PHZH EUROPAALLEE - Standortevaluation / Standortentwicklung
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KAPITEL 1<br />
PÄDAGOGISCHE FACHHOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>PHZH</strong><br />
<strong>EUROPAALLEE</strong><br />
TITEL 1<br />
Titel 2<br />
standortevaluation I standortentwicklung
impressum<br />
HOCHSCHULE FÜR TECHNIK RAPPERSWIL HSR<br />
Regionalentwicklung und Standortpolitik<br />
Abteilung Raumplanung; Dezember 2013<br />
autoren<br />
hans-ruedi beck<br />
bernhard leder<br />
moritz setz<br />
philip spring<br />
dozentin<br />
prof. dr.<br />
susanne kytzia
inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung<br />
1 Übersicht<br />
1.1 Die Schweizer Fachhochschulen<br />
1.2 Die Zürcher Fachhochschule<br />
1.3 Konzentrationsbemühungen Schweizer Fachhochschulen<br />
1.4 Pädagogische Fachhochschule Zürich<br />
2 standortevaluation<br />
2.1 Standortstrategie Kanton Zürich<br />
2.2 Standortsuche <strong>PHZH</strong><br />
2.3 Begründung Standortentscheid Europaallee<br />
2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte<br />
2.5 Fazit <strong>Standortevaluation</strong><br />
3 standortentwicklung<br />
3.1 Projekt Europaallee<br />
3.2 Planungsgeschichte<br />
3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum<br />
3.4 Neubau Campus <strong>PHZH</strong><br />
4<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
11<br />
13<br />
15<br />
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22<br />
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28<br />
5 Themensammlung aus interviews<br />
5.1 Interviewpartner<br />
5.2 Konzentrationsprozess und <strong>Standortevaluation</strong><br />
5.3 Richtiger Standort / Richtige Nutzung<br />
5.4 <strong>Standortentwicklung</strong><br />
5.5 Partizipation und Mitwirkung<br />
5.6 MIetverhältnis <strong>PHZH</strong><br />
5.7 Erkenntnisse aus Prozess<br />
5.8 Persönliche Meinung Interviewpartner<br />
6 SYNTHESE UND FAZIT<br />
6.1 Fazit<br />
6.2 Synthese<br />
6.3 Zusammenfassung Synthese<br />
QUELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
ANHANG<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
42<br />
42<br />
42<br />
44<br />
45<br />
46<br />
49<br />
4 sozioökonomische auswirkungen<br />
4.1 Verdrängungsprozess<br />
4.2 Gemeinnütziger Wohnungsbau<br />
4.3 Ansteigen der Gewerbemietpreise<br />
4.4 Der Quadratmeterpreis<br />
4.5 Zeitgenössische Architektur und die Leere nach 20 Uhr<br />
4.6 Die lange Bauzeit der Europaallee<br />
4.7 Qualität der öffentlichen Räume<br />
31<br />
32<br />
32<br />
33<br />
34<br />
34<br />
35
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Einleitung<br />
Themenwahl und Ziele<br />
Im Rahmen der Semesterarbeit im Fach Regionalentwicklung<br />
und Standortpolitik gingen die Autoren der Frage<br />
nach, wie die <strong>Standortevaluation</strong> der neuen Pädagogischen<br />
Hochschule bei der Europaallee abgelaufen ist, mit<br />
welchen Verfahren sowie Instrumenten der Standort entwickelt<br />
wird und welche möglichen sozioökonomischen<br />
Auswirkungen die Planung auf das Quartier haben kann.<br />
Dabei interessiert v.a. die Frage, wie eine Institution in der<br />
Grössenordnung der Pädagogischen Hochschule Zürich<br />
an einem Standort konzentriert und welche Rahmenbedingungen<br />
und Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben.<br />
Schliesslich sollten die verschiedenen am Prozess beteiligten<br />
Akteure und ihre Interessen betrachtet werden.<br />
Vorgehen<br />
Das erste Kapitel soll einen Überblick über das System<br />
der Schweizer Fachhochschulen schaffen, deren<br />
Konzentrationsbemühungen aufzeigen und durch ein<br />
Portrait der Pädagogischen Hochschule Zürich vervollständigt<br />
werden. Im folgenden Kapitel «<strong>Standortevaluation</strong>»<br />
wird erläutert, welche Gründe und Ereignisse<br />
zur Konzentration der <strong>PHZH</strong> führten, wie die Standortsuche<br />
abgelaufen ist und was schlussendlich zum<br />
Standortentscheid Europaallee geführt hat.<br />
Im Kapitel «<strong>Standortentwicklung</strong>» wird das Projekt Europaallee<br />
und der neue Campus der <strong>PHZH</strong> detaillierter<br />
beschrieben. Es soll ersichtlich werden, welche Akteure<br />
mit welchen Mitteln zur Entwicklung des Standorts<br />
Europaallee beigetragen haben.<br />
Der zweite Teil des Berichtes setzt den Fokus auf Interpretationen<br />
und Aussagen aus Interviews und Strassenbefragungen.<br />
Es kommen einerseits offizielle Vertreter<br />
des Kantons, der Stadt und der SBB zu Wort.<br />
Anhand kritischer Fragen sollen deren Überlegungen<br />
und Einschätzungen zur Ansiedlung der <strong>PHZH</strong> an der<br />
Europaallee aufgezeigt werden. Andererseits sollen<br />
auch Meinungen von Studenten und Mitarbeiter der<br />
ansässigen Geschäfte eingeholt werden. Anhand dieser<br />
Wortmeldungen sollen [mögliche] sozioökonomische<br />
Auswirkungen auf den Stadtkreis 4 «Aussersihl»<br />
beschrieben werden.<br />
Am Schluss soll unsere eigene Meinung in einer kritischen<br />
Betrachtung zum Ausdruck gebracht werden.<br />
4
TITEL 1<br />
Z F H<br />
Titel 2<br />
ÜBERSICHT fachHOCHSCHULEN
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Übersicht<br />
1<br />
1.1 Die Schweizer Fachhochschulen [1]<br />
Hochschulsystem Schweiz<br />
Das schweizerische Hochschulsystem besteht aus<br />
Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen sowie<br />
universitären Hochschulen inklusive der Eidgenössisch<br />
Technischen Hochschulen [ETH & EPFL]. Die Schweizerische<br />
Bundesverfassung definiert hierbei die Partnerschaft<br />
von Bund und Kantonen [Bildungsartikel 61a &<br />
63a]. Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zwischen<br />
Bund und Kantonen sind wie folgt verteilt:<br />
• Der Bund führt und finanziert die Eidgenössischen<br />
Technischen Hochschulen<br />
• fördert die Forschung<br />
• regelt die höhere Berufsbildung und die Fachhochschulen<br />
• leistet finanzielle Beiträge an die Universitäten und<br />
Fachhochschulen sowie an die Berufsbildung<br />
• Die Kantone sind Träger der Universitäten, Pädagogischen<br />
Hochschulen und der Fachhochschulen<br />
• finanzieren allein die Pädagogischen Hochschulen<br />
und zu einem grossen Teil die kantonalen Universitäten<br />
und Fachhochschulen<br />
Fachhochschulen<br />
Der Schweizer Hochschullandschaft gehören sieben<br />
öffentlich-rechtliche sowie zwei private Fachhochschulen<br />
an. Die öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen sind<br />
faktisch regionale Fachhochschulverbünde, deren Trägerschaft<br />
aus einem oder mehreren Kantonen besteht.<br />
Die Fachhochschulen wurden durch Umbau und Zusammenschluss<br />
bereits bestehender Höherer Fachschulen<br />
mit unterschiedlichen Trägerschaften [Bund,<br />
Kantone, Gemeinden, Private] Mitte der 1990er Jahre<br />
geschaffen. Mit dem Bundesgesetz vom 6. Oktober<br />
1995 über die Fachhochschulen wurde dabei die rechtliche<br />
Grundlage geschaffen.<br />
Heute bestehen vier Fachhochschulen mit interkantonalen<br />
Trägerschaften [Haute école spécialisée de la<br />
Suisse occidentale HES-SO; Hochschule Luzern HSLU;<br />
Fachhochschule Ostschweiz FHO; Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz FHNW] sowie drei Fachhochschulen<br />
mit nur einem Trägerkanton [Berner Fachhochschule<br />
BFH; Scuola universitaria professionale della Svizzera<br />
Italiana SUPSI; Zürcher Fachhochschule ZFH].<br />
Pädagogische Hochschulen<br />
In der Schweiz sind rund vierzehn rechtlich selbständige,<br />
kantonale Pädagogische Hochschulen tätig. Diese<br />
unterstehen kantonaler Hoheit und erhalten keine<br />
Bundesbeiträge. Anfangs dieses Jahrtausends traten<br />
sie im Zusammenhang mit der Entstehung von Fachhochschulen<br />
an die Stelle zahlreicher öffentlich-rechtlicher<br />
sowie privater LehrerInnenseminare.<br />
Die Pädagogischen Hochschulen zählen zum Fachhochschulbereich<br />
und sind wie im Falle der Pädagogischen<br />
Hochschule Zürich in einen Fachhochschulverband<br />
integriert. Sie werden jedoch auch als selbständige<br />
Hochschulen geführt oder sind einer universitären<br />
Hochschule zugehörig.<br />
1 Die Schweizer Fachhochschulen;<br />
Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT<br />
6
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Übersicht<br />
1<br />
1.2 die zürcher fachhochschule [zfh] [1]<br />
Geschichte und entwicklung<br />
Das im Jahr 1995 erlassene Bundesgesetz über die<br />
Fachhochschulen stellte die rechtliche Grundlage zur<br />
Gründung von inter-/kantonalen Fachhochschulen sicher.<br />
Zu Beginn der angestrebten Fachhochschulentwicklung<br />
war durchaus offen, ob der Kanton Zürich<br />
eine eigene Fachhochschule haben werde. In den<br />
1990er Jahren verfolgte man einige Zeit die Option,<br />
zusammen mit Ostschweizer Kantonen die Fachhochschule<br />
Nordostschweiz zu gründen.<br />
Die damaligen Regierungsräte der Kantone Zürich und<br />
St.Gallen – Ernst Buschor [ZH] und Hans Ulrich Stöckling<br />
[SG] stellten die Weichen jedoch anders, so dass<br />
der Kanton Zürich in der Folge zielstrebig am Aufbau<br />
einer Fachhochschule Zürich arbeitete. In kurzer Zeit<br />
wurde 1998 ein kantonales Fachhochschulgesetz ausgearbeitet,<br />
welches im Kantonsrat mit grossem Mehr<br />
verabschiedet wurde. Das Gesetz forderte die Integration<br />
der bestehenden Höheren Fachhochschulen in<br />
die Fachhochschule Zürich – die spätere Zürcher Fachhochschule<br />
ZFH.<br />
Als Bedingung zur Erteilung des Fachhochschulstatus<br />
legte der Kanton eine minimale Anzahl Studierende<br />
sowie die notwendige Anzahl Studiengänge fest. Dies<br />
bedeutete für viele der potenziellen Fachhochschulen,<br />
dass sie sich mit anderen Schulen zusammenschliessen<br />
mussten. Durch Zusammenschlüsse sowie Neugründungen<br />
entstanden 1998 so rund acht Teilhochschulen,<br />
wie z. B. die Hochschule für Gestaltung und Kunst<br />
oder die Pädagogische Hochschule Zürich.<br />
Das erste Fachhochschulgesetz von 1998 bestimmte die<br />
ZFH als Holding ohne eigene Rechtspersönlichkeit, welche<br />
unter ihrem Dach acht autonome staatliche und private<br />
Hochschulen mit eigener Rechtspersönlichkeit und<br />
auch eigenen Hochschulräten versammelte. Oberstes<br />
Organ der ZFH war der vom Vorsteher der kantonalen<br />
Bildungsdirektion präsidierte Fachhochschulrat [FHR].<br />
Im Herbst 2003 folgte der Entschluss des Fachhochschulrates<br />
der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung.<br />
Die ZFH sollte in drei rechtlich selbständige<br />
Hochschulen mit je einem eigenen Leistungsauftrag<br />
und Globalbudget gegliedert werden. Dieser Entscheid<br />
stellte sich im Nachhinein als zukunftsweisend<br />
heraus. Es entstanden dabei die Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften ZHAW mit acht Fachbereichen,<br />
die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK<br />
mit fünf Fachbereichen sowie die Pädagogische Hochschule<br />
Zürich. Wobei letztere bereits bestand und mit<br />
einem eigenen Gesetz geregelt war.<br />
Für diese Strukturbereinigung wurde eine Rechtsgrundlage<br />
benötigt, so dass eine Revision des bestehenden<br />
kantonalen Fachhochschulgesetzes notwendig wurde.<br />
Mit Inkrafttreten des revidierten Zürcher Fachhochschulgesetzes<br />
[FaHG] am 2. April 2007 konnte die neue<br />
Struktur umgesetzt werden. Die drei autonomen Hochschulen<br />
wurden von der Bildungsverwaltung abgekoppelt<br />
und erhielten starke Führungsstrukturen mit verantwortlichen<br />
Hochschulleitungen. Die ZFH dient nur<br />
noch als Hintergrund, vor dem die drei Hochschulen<br />
eigenverantwortlich agieren und kooperieren können.<br />
ZÜRCHER FACHHOCHSCHULE<br />
staatliche Trägerschaft<br />
Zürcher Hochschule der Künste ZHdK<br />
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW<br />
Pädagogische Hochschule Zürich <strong>PHZH</strong><br />
private Trägerschaft<br />
Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ<br />
Hochschule für Heilpädagogik HfH<br />
Abb. 1: Übersicht Zürcher Fachhochschule<br />
1 Die Entstehung einer Hochschule;<br />
Hasler, Girsberger & Buomberger<br />
7
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Übersicht<br />
1<br />
1.3 KONZENTRATIONSBEMÜHUNGEN SCHWEIZER fACHHOCHSCHULEN<br />
Wachstum und Konzentration<br />
Die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen steigt<br />
seit deren Eröffnung kontinuierlich an: im Studienjahr<br />
2007/2008 überschritt sie erstmals die Grenze von<br />
50‘000. [1] Dieses Wachstum sowie insbesondere die<br />
Vielzahl an teilweise weit auseinander liegenden Standorten<br />
führten in den letzten Jahren beinahe bei allen<br />
Fachhochschulen zu Konzentrationsbestrebungen.<br />
Am Beispiel der Zürcher Fachhochschulen kann diese<br />
Problematik verdeutlicht werden. Die ZFH setzt sich<br />
aus den vier Hochschulen HWZ, ZHdK, ZHAW» sowie<br />
