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TV DIGITAL - SKY Ausgabe

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Die geheimen<br />

Serienpläne von Sky<br />

„Gomorrha“, „100 Code“, „Diabolik“ – und bald Tom Tywkers „Babylon<br />

Berlin“? Wie Sky jetzt im HBO-STIL eigene Serien produzieren will<br />

| serie | tv |<br />

Handlanger der Camorra:<br />

Ciro (Marco D’Amore, l.)<br />

und Attilo (Antonio Milo)<br />

Ungleiches Duo: Conley<br />

(D. Monaghan) und Eklund<br />

(M. Nyqvist, r.) am Tatort<br />

GOMORRHA<br />

Sky Deutschland hat die realistische<br />

Gangster-Saga über<br />

Süditaliens Camorra mitfinanziert.<br />

Die Serie nach dem Sachbuch-Bestseller<br />

„Gomorrha“<br />

läuft bei uns ab 10. Oktober.<br />

100 CODE<br />

Sky ist Koproduzent der Krimiserie<br />

mit Dominic Monaghan<br />

(„Lost“) und Mikael Nyqvist,<br />

(„Verblendung“), die einen Mörder<br />

in Stockholm jagen. Sendetermin:<br />

erstes Halbjahr 2015.<br />

„Wir wollen<br />

vielschichtiger<br />

und provokanter<br />

erzählen.“<br />

Marcus Ammon,<br />

Sky-Filmchef<br />

ür Serienfans ist Amerika ja lange<br />

F<br />

schon das gelobte Land des Fernsehens.<br />

Absoluter Vorreiter der<br />

Entwicklung: das US-Pay-<strong>TV</strong>. Frei<br />

von Quotendruck, Werbeunterbrechungen<br />

und Jugendschutzauflagen setzten Sender<br />

wie HBO und Showtime neue Maßstäbe in<br />

Sachen Kompromisslosigkeit und Qualität –<br />

von „Boardwalk Empire“ bis „Game of<br />

Thrones“, von „Dexter“ bis „Homeland“.<br />

DOCH WO BLEIBEN EIGENTLICH die eigenen Serien<br />

der deutschen Pay-<strong>TV</strong>-Sender? Der<br />

kleinere Markt ließ bisher nur zaghafte Versuche<br />

wie „Add a Friend“ von TNT Serie zu.<br />

Das soll sich jetzt ändern. Wie die „Süddeutsche<br />

Zeitung“ kürzlich meldete, plant Sky<br />

in Kooperation mit der ARD die aufwendige<br />

Serieneigenproduktion „Babylon Berlin“<br />

nach den Romanen von Volker Kutscher.<br />

Kriminalkommissar Gereon Rath ermittelt<br />

darin im Berlin der späten 1920er-Jahre – in<br />

einer Stadt des Rausches und des Verbrechens.<br />

„Babylon<br />

Berlin“ soll<br />

seine <strong>TV</strong>-Premiere<br />

bei Sky<br />

feiern und danach<br />

im Ersten<br />

laufen. Kreativer<br />

Kopf der<br />

Serie – der<br />

Showrunner –<br />

soll Tom Tykwer („Das Parfum“) sein. Das<br />

Gesamtbudget beträgt angeblich 25 Millionen<br />

Euro, mit 2,5 Millionen Euro pro Folge<br />

läge man damit auf einem Level mit preisgekrönten<br />

US-Serien wie „Mad Men“.<br />

Eine offizielle Bestätigung von Sky steht<br />

(noch) aus. Doch klar ist: Die Münchner<br />

Pay-<strong>TV</strong>-Plattform will ins Seriengeschäft<br />

einsteigen – mit durchaus hohem Anspruch.<br />

„Für unsere eigenen Serien wird HBO das<br />

Vorbild sein“, sagt Sky-Filmchef Marcus<br />

Ammon unabhängig vom Thema „Babylon<br />

Berlin“ im Gespräch mit <strong>TV</strong> <strong>DIGITAL</strong>. „Das<br />

mag erst mal vermessen klingen,<br />

doch man braucht hohe Ziele.“<br />

Wäre da eine Serie aus dem omnipräsenten<br />

Krimigenre überhaupt<br />

das richtige Signal? Oft, so<br />

Ammon, diskutiere man mit Produzenten<br />

über Genres, die zu Sky<br />

