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Heimatbrief Nr. 43

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Heimat- und Ge


vierzig Jahre bei einem Rüsselsheimer Schneider in<br />

Betrieb war. Heute steht sie im Rüsselsheimer Heimatmuseum.<br />

Innerhalb eines halben Jahres wurden<br />

dann in der heimischen Werkstatt sechs weitere<br />

Nähmaschinen hergestellt. Ob der anfangs pessimistische<br />

Vater wohl dabei geholfen hat?<br />

Am Anfang war die Nähmaschine<br />

Plötzlich kommt dem Vorwärtsstrebenden ein Onkel<br />

in der Ochsengasse zu Hilfe. Er überläßt dem<br />

Neffen seinen leeren Kuhstall und gibt ihm auch<br />

Geld zur Anschaffung des Notwendigsten. Der erste<br />

Arbeiter wird eingestellt. Schließlich kommt auch<br />

Bruder Georg aus Amerika zurück, um zu helfen.<br />

Die Zahl der Aufträge wächst – der Kuhstall wird<br />

zu klein. 1868 erwirbt Adam ein Grundstück nahe<br />

des Bahnhofes, wo ein Fabrikbau mit Kesselhaus sowie<br />

ein stattliches Wohnhaus errichtet werden.<br />

Im gleichen Jahr heiratet Adam Sophie Scheller<br />

aus Dornholzhausen, eine gute und äußerst sparsame<br />

Gattin, die auch regen Anteil am Fabrikbetrieb<br />

nimmt und später durchaus als die „Seele“ des Betriebes<br />

zu bezeichnen ist. Mußte zum Beispiel länger<br />

Die Opel Brüder (v.l.): Ludwig, Fritz, Heinrich, Wilhelm und Carl<br />

gearbeitet werden, versorgte sie die Arbeiter kostenlos<br />

mit Weck und Fleischwurst.<br />

Nun geht es rasch aufwärts, Werkraum reiht sich<br />

an Werkraum und Adam Opel hat mit seinen Nähmaschinen<br />

Weltruf erlangt. Doch bald trat auch die<br />

Konkurrenz auf den Plan, vor allem die amerikanischen<br />

Singer-Nähmaschinen. Aber durch ständig<br />

verbesserte Neuerungen und eine günstige Preisgestaltung<br />

gelang es Opel dank des Unternehmergeistes<br />

nicht nur den heimischen Markt zu behaupten<br />

sondern auch im Ausland neue Absatzgebiete zu<br />

öffnen. Als Adam Opel 1895 im Alter von 58 Jahren<br />

stirbt, führen seine fünf Söhne das Unternehmen<br />

weiter.<br />

Fahrräder und Motorräder<br />

In der Nacht zum Marktsonntag des Jahres 1911<br />

bricht im ältesten Teil der Fabrik ein Feuer aus. Dreitausend<br />

Nähmaschinen und zweitausend Fahrräder<br />

werden ein Opfer der Flammen. Die Nähmaschinenproduktion<br />

wird aufgegeben, obwohl auf ihr<br />

der Ruf des Hauses Opel begründet ist. Schwerpunkt<br />

der Produktion werden die Fahrräder, mit<br />

deren Herstellung<br />

man 1886 begonnen<br />

hatte. Da das Hochrad-Fahren<br />

auf öffentlichen<br />

Straßen<br />

untersagt ist, werden<br />

eigene Fahrbahnen<br />

geschaffen, auf denen<br />

Mitglieder des<br />

Hauses Opel – einschließlich<br />

Mutter<br />

Sophie – den Fahrunterricht<br />

übernehmen.<br />

Man stelle sich<br />

solches bei GM vor –<br />

Cowboys auf Hochrädern!<br />

Werbung 1914.<br />

Um das Radfahren populär zu machen, gründen<br />

Adams Nachfolger in Rüsselsheim den ersten Radfahrerverein.<br />

Zahlreiche Opel-Siege geben dem<br />

Fahrradbau gewaltigen Auftrieb. Auf allen großen<br />

Veranstaltungen werden die „Fünf Rüsselsheimer“<br />

auf ihrem sechs Meter langen „Quintuplet“ mit Begeisterung<br />

bestaunt und umjubelt. Doch gegen Ende<br />

des Jahrhunderts geriet Opel in eine schwere Absatzkrise<br />

– wieder war die Unternehmerinitiative<br />

gefordert! Durch die von dem englischen Tierarzt<br />

erfundenen Luftreifen sowie der Freilaufnabe und<br />

Rücktrittbremse wurde nach 1910 ein bedeutender<br />

Fortschritt erzielt. Nachdem 1937 eine Gesamtproduktion<br />

von 2 600 000 Fahrrädern erreicht und Opel<br />

zum größten Fahrradhersteller der Welt geworden<br />

war, stellten die Opelwerke den Fahrradbau ein.<br />

Opel Motorrad 1903<br />

Die Anfänge des Baues von Motoren gehen bereits<br />