der <strong>PHZH</strong>» zusammen. [1] Diese Hochschulen sind auch<br />
heute noch auf die drei Städte Zürich, Winterthur und<br />
Wädenswil verteilt. Noch bis vor wenigen Jahren waren<br />
deren einzelnen Abteilungen und Institute jedoch<br />
auf weit über 60 Standorte verteilt. Alleine die in der<br />
Stadt Zürich beheimateten Departemente und Institute<br />
der ZHdK waren auf über 30, die der <strong>PHZH</strong> auf knapp<br />
20 verschiedene Standorte verstreut.<br />
Nicht zuletzt spielen die Fachhochschulen eine zentrale<br />
Rolle im zunehmenden Standortwettbewerb unter<br />
den Kantonen sowie im nationalen Städtewettbewerb.<br />
Eine Mehrheit der Kantone hat erkannt, dass attraktive<br />
Fachhochschulen mit einer weitgehend zentralisierten<br />
Infrastruktur, zusätzliche Studierende anzieht. Dabei<br />
kann bereits frühzeitig auf die Ansiedlung von qualifizierten<br />
Arbeitskräften hingewirkt werden.<br />
Hochschulzentrum vonRoll [PH Bern] [2]<br />
Abb. 2: neuer Von-Roll-Campus der PH Bern<br />
Im Hochschulzentrum «vonRoll» wurden die vier<br />
Grundausbildungsinstitute der PH Bern sowie eine Fakultät<br />
und ein Departement der Universität Bern untergebracht.<br />
Das Zentrum wurde auf das Herbstsemester<br />
2013 eröffnet und ersetzt die rund 15 bisherigen<br />
Standorte in der Stadt Bern.<br />
Mithilfe eines Neubaus sowie der Umnutzung alter<br />
Fabrikhallen der «von Roll AG» entstand an zentraler<br />
Lage ein Zentrum für die deutschsprachige LehrerInnenausbildung<br />
im Kanton Bern mit der grössten Fachbibliothek<br />
der Schweiz. Das Zentrum befindet sich im<br />
Hochschulquartier Länggasse, in welchem bereits die<br />
Mehrzahl der Fakultäten der Universität Bern angesiedelt<br />
sind und bietet Platz für 850 Mitarbeitende sowie<br />
bis zu 4‘500 Studierende.<br />
Toni-Areal [ZHdK] [3]<br />
Abb. 3: Visualisierung des neuen ZHdK-Campus<br />
Ab 2014 sollen im ehemaligen Industriequartier Zürich-<br />
West auf dem Grundstück der vormaligen Toni-Fabrik<br />
alle Departemente und die gesamte Infrastruktur der<br />
ZHdK sowie zwei Departemente der ZHAW angesiedelt<br />
und konzentriert werden. Der Kanton Zürich bewilligte<br />
hierfür CHF 139 Millionen für den Mieterausbau<br />
im künftigen Toni-Areal.<br />
Aktuell ist die ZHdK auf über 35 Standorte in Zürich<br />
und Winterthur verteilt. Mit der Realisierung des Bildungs-<br />
und Kulturzentrums im Toni-Areal im Sommer<br />
2014 soll die Idee einer Kunsthochschule verwirklicht werden,<br />
die alle Sparten umfasst und an einem Ort vereint ist.<br />
1 Die Schweizer Fachhochschulen;<br />
Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT<br />
2 Hochschulzentrum vonRoll;<br />
Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern<br />
3 Umbau Toni-Areal - Bauprojekt;<br />
Baudirektion Kanton Zürich<br />
8
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Übersicht<br />
1<br />
1.4 Pädagogische Hochschule Zürich [ph Zürich]<br />
Geschichte Kennzahlen [2] konzentration<br />
Am 3. Oktober 2002 wurde die Pädagogische Hochschule<br />
Zürich [<strong>PHZH</strong>] offiziell gegründet. Sie gehört zur schul-, Primar-, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II<br />
• Ausbildung für angehende Lehrpersonen für Vor-<br />
Zürcher Fachhochschule [ZFH] und ist die grösste und • Weiterbildung und Beratung für Lehrpersonen,<br />
eine der bedeutendsten Hochschulen für Lehrerinnen Schulleitende und Schulbehörden sowie Forschung<br />
und Lehrer der Schweiz. Die <strong>PHZH</strong> ist die Nachfolgerin und Dienstleistungen<br />
von acht bisherigen Institutionen zur Aus- und Weiterbildung<br />
von Lehrpersonen. Der Leistungsauftrag<br />
• 2‘500 Studierende in der Ausbildung<br />
stammt dabei aus dem Gesetz über die Pädagogische<br />
• 6‘000 Weiterbildungsteilnehmende<br />
Hochschule vom 25. Oktober 1999. Die Grundlage für • 460 Mitarbeitende im akademischen Personal<br />
die Konzentration der bisherigen 19 Standorten auf einem<br />
Campus legte der Regierungsrat im Jahr 2005 mit<br />
• 230 Mitarbeitende<br />
seiner Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule.<br />
Im 2006 wurden die Weichen für den zukünftigen<br />
Standort der <strong>PHZH</strong> bei der Sihlpost gelegt, in dem der<br />
Umzug der Hochschule in den neuen Campus durch<br />
die Zürcher Stimmberechtigten abgesegnet wurde.<br />
Im Juni 2009 fand schliesslich der Spatenstich und im<br />
September 2012 die Einweihung des neuen Campus<br />
der <strong>PHZH</strong> am Standort Europaallee statt. Gesamthaft<br />
stiegen die Studierendenzahlen innerhalb von 10 Jahren<br />
um mehr als 50% [2003: 1‘782, 2012: 2‘639]<br />
und die Nutzflächen erhöhten sich von 20‘282 m 2 auf<br />
40‘430 m 2 [+ 100%]. [1]<br />
Abb. 4: Ehemaliges Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong> an der Rämistrasse 59<br />
Im folgenden Kapitel soll der Prozess zur Konzentration<br />
der verschiedenen Standorte der <strong>PHZH</strong> an einen<br />
Standort dargelegt werden. Die <strong>Standortevaluation</strong><br />
der <strong>PHZH</strong> wurde aufgrund ihrer staatlichen Trägerschaft<br />
primär vom Kanton Zürich organisiert.<br />
Abb. 5: neues Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong> an der Europaallee<br />
1 PH Zürich: Jahresberichte 2003, 2006, 2012<br />
2 Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich<br />
9
TITEL 1<br />
Titel 2<br />
<strong>PHZH</strong><br />
STANDORTEVALUATION
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
2.1 Standortstrategie Kanton Zürich<br />
Gründung <strong>PHZH</strong> [1] Ablauf und Verfahren [2]<br />
Bereits bei der Zusammenlegung der elf ehemaligen<br />
Institutionen der Lehrerausbildung [Seminare] und der<br />
damit verbundenen Gründung der <strong>PHZH</strong> wurde eine<br />
Konzentration ihrer Standorte in unmittelbarer Nähe<br />
zu Universität und ETH angestrebt.<br />
Der von der Projektgesamtleitung des «Projekt Pädagogische<br />
Hochschule» verabschiedete Schlussbericht<br />
zur Projektphase I legte die Grundsätze zum Standort<br />
der <strong>PHZH</strong> fest. Dabei wurde einerseits definiert, dass<br />
eine Konzentration des künftigen Standortes in unmittelbarer<br />
Nähe zur Universität und ETH zwingend ist.<br />
Andererseits sollte die künftige <strong>PHZH</strong> auf möglichst<br />
wenige Gebäude verteilt sein. Gründe hierfür waren<br />
insbesondere die Schaffung einer «Berufsidentifikation,<br />
die Verknüpfung von Aus- und Weiterbildung, die<br />
Entwicklung einer hochschuladäquaten institutionellen<br />
Kultur sowie eine verdichtete Nutzung».<br />
Die Initialzündung zur Neuorganisation sowie zur Konzentration<br />
der Zürcher Fachhochschulen erfolgte, wie<br />
bereits erwähnt, mit dem Entschluss des Fachhochschulrats<br />
der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung.<br />
Der Regierungsrat des Kantons Zürich beauftragte<br />
im Jahre 2004 hierfür die Bildungsdirektion<br />
mit der Erarbeitung eines Gesetzesentwurfes für eine<br />
Totalrevision des bestehenden kantonalen Fachhochschulgesetzes.<br />
Dieses wurde 2005 zur Vernehmlassung<br />
freigegeben.<br />
Eine der zentralen Neuerungen dieser Totalrevision<br />
stellte dabei die Reduktion der damalig acht auf die<br />
heutigen drei staatlichen Hochschulen dar. Im Rahmen<br />
der Optimierung der vorhandenen Ressourcen, insbesondere<br />
der knappen Finanzmittel, mussten auch die<br />
bisherigen Standortüberlegungen einer eingehenden<br />
Prüfung unterzogen werden.<br />
So wurde bereits 2005 festgelegt, dass für alle drei<br />
Hochschulen eine Campus-Lösung angestrebt werden<br />
soll. Für die ZHAW wurde das Sulzer-Areal in Winterthur<br />
ins Auge gefasst, für die ZHdK eine Lösung auf<br />
dem Toni-Areal und für die <strong>PHZH</strong> eine solche auf dem<br />
SBB-Areal bei der Sihlpost geplant.<br />
2002<br />
Gründung Pädagogische Hochschule (<strong>PHZH</strong>)<br />
2003<br />
Entscheid Fachhochschulerat Strukturbereiningung<br />
Erster Kontakt zw. SBB, Kanton und Post<br />
Testplanung auf dem Sihlpost-Areal<br />
Erste Ideen zum möglichen Hochschulstandort Toni-Areal<br />
2005<br />
Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz [FaHG]<br />
Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />
Diese Grundsätze wurden mit dem Raumkonzept<br />
«Campus Zentrum» umgesetzt. Als Zentrum fungierte<br />
dabei das Gebäude an der Rämistrasse 59, weitere<br />
Gebäude befanden sich im Umkreis des Heim- sowie<br />
Kreuzplatzes. Diese Lösung wurde bereits im Schlussbericht<br />
I beurteilt, dabei wurden organisatorische<br />
Nachteile der Arrondierung verschiedener Gebäude<br />
um ein Zentrum als Campus gegenüber einer zentralen<br />
Ansiedlung in einem einzigen Gebäude ausgemacht.<br />
An der Sitzung des Regierungsrates vom 11. Mai 2005<br />
wurde deshalb entschieden, die damalige Standortsituation<br />
der verschiedenen Hochschulen zu überdenken<br />
und eine Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />
erarbeitet. Diese Standortstrategie hatte zum<br />
Ziel, primär die Hochschulen in den Städten Zürich und<br />
Winterthur räumlich zu konzentrieren. An den bestehenden<br />
Standorten Zürich, Winterthur und Wädenswil<br />
sollte dabei festgehalten, hingegen eine Konzentration<br />
auf möglichst wenige Gebäude angestrebt werden. [3]<br />
2006<br />
Kostenermittlung Vermieterausbau und Mieterausstattung<br />
Unterzeichnung Mietvertrag mit SBB [Neubau Campus am Standort Sihlpost]<br />
Regierungsratentscheid zu Mietvertrag und Mieterausstattung<br />
2007<br />
Kreditbewilligung Vermieterausbau durch Kantonsrat<br />
2012<br />
Eröffnung Campus <strong>PHZH</strong> an der Europaallee<br />
Abb. 6: Ablauf <strong>Standortevaluation</strong> Kanton Zürich<br />
1 Projekt Pädagogische Hochschule Zürich - Schlussbericht<br />
zur Phase I; Bildungsdirektion Kanton Zürich<br />
2 Die Entstehung einer Hochschule; Orell Füssli Verlag AG<br />
3 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />
Zürich<br />
11
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
Bergründung der allgemeinen<br />
Konzentrationsbestrebungen<br />
Die neue strategische Ausrichtung der Zürcher Fachhochschule<br />
und die damit verbundene Reduktion von<br />
ehemals acht auf heute drei Standorte machten auch<br />
Überlegungen zu einer allumfassenden Konzentration<br />
auf einige wenige Gebäude notwendig. Die steigende<br />
Anzahl Studierende, sowie die Umsetzung der Erklärung<br />
von Bologna und die damit verbundene Reform<br />
der Ausbildungsstrukturen erforderten eine Neubeurteilung<br />
der gesamten Standortsituation der ZFH. Nicht<br />
zuletzt spielte auch die schwierige finanzielle Situation<br />
des Kantons Zürich eine wesentliche Rolle. [1]<br />
1998<br />
Gründung ZFH<br />
3 Städte, 8 Teilschulen,<br />
60+ Standorte<br />
Zürich (HMT, HGKZ,<br />
HSSAZ, HAP, HSZ, <strong>PHZH</strong>)<br />
Winterthur (ZHW)<br />
Wädenswil (HSW)<br />
2003<br />
Strukturbereinigung beschlossen<br />
3 Städte, 3 Teilschulen<br />
Abb. 7: Strategie Zürcher Fachhochschulen<br />
2005<br />
Standortstrategie ZFH<br />
3 Städte, 3 Teilschulen,<br />
4 Standorte<br />
Zürich (ZHAW, <strong>PHZH</strong>, ZHdK) Zürich, Toni-Areal (ZHdK)<br />
Winterthur (ZHAW) Zürich, Sihlpost (PHZ)<br />
Wädenswil (ZHAW) Winterthur, Sulzer-Areal (ZHAW)<br />
Wädenswil, Campus Reidbach (ZHAW)<br />
1 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />
Zürich<br />
12
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
2.2 Standortsuche <strong>PHZH</strong><br />
Hochschulstandort Toni-Areal<br />
Die Idee des Rektors der Hochschule für Soziale Arbeit<br />
das Toni-Areal als möglichen Hochschulstandort in Betracht<br />
zu ziehen, kann im Nachhinein auch als eigentlicher<br />
Beginn der Standortsuche für die <strong>PHZH</strong> betrachtet<br />
werden. Dieser erfuhr 2003, auf der Suche nach mehr<br />
Raum, dass solcher im Toni-Areal zu mieten ist. [1]<br />
Im Kontakt mit der Verwaltung des Toni-Areals sowie<br />
dessen Eigentümerin der ZKB, wurde deren Interesse an<br />
einem Hochschulstandort eruiert. Die Antwort fiel positiv<br />
aus, so dass die Idee anfangs 2004 zuerst der Bildungsdirektorin<br />
Regine Aeppli und hiernach an einer<br />
Gesprächsrunde den Rektoren der Uni Zürich, der <strong>PHZH</strong>,<br />
der damaligen HMT und der HGKZ unterbreitet wurde.<br />
Der Rektor der <strong>PHZH</strong> bewertete den Standort als «viel zu<br />
weit draussen» gelegen. [1] Daniel Fueter, Rektor der HMT<br />
war jedoch von der Idee begeistert, so dass Regierungsrätin<br />
Aeppli das Vorhaben in der Folge unterstützte.<br />
Um eine politische Legitimation dieser Idee zu erreichen,<br />
wurde hiernach die Standortstrategie für die Zürcher<br />
Fachhochschule entwickelt, welche im Mai 2006<br />
vom Regierungsrat verabschiedet wurde.<br />
1 «Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste;<br />
Ausgabe 02_2010<br />
Areal Sihlpost:<br />
