 89<br />

In einem weiteren Fall des 19. Senats 90 , der bei einem<br />

elektrischen Widerstandsheizelement Wabenkörper<br />

mit gleichbleibendem Kanalquerschnitt betraf, wurde<br />

dieses Merkmal als erfindungswesentlich offenbart<br />

angesehen, da die zeichnerische Darstellung die<br />

Beschreibung der wesentlichen Herstellungsschritte<br />

ergänzt und es wegen der Gleichwertigkeit von Beschreibung<br />

und Zeichnungen der Anmeldeunterlagen<br />

als Offenbarungsmittel 91 unschädlich ist, wenn die Beschreibung<br />

den Effekt eines sich aus dem offenbarten<br />

Herstellungsverfahren ergebenden gleichbleibenden<br />

Kanalquerschnitts nicht ausdrücklich erwähnt.<br />

4. Patentkategorie<br />

Bei einem „Verfahren zur Mikrowellen-Ablenkung mit<br />

Miniatur-Dipolen eines frequenten Energiefeldes“<br />

sind Merkmale für die Beurteilung der Patentfähigkeit<br />

unbeachtlich, die sich auf Wirkungen beziehen, die<br />

jedem Dipol immanent sind und die dem Fachmann<br />

keine Anweisungen zur Ausgestaltung des Verfahrens<br />

geben. Das Verfahren ist daher nicht neu, so der<br />

20. Senat. 92 Eine andere Beurteilung ergibt sich auch<br />

dann nicht, wenn man von der Beanspruchung einer<br />

Vorrichtung zur Durchführung des mit dem Patentanspruch<br />

1 gelehrten Verfahrens ausgeht. Auch in diesem<br />

Fall ist die an den Fachmann gerichtete Lehre reduziert<br />

auf einen beliebigen Dipol, der in seiner räumlichkörperlichen<br />

Ausbildung nicht weiter eingeschränkt<br />

ist. Bei Annahme einer Verwendung lässt sich der<br />

Wirkzusammenhang zwischen Dipol und frequentem<br />

Energiefeld nicht erschließen und der Fachmann kann<br />

nicht feststellen, ob damit die erfindungsgemäße Aufgabe<br />

(Richtungsänderung der Wellen-Energie bzw.<br />

Hervorrufen einer neutralen Zone) gelöst ist. 93 Die Lehre<br />

ist danach nicht ausführbar i. S. v. § 34 Abs. 4 PatG.<br />

5. Umschreibung, Rechtsnachfolge<br />

Die bisher am Verfahren vor dem DPMA beteiligte Anmelderin,<br />

deren Rechtspersönlichkeit nach formwechselnder<br />

Umwandlung (vgl. § 202 Abs. 1 Nr. 1 UmwG)<br />

85 BPatG, Beschl. v. 10.11.<strong>2011</strong> – 12 W (pat) 23/07.<br />

86 BGH, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze.<br />

87 BPatG, Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 47/09.<br />

88 BPatG, Beschl. v. 6.12.2010 – 19 W (pat) 21/07.<br />

89 Vgl. BGH, GRUR 2010, 910 – Fälschungssicheres Dokument.<br />

90 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 19 W (pat) 30/07.<br />

91 Vgl. BGH, GRUR 2010, 599, 601 – Formteil.<br />

92 BPatG, Beschl. v. 21.3.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 45/07.<br />

93 BPatG, Urt. v 18.3.1999 – 3 Ni 18/98 (EU), BPatGE 41, 120 – Kernmaterial.<br />

21


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

unverändert ist, und die deshalb als bisher Beteiligte<br />

zulässig Beschwerde nach § 74 PatG eingelegt hat,<br />

bleibt auch nach späterer Umschreibung des Registers<br />

auf den Rechtsnachfolger am Verfahren beteiligt, da<br />

§ 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO auch im Anmeldebeschwerdeverfahren<br />

entsprechend anwendbar ist, so der 21. Senat.<br />

94 § 265 Abs. 2 ZPO dient nämlich nicht nur dem<br />

Schutz des Gegners der Partei, auf deren Seite eine<br />

Änderung der sachlichen Legitimation eintritt, sondern<br />

auch der Ökonomie des Verfahrens 95 , so dass dieses<br />

unbeeinflusst von einer materiellen Änderung der<br />

Inhaberschaft an dem streitbefangenen Gegenstand<br />

mit dem bisherigen Beteiligten fortgesetzt werden<br />

kann. Auch in dem nicht als Streitverfahren ausgestalteten<br />

patentrechtlichen Eintragungs- und Anmeldebeschwerdeverfahren<br />

findet § 265 Abs. 2 Satz 1 ZPO<br />

deshalb entsprechende Anwendung. Es entspricht<br />

der Verfahrensvereinfachung, wenn die mit dem Beschwerdeverfahren<br />

bereits vertraute Anmelderin das<br />

Verfahren weiterführen kann, obwohl im Patentregister<br />

bereits die Rechtsnachfolgerin eingetragen ist, zumal<br />

die Anmelderin auch nach dem Rechtsübergang<br />

an der Weiterführung des Eintragungsverfahrens ein<br />

besonderes Interesse haben kann.<br />

Der 35. Senat 96 hatte sich mit einer Beschwerde zu<br />

befassen, mit der die Aufhebung einer „Umschreibungs-Mitteilung“<br />

der Gebrauchsmusterstelle und<br />

die Rückgängigmachung einer Umschreibung eines<br />

Gebrauchsmusters geltend gemacht wurden. Diese<br />

sei zu Unrecht erfolgt. Ein Rechtsübergang habe nicht<br />

stattgefunden. Zudem sei gegen wesentliche Regelungen<br />

der patentamtlichen Umschreibungsrichtlinien<br />

verstoßen worden. Die Gebrauchsmusterstelle des<br />

DPMA hatte auf dieses als „Widerspruch gegen die<br />

Umschreibung“ bezeichnete Begehren zunächst mit<br />

einem Bescheid einer Beamtin im gehobenen Dienst<br />

darauf verwiesen, es sei nichts zu veranlassen, da es<br />

zur beantragten Rückumschreibung der Vorlage einer<br />

Umschreibungsbewilligung des gegenwärtigen<br />

als Inhaber eingetragenen Antragsgegners oder eines<br />

rechtskräftigen „Urteils zur Rückübertragung“ bedürfe.<br />

Nachdem die Beschwerdeführerin auf Anfrage des<br />

DPMA mitgeteilt hatte, dass ihr „Widerspruch“ als<br />

„Beschwerde“ anzusehen sei, verfügte die Leitung der<br />

Gebrauchsmusterstelle die Vorlage der Akten an das<br />

BPatG. Der 35. Senat äußerte zunächst Bedenken, dass<br />

es sich bei der „Umschreibungs-Mitteilung“ der Gebrauchsmusterstelle<br />

oder der ihr zugrunde liegenden<br />

Umschreibungsverfügung um einen Beschluss handelt,<br />

gegen den die vorliegende Beschwerde in statthafter<br />

Weise gerichtet werden kann. 97 So ist auch eine<br />

auf Rückumschreibung der Umschreibung gerichtete<br />

Eingabe regelmäßig als Antrag auszulegen, zu dessen<br />

Bearbeitung dieselbe Stelle oder Abteilung des DPMA<br />

berufen ist, die die beanstandete Umschreibung vorgenommen<br />

hat und nicht als Beschwerde. Hierfür finden<br />

sich auch zahlreiche Belege aus der einschlägigen<br />

Rspr. 98 Der Senat sah deshalb den Bescheid der Beamtin<br />

im gehobenen Dienst als den maßgeblichen angefochtenen<br />

Beschluss im materiellen Sinne, da er eine abschließende<br />

Regelung einer Stelle des DPMA darstellt,<br />

mit der in (Verfahrens-) Rechte der Verfahrensbeteiligten<br />

eingegriffen wird. 99 Die Beschwerde führte gemäß<br />

§ 18 Abs. 2 GebrMG i. V. m. § 79 Abs. 3 Nr. 3 PatG zur Aufhebung<br />

des angefochtenen Bescheides (Beschlusses)<br />

und zur Zurückverweisung der Sache an das DPMA,<br />

da dieses entgegen §§ 8 Abs. 4, 10 Abs. 1 GebrMG noch<br />

nicht in der Sache selbst entschieden hat. Der Senat<br />

wies darauf hin, dass von der Gebrauchsmusterstelle<br />

jene Voraussetzungen für eine Rückumschreibung<br />

zu prüfen sind, wie sie der BGH in seiner „Marpin“-<br />

Entscheidung 100 skizziert hat, wonach die Rückgängigmachung<br />

einer Umschreibung in Betracht kommt,<br />

wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen die<br />

Rechtskraft einer gerichtlichen Entscheidung im Wege<br />

einer Wiederaufnahme des Verfahrens beseitigt wer-<br />

94 BPatG, Beschl. v. 13.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 16/09, unter Hinweis auf BGH, GRUR 2000, 892 – MTS.<br />

95 BGH, GRUR 2008, 87 ff. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren.<br />

96 BPatG, Beschl. v. 14.4.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 26/10.<br />

97 A. A. wohl: Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 8 Rdnr. 92; BPatG, BlPMZ 2006, 67 ff.<br />

98 BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin; BPatGE 46, 92 – Umschreibung einer Marke; BPatGE 50, 54 – Markenumschreibung.<br />

99 BPatGE 26, 152, 153; BPatGE 50, 1, 3 – Mischvorrichtung; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 47 Rdnr. 4.<br />

100 BGH, GRUR 1969, 43 – Marpin.<br />

22


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

den könnte. 101 Gleichzeitig wies der Senat aber auch<br />

darauf hin, dass der Rahmen der rechtlichen Nachprüfung<br />

durch die Gebrauchsmusterstelle – anders als im<br />

Rahmen einer Umschreibungsbewilligungsklage vor<br />

den ordentlichen Gerichten – nicht allzu weit zu ziehen<br />

ist, da auch für den Antrag auf Rückumschreibung<br />

eine umfassende Prüfung nicht dem Wesen eines Registerverfahrens<br />

entspräche. Der Senat sah von einer<br />

Auferlegung von Kosten des Beschwerdeverfahrens<br />

aus Gründen der Billigkeit ab (§ 18 Abs. 2 Satz 1 GebrMG<br />

i. V. m. § 80 Abs. 1 Satz 1 PatG) und ordnete zugleich die<br />

Rückzahlung der Beschwerdegebühr gemäß § 18 Abs. 2<br />

Satz 1 GebrMG i. V. m. § 80 Abs. 3 PatG ebenfalls aus<br />

Gründen der Billigkeit an, weil die Gebrauchsmusterstelle<br />

unter Verstoß gegen einschlägige, von der Rspr.<br />

entwickelte Verfahrensgrundsätze eine Entscheidung<br />

in der Sache selbst verweigert und hierdurch die Antragstellerin<br />

in ungerechtfertigter Weise zur Einlegung<br />

der Beschwerde bestimmt hat.<br />

6. Wiedereinsetzung<br />

Nach § 123 Abs. 1 Satz 1 PatG kann eine Wiedereinsetzung<br />

in den vorigen Stand nur gewährt werden, wenn<br />

ein Antragsteller glaubhaft darlegt, dass weder er<br />

noch sein anwaltlicher Vertreter (§ 85 Abs. 2 ZPO) in<br />

schuldhafter Weise verhindert waren, eine gesetzliche<br />

Frist einzuhalten, deren Versäumung einen Rechtsnachteil<br />

zur Folge hat. Ein Anwalt muss seine Kanzlei<br />

nicht nur so organisieren, dass Fristversäumnisse unter<br />

normalen Umständen nicht vorkommen. Darüber<br />

hinaus muss er auch für den Fall hinreichend Vorsorge<br />

treffen, dass er wegen Krankheit ausfällt; andernfalls<br />

entspricht sein Verhalten nicht der gebotenen Sorgfalt,<br />

so der 10. Senat. 102 In diesem Zusammenhang hat<br />

der Vertreter der Antragstellerin mit dem Wiedereinsetzungsantrag<br />

lediglich vorgetragen, dass er infolge<br />

Krankheit erst am 3.6.2008 in der Lage gewesen sei,<br />

den Prüfungsantrag zu stellen.<br />

Bereits bei Niederlegung der Vertretung im Innenverhältnis<br />

scheidet eine Zurechnung von Kenntnissen<br />

nach § 85 Abs. 2 ZPO aus. Auf allgemeine organisatorische<br />

Vorkehrungen und Anweisungen für die Fristwahrung<br />

in einer Anwaltskanzlei kommt es nach der<br />

Rspr. des BGH zwar dann nicht an, wenn der Anwalt<br />

einer Kanzleikraft, die sich bisher als zuverlässig erwiesen<br />

hat, eine konkrete Einzelanweisung erteilt,<br />

welche bei Befolgung die Fristwahrung gewährleistet<br />

hätte. Betrifft die Anweisung aber einen so<br />

wichtigen Vorgang wie die Eintragung einer Rechtsmittelfrist<br />

und wird sie nur mündlich erteilt, genügt<br />

der Anwalt seiner Sorgfaltspflicht nur dann, wenn in<br />

seiner Kanzlei ausreichende organisatorische Vorkehrungen<br />

dafür getroffen sind, dass eine korrekte Fristeneintragung<br />

erfolgt, so der 10. Senat. 103 Die Frist zur<br />

Zahlung einer Jahresgebühr ist in ihrer Bedeutung<br />

der einer Rechtsmittelfrist gleichzustellen, da ihre<br />

Versäumung unmittelbar zum Rechtsverlust führt.<br />

Fehlt jeder Vortrag dazu, ob die Weisung schriftlich<br />

oder mündlich erteilt wurde und wie die im Falle nur<br />

mündlicher Weisung erforderlichen organisatorischen<br />

Vorkehrungen in der Kanzlei getroffen waren,<br />

so bedeutet das Fehlen jeder Sicherung einen entscheidenden<br />

Organisationsmangel.<br />

Gemäß § 27 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist für alle Angelegenheiten,<br />

die die erteilten Patente betreffen, die Patentabteilung<br />

zuständig. In einem Fall, den der 10. Senat 104<br />

zu entscheiden hatte, war der Beschluss über den<br />

Wiedereinsetzungsantrag in die Frist zur Einreichung<br />

einer deutschen Übersetzung der Patentschrift nach<br />

Art. II § 3 Abs. 1 Satz 1 IntPatÜG und zur Zahlung der<br />

Gebühr für die Veröffentlichung der Patentschrift (§ 2<br />

Abs. 1 PatKostG i. V. m. Gebührenverzeichnis Nr. 313 820)<br />

von einem Prüfer unter der Angabe „Prüfungsstelle<br />

für Klasse (IPC)“ unterschrieben. Der 10. Senat führte<br />

aus, dass zwar gemäß § 27 Abs. 4 PatG alle Angelegenheiten<br />

der Patentabteilung, mit Ausnahme u. a. der<br />

101 Vgl. auch: Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 30 Rdnr. 22.<br />

102 BPatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 45/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 2008, 3571; NJW 2006, 2412.<br />

103 BPatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 28/06, unter Hinweis auf BGH, VersR 1992, 764; VersR 2005, 94;<br />

VersR 2009, 281; BGH, Beschl. v. 8.2.2010 – II ZB 10/09, Rz. 9.<br />

104 BPatG, Beschl. v. 27.10.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 28/07.<br />

23


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

Beschlussfassung über die Aufrechterhaltung, den<br />

Widerruf oder die Beschränkung des Patents, vom Vorsitzenden<br />

der Patentabteilung allein bearbeitet oder<br />

einem technischen Mitglied der Abteilung übertragen<br />

werden können, mithin auch die Entscheidung über<br />

den Wiedereinsetzungsantrag zu einem erteilten Patent.<br />

Auch wenn eine solche Übertragung erfolgt ist,<br />

ändert dies aber nichts daran, dass die Entscheidung<br />

durch die „Patentabteilung“ zu erfolgen hat, was bei<br />

der Bezeichnung des Spruchkörpers zum Ausdruck<br />

kommen muss. Die Entscheidung war deshalb durch<br />

einen unzuständigen Spruchkörper erfolgt. Der 10. Senat<br />

sah angesichts der Entscheidungsreife der Sache<br />

von einer Zurückverweisung gemäß § 79 Abs. 3 Nr. 2<br />

PatG ab und führte in der Sache aus, dass grundsätzlich<br />

die Kenntnis des Vertreters der Kenntnis der Partei<br />

gleichsteht. Im Falle versäumter Jahresgebührenzahlungen<br />

gilt dies aber nur für den Vertreter, der auch mit<br />

der Überwachung und Zahlung von Jahresgebühren<br />

beauftragt ist. 105 Es ist deshalb nicht auf die Kenntnis<br />

des Inlandsvertreters abzustellen, wenn dieser hiermit<br />

nicht beauftragt ist. Ein vergleichbarer Fall liegt vor,<br />

wenn der Inlandsvertreter zwar früher Kenntnis von<br />

der Fristversäumung hätten erlangen können, der Auftrag<br />

für die Einreichung der Übersetzung und die Zahlung<br />

der Gebühr für deren Veröffentlichung aber nicht<br />

an die Inlandsvertreter weitergegeben worden ist, so<br />

der 10. Senat.<br />

Bei der Beurteilung des Verschuldens ist von einer üblichen,<br />

im Einzelfall zumutbaren Sorgfalt auszugehen,<br />

so der 10. Senat. 106 Das Maß der Sorgfalt richtet sich<br />

somit nach den persönlichen Fähigkeiten des Säumigen.<br />

107 Deshalb ist hier zu berücksichtigen, dass der Antragsteller<br />

sowohl Ingenieur als auch Geschäftsführer<br />

eines Unternehmens ist. Ein solcher Patentinhaber<br />

darf nicht darauf vertrauen, dass ihm die Gebührenmitteilungen<br />

des DPMA regelmäßig und lückenlos<br />

zugesandt werden, und er kann daher aus dem Ausbleiben<br />

einer Gebührenmitteilung keine Rechte herleiten.<br />

108 Dies gilt umso mehr, als der Verlust von Briefsendungen<br />

im Bereich der Deutschen Post AG heutzutage<br />

weder unvorhersehbar noch ungewöhnlich ist. 109<br />

7. Verfahrensfehler, Rückzahlung<br />

der Beschwerdegebühr<br />

Anhörung, rechtliches Gehör<br />

Eine einmalige Anhörung ist im Prüfungsverfahren<br />

grundsätzlich sachdienlich, auch wenn lediglich die<br />

Ausführbarkeit der Erfindung umstritten ist, so der<br />

19. Senat. 110 Denn die Frage, ob die Erfindung in der<br />

Anmeldung ausführbar offenbart ist (§ 34 Abs. 4 PatG),<br />

umfasst nicht nur die Feststellung von Offenbarungslücken,<br />

sondern auch die Frage, über welche Kenntnisse<br />

der Fachmann diesbezüglich verfügt, und ob er<br />

damit die Offenbarungslücken schließen kann. Eine<br />

Erfindung ist ausführbar offenbart, wenn die in der<br />

Patentanmeldung enthaltenen Angaben dem fachmännischen<br />

Leser so viel an technischer Information<br />

vermitteln, dass er mit seinem Fachwissen und seinem<br />

Fachkönnen in der Lage ist, die Erfindung erfolgreich<br />

auszuführen. 111 Zur Erörterung solcher Fragen,<br />

insbesondere der Feststellung des Fachwissens, ist<br />

eine Anhörung durchaus sachdienlich. Die Rückzahlung<br />

der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG ist<br />

veranlasst, wenn es aufgrund besonderer Umstände<br />

der Billigkeit widerspricht, die Gebühr einzubehalten.<br />

Solche besonderen Umstände können u. a. auch in<br />

einem fehlerhaften Verfahren der Prüfungsstelle liegen,<br />

soweit der Verfahrensverstoß ursächlich für die<br />

Beschwerdeeinlegung war. 112 Trotz des vorliegenden<br />

Verfahrensfehlers einer unterlassenen Anhörung sah<br />

105 BPatGE 13, 87; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 123 Rdnr. 54.<br />

106 BPatG, Beschl. v. 9.6.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 37/08, unter Hinweis auf BGH, NJW 1985, 1709, 1710; BPatGE 24, 127, 129;<br />

BPatGE 24, 140, 142; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 123 Rdnr. 78 m. w. N.<br />

107 BPatGE 24, 140, 142.<br />

108 BPatG, Beschl. v. 21.2.2006 – 10 W (pat) 49/04.<br />

109 VG des Saarlandes, Urt. v. 31.3.2010 – Az. 11 K 700/08 .<br />

110 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 54/07.<br />

111 BGH, BlPMZ <strong>2011</strong>, 21, 22 f. – Klammernahtgerät.<br />

112 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73 Rdnrn. 132 ff.; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 80<br />

Rdnrn. 23 und 28; BPatG, BlPMZ 2006, 372, 374 – Frequenzsignal; BPatGE 47, 224, 231 – Mikroprozessor;<br />

BPatGE 49, 154, 161 – Tragbares Gerät; BPatG, Mitt 2010, 41, 43 – Mobilfunknetzwerk.<br />

24


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

der Senat keine Veranlassung zur Rückzahlung der Beschwerdegebühr,<br />

da die Beschwerdeführerin durch die<br />

unterlassene Anhörung nicht in ihrem Anspruch auf<br />

rechtliches Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) verletzt worden<br />

sei, so der 19. Senat. 113<br />

In einem weiteren Beschluss führt der 19. Senat 114 aus,<br />

dass das Argument gefestigter gegensätzlicher Auffassungen<br />

allenfalls dann geeignet ist, eine – einmalige<br />

– Anhörung im Prüfungsverfahren als nicht sachdienlich<br />

zu beurteilen, wenn triftige Gründe vorliegen,<br />

insbesondere die Anhörung zu einer überflüssigen<br />

Verfahrensverzögerung führen würde. Dies gilt etwa<br />

in einfach gelagerten aussichtslosen Fällen oder wenn<br />

der Anmelder überhaupt keine Bereitschaft zeigt, eine<br />

als notwendig erachtete Anpassung der Patentansprüche<br />

vorzunehmen 115 oder wenn der Anmelder und<br />

der Prüfer ihre jeweiligen Argumente im schriftlichen<br />

Verfahren bereits wiederholt dargelegt haben und<br />

daher eine Anhörung nur einen erneuten – mündlichen<br />

– Austausch derselben unterschiedlichen Auffassungen<br />

erwarten ließe. Dies ist nicht der Fall, wenn<br />

der Anmelder auf einen ersten Prüfungsbescheid<br />

erstmalig der Auffassung des Prüfers entgegengetreten<br />

ist und dies näher dargelegt hat. Es ist dann nicht<br />

auszuschließen, dass durch eine Anhörung, in welcher<br />

der Anmelder seinen Standpunkt nochmals mündlich<br />

ausführen und mit dem Prüfer die Sach- und Rechtslage<br />

eingehend erörtern kann, eine Meinungsänderung<br />

auf der einen oder der anderen Seite bewirkt<br />

wird oder, falls es sich nicht um ganz einfache klare<br />

Sachverhalte handelt, bisher nicht erkannte Aspekte<br />

der Erfindung oder zum StdT zu Tage treten. Da die<br />

fehlerhafte Verfahrensführung ursächlich für die Einlegung<br />

der Beschwerde war, wurde gemäß § 80 Abs. 3<br />

PatG die Rückzahlung der Beschwerdegebühr aus Billigkeitsgründen<br />

angeordnet.<br />

Ein Telefonat zwischen einem Prüfer und einem Anmeldevertreter<br />

im Prüfungsverfahren ersetzt keine<br />

Anhörung. Darüber hinaus ist eine beantragte Anhörung<br />

grundsätzlich einmal sachdienlich, insbesondere<br />

wenn die Anmelderin ihre Ansprüche entsprechend<br />

den Vorgaben der Prüfungsstelle anpasst und damit<br />

ihre Bereitschaft zur Mitarbeit zeigt. Unter diesen Umständen<br />

kann das Argument einer Prüfungsstelle, dass<br />

sie eine Anhörung nicht für sachdienlich halte, weil die<br />

wesentlichen Argumente bereits ausgetauscht worden<br />

seien, nur so verstanden werden, dass sie ihrerseits<br />

bereits ein abschließendes Urteil gefasst hat, an dem<br />

auch (neue) Argumente der Anmelderin nichts mehr<br />

hätten ändern können. Zweck einer Anhörung aber ist<br />

es, Inhalt und rechtliche Probleme in einem offenen<br />

Meinungsaustausch zu erörtern und so die Sache zu<br />

fördern. Einer Anhörung noch vor deren Durchführung<br />

von vornherein jegliche Aussicht auf Erfolg abzusprechen,<br />

konterkariert daher dieses gesetzlich verankerte<br />

Instrument. 116 Ausgehend davon, dass bei der Nachprüfung<br />

der Sachdienlichkeit der Anhörung der Senat<br />

unter Ausschluss von Zweckmäßigkeitserwägungen<br />

auf eine Rechtskontrolle 117 beschränkt ist, kam der Senat<br />

zu dem Ergebnis, dass bei verständiger Würdigung<br />

nicht auszuschließen war, dass die Entscheidung ohne<br />

den Verfahrensfehler anders ausgefallen und die Einlegung<br />

der Beschwerde entbehrlich gewesen wäre.<br />

Die Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80<br />

Abs. 3 PatG wurde deshalb angeordnet.<br />

Eine Anhörung im Prüfungsverfahren ist auch nach<br />

dem Erlassen von fünf Prüfungsbescheiden sachdienlich,<br />

wenn die Anmelderin auf jeden dieser Bescheide<br />

reagiert und eine Anpassung ihrer Ansprüche vorgenommen<br />

hat. Der 17. Senat 118 führt aus, dass allein die<br />

große Anzahl von Prüfungsbescheiden für die Sachdienlichkeit<br />

einer Anhörung spricht. Die im schriftli-<br />

113 Vgl. auch BPatG, Beschl. v. 11.4.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 61/06.<br />

114 BPatG, Beschl. v. 31.1.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 45/07.<br />

115 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 46 Rdnrn. 8-9 m.w.N.; BPatG, Beschl. v. 10.12.2008 – 17 W (pat) 58/08.<br />

116 BPatG, Beschl. v. 13.9.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 15/10.<br />

117 Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnr. 8; BPatGE 26, 44.<br />

118 BPatG, Beschl. v. 7.6.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 73/08.<br />

25


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

Auch der 23. Senat 119 bestätigte, dass die Ablehnung eines<br />

Antrags auf Durchführung einer Anhörung gemäß<br />

§ 46 Abs. 1 PatG nur in Ausnahmefällen in Betracht<br />

kommt. Die Prüfungsstelle hatte bereits mehrere Bescheide<br />

erlassen und die beantragte Anhörung abgelehnt.<br />

Diese Auffassung teilte der Senat nicht. Wenn<br />

die Anmelderin substantiiert dargelegt hat, warum sie<br />

sich dem Anspruchsvorschlag der Prüfungsstelle nicht<br />

anschließen kann und sich in sachgerechter Weise mit<br />

den Darlegungen der Prüfungsstelle auseinandergesetzt<br />

hat, besteht aber keinerlei Anlass für die Annahme,<br />

eine Diskussion der strittigen Punkte in einer<br />

Anhörung habe von vorneherein keinen Sinn, weil die<br />

Anmelderin sich fundierten Gegenargumenten der<br />

Prüfungsstelle verschließen werde. Die Beschwerdegebühr<br />

war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen.<br />

chen Verfahren oft nur mit großem Aufwand mögliche<br />

Darstellung von Beanstandungen technischer<br />

Ausführungen ist im Gespräch nämlich oftmals leichter<br />

und prägnanter und ermöglicht eine unmittelbare<br />

Reaktion und ein zielgerichtetes Handeln. Eine frühzeitige<br />

Reaktion auf die Gesuche der Anmelderin auf<br />

Anhörung hätte das Verfahren zudem deutlich straffen<br />

und verkürzen können. Im Übrigen sind gerade das<br />

Bestehen unterschiedlicher Auffassungen über einen<br />

so langen Zeitraum und das beständige Bemühen der<br />

Anmelderin um Klärung ein deutlicher Hinweis auf die<br />

Notwendigkeit wenigstens einer Anhörung. Die Rückzahlung<br />

der Beschwerdegebühr nach § 80 Abs. 3 PatG<br />

wurde angeordnet, da aus der Sicht des verständigen<br />

Beschwerdeführers nicht auszuschließen war, dass<br />

die Entscheidung ohne den Fehler anders ausgefallen<br />

wäre und er deshalb die Beschwerde für notwendig<br />

erachten durfte.<br />

Die Zurückweisung einer Anmeldung durch die Prüfungsstelle<br />

des DPMA ohne Durchführung der hilfsweise<br />

beantragten vorherigen „telefonischen Anhörung“<br />

stellt kein Verfahrensverstoß dar, da im PatG<br />

hierfür keine Anspruchsgrundlage existiert. Das PatG<br />

sieht nur eine förmliche Anhörung mit Ladung und<br />

Niederschrift gemäß § 46 vor. Ein telefonisches Gespräch<br />

mag zwar im Einzelfall verfahrensförderlich<br />

sein, ist aber mit der gesetzlich geregelten förmlichen<br />

Anhörung schon deswegen nicht gleichzusetzen, weil<br />

etwaige Anträge oder Verfahrenserklärungen zwingend<br />

der Schriftform bedürfen, also nicht telefonisch<br />

erfolgen können, so der 19. Senat. 120 Wird der Grund<br />

für eine spätere Zurückweisung der Anmeldung nicht<br />

zuvor in der gebotenen Deutlichkeit mitgeteilt, liegt<br />

hierin eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches<br />

Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) durch die Prüfungsstelle. Von<br />

einer Rückzahlung der Beschwerdegebühr nach § 80<br />

Abs. 3 PatG war mangels Ursächlichkeit des Verstoßes<br />

für die Beschwerdeeinlegung abzusehen.<br />

Die Verweigerung einer zweiten Anhörung im Prüfungsverfahren<br />

verletzt den Grundsatz des rechtlichen<br />

Gehörs, wenn nach einer ersten Anhörung neue Ablehnungsgründe<br />

vorgebracht werden. Es reicht grundsätzlich<br />

für die Ablehnung einer Anhörung nicht aus,<br />

119 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 23 W (pat) 15/09, siehe auch BPatG, Beschl. v. 15.2.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 17/09.<br />

120 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 19 W (pat) 19/07.<br />

26


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

wenn es nach Ansicht des Prüfers nicht mehr zu erwarten<br />

war, dass die Anmelderin ihre Meinung ändern<br />

könnte. Eine Anhörung bezweckt u. a. die Erörterung<br />

unterschiedlicher Standpunkte 121 ; es steht nicht im Widerspruch<br />

zum geltenden Recht, auch die Möglichkeit<br />

in Betracht zu ziehen, dass statt der Anmelderin der<br />

Prüfer seinen Standpunkt ändern könnte. 122<br />

Begründungspflicht<br />

Das patentamtliche Verfahren leidet an schweren Verfahrensfehlern<br />

i. S. v. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, wenn<br />

entgegen § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG die Prüfungsstelle im<br />

angefochtenen Beschluss die Anmeldung lediglich<br />

unter pauschaler Nennung einer Entgegenhaltung<br />

wegen fehlender Neuheit oder fehlender erfinderischer<br />

Tätigkeit zurückweist. Für die ausreichende<br />

Begründung einer die Anmeldung zurückweisenden<br />

Entscheidung ist es erforderlich, dass der konkrete gesetzliche<br />

Zurückweisungsgrund benannt und unter<br />

vollständiger Darlegung der tragenden Erwägungen<br />

in logischer Gedankenführung dargelegt wird, aus<br />

welchen konkreten sachlichen Gründen dieser Zurückweisungsgrund<br />

gegeben ist; hier weshalb die angemeldete<br />

Lehre auf keiner erfinderischen Tätigkeit beruht<br />

oder warum sie nicht als neu gelten kann, so der<br />

20. Senat. 123 Der Senat ordnete gem. § 80 Abs. 3 PatG<br />

die Rückzahlung der Beschwerdegebühr an.<br />

Verfahrensfehler<br />

Die Prüfungsstelle hatte eine Anmeldung nach Ablauf<br />

der Äußerungsfrist auf einen Prüfungsbescheid<br />

zurückgewiesen. Eine fristgerechte Eingabe des Anmelders<br />

war zunächst nicht zur Akte der vorliegenden<br />

Patentanmeldung gelangt, da der Anmelder sich<br />

fälschlicherweise auf ein anderes Anmeldeverfahren<br />

mit einem anderen Aktenzeichen bezogen hatte. Der<br />

8. Senat 124 sieht darin objektiv auch einen Verfahrensfehler<br />

i. S. d. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG, da eine sich<br />

inhaltlich auf die vorliegende Anmeldung beziehende<br />

Bescheidserwiderung mit neuen Ansprüchen vor Ablauf<br />

der Äußerungsfrist beim Patentamt eingegangen,<br />

bei Erlass des Zurückweisungsbeschlusses aber nicht<br />

berücksichtigt worden ist, so dass der Anspruch des<br />

Anmelders auf Gewährung rechtlichen Gehörs versagt<br />

wurde.<br />

Mehrere Anmelder sind als notwendige Streitgenossen<br />

i. S. v. § 99 Abs. 1 PatG, § 62 ZPO jeder für sich beschwerdeberechtigt,<br />

die Beschwerde wirkt auch für<br />

die anderen. Der 9. Senat 125 führt aus, dass deshalb<br />

auch der nicht beschwerdeführende Anmelder Beteiligter<br />

des Beschwerdeverfahrens ist und eine Sachentscheidung<br />

über eine gemeinsame Patentanmeldung<br />

als unteilbarer Verfahrensgegenstand nicht durch eine<br />

Teilentscheidung nur gegen einen Streitgenossen 126 erfolgen<br />

kann. 127<br />

Nachveröffentlichte Druckschriften mit älterem<br />

Zeitrang gemäß § 3 Abs. 2 PatG sind bei der Beurteilung<br />

der erfinderischen Tätigkeit nicht in Betracht zu<br />

ziehen (§ 4 Satz 2 PatG). Die Zurückweisung einer Patentanmeldung<br />

mangels erfinderischer Tätigkeit mit<br />

einer solchen Druckschrift ist daher rechtsfehlerhaft<br />

und führt zur Zurückzahlung der Beschwerdegebühr,<br />

so der 9. Senat. 128<br />

In einer weiterem Fall des 9. Senats 129 hatte der Anmelder<br />

bemängelt, dass die Prüfungsstelle das Prüfungsverfahren<br />

sehr langwierig betrieben (3 Bescheide) und<br />

in der abschließenden Anhörung keine zielführende<br />

Lösung angestrebt habe. Dies rechtfertigt keine Rückzahlung<br />

der Beschwerdegebühr. Weder liegt eine unsachgemäße<br />

Behandlung vor noch bietet eine nach<br />

Meinung des Anmelders unrichtige Beurteilung der<br />

Patentfähigkeit durch die Prüfungsstelle, wie zur Zulässigkeit<br />

von Patentansprüchen oder zu anderen entscheidungserheblichen<br />

Fragen, einen Grund für eine<br />

Rückzahlung der Beschwerdegebühr.<br />

121 Vgl. Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 46 Rdnrn. 2, 6.<br />

122 BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 104/07.<br />

123 BPatG, Beschl. v. 6.6.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 28/10.<br />

124 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 33/10.<br />

125 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 46/10.<br />

126 BGH, NJW 2000, 292.<br />

127 BPatGE 40, 276 – Verstelleinrichtung, BPatGE 49, 219 – Überwachungssystem, Schulte/Rudloff-Schäffer,<br />

PatG, 8. Aufl. (2008), § 34 Rdnr. 16.<br />

128 BPatG, Beschl. v. 16.11.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 60/05.<br />

129 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 44/09.<br />

27


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

Eine Teilentscheidung nur über einen Hauptantrag<br />

und die Zurückstellung eines Hilfsantrags im Prüfungsverfahren<br />

ist unzulässig und stellt einen wesentlichen<br />

Verfahrensfehler dar, wenn der jeweilige technische<br />

und patentrechtliche Sachverhalt sowohl des<br />

Haupt- als auch des Hilfsantrags bereits geprüft worden<br />

sind und die Sache entscheidungsreif ist. Demgegenüber<br />

betraf die von der Prüfungsstelle zitierte<br />

BGH-Entscheidung 130 „Mikroprozessor“ eine Vorabentscheidung<br />

über die Frage der Zulässigkeit einer Anspruchsfassung<br />

nach dem Hauptantrag, ohne dass der<br />

technische Sachverhalt bereits geprüft war. Die Tatsache,<br />

dass das Verfahrensrecht an sich die Möglichkeit<br />

einer Teilentscheidung ermöglicht, darf nicht ohne<br />

triftigen Grund dafür benutzt werden, den Anmelder<br />

mit einer Vielzahl von Beschlüssen zu überziehen und<br />

ihn somit zu mehrfachen Beschwerden zu zwingen 131 ,<br />

so der 15. Senat. 132 Die Beschwerdegebühr war deshalb<br />

nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuerstatten.<br />

Eine Zurückweisung der Anmeldung mangels Ausführbarkeit<br />

einer Erfindung gem. § 34 Abs. 4 PatG durch<br />

die Prüfungsstelle des DPMA ist wegen Verstoßes gegen<br />

die in § 79 Abs. 3 Satz 2 PatG bestimmte Bindungswirkung<br />

unzulässig, wenn das Verfahren zuvor durch<br />

das BPatG gem. § 79 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 PatG zurückverwiesen<br />

wurde und der erkennende Senat festgestellt<br />

hatte, dass die Erfindung für den Fachmann in der Anmeldung<br />

ausführbar offenbart ist. 133 Die Beschwerdegebühr<br />

war nach § 80 Abs. 3 PatG zurückzuzahlen.<br />

8. Wirksamkeit des Beschlusses<br />

Ein Beschluss einer Prüfungsstelle des DPMA ist nach<br />

§ 47 Abs. 1 S. 1 PatG schriftlich auszufertigen und den<br />

Beteiligten zuzustellen. Zur schriftlichen Ausfertigung<br />

gehört die Unterschrift der Prüfungsstelle. Wenn ein<br />

(handschriftlich verfasster) Beschluss am Ende lediglich<br />

eine handschriftliche Namenswiedergabe trägt,<br />

die von der Originalunterschrift des Prüfers eindeutig<br />

abweicht, ist der Beschluss wegen der fehlenden<br />

Unterschrift unwirksam. 134 Die Unwirksamkeit des<br />

Beschlusses war deshalb festzustellen, um auf diese<br />

Weise den durch die Zustellung entstandenen äußeren<br />

Anschein eines wirksamen Beschlusses zu beseitigen;<br />

die Beschwerdegebühr war zurückzuzahlen (§ 80<br />

Abs. 3 PatG).<br />

Bei mehreren Beteiligten, die einen Zustellungsbevollmächtigten<br />

bestimmt haben, genügt die Zustellung<br />

an ihn, jedoch sind für alle Beteiligten nach § 7<br />

Abs. 2 VwZG beglaubigte Beschlussausfertigungen<br />

oder Abschriften beizufügen. Erfolgt dies nicht, ist die<br />

Zustellung unwirksam. Ein Verstoß gegen § 7 Abs. 2<br />

VwZG macht nach st. Rspr. des BPatG die Zustellung<br />

unwirksam. 135 Eine Heilung nach § 8 VwZG ist nicht eingetreten,<br />

da es an dem für eine Heilung erforderlichen<br />

Zustellungswillen an beide Beteiligte fehlte. 136 Die einmonatige<br />

Beschwerdefrist wurde deshalb vorliegend<br />

nicht in Gang gesetzt. 137<br />

Ein formlos, unter Verstoß gegen die Regelung<br />

des § 47 Abs. 1 Satz 1 PatG übersandter Beschluss<br />

– hier der Gebrauchsmusterstelle – kann die Beschwerdefrist<br />

nicht in Lauf setzen. 138 Eine Heilung<br />

dieses Zustellungsmangels i. S. v. § 21 Abs. 1 GebrMG,<br />

§ 127 Abs. 1 PatG i. V. m. § 8 Satz 1 VwZG kommt nicht in<br />

Betracht, da § 8 Satz 1 VwZG aufgrund der fehlenden<br />

Anordnung der förmlichen Zustellung des Beschlusses<br />

und damit des Fehlens eines Zustellungswillens nicht<br />

anwendbar ist. Die Heilung von Zustellungsmängeln<br />

setzt nämlich stets voraus, dass die Zustellung eines<br />

130 BGH, GRUR 2006, 748 – Mikroprozessor.<br />

131 Vgl. Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 48 Rdnr. 12; BPatG, Beschl. v. 18.7.2008 – 17 W (pat) 28/08 m. w. N.,<br />

Beschl. v. 28.4.2008 – 17 W (pat) 87/07.<br />

132 BPatG, Beschl. v. 8.3.<strong>2011</strong> – 15 W (pat) 11/07; siehe auch BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 17 W (pat) 104/07;<br />

Hövelmann, GRUR 2009, 718.<br />

133 BPatG, Beschl. v. 20.12.2010 – 17 W (pat) 81/10.<br />

134 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 9 W (pat) 48/09.<br />

135 BPatGE 45, 159 ff. – Verkleidungsplatten; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04;<br />

Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 7 Rdnr. 9.<br />

136 Schulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; BPatG, Beschl. v. 9.12.2004 – 10 W (pat) 40/04;<br />

Engelhardt/App/Schlatmann, VwZG, 7. Aufl., § 8 Rdnr. 3.<br />

137 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 21 W (pat) 39/08.<br />

138 BGH, NJW 2003, 1192, 1193.<br />

28


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Dokuments beabsichtigt, mindestens angeordnet und<br />

in die Wege geleitet sein muss; es genügt somit nicht,<br />

dass die formlose Mitteilung des zuzustellenden Dokuments<br />

veranlasst worden war 139 , so der 35. Senat. 140<br />

9. Verfahrenskostenhilfe<br />

Nach § 130 Abs. 1 PatG erhält ein Anmelder in Verfahren<br />

zur Erteilung eines Patents Verfahrenskostenhilfe,<br />

wenn hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents<br />

besteht, d. h. wenn es nicht ausgeschlossen ist,<br />

dass sich ein erteiltes Patentbegehren formulieren<br />

lässt, auch wenn einzelne Merkmale der Anmeldung<br />

aus dem StdT bekannt sind. In einem Fall des 19. Senats<br />

141 war die Anmeldung außerdem in sehr schwer<br />

verständlichem Deutsch abgefasst und es waren teils<br />

unübliche Begriffe, teils übliche Begriffe in falscher<br />

Bedeutung verwendet worden. Trotzdem gelangte der<br />

Senat zu der Auffassung, dass ein Fachmann – hier<br />

ein Diplomingenieur (FH) der Fachrichtung Elektrotechnik<br />

mit Erfahrung in der Entwicklung von Regelschaltungen<br />

für Transformatoren und Kenntnissen in<br />

der Regeltechnik – den Gesamtunterlagen eine in sich<br />

widerspruchsfreie Lehre entnehmen kann.<br />

Keine hinreichende Aussicht auf Erteilung eines Patents<br />

besteht aber, wenn vom Anmelder lediglich eine<br />

„Zusammenfassung“ eingereicht wurde und damit<br />

eine ordnungsgemäße Anmeldung gem. § 34 Abs. 3<br />

PatG nicht vorliegt, welche die Mindesterfordernisse<br />

für die Zuerkennung eines Anmeldetages gem. § 35<br />

Abs. 2 Satz 1 erfüllt. 142<br />

Für die Entscheidung über die Bewilligung von Verfahrenskostenhilfe<br />

(VKH) für das Patenterteilungsverfahren<br />

ist gemäß § 130 Abs. 1 S. 1 PatG die Vorschrift des<br />

§ 114 ZPO entsprechend anzuwenden. Danach muss<br />

die mit dem Antrag auf VKH beabsichtigte Rechtsverfolgung<br />

oder -verteidigung Erfolg versprechend sein<br />

und darf nicht mutwillig erscheinen. Diese Einschränkungen<br />

sind erforderlich, um den Einsatz öffentlicher<br />

Mittel zur Verfahrensführung nur in rechtlich und<br />

wirtschaftlich sinnvollen Fällen zu gewährleisten, so<br />

der 21. Senat. 143 Denn das im Grundgesetz verankerte<br />

Rechtsstaatsprinzip gebietet es nur, die Situation von<br />

Bemittelten und Unbemittelten bei der Verwirklichung<br />

des Rechtsschutzes einander anzunähern. Eine<br />

vollständige Gleichstellung ist verfassungsrechtlich<br />

nicht geboten, sondern nur eine weitgehende Angleichung.<br />

Wirtschaftlich schwache Personen sollen nicht<br />

allein aufgrund ihrer Vermögensverhältnisse von der<br />

Verwirklichung des Rechtsschutzes ausgeschlossen<br />

werden. Vor diesem Hintergrund kann für die Frage der<br />

Mutwilligkeit nicht allein darauf abgestellt werden, ob<br />

der Beschwerdeführer, wenn er über die erforderlichen<br />

finanziellen Mittel verfügen würde, die Aufrechterhaltungsgebühren<br />

bezahlen würde. Mutwilligkeit ist<br />

danach ein unbestimmter Rechtsbegriff, der nicht von<br />

einem fest umrissenen Sachverhalt ausgefüllt wird,<br />

sondern stets fallbezogen wertend überprüft werden<br />

muss. Maßgeblich ist, ob auch eine nicht bedürftige<br />

Person bei verständiger Würdigung der Sach- und<br />

Rechtslage ihr Recht im Verfahren in derselben Weise<br />

wahrnehmen würde, wie der Beschwerdeführer. 144<br />

Kann auf Grund der vorliegenden Tatsachen nicht<br />

angenommen werden, dass ein vermögender Patentanmelder<br />

wie der Beschwerdeführer handeln würde,<br />

ist in wertender Erkenntnis auf das Vorliegen mutwilligen<br />

Verhaltens zu schließen. Ein exakter Nachweis<br />

ist dabei nicht erforderlich, wie sich aus der gesetzlichen<br />

Formulierung „nicht mutwillig erscheint“ ergibt.<br />

Ein Antrag auf VKH erscheint danach mutwillig, wenn<br />

139 Zum sog. Zustellungswillen: BPatGE 50, 275, 279 – Brennstoffe; BGH, NJW 2003, 1192, 1193;<br />

Schulte/Rudloff-Schäffer, 8. Aufl. (2008), § 127 Rdnr. 116; Engelhardt/App/Schlatmann, VwVG/VwZG, 8. Aufl., § 8 VwZG Rdnr. 2;<br />

ebenso zu § 189 ZPO: Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl., § 189 Rdnr. 7; VG Bremen, Beschl. v. 11.2.2010 – 2 K 1351/09.<br />

140 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09.<br />

141 BPatG, Beschl. v. 18.11.2010 – 19 W (pat) 17/08.<br />

142 BPatG, Beschl. v. 17.1.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 15/10.<br />

143 BPatG, Beschl. v. 9.6.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 39/07.<br />

144 Busse/Baumgärtner, PatG, 6. Aufl. (2003), § 130 Rdnr. 34 m. w. N.; Schulte/Moufang, PatG, 7. Aufl. (2005),<br />

§ 130 Rdnr. 53; vgl. auch BPatG, BlPMZ 1997, 443 m. w. N.; hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 13/10.<br />

29


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

der Antragsteller bisher nicht ernsthaft versucht hat,<br />

seine Erfindung wirtschaftlich zu verwerten, so wenn<br />

er diese bei verschiedenen Stellen anbietet und als<br />

Antwort lediglich unverbindliche Interessensbekundungen<br />

erhält. Der Senat kam zu dem Schluss, dass<br />

der Beschwerdeführer nicht davon ausgehen konnte,<br />

die vorliegend angemeldete Erfindung zu einem wirtschaftlichen<br />

Erfolg zu führen. Auch ein vermögender<br />

Anmelder würde daher bei verständiger Würdigung<br />

der Sach- und Rechtslage keine Mittel einsetzen, um<br />

die Anmeldung aufrecht zu erhalten, da er erkennen<br />

müsste, dass die insoweit eingesetzten Gelder mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit verlorene Kosten sein würden,<br />

für einen wirtschaftlichen Erfolg allenfalls eine<br />

vage Hoffnung bestünde. Auch zu zahlreichen weiteren<br />

Schutzrechten konnte er ebenfalls keine konkreten<br />

Verwertungserfolge vortragen.<br />

Beschwerden in Verfahrenskostenhilfesachen sind<br />

gebührenfrei (vgl. Anlage zu § 2 Abs. 1 PatKostG, Abschnitt<br />

B. I. - a. E.). Der 35. Senat 145 sah eine gegen die<br />

Zurückweisung von VKH gerichtete Beschwerde als<br />

begründet an, weil der angegriffene Beschluss unter<br />

Verstoß gegen wesentliche Verfahrensgrundsätze ergangen<br />

und auch die Begründung nicht zu rechtfertigen<br />

war. Diese war darauf gestützt, die Unterlagen<br />

seien „teilweise unleserlich“ und böten keine hinreichende<br />

Aussicht auf Eintragung eines Gebrauchsmusters.<br />

Dies verletzt den Antragsteller in seinen<br />

Rechten, da die insoweit von § 21 Abs. 2 GebrMG i. V. m.<br />

§ 130 Abs. 1 Satz 1 PatG gesetzten Voraussetzungen<br />

mit Rück sicht auf das Rechtsstaatsprinzip, das eine<br />

unangemessene Behinderung der Rechtsverfolgung<br />

ausschließt, eng gezogen sind. 146 Für diese Feststellung<br />

hätten die Anmeldeunterlagen deshalb so „unleserlich“<br />

sein müssen, dass ihnen keinerlei für den<br />

Fachmann verständliche und ausführbare technische<br />

Lehre hätte entnommen werden können 147 , wobei es<br />

unzulässig ist, solche Mängel der Unterlagen im VKH-<br />

Verfahren zu beanstanden, wenn sie behebbar sind.<br />

Eine mangelnde Erfolgsaussicht setzt ein nicht behebbares<br />

Eintragungshindernis voraus. 148 Das traf jedoch<br />

auf die vorliegenden Anmeldeunterlagen nicht zu, so<br />

dass der 35. Senat den angefochtenen Beschluss mit<br />

der kritischen Bemerkung aufhob, dass das Verfahren<br />

sich nicht nur durch die vorstehend genannten, zahlreichen,<br />

schweren Mängel auszeichne, sondern insgesamt<br />

durch eine nachlässige Bearbeitung.<br />

10. Sonstiges<br />

Ist durch das Patentamt zu Unrecht der Anmeldetag<br />

einer Anmeldung nicht zuerkannt und der zurückweisende<br />

Beschluss aufgehoben worden, so kann eine<br />

nach § 3 Abs. 1 PatKostG fällige und gezahlte zweite<br />

Prüfungsantragsgebühr für eine Nachanmeldung<br />

nicht zurückgefordert werden, da die in § 10 Abs. 1<br />

Satz 1 PatKostG geregelten Rückzahlungsmöglichkeiten<br />

nicht vorliegen. Auch eine Rückzahlung auf der<br />

Grundlage des allgemeinen öffentlich-rechtlichen<br />

Erstattungsanspruchs, dessen Voraussetzungen sich<br />

im Wesentlichen nach den Bereicherungsansprüchen<br />

der §§ 812 ff. BGB bestimmen, kommt ebenfalls nicht in<br />

Betracht. 149 Eine Erstattung aus Billigkeitsgründen, wie<br />

sie etwa für die Beschwerdegebühr in § 80 Abs. 3 PatG<br />

vorgesehen ist, ist für die Prüfungsgebühr weder im<br />

Patentgesetz noch im Patentkostengesetz vorgesehen.<br />

Sie kommt daher nicht in Betracht, weil die im Patentkostengesetz<br />

aufgeführten und durch die Anwendung<br />

der Grundsätze des allgemeinen öffentlich-rechtlichen<br />

Erstattungsanspruchs ergänzten Erstattungsregelungen<br />

abschließend sind.<br />

Der 10. Senat 150 hatte Anlass, die Grundsätze zur Akteneinsicht<br />

in die Erfindernennung zusammenzufassen.<br />

Nach § 31 Abs. 4 PatG kann in entsprechender Anwen-<br />

145 BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 35 W (pat) 46/09.<br />

146 BGH, NJW 2003, 1192.<br />

147 BPatGE 39, 260, 261.<br />

148 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 130 Rdnr. 41; Bühring, GebrMG, 7. Aufl., § 21 Rdnr. 137.<br />

149 BPatG, Beschl. v. 17.3.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 11/10, Rechtsbeschw. zugelassen, aber nicht eingelegt.<br />

150 BPatG, Beschl. v. 16.12.2010 – 10 W (pat) 27/09.<br />

30


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

dung von § 31 Abs. 1 Satz 1 PatG, sofern – wie hier – der<br />

benannte Erfinder gemäß § 63 Abs. 1 Satz 3 PatG seine<br />

Nichtnennung beantragt hat, ohne Zustimmung des<br />

Patentinhabers Akteneinsicht in die Erfinderbenennung<br />

einer Patentakte nur dann gewährt werden,<br />

wenn und soweit ein berechtigtes Interesse glaubhaft<br />

gemacht wird. 151 Ein berechtigtes Interesse ist im Allgemeinen<br />

dann gegeben, wenn die Kenntnis von der<br />

Person des benannten Erfinders den Antragsteller in<br />

die Lage versetzen kann, Maßnahmen zu ergreifen, die<br />

er im Falle der Unkenntnis nicht ergreifen könnte, und<br />

diese Kenntnis des Antragstellers höher zu bewerten<br />

ist als das Geheimhaltungsinteresse des Erfinders. 152<br />

Die Möglichkeit, dass die Akteneinsicht die Rechtsposition<br />

des Antragstellers beeinflussen könnte, ist<br />

grundsätzlich ausreichend 153 , so insbesondere, wenn<br />

hinreichende Anhaltspunkte dafür bestehen, dass das<br />

streitige Patent für eine Erfindung erteilt wurde, zu<br />

deren Inanspruchnahme der Antragsteller als ehemaliger<br />

Arbeitgeber des Erfinders nach den Vorschriften<br />

des Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen berechtigt<br />

gewesen wäre. 154 Ein solcher Fall war hier gegeben.<br />

IV. Einspruchsverfahren<br />

1. Verfahrensgrundsätze<br />

Der 8. Senat 155 konkretisierte wichtige Verfahrensgrundsätze<br />

im Einspruchsverfahren für die Prüfung<br />

geänderter Patentansprüche. Unter Hinweis auf die<br />

Rspr. des BGH in „Polymermasse“ 156 zur Verteidigung<br />

eines Patents in veränderter Fassung im Einspruchsund<br />

Einspruchsbeschwerdeverfahren, wonach die Zulässigkeit<br />

dieser Fassung ohne Beschränkung auf die<br />

Widerrufsgründe zu prüfen ist, hob der Senat hervor,<br />

dass dies auch die formalrechtliche Zulässigkeit der<br />

geänderten Fassung mit einschließt. Es kann deshalb<br />

erforderlich sein, neben zulässig eingeschränkten<br />

Ansprüchen auch die Beschreibung, ggf. auch die<br />

Zeichnungen, mit anzupassen, um eine gewährbare<br />

Fassung des Patents zu erhalten. Dabei kann unter Berücksichtigung<br />

des Regelungsgehalts der §§ 21 Abs. 2<br />

Satz 2 PatG und 61 Abs. 4 PatG im Wege der Analogie<br />

auf formalrechtliche Anmeldebestimmungen zurückgegriffen<br />

werden, welche für die Bestimmung des<br />

Schutzbereichs relevant sein können, wie das Verbot<br />

der Aufnahme von offensichtlich nicht zur Erläuterung<br />

der Erfindung notwendigen Angaben in die Beschreibung<br />

(§ 10 Abs. 3 Satz 1 PatV) und die Unzulässigkeit<br />

von Unteransprüchen, die sich nicht auf besondere<br />

Ausführungsarten der Erfindung beziehen (§ 9 Abs. 6<br />

Satz 1 PatV). Der Senat grenzte sich damit von der Auffassung<br />

des 7. Senats 157 ab, wonach im Falle der Verteidigung<br />

des Patents mit beschränkten Ansprüchen auf<br />

die Anpassung der Beschreibung und/oder Zeichnungen<br />

verzichtet werden kann, wenn dies zur Auslegung<br />

bzw. Bestimmung des Schutzbereichs nicht zwingend<br />

erforderlich ist. Eine solche Regel ist nach Auffassung<br />

des 8. Senats dem Gesetz nicht zu entnehmen. Auch<br />

§ 21 Abs. 2 S. 2 PatG bestimmt ausdrücklich, dass eine<br />

Beschränkung des Patents in Form einer Änderung der<br />

Patentansprüche, der Beschreibung oder der Zeichnungen<br />

vorgenommen werden kann und in solchen<br />

Fällen nach § 61 Abs. 4 PatG eine neue Patentschrift herauszugeben<br />

ist. Es erscheint deshalb wenig nachvollziehbar,<br />

wenn die Beschränkung eines Patents mit der<br />

Herausgabe einer mangelhaften Patentschrift und der<br />

Wiedergabe einer formalrechtlich unzulässigen Patentfassung<br />

verbunden sein könnte. Im konkreten Fall<br />

war deshalb die mit einem Hilfsantrag verteidigte Fassung<br />

des Patents formalrechtlich nicht gewährbar, da<br />

die Ansprüche untereinander und im Verhältnis zu Teilen<br />

der Beschreibung und Zeichnungen widersprüchlich<br />

waren und die Beschreibung Angaben enthielt,<br />

151 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 35.<br />

152 BPatGE 40, 33, 35.<br />

153 BGH, BlPMZ 1994, 121, 122, re. Sp. – Akteneinsicht XIII.<br />

154 BPatGE 23, 278, 279; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 20.2.2003 – 10 W (pat) 34/02.<br />

155 BPatG, Beschl. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 331/06.<br />

156 BGH, GRUR 1998, 901 – Polymermasse.<br />

157 B PatG, Beschl. v. 26.3.1997 – 7 W (pat) 64/95 (Anm. Danach soll von einer Änderung (Anpassung) der<br />

Beschreibung bei geänderten Patentansprüchen abgesehen werden, wenn dies – zur Auslegung der<br />

neugefassten Patentansprüche – nicht zwingend erforderlich ist, da jede Änderung (insbesondere Streichung)<br />

von Unterlagen die Gefahr einer unzulässigen Erweiterung des Schutzumfangs des Patents in sich birgt).<br />

31


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

die zur Erläuterung der Erfindung offensichtlich nicht<br />

notwendig waren. Hinzu kam, dass entgegen § 9 Abs. 6<br />

Satz 1 PatV ein Unteranspruch aufgestellt worden war,<br />

der sich nicht auf eine besondere Ausführungsart der<br />

Erfindung bezog. Dies führte zum Widerruf des Streitpatents,<br />

da der – von dem in der mündlichen Verhandlung<br />

nicht anwesenden Patentinhaber – schriftlich gestellte<br />

Antrag auf eine nicht gewährbare Fassung des<br />

Patents gerichtet war.<br />

2. Inlandsvertreter und Vollmacht<br />

Nach Auffassung des 21. Senats 158 ist eine Beschwerde<br />

unzulässig, wenn die wirksame Bestellung eines<br />

Inlandsvertreters nach § 25 Abs. 1 PatG nicht durch<br />

Vorlage einer entsprechenden Originalvollmacht<br />

nachgewiesen wird oder wenn die Vollmacht den gesetzlichen<br />

Mindestumfang unterschreitet. Es handelt<br />

sich um eine verfahrensrechtliche Voraussetzung für<br />

den sachlichen Fortgang des Verfahrens. Deren Fehlen<br />

stellt ein behebbares Verfahrenshindernis dar, so<br />

dass der Auswärtige daher zunächst aufgefordert<br />

wird, den Mangel zu beheben. Wenn er – wie hier –<br />

dieser Aufforderung binnen der ihm gesetzten Frist<br />

nicht nachkommt, wird im Beschwerdeverfahren seine<br />

Beschwerde verworfen. 159 § 97 Abs. 6 Satz 2 PatG<br />

ist auf den Inlandsvertreter nicht anwendbar. Das<br />

Gesetz spricht vom Bevollmächtigten und nicht vom<br />

Vertreter oder vom Inlandsvertreter. § 97 Abs. 6 Satz 2<br />

PatG bezieht sich nur auf die allgemeine Prozessvollmacht,<br />

nicht auf die als Verfahrensvoraussetzung<br />

ausgestaltete und damit jederzeit von Amts wegen<br />

zu prüfende Bestellung des Inlandsvertreters, von der<br />

es abhängt, ob der Beteiligte ohne (Wohn-)Sitz oder<br />

Niederlassung im Inland am Verfahren überhaupt<br />

teilnehmen kann. 160<br />

Ein am BPatG anhängig gewordener Einspruch ist unzulässig,<br />

wenn für den Vertreter der Einsprechenden<br />

lediglich eine hinterlegte Vollmacht für das DPMA<br />

vorliegt, da diese keine Vertretungshandlungen<br />

vor dem BPatG betrifft, so der 20. Senat. 161 Da auch<br />

bis zum Schluss der mündlichen Verhandlung eine<br />

Vollmacht für die Vertretung vor dem BPatG nicht<br />

nachgereicht wurde, kam auch keine nachträgliche<br />

Genehmigung in Betracht. 162 Der – zwischenzeitlich<br />

zurückgenommene – Einspruch wurde im fortgesetzten<br />

einseitigen Verfahren (§ 61 Abs. 1 Satz 2 PatG) als<br />

unzulässig verworfen.<br />

3. Zulässigkeit des Einspruchs verneint<br />

Zur Zulässigkeit eines auf eine offenkundige Vorbenutzung<br />

gestützten Einspruchs müssen die dazu<br />

vorgetragenen Tatsachen auch diejenigen konkreten<br />

Umstände erkennen lassen, aus denen sich die behauptete<br />

Benutzung hinsichtlich ihres öffentlichen<br />

Zugänglichwerdens im Sinne des § 3 Abs. 1 Satz 2 PatG<br />

ergeben soll. Der 9. Senat 163 sieht dies bei einer vorbehaltlosen<br />

Lieferung eines Getriebes für eine Windenergieanlage<br />

als nicht gegeben an, wenn daraus nicht<br />

ohne Weiteres auch die öffentliche Kenntnisnahme<br />

der Getriebeausgestaltung abgeleitet werden kann.<br />

Die Getriebe wurden lediglich 17 Tage vor dem Anmeldetag<br />

des Streitpatents ausgeliefert und nach der<br />

praktischen Lebenserfahrung ist es als ausgeschlossen<br />

anzusehen, dass die Getriebe in diesem Zeitraum geöffnet<br />

wurden und damit ihre innere Beschaffenheit<br />

öffentlich zugänglich wurde.<br />

Zur Offenkundigkeit der Vorbenutzung einer Schaltvorrichtung<br />

für ein Kraftfahrzeuggetriebe verwies<br />

eine Einsprechende auf die implizite Lieferung laut<br />

zwei vorgelegten Rechnungen. Hieraus ergebe sich<br />

die vorbehaltlose Lieferung von Gebergeräten, die außerdem<br />

nach Kenntnis der Einsprechenden hunderttausendfach<br />

ausgeliefert worden seien. Der 9. Senat 164<br />

sah diese Einspruchsbegründung als unsubstantiiert<br />

an, da die Rechnungen lediglich die Auslieferung von<br />

17 Stück belegten. Diese geringe Stückzahl vermittelt<br />

158 BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07, ebenso Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />

159 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25, Rdnr. 45.<br />

160 Busse/Schwendy, PatG, 6. Aufl. (2003), § 25 Rdnr. 29; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 28 Rdnr. 34.<br />

161 B PatG, Beschl. v. 22.12.2010 – 20 W (pat) 357/05; vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07;<br />

BPatG, Beschl. v. 16.11.2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />

162 Hierzu BGHZ 128, 280 – Aluminium-Trihydroxid.<br />

163 BPatG, Beschl. v. 15.11.2010 – 9 W (pat) 334/05.<br />

164 BPatG, Beschl. v. 8.11.2010 – 9 W (pat) 410/05.<br />

32


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

eher den Eindruck, dass lediglich Probeexemplare<br />

und Gebergeräte für eine Applikation oder eine Prototypenentwicklung<br />

geliefert worden sind, während<br />

Serienlieferungen im Bereich der Kraftfahrzeugherstellung<br />

in der Größenordnung von hunderttausend<br />

Stück liegen. Ohne erläuternde Angaben, bspw. zur<br />

Rechnungserstellungspraxis bei vorbehaltloser Lieferung<br />

oder zur Deklaration der Gebergeräte als von<br />

beliebigen Dritten zu bestellende Katalogware, und<br />

allein mit dem Tatsachenvortrag im Einspruchsschriftsatz<br />

sieht sich der Senat jedenfalls außerstande, ohne<br />

eigene Ermittlungen überprüfen und feststellen zu<br />

können, ob die behauptete Lieferung der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht worden ist.<br />

Ein Einspruch, der sich auf eine offenkundige Vorbenutzung<br />

beruft, ist unzulässig, wenn für die öffentliche<br />

Zugänglichkeit eines Flüssigwasserstoff-Speicherbehälters<br />

lediglich auf eine feierliche Eröffnung einer<br />

Wasserstoff-Tankstelle hingewiesen wird, ohne dass<br />

sich daraus ergibt, wie die Besucher den Speicherbehälter,<br />

die Absperrventile und deren Funktionsweise<br />

überhaupt sehen konnten. Der 11. Senat 165 führt aus,<br />

dass bei solchen Anlässen ein Empfang mit Reden<br />

und Sekt stattfindet, aber keine technische Vorführung<br />

der gesamten Anlage, zumal Flüssigwasserstoff-<br />

Anlagen wegen Feuer- und Explosionsgefahr hohen<br />

Sicherheitsanforderungen unterliegen und nicht frei<br />

zugänglich sein dürfen.<br />

Ein Einspruch ist unzulässig, der bloß auf einen Tagungsbericht<br />

hinweist, der zwar eine Angabe des Zeitraums<br />

der Tagung enthält, nicht aber das Datum der<br />

Veröffentlichung, so der 12. Senat 166 in einem Fall, in<br />

dem der Anmeldetag des Patents nur wenige Wochen<br />

nach dem Zeitraum der Tagung lag. Tagungsberichte<br />

werden nach der Lebenserfahrung oft erst erhebliche<br />

Zeit nach der Tagung gedruckt. Die von der Einsprechenden<br />

nach Ablauf der Einspruchsfrist gemachte<br />

Aussage, der Tagungsbericht sei auf der Tagung an die<br />

Teilnehmer verteilt worden, kann die Zulässigkeit des<br />

Einspruchs nicht nachträglich begründen.<br />

Zur Substantiierung des Widerrufsgrundes der unzureichenden<br />

Offenbarung gemäß § 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG<br />

genügt es nicht, auf Lücken, Unklarheiten oder Widersprüche<br />

in den ursprünglichen Unterlagen oder der<br />

Patentschrift hinzuweisen. Vielmehr ist auch aufgrund<br />

angeblich nicht verständlicher Begrifflichkeiten im<br />

Anspruch zumindest in knapper Form darzulegen, warum<br />

der Fachmann trotz Kenntnis aller maßgeblichen<br />

Textstellen in der Patentschrift 167 nicht in der Lage sein<br />

soll, die Lehre auszuführen. 168 Der 19. Senat 169 verwarf<br />

deshalb einen Einspruch als unzulässig, weil der Vortrag<br />

der Einsprechenden unvollständig war und dieser<br />

sich zu einem als unverständlich bemängelten Begriff<br />

lediglich mit einem Absatz der Beschreibung befasst<br />

hatte und zahlreiche weitere Textstellen zu diesem Begriff<br />

außer Acht ließ.<br />

Ein Einspruch, der unter dem Widerrufsgrund der fehlenden<br />

Neuheit die Merkmale eines Patentanspruchs 1<br />

anhand mehrerer Druckschriften analysiert, ist unzu-<br />

165 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 11 W (pat) 310/11.<br />

