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Heimat- und Ge
vierzig Jahre bei einem Rüsselsheimer Schneider in<br />
Betrieb war. Heute steht sie im Rüsselsheimer Heimatmuseum.<br />
Innerhalb eines halben Jahres wurden<br />
dann in der heimischen Werkstatt sechs weitere<br />
Nähmaschinen hergestellt. Ob der anfangs pessimistische<br />
Vater wohl dabei geholfen hat?<br />
Am Anfang war die Nähmaschine<br />
Plötzlich kommt dem Vorwärtsstrebenden ein Onkel<br />
in der Ochsengasse zu Hilfe. Er überläßt dem<br />
Neffen seinen leeren Kuhstall und gibt ihm auch<br />
Geld zur Anschaffung des Notwendigsten. Der erste<br />
Arbeiter wird eingestellt. Schließlich kommt auch<br />
Bruder Georg aus Amerika zurück, um zu helfen.<br />
Die Zahl der Aufträge wächst – der Kuhstall wird<br />
zu klein. 1868 erwirbt Adam ein Grundstück nahe<br />
des Bahnhofes, wo ein Fabrikbau mit Kesselhaus sowie<br />
ein stattliches Wohnhaus errichtet werden.<br />
Im gleichen Jahr heiratet Adam Sophie Scheller<br />
aus Dornholzhausen, eine gute und äußerst sparsame<br />
Gattin, die auch regen Anteil am Fabrikbetrieb<br />
nimmt und später durchaus als die „Seele“ des Betriebes<br />
zu bezeichnen ist. Mußte zum Beispiel länger<br />
Die Opel Brüder (v.l.): Ludwig, Fritz, Heinrich, Wilhelm und Carl<br />
gearbeitet werden, versorgte sie die Arbeiter kostenlos<br />
mit Weck und Fleischwurst.<br />
Nun geht es rasch aufwärts, Werkraum reiht sich<br />
an Werkraum und Adam Opel hat mit seinen Nähmaschinen<br />
Weltruf erlangt. Doch bald trat auch die<br />
Konkurrenz auf den Plan, vor allem die amerikanischen<br />
Singer-Nähmaschinen. Aber durch ständig<br />
verbesserte Neuerungen und eine günstige Preisgestaltung<br />
gelang es Opel dank des Unternehmergeistes<br />
nicht nur den heimischen Markt zu behaupten<br />
sondern auch im Ausland neue Absatzgebiete zu<br />
öffnen. Als Adam Opel 1895 im Alter von 58 Jahren<br />
stirbt, führen seine fünf Söhne das Unternehmen<br />
weiter.<br />
Fahrräder und Motorräder<br />
In der Nacht zum Marktsonntag des Jahres 1911<br />
bricht im ältesten Teil der Fabrik ein Feuer aus. Dreitausend<br />
Nähmaschinen und zweitausend Fahrräder<br />
werden ein Opfer der Flammen. Die Nähmaschinenproduktion<br />
wird aufgegeben, obwohl auf ihr<br />
der Ruf des Hauses Opel begründet ist. Schwerpunkt<br />
der Produktion werden die Fahrräder, mit<br />
deren Herstellung<br />
man 1886 begonnen<br />
hatte. Da das Hochrad-Fahren<br />
auf öffentlichen<br />
Straßen<br />
untersagt ist, werden<br />
eigene Fahrbahnen<br />
geschaffen, auf denen<br />
Mitglieder des<br />
Hauses Opel – einschließlich<br />
Mutter<br />
Sophie – den Fahrunterricht<br />
übernehmen.<br />
Man stelle sich<br />
solches bei GM vor –<br />
Cowboys auf Hochrädern!<br />
Werbung 1914.<br />
Um das Radfahren populär zu machen, gründen<br />
Adams Nachfolger in Rüsselsheim den ersten Radfahrerverein.<br />
Zahlreiche Opel-Siege geben dem<br />
Fahrradbau gewaltigen Auftrieb. Auf allen großen<br />
Veranstaltungen werden die „Fünf Rüsselsheimer“<br />
auf ihrem sechs Meter langen „Quintuplet“ mit Begeisterung<br />
bestaunt und umjubelt. Doch gegen Ende<br />
des Jahrhunderts geriet Opel in eine schwere Absatzkrise<br />
– wieder war die Unternehmerinitiative<br />
gefordert! Durch die von dem englischen Tierarzt<br />
erfundenen Luftreifen sowie der Freilaufnabe und<br />
Rücktrittbremse wurde nach 1910 ein bedeutender<br />
Fortschritt erzielt. Nachdem 1937 eine Gesamtproduktion<br />
von 2 600 000 Fahrrädern erreicht und Opel<br />
zum größten Fahrradhersteller der Welt geworden<br />
war, stellten die Opelwerke den Fahrradbau ein.<br />
Opel Motorrad 1903<br />
Die Anfänge des Baues von Motoren gehen bereits<br />
