TRADERS´PEOPLE
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<strong>TRADERS´PEOPLE</strong><br />
B2) Elliott-Wave-Muster<br />
und danach zu handeln. Um das zu schaffen, benötigen Sie<br />
eine Analysemethode, der Sie vertrauen und die Ihnen das<br />
Timing ermöglicht. Und dafür brauchen Sie natürlich eine<br />
Menge Erfahrung.<br />
Hier sehen Sie das idealtypische 1-2-3-4-5-a-b-c -Muster der Elliott-Wave-Grundtheorie für einen übergeordneten<br />
Aufwärtstrend. Die Impulswelle besteht aus fünf Wellen, von denen im übergeordneten Aufwärtstrend drei<br />
aufwärts (1-3-5) und zwei abwärts gerichtet sind (2-4). Die Korrekturwelle besteht aus drei Wellen, von<br />
denen zwei abwärts (a-c) und eine aufwärts gerichtet ist (b). Impulswellen laufen immer in Richtung des<br />
übergeordneten Trends und werden zur Orientierung üblicherweise mit Zahlen, Korrekturwellen dagegen mit<br />
Buchstaben beschriftet. Innerhalb jedes Sub-Zyklus tritt das gleiche Muster im Kleinen erneut auf (fraktale Natur<br />
der Märkte). Ausgehend von diesem Muster lassen sich feinere Eigenschaften untergliedern. Ein Beispiel ist, dass<br />
auf eine einfache Welle 2 später häufig eine komplexe Welle 4 und umgekehrt auf eine komplexe Welle 2 eine<br />
einfache Welle 4 trifft.<br />
Quelle: R.N. Elliott, „The Basis of the Wave Principle,“ October 1940, Wikipedia (veröffentlicht von Nutzer „Masur“).<br />
sich mitunter Angst und Panik breit machen. Es ist wichtig, zu<br />
wissen, dass die Märkte die meiste Zeit nicht klar aufwärts<br />
oder abwärts tendieren, sondern seitwärts. Aus diesem Grund<br />
glaube ich, dass viele Trader und Investoren in Seitwärtsbewegungen<br />
viel Geld verlieren, wenn sie versuchen, prozyklisch in<br />
Stärke hinein zu kaufen und Schwäche zu verkaufen.<br />
TRADERS´: In Seitwärts-Märkten wird also „eingezahlt“?<br />
Wo werden die Fehler gemacht?<br />
Kahdemann: Natürlich wird es auch immer Marktteilnehmer<br />
geben, die in Aufwärts- oder Abwärtstrends „einzahlen“. Ich<br />
denke, das grundsätzliche Problem besteht darin, dass es<br />
viele Leute mit wirklich guten Analysen gibt, die aber daraus<br />
keinen Mehrwert schöpfen können. Mit anderen Worten:<br />
Viele Experten haben im Wesentlichen Recht mit dem, was<br />
sie aus ihren Analysen schlussfolgern – allerdings haben sie<br />
oft zur falschen Zeit Recht oder sie setzen die falschen Instrumente<br />
ein. Das ist eines der größten Probleme im Trading-<br />
Geschäft überhaupt, da die getroffenen Einschätzungen<br />
meist Realität werden – nur eben zur falschen Zeit.<br />
Es gibt viele Beispiele für gute und richtige Szenarien, bei<br />
denen die Anwender aber auf dem Weg „verhungert“ sind,<br />
weil die Märkte zu dieser Zeit gerade nicht mitspielen wollten.<br />
Wir müssen also nicht nur versuchen, Recht zu haben,<br />
sondern auch Gelegenheiten zur richtigen Zeit zu erkennen<br />
TRADERS´: Das Stichwort „Analysemethode“ lässt mich<br />
aufhorchen. Sie wenden eine ganz besondere Analysemethode<br />
an: Elliott-Wave. Wir haben schon viel darüber<br />
gehört und gelesen, aber bei diesem Thema wird<br />
viel um den heißen Brei herum geredet. Können Sie<br />
uns einfach und verständlich erklären, wie das Ganze<br />
funktioniert?<br />
Kahdemann: Ein umfassendes Verständnis und die Hintergründe<br />
zu Elliott-Wave habe ich während meiner Zeit in<br />
Chicago bei REFCO kennengelernt. Es gibt sehr viel Literatur,<br />
die mitunter auch hinsichtlich der Interpretationsmöglichkeiten<br />
nicht ganz eindeutig ist. Die Klassiker sind Alfred J.<br />
Frost und Robert R. Prechter, deren Veröffentlichungen ich<br />
jedem nur empfehlen kann.<br />
Grundsätzlich ist Elliott-Wave aber ganz einfach. Die<br />
Grundannahme ist, dass sich die Märkte wellenartig bewegen,<br />
in einem Muster der Abfolge 1-2-3-4-5-a-b-c (Bild 2).<br />
Ausgehend von einem vorangegangenen Abwärtstrend<br />
stellt die Impulswelle 1 den Start des Aufwärtstrends dar, der<br />
sich bis Welle 5 fortsetzt. Anschließend folgen drei Abwärts-<br />
Korrekturwellen a, b und c, woran sich dann ein neuer Zyklus<br />
anschließt.<br />
Damit ist Elliott-Wave in der allgemeinen Form beschrieben.<br />
Wichtig ist, dass sich jede einzelne Welle wiederum<br />
in die Zyklen 1-2-3-4-5-a-b-c untergliedern lässt. Das liegt<br />
daran, dass die Märkte fraktaler Natur sind, sich also die gleichen<br />
Muster immer wieder zeigen – egal, wie weit wir „hinein<br />
zoomen“.<br />
TRADERS´: Elliott-Wave wird von manchen Marktteilnehmern<br />
belächelt oder als „Hokuspokus“ bezeichnet.<br />
Was können Sie dem entgegnen?<br />
Kahdemann: Genau das ist das Schöne an der Börse: Jeder<br />
macht, was er will und was er für richtig hält. Und am Ende<br />
gibt uns der Erfolg Recht oder eben nicht. Meiner Einschätzung<br />
nach ist Elliott-Wave keineswegs Hokuspokus. Allerdings<br />
ist die Technik nicht starr und es gibt verschiedene<br />
Interpretationsmöglichkeiten, sodass man das Ganze nicht<br />
oder nur sehr schwer in eine mathematische Beschreibung<br />
pressen kann, mit der objektive Rückrechnungen der Strategie<br />
möglich sind.<br />
Aus persönlicher Erfahrung der Anwendung von Elliott-<br />
Wave und aus meiner Überzeugung von der zugrunde liegenden<br />
Wellentheorie glaube ich an das Funktionieren der<br />
Methode, und das genügt mir völlig.<br />
TRADERS´: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen<br />
Elliott-Wave und Gann?<br />
Kahdemann: Die Gann-Technik ist im Wesentlichen ein Gradientensystem,<br />
das den Chart in verschiedene Cluster oder<br />
Bereiche auf Grundlage einer markanten Hoch/Tief-Spanne<br />
unterteilt. Das Ganze basiert auf der Beziehung zwischen Preis<br />
und Zeit und lässt sich mit herkömmlichen Chartprogrammen<br />
88 Juni 2011 | www.traders-mag.com