166 BPatG, Beschl. v. 2.11.2010 – 12 W (pat) 24/06.<br />

167 BGH, BlPMZ 1988, 250 – Epoxidation.<br />

168 BGH, BlPMZ 1993, 439 – Tetraploide Kamille.<br />

169 BPatG, Beschl. v. 8.12.2010 – 19 W (pat) 344/06.<br />

33


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

lässig, so der 20. Senat. 170 Die Erwägung, dass die Einsprechende<br />

möglicherweise beabsichtigte, zur erfinderischen<br />

Tätigkeit vorzutragen, führte nicht weiter.<br />

Denn der so verstandene Vortrag ließ gleichfalls offen,<br />

was den Fachmann veranlasst haben könnte, die Lehren<br />

der Druckschriften zu kombinieren, und war deshalb<br />

nicht hinreichend substantiiert.<br />

4. Auslegung<br />

Der 5. Senat 171 hatte Anlass, die Grundsätze zur Auslegung<br />

des Gegenstandes eines Patentanspruchs zusammenzufassen.<br />

Danach ist maßgebend, was sich<br />

aus der Sicht des Fachmanns aus den Merkmalen des<br />

Patentanspruchs im Einzelnen und in ihrer Gesamtheit<br />

als Lehre zum technischen Handeln ergibt. 172 Eine<br />

einschränkende Auslegung unterhalb des Wortlauts<br />

(im Sinn einer Auslegung unterhalb des Sinngehalts)<br />

der Patentansprüche ist nach st. Rspr. dann nicht zulässig,<br />

wenn der Fachmann, wie im vorliegenden Fall,<br />

der Anspruchsfassung bereits einen klar und eindeutig<br />

definierten Gegenstand entnehmen kann. 173 Aus<br />

§ 14 PatG und Artikel 69 EPÜ folgt gleichermaßen, dass<br />

nur der Gegenstand, der in den Patentansprüchen genannt<br />

ist, zum Schutzbegehren gehört und nicht auch<br />

solche Gegenstände, die in der Beschreibung zwar erwähnt,<br />

aber von den Patentansprüchen nicht umfasst<br />

sind. Der Grundsatz, dass ein Patent nicht unter dem<br />

Wortlaut seiner Ansprüche auszulegen ist, gilt insbesondere<br />

dann, wenn der Beschreibung eine Schutzbegrenzung<br />

auf bestimmte Ausführungsformen nicht zu<br />

entnehmen ist. 174<br />

So führte auch der 3. Senat 175 aus, dass ein im konkreten<br />

Fall hinsichtlich der Ausführbarkeit umstrittenes<br />

Merkmal „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ nach<br />

dem Gesamtinhalt der Patentschrift 176 , die insoweit<br />

ihr eigenes Lexikon darstellt 177 , nicht auf solche mit<br />

mindestens einer sauren Gruppe bzw. die in der Beschreibung<br />

angesprochenen Säuren einschränkend<br />

zu verstehen ist, auch wenn die Beschreibung und die<br />

Ausführungsbeispiele des Patents sich insoweit ausschließlich<br />

auf bestimmte Ausführungsformen bzw.<br />

Beispiele beziehen. 178<br />

Auch der 1. Senat 179 führte aus, dass trotz einer am Gesamtzusammenhang<br />

orientierten Betrachtung 180 eine<br />

einschränkende Auslegung von Patentansprüchen unterhalb<br />

des Wortlauts des Patentanspruchs unzulässig<br />

ist, insbesondere auf einen die Ausführungsbeispiele<br />

beschränkenden Sinngehalt, wenn der Beschreibung<br />

eine entsprechende Schutzbereichsbeschränkung<br />

nicht zu entnehmen ist. 181 Jedoch gilt der Vorrang des<br />

Patentanspruchs auch insoweit gegenüber dem übrigen<br />

Inhalt der Patentschrift.<br />

Nach den Ausführungen des 1. Senats 182 steht dies einem<br />

eingeschränkten Verständnis des Fachmanns<br />

allerdings dann nicht entgegen, wenn er aufgrund<br />

seines Grundlagenwissens – hier über die geometrischen<br />

Gesetzmäßigkeiten eines „mechanischen<br />

Spiegels“ und dessen technische Implikationen – unmittelbar<br />

und eindeutig dem Offenbarungsgehalt der<br />

ursprünglichen Unterlagen ohne weiteres Nachdenken<br />

die Erkenntnis entnimmt, dass die beanspruchte<br />

Lehre nur unter diesen bestimmten geometrischen<br />

Voraussetzungen realisiert werden kann, er deshalb<br />

die unabdingbaren Randbedingungen der offenbarten<br />

Lehre „mitliest“ und technisch inkompatible Abwandlungen<br />

von vornherein gedanklich ausschließt. Der<br />

angesprochene Fachmann wird bei der Auslegung von<br />

Patentansprüchen erkennbare Fehler einschließlich<br />

170 BPatG, Beschl. v. 18.4.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 390/05.<br />

171 B PatG, Urt. v. 1.12.2010 – 5 Ni 67/09 (EU) führend verb. mit 5 Ni 77/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 35/11].<br />

172 BGHZ 172, 298 Tz. 38 – Zerfallszeitmessgerät.<br />

173 B PatG, Beschl. v. 26.1.2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten;<br />

BGH, Urt. v. 7.9.2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

174 BGH, GRUR 2007, 309, Rdnr. 17 – Schussfädentransport.<br />

175 BPatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08, Berufung eingelegt [Az: X ZR 39/11], = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster.<br />

176 BGH, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher.<br />

177 BGH, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Mitt 2000, 105, 106 – Extrusionskopf.<br />

178 BGH, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

179 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

180 St. Rspr., vgl. BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung, m. w. N.<br />

181 BGH, Mitt 2000, S. 105 – Extrusionskopf; BGH, GRUR 2007, 309 – Schussfädentransport.<br />

182 B PatG, Urt. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 10/09 (EU); vgl auch Urt. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 74/11].<br />

34


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

ihm ersichtliche problematische Anweisungen oder<br />

sprachliche Formulierungen in einer dem Zweck der<br />

offenbarten Lösung entsprechenden Weise aufzulösen<br />

versuchen und davon ausgehen, dass der Vorschlag der<br />

Patentschrift auf eine sinnvolle Anwendung gerichtet<br />

ist. 183 In einem Fall des 15. Senats 184 verstand der Fachmann<br />

daher unter Heranziehung der Beschreibung im<br />

Anspruch unter dem Begriff „Silikon“ „Silikonharz“ und<br />

eine unklare Formulierung einer Aufzählung von Komponenten<br />

als „oder“-Verknüpfung der Komponenten.<br />

Zweck-, Wirkungs- oder Funktionsangaben als Bestandteile<br />

eines Patentanspruchs können zwar dessen Gegenstand<br />

mit abgrenzen, wenn sie das Vorrichtungselement,<br />

auf das sie sich beziehen, so definieren, dass<br />

es die betreffende Funktion erfüllen kann. 185 Zweckangaben<br />

haben in einem Sachanspruch regelmäßig die<br />

Aufgabe, den durch das Patent geschützten Gegenstand<br />

dahin zu definieren, dass er nicht nur die im<br />

Patentanspruch genannten räumlich-körperlichen<br />

Merkmale erfüllen, sondern auch so ausgebildet sein<br />

muss, dass er für den im Patentanspruch angegebenen<br />

Zweck verwendbar ist. 186 Allerdings ergeben sich nach<br />

den Ausführungen des 1. Senats 187 aus der bloßen Begrifflichkeit<br />

der Wortschöpfung „Heizleitungsmatte“<br />

auch im Zusammenhang mit dem genannten Anwendungszweck<br />

„für eine Bodenheizung“ keine zwingenden<br />

Implikationen hinsichtlich der Größe und sonstigen<br />

Ausgestaltung der beanspruchten Vorrichtung.<br />

Auch der 17. Senat 188 sah ausgehend von diesem Verständnis<br />

von Zweckangaben bei einem Fernglas mit<br />

einer Prismenanordnung und einer Durchlassöffnung<br />

„zum Anlegen eines Vakuums zum Justieren der Prismenanordnung<br />

und zum Halten derselben“ durch<br />

dieses Merkmal lediglich ein Fernglas beansprucht,<br />

das mit einer Durchlassöffnung zum Anlegen eines<br />

Unterdrucks ausgebildet ist und keine weiteren gegenständlichen<br />

Merkmale einer speziellen Prismenhalterung<br />

aufweist. Die erfinderische Tätigkeit war zu<br />

verneinen, da aus dem StdT Ferngläser mit Durchlassöffnungen<br />

für Gasspülungen bzw. Gasfüllungen bekannt<br />

sind, die grundsätzlich auch geeignet sind, Unterdruck<br />

an das Gehäuseinnere anzulegen und somit<br />

die gegenständlichen Merkmale der beanspruchten<br />

Durchlassöffnung aufweisen.<br />

5. Prüfung der Widerrufsgründe<br />

Ausführbarkeit, vollständige und deutliche Lehre<br />

Eine ausführbare Offenbarung der Erfindung i. S. v.<br />

§§ 22 Abs. 1, 21 Abs. 1 Nr. 2 PatG ist zu verneinen, wenn<br />

der geschützte Gegenstand im Patentanspruch durch<br />

eine generalisierende Formulierung über die dem<br />

Fachmann in der Gesamtheit der Unterlagen oder<br />

durch sein Fachwissen an die Hand gegebene Lösung<br />

hinaus so weit verallgemeinert ist, dass der Patentschutz<br />

über den Beitrag der Erfindung zum StdT<br />

hinausgeht, so der 3. Senat. 189 Der Senat stellte fest,<br />

dass der Fachmann hinsichtlich des umstrittenen<br />

Merkmals „Lösungsmittel für die Wirkstoffbase“ aus<br />

der Streitpatentschrift keinen Hinweis darauf erhält,<br />

welche Mittel er außer Lösungsmitteln verwenden<br />

kann. Er wäre also hinsichtlich der Eignung einer unüberschaubaren<br />

Vielzahl von möglichen Verbindungen,<br />

die keine saure Gruppe aufweisen, ohne weitere<br />

Anleitung im Streitpatent allein auf das Prinzip Versuch<br />

und Irrtum angewiesen und müsste in aufwändigen<br />

Versuchen überprüfen, ob die ausgewählten<br />

Verbindungen Buprenorphin in ausreichendem Maße<br />

lösen, ohne dass es zu einer vollständigen Salzbildung<br />

183 Vgl. BGH, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I m. w. N.; BGH, Mitt 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage;<br />

BGH, GRUR 1999, 909, 2. Leitsatz, 911 III.3.a) – Spannschraube.<br />

184 BPatG, Beschl. v. 11.11.2010 – 15 W (pat) 344/05.<br />

185 BGH, GRUR 2006, 923 Tz. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage.<br />

186 BGH, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze.<br />

187 BPatG, Urt. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 1 Ni 3/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 152/11].<br />

188 BPatG, Beschl. v. 14.12.2010 – 17 W (pat) 102/06.<br />

189 B PatG, Urt. v. 23.11.2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster; die Entscheidung ist wirkungslos.<br />

Die Klage ist zurückgenommen worden; vgl. auch Anmerkung von Schoenen in GRURPrax <strong>2011</strong>, 270.<br />

35


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

kommt. Dies aber rechtfertigt nach Ansicht des Senats<br />

nicht die Annahme einer ausführbaren Erfindung.<br />

Dem steht nicht entgegen, dass es für die Annahme<br />

einer ausführbaren Lehre nach einhelliger Auffassung<br />

ausreichend ist, wenn zumindest ein nacharbeitbarer<br />

Weg zur Ausführung der beanspruchten Erfindung<br />

offenbart worden ist 190 und darüber hinaus nach st.<br />

Rspr. des BGH jedenfalls in Verfahren, die erteilte Patente<br />

betreffen, auch nicht grundsätzlich erforderlich<br />

ist, dass alle denkbaren, unter den Wortlaut des<br />

Patentanspruchs fallenden Ausgestaltungen ausgeführt<br />

werden können bzw. die Ausführbarkeit in<br />

der gesamten Anspruchsbreite offenbart ist. 191 Denn<br />

angesichts der Vielzahl und erst durch das Prinzip<br />

Versuch und Irrtum aufzufindenden geeigneten „Lösungsmittel“<br />

wird vorliegend Patentschutz für eine<br />

derart verallgemeinerte Lehre beansprucht, die sich<br />

als „Erfindungsauftrag“ bzw. „Aufforderung zu einem<br />

Forschungsprogramm“ erweist. Der gewährte Patentschutz<br />

geht deshalb über den Beitrag der Erfindung<br />

zum StdT hinaus. 192 Wenn auch eine „unangemessene<br />

Anspruchsbreite“ für sich gesehen einen gesetzlichen<br />

Nichtigkeitsgrund nicht ausfüllt 193 , so steht dies jedoch<br />

unter dem Vorbehalt dessen, was der Fachmann<br />

dem Patentanspruch unter Berücksichtigung seines<br />

Fachwissens und der Beschreibung in seiner allgemeinsten<br />

Form als technische Lehre tatsächlich entnehmen<br />

kann. 194<br />

Unzulässige Erweiterung des Anmeldungsgegenstands,<br />

Disclaimer<br />

Bei dem für die Beurteilung einer unzulässigen Erweiterung<br />

des Inhalts der Anmeldung gebotenen<br />

Vergleich des Gegenstands des erteilten Patents mit<br />

dem Inhalt der Gesamtheit der ursprünglichen Unterlagen<br />

ist entscheidend, ob die ursprüngliche Offenbarung<br />

für den Fachmann erkennen ließ, dass der<br />

geschützte Lösungsvorschlag von vornherein von dem<br />

Schutzbegehren mit umfasst werden sollte 195 und den<br />

ursprünglichen Unterlagen als zur angemeldeten<br />

Erfindung gehörig zu entnehmen ist. 196 Ausgehend<br />

hiervon hob der 1. Senat hervor, dass hierzu allerdings<br />

nur das gehört, was den ursprünglich eingereichten<br />

Unterlagen objektiv „unmittelbar und eindeutig” zu<br />

entnehmen ist, nicht hingegen eine weitergehende<br />

Erkenntnis, zu welcher der Fachmann auf Grund seines<br />

allgemeinen Fachwissens oder durch Abwandlung<br />

der offenbarten Lehre gelangen kann. 197 Auch die<br />

subjektiven Vorstellungen des Erfinders bzw. Anmelders<br />

198 oder die spätere Interpretation der Patentinhaberin<br />

sind nicht maßgeblich. Die Patentinhaberin ist<br />

allerdings nicht gehindert, wie im vorliegenden Fall,<br />

im Anmeldeverfahren eine Merkmalsgruppe in den<br />

erteilten Patentanspruch aufzunehmen, die sich als<br />

bloße Einschränkung des ursprünglich eingereichten<br />

Patentanspruchs erweist, auch wenn diese nicht alle<br />

fördernden Merkmale eines Ausführungsbeispiels<br />

enthält und insoweit eine Verallgemeinerung darstellt.<br />

Denn dienen in der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels<br />

genannte Merkmale der näheren<br />

Ausgestaltung der unter Schutz gestellten Erfindung,<br />

die für sich, aber auch zusammen den durch die Erfindung<br />

erreichten Erfolg fördern, dann hat es der Patentinhaber<br />

in der Hand, ob er sein Patent durch die<br />

Aufnahme einzelner oder sämtlicher dieser Merkmale<br />

beschränkt, so der 1. Senat. 199<br />

190 BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem;<br />

GRUR 2001, 813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003) § 34 Rdnr. 278; zur Rspr. der Beschwerdekammern des<br />

Europäischen Patentamts; vgl. dort 6. Aufl. 2010 II.A.3.b.<br />

191 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung;<br />

GRUR 2003, 223 – Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol;<br />

Art. 83 EPÜ einbeziehend: BGH, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung;<br />

a. A. die st. Rspr. der Beschwerdekammern des Europäischen Patentamts; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA, ABlEPA 1995,<br />

188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN;<br />

a. A. ferner Schulte/Moufang, PatG. 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 29.<br />

192 Zu Art. II § 6 Abs. 2 Nr. 2 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. b EPÜ: BGH, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung;<br />

zu Art. 83 EPÜ: EPA, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA AG; zu Art. 100 lit. b EPÜ: EPA,<br />

GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER.<br />

193 BGH, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I.<br />

194 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, S. 495, 502.<br />

195 BGH, GRUR 2010, 509, Tz. 28 – Hubgliedertor I.<br />

196 Vgl. BGH, GRUR 2010, 513 Tz. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433– Spleißkammer.<br />

36


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Nach der Zurückverweisung durch den BGH 200 hatte<br />

der 19. Senat 201 zu prüfen, ob ein in den ursprünglichen<br />

Unterlagen nicht offenbartes Merkmal zu einer Konkretisierung<br />

oder zu einer unzulässigen Änderung des<br />

ursprünglich offenbarten Patentgegenstandes (Aliud)<br />

geführt hatte. Das Patent wurde mit einem Hinweis<br />

in der Beschreibung auf die ursprünglich nicht offenbarten<br />

Merkmale (Disclaimer) aufrechterhalten, da<br />

die ursprünglich nicht offenbarten Merkmale den beanspruchten<br />

Winkelsensor hinsichtlich der Gestaltung<br />

seines Gehäuses konkretisieren und kein Aliud des<br />

Winkelsensors darstellen.<br />

In einem weiteren Verfahren, die Stammanmeldung<br />

zu der im zuvor dargestellten Beschluss abgehandelten<br />

Trennanmeldung betreffend, wurde ein Winkelsensor<br />

mit einem Gehäuse mit einer an einem axialen<br />

Ende des Gehäuses stirnseitig mit einem Deckel<br />

verschließbaren Öffnung beansprucht. Dabei ist die<br />

Lageangabe „stirnseitig“ in den ursprünglichen Unterlagen<br />

nicht als zur Erfindung gehörend offenbart,<br />

die den ursprünglich offenbarten Gegenstand der Erfindung<br />

einschränkt und kann somit nicht gestrichen<br />

werden, da dies zu einer unzulässigen Erweiterung<br />

des Schutzbereichs führen würde. Da diese Angabe<br />

aber die ursprünglich offenbarte Lage der Öffnung „an<br />

einem axialen Ende des Gehäuses“ konkretisiert und<br />

kein Aliud darstellt, kann sie im Anspruch verbleiben<br />

und ist bei der Prüfung der Patentfähigkeit außer Betracht<br />

zu lassen. 202<br />

Eine unzulässige Erweiterung des Inhalts der Anmeldung<br />

liegt vor, wenn bei einem Leistungsbauelement<br />

mit drei Metallisierungsschichten und darunter liegenden<br />

Isolierschichten eine Durchkontaktierung von<br />

der dritten zur ersten Metallisierungsschicht durch<br />

die zweite und dritte Isolierschicht ohne Kontaktierung<br />

der mittleren, zweiten Metallisierungsschicht<br />

beansprucht wird und in der ursprünglichen Anmeldung<br />

lediglich Durchkontaktierungen von der dritten<br />

zur zweiten und von der zweiten zur ersten Metallisierungsschicht<br />

offenbart sind. Falls die ursprünglich<br />

nicht offenbarten Merkmale bezüglich der Durchkontaktierung<br />

eine Beschränkung darstellen, deren<br />

Streichung eine Schutzbereichserweiterung zur Folge<br />

hätte, können die nicht offenbarten Merkmale in den<br />

Ansprüchen ohne Disclaimer verbleiben, sofern diese<br />

eine Anweisung zum technischen Handeln konkretisieren,<br />

die in den ursprünglich eingereichten Unterlagen<br />

als zur Erfindung gehörend offenbart ist. 203 Da<br />

dieses Merkmal im vorliegenden Fall aber ein nicht offenbartes<br />

Aliud unter Schutz stellt, ist eine Disclaimer-<br />

Lösung hier nicht möglich, so der 23. Senat. 204<br />

6. Erledigung des Einspruchsverfahrens<br />

Auch nach Ansicht des 7. Senats 205 finden die Grundsätze<br />

über die Erledigung auf das patentamtliche bzw. patentgerichtliche<br />

Einspruchsverfahren wie auch das Beschwerdeverfahren<br />

Anwendung. Eine Erledigung der<br />

Hauptsache tritt danach auch ein, wenn der Einspruch<br />

allein auf den Widerrufsgrund der widerrechtlichen<br />

Entnahme (§ 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG) gestützt wird und der<br />

Einsprechende seinen Einspruch zurücknimmt. Dem<br />

steht § 61 Abs. 1 Satz 2 PatG nicht entgegen, demzufolge<br />

das Einspruchsverfahren nach Einspruchsrücknahme<br />

von Amts wegen fortzusetzen ist. Fraglich ist<br />

197 BGH, GRUR 2010, 910, Tz. 62 – Fälschungssicheres Dokument.<br />

198 BGH, GRUR 2009, 933, Tz. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II.<br />

199 B PatG, Urt. v. 15.3.<strong>2011</strong> 1 Ni 19/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 96/11], unter Hinweis auf BGH, GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer;<br />

GRUR 2006, 316, Tz. 22 – Koksofentür; ferner BPatG, Urt. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 72/11]<br />

und BPatG, Beschl. v. 13.07.<strong>2011</strong>– 19 W (pat) 5/08.<br />

200 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 40 – Winkelmesseinrichtung; Vorentscheidung BPatGE 51, 271.<br />

201 BPatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 5/08.<br />

202 B PatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 19 W (pat) 4/08; siehe auch BPatG, Urt. v. 16.12.2010 – 4 Ni 43/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 12/11].<br />

203 BGH, GRUR <strong>2011</strong>, 40 - 44, Abs. [22] – Winkelmesseinrichtung.<br />

204 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 23 W (pat) 316/06.<br />

205 BPatG, Beschl. v. 17.8.<strong>2011</strong> – 7 W (pat) 130/11, unter Hinweis auf BPatG, GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />

37


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

herangezogenen – Widerrufsgrund, etwa wegen mangelnder<br />

Patentfähigkeit widerrufen würde. Dem weiteren<br />

Amtsverfahren ist vielmehr jegliche Grundlage<br />

für eine weitere Sachprüfung entzogen. Ungeachtet<br />

dessen scheidet ein Widerruf aus sonstigem Grund<br />

nach der zutreffenden Rspr. des BGH 209 im Einspruchsbeschwerdeverfahren<br />

vor dem BPatG ohnehin aus.<br />

nach Auffassung des Senats bereits, ob diese dem Allgemeininteresse<br />

dienende Vorschrift auf den Fall eines<br />

allein auf § 21 Abs. 1 Nr. 3 PatG gestützten Einspruchs<br />

nach dessen Rücknahme überhaupt anwendbar ist.<br />

Ungeachtet dessen scheidet eine Sachprüfung der widerrechtlichen<br />

Entnahme nach Rücknahme des allein<br />

hierauf gestützten Einspruchs auch dann aus 206 , wenn<br />

das Streitpatent nicht auf den Einsprechenden übergegangen<br />

ist wie auch die Prüfung sonstiger Widerrufsgründe<br />

ausgeschlossen ist. 207 Denn anders als im<br />

Falle von Widerrufsgründen, die als Popularrechtsbehelfe<br />

im Interesse der Allgemeinheit eine umfassende<br />

Prüfung der Patentfähigkeit verfolgen 208 , steht der Einspruch<br />

wegen einer widerrechtlichen Entnahme nur<br />

dem Verletzten zu. Es wäre aber mit dem (Individual-)<br />

Antrag des Verletzten, mit dem dieser sein Erfinderrecht<br />

verfolgt, unvereinbar und ginge auch über dessen<br />

Rechtsschutzbegehren unzulässig hinaus, wenn<br />

in diesem Fall aus einem anderen – von Amts wegen<br />

Ein Beschluss einer Patentabteilung im Einspruchsverfahren<br />

über die Aufrechterhaltung eines Zusatzpatents<br />

ist aufzuheben, wenn im Zeitpunkt des<br />

Beschlusses das Hauptpatent und damit auch das<br />

Zusatzpatent wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr<br />

bereits erloschen war. Das Einspruchsverfahren war<br />

vielmehr bereits erledigt, da die Einsprechende auch<br />

kein Rechtschutzinteresse für die Vergangenheit geltend<br />

gemacht hat, so der 12. Senat. 210 Dem nunmehr<br />

nur noch als Anregung geäußerten Wunsch der Beschwerdeführerin,<br />

festzustellen, dass das Patent erloschen<br />

ist, folgte der Senat nicht. Das Erlöschen des<br />

Zusatzpatents wegen Nichtzahlung der Jahresgebühr<br />

für das Hauptpatent ist nicht der eigentliche Streitgegenstand<br />

des Einspruchsverfahrens. Das Erlöschen des<br />

Zusatzpatents ist lediglich die Begründung dafür, dass<br />

das Einspruchsverfahren sich erledigt hat bzw. die<br />

Patentabteilung ihren Beschluss nicht hätte erlassen<br />

dürfen.<br />

Wenn ein Patent nach § 20 Abs. 1 Nr. 3 PatG erloschen<br />

ist und die frühere Patentinhaberin alle von dem Patent<br />

Betroffenen von Ansprüchen aus der Vergangenheit<br />

ausdrücklich freigestellt hat, so dass solche möglichen<br />

Ansprüche aus dem angemeldeten und erteilten<br />

Patent nach § 362 BGB ebenfalls erloschen sind, ist<br />

das Einspruchsverfahren in der Hauptsache vollständig<br />

erledigt, so der 7. Senat. 211 Nach Ansicht des 21. Se-<br />

206 Im Anschluss an BPatGE 36, 213.<br />

207 Entgegen BPatGE 47, 141, 143 f. – Aktivkohlefilter.<br />

208 Hierzu BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid.<br />

209 Vgl. BGH, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid, ebenso BPatGE 36, 213 f.<br />

210 BPatG, Beschl. v. 6.7.<strong>2011</strong> – 12 W (pat) 27/09.<br />

211 BPatG, Beschl. v. 28.1.<strong>2011</strong> – 7 W (pat) 332/09.<br />

38


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

nats 212 ist das Einspruchsverfahren bereits erledigt,<br />

wenn das Rechtsschutzbedürfnis der Einsprechenden<br />

entfallen ist, und nach Meinung des 20. Senats 213 wird<br />

der Einspruch ohne besonderes eigenes Rechtsschutzinteresse<br />

der Einsprechenden für die Fortsetzung des<br />

Einspruchsverfahrens nachträglich unzulässig und ist<br />

daher zu verwerfen.<br />

Der 21. Senat 214 hatte in einem Fall erneut Gelegenheit<br />

über die Rechtsfolgen eines wegen Nichtzahlung der<br />

Jahresgebühr erloschen Patents für das anhängige<br />

Einspruchsverfahren zu entscheiden und führte seine<br />

Rspr. 215 zu dieser in Rspr. und Lit. kontrovers diskutierten<br />

Frage insbesondere in Abgrenzung zu der Auffassung<br />

des 7. Senats 216 weiter. Die Einsprechende hatte<br />

auf die Anfrage des Senats nach einem Rechtsschutzinteresse<br />

an der Fortführung des Verfahrens gegen<br />

das zwischenzeitlich erloschene Patent nicht geantwortet.<br />

Der Senat stellte heraus, dass das Einspruchsverfahren<br />

nicht nachträglich unzulässig geworden ist,<br />

sondern eine vollständige Erledigung der Hauptsache<br />

eingetreten ist 217 , was durch Beschluss festzustellen<br />

ist. 218 Die Entscheidung des 7. Senats, der die Annahme<br />

einer vollständigen Erledigung der Hauptsache nicht<br />

davon abhängig machen will, dass der Einsprechende<br />

ein eigenes Rechtsschutzbedürfnis oder ein besonderes<br />

Interesse analog § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO geltend<br />

macht und ein fortwirkendes Allgemeininteresse mit<br />

der Folge einer nur teilweisen Erledigung annimmt,<br />

erfordert es nach Auffassung des 21. Senats nicht, von<br />

seiner bisherigen Rspr. abzurücken. Der Annahme einer<br />

vollständigen Erledigung steht insbesondere nicht<br />

entgegen, dass das Patent nicht mit Wirkung für die<br />

Vergangenheit widerrufen worden ist und damit das<br />

Ziel des Einspruchsverfahrens (§ 21 Abs. 3 Satz 1 PatG)<br />

nicht erreicht und der Erteilungsbeschluss nicht mit<br />

Wirkung ex tunc beseitigt worden wäre. Denn der<br />

Bestand des Erteilungsbeschlusses hat für die Frage<br />

der Erledigung des Einspruchs keine Bedeutung, da<br />

sich der Einspruch nicht hiergegen richtet (arg § 61<br />

Abs. 1 Satz 1 PatG). 219 Der Charakter des Einspruchs<br />

als Popularrechtsbehelf hat nicht zur Folge, dass das<br />

Einspruchsverfahren nach Erlöschen des Patents auch<br />

ohne ein Rechtsschutzbedürfnis des Einsprechenden<br />

fortzusetzen ist. Es kommt deshalb nicht darauf an,<br />

dass im Falle des Erlöschens nicht feststellbar ist, ob<br />

oder inwieweit Dritte von dem Patent betroffen waren<br />

oder ob und inwieweit Dritte an zukünftigen (freien<br />

oder beschränkten) Benutzungen interessiert sind,<br />

oder ob diese die Frage der Schutz(un)fähigkeit für<br />

eine bereits erfolgte Benutzung in der Vergangenheit<br />

geklärt wissen wollen. Es ist deshalb auch nicht erforderlich,<br />

dass der Patentinhaber gegenüber der Allgemeinheit<br />

eine Freistellungserklärung abgibt, wie es<br />

der 7. Senat fordert, da diese vom rechtsgestaltenden<br />

oder bestätigenden Ergebnis des Einspruchsverfahrens<br />

nur reflexartig betroffen ist.<br />

7. Bindung an die Anträge<br />

Verteidigt die Patentinhaberin im Einspruchsverfahren<br />

das Patent mit Haupt- und Hilfsantrag in beschränktem<br />

Umfang, so sind nach Auffassung des 9. Senats 220<br />

diese Anträge maßgeblich und rechtfertigen grundsätzlich<br />

den Widerruf des Patents, wenn sich auch<br />

nur der Gegenstand eines Patentanspruchs aus dem<br />

verteidigten – sämtlich abhängige Patentansprüche<br />

umfassenden – Anspruchssatz als nicht patentfähig<br />

erweist. Die Grundsätze der BGH-Entscheidung Informationsübermittlungsverfahren<br />

II 221 zu selbstständigen<br />

Patentansprüchen sind nicht auf nicht selbstständige<br />

Ansprüche auszuweiten. Der Senat führte<br />

212 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />

213 BPatG, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung.<br />

214 B PatG, Beschl. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ <strong>2011</strong>, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen,<br />

Rechtsbeschwerde zugelassen.<br />

215 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />

216 BPatG, Beschl. v. 20.10.2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />

217 BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 ff. – Vornapf.<br />

218 So schon BPatGE 51, 128 ff. – Radauswuchtmaschine.<br />

219 Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 191; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59 Rdnr. 171;<br />

BGH, GRUR 1999, 571 ff. – künstliche Atmosphäre.<br />

220 BPatG, Beschl. v. 14.3.<strong>2011</strong> – 9 W (pat) 307/06.<br />

221 BGH, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II.<br />

39


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

ergänzend aus, dass im Hinblick auf die rechnerischen<br />

Kombinationsmöglichkeiten von 10 Patentansprüchen<br />

mit 512 Anspruchskombinationen eine Begründung<br />

für sämtliche Kombinationen praktisch mit den vorhandenen<br />

Ressourcen nicht durchführbar ist.<br />

8. Beitritt<br />

Die erst im Beschwerdeverfahren nach Ablauf der Beschwerdefrist<br />

Beigetretene hatte schriftsätzlich den<br />

„Beitritt zum Einspruchs- und Einspruchsbeschwerdeverfahren“<br />

erklärt und zugleich eine „Beschwerdegebühr“<br />

in Höhe von 500 E durch Erteilung einer<br />

Einzugsermächtigung entrichtet. Der 8. Senat 222 sah<br />

hier zwei Fragenkomplexe zur Zulässigkeit des Beitritts<br />

angesprochen. Er führte aus, dass entgegen dem<br />

Wortlaut des § 59 Abs. 2 PatG der Beitritt zu einem<br />

Einspruchsverfahren auch dann zulässig ist, wenn<br />

noch keine Klage wegen Verletzung des Patents, sondern<br />

nur eine einstweilige Verfügung vorliegt. Der<br />

Senat sieht diese erweiterte Auslegung durch den<br />

Sinn dieser Vorschrift gedeckt und verweist auch auf<br />

die Rspr. der Beschwerdekammern zum EPÜ 223 zu der<br />

englischen Fassung des Art. 105 Abs. 1 a) EPÜ „proceedings<br />

for infringement“. Denn auch durch eine einstweilige<br />

Verfügung wird der Patentverletzer wegen<br />

Patentverletzung „in Anspruch genommen“ und sogar,<br />

wie vorliegend, frühzeitig und ohne Möglichkeit<br />

der Aussetzung des Verletzungsverfahrens mit einem<br />

vollstreckbaren Titel konfrontiert. Unter diesen Umständen<br />

kann vom Patentverletzer nicht verlangt werden,<br />

dass er zuwartet, bis entweder der Patentinhaber<br />

(wenn überhaupt) die Klage im Hauptsacheverfahren<br />

erhebt oder das Einspruchsverfahren rechtskräftig<br />

beendet wird. Der Zulässigkeit eines Beitritts steht<br />

nach Ansicht des Senats auch nicht entgegen, dass<br />

statt einer Einspruchs- bzw. Beitrittsgebühr von 200 E<br />

(Nr. 313 600) eine „Beschwerdegebühr“ von 500 E<br />

(Nr. 401 100) entrichtet wurde. Denn analog § 140<br />

BGB ist hier eine Umdeutung in die Zahlung einer<br />

Einspruchsgebühr möglich. 224 Auch ist für den erst im<br />

Zuge eines anhängigen Einspruchsbeschwerdeverfahrens<br />

erfolgenden Beitritt keine Beschwerdegebühr<br />

zu entrichten. 225 Nur dann, wenn die Beschwerdefrist<br />

noch läuft, kann der Beitretende auch gesondert eine<br />

Beschwerdegebühr zahlen, so dass er neben dem<br />

ursprünglich Einsprechenden ebenfalls Beschwerdeführer<br />

wird und seine Beteiligung also nicht vom<br />

Weiterbestand der Beschwerde des Einsprechenden<br />

abhängt. 226<br />

V. Beschwerdeverfahren<br />

1. Statthaftigkeit der Beschwerde<br />

Der 10. Senat 227 hatte eine Entscheidung zu treffen in<br />

einem Fall, in dem eine ursprünglich gegen die BRD<br />

beim Verwaltungsgericht München eingereichte<br />

„Klage“ an das BPatG verwiesen worden war. Erreicht<br />

werden sollte hiermit die Streichung einzelner, als<br />

herabwürdigend angesehener Textstellen aus einer<br />

deutschen Patentschrift. Der Senat legte die „Klage“<br />

als Beschwerde gegen den Erteilungsbeschluss aus<br />

und verwarf diese als unzulässig nach § 74 PatG, weil<br />

die Beschwerdeführerin nicht formell am Patenterteilungsverfahren<br />

beteiligt gewesen war und eine Beschwerdeberechtigung<br />

auch aus sonstigen Gründen<br />

nicht angenommen werden konnte. Denn Beteiligter<br />

im Patenterteilungsverfahren ist grundsätzlich nur<br />

222 BPatG, Beschl. v. 12.7.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 23/08.<br />

223 EPA, T 0452/05, ABl. 2007, Sonderausgabe Nr. 6, 65, zitiert in Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 265.<br />

224 Vgl. Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl. Rdnr. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9. Aufl., § 70, Rdnr. 3<br />

unter Verweis auf BGH, NJW 2001, 1217.<br />

225 St. Rspr. u. h. M., vgl. BPatGE 29, 194, 2. LS u. S. 197; BPatGE 30, 109, 110; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 272;<br />

Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 59, Rdnr. 42; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 125.<br />

226 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 59, Rdnr. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 59, Rdnr. 126.<br />

227 B PatG, Beschl. v. 20.1.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; Rechtsbeschwerde zugelassen, aber nicht eingelegt.<br />

40


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

der Anmelder, der die Anmeldung eingereicht hat und<br />

der durch die Eintragung im Register nach § 30 PatG<br />

legitimiert ist. Der Ausschluss von Dritten vom Verfahren<br />

ist auch mit rechtsstaatlichen Grundsätzen, insbesondere<br />

Art. 19 Abs. 4 des Grundgesetzes vereinbar. In<br />

besonders gelagerten Ausnahmefällen, in denen ein<br />

sachlicher Zusammenhang der den Dritten betreffenden<br />

Angaben in der Beschreibung mit der Erfindung<br />

nicht erkennbar ist, sie auf der Hand liegend falsch<br />

sind oder sich als eine unzulässige Schmähung darstellen,<br />

kann eine Beschwerdeberechtigung des nicht<br />

am Erteilungsverfahren beteiligten Dritten gegen den<br />

Erteilungsbeschluss zu bejahen sein. 228 Ein solcher Fall<br />

lag hier aber nicht vor.<br />

2. Zulässigkeit der Beschwerde<br />

Eine Beschwerde ist unzulässig, wenn der Beschwerdeschriftsatz<br />

lediglich eine Kopie einer Unterschrift<br />

aufweist, da sie entgegen § 73 Abs. 2 Satz 1 PatG nicht<br />

schriftlich eingelegt worden ist, so der 8. Senat. 229 Das<br />

aus dieser Vorschrift folgende Schriftformerfordernis<br />

verlangt eine eigenhändige Unterschrift. 230 Dies<br />

entspricht dem Gebot der Rechtssicherheit. Denn die<br />

eigenhändige Unterschrift stellt klar, dass die Verfahrenshandlung<br />

prozessual gewollt ist und dass<br />

der Unterzeichnende für ihren gesamten Inhalt die<br />

Verantwortung übernimmt. 231 Kopierer ermöglichen<br />

unendliche Reproduktionen, so dass ähnlich wie bei<br />

faksimilierten oder druckschriftlichen Namenszügen<br />

nicht erkennbar ist, ob der Unterzeichner für den Inhalt<br />

des Schriftstücks die Verantwortung übernehmen<br />

und die Verfahrenshandlung vornehmen will und ob<br />

das Schriftstück mit Wissen und Wollen des Berechtigten<br />

an den Empfänger zugeleitet worden ist.<br />

Der Zulässigkeit der Beschwerde steht nicht entgegen,<br />

dass sie einen Tag vor Zustellung des angefochtenen<br />

Beschlusses eingelegt worden ist, so der 10. Senat. 232<br />

Denn der Beschluss war zu diesem Zeitpunkt jedenfalls<br />

schon rechtlich existent. Eine im schriftlichen<br />

Verfahren ergangene Entscheidung ist mit ihrer Herausgabe<br />

durch die Geschäftsstelle an die interne<br />

Postabfertigungsstelle erlassen. 233 Dies war hier einen<br />

Tag vor der Zustellung der Fall. Die für die Zulässigkeit<br />

einer Beschwerde nach § 73 Abs. 1 PatG erforderliche<br />

beschwerdefähige Entscheidung war somit schon bei<br />

Beschwerdeeinlegung gegeben. Während vor Erlass<br />

einer Entscheidung grundsätzlich keine Beschwerde<br />

eingelegt werden kann, ist dies vor Beginn der Frist zur<br />

Beschwerdeeinlegung möglich. 234 Auch eine Untätigkeitsbeschwerde<br />

oder ein sonstiges Rechtsmittel oder<br />

Rechtsbehelf wegen Untätigkeit der Ausgangsinstanz<br />

ist im Übrigen im Patentgesetz nicht geregelt und<br />

grundsätzlich unstatthaft. 235<br />

Nach der Rspr. des BGH 236 muss das Rechtsmittel der<br />

Beschwerde die Person des Rechtsmittelführers eindeutig<br />

erkennen lassen, wobei für die Ermittlung der<br />

Person auf die vorinstanzlichen Akten zurückgegriffen<br />

werden kann. Wird ein Beschwerdeführer in einem<br />

Beschwerdeschriftsatz nicht genannt, so ist die Beschwerde<br />

deshalb dennoch zulässig, wenn anhand<br />

des zutreffenden Aktenzeichens im Betreff der Schriftsatz<br />

ohne Weiteres dem richtigen Verfahren zugeordnet<br />

werden kann, so der 20. Senat. 237<br />

Hierzu kann auch die Angabe der Arbeitsstelle genügen,<br />

wenn diese sowie der Zustellungsempfänger<br />

und dessen dortige Funktion so konkret und genau<br />

bezeichnet werden, dass von der ernsthaften Möglich-<br />

228 Im Anschluss an BGH, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel.<br />

229 B PatG, Beschl. v. 26.8.<strong>2011</strong> – 8 W (pat) 24/11, unter Hinweis auf BPatG, BlPMZ, 2005, 183, 184 li. Sp.;<br />

BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57, Einl., Rdnr. 309;<br />

Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), vor § 34, Rdnr. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006),<br />

§ 73, Rdnr. 25; ders. vor § 34, Rdnr. 23.<br />

230 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 73, Rdnr. 57.<br />

231 Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), Einl., Rdnr. 302.<br />

232 BPatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11].<br />

233 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl.(2008), § 47 Rdnr. 14.<br />

234 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl.(2003), § 73 Rdnr. 88.<br />

235 BPatG, Beschl. v. 21.4.2005 – 10 W (pat) 47/04; zu evtl. Ausnahmen Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), § 73 Rdnr. 12.<br />

236 BGH, GRUR 1977, 508 – Abfangeinrichtung.<br />

237 BPatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 117/05.<br />

41


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

keit auszugehen ist, die Zustellung durch Übergabe<br />

werde gelingen 238 , so der 1. Senat. 239<br />

Das Rechtsschutzinteresse ist Voraussetzung für jede<br />

Rechtsverfolgung. 240 Fehlt es für die Einlegung einer<br />

Beschwerde, so ist diese nicht zulässig. Kann nicht<br />

festgestellt werden, welches schützenswerte Interesse<br />

der Antragsteller mit seiner Beschwerde verfolgt,<br />

so ist wegen der offensichtlich nicht schutzwürdigen<br />

Rechtsverfolgung das Bedürfnis nach Rechtsschutz<br />

abzusprechen. Niemand ist befugt, Behörden<br />

und Gerichte unnütz in Anspruch zu nehmen, so der<br />

10. Senat. 241 Der Entscheidung lag ein Fall zugrunde, in<br />

dem weder der Antragsteller und Beschwerdeführer<br />

noch ein Dritter innerhalb der siebenjährigen Frist des<br />

§ 44 Abs. 2 Satz 1 PatG Prüfungsantrag gestellt hatte.<br />

Die Anmeldung war mit dem fruchtlosen Ablauf der<br />

Prüfungsantragsfrist gemäß der in § 58 Abs. 3 PatG geregelten<br />

Rücknahmefiktion unwiederbringlich untergegangen.<br />

Der Antragssteller verfolgte aber dennoch<br />

einen Wiedereinsetzungsantrag in die verspätete Zahlung<br />

der Jahresgebühr weiter. Der Senat wies darauf<br />

hin, dass die Frist zur Stellung des Prüfungsantrags<br />

nicht dadurch gehemmt wird, dass die Anmeldung<br />

mangels Zahlung einer Jahresgebühr zunächst – vorbehaltlich<br />

einer späteren Wiedereinsetzung – als zurückgenommen<br />

gilt. 242 Damit erwiesen sich aber das<br />

Wiedereinsetzungsverfahren und das Beschwerdeverfahren<br />

als sinnlos.<br />

3. Kostenfragen<br />

Im Beschwerdeverfahren vor dem BPatG trägt jeder<br />

Beteiligte seine Kosten selbst. Von diesem Grundsatz<br />

kann aus Billigkeitsgründen abgewichen werden (§ 80<br />

Abs. 1 PatG). In einem Fall des 20. Senats 243 wurden die<br />

Kosten für eine erste, ergebnislose mündliche Verhandlung<br />

in einem Einspruchsbeschwerdeverfahren<br />

der Einsprechenden auferlegt, da ihre Existenz und<br />

Identität nicht in der mündlichen Verhandlung geklärt<br />

werden konnte und dazu eine zweite Verhandlung<br />

notwendig war.<br />

In einem Erinnerungsverfahren, das die Erstattung der<br />

Kosten nach dem Vertretergebührenerstattungsgesetz<br />

für das Beschwerdeverfahren betraf, wies der 10. Senat<br />

244 darauf hin, dass gemäß § 7 VertrGebErstG i. V. m.<br />

§ 134 Abs. 1 Satz 1 BRAGO die Vergütung nach bisherigem<br />

Recht zu berechnen ist, wenn der unbedingte Auftrag<br />

zur Erledigung derselben Angelegenheit i. S. d. § 13<br />

BRAGO vor dem Inkrafttreten einer Gesetzesänderung<br />

erteilt oder der Rechtsanwalt vor diesem Zeitpunkt<br />

gerichtlich bestellt oder beigeordnet worden ist. Auch<br />

im Falle eines beigeordneten Vertreters ist nicht stets<br />

allein auf den Zeitpunkt der Beiordnung abzustellen,<br />

sondern auch auf den Zeitpunkt der Auftragserteilung,<br />

wenn für das Mandatsverhältnis – so wie in Fällen der<br />

Prozesskostenhilfe – neben der Beiordnung auch eine<br />

Beauftragung durch die Partei erforderlich ist.<br />

4. Rechtsbeschwerde<br />

In einem Fall des 20. Senats 245 hat eine Patentinhaberin<br />

beantragt, einen bestandskräftig gewordenen<br />

Beschluss nachträglich durch eine Erklärung der Zulassung<br />

der Rechtsbeschwerde zu ergänzen. Dies ist<br />

nicht möglich 246 , selbst wenn – was vorliegend nicht<br />

der Fall war – die Zulassung nur versehentlich unterblieben<br />

sein sollte. 247 Hat keine Partei die Zulassung<br />

angeregt, ist eine ausdrückliche Entscheidung ent-<br />

238 BGHZ 145, 358 = NJW 2001, 885.<br />

239 BPatG, Urt. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EU), zur Nichtigkeitsklage, Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11].<br />

240 BGH, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente.<br />

241 B PatG, Beschl. v. 9.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 16/08, unter Hinweis auf Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl.(2008), Einl., Rdnr. 274.<br />

242 BGH, GRUR 1995, 45 – Prüfungsantrag.<br />

243 BPatG, Beschl. v. 13.12.2010 – 20 W (pat) 49/06.<br />

244 BPatG, Beschl. v. 16.5.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 8/07.<br />

245 BPatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 20 W (pat) 352/05.<br />

246 Siehe BGH, BGHZ 44, 395 und NJW 2004, 779.<br />

247 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 100 Rdnr. 14.<br />

42


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

behrlich. Schweigen im Beschluss bedeutet Nichtzulassung.<br />

Eine nachträgliche Zulassung würde nicht,<br />

wie in § 321 ZPO vorausgesetzt, eine unterbliebene<br />

Ent scheidung nachholen, sondern entgegen § 318 ZPO<br />

der bereits getroffenen Entscheidung widersprechen<br />

und sie abändern. Diese Erwägungen gelten nach den<br />

Ausführungen des BGH 248 auch für § 543 ZPO n. F. und<br />

den vergleichbaren Fall der Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />

durch Ergänzungsbeschluss. Nichts anderes<br />

kann daher für die Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />

nach dem Patentgesetz gelten.<br />

5. Sonstiges<br />

Der 10. Senat 249 hatte über eine Beschwerde zu entscheiden,<br />

welche gegen die Zurückweisung des Antrags<br />

auf Rückzahlung der Veröffentlichungsgebühr<br />

(Nr. 313 820) für die Übersetzung eines europäischen<br />

Patents gerichtet war. Er beschied, dass die Beschwerde<br />

unbegründet war. Denn die Gebühr war im August<br />

2008 mit Rechtsgrund entrichtet worden, da nach<br />

Art. XI § 4 IntPatÜG für europäische Patente, für die der<br />

Hinweis auf die Erteilung vor dem 1. Mai 2008 im Europäischen<br />

Patentblatt veröffentlicht worden ist, u. a.<br />

Art. II § 3 IntPatÜG und § 2 Abs. 1 PatKostG jeweils in<br />

den Fassungen anwendbar sind, die im Zeitpunkt der<br />

Veröffentlichung des Hinweises gegolten haben. Für<br />

europäische Patente, für die der Hinweis auf die Erteilung<br />

vor dem 1. Mai 2008, dem Zeitpunkt des Inkrafttreten<br />

des Londoner Übereinkommens, veröffentlicht<br />

worden ist, bleibt nach der Übergangsregelung des<br />

Art. XI § 4 IntPatÜG das Übersetzungserfordernis nicht<br />

nur für die Patentschrift bei Patenterteilung bestehen,<br />

sondern auch bei einer späteren geänderten Aufrechterhaltung<br />

im europäischen Einspruchsverfahren.<br />

VI. Nichtigkeitsverfahren<br />

1. Zulässigkeit der Klage<br />

Eine Nichtigkeitsklage, die entgegen § 81 Abs. 1 Satz 2<br />

PatG gegen die nicht im deutschen Patentregister eingetragene<br />

Beklagte gerichtet ist, ist zulässig und gegen<br />

die richtige Beklagte gerichtet, wenn diese durch<br />

gesellschaftsrechtliche Umwandlung und Verschmelzung<br />

gebildet wurde. 250<br />

Eine Klage auf Nichtigerklärung ist zulässig, auch<br />

wenn ein Patent zwischenzeitlich nach Rechtshängigkeit<br />

aufgrund Zeitablaufs erloschen ist, wenn aufgrund<br />

der Inanspruchnahme wegen Patentverletzung<br />

durch die Lizenznehmerin der Patentinhaberin für die<br />

Klägerin ein eigenes rechtliches Interesse an der rückwirkenden<br />

Vernichtung des Streitpatents besteht. 251<br />

Der 1. Senat 252 beschied, dass auch im Hinblick auf die<br />

durch Erlöschen des Streitpatents nicht rückwirkend<br />

beseitigten Rechtswirkungen der Patenterteilung 253<br />

der Antrag auf Nichtigerklärung und nicht auf Feststellung<br />

der Nichtigkeit zu richten ist. 254<br />

Der 4. Senat 255 hatte über die Zulässigkeit einer Nichtigkeitsklage<br />

unter dem rechtlichen Aspekt entgegenstehender<br />

Rechtskraft nach § 325 Abs. 1 ZPO zu<br />

entscheiden. Die Klägerin hatte das Streitpatent mit<br />

der Klage uneingeschränkt wegen fehlender Patentfähigkeit<br />

angegriffen, allerdings in einem früheren<br />

Verfahren bereits Klage auf Teilnichtigkeit einzelner<br />

Patentansprüche wegen fehlender Patentfähigkeit<br />

erhoben. Diese Klage war rechtskräftig als unbegründet<br />

abgewiesen worden. Der Senat führte aus, dass<br />

vorliegend das Sachurteil im vorangegangenen Verfahren<br />

einer Entscheidung über die dort behandelten<br />

248 BGH, NJW 2004, 779.<br />

249 B PatG, Beschl. v. 9.9.2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, Rechtsbeschw. zugelassen und eingelegt [Az: X ZB 2/11].<br />

250 B PatG, Urt. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 4 Ni 38/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 37/11], unter Hinweis auf Keukenschrijver,<br />

Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 140.<br />

251 BGH, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten.<br />

252 B PatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09; ebenso BPatG, GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster unter Hinweis auf BGH,<br />

GRUR 1974, 146 – Schraubennahtrohr; vgl. auch Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40 – zur abweichenden Auffassung.<br />

253 Zur Abgrenzung der – unberührten – Wirksamkeit des Erteilungsbeschlusses als Verwaltungsakt BGH, GRUR 1997, 615, 616<br />

– Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren; BPatG, Beschl. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 – Optische Inspektion<br />

von Rohrleitungen; Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286 Fn. 40; a.A. BPatG, GRUR <strong>2011</strong> 657, 662 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />

254 BGH, GRUR 1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr.<br />

255 B PatG, Urt. v. 14.12.2010 – 4 Ni 24/09; aufgehoben und zurückverwiesen von BGH, Urt. v. 29.11. <strong>2011</strong> – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse,<br />

Berufung eingelegt [Az: X ZR 23/11].<br />

43


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

Patentansprüche entgegensteht, da einer auf denselben<br />

Nichtigkeitsgrund gestützten Klage im Umfang<br />

des im früheren Verfahren gestellten Antrags gegen<br />

dasselbe Patent und zwischen denselben Parteien die<br />

Rechtskraft entgegensteht, selbst dann, wenn – wie<br />

vorliegend – neues Material genannt wird. 256 Der Senat<br />

vertrat die Auffassung, dass die klagende GmbH,<br />

die als juristische Person nicht mit derjenigen der seinerzeit<br />

klagenden Einzelfirma identisch ist, sich entgegenhalten<br />

lassen muss, dass ihr Geschäftsführer<br />

als Inhaber der seinerzeit klagenden Einzelfirma nicht<br />

nur einer der Geschäftsführer der jetzigen Klägerin ist,<br />

sondern inzwischen zugleich deren alleiniger Gesellschafter.<br />

Gesellschaft und Gesellschafter sind trotz der<br />

Trennung der Rechtspersönlichkeiten und trotz aller<br />

Unterschiede in einem solchen Fall bei wirtschaftlicher<br />

Betrachtung als eine Person anzusehen. Eine den<br />

Alleingesellschafter treffende Rechtskraftwirkung gemäß<br />

§ 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 325 Abs. 1 ZPO wäre obsolet,<br />

könnte sie ohne Weiteres durch die von ihm allein<br />

bestimmte Gesellschaft umgangen werden. Die Klage<br />

wurde deshalb teilweise als unzulässig abgewiesen,<br />

soweit sie gegen identische Ansprüche gerichtet war.<br />

Auch der 5. Senat 257 hatte sich mit der Frage einer<br />

Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO und einer<br />

darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren Klage<br />

zu beschäftigen. Erhebt ein konzernverbundenes Unternehmen<br />

eine Nichtigkeitsklage, obwohl über eine<br />

frühere Nichtigkeitsklage eines zu demselben Konzern<br />

gehörenden anderen Unternehmens bereits rechtskräftig<br />

entschieden wurde, reicht für die Annahme<br />

einer Rechtskrafterstreckung gemäß § 325 ZPO bzw.<br />

einer darauf beruhenden Unzulässigkeit der späteren<br />

Klage nicht aus, dass beide Unternehmen für den<br />

Vertrieb bestimmter Waren in Deutschland zuständig<br />

sind bzw. waren. Außer vielleicht einer allgemeinen<br />

Tendenz der höchstrichterlichen Rspr. zur Ausdehnung<br />

der Rechtskraftwirkung lässt sich für den vorliegenden<br />

anders gelagerten Fall aus der Entscheidung „Sammelhefter<br />

II“ des BGH 258 keine andere Lösung entnehmen.<br />

Auch kann das die spätere Klage erhebende Vertriebsunternehmen<br />

nicht als Strohmann des nicht mehr aktiven<br />

übergeordneten Konzernunternehmens angesehen<br />

werden.<br />

In der Rspr. ist anerkannt, dass ein Nichtigkeitskläger<br />

sich der Nichtangriffspflicht nicht durch Vorschieben<br />

eines „Strohmanns“ entziehen kann, der äußerlich<br />

im eigenen Namen, der Sache nach aber im Interesse<br />

seines „Hintermanns“ und auf dessen Weisungen<br />

hin das Nichtigkeitsverfahren betreibt, ohne dass ein<br />

eigenes, ins Gewicht fallendes gewerbliches Interesse<br />

an der Vernichtung des Patents besteht. 259 Dies gilt<br />

trotz der vorhandenen rechtlichen Selbständigkeit<br />

von Kläger und der durch eine Nichtangriffsabrede<br />

verpflichteten dritten Rechtspersönlichkeit insbesondere<br />

auch dann, wenn beide bei wirtschaftlicher<br />

Betrachtung ein und dieselbe Person sind, und es wegen<br />

der wirtschaftlichen Identität dem Kläger ohne<br />

Weiteres zumutbar ist, die dem Dritten gesetzten<br />

Grenzen wirtschaftlichen Handelns zu beachten, so<br />

für das Verhältnis einer GmbH zu ihrem Alleingesellschafter<br />

und umgekehrt 260 , nicht aber für eine<br />

Konzernverbundenheit 261 , es sei denn, die Tochtergesellschaft<br />

wird von der Konzernmutter zu 100 % beherrscht<br />

und nimmt die wirtschaftlichen Interessen<br />

der Konzernmutter als ihr verlängerter Arm wahr. 262<br />

Allein ein Agieren als „Hintermann“ durch ein dritte<br />

Person, die – hier als Beirat oder Berater – weder<br />

256 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2003), § 22, Rdnr. 95; Schulte/Moufang, PatG, 8. Aufl. (2008), § 21 Rdnr. 117;<br />

Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 40, 44; Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4. Aufl. (2010), Rdnr. 284.<br />

257 B PatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11], = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236<br />

– Tintenpatrone , im Anschluss an BPatGE 27, 55.<br />

258 BGH, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II.<br />

259 BGH, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; BPatG, Urt. v. 03.12.2009 – 10 Ni 8/08.<br />

260 BGH, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage; GRUR 1957, 482, 485 – Chenillefäden;<br />

Benkard Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 22 Rdnr. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 81 Rdnr. 67.<br />

261 BPatGE 27, 55.<br />

262 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik.<br />

44


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

durch ihre Funktion als Geschäftsführer noch als Alleingesellschafter<br />

rechtlich in der Lage ist, eine beherrschende<br />

Funktion auszuüben, reicht hierzu nach<br />

den ausgeführten Grundsätzen nicht aus, so der 1. Senat.<br />

263 Ebenso wenig reicht aus, dass zwischen zwei<br />

Unternehmen eine wirtschaftliche Verflechtung als<br />

Herstellungs- und Vertriebsfirma besteht, auch wenn<br />

letztere weder Produktionsanlagen noch Räumlichkeiten<br />

oder Aktiva besitzt. Für die insoweit maßgeblichen<br />

weiteren Tatsachenbehauptungen, welche eine<br />

wirtschaftliche Identität und Strohmanneigenschaft<br />

begründen könnten, ist der Beklagte nach allgemeinen<br />

Grundsätzen beweispflichtig. 264 Der maßgebende<br />

Zeitpunkt für die Beurteilung der behaupteten<br />

Strohmanneigenschaft ist – wie auch bei den übrigen<br />

Prozessvoraussetzungen 265 – der Schluss der<br />

letzten mündlichen Verhandlung, wobei zeitlich vorgelagerte<br />

Umstände nur heranzuziehen sind, sofern<br />

sie durchgreifende Rückschlüsse auf die Verhältnisse<br />

zum Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung<br />

zulassen.<br />

Dass die frühere Klägerin zur Vereitelung einer Vollstreckung<br />

„dormant“ gestellt wurde und die jetzige<br />

Klägerin fehlende formale Rechtsnachfolge zu einem<br />

neuen Angriff auf das Streitpatent nützt, könnte allenfalls<br />

über eine Anwendung von § 242 BGB (Treu und<br />

Glauben), dessen Anwendung auch im Prozessrecht<br />

nicht ausgeschlossen ist, zur Unzulässigkeit der Klage<br />

führen. Insoweit ist aber zu berücksichtigen, dass die<br />

Rechtsverhältnisse bzw. Streitverhältnisse zwischen<br />

den Parteien des vorliegenden Verfahrens nicht auf<br />

vertraglichen Beziehungen beruhen, sondern gesetzlich<br />

bestehende Rechte durchgesetzt bzw. abgewehrt<br />

werden sollen, so der 5. Senat. 266<br />

2. Nichtigkeitsgründe<br />

Der 1. Senat 267 wies zu der umstrittenen Frage einer<br />

unzulässigen Erweiterung des Inhalts der Anmeldung,<br />

hier einer Teilanmeldung, nach Art. II § 6 Abs. 1<br />

Nr. 3 IntPatÜG i. V. m. Art. 138 Abs. 1 lit. c EPÜ darauf<br />

hin, dass nach der Rspr. der Großen Beschwerdekammer<br />

268 die hierfür maßgebliche Beurteilung bei einer<br />

Kette von Teilanmeldungen nach § 76 Abs. 1 EPÜ nur<br />

dann erfüllt ist, wenn der in der letzten Teilanmeldung<br />

beanspruchte Gegenstand in jeder der vorangehenden<br />

Teilanmeldungen und in der Stammanmeldung<br />

ursprünglich offenbart ist. 269 Art. 76 EPÜ<br />

i. V. m. Regel 36 AOEPÜ stellt insoweit auch von seinem<br />

Regelungsgehalt – anders als die Teilungserklärung<br />

nach § 39 PatG 270 – auf die Einreichung einer<br />

Teilanmeldung zu einer anhängigen früheren europäischen<br />

Patentanmeldung ab. Der Senat sprach sich<br />

deshalb dafür aus, dass bei einem EP-Patent nicht nur<br />

263 BPatG, Urt. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EP), Berufung eingelegt [Az: X ZR 98/11].<br />

264 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 9, zur Beweislast Rdnr. 160.<br />

265 Thomas/Putzo-Reichhold, ZPO, 31. Aufl. (2010), Vorb. zu § 253 ZPO, Rdnr. 11 m. w. N..<br />

266 BPatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone.<br />

267 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

268 EPA, G 1/06, ABl 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, ABl 2008, 271.<br />

269 Singer/Stauder/Teschemacher, EPÜ, 5. Aufl. (2010), Art. 76 Rdnr. 12.<br />

270 BGH, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975.<br />

45


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

die eingereichte europäische Teilanmeldung nach<br />

Art. 76 EPÜ eine weitere inhaltliche Schranke für den<br />

Offenbarungsgehalt bildet 271 , sondern ebenso jede<br />

vorangegangene Teilanmeldung als deren Grundlage,<br />

und dass deshalb der Rspr. der Großen Beschwerdekammer<br />

zu folgen ist.<br />

3. Kostenfragen<br />

Der 3. Senat 272 trat der Auffassung bei 273 , wonach die<br />

Hinzuziehung eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren<br />

typischerweise – wegen des Abstimmungsbedarfs<br />

– jedenfalls dann notwendig i. S. v. §§ 84 Abs. 2<br />

Satz 2 PatG, 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO ist, wenn zeitgleich mit<br />

dem Nichtigkeitsverfahren ein das Streitpatent betreffendes<br />

Verletzungsverfahren anhängig ist. Bei einem<br />

deutlichen Abweichen vom Regelfall kann die Erstattung<br />

von Doppelvertretungskosten allerdings auch<br />

ausgeschlossen sein. 274 Dagegen erscheint nach Auffassung<br />

des Senats eine Abgrenzung im Einzelfall danach,<br />

ob eine verfahrensrelevante Rechtsfrage von einem<br />

Patentanwalt bewältigt werden kann bzw. wann<br />

es hierzu der Mitwirkung eines Rechtsanwalts bedarf,<br />

als wenig geeignet, um die Notwendigkeit der Hinzuziehung<br />

eines Rechtsanwalts im Nichtigkeitsverfahren<br />

zu beurteilen. Denn ob ein Patentanwalt kraft seiner<br />

Ausbildung zur Lösung der im konkreten Verfahrensverlauf<br />

aufgetretenen Rechtsprobleme und damit zur<br />

alleinigen Führung eines Nichtigkeitsverfahrens befähigt<br />

war oder nicht, bleibt von vornherein eine im<br />

Grunde rein hypothetische Frage, die sich nicht mit<br />

der erforderlichen Rechtssicherheit beantworten lässt,<br />

sondern nahezu zwangsläufig eine uneinheitliche Einzelfallrechtsprechung<br />

zur Folge hätte.<br />

Der 3. Senat 275 führte in einem weiteren Verfahren<br />

seine eigene Rspr. in der Konstellation fort, dass die<br />

Klage im Verletzungsverfahren durch die Lizenznehmerin<br />

des Patentinhabers erhoben worden war. Insoweit<br />

ist nicht rein formal auf die Parteiidentität in<br />

beiden Prozessen abzustellen. Vielmehr kommt es<br />

maßgeblich darauf an, ob die Verletzungsklage auf<br />

Basis des mit der anschließenden Nichtigkeitsklage<br />

angegriffenen Streitpatents erhoben wurde. Er folgte<br />

damit der bereits vom 4. Senat insoweit geäußerten<br />

Rechtsauffassung. 276<br />

Auch der 5. Senat 277 bestätigte diese Auffassung.<br />

Trotz der erforderlichen Einzelfallprüfung darf die<br />

im Hinblick auf die Erstattungsfähigkeit von Anwaltskosten<br />

als geboten anzusehende typisierende<br />

Betrachtungsweise 278 bei der Beurteilung der<br />

Notwendigkeit einer Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren<br />

nicht durch eine übermäßige Differenzierung<br />

der Voraussetzungen für die Erstattungsfähigkeit<br />

de facto außer Kraft besetzt werden. Auch<br />

wenn es bei der Beurteilung der Notwendigkeit von<br />

Kosten auslösenden Maßnahmen auf den Zeitpunkt<br />

ihrer Veranlassung ankommt, ist diese ex-ante-Sichtweise<br />

bei der Beurteilung der Notwendigkeit einer<br />

Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren nicht<br />

uneingeschränkt anwendbar. Der tatsächliche Verfahrensverlauf<br />

kann vielmehr als Indiz für die Beurteilung<br />

der Frage herangezogen werden, ob die entsprechende<br />

Vorgehensweise einer Partei zur vollen<br />

Wahrnehmung ihrer Belange letztlich erforderlich<br />

war oder nicht.<br />

271 So auch Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 39 Rdnr. 63.<br />

272 B PatG; Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 29/10 zu 3 Ni 21/07 (EU) hinzuverbunden 3 Ni 22/07 (EU), 3 Ni 26/07 (EU)<br />

– Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V; vgl. auch BPatG, Beschl. v. 18.5.2010 – 3 ZA (pat) 1/09 zu 3 Ni 51/05 (EU).<br />

273 BPatGE 51, 225 ff. – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl. BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 5 ZA (pat) 20/10<br />

– Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV.<br />

274 Hierzu etwa BPatG, GRUR 2008, 735.<br />

275 BPatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 21/10 zu 3 Ni 42/06 (EU) = BPatGE 52, 233 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren VI.<br />

276 BPatG, Beschl. v. 26.10. 2010 – 4 ZA (pat) 50/10 = BPatGE 52, 146 – Mitwirkender Rechtsanwalt II.<br />

277 BPatG, 5 ZA (pat) 20/10 zu 5 Ni 84/09 (EU) Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> = BPatGE 52, 154 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren IV.<br />