in das Ende der 80er Jahre zurück. Doch die<br />
deutschen Erfindungen von Maybach, Daimler und<br />
Benz mußten erst ihren Weg über Frankreich neh-
den Schlosserkittel an und arbeiten in zwei Schichten<br />
Tag und Nacht. Mit dem Einmarsch der Franzosen<br />
im Dezember 1918 werden Eisenbahn, Telefon<br />
und Telegraf verboten. Dann kommt die Inflation,<br />
eine Billion Papiermark = eine Rentenmark.<br />
Bei der radikalen Umstellung des Opelwerkes<br />
1923/24 wird das laufende Band eingeführt. Auf der<br />
Opel-Rennbahn wird den 20 000 Zuschauern 1925<br />
eine Tagesproduktion von 125 „Laubfröschen“ vorgeführt.<br />
Die Weltwirtschaftskrise, ausgelöst am 24.10.1929<br />
in den USA, führt dort zum Zusammenbruch vieler<br />
Banken und löst auch im Rüsselsheimer Werk<br />
nachhaltige Wirkung aus. Wilhelm und Fritz Opel –<br />
die anderen Brüder sind verstorben – nehmen das<br />
Angebot der Übernahme durch General Motors an.<br />
Die Mehrheit der Aktien des Familienunternehmens<br />
geht an diesen großen Autokonzern über. Die beiden<br />
Brüder übernehmen den Vorsitz im Aufsichtsrat<br />
der neuen Adam Opel AG und erleben im Jubiläumsjahr<br />
1937 den Aufstieg der Opelwerke zur<br />
Begehrte „Torpedo“-Karosserie von 1910<br />
men, um hinterher in Deutschland Anerkennung zu<br />
finden. Während Vater Adam von den „Stinkkutschen“<br />
nichts wissen will, sind es diesmal die Söhne,<br />
die vorausschauend die kommende Bedeutung<br />
des Motorwagens erkennen. Das Unternehmen des<br />
Hofwagenbauers Lutzmann in Dessau erschien den<br />
Opel-Brüdern als brauchbare Grundlage. Sie holten<br />
den gesamten Betrieb nach Rüsselsheim. Kaum ein<br />
Jahr danach verließ der erste „Opel-Patent-Motorwagen<br />
System Lutzmann“ unter spöttelnder Heiterkeit<br />
der Zuschauer den Fabrikhof. Doch Anfang<br />
des Jahres 1900 und erst recht, als beim ersten<br />
Frankfurter Automobilrennen die Franzosen überlegen<br />
siegten, war es klar, daß mit der Lutzmann-<br />
Konstruktion nichts anzufangen sei.<br />
Automobilbau<br />
So schließen die Brüder mit der Firma Darracq &<br />
Co. einen Vertrag und 1901 rollt der erste Opel-Darracq-Wagen<br />
in einer kalten Winternacht in das Rüsselsheimer<br />
Werk. Diese Wagen gewinnen das Kilometer-Rennen<br />
in Nizza, die Fernfahrt Paris – Madrid<br />
und beim Automobilrennen in Frankfurt den 1., 2.<br />
und 3. Preis. Im Jahre 1905 erzielt allein Opel über<br />
100 Rennsiege. Fritz Opel und Jörns erreichen Geschwindigkeiten<br />
von 170 Stundenkilometern. Auf<br />
der eigenen Rennbahn am Schönauer Hof werden<br />
die Opelwagen ausprobiert, auch finden dort mehrfach<br />
Automobilrennen statt. Jörns und Michel erringen<br />
1907 beim internationalen Wettbewerb für<br />
Tourenwagen den Kaiserpreis für den besten deutschen<br />
Wagen. Wilhelm von Opel gewinnt 1909 den<br />
Prinz-Heinrich-Preis. Der Großherzog von Hessen,<br />
Ernst Ludwig II., erhebt die drei älteren Opel-Brüder<br />
in den Adelsstand. Opelwagen starten und siegen<br />
nun in aller Welt.<br />
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges werden die<br />
Arbeiter zur Wehrmacht eingezogen. Frauen ziehen<br />
„Hochzeit“. Die Karosserie wird auf das Stahlprofilchassis gesetzt.<br />
größten Autofabrik Europas. Welche Riesensummen<br />
dabei in die USA geflossen sind, kann man<br />
wohl kaum erahnen!<br />
Im Zweiten Weltkrieg wird das Opelwerk zu<br />
vierzig Prozent zerstört. Aus den Trümmern entstehen<br />
bald nach Kriegsende Fabrikstraßen. So kann<br />
schon im Juli 1946 die Produktion des 1½ -Tonners<br />
„Opel-Blitz“ wie auch die von Kühlschränken (Marke<br />
„Frigidaire“) aufgenommen werden.<br />