Testplanung & Machbarkeitsstudie [2]<br />
Ungefähr zur selben Zeit traten die beiden Bundesbetriebe<br />
Post [Eigentümerin Sihlpost] und SBB [Eigentümerin<br />
Areal], an den Kanton Zürich heran. Die beiden<br />
Bundesbetriebe beschäftigten sich seit geraumer Zeit<br />
mit der Planung des im südwestlichen Bereichs des<br />
Hauptbahnhofs Zürich gelegene Areal Sihlpost. An einer<br />
ausserordentlichen Generalversammlung im September<br />
2001 wurde jedoch deren Aktiengesellschaft<br />
HB-Südwest aufgelöst und somit das Projekt «HB-<br />
Südwest» respektive dessen Folgeprojekt «Eurogate<br />
Zürich» sistiert. Die Eigentümerinnen waren somit gezwungen<br />
nach neuen potentiellen AnkermieterInnen<br />
Ausschau zu halten und führten in der Folge für das<br />
Areal eine Testplanung durch.<br />
Von Seiten der Eigentümerinnen sollte das Areal als<br />
Bildungsstandort positioniert werden, so dass diese<br />
an verschiedene Bildungsinstitutionen gelangten.<br />
Nach den Absagen der ETH und der Universität konnte<br />
aufgrund dessen Marktsondierung im Toni-Areal der<br />
Kanton Zürich als potentieller Ankermieter gefunden<br />
werden. Im Jahre 2004 wurden die ersten gemeinsamen<br />
Sitzungen zwischen den Eigentümerinnen des<br />
Sihlpost-Areals und dem Kanton Zürich abgehalten.<br />
Das Areal wurde somit dem Kanton, respektive deren<br />
Bildungsinstitutionen aktiv angeboten. Die Post und die<br />
SBB erklärten sich bereit, eine grobe Machbarkeitsstudie<br />
inkl. Kostenschätzung auf Basis eines durch den Kanton<br />
erstellten Raumprogramms für die <strong>PHZH</strong> zu erstellen.<br />
2 Interviews mit Wolfgang Annighöfer [Kanton Zürich] und<br />
Andreas Steiger [SBB Immobilien]<br />
Bei der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie durch die<br />
Post wurde davon ausgegangen, dass die <strong>PHZH</strong> in das<br />
erweiterte und aufgestockte Verteilzentrum der Sihlpost<br />
einziehen würde. In der Folge konnte mithilfe eines<br />
Wettbewerbs festgestellt werden, dass die Erstellung<br />
eines Neubaus zweckmässiger ist.<br />
Gemäss der erarbeiteten Machbarkeitsstudie ist die<br />
«Neue Sihlpost» für die erforderlichen Hochschulnutzungen<br />
geeignet, nebst quantitativen [Flächen und Finanzierung]<br />
waren vor allem die qualitativen Aspekte [optimale<br />
Unterrichts- und Büroräume] ausschlaggebend.<br />
Abb. 8: Die ehemalige «neue» Sihlpost, fertiggestellt 1992<br />
13
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
beschluss der standorte<br />
der zürcher fachhochschulen<br />
Aufgrund der positiven Beurteilung des Standorts Sihlpost<br />
durch die Machbarkeitsstudie, wurde der potentielle<br />
neue Standort für die <strong>PHZH</strong> in der Folge auch erstmals<br />
offiziell durch den Kanton bestätigt. Die durch den<br />
Regierungsrat festgelegte Standortstrategie bezeichnete<br />
hierbei den Standort Sihlpost als Lösung, die es weiterzuverfolgen<br />
gilt. [1]<br />
standort SIHLPOST:<br />
Mietvertrag SBB und Vermieterausbau<br />
Der Regierungsrat bewilligte 2006 den Abschluss eines<br />
Mietvertrages mit der SBB für die Liegenschaft Sihlpost<br />
[Baufeld A]. Dessen Vertragslaufzeit beläuft sich auf 20<br />
Jahre, mit der Option um zweimal fünf weitere Jahre zu<br />
den gleichen Mietkonditionen [Total 30 Jahre]. Die Mietkosten<br />
wurden daraufhin mittels Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />
beurteilt, insbesondere deren Vergleich zur<br />
Alternative mit weiterhin gut 20 Liegenschaften.<br />
Nebst diesem Mietvertrag wurde auch ein Kredit für<br />
die Mieterausstattung dieser Liegenschaft notwendig.<br />
Für diesen Mieterausbau beantragte der Regierungsrat<br />
dem Kantonsrat einen Kredit von CHF 67.5 Mio. Der<br />
Mieterausbau sollte vom Vermieter SBB Immobilien mit<br />
höchstens CHF 45 Mio. finanziert werden. Für die vertraglich<br />
vorgesehene Amortisationsdauer von 20 Jahren<br />
ergaben sich damit Ausgaben von insgesamt CHF<br />
67.5 Mio. Der Kantonsrat kürzte diesen Kredit im Jahr<br />
2007 auf rund CHF 63 Mio [Kredit Mieterausbau ohne<br />
Verzinsung: CHF 42 Mio.]. [2]<br />
1 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />
Zürich<br />
2 Beschluss des Kantonsrates zum Antrag des Regierungsrates<br />
vom 18. September 2013<br />
14
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
2.3 begründung Standortentscheid Europaallee<br />
Unzählige Standorte Synergien und Umnutzung Liegenschaften Entwicklung der Studierendenzahlen<br />
Laut Wolfang Annighöfer, Leiter Standortstrategie<br />
<strong>PHZH</strong>, kamen nebst den Überlegungen zu den allgemeinden<br />
Konzentrationsbestrebungen noch weitere<br />
hinzu: Einerseits existierten in der Stadt Zürich teilweise<br />
über 40 Standorte für die beiden Hochschulen der<br />
Bereiche Pädagogik und Kunst. Alleine der Betrieb der<br />
<strong>PHZH</strong> war auf rund 19 Standorte in der Stadt Zürich<br />
verteilt. Andererseits herrschte auf Seiten der Universität<br />
sowie der Berufsschulen ein immenses Raumbedürfnis<br />
vor. Der Kanton Zürich stellte sich hiernach die<br />
Frage, welche der angesprochenen Institutionen am<br />
besten weichen könnte. Die Verschiebung einer Berufsschule,<br />
welche grundsätzlich viel stärker an einen<br />
Standort gebunden ist, wurde dabei verworfen.<br />
Weiter galt es zu beachten, dass die meisten der ehemals<br />
von der <strong>PHZH</strong> benutzten Gebäude in unmittelbarer<br />
Nähe der Universität Zürich lagen [Heimplatz,<br />
Rämistrasse]. Diese kantonseigenen Liegenschaften<br />
könnten deshalb bei einem allfälligen Umzug der<br />
<strong>PHZH</strong> einen Teil des dringenden Raumbedarfs in unmittelbarer<br />
Nähe des Hauptgebäudes der Universität<br />
abdecken.<br />
Nicht zuletzt bestanden am ehemaligen Hauptstandort<br />
der <strong>PHZH</strong> am Heimplatz [Rämistrasse 59] keine<br />
Expansionsmöglichkeiten. Das gleiche Gelände wurde<br />
seitens der Stadtregierung für einen weiteren Ausbau<br />
des Kunsthauses beansprucht.<br />
Hinzu kam die Entwicklung der Studierendenzahlen<br />
der Pädagogischen Hochschule Zürich. Seit ihrer Gründung<br />
kämpfte die <strong>PHZH</strong> mit einer viel grösseren Anzahl<br />
Studierender als ursprünglich geplant worden waren.<br />
Noch vor einigen Jahren beliefen sich deren Zahl auf<br />
rund 600 bis 700 Studierende, danach wurde gemäss<br />
Kanton mit rund 2‘000 Studierenden gerechnet, wobei<br />
aktuell nun gut 2‘600 Personen an der <strong>PHZH</strong> studieren.<br />
Am neuen Standort Europaallee wurde dem Trend<br />
Beachtung geschenkt. Bereits wurden zusätzliche Reserveflächen<br />
im Bereich der Liegenschaft «Sihlhof» für<br />
eine zukünftige Erweiterung gesichert.<br />
15
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
attraktivitätssteigerung <strong>PHZH</strong><br />
Gemäss Wolfgang Annighöfer besteht ein direkter<br />
Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums<br />
und des Standortes einer Hochschule. Bereits<br />
mit Beginn des Herbstsemesters 2013 macht sich die<br />
Fortsetzung der positiven Entwicklung bezüglich der<br />
Anzahl Studierenden bemerkbar.<br />
Gemäss seiner persönlichen Einschätzung bedeutet ein<br />
attraktiver Standort den grössten Standortvorteil, der<br />
zusätzliche Effekte mit sich zieht. Hierbei entscheiden<br />
sich die Studierenden zuerst für ein Studium an der<br />
<strong>PHZH</strong> und bleiben dabei vielleicht fürs erste an ihrem<br />
ursprünglichen Wohnort. Mit der Zeit entscheidet man<br />
sich für eine Wohnung in Zürich und schlussendlich<br />
bleibt man dem Kanton als qualifizierte Arbeitskraft<br />
erhalten.<br />
Auch einem erneuten Lehrermangel kann so präventiv<br />
vorgebeugt werden. Denn aufgrund der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung in Richtung Teilzeitpensum müssen<br />
im Verhältnis zu früher mehr Lehrpersonen ausgebildet<br />
werden.<br />
Eignung der beiden möglichen Standorte<br />
Bei der Erarbeitung der Standortstrategie für die Zürcher<br />
Fachhochschulen wurde den beiden Hochschulen<br />
ZHdK und <strong>PHZH</strong> kein eindeutiger Standort zugewiesen.<br />
Es konnte jedoch aufgrund der Eigenschaften der<br />
beiden möglichen Standorte Toni-Areal und Sihlpost<br />
bereits einige Überlegungen zu deren zukünftiger Nutzung<br />
getätigt werden. So wäre der Standort Toni-Areal<br />
für die Pädagogische Hochschule zu gross gewesen.<br />
Weiter bestand von Seiten der <strong>PHZH</strong> der Wunsch nach<br />
einer optimalen Erschliessung durch den ÖV. Da ein<br />
Grossteil der Studierenden der <strong>PHZH</strong> zu Weiterbildungszwecken<br />
aus dem gesamten Kantonsgebiet anreist<br />
und deren Teilnehmerzahl pro Jahr bis zu 40‘000<br />
beträgt, ist die Schule auf einen Anschluss ans übergeordnete<br />
Bahnnetz angewiesen. Dieser Umstand spricht<br />
eindeutig für den Standort Sihlpost.<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Die zur Bewertung des Mietvertrages mit der SBB notwendige<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung hat gemäss<br />
Wolfgang Annighöfer klar aufgezeigt, dass eine Lösung<br />
an einem Standort eine höhere Wirtschaftlichkeit<br />
aufweist als das Weiterführen von mehreren Standorten<br />
in gut 20 Liegenschaften.<br />
16
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte<br />
Bevor die <strong>PHZH</strong> 2012 am neuen Standort Europaallee<br />
konzentriert wurde, war sie auf 19 Standorte quer über<br />
das Stadtgebiet von Zürich verteilt. Der Hauptsitz befand<br />
sich zwischen dem Kunsthaus und der Universität.<br />
Mit der Standortkonzentration der <strong>PHZH</strong> bei der Europaallee<br />
wurden viele Liegenschaften an den alten<br />
Standorten nicht mehr gebraucht und werden nun<br />
anders genutzt. Insgesamt sind ca. 40’000 m 2 Schulraum,<br />
Büros und Wohnungen frei geworden. [1]<br />
Der Hauptnutzer dieser neu zur Verfügung stehenden<br />
Flächen ist die Universität Zürich, die seit längerem über<br />
Platznot klagt. So wird das <strong>PHZH</strong>-Hauptgebäude an der<br />
Rämistrasse und drei Nebengebäude nun von der philosophischen<br />
Fakultät, Kunsthistorikern, Ökonomen und<br />
Theologen genutzt. Die frei werdenden Flächen der<br />
Universität werden zukünftig als Wohnungen genutzt.<br />
Auch andere ehemalige PH-Standorte, wie das alte<br />
Postgebäude im Kreis 6, gelangen auf den Wohnungsmarkt.<br />
Andere Standorte der <strong>PHZH</strong>, welche in Schulen<br />
untergebracht waren, sollen weiterhin als Schule oder<br />
Kinderhort genutzt werden. Viele andere ehemalige<br />
Standorte sollen zu Büros umfunktioniert werden.<br />
1 «Der Umzug des Jahres», Tagesanzeiger vom 30.12.2011<br />
17
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
standortevaluation<br />
2<br />
2.5 fazit <strong>Standortevaluation</strong><br />
Bei der Neuorganisation der <strong>PHZH</strong> sowie insbesondere<br />
bei deren Konzentration an einem Standort fällt auf,<br />
dass im Laufe dieses Prozesses keine klassische <strong>Standortevaluation</strong><br />
durchgeführt wurde. Es fand weder eine<br />
aktive Sondierung nach mehreren möglichen Standorten<br />
statt, noch wurden diese gemäss harten und weichen<br />
Standortfaktoren verglichen und bewertet.<br />
Gemäss Wolfgang Annighöfer kennt der Kanton Zürich<br />
bis dato kein standardisiertes Evaluationsverfahren<br />
bei der Neuansiedlung von kantonseigenen Institutionen<br />
oder Betrieben. Ein solches befindet sich aber aktuell<br />
in Erarbeitung und soll bei den anstehenden Neuansiedlungen<br />
von Mittelschulen erstmals angewendet<br />
werden.<br />
Dass jedoch ein solches Evaluationsverfahren bei der<br />
<strong>PHZH</strong> nicht berücksichtigt wurde, hat verschiedene<br />
Gründe: So lag im vorliegenden Fall ein klassisches Beispiel<br />
von Angebot und Nachfrage vor. Die SBB waren<br />
auf der Suche nach einem belebenden öffentlichen<br />
Ankermieter mit einer ausgeprägten Reputation, zur<br />
selben Zeit kam die <strong>PHZH</strong> mit der Suche nach einem<br />
geeigneten Standort auf den Markt, eine Nachfrage<br />
nach Mietflächen war plötzlich vorhanden.<br />
Laut Wolfgang Annighöfer lagen jedoch primär zeitliche<br />
Probleme vor. In Anbetracht der jungen Geschichte der<br />
<strong>PHZH</strong> und derer wiederholte Bereinigung der Struktur,<br />
war es kaum möglich ein allumfassendes <strong>Standortevaluation</strong>sverfahren<br />
durchzuführen. Im Jahr 1998 wurde<br />
die Gründung der Schweizer Fachhochschulen durch<br />
den Bund beschlossen, 2000 beschloss der Kanton die<br />
Gründung der <strong>PHZH</strong>. Diese wurde schlussendlich 2002<br />
gegründet. Deren Organisation wurde aufgrund der<br />
Standortstrategie für die ZFH im Jahr 2005 jedoch bereits<br />
wieder neu strukturiert. Unter Berücksichtigung<br />
der sich rasant entwickelnden Studierendenzahlen und<br />
dem für ein klassisches <strong>Standortevaluation</strong>sverfahren<br />