278 BGH, GRUR 2005, 1072 – Auswärtiger Rechtsanwalt V.<br />

46


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Der 4. Senat 279 wies darauf hin, dass die nach § 91 ZPO<br />

zu erstattenden Kosten für die Doppelvertretung im<br />

Nichtigkeits-Berufungsverfahren vor dem BGH notwendig<br />

und mithin erstattungsfähig sind. Auch die<br />

nachträgliche (ergänzende) Geltendmachung des Kostenansatzes<br />

einer Doppelvertretung im Kostenfestsetzungsverfahren<br />

ist nicht ausgeschlossen, wenn zuvor<br />

die Erstattungsfähigkeit auf Hinweis der Rechtspflegerin<br />

im Erinnerungsverfahren gestrichen und deshalb<br />

im Kostenfestsetzungsbeschluss der Rechtspflegerin<br />

nicht berücksichtigt worden war. Denn eine Nachliquidation<br />

ist grundsätzlich zulässig, sofern ein Posten<br />

im ersten Gesuch nicht enthalten war oder versehentlich<br />

übergangen wurde. 280 Demgegenüber kann ein<br />

Verzicht nur angenommen werden, wenn der Erinnerungsgegner<br />

eindeutig zu erkennen gegeben hätte, er<br />

wolle auf die Geltendmachung der betreffenden Kosten<br />

ein für allemal verzichten. Dies gilt auch unter dem<br />

Gesichtspunkt von Treu und Glauben nach § 242 BGB.<br />

Denn es besteht kein Vertrauensschutz darauf, dass<br />

der Kostengläubiger, auch wenn er den Kostenansatz<br />

hinsichtlich der Rechtsanwaltskosten zwischenzeitlich<br />

nicht mehr geltend gemacht hatte, endgültig davon<br />

absehen würde. 281 Es ist auch kein widersprüchliches<br />

Verhalten darin zu sehen, dass er nach Erlangung der<br />

Kenntnis von einer für ihn günstigen Entscheidung<br />

des Gerichts den Anspruch erneut geltend macht.<br />

Auch der 10. Senat 282 knüpfte an seine bisherige Rspr.<br />

zur Erstattungsfähigkeit der Doppelvertretungskosten<br />

an 283 , wonach die Hinzuziehung eines Rechtsanwalts<br />

im Nichtigkeitsverfahren jedenfalls dann als notwendig<br />

anzusehen ist, wenn zeitgleich ein das Streitpatent<br />

betreffendes Verletzungsverfahren anhängig ist, und<br />

betonte, dass der überwiegenden Rechtsauffassung<br />

der Senate des BPatG folgend 284 bei der Prüfung der<br />

Notwendigkeit einer bestimmten Rechtsverfolgungsoder<br />

Rechtsverteidigungsmaßnahme eine typisierende<br />

Betrachtungsweise geboten ist. Denn der Gerechtigkeitsgewinn,<br />

der bei einer übermäßig differenzierenden<br />

Betrachtung im Einzelfall zu erzielen ist, steht in<br />

keinem Verhältnis zu den sich einstellenden Nachteilen,<br />

wenn in nahezu jedem Einzelfall – wie hier – mit<br />

Fug darüber gestritten werden könnte, ob die Kosten<br />

einer bestimmten Rechtsverfolgungs- oder Rechtsverteidigungsmaßnahme<br />

zu erstatten sind oder nicht.<br />

Nachdem die Parteien den Rechtsstreit übereinstimmend<br />

für erledigt erklärt hatten, hatte der 1. Senat 285<br />

unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und<br />

Streitstandes nur noch über die Kosten des Verfah-<br />

279 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 4 ZA (pat) 58/10 zu 4 Ni 59/04 (EU) – Doppelvertretungskosten im Patentnichtigkeits-Berufungsverfahren.<br />

280 Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO, 31. Aufl. (2010), § 103 Rdnr. 18.<br />

281 Pfeiffer, jurisPK-BGB, 5. Aufl. 2010, § 242 BGB, Rdnr. 58.<br />

282 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 10 ZA (pat) 5/11 zu 10 Ni 6/09 = BlPMZ 2012, 33<br />

283 BPatGE 51, 225 = BlPMZ 2010, 371 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren III; vgl auch Winterfeldt/Engels GRUR 2009,<br />

613, 614; Engels/Morawek GRUR 2010, 465, 476; Engels/Morawek GRUR <strong>2011</strong>, 561, 585-587, auch zur abweichenden Rspr. des<br />

35. Senats BPatGE 51, 81 Medizinisches Instrument<br />

284 BPatGE 51, 67; 51, 72 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren I und II (1. Senat); BPatGE 52, 154, 157 – Doppelvertretungskosten<br />

im Nichtigkeitsverfahren IV (5. Senat); BPatGE 52, 159, 163 – Doppelvertretungskosten im Nichtigkeitsverfahren V (3. Senat);<br />

differenzierend BPatGE 51, 76, – Doppelvertretung im Nichtigkeitsverfahren und BPatGE 52, 146, – Mitwirkender Rechtsanwalt II<br />

(4. Senat); auf den Einzelfall abstellend BPatGE 50, 85, – Doppelvertretung im Patentnichtigkeitsverfahren (2. Senat);<br />

vgl. bereits zur typisierenden ex ante Betrachtung BPatGE 51, 62 – Kosten des mitwirkendenRechtsanwalts (3. Senat).<br />

285 B PatG, Beschl. v. 4.5.<strong>2011</strong> – 1 Ni 9/09 – Klageveranlassung bei EP-Patent; ebenfalls zur Anwendung von<br />

§ 91a ZPO: BPatG, Beschl. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 1 Ni 5/09.<br />

47


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

rens nach billigem Ermessen zu entscheiden (§§ 84<br />

Abs. 2, 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 91a Abs. 1 ZPO), wobei der<br />

auch im Nichtigkeitsverfahren anzuwendende Rechtsgedanke<br />

des § 93 ZPO zu berücksichtigen ist. 286 Danach<br />

hat ein Beklagter keine Kosten zu tragen, wenn<br />

er keine Veranlassung zur Klageerhebung gegeben<br />

und den Klageanspruch sofort anerkannt hat. 287 Im<br />

Patentnichtigkeitsverfahren besteht eine Klageveranlassung<br />

grundsätzlich erst, wenn der Kläger den<br />

Beklagten unter substantiierter Angabe der geltend<br />

gemachten Nichtigkeitsgründe und mit angemessener<br />

Fristsetzung erfolglos zum Verzicht auf das<br />

Schutzrecht aufgefordert hat. 288 Eine solche vorherige<br />

Verzichtsaufforderung ist nur entbehrlich, wenn aufgrund<br />

des Verhaltens des Patentinhabers oder sonstiger<br />

besonderer Umstände eine solche Abmahnung als<br />

aussichtslos oder unzumutbar erscheint. 289 Diese Voraussetzungen<br />

sah der Senat bei einem EP-Patent nicht<br />

als erfüllt an. Nach seiner Auffassung lagen keine konkreten<br />

Umstände vor, welche die Annahme rechtfertigen,<br />

dass der Patentinhaber ohne weitere Vorwarnung<br />

mit einer den deutschen Teil des EP-Patents betreffenden<br />

Nichtigkeitsklage rechnen musste. Er unterstellte<br />

hierbei, dass die vorliegende Aufforderung zum Verzicht<br />

auf Geltendmachung von Ansprüchen aus dem<br />

Schutzrecht mit dem Verzicht auf das Schutzrecht<br />

gleichzusetzen ist. 290<br />

Der 1. Senat 291 hatte sich mit der Frage einer beantragten<br />

Aufhebung eines vollstreckten Ordnungsgeldbeschlusses<br />

aus einem gerichtlichen Vergleich zu beschäftigen.<br />

Die Schuldnerin hatte geltend gemacht,<br />

dass in entsprechender Anwendung der §§ 775 Nr. 1,<br />

776 ZPO der Beschluss aufzuheben sei, da zwischenzeitlich<br />

das verfahrensgegenständliche Streitpatent<br />

in einem Parallelverfahren nichtig erklärt worden war.<br />

Der Senat wies den Antrag zurück, weil der maßgebliche<br />

Vergleich ausdrücklich im Falle der Vernichtung<br />

des Streitpatents nur die Beendigung der Unterlassungsverpflichtung<br />

der Schuldnerin für die Zukunft<br />

beinhaltete. Der Vergleich war damit nicht unter der<br />

auflösenden Bedingung gemäß § 158 Abs. 2 BGB einer<br />

Nichtigerklärung geschlossen, so dass auch die darin<br />

enthaltenen Verpflichtungen nicht rückwirkend entfallen<br />

waren. Die Frage, ob mit der überwiegenden<br />

Rechtsauffassung 292 bei einer bereits abgeschlossen<br />

Vollstreckung nach § 890 Abs. 1 ZPO aus einer Unterlassungsverpflichtung<br />

entsprechend §§ 775 Nr. 1, 776<br />

ZPO mit rückwirkendem Wegfall des Vollstreckungstitels<br />

auch die Vollstreckungsmaßnahme aufzuheben<br />

ist, konnte deshalb offen bleiben.<br />

Im Falle einer Selbstbeschränkung des mit der Nichtigkeitsklage<br />

angegriffenen Streitpatents und anschließender<br />

Teilrücknahme der Klage können nach neuerer<br />

Rspr. unter Berücksichtigung der Wertung der §§ 296<br />

Abs. 2 Satz 2 und 92 ZPO i. V. m. § 84 Abs. 2 Satz 2 PatG<br />

der Beklagten die gesamten Kosten des Rechtsstreits<br />

auferlegt werden. 293 Beruhen die beschränkte Verteidigung<br />

und die Klagerücknahme auf einem außergerichtlichen<br />

Vergleich, so ist nach einer Entscheidung<br />

des 3. Senats 294 eine Abweichung von dieser Regel gerechtfertigt,<br />

was im vorliegenden Fall zu einer Kostenaufhebung<br />

führte.<br />

286 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 37.<br />

287 BGH, GRUR 1984, 272, 276 – Isolierglasscheibenrandfugenfüllvorrichtung; Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38;<br />

Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18.<br />

288 B PatG, GRUR-RR 2009, 325, 326 – Kostenauferlegung bei Verzicht auf das Streitpatent; zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren:<br />

BPatGE 26, 139, 140; 21, 38, 39; ferner Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 84 Rdnr. 18 und Rdnr. 24;<br />

Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Goebel/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22;<br />

differenzierend und teilweise zusätzlich Androhung eines Löschungsverfahrens fordernd: BPatGE 21, 38, 39.<br />

289 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 82 Rdnr. 18.<br />

290 Benkard/Rogge, PatG, 10. Aufl. (2006), § 81 Rdnr. 38; einschränkend BPatG, Mitt 1978, 177, 178: bei gleichzeitiger Androhung des<br />

Löschungsverfahrens; Benkard/Goebel,PatG 10. Aufl. (2006), § 17 GebrMG Rdnr. 22;<br />

zweifelnd BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 21/09, zum Gebrauchsmusterlöschungsverfahren.<br />

291 BPatG, Beschl. v. 25.11.<strong>2011</strong> – 1 Ni 22/98.<br />

292 Stein/Jonas, ZPO, 22. Aufl., Bd. 8, § 890 Rdnr. 46; Stöber/Zöller, ZPO, 28. Aufl., § 890 Rdnr. 25; Thomas/Putzo, ZPO, 32. Aufl.,<br />

§ 890 Rdnr. 35; OLG Hamm, GRUR 1990, 306; KG Berlin, NJW-RR 2000, 1523; zur Gegenauffassung Hees, GRUR 1999, 128, 129.<br />

293 B PatG, GRUR 2009, 46, 50 – Ionenaustauschverfahren; BPatG, GRUR 2009, 1195; anders noch BPatG, Urt. v. 19.12.1996 – 2 Ni 29/95.<br />

294 BPatG, Urt. v. 9.5.<strong>2011</strong> – 3 Ni 25/09.<br />

48


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

4. Antragsbindung im Nichtigkeitsverfahren<br />

Der 3. Senat 295 hatte über die Prüfungsreihenfolge<br />

der vom Patentinhaber antragsgemäß vorgegebenen<br />

Nummerierung der Anspruchsfassungen des verteidigten<br />

Streitpatents zu befinden. Die Patentansprüche<br />

gemäß den Hilfsanträgen betrafen die gleiche<br />

Anspruchskategorie, mit Patentanspruch 1 gemäß<br />

Hilfsantrag 6 war die Verwendung von Kombinationen<br />

des Arzneimittelwirkstoffs Taxotere mit nicht weiter<br />

definierten Wirkstoffen beansprucht, während bei den<br />

Patentansprüchen 1 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5<br />

konkrete Wirkstoffe in einer Kombination mit Taxotere<br />

genannt waren. Der Senat führte aus, dass mit der<br />

Nummerierung der von der Patentinhaberin verteidigten<br />

Fassungen der Patentansprüche dem Gericht<br />

grundsätzlich keine bindende Prüfungsreihenfolge<br />

vorgegeben wird und der st. Rspr. folgend regelmäßig<br />

unabhängig von der Nummerierung zunächst die am<br />

wenigsten beschränkte Fassung zu prüfen ist. Deshalb<br />

waren nach Auffassung des Senats die Patentansprüche<br />

gemäß Hilfsantrag 6 vor den jeweiligen Patentansprüchen<br />

1 bis 3 gemäß den Hilfsanträgen 2 bis 5 zu<br />

prüfen. 296<br />

Der 4. Senat 297 schloss sich in einem Fall, in dem die<br />

Beklagte im Nichtigkeitsverfahren das Streitpatent<br />

im angegriffenen Umfang im Wege der zulässigen<br />

Selbstbeschränkung nicht mehr verteidigte, der Rspr.<br />

des 3. Nichtigkeitssenats des BPatG 298 an, wonach das<br />

Streitpatent aufgrund einer „Selbstbeschränkung auf<br />

Null“ ohne Sachprüfung für nichtig zu erklären ist, da<br />

eine sachliche Überprüfung nur im Rahmen der von<br />

den Streitparteien gesetzten Grenzen zu erfolgen hat.<br />

Der 4. Senat führte aus, dass danach in dieser Einlassung<br />

eine faktisch dem Anerkenntnis des Klageantrags<br />

i. S. v. § 307 ZPO vergleichbare Erklärung zu sehen ist,<br />

die eine Nichtigerklärung des Streitpatents unter Befreiung<br />

von der Sachprüfung ebenso rechtfertigt, wie<br />

auch bei dem Fallenlassen eines Patentanspruchs eine<br />

teilweise Nichtigerklärung ohne Sachprüfung erfolgt.<br />

5. Sonstiges<br />

Akteneinsicht<br />

Nach der gesetzlichen Regelung des § 99 Abs. 3 Satz 3<br />

PatG ist Dritten die Einsicht in „Akten von Verfahren<br />

wegen Erklärung der Nichtigkeit des Patents“ grundsätzlich<br />

eröffnet. 299 Insoweit ist nach Auffassung des<br />

3. Senats 300 zunächst festzuhalten, dass diese Regelung<br />

nicht zwischen dem Akteninhalt eines bloßen<br />

„Vorverfahrens“ bis zur Gebührenzahlung und Zustellung<br />

der Klage einerseits und dem Akteninhalt nach<br />

Übermittlung der Klageschrift an die Patentinhaberin<br />

andererseits unterscheidet. Auch wenn sich aufgrund<br />

der unterbliebenen Gebührenzahlung kein streitiges<br />

Gerichtsverfahren entwickelt hat, bleiben die angelegten<br />

Akten dennoch als Teil eines „Verfahrens wegen Erklärung<br />

der Nichtigkeit des Patents“ im weiteren Sinne<br />

existent. 301 Eine Verfahrensakte im Sinne von § 99<br />

Abs. 3 PatG liegt auch vor, wenn wegen der auf kostenrechtliche<br />

Aspekte gerichteten Nichtvornahmefiktion<br />

des § 6 Abs. 2 PatKostG die Klage als nicht erhoben gilt.<br />

Denn durch diese Norm soll das Allgemeininteresse<br />

295 BPatG, Urt. v. 28.10.2010 – 3 Ni 50/08 (EU) verbunden mit 3 Ni 10/09 (EU).<br />

296 Schulte/Kühnen, PatG, 8. Aufl. (2008), § 81 Rdnr. 136, BPatGE 34, 230; BPatG, GRUR 2008, 892 – Memantin;<br />

BPatG, Urt. v. 14.9.1995 – 2 Ni 29/94 – Wirbelplatzhalter.<br />

297 BPatG, Urt. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 4 Ni 73/09.<br />

298 BPatG, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin.<br />

299 Vgl. Engels/Morawek, Aus der Rechtsprechung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s im Jahre 2010 Teil II: Patentrecht<br />

und Gebrauchsmusterrecht in GRUR <strong>2011</strong>, 561, 587.<br />

300 BPatG, Beschl. v. 12.7.<strong>2011</strong> – 3 ZA (pat) 14/11 zu 3 Ni 41/10 (EP); ferner 3 ZA (pat) 29/11 zu 3 Ni 41/10 (EP).<br />

301 So bereits BPatGE 26, 165.<br />

49


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

an der Beseitigung zu Unrecht erteilter Schutzrechte<br />

abgesichert werden. 302 Dementsprechend umfasst § 31<br />

PatG – auf den in § 99 Abs. 3 Satz 1 PatG ausdrücklich<br />

verwiesen wird – auch grundsätzlich die Einsicht in<br />

Akten von Patentanmeldungen, die als zurückgenommen<br />

gelten. 303<br />

Vertretungsfiktion<br />

Die für Prozesshandlungen geltende Vertretungsfiktion<br />

des § 62 Abs. 1 ZPO – hier für die in der mündlichen<br />

Verhandlung nicht erschienene Patentmitinhaberin<br />

als gemeinsam Beklagte im Nichtigkeitsverfahren –<br />

umfasst auch eine beschränkte Verteidigung des<br />

Streitpatents durch die weiteren, erschienenen Patentmitinhaber<br />

als notwendige Streitgenossen mittels<br />

abweichender Anträge, so der 3. Senat. 304 Mehrere<br />

Patentmitinhaber – die im Zweifel eine Bruchteilsgemeinschaft<br />

i. S. v. §§ 741 ff BGB bilden – sind notwendige<br />

Streitgenossen aus materiell-rechtlichen Gründen<br />

i. S. v. § 62 Abs. 1 Alt. 1 ZPO, so dass grundsätzlich nur<br />

eine gemeinschaftliche Prozessführungsbefugnis besteht.<br />

305 Im vorliegenden Fall war ein Patentmitinhaber,<br />

wie angekündigt, in der mündlichen Verhandlung<br />

nicht erschienen und vertreten, so dass sich die Frage<br />

stellte, ob die anwesenden Mitinhaber abweichend<br />

von den schriftlich gestellten Anträgen das Patent beschränkt<br />

mit Wirkung für den Abwesenden verteidigen<br />

durften. Der Senat beschied, dass die nach § 99 Abs. 1<br />

PatG i. V. m. § 62 Abs. 1 ZPO geltende Vertretungsfiktion<br />

bei Termin- oder Fristversäumnis das gesamte mündliche<br />

Vorbringen und alle Prozesserklärungen der anwesenden<br />

Streitgenossen (Gesamtwirkung) umfasst,<br />

mögen dieses Vorbringen und die Anträge dem Abwesenden<br />

günstig sein oder nicht. 306 Anders als etwa der<br />

Verzicht, § 20 Abs. 1 Nr. 1 PatG, ist die beschränkte Verteidigung<br />

des Patents auch keine rechtsgestaltende<br />

Erklärung von sachlich-rechtlicher Bedeutung 307 , sondern<br />

ausschließlich eine auf Begrenzung des Prozessstoffs<br />

gerichtete Erklärung rein prozessualer Natur 308<br />

und deshalb von der Vertretungsfiktion des § 62 Abs. 1<br />

ZPO umfasst. Der Senat stellte ergänzend darauf ab,<br />

dass die anwesenden Patentmitinhaber kraft des ihnen<br />

nach § 744 Abs. 2 BGB zustehenden Notgeschäftsführungsrechts<br />

als Mitberechtigte des Streitpatents<br />

zugleich auch materiell-rechtlich zur Verfahrensführung<br />

und beschränkten Verteidigung des Streitpatents<br />

im eigenen Namen mit Wirkung auch für die nicht<br />

Anwesenden berechtigt waren. 309 Dem Urteil waren<br />

deshalb die in der mündlichen Verhandlung gestellten<br />

Anträge zugrunde zu legen.<br />

Beweisaufnahme<br />

Ein Antrag auf Vernehmung eines Zeugen – hier zum<br />

Nachweis der Vorbenutzung durch Auslieferung<br />

und abweichenden Ausgestaltung einer Tintenkartusche<br />

–, der als Beweisangebot „ins Blaue hinein“<br />

auf Ausforschung von Tatsachen gerichtet ist, ist als<br />

Beweisermittlungsantrag bzw. Ausforschungsbeweisangebot<br />

unzulässig. Der Senat wies den Antrag<br />

auf schriftliche Stellungnahme zum Beweisergebnis<br />

zurück. § 370 Abs. 1 ZPO sieht als üblichen Ablauf nach<br />

durchgeführter Beweisaufnahme eine Verhandlung<br />

über deren Ergebnis nach § 285 Abs. 1 ZPO vor. Ein<br />

Recht auf Einräumung einer Schriftsatzfrist besteht<br />

insoweit nicht generell, sondern nur dann, wenn ansonsten<br />

aufgrund der konkreten Umstände des Einzelfalls<br />

keine ausreichende Gewährung rechtlichen<br />

Gehörs erfolgen würde. 310<br />

302 BGH, GRUR 2007, 628, 629, Rdnr. 14 – MOON, m. w. N., zur entsprechenden Regelung im Markengesetz.<br />

303 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 31 Rdnr. 40, m. w. N.<br />

304 BPatG, Urt. v. 9.11.2010 – 3 Ni 2/09 – Lysimeterstation.<br />

305 Stein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 16; BGH, GRUR 1967, 655 – Altix.<br />

306 Stein/Jonas/Bork, ZPO, 22. Aufl. (2004), § 62 Rdnr. 27; Rosenberg/Schwab, ZPO, 17. Aufl. (2010), § 49 Rdnr. 47.<br />

307 BGH, GRUR 2009, 42 – Multiplexsystem; Benkard/Schäfers, PatG, 10. Aufl. (2006), § 20 Rdnr. 8;<br />

Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 20 Rdnr. 1, § 34 Rdnr. 405; Kraßer, Patentrecht, 6. Aufl.(2009), S. 573.<br />

308 BGH, BGHZ 21, 8 = GRUR 1956, 409 – Spritzgussmaschine I; GRUR 1965, 480, 482 – Harnstoff; zum<br />

Gebrauchsmusterlöschungsverfahren: BGH, GRUR 1995, 210 – Lüfterklappe; a. A. Hövelmann, Mitt 1999, 129, 132.<br />

309 Zum Nichtigkeitsberufungsverfahren: RGZ 76, 298, 299; zu Mitanmeldern: BPatGE 21, 212 = GRUR 1979, 696 – Notwendige Streitgenossen;<br />

zur Teilungserklärung: BPatG, Beschl. v.11.3.2004 – 15 W (pat) 54/03; Benkard/Melullis, PatG, 10. Aufl. (2006), § 6 Rdnr. 35;<br />

zur Klageerhebung ferner: BGHZ 94, 117; zur Anmeldung: Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 6 Rdnr. 44,<br />

zur Verletzungsklage Rdnr. 43.<br />

310 BPatG, Urt. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 36/11] = BPatGE 52, 245 = Mitt <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone.<br />

50


Patentrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Verbindung<br />

Nach Auffassung des 5. Senats 311 scheidet eine Verbindung<br />

von Patentnichtigkeitsverfahren nach § 147 ZPO<br />

nicht dadurch aus, dass sowohl vor dem Inkrafttreten<br />

des geänderten § 83 Abs. 1 PatG am 1. Oktober 2009<br />

eingegangene als auch danach eingegangene Klagen<br />

betroffen sind. Eine unzulässige Verkürzung des<br />

rechtlichen Gehörs könnte allenfalls dann vorliegen,<br />

wenn einer dieser Parteien gegenüber eine Präklusion<br />

nach § 83 Abs. 4 PatG n. F. angewendet würde, was<br />

vorliegend schon wegen des Fehlens eines Hinweises<br />

und einer Fristsetzung nach den Absätzen 1 und 2 ausschied.<br />

Klageänderung, Verspätung<br />

Der 4. Senat 312 hatte sich mit der Frage der Zurückweisung<br />

verspäteten Vorbringens im Patentnichtigkeitsverfahren<br />

zu befassen. In der seit 1.10.2009 geltenden<br />

Fassung des § 83 PatG ist dem Patentgericht nach § 83<br />

Abs. 1 PatG die Verpflichtung zum Erlass eines qualifizierten<br />

Hinweises auferlegt, der die Parteien so früh<br />

wie möglich auf Gesichtspunkte hinweisen soll, die für<br />

die Entscheidung voraussichtlich von besonderer Bedeutung<br />

sein werden oder der Konzentration der Verhandlung<br />

auf die für die Entscheidung wesentlichen<br />

Fragen dienlich sind. Nach § 83 Abs. 2 PatG kann das<br />

Patentgericht den Parteien hinsichtlich der möglichen<br />

Stellungnahme eine Frist setzen, binnen welcher diese<br />

zu dem Hinweis nach Absatz 1 durch sachdienliche Anträge<br />

oder Ergänzungen ihres Vorbringens und auch<br />

im Übrigen abschließend Stellung nehmen können.<br />

§ 83 Abs. 4 PatG ermöglicht in diesem Zusammenhang<br />

– sofern über die Folgen einer Fristversäumung belehrt<br />

worden ist – die Zurückweisung von Angriffs- und Verteidigungsmitteln<br />

einer Partei oder einer Klageänderung<br />

oder einer Verteidigung des Beklagten mit einer<br />

geänderten Fassung des Patents, die erst nach Fristablauf<br />

vorgebracht werden. Voraussetzung hierzu ist,<br />

dass die Berücksichtigung des neuen Vortrags eine Vertagung<br />

des bereits anberaumten Termins zur mündlichen<br />

Verhandlung erforderlich machen würde und<br />

die betroffene Partei die Verspätung nicht genügend<br />

entschuldigt. Der 4. Senat wies danach die Einführung<br />

einer Druckschrift nach § 83 Abs. 4 PatG zurück, welche<br />

die Klägerin erstmals in der mündlichen Verhandlung<br />

in das Verfahren einführen wollte, weil die Vorlage dieses<br />

Angriffsmittels trotz Belehrung unentschuldigt<br />

verspätet erfolgte und die Beklagte erklärte, sie könne<br />

sich in diesem Termin und ohne eigene Ermittlungen<br />

und Abstimmung nicht zu dieser Druckschrift äußern.<br />

Danach wäre eine Vertagung unumgänglich gewesen.<br />

313 Auch konnte als Entschuldigungsgrund nicht<br />

anerkannt werden, dass die Klägerin das verspätete<br />

Vorbringen nur damit zu erklären vermochte, sie sei<br />

erst vor wenigen Tagen auf das Dokument gestoßen.<br />

Die Beklagte hatte in eine erstmalig in der mündlichen<br />

Verhandlung geltend gemachte Erweiterung der Nichtigkeitsklage<br />

auf den Nichtigkeitsgrund der unzulässigen<br />

Erweiterung des Inhalts der Anmeldung nicht<br />

eingewilligt. Der 4. Senat 314 hielt die Klageerweiterung<br />

selbst bei Anlegung des gebotenen großzügigen Maßstabs<br />

315 wegen der ansonsten erforderlichen Vertagung<br />

der mündlichen Verhandlung und der damit einhergehenden<br />

zeitlichen Verzögerung nicht für sachdienlich,<br />

§ 99 Abs. 1 PatG i. V. m. § 263 ZPO. 316 Denn bis zur mündlichen<br />

Verhandlung hatten die erforderlichen Unterlagen<br />

in Form der Stammanmeldung nicht vorgelegen<br />

311 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren.<br />

312 BPatG, Urt. v. 13.4.<strong>2011</strong> – 4 Ni 16/10 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 99/11].<br />

313 BGH, GRUR 2004, 354 – Crimpwerkzeug.<br />

314 BPatG, Urt. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 4 Ni 56/09, Berufung eingelegt [Az: X ZR 137/11].<br />

315 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6. Aufl. (2003), § 83 Rdnr. 9.<br />

316 BGH, GRUR 2010, 901 – Polymerisierbare Zementmischung, Abschnitte 27 f.<br />

51


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Gebrauchsmusterrecht<br />

und die Beklagte hatte zuvor keine Gelegenheit, sich<br />

mit diesem Argument auseinanderzusetzen.<br />

Erklärt eine Prozesspartei zu Beginn einer mündlichen<br />

Verhandlung, das Fehlen eines Hinweises nach § 83<br />

Abs. 1 PatG werde nicht als Verfahrensfehler gerügt<br />

und will zur Sache verhandeln, ist diese Erklärung nach<br />

der erfolgten Einführung in den Sach- und Streitstand<br />

und mehrstündiger Verhandlung nicht mehr rückholbar,<br />

vielmehr muss sich die Klägerin an dieser Erklärung<br />

festhalten lassen. 317<br />

Ausschließung<br />

Gem. § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG ist im Nichtigkeitsverfahren<br />

von der Ausübung des Amtes als Richter ausgeschlossen,<br />

wer bei dem Verfahren vor dem Patentamt oder<br />

dem Patentgericht über die Erteilung des Patents oder<br />

den Einspruch mitgewirkt hat. Dies umfasst jedoch<br />

nicht den Fall einer Mitwirkung an einem anderen<br />

Verfahren mit weitgehend demselben Patentgegenstand<br />

(hier ein deutsches Patent im Beschwerdeverfahren,<br />

welches als Priorität für ein EP-Patent im<br />

Nichtigkeitsverfahren beansprucht ist). Auch eine<br />

analoge Anwendung des § 86 Abs. 2 Nr. 2 PatG bzw.<br />

des ihm weitgehend entsprechenden § 41 Nr. 6 ZPO<br />

kommt nicht in Betracht. Da § 86 PatG und § 41 ZPO<br />

das durch Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG garantierte Recht<br />

auf den gesetzlichen Richter betreffen, ist eine enge<br />

Auslegung dieser Vorschriften geboten. 318 Die die Richterausschließung<br />

betreffenden Gesetzesvorschriften<br />

sind als eine Regelung von Ausnahmetatbeständen,<br />

die dieses Grundrecht einschränkend ausgestalten,<br />

weder einer extensiven Auslegung noch einer analogen<br />

Anwendung zugänglich. 319 Es ist daher anerkannt,<br />

dass eine Ausdehnung auf die Mitwirkung eines Richters<br />

in verschiedenen Verfahren mit unterschiedlichen<br />

Verfahrensgegenständen bei gleicher Rechtsfrage<br />

nicht zulässig ist 320 , so der 3. Senat. 321<br />

Gebrauchsmusterrecht<br />

Der 35. Senat 322 stellte anlässlich einer Kostenbeschwerde<br />

fest, dass es sich bei dem Löschungsverfahren<br />

vor der Gebrauchsmusterabteilung des DPMA trotz<br />

seiner gerichtsähnlichen Ausgestaltung um ein Verwaltungsverfahren<br />

handelt. 323 Die für die Vertretung<br />

im Verwaltungsverfahren verdiente Geschäftsgebühr<br />

richtet sich deshalb nach Nr. 2300 VV RVG. Eine weitere<br />

Gebühr nach Nr. 3104 VV RVG für die Teilnahme<br />

an einer mündlichen Verhandlung vor der Gebrauchsmusterabteilung<br />

wird dabei nicht verdient.<br />

Der 35. Senat hatte in mehreren Verfahren Gelegenheit,<br />

zu den Voraussetzungen des sofortigen Anerkenntnisses<br />

im Gebrauchsmusterlöschungsverfahren<br />

Stellung zu nehmen. Um § 93 ZPO im Gebrauchsmusterlöschungsverfahren<br />

entsprechend anwenden zu<br />

können, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein, nämlich<br />

a) dass der Gebrauchsmusterinhaber den gegen<br />

ihn gemäß §§ 13 Abs. 1, 15 Abs. 1 Nrn. 1 oder 3 GebrMG<br />

geltend gemachten Löschungsanspruch sofort anerkennt<br />

und b) dass er keine Veranlassung zur Einreichung<br />

des Löschungsantrags gegeben hat. 324 Hat der<br />

Beschwerdeführer die Widerspruchsfrist des § 17 Abs. 1<br />

S. 1 GebrMG verstreichen lassen, ohne Widerspruch einzulegen,<br />

so liegt darin ein sofortiges Anerkenntnis des<br />

Löschungsanspruchs i. S. v. § 93 ZPO. Ausnahms weise<br />

kann trotz Widerspruchs ein Anerkenntnis unter Umständen<br />

noch sofort sein, wenn eine Antragsänderung<br />

317 BPatG, Urt. v. 17.10.2010 – 5 Ni 137/09 (EU), Berufung eingelegt [Az: X ZR 6/11], = BPatGE 52, 187 – Kommunikationsverfahren.<br />

318 BGH, GRUR 1993, 466 – Preprint-Versendung; BGH, NJW 1991, 425; BGH, BlPMZ 1976, 192 –Textilreiniger;<br />

Schulte/Schulte, PatG, 8. Aufl. (2008), § 86 Rdnr. 5.<br />

319 BPatGE 30, 258.<br />

320 BGH, GRUR 1965, 50 – Schrankbett; BPatGE 30, 258; Thomas-Putzo, ZPO, 32. Aufl. (<strong>2011</strong>), § 41 Rdnr. 7.<br />

321 BPatG, Urt. v. 28.6.<strong>2011</strong> – 3 Ni 10/10, Berufung eingelegt [Az: X ZR 148/11].<br />

322 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 47/09.<br />

323 BVerfG, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8. Aufl. (2008), § 26 Rdnrn. 4, 5.<br />

324 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09; BPatG, Beschl. v. 2.9.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007),<br />

§ 17 Rdnr. 62 m. w. N.; BPatGE 8, 47, 50.<br />

52


Geschmacksmusterrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

erfolgt und sich der Gebrauchsmusterinhaber dem<br />

neuen Löschungsgrund etwa durch Rücknahme des<br />

Widerspruchs sofort unterwirft 325 . Veranlassung gibt<br />

ein Verhalten, das vernünftigerweise den Schluss auf<br />

die Notwendigkeit eines Löschungsverfahrens rechtfertigt.<br />

Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn der Gebrauchsmusterinhaber<br />

einer angemessen befristeten<br />

und mit Gründen – d.h. auch mit nachprüfbaren Fakten,<br />

aus denen die Schutzunfähigkeit herleitet wird 326<br />

– versehenen Aufforderung zur freiwilligen Aufgabe<br />

des Gebrauchsmusters oder einer wesensgleichen<br />

Aufforderung nicht gefolgt ist. 327 Von einer vorherigen<br />

Löschungsaufforderung kann ohne Kostenrisiko dann<br />

allerdings abgesehen werden, wenn der Löschungsantragsteller<br />

vom Gebrauchsmusterinhaber mit einer<br />

Verletzungsklage überzogen worden 328 oder ein Verfügungsverfahren<br />

angedroht worden ist. 329 Ein schlichtes<br />

Bestreiten, dass Maßnahmen des Eilrechtsschutzes<br />

angedroht wurden, reicht jedoch nicht, es besteht vielmehr<br />

insoweit für die nach § 93 ZPO günstige „negative<br />

Tatsache“ eine eingeschränkte Darlegungslast. 330<br />

Geschmacksmusterrecht<br />

Der 10. Senat 331 hatte über die Voraussetzungen für die<br />

Zuerkennung eines Anmeldetags einer Geschmacksmusteranmeldung<br />

zu entscheiden. Die Anmelderin<br />

hatte auf dem Formblatt R 5703 ein Geschmacksmuster<br />

angemeldet, allerdings die darin enthaltene Rubrik<br />

„Angabe der Erzeugnisse“ nicht ausgefüllt und auch<br />

sonst keine näheren Angaben über das Erzeugnis gemacht.<br />

Die Geschmacksmusterstelle des Patentamts<br />

wies auf das Fehlen der Erzeugnisangabe und die<br />

Konsequenzen einer Nachholung für den Anmeldetag<br />

hin und erkannte schließlich, nachdem die Anmelderin<br />

die Erzeugnisangabe nachgeholt hatte, durch<br />

Beschluss auf den späteren Anmeldetag. Auf die Beschwerde<br />

der Anmelderin bestätigte der 10. Senat die<br />

Rechtsauffassung der Geschmacksmusterstelle unter<br />

Hinweis auf §§ 11, 13, 16 Abs. 5 GeschmMG. Nach § 11<br />

Abs. 2 Nr. 4 GeschmMG muss die Anmeldung eine Erzeugnisangabe<br />

enthalten. Diese Vorschrift verbietet<br />

dem Amt, eine Anmeldung in das Geschmacksmusterregister<br />

unter einer bestimmten Warenklasse einzutragen,<br />

ohne dass das Erzeugnis vom Anmelder benannt<br />

wurde. Dadurch sollen falsche Registereinträge<br />

vermieden werden. 332 Die verspätete Angabe hat nach<br />

§ 16 Abs. 5 GeschmMG zur Folge, dass der Anmeldetag<br />

i. S. v. § 13 Abs. 1 GeschmMG der Tag ist, an dem<br />

die Angabe des Erzeugnisses nachgeholt wird. Es ist<br />

für die Bestimmung des Anmeldetages auch unerheblich,<br />

dass es sich wegen § 11 Abs. 5 GeschmMG bei<br />

der Erzeugnisangabe um eine Formvorschrift handelt,<br />

deren Angabe keinen Einfluss auf den Schutzumfang<br />

des Geschmacksmusters hat. Die Rechtsfolge der<br />

Nichtangabe des Erzeugnisses ist in den §§ 11 und 16<br />

i. V. m. § 13 GeschmMG eindeutig dahin bestimmt, dass<br />

eine verspätete Erzeugnisangabe auch zu einer späteren<br />

Festlegung des Anmeldetages durch das Amt<br />

führen muss. Auch der Umstand, dass die Anmelderin<br />

die Klassifizierung „03-03“ angegeben hatte, sah der<br />

Senat nicht als ausreichend an, da unter dieser Warenklasse<br />

mehrere Erzeugnisse angegeben sind.<br />

Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek**<br />

325 BPatG, Beschl. v. 29.11.2010 – 35 W (pat) 16/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17 Rdnr. 64.<br />

326 B PatG, Beschl. v. 2.9.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 8. Aufl. (<strong>2011</strong>), § 17 Rdnrn. 91 ff. m. w. N., Loth,<br />

GbmG, 2001, § 17 Rdnr. 60.<br />

327 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09.<br />

328 BPatG, Beschl. v. 29.10.2010 – 35 W (pat) 21/09, unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84.<br />

329 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 85; Benkard/Goebel, PatG,<br />

10. Aufl. (2006), Rdnr. 23 zu § 17 GebrMG; vgl. für das Patentnichtigkeitsverfahren: BPatG, GRUR-RR 2009, 325, 326.<br />

330 BPatG, Beschl. v. 7.2.<strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09 unter Hinweis auf OLG Frankfurt, NJW-RR 1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei<br />

der Kostenbeschwerde; LG Rostock, WRP 2009, 1314 (LS); BGH, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7. Aufl. (2007), § 17, Rdnr. 84.<br />

331 BPatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 10 W (pat) 701/11.<br />

332 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4. Aufl., § 11, Rdnrn. 62 f.<br />

* Vorsitzender Richter am BPatG, München<br />

** Richter am BPatG, München<br />

53


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

Markenrecht<br />

Grundlegende Änderungen in der Rechtsprechung<br />

der Senate gegenüber dem Vorjahr sind für den<br />

Berichtszeitraum nicht festzustellen. Allerdings<br />

hat sich die Rechtsprechung des BGH zu „Marlene-<br />

Dietrich- Bildnis II“ (BGHZ 185, 152 = GRUR 2010,<br />

825) und „TOOOR!“ (GRUR 2010, 1100) zur Frage der<br />

Schutzfähigkeit von Zeichen aufgrund praktisch bedeutsamer<br />

und naheliegender Anbringungs- und<br />

Verwendungsmöglichkeiten auf die Entscheidungspraxis<br />

des BPatG weiter ausgewirkt [s. II. 3. a) aa), 4.<br />

b), 6. a), 8. b), 9. a), 11.; III. 2. a) und b)] und ist sogar<br />

weiterentwickelt worden [s. IV. 2.]. Auch die Entscheidung<br />

„Kappa“ des BGH (GRUR <strong>2011</strong>, 824), wonach bei<br />

regelmäßig auf Sicht gekauften Waren eine klangliche<br />

Identität oder Ähnlichkeit der Vergleichszeichen<br />

durch Abweichungen im Bild neutralisiert werden<br />

könnten, wird für Kollisionsverfahren von maßgeblicher<br />

Relevanz sein. Im Löschungsverfahren der<br />

Wort-/Bildmarke Krystallpalast (Beschl. v. 1.2.2010<br />

– 27 W (pat) 87/09; <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2010, GRUR<br />

<strong>2011</strong>, 273 ff., 282) hat der BGH im Beschluss vom<br />

17. August <strong>2011</strong> (I ZB 75/10)<br />

den Einwand des Markeninhabers,<br />

die Nutzung des<br />

Wort-/Bildzeichens durch<br />

die Löschungsantragstellerin<br />

habe sein Urheberrecht<br />

verletzt, für geeignet gehalten,<br />

eine bösgläubige<br />

Markenanmeldung auszuschließen.<br />

Im Berichtszeitraum<br />

sind insgesamt<br />

13 Rechtsbeschwerden (jeweils gekennzeichnet in der<br />

Fußnote) von fünf verschiedenen Marken-Beschwerdesenaten<br />

zugelassen worden, von denen aber nur<br />

fünf eingelegt worden sind.<br />

I. Nichtkonventionelle<br />

Markenformen<br />

1. Abstrakte Farbmarken<br />

Die Zahl der Verfahren zu abstrakten Farbmarken hat<br />

weiter abgenommen. Nach wie vor ist von der bisherigen<br />

Prüfungsreihenfolge auszugehen. 1<br />

Grafische Darstellbarkeit<br />

Die für „Energy Drinks“ angemeldete Farbkombination<br />

„Blau (Pantone 2747C)/Silber (Pantone 877C)“ 2 im<br />

von der Beschwerdeführerin wörtlich beschriebenen<br />

Verhältnis „von ungefähr 50 zu 50“ ist vom 26. Senat<br />

mangels grafischer Darstellbarkeit i. S.<br />

v. § 8 Abs. 1, 3 MarkenG von Haus aus<br />

nicht für schutzfähig erachtet worden.<br />

Mangels einer konkreten Verhältnisangabe<br />

komme eine unbestimmte Vielzahl<br />

verschiedener Farbzusammenstellungen<br />

in Betracht. Bei einer konturlosen Farbzusammenstellung<br />

erfordere die grafische Darstellbarkeit aber in der<br />

wörtlichen Beschreibung neben einer eindeutigen Angabe<br />

der beanspruchten Farben durch ein international<br />

anerkanntes Farbklassifikationssystem und deren<br />

räumlicher Anordnung konkrete Festlegungen zum<br />

quantitativen Verhältnis. Dieses Schutzhindernis lasse<br />

sich nicht im Wege der Verkehrsdurchsetzung heilen.<br />

Die im Beschwerdeverfahren hilfsweise vorgenommene<br />

Festlegung des beanspruchten Verhältnisses<br />

beider Farben zueinander auf „47,65 % (Blau) zu 52,35 %<br />

(Silber)“ sei als nachträgliche Änderung des angemeldeten<br />

Zeichens unzulässig.<br />

Unterscheidungskraft<br />

Die Beschwerde im Löschungsverfahren betreffend<br />

das für Trinkwasserrohre aus Polypropylen angemeldete<br />

Farbzeichen „Grün“ (RAL 1506040) 3 war hingegen<br />

wegen fehlender Unterscheidungskraft erfolglos, weil<br />

zahlreiche verschiedene Herstellerbetriebe und als<br />

1 Grabrucker/Fink, <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2008 und 2007, GRUR 2009, 429 u. GRUR 2008, 371.<br />

2 BPatG, Beschl. v. 8.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 12/10.<br />

3 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> für „Rohre und Rohrverbindungsstücke (Fittings) aus Polypropylen für die Trinkwasserversorgung<br />

in Wohn-, Büro- und Industriegebäuden“.<br />

54


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Abnehmer sowohl Baufachleute als<br />

auch der heimwerkende, im Baumarkt<br />

einkaufende Endverbraucher<br />

in Betracht kämen, so dass es an einem<br />

spezifischen eingeschränkten<br />

Markt mit nur wenigen Anbietern<br />

und überschaubarem Abnehmerkreis fehle. Eine Überwindung<br />

dieses Schutzhindernisses durch Verkehrsdurchsetzung<br />

sei weder ausreichend dargelegt noch<br />

glaubhaft gemacht worden.<br />

2. Dreidimensionale Marken<br />

Grafische Darstellbarkeit<br />

In dem – bereits im <strong>Jahresbericht</strong> 2010 4 erwähnten –<br />

Verfahren betreffend die für „Kakao, Schoko lade<br />

und Schokoladewaren“ registrierte dreidimensionale<br />

IR-Marke „Schokoladenstäbchen“ 5 hat der 25. Senat<br />

nunmehr entschieden, dass die bildliche Darstellung<br />

nicht hinreichend eindeutig bestimmt sei, weil sie<br />

ein ganzes Bündel unterschiedlicher dreidimensionaler<br />

Gestaltungs varianten zulasse. Der eingereichten<br />

Wieder gabe könne weder die genaue Form noch die<br />

Struktur des Stäbchens entnommen werden. Auch die<br />

erläuternde Beschreibung, wonach die Marke die Form<br />

des Zweigs eines Weinstockes, einer Wein rebe oder einer<br />

Weinranke darstelle, sei für die eindeutige Bestimmung<br />

des Schutzgegenstandes unzureichend, weil<br />

Weinpflanzen naturgemäß unterschiedlich gestaltet<br />

seien. Zur Klärung der grundsätzlichen Fragen, ob bei<br />

einer (komplexen) dreidimensionalen Gestaltung alle<br />

Seiten dargestellt sein müssten<br />

oder eine Seitenansicht<br />

ausreiche, und ob die eindeutige<br />

grafische Darstellung<br />

des Zeichens Bestandteil des<br />

deutschen und europäischen ordre public im Sinne<br />

von Art. 6 quinquies B Nr. 3 PVÜ sei, wurde die Rechtsbeschwerde<br />

zugelassen.<br />

Dreidimensionale Formmarken<br />

Für nicht schutzfähig erachtete der 26. Senat das<br />

dreidimensionale Zeichen „Gestell“ 6 , weil es sich in<br />

der Wiedergabe der beanspruchten Waren, wie z. B.<br />

Dekorationsartikel, Figuren (Statuetten), Kunstgegenstände,<br />

(Leuchter-)Gestelle, Pyramidengestelle,<br />

alle aus Holz und/oder<br />

Kunststoff, erschöpfe. Die Kombination<br />

von drei nach oben zusammenlaufenden,<br />

gedrechselten Beinen<br />

lehne sich eng an bekannte Elemente<br />

an und weiche vom umfangreichen<br />

Formenschatz nicht deutlich<br />

genug ab.<br />

Der 26. Senat bestätigte die Löschungsentscheidung<br />

des DPMA<br />

hinsichtlich der registrierten dreidimensionalen<br />

IR-Marke „Ringelement“<br />

7 für Stühle und Lehnstühle<br />

(mit Fußbank). Sie bestehe nur aus<br />

dem Erscheinungsbild des Untergestells<br />

eines Ruhesessels in Form eines Ringes mit zwei<br />

innen befestigten, s-förmig gebogenen und sich gegenüber<br />

stehenden Seitenholmen zur Abfederung von<br />

Sitzflächenbelastungen, wie es am Markt zahlreich<br />

erhältlich sei. Die überdurchschnittliche Aufmerksamkeit<br />

von Möbelkäufern richte sich in erster Linie<br />

auf den Sitz- und Liegekomfort und<br />

deutlich weniger auf den Möbelfuß.<br />

Entsprechend entschied der vorgenannte<br />

Senat auch bei der dreidimensionalen<br />

für „Sessel“ eingetragenen<br />

Marke 8 . Zwar sei sie abstrakt<br />

markenfähig gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1<br />

MarkenG, weil die konkrete Form<br />

nicht durch die Art der Ware selbst<br />

bedingt sei. Da Nutzen und Verwendungszweck als<br />

Sitzmöbel und nicht der ästhetische Wert im Vorder-<br />

4 GRUR <strong>2011</strong>, 273 ff., 274.<br />

5 B PatG, Beschl. v. 21.7.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 8/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 56/11.<br />

6 BPatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 135/09.<br />

7 BPatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 46/10.<br />

8 BPatG, Beschl. v. 8.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/08.<br />

55


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

grund stünden, bestehe das Zeichen auch nicht ausschließlich<br />

aus einer Form, die der Ware einen wesentlichen<br />

Wert verleihe (§ 3 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Aber die<br />

Marke stelle nur eine weitere Sesselgestaltung dar, die<br />

nicht erheblich von der vorbekannten, großen Sitzmöbelvielfalt<br />

abweiche.<br />

Für nicht schutzfähig erachtete der<br />

25. Senat das u. a. für Eiscreme, Geleefrüchte,<br />

Schokolade sowie Süß- u. Zuckerwaren<br />

angemeldete dreidimensionale<br />

Zeichen „Schokoladenpraline mit<br />

hell-dunkler Füllung“ 9 . Die Kugelform mit<br />

abgeflachter Bodenfläche und vertikal<br />

geteilter hell-dunkler Füllung reihe sich<br />

als weitere ästhetische Gestaltungsvariante<br />

in den vorhandenen Formenschatz<br />

der Schokoladen- und Süßwarenbranche ein. Für die<br />

Verkehrsdurchsetzung der bloßen Wiedergabe einer<br />

Warenform werde ein deutlich höherer Durchsetzungsgrad<br />

als 50 % verlangt. Die vorgelegte Verkehrsbefragung<br />

sei mit zahlreichen Mängeln behaftet. Sie<br />

habe bundesweit nur einen Bekanntheitsgrad von<br />

45,2 % ermittelt und keine Aussagen zum Kennzeichnungs-<br />

und Zuordnungsgrad getroffen.<br />

3. Sonstige Markenformen<br />

Graphische Darstellbarkeit<br />

Mit der Bestätigung der Schutzunfähigkeit der als<br />

sonstige Markenform angemeldeten, sog. variablen<br />

Bildmarke „violett-purpurfarben gefüllten, rechteckähnlichen<br />

geometrischen Figur“ 10 folgte der 29. Senat<br />

der „Dyson“-Entscheidung des EuGH. 11 Die bildliche<br />

Darstellung zeige drei mögliche Erscheinungsformen<br />

des Zeichens, wobei gemäß der beigefügten Beschreibung<br />

das variable Verhältnis der Länge<br />

zur Breite der Figur zwischen 1:2<br />

und 10:1 liege. Gleichbleibend seien<br />

nur die Farbgebung und die abstrakten<br />

Merkmale (zwei parallele gerade<br />

Begrenzungslinien in einer Längsrichtung<br />

sowie eine gerade Begrenzungslinie<br />

und eine sich nach außen<br />

verwölbende kreisbogenförmige Begrenzungslinie in<br />

einer zur Längsrichtung rechtwinkligen Querrichtung).<br />

Aufgrund der Variabilität des Längen- und Breitenverhältnisses<br />

könne das Zeichen in einer Vielzahl von Größenverhältnissen<br />

in Erscheinung treten. Damit werde<br />

nicht ein ganz bestimmtes Zeichen, sondern eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Erscheinungsformen beansprucht,<br />

was zur fehlenden grafischen Darstellbarkeit<br />

und damit zur Erfolglosigkeit der Beschwerde führe.<br />

Der 28. Senat bestätigte die Zurückweisung der als<br />

sonstige Markenform für „Fahrzeuge und deren Teile,<br />

soweit in Klasse 12 enthalten“ angemeldeten „bestimmten<br />

geometrischen Struktur mit einer goldenen<br />

Farbgebung“ 12 wegen fehlender Unterscheidungskraft.<br />

Als Muster einer Oberflächen- bzw. Strukturgestaltung<br />

stimme das Zeichen mit dem äußeren<br />

Erscheinungsbild der Ware<br />

überein. Da der Fahrzeugsektor<br />

durch eine unüberschaubare<br />

Vielfalt an Oberflächengestaltungsvarianten<br />

– auch goldfarben<br />

oder strukturiert – geprägt<br />

sei, liege keine erhebliche Abweichung<br />

von der Norm vor. 13<br />

9 B PatG, Beschl. v. 15.9.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 522/11. Dies ist die Abbildung der seit 1952 von der Anmelderin in Halle produzierten<br />

„Original Halloren-Kugel“, deren Form sich an den Silberknöpfen der Tracht der „Halloren-Bruderschaft“, der Zunft der in Halle<br />

ansässigen Salzwirker, orientiert.<br />

10 BPatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 173/10, für zahlreiche Waren und Dienstleistungen fast aller Klassen.<br />

11 GRUR 2007, 231, 233 Rdnr. 37; vgl. auch die Entscheidung des Senats GRUR 2008, 416, 418 f. – Variabler Strichcode u. Beschl. v.<br />

10.12.2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (fast identische Markenanmeldung).<br />

12 BPatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong>.<br />

13 Diese Rechtsprechung, die zu dreidimensionalen Marken entwickelt wurde, welche aus dem Erscheinungsbild der Ware<br />

selbst oder deren Verpackung bestehen, ist auch bei „anderen“ Marken anzuwenden, die aus dem besonderen Aussehen der<br />

Oberfläche der Verpackung eines flüssigen Produkts bestehen (EuGH, WRP <strong>2011</strong>, 1566, 1570 – Freixenet).<br />

56


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

II. Wortmarken, Wort-/<br />

Bildmarken, Bildmarken<br />

1. Fremdsprachige Begriffe<br />

Schutzfähig<br />

„THALASSA“ 14 sei angelehnt an die Fachbezeichnung<br />

„Thalasso“ für eine spezielle Therapie zur Behandlung<br />

von Krankheiten mit Meerwasser, Sonne, Algen etc.<br />

Aufgrund des deutlichen klanglichen und schriftbildlichen<br />

Unterschieds der Endung „A“ gegenüber „o“ würden<br />

auch Fachkreise der IR-Marke eine herkunftshinweisende<br />

Eigenart beimessen; der allgemeine Verkehr<br />

verstehe den Begriff als Fantasiewort.<br />

„Cayenne“ 15 bezeichne nicht nur eine bestimmte Pfefferart,<br />

sondern zugleich die den inländischen Fachkreisen<br />

und Verbrauchern weitgehend unbekannte<br />

Hauptstadt von Französisch-Guayana, aus der keine<br />

Getränkeexporte feststellbar seien. Cayenne sei zudem<br />

bei Fruchtsäften und Mineralwasser kein zulässiger<br />

Inhaltsstoff.<br />

Weder Fachkreise noch der Durchschnittsverbraucher<br />

kenne die japanische Bezeichnung „kuro“ 16 für<br />

„schwarz“, da Japanisch weder eine geläufige Fremd-,<br />

noch eine Fachsprache auf dem Gebiet der Textilindustrie<br />

sei; „kuro“ werde demnach eher als Fantasiewort<br />

aufgefasst.<br />

„BOA“. 17 In Bezug auf Waren werde das portugiesische<br />

Wort für „gut“ zumindest von Fachkreisen als<br />

Qualitätshinweis verstanden. Auf dem einschlägigen<br />

Dienstleistungsgebiet sei Portugiesisch keine Fachsprache.<br />

Fremdsprachige Leistungsbeschreibungen<br />

und werbemäßige Anpreisungen seien meist in englischer<br />

Sprache gehalten.<br />

Nicht schutzfähig<br />

„ALMOND“ 18 (engl. für „hellbeige“) sei nachweislich<br />

eine Farbangabe für Bekleidungsstücke und Schuhe.<br />

Der Disclaimer „unter Ausschluss von Waren mit einem<br />

hellen beigen Farbton“ sei unzulässig, weil durch<br />

diese Beschränkung im Hinblick auf die farbliche Gestaltung<br />

keine abgrenzbaren Waren ausgeschlossen<br />

würden.<br />

Der englische Begriff „Cone“ 19 mit der Bedeutung<br />

„Kegel, Konus“ beschreibe die Form von Sitzmöbeln,<br />

z. B. Hocker in der Form eines auf die Spitze gestellten<br />

Kegels. Auch zu Planungsdienstleistungen bestehe<br />

ein enger, sachlich beschreibender Bezug,<br />

weil Kegel sowohl bei der Innenraum-, als auch bei<br />

der Möbelgestaltung als geometrische Grundform<br />

dienten.<br />

2. Buchstabenfolgen<br />

Schutzfähig<br />

„QE“ 20 , das die Beschwerdeführerin selbst als Akronym<br />

für „Quantum Entrainment“, eine von Dr. Kinslow<br />

entwickelte Heilmethode, verwende, sei keine im einschlägigen<br />

Markt gebräuchliche gattungsmäßige<br />

Bezeichnung und kürze eine Vielzahl verschiedener<br />

Begriffe ab (z. B. „quod est“). Selbst wenn für einen<br />

Begriff bereits Entwicklungen in Richtung Gattungsbezeichnung<br />

nach § 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG festzustellen<br />

seien, könne der Markeninhaber dem durch eine<br />

„kämpferische Markenpflege“ erfolgreich entgegentreten.<br />

Die Beschwerdeführerin habe nämlich dargetan,<br />

dass sie eine Verwendung in markenmäßiger<br />

Form in angemessener Zeit angemahnt und durchgesetzt<br />

habe. Dies müsse auch bei der Prüfung nach § 8<br />

Abs. 2 Nr. 1 MarkenG Berücksichtigung finden.<br />

14 BPatG, Beschl. v. 21.7.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 34/10, für Dienstleistungen der Kl. 43, 44.<br />

15 BPatG, Beschl. v. 6.7.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 546/10, schutzfähig für „Fruchtsäfte; Mineralwässer“, nicht schutzfähig u. a. für „Biere;<br />

alkoholische Getränke“.<br />

16 BPatG, Beschl. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 536/10, für „Bekleidungsstücke“.<br />

17 B PatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 502/11, schutzfähig u. a. für „Bauwesen; Reparaturwesen; Verpackung und Lagerung<br />

von Waren; Vermietung von Fahrzeugen“, nicht schutzfähig u. a. für „Fahrzeuge sowie deren Teile und Zubehör“.<br />

18 BPatG, Beschl. v. 15.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 568/10, u. a. für „Bekleidungsstücke; Sportschuhe“.<br />

19 BPatG, Beschl. v. 23.2.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 512/10, u. a. für „Möbel; Dienstleistungen eines Innenarchitekten.<br />

20 BPatG, Beschl. v. 18.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 162/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41.<br />

57


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

„B & P“ 21 : Es sei nicht sicher feststellbar, dass es sich<br />

um eine gebräuchliche Abkürzung für „Business &<br />

Professional“ oder „Budgetary and Planning“ handele.<br />

Die Verwendung des „&‐Zeichens“ vermittele vielmehr<br />

den Eindruck einer Firmenangabe in abgekürzter<br />

Form, z. B. für Namensangaben oder Tätigkeitsfelder<br />

der Firma.<br />

„LCM“ 22 sei zwar laut Wikipedia die englische Abkürzung<br />

von „liquid crystal monitor“; diese sei aber nachweislich<br />

weder üblich, noch werde sie verwendet. Für<br />

eine Interpretation von „LCM“ als „LCD-Monitor“ gebe<br />

es keinen Anlass, da insoweit ausschließlich die Abkürzung<br />

„LCD“ für „liquid crystal device monitor“ gebräuchlich<br />

sei.<br />

Nicht schutzfähig<br />

23<br />

sei eine Stei gerung<br />

der aus dem Bekleidungssektor<br />

stammenden<br />

Konfektionsgrößenangabe<br />

„XXL“ und habe sich in der Werbung als<br />

Hinweis auf ein großes Angebot vielfältiger Dienstleistungen<br />

oder auf eine gewisse Sonderstellung eines<br />

Produkts oder einer Dienstleistung entwickelt. Bei<br />

Werbeaussagen komme eine Verkehrsdurchsetzung<br />

nur dann in Betracht, wenn aus Sicht der beteiligten<br />

Verkehrskreise die betriebliche Herkunftsfunktion im<br />

Vordergrund stehe. Dies sei nicht der Fall, wenn ein<br />

Einzelhandelsunternehmen, das eine Vielzahl von Waren<br />

vertreibe, das Zeichen auf den Außenflächen seiner<br />

Filialen oder in der Eigenwerbung ohne einen konkreten<br />

Bezug zu den Waren benutze. Die Grafik reiche<br />

als Betriebskennzeichen nicht aus.<br />

3. Wortzusammensetzungen<br />

Einwortmarken<br />

Schutzfähig<br />

„Putzlust“ 24 : drücke ein bloß subjektives Werturteil<br />

hinsichtlich der zum Verputzen dienenden Waren<br />

aus, bezeichne aber nicht deren unmittelbare Eigenschaften.<br />

25<br />

„Feierbiest“ 26 : Die vom ehemaligen Trainer des FC<br />

Bayern, Louis van Gaal, geprägte Bezeichnung für jemanden,<br />

der gerne und ausgiebig feiere, werde zwar<br />

bereits in zahlreichen Kontexten verwendet, sei aber<br />

sprachunüblich zusammengesetzt und daher nicht<br />

beschreibend. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass<br />

das Zeichen auf den beanspruchten Waren aufgrund<br />

seiner Platzierung als Marke verstanden werde (z. B.<br />

auf Etiketten oder Aufnähern).<br />

„Mediascore“ 27 werde als Medienwirksamkeit, ermittelt<br />

durch ein Punktesystem, verstanden und stelle keinen<br />

Bezug zu den beanspruchten Waren und Dienstleistungen<br />

her. Hinsichtlich der Waren der Klasse 16<br />

und der Dienstleistung „Erziehung“ sei keine Inhalts-,<br />

Themen- oder Gegenstandsangabe gegeben. Zu „Tonund<br />

Bildempfangsgeräte; Rechenmaschinen“ fehle ein<br />

hinreichend enger beschreibender Bezug. Schließlich<br />

stelle „Mediascore“ auch nicht den Tätigkeitsschwerpunkt<br />

der Dienstleistung „Geschäftsführung“ dar.<br />

„OpenVirtue“ 28 sei mit „offene Tugend“ zu übersetzen.<br />

Auch wenn man „open“ die im Computerbereich gängige<br />

Bedeutung von „frei zugänglich“ zuordne, ergebe<br />

die Verbindung mit der menschlichen Eigenschaft<br />

„virtue“ keinen vernünftigen Sinn.<br />

21 B PatG, Beschl. v. 20.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 513/11, u.a für „Dienstleistungen von Patentanwälten, insbesondere …;<br />

Dienstleistungen von Rechtsanwälten, insbesondere …“.<br />

22 BPatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 47/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 7, 40, 42.<br />

23 B PatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 21/10, u. a. für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen Materialien; Reise- und Handkoffer;<br />

Möbel; Webstoffe und Textilwaren; Bekleidungsstücke; Teppiche, Werbung für Dritte“.<br />

24 B PatG, Beschl. v. 31.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 587/10, u. a. für „Chemische Erzeugnisse für gewerbliche Zwecke;<br />

Farben, Lacke; Baumaterialien (nicht aus Metall)“.<br />

25 Vgl. hierzu auch BPatG 29 W (pat) 29/07 – LandLust (veröffentlicht auf PAVIS proma) – anders BPatG 29 W (pat) 30/07 – Gartenlust<br />

(veröffentlicht auf PAVIS proma). Dort ging es nicht um ein subjektives Werturteil, sondern um die Bezeichnung eines objektiven<br />

Merkmals, nämlich des möglichen Inhalts von Druckereierzeugnissen.<br />

26 BPatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 512/11, für Waren der Kl. 24, 25.<br />

27 B PatG, Beschl. v. 17.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 28/10, u. a. für „Ton- und Bildempfangsgeräte; Papier, Pappe (Karton) und Waren aus diesen<br />

Materialien …; Geschäftsführung; Erziehung“.<br />

28 B PatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 110/09, u. a. für „Computer; Entwicklung, Design und Erstellung von Computerprogrammen<br />

und Software“.<br />

58


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Nicht schutzfähig<br />

29<br />

werde da hingehend<br />

verstan den, dass Sanierungsmaßnahmen<br />

von Sanierungsexperten erbracht würden. Durch<br />

die Verkürzung werde der beschreibende Sinngehalt<br />

der Wortneuschöpfung nicht verändert. Abkürzungen<br />

seien daher schutzunfähig, wenn sie verständlich seien<br />

und ebenso wie die vollständige Beschaffenheitsan<br />

gabe eingesetzt werden könnten.<br />

„iNanny“ 30 : Angesichts der festgestellten Gewöhnung<br />

der Verkehrskreise an die Verwendung des Begriffs<br />

„Kindermädchen“ für Kommunikationsgeräte<br />

und -software weise das angemeldete Zeichen in<br />

der Bedeutung „Internetnanny“ darauf hin, dass die<br />

beanspruchten Geräte, Programme und Dienstleistungen<br />

zur Bestimmung des Aufenthaltsorts einer<br />

Person und zu ihrer Überwachung unter Einsatz des<br />

Internets die Aufgabe eines Kindermädchens übernehmen<br />

könnten.<br />

„MULTITUBO“ 31 : Die aus dem gebräuchlichen Präfix<br />

„MULTI“ und dem spanischen Begriff „TUBO“ für<br />

„Rohr“ bestehende IR-Marke sei sprachüblich gebildet.<br />

Der inländische Fachverkehr verstehe „TUBO“ auch<br />

wegen seiner sprachlichen Nähe zu den entsprechenden<br />

englischen und französischen Ausdrücken.<br />

würden Einladungen heutzutage typischerweise mit<br />

Hilfe von Kommunikationsdienstleistungen versandt.<br />

33<br />

: Zwar habe ein sprachwissenschaftliches<br />

Gutachten<br />

verneint, dass<br />

sich der Begriff „Euroshop“<br />

bereits eingebürgert habe. Jedoch stellten<br />

zahlreiche Recherchebelege im Internet zumindest<br />

ein starkes Indiz dafür dar, dass „Euroshop“ als Oberbegriff<br />

für eine semantische Untergruppenbildung<br />

von ständig zunehmenden Billigdiscountern, die Produkte<br />

im untersten Preissegment, etwa zwischen 0<br />

und 10 € anböten, verstanden werde. 34<br />

„Produktwal“ 35 sei mit „Produktwahl“ gleichzusetzen.<br />

Die geringe Abweichung, die weder ungewöhnlich sei<br />

noch zu einer anderen Aussprache führe, werde entweder<br />

nicht bemerkt, für einen Druckfehler gehalten<br />

oder bewusst als Abwandlung des Fachbegriffs erkannt.<br />

Derartige Wortspielereien seien in der Reklame<br />

üblich.<br />

„nanoLine“ 36 weise u. a. nur auf eine „Nano(technologie)produktlinie“<br />

hin. Auch die positive Formulierung<br />

des Disclaimers „… im Mikrometerbereich oder größer“<br />

sei unzulässig, weil nicht ein bestimmtes Merkmal<br />

ausgenommen werden dürfe.<br />

„Lakeparty“ 32 : Zwar sei die Benennung von Werbedienstleistungen<br />

nach einem zu bewerbenden Ereignis<br />

einer „Seeparty“ nicht branchenüblich. Allerdings<br />

organisierten Werbegemeinschaften lokaler Einzelhändler<br />

häufig Straßenfeste mit dem vorrangigen Ziel,<br />

für das eigene Handelsunternehmen zu werben. Auch<br />

29 BPatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 537/10, für Dienstleistungen der Kl. 37.<br />

30 BPatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 38, 45.<br />

31 BPatG, Beschl. v. 26.1.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 38/10, für Waren der Kl. 6, 17, 19.<br />