Quelle: Adam Foßhag, Lehrer in Königstädten (1906 –1933) „Heimatspiegel“ Groß-Gerau
Worfeller Mundardausdrigg Buchstabe G (2)<br />
Buchstabe G (Fortsetzung)<br />
Gelärch<br />
herumliegendes Gerümpel / Schaff mer däss aale Gelärch fort!<br />
Gemäjel<br />
Plagerei / Däss war valleicht e Gemäjel, woass honn mer uns oabgemäjeld.<br />
Gemies<br />
1. Gemüse / 2. Jung Gemies – junge Leute<br />
Gemies-Raub „Gemüseraupe“ – empfindliche, etwas ulkige Person<br />
Gemoa<br />
Gemeinde; Gemoande Road – Gemeindevertretung / Bürger: „Die Hälft vumm<br />
Gemoane Raod seun Ochse!“ Als er dies zurücknehmen sollte, lautete die Annonce:<br />
„Die Hälft vumm Gemoaneroad seun koa Ochse!“<br />
Gereesde 1. ad. Geröstete – Bratkartoffeln, Geröstete / 2. Du gehst mer uff die Gereesde! Du<br />
nervst mich!<br />
gerewwe „gerieben“ – mit allen Wassern gewaschen – durchtrieben<br />
Geschärr<br />
1. Geschirr / 2. Mach net so e Geschärr! Umstände, Blödsinn<br />
Gescheujel schwieriges Tun - Woas honn meer uns oabgescheujeld!<br />
Geschmaaß abgeleitet von Schmeißfliege (Schmaaßert) = Gesindel, Pack Bleib mer midd dem<br />
Geschmaaß vumm Hals!<br />
geschwolle aufgeblasen, angeberisch / Mach net de Geschwollene!<br />
gesengd Sau z. B. Raser im Auto / Der fiehrt wie e gesengd Sau!<br />
Gesoggs<br />
Leute mit schlechtem Ruf, Pöbel<br />
Gestegg<br />
überschlanke Frau / Woass fär e därrabbelich Gestegg!<br />
Gequellde Pellkartoffeln / Gequellde mit Schmerkees orrer Speckdungsel<br />
gewärfeld „gewürfelt“ – sich z. B. in Gesetzen usw. gut auskennend und alle Vorteile nutzend<br />
Gewäujel schwierige Arbeit; wäujele – schnell, jedoch unordentlich arbeiten<br />
Geuchel<br />
Deichsel am Pferdewagen<br />
Geujel<br />
Gurgel, Geujelknobb – Adamsapfel<br />
(merr wärdds) gewahr werrn – Man wird es wahrnehmen.<br />
Gewwel ad. Gebel Dachgiebel<br />
Gewirrermensch aufsässige Frau; Gewirrer-Oos – Frau mit „Gewitter“ im Leib<br />
Gewoarschdel „Gewurstel“, Verwirrung, Durcheinander<br />
Gezäwwels unruhige Kinder / Schaff däss Gezäwwels endlich ins Nest (Bett) !<br />
giegsen<br />
stechen, pieken ; Giegser – Aufwiegler, Hetzer<br />
Giftnudel bösartige, verleumderische Person<br />
Giftschisser „giftiger“, über andere Böses erzählender Mensch<br />
Giggel , Goggel Hahn; verrobder Giggel – ungepflegtes Kind oder Erwachsener<br />
glegge<br />
gemähtes Korn auf nehmen; von ad. Glecke – Armvoll Fruchtgetreide<br />
Gleeskobb sturer, uneinsichtiger Mann<br />
Glowe<br />
1. Tabakpfeife / 2. ungehobelter Mann oder ungehorsames Pferd<br />
Glumbaddch wertloses Zeug / Woass hosd de do färr enn Glumbaddch ogeschlaafd.<br />
goagse<br />
rülpsen; Goagser – Rülpser, Schluckauf<br />
Goauschel alberne Dame / Die Goauschel koann sich iwwer nix kabuddlache.<br />
Glotz-Aag starr blickender Mann; Glotz-Kobb – Sturkopf<br />
Goije<br />
albernes Mädchen (hebr. Nichtjude) Da die Juden am Sabbat nicht arbeiten durften,<br />
übernahm an diesen Tagen ein nichtjüdisches Mädchen die leichten Arbeiten, welches<br />
man – nicht abwertend gemeint – als Schawwes-Goije bezeichnete.<br />
Goo<br />
Gang / Die Kadoffel mir-rem Grabbe (Harke) aushagge unn ugefehr vier Reihe uff<br />
enn Goo schnigge.<br />
gräddche streiten, Substantiv: Gräddscher, Steigerung: Erzgräddcher<br />
Grumbel<br />
Ärger, Streit / Bass uff! Mit deem koannst de schnell Grumbel krieje.<br />
Impressum: Verantwortlich: Heimat- und Geschichtsverein Worfelden • Vorsitzender: Heinz J. Sandner, Telefon:<br />
32 15 • Texte: Georg Engel • Bilder: Delius Clasing Verlag / Archiv der Adam Opel AG • Schriftsatz<br />
und Gestaltung: Frieder Engel • Druck: copyprint, Ruwerstraße 2a • Zustellung erfolgt durch Vereinsmitglieder<br />
• Erscheinungsweise: Dreimal jährlich.