Aqua Lung "Mistral" - Tauchen
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■ TEST & TECHNIK/Fokus: <strong>Aqua</strong>lung-Atemregler „Mistral“<br />
Zweiter<br />
Von vorne sieht<br />
der „Mistral“ fast<br />
wie ein Kreislaufgerät<br />
aus<br />
Frühling<br />
Wir haben ihn getaucht! Der neue<br />
Zweischlauchregler „Mistral“ von<br />
<strong>Aqua</strong>lung war eine der technischen<br />
Attraktionen der „boot<br />
2005“. t hat im<br />
Praxiseinsatz untersucht, ob es<br />
sich bei der Neuauflage des<br />
Klassikers um eine Innovation<br />
oder um Nostalgie handelt<br />
Das Getuschel in den<br />
Gängen von Halle 3<br />
der „boot 2005“ war<br />
unüberhörbar. Früher oder<br />
später fiel in jeder Gruppe<br />
von Tauchbegeisterten das<br />
magische Wort: „Mistral“.<br />
Besonders die Veteranen des<br />
Tauchsports gerieten bei diesem<br />
Namen ins Schwärmen,<br />
denn er ist bei vielen von ihnen<br />
mit guten Erinnerungen<br />
verbunden.<br />
Fast 50 Jahre ist es her, dass<br />
<strong>Aqua</strong>lung zum ersten Mal den<br />
Zweischlauchregler „Mistral“<br />
auf den Markt brachte, und<br />
damals war das Gerät der<br />
letzte Schrei – in technischer<br />
wie optischer Hinsicht. In einem<br />
Prospekt aus dem Jahr<br />
1960 (damals kostete der<br />
komplette „Mistral“ übrigens<br />
249 Mark) liest sich das so:<br />
„Warum ist der Mistral auf<br />
der ganzen Welt der meistgebrauchte<br />
<strong>Lung</strong>enautomat?<br />
Wegen seines beispielhaft<br />
niedrigen Atemwiderstands!“<br />
Heute, ein knappes halbes<br />
Jahrhundert später, ist es die<br />
für einen Zweischlauchregler<br />
erstaunlich geringe Atemarbeit,<br />
die beim „Mistral“ für<br />
Staunen sorgt. „Der erste<br />
Zweischlauchregler mit einer<br />
EN-250-Zulassung“ – so formuliert<br />
<strong>Aqua</strong>lung seinen Sieg<br />
des Bewährten über die strengen<br />
Anforderungen moderner<br />
Technik.<br />
Genormt gut<br />
Doch was bedeutet die EN-<br />
Zulassung genau? Sie bedeutet<br />
zum einen, dass die Gesamtatemarbeit<br />
des „Mistral“ in 50<br />
Metern Tiefe bei 50 bar Flaschendruck<br />
einen Wert von<br />
drei Joule nicht überschreitet.<br />
Ergebnis: Der „Mistral“ kam<br />
auf den für einen Zweischlauchautomaten<br />
sehr<br />
guten Wert von 1,9<br />
Joule pro Liter. Zum<br />
Vergleich: Der<br />
<strong>Aqua</strong>lung „Titan<br />
LX“ kommt<br />
unter gleichen<br />
Bedingungen<br />
auf einen<br />
Der neue „Mistral“<br />
mit Oktopus<br />
und Inflatorschlauch.<br />
Hier fehlt nur<br />
noch ein Finimeter<br />
Die Ausatemluft entweicht<br />
über die Ausatemmembran<br />
der<br />
Zweiten Stufe – und die<br />
sitzt am Flaschenventil<br />
Der alte „Mistral“ (Foto links) hatte ein komplettes Metallgehäuse, Der einzige Anschluss am<br />
die Zweite Stufe des neuen „Mistral“ (rechts) ist aus Kunststoff alten „Mistral“: Hochdruck<br />
1/3 Seite<br />