32 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 35, 38.<br />

33 BPatG, Beschl. v. 14.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 3/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 21, 35.<br />

34 Der 29. Senat hat die Rechtsbeschwerde nicht zugelassen, da die von der Beschwerdeführerin aufgeworfene Frage, ob die<br />

Anforderungen an die grafische Ausgestaltung des Wort-/Bildzeichens geringer anzusetzen seien, wenn die Schutzfähigkeit des<br />

Wortelements aufgrund einer Prognoseentscheidung verneint werde, sei keine Rechts-, sondern eine der Rechtsbeschwerde<br />

nicht zugängliche Tatfrage.<br />

35 B PatG, Beschl. v. 21.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 107/10, nicht schutzfähig u. a. für „Werbung; Marketing; Unternehmensberatung …;<br />

Telekommunikation; Beratung für Telekommunikationstechnik“, schutzfähig u. a. für „Personalmanagementberatung;<br />

E-Mail-Dienste; Serveradministration“.<br />

36 BPatG, Beschl. v. 17.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 515/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 42.<br />

59


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

Mehrwortmarken<br />

Schutzfähig<br />

Der 29. Senat erachtete in bislang 19 37 Beschwerdeverfahren<br />

Wort-/Bildmarken mit dem Bestandteil „Volks-“<br />

nebst einer Waren- oder Dienstleistungsbezeichnung<br />

für schutzfähig. Die Verfahren ließen sich im Wesentlichen<br />

in zwei Gruppen einteilen:<br />

– Zeichen, bei denen schon<br />

die Wortverbindung unterscheidungskräftig<br />

sei,<br />

z. B. „VolksHähnchen“ 38 : Das Wortelement „Volks-“<br />

in Verbindung mit einer Waren-/Dienstleistungsbezeichnung<br />

bedeute nicht, dass es sich um eine<br />

besonders preisgünstige Ware oder Dienstleistung<br />

handele. „Volks-“ habe lediglich den Sinngehalt „für<br />

alle, jedermann“. Nach den Kennzeichnungsgewohnheiten<br />

in der betreffenden Branche richteten<br />

sich Angebote für Geflügel schon aus wirtschaftlichen<br />

Gründen nicht an bestimmte soziologische<br />

Zielgruppen (Ober-/Mittel-/Unterschicht);<br />

– Zeichen, bei denen der Wortverbindung zwar ein<br />

bestimmter Sachhinweis entnommen werden könne,<br />

die aber aufgrund der grafischen Ausgestaltung<br />

unterscheidungskräftig seien,<br />

z. B. „VolksGolfen“ 39 . Für die Beschwerdeführerin<br />

seien bereits<br />

62 Wort-/Bildmarken aus der „Volks“-Markenfamilie<br />

in entsprechender Zusammensetzung und Gestaltung<br />

eingetragen, die mit umfangreichen Aktionen<br />

beworben worden seien. Es bestehe eine enge Verwandtschaft<br />

zur Stammmarke „Bild.de“. Ferner sei<br />

die Grafik für sich allein bereits als Bildmarke eingetragen.<br />

40<br />

„SCAR-BLADE“ 41 lasse sich der Aussagegehalt „(Messer-)Klinge<br />

für Narben“ zuordnen, der in Zusammenhang<br />

mit Hochfrequenz-Chirurgie-Instrumenten keinen<br />

relevanten Produktbezug aufweise, da es keine<br />

speziellen Klingen für Narben gebe. Der Sinngehalt<br />

eines „narbenfreien Arbeitens“ erschließe sich erst<br />

nach weitergehenden Überlegungen und Schlussfolgerungen.<br />

„Dry Speed“ 42 : Der Bedeutungsgehalt „trockene Geschwindigkeit“<br />

begründe aufgrund des ungewöhnlichen,<br />

fantasievollen Wortspiels eine schutzbegründende<br />

Eigenständigkeit.<br />

Die Beschwerde war ebenfalls erfolgreich in folgenden<br />

Fällen:<br />

„go-collect“ 43 : Selbst wenn geringe Teile des Verkehrs<br />

die Bedeutung von „collect“ für die Vornahme von Inkasso<br />

verstünden, erhalte das Zeichen durch den vorangestellten,<br />

durch Bindestrich verbundenen Begriff<br />

37 In jeweils identischer grafischer Ausgestaltung BPatG, Beschlüsse v. 24.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 195/10 – Volks-Tippschein;<br />

29 W (pat) 203/10 – Volks-T-Shirt; 29 W (pat) 204/10 – Volks-Winterrad; 29 W (pat) 211/10 – Volks-Wäsche; 29 W (pat) 212/10<br />

– Volks-Winterreifen; 29 W (pat) 216/10 – Volks-Rabatt; 29 W (pat) 4/11 – Volks-Sandwich;<br />

BPatG, Beschlüsse v. 4.4.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 13/11 – Volks-Ratgeber; 29 W (pat) 19/11 – Volks-Milch; 29 W (pat) 20/11<br />

– Volks-Milchreis; 29 W (pat) 21/11 – Volks-Aktion; 29 W (pat) 29/11 – Volks-Fernbedienung;<br />

BPatG, Beschlüsse v. 18.5.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 35/11 – Volks-Multispray; 29 W (pat) 44/11 – Volks-Frühstück; 29 W (pat) 46/11<br />

– Volks-Rasierer; 29 W (pat) 52/11 – Volks-Wanderschuh.<br />

Die Löschung wurde abgelehnt hinsichtlich BPatG, Beschl. v. 21.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 99/11 – Volks-Inspektion.<br />

38 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 5/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43.<br />

39 BPatG, Beschl. v. 24.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 215/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 38, 43.<br />

40 In Abweichung von den 19 Entscheidungen des 29. Senats hat der 26. Senat in zwei weiteren parallelen Beschwerdeverfahren mit<br />

Beschlüssen vom 11.5.<strong>2011</strong> eine Schutzfähigkeit der Zeichen „Volks-Kredit“ (26 W (pat) 83/10) und „Volks-Plasma-TV“ (26 W (pat)<br />

102/10) wegen fehlender Unterscheidungskraft insgesamt bzw. überwiegend verneint. Die Rechtsbeschwerde wurde in beiden<br />

Fällen nicht zugelassen.<br />

41 BPatG, Beschl. v. 16.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 20/11, für „Hochfrequenz(HF)-Chirurgie-Instrumente“.<br />

42 BPatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 581/10, u. a. für „Elektrowerkzeuge“.<br />

43 BPatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 136/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 36, 38, 42, 45.<br />

60


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

„go“ eine so ungewöhnliche Struktur, dass sich ein unmittelbares<br />

Sinnverständnis nur durch umfangreiche,<br />

gedankliche Zwischenschritte erschließe.<br />

„Stern-Tours“ 44 verbinde den deutschen Begriff „Stern“<br />

statt mit dem deutschen Pluralwort „Touren“ mit dem<br />

englischen bzw. französischen Wort „Tours“ zu einem<br />

neuen, ungewöhnlichen Gesamtbegriff.<br />

Nicht schutzfähig<br />

45<br />

: Das Zeichen entspreche den in<br />

Deutschland verbreiteten Güte-,<br />

Unternehmens- und Verbandszeichen<br />

sowie Amtssiegeln. Die Einbindung<br />

des Begriffs „Deutsches<br />

Hygienezertifikat“ in eine Internet-<br />

Adresse weise nur auf die Informationsquelle<br />

hin. Wegen der zentralen<br />

Bedeutung der Hygiene bei der medizinischen<br />

Versorgung sei der als Symbol für die Heilkunde bekannte<br />

Äskulapstab auch ein sinnfälliges Emblem für<br />

ein Hygienezertifikat.<br />

„Der Klartext-Experte“ 46 weise darauf hin, dass die<br />

beanspruchten Druckereierzeugnisse, Videoproduktionen,<br />

Präsentationen und Werbetexte von einem<br />

Fachmann angeboten würden, der – auch im Computerbereich<br />

– Klartext verstehe, spreche oder lehre, also<br />

undurchschaubare Sachverhalte verständlich mache.<br />

Auch die Wiederholung der Buchstaben „ex“ in beiden<br />

Wörtern, die erst bei analysierender Betrachtungsweise<br />

auffalle, weise keine Originalität auf.<br />

„signals for motion“ 47 werde wegen der sprachüblichen<br />

Wortbildung ohne Weiteres mit „Signale für Bewegung“<br />

übersetzt und sei nicht interpretationsbedürftig,<br />

da es verschiedene Therapieformen gebe, bei<br />

denen magnetische und elektrische Signale eingesetzt<br />

würden, um gezielt Teile des Bewegungsapparates zu<br />

behandeln und die Beweglichkeit zu fördern.<br />

„BLACK-STYLE“ 48 werde im Bedeutungsgehalt<br />

„schwar zer Stil, Style“ als produktbeschreibende Farbund<br />

Stilangabe aufgefasst, der allenfalls eine mehr<br />

oder weniger intensive Werbe-, aber keine Herkunftsfunktion<br />

beigemessen werde. Eine Heranführung der<br />

Verbraucher an eine herkunftshinweisende Funktion<br />

unmittelbar beschreibender Farb- und Stilangaben im<br />

Kraftfahrzeugbereich über einen längeren Zeitraum<br />

hinweg sei weder vorgetragen noch ersichtlich.<br />

„Venustas-Immobilien“ 49 : Das lateinische Wort „Venustas“<br />

bedeute „Schönheit, Anmut“ als eines der drei Prinzipien<br />

der Architektur nach dem römischen Architekten<br />

Vitruv und werde im Baugewerbe und in der Architektur<br />

beschreibend verwendet. Der beschreibende Charakter<br />

sei – auch bei Wörtern toter Sprachen – relevant,<br />

wenn er nur inländischen Fachkreisen bekannt sei. 50<br />

44 BPatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 543/10, für Dienstleistungen der Kl. 39, 41, 42.<br />

45 B PatG, Beschl. v. 9.8.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 34/09, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41, 42, 44 und 45. Die Rechtsbeschwerde<br />

wurde nicht zugelassen. Der Zurückweisungsbeschluss werfe keine Fragen i. S. v. Art. 267 AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der<br />

Europäischen Union) zur Auslegung der Markenrichtlinie als vom EG- Vertrag abgeleiteten Gemeinschaftsrecht auf, weshalb keine<br />

Verpflichtung zur Vorlage an den EuGH bestehe. Der Beschluss beruhe auf § 8 Abs. 2 Nr. 1 MarkenG und bewege sich im Rahmen der<br />

Rechtsprechung des EuGH zur Unterscheidungskraft i. S. v. Art. 3 Abs. 1 Buchst. b) der Markenrichtlinie. Diese Regelung sei durchgehend<br />

eindeutig und vollständig wie auch deren Umsetzung in das deutsche Markenrecht.<br />

46 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 161/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41.<br />

47 B PatG, Beschl. v. 7.4. <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 88/09, u. a. für „Chirurgische, ärztliche, zahn- und tierärztliche Apparate und Instrumente; Lehrund<br />

Unterrichtsmittel (ausgenommen Apparate); Druckereierzeugnisse; alle der vorgenannten Waren nicht im Zusammenhang mit<br />

Zahnwurzel- und Zahnfleischbehandlungen ….“<br />

48 B PatG, Beschl. v. 16.2.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 563/10, nicht schutzfähig u. a. für „Kraftfahrzeuge und deren Teile, soweit in Klasse 12<br />

enthalten; Einzel- und Großhandelsdienstleistungen bezüglich Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeugteilen und Kraftfahrzeugzubehör“,<br />

schutzfähig u. a. für „Vermittlung von Verträgen für Dritte über den An- und Verkauf von Kraftfahrzeugen; Reparatur, Demontage von<br />

Kraftfahrzeugen“.<br />

49 B PatG, Beschl. v. 2.11.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 206/10, u. a. für „Dienstleistungen eines Bauträgers, nämlich …; Bauwesen“.<br />

50 Für schutzfähig wurde hingegen erachtet „CANTUS VERLAG“,vgl. BPatG, Beschl. v. 24.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 539/10, für Waren und Dienstleistungen<br />

der Kl. 16, 35, 41 und 45. Bei den angesprochenen Fachhändlern und beim durchschnittlichen allgemeinen Endverbraucher<br />

könnten Lateinkenntnisse nicht vorausgesetzt werden. Auch sei das Wort „Cantus“ weder in den allgemeinen deutschen Sprachschatz<br />

übergegangen, noch stelle es einen gebräuchlichen Fachbegriff für den vorliegenden Waren- und Dienstleistungsbereich dar.<br />

61


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

4. Slogans<br />

Schutzfähig<br />

„Wir machen morgen möglich“ 51 : Der beschreibende<br />

Aussagekern, Waren und Dienstleistungen im Computerbereich<br />

orientierten sich an zukünftigen Entwicklungen<br />

und Fortschritt, müsse für Mitbewerber nicht<br />

frei verfügbar sein, da es sich nicht um eine feststehende<br />

Redewendung handele.<br />

„fit für fit“ 52 : Bei dem nachgestellten Wort „fit“ handele<br />

es sich nicht um ein Substantiv, sondern um ein<br />

Adjektiv. Da die Wortfolge grammatikalischen Grundregeln<br />

der deutschen Sprache widerspreche, ordne ihr<br />

der Verkehr keine bestimmte Bedeutung zu. „fit“ werde<br />

auch nicht ohne weiteres Nachdenken spontan als<br />

Akronym für „Fitness/fitness“ verstanden.<br />

„VIVA LA MONEY“ 53 : Mit dem Sinngehalt „Es lebe das<br />

Geld“ werde insgesamt lediglich angedeutet, dass<br />

Geld eine besondere Rolle spiele, aber keine konkrete<br />

Eigenschaft einer Finanzdienstleistung bezeichnet.<br />

54<br />

: Durch die Bezugnahme<br />

des Wortes<br />

„WIR“ auf das vorangegangene<br />

Wort<br />

„Weingärten“ würden<br />

Wein anbauflächen als<br />

Winzer definiert, weshalb die Verbindung der Wortelemente<br />

ungewöhnlich sei. Auch die grafische Ausgestaltung<br />

mit der mehrfarbigen Wellenform und der<br />

Art der Verbindung der einzelnen Wortelemente sei<br />

unterscheidungskräftig.<br />

Nicht schutzfähig<br />

„Wir sind die Guten“ 55 : Es könne dahinstehen, ob der<br />

Slogan als Hinweis auf fachlich qualifizierte Anbieter<br />

der betreffenden Dienstleistungen oder deren gute<br />

Qualität gesehen werde. Sogar wenn der leicht selbstironische<br />

Charakter der Wortfolge überwiegend erkannt<br />

werde, fehle diesem bereits in den verschiedensten<br />

Waren- und Dienstleistungssektoren verwendeten<br />

Spruch die Eignung als Herkunftshinweis.<br />

„Im richtigen Kino bist Du nie im falschen Film“ 56 vermittele<br />

als sprachüblich aufgebaute Aussage, dass<br />

man in einem guten Kino eine gute Zeit verbringen und<br />

keine unliebsamen Überraschungen erleben werde. Es<br />

liege nur eine gewöhnliche, keine einen schutzbegründenden<br />

Denkprozess auslösende Werbeaussage vor.<br />

„Zeit für den Augenblick“ 57 : Die Verwendung ähnlich<br />

gebildeter Wortfolgen in der Werbung stelle ein gewichtiges<br />

Indiz dafür dar, dass sich die Bezeichnung als<br />

werbewirksame Anpreisung eines Angebots, das dem<br />

Verbraucher einen Genuss im Hier und Jetzt ermögliche,<br />

aufgefasst werde.<br />

„Deutschlands schönste Seiten“ 58 : Der beschreibende<br />

Begriffsgehalt betreffe nicht nur die beanspruchten<br />

Verlagserzeugnisse, sondern auch die Dienstleistungen,<br />

mittels derer die Werke entstünden, veröffentlicht<br />

und verbreitet würden, obwohl ein Verlagshaus<br />

sich nicht nur einem Themenkreis widme.<br />

„ICK BIN *NE JUTE“ 59 : Soweit die Waren aus Jute hergestellt<br />

seien, handele es sich um eine Angabe zum<br />

Material, die in jeder Verwendungsform beschrei-<br />

51 B PatG, Beschl. v. 19.5.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 501/11, u. a. für „Datenprozessoren; Computer-Software und -hardware für drahtlose Netzkommunikation;<br />

Ausbildungsdienstleistungen für Netzwerk-Hardware und -Software; Beratungsdienstleistungen im Bereich Computer<br />

und drahtlose Datenübertragung“.<br />

52 B PatG, Beschl. v. 31.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 98/10, u. a. für „Fleisch und Fleischzubereitungen; Eier, Milch und Milchprodukte;<br />

feine Backwaren und Konditorwaren; Gewürze; Kühleis“.<br />

53 BPatG, Beschl. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 507/10, für Dienstleistungen der Kl. 36.<br />

54 BPatG, Beschl. v. 7.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 507/10, für „Alkoholische Getränke, ausgenommen Biere“.<br />

55 BPatG, Beschl. v. 15.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 21/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 42.<br />

56 BPatG, Beschl. v. 29.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 574/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 41, 43.<br />

57 BPatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 524/10, für Waren der Kl. 30, 32, 33.<br />

58 B PatG, Beschl. v. 1.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 131/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der<br />

bisher umstrittenen Frage, ob Verlagsdienstleistungen im weitesten Sinn durch einen produktbezogenen Begriffsinhalt beschrieben<br />

werden könnten, wurde eingelegt: I ZB 68/11.<br />

59 B PatG, Beschl. v. 19.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 534/10, nicht schutzfähig für „Taschen, nämlich Aktentaschen, Badetaschen … aus textilem<br />

Material, auch Jute; Bekleidung; Kopfbedeckungen, Schuhe, auch aus Papier, …, Jute und anderen Naturprodukten, schutzfähig für<br />

„Verpackungsmaterial, -hüllen und -taschen aus Leder, Regenschirme und Sonnenschirme“.<br />

62


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

bend sei. Dies gelte jedoch nicht bei<br />

Verpackungen aus Leder oder bei<br />

Schirmen.<br />

„Der überraschende Teil Bayerns“ 60 lenke die Aufmerksamkeit<br />

auf Dienstleistungen, die einen Bezug<br />

zu einem wenig bekannten, unvermuteten Bereich des<br />

Bundeslandes aufwiesen und werde als reine Werbeaussage<br />

aufgefasst, die einfach gehalten, aber nicht<br />

mehrdeutig oder originell sei.<br />

„Colour your life“ 61 werde auch im Inland nur als beschreibende<br />

Aufforderung verstanden, dem Leben Farbe<br />

zu verleihen.<br />

„Sweeter Than Love!“ 62 weise mit der Bedeutung „süßer<br />

als Liebe“ als sloganartige Sachangabe auf die<br />

geschmacklichen und optischen Eigenschaften der<br />

beanspruchten Fleisch-, Obst- und Gemüsewaren hin.<br />

Die Doppelbedeutung von „süß“ sowohl im gustatorischen<br />

(süßer Geschmack) wie auch im optischen Sinn<br />

(süßes Aussehen) ergebe keine schutzbegründende<br />

Mehrdeutigkeit.<br />

5. Wortfolgen mit geografischen<br />

Herkunftsangaben<br />

Schutzfähig<br />

„Salva“ 63 sei der Name einer in Nordsiebenbürgen<br />

(Rumänien) gelegenen Ortschaft mit 2000 bis 5000<br />

Einwohnern, die bis 1944 überwiegend von Deutschen<br />

bewohnt worden, aber im Inland auch bei den aus<br />

Rumänien eingewanderten Deutschen weitgehend<br />

unbekannt sei. Ebenso unbekannt sei der lateinische<br />

Begriff „Salva“ für „gesund, wohlbehalten, unversehrt“,<br />

weshalb das Zeichen nicht zur Täuschung geeignet sei.<br />

64<br />

: Gröhnwohld sei der Name<br />

eines knapp 1.350 Einwohner<br />

zählenden, in Schleswig-Holstein gelegenen Dorfes,<br />

in dem ein Gewerbegebiet weder ausgewiesen<br />

noch geplant sei und auch kein Hopfen- oder Fruchtanbau<br />

betrieben werde. Wegen der geringen Größe und<br />

der geringen wirtschaftlichen Bedeutung des Ortes sei<br />

auch in Zukunft nicht mit nennenswerter wirtschaftlicher<br />

Entwicklung zu rechnen.<br />

65<br />

: Da in Deutschland nur ein<br />

Kloster dieses Namens existiere,<br />

bestehe eine Monopolstellung<br />

für die Produktion<br />

von Waren unter unternehmerischer<br />

Verantwortung des<br />

Klosters an diesem Ort. Dass nicht das Kloster Beuerberg<br />

oder sein Träger Markenanmelder sei und bisher<br />

auch keine Anhaltspunkte für dessen Berechtigung<br />

vorlägen, begründe kein Schutzhindernis nach § 8 Abs. 2<br />

Nr. 2 MarkenG.<br />

Nicht schutzfähig<br />

„Niedersachsen Ports“ 66 : weise nur darauf hin, dass<br />

die jeweiligen Dienstleistungen für Hafeneinrichtungen<br />

in Niedersachsen bestimmt seien oder dort<br />

erbracht würden. „Port“ („Hafen“) werde mit beschreibender<br />

Inhaltsaussage (z. B. Port-Police) und<br />

in zahlreichen Fachbegriffen bereits verwendet (z. B.<br />

„ISPS-Code“ = International Ship and Port Facility<br />

Security Code).<br />

60 BPatG, Beschl. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 14/11, für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41.<br />

61 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42, 45.<br />

62 B PatG, Beschl. v. 11.3.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 2/09, schutzfähig für „Fisch; Eier; Speisefette; forstwirtschaftliche Erzeugnisse“, nicht schutzfähig<br />

u. a. für „Geflügel und Wild; Konfitüren; Milch- und Milchprodukte; lebende Tiere; frisches Obst und Gemüse; Blumen“.<br />

63 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 520/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 32, 33, 35, 43.<br />

64 BPatG, Beschl. v. 7.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 19/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 32, 33, 41.<br />

65 BPatG, Beschl. v. 5.10.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 501/11, u. a. für „alkoholische Getränke“.<br />

66 BPatG, Beschl. v. 5.4.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 18/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 36, 37, 39.<br />

63


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

„Cajun“ 67 : Das ländliche, von Sumpfland geprägte<br />

Cajun-Country im Mississippi-Delta weise keine Bedeutung<br />

im Zusammenhang mit Automobilthemen<br />

oder mit dem inländischen Medienbereich auf. Soweit<br />

„Cajun“ als Bezeichnung einer Volksgruppe in den USA,<br />

ihres Dialekts, ihrer Musik oder Küche bekannt sei,<br />

liege eine fantasievolle Übertragung eines ethnischgeografischen<br />

Begriffs in den Bereich der Automobilliteratur<br />

bzw. vergleichbarer Medien vor, die sich mit<br />

Automobilthemen beschäftigten.<br />

„Madrid“ 68 : Bei wirtschaftlich bedeutenden Orten wie<br />

der spanischen Hauptstadt bestehe eine grundsätzliche<br />

Vermutung für die Notwendigkeit der freien Verwendung<br />

für nahezu alle Waren/Dienstleistungen. 69<br />

6. Etablissementbezeichnungen<br />

Schutzfähig<br />

„Stadion An der Alten Försterei“ 70 sei wie ein üblicher<br />

und als Kennzeichen verstandener Etablissementname<br />

gebildet, den das Publikum in der Regel als betrieblichen<br />

Herkunftshinweis ansehe. 71 Das Zeichen<br />

könne auch auf typischen Souvenirartikeln in einer<br />

herkunftshinweisenden Form angebracht sein. 72 Etablissementbezeichnungen<br />

seien zudem für Dienstleistungen<br />

auf Veranstaltungen, die dort nur im<br />

Einverständnis mit dem Betreiber stattfinden könnten,<br />

nicht freihaltebedürftig. Hinsichtlich der Waren<br />

„Druckereierzeugnisse, Fotografien; Waren aus Papier<br />

und Pappe“ liege hingegen eine schutzunfähige Inhaltsangabe<br />

vor. 73<br />

„Nordhessenhalle“ 74 sei nicht allgemein sprachüblich<br />

gebildet. Umgangssprachlich beschreibend wären<br />

„Halle in Nordhessen“ oder „nordhessische Halle“. Es<br />

habe sich z. B. bei Veranstaltungsstätten die Übung herausgebildet,<br />

Kennzeichen zu verwenden, die sich aus<br />

dem Namen einer Region oder Kommune und einer<br />

Einrichtungsbezeichnung (z. B. Stadion, Arena) zusammensetzten.<br />

Nicht schutzfähig<br />

„Orthopaedicum“ 7 5 lasse sich nach den allgemeinen<br />

Sprachregeln die ausschließlich beschreibende Bedeutung<br />

„orthopädisches Institut mit wissenschaftlichem<br />

Anspruch“ – nicht zuletzt wegen zahlreicher ähnlich<br />

gebildeter Begriffe wie z. B. Gynäkologicum, Implantologicum<br />

etc. – entnehmen. 76<br />

„Haarschmiede“ 77 sei inzwischen eine geläufige Etablissementbezeichnung<br />

für einen Friseursalon.<br />

„gewerbezentrale“ 78 : Der Bedeutungsgehalt des Gesamtbegriffs<br />

sei vergleichbar mit einem Dachverband<br />

als zentrale Stelle, welche die Funktion der Leitung,<br />

Verwaltung, Koordination etc. im Hinblick auf produzierende<br />

Betriebe, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe<br />

sowie Handelsunternehmen innehabe.<br />

67 B PatG, Beschl. v. 10.3.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 503/11, u. a. für „Magnetaufzeichnungsträger, Schallplatten; mit Programmen versehene Datenträger,<br />

Computerspiele, vorgenannte Waren der Klasse 9 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich; Druckereierzeugnisse;<br />

…, vorgenannte Waren der Klasse 16 ausschließlich mit Inhalten aus dem Automobilbereich“.<br />

68 BPatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 518/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 10, 25, 35.<br />

69 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 17.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 517/10 – „Gizeh“, für Waren der Kl. 10 und 25 sowie Dienstleistungen der Kl. 35.<br />

„Gizeh“ sei die drittgrößte Stadt in Ägypten und vor allem auch für seine Pyramiden bekannt. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass<br />

die Verbraucher eine Verbindung zu den beanspruchten Waren/Dienstleistungen – unter Umständen auch durch positiv besetzte<br />

Vorstellungen – herstellen könnten.<br />

70 B PatG, Beschl. v. 18.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 158/10, schutzfähig u. a. für „Papier; Schreibwaren; Bekleidungsstücke; Werbung, Erziehung;<br />

Unterhaltung; sportliche und kulturelle Aktivitäten“, nicht schutzfähig für „Druckereierzeugnisse; Photographien; Waren aus Papier<br />

und Pappe“.<br />

71 Vgl. BPatG, Beschl. v. 30.5.2001 – 32 W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; Beschl. v. 15.11.2010 – 27 W (pat) 218/09 – Ruhrstadion.<br />

72 A.A. BPatG, Beschl. v. 4.11.2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde eingelegt: I ZB 13/11.<br />

73 Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage, inwieweit Bezeichnungen, die für andere Waren und Dienstleistungen unterscheidungskräftig<br />

seien, als inhaltsbezogene Aussagen für Medien deshalb schutzunfähig sein könnten, weil die Marke selbst sowie die<br />

darunter angebotenen Waren/Dienstleistungen Gegenstand medialer Berichterstattung sein könnten, wurde nicht eingelegt.<br />

74 B PatG, Beschl. v. 22.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 16/11, u. a. für „Werbung; Veröffentlichung und Herausgabe von Druckschriften für<br />

Werbezwecke; Organisation und Durchführung von kulturellen, politischen und sportlichen Veranstaltungen; Beherbergung und<br />

Verpflegung von Gästen“.<br />

64


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

79<br />

werde als ein beschreibender<br />

Hinweis auf ein in<br />

Deutschland ansässiges<br />

bzw. in deutscher Trägerschaft<br />

stehendes Institut aufgefasst, das sich mit dem<br />

Thema „Menschenrechte“ beschäftige.<br />

„Medienwerkstatt Coburg“ 80 : „Medienwerkstatt“ bezeichne<br />

nachweislich Plattformen für Lehr- und Unterrichtsmaterialien<br />

oder auch Verkaufsplattformen und<br />

werde weder hoheitlich noch wie ein sonstiges Angebot<br />

der öffentlichen Hand verstanden. 81<br />

7. Personennamen<br />

Die Beschwerden waren erfolgreich in folgenden Fällen:<br />

„Fürst von Metternich“ 82 : Der Name des Leiters des<br />

Wiener Kongresses eigne sich nach den Kennzeichnungsgewohnheiten<br />

der betreffenden Branchen nicht<br />

als Inhaltsangabe. Mit dem Namen würden nur politische<br />

Ereignisse assoziiert, jedoch gebe es keine Verbindungen<br />

zur Ess- und Weinkultur, zu Zeitungen oder<br />

zu einem bestimmten Tanz-, Musik- oder Kleidungsstil.<br />

„Dürer-Hotel“ 83 Die beschreibende Etablissementbezeichnung<br />

„Hotel“ verlange eine nähere Spezifizierung,<br />

die durch den kennzeichnungskräftigen Personennamen<br />

„Dürer“ erfolge. Solche Bezeichnungen seien<br />

schutzfähig, soweit der Name die Dienstleistung nicht<br />

unmittelbar beschreibe. Hotels widmeten sich in der<br />

Regel nicht nur dem Leben und Werk eines Künstlers.<br />

„Hugo Sinzheimer Institut“ 84 : Der Rechtswissenschaftler<br />

und Sozialdemokrat, der als Vater des Arbeitsrechts<br />

gelte, gehöre nicht zu den berühmten<br />

Personen des Weltkulturerbes, wie z. B. Leonardo da<br />

Vinci, deren Namen in jedem Fall für die Allgemeinheit<br />

freizuhalten seien. Denn Hugo Sinzheimer sei<br />

nur deutschen, im Arbeitsrecht spezialisierten Fachleuten<br />

bekannt. Die Bezeichnung habe sich auch<br />

nicht zu einem beschreibenden Fachbegriff für eine<br />

bestimmte Art von Institutseinrichtungen oder Lehrmethoden<br />

entwickelt.<br />

8. Wort-/Bildmarken<br />

Schutzfähig<br />

In folgenden Fällen waren die Beschwerden erfolgreich<br />

aufgrund der grafischen Ausgestaltung:<br />

85<br />

Das Wortelement „Wissen<br />

und Handeln für die Erde“ weise<br />

darauf hin, dass die Gesamtheit<br />

der Erkenntnisse für das<br />

Wohl der Welt eingesetzt und<br />

Verhalten sowie Tätigwerden<br />

daran orientiert sein sollten.<br />

Dieser nicht unterscheidungskräftige Sinngehalt des<br />

nur im linken Randbereich sichtbaren Wortbestand-<br />

75 B PatG, Beschl. v. 27.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 46/10, nicht schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42;<br />

schutzfähig für Waren und Dienstleistungen der Kl. 5, 10, 35, 39, 41.<br />

76 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 29.9.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 518/10 – CARDIOLOGICUM HAMBURG (Wort-/ Bild-Zeichen), für „Werbung<br />

und Geschäftsführung, wissenschaftliche Forschung, ärztliche Versorgung“.<br />

77 B PatG, Beschl. v. 12.5.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 554/10, u. a. für „Mittel zur Körper- und Schönheitspflege; Dienstleistungen eines Friseursalons“.<br />

78 BPatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 54/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 38, 42.<br />

79 B PatG, Beschl. v. 22.7.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 43/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 35, 36, 41, 42.<br />

Da die Frage der Markenschutzfähigkeit von (beschreibenden) Institutsbezeichnungen und Vereinsnamen noch nicht abschließend<br />

als höchstrichterlich geklärt anzusehen sei, wurde die Rechtsbeschwerde zugelassen, jedoch nicht eingelegt.<br />

80 BPatG, Beschl. v. 27.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 582/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41, 42.<br />

81 Vgl. hierzu „Stadtwerke Dachau“, Kopacek/Kortge, <strong>Jahresbericht</strong> BPatG 2010, GRUR 2010, 369 (377).<br />

82 B PatG, Beschl. v. 18.5.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 158/10, u. a. für „Bücher, nämlich …; Zeitungen“ und „Veröffentlichung und Herausgabe von<br />

Büchern, nämlich …; Organisation und Durchführung von Veranstaltungen im Bereich der Kultur, nämlich …“.<br />

83 BPatG, Beschl. v. 9.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 160/10, für Dienstleistungen der Kl. 41, 43.<br />

84 BPatG, Beschl. v. 31.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 542/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42, 45.<br />

85 BPatG, Beschl. v. 28.3.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 23/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 38, 41.<br />

65


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

teils werde durch das – auch größenmäßige – Hervortreten<br />

des Bildelements in Form einer ungewöhnlichen<br />

Globusdarstellung (willkürlicher Helligkeitsverlauf bei<br />

den Kontinenten, nicht an die Pole angeschlossener<br />

Meridian), so weit überlagert, dass insgesamt eine<br />

Schutzfähigkeit gegeben sei.<br />

86<br />

: Da der Umriss des Bildelements<br />

als Staatsgrenze auch<br />

den Fachverkehrskreisen im<br />

Transport- und Logistiksektor<br />

weitgehend unbekannt sei,<br />

verleihe der eigentümliche grafische Gesamteindruck<br />

dem Zeichen die Schutzfähigkeit. Aufgrund der blasser<br />

werdenden Rotfärbung handele es sich auch nicht um<br />

ein Hoheitszeichen, hier die Staatsflagge Georgiens.<br />

87<br />

: Der Markentext erschöpfe<br />

sich im Sachhinweis auf erstklassige,<br />

hochwertige Zutaten,<br />

die weltweit bezogen<br />

oder angeboten würden. Die<br />

einzelnen Bildelemente seien zwar werbeüblich, vermittelten<br />

aber in ihrer konkreten Kombination einen<br />

unverwechselbaren charakteristischen Gesamteindruck.<br />

88<br />

: Die IR-Marke enthalte nur einen allgemeinen<br />

Sachhinweis, dass eine Internationale<br />

Vereinigung Saatgut fair und<br />

einheitlich teste. Der bildlichen Gesamtdarstellung<br />

liege trotz der Üblichkeit<br />

siegelartiger Darstellungen als Gütehinweise<br />

eine aufwändige Gestaltung zugrunde,<br />

die in der konkreten Verbindung<br />

der einzelnen für sich genommen (werbe-)üblichen<br />

Darstellungsmittel der Bildmarke das erforderliche<br />

Mindestmaß an Unterscheidungskraft noch vermittele.<br />

89<br />

: Der Aussagegehalt „ein Mehr<br />

an Fairness“ sei sinnlos, weil<br />

Fairness bzw. Gerechtigkeit entweder<br />

gegeben seien oder nicht.<br />

Auch weitere Bedeutungen wie<br />

„ein Mehr am Markt“ oder „Messe<br />

und Mehr“ wiesen keinen sinnvollen Aussagegehalt<br />

auf. Die einzelnen Bildelemente – die Anordnung<br />

der Wortbestandteile in unterschiedlicher Größe und<br />

Farbgebung, die skizzenhaft angedeutete Weltkugel –<br />

seien zwar für sich gesehen werbeüblich, bildeten<br />

aber einen in sich geschlossenen charakteristischen<br />

Gesamteindruck.<br />

Die durch grafische Gestaltungs elemente hervorgehobene<br />

Auffor derung 90 zur Auswahl und Buchung<br />

von Pauschalreisen, Flügen und anderen Reisedienstleistungen<br />

bei einem Internet-Reisebüro beschreibe<br />

weder die Art,<br />

Bestimmung, Beschaffenheit<br />

noch<br />

sonstige Merkmale<br />

der vorwiegend<br />

an Geschäftskunden gerichteten Dienstleistungen,<br />

noch weise sie einen engen Bezug zu ihnen auf.<br />

Nicht schutzfähig<br />

Erfolglos war hingegen<br />

die Beschwerde<br />

im Fall<br />

„Woche aktuell“ 91<br />

Der schutzunfähige Wortbestandteil stehe im Vordergrund<br />

des Gesamtzeichens. Bei Presseartikeln, insbesondere<br />

Tageszeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften<br />

sei die Anordnung von in weißer Schrift gehaltenen<br />

Wortbestandteilen in einem roten Rechteck ein werbeübliches<br />

dekoratives Gestaltungsmittel. 92<br />

86 BPatG, Beschl. v. 29.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 551/10, für Dienstleistungen der Kl. 39.<br />

87 B PatG, Beschl. v. 12.1.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 157/10, für „Groß- und Einzelhandelsdienstleistungen in Bezug auf Zutaten, Aromen sowie<br />

Düfte für die Nahrungsmittel- und pharmazeutische Industrie“.<br />

88 BPatG, Beschl. v. 29.7.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 37/11, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 31, 42, 44.<br />

89 BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 144/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35, 38.<br />

90 BPatG, Beschl. v. 7.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 49/10, für Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 41.<br />

91 BPatG, Beschl. v. 26.1.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 167/10, u. a. für „Druckereierzeugnisse; Werbung; Unterhaltung“.<br />

92 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 21.12.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 182/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 35, 41<br />

– neue Gesundheit (Wort-/Bildzeichen).<br />

93 BPatG, Beschl. v. 17.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 144/10, für Waren der Kl. 25.<br />

66


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

93<br />

: Die grafische<br />

Gestaltung der<br />

werbeüblich anpreisenden<br />

Wortbestandteile<br />

sei<br />

weder besonders eigentümlich noch überraschend<br />

kreativ und unterscheide sich insbesondere von den<br />

aufwändigen und einfallsreichen Tatoo-Marken der<br />

Hardy-Life LLC. Eine Anbringung in herkunftshinweisender<br />

Form liege nicht vor. 94<br />

9. Bildmarken<br />

Schutzfähig<br />

95<br />

: Für Druckereierzeugnisse<br />

und Zeichnungen<br />

auf den Gebieten<br />

der Architektur<br />

und des Bauingenieurswesens<br />

sei die<br />

deutlich erkennbare<br />

grafische Darstellung eines Bibers nicht unmittelbar<br />

beschreibend. Außer Betracht zu bleiben habe, dass<br />

der Familienname des Anmelders phonetisch dem Gegenstand<br />

der Abbildung entspreche. Der Disclaimer<br />

„alle … Waren … nur für Publikationen auf dem Gebiet<br />

der Architektur und des Bauingenieurwesens“ sei zulässig,<br />

weil der Produktbereich positiv formuliert sei.<br />

96<br />

: Als schutzfähig sah der 27. Senat die sechs zweidimensionalen<br />

für „Schuhwaren“ beanspruchten Bildzeichen<br />

an. Diese gäben nicht nur schmückende<br />

Details von Schuhen wieder. Deren grafische Ausgestaltung<br />

verfüge vielmehr über begriffliche Inhalte,<br />

nämlich die römischen Ziffern „XI“, „IX“, „V“, „X“, die<br />

Kombination aus „I“, „X“ u. „I“ oder den Buchstaben<br />

N, wobei eine markenmäßige Verwendung im Sinne<br />

der – eingangs erwähnten – BGH-Rechtsprechung zu<br />

„Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“ unterstellt<br />

werde.<br />

Nicht schutzfähig<br />

Die Verbindung der beiden glatt<br />

beschreibenden Symbole für<br />

Medizin und Recht in der vorliegenden<br />

piktogrammartigen<br />

Form 97 schaffe keine durch weitere<br />

Verfremdung neue eigentümliche<br />

Gestaltung, vielmehr<br />

blieben beide Symbole in ihrer<br />

Bedeutung erkennbar und bildeten<br />

keine neue fantasievolle Einheit.<br />

Die Abbildung 98 beschränke sich auf die Sachaussage,<br />

dass es sich bei den betreffenden Lebensmitteln<br />

um heimische Milch- bzw.<br />

Rindfleischprodukte handele,<br />

was nicht für Kakaobohnen<br />

und -pulver gelte,<br />

so dass das Zeichen insoweit<br />

schutzfähig sei. Die<br />

konkrete Tierdarstellung<br />

unterscheide sich von einer<br />

naturalistischen Wiedergabe<br />

nur durch die gestreifte<br />

Farbgebung, die vom Publikum als die Farben<br />

der Bundesrepublik Deutschland und damit als geografischer<br />

Herkunftshinweis gesehen würden.<br />

94 Vgl. BGH GRUR 2010, 825, Rn. 22 – Marlene Dietrich Bildnis II.<br />

95 BPatG, Beschl. v. 1.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 18/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 16, 36, 42.<br />

96 B PatG, Beschl. v. 11.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 278/09 sowie 279/09 bis 283/09, jeweils vom 1.2.<strong>2011</strong> für „Schuhwaren“.<br />

97 B PatG, Beschl. v. 24.2.1011 – 30 W (pat) 47/10, u. a. für „Vorträge, Seminare und Praktika eines Rechtsmediziners, eines forensischen<br />

Psychiaters, auch zum Medizinrecht, ärztlichen Standesrecht und zu medizinethischen Fragen“.<br />

98 B PatG, Beschl. v. 26.10.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 544/10, nicht schutzfähig für zahlreiche Waren der Kl. 29, 30, 32, schutzfähig für „Kakao“.<br />

67


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

10. Geografische Herkunftsangaben nach<br />

der Verordnung (EG) Nr. 520/2006 des<br />

Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von<br />

geografischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />

für Agrarerzeugnisse und<br />

Lebensmittel<br />

„Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter und<br />

Obazter“ 99 : Der Antrag eines Herstellers von Obazdem<br />

aus Baden-Württemberg auf Zurückweisung des Eintragungsantrags<br />

einer Schutzgemeinschaft hatte Erfolg.<br />

Die Bezeichnungen seien keine Gattungsbezeichnungen<br />

im Sinne des Art. 3 Abs. 1 der VO (EG) 510/2006,<br />

sondern bezeichneten ein Lebensmittel, bei dem sich<br />

das Ansehen aus dem geografischen Ursprung ergebe<br />

und das in einem abgegrenzten geografischen Gebiet<br />

hergestellt werde. Eine Produktion außerhalb Bayerns<br />

im größeren Umfang sei nicht nachgewiesen. Das<br />

DPMA müsse u. a. prüfen, ob bei der heute auch üblichen<br />

industriellen Herstellung das Verbot von Konservierungsstoffen<br />

eine sachgerechte Beschränkung sei.<br />

Die Sache wurde daher zurückverwiesen.<br />

Die Markenabteilung des DPMA hatte den Antrag auf<br />

Eintragung von „Hiffenmark“ und „Fränkisches Hiffenmark“<br />

100 , das dialekt-fränkische Wort für „Hagenbuttenkonfitüre“,<br />

als geografische Angabe in das von<br />

der Kommission geführte Verzeichnis als unzulässig<br />

verworfen, weil die Beschwerdeführerin nur Einzelherstellerin,<br />

keine Vereinigung und mangels Nachweises<br />

eines abgrenzbaren geografischen Gebietes dieser<br />

auch nicht gleichzustellen sei. Der 30. Senat hat die Sache<br />

an das DPMA zurückverwiesen, da das Vorbringen<br />

der Beschwerdeführerin, das Erzeugnis „(Fränkisches)<br />

Hiffenmark“ verfüge über einen „guten Ruf“ und Ansehen,<br />

nicht gewürdigt worden sei. Auch das Ansehen<br />

könne eine herkunftsbezogene Eigenschaft begründen,<br />

was vorliegend durch die Stellungnahmen mehrerer<br />

Verbände und Behörden nachgewiesen sei.<br />

„Schwarzwälder Schinken“ 101 : Der Schutzverband<br />

der Schwarzwälder Schinkenhersteller hatte beantragt,<br />

die Benutzungsbedingungen der geschützten<br />

geografischen Angabe dahingehend zu ändern, dass<br />

Schwarzwälder Schinken im Schwarzwald geschnitten<br />

und verpackt werden müsse. Hiergegen hatte u. a.<br />

ein Fleischverarbeitungsbetrieb Beschwerde erhoben,<br />

der seinen im Schwarzwald produzierten Schinken in<br />

Norddeutschland schneide und verpacke. Der 30. Senat<br />

entschied, dass die Echtheit von geschnittenem<br />

und verpacktem Schwarzwälder Schinken nur dann<br />

hinreichend gewährleistet sei, wenn die genannten<br />

Verarbeitungsschritte im Schwarzwald durchgeführt<br />

würden und dies vor Ort kontrolliert werden könne.<br />

11. Sonstiges<br />

Die nachfolgenden Entscheidungen betreffen § 8 Abs. 2<br />

Nr. 5 MarkenG:<br />

102<br />

: Die Beschwerde war erfolglos,<br />

da das angemeldete<br />

Zeichen gegen § 8 Abs. 2 Nr. 5<br />

MarkenG verstoße. Die Buchstabenfolge<br />

sei als Abkürzung<br />

für „reconquista“ auch<br />

in Deutschland bekannt für<br />

die Rückeroberung der von<br />

Muslimen beherrschten Iberischen Halbinsel durch<br />

die Christen. „RCQT“ stehe im heutigen Sprachgebrauch<br />

für islamfeindliche Botschaften. Auch die Grafik<br />

wirke fremdenfeindlich und militant.<br />

99 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 9/10, für „Käsezubereitung“.<br />

100 BPatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 76/09, für „Konfitüre“.<br />

101 BPatG, Beschl. v. 13.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 33/09, für „Fleischerzeugnisse“.<br />

102 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 554/10, für Waren der Kl. 18, 24, 25.<br />

68


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Als mit § 8 Abs. 2 Nr. 5 MarkenG vereinbar wurde das angemeldete<br />

Wortzeichen „Berliner Reichstagsbrand“ 103<br />

angesehen: Der Durchschnittsverbraucher werde das<br />

Ereignis zwar mit dem Ende der Weimarer Republik<br />

und dem Übergang zur Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />

in Verbindung bringen. Aber im Zusammenhang<br />

mit Spirituosen werde das Publikum<br />

mit dem Wort „Brand“ – dem klanglichen Doppelsinn<br />

entsprechend – ein gebranntes alkoholisches Getränk<br />

wie Branntwein verbinden. Eine politisch unerträgliche<br />

und deshalb sittlich anstößige Verhöhnung der<br />

Opfer des Nationalsozialismus sei nicht gegeben.<br />

FICKEN 104 : Aufgrund der fortschreitenden Liberalisierung<br />

liege kein unerträglicher Verstoß gegen das sittliche<br />

Empfinden der Allgemeinheit vor. Die derbe Bezeichnung<br />

für den Vollzug des Geschlechtsverkehrs sei<br />

in ihrem Aussagegehalt geschlechtsneutral und damit<br />

nicht einseitig herabsetzend. 105 Dem der Vulgärsprache<br />

entstammenden Wort bedienten sich verschiedene<br />

gesellschaftliche Schichten und Altersklassen, wie<br />

z. B. Titel von Bühnenstücken, Filmen und Büchern. 106<br />

Zudem könne es sich im betroffenen Modebereich<br />

auch um einen Nachnamen handeln (67 deutsche Telefonbucheinträge),<br />

der als Einnähetikett markenmäßig<br />

verwendet werde.<br />

Anderer Ansicht war der 27. Senat hinsichtlich des<br />

Zeichens „Ready to Faak!“ 107 Obwohl das Wort “Fuck”<br />

durchgestrichen sei, bleibe<br />

es lesbar und erfahre gerade<br />

deswegen Aufmerksamkeit.<br />

Der vulgäre Ausdruck<br />

„Fuck“ für die Ausübung von<br />

Geschlechtsverkehr in Verbindung<br />

mit „ready to“ (bereit<br />

für) errege sittlichen Anstoß. Daran ändere auch<br />

dessen zahlreiche Verwendung in Filmen, in der Literatur<br />

und in den Medien nichts. Die Verwendung von<br />

Vulgärsprache habe nichts mit Liberalisierung zu tun,<br />

zumal in der Erziehung auf deren Vermeidung hingewirkt<br />

werde. Die Anlehnung an die farbliche Gestaltung<br />

einer bekannten Motorradmarke reiche nicht<br />

aus, einen Bezug zum Motorradtreffen am Faaker See<br />

herzustellen.<br />

III. Löschungsverfahren<br />

1. Wegen Bösgläubigkeit nach § 50 Abs. 1<br />

i. V. m. § 8 Abs. 2 Nr. 10 MarkenG<br />

Bejahung von Bösgläubigkeit<br />

Die Rechtsprechung des BPatG erfuhr keine Änderungen.<br />

108<br />

Nach Ansicht des 28. Senats<br />

handelte die Inhaberin der<br />

u. a. für Fleisch- und Wurstwaren<br />

2006 angemeldeten und seit 2007 registrierten<br />

Bildmarke 109 bösgläubig, weil sie seit 2004 von der Benutzung<br />

für eine Salami durch ihre österreichischen<br />

Konkurrentinnen im Inland gewusst habe. Da es sich<br />

um ein spezifisches Marktsegment mit vergleichsweise<br />

wenigen Anbietern handele, könne auch deren<br />

Kenntnis vom Umfang dieser Benutzung unterstellt<br />

werden. Eine Förderung der eigenen Marktposition, die<br />

den Eingriff in den schutzwürdigen Besitzstand ihrer<br />

Mitbewerberinnen gerechtfertigt hätte, sei zu verneinen,<br />

weil sie eine Benutzung ihrer Marke nicht belegt<br />

und unmittelbar nach Erlangung des Markenschutzes<br />

mit einer Berechtigungsanfrage und Abmahnungen<br />

103 BPatG, Beschl. v. 14.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 502/11, für „Spirituosen“.<br />

104 BPatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 116/10, für Waren der Kl. 25, 32, 33.<br />

105 anders hierzu BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 8/11 – Schlumpfwichse. Die Marke verletze aufgrund der Wortkombination<br />

eines derben Ausdrucks für Ejakulat und einer bei Kindern beliebten Comicfigur sowie als Aufforderung zum Spermatrinken im<br />

übertragenen Sinn das Sittlichkeitsgefühl eines erheblichen, zu respektierenden Personenkreises. Mit ähnlicher Argumentation<br />

vgl. BPatG, Beschlüsse v. 9.2.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 31/10 – ARSCHLECKEN24 und 36/10 – Wort-/Bildzeichen mit gleichem Wortlaut.<br />

106 So auch: BPatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 44/10 – Wort-/Bildzeichen „FICKEN Liquors“, für Waren der Kl. 25, 32, 33.<br />

107 B PatG, Beschl. v. 20.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 138/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 25, 41. Die zugelassene Rechtsbeschwerde<br />

zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung bei sexuell anzüglichen Wörtern wurde eingelegt: Aktenzeichen I ZB 89/11.<br />

108 Zu den Grundsätzen vgl. Grabrucker, Mitt 2008, 532 ff.<br />

109 B PatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 40/10. Die in kyrillischen Buchstaben geschriebene Bezeichnung wird in lateinischer Schreibweise<br />

mit „Berjozka“ wiedergegeben, was im Russischen „Birke“ heißt.<br />

69


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

gegen diese vorgegangen sei. Die Löschungsentscheidung<br />

des DPMA wurde daher bestätigt.<br />

Für die in Klasse 33 eingetragenen „alkoholischen Getränke<br />

(ausgenommen Biere), insbesondere Weine,<br />

Schaumweine, Sekte, weinhaltige Getränke“ stellte<br />

der 26. Senat bei der Inhaberin der Wortmarke<br />

„Marsecco“ 110 Bösgläubigkeit fest. Der schutzwürdige<br />

Besitzstand des Antragstellers ergebe sich aus dem<br />

seit 2005 getätigten Absatz von mit „MARSECCO“<br />

etikettierten Schaumweinflaschen sowie aus dessen<br />

Präsenz in mehreren Online-Verkaufsportalen. Davon<br />

habe die Markeninhaberin u. a. als langjährige Kundin<br />

Kenntnis gehabt. Zudem habe sie die Marke sofort an<br />

den früheren Vertriebspartner des Antragstellers lizenziert,<br />

der inzwischen als dessen Konkurrent Schaumweine<br />

unter der Marke anbiete. Die übrigen Waren 111<br />

lägen weder im engen Ähnlichkeitsbereich, noch sei<br />

insoweit ein schutzwürdiger Besitzstand des Antragstellers<br />

behauptet worden.<br />

Verneinung von Bösgläubigkeit<br />

Die Frage, ob die Anmeldung der u. a. für Kraftfahrzeuge<br />

eingetragenen Wortmarke „Simca“ 112 bösgläubig<br />

sei, wenn die für die Antragstellerin international<br />

und in Frankreich eingetragene Marke „SIMCA“ auch<br />

im Ausland schon lange vor der Anmeldung des angegriffenen<br />

Zeichens nicht mehr benutzt worden sei,<br />

verneinte der 28. Senat in Übereinstimmung mit dem<br />

DPMA. Die „Wiederbelebung“ einer ehemals verwendeten<br />

Bezeichnung könne nicht als rechtsmissbräuchlich<br />

angesehen werden, weil das Markenrecht keine<br />

eigenständige schöpferische Leistung verlange.<br />

In dem Verfahren gegen die Wort-/Bildmarke<br />

„Pit LANE24“ 113 hob der 29. Senat die Löschungsentscheidung<br />

des DPMA auf, weil deren Anmeldung nicht<br />

mit hinreichender Sicherheit als bösgläubig eingestuft<br />

werden könne. Mangels geschäftlicher Betätigung<br />

der von den Geschäftsführern der Markeninhaberin<br />

mit dem Antragsteller gegründeten<br />

PitLANE-Unternehmen<br />

habe kein schutzwürdiger Besitzstand<br />

entstehen können.<br />

Aus der Anmeldung der Marke<br />

ohne vorherige Absprache mit den Mitgesellschaftern<br />

der PitLANE-Unternehmen könne noch nicht auf eine<br />

Behinderungsabsicht geschlossen werden. Denn aufgrund<br />

des ursprünglich gemeinsamen Interesses der<br />

Parteien an der Verwirklichung der vom Antragsteller<br />

entwickelten Geschäftsidee und der bevorstehenden<br />

Internetpräsenz von „PitLANE24.de“ Anfang April 2007<br />

habe ein tatsächliches und dringendes Bedürfnis für<br />

die Markenanmeldung am 2. April 2007 bestanden,<br />

welche die PitLANE-Unternehmen mangels finanzieller<br />

Ausstattung nicht selbst hätten vornehmen können.<br />

Hinzu komme die tatsächliche Benutzung der<br />

Marke durch ein PitLANE-Unternehmen ab April 2007<br />

mit Billigung der Markeninhaberin.<br />

Nach Ansicht des 27. Senats<br />

lag bei der Wort-/Bildmarke<br />

„LIMES LOGISTIK“ 114 keine bösgläubige<br />

Markenanmeldung vor, so dass die Beschwerde<br />

des Markeninhabers Erfolg hatte. Typische Gründungsaktivitäten<br />

vor der Anmeldung am 21. März 2005,<br />

wie die Beschaffung von Domainnamen, Bestellung<br />

von Visitenkarten, Briefbögen etc. sowie die Verschickung<br />

eines Rundbriefes, könnten keinen schutzwürdigen<br />

Besitzstand der Antragstellerin begründen. Keinem<br />

der beiden Wettbewerber auf dem Gebiet der Logistikdienstleistungen<br />

für die Durchführung von Veranstaltungen<br />

habe vor der Anmeldung ein nachweisbar eigenständiges<br />

Recht an der Bezeichnung zugestanden.<br />

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Markeninhaber,<br />

der seit 1996 im Logistikbereich tätig gewesen<br />

und dessen Wettbewerbsverbot Ende 2005 ausgelaufen<br />

sei, die Streitmarke tatsächlich für seine eigene<br />

geschäftliche Betätigung habe nutzen wollen.<br />

110 BPatG, Beschl. v. 27.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 59/10.<br />

111 Der Kl. 3, 5, 21: u. a. „Mittel zur Körper- u. Schönheitspflege; pharmazeutische Erzeugnisse; Glaswaren“.<br />

112 BPatG, Beschl. v. 12.4.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 13/10.<br />

113 BPatG, Beschl. v. 20.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 95/10 für Dienstleistungen der Kl. 35, 38, 41, 42.<br />

114 BPatG, Beschl. v. 19.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 164/10 für Waren und Dienstleistungen der Kl. 6, 19, 35, 37, 39, 41, 43, 44.<br />

70


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Der 29. Senat verneinte in Übereinstimmung mit dem<br />

DPMA die Löschung der u. a. für feine Back- und Konditorwaren<br />

registrierten Wortmarke „Kaupmann“ 115 wegen<br />

Bösgläubigkeit. Es fehle schon an einem schutzwürdigen<br />

Besitzstand der Antragstellerin, weil sie die<br />

Bezeichnung nur für den Betrieb einer Großbäckerei<br />

in Bielefeld benutzt habe und zum Anmeldezeitpunkt<br />

keine Ausdehnungstendenzen ersichtlich gewesen<br />

seien. Da das Recht zur Führung des Namens „Bäckerei<br />

Kaupmann“ laut Kaufvertrag ohne die schriftliche<br />

Zustimmung des Markeninhabers nicht auf die Antragstellerin<br />

habe übergehen sollen, sei dieser im guten<br />

Glauben gewesen, ihm stehe auch nach der Veräußerung<br />

wesentlicher Betriebsteile seines früheren<br />

Unternehmens mangels Zustimmung das Recht an<br />

der Bezeichnung zu. Er sei überfordert gewesen, die<br />

verschiedenen rechtlichen Ebenen (Firma, Unternehmenskennzeichen,<br />

Marke) auseinander zu halten, und<br />

daher einem Rechtsirrtum unterlegen, der eine Behinderungsabsicht<br />

ausschließe.<br />

Bösgläubigkeit wurde auch im Löschungsverfahren<br />

betreffend die am 7. Juni 2005 angemeldete Wortmarke<br />

„Entertainer.de“ 116 verneint. Durch die im<br />

Jahre 2002 erfolgte Eintragung der Internet-Domain<br />

„entertainer.de“ bei der zentralen Registrierungsstelle<br />

DENIC e. G. habe der Antragsteller nur ein Nutzungsrecht,<br />

aber kein dinglich wirkendes Kennzeichenrecht<br />

erworben. Ob das Parken auf der Domain-Parking-<br />

Plattform des Unternehmens Sedo eine markenmäßige<br />

Verwendung des Domainnamens darstelle,<br />

könne dahingestellt bleiben. Der Antragsteller habe<br />

diese Nutzungsform erst mehr als ein halbes Jahr<br />

nach der Markenanmeldung aufgenommen. Gegen<br />

eine Behinderungsabsicht spreche, dass die Markeninhaberin<br />

als größter deutscher Fachverlag der Entertainment-Branche<br />

mit registrierten acht Domains<br />

ihre aus acht Marken mit dem Bestandteil „entertainer“<br />

bestehende Markenfamilie habe fortschreiben<br />

wollen. Zusätzlich seien die Verhandlungen über den<br />

Erwerb bzw. die Anmietung der identisch lautenden<br />

Internet-Domain des Antragstellers durch die Markeninhaberin<br />

zum Anmeldezeitpunkt noch nicht<br />

endgültig abgeschlossen gewesen.<br />

Der 27. Senat hielt es nicht für bösgläubig, dass der<br />

Inhaber die Wortmarke „BEFA“ 117 am 9. Januar 2007<br />

für dieselben Dienstleistungen anmeldete, die auch<br />

die Antragstellerin anbot, nämlich Beratung, Planung<br />

und Vorführung von Schweiß-, Schneid- und Gasversorgungsanlagen.<br />

Da er am 29. Dezember 2006<br />

ein Unternehmen erworben habe, das selbst einen<br />

schutzwürdigen Besitzstand an dem Unternehmenskennzeichen<br />

„BEFA“ erlangt habe, habe er mit der<br />

Markenanmeldung in erster Linie den eigenen Besitzstand<br />

sichern wollen. Die kennzeichenrechtliche<br />

Gleichgewichtslage der Beteiligten sei nicht zum<br />

Nachteil der Antragstellerin verändert worden, nachdem<br />

eine gleichlautende andere Wortmarke bereits<br />

2004 von einer der vier namensgleichen Konkurrenten<br />

angemeldet worden sei.<br />

2. Wegen absoluter Schutzhindernisse<br />

nach §§ 50 Abs. 1, 2 i. V. m. 8 Abs. 2 Nr. 1 – 9,<br />

54 MarkenG<br />

Gelöscht wurden<br />

„Querdenker“ 118 : Ein Querdenker sei eine Person, die<br />

Problemstellungen mit innovativen, unorthodoxen<br />

und themenübergreifenden Gedanken fernab der<br />

eingefahrenen Muster zu lösen imstande sei. Da die<br />

Marke sich in einer Sachaussage über den Inhalt der<br />

Druckereierzeugnisse sowie die Art und Weise der<br />

Werbe- bzw. Beratungsdienstleistungen erschöpfe,<br />

könnten auch naheliegende markenmäßige Verwendungsmöglichkeiten<br />

ihr nicht zur Schutzfähigkeit verhelfen.<br />

119<br />

115 B PatG, Beschl. v. 8.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 30/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 30, 35, 42. Die Rechtsbeschwerde wurde<br />

zugelassen zur Klärung der Voraussetzungen, wann ein – nicht widerlegbarer – Rechtsirrtum die Bösgläubigkeit ausschließt.<br />

Sie wurde nicht eingelegt.<br />

116 BPatG, Beschl. v. 26.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 169/10, für Waren der Kl. 9, 16.<br />

117 BPatG, Beschl. v. 5.9.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 72/10, für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 6, 9, 16, 37, 40, 41, 42.<br />

118 B PatG, Beschl. v. 9.2.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 208/10, löschungsreif für „Druckereierzeugnisse; Werbung, Unternehmensberatung,<br />

Marketingberatung; Seminare, Ausbildungs- und Fortbildungsberatung“.<br />

119 Vgl. die eingangs erwähnte BGH-Rechtsprechung zu „Marlene-Dietrich-Bildnis II“ und „TOOOR!“.<br />

71


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

„18 +“ 120 : weise darauf hin, dass die Waren und Dienstleistungen<br />

für die Altersgruppe der „über 18-Jährigen“<br />

bestimmt oder geeignet seien, oder dass deren Erwerb<br />

bzw. Inanspruchnahme an die Volljährigkeit der Konsumenten<br />

geknüpft sei. Die Kombination einer Zahl<br />

mit „Plus“ oder „+“ zur Beschreibung einer Altersgruppe<br />

werde in den verschiedensten Bereichen bereits benutzt<br />

(50plus; 30 Plus; 40 Plus).<br />

„Kaleido“ 121 : werde für die vom eingetragenen Warenoberbegriff<br />

„Spielzeug“ umfassten „Kaleidoskope“<br />

nur als eine verkürzte Beschreibung der Ware selbst<br />

verstanden. Nach den linguistischen Erkenntnissen<br />

der sog. Assoziations- oder Prototypentheorie würden<br />

lückenhafte Wörter in allgemein verständlicher Weise<br />

ergänzt.<br />

„EXPAT“ 122 als Kurzform des englischen Wortes „expatriate“<br />

(„Ausgebürgerter, im Exil Lebender“) habe<br />

sich zu einem Fachbegriff für ins Ausland entsandte<br />

Arbeitskräfte entwickelt, so dass die Marke nur die Bestimmung<br />

und Eignung der Dienstleistungen angebe,<br />

auch wenn nur ein kleiner Teil des Gesamtverkehrs den<br />

Fachbegriff kenne.<br />

Der griechische Begriff „Meso“ 123 bedeute „in der Mitte“<br />

und sei bereits zum Eintragungszeitpunkt 2007<br />

für Geräte und Apparate eine gängige physikalische<br />

Angabe für mittlere Leitungsstärke gewesen. Ferner<br />

werde er als Abkürzung für Mesotherapie, eine in der<br />

Schönheits- und Kosmetikbranche bekannte Behandlungsmethode,<br />

verwendet, auf die sich die in diesem<br />

Bereich angesiedelten Waren und Dienstleistungen<br />

beziehen könnten.<br />

„escapulario.com“ 124 : Escapulario sei ein als Glücksbringer<br />

fungierendes Andachtsbändchen für die Hand<br />

oder den Hals, das aus zwei an einer Schnur befestigten,<br />

medaillonförmigen Heiligenbildern bestehe. Es sei<br />

im Schmuckbereich eine Gattungsbezeichnung, während<br />

die Top-Level-Domain keine eigenständige Bedeutung<br />

habe. Der Disclaimer „alle ausgenommen zwei an<br />

einer Schnur befestigte, medaillonförmige Heiligenbilder“<br />

sei aus Gründen der Rechtssicherheit 125 seit der<br />

Postkantoor-Entscheidung des EuGH 126 unzulässig.<br />

Mit „Löss“ 127 werde eine sehr fruchtbare, gut durchlüftete<br />

und leicht zu bearbeitende Bodenart bezeichnet,<br />

die sich auch in den Weinanbaugebieten Rheinhessens,<br />

der Pfalz und des Rheingaus finde und auf den<br />

Geschmack eines Weins auswirke. Als wichtige Angabe<br />

über die geologische Herkunft handele es sich daher<br />

um ein sonstiges Merkmal für die vom eingetragenen<br />

Warenoberbegriff „Alkoholische Getränke (ausgenommen<br />

Biere)“ mitumfassten Weine.<br />

„has Antep“ 128 : „has“ bedeute „eigentümlich, echt,<br />

rein“. „Antep“ sei die Kurzfassung der türkischen Provinz<br />

„Gaziantep“, die kulinarische Spezialitäten hervorbringe,<br />

so dass nur auf die geografische Herkunft<br />

der Waren hingewiesen werde. Diese beschreibende<br />

Bedeutung sei im Hinblick auf den Im- und Export<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Türkei auch<br />

für den inländischen Verbraucher erkennbar.<br />

120 B PatG, Beschl. v. 18.8.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 10/11, löschungsreif u. a. für „Datenträger aller Art ...; Computer und Computersoftware<br />

und -hardware ...; Telekommunikation ...; pharmazeutische Erzeugnisse ...; belichtete Filme ..., Tonfilme, ... CDs, ...;<br />

Druckschriften ...; Filmverleih ...; Sexualhilfsmittel ...; ... Schmuckwaren; Bekleidungsstücke ...“.<br />

121 B PatG, Beschl. v. 21.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 40/09. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zur grundsätzlichen Frage der Einbeziehbarkeit<br />

linguistischer Erkenntnisse in die Sachverhaltsermittlung wurde eingelegt: I ZB 72/11.<br />

122 B PatG, Beschl. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 42/09, löschungsreif für „Versicherungs-, Finanzwesen; Rechts- und Steuerberatung.“<br />

123 B PatG, Beschl. v. 31.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 73/10 i. V. m. ergänzendem Beschl. v. 27.9.<strong>2011</strong>, löschungsreif für Einrichtungen für Kosmetikinstitute,<br />

nämlich Kosmetikkabinen; Massage- und Behandlungsliegen, Massage- und Behandlungsstühle, Rolltische; kosmetische<br />

Geräte und Apparate, insbesondere handbetätigte Porations-, Iontophorese-, Sono-, Dermabrasions- und Massagegeräte/-apparate,<br />

soweit nicht in anderen Klassen enthalten; Veranstaltung von Schulungen ...; Gesundheits- und Schönheitspflege ...“.<br />