notwendigen politischen Meinungsbildungsprozesses<br />
sowie der nachfolgenden Bauzeit, ein solches Verfahren<br />
gut 15 Jahre beansprucht hätte.<br />
So kam es, dass nach dem Beschluss der Standortstrategie<br />
für die ZFH auf den beiden Arealen «Sihlpost»<br />
sowie «Toni-Areal» eine relativ einfach zu realisierende<br />
und gut finanzierbare Lösung machbar war.<br />
Es gilt weiter zu beachten, dass aufgrund des enormen<br />
Siedlungsdruckes in Zürich kaum grössere Grundstücke<br />
oder Liegenschaften, welche die Bedürfnisse einer<br />
öffentliche Bildungsinstitution abdecken, vorzufinden<br />
sind.<br />
18
EUROPA<br />
ALLEE<br />
standortentwicklung
PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH<br />
standortevaluation i standortentwicklung<br />
StanDORtEntwiCklung<br />
3<br />
3.1 proJeKt europaallee<br />
[1] [2]<br />
Fakten und ZaHlen<br />
• arealfläche: 78‘000 m 2 aufgeteilt in acht baufelder<br />
• 273‘000 m 2 mit dach-/untergeschossen plus 10%<br />
Qualitätsbonus als option und<br />
• 20‘000 m 2 für öffentliche nutzungen wie zum beispiel<br />
schulen<br />
• ausnutzung: 3.7<br />
• mischnutzung: gastronomie, detailhandel, läden<br />
und dienstleistungen im erdgeschoss, büro, wohnen<br />
[u.a. alterswohnungen], Hotel, Freizeit, bildung<br />
• wohnanteil: über das ganze areal 19%, gebietsweise<br />
40% oder 0% beim Hauptbahnhof<br />
• 6‘000 arbeitsplätze<br />
• 2‘500 studierende, dozierende und mitarbeitende<br />
der Pädagogischen Hochschule Zürich [baufeld a]<br />
• 160 Hotelbetten<br />
• bauhöhen: 20m, bis zu 54 m in ausgewählten bereichen.<br />
Höher nur im zentralen arealbereich, bei<br />
besonderer städtebaulicher Qualität<br />
• Parkplätze: im vollausbau ca. 700<br />
• grundeigentümer/bauherr: sbb, ubs [baufeld c]<br />
• architektur: max dudler, stücheli, gigon/guyer, david<br />
chipperfield, caruso st. John, bosshard/vaquer,<br />
boltshauser, graber/Pulver, masswerk, e2a, kees<br />
christiaanse [masterplan].<br />
• öffentlicher raum: Zwei Plätze [europaplatz, früher<br />
le-corbusier- Platz; gustav-gull-Platz] sowie<br />
eine allee [europaallee] zwischen Hb/sihlpost und<br />
gustav-gull-Platz<br />
1 Kennzahlen der Stadt Zürich<br />
2 Kennzahlen offizielle Homepage www.europaallee.ch<br />
• investitionsvolumen: 1.2 bis 1.5 milliarden Franken<br />
• akzeptanz: 65 Prozent Ja zum gestaltungsplan<br />
«stadtraum Hb Zürich» in der volksabstimmung<br />
vom 24. september 2006 [kreis 4 und 5: 56%]<br />
Projekt Europaallee<br />
PH<br />
Abb. 9: Übersichtsplan der Stadt Zürich mit dem Gebiet Europaallee<br />
HB<br />
20
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
Quartiergeschichte<br />
Die Europaallee liegt im Kreis 4 an der Südseite des<br />
Vorbahnhofs Zürich HB und ist durch die Sihl von der<br />
eigentlichen Innenstadt und dem historischen Kern<br />
Zürichs getrennt. Bis zum Bau des ersten Bahnhofs<br />
erstreckten sich auf dem Gebiet weitläufige Allmendflächen,<br />
die bis zur Eingemeindung von 1893 zu Aussersihl<br />
gehörten. Der Bereich Europaallee erhält in der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine heutige<br />
Ausdehnung und Prägung. Dazu gehören der neue<br />
Bahnhof [1865-71] mit dem Gleisfeld, die begradigte<br />
Sihl-Promenande, der Bau der Kaserne [1864-69] und<br />
die neu angelegte Lagerstrasse [1869] sowie die etwa<br />
gleichzeitig gebaute Langstrasse. Die Lagerstrasse bildet<br />
eine Zäsur, indem sie das Bahngebiet vom angrenzenden<br />
Wohnquartier trennt.<br />
Das klar begrenzte Areal der heutigen Europaallee<br />
bot Raum für bahnbetriebliche Bauten wie Reparaturwerkstätten,<br />
Remisen oder Lagerbauten. Im Rahmen<br />
der Erweiterung des Hauptbahnhofs und des Baus<br />
der Sihl post wurden viele Gebäude abgerissen und<br />
das freigewordene Gelände für einen Abstellbahnhof<br />
genutzt. Über Jahrzehnte «war das Gebiet Niemandsland»<br />
[1] und für die Bevölkerung nicht öffentlich zugänglich.<br />
Abb. 10: Luftbild mit dem Projekt «Europaallee» in der Mitte; rechts die Kasernenwiese<br />
Prägend für das Gebiet war der längliche Bau der<br />
Sihlpost [1928-30], wodurch die Sihlpromenande ihr<br />
heutiges Gesicht erhielt. In der Nachkriegszeit hat sich<br />
auch die Bebauung entlang der Lagerstrasse gewandelt.<br />
Anstelle der freistehenden Wohn- und Handwerkerhäuser<br />
entstanden zahlreiche grössere Bauten.<br />
Heute sind es mehrheitlich grossformatige Schul- und<br />
Verwaltungsbauten, die an das Gebiet Europaallee jenseits<br />
der Lagerstrasse anschliessen. Das im Jahr 1992<br />
gebaute Briefpostzentrum hinter der Sihlpost war bereits<br />
10 Jahre nach dem Bau nicht mehr notwendig,<br />
weil die Post die Briefsortierung in Mülligen konzentrierte.<br />
Es wurde abgerissen, womit der Weg frei für<br />
die Öffnung des Gebiets und neue Nutzungen wurde.<br />
1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />
21
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
3.2 Planungsgeschichte<br />
1981-2001<br />
Meilensteine Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate»<br />
1981-2001<br />
Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate»<br />
2003<br />
Testplanung durch drei Architektenteams<br />
Entwicklungskonzept<br />
Masterplan<br />
Echo-Veranstaltungen 2003<br />
Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen<br />
Testplanung durch drei Architektenteams<br />
Entwicklungskonzept<br />
2004<br />
Masterplan<br />
Gestaltungsplan, Echo-Veranstaltungen Erläuterungsbericht<br />
Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen<br />
Umweltverträglichkeitsbericht<br />
Öffentliche Auflage Gestaltungsplan<br />
2004<br />
Gestaltungsplan, Erläuterungsbericht<br />
Umweltverträglichkeitsbericht<br />
2005<br />
Öffentliche Auflage Gestaltungsplan<br />
Info-Veranstaltungen Quartiere<br />
Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan<br />
Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost<br />
Start 2005 Studienverfahren Gestaltung öffentlicher Raum<br />
Info-Veranstaltungen Quartiere<br />
Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan<br />
2006 Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost<br />
Gemeinderats-Ja Start Studienverfahren ohne Gegenstimmen<br />
Gestaltung öffentlicher Raum<br />
Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja]<br />
Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost<br />
2006<br />
Gemeinderats-Ja ohne Gegenstimmen<br />
Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja]<br />
2007<br />
Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost<br />
Nutzer- und Investorensuche<br />
Bauprojektierung<br />
2007<br />
Nutzer- und Investorensuche<br />
Bauprojektierung<br />
2008<br />
Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost<br />
2009<br />
Baubeginn Baufeld A<br />
2009<br />
Baubeginn Baufeld A<br />
2012<br />
Eröffnung <strong>PHZH</strong><br />
2012<br />
Eröffnung <strong>PHZH</strong><br />
2013<br />
Einzug der UBS auf Baufeld C<br />
2013<br />
Einzug der UBS auf Baufeld C<br />
2014<br />
Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost<br />
Realisierung Baufeld E<br />
2014<br />
Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost<br />
Realisierung Baufeld E<br />
2015<br />
Baubeginn letzte Etappe<br />
Realisierung Baufelder B, D, F, G, H<br />
2015<br />
Baubeginn letzte Etappe<br />
Realisierung Baufelder B, D, F, G, H<br />
2020<br />
Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich<br />
Aufgrund der einmaligen Lagequalität des Standortes<br />
und der Bedeutung des Gebiets wurde bereits 1969/70<br />
ein Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Areals<br />
ausgearbeitet. Während mehr als 30 Jahren wurden an<br />
den Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» geplant<br />
und schliesslich 2001, trotz rechtskräftiger Baubewilligung,<br />
von der Bauherrschaft aufgegeben.<br />
Die SBB nahm nun die Projektentwicklung selbst in die<br />
Hand und war sich mit den Projektpartnern Post und<br />
Stadt Zürich rasch einig über die wichtigsten Vorgaben<br />
für die städtebauliche Entwicklung des Gebiets [siehe<br />
Seite 25 «Entwicklungsziele»]. Das Areal wird nun unter<br />
dem Namen «Europaallee» vermarktet.<br />
Mitten in Zürich, unmittelbar neben dem Hauptbahnhof<br />
entsteht auf dem Areal zwischen Sihlpost und<br />
Langstrasse sowie Lagerstrasse und Gleisfeld ein komplett<br />
neuer Stadtteil. Anders als bei den gescheiterten<br />
Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» entschieden<br />
sich die Akteure nun für einen Planungsprozess mit<br />
einem schrittweisem Vorgehen mit acht Bauetappen<br />
[siehe Seite 24].<br />
2008<br />
Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost<br />
Abb. 11: Ablaufschema 2020 Projekt «Europaallee»<br />
Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich<br />
22
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
Planungsverfahren<br />
Dialog zwischen Bauherrschaft, Behörden, Planer usw.<br />
GP<br />
Qualitätssichernde Verfahren<br />
Erarbeiten und Zusammentragen<br />
der Grundlagen, Verfahren und Vorgehen<br />
Aufstellen Projektorganisation<br />
Städtebauliche<br />
Themengebiete<br />
Bauten/Freiraum<br />
Verkehr<br />
Nutzung<br />
Umwelt<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Baurecht<br />
3 Planungsteams in einem<br />
offenen Testplanverfahren<br />
Entwerfen,<br />
Abstimmen,<br />
Verdichten und<br />
Festlegen der<br />
Eckdaten des<br />
Projekts<br />
Städtebauliches Entwicklungskonzept<br />
Erarbeitung Gestaltungsplan<br />
Baufeld A<br />
Baufeld B<br />
Baufeld C<br />
Baufeld D<br />
Wettbewerb<br />
oder<br />
Studienauftrag<br />
Ab Juni 03 Ab September 03 Ab März 04<br />
Abb. 12: Planungsverfahren Europaallee<br />
Die städtebauliche Vision für die Europaallee wurde<br />
nicht über einen klassischen Architekturwettbewerb,<br />
sondern in einem Testplanverfahren entwickelt. Die<br />
wichtigsten Ideen sind in das städtebauliche Entwicklungskonzept<br />
und schliesslich in den Gestaltungsplan<br />
eingeflossen. Dazu gehören insbesondere die Einbindung<br />
des Areals in das bestehende Quartier und die<br />
Flexibilität bezgl. Konzentrationsmöglichkeiten. Jedes<br />
der acht Baufelder [siehe Abb. 13 «Überblick Baufelder»]<br />
wird für sich geplant sowie bebaut. Zur Unterstützung<br />
der gewünschten Vielfalt und Qualität wird<br />
zudem für jedes Baufeld ein eigenes qualitätssicherndes<br />
Verfahren, z.B. ein Wettbewerb oder ein Studienauftrag<br />
durchgeführt.<br />
In der Abstimmung über den Gestaltungsplan 2006<br />
stimmten 65 Prozent der Bevölkerung dem Vorhaben<br />
zu. Die Zustimmung in den benachbarten Stadtkreisen<br />
4 und 5 lag mit 56% etwas tiefer.<br />
Der im gleichen Jahr durchgeführte Architekturwettbewerb<br />
für das Baufeld A wurde von Max Dudler mit<br />
seinem Projekt «Stadtskulptur» gewonnen. Nach zweijähriger<br />
Projektierungsphase erfolgte im Jahr 2009<br />
schliesslich der Baubeginn für den neuen Campus der<br />
<strong>PHZH</strong>.<br />
23
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
Baufelder<br />
Baufeld E<br />
• Nutzung: Büros [Swisscanto], Läden/ Restaurants,<br />
64 Mietwohnungen<br />
• Bezug: 2014<br />
Baufeld F<br />
• Nutzung: Mietwohnungen, Büros, Läden/Restaurants.<br />
• Bezug: 2018<br />
Baufeld G<br />
• Nutzung: Büros, 42 Eigentumswohnungen, 70 Alterswohnungen<br />
• Bezug: 2015<br />
Abb. 13: Überblick Baufelder des Projekts «Europaallee»<br />
Baufeld H<br />
• Nutzung: Wohnen, Hotel [25 Hours Hotel Company],<br />
Läden/Restaurants [3’000 m 2 ]<br />
• Bezug: 2017<br />
Baufeld A<br />
• Nutzung: Pädagogische Hochschule [40‘000 m 2 ],<br />
Büros [Credit Suisse, 10’000 m 2 ], Shoppingcenter<br />
[7’000 m 2 ]<br />
• Bezug: September 2012<br />
Baufeld B<br />
• Nutzung: Büro [8’000 m 2 ], Verkauf/Gastro, Vermietung<br />
noch offen. <br />
• Bezug: 2018<br />
Baufeld C<br />
• Nutzung: Büros [UBS, 32‘000 m 2 ], Läden/Restaurants<br />
• Bezug: 2013<br />
Baufeld D<br />
• Nutzung: Büros [10’000 m 2 ], Läden/Restaurants<br />
[1’800 m 2 ]<br />
• Bezug: 2020 [letzte Etappe]<br />
24
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
Beteiligte Gesamtplanung EuropaalleE<br />
• SBB Immobilien Development Europaallee, Zürich<br />
[Projektentwicklerin und Vermieterin]<br />
• Stadt Zürich (Planungspartnerin)<br />
• Kees Christiaanse, KCAP [Masterplaner]<br />
• Implenia [Totalunternehmer, Realisierung Baufelder<br />
A, C, E]<br />
Entwicklungsziele<br />
Die Europaallee soll sich durch verschiedene Architekturstile<br />
auszeichnen, welche die Identität des Ortes<br />
prägen. Die verschiedenen Baufelder werden von<br />
unterschiedlichen Architektenteams entwickelt. Dabei<br />
geht es vor allem um die Fragen, wie das neue Quartier<br />
in die bestehenden Stadtstrukturen eingebunden<br />
und über eine vielfältige Mischnutzung belebt werden<br />
kann. Eine Betrachtung der umliegenden Quartiergebiete<br />