Anschnitt<br />
Wert von<br />
0,79 Joule<br />
pro Liter.<br />
Weiter hat<br />
der „Mistral“<br />
das<br />
offizielle<br />
Gütesiegel<br />
„kaltwassertauglich“<br />
erhalten, da er<br />
nach einer vorgegebenen<br />
Zeitspanne und<br />
einer festgelegten Luftlieferleistung<br />
in 50 Metern Tiefe<br />
bei vier Grad nicht eingefroren<br />
ist.<br />
Gemeinsamkeit<br />
Ein Grund dafür liegt in einer<br />
technischen Gemeinsamkeit,<br />
die der alte und der neue<br />
„Mistral“ haben: Sowohl die<br />
Erste als auch die Zweite Stufe<br />
sind vollständig abgekapselt<br />
und kommen im Inneren mit<br />
Wasser nicht in Berührung<br />
(beim alten „Mistral“ nur die<br />
Erste Stufe, denn er hatte nur<br />
eine). Diese Eigenschaft insbesondere<br />
der Zweiten Stufe<br />
des neuen „Mistral“ sorgt<br />
dafür, dass das Thema „äußere<br />
Vereisung“ keines mehr ist.<br />
Fairerweise muss man aber<br />
hinzufügen, dass die Gefahr<br />
durch „innere Vereisung“ tendenziell<br />
größer ist. Die ist<br />
aber – rein theoretisch – beim<br />
neuen „Mistral“ eher größer<br />
als beim alten, denn an die<br />
Erste Stufe des neuen „Mistral“<br />
kann man natürlich nun<br />
auch Oktopus, Inflator und<br />
weitere Verbraucher anschließen.<br />
Erhöhter Luftdurchsatz<br />
vergrößert die Gefahr innerer<br />
Vereisung.<br />
Allerdings ist die Erste Stufe<br />
des „Mistral“ die sehr zuverlässige,<br />
kaltwassertaugliche<br />
Erste Stufe „Titan“. Damit<br />
dürfte die Vereisungsgefahr ➤<br />
128 tauchen 3/05
➤<br />
■ TEST & TECHNIK<br />
minimal sein. Dennoch: Wer<br />
in richtig kaltem Wasser<br />
taucht, ist auch mit dem<br />
„Mistral“ gut beraten, einen<br />
separaten Atemregler dabeizuhaben.<br />
Die lageabhängige Atemarbeit<br />
von Zweischlauchautomaten<br />
ist ein bekanntes Phänomen,<br />
das wir auch beim Testtauchen<br />
feststellen konnten: In<br />
normaler Tauchlage ist das<br />
Einatmen etwas erschwert, in<br />
Rückenlage scheint das Ausatmen<br />
etwas schwerer zu gehen.<br />
Dies liegt daran, dass<br />
sich Erste und Zweite Stufe<br />
am Ventil der Tauchflasche<br />
befinden. Damit kommt es<br />
fast immer zu einem geringfügigen<br />
Druckunterschied<br />
zwischen der Zweiten Stufe<br />
und der <strong>Lung</strong>e des Tauchers –<br />
und der ist definitiv spürbar.<br />
Davon abgesehen aber war<br />
das Atem- und Strömungsverhalten<br />
normal. Der rundlaufende<br />
Schlauch liegt spannungsfrei<br />
auf den Schultern,<br />
so dass nichts drückt oder<br />
zieht. Sehr komfortabel ist das<br />
Mundstück mit dem angesetzten<br />
Lippenschutz.<br />
Unterschiede<br />
Da sich Erste und Zweite Stufe<br />
beim <strong>Tauchen</strong> am Hinterkopf<br />
befinden, sind störende<br />
Luftblasen im Gesichtsfeld<br />
oder laute Blubbergeräusche<br />
keine Erlebnisse, die man mit<br />
dem „Mistral“ macht. Gerade<br />
für Fotografen, Models oder<br />