passen würden. Dabei sei man<br />

keineswegs festgelegt. „Wir glau-<br />

KINOMANN ALS <strong>TV</strong>-SHOWRUNNER<br />

Regisseur und Autor Tom Tywker (hier am Set<br />

von „The International“) soll für Sky und<br />

ARD die Krimiserie „Babylon Berlin“ drehen<br />

ben, dass wir mit einem in Deutschland<br />

eher unterrepräsentierten Genre eher für<br />

Aufmerksamkeit sorgen können als mit einem<br />

Genre, das im deutschen <strong>TV</strong> regelmäßig<br />

zu sehen ist.“ Aber: Jenseits aller Genrefragen<br />

gehe es, so Ammon, vor allem um<br />

Mut: „Es muss unser Anspruch sein, uns abzuheben<br />

von dem, was im frei empfangbaren<br />

Fernsehen angeboten wird. Wir wollen<br />

vielschichtiger und provokanter erzählen.“<br />

Hoffnung macht Marcus Ammon, dass es<br />

zuletzt auch unter Krimiserien Überraschungen<br />

gab. Formaten wie „True Detective“,<br />

„Dexter“ und „Sherlock“ sei es gelungen,<br />

das antike Genre zu entstauben.<br />

So gar eine deutsche Crime-Serie, taugt für<br />

den Sky-Filmchef als Vorbild: „Mir hat ‚Im<br />

DIABOLIK<br />

In Deutschland unbekannt,<br />

in Italien seit 1962 ein Hit:<br />

In der Comicreihe „Diabolik“<br />

kann der gleichnamige<br />

Meisterdieb die unterschiedlichsten<br />

Identitäten<br />

annehmen. Die<br />

Serie wird derzeit<br />

von den<br />

Sendern Sky<br />

Deutschland,<br />

Sky Italia und<br />

BSkyB entwickelt.<br />

Geplanter<br />

Drehstart ist im<br />

nächsten Jahr.<br />

Angesicht des Verbrechens‘ von Dominik<br />

Graf sehr gut gefallen: horizontales Storytelling,<br />

vielschichtige Charaktere, eine<br />

packende Geschichte.“ Die Serie über Berlins<br />

Russen-Mafia-Milieu wurde 2010<br />

hochgelobt, dann aber aus Quotengründen<br />

von der ARD ins Nachtprogramm verbannt.<br />

Marcus Ammon: „Diese Serie wäre im Pay-<br />

<strong>TV</strong> sehr gut aufgehoben gewesen.“<br />

Vorerst sammelt Sky schon mal Serienerfahrungen<br />

mit „100 Code“ (s. links). Die<br />

deutsch-schwedische Koproduktion wird<br />

noch bis Herbst in Stockholm gedreht.<br />

Showrunner ist Oscarpreisträger Bobby<br />

Moresco („L.A. Crash“). Außerdem ist Sky<br />

Deutschland bei zwei italienischen Serien<br />

im Boot: bei der Comicadaption „Diabolik“<br />

(unten) und der Krimisaga „Gomorrha“ (links).<br />

AUF DER SUCHE NACH SERIENSTOFFEN wendet<br />

sich Sky auch an den Autorennachwuchs.<br />

Ende 2013 hatte man Studenten der Hochschule<br />

für Film und Fernsehen (HFF) in<br />

München zum Wettbewerb „The Writer’s<br />

Room“ aufgerufen. Gesucht wurden die besten<br />

Serienideen, die beiden Gewinnerbeiträge<br />

werden derzeit mit erfahrenen<br />

Showrunnern weiterentwickelt.<br />

Apropos Showrunner: Sky scheint das<br />

US-Modell eines starken Kreativen als Serienchef<br />

ernst zu nehmen. Marcus Ammon:<br />

„Wir haben in vielen Gesprächen gelernt,<br />

wie wichtig es ist, Filmemachern ein großes<br />

Maß an kreativer Freiheit zu lassen.“ Bleibt<br />

zu hoffen, dass man das bei den Partnern in<br />

der als arg bürokratisch verrufenen ARD<br />

ebenso sieht.<br />

Michael Tokarski<br />

FOTOS: <strong>SKY</strong>/BETAFILM, 100 CODE, ACTION PRESS, EHAPA COMIC COLLECTION<br />

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