- die Stadtkreise 4 und 5 - ist zentral. Dabei sollen<br />
die Anliegen der Quartierbevölkerung miteinbezogen<br />
werden. Mit dem Projekt sind weiter folgende Entwicklungsziele<br />
verbunden: [1]<br />
• Interaktion zwischen Quartier und Bahnhof<br />
• Klare Identität und Funktionalität<br />
• hohe architektonische Qualität im Kontext der Stadt<br />
• städtebaulich nachhaltige Stadtverdichtung<br />
• attraktive Aussenräume schaffen mit Strassen und<br />
Plätzen<br />
• nutzungsoffene Stadtstruktur sowie hohe und flexible<br />
Nutzungsdurchmischung<br />
• Ausbau in Etappen<br />
• Baufelder mit städtebaulichen Spielregeln<br />
Die Herausforderung in der Entwicklung und Umsetzung<br />
der Europaallee liegt in der Komplexität der vielen<br />
Teilprojekte und deren planerischen Abhängigkeiten.<br />
In der Abbildung 14 «Übersicht Teilprojekte» werden<br />
die Einzelprojekte von SBB und Stadt dargestellt, welche<br />
sich vielseitig überlagern und entsprechend einen<br />
grossen Koordinationsbedarf haben. Dabei müssen die<br />
hohen Anforderungen aus dem übergeordneten städtebaulichen<br />
Entwicklungskonzept der Europaallee zu<br />
einem funktionierenden und lebendigem Quartierteil<br />
umgesetzt werden. Sie sollen aber auch zur künftigen<br />
Stärkung des Quartiers sowie des gesamten Stadtzentrum<br />
beitragen. Der zukünftigen Mischnutzung in der<br />
Europaallee kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.<br />
1 Entwicklungskonzept Europaallee; Stadt Zürich<br />
[online]<br />
25
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum<br />
Die Arealteile wurden lange durch die SBB [u.a. Infrastrukturplanung,<br />
Bau- und Bahnbetriebsdienste,<br />
Gleisanlagen für Rettungs- und Löschzüge], sowie<br />
durch die Post [u.a. Briefzentrum, Poststelle Sihlpost]<br />
genutzt. Die SBB ist die Grundeigentümerin der meisten<br />
Flächen, das Gebäude der Sihlpost gehört der Post.<br />
Ein zentrales Ziel der SBB und der Stadt bei der Gebietsentwicklung<br />
ist wie erwähnt eine vielfältige Mischnutzung,<br />
welche für die Belebung des Gebiets sorgen soll.<br />
Dies soll mit einem guten Mietermix und mit einer attraktiven<br />
Nutzung im Erdgeschoss erreicht werden. In<br />
der Europaallee sind die Erdgeschosse durchgehend<br />
auf öffentliche Nutzungen ausgelegt. Dies bedingt<br />
überdurchschnittliche Raumhöhen.<br />
Die SBB bewirtschaftet ihre Immobilien marktorientiert<br />
und hat vom Bund den Auftrag langfristig und<br />
nachhaltig zur Ertragssteigerung der SBB beizutragen.<br />
Zwischen den SBB und den Ladenmietern gibt es Vereinbarungen<br />
die Erdgeschosse unter dem Marktpreis<br />
zu vermieten, welche im Gestaltungsplan festgehalten<br />
werden. Die Ladengeschäfte oder Gastronomiebetriebe<br />
werden also von den Nutzungen darüber quersubventioniert.<br />
Im Falle der <strong>PHZH</strong> ist dies jedoch umgekehrt:<br />
die <strong>PHZH</strong> wird durch die darunterliegenden<br />
kommerziellen Nutzungen [Ladenpassage] subventioniert.<br />
Gemäss Chef der SBB-Immobilen Jürg Stöckli will<br />
die Vermieterin damit das Quartier beleben. Er sagt,<br />
dass die SBB «für eine gute Durchmischung auf den<br />
Maximalprofit verzichtet». [1]<br />
Die Spielräume für verschiedene öffentliche und private<br />
Nutzungen sollen dabei so lange wie möglich offen<br />
bleiben. Für jede Bauetappe kann so eine markt- und<br />
bedürfnisgerechtes Angebot geschaffen werden. Die<br />
Stadt Zürich hat gemäss Wolfgang Annighöfer, Leiter<br />
Standortstrategie ZFH, bei der Frage der Nutzungen<br />
einen Lernprozess durchgemacht. Während es in Neu-<br />
Oerlikon noch kein Konzept für die Nutzungen der<br />
Erdgeschosse gab, schreibt die Stadt jetzt im Gestaltungsplan<br />
öffentliche Nutzungen vor.<br />
Die Frage des Wohnanteils in der Europaallee hat besonders<br />
im Vorfeld zur Abstimmung über den Gestaltungsplan<br />
zu grossen Diskussionen geführt. Dabei wird<br />
oft kritisiert, dass im neuen Stadtteil zu wenige und v.a.<br />
zu teure Wohnungen angeboten werden. Die SBB hat<br />
keinen sozialen Wohnungsbau oder Genossenschaftswohnungen<br />
vorgesehen und bietet die Wohnflächen<br />
zu Marktpreisen an. Auch Teile der städtischen Politik<br />
verlangte einen höheren Wohnanteil, aber für die SBB<br />
als Investorin ist dieser schwierig zu realisieren. [1] Der<br />
Wohnanteil über das ganze Areal liegt gemäss Gestaltungsplan<br />
bei lediglich 19%. In den mehreren Baufeldern<br />
ist kein Mindestwohnanteil vorgeschrieben.<br />
1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />
26
9<br />
7<br />
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
11<br />
10<br />
13<br />
9<br />
8<br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
1<br />
7<br />
5<br />
2<br />
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3<br />
11<br />
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12<br />
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2<br />
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1<br />
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5<br />
3<br />
12<br />
8<br />
1<br />
7<br />
2<br />
5<br />
3<br />
1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />
Gleise des HB und des S-Bahnhofs 4<br />
2 Europaplatz<br />
6<br />
3 Sihlpoststeg<br />
4 Sihlpostpromenade<br />
5 Sitztreppen am Wasserplatz<br />
12<br />
3<br />
1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />
Gleise des HB und des S-Bahnhofs 4<br />
2 Europaplatz<br />
6<br />
3 Sihlpoststeg<br />
4 Sihlpostpromenade<br />
5 Sitztreppen am Wasserplatz<br />
6 Veloweg am Sihlquai<br />
7 Europaallee<br />
8 Stephenson-Weg<br />
9 Gustav-Gull-Platz<br />
10 Platz am Gleisfeld<br />
11 Platz an der Langstrasse<br />
6 Veloweg am Sihlquai<br />
7 Europaallee<br />
8 Stephenson-Weg<br />
9 Gustav-Gull-Platz<br />
10 Platz am Gleisfeld<br />
11 Platz an der Langstrasse<br />
12 Umgestaltung Lagerstrass<br />
13 Negrellisteg (Planung sistier<br />
Gleise des HB und des S-Bahnhofs<br />
1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />
Gleise des HB und des S-Bahnhofs<br />
2 Europaplatz<br />
Abb. 14: Übersicht Teilprojekte der «Europaallee»<br />
1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der 63 Veloweg Sihlpoststeg am Sihlquai<br />
74 Europaallee<br />
Sihlpostpromenade<br />
Eine wichtige Rolle bei der Belebung spielen nicht<br />
11 Platz an der Langstrasse<br />
6 Veloweg am Sihlquai<br />
7 Europaallee<br />
8 Stephenson-Weg<br />
129 Umgestaltung Gustav-Gull-Platz Lagerstrasse<br />
13 10 Negrellisteg Platz am Gleisfeld (Planung sistiert)<br />
Die Europaallee, die als zentrale Achse vom künfti-<br />
2 Europaplatz<br />
85 Stephenson-Weg<br />
Sitztreppen am Wasserplatz<br />
zuletzt auch die Organisation und Gestaltung der öffentlichegen<br />
Europaplatz beim 11 Platz Hauptbahnhof an der Langstrasse im Kreis 1 zum<br />
3 Sihlpoststeg Räume. Mit dem Freiraumkonzept 9 Gustav-Gull-Platz wird ein künftigen Gustav-Gull-Platz führt, wird als grosszügiger,<br />
autofreier öffentlicher Raum geplant. urbaner 4 Sihlpostpromenade Raum von hoher Aufenthaltsqualität 10 Platz geschaf-<br />
am Gleisfeld<br />
Zusammen<br />
fen, 5 Sitztreppen welcher auch am Wasserplatz die umliegenden Quartiere aufwertet.<br />
Das Konzept führt zu einem vergleichsweise hohen<br />
Anteil an öffentlichen Flächen von rund 26%. [1]<br />
mit der Lagerstrasse sowie dem Europaplatz und dem<br />
Gustav-Gull-Platz wird ein System von öffentlichen<br />
Plätzen und Verbindungen geschaffen. So sollen vielfältige<br />
Nutzungen ermöglicht und das Gebiet mit den<br />
umliegenden Quartieren vernetzt werden. Neben den<br />
zahlreichen Erdgeschossnutzungen entlang der öffent-<br />
12 Umgestaltung Lagerstrasse<br />
13 Negrellisteg (Planung sistiert)<br />
lichen Strassen und Plätzen werden mehrere interne<br />
Ladenpassagen entstehen. Gemäss SBB-Sprecher Daniele<br />
Pallecchi sind die «publikumszugänglichen Flächen<br />
sehr wichtig für die Entwicklung des neuen Stadtteils.<br />
Die Ladenpassage soll mit ihrem Mietermix entscheidend<br />
zur Belebung der Europaallee beitragen.» [1]<br />
Im folgenden Kapitel soll der Neubau des Campus der<br />
<strong>PHZH</strong> auf Baufeld A detaillierter betrachtet werden.<br />
1 Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan<br />
nach Art. 47 RPV<br />
27
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
3.4 Neubau Campus <strong>PHZH</strong><br />
Fakten und Zahlen<br />
• Gesamtkosten Vermieterausbau: CHF 42 Mio.<br />
• Gesamtkosten Mieterausstattung: CHF 44,6 Mio.<br />
• Bauzeit: 3 Jahre [Juni 2009 bis Juli 2012]<br />
• Mietfläche: 40‘430 m 2<br />
2003/2005<br />
Testplanung und Machbarkeitsstudie<br />
Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz (FaHG, in Kraft 2007)<br />
Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />
2006<br />
Entscheid Architekturwettbewerb (Max Dudler)<br />
Genehmigung Gestaltungsplan per Volksabstimmung<br />
2007/2008<br />
Erstellen von Vorprojekt und Bauprojekt<br />
2008<br />
Baubewilligung<br />
2008<br />
Abbruch Briefverteilzentrum Sihlpost<br />
2009<br />
Spatenstich und Baubeginn<br />
Planungsgeschichte<br />
Am Ort der heutigen Pädagogischen Hochschule stand<br />
das Briefzentrum der Post. Da die Briefverarbeitung in<br />
Zürich-Mülligen konzentriert werden sollte, war klar<br />
das der Standort ab Ende 2008 frei für andere Nutzungen<br />
wurde. Erste Studien hatten gezeigt, dass eine<br />
Umnutzung des alten Briefverteilzentrum möglich war.<br />
Die SBB als Grundeigentümerin und die Post als Gebäudeeigentümerin<br />
entschieden sich deshalb im Jahr<br />
2005, für die beiden Baufelder A und C einen gemeinsamen<br />
Projektwettbewerb auszuschreiben. Parallel<br />
zum Architekturwettbewerb konnte die <strong>PHZH</strong> als<br />
Hauptmieterin gewonnen werden.<br />
Im Herbst 2012 wurde der Campus der <strong>PHZH</strong> fertiggestellt.<br />
Das Projekt baut auf der bestehenden Struktur<br />
des Briefverteilzentrums auf. Es setzt dabei städtebaulich<br />
und architektonisch mit seiner Körnigkeit und<br />
Durchlässigkeit einen neuen Akzent. Auf dem Grundstück<br />
sind vier Baukörper entstanden, die sich um einen<br />
zentralen, über dem Niveau der Strasse erhobenen<br />
Platzraum gruppieren, welcher über grosszügige Treppen<br />
zugänglich ist.<br />
Der hochliegende Stadtplatz verschafft der <strong>PHZH</strong> sowohl<br />
einen Zugang als auch einen Aussenraum und<br />
ermöglicht gleichzeitig mit der Stappelung der Nutzungen<br />
eine angemessene Dichte und Belebung. Die<br />
Hochschule konzentriert an der Europaallee auf rund<br />
40‘000 m 2 ihre alten Standorte. Im Baufeld A werden<br />
neben dem Campus auch Retail- und Gastroflächen<br />
sowie Büros realisiert. Im Erdgeschoss entsteht auf<br />
rund 7‘000 m 2 eine Ladenpassage mit direktem unterirdischem<br />
Zugang zum Hauptbahnhof.<br />
Beteiligte<br />
• Kanton<br />
• Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt<br />
• Kantonales Immobilienamt<br />
• Bildungsdirektion, Generalsekretariat<br />
• Pädagogische Hochschule Zürich<br />
• SBB Immobilien als Vermieterin<br />
• Implenia als Totalunternehmer<br />
• Generalplanerteam<br />
• Architektur, Max Dudler Architekten AG, Zürich<br />
• Mark van Kleef, Wiebke Ahues, Berlin<br />
2012<br />
Fertigstellung und Übergabe<br />
Umzug<br />
Einweihung<br />
Abb. 15: Ablauf Planung Campus <strong>PHZH</strong><br />
28
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
3<br />
Der <strong>PHZH</strong>-Campus im Kontext<br />
der Gesamtplanung Europaallee<br />
Für den Regierungspräsident und Baudirektor Markus<br />
Kägi ist der neue Campus der erste Meilenstein und<br />
ein «zukunftsweisendes Projekt» für alle Beteiligten<br />
auf dem Weg zum neuen Stadtteil Europaallee. Die<br />
Entwicklung und Aufwertung von Schlüsselgebieten<br />
bietet dank einer sorgfältigen Planung sowie einer<br />
zweckmässigen Nutzung grosse Chancen und «einen<br />
Gewinn für alle Beteiligten». [1 ]<br />
Gemäss den Zielen des revidierten Richtplans und der<br />
Standortstrategie der Zürcher Fachhochschulen von<br />
2005 sollen Bildungseinrichtungen räumlich konzentriert<br />
und an zentralen Lagen mit guter ÖV-Erschliessung<br />
angesiedelt werden. Die Konzentration der <strong>PHZH</strong><br />
an diesem Standort ist aus raumplanerischer Sicht also<br />
zweckmässig und sinnvoll.<br />
Der Campus nimmt die Rolle eines städtebaulichen<br />
und architektonischen Leuchtturms innerhalb der Gesamtplanung<br />
Europaallee ein. Als erster Baustein bildet<br />
er an prominenter Lage den westlichen Eingang zum<br />
neuen Stadtquartier und ist folglich ein wichtiges Element<br />
bei der Adressbildung des Gebiets. Der Neubau<br />
gibt sowohl der <strong>PHZH</strong> als Bildungsinstitution ein neues<br />
Gesicht und prägt gleichzeitig auch das Bild des neuen<br />
Zürcher Stadtquartiers.<br />
Es wurde bewusst kein autarkes, in sich geschlossenes<br />