in das Ende der 80er Jahre zurück. Doch die<br />

deutschen Erfindungen von Maybach, Daimler und<br />

Benz mußten erst ihren Weg über Frankreich neh-


den Schlosserkittel an und arbeiten in zwei Schichten<br />

Tag und Nacht. Mit dem Einmarsch der Franzosen<br />

im Dezember 1918 werden Eisenbahn, Telefon<br />

und Telegraf verboten. Dann kommt die Inflation,<br />

eine Billion Papiermark = eine Rentenmark.<br />

Bei der radikalen Umstellung des Opelwerkes<br />

1923/24 wird das laufende Band eingeführt. Auf der<br />

Opel-Rennbahn wird den 20 000 Zuschauern 1925<br />

eine Tagesproduktion von 125 „Laubfröschen“ vorgeführt.<br />

Die Weltwirtschaftskrise, ausgelöst am 24.10.1929<br />

in den USA, führt dort zum Zusammenbruch vieler<br />

Banken und löst auch im Rüsselsheimer Werk<br />

nachhaltige Wirkung aus. Wilhelm und Fritz Opel –<br />

die anderen Brüder sind verstorben – nehmen das<br />

Angebot der Übernahme durch General Motors an.<br />

Die Mehrheit der Aktien des Familienunternehmens<br />

geht an diesen großen Autokonzern über. Die beiden<br />

Brüder übernehmen den Vorsitz im Aufsichtsrat<br />

der neuen Adam Opel AG und erleben im Jubiläumsjahr<br />

1937 den Aufstieg der Opelwerke zur<br />

Begehrte „Torpedo“-Karosserie von 1910<br />

men, um hinterher in Deutschland Anerkennung zu<br />

finden. Während Vater Adam von den „Stinkkutschen“<br />

nichts wissen will, sind es diesmal die Söhne,<br />

die vorausschauend die kommende Bedeutung<br />

des Motorwagens erkennen. Das Unternehmen des<br />

Hofwagenbauers Lutzmann in Dessau erschien den<br />

Opel-Brüdern als brauchbare Grundlage. Sie holten<br />

den gesamten Betrieb nach Rüsselsheim. Kaum ein<br />

Jahr danach verließ der erste „Opel-Patent-Motorwagen<br />

System Lutzmann“ unter spöttelnder Heiterkeit<br />

der Zuschauer den Fabrikhof. Doch Anfang<br />

des Jahres 1900 und erst recht, als beim ersten<br />

Frankfurter Automobilrennen die Franzosen überlegen<br />

siegten, war es klar, daß mit der Lutzmann-<br />

Konstruktion nichts anzufangen sei.<br />

Automobilbau<br />

So schließen die Brüder mit der Firma Darracq &<br />

Co. einen Vertrag und 1901 rollt der erste Opel-Darracq-Wagen<br />

in einer kalten Winternacht in das Rüsselsheimer<br />

Werk. Diese Wagen gewinnen das Kilometer-Rennen<br />

in Nizza, die Fernfahrt Paris – Madrid<br />

und beim Automobilrennen in Frankfurt den 1., 2.<br />

und 3. Preis. Im Jahre 1905 erzielt allein Opel über<br />

100 Rennsiege. Fritz Opel und Jörns erreichen Geschwindigkeiten<br />

von 170 Stundenkilometern. Auf<br />

der eigenen Rennbahn am Schönauer Hof werden<br />

die Opelwagen ausprobiert, auch finden dort mehrfach<br />

Automobilrennen statt. Jörns und Michel erringen<br />

1907 beim internationalen Wettbewerb für<br />

Tourenwagen den Kaiserpreis für den besten deutschen<br />

Wagen. Wilhelm von Opel gewinnt 1909 den<br />

Prinz-Heinrich-Preis. Der Großherzog von Hessen,<br />

Ernst Ludwig II., erhebt die drei älteren Opel-Brüder<br />

in den Adelsstand. Opelwagen starten und siegen<br />

nun in aller Welt.<br />

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges werden die<br />

Arbeiter zur Wehrmacht eingezogen. Frauen ziehen<br />

„Hochzeit“. Die Karosserie wird auf das Stahlprofilchassis gesetzt.<br />

größten Autofabrik Europas. Welche Riesensummen<br />

dabei in die USA geflossen sind, kann man<br />

wohl kaum erahnen!<br />

Im Zweiten Weltkrieg wird das Opelwerk zu<br />

vierzig Prozent zerstört. Aus den Trümmern entstehen<br />

bald nach Kriegsende Fabrikstraßen. So kann<br />

schon im Juli 1946 die Produktion des 1½ -Tonners<br />

„Opel-Blitz“ wie auch die von Kühlschränken (Marke<br />

„Frigidaire“) aufgenommen werden.<br />

Quelle: Adam Foßhag, Lehrer in Königstädten (1906 –1933) „Heimatspiegel“ Groß-Gerau