124 B PatG, Beschl. v. 26.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 35/10, löschungsreif u. a. für „Edelmetalle; Juwelierwaren, Schmuckwaren, Edelsteine;<br />

Schmuck aus Leder und/oder Stein, Lederbändchen; alle ausgenommen zwei an einer Schnur befestigte, medaillonförmige<br />

Heiligenbilder“.<br />

125 Vgl. EuGH GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 f. – Postkantoor.<br />

126 GRUR 2004, 674, 679 Rdnr. 114 – 117; inzwischen gefestigte Rechtsprechung des BPatG.<br />

127 BPatG, Beschl. v. 3.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 164/09, löschungsreif für Kl. 33.<br />

128 B PatG, Beschl. v. 14.11.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 138/10, löschungsreif für Waren der Kl. 29, 30, vorwiegend Obst, Gemüse, Wurstwaren<br />

und Gewürze.<br />

72


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

„D A K I N I“ 129 : (sanskrit: Himmelstänzerin) sei ein<br />

weibliches (erleuchtetes) engels- oder gottgleiches<br />

Wesen, dem als transzendenter (buddhistischer) Figur<br />

in religiöser Theorie und Praxis Respekt oder Wertschätzung<br />

entgegengebracht werde. Eine Kommerzialisierung<br />

werde von den praktizierenden Buddhisten<br />

in Deutschland als anstößig empfunden (§ 8 Abs. 2<br />

Nr. 5 MarkenG). Die Leerzeichen zwischen den Buchstaben<br />

würden nicht bemerkt.<br />

130<br />

: stimme mit den Kernelementen<br />

der heraldischen Beschreibung<br />

der Europaratsflagge überein („Auf<br />

blauem Grund Kranz von 12 fünfzackigen<br />

Sternen, deren Spitzen sich<br />

nicht berühren.“) und weise als<br />

unberechtigte heraldische Nachahmung<br />

(§ 8 Abs. 2 Nr. 8, Abs. 4 MarkenG)<br />

auf ein europäisches Pfandsystem oder auf einen<br />

europäischen Auftrag zum Lebensmitteltransport<br />

und somit auf eine Verbindung zur EU hin.<br />

131<br />

: Auch hier liege eine verbotene<br />

Nachahmung vor. Der 13. Stern stelle<br />

nur eine geringfügige Abweichung<br />

von den heraldischen Kernelementen<br />

der Europaratsflagge dar, die<br />

zudem keine bestimmte Form für<br />

die Grundfläche vorgäben. Die Waren<br />

und Dienstleistungen „Koch- und Kühlgeräte;<br />

Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung<br />

von Gästen“ hätten Bezug zu Tätigkeitsbereichen der<br />

EU im Bereich der Geräte- und Lebensmittelsicherheit<br />

sowie auf dem Gebiet umweltorientierter Beherbergungsbetriebe.<br />

Die Elemente „EURO“ und die stilisierte<br />

Abbildung Europas verstärkten den Eindruck einer<br />

entsprechenden Verbindung.<br />

Nicht gelöscht wurden<br />

„ORDU-Döner“ 132 : Weder die türkische Stadt noch die<br />

Region „Ordu“ seien bislang im Zusammenhang mit<br />

der Produktion oder Herkunft von Lebensmitteln für<br />

den deutschen Markt in Erscheinung getreten. Da im<br />

Inland ein umfassendes Importverbot für Fleischprodukte<br />

aus der Türkei bestehe, müsse auch nicht mit einer<br />

Entwicklung zur geografischen Herkunftsangabe<br />

gerechnet werden.<br />

„BEAUTY WALKER“ 133 : Es könne nicht mit der für eine<br />

Löschung erforderlichen Sicherheit festgestellt werden,<br />

dass schon im Eintragungszeitpunkt Mai 2000<br />

unter einem „Walker“ ein „(Lauf)Schuh, Treter“ und<br />

damit die Ware selbst im Sinne von „schönen Schuhen<br />

für Wanderer“ verstanden worden sei.<br />

134<br />

: Die Bildmarke sei in Bezug auf<br />

die registrierten Waren aus Metall,<br />

insbesondere Blechschilder<br />

und -postkarten, nicht schon deshalb<br />

löschungsreif, weil sie das<br />

früher in der DDR gebräuchliche<br />

sog. Fußgänger-Ampelmännchen<br />

wiedergebe, das seine rechtliche<br />

129 BPatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 50/10, löschungsreif für „Durchführung von Aroma-Massagen“.<br />

130 B PatG, Beschl. v. 11.8.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 62/10, löschungsreif für u. a. „Container nicht aus Metall, insbesondere für Lagerung<br />

u. Transport von Lebensmitteln; Reinigung, Instandhaltung, Instandsetzung von Containern; Transportwesen ...;<br />

Verpackung und Lagerung von Waren, insbesondere von Lebensmitteln und Lebensmittelresten in Containern“.<br />

131 BPatG, Beschl. v. 4.8.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 105/10.<br />

132 B PatG, Beschl. v. 22.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 132/10, u. a. für „Fleisch, Wurstwaren ... , Gerichte aus vorstehenden Waren; ... Verpflegung von<br />

Gästen ...“; so auch BPatG, Beschl. v. 22.6.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 133/10 – AKSARAY-Döner für identische Waren und Dienstleistungen.<br />

133 BPatG, Beschl. v. 5.7.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 67/10, für „Schuhwaren“.<br />

134 BPatG, Beschl. v. 4.8.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 29/11.<br />

73


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

Bedeutung als Verkehrszeichen mit der Wiedervereinigung<br />

verloren habe. Ferner seien Verwendungsformen<br />

denkbar und naheliegend, bei denen das Zeichen ausschließlich<br />

als Herkunftshinweis verstanden werde.<br />

„il Punto“ 135 : Es habe nicht belegt werden können, dass<br />

die mit „Der Treff(punkt)“ zu übersetzende italienische<br />

Wortfolge ein Synonym für eine Gaststättenbezeichnung<br />

sei.<br />

„BULLI“ 136 : Sei nicht als herstellerunabhängige Bezeichnung<br />

für „motorgetriebene Radfahrzeuge“ üblich<br />

geworden (§ 8 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG). Nur die von der<br />

Markeninhaberin, der VW AG, und damit von einem<br />

bestimmten Unternehmen hergestellten Kleintransporter<br />

würden „BULLI“ genannt.<br />

IV. Kollisionsverfahren<br />

1. Warenähnlichkeit<br />

„Pfeffi“ ./. „Pfeffi“ 137 : Zwischen den Vergleichswaren<br />

„Weißweinen, Rotweinen, Glühwein“ und „Bonbons,<br />

Pefferminzkomprimaten“ fehle es an einer relevanten<br />

Ähnlichkeit, da letztere nicht in Verbindung mit<br />

alkoholischen Getränken konsumiert würden. Dass<br />

es Zuckerwaren mit alkoholischer Füllung gebe, ändere<br />

nichts an der Andersartigkeit von Beschaffenheit<br />

und Verwendungszweck. Gleiche Vertriebswege<br />

aufgrund gleicher Verkaufsstätten spielten bei Massenprodukten<br />

des täglichen Bedarfs keine Rolle, ansonsten<br />

würde der Begriff der Warenähnlichkeit völlig<br />

unscharf.<br />

2. Rechtserhaltende Benutzung<br />

./. „SCORPIONS“ 138 : Bei Merchandise-<br />

Bekleidungswaren in der Musikbranche<br />

werde häufig mit deutlich<br />

sichtbaren Aufdrucken, z. B. dem Bandnamen<br />

als Werbe- und Imagebotschaft,<br />

im Brust- oder Rückenbereich<br />

von Oberbekleidung, wie z. B. T‐Shirts,<br />

auf die Herkunft der Ware hingewiesen.<br />

Konzertorte und -namen fasse das Publikum als<br />

austauschbare sachliche Hinweise auf. Der 33. Senat<br />

nahm eine Verwechslungsgefahr an, da die Wortelemente<br />

„BUDO´S FINEST“ beschreibend auf eine<br />

asiatische Kampfsportart und eine gute Qualität der<br />

Waren hinwiesen sowie optisch untergeordnet seien.<br />

Die Bilddarstellung eines Skorpions illustriere nur den<br />

Wortbegriff.<br />

./. „TOMTEC“ 139 : Die Benutzung einer<br />

Gemeinschaftsmarke in nur einem Mitgliedstaat (hier:<br />

Deutschland) reiche aus. Eine klangliche Ähnlichkeit<br />

sei gegeben, weil die Konsonantenabweichung (L/M)<br />

in der Wortmitte zu gering sei. 140<br />

3. Unmittelbare Verwechslungsgefahr<br />

Bejahung von Verwechslungsgefahr<br />

„46“ ./.<br />

141<br />

: Selbst bei geringem Schutzumfang<br />

bestehe eine Verwechslungsgefahr angesichts<br />

der Waren- und (klanglichen) Zeichenidentität. Um<br />

eine uferlose Ausdehnung des Ähnlichkeitsbereichs<br />

zwischen Waren und Dienstleistungen im Bereich der<br />

135 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 6/11, für „Werbung; Unterhaltung; Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung<br />

von Gästen“.<br />

136 BPatG, Beschl. v. 22.9.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 28/11.<br />

137 B PatG, Beschl. v. 14.7.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 51/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Weißweine, Rotweine, Glühwein“,<br />

die Widerspruchsmarke für „Bonbons, Pfefferminzkomprimate“.<br />

138 BPatG, Beschl. v. 23.8.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 526/10. Beide Marken sind u. a. jeweils für Waren der Kl. 25 eingetragen.<br />

139 B PatG, Beschl. v. 14.4.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 1/10. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Mikrobildmessgeräte“, die Widerspruchsmarke<br />

für „auf Datenträger gespeicherte Softwareprogramm“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde zu der Frage,<br />

ob die Benutzung einer Marke in einem Mitgliedstaat ausreiche, wurde nicht eingelegt.<br />

140 B PatG, Beschl. v. 20.10.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 4/10 – Epican ./. EPIGRAN. Eine ernsthafte Benutzung in der Gemeinschaft i. S. v. Art. 15<br />

GMV sei bei der Benutzung allein auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa<br />

gemessen am Bruttoinlandsprodukt, gegeben. Entscheidend sei allein, ob die in der Gemeinschaft erfolgte Benutzung<br />

insgesamt als ernsthaft einzustufen sei.<br />

141 B PatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 30/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren und Dienstleistungen<br />

der Kl. 25, 38, 42, die Widerspruchmarke für Waren der Kl. 9, 25.<br />

74


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Informationsvermittlung, Telekommunikation und des<br />

Internets zu vermeiden, sei zwischen Dienstleistungen<br />

auf technischem Gebiet und solchen inhaltlicher Art<br />

zu differenzieren.<br />

„TEFLEXAN“ ./. „TEFLON“ 142 : Selbst wenn die beiden<br />

Marken aufgrund der Mittelsilbe „(F)LEX“ in der jüngeren<br />

Marke über einen beachtlichen klanglichen und<br />

schriftbildlichen Unterschied verfügten, der aufgrund<br />

des Sinnanklangs an „flexibel“ und die damit verbundene<br />

Verlängerung der jüngeren Marke verstärkt<br />

werde, nähere sich die jüngere Marke gerade wegen<br />

des charakteristischen Wortanfangs „TEFL“ an, der<br />

Zweidrittel der Widerspruchsmarke ausmache. Die<br />

Buchstabenfolgen „TEF“ oder „TEFL“ seien auch keine<br />

Fachabkürzungen für „Tetrafluorethylen“.<br />

143<br />

„Knut“ ./.<br />

: Die klangliche Verwechslungsgefahr<br />

werde nicht durch auffällig verschiedene<br />

Sinngehalte der Vergleichswörter ausgeglichen. Weder<br />

„KNUT“ noch „KLUTH“ seien geeignet, einen inneren<br />

Zusammenhang zu Lebensmitteln des täglichen<br />

Bedarfs herzustellen. Die Bekanntheit von „KNUT“ beziehe<br />

sich auf den berühmten Eisbären und nicht auf<br />

die markenmäßige Kennzeichnung von Lebensmitteln.<br />

Zudem könne nur ein deutlich anderer Sinngehalt in<br />

der jüngeren Marke einer Verwechslungsgefahr<br />

entgegenwirken.<br />

./. „SOFTLAN“ 144 : Die Bezeichnungen „SOFT<br />

LINE“ und „SOFTLAN“ seien unabhängig<br />

von der Betonung klanglich hochgradig<br />

ähnlich. Einem kennzeichnungsschwachen<br />

– oder gar schutzunfähigen – Wortelement<br />

in der jüngeren Marke könne (anders als in der älteren<br />

Marke) eine prägende Stellung zugemessen werden,<br />

wenn gerade dieser Bestandteil – wie hier „SOFT<br />

LINE“ – durch die Gestaltung der Gesamtmarke kennzeichenmäßig<br />

herausgestellt werde.<br />

./. „Silhouette“ 145 : Der Gesamteindruck<br />

der angegriffenen<br />

Marke werde allein<br />

durch „SILHOUETTE“ geprägt,<br />

„PERFECT“ trete als werbeübliche Anpreisung<br />

in den Hintergrund. Die jüngere Marke sei auch keine<br />

begriffliche Einheit, weil die zwischen diesen beiden<br />

Wörtern angeordnete Grafik eine Trennung bewirke.<br />

146<br />

: Beide Marken<br />

enthielten<br />

eine stilisierte<br />

./.<br />

Abbildung eines<br />

Rinderkopfes,<br />

flankiert von<br />

den beiden Griffen eines geöffneten Klauenschneiders<br />

und zwei weiteren Werkzeugen zur Klauenpflege. Den<br />

Rahmen bilde jeweils eine Umrandung in Form eines<br />

Wappens, so dass beide Marken den Eindruck eines<br />

Zunftzeichens erweckten.<br />

Verneinung von Verwechslungsgefahr<br />

147<br />

: Es bestehe eine Originalitätsschwäche<br />

wegen einer Vielzahl<br />

./.<br />

eingetragener „M“-Marken auf<br />

dem betreffenden Dienstleistungsgebiet.<br />

Eine (schrift-) bildliche Ähnlichkeit sei<br />

wegen des verschiedenen bildlichen Gesamteindrucks<br />

142 BPatG, Beschl. v. 8.2.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 45/09, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 1.<br />

143 BPatG, Beschl. v. 10.5.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 143/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren der Kl. 29, 30.<br />

144 B PatG, Beschl. v. 22.3.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 47/10. Die IR-Marke erstrebt Schutz in Deutschland für Klasse 3, die Widerspruchsmarke<br />

ist eingetragen u. a. für „Waschmittel“. Die zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt.<br />

145 B PatG Beschl. v. 24.2.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 502/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 3, 5, die Widerspruchsmarke<br />

für „Parfümerien, kosmetische Mittel, ätherische Öle, Haarwaschmittel, Haarpflegemittel“.<br />

146 BPatG, Beschl. v. 3.3.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 105/09, u. a. jeweils für „Gesundheits- und Schönheitspflege für Tiere“.<br />

147 B PatG, Beschl. v. 2.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 504/10. Die angegriffene Marken ist eingetragen u. a. für „Durchführung von kulturellen und<br />

sportlichen Aktivitäten; Verpflegung und Beherbergung von Gästen“, die Widerspruchsmarke für Dienstleistungen der Kl. 41, 42.<br />

75


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

zu verneinen. Eine klangliche Verwechslungsgefahr<br />

scheide aus, weil das Publikum zur Benennung weitere<br />

Markenelemente bezeichnen werde, wie z. B. „weißes<br />

M auf rotem Grund“, selbst wenn es sich um gängige<br />

und eher bedeutungslose Zutaten oder Verzierungen<br />

handele.<br />

„Simon Weber“ ./. „WEBER“ 148 : Eine Prägung des Gesamteindrucks<br />

der angegriffenen Marke allein durch<br />

den Familiennamen „Weber“ sowie dessen selbstständig<br />

kennzeichnende Stellung seien zu verneinen, da<br />

„Weber“ ein in Deutschland – vor allem auch auf dem<br />

Weinsektor – äußerst häufig vorkommender Nachname<br />

sei, der erst durch einen Vornamen seine Individualisierung<br />

erlange.<br />

„ROCCO MILES“ ./. „MILES“ 149 : Gegen eine prägende<br />

oder selbstständig kollisionsbegründende Stellung von<br />

„MILES“ spreche, dass es sich nicht um einen typischen<br />

oder einprägsamen Namen handele. „Rocco“ genüge<br />

als Vorname nicht zur Identifizierung einer Person und<br />

sei auch nicht beschreibend. Selbst wenn das Publikum<br />

darin ein Unternehmenskennzeichen sähe, komme<br />

ihm zumindest eine mitkennzeichnende Stellung zu.<br />

„SANKT VITALIS“ ./. „VITALIS“ 150 : Die angegriffene<br />

Marke weise als einheitlicher Gesamtbegriff auf<br />

eine heilige Person oder einen fiktiven heiligen Ort<br />

hin. „Sankt“ ergebe als Namenszusatz erst in Ergänzung<br />

mit einem Personen- oder Ortsnamen einen<br />

Sinn. Da es sich zudem nicht um einen berühmten,<br />

der Allgemeinheit bekannten Heiligen handele, werde<br />

das vorangestellte Wort „Sankt“ nicht vernachlässigt.<br />

Zwei Bezeichnungsbeispiele mit „Sankt“<br />

im Warensegment nahrungsergänzender Produkte<br />

reichten nicht zum Nachweis einer Bezeichnungsgewohnheit<br />

aus.<br />

„SCHWEFAL“ ./. „SCHWEDOKAL“ 151 : Die Wortanfänge<br />

beider Zeichen würden aufgrund ihrer Anlehnung an<br />

den beschreibenden Begriff „Schwefel“ von den angesprochenen<br />

Verkehrskreisen trotz des Erfahrungssatzes,<br />

dass Wortanfängen stärkere Aufmerksamkeit<br />

zukomme, weniger beachtet. Auch die Endsilbe „al“,<br />

die als Lautfolge in zahlreichen chemischen Bezeichnungen<br />

bzw. Substanzen verwendet werde, sei kennzeichnungsschwach.<br />

Die Mittelsilbe „DO(K)“ trete im<br />

Gesamteindruck hinreichend deutlich hervor. Da es<br />

sich um Fantasiebegriffe handele, komme auch eine<br />

unterschiedliche Betonung in Betracht.<br />

„Panprazol“ ./. „PANTOZOL“ 152 : Es bestehe keine Verwechslungsgefahr,<br />

weil der Schutzumfang der Widerspruchsmarke<br />

„PANTOZOL“ wegen der deutlich<br />

erkennbaren Annäherung an die einschlägige Wirkstoffangabe<br />

„Pantoprazol“ eingeschränkt sei und<br />

sich die jüngere Marke „Panprazol“ ebenfalls an diese<br />

Wirkstoffbezeichnung annähere. Abweichend von<br />

der BGH-Rechtsprechung zu HEITEC 153 werde der eingeschränkte<br />

Schutzumfang durch beiderseitige Annäherung<br />

an eine Sachangabe nicht relativiert oder<br />

erweitert. 154<br />

148 B PatG, Beschl. v. 30.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 87/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Waren der Kl. 33, die Widerspruchsmarke<br />

für „Weine“.<br />

149 B PaG, Beschl. v. 25.1.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 533/10, jeweils eingetragen u. a. für Waren der Kl. 18, 25. Der 27. Senat hat die Rechtsbeschwerde<br />

zu der Frage zugelassen, inwieweit bei einem aus Vor- und Nachnamen erkannten jüngeren Zeichen der übereinstimmende<br />

Bestandteil der Widerspruchsmarke, der in Alleinstellung nicht unmittelbar als Nachname verstanden werde, in einem zusammengesetzten<br />

Zeichen eine selbständig kennzeichnende und damit kollisionsbegründende Stellung besitze. Sie wurde jedoch<br />

nicht eingelegt.<br />

150 B PatG, Beschl. v. 19.10.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 523/10, jeweils eingetragen für Waren der Kl. 3, 5; vgl. BPatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 30 W (pat)<br />

5/10 – vitalis APOTHEKE IM ELSTER FORUM (Wort-/Bildzeichen) ./.VITALIS. Dort wurde teilweise Verwechslungsgefahr angenommen,<br />

weil der glatt beschreibende Zusatz, der auch räumlich und größenmäßig deutlich untergeordnet sei, in der angegriffenen<br />

Marke zurücktrete.<br />

151 BPatG, Beschl. v. 12.4.<strong>2011</strong> – 33 W (pat) 57/10, u. a. jeweils eingetragen für Waren und Dienstleistungen der Kl. 1, 44.<br />

152 B PatG, Beschl. v. 17.3.<strong>2011</strong> – 25 W (pat) 516/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Verschreibungspflichtige Arzneimittel<br />

zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen mit dem Wirkstoff Pantoprazol“, die Widerspruchsmarke für „Magen-Darm-<br />

Therapeutika für humanmedizinische Zwecke“.<br />

153 GRUR 2008, 803 Rdnr. 22 – HEITEC.<br />

154 Die zugelassene Rechtsbeschwerde wegen der Abweichung von der Rechtsprechung des BGH ist nicht eingelegt worden.<br />

76


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

„Bunte Zeit“ ./. „BUNTE“ 155 : Das Adjektiv „Bunte“ verbinde<br />

sich mit dem nachfolgenden Nomen „Zeit“ zu<br />

einem ohne Weiteres erkennbaren Gesamtbegriff.<br />

./. „Die grüne Post.“ 156 : Bei gleichermaßen<br />

kennzeichnungsschwachen<br />

Bestandteilen sei<br />

selbst bei größenmäßiger<br />

Hervorhebung eines Bestandteils keiner von ihnen prägend.<br />

Aufgrund der äußerst geringen Kennzeichnungskraft<br />

des Wortbestandteils „Die grüne Post“ als Hinweis<br />

auf umweltverträgliche, klimabewusste Transport- und<br />

Logistikdienstleistungen komme der bildlichen Darstellung<br />

eines Posthorns in der angegriffenen Marke trotz<br />

dessen geringer Kennzeichnungskraft eine den Gesamteindruck<br />

mitbestimmende Bedeutung zu. 157<br />

./. „POST“ 158 : Der Nachweis der<br />

Verkehrsdurchsetzung begründe<br />

keinen erhöhten Schutzumfang<br />

der Widerspruchsmarke,<br />

da dies einer doppelten Belohnung<br />

gleichkäme. Der Wortbestandteil „POST“ verbinde<br />

sich mit „CITI“ zu einem Gesamtbegriff. 159<br />

4. Mittelbare Verwechslungsgefahr<br />

Bejahung von Verwechslungsgefahr<br />

./.<br />

160<br />

: Selbst wenn<br />

der Tempeldarstellung<br />

in der angegriffenen<br />

Marke eine prägende oder sonst selbständig<br />

kennzeichnende Stellung zukomme, unterschieden<br />

sich die beiden Tempel deutlich (4 statt 5 Säulen, die<br />

beiden mittleren Säulen nach hinten versetzt statt<br />

nebeneinander; orangefarbener Schein über dem<br />

Dach; quadratischer statt rechteckiger Eindruck). Da<br />

es sich um ein beliebtes Motiv handele, werde es<br />

nicht mit einem bestimmten Anbieter assoziiert.<br />

./. „Mc DONALDS“ 161 :<br />

Da nach einer Verkehrsbefragung<br />

Zweidrittel<br />

der Bevölkerung die<br />

Buchstabenfolge „Mc“ spontan zu „McDonald‘s“ ergänzten,<br />

der gemeinsame Wortanfang eine hohe<br />

Signalwirkung habe und die Widersprechende über<br />

weitere Marken mit diesem Stammbestandteil verfüge<br />

(z. B. McRIB, McCafé etc.), würden die Vergleichsmarken<br />

gedanklich in Verbindung gebracht.<br />

Con4Soft ./.<br />

162<br />

:<br />

Das Vorhandensein einer<br />

Zeichenserie sei nicht zwingende<br />

Voraussetzung für die<br />

Annahme einer Verwechslungsgefahr<br />

durch gedankliches<br />

In-Verbindung-Bringen.<br />

Der Wortbestandteil der Widerspruchsmarke sei<br />

auch in der jüngeren Marke identisch enthalten; er<br />

werde lediglich durch die Zahl 4 getrennt.<br />

155 B PatG, Beschl. v. 19.1.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 61/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 38, 39 und 43, die<br />

Widerspruchsmarke für „Zeitschriften; Veröffentlichung und Herausgabe von Zeitschriften“.<br />

156 B PatG, Beschl. v. 26.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 193/09. Die angegriffene Marke ist u. a. eingetragen für „Papier, Pappe (Karton) und Waren aus<br />

diesen Materialien, soweit in Kl. 16 enthalten; Telekommunikation; Beförderung von Gütern, Postgut“, die Widerspruchsmarke für<br />

Dienstleistungen der Kl. 35, 39, 40, 42.<br />

157 Vgl. hierzu auch BPatG, Beschl. v. 26.3.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 20/10 – Die grüne Post/Die grüne Post.“: Angesichts der äußerst geringen<br />

Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke komme bei Markenidentität eine Verwechslungsgefahr nach der Wechselwirkungstheorie<br />

allenfalls für identische Dienstleistungen in Betracht.<br />

158 BPatG, Beschl. v. 18.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/07, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Klasse 39.<br />

159 Ebenso wurde die Verwechslungsgefahr jeweils mit gleichgelagerter Begründung verneint bei BPatG, Beschl. v. 7.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat)<br />

50/04 – MORGENPOST (Wort-/Bild-Marke)/POST und BPatG, Beschl. v. 8.4.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 65/04 – Geo Post (Wort-/Bild-Marke)/<br />

POST und Deutsche Post (Wort-/Bild-Marke).<br />

160 BPatG, Besch. v. 22.2.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 254/09, jeweils u. a. eingetragen für Dienstleistungen der Kl. 41, 44.<br />

161 BPatG, Beschl. v. 7.12.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 25/10, jeweils u. a. für „Fisch, Verpflegung von Gästen (in Selbstbedienungsrestaurants)“.<br />

162 BPatG, Beschl. v. 1.2.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 31/10, u. a. jeweils für Dienstleistungen der Kl. 35, 42.<br />

77


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Markenrecht<br />

Verneinung der Verwechslungsgefahr<br />

V. Verfahrensfragen<br />

1. Vertreterbestellung<br />

163<br />

./. und<br />

: Der<br />

F-förmige<br />

Streifen auf dem Schuh präge den Gesamteindruck<br />

der jüngeren Marke nicht, da noch andere Elemente, wie<br />

z. B. die Schnürung oder der Knöchelausschnitt etc. (mit)<br />

prägende Funktion einnähmen. Selbst wenn die Widerspruchspositionsmarke<br />

eine erhöhte Kennzeichnungskraft<br />

hätte, reichten die grafischen Unterschiede aus,<br />

um eine Verwechslungsgefahr zu verneinen. Ferner weise<br />

die Streifendarstellung beider Widerspruchsmarken<br />

eine weiche, nach hinten gerichtete Linienführung auf,<br />

während der Streifen im jüngeren Zeichen eher eckig<br />

und wie ein spiegelverkehrtes „F“ wirke. Mit diesem<br />

F-förmigen Streifen füge sich die angegriffene Marke<br />

nicht in die Markenserie der Widersprechenden ein.<br />

„Märchenwein“ ./. ROTKÄPPCHEN 164 : Es fehle an einer<br />

ähnlichen Markenbildung. Während die Widerspruchsmarke<br />

nur aus dem Namen eines einzelnen Märchens<br />

bestehe, verbinde die jüngere Marke den Oberbegriff<br />

„Märchen“ mit der Warenbezeichnung „Wein“ zu einem<br />

Gesamtbegriff.<br />

5. Verwechslungsgefahr im weiteren Sinne<br />

„Mito TAD“ ./. „MitoExtra“ 165 : Aufgrund der Übereinstimmung<br />

des allein produktkennzeichnenden Bestandteils<br />

„Mito“ in beiden Vergleichsmarken – „TAD“<br />

trete als Unternehmenskennzeichen der Inhaberin der<br />

jüngeren Marke und „Extra“ als rein beschreibende Angabe<br />

zurück – werde angenommen, dass die Produkte<br />

aus demselben Betrieb oder wenigstens aus wirtschaftlich<br />

verbundenen Unternehmen stammten.<br />

Die Zustellung der Unterrichtung über die Einleitung<br />

eines Löschungsverfahrens dürfe bei ausländischen<br />

Markeninhabern ohne Inlandsvertreter nicht durch<br />

Aufgabe zur Post erfolgen, wenn die Schutzerteilung<br />

ursprünglich unbeanstandet geblieben sei. Denn in<br />

diesem Fall sei die Bestellung eines Inlandsvertreters<br />

nicht notwendig gewesen. Daran habe die Neufassung<br />

des § 94 Abs. 1 Nr. 1 MarkenG zum 1.10.2009 nichts<br />

geändert. 166<br />

2. Kosten und Gebühren<br />

a) Die in § 91 Abs. 1 Satz 1 ZPO verankerte Unterliegenshaftung<br />

gehöre zu dem in Art. 19 Abs. 4 GG verbürgten<br />

Justizgewährungsanspruch, so dass es verfassungsrechtlich<br />

geboten sei, den Verfahrensausgang im Rahmen<br />

der Billigkeitsentscheidung des § 71 Abs. 1 MarkenG<br />

zu berücksichtigen. Es widerspreche Art. 3 Abs. 1<br />

GG, einem erfolgreich Beteiligten in einem zweiseitigen<br />

Verfahren generell oder im Großteil der Fälle die<br />

Erstattung seiner Kosten zu versagen. 167<br />

b) Die Kosten für die Mitwirkung eines Patentanwalts<br />

neben einem Rechtsanwalt in einem markenrechtlichen<br />

Löschungsverfahren vor dem DPMA seien nur<br />

erstattungsfähig, wenn die Doppelvertretung zur<br />

zweckentsprechenden Rechtsverfolgung gemäß §§ 63<br />

Abs. 3, 82 Abs. 1 Satz 1 MarkenG i. V. m. § 91 ZPO notwendig<br />

gewesen sei. Die Vorschrift des § 140 Abs. 3<br />

MarkenG finde hier keine analoge Anwendung, weil<br />

der Begriff „Kennzeichenstreitsachen“ lediglich markenrechtliche<br />

Klageverfahren vor den ordentlichen<br />

Gerichten erfasse. 168<br />

163 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10. Die Vergleichsmarken sind jeweils für „Schuhwaren“ eingetragen. Die hinsichtlich der<br />

Kostenentscheidung zugelassene Rechtsbeschwerde wurde nicht eingelegt.<br />

164 B PatG, Beschl. v. 28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 553/10, jeweils u. a. für alkoholische und alkoholfreie Getränke; ebenso BPatG, Beschl. v.<br />

28.9.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/10 – Schneeflittchen und die 7 lieben … Lustzwerge/Schneewittchen.<br />

165 B PatG, Beschl. v. 7.11.<strong>2011</strong> – 30 W (pat) 32/10. Die angegriffene Marke ist eingetragen für „Humanarzneimittel“, die Widerspruchsmarke<br />

für „Pharmazeutische Präparate“.<br />

166 BPatG, Beschl. v. 11.5.<strong>2011</strong> – CHISTALINO JAIME SERRA.<br />

167 B PatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10 – Fotografierter Schuh. Die gegen die Kostenentscheidung zugelassene Rechtsbeschwerde<br />

wurde nicht eingelegt.<br />

168 BPatG, Beschl. v. 28.4.<strong>2011</strong> – 28 W (pat) 95/10.<br />

78


Markenrecht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

c) Ein auf einer Einzugsermächtigung angegebener,<br />

zahlenmäßig bestimmter Geldbetrag – hier 150 €<br />

statt der erforderlichen Beschwerdegebühr in Höhe<br />

von 200 € – sei nicht auslegungsfähig. Eine „automatische“<br />

Korrektur durch das DPMA wäre systemwidrig.<br />

Eine Hinweispflicht würde die den Markeninhaber<br />

treffende Verantwortung für die korrekte Zahlung auf<br />

das Amt verlagern. 169<br />

d) Die Kosten des Beschwerdeverfahrens seien dem<br />

Antragsteller aufzuerlegen, wenn schon die Markenabteilung<br />

die im Löschungsantrag vorgebrachten<br />

Gründe ausführlich behandelt und als nicht ausreichend<br />

belegt bezeichnet habe und im Beschwerdeverfahren<br />

keine neuen Argumente und Nachweise vorgebracht<br />

worden seien. 170<br />

e) Im Widerspruchsbeschwerdeverfahren betrage<br />

der Regelgegenstandswert einer im Inland noch<br />

unbenutzten Marke 50.000,– €. 171 Für eine von der<br />

Gegenstandswertfestsetzung des BGH im Rechtsbeschwerdeverfahren<br />

172 abweichende, deutlich niedrigere<br />

Wert festsetzung bestehe schon deshalb keine<br />

Veranlas sung, weil das wirtschaftliche Interesse an<br />

der Aufrechterhaltung einer eingetragenen Marke<br />

sich allein durch die Einlegung der Rechtsbeschwerde<br />

im Allgemeinen nicht ändere, also auch nicht erhöhe.<br />

3. Zurückverweisung an das DPMA wegen<br />

eines wesentlichen Verfahrensmangels<br />

(§ 70 Abs. 3 Satz 2 MarkenG)<br />

a) Wenn die Markenstelle nicht auf die unzulässige<br />

Erweiterung eines Verzeichnisses durch einen den<br />

Schutzbereich des angemeldeten Zeichens ändernden<br />

Austausch der Waren hingewiesen, sondern die Schutzfähigkeit<br />

in Bezug auf das unzulässige Warenverzeichnis<br />

geprüft habe, liege ein wesentlicher Verfahrensmangel<br />

vor, der die Zurückverweisung rechtfertige. 173<br />

b) Auch eine ungenügend zwischen den einzelnen<br />

Dienst leistungen differenzierende Begründung des Amtes<br />

stelle einen wesentlichen Verfahrensmangel dar. 174<br />

4. Sonstiges<br />

a) Das Zeichen „Frankfurt-Hahn“ könne für den „Betrieb<br />

eines Flughafens“ nicht angemeldet werden,<br />

weil die beanspruchte Dienstleistung eine Vielzahl von<br />

Einzeldienstleistungen umfasse, die gesondert aufgeführt<br />

werden müssten. Die Anmeldung entspreche<br />

daher nicht den Erfordernissen der Einteilung von Waren<br />

und Dienstleistungen i. S. d. Anlage 1 zu § 19 Abs. 1<br />

MarkenV. 175<br />

b) Die bloße Mitteilung des DPMA, dass eine Anmeldung<br />

nur bei ersichtlicher Bösgläubigkeit (§ 37 Abs. 3<br />

MarkenG) zurückgewiesen werden könne, sei keine<br />

beschwerdefähige Entscheidung. Sie habe keinen verfahrensbeendenden<br />

Charakter und gebe nur eine kraft<br />

Gesetzes eingetretene Rechtsfolge wieder. Am Eintragungsverfahren<br />

sei außer dem Anmelder kein Dritter<br />

beteiligt, so dass letzterer auch nicht beschwerdeberechtigt<br />

sei. 176<br />

c) Da der Markeninhaber gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 und 2<br />

PatKostG die Verlängerungsgebühr noch bis zum Ablauf<br />

der ersten sechs Monate nach Ablauf der zehnjährigen<br />

Schutzdauer mit verlängernder Wirkung zahlen<br />

könne, beginne die eine Wiedereinsetzung ausschließende<br />

Jahresfrist gemäß § 91 Abs. 5 MarkenG erst danach.<br />

177<br />

Ingrid Kopacek* und Regina Kortge**<br />

169 BPatG, Beschl. v. 12.9.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 90/11.<br />

170 BPatG, Beschl. v. 8.11.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 6/11 – il Punto.<br />

171 B PatG, Beschl. v. 30.11.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 47/10; so auch 27 W (pat) 75/08, 27 W (pat) 516/11; a. A: 20.000,-- #: 24 W (pat) 18/10;<br />

GRUR 2007, 176, 25 W (pat) 29/10 und 16/10; 28 W (pat) 52/09; 30 W (pat) 108/05 und 159/06; 33 W (pat) 100/09.<br />

172 GRUR 2006, 704 – Markenwert.<br />

173 BPatG, Beschl. v. 9.12.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 69/10 – SpunFil.<br />

174 BPatG, Beschl. v. 13.7.<strong>2011</strong> – 29 W (pat) 541/10 – Tv.de, vgl. auch Beschl. v. 15.12.2010 – 29 W (pat) 551/10 - arztrente.<br />

175 BPatG, Beschl. v. 15.6.<strong>2011</strong> – 26 W (pat) 96/10.<br />

176 BPatG, Beschl.v. 9.6.<strong>2011</strong> – 27 W (pat) 516/11 – BILD-OSGAR.<br />

177 BPatG, Beschl. v. 25.10.<strong>2011</strong> – 24 W (pat) 530/11.<br />

* Die Abschn. II und IV sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kopacek.<br />

** Die Abschn. I, III und V sind bearbeitet von Richterin am BPatG Kortge.<br />

79


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Patentrecht<br />

Geschäftsbericht <strong>2011</strong><br />

80


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Geschäftsentwicklung<br />

I. Übersicht<br />

Beim <strong>Bundespatentgericht</strong> sind im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt<br />

2.464 Verfahren neu eingegangen; im Jahr 2010<br />

lag die Zahl der Neueingänge bei 3.019. Die Eingänge<br />

verteilen sich auf 1.937 Hauptverfahren (2010: 2.440)<br />

und 527 Nebenverfahren, z. B. Akteneinsichtsgesuche<br />

und Erinnerungen (2010: 579). Im Berichtsjahr wurden<br />

2.858 Verfahren erledigt (2010: 3.190).<br />

Die Dauer der Hauptverfahren konnte im Bereich der<br />

Markensenate auf dem Vorjahresniveau von rund 14<br />

Monaten gehalten werden. Dagegen ist im Bereich der<br />

Technischen Beschwerdesenate eine Verlängerung der<br />

Bearbeitungszeit von 50 auf 54 Monate zu verzeichnen.<br />

Dies ist allerdings darauf zurückzuführen, dass<br />

diese Senate immer noch Einspruchsverfahren zu erledigen<br />

haben, die aufgrund einer Gesetzesänderung<br />

in den Jahren 2002 bis 2004 in besonders hoher Zahl<br />

eingegangen sind. Die Zahl der noch anhängigen Einspruchsverfahren<br />

bei den Technischen Beschwerdesenaten<br />

konnte erneut halbiert werden (von 486 Ende<br />

2010 auf 233 Ende <strong>2011</strong>).<br />

Bei den sechs Nichtigkeitssenaten (1.– 5. und 10. Senat)<br />

sind die Eingangszahlen <strong>2011</strong> auf 297 Hauptverfahren<br />

(2010: 255) weiter gestiegen. Erledigt wurden 276 Verfahren<br />

(2010: 242); zum Ende des Berichtsjahrs waren<br />

noch 423 Verfahren (2010: 402) anhängig. Im Juristischen<br />

Beschwerdesenat (10. Senat) wurden bei 19<br />

eingegangenen Beschwerden (2010: 58) 40 Verfahren<br />

erledigt (2010: 30), so dass Ende <strong>2011</strong> noch 91 Verfahren<br />

anhängig waren (2010: 112).<br />

Die Zahl der Eingänge bei den 13 Technischen Beschwerdesenaten<br />

(6.– 9., 11., 12., 14., 15., 17., 19.– 21. und<br />

23. Senat) belief sich auf 287 Hauptverfahren (2010:<br />

606), von denen 261 Verfahren im 1. Halbjahr <strong>2011</strong>, vor<br />

der Einführung der elektronischen Schutzrechtsakte<br />

im DPMA, eingingen. Am Jahresende <strong>2011</strong> waren noch<br />

2.181 Verfahren anhängig (2010: 2.684).<br />

Bei den 8 Marken-Beschwerdesenaten (24.– 30. und 33.<br />

Senat) gingen im Berichtsjahr 1.303 Beschwerden ein<br />

(2010: 1.465). Zum Jahresende <strong>2011</strong> waren 1.591 Verfahren<br />

anhängig (2010: 1.421).<br />

Bei dem Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat (35. Senat)<br />

ging <strong>2011</strong> die Zahl der Neueingänge auf 31 Hauptverfahren<br />

(2010: 55) weiter zurück, anhängig waren<br />

zum Jahresende 92 Verfahren.<br />

81


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

II. Statistiken<br />

Gesamtstatistik über die Tätigkeit des <strong>Bundespatentgericht</strong>s 2007 – <strong>2011</strong><br />

Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Hauptverfahren<br />

Nichtigkeitssenate<br />

Juristischer<br />

Beschwerdesenat<br />

Technische<br />

Beschwerdesenate<br />

Marken-<br />

Beschwerdesenate<br />

Gebrauchs-<br />

muster-<br />

Beschwerdesenat<br />

Beschwerdesenat<br />

für<br />

Sortenschutz<br />

Verfahren<br />

insgesamt<br />

Beschwerdeverfahren<br />

Einspruchsverfahren<br />

(Spalten<br />

1-7)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

2007<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

234<br />

235<br />

350<br />

48<br />

54<br />

77<br />

588<br />

563<br />

1.978<br />

6<br />

435<br />

1.740<br />

1.044<br />

1.704<br />

1.784<br />

87<br />

79<br />

99<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2.007<br />

3.070<br />

6.028<br />

2008<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

275<br />

237<br />

388<br />

47<br />

44<br />

80<br />

750<br />

610<br />

2.118<br />

1<br />

452<br />

1.289<br />

961<br />

1.471<br />

1.274<br />

113<br />

85<br />

127<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2.147<br />

2.899<br />

5.276<br />

2009<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

228<br />

227<br />

389<br />

61<br />

57<br />

84<br />

683<br />

549<br />

2.252<br />

9<br />

464<br />

834<br />

1.068<br />

1.190<br />

1.152<br />

141<br />

83<br />

185<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2.190<br />

2.570<br />

4.896<br />

2010<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

255<br />

242<br />

402<br />

58<br />

30<br />

112<br />

598<br />

652<br />

2.198<br />

8<br />

356<br />

486<br />

1.465<br />

1.196<br />

1.421<br />

55<br />

121<br />

119<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2.440<br />

2.597<br />

4.739<br />

<strong>2011</strong><br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

297<br />

276<br />

423<br />

19<br />

40<br />

91<br />

287<br />

537<br />

1.948<br />

0<br />

253<br />

233<br />

1.303<br />

1.133<br />

1.591<br />

31<br />

58<br />

92<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1.937<br />

2.297<br />

4.379<br />

82


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Nichtigkeits-, Beschwerde- und Einspruchsverfahren – Verfahren außerhalb eines Hauptverfahrens<br />

(ZA (pat) Verfahren)<br />

Nichtigkeitssenate<br />

Juristischer<br />

Beschwerdesenat<br />

Technische<br />

Beschwerdesenate<br />

Marken-<br />

Beschwerdesenate<br />

Gebrauchs-<br />

muster-<br />

Beschwerdesenat<br />

Beschwerdesenat<br />

für<br />

Sortenschutz<br />

Verfahren<br />

insgesamt<br />

Beschwerdeverfahren<br />

Einspruchsverfahren<br />

(Spalten<br />

1-7)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

2007<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

308<br />

314<br />

44<br />

9<br />

9<br />

0<br />

140<br />

138<br />

6<br />

217<br />

221<br />

2<br />

46<br />

50<br />

2<br />

21<br />

20<br />

3<br />

-<br />

-<br />

-<br />

741<br />

752<br />

57<br />

2008<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

354<br />

344<br />

54<br />

9<br />

7<br />

2<br />

140<br />

136<br />

10<br />

135<br />

135<br />

2<br />

36<br />

36<br />

2<br />

44<br />

45<br />

2<br />

-<br />

-<br />

-<br />

718<br />

703<br />

72<br />

2009<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

412<br />

362<br />

104<br />

1<br />

3<br />

0<br />

175<br />

182<br />

3<br />

109<br />

110<br />

1<br />

30<br />

30<br />

2<br />

40<br />

40<br />

2<br />

-<br />

-<br />

-<br />

767<br />

727<br />

112<br />

2010<br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

290<br />

309<br />

85<br />

8<br />

4<br />

4<br />

160<br />

162<br />

1<br />

49<br />

50<br />

0<br />

34<br />

35<br />

1<br />

38<br />

33<br />

7<br />

-<br />

-<br />

-<br />

579<br />

593<br />

98<br />

<strong>2011</strong><br />

eingegangen<br />

erledigt<br />

noch anhängig<br />

311<br />

347<br />

49<br />

0<br />

4<br />

0<br />

127<br />

122<br />

6<br />

41<br />

41<br />

0<br />

25<br />

22<br />

4<br />

23<br />

25<br />

5<br />

-<br />

-<br />

-<br />

527<br />

561<br />

64<br />

83


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

Geschäftsentwicklung im Jahr <strong>2011</strong> im Bereich der Hauptverfahren<br />

Bestand:<br />

1. 1. <strong>2011</strong><br />

Neueingänge Erledigungen Bestand:<br />

31.12. <strong>2011</strong><br />

Nichtigkeitssenate 402 297 276 423<br />

Juristischer Beschwerdesenat 112 19 40 91<br />

Technische Beschwerdesenate insg. 2.684 287 790 2.181<br />

davon Beschwerdeverfahren 2.198 287 537 1.948<br />

Einspruchsverfahren 486 0 253 233<br />

Marken-Beschwerdesenate<br />

(einschl. Beschwerdeverfahren<br />

gem. § 165 Abs. 4, 5 MarkenG)<br />

1.421 1.303 1.133 1.591<br />

Gebrauchsmuster-Beschwerdesenat 119 31 58 92<br />

Beschwerdesenat für Sortenschutz 1 0 0 1<br />

gesamt 4.739 1.937 2.297 4.379<br />

84


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Verfahrensdauer bei den Senaten 2007 bis <strong>2011</strong> in Monaten<br />

60<br />

50<br />

46,09<br />

49,65<br />

54,42<br />

40<br />

35,2<br />

40,4<br />

38,50<br />

30<br />

20<br />

10<br />

21,7<br />

16,17<br />

24,87<br />

18,15<br />

21,51<br />

12,81<br />

21,35<br />

22,91<br />

21,26<br />

16,65<br />

19,01<br />

25,61<br />

21,77<br />

17,86<br />

14,08<br />

21,91<br />

24,19<br />

24,23<br />

13,75<br />

0<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

<strong>2011</strong><br />

Nichtigkeitssenate<br />

Technische Beschwerdesenate<br />

Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate<br />

Marken-Beschwerdesenate<br />

Juristischer Beschwerdesenat<br />

2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />

Nichtigkeitssenate 21,70 21,51 21,26 21,77 24,19<br />

Technische Beschwerdesenate 35,20 40,40 46,09 49,65 54,42<br />

Gebrauchsmuster-Beschwerdesenate 16,17 12,81 16,65 17,86 24,23<br />

Marken-Beschwerdesenate 24,87 21,53 19,01 14,08 13,75<br />

Juristischer Beschwerdesenat 18,15 22,91 25,61 21,91 38,50<br />

85


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

III. Rechtsmittel gegen Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

Patentnichtigkeitsverfahren<br />

Im Jahr <strong>2011</strong> wurde gegen 78 der 115 Urteile des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

Berufung eingelegt (2010: 85 von<br />

112 Fällen). Von 92 beim BGH anhängigen Berufungsverfahren<br />

wurden 39 durch Urteil abgeschlossen, davon<br />

in 23 Fällen die erstinstanzlichen Entscheidungen<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s bestätigt. In 16 Fällen kam<br />

es zu einer Abänderung oder Aufhebung der angefochtenen<br />

Entscheidung. Die übrigen 53 Verfahren<br />

erledigten sich auf sonstige Weise (beispielsweise<br />

durch Vergleich oder Rücknahme der Berufung). Bezogen<br />

auf die Gesamtzahl aller Erledigungsarten kam<br />

es damit in 17 % der Berufungen zu einer Abänderung<br />

bzw. Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils des<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>s durch den Bundesgerichtshof<br />

(2010: 26 %).<br />

Rechtsbeschwerdeverfahren zum<br />

Bundesgerichtshof im Jahr <strong>2011</strong><br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat im Jahr <strong>2011</strong> in 18 Fällen<br />

die Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof zugelassen,<br />

die sich wie folgt verteilen: 3 Verfahren in den<br />

Technischen Beschwerdesenaten, 12 Verfahren in den<br />

Marken-Beschwerdesenaten, 1 Gebrauchsmuster-Beschwerdeverfahren<br />

sowie 2 Verfahren im Juristischen<br />

Beschwerdesenat<br />

In 8 Verfahren (davon in 1 Verfahren in einem Technischen<br />

Beschwerdesenat, in 5 Verfahren in Marken-Beschwerdesenaten,<br />

in 1 Verfahren im Gebrauchsmuster-<br />

Beschwerdesenat und in 1 Verfahren im Juristischen<br />

Beschwerdesenat) haben die Verfahrensbeteiligten<br />

Rechtsbeschwerde eingelegt.<br />

Die zulassungsfreie Rechtsbeschwerde wurde in 11 Fällen<br />

(in 2 Verfahren in einem Technischen Beschwerdesenat<br />

und in 9 Verfahren in den Marken-Beschwerdesenaten)<br />

erhoben.<br />

Rechtsmittelentscheidungen des Bundesgerichtshofs<br />

über zugelassene und zulassungsfreie<br />

Rechtsbeschwerden im Jahr <strong>2011</strong><br />

Im Berichtsjahr entschied der Bundesgerichtshof insgesamt<br />

über 10 zugelassene Rechtsbeschwerden des<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>s, denen in 1 Fall stattgegeben<br />

wurde, während in 6 Verfahren eine Zurückweisung<br />

erfolgte. In den übrigen 3 Verfahren hat die Rechtsbeschwerde<br />

aus anderen Gründen ihre Erledigung gefunden.<br />

Der Bundesgerichtshof erledigte 18 zulassungsfreie<br />

Rechtsbeschwerden, die in 4 Fällen erfolgreich waren<br />

und in 6 Verfahren zurückgewiesen wurde. Die übrigen<br />

8 Verfahren erledigten sich auf sonstige Weise.<br />

86


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Personal<br />

Zum 31. Dezember <strong>2011</strong> umfasste die Richterschaft<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s insgesamt 112 Mitglieder<br />

i. S. v. § 65 Abs. 2 PatG (2010: 110). Diese Gruppe setzte<br />

sich zusammen aus 30 Richterinnen und 82 Richtern<br />

(2010: 26 Richterinnen und 84 Richter), wovon 65 eine<br />

technische und 47 eine juristische Ausbildung haben<br />

(2010: 61 technische und 49 juristische Mitglieder).<br />

11 Stellen waren wegen laufender Besetzungsverfahren<br />

unbesetzt.<br />

Im Berichtsjahr konnten am <strong>Bundespatentgericht</strong> die<br />

3 Vorsitzendenstellen des 11., 12., und 35./36. Senats neu<br />

besetzt werden. Bis zur Neubesetzung hat der Vorsitzende<br />

des 15. Senats vorübergehend den Vorsitz des 14.<br />

Senats mit übernommen.<br />

Von den 112 Richterinnen und Richtern des Gerichts<br />

war jeweils eine Juristin (im Austausch gegen einen<br />

Richter dieses Gerichts) an das Landgericht München<br />

I, und an den Bundesgerichtshof abgeordnet,<br />

ein weiterer Richter an das Bundesministerium der<br />

Justiz. An das Deutsche Patent- und Markenamt waren<br />

eine technische Richterin und zwei technische<br />

Richter abgeordnet. Eine Richterin ist beurlaubt, um<br />

Aufgaben beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt<br />

wahrzunehmen, vier weitere juristische<br />

Mitglieder – darunter der vormalige Präsident des<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>s – sind beurlaubt, um Aufgaben<br />

beim Europäischen Patentamt wahrzunehmen.<br />

Eine Vorsitzende Richterin vom Landgericht Potsdam<br />

(mit dem Ziel der Versetzung) und ein Richter vom OLG<br />

Zweibrücken (zu 20 %) sind an das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

abgeordnet.<br />

Zum 31. Dezember <strong>2011</strong> gehörten dem <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

126 nichtrichterliche Bedienstete an (2010:<br />

128), drei davon waren beurlaubt, davon eine Bedienstete<br />

aufgrund von Elternzeit. Die nichtrichterlichen Bediensteten<br />

setzen sich zusammen aus 90 Frauen und<br />

36 Männern.<br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> bildete im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt<br />

sechs junge Menschen aus, davon vier zu Kauffrauen<br />

für Bürokommunikation und zwei zu Fachangestellten<br />

für Medien- und Informationsdienste. Mit<br />

dieser Ausbildungsleistung erfüllt das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

die von der Bundesregierung in ihrer Ausbildungsoffensive<br />

vorgesehene Ausbildungsquote von<br />

7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.<br />

87


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

Ausbildung der Patentanwaltsbewerberinnen<br />

und -bewerber<br />

Patentanwaltsbewerberinnen und -bewerber werden<br />

während ihrer Ausbildung jeweils für sechs Monate<br />

dem <strong>Bundespatentgericht</strong> zugewiesen. Federführend<br />

für diese Ausbildung ist das Deutsche Patent- und<br />

Markenamt. In den Jahren bis 2001 hatte sich die Zahl<br />

der Patentanwaltskandidaten, die jährlich ihre Ausbildung<br />

beim <strong>Bundespatentgericht</strong> durchlaufen, zwischen<br />

90 und 110 bewegt, von 2003 bis 2009 waren es<br />

durchschnittlich knapp 150 Kandidaten pro Jahr gewesen.<br />

Nach einem abrupten Anstieg an zugewiesenen<br />

Bewerbern im Jahr 2010 (238) ging diese Zahl im Jahr<br />

<strong>2011</strong> auf 181 zurück.<br />

Bei der derzeitigen Bewerberzahl wird dem <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

alle 4 Monate jeweils eine neue Gruppe<br />

von ca. 50 bis 60 Bewerberinnen und Bewerbern zugeteilt,<br />

die in kleinen Gruppen den verschiedenen Senaten<br />

zur Ausbildung zugewiesen werden. Gleichzeitig<br />

unterrichten Richterinnen und Richter beim <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

jede Bewerbergruppe in einer Vielzahl<br />

von Arbeitsgemeinschaften.<br />

Von den 196 Prüfungsteilnehmern (2010: 168) haben<br />

im Berichtsjahr 189 Kandidatinnen und Kandidaten,<br />

also 96,4 %, die Patentanwaltsprüfung bestanden<br />

(2010: 167 = 99,4 %).<br />

Anzahl der ausgebildeten Patentanwaltsbewerberinnen<br />

und -bewerber 2001 bis <strong>2011</strong><br />

240<br />

238<br />

220<br />

200<br />

180<br />

186<br />

181<br />

160<br />

140<br />

141<br />

158<br />

153 155<br />

147<br />

140 138<br />

120<br />

110<br />

100<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

<strong>2011</strong><br />

88


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Dokumentation und Bibliothek<br />

I. Dokumentationsstelle<br />

Auf der Webseite des Gerichts (www.bpatg.de) wurden<br />

unter dem Menüpunkt „Entscheidungen“ alle<br />

verfahrensabschließenden Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

im Berichtsjahr frei zugänglich im<br />

Internet veröffentlicht. Insgesamt stehen dort alle<br />

Entscheidungen der Markensenate, der Patentnichtigkeitssenate,<br />

des Gebrauchsmustersenats und des Juristischen<br />

Beschwerdesenats ab dem Entscheidungsjahr<br />

2000 zur Verfügung. Dieser Dienst kann für alle<br />

nicht kommerziellen Zwecke kostenfrei in Anspruch<br />

genommen werden<br />

Ferner waren im Jahr <strong>2011</strong> insgesamt 32 Eilunterrichtungen<br />

über wichtige Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

im Internet verfügbar (www.bpatg.<br />

de). Nach Ablauf eines halben Jahres nach Veröffentlichung<br />

werden ältere Einträge jedoch wieder gelöscht,<br />

da zwischenzeitlich von einer Veröffentlichung in der<br />

Fachpresse ausgegangen werden kann.<br />

In der Sammlung „Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

<strong>2011</strong>“ (BPatGE <strong>2011</strong>), die vom Verein der<br />

Richter am <strong>Bundespatentgericht</strong> herausgegeben wird,<br />

wurden insgesamt 42 ausgewählte Entscheidungen<br />

veröffentlicht. Der einschlägigen Fachpresse wurden<br />

62 von den Senaten zur Veröffentlichung bestimmte<br />

Entscheidungen zugeleitet.<br />

In den hausinternen Dokumentationsdatenbanken<br />

stehen die Entscheidungen des Juristischen Beschwerdesenats<br />

ab dem Jahr 1995 und die Entscheidungen<br />

der Markenbeschwerdesenate online zur Verfügung.<br />

Aus dem Deutschen Patent- und Markenamt wurden<br />

für den Bereich der Markenbeschwerdesenate im Berichtszeitraum<br />

1274 Akten an das Gericht übersandt.<br />

Die dort enthaltenen Entscheidungen, ebenso wie<br />

600 Erledigungen der Marken-Beschwerdesenate,<br />

wurden für die hauseigene Marken-Dokumentation<br />

ausgewertet. Ergänzend fielen 537 sonstige Erledigungen<br />

(Rücknahmen, Formalbeschlüsse etc.) an, die<br />

in den Datenbanken der Markenentscheidungen entsprechend<br />

nachgeführt wurden. Zusätzlich wurden<br />

für die Warenähnlichkeits-Datenbank im Berichtsjahr<br />

31 einschlägige Entscheidungen ausgewertet und dokumentarisch<br />

erschlossen. Ferner wurden für die in die<br />

bestehenden Dokumentationsdatenbanken integrierte<br />

„hausinterne“ Rechtsprechungsdokumentation 36<br />

von den Senaten ausgewählte Entscheidungen mit<br />

zusätzlichen dokumentarischen Informationsdaten<br />

versehen und bereitgestellt.<br />

Die Datenbank juris bietet neben den von den Senaten<br />

dazu bestimmten Entscheidungen Zugriff auf alle Entscheidungen,<br />

gegen die Rechtsbeschwerde zugelassen<br />

oder eingelegt ist, die in den <strong>Jahresbericht</strong>en seit 1995<br />

zitiert sind sowie auf alle Entscheidungen des <strong>Bundespatentgericht</strong>s,<br />

die in den mehr als 600 von juris<br />

ausgewerteten Printmedien im Laufe des Jahres veröffentlicht<br />

wurden. Diese Entscheidungen werden u. a.<br />

durch eine Verschlagwortung dokumentarisch aufbereitet.<br />

Im Jahr <strong>2011</strong> wurden von der Dokumentationsstelle<br />

in dieser Weise 801 Entscheidungen der Senate in die<br />

juris-Datenbank eingestellt, was überschlägig einen<br />

Anteil von 30 % aller Entscheidungen ausmacht. Dazu<br />

wurden 388 Fundstellen von Entscheidungen des Gerichts<br />

in der einschlägigen Zeitschriftenliteratur ergänzt.<br />

Um einen vollständigen Nachweis der Entscheidungen<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in der juris-Datenbank<br />

bieten zu können, werden, so auch im Berichtsjahr,<br />

alle Entscheidungen, soweit sie in der Entscheidungssammlung<br />

des Gerichts auf der Homepage veröffentlicht<br />

und nicht schon anderweitig für die juris-<br />

Datenbank dokumentiert wurden, im Volltext an die<br />

Datenbank abgegeben. Diese Entscheidungen sind<br />

dokumentarisch nur einfach erschlossen.<br />

89


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

II. Bibliothek<br />

Die Gerichtsbibliothek dient der Informationsversorgung<br />

aller Gerichtsangehörigen. Der Buchbestand<br />

der Bibliothek ist im vergangenen Jahr auf ca. 20.000<br />

Titel angewachsen. Das Informationsangebot ergänzend<br />

werden, teilweise in Mehrfachbezug, 101 fortlaufende<br />

Sammelwerke (Loseblattwerke, Jahrbücher<br />

etc.) und 190 Zeitschriften geführt. Die seit einigen<br />

Jahren aufgebaute Sondersammlung „Produktkataloge“<br />

umfasst derzeit ca. 5.600 Kataloge und Produktverzeichnisse<br />

aller Art. Darüber hinaus ist die<br />

Gerichtsbibliothek für die Versorgung der Mitarbeiter<br />

der im gleichen Gebäude untergebrachten Hauptabteilung<br />

3 (Markenabteilung) mit allen bibliothekarischen<br />

Dienstleistungen zuständig.<br />

Eine deutliche Verbesserung des Informationsangebots<br />

der Bibliothek wurde im Berichtsjahr der Richterschaft<br />

und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

in der Gerichtsverwaltung durch den Zugang zur<br />

juristischen Datenbank „Beck online“ eröffnet. Bei<br />

„Beck online“ handelt es sich um eine der größten<br />

juristischen Fachdatenbanken in Deutschland, in der<br />

neben Entscheidungen auch bei Beck veröffentlichte<br />

Kommentare und Zeitschriften zur Verfügung gestellt<br />

werden. Alle veröffentlichten Entscheidungen<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s werden auch in diese Datenbank<br />

aktuell fortlaufend eingepflegt.<br />

Die Bibliothek gibt im monatlichen Turnus einen gerichtsinternen<br />

Pressespiegel heraus, der in Tageszeitungen<br />

und Onlinediensten veröffentlichte Nachrichten<br />

aus den Bereichen gewerblicher Rechtsschutz,<br />

Patent- und Markenwesen, Marketing und Werbung<br />

sammelt und darstellt. Zur aktuellen Information<br />

über alle Neuzugänge im Bibliotheksbestand – Monographien<br />

vollständig und Zeitschriften in Auswahl –<br />

präsentiert die Bibliothek monatlich erscheinende<br />

Übersichtslisten online im Hausnetz.<br />

Fast 500 Zeitschriften gelangen über den Austausch<br />

mit dem Deutschen Patent- und Markenamt in den<br />

gerichtsinternen Umlauf. Eine Kurzzeitauslage aller<br />

in der Bibliothek des Deutschen Patent- und Markenamts<br />

eingehenden Zeitschriftenhefte ermöglicht,<br />

sich ganz aktuell über den Inhalt von ca. 1.000 Zeitschriftentiteln<br />

zu informieren.<br />

90


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Elektronischer Rechtsverkehr<br />

Elektronischer Rechtsverkehr/<br />

eJustice<br />

Der elektronische Rechtsverkehr betrifft einerseits die<br />

sichere, rechtsverbindliche, bidirektionale elektronische<br />

Kommunikation zwischen den Verfahrensbeteiligten<br />

und den Gerichten und umfasst andererseits<br />

die elektronische Aktenführung, die gerichtsinterne<br />

elektronische Sachbehandlung (Vorgangsbearbeitung)<br />

sowie die elektronische Archivierung. Anforderungen<br />

des elektronischen Rechtsverkehrs sind nicht<br />

nur die Möglichkeit eines rechtssicheren Austauschs<br />

von Dokumenten (z. B. Anträge, Klageschriften, gerichtliche<br />

Entscheidungen), sondern auch die Aktenverständlichkeit,<br />

Aktenwahrheit, Aktenvollständigkeit<br />

und Aktenbeständigkeit bei der elektronischen<br />

Aktenführung.<br />

Ziel ist es, zukünftig nicht nur den Schriftverkehr erheblich<br />

zu beschleunigen, sondern eine medienbruchfreie<br />

Bearbeitung auch innerhalb des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

zu ermöglichen. Die aufwändige Erstellung von<br />

Papierunterlagen, der Versand, die Posteingangsbearbeitung<br />

und die Postverteilung werden durch einen<br />

unmittelbaren Dokumentenaustausch zwischen den<br />

IT-Systemen der Beteiligten ersetzt. Einen Überblick<br />

über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für das<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong> gelten, sind in der „Festschrift<br />

50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“ zusammengestellt<br />

(vgl. Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr. Norbert Mayer,<br />

Thomas Kleinschmidt „Elektronischer Rechtsverkehr<br />

beim <strong>Bundespatentgericht</strong>“ – 1. Teil: Rechtliche Rahmenbedingungen,<br />

S. 1001–1013).<br />

Informationstechnik<br />

Als Vorstufe zur Führung elektronischer Gerichtsakten<br />

hat das <strong>Bundespatentgericht</strong> 2009 mit Hilfe des Vorgangsbearbeitungssystems<br />

VISkompakt seine Verwaltung<br />

auf eine elektronische Aktenführung umgestellt,<br />

wodurch eine medienbruchfreie, referatsübergreifende<br />

Abwicklung von Verwaltungsvorgängen ermöglicht<br />

wird.<br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat zur Durchführung des<br />

elektronischen Rechtsverkehrs unter Einbeziehung<br />

elektronischer Gerichtsakten seine Informationstechnik<br />

entsprechend weiterentwickelt. Im Rechtsprechungsbereich<br />

steht als Basis das Justizfachsystem<br />

GO§A (Datenerfassung, Schreibauftragstechnik, Kalender,<br />

Statistik) zur Verfügung, mit dem der gerichtliche<br />

Verfahrensablauf von der Aktenanlage durch die<br />

Zentrale Eingangsstelle bis zur Schlussbehandlung<br />

durch die Geschäftsstelle elektronisch unterstützt<br />

wird. Die Verfahrensdaten der Beschwerden bzw. Klagen<br />

werden erfasst und verwaltet. Das Fachsystem<br />

wird derzeit umfassend modernisiert, insbesondere<br />

werden Statistik, das Formularsystem für die Schreibauftragstechnik<br />

und einige andere Funktionalitäten,<br />

wie die elektronische ‚Karteikarte‘, an die Notwendigkeiten<br />

der elektronischen Aktenführung angepasst.<br />

Das Justizfachsystem ist gekoppelt mit dem Vorgangsbearbeitungssystem<br />

VISkompakt, das in der<br />

Gerichtsverwaltung im Praxiseinsatz verwendet wird.<br />

91


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

Elektronisch eingehende Schriftsätze können ohne<br />

Medienbruch (elektronisches Dokument/Papierdokument)<br />

weiterverarbeitet werden. In Papier eingehende<br />

Dokumente können mit Hilfe verschiedener Scan-Verfahren<br />

in die elektronische Akte übernommen werden.<br />

Die elektronische Gerichtsakte wird derzeit in verschiedenen<br />

(Technischen) Beschwerdesenaten in der Praxis<br />

(auch im Rahmen von mündlichen Verhandlungen) erprobt.<br />

Sie wird ergänzt durch eine sog. pdf-Zweitakte,<br />

die von den Richtern für die inhaltliche Fallbearbeitung<br />

verwendet wird. Details der informationstechnischen<br />

Lösung sind ebenfalls in der Festschrift „50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“<br />

zusammengestellt (Carl Heymanns<br />

Verlag <strong>2011</strong>, Dr. Norbert Mayer „Elektronischer Rechtsverkehr<br />

beim <strong>Bundespatentgericht</strong>“ – 2. Teil: Entwicklung<br />

der Informationstechnik, S. 1015 bis 1026).<br />

Elektronischer Gerichtssaal<br />

Die mündliche Verhandlung bildet den zentralen Bestandteil<br />

eines jeden gerichtlichen Verfahrens. Als direkte<br />

Konsequenz des Elektronischen Rechtsverkehrs<br />

bzw. von eJustice muss deshalb der gesamte elektronische<br />

Akteninhalt, auch der der Vorinstanz, nämlich die<br />

elektronische Schutzrechtsakte (ElSA) des Deutschen<br />

Patent- und Markenamts, auch in der Verhandlung<br />

verfügbar sein. Die Verfügbarkeit der elektronischen<br />

Akte bzw. das Suchen am Bildschirm darf jedoch die<br />

mündliche Verhandlung nicht beeinträchtigen. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass es hierfür nicht ausreicht, lediglich<br />