Gebilde auf der «grünen Wiese» geplant, sondern<br />
eine öffentliche Institution von hoher architektonischer<br />
Qualität. Diese ist eng mit der Quartierumgebung verknüpft<br />
und in die bestehenden Strukturen eingebettet.<br />
Die <strong>PHZH</strong> soll mit ihren 2‘500 Studierenden, Dozierenden<br />
und Mitarbeitenden zu einem durchmischten und<br />
belebten Quartier einen wesentlichen Beitrag leisten.<br />
Für die SBB ist daher die Ansiedlung eines öffentlichen<br />
Mieters, der für Belebung sorgt, absolut zentral bei der<br />
Entwicklung und Vermarktung des Projekts.<br />
Schliesslich soll durch den neuen Campus auch der bestehende<br />
Bildungsstandort mit mehreren privaten und<br />
öffentlichen Schulen entlang der Lagerstrasse gestärkt<br />
werden. Durch die Konzentration der 19 Standorte<br />
profitiert aber auch die Hochschule selber: Der neue<br />
Campus verbessert das gesamte schulische Lernumfeld<br />
[Sitzungen, Vorlesungen, Kommunikation und<br />
Austausch].<br />
Nun werden Forschung, Studium, Weiterbildung und<br />
verschiedene Dienstleistungen unter einem Dach<br />
versammelt. Der Rektor der <strong>PHZH</strong> Walter Bircher ist<br />
überzeugt, dass der Kanton mit der Ansiedlung des<br />
Campus auch einen «wichtigen bildungspolitischen<br />
Entscheid» gefällt hat. [2] Davon wird der ganze Bildungsstandort<br />
Zürich profitieren. Die Entstehungsgeschichte<br />
der <strong>PHZH</strong> findet nach zehn Jahren mit dem<br />
Bezug des Campus an der Europaallee somit ihren eigentlichen<br />
Abschluss.<br />
1 Einweihungsdokumentation Campus <strong>PHZH</strong><br />
2 PH Zürich - Jahresbericht 2012<br />
29
KREIS<br />
4<br />
sozioökonomische auswirkungen
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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
sozioökonomische auswirkungen<br />
4<br />
In diesem Kapitel sollen verschiedenen in Interviews,<br />
Zeitungsartikel und im politischen Prozess diskutierten<br />
[möglichen] Auswirkungen der Planung «Europaallle»<br />
betrachtet werden. Die folgenden Zitate wurden entweder<br />
im Rahmen unserer kurzen Strassenbefragung<br />
im Dezember 2013 erfasst oder wurden auf der Homepage<br />
des Tages-Anzeigers der Leserkommentarseite<br />
entnommen. Nicht zuletzt sollen auch Autoren von<br />
verschiedenen Tageszeitungen zu Wort kommen.<br />
4.1 Verdrängungsprozess<br />
Befragt man Frau Blatter vom Amt für Städtebau der<br />
Stadt Zürich zu Auswirkungen des Europaallee Projektes<br />
auf das Umfeld meint sie dass ein Projekt dieser<br />
Dimension immer positive und negative Seiten habe.<br />
Im Moment befänden sich viele der Gebäude an der<br />
Lagerstrasse in einer Art Abwärtspirale, was auch die<br />
Stadt wieder vor Probleme wie hohe Kriminalität, grossen<br />
Anteil an Sozialfällen, Strassenprostitution usw.<br />
stellt. Darum sei es für die Stadt auch erforderlich,<br />
dass die Europaallee einen positiven Impuls gibt, der<br />
Veränderungen mit sich bringt. Dies wird sicherlich<br />
zur Folge haben, dass es zukünftig weniger günstigen<br />
Wohnraum gibt, da Investoren auf die Gebäude an der<br />
Lagerstrasse aufmerksam werden.<br />
Die Angst vor Verdrängung durch den eben erwähnten<br />
Impuls sind im Quartier vorhanden. Dies belegt folgender<br />
Auszug aus der Sonderbeilage «Europaallee»<br />
des Tagesanzeigers: «Das Grundgefühl, dass die Entstehung<br />
der Europaallee bei den meisten Anwohnern<br />
hervorruft, ist derzeit ein mulmiges, ungutes. Sie alle,<br />
die hier seit 30 Jahren wohnen, seit 10 Jahren in einem<br />
Keller-Studio Tanzunterricht geben oder in einem<br />
Estrich-Atelier Bilder malen, seit 20 Jahren einen Spunten<br />
oder einen Plattenladen betreiben, sie alle, die mit<br />
einer Gemütslage zwischen gesundem Fatalismus und<br />
ungesunder Hoffnung die bisherigen Veränderungen<br />
er- und mitgetragen haben (auch wenn es seinen Preis<br />
hatte, pekuniär wie emotional), fühlen sich eingeschüchtert<br />
– und bisweilen auch einfach «hässig!». [1]<br />
Es sind die existenziellen Fragen, welche die Leute bewegen.<br />
Die Angst vor der Veränderung, der Anpassung<br />
der eigenen Person, des Umzugs in ein anderes,<br />
für sie wirtschaftlich attraktiveres Viertel in der Stadt.<br />
Bis jetzt schien der Widerstand der Bevölkerung nicht<br />
gross zu sein, dies liegt vielleicht auch daran dass, wie<br />
Vesna Tomse, Soziologin mit Spezialgebiet Gentrifizierung<br />
sagt: «Zürich ist eine calvinistische Stadt. Wer hier<br />
verdrängt wird, sieht es als das eigene Verschulden an,<br />
die Mieten nicht bezahlen zu können, wie dies die neu<br />
eingewanderte Global Class mit Leichtigkeit tut». [2]<br />
Abb. 16ff: Leserkommentare zum Artikel «Zürich gehört uns allen!»<br />
im Tages-Anzeiger vom 28. Oktober 2013<br />
1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />
2 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />
31
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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
sozioökonomische auswirkungen<br />
4<br />
4.2 Gemeinnütziger Wohnungsbau<br />
An der Europaallee wurde kein Gemeinnützigenwohnungsbau<br />
geplant. Mireille Blatter vom Stadtplanungsamt<br />
meint dazu: «Ich denke, wenn man diese Planung<br />
heute macht, würde man mehr Druck bezüglich gemeinnützigem<br />
Wohnungsbau machen. So wie wir das<br />
jetzt bei der Zollstrasse gemacht haben.» Die Zollstrasse<br />
ist wie das Gebiet der Europaallee eine Fläche der<br />
SBB, allerdings auf der anderen Seite des Gleisfeldes.<br />
Hier werden laut Gestaltungsplan von 140 Wohnungen<br />
40% im gemeinnützigen Wohnungsbau erstellt. [1]<br />
Allerdings bleibt auch hier zu bemerken dass der grösste<br />
Teil dieser Gemeinnützigenwohnungen auf dem Boden<br />
realisiert wird, welcher der Stadt gehört. Die Alternative<br />
Liste Zürich fordert mindestens das doppelte an<br />
gemeinnützigem Wohnungsbau, «die SBB handle auch<br />
hier wieder viel zu profitorientiert wie bei der Europaallee<br />
auch schon.» [2]<br />
4.3 Ansteigen der Gewerbemietpreise<br />
Die Mietpreise an der Europaallee sind von der SBB gestaffelt<br />
und umsatzabhängig gestaltet. Erst bei einem<br />
gewissen Umsatz steigt der Mietzins an. Die Staffelung<br />
bzw. Rabattierung dauert bis die ganze Europaallee<br />
fertiggestellt ist. Die Umsatzabhängigkeit bleibt bestehen,<br />
nach dem Motto: «Läuft es dem Mieter gut,<br />
profitieren auch wir davon, läuft es ihm nicht gut, profitieren<br />
auch wir nicht. Somit ist es im Interesse der<br />
Mieter und von uns, dass die Europaallee brummt.» [3]<br />
«Selbst unsere Mieten gegenüber der Europaallee sind<br />
gestiegen, wir können dies jedoch verkraften, da wir<br />
aufgrund neuer Kundschaft auch unseren Ertrag steigern<br />
konnten.» [Inhaber der Belmundo Gallery an der<br />
Lagerstrasse 33]<br />
«Den neuen, dreimal höheren Mietzins können wir<br />
uns beim besten Willen nicht mehr leisten», sagt der<br />
ehemalige Modezar Heinrich Grau. Er ist Inhaber vom<br />
Dschingis, einer Kleiderboutique die seit 1966 im Geschäftshaus<br />
Clipper eingangs der Lagerstrasse ist, zügelte<br />
im Frühjahr 2012 vom Kreis 4 in die Enge an den<br />
Bleicherweg 70. [4]<br />
Somit ist davon auszugehen dass ein Einfluss der Europaallee<br />
auf die Mietpreise in der Umgebung sicherlich<br />
spürbar sein wird. Sei es nun innerhalb der Europaallee,<br />
da von der SBB so geplant, oder an der Lagerstrasse<br />
allgemein. Es bleibt zu hoffen, dass es für das<br />
eine oder andere Geschäft gleich gut läuft wie für die<br />
Belmundo Gallery, die allerdings auch Ihr Sortiment<br />
den veränderten Bedingungen angepasst hat. Waren<br />
früher Einrahmungen das Kerngeschäft, werden heute<br />
auch Souvenirs und Ähnliches verkauft. Bleibt zu<br />
hoffen, dass auch noch andere bestehende Gewerbe<br />
an der Lagerstrasse von der Veränderung profitieren<br />
können.<br />
1 «Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof»; NZZ 22.05.13<br />
2 Alternative Liste Zürich; Homepage<br />
3 Interview Andreas Steiger [SBB]<br />
4 «Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4<br />
verdrängt»; Tages-Anzeiger 08.11.11<br />
32
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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
sozioökonomische auswirkungen<br />
4<br />
4.4 Der Quadratmeterpreis<br />
Um so mehr man sich mit der Thematik befasst, stellt<br />
man fest, dass sich alles um den Quadratmeterpreis<br />
dreht. Die SBB Immobilien haben vom Bund, ihrem Eigentümer,<br />
keinen Auftrag ihr Land zu einem günstigeren<br />
Preis abzugeben als zum Marktpreis. Im Gegenteil,<br />
sie müssen gewinnorientiert wirtschaften, um ihre<br />
Pensionskasse zu sanieren. [1]<br />
Der Quadratmeterpreis beherrscht die Diskussion um<br />
die Quartierverträglichkeit, sei es nun auf öffentlichem<br />
Boden oder in den Gebäuden selbst. Um so höher der<br />
Preis Bodens, desto höher das Veränderungspotential<br />
auf das Umfeld. Treffend formuliert es Laura Wiessmüller,<br />
Autorin der Süddeutschen Zeitung in ihrem Artikel<br />
«Die Leere glitzert golden» so: «Was früher die<br />
Funktionstrennung zwischen Wohnen und Arbeiten<br />
geschafft hat – triste Monostrukturen –, schafft heute<br />
die Trennung durch den Quadratmeterpreis.»<br />
1 «Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung<br />
2 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />
33
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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
sozioökonomische auswirkungen<br />
4<br />
4.5 Zeitgenössische Architektur<br />
und die Leere nach 20 Uhr<br />
4.6 Die lange Bauzeit der<br />
Europaallee<br />
Laura Weissmüller schreibt ihn ihrem Artikel «betretet<br />
man die Europaallee nach acht Uhr abends, wohl gemerkt<br />
wenige Schritte neben dem HB, wirke alles sehr<br />
still. Das Viertel sei surreal leer, kein Mensch sei auf<br />
den breiten Treppen und in den kleinen Gassen zwischen<br />
den hohen Gebäuden anzutreffen. Nur auf dem<br />
Vorplatz der Pädagogischen Hochschule würden noch<br />
ein paar Studenten stehen.» [1] In unseren Strassenbefragungen<br />
kam auf die Frage ob die Europaallee ihnen<br />
bis jetzt gefalle häufig Antworten wie:<br />
• «Ich vermisse Bäume.»<br />
• «Mir sind solche Überbaungen zu unpersönlich.»<br />
• «Die Gebäude gefallen mir persönlich nicht.»<br />
• «Bis jetzt finde ich die Stimmung noch nicht wirklich<br />
gut. Es gibt zu wenig Bäume an der Strasse. Es ist<br />
unfreundlich. Am meisten Betrieb herrscht von 15 –<br />
19 Uhr, die restliche Zeit ist es eher ruhig.»<br />
• «Mich stört, dass beinahe alle Gebäude gleich aussehen.<br />
Der Ort erhält damit eine anonyme Ausstrahlung.<br />
Ich hätte mir etwas Abwechslung gewünscht<br />
und insbesondere mehr Liebe fürs Detail.»<br />
Es gibt aber auch positive Stimmen zur Architektur der<br />
Europaallee. Sei es von Laien: « Es gefällt mir eigentlich<br />
ganz gut. Ich denke mit der Zeit, wenn alles fertig ist,<br />
wird es ziemlich toll.» oder auch von Fachleuten die<br />
nach ihrer persönlichen Meinung gefragt werden:<br />
• «Ich habe Freude an den Gebäuden, der Architektur,<br />
der Qualität und der Hochwertigkeit. Es ist ein<br />
Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich gehören<br />
wird.»<br />
• «Jedes Haus ist ein Highlight für sich, aber es ist kein<br />
Feuerwerk oder etwas noch nie Dagewesenes».<br />
Vom ersten Spatenstich im Jahr 2009 bis zum Einzug<br />
der <strong>PHZH</strong> im Sommer 2012 sind nur drei Jahre vergangen.<br />
Bis die gesamte Europaallee fertiggestellt ist, und<br />
alle öffentlichen Aussenräume ein ganzes bilden, wird<br />
es Anfang 2020 werden. Dieser lange Zeitraum der Bevölkerung<br />
bewusst zu machen, ist laut Andreas Steiger<br />
von der SBB, eine der grossen Herausforderungen<br />
im laufenden Projekt Europaallee. Aus Gesprächen mit<br />
Mietern in der Europaallee erfährt man, dass ihnen die<br />
Tatsache bewusst ist. Geht es allerdings um wirtschaftliche<br />
Aspekte wegen geringer Umsätze trotz günstiger<br />
Mieten, wird gerne wieder vergessen dass die Europaallee<br />
noch nicht fertig gebaut ist. Eine Angestellte<br />
der Schminkbar im Gebäude der UBS sagt dazu: «Ein<br />
gutes Beispiel dafür ist die Strassenbeleuchtung, welche<br />
erst vor einigen Wochen installiert wurde. Daher<br />
ist es schwierig bereits jetzt ein aussagekräftiges Fazit<br />
zu ziehen.»<br />
1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />
34
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
sozioökonomische auswirkungen<br />
4<br />
4.7 Qualität der<br />
öffentlichen Räume<br />
Welche Art von Öffentlichkeit haben Räume innerhalb<br />
eines Systems von privaten Bauten? Wie viel Öffentlichkeit<br />
wird ihnen zugestanden und wie werden ihre<br />
Nutzungen definiert? Wann ist eine Nutzung störend,<br />
wann ist sie erwünscht? Wie lebendig können solche<br />