Worfeller Mundardausdrigg Buchstabe G (2)<br />

Buchstabe G (Fortsetzung)<br />

Gelärch<br />

herumliegendes Gerümpel / Schaff mer däss aale Gelärch fort!<br />

Gemäjel<br />

Plagerei / Däss war valleicht e Gemäjel, woass honn mer uns oabgemäjeld.<br />

Gemies<br />

1. Gemüse / 2. Jung Gemies – junge Leute<br />

Gemies-Raub „Gemüseraupe“ – empfindliche, etwas ulkige Person<br />

Gemoa<br />

Gemeinde; Gemoande Road – Gemeindevertretung / Bürger: „Die Hälft vumm<br />

Gemoane Raod seun Ochse!“ Als er dies zurücknehmen sollte, lautete die Annonce:<br />

„Die Hälft vumm Gemoaneroad seun koa Ochse!“<br />

Gereesde 1. ad. Geröstete – Bratkartoffeln, Geröstete / 2. Du gehst mer uff die Gereesde! Du<br />

nervst mich!<br />

gerewwe „gerieben“ – mit allen Wassern gewaschen – durchtrieben<br />

Geschärr<br />

1. Geschirr / 2. Mach net so e Geschärr! Umstände, Blödsinn<br />

Gescheujel schwieriges Tun - Woas honn meer uns oabgescheujeld!<br />

Geschmaaß abgeleitet von Schmeißfliege (Schmaaßert) = Gesindel, Pack Bleib mer midd dem<br />

Geschmaaß vumm Hals!<br />

geschwolle aufgeblasen, angeberisch / Mach net de Geschwollene!<br />

gesengd Sau z. B. Raser im Auto / Der fiehrt wie e gesengd Sau!<br />

Gesoggs<br />

Leute mit schlechtem Ruf, Pöbel<br />

Gestegg<br />

überschlanke Frau / Woass fär e därrabbelich Gestegg!<br />

Gequellde Pellkartoffeln / Gequellde mit Schmerkees orrer Speckdungsel<br />

gewärfeld „gewürfelt“ – sich z. B. in Gesetzen usw. gut auskennend und alle Vorteile nutzend<br />

Gewäujel schwierige Arbeit; wäujele – schnell, jedoch unordentlich arbeiten<br />

Geuchel<br />

Deichsel am Pferdewagen<br />

Geujel<br />

Gurgel, Geujelknobb – Adamsapfel<br />

(merr wärdds) gewahr werrn – Man wird es wahrnehmen.<br />

Gewwel ad. Gebel Dachgiebel<br />

Gewirrermensch aufsässige Frau; Gewirrer-Oos – Frau mit „Gewitter“ im Leib<br />

Gewoarschdel „Gewurstel“, Verwirrung, Durcheinander<br />

Gezäwwels unruhige Kinder / Schaff däss Gezäwwels endlich ins Nest (Bett) !<br />

giegsen<br />

stechen, pieken ; Giegser – Aufwiegler, Hetzer<br />

Giftnudel bösartige, verleumderische Person<br />

Giftschisser „giftiger“, über andere Böses erzählender Mensch<br />

Giggel , Goggel Hahn; verrobder Giggel – ungepflegtes Kind oder Erwachsener<br />

glegge<br />

gemähtes Korn auf nehmen; von ad. Glecke – Armvoll Fruchtgetreide<br />

Gleeskobb sturer, uneinsichtiger Mann<br />

Glowe<br />

1. Tabakpfeife / 2. ungehobelter Mann oder ungehorsames Pferd<br />

Glumbaddch wertloses Zeug / Woass hosd de do färr enn Glumbaddch ogeschlaafd.<br />

goagse<br />

rülpsen; Goagser – Rülpser, Schluckauf<br />

Goauschel alberne Dame / Die Goauschel koann sich iwwer nix kabuddlache.<br />

Glotz-Aag starr blickender Mann; Glotz-Kobb – Sturkopf<br />

Goije<br />

albernes Mädchen (hebr. Nichtjude) Da die Juden am Sabbat nicht arbeiten durften,<br />

übernahm an diesen Tagen ein nichtjüdisches Mädchen die leichten Arbeiten, welches<br />

man – nicht abwertend gemeint – als Schawwes-Goije bezeichnete.<br />

Goo<br />

Gang / Die Kadoffel mir-rem Grabbe (Harke) aushagge unn ugefehr vier Reihe uff<br />

enn Goo schnigge.<br />

gräddche streiten, Substantiv: Gräddscher, Steigerung: Erzgräddcher<br />

Grumbel<br />

Ärger, Streit / Bass uff! Mit deem koannst de schnell Grumbel krieje.<br />

Impressum: Verantwortlich: Heimat- und Geschichtsverein Worfelden • Vorsitzender: Heinz J. Sandner, Telefon:<br />

32 15 • Texte: Georg Engel • Bilder: Delius Clasing Verlag / Archiv der Adam Opel AG • Schriftsatz<br />

und Gestaltung: Frieder Engel • Druck: copyprint, Ruwerstraße 2a • Zustellung erfolgt durch Vereinsmitglieder<br />

• Erscheinungsweise: Dreimal jährlich.

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