Biologen dürften dies die entscheidenden<br />
Pluspunkte für<br />
den „Mistral“ sein, auch wenn<br />
der Zweischlauchregler nicht<br />
vollkommen blasenfrei ist.<br />
Ein mindestens genauso großer<br />
Unterschied zu Einschlauchreglern<br />
findet sich in<br />
tauchtechnischer Hinsicht:<br />
Die Durchführung der Wechselatmung<br />
oder das Ausblasen<br />
des Schlauchs sind beim<br />
„Mistral“ ganz sicher übungsbedürftig.<br />
Allerdings sind dies<br />
keine unüberwindbaren Hürden<br />
und selbst für einen mäßig<br />
geübten Taucher relativ<br />
schnell zu erlernen. Die Ansicht,<br />
dass sich an dieser etwas<br />
komplexeren Handhabung<br />
die taucherische Spreu vom<br />
Erste Stufe „Titan“: Der<br />
Hochdruckanschluss (hier<br />
offen) liegt etwas versetzt<br />
Zweite Stufe<br />
mit den Luftaustrittslöchern<br />
Mitteldruckschlauch<br />
zwischen<br />
Erster und<br />
Zweiter Stufe<br />
Das alte Mundstück (im Foto oben) hatte seitlich<br />
Laschen zur Befestigung mit einem Band am Kopf<br />
Oben: Die Ausatemmembran im Mundstück<br />
des neuen „Mistral“ ist fest und<br />
flexibel. Mundstück (unten): wuchtige<br />
Erscheinung, aber bequemer Sitz<br />
Weizen trennen würde, konnten<br />
wir nicht bestätigen: Auch<br />
ungeübte „Zweischlauchtaucher“<br />
hatten den Bogen<br />
schnell raus.<br />
Ergebnis: Die lageabhängig<br />
schwankende Atemarbeit ist<br />
nicht zu leugnen, wenn sie<br />
auch gering ist. Preislich gesehen<br />
liegt der „Mistral“ mit<br />
knapp 600 Euro im Bereich<br />
von High-End-Reglern, technisch<br />
aber nicht. Für echte<br />
Fans oder Fotografen ist der<br />
„Mistral“ ein Schmuckstück,<br />
gespickt mit dem neuesten<br />
technischen Know-how. Abseits<br />
von Schwärmerei oder<br />
speziellen Ansprüchen aber ist<br />
der „Mistral“ ein guter Atemregler.<br />
Nicht weniger, aber<br />
auch nicht mehr.<br />
Jan Bruns<br />
+ keine störenden Blasen<br />
+ einfache Bedienung<br />
– Atemarbeit lageabhängig<br />
F A K T E N<br />
<strong>Aqua</strong>lung „Mistral“<br />
Typ Zweischlauchregler<br />
Atemarbeit gesamt 1,9 Joule<br />
1. Stufe<br />
Typ membrangesteuert<br />
kompensiert ja<br />
max. Betriebsdruck bis 300 bar<br />
Hochdruckabgänge 1<br />
Mitteldruckabgänge 4<br />
kaltwassertauglich ja, mit „Dry Chamber“<br />
2. Stufe<br />
Material Kunststoff/Metall<br />
Ansprechverstellung nein<br />
Injektorverstellung nein<br />
Oktopusversion nein<br />
Preis 720 €<br />
Nitroxausführung ja, mit „M 26 x 2“-<br />
Gewinde<br />
Vertrieb <strong>Aqua</strong>lung, Tel.<br />
07731/934 50,<br />
www.aqualung.de<br />
F A Z I T<br />
Verglichen mit anderen Zweischlauchreglern<br />
ist der „Mistral“ sehr gut, aber im<br />
technischen Vergleich mit Einschlauchreglern<br />
liegt er eher im Mittelfeld. Für besondere<br />
Einsätze (Fotografie) ist er klasse.<br />
1/3 Seite<br />
Anschnitt<br />
130 tauchen 3/05<br />
3/05 tauchen 131