Orte sein? Dazu einige Aussagen aus den Interviews:<br />
Eine Studentin der <strong>PHZH</strong>: «Was mir sehr gefällt, ist das<br />
man vielen Leuten einfach so aufgrund der Konzentration<br />
über den Weg läuft.» und «Mir fällt auf, dass<br />
sowohl im Gebäude als auch im Aussenbereich wenig<br />
Platz für den Aufenthalt geschaffen wurde. Es wirkt<br />
alles sehr aufgeräumt und klinisch, man findet kaum<br />
einen Platz an dem man sich einfach kurz hinsetzen<br />
und etwas verweilen kann.»<br />
Eine Rezeptionnistin der UBS an der Europaallee: «Der<br />
Ort ist von vielen jungen, aufgestellten Menschen bevölkert.<br />
Z. B. ist unser Innenhof im Sommer toll, für<br />
mich ist es eine Oase in der Innenstadt. Es ist hier sehr<br />
ruhig und es herrscht momentan auch kein Weihnachtsstress.»<br />
Studenten der UniZH: «Der Platz ist attraktiv um sich<br />
mit anderen Leuten zu verabreden. Der Bereich hier<br />
um die PH lebt und ist attraktiv.»<br />
Shopmanager an der Europaallee: «Die Sitzbänke vor<br />
unserem Shop, die müssten wo anders sein. Wieso?<br />
Wenn die Leute hier jeweils essen, bleibt immer so viel<br />
Müll zurück. Das ist nicht ansehnlich.»<br />
Andreas Steiger SBB:<br />
Positiv: «Am meisten Freude habe ich wenn die Studenten<br />
zum Beispiel eine Band organisieren. Das ist<br />
genau das, was wir uns wünschen, dass es spontanes<br />
Leben gibt. …das ist zwar nach Hausordnung nicht immer<br />
erlaubt, aber das gehört dazu.»<br />
Negativ: « Ich denke, die Seitengassen, die sind schon<br />
noch kritisch. Die sind jetzt wirklich einfach nur funktional<br />
… Dort wird nie gross Betrieb drinnen sein. Das<br />
ist, ich sage mal, ein Sorgenkind. Das könnte in Zukunft<br />
schon kritisch werden, zum Beispiel in Randzeiten.»<br />
Laura Weissmüller kritisch in der SZ: Es reicht eben<br />
nicht, grosse Durchgänge, Plätze und Passagen anzubieten,<br />
wenn der Architekturrahmen ein Stoppschild<br />
für alle Nicht-Topverdiener aufstellt. [1]<br />
Aus diesen Aussagen lässt sich schliessen, dass wenn<br />
die Europaalle belebt ist, die Plätze durchaus funktionieren<br />
und bei den Benutzern das Befürfnis für sie besteht.<br />
Teilweise schwingt in den Aussagen mit, dass in<br />
Randzeiten Probleme entstehen können oder zu wenig<br />
Plätze vorhanden sind.<br />
Durch den Grad der Öffentlichkeit der Plätze wird die<br />
Hemmeschwelle zur Ihrer Nutzung bestimmt. Umso<br />
kleiner die Einsehbarkeit eines Platzes ist, desto grösser<br />
wird auch dessen Attraktivität für verborgenes, privates.<br />
Was nicht nur den positiven Aspekt einer informellen<br />
Nutzung wie einem spontanen Studentenkonzert<br />
mit sich bringt, sondern auch negative Aspekte wie<br />
Littering, Ansammlungen von homogenen Gruppierungen<br />
oder ein allgemeines Unsicherheitsempfinden.<br />
1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />
35
TITEL 1<br />
Titel 2<br />
KANTON<br />
ZÜRICH<br />
STADT<br />
ZÜRICH<br />
Interviews<br />
SBB<br />
IMMOBILIEN
PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH<br />
standortevaluation i standortentwicklung<br />
tHEmEnSammlung intERViEwS<br />
5<br />
5.1 interviewpartner<br />
in diesem kapitel werden ausgewählte themen der<br />
drei geführten interviews mit kanton, stadt und der<br />
sbb vorgestellt. die Überlegungen, meinungen und<br />
einschätzungen der drei interviewpartner werden zusammengefasst<br />
und es wird auf unterschiede und gemeinsamkeiten<br />
hingewiesen. dabei werden nur diejenigen<br />
inhalte berücksichtigt, die nicht bereits in den<br />
vorangehenden kapiteln behandelt wurden.<br />
wolFgang annigHöFer<br />
kanton ZÜricH<br />
• leiter Projekt standortstrategie ZFH<br />
• bildungsdepartement kanton Zürich<br />
mireille blatter<br />
stadt ZÜricH<br />
• gebietsmanagerin europaallee<br />
• amt für städtebau stadt Zürich<br />
andreas steiger<br />
sbb immobilien<br />
• Projektleiter europaallee<br />
• leiter development Zürich, sbb immobilien<br />
Abb. 17: Wolfgang Annighöfer, Leiter Projekt Standortstrategie ZFH Abb. 18: Mireille Blatter, Gebietsmanagerin Europaallee Abb. 19: Andreas Steiger, Projektleiter Europaalle SBB Immobilien<br />
«DER StanDORt wuRDE niCHt klaS-<br />
SiSCH EValuiERt. SOnDERn DERJEnigE,<br />
DER auf DEm maRkt waR, Hat gRunD-<br />
StÜCkE angEBOtEn.»<br />
«waS BRauCHt DiE StaDt an DiESEm<br />
ORt? waS maCHt DiE StaDt lEBEn-<br />
Dig? DER angEStREBtE nutZungSmiX<br />
SOlltE SiCH an DiESEn fRagEn ORiEntiEREn.»<br />
«BilDung unD wEitERBilDung SinD<br />
EnORm wiCHtigE tHEmEn in unSERER<br />
gESEllSCHaft - unD wERDEn ES nOCH<br />
JaHRE BlEiBEn.»<br />
37
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEMENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.2 Konzentrationsprozess und <strong>Standortevaluation</strong><br />
Politischer Prozess<br />
Von den politischen Instanzen wurde der Standortentscheid<br />
zugunsten der Europaallee laut Herr Annighöfer<br />
mehrheitlich positiv aufgenommen. Der Regierungsrat,<br />
der mit dem Beschluss von 2005 zur Standortstrategie<br />
der Zürcher Fachhochschulen, den Grundstein für die<br />
Konzentration der <strong>PHZH</strong> legte, äusserte wenig Bedenken.<br />
Im Kantonsrat gab es jedoch grössere Diskussionen.<br />
Der Standortentscheid wurde mitgetragen, es wurde<br />
jedoch Kritik laut bezüglich der Finanzierbarkeit und<br />
dem Mietverhältnis mit der SBB. Es wurde moniert,<br />
dass der Bau viel zu teuer sei. Zudem kamen Bedenken<br />
auf, wieso der Kanton eine solch grosse Liegenschaft<br />
nicht selber baut, sondern mietet. Das war tatsächlich<br />
ein Novum und es brauchte einige Sitzungen und Diskussionen<br />
sowohl im Parlamentals auch in mehreren<br />
Kommissionen, bis dies akzeptiert wurde. Einige Kantonsräte<br />
hätten sich lieber eine Lösung mit einem eigenen<br />
Neubau gewünscht.<br />
Chancen und Risiken<br />
Nach Aussage von Herr Annighöfer sah die Schulleitung<br />
der <strong>PHZH</strong> wenig Risiken und war von Anfang<br />
an für eine Konzentration. Im Gegensatz zu den betroffenen<br />
Dozenten, die lieber an ihren dezentralen<br />
Standorten geblieben wären. Dort können sie eher<br />
ihre eigene Philosophie umsetzen und sind in einem<br />
gewissen Sinn autonomer. Da sie jedoch mit der Zusammenlegung<br />
der Seminare bereits einen Zentralisierungsprozess<br />
hinter sich hatten, war der Widerstand<br />
nicht so ausgeprägt wie bei der ZHdK beim<br />
Toni-Areal.<br />
Eine noch grössere Konzentration, also die Zusammenlegung<br />
der <strong>PHZH</strong> und der ZHdK in einem «Super-<br />
Campus» hätte gemäss Herr Annighöfer in Zürich<br />
keine Chance. Ein solcher Campus hätte eine derart<br />
grosse Fläche benötigt, welche in Zürich nirgends<br />
vorhanden war. Heute wäre je nach Entwicklung das<br />
Areal des Flughafens in Dübendorf eine Option.<br />
Es wäre zudem auch schwierig gewesen die <strong>PHZH</strong> als<br />
kantonale Schule mit einer anderen Fachhochschule,<br />
die unter Bundeskompetenz steht, zusammenzulegen<br />
und zu konzentrieren. Die unterschiedliche<br />
rechtliche Grundlage, zum einen die pädagogische<br />
Gesetzgebung, zum anderen das Fachhochschulgesetz,<br />
hätte ein zu grosses Hindernis dargestellt.<br />
38
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.3 Richtiger Standort für Nutzung | Richtige Nutzung für Standort<br />
Eine Frage in den Interviews drehte sich um die Thematik<br />
des richtigen Standortes und der richtigen Nutzung:<br />
Ist die Europaallee der richtige Standort für die <strong>PHZH</strong>?<br />
Und ist die <strong>PHZH</strong> die richtige Nutzung für den Standort<br />
Europaalle? Alle drei Interviewpartner stimmten diesen<br />
zwei Fragen zu.<br />
Nach Aussage von Frau Blatter ist die Europaallee vor<br />
allem aufgrund der guten verkehrlichen Anbindung<br />
der richtige Standort für die <strong>PHZH</strong>. Auf der anderen<br />
Seite ist es die richtige Nutzung, da die vielen Studenten<br />
und jungen Leute eine Belebung dieses Raumes<br />
mit sich bringen.<br />
Herr Annighöfer findet es ist der optimalste Standort<br />
vor allem auch für die Weiterbildung. Für die Studenten<br />
gäbe es auch noch andere gute Standorte. Für<br />
Lehrkräfte hingegen, die aus 171 Gemeinden für die<br />
Weiterbildung anreisen, ist kein Standort besser als einer,<br />
der direkt beim Hauptbahnhof Zürich liegt.<br />
Dass es die richtige Nutzung ist, zeigt sich durch die<br />
gute Durchmischung von Studierenden, Dozenten,<br />
Bankangestellten und Passanten, welche unterschiedliche<br />
Ansichten, Ideen und Konsumverhalten haben.<br />
Nur Bürogebäude oder ein Forschungszentrum wäre<br />
zu einseitig. Positiv ist auch, dass die Europaallee nicht<br />
nur unter der Woche genutzt wird, z.b. von den Studierenden<br />
oder den Bankangestellten, sondern auch<br />
am Wochenende. Es finden Weiterbildungen statt,<br />
Kongresse werden abgehalten und die Sporthallen<br />
werden auch von privaten Vereinen genutzt.<br />
Auch laut Herr Steiger, passt die <strong>PHZH</strong> sehr gut an<br />
diesen Ort. Die 2'500 Studierenden und die ungefähr<br />
10'000 Besuchende, darunter viele Weiterbildende,<br />
sorgen an diesem Standort für eine gute Frequenz.<br />
Diese profitieren wiederum vom zentralen und gut erschlossenen<br />
Standort.<br />
Ein attraktiver Standort ist auch einer der grössten<br />
Wettbewerbsvorteile im interkantonalen Vergleich von<br />
Fachhochschulen. Ein solcher Standort wie die Europaallee<br />
erhöht die Attraktivität eines Studiums und<br />
zieht mehr Studenten an.<br />
Bei der Europaallee widerspiegelt sich das ganze Spektrum der Bevölkerung.<br />
Eine bessere Durchmischung ist kaum möglich.<br />
Wolfgang Annighöfer<br />
Leiter Standortstrategie Kanton Zürich<br />
39
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.4 <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Rolle der Stadt<br />
Die Stadt hat ihre Interessen und Anliegen von Anfang<br />
in der kooperativen Testplanung miteingebracht.<br />
Sie hat das Pflichtenheft zur Testplanung verfasst, in<br />
welchem wichtige Themen wie Nutzung, Freiraum,<br />
Etappierung, Erschliessung geregelt wurden. Dieses<br />
Pflichtenheft wurde mit der SBB und weiteren Experten<br />
gleichberechtigt überarbeitet.<br />
Die Stadt hat dabei übergeordnete Überlegungen angestellt:<br />
Was braucht die Stadt an diesem Ort? Was<br />
macht sie lebendig? Aufgrund dessen wurde ein Nutzungsmix<br />
vorgeschlagen. Der anfängliche Wohnanteil<br />
ab der Kanonengasse wurde nach politischen Diskussion<br />
von 20% auf 40% erhöht. Frau Blatter betont,<br />
dass Wohnen an diesem Standort sehr gehoben ist<br />
und dass dies heute ein Vorwurf ist. Sie gesteht auch<br />
ein, dass man heute bei einer solchen Planung mehr<br />
Druck machen würde bezüglich gemeinnützigem<br />
Wohnungsbau, wie bei der Zollstrasse.<br />
Im Gegensatz zur <strong>Standortentwicklung</strong> hatte die Stadt<br />
im Prozess der Konzentration und der <strong>Standortevaluation</strong><br />
keinen grossen Einfluss.<br />
Nutzung<br />
Nach Aussage von Herr Steiger hat man sich bei der<br />
Frage der Nutzung überlegt, was ein Schwerpunktthema<br />
sein könnte. Die Vermarktung von so viel Fläche<br />
gelingt nicht ohne gewisse Leitideen. So kam man auf<br />
das Thema Bildung, welches in unserer Gesellschaft<br />
eine enorm wichtige Rolle hat und auch noch lange<br />
haben wird. Daraufhin wurden alle Bildungsinstitute<br />
im Kanton und in der Stadt angefragt. Angefangen<br />
hat die SBB bei der ETH und der UNI, welche am interessantesten<br />
gewesen wären. Diese waren jedoch<br />
beide zum damaligen Zeitpunkt nicht interessiert. Vom<br />
Kanton kam schliesslich die Idee der <strong>PHZH</strong> auf mit den<br />
dahinterliegenden Konzentrationsbemühungen.<br />
Der Vorteil für die SBB war, dass die <strong>PHZH</strong> ein Mieter<br />
mit einer positiven Ausstrahlung ist. Dies half dem Projekt<br />
in der öffentlichen Diskussion und schlussendlich<br />
in der Volksabstimmung.<br />
Gemäss Herr Steiger war ein Vorteil der <strong>PHZH</strong> zudem,<br />
dass es im Gestaltungsplan für Sondernutzungen einen<br />
Ausnützungsbonus gab. So konnte der reduzierte<br />
Mietzins mit zusätzlichen Quadratmeter kompensiert<br />
werden. Aufgrund hohen Qualitätsansprüchen des<br />
Gestaltungsplans konnte die zusätzliche Ausnützung<br />
jedoch nicht ganz realisiert werden.<br />
Auch für Herr Annighöfer ist klar, dass die SBB einen<br />
Ankermieter wie die <strong>PHZH</strong> brauchte für die Genehmigung<br />
des Gestaltungsplans. Aus seiner Sicht verlief<br />
dieser Prozess jedoch weit problematischer als Herr<br />
Steiger dies erklärt hat. Der Gestaltungsplan wurde<br />
stark kritisiert, weil einfach nur riesige Flächen und Volumen<br />
feststanden. Die SBB war dringend angewiesen<br />
auf einen Hauptnutzer, der das Projekt in ein besseres<br />