Notebooks oder Bildschirme im Gerichtssaal aufzustellen,<br />

hinter denen die Richter „versteckt“ scheinen.<br />

Die neuen Informationstechniken bieten innovative,<br />

bisher nicht genutzte Möglichkeiten der „Informationsverteilung“<br />

während der mündlichen Verhandlung.<br />

Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung<br />

hat das <strong>Bundespatentgericht</strong> im Rahmen<br />

des Projekts „Elektronischer Gerichtssaal“ zwei Gerichtssäle<br />

nebst Beratungszimmern umgebaut, neu<br />

möbliert und mit der notwendigen IT-Infrastruktur<br />

ausgestattet. Die Arbeitsplätze der Richter, der Protokollführung<br />

und der Verfahrensbeteiligten sind mit<br />

Bildschirmen und Zugriff auf die PC Arbeitsplätze<br />

ausgestattet. Ferner sind eine Projektionsmöglichkeit<br />

und eine elektronische Dokumentenkamera realisiert.<br />

Über eine Steuerschaltung zwischen diesen informationstechnischen<br />

Komponenten ergeben sich im<br />

Rahmen der mündlichen Verhandlung neue zusätzliche<br />

Möglichkeiten der Einbindung aller Beteiligten.<br />

Z. B. können die Richter und die Verfahrensbeteiligten<br />

gestellte Anträge, zu Protokoll gegebene Erklärungen<br />

oder eingereichte neue Anspruchsfassungen am Bildschirm<br />

mitlesen (vgl. Dr. Norbert Mayer: „Innovative<br />

Informations- und Kommunikationstechnik im Gerichtssaal<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s“, Mitteilungen<br />

der deutschen Patentanwälte, Heft 7-8/<strong>2011</strong>, S. 349<br />

– 355). Die Ausstattung weiterer Gerichtssäle mit der<br />

innovativen IT-Infrastruktur ist geplant.<br />

Das Projekt „Elektronischer Gerichtssaal“ hat als Pilotprojekt<br />

in der deutschen Gerichtslandschaft bereits<br />

viel Beachtung gefunden. Zur besseren Verständlichkeit<br />

bzw. Bedienbarkeit der eingesetzten Technik<br />

durch die Verfahrensbeteiligten sind auf der Internetseite<br />

des <strong>Bundespatentgericht</strong>s (www.bpatg.de) Informationsfilme<br />

abrufbar.<br />

92


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit und internationale Angelegenheiten<br />

Termine:<br />

20. Januar <strong>2011</strong><br />

Rund 200 geladene Gäste folgten der Einladung des<br />

Vizepräsidenten Dr. Klaus Strößner zum traditionellen<br />

Neujahrsempfang im Foyer vor den Gerichtssälen des<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>s.<br />

11. bis 15. April <strong>2011</strong><br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> organisierte zum wiederholten<br />

Mal in Kooperation mit dem Europäischen Patentamt<br />

ein gemeinsames Seminar in München für Richterinnen<br />

und Richter aus dem europäischen Ausland,<br />

diesmal aus Albanien, Serbien und Mazedonien.<br />

14. April <strong>2011</strong><br />

Seit 2007 nimmt das <strong>Bundespatentgericht</strong> alljährlich<br />

mit einem eigenen Aktionsprogramm am bundesweiten<br />

„Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag“ teil. Im Vordergrund<br />

des Programms im <strong>Bundespatentgericht</strong> stand<br />

<strong>2011</strong> wie schon in den Vorjahren der Beruf der technischen<br />

Richterin: zehn Gymnasiastinnen im Alter von 14<br />

bis 16 Jahren informierten sich einen Tag lang über das<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>, nahmen als Besucherinnen an<br />

einer mündlichen Verhandlung teil und konnten aus<br />

„erster Hand“, nämlich von technischen Richterinnen<br />

des Gerichts, viel Wissenswertes über diesen abwechslungsreichen<br />

Beruf erfahren.<br />

3. Mai <strong>2011</strong><br />

Mit einem Festakt hat Frau Bundesministerin der<br />

Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den bisherigen<br />

Präsidenten des <strong>Bundespatentgericht</strong>s Herrn<br />

Raimund Lutz verabschiedet und Frau Beate Schmidt<br />

als neue Präsidentin des <strong>Bundespatentgericht</strong>s in ihr<br />

Amt eingeführt.<br />

30. Juni <strong>2011</strong><br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> hat in den Räumen der Residenz<br />

in München zum dritten Mal ein internationales<br />

Symposium veranstaltet. Das Thema lautete <strong>2011</strong> „Die<br />

nationale Patentgerichtsbarkeit in Europa“. Rund 250<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa, die<br />

als Richter, Anwälte, Vertreter der Wirtschaft und der<br />

Wissenschaft, aber auch in den Regierungen der EU-<br />

Mitgliedstaaten und in der EU-Kommission mit diesem<br />

Thema befasst sind, nutzten das Symposium zum<br />

Informations- und Meinungsaustausch.<br />

Im Anschluss an das Symposium lud die Bayerische<br />

Staatsministerin der Justiz und für Verbraucherschutz<br />

Dr. Beate Merk im Namen der Bayerischen Staatsregierung<br />

zu einem Empfang in den Kaisersaal der Residenz<br />

München ein. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung<br />

sowie den Tagungsband „Symposium <strong>2011</strong>“<br />

als Download finden sich auf der Homepage des Gerichts<br />

(www.bpatg.de).<br />

93


BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> Geschäftsbericht<br />

1. Juli <strong>2011</strong><br />

Mit einem Festakt feierte das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München<br />

den 50. Jahrestag seiner Errichtung. Bundespräsident<br />

Christian Wulff und Bundesjustizministerin Sabine<br />

Leutheusser-Schnarrenberger würdigten in ihren Reden<br />

das <strong>Bundespatentgericht</strong>. Den Festvortrag hielt<br />

der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier. Den Redenband mit<br />

allen Reden und zahlreichen Bildern finden Sie auf der<br />

Homepage des Gerichts (www.bpatg.de).<br />

Aus Anlass des Jubiläums ist im Carl Heymanns Verlag<br />

eine Festschrift mit dem Titel „50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>“<br />

erschienen, an der über 100 Autorinnen und<br />

Autoren aus dem In- und Ausland mitgewirkt haben.<br />

8. – 15. Oktober <strong>2011</strong><br />

Aus Anlass der 30-jährigen Zusammenarbeit des<br />

DPMA mit dem Staatlichen Amt für Geistiges Eigentum<br />

der VR China (SIPO) waren namhafte Vertreter aus<br />

Ämtern und Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

zu zwei Fachsymposien in Peking und Shanghai eingeladen.<br />

Seitens des BPatG nahmen Frau Präsidentin<br />

Schmidt und Herr Richter am BPatG Günter Hubert an<br />

den interessanten Veranstaltungen im Rahmen einer<br />

Dienstreise vom 8. bis 15. Oktober <strong>2011</strong> teil. Ein besonderes<br />

Highlight stellte u.a. die Vorführung der elektronischen<br />

Einrichtungen des High People’s Court dar, wie<br />

sich zeigte, ein hochmodernes Gericht. Von dem Präsidenten<br />

der SIPO und der Präsidentin des DPMA wurden<br />

ein „Memorandum of Understanding“ sowie ein aktuelles<br />

Arbeitsprogramm zur künftigen Zusammenarbeit<br />

der beiden Institutionen unterzeichnet. Wie bereits<br />

auch schon bei früheren Reisen hatten die Gastgeber<br />

ein umfangreiches Rahmenprogramm vorbereitet und<br />

begleiteten die Delegation des DPMA und des BPatG<br />

mit größter Aufmerksamkeit und Großzügigkeit.<br />

17. November <strong>2011</strong><br />

Unter Leitung von Frau Präsidentin Beate Schmidt<br />

fand im <strong>Bundespatentgericht</strong> die 11. Sitzung der Arbeitsgruppe<br />

Europäische Patentgerichtsbarkeit statt,<br />

die sich mit den anstehenden Fragen zum Europäischen<br />

Patentgericht und den aktuellen Entwicklungen<br />

während der polnischen Ratspräsidentschaft befasste.<br />

18. November <strong>2011</strong><br />

Mit einer kleinen Feier wurden dem Fachpublikum,<br />

darunter zahlreichen Vertretern der Anwaltschaft und<br />

der Wirtschaft, die beiden neuen elektronischen Verhandlungssäle<br />

vorgestellt.<br />

94


Geschäftsbericht BPatG <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />

Besuche aus dem Ausland:<br />

Auch im Jahr <strong>2011</strong> empfing das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

zahlreiche Delegationen aus dem Ausland, und zwar<br />

aus China, Vietnam, Japan, Südkorea, Frankreich,<br />

Schweden, der Türkei, Serbien, Moldawien, Usbekistan,<br />

Georgien und Saudi-Arabien. Die regionalen Schwerpunkte<br />

der Zusammenarbeit mit Einrichtungen des<br />

gewerblichen Rechtsschutzes im Ausland liegen dabei<br />

weiterhin im russischen und asiatischen Raum.<br />

Das <strong>Bundespatentgericht</strong> arbeitet bei der Organisation<br />

von Fachseminaren für ausländische Delegationen<br />

eng mit dem Deutschen Patent- und Markenamt, dem<br />

Europäischen Patentamt aber auch mit der Deutschen<br />

Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit<br />

e.V. (IRZ-Stiftung) oder der Deutschen Gesellschaft<br />

für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zusammen.<br />

Pressearbeit:<br />

Die Pressestelle des <strong>Bundespatentgericht</strong>s veröffentlichte<br />

<strong>2011</strong> mehrere Pressemitteilungen, die auf der<br />

Homepage des Gerichts (www.bpatg.de) einsehbar<br />

sind. Besonderes Medieninteresse fanden im Berichtsjahr<br />

die Entscheidungen des 30. Marken-Beschwerdesenats<br />

zu den Herkunftsbezeichnungen.<br />

Danach bleibt die Herkunftsbezeichnung „Obazda“<br />

(Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s vom<br />

22.09.<strong>2011</strong>) einstweilen ungeschützt. Was im Obazdn<br />

drin ist und woher er kommt, wird vorerst nicht vorgeschrieben.<br />

Die Landesvereinigung der Bayerischen<br />

Milchwirtschaft würde gern die Käsespezialität<br />

Obazda als geographische Angabe schützen lassen.<br />

Ein Allgäuer Hersteller hat sich dagegen gewehrt. Das<br />

Gericht hält den Käse durchaus für schützenswert,<br />

zweifelt aber an der Frage der Haltbarmachung, weshalb<br />

das Verfahren zur weiteren Sachverhaltsaufklärung<br />

an das Deutsche Patent- und Markenamt zurückverwiesen<br />

wurde.<br />

Ebenfalls mediales Interesse erfuhr der „Schwarzwälder<br />

Schinken“ (Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

vom 13.10.<strong>2011</strong>). Die regionalen Hersteller erzielten<br />

einen Sieg. „Schwarzwälder Schinken“ muss<br />

danach nicht nur im Schwarzwald hergestellt, sondern<br />

dort auch geschnitten und verpackt werden. Mit<br />

dieser Entscheidung verschärfte das <strong>Bundespatentgericht</strong><br />

die Kriterien für die geschützte Bezeichnung.<br />

Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof ließ das<br />

Gericht nicht zu, nun muss die EU-Kommission die<br />

neuen Bedingungen noch absegnen.<br />

Zum „Düsseldorfer Senf“ (Pressemitteilung des <strong>Bundespatentgericht</strong>s<br />

vom 10.11.<strong>2011</strong>) entschied das Gericht,<br />

dass der Antrag der Schutzgemeinschaft Düsseldorfer<br />

Senf grundsätzlich zulässig ist. Diese, hinter<br />

der im Wesentlichen die Düsseldorfer Löwensenf<br />

GmbH steht, hat beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />

beantragt, die Bezeichnung Düsseldorfer Senf<br />

als geographische Angabe unter Schutz zu stellen.<br />

Damit verbunden sind nähere Vorgaben für die Herstellung<br />

von Düsseldorfer Senf. Gegen diesen Antrag<br />

war von Seiten der Nestlé Deutschland AG, die im benachbarten<br />

Neuss ein Senfwerk betreibt, Einspruch<br />

erhoben worden. Insoweit war unter anderem geltend<br />

gemacht worden, dass verschiedene Vorgaben zum<br />

Herstellungsverfahren von Düsseldorfer Senf zu einschränkend<br />

und zu unbestimmt gefasst seien. In dem<br />

Verfahren vor dem 30. Senat hat die Schutzgemeinschaft<br />

die Bedingungen für die Benutzung der Bezeichnung<br />

Düsseldorfer Senf in einem für den Rechtsstreit<br />

wesentlichen Punkt, der die Verwendung von<br />

Branntweinessig bei der Senfherstellung betraf, geändert.<br />

Daraufhin hat die Nestlé Deutschland AG ihre<br />

Beschwerde zurückgenommen, sodass das Schutzverfahren<br />

nunmehr bei der EU-Kommission seinen Fortgang<br />

nehmen kann.<br />

95


From the Case Law of the<br />

Federal Patent Court in <strong>2011</strong><br />

English Summary<br />

96 96


Foreword BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

©deraether<br />

Foreword<br />

Dear Reader,<br />

This annual report will inform you of the major decisions<br />

reached by the Federal Patent Court in the fields<br />

of patent, utility model, design and trade mark law in<br />

the manner you have become accustomed to. It also<br />

includes an overview of the Court’s business in the<br />

year under review.<br />

The volume of business processed by the trade mark<br />

boards declined marginally in <strong>2011</strong>. Appeals in patent<br />

cases also dropped in number. We currently believe<br />

that this is primarily due to the difficulties initially<br />

faced following the introduction of EISA, the electronic<br />

IP file, at the German Patent and Trade Mark Office.<br />

This presently stands in the way of a constant inflow<br />

of new proceedings. However, the proceedings in hand<br />

before the technical boards of appeal guarantee that<br />

the entire staff has a sufficient workload, which is in<br />

part due to the opposition proceedings that remain to<br />

be handled. The number of nullity suits nearly doubled<br />

to 297 new entries in <strong>2011</strong> compared to the Court’s early<br />

days in 1961/62. If the upward trend persists, the 300<br />

new-entry mark will probably be surpassed in 2012.<br />

Overall, the Court recorded 1,931 new entries which –<br />

fortunately – were contrasted by 2,291 closures.<br />

If the Federal Patent Court were a market-oriented<br />

company, it would have celebrated the biggest victory<br />

in its 50th year of existence: a three-fold increase in<br />

revenues. We received 12.6 million euros in court fees<br />

in <strong>2011</strong> – triple the amount recorded in 2010.<br />

The fact that the number of trade mark closures fell<br />

just short of the results achieved in earlier years is<br />

due to the fact that it took an unusually long time to<br />

replace legally qualified members, leaving some positions<br />

vacant for months. However, the trade mark<br />

boards have been assigned several new, highly motivated<br />

legally qualified members since the beginning<br />

of 2012, which makes us optimistic about the future.<br />

Further major personnel-related changes occurred<br />

within our organisation in <strong>2011</strong>. Four new chairpersons<br />

were nominated: two in both the legal and technical<br />

fields. Furthermore, twelve new technically qualified<br />

colleagues took office as judges at the Federal Patent<br />

Court by virtue of their mandates. Three delegated fe-<br />

male colleagues were transferred to the Federal Patent<br />

Court, and a further legally qualified female judge was<br />

delegated to us.<br />

We made progress in the electronic processing of our<br />

court files in <strong>2011</strong>. In November, the two new “electronic<br />

courtrooms” were inaugurated, drawing keen interest<br />

from the stakeholders. You can obtain valuable knowledge<br />

on this topic from our homepage under the<br />

heading “Electronic Legal Transactions” “Electronic<br />

Courtroom”.<br />

Last year was also dominated by the debate on intellectual<br />

property rights in Europe and by the European<br />

Patent, which would take uniform effect. Following a<br />

dynamic development, these issues have returned to<br />

a standstill. Therefore, as it waits for a decision to be<br />

made concerning the location of the European Patent<br />

Court, the Federal Patent Court will definitely continue<br />

to have ample opportunity to capitalise on its highquality<br />

rulings to prove to the rights holders within<br />

a reasonable period of time that the system building<br />

on technically qualified judges, which has been implemented<br />

at the Federal Patent Court, serves its interests<br />

perfectly.<br />

It goes without saying that the highlight of <strong>2011</strong> was<br />

the celebratory event commemorating the Court’s<br />

50th anniversary on 1 July <strong>2011</strong>, which we had the pleasure<br />

to celebrate with numerous guests of honour. I was<br />

especially pleased that the audience included some of<br />

our more elderly colleagues, who were members of<br />

the Court back on the day of its inception. I would like<br />

to take this opportunity to express my gratitude to all<br />

those who supported our work last year and contributed<br />

to our successful performance – the stakeholders<br />

involved and the members of the Court alike.<br />

I wish you have an enjoyable read.<br />

Beate Schmidt<br />

President of the Federal Patent Court<br />

97


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Contents<br />

Table of Contents<br />

Foreword 97<br />

patent law 100<br />

I. Patentability 100<br />

1. Technical teaching on procedure<br />

and definition of invention 100<br />

- Technical problem/solution 100<br />

- Programs for data processing systems 100<br />

- Notional or commercial activities 101<br />

- Mathematical methods 101<br />

- Technical contribution to inventive step 101<br />

2. Exclusion of patentability of medical<br />

processes 103<br />

3. Prior art and public availability 104<br />

4. Novelty and inventive step 105<br />

- Novelty 105<br />

- Inventive step 105<br />

- Average person skilled in the art 107<br />

II. Supplementary Protection Certificates 108<br />

III. Proceedings before the German<br />

Patent and Trade Mark Office 110<br />

1. Application date 110<br />

2. Division of the application 110<br />

3. Version of the documents, disclosure 111<br />

4. Patent category 111<br />

5. Transfer, legal succession 111<br />

IV. Opposition Proceedings 112<br />

1. Procedural principles 112<br />

2. Domestic representative and power<br />

of attorney 112<br />

3. Admissibility of the opposition 113<br />

4. Interpretation 114<br />

5. Examination of grounds for revocation 116<br />

- Enablement, complete and clear teaching 116<br />

- Inadmissible extension of the subject<br />

matter of the application, disclaimer 117<br />

6. Termination of the opposition proceedings 118<br />

7. Binding effect of the requests 119<br />

8. Intervention 119<br />

V. Appeal Proceedings 120<br />

1. Eligibility of the appeal 120<br />

2. Admissibility of the appeal 120<br />

3. Cost-related issues 121<br />

4. Appeal on points of law 121<br />

VI. Nullity Proceedings 121<br />

1. Admissibility of the action 121<br />

2. Grounds for nullity 123<br />

3. Binding effect of requests in<br />

nullity proceedings 124<br />

utility model law 124<br />

design law 125<br />

trade mark law 126<br />

I. Unconventional Trade Mark Forms 126<br />

1. Graphical representability 126<br />

2. Abstract colour trade marks 127<br />

3. Three-dimensional trade marks 127<br />

4. Other types of trade marks 128<br />

II. Word Marks, Word/Figurative Marks<br />

and Figurative Marks 128<br />

1. Terms in foreign languages 128<br />

2. Letter/numeral trade marks 128<br />

3. Word combinations 129<br />

4. Slogans 130<br />

5. Word sequences with geographic<br />

indication of origin 131<br />

6. Designations of establishment 131<br />

7. Names of individuals 131<br />

8. Word marks/figurative marks 133<br />

9. Figurative marks 133<br />

10. Geographical indications of origin pursuant<br />

to EC Council Directive No. 520/2006 dated<br />

20 March 2006 for the protection of geographical<br />

indications and designations of origin for<br />

agricultural products and foodstuffs 134<br />

98


Contents BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

11. Violation of public policy or accepted<br />

principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5<br />

of the German Trade Mark Act) 135<br />

12. Ban on the abuse of public national emblems<br />

for commercial purposes (Sec. 8, Para. 2,<br />

Nos. 6 and 8 of the German Trade Mark Act) 136<br />

13. Eligibility for protection based on possible<br />

options for use as a trade mark 136<br />

III. Cancellation Proceedings 137<br />

1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50, Para. 1<br />

in conjunction with Sec. 8, Para. 2, No. 10<br />

of the German Trade Mark Act 137<br />

2. Absolute obstacles to protection according<br />

to Art. 50 para. 1, 2 in conjunction with<br />

Art. 8 para. 2 No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act 138<br />

IV. Opposition Proceedings 138<br />

1. Genuine use 138<br />

2. Direct likelihood of confusion 139<br />

3. Indirect likelihood of confusion 139<br />

business report <strong>2011</strong> 142<br />

business development 142<br />

I. Overview 142<br />

II. Statistics 147<br />

III. Appeals against Rulings<br />

of the Federal Patent Court 147<br />

staffing 148<br />

training of candidate<br />

patent attorneys 148<br />

documentation and the library 149<br />

I. Documentation 149<br />

II. The Library 149<br />

electronic legal transactions 150<br />

public relations work and<br />

international affairs 151


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

Patent Law, Utility Model Law<br />

and Design Law<br />

Of the abundance of rulings handed down by the Federal<br />

Patent Court on patents, utility models and designs<br />

in the period under review, this report presents<br />

those which relate to new or contentious issues as<br />

well as update or confirm the case law in the light of<br />

new trends, categorised by thematic key points.<br />

Patent Law<br />

I. Patentability<br />

1. Technical teaching for action and<br />

definition of invention<br />

An invention as defined by patent law is a teaching<br />

for plan-conformant action, the claimed technical<br />

subject matter of which can be reduced to practice,<br />

is repeatable, and represents a solution to a problem<br />

based on technical considerations. In consequence,<br />

patent protection is only granted for inventions in<br />

the field of technology. 1 However, according to the<br />

more recent case law of the Federal Court of Justice 2 ,<br />

in line with the case law of the Boards of Appeal of<br />

the European Patent Office, in particular in the field of<br />

“computer-implemented inventions” and the exclusion<br />

from patentability pursuant to Sec. 1, Para. 3, No. 3<br />

of the German Patent Act, the focus of the examination<br />

of patentability has clearly shifted. As a result, the<br />

requirement of formulating a technical problem and<br />

providing a solution by technical means, which was<br />

often not complied with and was the point of focus<br />

according to earlier case law 3 , is now addressed much<br />

more liberally 4 and less important, whereas the focus<br />

of examination has shifted to the overall consideration<br />

of the solution necessary within the context of novelty<br />

and inventive step.<br />

Technical problem/solution<br />

According to the 17 th Board, a patent claim merely<br />

claiming the automation of the examination of multiple<br />

prescriptions for physiological harmlessness based<br />

on medical considerations, which has been conducted<br />

by a physician thus far – in particular with regard to<br />

potential side-effects and cross reactions with other<br />

drugs – without containing information going beyond<br />

the use of data processing means, cannot be considered<br />

an invention in a technical field in accordance<br />

with Sec. 1 of the German Patent Act. 5<br />

Programs for data processing systems<br />

A user interface (software) with which a user can<br />

configure a computer system in dialog with an online<br />

store and which checks the computer system components<br />

selected by the user for compatibility is excluded<br />

from patentability pursuant to Sec. 1, Paras. 3<br />

and 4 of the German Patent Act, because it does not<br />

contain any instructions leading to the solution of a<br />

specific technical problem by technical means. 6 The<br />

claimed online user interface included the technical<br />

properties required by Sec. 1, Para. 1 of the German<br />

Patent Act if only because it suggests taking a series<br />

of method steps in network-connected devices by<br />

processing data, namely in the computer of the user<br />

and in the online store connected to it via the Internet.<br />

These are typical steps of processing, storing and<br />

transmitting data via technical devices. 7 However, the<br />

present solution specifically does not consist of de-<br />

1 Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 1992, 36 – Chinesische Schriftzeichen;<br />

Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation;Federal Court of Justice,<br />

GRUR 2000, 1007 – Sprachanalyseeinrichtung.<br />

2 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 479 – Steuerungseinrichtung für Untersuchungsmodalitäten;<br />

Federal Court of Justice, GRUR [<strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

3 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1992, 33 – Seitenpuffer; Federal Court of Justice, GRUR 2000, 498 – Logikverifikation;<br />

Federal Court of Justice, GRUR 2002, 143 = GRUR Int. 2002, 323 – Suche fehlerhafter Zeichenketten.<br />

4 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />

5 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 104/05.<br />

6 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 166/05.<br />

7 See Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, Margin No. 16 – Webseitenanzeige.<br />

100


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

signing a data processing program to make it consider<br />

the technical circumstances surrounding the data<br />

processing system. 8<br />

Notional or commercial activities<br />

The 17 th Board 9 had been called upon to decide on a<br />

method for the computer-aided design of components<br />

and component systems, with which components<br />

could be integrated into a component system on the<br />

display of a CAD system so that their dimensions and<br />

arrangement could be controlled in accordance with<br />

the dimensions of the component surrounding them.<br />

The key element of the solution proposed is a geometric<br />

reference figure that is to control the size and shape<br />

of the respective component. The Board found that the<br />

suggestion of expanding a CAD system by a (shape<br />

and size) control function for components and introducing<br />

a construct in the form of a reference figure<br />

for this purpose was not a technical feat and instead<br />

merely a notional concept, keeping the claimed teaching<br />

from being classified as an invention in a technical<br />

field (Sec. 1, Paras. 3 and 4 of the German Patent Act).<br />

Mathematical methods<br />

A method for simulating a piezo actuator that proposes<br />

a mathematical model for calculating the chronological<br />

progression of the axial length of the stack of<br />

piezo elements on the basis of specific values and the<br />

derivation of a differential equation from two Euler-<br />

Lagrange equations relates to a mathematical method<br />

per se and is thus excluded from patentability pursuant<br />

to Sec. 1, Para. 3, No. 1 in conjunction with Para. 4<br />

of the German Patent Act. The fact that the claimed<br />

method is computer-assisted, i.e. calculated, does not<br />

give rise to a specific technical problem and is trivial.<br />

The 17 th Board found that therefore, not even a partial<br />

aspect of the protected teaching can be found to solve<br />

a technical problem and that in consequence, it is excluded<br />

from patentability in line with the case law of<br />

10 11<br />

the Federal Court of Justice.<br />

Technical contribution to inventive step<br />

Based on established case law 12 , “when examining the<br />

invention for inventive step” only those instructions<br />

may be considered that lead to the solution of the<br />

technical problem by technical means or at least influence<br />

it. The technical problem solved by an invention<br />

is to be determined based on what the invention actually<br />

achieves. 13 In a method for guiding a user through<br />

a menu-controlled system using soft keys on a touchsensitive<br />

display device in a motor vehicle, e.g. a navigation<br />

system, features which solely relate to the design<br />

of the user interface via one or two additional soft<br />

keys are disregarded when assessing inventive step. 14<br />

A “design of the (user) interface between a human being<br />

and a technical device tailored to the needs and<br />

capabilities of the operator” 15 does not belong to the<br />

field of technology.<br />

8 See Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, Margin No. 21 – Webseitenanzeige.<br />

9 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 99/05.<br />

10 Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

11 Federal Patent Court, ruling dated 3 March <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 151/05.<br />

12 Cf. most recently Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

13 See Federal Court of Justice, BlPMZ [Patent, Trade Mark and Sign Journal] 2005, 77 – Anbieten interaktiver Hilfe.<br />

14 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 127/06.<br />

15 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2007, 214 – Bedienoberfläche.<br />

101


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

According to the 17 th Board, a method for examining<br />

various drugs for healthy interaction by technical<br />

means in connection with a data processing system<br />

is of technical nature and thus not excluded from patentability<br />

pursuant to Sec. 1, Para. 3, Sentence 3 of the<br />

German Patent Act. 16 When assessing inventive step,<br />

features relating to the conceptual approach of an<br />

examination of the interaction between the drugs in<br />

order to avoid harming the patient may not be considered<br />

as they do not belong to a technical field. The<br />

remaining features, which are concerned with the<br />

generation of a data pool for a prescription database,<br />

cannot substantiate an inventive step.<br />

The 17 th Board 17 also ruled on an order to set up a production<br />

schedule for medical products that can be reconditioned,<br />

i.e. instruments and devices that must be<br />

disinfected before re-use and disposed of after having<br />

been subjected to a certain number of reconditioning<br />

passes, e.g. because they are damaged. To establish a<br />

more reliable basis for this production schedule, the<br />

application suggests saving a meter reading and/or<br />

measurement values for every single product that is<br />

reconditioned, and comparing the saved information<br />

with reference values to obtain an indication that the<br />

product will have to be replaced in a foreseeable period<br />

of time. The Board denied patentability because if<br />

the subject matter of the claimed teaching in terms of<br />

the technical features is known from the prior art and<br />

the teaching is based on microeconomic considerations,<br />

it cannot substantiate an inventive step. 18<br />

A further case related to a method for topping up prepaid<br />

mobile communication accounts involving the amount<br />

of the desired top-up being transmitted to a central<br />

control unit, said central control unit providing voucher<br />

data, and this voucher data being made available to the<br />

customer. The top-up procedure can be initiated by dialing<br />

a unique top-up number that can be obtained from<br />

the voucher data using a mobile phone assigned to the<br />

mobile communications account. The subscriber phone<br />

number assigned to the mobile phone is automatically<br />

detected via a detection device when the top-up number<br />

is dialed and automatically transmitted to the central<br />

control unit. The latter subjects the top-up telephone<br />

number to a validity check, and if its validity is verified,<br />

a prepaid account assigned to the subscriber is topped<br />

up with at least part of the top-up amount. The technical<br />

problem was limited to the objective task of enabling<br />

the automatic detection of a subscriber using his or her<br />

mobile phone to top up the prepaid account assigned to<br />

it using voucher data and was solved through the automatic<br />

detection of the calling mobile phone number via<br />

a detection device. Therefore, only this feature was to be<br />

considered when assessing inventive step. 19<br />

Another method that was not found to be inventive<br />

was directed to the implementation of voice communications<br />

for an expert hotline wherein a database<br />

can be queried by callers via the Internet to place<br />

an expert and the consulting costs can be paid in a<br />

customer-friendly manner. Part of the subject matter<br />

claimed involved crediting the account of the selected<br />

contact person with a prorated amount of the costs.<br />

The 20th Board 20 states that the determination of the<br />

individual to whom the costs of the voice communication<br />

are credited and, in particular, the determination<br />

of a corresponding partial sum without determining<br />

its amount (“prorated”) was a purely commercial decision<br />

in the form of a selection of one of many potential<br />

business models.<br />

16 Federal Patent Court, ruling dated 22 February <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 149/05 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2010,<br />

613 – Dynamische Dokumentengenerierung.<br />

17 Federal Patent Court, ruling dated 19 April <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 16/07; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 26 July <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 60/07.<br />

18 Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 125, Headnote 2 – Wiedergabe topografischer Informationen.<br />

19 Federal Patent Court, ruling dated 14 July <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 63/06.<br />

20 Federal Patent Court, ruling dated 28 March <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 103/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 16 February <strong>2011</strong><br />

– 19 W (pat) 55/09.<br />

102


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

The conception of new processor instructions for a microprocessor<br />

with a core for executing instructions in<br />

order to perform mathematical computer operations<br />

cannot be recognised as an achievement in the technical<br />

field if such conception is not based on knowledge<br />

supported by technical considerations and the selection<br />

of the instructions is not influenced by technical<br />

aspects. Therefore, details included in the claim, which<br />

are solely based on mathematical considerations for<br />

calculating the product of two complex numbers may<br />

not be considered when assessing inventive step. 21 In<br />

the case in point, they relate to the “objective task” of<br />

making programs of this kind smaller and more manageable<br />

through special, new instructions. The 17 th<br />

Board holds that this is not a technical problem. 22<br />

2. Exclusion of patentability of medical<br />

processes<br />

The 3 rd Board 23 had been called upon to determine<br />

whether the method claim under attack in the patent<br />

in suit was to be deemed null and void because it was<br />

a diagnostic method excluded from patentability pursuant<br />

to Art. 53 (c) of the EPC. The claim was directed<br />

to “a method for use in diagnosing inflammations of<br />

human respiratory tracts wherein, when it is necessary<br />

to obtain an indication of the condition of the<br />

lower respiratory tracts, the person inhales through<br />

the mouth and the NO value in the orally exhaled air<br />

is determined, the determined value is compared to<br />

the value typical of healthy individuals and a value<br />

that is higher than typical values is considered an indication<br />

of an inflammation of the lower respiratory<br />

tracts.” The Board started by stating that, according<br />

to the case law of the European Patent Office, which<br />

has been adopted by the Federal Court of Justice 24 , a<br />

diagnostic method applied to a human or animal body<br />

covered by Art. 53 (c) of the European Patent Convention<br />

is only on hand if it contains as method steps the<br />

examination phase including the collection of data<br />

(step i), the comparison of this data with reference<br />

data (step ii), the determination of a significant deviation<br />

(step iii) and the attribution of the deviation to<br />

a specific clinical picture (step iv – diagnosis). Accordingly,<br />

a method that merely delivers the interim results<br />

relevant to the diagnosis is not a diagnostic method<br />

and thus not excluded from patentability. Furthermore,<br />

the exclusion only takes effect if all the steps of<br />

the method are applied to a human or animal body,<br />

including the method step relating to the deductive<br />

human or veterinary medicine decision-making phase,<br />

i.e. to the diagnosis in the strict sense of the word as<br />

a purely intellectual activity. 25 The Board found that<br />

these prerequisites are not fulfilled if, as in the case in<br />

point, the subject matter of the claim merely relates<br />

to a computerised comparison of datasets obtained<br />

through measurements, namely those of the NO values<br />

of the patient to the datasets of healthy control<br />

subjects or of the respective patient at another point<br />

in time, wherein an elevated NO value is an indication<br />

of a severe inflammation. The method in dispute thus<br />

does not provide a specific diagnosis, and not all of the<br />

method steps are applied to a human body, because<br />

the determination of the NO values in the respiratory<br />

air samples and the data comparison are not conducted<br />

on the human body.<br />

In deviation from the legal opinion of the 3 rd Board<br />

and the Enlarged Board of Appeal, the 4 th Board 26 is of<br />

the opinion that a diagnosis of a condition in accord-<br />

21 Cf. Federal Patent Court, BlPMZ 2009, 499 – Druckvorlagenerstellung.<br />

22 Federal Patent Court, ruling dated 30 November <strong>2011</strong> – 17 W (pat) 122/06.<br />

23 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 17/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 88/11].<br />

24 European Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, in particular Items 5 and 6.2.2 of the reasoned decision; Federal Court of Justice,<br />

GRUR 2010 1081–1083 et seq. – Kein Patentierungsausschluss für Therapie unterstützendes Verfahren; also cf. Federal Patent Court,<br />

GRUR 2008, 981 – Verfahren zur gesundheitlichen Orientierung.<br />

25 European Patent Office, G 1/04, GRUR Int. 2006, 514, Items 6.2.3 and 6.4.4; dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated<br />

28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11]; Federal Patent Court, GRUR 2008, 981 Verfahren<br />

zur gesundheitlichen Orientierung.<br />

26 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 47/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 107/11].<br />

103


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

According to established case law, an apparatus is rendered<br />

obvious simply if the apparatus is delivered to a<br />

third party unconditionally. After all, if the parties do<br />

not agree to maintain confidentiality and confidentiality<br />

cannot be expected to be maintained otherwise,<br />

it can generally be assumed that the delivery equates<br />

to the exposure of the knowledge of the invention to<br />

the public and that it is self-evident that the possibility<br />

has been created for any third party (employees and<br />

factory visitors in this case) to gain knowledge of it. 29<br />

Based on the view taken by the 4 th Board 30 , the same<br />

holds true if a service manual including a description<br />

of all the details of the apparatus is delivered instead<br />

of the apparatus itself.<br />

ance with step iv is on hand simply if an abnormal, i.e.<br />

“not healthy” state relative to the reference values is<br />

displayed as a result of the method based on the collected<br />

data. Since there is no need for a physician to be<br />

involved, automatic methods or self-diagnostic methods<br />

can also be subject to the ban on patentability.<br />

3. Prior art and public availability<br />

The 3 rd Board 27 had been called upon to concern itself<br />

with the consideration of prior art not belonging to<br />

the field of a patent in suit, through which a method<br />

for coating two sides of a single pane of glass in a single<br />

pass using a coating device was claimed. The Board<br />

found that whenever necessary, the relevant person<br />

of skill in the art considers in his or her research prior<br />

art belonging to a different field which could in principle<br />

be expected to provide solutions given the type of<br />

problems faced. 28<br />

The 3 rd Board 31 had been called upon to clarify an issue<br />

relating to a public prior use through the sale of<br />

a pharmaceutical product which in the case in point<br />

was intended for oral administration as a hard or soft<br />

gelatin capsule or as a liquid comprising a combination<br />

of eucalyptus oil and orange oil. The state of the<br />

art included a drug with an active ingredient consisting<br />

of eucalyptus oil, orange peel oil, myrtle oil and<br />

lemon oil. The Board states that putting a pharmaceutical<br />

product into circulation made not only the substance<br />

as such but also its composition and structure<br />

available to the public as long as it was possible to<br />

analyse it. In this context, one can generally assume<br />

that analysable products on the market that does not<br />

bear an indication of their structure are indeed analysed,<br />

because this is of interest to third parties even<br />

if the analysis takes some effort and produces costs. 32<br />

This applies to the chemical/pharmaceutical field also<br />

if the analysis involves extensive time-consuming and<br />

laborious qualitative and quantitative examinations<br />

which, however, can be performed by a person of skill<br />

27 Federal Patent Court, ruling dated 9 August <strong>2011</strong> – 4 Ni 19/08, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 123/11].<br />

28 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 992 – Ziehmaschinenzugeinheit II.<br />

29 Federal Court of Justice, GRUR 1996, 747 et seqq. – Lichtbogen-Plasma-Beschichtungssystem.<br />

30 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 4 Ni 55/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 81/11].<br />

31 Federal Patent Court, ruling dated 26 July <strong>2011</strong> – 3 Ni 7/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 120/11].<br />

32 Federal Court of Justice, GRUR 1986, 372 – Thrombozytenzählung; Busse/Keukenschrijver, PatG [German Patent Act], 6 th Edition (2003),<br />

Sec. 3 Margin No. 127 with evidence.<br />

33 Federal Patent Court, ruling dated 6 April <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 379/05.<br />

34 Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 21 W (pat) 8/08.<br />

104


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

in the art using standard methods upon intense deliberation<br />

without running into undue difficulties exceeding<br />

his or her average skill.<br />

Having regard to the prior use of a lightweight engine<br />

block within the scope of a research project supported<br />

by the Bavarian Research Foundation, the simple fact<br />

that this foundation supported the project is irrelevant<br />

concerning the availability of the results to the public.<br />

The objection for lack of novelty due to public prior use<br />

therefore failed in the opposition proceedings before<br />

the 20th Board 33 , in particular because the opponent<br />

did not clarify whether a factual report it submitted<br />

thereon was merely an internal report or not.<br />

The 21 st Board 34 states that prior art that is erroneously<br />

cited as such in the description of a patent application,<br />

is not substantiated by a publication, and represents<br />

internal state of the art according to the applicant is<br />

not detrimental to the assessment of the patentability<br />

of the invention. According to established case law, the<br />

prevailing circumstances, legal provisions and in particular<br />

the state of the art based on the objective circumstances<br />

are decisive when assessing patentability,<br />

and not the circumstances alleged by the inventor. 35<br />

4. Novelty and inventive step<br />

Novelty<br />

A “method for determining the binding behaviour of<br />

ligands specifically binding to target molecules at at<br />

least one binding site” cannot be delineated from the<br />

state of the art via functional, interchangeable terms<br />

for methods in the relevant technical field. The 15 th<br />

Board finds that the functional terms “ligands, markers,<br />

inhibitors and reference substances” used for<br />

chemical compounds, all of which bind to the same<br />

target molecules, are exchangeable terms given the<br />

literal meaning of the method and thus cannot be<br />

used to make a distinction between substances. 36<br />

Inventive step<br />

According to the 1 st Board, objectively, one can only<br />

determine the technical problem solved by an invention<br />

(an elevator system in this case) and whether a<br />

claimed solution is based on an inventive step based<br />

on what the invention claimed in the claims of the<br />

patent actually accomplishes 37 compared to the state<br />

of the art and on what is reflected in the features of<br />

the claims. 38 Various starting points may be considered<br />

in making this assessment. 39 If the claimed solution<br />

actually merely solves the problem of improving<br />

the wear and tear and durability of the cable vis-à-vis<br />

the state of the art in cases in which steel cables lie<br />

directly on the traction sheave, the claimed teaching<br />

is limited to this optimisation of the elevator system.<br />

35 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 1973, 263 – Rotterdam-Geräte, GRUR 1994, 357 – Muffelofen.<br />

36 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 15 W (pat) 15/06.<br />

37 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung; GRUR 2010, 607, 608, Para. 18 – Fettsäurezusammensetzung;<br />

Federal Court of Justice, GRUR 2007, 1055, Para. 28 – Papiermaschinengewebe.<br />

38 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on points of law lodged<br />

[case no.: X ZR 74/11], making reference to the Federal Court of Justice, BlPMZ 1979, 151– Etikettiergerät II, GRUR 1981, 732 – First- und<br />

Gratabdeckung; Benkard/Bacher/Melullis, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 1, Margin No. 78; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition<br />

(2003), Sec. 1, Margin No. 101; and Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged<br />

[case no.: X ZR 72/11]; Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11].<br />

39 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 1039, Para. 20 – Fischbissanzeiger; Federal Court of Justice, GRUR 2009, 382, Para. 51 – Olanzapin;<br />

Federal Patent Court, GRUR 2004, 317, 319 – Programmartmitteilung.<br />

105


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

Even if the problem addressed by the patent specification<br />

is deemed “novel”, this does not justify a different<br />

assessment: What is deemed the problem addressed<br />

by the invention in the patent specification may provide<br />

an indication of how the claimed technical teaching<br />

should be understood 40 and the aides for determining<br />

the objective technical problem. 41 An inventive<br />

step of the technical teaching may be given simply<br />

upon recognition of the cause of the disadvantages of<br />

the state of the art. 42 However, the 1 st Board also ruled<br />

that the problem solved by the invention had to be determined<br />

objectively alone. 43<br />

If the state of the art envisages two ways of stacking<br />

packagings (batches), assembling them with varying<br />

layer patterns, and then stacking them on a pallet, it is<br />

irrelevant to the assessment of inventive step whether<br />

the claimed method performs more than the task of<br />

homogeneous palleting, also solving further objective<br />

problems such as a higher operating speed associated<br />

with the solution according to the invention, even if<br />

the state of the art does not include a motivation to<br />

this effect, which could substantiate the obviousness<br />

of the claimed method and could thus call its patentability<br />

into question. 44 The 1 st Board found that there<br />

was no such motivation. 45<br />

According to the 3 rd Board, if a combination of active<br />

ingredients in drugs – in this case Taxol or Taxotere and<br />

their analogues as well as therapeutically effective<br />

substances for treating neoplastic diseases – is obvious<br />

to the person skilled in the art, a synergistic effect<br />

claimed by the defendant cannot serve to substantiate<br />

an inventive step. 46 The objection raised by the<br />

defendant, alleging that the person skilled in the art<br />

had not considered including Taxotere in such combinations<br />

because Taxotere had not been approved<br />

and the prior art lacked information to this effect was<br />

countered by the Board, which held that combinations<br />

of Taxotere and other cytostatics had been tested on<br />

tumors in mice before the priority date of the patent in<br />

suit. This demonstrates that experts indeed had considered<br />

Taxotere, which had not been approved and<br />

had merely been subjected to phase 1 clinical trials by<br />

then, for inclusion in combinations with further cytostatics.<br />

Moreover, testing an active ingredient under<br />

various conditions in a laboratory before carrying out<br />

further, elaborate, expensive and extremely risky studies<br />

on humans is common practice when searching for<br />

suitable drugs.<br />

The 1 st Board 47 had been called upon to asses the patentability<br />

of a device having a slit for removing a tick<br />

from the skin of a human being or animal and the dimensions<br />

of a credit card (85 mm x 54 mm x 4 mm)<br />

as depicted. According to statements made in the patent<br />

in suit, the invention aims to solve the problem of<br />

creating a device that a person can easily carry around<br />

and is made of a “relatively stiff material” as per the<br />

invention. Starting from a state of the art consisting<br />

of a sheet of plastic or metal (12) albeit with different<br />

dimensions (length: 57 mm, width: 12.7 mm, thickness:<br />

0.3 mm) formed as an add-on or integral part of another<br />

device as depicted, e.g. a pocket knife or a nail<br />

clipper, the Board found that the teaching pursuant<br />

to the invention had not been rendered obvious. Instead,<br />

due to this prior art, the person of skill in the<br />

art was prevented from looking for a solution to the<br />

problem in line with the invention and significantly<br />

increasing the dimensions of the device, namely to ob-<br />

40 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 602, 605, Para. 27 – Gelenkanordnung.<br />

41 Federal Court of Justice, GRUR 2005, 141, 142 – Anbieten interaktiver Hilfe, with further evidence.<br />

42 Federal Court of Justice, GRUR 1985, 369 – Körperstativ [Stabilizer].<br />

43 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

44 Federal Court of Justice, GRUR 2003, 693, 695 – Hochdruckreiniger.<br />

45 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 1/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 143/11].<br />

46 Federal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to<br />

Federal Court of Justice, GRUR 2003, 317 headnote – Kosmetisches Sonnenschutzmittel, and<br />

Federal Court of Justice, GRUR 2010, 607, 612 – Fettsäurezusammensetzung.<br />

47 Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11].<br />

106


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

tain the dimensions of a credit card, and creating an<br />

independent article that could easily be carried around<br />

by the user, making it constantly available, instead of<br />

integrating it into another device. A credit card-sized<br />

prior-art ice scraper also failed to motivate the person<br />

of skill in the art to modify the dimensions of the depicted<br />

device and would only have been considered by<br />

the person skilled in the art in hindsight, after having<br />

gained knowledge of the solution according to the invention.<br />

The Board thus affirmed inventive step and<br />

dismissed the suit.<br />

Obviousness may also be supported by the combination<br />

of three documents even if, starting from the<br />

problem objectively solved by the patent in suit, it<br />

would be impossible to solve it without having knowledge<br />

of prior art evidenced by two documents as a<br />

starting point. The Board did not allow a suggested<br />

appeal on points of law since a formal limitation of<br />

the state of the art to a certain number of documents<br />

furnishing proof of the obviousness of an invention is<br />

not permitted by law. 48<br />

The 9 th Board 49 finds that the seat cushion in a vehicle<br />

seat is rendered obvious by the combination of two<br />

documents even if there is a period of 30 years between<br />

the publications. Since the German Patent Act<br />

does not include a provision for qualitatively downgrading<br />

a source when considering the state of the art,<br />

the age of a document may be at best considered an<br />

indication of evidence. 50 In the case in point, however,<br />

the older publication was undoubtedly the starting<br />

point of the invention and the problem of circulatory<br />

disorder in the legs caused by unsuitable seat cushions<br />

was solved by the findings and materials of the<br />

younger publication.<br />

Average person skilled in the art<br />

The relevant person of skill in the art is one who is<br />

normally charged with solving the problem posed. 51<br />

Therefore, the 3 rd Board 52 is of the opinion that a person<br />

skilled in the art with respect to the teaching of<br />

the patent in suit, which is directed to an iron with a<br />

metal baseplate and an anti-friction layer, is a process<br />

engineer or chemist with professional experience in<br />

the field of coating technology, who works in a team of<br />

several experts in developing irons. An engineer with<br />

a degree in mechanical engineering from a college or<br />

university of applied sciences is immaterial, because<br />

he merely determines the requirements that are to be<br />

implemented by the aforementioned person skilled in<br />

the art. 53 There was no reason to examine the evidence<br />

offered by the defendant to the contrary, because the<br />

definition of the relevant person skilled in the art is essentially<br />

a legal issue that must be evaluated by the<br />

court and may not be clarified by calling witnesses. 54<br />

The definition of the person skilled in the art must<br />

always be based on factual findings. 55 However, the<br />

Board, which is staffed with technical members, has<br />

the expertise required to establish who was normally<br />

involved in developing and refining subject matter according<br />

to the patent as part of commercial practice<br />

and independently of the defendant’s proven actual<br />

circumstances and who had the skills in the technical<br />

field of relevance in the case in point to be commissioned<br />

with solving the problem addressed by the patent.<br />

There was thus no need to commission the expert<br />

opinion offered.<br />

The 3 rd Board defined the person skilled in the art concerning<br />

the improvement of pharmaceutical compositions<br />

for cancer therapy as a team of at least one<br />

48 Federal Patent Court, ruling dated 27 July <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 314/06.<br />

49 Federal Patent Court, ruling dated 27 June <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 387/05.<br />

50 See Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), § 4 Margin No. 135-137.<br />

51 Federal Court of Justice, GRUR 78, 37 – Börsenbügel; Federal Court of Justice, GRUR 1962, 290 – Brieftaubenreisekabine II;<br />

cf. Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 4, Margin No. 48.<br />

52 Federal Patent Court, ruling dated 14 July <strong>2011</strong> – 3 Ni 1/11 (EP).<br />

53 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 1039 – Fischbissanzeiger.<br />

54 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 663, Margin No. 28 – Vorausbezahlte Telefongespräche.<br />

55 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 1023 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

107


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

pharmacologist and at least one medical expert conducting<br />

research in the field of oncology with several<br />

years of experience in the field of cancer therapy or the<br />

development of oncological drugs. 56<br />

The 10th Board found that the relevant person of skill<br />

in the art can be expected to consult with an expert or<br />

a person skilled in the art with better qualifications or<br />

procure information to the same effect if he recognises<br />

based on his expertise that he can find the solution<br />

in a different field. 57<br />

II. Supplementary Protection<br />

Certificates<br />

Pursuant to Art. 10 of Regulation (EC) No. 469/2009 on<br />

supplementary protection certificates for drugs (referred<br />

to as “the Regulation” hereinafter) in conjunction<br />

with Sec. 49 a, Para. 2 of the German Patent Act, a<br />

certificate must be granted if the application and the<br />

product in question meet the requirements set out<br />

in the Regulation. Art. 4 of the Regulation describes<br />

the subject matter protected by the drug protection<br />

certificate. Accordingly, the protection conferred by<br />

the certificate solely covers the product as defined by<br />

Art. 1 (b) of the Regulation, which is covered by the approval<br />

for the introduction into circulation of the product<br />

as a drug, i.e. the active ingredient or the composition<br />

of active ingredients of a drug within the limits of<br />

the protection granted by the basic patent. 58 Pursuant<br />

to Art. 3 (a) of the Regulation, a further prerequisite is<br />

that the product is protected by a basic patent in force<br />

at the application date. The assessment of whether<br />

this is the case must be based on the basic patent’s<br />

entire scope of protection and not solely on its subject<br />

matter. 59 Accordingly, the Federal Court of Justice<br />

based its finding on the valid scope of protection of the<br />

basic patent, i.e. on Sec. 14 of the German Patent Act<br />

for German basic patents and on Art. 69 of the European<br />

Patent Convention in conjunction with the interpretation<br />

protocol on Art. 69 of the EPC for European<br />

basic patents. 60 In a case prosecuted by the 15 th Board 61 ,<br />

based on the foregoing, the approved product Tenofovir<br />

Disoproxil and its salts – especially the fumarate,<br />

hydrates, tautomers and solvates – were protected by<br />

the basic patent in force in combination with further<br />

therapeutic components in accordance with Art. 3 (a)<br />

of the Regulation, and therefore, a protection certificate<br />

was issued.<br />

The certificate in suit for “Escitalopram or its non-toxic<br />

acid-addition salts, including escitalopram oxalate”<br />

attacked by the plaintiff filing the nullity action had<br />

already been subject to an unsuccessful attack in an<br />

earlier lawsuit without the involvement of the plaintiff<br />

due to an infringement of Art. 3 (d) of the German<br />

Work Appliance Directive. In its ruling on the escitalopram<br />

case 62 , the Federal Court of Justice had dismissed<br />

the suit on grounds that, as a substance having a medical<br />

effect, the r-enantiomer escitalopram contained<br />

in the racemate citalopram was neither a contamination<br />

63, an auxiliary nor an additive 64 of the racemate,<br />

but instead a different active ingredient and in any<br />

case a different composition of active ingredients. The<br />

56 Federal Patent Court, ruling dated 7 December 2010 – 3 Ni 52/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 14/09 (EU), making reference to Federal<br />

Court of Justice, GRUR 2010, 607, 611, Para. 70 – Fettsäurezusammensetzung; GRUR 2010, 123, 125, Para. 27 – Escitalopram; GRUR 2007,<br />

404, 406, Para. 26 – Carvedilol II; and ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 (EU) in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU).<br />

57 Federal Patent Court, ruling dated 16 September 2010 – 10 Ni 13/09, appeal on points of law lodged<br />

[case no.: X ZR 26/11] making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1986, 798, 799<br />

– Abfördereinrichtung für Schüttgut; GRUR 2010, 41, 43 – Diodenbeleuchtung.<br />

58 Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 16 a, Margin No. 10.<br />

59 European Court of Justice, C-392/97, GRUR Int. 2000, 69 – Farmitalia, Margin No. 22; Schennen, Die Verlängerung der Patentlaufzeit<br />

für Arzneimittel im Gemeinsamen Markt, 1 st Edition (1993), page 68, item 7, page 57, items 1 – 4.<br />

60 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 683 – Idarubicin II, GRUR 2002, 523 – Custodiol I; Benkard/Grabinski, PatG, 10th Edition (2006),<br />

Sec. 16 a, Margin No. 18; Busse/Hacker, PatG, 6 th Edition (2003), annexed to Sec. 16a, Margin No. 24.<br />

61 Federal Patent Court, ruling dated 12 May <strong>2011</strong> – 15 W (pat) 24/07.<br />

62 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 123 – Escitalopram.<br />

108


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

enantiomer and the racemate are thus two different<br />

products pursuant to Regulation (EC) No. 469/2009<br />

and in consequence, the approval issued in compliance<br />

with pharmaceutical law for a drug containing<br />

a chemical compound such as racemate as an active<br />

ingredient is not an obstacle to the grant of a supplementary<br />

protection certificate for a drug containing<br />

an enantiomer as an active ingredient that receives<br />

approval under pharmaceutical law and becomes the<br />

subject matter of a dedicated product patent later on.<br />

Conversely, the plaintiff had claimed that the enantiomer<br />

escitalopram had no independent pharmaceutical<br />

effect compared to the racemate, making the two<br />

substances one and the same product as defined by<br />

Art. 1 (b) of the German Work Appliance Directive, and<br />

that the first approval for putting the racemate citalopram<br />

into circulation, which was issued in 1996, should<br />

also apply to the enantiomer escitalopram. The defendant<br />

had based its pleading inter alia on new facts<br />

regarding the pharmaceutical effect of escitalopram<br />

and citalopram. The 3 rd Board 65 did not concur and dismissed<br />

the action as unfounded. Having considered<br />

all the publications and documents on file, the Board<br />

could not deduce with the required degree of clarity<br />

and unambiguity that the components escitalopram<br />

and citalopram designated as being pharmaceutically<br />

active or pharmaceutically effective in the relevant approvals<br />

had the same therapeutic effect, making them<br />

one and the same product as defined by Art. 1 (b) of the<br />

German Work Appliance Directive. The Board did not<br />

act on the plaintiff‘s suggestion to stay the lawsuit in<br />

accordance with Art. 27 of the Treaty on the Functioning<br />

of the European Union and to refer the case to the<br />

European Court of Justice to obtain a preliminary ruling<br />

because it could not identify any unresolved issues<br />

concerning the interpretation of the German Work Appliance<br />

Directive.<br />

III. Proceedings before the German<br />

Patent and Trade Mark Office<br />

1. Application date<br />

Pursuant to Sec. 35, Para. 2, Sentence 1, No. 1 of the German<br />

Patent Act, the decisive point in time is the date<br />

on which the application documents are received by<br />

the German Patent and Trade Mark Office and not the<br />

date on which they are sent by the applicant. In a case<br />

over which the 7 th Board 66 presided, the German Patent<br />

and Trade Mark Office‘s fax machine showed a time of<br />

receipt after midnight, whereas the applicant stated<br />

that it had received a message from the German Patent<br />

and Trade Mark Office‘s fax machine indicating the<br />

“OK” status confirming the complete transmission of<br />

the pages sent before midnight. However, the applicant<br />

provided counter-evidence by presenting a credible<br />

witness, who had recorded the time at which the<br />

transmission of the “OK” status by the German Patent<br />

and Trade Mark Office‘s fax machine had occurred using<br />

a radio-controlled clock and based on the atomic<br />

clock of the German Institute of Physics and Technology<br />

on the Internet.<br />

63 In this context European Court of Justice, 2001 Collection, 3643, Margin No. 29 = GRUR Int. 2001, 754 – BASF/Bureau voor de<br />

Industriële Eigendom [BASF/Intellectual Property Authority].<br />

64 Reference: European Court of Justice, 2006 Collection, I-4107, Margin No. 23 = GRUR 2006, 694 = EuZW [European Commercial Law<br />

Magazine] 2006, 408 – Massachusetts Institute of Technology [Polifeprosan].<br />

65 Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 3 Ni 22/10 – Escitalopram II.<br />

66 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 7 W (pat) 35/10.<br />

109


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

2. Division of the application<br />

The legal right to be heard is not infringed if a divisional<br />

application in dispute, the documents of which<br />

are identical to the original documents of the parent<br />

application, is rejected via a resolution without an<br />

advance official communication from the Examining<br />

Board after the claims of the patent have been objected<br />

to in an official communication from the Examining<br />

Board on grounds of non-patentability in the<br />

procedure relating to the parent application. At the<br />

end of the suspensory state pursuant to Sec. 29, Para. 3<br />

of the German Patent Act, the divisional application<br />

becomes an autonomous patent application, which<br />

is not dependent on the parent application. Furthermore,<br />

according to Sec. 48, Sentence 2 in conjunction<br />

with Sec. 42, Para. 3, Sentence 2 of the German Patent<br />

Act, the patent filer must be informed of the circumstances<br />

forming the basis for the rejection before the<br />

application is rejected. However, there was no need for<br />

a preceding official communication from the Examining<br />

Board nevertheless, because the procedure relating<br />

to the divisional application must be continued on<br />

conclusion of the suspensory state in which the parent<br />

application found itself before the Board. 67 According<br />

to the 19 th Board, administrative actions that have<br />

taken place in the procedure relating to the parent application<br />

– including official communications from the<br />

Examining Board – before the declaration of the Board<br />

do not need to be repeated 68 insofar as they concern<br />

the subject matter of the divisional application and<br />

the Examining Board could assume that the applicant<br />

assigns the reported deficiency to the divisional application.<br />

69 70<br />

Unlike in the procedures concerning divisional applications,<br />

communications and administrative actions<br />

of the German Patent and Trade Mark Office relating<br />

to the parent application before the submission of an<br />

application of addition pursuant to Sec. 16, Para. 1, Sentence<br />

2 of the German Patent Act do not apply to the<br />

procedure relating to the application of addition. This<br />

follows from the necessary differences in substance<br />

between the main application and the application of<br />

addition, which has a later application date and by nature<br />

relates to an invention that is partially different,<br />

whereas the divisional applications are legally treated<br />

as a continuation of the grant procedure relating to<br />

the parent application that is already pending. 71 Therefore,<br />

if the Examining Board rejects the application of<br />

addition without affording the applicant of the patent<br />

of addition an opportunity to respond to the objections<br />

forming the basis of the rejection – be it by<br />

way of an official communication from the Examining<br />

Board in accordance with Sec. 45 of the German Patent<br />

Act, or a hearing in accordance with Sec. 46, Para. 1<br />

of the German Patent Act – it violates the right of the<br />

applicant filing the application for addition to due process<br />

of law. According to the 20th Board, this is also<br />

the case if the application of addition is rejected for<br />

the reasons for which the parent application had been<br />

objected to. 72 Therefore, the refund of the appeal fee<br />

pursuant to Sec. 80, Para. 3 was ordered.<br />

3. Version of the documents, disclosure<br />

Statements made in the description, according to<br />

which a combination of features from various claims<br />

is possible even if this deviates from the selected references<br />

between the claims, are not contradictions<br />

between the claims and the description making it unclear<br />

for which subject matter patent protection is being<br />

sought or justifying a rejection of the application.<br />

The 12th Board 73 states that the applicant can include<br />

additional features from the description in claim 1 if<br />

this causes the teaching of the claim to be limited to<br />

67 Cf. official explanatory statements concerning the Federal Patent Court, BlPMZ 1979, 284;<br />

Federal Court of Justice, GRUR 1986, 877, 879 – Kraftfahrzeugsgetriebe (for exclusion).<br />

68 Cf. Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 39, Margin Nos. 51 and 52.<br />

69 Federal Patent Court, ruling dated 20 June 2006 – 8 W (pat) 4/04;<br />

BPatGE [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Patent Court] 43, 159 – Akustisches Oberflächenwellenfilter.<br />

70 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 75/09.<br />

71 Federal Court of Justice, GRUR 1971, 565, 567 – Funkpfeiler.<br />

72 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 20 W (pat) 20/09.<br />

110


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

a narrower teaching and the additional features in the<br />

description were understood to belong to the claimed<br />

invention. 74<br />

4. Patent category<br />

Having regard to a “method for deflecting microwaves<br />

with miniature dipoles of a high-frequency energy<br />

field” the features of relevance to the assessment of<br />

patentability relating to effects that are inherent in<br />

every dipole and do not give the person skilled in the<br />

art an instruction on how to design the method are<br />

irrelevant. Therefore, the 20th Board found that the<br />

method was not novel. 75 One does not reach a different<br />

assessment even on the basis of the disclosure of<br />

an apparatus for implementing the method taught in<br />

claim 1. Even if one uses this as a starting point, the<br />

teaching addressing the person skilled in the art is reduced<br />

to any dipole that is not limited any further in<br />

terms of its spatial and physical design. If one bases<br />

the assessment on the disclosure of a use, it is impossible<br />

to identify the cause-and-effect relationship between<br />

the dipole and the high-frequency energy field<br />

and the person skilled in the art cannot determine<br />

whether this solves the problem addressed by the invention<br />

(change of the direction of the wave energy<br />

or creation of a neutral zone). 76 In consequence, the<br />

teaching cannot be reduced to practice as defined by<br />

Sec. 34, Para. 4 of the German Patent Act.<br />

5. Transfer, legal succession<br />

According to the 21 st Board, the applicant, the legal<br />

entity of which has remained unchanged following<br />

the transformation of its legal form (cf. Sec. 202,<br />

Para. 1, No. 1 of the German Company Transformation<br />

Act) and has hitherto been a party to the proceedings<br />

before the German Patent and Trade Mark Office, has<br />

thus filed an admissible appeal pursuant to Sec. 74 of<br />

the German Patent Act as an existing party remains<br />

a party to the proceedings although the register was<br />

updated later on to reflect its transformation into its<br />

legal successor, because Sec. 263, Para. 2, Sentence 1<br />

of the German Code of Civil Procedure also applies<br />

analogously to the application appeal proceedings. 77<br />

Sec. 265, Para. 2 of the German Code of Civil Procedure<br />

provides protection for the opponent of the party subjected<br />

to a change in factual legitimisation as well<br />

as for procedural economy 78 so that the proceedings<br />

can be continued with the existing parties unaffected<br />

by a substantive change in the ownership of the<br />

subject matter in dispute. Therefore, Sec. 265, Para. 2,<br />

Sentence 1 of the German Code of Civil Procedure also<br />

applies to the registration and application appeal procedure<br />

in compliance with patent law that is not conducted<br />

as an adversary proceedings. The proceedings<br />

is simplified if the applicant who is already familiar<br />

with the appeal proceedings can continue the proceedings<br />

although its legal successor has already been<br />

entered into the patent register, especially since the<br />

applicant may be particularly interested in continuing<br />

the registration procedure after the transfer of rights.<br />

IV. Opposition proceedings<br />

1. Procedural principles<br />

The 8 th Board 79 specified important procedural principles<br />

in opposition proceedings for the assessment<br />

of modified claims. Making reference to the case law<br />

of the Federal Court of Justice in the “Polymermasse”<br />

[Polymer Substance] 80 case for the defense of a patent<br />

in amended form in opposition and opposition-appeal<br />

proceedings, according to which the admissibility of<br />

this version must be assessed without limiting one-<br />

73 Federal Patent Court, ruling dated 10 November <strong>2011</strong> – 12 W (pat) 23/07.<br />

74 Federal Court of Justice, GRUR 1991, 307 – Bodenwalze.<br />

75 Federal Patent Court, ruling dated 21 March <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 45/07.<br />

76 Federal Patent Court, ruling dated 18 March 1999 – 3 Ni 18/98 (EU) BPatGE – Kernmaterial.<br />

77 Federal Patent Court, ruling dated 13 January <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 16/09 making reference to Federal Court of Justice, GRUR 2000, 892 – MTS.<br />

78 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 87 et seqq. – Patentinhaberwechsel im Einspruchsverfahren.<br />

79 Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 331/06.<br />

80 Federal Court of Justice, GRUR 1998, 901 – Polymermasse.<br />

111


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

self to the grounds for revocation, the Board emphasised<br />

that this also covered the formal admissibility of<br />

the amended version. Therefore, it may be necessary<br />

to adapt both the admissibly limited claims as well<br />

as the description and possibly the drawings as well,<br />

in order to obtain an allowable version of the patent.<br />

The Board thus took a view that differed from that of<br />

the 7 th Board 81 , according to which the adaptation of<br />

the description and/or drawings can be renounced for<br />

patents defended with limited claims if this is not absolutely<br />

necessary in order to interpret or determine<br />

the scope of protection. In the opinion of the 8 th Board,<br />

this rule cannot be derived from the law. Sec. 21, Para. 2,<br />

Sentence 2 of the German Patent Act also expressly<br />

stipulates that a limitation of the patent achieved by<br />

amending the claims, description or drawings is permissible<br />

and that in such cases, a new patent specification<br />

is to be issued in accordance with Sec. 61, Para. 4<br />

of the German Patent Act. It thus appears to be fairly<br />

illogical that the limitation of a patent could be connected<br />

to the issuance of a deficient patent specification<br />

and the reproduction of a version of a patent that<br />

is not formally allowable. For this reason, in the case in<br />

point, the version of the patent defended with an auxiliary<br />

request was not formally allowable because the<br />

claims were in contradiction to each other and to parts<br />

of the description and drawings and the description<br />

contained statements that were obviously unnecessary<br />

for illustrating the invention. In addition, in violation<br />

of Sec. 9, Para. 6, Sentence 1 of the German Patent<br />

Directive, a dependent claim had been drafted, which<br />

did not relate to a special embodiment of the invention.<br />

This resulted in the revocation of the patent in suit<br />

as the written request made by the patent proprietor,<br />

who did not attend the oral proceedings, was directed<br />

to a version of the patent that was not allowable.<br />

2. Domestic representative and power of<br />

attorney<br />

In the opinion of the 21 st Board 82 , an appeal is inadmissible<br />

if the effective appointment of a domestic<br />

representative pursuant to Sec. 25, Para. 1 of the German<br />

Patent Act is not proven by submitting the original<br />

power of attorney or if the power of attorney falls<br />

short of the minimal scope it is allowed to have by law.<br />

This is a prerequisite of procedural law for the objective<br />

continuation of proceedings. A lack thereof is a procedural<br />

obstacle that can be overcome, and therefore the<br />

foreigner is first requested to remedy the deficiency. If,<br />

as in this case, he fails to comply with this request before<br />

the statutory deadline, the appeal he has lodged is<br />

dismissed in the appeal proceedings. 83 Sec. 97, Para. 6,<br />

Sentence 2 of the German Patent Act does not apply<br />

to domestic representatives. The law speaks of the individual<br />

vested with power of attorney and not of the<br />

representative or domestic representative. Sec. 97, Para.<br />

6, Sentence 2 of the German Patent Act only relates to<br />

the general power of attorney for a lawsuit and not to<br />

the appointment of the domestic representative, which<br />

is conducted as a prerequisite for the proceedings and<br />

must thus be verified ex officio at all times and which<br />

determines whether the party that does not have a domestic<br />

place of residence or business is at all entitled to<br />

participate in the proceedings. 84<br />

The 20th Board found that an opposition pending before<br />

the Federal Patent Court is inadmissible if only<br />

a power of attorney has been filed with the German<br />

Patent and Trade Mark Office for the opponent‘s representative,<br />

as it is not related to acts of representation. 85<br />

Since a power of attorney for representation before the<br />

Federal Patent Court had not been filed subsequently<br />

81 Federal Patent Court, ruling dated 26 March 1997 – 7 W (pat) 64/95 (comment: this ruling stipulates that the amendment (adaptation)<br />

of the description may be renounced if the claims have been amended if this is not absolutely necessary for interpreting the<br />

new version of the claims as any amendment (especially deletion) made to the documents gives rise to the risk of inadmissibly<br />

extending the scope of protection conferred by the patent).<br />

82 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 1/07 and ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />

83 Busse/Schwendy, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45.<br />

84 Busse/Schwendy, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 25, Margin No. 45; Bühring, GebrMG [German Utility Model Act], 7 th Edition. (2007),<br />

Sec. 28, Margin No. 34.<br />

85 Federal Patent Court, ruling dated 22 December 2010 – 20 W (pat) 357/05; also cf. Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong><br />

– 21 W (pat) 1/07; Federal Patent Court, ruling dated 16 November 2010 – 21 W (pat) 10/08.<br />

112


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

by the end of the oral proceedings, a subsequent authorisation<br />

was not considered. 86 The opposition, which<br />

has been withdrawn in the meantime, was rejected as<br />

inadmissible in the continued single-party proceedings<br />

(Sec. 61, Para. 1, Sentence 2 of the German Patent Act).<br />

3. Admissibility of the opposition<br />

In order for an opposition on the grounds of public<br />

prior use to be admissible, the facts and findings submitted<br />

in support of it must reveal the circumstances<br />

resulting in the alleged use with regard to it becoming<br />

available to the public pursuant to Sec. 3, Para. 1, Sentence<br />

2 of the German Patent Act. The 9 th Board 87 finds<br />

that this requirement is not met by the unconditional<br />

delivery of a gear mechanism for a wind power plant<br />

if one cannot directly conclude from this that the design<br />

of the gear mechanism was in the public domain.<br />

The gear mechanisms shipped a mere 17 days before<br />

the application date of the patent in suit and one can<br />

rule out based on practical experience that the gear<br />

mechanisms were opened, allowing for their internal<br />

configuration to be made available to the public.<br />

An opposition founded on public prior use is inadmissible<br />

if the only fact referred to in support of the public<br />

availability of a liquid hydrogen storage container is<br />

the festive opening of a hydrogen service station without<br />

this providing any information on how the visitors<br />

could see the storage container, the cut-off valves and<br />

how they worked. The 11 th Board 88 finds that on such<br />

occasions, a reception is hosted during which speeches<br />

are held and sparkling wine is served, without there<br />

being a technical demonstration of the entire facility,<br />

especially since liquid hydrogen plants are subject to<br />

strict safety standards given the risk of fire and explosion<br />

and may not be freely accessible.<br />

An opposition is inadmissible if it is merely founded<br />

on a conference proceedings that includes an indication<br />

of the period during which the conference took<br />

place, but lacks the date of its publication. This was the<br />

view taken by the 12th Board 89 in a case in which the<br />

application date of the patent was only a few weeks<br />

before the period in which the conference was held.<br />

Experience shows that conference proceedings are<br />

often printed much later than the conference. The<br />

statement made by the opponent after the opposition<br />

period had expired, alleging that the conference<br />

proceedings had been distributed to the participants<br />

during the conference fails to substantiate the admissibility<br />

of the opposition retroactively.<br />

References to gaps, a lack of clarity or contradictions<br />

in the application as originally filed or in the patent<br />

specification are insufficient for substantiating insufficiency<br />

of disclosure as a ground for opposition in<br />

accordance with Sec. 21, Para. 1, No. 2 of the German<br />

Patent Act. Instead, it must be demonstrated why the<br />

person skilled in the art cannot implement the teaching<br />

due to allegedly incomprehensible terms used in a<br />

claim, despite having knowledge of all the salient passages<br />

of the patent specification. 90 91 The 19 th Board 92<br />

thus rejected an opposition as inadmissible because<br />

the submissions made by the opponent were incomplete<br />

and it had only referenced a single paragraph in<br />

the description regarding a term it held to be incomprehensible,<br />

disregarding numerous other passages<br />

relating to the term.<br />

According to the 20th Board 93 , an opposition basing<br />

the analysis of the features of claim 1 of a patent on<br />

the ground for revocation of lack of novelty on several<br />

publications is inadmissible. The consideration that<br />

the opponent might have intended to submit on in-<br />

86 Further reference: BGHZ [Collection of Rulings Handed Down by the Federal Court of Justice in Civil Suits] – Aluminium-Trihydroxid.<br />

87 Federal Patent Court, ruling dated 15 November 2010 – 9 W (pat) 334/05.<br />

88 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 11 W (pat) 310/11.<br />

89 Federal Patent Court, ruling dated 2 November 2010 – 12 W (pat) 24/06.<br />

90 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1988, 250 – Epoxidation.<br />

91 Federal Court of Justice, BlPMZ, 1993, 439 – Tetraploide Kamille .<br />

92 Federal Patent Court, ruling dated 8 December 2010 – 19 W (pat) 344/06.<br />

93 Federal Patent Court, ruling dated 18 April <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 390/05.<br />

113


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

ventive step was inconsequential because the submission<br />

understood as set out above likewise failed to establish<br />

what could have motivated the person skilled<br />

in the art to combine the teachings of the publications<br />

and was thus insufficiently substantiated.<br />

4. Interpretation<br />

The 5 th Board 94 had reason to summarise the principles<br />

applicable to the interpretation of the subject matter<br />

of a claim. They stipulate that the decisive aspect<br />

is what a person skilled in the art derives from the<br />

features of the claim in particular and as a technical<br />

teaching in general. 95 According to established case<br />

law, a limiting interpretation that is narrower than the<br />

wording (an interpretation that is narrower than the<br />

content) of the claims is not permissible if the person<br />

skilled in the art, as in the case in point, can derive clear<br />

and unambiguous subject matter from the relevant<br />

version of the claims. 96 Analogously, Sec. 14 of the German<br />

Patent Act and Art. 69 of the European Patent<br />

Convention prescribe that only the subject matter set<br />

out in the claims is covered by the protection sought<br />

and that this does not apply to subject matter that is<br />

mentioned in the description but not covered by the<br />

claims. The principle according to which a patent may<br />

not be interpreted more narrowly than the wording of<br />

its claims applies especially if it is impossible to determine<br />

from the description the extent to which protection<br />

is limited to specific embodiments. 97<br />

The 3 rd Board 98 also found that having regard to the<br />

feature “solvent for the active agent base” that was in<br />

dispute regarding its reduction to practice in the case<br />

in point, the full content of the patent specification 99 ,<br />

which serves as its own dictionary 100 , does not set out<br />

that the feature is limited to solvents with at least one<br />

acid group or the acids mentioned in the description,<br />

although the description and the embodiments of the<br />

patent solely related to specific embodiments or examples.<br />

101<br />

The 1 st Board 102 also found that despite the consideration<br />

of the overall context 103 , a limited interpretation of<br />

claims that is narrower than the wording of the claims<br />

is not permissible especially if this limits the claims<br />

to a content that limits the embodiments if a corresponding<br />

limitation in the scope of protection cannot<br />

be derived from the description. 104 However, the claim<br />

also has priority over the rest of the content of the patent<br />

specification in such an event as well.<br />

Based on statements made by the 1 st Board 105 , this<br />

does not conflict with a limited understanding of the<br />

person skilled in the art if, based on his basic knowledge<br />

(in this case about the geometric principles of<br />

a “mechanical mirror” and its technical implications)<br />

and without further reflection, he clearly and unambiguously<br />

derives from the disclosure of the application<br />

as originally filed that the claimed teaching can<br />

only be reduced to practice if these very geometric<br />

requirements are met, he thus reads the indispensa-<br />

94 Federal Patent Court, ruling dated 1 December 2010 – 5 Ni 67/09 (EU) as main reference, in conjunction with 5 Ni 77/09 (EU),<br />

appeal on points of law lodged [Az: X ZR 35/11].<br />

95 BGHZ 172, 298, Para. 38 – Zerfallszeitmessgerät [Decay-Time Measuring Device].<br />

96 Federal Patent Court, ruling dated 26 January 2000 – 20 W (pat) 20/99, BPatGE 42, 204 – Veränderbare Daten;<br />

Federal Court of Justice, ruling dated 7 September 2004 – X ZR 255/01, BGHZ 160, 204 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

97 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309, Margin No. 17 – Schussfädentransport.<br />

98 Federal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08, appeal on points of law lodged<br />

[case no.: X ZR 39/11], = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster.<br />

99 Federal Court of Justice, GRUR 2001, 232, 233 – Brieflocher.<br />

100 Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 912 – Spannschraube; Communication 2000, 105, 106.<br />

101 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309, 311 – Schussfädentransport; GRUR 2004, 1023, 1024 – Bodenseitige Vereinzelungseinrichtung.<br />

102 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

103 Established case law, cf. Federal Court of Justice, GRUR <strong>2011</strong>, 129 – Fentanyl-TTS, GRUR 2004, 845 – Drehzahlermittlung,<br />

with further references.<br />

104 Federal Court of Justice, Communication 2000, p. 105 – Extrusionskopf; Federal Court of Justice, GRUR 2007, 309<br />

– Schussfäden transport.<br />

114


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

ble framework conditions onto the disclosed teaching,<br />

and conceptually rules out technically incompatible<br />

variations from the beginning.<br />

In interpreting claims, the person skilled in the art<br />

addressed will attempt to mentally correct identifiable<br />

mistakes, instructions he realises are problematic<br />

and linguistic wordings in a manner amenable<br />

to the object of the disclosed solution and assume<br />

that the suggestion made in the patent specification<br />

is directed to a sensible application. 106 In a case tried<br />

before the 15 th Board 107 , based on the description, the<br />

person skilled in the art thus understood the term<br />

“silicone” to mean “silicone resin” and an unclear<br />

wording used to list components to mean that they<br />

were linked by “or”.<br />

Statements of purpose, effect and function that are<br />

components of a claim may contribute to delineating<br />

its subject matter if they define the apparatus<br />

element to which they refer in such a way that it can<br />

exercise the function in question. 108 Statements of<br />

purpose in a product claim are usually intended to<br />

define the subject matter protected by the patent<br />

in such a manner that the subject matter realises<br />

the spatial/physical features mentioned in the claim<br />

and that it must be designed in order to be usable<br />

for the purpose stated in the claim. 109 According to<br />

the statements of the 1 st Board 110 , the concept of the<br />

neologism “heat transfer mat” alone does not have<br />

clear implications with respect to the size or other<br />

design characteristics of the claimed apparatus, even<br />

when viewed in combination with the statement of<br />

purpose, namely “for floor heating”.<br />

Based on this understanding of statements of purpose,<br />

the 17 th Board 111 also found that the feature “for<br />

establishing a vacuum for setting the prism assembly<br />

and for retaining the same” of a telescope with<br />

a prism assembly and an outlet opening merely<br />

claimed a telescope having an outlet opening for<br />

establishing a vacuum without any further physical<br />

features of a specific prism retainer. The Board found<br />

that inventive step had to be denied because telescopes<br />

with outlet openings for flushing and filling<br />

gas, which are in principle also suitable for creating a<br />

105 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 10/09 (EU) also cf. ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 1 Ni 11/09 (EU), appeal on<br />

points of law lodged [Az: X ZR 74/11].<br />

106 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2007, 859 – Informationsübermittlungsverfahren I with further references; Federal Court of Justice,<br />

Communication 2002, 176, 177 II.2.aa) – Gegensprechanlage; Federal Court of Justice, GRUR 1999, 909, 2 nd headnote, 911 III.3.a)<br />

– Spannschraube.<br />

107 Federal Patent Court, ruling dated 11 November <strong>2011</strong> – 15 W (pat) 344/05.<br />

108 Federal Court of Justice, GRUR 2006, 923, Para. 15 – Luftabscheider für Milchsammelanlage.<br />

109 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 827 – Bauschalungsstütze.<br />

110 Federal Patent Court, ruling dated 1 February <strong>2011</strong> – 3 Ni 3/10, appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 152/11].<br />

111 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 17 W (pat) 102/06.<br />

115


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

vacuum in the interior of the housing and thus have<br />

the physical features of the claimed outlet opening,<br />

are known from the prior art.<br />

5. Examination of grounds for revocation<br />

Enablement, complete and clear teaching<br />

According to the 3 rd Board 112 , an enabling disclosure of<br />

the invention as defined by Sec. 22, Para. 1 and Sec. 21,<br />

Para. 1, No. 2 of the German Patent Act is denied if the<br />

subject matter protected in the claim contains wording<br />

that is so general that it generalises it beyond the<br />

solution presented to the person skilled in the art by<br />

the documents on the whole or his expert knowledge<br />

to such an extent that the protection conferred by the<br />

patent goes above and beyond the contribution made<br />

by the invention to the state of the art. The Board<br />

found that with respect to the contested feature “solvent<br />

for the active ingredient base” in the patent under<br />

attack, the person skilled in the art is not given an indication<br />

of the agents he can use other than solvents.<br />

Given the suitability of an indefinite number of potential<br />

compounds that do not have an acid group, barring<br />

further instruction in the patent in suit, he would<br />

thus have to rely solely on trial and error, conducting<br />

elaborate experiments, in order to verify whether the<br />

selected compounds dissolved buprenorphine enough<br />

without this resulting in a complete formation of salt.<br />

In the Boards opinion, however, this does not justify<br />

the assumption that the invention is enabling.<br />

This does not contradict the unanimous view that a<br />

teaching is deemed enabling if at least one enabling<br />

way of reducing the claimed invention to practice has<br />

been disclosed 113 or that according to the established<br />

case law of the Federal Court of Justice, in principle it<br />

is not necessary for methods that relate to granted<br />

patents to be enabling for all conceivable embodiments<br />

covered by the wording of the claim or for the<br />

enabling teaching disclosed to cover the entire ambit<br />

of the claim. 114 After all, in view of the host of suitable<br />

means for implementing the solution that can only be<br />

discovered by applying the principle of trial and error,<br />

the present patent protection claimed covers such a<br />

general teaching that it must be considered an “invitation<br />

to produce an invention” or a “request to launch a<br />

research programme”. The patent protection granted<br />

thus extends beyond the contribution made by the<br />

invention to the state of the art. 115 Although an “inappropriate<br />

breadth of a claim” as such does not provide<br />

legal justification to declare the patent null and void 116 ,<br />

this is subject to the technical teaching that a person<br />

of skill in the art can actually derive from the claim<br />

building on his expert knowledge and the description<br />

in its most general form. 117<br />

112 Federal Patent Court, ruling dated 23 November 2010 – 3 Ni 47/08 = GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster; the decision is noneffective.<br />

The action was withdrawn; also cf. comments by Schoenen in GRURPrax [Intellectual Property and Copyright Journal –<br />

Intangible Asset and Antitrust Law Practices] <strong>2011</strong>, 270.<br />

113 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; GRUR 2010, 414 – Sicherheitssystem; GRUR 2001,<br />

813 – Taxol; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003) Sec. 34, Margin No. 278; regarding the case law of the Boards of Appeal of<br />

the European Patent Office; cf. supra, 6 th Edition 2010, II.A.3.b.<br />

114 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the<br />

European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414, 415 – Thermoplastische Zusammensetzung; GRUR 2003, 223<br />

– Kupplungsvorrichtung II; GRUR 2001, 813 – Taxol; Art. 83 of the European Patent Convention incorporating: Federal Court of Justice,<br />

GRUR 2010, 901, 903 – Polymerisierbare Zementmischung; the established case law of the Boards of Appeal of the European Patent<br />

Office is of a dissenting opinion; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, ABlEPA 1995,<br />

188 = GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/UNILEVER; GRUR Int. 1997, 918 – Modifizieren von Pflanzenzellen/MYCOGEN;<br />

also of a dissenting opinion is Schulte/Moufang, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 21 Margin No. 29.<br />

115 Regarding Art. II, Sec. 6, Para. 2, No. 2 of the Law on International Patent Conventions in conjunction with Art. 138, Para. 1 (b) of the<br />

European Patent Convention: Federal Court of Justice, GRUR 2010, 414 – Thermoplastische Zusammensetzung; regarding Art. 83 of<br />

the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 2010, 158 – Durchgriffsanspruch/BAYER SCHERING PHARMA<br />

AG; regarding Art. 100 (b) of the European Patent Convention: European Patent Office, GRUR Int. 1995, 591, 592 – Reinigungsmittel/<br />

UNILEVER.<br />

116 Federal Court of Justice, GRUR 2004, 47 – blasenfreie Gummibahn I.<br />

116


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Inadmissible extension of the subject matter of the<br />

application, disclaimer<br />

When comparing the subject matter of the granted<br />

patent to the content of the application as originally<br />

filed, which is the standard applied when assessing<br />

an inadmissible extension of the scope of protection<br />

granted by the application, it is decisive whether the<br />

original disclosure allowed the person skilled in the<br />

art to recognise that the proposed solution under<br />

protection was supposed to have been covered 118 by<br />

the protection sought from the beginning and that<br />

it is derivable from the application as originally filed<br />

that it is part of the invention. 119 On this basis, the<br />

1 st Board emphasised that this only includes what<br />

is objectively “clearly and unambiguously” derivable<br />

from the application as originally filed and excludes<br />

the deeper knowledge obtainable by the person of<br />

skill in the art by virtue of his general common knowledge<br />

or by modifying the disclosed teaching. 120 The<br />

subjective ideas of the inventor or applicant 121 and the<br />

ex-post-facto interpretation of the patent proprietor<br />

are irrelevant. The 1 st Board is of the opinion that despite<br />

this, the patent proprietor cannot be prevented<br />

from including a set of features in the granted claim<br />

during the application procedure which proves to be<br />

a mere restriction of the claim as originally filed, even<br />

if the set of features does not contain all of the supportive<br />

features of an embodiment and thus constitutes<br />

a generalisation. 122<br />

6. Termination of the opposition<br />

proceedings<br />

According to the 7 th Board, if a patent has expired in accordance<br />

with Sec. 20, Para. 1, No. 3 of the German Patent<br />

Act and the former patent proprietor has expressly<br />

waived its rights to all the past claims affected by the<br />

patent, causing all potential rights arising from the<br />

patent for which an application was filed and which<br />

was granted pursuant to Sec. 362 of the German Civil<br />

Code to expire as well, the opposition proceedings is<br />

completely terminated as there is no need to adjudicate.<br />

123 The 21 st Board 124 takes the view that the opposition<br />

proceedings is already terminated once the opponent<br />

no longer desires to obtain legal protection, and<br />

the 20th Board 125 is of the opinion that if the opponent<br />

does not have a specific interest in obtaining legal protection,<br />

the opposition becomes retroactively inadmissible<br />

with regard to the continuance of the opposition<br />

proceedings and must thus be rejected.<br />

The 21 st Board 126 was again afforded the opportunity<br />

to rule on the legal consequences of the expiry of a<br />

patent due to failure to pay the annual fee in a case<br />

117 Meier-Beck in: Festschr. f. Ullmann, 2006, p. 495, 502.<br />

118 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 509, Para. 28 – Hubgliedertor I.<br />

119 Cf. Federal Court of Justice, GRUR 2010, 513, Para. 29 – Hubgliedertor II; BGHZ 110, 123, 125 = GRUR 1990, 432, 433 – Spleißkammer.<br />

120 Federal Court of Justice, GRUR 2010, 910, Para. 62 – Fälschungssicheres Dokument.<br />

121 Federal Court of Justice, GRUR 2009, 933, Para. 23 – Druckmaschinen-Temperierungssystem II.<br />

122 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 19/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 96/11], making<br />

reference to Federal Court of Justice, GRUR1990, 432, 433 – Spleißkammer; GRUR 2006, 316, Para. 22 – Koksofentür; furthermore:<br />

Federal Patent Court, ruling dated 29 March <strong>2011</strong> – 1 Ni 12/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 72/11] and<br />

Federal Patent Court, ruling dated 13 July <strong>2011</strong> – 19 W (pat) 5/08.<br />

123 Federal Patent Court, ruling dated 28 January <strong>2011</strong> – 7 W (pat) 332/09.<br />

124 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />

125 Federal Patent Court, GRUR 2009, 612 – Auslösevorrichtung.<br />

126 Federal Patent Court, ruling dated 13 April <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08 = BlPMZ <strong>2011</strong>, 384 – Optische Inspektion von Rohrleitungen,<br />

appeal on points of law allowed.<br />

117


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

regarding the pending opposition proceedings and<br />

confirmed its jurisprudence 127 concerning this issue,<br />

which is the subject of controversial debate in both<br />

case law and literature, most importantly as it differs<br />

from the opinion of the 7 th Board. 128 The opponent had<br />

not responded to the Board‘s inquiry with respect to<br />

its interest in obtaining legal protection by continuing<br />

the proceedings against the patent, which had<br />

expired in the interim. The Board pointed out that<br />

the opposition proceedings had not become inadmissible<br />

retrospectively, but that a complete termination<br />

had occurred because there was no need to<br />

adjudicate 129 , which must be established by way of a<br />

ruling. 130 It is not necessary for the patent proprietor<br />

to issue a declaration of exemption to the public as<br />

required by the 7 th Board, because it is only affected<br />

by the law-shaping or affirmative outcome of the opposition<br />

proceedings.<br />

The 7 th Board 131 takes the view that the proceedings is<br />

also terminated because there is no need to adjudicate<br />

if the opposition is based on misappropriation as<br />

the sole ground for revocation (Sec. 21, Para. 1, No. 3 of<br />

the German Patent Act) and the opponent withdraws<br />

its opposition. After all, unlike grounds for revocation<br />

used as an aid to assert the rights of the people<br />

in the interest of the general public and aiming for a<br />

comprehensive assessment of patentability 132 , an opposition<br />

occasioned by misappropriation may only be<br />

filed by the injured party. However, this would be irreconcilable<br />

with the (individual) request of the injured<br />

party with which it is asserting its rights as inventor<br />

and would go inadmissibly beyond its desire to obtain<br />

legal protection if in this case, the patent was revoked<br />

on another ground for revocation raised ex officio, for<br />

example due to a lack of patentability.<br />

7. Binding effect of the requests<br />

The 9 th Board 133 is of the opinion that if the patentee<br />

defends the patent in an opposition proceedings<br />

by limiting its scope in a main and auxiliary request,<br />

these requests are authoritative and generally justify<br />

the revocation of the patent if only the subject matter<br />

of a claim comprising all of the dependent claims in<br />

the defended set of claims proves to be unpatentable.<br />

The principles underlying the Federal Court of Justice<br />

ruling on the Informationsübermittlungsverfahren II 134<br />

case concerning independent claims does not apply<br />

to dependent claims. The Board further stated that in<br />

practical terms, there was no justification for all of the<br />

512 combinations theoretically possible on the basis of<br />

10 claims using existing resources.<br />

8. Intervention<br />

The intervener who became a party to the appeal<br />

proceedings after the expiry of the appeal period had<br />

substantiated the “intervention in an opposition and<br />

opposition appeal proceedings” in writing and paid<br />

an “appeal fee” of €500 by submitting a direct debit<br />

authorisation. The 8 th Board 135 found that two issues<br />

concerning the admissibility of the intervention had<br />

been addressed. It stated that contrary to the wording<br />

of Sec. 59, Para. 2 of the German Patent Act, the<br />

127 BPatGE 51, 128 = GRUR 2010, 363 – Radauswuchtmaschine.<br />

128 Federal Patent Court, ruling dated 20 October 2010 – 7 W (pat) 333/06 = GRUR <strong>2011</strong>, 657 – Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />

129 Federal Court of Justice, GRUR 1999, 571 et seqq. – künstliche Atmosphäre; GRUR 1997, 615 et seqq. – Vornapf [Pre-Bowl].<br />

130 Earlier reference to the same effect: BPatGE 51, 128 et seqq. – Radauswuchtmaschine.<br />

131 Federal Patent Court, ruling dated 17 August <strong>2011</strong> – 7 W (pat) 130/11, making reference to Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong>, 657<br />

– Vorrichtung zum Heißluftnieten.<br />

132 Federal Court of Justice, GRUR 1995, 333, 335 – Aluminium-Trihydroxid.<br />

133 Federal Patent Court, ruling dated 14 March <strong>2011</strong> – 9 W (pat) 307/06.<br />

134 Federal Court of Justice, GRUR 2007, 862 – Informationsübermittlungsverfahren II.<br />

135 Federal Patent Court, ruling dated 12 July <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 23/08.<br />

136 European Patent Office, T 0452/05, Official Journal 2007, Special Edition No. 6, 65, quoted in Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />

Sec. 59, Margin No. 265.<br />

118


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

intervention in an opposition proceedings is admissible<br />

even if a suit for infringement of the patent has<br />

not yet been filed and there was only a preliminary<br />

injunction. The Board finds that this broadened interpretation<br />

is covered by the purpose of this regulation<br />

and also makes reference to the case law of the<br />

Boards of Appeal on the European Patent Convention<br />

136 , citing the English version of Art. 105, Para. 1 (a)<br />

of the EPC “proceedings for infringement”. This is<br />

because a preliminary injunction also puts the patent<br />

infringer under pressure on the ground of patent<br />

infringement and, as in the case in point, confronts<br />

the infringer with an enforcement order early on,<br />

without the possibility of staying the infringement<br />

proceedings. Under these circumstances, the patent<br />

infringer cannot be required to wait until the patent<br />

proprietor files a suit in the main proceedings (if at<br />

all) or the opposition proceedings is ended with legal<br />

effect. The Board takes the view that the admissibility<br />

of an intervention is not jeopardised by the fact<br />

that an “appeal fee” of €500 (No. 401 100) was paid<br />

instead of an opposition or intervention fee of €200<br />

(No. 313 600). After all, analogously to Sec. 140 of the<br />

German Civil Code, the fee paid can be reinterpreted<br />

as an opposition fee. 137 In addition, an intervention<br />

made during the course of a pending opposition appeal<br />

proceedings does not require an appeal fee to be<br />

paid. 138 Only if the appeal period is still underway can<br />

the intervener pay a separate appeal fee, making it an<br />

appellant alongside the original opponent and keeping<br />

its participation from depending on the continuation<br />

of the appeal lodged by the opponent. 139<br />

V. Appeal Proceedings<br />

1. Eligibility of the appeal<br />

The 10th Board 140 had to hand down a ruling in a case<br />

in which a “suit” originally filed against the Federal Republic<br />

of Germany with the German Administrative<br />

Court had been referred to the Federal Patent Court.<br />

The objective was to delete certain passages from a<br />

German patent specification which were deemed derogatory.<br />

The Board classified the “suit” as an appeal<br />

against the decision to grant the patent and rejected<br />

it as inadmissible pursuant to Sec. 74 of the German<br />

Patent Act because the appellant had not formally<br />

been a party to the grant procedure and there was<br />

no other reason to justify an appeal. In special exceptional<br />

cases, in which no factual relationship of the<br />

statements in the description affecting the third party<br />

can be identified, the statements are obviously false or<br />

they prove to be an inadmissible taunt, the third party<br />

that was not involved in the grant procedure may be<br />

entitled to lodge an appeal against the decision to the<br />

grant the patent. 141 However, this did not apply to the<br />

case in point.<br />

2. Admissibility of the appeal<br />

The 8 th Board 142 is of the opinion that an appeal is<br />

inadmissible if the appeal brief only has a copy of a<br />

signature as it has thus not been filed in writing, contravening<br />

Sec. 73, Para. 2, Sentence 1 of the German<br />

Patent Act. The written form requirement stipulated<br />

137Cf. Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Introduction, Margin No. 339; Ströbele/Hacker, Markengesetz, 9 th Edition, Sec. 70,<br />

Margin No. 3 making reference to Federal Court of Justice, NJW 2001, 1217.<br />

138 Established case law, middle of the lower half, cf. BPatGE 29, 194, 2 nd headnote and p. 197; BPatGE 30, 109, 110;<br />

Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 272; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 59, Margin No. 42;<br />

Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 59, Margin No. 125.<br />

139 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 59, Margin No. 271; Busse/Schwendy/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 59,<br />

Margin No. 126.<br />

140 Federal Patent Court, ruling dated 20 January <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 21/06 = BPatGE 52, 256 – Aufreißdeckel; appeal on points of law<br />

allowed, but not lodged.<br />

141 Following Federal Court of Justice, GRUR 2010, 253 – Fischdosendeckel.<br />

142 Federal Patent Court, ruling dated 26 August <strong>2011</strong> – 8 W (pat) 24/11, making reference to Federal Patent Court, BlPMZ 2005, 183, 184,<br />

left-hand column.; BPatGE 25, 41, 43; Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57, Introduction, Margin No. 309;<br />

Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), before Sec. 34, Margin No. 61; Benkard/Schäfers, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 73,<br />

Margin No. 25; same reference, before Sec. 34, Margin No. 23.<br />

119


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

by this provision demands an original signature. 143<br />

This is in line with the imperative of legal certainty<br />

because an original signature ensures that the procedural<br />

step is intended to be related to the proceedings<br />

and that the signatory assumes responsibility<br />

for its entire content. 144 Photocopiers enable infinite<br />

reproduction so that, similar to facsimile and printed<br />

signatures, it impossible to determine whether the<br />

signatory intends to assume responsibility for the<br />

content of the writ and take the procedural step and<br />

whether the writ has been delivered to the recipient<br />

with the knowledge and consent of the authorised<br />

representative.<br />

According to the 10th Board, the admissibility of the<br />

appeal is not opposed by the fact that it was filed one<br />

day before the service of the impugned decision 145 because<br />

the decision definitely existed from a legal point<br />

of view at that point in time. A decision made in the<br />

written procedure is issued as soon as it has been released<br />

to the internal mail handling department by<br />

the office. 146 In this case, this happened one day before<br />

the service. The appealable decision required for the<br />

admissibility of an appeal pursuant to Sec. 73, Para. 1<br />

of the German Patent Act had thus been issued before<br />

the appeal was lodged. Whereas in principle, an appeal<br />

may not be filed before a decision has been issued, this<br />

can be done before the beginning of the appeal period.<br />

147 Furthermore, the Patent Act does not include a<br />

provision for an appeal on the ground of inaction or any<br />

other form of legal recourse or remedy due to inactivity<br />

of the first instance, and these are impermissible. 148<br />

Interest in obtaining legal protection is the prerequisite<br />

for litigation. 149 If this is lacking when an appeal<br />

is lodged, the appeal is inadmissible. If the interest<br />

that the plaintiff intends to protect with the appeal<br />

cannot be identified, the need for legal protection<br />

must be denied because the litigation does not merit<br />

protection. According to the 10th Board 150 , no one has<br />

the right to call on authorities or courts unnecessarily,<br />

as exemplified by a case in which the restitutio in<br />

integrum and appeal proceedings opposing the late<br />

payment of the annual fee proved useless, because<br />

the application had irretrievably ceased to exist due<br />

to the fruitless expiry of the period for applying for an<br />

examination in accordance with Sec. 58, Para. 3 of the<br />

German Patent Act.<br />

3. Cost-related issues<br />

All parties to appeal proceedings before the Federal<br />

Patent Court bear their respective costs. This principle<br />

may be deviated from for reasons of equitability<br />

(Sec. 80, Para. 1 of the German Patent Act). In a case<br />

handled by the 20th Board 151 , the costs of a first oral<br />

hearing that did not provide an outcome in an opposition<br />

appeal proceedings were charged to the opponent,<br />

because its existence and identity could not<br />

be clarified during the oral hearing, making a second<br />

hearing necessary.<br />

4. Appeal on points of law<br />

In a case handled by the 20th Board 152 , a patent proprietor<br />

filed a motion for a definitive resolution to be<br />

143 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 73, Margin No. 57.<br />

144 Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008), Introduction, Margin No. 302.<br />

145 Federal Patent Court, ruling dated 9 September 2010 – 10 W (pat) 19/09 – Ethylenische Hauptketten, appeal on points of law<br />

allowed and lodged [case no.: X ZB 2/11].<br />

146 Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 47, Margin No. 14.<br />

147 Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 73, Margin No. 88.<br />

148 Federal Patent Court, ruling dated 21 April 2005 – 10 W (pat) 47/04; on potential exceptions: Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />

Sec. 73, Margin No. 12.<br />

149 Federal Court of Justice, BlPMZ 1995, 442 – Tafelförmige Elemente.<br />

150 Federal Patent Court, ruling dated 9 May <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 16/08, making reference to: Schulte/Schulte, PatG, 8 th Edition (2008),<br />

Introduction, Margin No. 274.<br />

151 Federal Patent Court, ruling dated 13 December 2010 – 20 W (pat) 49/06.<br />

152 Federal Patent Court, ruling dated 9 February <strong>2011</strong> – 20 W (pat) 352/05.<br />

153 See Federal Court of Justice, BGHZ 44, 395 and NJW 2004, 779.<br />

120


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

supplemented retroactively with a declaration of the<br />

admission of the appeal on points of law. This cannot<br />

be done 153 even if (unlike in the case in point) the admissibility<br />

may have been denied by mistake. 154 If none<br />

of the parties has requested the admissibility, an express<br />

decision is dispensable. Silence on this issue in<br />

the ruling equates to an inadmissibility. A retrospective<br />

admissibility would not equate to the handing<br />

down of an omitted ruling as required by Sec. 321 of<br />

the German Code of Civil Procedure, instead contravening<br />

Sec. 318 of the German Code of Civil Procedure<br />

by contradicting and changing the ruling that was<br />

handed down.<br />

VI. Nullity Proceedings<br />

1. Admissibility of the action<br />

A nullity action contravening Sec. 81, Para. 1, Sentence 2<br />

of the German Patent Act by being brought against a<br />

defendant that does not have an entry in the German<br />

Patent Register is admissible and is brought against<br />

the right defendant if the defendant was formed as a<br />

result of a transformation and merger under corporate<br />

law. 155<br />

A nullity suit is admissible even if a patent has lapsed<br />

after the commencement of the proceedings due to<br />

the expiry of its term in the interim if the plaintiff has<br />

a legal interest in the retroactive destruction of the<br />

patent in suit due to the claims asserted by the patentee<br />

against the licensee for having infringed the<br />

patent. 156 The 1 st Board 157 found that the motion should<br />

be for a declaration of invalidity and not for a determination<br />

of invalidity – even in light of the fact that the<br />

legal effects of the grant of the patent 158 could not be<br />

reversed. 159<br />

The 5 th Board 160 was called upon to address a matter of<br />

extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325 of<br />

the German Code of Civil Procedure and the inadmissibility<br />

of the subsequent action based thereupon. If an<br />

affiliated group company files a nullity suit although a<br />

legally effective ruling has already been handed down<br />

in a nullity suit filed earlier by another company belonging<br />

to the same group, one cannot assume an<br />

extension of legal effectiveness pursuant to Sec. 325<br />

of the German Code of Civil Procedure or an inadmis-<br />

154 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 100, Margin No. 14.<br />

155 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 4 Ni 38/09 – appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 37/11],<br />

making reference to Keukenschrijver, Patentnichtigkeitsverfahren, 4 th Edition (2010), Margin No. 140.<br />

156 Federal Court of Justice, GRUR 2005, 749 – Aufzeichnungsträger; GRUR 2008, 90 – Verpackungsmaschine; GRUR 1965, 231 – Zierfalten.<br />

157 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09; likewise Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong>, 905 – Buprenorphinpflaster,<br />

making reference to Federal Court of Justice, GRUR 1974, 146<br />

– Schraubennahtrohr; also cf. Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, see footnote 40 for a dissenting opinion.<br />

158 Regarding the delimitation of the (unaffected) effectiveness of the decision to grant the patent as an administrative act:<br />

Federal Court of Justice, GRUR 1997, 615, 616 – Vornapf; BPatGE 46, 134 – gerichtliches Einspruchsverfahren;<br />

Federal Patent Court, ruling dated 13 April <strong>2011</strong> – 21 W (pat) 308/08– Optische Inspektion von Rohrleitungen;<br />

Hövelmann, GRUR 2007, 283, 286, footnote 40; dissenting opinion: Federal Patent Court, GRUR <strong>2011</strong> 657, 662 – Vorrichtung zum<br />

Heißluftnieten.<br />

159 Federal Court of Justice, GRUR [1974, 146, 147 – Schraubennahtrohr.<br />

160 Federal Patent Court, ruling dated 19 January <strong>2011</strong> – 5 Ni 103/09 (EU), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 36/11] =<br />

BPatGE 52, 245 = Communication <strong>2011</strong>, 236 – Tintenpatrone, following BPatGE 27,55.<br />

121


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Patent Law<br />

sibility of a subsequent action based thereupon simply<br />

because the two companies are or were in charge of<br />

selling certain goods in Germany. With the possible exception<br />

of a general trend in the case law at the highest<br />

judicial level towards extending legal effectiveness,<br />

the ruling on the Sammelhefter II case by the Federal<br />

Court of Justice 161 does not provide a different solution<br />

for the case in point, the facts and findings of which<br />

were different. The sales company filing the later action<br />

cannot be deemed the straw man of the superordinate<br />

group company that is no longer active.<br />

The 4 th Board 162 took a different decision and was of<br />

the opinion that a German limited liability company<br />

which files a suit and is not the same legal entity as<br />

the company that filed the suit earlier must accept<br />

the objection that its managing director, who was the<br />

owner of the company that filed the earlier suit, is now<br />

both a managing director of the current plaintiff and<br />

its sole partner. The Federal Court of Justice set this<br />

decision aside and referred the matter back to the Federal<br />

Patent Court. 163<br />

Jurisprudence acknowledges that a plaintiff in a nullity<br />

suit cannot extricate itself from its obligation not<br />

to attack by advancing a “straw man”, who appears<br />

to act on his own behalf in the nullity suit, but is in<br />

fact acting in his “backer’s” interest and based on his<br />

instructions, without having his own material commercial<br />

interest in the destruction of the patent. 164<br />

This applies despite the legal autonomy of the plaintiff<br />

and of the third-party legal entity commissioned<br />

via a non-aggression agreement especially if the two<br />

are one and the same entity from a commercial point<br />

of view and, due to the plaintiff‘s commercial identity,<br />

it does not place an undue burden on the plaintiff to<br />

observe the limits of commercial activity imposed on<br />

the third party as is the case with the relationship<br />

between a German limited liability company and its<br />

sole partner and vice-versa. 165 However, this does not<br />

apply to an affiliation with a group of companies 166 ,<br />

unless the subsidiary is fully controlled by the parent<br />

and safeguards the commercial interests of the latter<br />

as its extended arm 167 . The 1 st Board holds that the<br />

“backer” activity of a third person who –I n this case<br />

as an advisory board or consultant – is not in a legal<br />

position to exercise control in its capacity as managing<br />

director or as sole partner is insufficient pursuant<br />

to the principles set out. 168 It is equally insufficient for<br />

two companies to have a commercially interlocking<br />

relationship as manufacturing and sales company<br />

even if the latter does not own production facilities,<br />

office space or assets. Based on generally accepted<br />

principles, the burden of proof is on the defendant<br />

with regard to the material allegations of fact, which<br />

might substantiate commercial identity and straw<br />

man characteristics. 169 The point in time that is decisive<br />

for the assessment of the alleged straw man<br />

characteristics is the same as regards the other procedural<br />

requirements 170 , namely the end of the last<br />

oral proceedings. Prior existing circumstances may<br />

only be taken into account if they allow one to draw<br />

drastic conclusions concerning the circumstances<br />

during the last oral proceedings.<br />

161 Federal Court of Justice, GRUR 2008, 60 – Sammelhefter II.<br />

162 Federal Patent Court, ruling dated 14 December 2010 – 4 Ni 24/09.<br />

163 Federal Court of Justice, ruling dated 29 November <strong>2011</strong> – X ZR 23/11 – Rohrreinigungsdüse.<br />

164 Federal Court of Justice, GRUR 1963, 253, 254 – Bürovorsteher; Federal Patent Court, ruling dated 3 December 2009 – 10 Ni 8/08.<br />

165 Federal Court of Justice, GRUR 1987, 900, 903 – Entwässerungsanlage, GRUR 1957, 482 – Custodiol I;<br />

Benkard/Rogge, PatG, 10th Edition (2006), Sec. 22, Margin No. 44; Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 81, Margin No. 67.<br />

166 BPatGE 27, 55.<br />

167 BPatGE 43, 125, 127 – Gatterfeldlogik.<br />

168 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 1 Ni 1/09 (EP), appeal on points of law lodged [case no.: X ZR 98/11].<br />

169 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 9, regarding the burden of proof: Margin No. 160.<br />

170 Thomas/Putzo-Reichhold, ZPO [German Code of Civil Procedure], 31 st Edition (2010), preparation for Sec. 253 of the German Code of<br />

Civil Procedure, Margin No. 11 with further references.<br />

122


Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

2. Grounds for nullity<br />

Regarding the contentious issue of inadmissible<br />

extension of the contents of the application<br />

(a divisional application in this case), the 1 st Board 171<br />

pointed out according to Art. II, Sec. 6, Para. 1, No. 3<br />

of the International Patent Convention in conjunction<br />

with Art. 138, Para. 1 (c) of the European Patent<br />

Convention that, based on the case law of the Enlarged<br />

Board of Appeal 172 , the decisive assessment<br />

in the event of a series of divisional applications has<br />

only been made in compliance with Sec. 76, Para. 1<br />

of the European Patent Convention if the subject<br />

matter claimed in the last divisional application was<br />

originally disclosed in all of the preceding divisional<br />

applications and in the parent application. 173 Unlike<br />

the declaration of division pursuant to Sec. 39 of the<br />

German Patent Act 174 , Art. 76 of the European Patent<br />

Convention in conjunction with Rule 36 of the Regulations<br />

of the European Patent Convention requires<br />

that a divisional application be filed for an earlier<br />

pending European patent application. The Board was<br />

thus of the opinion that the European divisional application<br />

filed pursuant to Art. 76 of the European<br />

Patent Convention for a European patent constitutes<br />

a further hurdle for the disclosure 175 , as does every<br />

other preceding divisional application forming a basis<br />

for it, and that the case law of the Enlarged Board<br />

of Appeal had to be adhered to.<br />

3. Binding effect of requests in nullity<br />

proceedings<br />

The 3 rd Board 176 had been called upon to rule on the<br />

sequence in which the various versions of the claims<br />

of the patent in suit being defended, which had been<br />

numbered by the patentee in its request, were to be<br />

reviewed. The claims according to the auxiliary requests<br />

were of the same claim category. Claim 1 of<br />

auxiliary request 6 claimed the use of combinations<br />

of the active pharmaceutical ingredient Taxotere and<br />

active ingredients that were not defined any further,<br />

whereas claim 1 of auxiliary requests 2 to 5 mentioned<br />

specific active ingredients in a combination<br />

with Taxotere. The Board stated that in principle, the<br />

court was not bound to reviewing the versions of the<br />

claims defended by the patentee based on the numbering<br />

selected by the patentee and that, irrespective<br />

of the numbering and in line with established case<br />

law, the version that was limited the least was usually<br />

the first to be reviewed. Therefore, the Board was<br />

of the opinion that the claims according to auxiliary<br />

request 6 should be reviewed before claims 1 to 3 of<br />

auxiliary requests 2 to 5. 177<br />

In a case in which the defendant in a nullity suit<br />

stopped defending the patent in suit in the scope under<br />

attack by introducing an admissible voluntary limitation,<br />

the 4 th Board 178 adhered to the jurisprudence of<br />

the 3 rd Nullity Board of the Federal Patent Court 179 , according<br />

to which a patent in suit that has been “voluntarily<br />

limited to zero” must be declared null and void<br />

171 Federal Patent Court, ruling dated 28 June <strong>2011</strong> – 1 Ni 6/09.<br />

172 European Patent Office, G 1/06, Official Journal 2008, 307 – Ketten von Teilanmeldungen; G 1/05, Official Journal 2008, 271.<br />

173 Singer/Stauder/Teschemacher, European Patent Convention, 5 th Edition (2010), Art. 76, Margin No. 12.<br />

174 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 688 – Graustufenbild; Melullis, GRUR 2001, 971, 975.<br />

175 Concurred by Busse/Keukenschrijver, PatG, 6 th Edition (2003), Sec. 39, Margin No. 63.<br />

176 Federal Patent Court, ruling dated 28 October 2010 – 3 Ni 50/08 in conjunction with 3 Ni 10/09 (EU).<br />

177 Schulte/Kühnen, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 81, Margin No. 136, BPatGE 34, 230; Federal Patent Court, GRUR 2008, 892 – Memantin;<br />

Federal Patent Court, ruling dated 14 September 1995 – 2 Ni 29/94– Wirbelplatzhalter.<br />

178 Federal Patent Court, ruling dated 19 October <strong>2011</strong> – 4 Ni 73/09.<br />

179 Federal Patent Court, GRUR 2010, 137 – Oxaliplatin.<br />

123


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Utility Model Law<br />

without factual review, because a factual review may<br />

only be conducted within the limits set by the litigating<br />

parties. The 4 th Board stated that accordingly, this<br />

submission was to be considered a declaration similar<br />

to the acknowledgment of the plaintiffs motion<br />

as defined by Sec. 307 of the German Code of Civil<br />

Procedure which justifies declaring the patent in suit<br />

null and void while being exempt from the obligation<br />

to subject it to a factual review as is the case when a<br />

claim is dropped, which justifies declaring the patent<br />

partially null and void without subjecting it to a factual<br />

review.<br />

Utility Model Law<br />

On the occasion of an appeal lodged on cost-related<br />

issues, the 35 th Board 180 found that the cancellation<br />

proceedings before the Utility Model Department of<br />

the German Patent and Trade Mark Office was an administrative<br />

proceedings although it was similar to a<br />

court. 181 The administration fee due for representation<br />

in administration proceedings must thus comply with<br />

No. 2300 of German Attorney Remuneration Act. There<br />

is no justification for a further fee pursuant to No. 3104<br />

of the German Attorney Remuneration Act for attending<br />

an oral proceedings before the Utility Model Department.<br />

The 35 th Board had the opportunity in several proceedings<br />

to present its view on the prerequisites for<br />

immediate acknowledgment in utility model cancellation<br />

proceedings. Two conditions have to be met<br />

in order to be able to apply Sec. 93 of the German<br />

Code of Civil procedure in utility model cancellation<br />

proceedings, namely a) the utility model holder must<br />

immediately acknowledge the cancellation claim<br />

raised against him in accordance with Sec. 13, Para. 1<br />

and Sec. 15, Para. 1, Nos. 1 or 3 of the German Utility<br />

Model Act and b) the utility model holder did not occasion<br />

the filing of a cancellation request. 182 If the appellant<br />

has allowed the period for raising objections<br />

pursuant to Sec. 17, Para. 1, Sentence 1 of the German<br />

Utility Model Act to lapse without raising an objection,<br />

this is deemed an immediate acknowledgment<br />

of the claim for cancellation as set out in Sec. 93 of<br />

the German Code of Civil Procedure. In exceptional<br />

cases, acknowledgment may also be deemed immediate<br />

despite an opposition if the request is changed<br />

and the utility model holder immediately submits<br />

to the new ground for cancellation for example by<br />

withdrawing its objection. 183 This can be occasioned<br />

by behaviour that reasonably justifies the conclusion<br />

that a cancellation proceedings is necessary.<br />

This is generally the case if the utility model holder<br />

has failed to comply with a request for the voluntary<br />

surrender of the utility model or a request of similar<br />

nature, which has a reasonable time limit and is substantiated,<br />

i.e. with verifiable facts from which the<br />

lack of protectability has been deduced. 184 185 However,<br />

a previous cancellation request may be abandoned<br />

without the risk of incurring costs if the cancellation<br />

requester has been faced with an infringement suit<br />

filed by the utility model holder 186 or injunction pro-<br />

180 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 47/09.<br />

181 Federal Constitutional Court, GRUR 2003, 723 – Rechtsprechungstätigkeit; Schulte/Rudloff-Schäffer, PatG, 8 th Edition (2008), Sec. 26<br />

Margin Nos. 4 and 5.<br />

182 Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09; Federal Patent Court, ruling dated 2 September <strong>2011</strong><br />

– 35 W (pat) 20/10; Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17 Margin No. 62 with further evidence; BPatGE 8, 47, 50.<br />

183 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 16/09; referring to Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />

Margin No. 64.<br />

184 Federal Patent Court, ruling dated 2 September <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 20/10 making reference to Bühring, GebrMG, 8 th Edition. (<strong>2011</strong>),<br />

Sec. 17, Margin Nos. 91 et seqq. with further evidence, Loth, GbmG, 2001, Sec. 17, Margin No. 60.<br />

185 Federal Patent Court, ruling dated 29 October 2010 – 35 W (pat) 21/09.<br />

186 Federal Patent Court, ruling dated 29 November 2010 – 35 W (pat) 21/09; referring to Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />

Margin No. 84.<br />

124


Design Patent Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

ceedings have been threatened. 187 However, it does<br />

not suffice to simply contest that summary protection<br />

measures have been threatened. 188<br />

Design Law<br />

The 10th Board 189 had been called upon to rule on the<br />

prerequisites for granting the application date of a<br />

utility model application. The applicant had applied<br />

for a utility model on Form R 5703, but had failed to<br />

complete the section headed “Indication of Products”<br />

or provide more detailed information on the product.<br />

The Utility Model Department of the Patent Office<br />

pointed to the missing indication of product and the<br />

consequences of a subsequent indication of product<br />

for the application date and ruled – after the applicant<br />

had subsequently provided the indication of product –<br />

that the later application date was granted. Having<br />

regard to the appeal filed by the applicant, the 10th<br />

Board confirmed the legal opinion of the Utility Model<br />

Department, making reference to Secs. 11, 13 and 16,<br />

Para. 5 of the German Utility Model Act. Pursuant to<br />

Sec. 11, Para. 2, No. 4 of the German Utility Model Act,<br />

the application must contain an indication of product.<br />

This formal requirement, the statement of which does<br />

not affect the scope of protection of the utility model,<br />

forbids the office from entering an application in the<br />

Utility Model Register under a certain product class<br />

without the applicant having indicated it. The objective<br />

is to prevent false register entries. 190 According to<br />

Sec. 16, Para. 5 of the German Utility Model Act, the<br />

consequence of the late indication is that the application<br />

date as defined by Sec. 13, Para. 1 of the German<br />

Utility Model Act is the date on which the late indication<br />

of product is made. The Board found that the<br />

fact that the applicant had indicated the “03-03” classification<br />

did not suffice because this class of goods<br />

includes several products.<br />

Rainer Engels*, Dr. Wolfgang Morawek**<br />

187 Federal Patent Court, ruling dated 7 February <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09, making reference to Bühring, GebrMG, 7 th Edition. (2007),<br />

Sec. 17, Margin No. 85; Benkard/Goebel, PatG, 10th Edition (2006), Margin No. 23 regarding Sec. 17 of the German Utility Model Act;<br />

for the patent nullity proceedings, cf.: Federal Patent Court, GRUR-RR 2009, 325, 326.<br />

188 Federal Patent Court, ruling dated 7 February <strong>2011</strong> – 35 W (pat) 8/09, making reference to Frankfurt Higher Regional Court,<br />

NJW-RR1996, 62 – Darlegungs- und Beweislast bei der Kostenbeschwerde; Rostock Regional Court, WRP [Competition and Legal<br />

Practice Journal] 2009, 1314 (headnote); Federal Court of Justice, GRUR 2007, 629, 630; Bühring, GebrMG, 7 th Edition (2007), Sec. 17,<br />

Margin No. 84.<br />

189 Federal Patent Court, ruling dated 15 September <strong>2011</strong> – 10 W (pat) 701/11.<br />

190 Eichenmann/v. Falckenstein, GeschmMG, 4 th Edition, Sec. 11, Margin Nos. 62 et seq.<br />

* Presiding Judge at the Federal Patent Court, Munich.<br />

** Judge at the Federal Patent Court, Munich.<br />

125


BPatG BPatG Annual Annual Report Report <strong>2011</strong> <strong>2011</strong> Trade Trade Mark Mark Law Law<br />

Trade Mark Law<br />

I. Unconventional Trade Mark<br />

Forms<br />

1. Graphical representability<br />

Abstract colour trade marks<br />

The “blue (Pantone 2747C)/silver (Pantone<br />

877C)” 1 colour combination in a ratio<br />

described by the appellant as being<br />

“approximately 50 to 50” for which an<br />

application was filed for energy drinks<br />

was found by the 26 th Board to be inherently<br />

ineligible for protection because it<br />

lacked graphical representability as defined<br />

by Sec. 8, Paras. 1 and 3 of the German Trade Mark<br />

Act. Failure to specify a precise ratio allowed for an indefinite<br />

number of colour combinations to be covered.<br />

The graphical representability of a contour-free colour<br />

combination required the literal description to include<br />

not only a clear specification of the claimed colours by<br />

way of an internationally recognised colour classification<br />

system and of the spatial arrangement of the colours,<br />

but also precise specifications of their quantitative<br />

ratios. This protection hurdle could not be taken by<br />

virtue of acquired distinctiveness. The 47.65 % (blue) to<br />

52.35 % (silver) ratio specified for the two colours in an<br />

auxiliary request filed during the appeal proceedings<br />

was an inadmissible amendment to the trade mark for<br />

which an application had been filed.<br />

Three-dimensional trade marks<br />

In the proceedings concerning the three-dimensional<br />

“chocolate sticks” international trade mark registered<br />

for “cocoa, chocolate and chocolate goods” 2 , the 25 th<br />

Board ruled that the pictorial representation was not<br />

unambiguous enough because it allowed for a large<br />

variety of three-dimensional design variants. It was<br />

impossible to derive the stick’s precise shape or structure<br />

from the image filed. The<br />

explanatory description according<br />

to which the trade<br />

mark represented the shape of<br />

a branch or a shoot of a vine was also insufficient for<br />

the unambiguous determination of the subject matter<br />

for which protection was sought, because grapevines<br />

may naturally differ in structure. An appeal on<br />

points of law was allowed in order to obtain clarity on<br />

the fundamental issues of whether, when dealing with<br />

(complex) three-dimensional designs, all sides had to<br />

be shown, or whether it sufficed to present a side view,<br />

and whether the unambiguous graphical representation<br />

of the sign was part of European ordre public as<br />

defined by Sec. 6 quinquies B, No. 3 of the Paris Convention<br />

for the Protection of Intellectual Property.<br />

Other types of trade marks<br />

By confirming the ineligibility for protection of what<br />

is known as the “rectangle-like geometrical shape<br />

filed with a violet-purple colour” variable pictorial<br />

trade mark classified under other types of trade<br />

marks 3 , the 29 th Board was in line with the decision<br />

reached by the European Court of Justice on the “Dyson”<br />

case. 4 The pictorial representation showed three<br />

possible manifestations of the sign, and the annexed<br />

description specified that the figure’s variable lengthto-width<br />

ratio was between 1:2<br />

and 10:1. The only elements remaining<br />

unchanged were the colour<br />

scheme and the abstract features<br />

(two straight parallel border<br />

lines in longitudinal direction and<br />

a straight border line as well as<br />

an outwardly arching curved border<br />

line transversely perpendicular<br />

to the longitudinal direction).<br />

Given the variability of the length-to-width ratio, the<br />

sign could be manifested in a plurality of proportions.<br />

What was thus claimed was not just one specific sign,<br />

1 Federal Patent Court, ruling dated 8 April <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 12/10.<br />

2 Federal Patent Court, ruling dated 21 July <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 8/09. The allowed appeal on points of law was filed: I ZB 56/11.<br />

3 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 29W (pat) 173/10 for numerous goods and services of nearly all classes.<br />

4 GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2007, 231, 233, margin no. 37; also cf. the decision of the Board, GRUR 2008, 416, 418<br />

et seq. – Variabler Strichcode and the ruling dated 10 December 2008 – 26 W (pat) 60/08 – Variable Bildmarke (nearly identical trade<br />

mark application).<br />

126


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

but a plurality of different manifestations, resulting<br />

in a lack of graphical representability and in turn the<br />

failure of the appeal.<br />

2. Abstract colour trade marks<br />

The number of proceedings concerning abstract colour<br />

trade marks continued to decrease. Abstract colour<br />

trade marks often lack distinctive character because<br />

consumers are not accustomed to deduce the origin of<br />

goods or services solely based on colour. They are only<br />

eligible for protection under extraordinary circumstances,<br />

namely in cases in which the goods or services<br />

are limited and the relevant market is very specific.<br />

Otherwise, protection may be obtained through<br />

acquired distinctiveness.<br />

The appeal lodged in the cancellation proceedings<br />

concerning the “green” (RAL 1506040) colour trade<br />

mark for which an application was filed for polypropylene<br />

drinking water pipes 5 was rejected due to a lack<br />

of distinctiveness because it targeted a large number<br />

of manufacturing operations and – as buyers – both<br />

construction professionals as well as handymen endconsumers<br />

who conduct their purchases<br />

in DIY outlets, which meant<br />

that there was no specific, limited<br />

market with a few suppliers and a<br />

manageable clientele. The appellant<br />

had failed to prove sufficiently or<br />

plead convincingly that this obstacle to eligibility for<br />

protection had been taken through acquired distinctiveness.<br />

3. Three-dimensional trade marks<br />

Three-dimensional signs lack distinctiveness in cases<br />

in which they are only a natural rendition of the product,<br />

the manifestation of central conceptual content,<br />

or simple, aesthetic design features. They are only eligible<br />

for protection if they have characteristic features<br />

that substantially deviate from the norm or what is<br />

customary in the relevant sector.<br />

The 26 th Board found that the latter did not apply<br />

to the three-dimensional trade<br />

mark registered for “armchairs”<br />

[armchair]. 6 It was eligible to be<br />

registered as a trade mark in accordance<br />

with Sec. 3, Para. 2, No. 1<br />

of the German Trade Mark Act in<br />

abstract terms, because its shape<br />

was not determined by the type<br />

of product in itself. Since use and<br />

purpose as a piece of seating furniture<br />

were at the fore instead of<br />

aesthetic value, the mark did not merely consist of a<br />

shape that imparted major value to the product (Sec. 3,<br />

Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act). However,<br />

the trade mark merely represented another variation<br />

on armchair design, which did not differ significantly<br />

from the wide variety of seating furniture known in<br />

the art.<br />

The 25 th Board also found that the<br />

three-dimensional mark “chocolate<br />

praline with a light/dark filling” for<br />

which an application was filed for ice<br />

cream, jellied fruit, chocolate and confectionery<br />

was not eligible for protection.<br />

The spherical shape 7 with a flattened<br />

bottom and vertically split light/<br />

dark filling was a further aesthetic<br />

design variation on the shapes already<br />

known in the chocolate and confectionery sector. The<br />

degree of distinctiveness required to obtain acquired<br />

distinctiveness for the mere reproduction of the shape<br />

of an article is much higher than 50 %. The consumer<br />

survey was found to suffer from numerous deficiencies.<br />

It revealed a level of familiarity of a mere 45.2 %<br />

and did not draw any conclusions regarding the degree<br />

of identification or attribution.<br />

5 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 65/10 for “polypropylene pipes and pipe fittings for supplying drinking<br />

water in residential, office and industrial buildings”.<br />

6 Federal Patent Court, ruling dated 8 June <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 93/08.<br />

7 Federal Patent Court, ruling dated 15 September <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 522/11. This is the image of the “original Halloren sphere” manufactured<br />

by the applicant in Halle, the shape of which is modelled on the silver buttons of the traditional costume of the “Halloren<br />

Brotherhood”, the guild of the salt knitters domiciled in Halle.<br />

127


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

4. Other types of trade marks<br />

The 28 th Board confirmed the<br />

rejection of the “specific geometric<br />

structure with golden<br />

colouring” 8 applied for as another<br />

type of trade mark for<br />

“vehicles and their parts in<br />

so far as they belong to class<br />

12” on the ground of a lack of<br />

distinctiveness. The mark reflected<br />

the image of the article as a pattern of a surface<br />

or structural design. Since the automotive sector<br />

had a manageable variety of surface design variants<br />

– including gold coloured and structured alternatives<br />

– there was no substantial deviation from the norm.<br />

II. Word Marks, Word/Figurative<br />

Marks and Figurative Marks<br />

1. Terms in foreign languages<br />

Eligible for protection<br />

“THALASSA” 9 was etymologically related to the technical<br />

term “thalasso” designating a therapy for treating<br />

diseases with sea water, the sun, algae, etc. In view of<br />

the significant difference in terms of tone and typeface<br />

between the “a” and “o” ending, international<br />

trade mark experts would accord it a property allowing<br />

one to deduce its origin, and the average consumer<br />

would understand that the term was a fictitious word.<br />

Neither the expert community, nor the average consumer<br />

would be familiar with the Japanese term<br />

“kuro” 10 for “black”, as Japanese is neither a common<br />

foreign language nor a language used by experts in<br />

the textile industry; “kuro” was thus perceived as a fictitious<br />

word.<br />

Not eligible for protection<br />

“ALMOND” 11 was demonstrably a colour designation<br />

used for garments and shoes. The disclaimer “excluding<br />

light beige articles” was inadmissible because it<br />

did not exclude delimitable articles on the basis of<br />

their colour scheme.<br />

The term “cone” 12 described the shape of sitting furniture<br />

such as stools, the shape of which resembled a<br />

cone placed on its tip. There was also a close objective<br />

descriptive relation with respect to planning services<br />

because cones were considered a basic geometric<br />

shape in both interior and furniture design.<br />

2. Letter/numeral trade marks<br />

Single letters and combinations of letters lack distinctiveness<br />

in cases in which they represent factual<br />

acronyms or are considered standard type, serial or<br />

technical designations due to the branch of industry in<br />

which they are used. Numbers are generally not eligible<br />

for protection when they are used as quantifiers or<br />

as abbreviations or synonyms, e.g. “24” for “around the<br />

clock”, “2” for “to” or “4” for “for”. However, making this<br />

determination strongly depends on the circumstances<br />

prevailing in the sector in question.<br />

Registration procedures<br />

Eligible for protection<br />

“QE” 13 , which the appellant itself used as an acronym<br />

for “Quantum Entertainment”, a cure developed by Dr.<br />

Kinslow, was not a commonly used generic designation<br />

in the relevant market and abbreviated a plurality<br />

of terms (e.g. “quod est”). Even if a term was apparently<br />

turning into a generic designation pursuant to<br />

Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German Trade Mark Act, the<br />

trade mark proprietor could counter this development<br />

successfully by “managing the brand aggressively”.<br />

8 Federal Patent Court, ruling dated 16 February <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 551/10.<br />

9 Federal Patent Court, ruling dated 21 July <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 34/10 for class 43 and 44 services.<br />

10 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 536/10, for “garments”.<br />

11 Federal Patent Court, ruling dated 15 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 568/10, inter alia for “garments; sneakers”.<br />

12 Federal Patent Court, ruling dated 23 February <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 512/10, inter alia for “garments; interior decorator services”.<br />

13 Federal Patent Court, ruling dated 18 July <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 162/10 for class 9, 16, 35 and 41 goods and services.<br />

14 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 47/11 for class 7, 40 and 42 goods and services.<br />

15 Federal Patent Court, ruling dated 1 January <strong>2011</strong> – 26 W (pat) inter alia for “paper, cardboard (carton) and articles made of these materials;<br />

suitcases and carry-on luggage; furniture; woven material and textile goods; garments; carpets, advertising for third parties”.<br />

128


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

After all, the appellant had demonstrated that it had<br />

announced and implemented its use as a trade mark<br />

in due course. This should also be taken into account<br />

when making an assessment in accordance with<br />

Sec. 8, Para. 2, No. 1 of the German Trade Mark Act.<br />

“LCM” 14 may be the English acronym for “liquid crystal<br />

monitor” according to Wikipedia, but this was demonstrably<br />

neither common, nor used. There was no<br />

reason to interpret “LCM” as “LCD monitor”, since “LCD”<br />

alone was the customary abbreviation for “liquid crystal<br />

device monitor”.<br />

Not eligible for protection<br />

15<br />

was the ruling handed<br />

down on the superlative<br />

of the “XXL” size designation<br />

used in the clothing<br />

sector, which in addition was found to have originated<br />

from advertisements in which it was used to<br />

describe a wide range of diverse services or to highlight<br />

the stand-out position of a product or service.<br />

Advertising messages would only be found to have<br />

acquired distinctiveness if their intent to serve as a<br />

commercial origin identifier took centre stage from<br />

the perspective of the relevant consumer circles. This<br />

was not the case if a retailer selling a large number<br />

of goods affixed the mark to the external areas of its<br />

outlets or in its own advertisements without making<br />

specific reference to the goods. The graphic was insufficient<br />

to act as a business indicator.<br />

“18 +” 16 indicated that the goods and services targeted<br />

or were suitable for the “over 18” age group or that<br />

their acquisition or usage required the consumer to<br />

be of age. The combination of a number and “plus” or<br />

“+” to describe an age group was already widely used<br />

(50plus; 30 plus; 40 plus). The cancellation of this trade<br />

mark was thus confirmed.<br />

Opposition proceedings<br />

17<br />

: The large number of registered<br />

“M” trade marks in the affected<br />

vs. services sector resulted in a low<br />

degree of uniqueness. There was<br />

no similarity in terms of typeface<br />

or image due to the differences in general visual impression.<br />

There was no likelihood of one being mistaken<br />

for the other because the target group would mention<br />

further elements of the trade marks, e.g. “white M<br />

against a red backdrop” even when referring to common<br />

and fairly insignificant ingredients or ornaments.<br />

“46” vs.<br />

18<br />

: Even if the scope of protection<br />

were small, there was a likelihood of one being<br />

mistaken for the other because the goods are identical<br />

and the marks are identical phonetically. A distinction<br />

had to be made between services in the technical field<br />

and content-related services in order to prevent goods<br />

and services in the fields of the dissemination of information,<br />

telecommunications and the Internet from<br />

becoming infinitely similar.<br />

3. Word combinations<br />

Eligible for protection<br />

“go-collect” 19 : Even if a few consumers were to understand<br />

what “collect” meant in German, the “go” prefix<br />

connected to the second word with a hyphen gave the<br />

mark a structure that was so unusual that one could<br />

only deduce what it meant by drawing a series of major<br />

logical conclusions.<br />

The subject of no less than 19 appeal proceedings thus<br />

far were word/figurative marks including the element<br />

“Volks-” [people’s] alongside the designation of a product<br />

or service. The 29 th Board found it eligible for protection.<br />

The lawsuits could basically be subdivided into<br />

two categories:<br />

16 Federal Patent Court, ruling dated 18 August <strong>2011</strong> – 25 W (pat), liable to be cancelled inter alia for “all types of data carriers ...;<br />

computers as well as computer software and hardware ...; telecommunications ...; pharmaceuticals ...; exposed films ..., audio films, ...<br />

CDs, ...; printed matter ...; video rentals ...; sex aides ...; ... jewellery; garments ...”.<br />

17 Federal Patent Court, ruling dated 2 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 504/10. The trade mark in suit is registered inter alia for the “the conduct<br />

of cultural and sports activities; room and board”, whereas the opposing trade mark is registered for class 41 and 42 services.<br />

18 Federal Patent Court, ruling dated 11 May <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/10. The trade mark in suit is registered for class 25, 38 and 42 goods and<br />

services, whereas the opposing trade mark is registered for class 9 and 25 goods.<br />

19 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 136/09 for class 9, 36, 38, 42 and 45 goods and services.<br />

129


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

- Marks consisting of combinations<br />

of words, the<br />

connection of which alone<br />

make them distinctive, e.g. “VolksHähnchen” 20 : The<br />

word element “Volks-” in connection with the designation<br />

of a product or service did not mean that it was a<br />

particularly well-priced product or service. “Volks-” only<br />

meant “for all” or “for everyone”. Based on the marking<br />

customs of the relevant sector, poultry put on sale did<br />

not target specific sociological groups (upper, middle<br />

or lower class) even if for economic reasons alone.<br />

- Marks consisting of word<br />

combinations providing a certain<br />

indication of the subject<br />

matter that are distinctive due to their graphical design,<br />

e.g. VolksGolfen 21 . The appellant had already registered<br />

62 word/figurative marks of the “Volks-” category<br />

with corresponding compositions and designs,<br />

which had been advertised through extensive campaigns.<br />

They were closely related to the standard mark<br />

“Bild.de”. In addition, the image in itself had already<br />

been registered as a figurative mark. 22<br />

Not eligible for protection<br />

“iNanny” 23 : In view of the observed habit acquired by<br />

consumer circles to use the term “nanny” for communications<br />

devices and software, when taken to mean<br />

“Internet nanny”, the registered mark indicated that<br />

the claimed devices, programmes and services used to<br />

locate and monitor individuals via the Internet were<br />

capable of fulfilling the tasks of a nanny.<br />

24<br />

: A linguistic expert opinion<br />

found that the term<br />

“Euroshop” had not yet<br />

been vernacularised. However, there was ample proof<br />

of research on the Internet providing strong evidence<br />

of the fact that “Euroshop” was understood to be<br />

the generic term for the formation of semantic subgroups<br />

of a constantly rising number of bargain discount<br />

stores offering products in the lowest price segment,<br />

namely between f 0 and f 10.<br />

4. Slogans<br />

The Federal Patent Court’s established case law, according<br />

to which slogans are eligible for protection if<br />

they have a certain degree of brevity, originality and<br />

conciseness, was complied with.<br />

Eligible for protection<br />

“Wir machen morgen möglich” 25 : The descriptive core<br />

of the statement specifying that goods and services in<br />

the computer sector were oriented to future developments<br />

and progress did not have to be freely available<br />

to competitors because it was not a figure of speech.<br />

“VIVA LA MONEY” 26 : In sum, the meaning of “Long live<br />

money” merely hinted at the fact that money played a<br />

significant role, but did not designate a specific aspect<br />

of a financial service.<br />

Not eligible for protection<br />

“Wir sind die Guten” 27 : It was irrelevant whether the<br />

slogan was deemed an indication of the technically<br />

20 Federal Patent Court, ruling dated 28 March <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 5/11 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services.<br />

21 Federal Patent Court, ruling dated 24 March <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 215/10 for class 30, 35, 38 and 43 goods and services.<br />

22 Dissenting opinion: 26 W (pat) 83/10 – Volks-Kredit and 26 W (pat) 102/10 – Volks-Plasma-TV.<br />

23 Federal Patent Court, ruling dated 31 May <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 23/10 for class 9, 38 and 45 goods and services.<br />

24 Federal Patent Court, ruling dated 14 December <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 3/11 for class 16, 21 and 35 goods and services.<br />

25 Federal Patent Court, ruling dated 19 May <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 501/11 inter alia for “data processors; computer software and hardware for<br />

wireless communications; network hardware and software training services; consulting services in the computer and wireless data<br />

transmission sectors”.<br />

26 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 507/10 for class 36 services.<br />

27 Federal Patent Court, ruling dated 15 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 21/10 for class 35, 38 and 42 services.<br />

28 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 518/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 28, 35, 38, 41, 42 and 45<br />

goods and services.<br />

130


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

qualified suppliers of the relevant services or of their<br />

good quality. Even if the slightly self-deprecating nature<br />

of the sequence of words were recognised by<br />

most, this slogan, which is already being used in the<br />

most diverse product and service sectors, was not suitable<br />

to function as proof of origin.<br />

“Colour your life” 28 was also understood in Germany<br />

to be nothing but a descriptive call to make life colourful.<br />

5. Word sequences with geographic<br />

indication of origin<br />

Eligible for protection<br />

“Cajun” 29 : Rural Cajun County in the Mississippi Delta,<br />

which has an abundance of swampland had no meaning<br />

with respect to automotive issues or the domestic<br />

media sector. Those who were familiar with the term<br />

“Cajun” designating an ethnic group in the USA as well<br />

as its dialect, music and cuisine, would imaginatively<br />

apply this ethnic-geographic term to the field of automotive<br />

literature or comparable media dealing with<br />

automotive issues.<br />

“ORDU-Döner” 30 : Neither the Turkish town nor the<br />

region of “Ordu” had been associated with the production<br />

or origin of foodstuffs for the German market.<br />

Since there was a domestic ban on importing<br />

meat products from Turkey, the word sequence was<br />

not expected to turn into a geographic indication of<br />

origin.<br />

Not eligible for protection<br />

“Madrid” 31 : In cases concerning places of economic<br />

importance such as the Spanish capital, one would<br />

generally assume that it was necessary to be able to<br />

use the name of the place freely for nearly all goods/<br />

services. 32<br />

“has Antep” 33 : “has” meant “idiosyncratic, real, pure”.<br />

“Antep” was the abbreviation of the Turkish province<br />

of “Gaziantep” which produced culinary specialties<br />

and in consequence, reference was merely made to the<br />

geographic origin of the goods. This descriptive significance<br />

was also discernible to domestic consumers<br />

with respect to the import and export of agricultural<br />

goods from Turkey.<br />

6. Designations of establishment<br />

Eligible for protection<br />

“Stadion An der Alten Försterei” 34 had been formed<br />

as the name of an establishment perceived both as<br />

such and as a mark, which the public generally regarded<br />

as a commercial origin identifier. 35 The mark<br />

could also be applied to typical souvenirs in a manner<br />

that indicated their origin. 36 Furthermore, designations<br />

of establishments were not required to<br />

remain in the public domain for services at events,<br />

which could only be rendered there with the operator’s<br />

approval. In contrast, the statement of contents<br />

was not eligible for protection with respect to “printed<br />

matter, photographs; paper and cardboard goods”.<br />

29 Federal Patent Court, ruling dated 10 March <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 503/11 inter alia for “magnetic recording media, gramophone records;<br />

data carriers including programmes, computer games, the aforementioned class 9 goods only with content from the automotive<br />

sector; printed matter; ..., the aforementioned class 16 goods only with content from the automotive sector”.<br />

30 Federal Patent Court, ruling dated 22 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 132/10, inter alia for “meat, sausage products ... , dishes prepared with the<br />

aforementioned goods; ... guest catering ...;” in line with: Federal Patent Court, ruling dated 22 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 133/10<br />

– AKSARAY doner for the same goods and services.<br />

31 Federal Patent Court, ruling dated 17 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 518/10 for class 10, 25 and 35 goods and services.<br />

32 Also cf. Federal Patent Court, ruling dated 17 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 517/10 – “Gizeh” for class 10 and 25 goods as well as class 35<br />

services.<br />

33 Federal Patent Court, ruling dated 14 November <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 138/10 liable to be cancelled for class 29 and 30 goods–mainly fruit,<br />

vegetable, sausage products and spices.<br />

34 Federal Patent Court, ruling dated 18 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 158/10, eligible for protection inter alia for “paper; stationery; garments;<br />

advertising, education; entertainment; sports and cultural activities,” not eligible for protection for “printed matter; photographs;<br />

paper and cardboard goods”.<br />

35 Cf. Federal Patent Court, ruling dated 30 May <strong>2011</strong> – 32W (pat) 11/01 – Bodensee-Arena; ruling dated 15 November 2010<br />

– 27W (pat) 218/09 – Ruhrstadion.<br />

36 Dissenting opinion: Federal Patent Court, ruling dated 4 November 2010 – 25 W (pat) 182/09 – Neuschwanstein. The allowed appeal<br />

on points of law was filed: I ZB 13/11.<br />

131


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

“Nordhessenhalle” 37 : It had become customary to use<br />

distinguishing marks designating venues made up of<br />

the name of a region or municipality and the type of<br />

establishment (e.g. stadium or arena).<br />

Not eligible for protection<br />

Basic linguistic rules enabled one to deduce the<br />

merely descriptive meaning of “Orthopaedicum” 38 ,<br />

namely “an orthopaedic institute with scientific ambitions”<br />

– not least due to the large number of terms<br />

formed in a similar manner, e.g. Gynäkologicum or<br />

Implantologicum.<br />

39<br />

was perceived as a<br />

descriptive indication<br />

of an institute domiciled<br />

in Germany or<br />

funded by a German entity, dedicated to the field of<br />

“human rights”.<br />

7. Names of individuals<br />

Registration procedures<br />

Names of individuals are distinctive by nature. However,<br />

the names of famous historical figures, e.g. Leonardo<br />

da Vinci 40 are part of general cultural heritage and<br />

can thus not be protected as distinguishing marks.<br />

The appeals filed in the following cases were successful:<br />

“Fürst von Metternich“ 41 : Given the practices applied<br />

to create distinguishing marks in the affected branches<br />

of industry, the name of the head of the Congress<br />

of Vienna was not suitable to be used as a statement<br />

of content. The name was only associated with political<br />

events and was not related to gastronomic or<br />

wine culture, newspapers, or a specific dance, music or<br />

clothing style.<br />

“Hugo Sinzheimer Institut” 42 : The legal scholar and<br />

social democrat who was considered the father of<br />

abour law did not rank among the famous figures<br />

of the world’s cultural heritage, the names of which<br />

should remain in the public domain in any event. After<br />

all, Hugo Sinzheimer was only known to German<br />

experts specialised in the field of labour law. Moreover,<br />

the designation had not turned into a descriptive specialist<br />

term for a certain kind of institutional establishment<br />

or method of instruction.<br />

Opposition proceedings<br />

A likelihood of confusion was denied in the following<br />

cases:<br />

“Simon Weber” vs. “WEBER” 43 : It was impossible to<br />

characterise the overall impression made by the trade<br />

mark in suit with the last name “Weber” alone and it<br />

was found that it did not have independently distinctive<br />

status because “Weber” was a common name in<br />

Germany – especially in the wine sector – which obtained<br />

an individual character only if it was combined<br />

with a first name.<br />

“ROCCO MILES” vs. “MILES” 44 : An argument against<br />

“MILES” being deemed distinctive or capable of causing<br />

confusion on its own was that it was not a name<br />

that was typical or easy to remember. The first name<br />

“Rocco” was insufficient to identify an individual and<br />

was not descriptive. Even if the public were to perceive<br />

it as a business identifier, it would at least contribute<br />

to providing an identifying effect.<br />

37 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 16/11 inter alia for “advertising; publication and issuance of printed matter<br />

for advertising purposes; organisation and hosting of cultural, political and sports events; room and board”.<br />

38 Federal Patent Court, ruling dated 27 June <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 46/10, not eligible for protection for class 16, 35, 41 or 42 goods and services;<br />

eligible for protection for class 5, 10, 35, 39 and 41 goods and services.<br />

39 Federal Patent Court, ruling dated 22 July <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 43/10 for class 9, 35, 36, 41 and 42 goods and services.<br />

40 Federal Patent Court, MarkenR [Trade Mark Law] 2008, 33.<br />

41 Federal Patent Court, ruling dated 18 May <strong>2011</strong>–29 W (pat) 158/10 inter alia for “books, namely ...; newspapers” and “publication and<br />

issuance of books, namely ...; organisation and hosting of cultural events, namely ...”.<br />

42 Federal Patent Court, ruling dated 31 October <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 542/11 for class 9, 16, 35, 36, 38, 41, 42 and 45 goods and services.<br />

43 Federal Patent Court, ruling dated 30 March <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 87/10. The trade mark in suit is registered for class 33 goods, whereas<br />

the opposing trade mark is registered for “wines”.<br />

44 Federal Patent Court, ruling dated 25 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 533/10 both registered for class 18 and 25 goods.<br />

132


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

8. Word marks/figurative marks<br />

Eligible for protection<br />

The following appeals were successful for reasons relating<br />

to graphic design:<br />

45<br />

: The meaning of “ein Mehr an Fairness”<br />

did not make any sense because<br />

one was either fair or just or<br />

not. Furthermore, other such combinations<br />

such as “ein Mehr am Markt”<br />

and “Messe und Mehr” did not have<br />

a sensible meaning. The image’s elements, namely the<br />

arrangement of the word components of varying size<br />

and colour and the globe hinted at by the sketch, were<br />

customary for advertising purposes in themselves, but<br />

created a cohesive, characteristic overall impression.<br />

46<br />

: The international trade mark<br />

merely contained a general indication<br />

of the fact that an international<br />

association tested seed<br />

both fairly and uniformly. Despite<br />

the habitualness of seal-like representations,<br />

the overall figurative<br />

representation was based<br />

on a sophisticated design, which still conveyed the<br />

required minimum degree of distinctiveness as a result<br />

of the specific connection of the figurative mark’s<br />

means of representation, each of which is customary<br />

in the field of advertising.<br />

Not eligible for protection<br />

The seal 47 corresponded to widespread quality, company<br />

and association marks as well as official seals<br />

in Germany. The inclusion of the term “Deutsches Hygienezertifikat”<br />

in an Internet address<br />

merely indicated the source<br />

of information. Given the central<br />

importance of hygiene in the field<br />

of health care, the Rod of Asclepius<br />

known as a symbol of alternative<br />

medicine was also a manifest emblem<br />

for a certificate of hygiene.<br />

48<br />

: The graphical design<br />

of word components<br />

of promotional<br />

character customary<br />

in advertising was<br />

neither particularly idiosyncratic nor surprisingly creative<br />

and differed above all from the sophisticated and<br />

imaginative tattoo marks of Hardy-Life LLC. It was not<br />

affixed in a manner in which it served as an indication<br />

of origin. 49<br />

9. Figurative marks<br />

Registration procedures<br />

The principles applicable to figurative marks are the<br />

same as those applicable to three-dimensional marks. 50<br />

Eligible for protection<br />

51<br />

: The clearly discernible<br />

graphical representation<br />

of a beaver<br />

was not directly descriptive<br />

of printed<br />

matter and drawings<br />

in the fields of architecture<br />

and construction engineering. It should be disregarded<br />

that the applicant’s last name corresponded<br />

45 Federal Patent Court, ruling dated 26 September <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 144/10 for class 3, 9, 14, 16, 18, 20, 21, 24, 25, 27, 28, 30, 35 and 38<br />

goods and services.<br />

46 Federal Patent Court, ruling dated 29 July <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 37/11 for class 16, 31, 42 and 42 goods and services.<br />

47 Federal Patent Court, ruling dated 9 August <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 34/09 for class 16, 35, 38, 41, 42, 44 and 45 goods and services.<br />

48 Federal Patent Court, ruling dated 17 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 144/10 for class 25 goods.<br />

49 See item II. 13<br />

50 See item I. 3.<br />

51 Federal Patent Court, ruling dated 1 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 18/10 for class 16, 36 and 42 goods and services.<br />

133


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

phonetically to the image’s motif. The disclaimer “all ...<br />

goods ... only for publications in the field of architecture<br />

and construction engineering” was admissible because<br />

the product category was expressed positively.<br />

The 27 th Board found that the six two-dimensional<br />

figurative marks claimed for “footwear” 52 were eligible<br />

for protection. They did not merely reproduce the ornamental<br />

details of shoes. In fact, their graphical embodiment<br />

encompassed representational content, namely<br />

the roman numerals “XI”, “IX”, “V”, “X”, a combination of<br />

“I”, “X” and “I” or the letter “N”, whereby they were assumed<br />

to be used as a trade mark. 53<br />

Not eligible for protection<br />

54<br />

: The connection of the two purely<br />

descriptive symbols for medicine<br />

and the law in the present<br />

pictogram-like form did not create<br />

a new idiosyncratic design through<br />

further transmutation, allowing<br />

for the two symbols to remain discernible<br />

in terms of their significance<br />

and preventing them from<br />

forming a new imaginative unit.<br />

The figure 55 was limited to the factual statement according<br />

to which the foodstuffs affected were domestic<br />

dairy and beef products, which did not apply to<br />

cocoa beans or powder, making the mark eligible for<br />

protection. The specific representation differed from<br />

the natural reproduction only in terms of the striped<br />

colour scheme, which was<br />

recognised by the public as<br />

the colours of the Federal<br />

Republic of Germany and<br />

thus as a geographical indication<br />

of origin.<br />

Opposition proceedings<br />

56<br />

: Both of the<br />

marks included<br />

a stylised figure<br />

vs.<br />

of the head of a<br />

bovine, flanked<br />

by the two handles<br />

of an open<br />

claw cutter and two further claw-care tools. The frame<br />

was a border in the shape of a coat of arms, making<br />

the two marks appear as seals of a guild.<br />

10. Geographical indications of origin<br />

pursuant to EC Council Directive No.<br />

520/2006 dated 20 March 2006 for the<br />

protection of geographical indications<br />

and designations of origin for agricultural<br />

products and foodstuffs<br />

“Bayerischer Obazda, Obazda, Bayerischer Obazter<br />

und Obazter” (savoury cheese spread typical of Bavaria)<br />

57 : The request filed by a manufacturer of obazda<br />

from the state of Baden-Württemberg to reject the<br />

application for registration filed by a protective association<br />

was granted. The designations were not generic<br />

designations as defined by Art. 3, Para. 1 of EC Directive<br />

No. 510/2006 and instead designated a foodstuff, the<br />

52 Federal Patent Court, ruling dated 11 January <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 278/09 and 279/09 to 283/09, each dated 1 February <strong>2011</strong><br />

for “footwear”.<br />

53 See item II. 13.<br />

54 Federal Patent Court, ruling dated 24 February <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 47/10 inter alia for “presentations, seminars and internships<br />

of a coroner or forensic psychiatrist, also relating to medical law, the code of conduct of the medical profession and ethical issues<br />

in the field of medicine”.<br />

55 Federal Patent Court, ruling dated 26 October <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 544/10, not eligible for protection for numerous class 29, 30 and 32<br />

goods, but eligible for protection for “cocoa”.<br />

56 Federal Patent Court, ruling dated 3 March <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 105/09, inter alia for “animal health and beauty care”.<br />

57 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 9/10, for “cheese preparation”.<br />

134


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

reputation of which stemmed from its geographical<br />

origin, and which was produced in a delimited geographical<br />

area. It had not been proven that substantial<br />

amounts of the foodstuff were produced outside Bavaria.<br />

The German Patent and Trade Mark Office had<br />

to verify, inter alia, whether the ban on preservatives in<br />

modern-day common industrial production practices<br />

represented an appropriate limitation. The case was<br />

thus remitted.<br />

“Schwarzwälder Schinken” 58 : The Association for the<br />

Protection of the Black Forest Ham Producers had requested<br />

that the conditions for using the protected<br />

geographical indication be changed so that they require<br />

Black Forest ham to be cut and packaged in the<br />

Black Forest. A meat processing factory, among others,<br />

which cuts and packages the ham it produces in the<br />

Black Forest, had lodged an appeal against this. The<br />

30 th Board ruled that the authenticity of cut and packaged<br />

Black Forest ham was ensured only if the aforementioned<br />

processing steps were carried out in the<br />

Black Forest and this could be verified on site.<br />

11. Violation of public policy or accepted<br />

principles of morality (Sec. 8, Para. 2, No. 5<br />

of the German Trade Mark Act)<br />

FICKEN 59 : In the first half of <strong>2011</strong>, the applicant was<br />

publicly reprimanded by the Advertising Council, the<br />

German advertising industry’s self-monitoring body,<br />

for making use of this designation on a bottle of<br />

schnapps for advertising purposes. However, the 26 th<br />

Board allowed this word mark to be entered into the<br />

trade mark register. In light of progressive liberalisation,<br />

this was not an intolerable contravention of accepted<br />

principles of morality. The lewd reference to<br />

sexual intercourse was gender-neutral in terms of its<br />

meaningfulness and thus not one-sidedly derogatory.<br />

The word, which originated from gutter language, was<br />

used by various social strata and age groups, e.g. in titles<br />

of plays, films and books. Furthermore, in the fashion<br />

segment affected, it could be a surname (67 entries<br />

in the German telephone directory) which was used as<br />

a trade mark in a sewn-in label.<br />

The 27 th Board was of a<br />

different opinion with respect<br />

to the sign “READY<br />

TO FAAK” 60 : Although<br />

the word “fuck” had been<br />

crossed out, it remained<br />

legible, drawing attention<br />

to itself for this very reason.<br />

The vulgar expression “fuck” designating the conduct<br />

of sexual intercourse in connection with “ready<br />

to” was indecent. Its frequent use in movies, literature<br />

and the media did not take away from that. The use<br />

of gutter language had nothing to do with liberalisation<br />

because attempts to prevent it were made when<br />

raising children. The fact that the colour scheme was<br />

based on that of a well-known motorcycle brand did<br />

not suffice to make a reference to the biker meeting<br />

at Lake Faak.<br />

“D A K I N I” 61 (Sanskrit for sky dancer) was also found<br />

to be in violation of accepted principles of morality. It<br />

related to a female (enlightened) angelic or God-like<br />

being which was a respected or esteemed transcendental<br />

(Buddhist) figure in religious theory and practice.<br />

Practicing Buddhists in Germany regarded its<br />

commercialisation offensive. The space between the<br />

letters would not be perceived.<br />

58 Federal Patent Court, ruling dated 13 October <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 33/09, for “meat products”.<br />

59 Federal Patent Court, ruling dated 3 August <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 116/10 for class 25, 32 and 33 goods.<br />

60 Federal Patent Court, ruling dated 20 September <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 138/10 for class 25 and 41 goods and services. The following allowed<br />

appeal on legal points for ensuring uniform jurisdiction regarding sexually explicit words was lodged: case number I ZB 89/11.<br />

61 Federal Patent Court, ruling dated 10 May <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 50/10, liable to be cancelled for the “administration of aroma massages”.<br />

135


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

12. Ban on the abuse of public national<br />

emblems for commercial purposes<br />

(Sec. 8, Para. 2, Nos. 6 and 8 of the German<br />

Trade Mark Act)<br />

There is a ban on signs exclusively consisting of national<br />

emblems and containing national emblems<br />

as well as on heraldic imitations and the use of parts<br />

thereof and of the stylised representation. However,<br />

the use or imitation of national emblems of international<br />

organisations is only permissible if the trade<br />

mark is capable of creating the unfounded impression<br />

of a connection to them (Sec. 8, Para. 4, Sentence 4 of<br />

the German Trade Mark Act).<br />

Eligible for protection<br />

62<br />

: Since the contour of the<br />

image element representing<br />

the borders of Georgia<br />

was largely unfamiliar<br />

in expert consumer circles, the idiosyncratic overall<br />

graphical impression made the sign eligible for protection.<br />

Furthermore, given the fading red colour, it was<br />

not a national emblem, i.e. not the Georgian flag.<br />

Not eligible for protection<br />

63<br />

: included the core elements of<br />

the heraldic description of the<br />

flag of the European Council (“a<br />

wreath of 12 five-point stars, the<br />

points of which do not touch<br />

each other, against a blue backdrop”)<br />

and referred – as an unauthorised<br />

heraldic imitation (Sec. 8, Para. 2, No. 8 and<br />

Para. 4 of the German Trade Mark Act) – to a European<br />

deposit system or a European foodstuff transportation<br />

assignment and thus to a connection to the EU.<br />

13. Eligibility for protection based on<br />

possible options for use as a trade mark<br />

A mark’s eligibility for protection partially depends<br />

on whether there are practically important and obvious<br />

ways of affixing or making use of it, allowing the<br />

sign to be perceived as a commercial origin identifier 64 ,<br />

which pure statements of content are incapable of<br />

(e.g. a label bearing the inscription “cotton” on a T-shirt<br />

made of said material). The assessment depends on<br />

the marking habits of the sector in question.<br />

a) Registration procedures<br />

Eligible for protection<br />

“Feierbiest” [word-for-word translation of “party animal”]<br />

65 : The term coined by Louis van Gaal, the former<br />

coach of the German first division soccer club Bayern<br />

München, for someone who likes to party extensively<br />

was already used in many contexts, but was composed<br />

in an unusual linguistic manner and thus not descriptive.<br />

Furthermore, it could not be ruled out that the<br />

mark be understood as a trade mark due to its placement<br />

on the claimed goods (e.g. on labels or patches).<br />

66<br />

: The figurative mark intended<br />

for goods made of metal<br />

– in particular sheet metal<br />

signs and postcards – was not<br />

liable for cancellation simply<br />

because it depicted the little<br />

lamp man of the old East German<br />

crossing signal which had<br />

lost its legal significance as a<br />

traffic sign upon German reunification. In addition, usage<br />

options based on which the mark would solely be<br />

perceived as an indication of origin were both conceivable<br />

and obvious.<br />

62 Federal Patent Court, ruling dated 29 June <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 551/10 for class 39 services.<br />

63 Federal Patent Court, ruling dated 11 August <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 62/10, liable for cancellation inter alia for “containers not made of<br />

metal, in particular for the storage and transportation of food; the cleaning, maintenance and repair of containers;<br />

the transportation sector ...; packaging and storage of goods, in particular food and leftovers in containers”.<br />

64 Federal Patent Court: 27 W (pat) 250/09 – In Kölle jebore; Federal Court of Justice GRUR 2010, 825 – Marlene-Dietrich-Bildnis II;<br />

GRUR 2010, 1100 – TOOOR!.<br />

65 Federal Patent Court, ruling dated 18 August <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 512/11 for class 24 and 25 goods.<br />

66 Federal Patent Court, ruling dated 4 August <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 29/11.<br />

136


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Not eligible for protection<br />

“Querdenker” 67 : A person who thinks outside the box<br />

was someone who was capable of solving problems<br />

with innovative, unorthodox and cross-disciplinary<br />

concepts far removed from established thinking patterns.<br />

Since the trade mark was solely a factual statement<br />

of the contents of the printed matter and of the<br />

type of advertising and consulting services, obvious<br />

ways of using it as a trade mark could not make it eligible<br />

for protection.<br />

68<br />

: If the goods were made of jute fibre,<br />

it was a statement concerning<br />

the material, which was descriptive<br />

for all uses. However, this did not apply<br />

to packaging made of leather or<br />

to umbrellas.<br />

b) Opposition proceedings<br />

vs. “SCORPIONS” 69 : In cases in which<br />

the name of the band was affixed to<br />

the chest or back area of outerwear<br />

merchandising apparel in the music<br />

industry, e.g. T-shirts, it was perceived<br />

as an indication of the origin<br />

of the goods and thus as a trade<br />

mark. The 33 rd Board found that<br />

there was a likelihood of confusion<br />

as the word elements “BUDO’S FIN-<br />

EST” were a descriptive reference to<br />

an Asian martial arts discipline and the goods’ good<br />

quality and were visually subordinated. The figurative<br />

representation of a scorpion merely illustrated<br />

the term.<br />

III. Cancellation Proceedings<br />

1. Due to bad faith pursuant to Sec. 50,<br />

Para. 1 in conjunction with Sec. 8, Para. 2,<br />

No. 10 of the German Trade Mark Act<br />

Affirmation of bad faith<br />

A designation holder is deemed to be acting in bad<br />

faith if it takes advantage of the legal position it has<br />

formally without the will to use a mark while abusing<br />

its rights in order to prevent third parties from competing.<br />

This can be done by applying for what are known<br />

as blocking marks in order to block usage to third parties,<br />

by applying for what are known as ambush and<br />

speculative marks in order to claim money from third<br />

parties, by unjustifiably intruding on a domestic prior<br />

user’s known vested rights that are eligible for protection<br />

or by fraudulently obtaining a trade mark.<br />

The 28 th Board was of<br />

the opinion that the<br />

proprietor of the figurative<br />

mark 70 for which<br />

an application was filed inter alia for meat and sausage<br />

products in 2006 and was registered since 2007<br />

acted in bad faith because it had known about its use<br />

by its Austrian domestic competitors for a salami since<br />

2004. Since it was a specific segment of the market<br />

with a relatively small number of suppliers, one could<br />

also assume that the proprietor had knowledge of the<br />

scope of said use. It was also found that it was not<br />

promoting its position on the market in a way that<br />

would have justified intruding on the vested rights of<br />

its competitors which were eligible for protection, because<br />

it had failed to furnish evidence of the use of its<br />

trade mark and had started taking action against its<br />

competitors immediately after having obtained pro-<br />

67 Federal Patent Court, ruling dated 9 February <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 208/10, liable for cancellation for “printed matter; advertisements,<br />

business consulting, marketing consulting; seminars, basic and advanced training consulting”.<br />

68 Federal Patent Court, ruling dated 19 September <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 534/10, not eligible for protection for “bags, namely briefcases,<br />

beach bags ... made of textile material, including jute fibre; clothing; headgear, shoes, including those made of paper, ..., jute and<br />

other natural products”, eligible for protection for “packaging material, packaging wrappers and packaging bags made of leather,<br />

umbrellas and sunshades”.<br />

69 Federal Patent Court, ruling dated 23 August <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 526/10. The two trade marks are registered inter alia for class 25 goods.<br />

70 Federal Patent Court, ruling dated 3 August <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 40/10. The designation, which was written in Cyrillic letters, equates to<br />

“berjozka” in Latin notation, which means “birch” in Russian.<br />

137


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

tection for the trade mark by launching an authorisation<br />

inquiry and warning its competitors. The decision<br />

of the German Patent and Trade Mark Office to cancel<br />

the mark was thus confirmed.<br />

Denial of bad faith<br />

In agreement with the German Patent and Trade Mark<br />

Office, the 28 th Board found that the application filed<br />

for the word mark “Simca” 71 registered inter alia for<br />

motor vehicles was not an act of bad faith if the trade<br />

mark “SIMCA” registered for the applicant internationally<br />

and in France had stopped being used long before<br />

the application was filed for the mark in dispute both<br />

in France and abroad. The “resuscitation” of a designation<br />

used in the past could not be deemed an abuse<br />

of legal rights because trade mark law did not require<br />

independent creative activity.<br />

2. Absolute obstacles to protection<br />

according to Art. 50 para. 1, 2<br />

in conjunction with Art. 8 para. 2<br />

No. 1 – 9, 54 Trade Mark Act<br />

Cancellations<br />

“Kaleido:” 72 was merely understood to be an abbreviated<br />

description of the product “kaleidoscope” belonging<br />

to the registered generic product term “toy”. Based<br />

on linguistic findings in the field of associative and<br />

prototype theory, gaps in words were filled in a generally<br />

understandable manner.<br />

“EXPAT” 73 , the abbreviation for “expatriate” had become<br />

a technical term used in Germany for employees<br />

on foreign assignment, which meant that the trade<br />

mark merely indicated the designation and suitability<br />

of the services, even if only a small part of the overall<br />

consumer circle was familiar with the term.<br />

Non-cancellations<br />

“BEAUTY WALKER” 74 : It was impossible to establish<br />

with the degree of certainty required for a cancellation<br />

that a “walker” was understood to be a “shoe” when it<br />

was registered in May 2000, resulting in the product<br />

itself being perceived as an “elegant shoe for hikers”.<br />

“BULLI” 75 had not become the customary manufacturer-independent<br />

designation for “motor-powered<br />

wheeled vehicles” (Sec. 8, Para. 2, No. 3 of the German<br />

Trade Mark Act). Only the pickup trucks of the trade<br />

mark proprietor VW AG, which were manufactured by<br />

a certain company, were called “BULLI”.<br />

IV. Opposition Proceedings<br />

1. Genuine use<br />

The genuine use of a<br />

Community trade mark is<br />

not absolutely essential<br />

throughout the EU, but it<br />

is debatable whether it occurs in just one member state.<br />

Pursuant to a judgement dated 30 November 2010 76 ,<br />

the Dutch Court of Justice in the Hague, which tends<br />

to take an affirmative stance on the issue, referred it to<br />

the European Court of Justice to obtain a preliminary<br />

ruling. 77 Having regard to the request for a preliminary<br />

ruling, the 30 th Board, which also found that the use<br />

of a Community trade mark in just one member state<br />

71 Federal Patent Court, ruling dated 12 April <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 13/10.<br />

72 Federal Patent Court, ruling dated 21 September <strong>2011</strong> – 29 W (pat) 40/09. The following allowed appeal on points of law concerning<br />

the fundamental question of whether linguistic findings could be considered in determining subject matter was filed: I ZB 72/11.<br />

73 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 42/09, liable to be cancelled for “insurance, finance, legal and tax<br />

consulting”.<br />

74 Federal Patent Court, ruling dated 5 July <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 67/10, for “footwear”.<br />

75 Federal Patent Court, ruling dated 22 September <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 28/11.<br />

76 LJN [Law Journal Newsletters]: BO6451, BeckRS [Beck Case Law] <strong>2011</strong>, 18778 – “Lenco Merken vs. Hagelkruis Beher”.<br />

77 The action is pending before the European Court of Justice as legal case C-149/11.<br />

138


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

(Germany) was sufficient in the °TolTec”vs. “TOMTEC” 78<br />

case, allowed for an appeal on points of law to be filed<br />

which, however, was not lodged. The likelihood of confusion<br />

due to phonetic similarities was affirmed because<br />

the difference in consonants (L/M) in the middle<br />

of the word was too small. 79<br />

2. Direct likelihood of confusion<br />

Affirmation of a likelihood of confusion<br />

“TEFLEXAN” vs. “TEFLON” 80 : Although the two trade<br />

marks differed significantly in terms of both phonetics<br />

and typeface owing to the middle syllable “(F)LEX”<br />

of the younger trade mark, with this difference being<br />

amplified due to the semantic similarity of the middle<br />

syllable to “flexible” and the extension of the younger<br />

trade mark associated with this, the younger trade<br />

mark approximated the older one especially given<br />

the characteristic beginning of the two words “TEFL”,<br />

which accounted for two thirds of the opposing trade<br />

mark. The letter sequences “TEF” and “TEFL” were not<br />

technical abbreviations for “tetrafluoroethylene”.<br />

vs. “SOFTLAN” 81 : The designations “SOFT-<br />

LINE” and “SOFTLAN” were of great phonetic<br />

similarity despite the emphasis placed<br />

on each of them. Unlike the older trade<br />

mark, a word element of little distinguishing<br />

character or even lacking eligibility for<br />

protection of the younger trade mark could<br />

be accorded a formative position especially<br />

if said component (“SOFT LINE” in this case)<br />

was highlighted in a distinguishing manner by the design<br />

of the trade mark as a whole.<br />

Denial of a likelihood of confusion<br />

“Panprazol” vs. “PANTOZOL” 82 : There was no likelihood<br />

of confusion because the scope of protection conferred<br />

on the opposing trade mark “PANTOZOL” was limited<br />

in view of the discernible approximation of the statement<br />

of the relevant active ingredient designation<br />

“Pantoprazol” and because the younger trade mark<br />

“Panprazol” was also an approximation of this active<br />

ingredient designation. In deviation from the case law<br />

of the Federal Court of Justice regarding HEITEC83, the<br />

limited scope of protection was neither modified nor<br />

extended through the mutual approximation of a factual<br />

statement.84<br />

vs. “POST” 85: Proof of the<br />

acquired distinctiveness<br />

of the word mark “POST”<br />

for conveyance and delivery<br />

services, which has<br />

attained legal validity86, did not substantiate an enlarged<br />

scope of protection for the opposing trade mark<br />

since this would equate to a double reward. The word<br />

component “POST” formed a generic term when combined<br />

with “CITI”.<br />

3. Indirect likelihood of confusion<br />

Affirmation of a likelihood of confusion<br />

vs.<br />

87<br />

: Even if the<br />

depiction of a<br />

temple in the<br />

trade mark<br />

in suit could<br />

be accorded<br />

78 Federal Patent Court, ruling dated 14 April <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 1/10. The trade mark in dispute is registered inter alia for “micrograph<br />

measurement devices”, whereas the opposing trade mark is registered for “software programmes stored on data carriers”.<br />

79 Federal Patent Court, ruling dated 20 October <strong>2011</strong> – 30 W (pat) 4/10 – Epican vs. EPIGRAN.<br />

80 Federal Patent Court, ruling dated 8 February <strong>2011</strong> – 33 W (pat) 45/09, both registered for class 1 goods.<br />

81 Federal Patent Court, ruling dated 22 March <strong>2011</strong> – 24 W (pat) 47/10. The international trade mark is seeking protection for class 3 in<br />

Germany, whereas the opposing trade mark is registered inter alia for “detergents”.<br />

82 Federal Patent Court, ruling dated 17 March <strong>2011</strong> – 25 W (pat) 516/10. The trade mark in dispute is registered for “prescription drugs<br />

for treating gastrointestinal diseases with the active ingredient Pantoprazole”, whereas the opposing trade mark is registered for<br />

“gastrointestinal therapies for human medical purposes”.<br />

83 GRUR 2008, 803, Margin No. 22 – HEITEC.<br />

84 The appeal on points of law, which was allowable due to the deviation from the case law of the Federal Court of Justice, was not lodged.<br />

85 Federal Patent Court, ruling dated 18 April <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 30/07 in both cases for class 39 services.<br />

86 Federal Court of Justice, ruling dated 19 October <strong>2011</strong> – I ZB 90/10, BeckRS [Beck Case Law] 2012, 05511 and – I ZB 91/10, BeckRS 2012, 05512.<br />

87 Federal Patent Court, ruling dated 22 February <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 254/09, both registered for class 41 and 44 services.<br />

139


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Trade Mark Law<br />

distinguishing or independently characterising status,<br />

the two temples differed from each other significantly<br />

(4 instead of 5 columns, the middle column shifted to<br />

the back instead of being side by side, the orange-coloured<br />

sheen over the roof and the square vs. rectangular<br />

impression). Since it was a popular motif, it was not<br />

associated with a specific supplier.<br />

vs. “Mc DONALDS” 88 : Since<br />

a consumer survey revealed<br />

that two thirds of the population<br />

automatically completed<br />

the letter sequence “Mc” to form “McDonald’s”,<br />

the shared beginning of the word had a pronounced<br />

signalling effect and the opponent was the proprietor<br />

of further trade marks including this root word component<br />

(McRIB, McCafé, etc.), an association would be<br />

made with the trade marks being compared.<br />

Denial of a likelihood of confusion<br />

./. und<br />

the ankle also contributed to the characterising effect.<br />

Even if the opposing trade mark had a significant distinguishing<br />

effect, the graphical differences were sufficient<br />

to deny a likelihood of confusion. Furthermore,<br />

the striped representation of the two opposing trade<br />

marks featured lines with a soft rearward orientation,<br />

whereas the stripes of the younger trade mark were<br />

more angular and looked like the mirror image of an<br />

“F”. The trade mark in suit did not fit in the opponent’s<br />

series of trade marks due to these F-shaped stripes.<br />

“Märchenwein” vs. ROTKÄPPCHEN 90 : There was no<br />

similarity in the formation of the two trade marks.<br />

Whereas the opposing trade mark merely consisted of<br />

the name of a fairytale, the younger trade mark linked<br />

the generic term “fairytale” with the product designation<br />

“wine” to form a coherent term.<br />

For further examples of the case law of the Federal<br />

Patent Court established in <strong>2011</strong>, reference is made to<br />

the May edition of the GRUR journal.<br />

Ingrid Kopacek* and Regina Kortge**<br />

89<br />

: The F-shaped stripe on the shoe did not characterise<br />

the overall impression of the younger trade mark<br />

as other elements, e.g. the lacing and the cut-out for<br />

88 Federal Patent Court, ruling dated 7 December <strong>2011</strong> – 28 W (pat) 25/10, both inter alia for “fish, guest catering (in self-service<br />

restaurants)”.<br />

89 Federal Patent Court, ruling dated 8 November <strong>2011</strong> – 27 W (pat) 68/10. The two trade marks being compared are registered<br />

for “footwear”.<br />

90 Federal Patent Court, ruling dated 28 September <strong>2011</strong> – 26 W (pat) 553/10, for “alcoholic an non-alcoholic beverages”.<br />

* Chapters II and IV are edited by Judge at the Federal Patent Court Ingrid Kopacek<br />

** Chapters I, III and V are edited by Judge at the Federal Patent Court Regina Kortge<br />

140


Trade Mark Law BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Business Report <strong>2011</strong><br />

141


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Business Development<br />

I. Overview<br />

A total of 2,464 new sets of proceedings were received<br />

by the Federal Patent Court in <strong>2011</strong> (2010: 3,019), comprising<br />

1,937 main sets of proceedings (2010: 2,440)<br />

and 527 sets of ancillary proceedings e.g. file access<br />

requests and reminders (2010: 579). In the year under<br />

review, 2,858 sets of proceedings were adjudicated<br />

(2010: 3,190).<br />

The duration of the main proceedings before the Trade<br />

Mark Boards was on par with the previous year’s level<br />

of about 14 months. In contrast, the processing time<br />

posted by the Technical Appeal Boards was 54 months<br />

as opposed to 50. However, this is due to the fact that<br />

the boards still have to process appeals, which increased<br />

in number substantially between 2002 and<br />

2004 due to changes in legislation. Overall, the number<br />

of main proceedings pending was almost halved<br />

again (from 486 at the end of 2010 to 233 at the end<br />

of <strong>2011</strong>).<br />

The number of entries recorded by the six Nullity<br />

Boards (1 st to 5th and 10 th Boards) rose to 297 main<br />

proceedings in <strong>2011</strong> (2010: 255). By the end of the year<br />

under review, 276 cases (2010: 242) had been closed<br />

and 423 cases (2010: 402) were still pending. Out of 19<br />

appeals received by the Juridical Board of Appeal (10 th<br />

Board) (2010: 58), 40 cases were processed (2010: 30),<br />

leaving 91 cases pending at the end of <strong>2011</strong> (2010: 112).<br />

The number of new entries recorded by the 13 Technical<br />

Boards (6 th to 9 th , 11 th , 12 th , 14 th , 15 th , 17 th , 19 th to 21 st and<br />

23 rd Boards) totalled 287 main proceedings (2010: 606),<br />

of which 261 were filed in the first half of <strong>2011</strong>, prior to<br />

the introduction of the electronic IP file at the German<br />

Patent and Trade Mark Office. At the end of <strong>2011</strong>, there<br />

were 2,181 cases pending (2010: 2,684).<br />

In <strong>2011</strong>, 1,303 complaints were received for the eight<br />

Trade Mark Boards (24th to 30 th and 33 rd Boards) (2010:<br />

1,465). At the end of the year, there were still 1,591 cases<br />

pending (2010: 1,421).<br />

The number of new entries dropped to 31 main proceedings<br />

(2010: 55) as regards the Board of Appeal for<br />

Utility Models (35 th board), and there were 92 cases<br />

pending at the end of the year under review (2010: 55).<br />

142


Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

II. Statistics<br />

Business Development in <strong>2011</strong> in the Field of Main Proceedings<br />

Cases in hand:<br />

1 Jan <strong>2011</strong><br />

New cases<br />

Prosecuted<br />

cases<br />

Cases in hand:<br />

31 Dec <strong>2011</strong><br />

Nullity Boards 402 297 276 423<br />

Juridical Board of Appeal 112 19 40 91<br />

Technical Boards of Appeal total 2,684 287 790 2.181<br />

of which appeal proceedings 2,198 287 537 1.948<br />

opposition proceedings 486 0 253 233<br />

Boards of Appeal for Trade Marks<br />

(including appeal proceedings pursuant to Art. 165, Paras. 4<br />

and 5 of the Trade Mark Act)<br />

1,421 1,303 1,133 1,591<br />

Board of Appeal for Utility Models 119 31 58 92<br />

Board of Appeal in Plant Variety Cases 1 0 0 1<br />

Total 4,739 1,937 2,297 4,379<br />

143


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Overall Statistics on the Activities of the Federal Patent Court in 2007 – <strong>2011</strong><br />

Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Main Proceedings<br />

Nullity<br />

Boards<br />

Juridical<br />

Board of<br />

Appeal<br />

Technical Boards<br />

of Appeal<br />

Boards of<br />

Appeal for<br />

Trade Marks<br />

Board of<br />

Appeal for<br />

Utility<br />

Models<br />

Board of<br />

Appeal for<br />

Plant Variety<br />

Cases<br />

Total sets of<br />

proceedings<br />

Appeal<br />

proceedings<br />

Opposition<br />

proceedings<br />

(Columns<br />

1-7)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

2007<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

234<br />

235<br />

350<br />

48<br />

54<br />

77<br />

588<br />

563<br />

1,978<br />

6<br />

435<br />

1,740<br />

1,044<br />

1,704<br />

1,784<br />

87<br />

79<br />

99<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2,007<br />

3,070<br />

6,028<br />

2008<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

275<br />

237<br />

388<br />

47<br />

44<br />

80<br />

750<br />

610<br />

2,118<br />

1<br />

452<br />

1,289<br />

961<br />

1,471<br />

1,274<br />

113<br />

85<br />

127<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2,147<br />

2,899<br />

5,276<br />

2009<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

228<br />

227<br />

389<br />

61<br />

57<br />

84<br />

683<br />

549<br />

2,252<br />

9<br />

464<br />

834<br />

1,068<br />

1,190<br />

1,152<br />

141<br />

83<br />

185<br />

-<br />

-<br />

-<br />

2,190<br />

2,570<br />

4,896<br />

2010<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

297<br />

276<br />

423<br />

58<br />

30<br />

112<br />

598<br />

652<br />

2,198<br />

8<br />

356<br />

486<br />

1,465<br />

1,196<br />

1,421<br />

55<br />

121<br />

119<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2,440<br />

2,597<br />

4,739<br />

<strong>2011</strong><br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

297<br />

276<br />

423<br />

19<br />

40<br />

91<br />

287<br />

537<br />

1,948<br />

0<br />

253<br />

233<br />

1,303<br />

1,133<br />

1,591<br />

31<br />

58<br />

92<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1,937<br />

2,297<br />

4,379<br />

144


Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Nullity, Appeal and Opposition Proceedings – Proceedings Outside Main Proceedings (ZA (pat) Proceedings)<br />

Nullity<br />

Boards<br />

Juridical<br />

Board of<br />

Appeal<br />

Technical Boards<br />

of Appeal<br />

Boards of<br />

Appeal for<br />

Trade Marks<br />

Board of<br />

Appeal for<br />

Utility<br />

Models<br />

Board of<br />

Appeal for<br />

Plant Variety<br />

Cases<br />

Total sets of<br />

proceedings<br />

Appeal<br />

proceedings<br />

Opposition<br />

proceedings<br />

(Columns<br />

1-7)<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

2007<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

308<br />

314<br />

44<br />

9<br />

9<br />

0<br />

140<br />

138<br />

6<br />

217<br />

221<br />

2<br />

46<br />

50<br />

2<br />

21<br />

20<br />

3<br />

-<br />

-<br />

-<br />

741<br />

752<br />

57<br />

2008<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

354<br />

344<br />

54<br />

9<br />

7<br />

2<br />

140<br />

136<br />

10<br />

135<br />

135<br />

2<br />

36<br />

36<br />

2<br />

44<br />

45<br />

2<br />

-<br />

-<br />

-<br />

718<br />

703<br />

72<br />

2009<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

412<br />

362<br />

104<br />

1<br />

3<br />

0<br />

175<br />

182<br />

3<br />

109<br />

110<br />

1<br />

30<br />

30<br />

2<br />

40<br />

40<br />

2<br />

-<br />

-<br />

-<br />

767<br />

727<br />

112<br />

2010<br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

290<br />

309<br />

85<br />

8<br />

4<br />

4<br />

160<br />

162<br />

1<br />

49<br />

50<br />

0<br />

34<br />

35<br />

1<br />

38<br />

33<br />

7<br />

-<br />

-<br />

-<br />

579<br />

593<br />

98<br />

<strong>2011</strong><br />

Received<br />

Closed<br />

Still pending<br />

311<br />

347<br />

49<br />

0<br />

4<br />

0<br />

127<br />

122<br />

6<br />

41<br />

41<br />

0<br />

25<br />

22<br />

4<br />

23<br />

25<br />

5<br />

-<br />

-<br />

-<br />

527<br />

561<br />

64<br />

145


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Overall Statistics of Duration of Proceedings 2007 – <strong>2011</strong> in Months<br />

60<br />

50<br />

46.09<br />

49.65<br />

54.42<br />

40<br />

35.2<br />

40.4<br />

38.50<br />

30<br />

20<br />

10<br />

21.7<br />

16.17<br />

24.87<br />

18.15<br />

21.51<br />

12.81<br />

21.35<br />

22.91<br />

21.26<br />

16.65<br />

19.01<br />

25.61<br />

21.77<br />

17.86<br />

14.08<br />

21.91<br />

24.19<br />

24.23<br />

13.75<br />

0<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

<strong>2011</strong><br />

Nullity Boards<br />

Technical Boards<br />

Utility Models<br />

Trade Marks<br />

Juridical Board<br />

2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />

Nullity Boards 21.70 21.51 21.26 21.77 24.19<br />

Technical Boards of Appeal 35.20 40.40 46.09 49.65 54.42<br />

Board of Appeal for Utility Models 16.17 12.81 16.65 17.86 24.23<br />

Boards of Appeal for Trade Marks 24.87 21.53 19.01 14.08 13.75<br />

Juridical Board of Appeal 18.15 22.91 25.61 21.91 38.50<br />

146


Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

III. Appeals against Rulings of the Federal Patent Court<br />

Patent Nullity Proceedings<br />

An appeal was lodged against 78 of the 115 judgements<br />

issued by the Federal Patent Court in <strong>2011</strong> (2010:<br />

85 of 112 cases). Of the 92 appeals pending before the<br />

Federal Court of Justice, 39 were concluded by judgement,<br />

in 23 cases of which the first-instance rulings of<br />

the Federal Patent Court were upheld. In 16 cases, the<br />

impugned decision was modified or set aside. The remaining<br />

53 proceedings ended otherwise (for instance<br />

through a settlement or a withdrawal of the appeal).<br />

Relative to the total number of completions, 17 % of<br />

the appeals resulted in the Federal Court of Justice<br />

amending or overturning the first-instance judgment<br />

of the Federal Court of Justice (2010: 26 %).<br />

Further Appeal Proceedings to the<br />

Federal Court of Justice<br />

In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court allowed appeals to<br />

the Federal Court of Justice in 18 cases, broken down<br />

as follows: three proceedings before the Technical<br />

Boards of Appeal, 12 proceedings before the Boards<br />

of Appeal for Trade Marks, one utility model appeal<br />

proceedings and two proceedings before the Juridical<br />

Board of Appeal.<br />

The parties to the proceedings lodged appeals in eight<br />

proceedings (of which one was before the Technical<br />

Board of Appeal, five were before the Boards of Appeal<br />

for Trade Marks, one was before the Board of Appeal<br />

for Utility Models and one was before the Juridical<br />

Board of Appeal).<br />

An appeal not requiring admission was lodged in 11<br />

cases (in two proceedings before a Technical Board of<br />

Appeal and in nine proceedings before the Board of<br />

Appeal for Trade Marks).<br />

Decisions of the Federal Court of Justice on<br />

admitted Appeals and Appeals not requiring<br />

Admission in <strong>2011</strong><br />

In the year under review, the Federal Court of Justice<br />

ruled on a total of ten admitted appeals of the Federal<br />

Patent Court, in one case of which the appeal was<br />

granted, whereas in six cases, it was rejected. In the<br />

three remaining proceedings, the appeal was concluded<br />

in another manner.<br />

The Federal Court of Justice adjudicated 18 appeals<br />

not requiring admission, which were successful in four<br />

cases and were rejected in six proceedings. The eight<br />

remaining proceedings were concluded in another<br />

manner.<br />

147


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Staffing<br />

As of 31 December <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court had<br />

a total of 112 judges as defined by Sec. 65, Para. 2 of<br />

the German Patent Act (2010: 110). They included 30<br />

female and 82 male judges (2010: 26 female and 84<br />

male judges), 65 and 47 of whom were technically and<br />

legally qualified members, respectively (2010: 61 technically<br />

and 49 legally qualified members). Eleven positions<br />

were vacant due to ongoing staffing processes.<br />

In the year being reviewed, the three chairmanship<br />

positions of the 11 th , 12 th and 35 th /36 th Boards were restaffed.<br />

The Chairman of the 15 th Board acted as Interim<br />

Chairman of the 14 th Board until the latter position<br />

was re-staffed.<br />

Of the 112 female and male judges of the court, one<br />

female judge was seconded to the Munich I Regional<br />

Court (in exchange for a male judge from that court)<br />

another female judge was seconded to the Federal<br />

Court of Justice, and a male judge was seconded to<br />

the Federal Ministry of Justice. One technically qualified<br />

female judge and two technically qualified male<br />

judges were seconded to the German Patent and Trade<br />

Mark Office. One female judge is on leave to perform<br />

tasks at the Office for Harmonization in the Internal<br />

Market, and four additional legally qualified members<br />

– including the former President of the Federal Patent<br />

Court – are on leave to perform tasks at the European<br />

Patent Office.<br />

A female judge presiding over the Potsdam Regional<br />

Court (aiming to be transferred) and a judge from the<br />

Zweibrücken Higher Regional Court (20%) were seconded<br />

to the Federal Patent Court.<br />

As of 31 December <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court had<br />

126 non-judicial staff members, (2010: 128), three of<br />

whom were on leave, of which one female employee<br />

was on parental leave. Non-judicial personnel consisted<br />

of 90 women and 36 men.<br />

In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court trained a total of six<br />

young adults, four women of whom to become office<br />

clerks and two to become media and information services<br />

professionals. By virtue of these traineeships, the<br />

Federal Patent Court complied with the government’s<br />

training campaign, which envisages a trainee ratio of<br />

7 % relative to all employees subject to social security<br />

contributions.<br />

Training of Candidate Patent Attorneys<br />

Candidate patent attorneys are assigned to the Federal<br />

Patent Court for a six-months training period. Overall<br />

responsibility for this training lies with the German<br />

Patent and Trade Mark Office. Before 2001, between 90<br />

and 110 candidate patent attorneys were trained at the<br />

Federal Patent Court every year. From 2003 to 2009,<br />

this figure averaged just under 150 candidates per annum.<br />

Following a sudden rise in assigned candidates<br />

in <strong>2011</strong> (238) this figure dropped to 181 in <strong>2011</strong>.<br />

In view of the current number of candidates, a group<br />

of approximately 50 to 60 candidates will be assigned<br />

to the Federal Patent Court every four months. They<br />

will be placed in small groups and allocated to the various<br />

boards. Furthermore, judges at the Federal Patent<br />

Court provide each candidate group with instruction<br />

in numerous study groups.<br />

Of the 196 exam participants (2010: 168) 189 candidates,<br />

or 96.4 %, passed the patent attorney exam in<br />

the year being reviewed (2010: 99.4 %).<br />

148


Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Documentation and the Library<br />

I. Documentation<br />

All of the final rulings handed down by the Federal Patent<br />

Court in the year being reviewed were published in<br />

the “Judgements” section of the court’s website (www.<br />

bpatg.de) where they were freely accessible. This section<br />

includes all of the rulings handed down by the<br />

Trade Mark Boards, the Patent Nullity Boards, the Utility<br />

Model Board and the Juridical Appeal Board from<br />

2,000 onwards. This service can be used free of charge<br />

for all non-commercial purposes.<br />

The juris database includes the rulings handed down<br />

by the boards intended for it as well as access to all of<br />

the rulings against which an appeal on points of law<br />

has been admitted or lodged and have been cited in<br />

the annual reports since 1995 as well as to all of the<br />

rulings handed down by the Federal Patent Court,<br />

which were published in more than 600 print media<br />

evaluated by juris over the course of the year. These<br />

rulings are made more reader-friendly by being indexed,<br />

among other things.<br />

In <strong>2011</strong>, the Archive Department included 801 rulings<br />

handed down by the boards in the juris database in<br />

this manner, accounting for about 30 % of all rulings.<br />

In addition, 388 passages in the court’s rulings in relevant<br />

periodicals were supplemented.<br />

II. The library<br />

The court library allows all court staff to conduct<br />

research. The library’s stock of books grew to some<br />

20,000 titles last year. To supplement the information<br />

offering, 101 regular collections (loose-leaf collections,<br />

annuals, etc.) and 190 periodicals are kept,<br />

some of them in several copies. The special collection<br />

of product catalogues which has been compiled<br />

for several years currently comprises approximately<br />

5,600 catalogues and product lists of all kinds.<br />

the judges as well as the court administration staff<br />

access to the “Beck online” legal database. “Beck online”<br />

is one of the largest professional legal databases<br />

in Germany, which includes rulings as well as commentary<br />

and magazines published by Beck. All of the<br />

published rulings of the Federal Patent Court are also<br />

constantly added to this database.<br />

The library issues a monthly in-court press review,<br />

which is a collection and presentation of news from<br />

the fields of intellectual property, patents, trade<br />

marks, marketing and advertising published in dailies<br />

and online services. The library posts monthly overviews<br />

of all new additions to the library’s stock in the<br />

intranet, including a full list of new monographs and<br />

a selection of magazines.<br />

In the year being reviewed, the information offered<br />

by the library was improved considerably by granting<br />

149


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Electronic Legal Transactions<br />

Electronic legal transactions/eJustice<br />

“Electronic legal transactions” is the term used to<br />

designate the secure legally binding electronic communication<br />

between parties to proceedings and<br />

the courts and covers electronic file management,<br />

the court’s internal electronic processing (workflow<br />

management), as well as electronic archiving. The<br />

requirements necessary to effect electronic legal<br />

transactions are the possibility of the legally secure<br />

exchange of documents (e.g. motions, complaints<br />

and court decisions) as well as the clarity, integrity,<br />

completeness and consistency of files maintained<br />

electronically.<br />

The objective is to speed up correspondence significantly<br />

and to enable files to be processed without<br />

a discontinuity in media within the Federal Patent<br />

Court as well. The time-consuming and costly creation<br />

of paper documents and their delivery, as well as<br />

incoming mail processing and distribution are being<br />

replaced by the immediate exchange of documents<br />

between the IT systems of the parties involved. The<br />

“Festschrift 50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>” [Ceremonial<br />

Publication on 50 Years of the German Patent<br />

Court] (cf. Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr Norbert<br />

Mayer, Thomas Kleinschmidt “Elektronischer Rechtsverkehr<br />

beim <strong>Bundespatentgericht</strong>”– 1. Teil: Rechtliche<br />

Rahmenbedingungen [Electronic Legal Transactions<br />

at the Federal Patent Court – Part 1: Legal Framework<br />

Conditions], p. 1001 to 1013) provides an overview of<br />

the legal framework conditions applicable to the Federal<br />

Patent Court.<br />

IT<br />

In 2009, the Federal Patent Court switched its administration<br />

to electronic file management using the<br />

VISkompakt workflow management system as a precursor<br />

to managing electronic court files, enabling<br />

the processing of administrative transactions without<br />

media discontinuity and across all departments.<br />

Details on this IT solution have also been summarised<br />

in the ceremonial publication entitled “50 Jahre<br />

<strong>Bundespatentgericht</strong>” [50 Years of the German Patent<br />

Court] (Carl Heymanns Verlag <strong>2011</strong>, Dr Norbert Mayer<br />

“Elektronischer Rechtsverkehr beim <strong>Bundespatentgericht</strong>”–<br />

2. Teil: Entwicklung der Informationstechnik<br />

[Electronic Legal Transactions at the Federal Patent<br />

Court – Part 2: IT Developments], p. 1015 to 1026).<br />

Electronic courtroom<br />

Oral hearings are the core element of every court<br />

proceedings. A direct consequence of electronic legal<br />

transactions and eJustice is thus the need for all electronic<br />

file contents – including those of the court of<br />

lower instance – namely the electronic case file (EISA)<br />

of the German Patent and Trade Mark Office to be<br />

available in hearings. However, the availability of the<br />

electronic file and on-screen searches may not interfere<br />

with the oral proceedings. Experience has shown<br />

that for this purpose, it is not sufficient to set up notebooks<br />

or monitors in the courtroom, behind which the<br />

judges appear to be “hidden”.<br />

New information technologies open the door to innovative<br />

ways of distributing information at oral hearings<br />

that have not been made use of thus far (cf. Dr<br />

Norbert Mayer: “Innovative Informations- und Kommunikationstechnik<br />

im Gerichtssaal des <strong>Bundespatentgericht</strong>s”,<br />

Mitteilungen der deutschen Patentanwälte,<br />

[“Innovative Information and Communication<br />

Technology in the Courtroom of the Federal Patent<br />

Court”, Notifications of German Patent Attorneys] Issue<br />

7-8/<strong>2011</strong>, p. 349 to 355). Plans are in place to equip<br />

further courtrooms with innovative IT infrastructure.<br />

The “Electronic Courtroom” project is a pilot of the<br />

German court landscape that has already drawn huge<br />

attention. Informational video clips making the technology<br />

employed clearer to and easier to use by parties<br />

to proceedings can be accessed on the Federal<br />

Patent Court’s website (www.bpatg.de).<br />

150


Business Report BPatG Annual Report <strong>2011</strong><br />

Public Relations Work and International Affairs<br />

20 January <strong>2011</strong><br />

Some 200 guests accepted the invitation of Vice President<br />

Dr Klaus Strößner to the traditional New Year Reception<br />

hosted in the foyer in front of the courtrooms<br />

of the Federal Patent Court.<br />

11 to 15 April <strong>2011</strong><br />

Once again, the Federal Patent Court joined forces with<br />

the European Patent Office to organise a joint seminar<br />

in Munich for judges from other European countries.<br />

This year, the countries represented were Albania, Serbia<br />

and Macedonia.<br />

14 April <strong>2011</strong><br />

The Federal Patent Court has been participating in the<br />

nationwide “Girl‘s Day” every year since 2007. As in the<br />

preceding years, the programme‘s focus in the Federal<br />

Patent Court in <strong>2011</strong> was the profession of the technically<br />

qualified female judge: ten high school girls aged<br />

14 to 16 spent a day informing themselves about the<br />

Federal Patent Court, experiencing an oral hearing as<br />

visitors and gaining a lot of valuable insight into this<br />

diverse profession first hand, namely from the court‘s<br />

technically qualified female judges.<br />

3 May <strong>2011</strong><br />

At a ceremonial event, the German Minister of Justice<br />

Ms Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bade<br />

farewell to the former President of the Federal Patent<br />

Court Mr Raimund Lutz and inaugurated the<br />

new President of the Federal Patent Court Ms Beate<br />

Schmidt.<br />

30 June <strong>2011</strong><br />

The Federal Patent Court hosted its third international<br />

symposium at the Munich Residence. The topical issue<br />

in <strong>2011</strong> was “National Patent Jurisdiction in Europe”.<br />

Some 250 participants attended from throughout Europe,<br />

all of whom are concerned with this issue, be it as<br />

judges, lawyers, representatives of industry, commerce<br />

and the sciences or officials of the governments of EU<br />

member states and the EU Commission, taking advantage<br />

of the symposium to share information and<br />

opinions.<br />

Following the symposium, the Bavarian Minister of<br />

Justice and Consumer Protection Dr Beate Merk invited<br />

the attendees on behalf of the Bavarian state government<br />

to a reception in the Emperor‘s Room of the<br />

Munich Residence.<br />

More detailed information on this event as well as the<br />

conference proceedings entitled “<strong>2011</strong> Symposium”<br />

can be downloaded from the court‘s homepage (www.<br />

bpatg.de).<br />

1 July <strong>2011</strong><br />

The Federal Patent Court commemorated the 50th anniversary<br />

of its establishment with a celebratory event<br />

held in the Allerheiligen-Hofkirche [All Saints Court<br />

151


BPatG Annual Report <strong>2011</strong> Business Report<br />

Church]. The former President of the Federal Republic<br />

of Germany Christian Wulff and the Federal Minister<br />

of Justice Sabine Leutheusser-Schnarrenberger held<br />

speeches in honour of the Federal Patent Court. The<br />

testimonial speech was given by the former President<br />

of the Federal Constitutional Court Prof Hans-Jürgen<br />

Papier. The full collection of speeches including numerous<br />

pictures can be found on the court‘s homepage<br />

(www.bpatg.de).<br />

Occasioned by the anniversary, a commemorative<br />

book entitled “50 Jahre <strong>Bundespatentgericht</strong>” [50<br />

Years of the Federal Patent Court], a collaborative effort<br />

of more than 100 authors from Germany and<br />

abroad, was published by Carl Heymanns Verlag.<br />

8 – 15 October <strong>2011</strong><br />

On the occasion of the long–lasting 30 years cooperation<br />

between the German Patent and Trade Mark Office<br />

and the State Intellectual Property Office of the<br />

People’s Republic of China (SIPO), famous representatives<br />

from authorities and institutions, science and<br />

industry were invited to two symposia held in Peking<br />

and Shanghai. On the part of the Federal Patent Court,<br />

President Ms Beate Schmidt, and Judge at the Federal<br />

Patent Court, Mr. Günter Hubert, took part in the very<br />

interesting events which took place from 8 – 15 October<br />

2012. A special highlight was inter alia the presentation<br />

of the electronic facilities of the High People’s Court, a<br />

really ultra-modern court. The President of SIPO and<br />

the President of the DPMA signed a “Memorandum<br />

of Understanding” as well as an ongoing work programme<br />

for future cooperation of the two institutions.<br />

As already for previous visits, the host institution had<br />

prepared a wide social and cultural programme and attended<br />

the delegation of DPMA and BPatG attentively<br />

and generously.<br />

17 November <strong>2011</strong><br />

Chaired by President Beate Schmidt, the 11 th session of<br />

the European Patent Jurisdiction Task Force was held<br />

at the Federal Patent Court. The topics addressed were<br />

unresolved matters relating to the European Patent<br />

Court and the developments during the Polish council<br />

presidency.<br />

18 November <strong>2011</strong><br />

A small ceremony way held to present two new courtrooms<br />

to the audience of experts, including numerous<br />

representatives of the lawyer’s profession, industry and<br />

commerce.<br />

Visits from Abroad<br />

In <strong>2011</strong>, the Federal Patent Court again received numerous<br />

delegations from abroad, namely from China, Vietnam,<br />

Japan, South Korea, France, Sweden, Turkey, Serbia,<br />

Moldavia, Uzbekistan, Georgia and Saudi Arabia. As<br />

before, the regional points of focus of cooperation with<br />

intellectual property establishments abroad are Russia<br />

and Asia.<br />

152


<strong>Bundespatentgericht</strong><br />

Federal Patent Court<br />

Cincinnatistraße 64<br />

D - 81549 München<br />

bundespatentgericht@bpatg.bund.de<br />

www.bpatg.de

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