Licht rücken konnte. Durch die <strong>PHZH</strong> wurde der Widerstand<br />
gegen das Projekt kleiner und führte schliesslich<br />
zum Erfolg.<br />
Die Stadt hatte zur Zeit der Testplanung keine spezifischen<br />
Nutzungswünsche. Während der Ausarbeitung<br />
des Gestaltungsplans wurden z.b. Standorte für ein<br />
neues Kongresshaus geprüft. Solche Bedürfnisse der<br />
Stadt waren jedoch schlecht abgestimmt und für die<br />
Entwicklung der Europaallee zu spät eingebracht worden.<br />
40
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
Vermietung<br />
Bei der Vermietung der Verkaufsflächen hat die SBB,<br />
wie auch bei der Suche nach einer Hauptnutzung, ein<br />
Schwerpunktthema gesucht. Sie wollten sich abheben<br />
und abgrenzen von anderen Einkaufsstrassen wie der<br />
Bahnhofsstrasse. Der Vorteil gegenüber der Bahnhofsstrasse<br />
liegt an den grösseren möglichen Verkaufsflächen.<br />
So wurde «Sport und Outdoor» als Schwerpunkt<br />
gewählt. Dieser widerspiegelt sich in Geschäften wie<br />
Transa, Ochsner Sport und kleineren Trendsportläden.<br />
Diese Idee funktioniert jedoch nach Ansicht von Herrn<br />
Steiger nicht sehr gut. Die Vermietung ist ein laufender<br />
Prozess. Wie sich das weiter entwickelt ist schwierig<br />
abzuschätzen. Für die Mieter ist es momentan aber<br />
auch noch schwierig sich zu etablieren, da der Bau der<br />
Europaallee noch weitere acht Jahre dauert und laufend<br />
neue Geschäfte dazukommen. Um ihnen entgegenzukommen<br />
bietet die SBB Staffelmieten an, welche<br />
sich am Fertigstellungsgrad der Europaallee ausrichten,<br />
kombiniert mit einer Umsatzabhängigkeit.<br />
rolle der Sbb<br />
Gemäss Herr Steiger hatte die SBB zu Beginn der Projektentwicklung<br />
die Absicht einige Baufelder zu verkaufen.<br />
Diese Idee wurde schliesslich nicht weiter verfolgt.<br />
Die Europaallee stellt für die SBB eine Chance dar durch<br />
wiederkehrende Erträge ihre Finanzkraft zu steigern.<br />
Dies unterstreicht Herr Annighöfer. Die SBB habe aufgrund<br />
ihrer Anlagepolitik die meisten Baufeldern behalten.<br />
Vor allem die attraktiven Baufeldern bei der<br />
Sihlpost und der <strong>PHZH</strong>, die sogenannten «Filetstückchen»,<br />
wollte die SBB nicht aus der Hand geben. Die<br />
SBB denke sehr unternehmerisch, wenn sie diese<br />
Grundstücke behält um längerfristig Rendite erwirtschaften<br />
zu können.<br />
Wir müssen uns abgrenzen und eine gewisse Einzigartigkeit anstreben.<br />
Wir können nicht das gleiche machen, was es an der Bahnhofsstrasse schon gibt.<br />
Andreas Steiger<br />
Projektleiter «Europaallee» SBB Immobilien<br />
41
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.5 Partizipation | Mitwirkung<br />
Die SBB an sich hat keinen öffentlichen Auftrag für eine<br />
Mitwirkung bei ihren Planungen. Trotzdem hat sie vom<br />
Bund den Auftrag mit den Kantonen und Gemeinden<br />
zusammenzuarbeiten. So unterstützt sie die Stadt, wenn<br />
diese mit Anliegen für eine Mitwirkung kommt. Massgeblich<br />
für sie ist schlussendlich aber nur wie sie zu einer<br />
rechtskräftigen Bewilligung kommen und ein Projekt<br />
entwickeln, welches auf dem Markt erfolgreich ist.<br />
Frau Blatter wie auch Herr Steiger betonen, dass bei der<br />
Europaallee die Mitwirkung eigentlich nur aus Informationsveranstaltungen<br />
bestand und es keine richtige Partizipation<br />
gab. Bei der Planung Zollstrasse hingegen, in welcher<br />
auch die SBB und die Stadt beteiligt sind, fand eine<br />
breitere Mitwirkung statt. Einen noch grösseren Mitwirkungsprozess<br />
hat die Stadt und der Kanton gemeinsam<br />
bei der Planung der Kasernenwiese durchgeführt.<br />
Mitwirkung hat gemäss Frau Blatter heute einen viel höheren<br />
Stellenwert als früher. Meinungen aus dem Quartier<br />
abzuholen und womöglich einfliessen zu lassen ist<br />
wichtig für die Akzeptanz und politische Legitimation.<br />
5.6 Mietverhältnis <strong>PHZH</strong><br />
Laut Herr Annighöfer hat die <strong>PHZH</strong> mit der SBB eigentlich<br />
ein 30-jähriges Vertragsverhältnis. Der Mietpreis<br />
der <strong>PHZH</strong> hat eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl<br />
gespielt. Die SBB sei dem Kanton sehr entgegengekommen<br />
und hätte gemäss Herr Annighöfer darunter<br />
gelitten. Die Banken zahlen pro Quadratmeter<br />
ungefähr das Doppelte.<br />
Herr Steiger sieht dies nicht ganz gleich. Der Mietzins<br />
der <strong>PHZH</strong> ist marktkonform für öffentliche Schulen an<br />
diesem Standort, jedoch nicht für Private. Für eine öffentliche<br />
Schule sei es sicher der höchste Mietzins, den<br />
ein Kanton zahlt. Aber dieser Standort hebt sich auch<br />
ab von anderen Standorten. Für die SBB ist ein solch<br />
langfristiger Vertrag ein Vorteil, auch weil das Risiko,<br />
dass die Miete einmal nicht mehr bezahlt wird relativ<br />
klein ist bei einer kantonalen Schule.<br />
Falls die <strong>PHZH</strong> dennoch einmal ausziehen würde, der<br />
Kanton das Gebäude nicht mehr benötigt und die Europaallee<br />
immer noch floriert, ergibt das gemäss Herr<br />
Steiger ein enormes Potential für eine andere, zahlungskräftigere<br />
Nutzung.<br />
42
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.7 Erkenntnisse aus prozess<br />
Damit die Stadt erste Schlüsse und Erkenntnisse aus<br />
der Planung der Europaallee gewinnen kann, muss die<br />
weitere Entwicklung abgewartet werden. Zudem ist sie<br />
auf Rückmeldungen der SBB wie auch von Mieter angewiesen.<br />
Tauchen Probleme auf müssen diese im Dialog<br />
mit der SBB gelöst werden. Konkrete Werkzeuge der<br />
Stadt für diese Art von Controlling oder Problemlösung<br />
existieren jedoch nicht. Man müsste den Vergleich zur<br />
Entwicklung von Zürich-Nord machen um daraus lernen<br />
zu können. Dort hatte man z.b. gemerkt, dass die<br />
öffentlichen Räume zu wenig belebt sind und dass zu<br />
wenig öffentliche EG-Nutzung vorhanden ist.<br />
Zur künftigen Vorgehensweise bei Planungen mit dem<br />
Kanton erwähnt Frau Blatter die Planung des Kasernenareals.<br />
Durch eine CO-Projektleitung findet eine<br />
grössere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kanton<br />
statt. Es werden die Bedürfnisse der Stadt, des Kantons<br />
und auch der betroffenen Quartiere abgeholt.<br />
Das Problem, dass ortsgebundene Bedürfnisse nicht<br />
rechtzeitig bewusst und zeitgerecht angemeldet werden,<br />
hat man jedoch immer. Während der Erarbeitung<br />
der Testplanung gab es solche Bedürfnisse der Stadt<br />
nicht. Erst beim Gestaltungsplan hatte man parallel<br />
dazu auch mögliche Standorte für das Kongresshaus<br />
geprüft. Als möglicher Standort war die Planung der<br />
Europaallee jedoch zu weit fortgeschritten.<br />
Für Herr Annighöfer ergeben sich Erkenntnisse aus<br />
dem Prozess der gesamten Planung. Mit der Post waren<br />
die Verhandlungen, vor allem für Mietverträge<br />
sehr schwierig und kompliziert. Mit der SBB hat das<br />
viel besser geklappt. Man hatte ein gutes Verhältnis<br />
und der gesamte Prozess der Planung und auch die<br />
Realisierung verlief unproblematisch. Termine wurden<br />
eingehalten und finanziell gesehen kamen keine unerwarteten<br />
Ereignisse.<br />
43
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />
5<br />
5.8 persönliche meinungen der interviewpartner<br />
sbb<br />
Herr Steiger gefällt vor allem die städtebauliche Konstruktion<br />
des erhöhten Campusplatzes bei der <strong>PHZH</strong>.<br />
Er besitzt wie auch der Innenhof der UBS eine hohe<br />
Aufenthaltsqualität, ist öffentlich zugänglich und ist<br />
umgeben von einer sehr dichten Bebauung. Besonders<br />
angetan ist er vom spontanen Treiben der Studenten,<br />
wenn sie z.b. Konzerte veranstalten auf dem Campusplatz.<br />
An dieser Lage funktioniert dies nur mit diesen<br />
nach aussen geschlossenen Räumen.<br />
Problematisch findet er die Seitengassen. Räumlich gesehen<br />
sind sie zwar spannend mit einer Breite von 10<br />
m auf 30 m Gebäudehöhe. Jedoch sind sie äusserst<br />
funktional angelegt und bieten wenig Möglichkeiten,<br />
dass dort etwas entstehen könnte. Zu Randzeiten können<br />
sie sogar sehr kritische Räume darstellen. In diesen<br />
Passagen mehr öffentliche EG-Nutzung reinzubringen<br />
ist jedoch auch schwierig. Nutzungen können nicht<br />
überall angeboten werden, sondern müssen auch konzentriert<br />
werden. Zudem braucht die Logistik, z.b. Garageneinfahrten,<br />
auch irgendwo ihren Platz.<br />
Besser machen könnte man die Anordnung der Parkierungsanlagen.<br />
Anstatt diese Baufeld für Baufeld zu<br />
planen, müsste man sie übergeordnet anschauen.<br />
Eindrücklich an der hohen Dichte der Europaallee ist<br />
zudem die Tatsache, dass es im Endausbau voraussichtlich<br />
ein weniger grosses Verkehrsaufkommen gibt<br />
als vorher mit dem Postversandzentrum.<br />
Stadt und kanton<br />
Frau Blatter ist sehr zufrieden mit dem Projekt Europaallee.<br />
Die Planung ist für ein Projekt dieser Grössenordnung<br />
sehr zügig abgelaufen. Aus städteplanerischen<br />
und städtebaulicher Sicht kann das Projekt ein<br />
Vorzeigebeispiel sein, wie man ein solches entwickelt.<br />
Persönlich gefällt ihr die hohe Qualität und Hochwertigkeit<br />
der Gebäude und die Architektur. Nicht so gelungen<br />
sei die Einkaufspassage. Solche Einkaufspassagen<br />
sind immer heikel, aber diese ist leider sehr 0815<br />
ausgefallen. Das Beste darin ist noch der Coop.<br />
Wolfgang Annighöfer von der Bildungsdirektion des<br />
Kantons Zürich ist mit dem Endergebnis des neuen<br />
Campus zufrieden. Das Projekt sieht gut aus und hat<br />
eine hohe Qualität.<br />
Die Europaallee kann ein ziemlich gutes Stück<br />
zürcherische Architektur werden.<br />
Mireille Blatter<br />
Gebietsmanagerin «Europaallee» Stadt Zürich<br />
44
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
6<br />
6.1 fazit<br />
In dieser Arbeit wurde die Standortpolitik am Beispiel<br />
der <strong>PHZH</strong> in die Phasen <strong>Standortevaluation</strong>, <strong>Standortentwicklung</strong><br />
und soziökonomische Auswirkungen<br />
unterteilt. In den einzelnen Kapiteln wurden die unterschiedlichen<br />
Verfahren und Abläufe, Interessen sowie<br />
Akteure detailliert betrachtet. Die verschiedenen<br />
Phasen wurden einzeln und gewissermassen isoliert<br />
voneinander beschrieben.<br />
Bei genauerer Betrachtung wurde jedoch deutlich, dass<br />
eine Kausalkette zwischen der Evaluation eines Standorts,<br />
der Entwicklung dieses Gebiets und die Effekte,<br />
die durch diese Planung ausgelöst werden, erkennbar<br />
ist. Deshalb sollte bei der Betrachtung einer Gebietsplanung<br />
immer auch die Vorgeschichte einer Planung<br />
und mögliche Auswirkungen sowie die unterschiedlichen<br />
Interessengruppen einbezogen werden.<br />
Mit dem Fokus auf spezifische Punkte, wie Akteure, Interessen<br />
sowie Chancen und Risiken, konnten wichtige<br />
Problemstellungen und Herausforderungen bei der<br />
Standortplanung eruiert werden. Dabei interessieren<br />
v.a. die planerischen Abhängigkeiten und Korrelationen,<br />
aber auch Zielkonflikte.<br />
Die Beteiligten verfolgen je nach Situation und Problemstellung<br />
unterschiedliche Interessen, die sich tangieren,<br />
widersprechen aber auch decken können. In<br />
diesem Kapitel, welches die Arbeit abschliessen wird,<br />
sollen diese vielfältigen Wechselwirkungen aufgedeckt<br />
und kritisch betrachtet werden.<br />
45
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
6<br />
6.2 synthese<br />
<strong>Standortevaluation</strong><br />
In der Phase der <strong>Standortevaluation</strong> waren vergleichsweise<br />
wenige Akteure beteiligt. Der Kanton und der<br />
Hochschulrat haben bei der Standortsuche, bzw. –<br />
wahl die Hauptrollen übernommen. Die SBB und die<br />
Post beteiligten sich in dieser Zeit nicht am Evaluationsverfahren.<br />
Die SBB hatte dennoch indirekt grosses Interesse<br />
an der Standortwahl, da sie zu dieser Zeit einen<br />
öffentlichen Nutzer als Ankermieter für die Europaallee<br />
suchte. Die <strong>PHZH</strong> sollte mit ihrem Campus das Quartier<br />
beleben und als architektonischer Leuchtturm den<br />
Auftakt für die weitere Gebietsentwicklung bilden.<br />
Die Interessen und Ziele des verschiedenen Akteure<br />
widersprachen sich in der Phase der <strong>Standortevaluation</strong><br />
kaum: Mit der räumlichen Konzentration an einem gut<br />
erreichbaren und zentralen Standort konnte der Kanton<br />
seine Bildungsinstitution stärken, Entwicklungsund<br />
Expansionsmöglichkeiten sichern sowie gleichzeitig<br />
Kosten sparen. Die SBB erhielten mit der <strong>PHZH</strong><br />
gleichzeitig den idealen Nutzer und einen guten Partner<br />
bei der Aushandlung der Mietverträge. Mit ihrer<br />
öffentlichen Nutzung war die <strong>PHZH</strong> für die politischen<br />
Akzeptanz und die Vermarktung des Areals essentiell.<br />
Die <strong>PHZH</strong> war im Gegenzug das städtebauliche Aushängeschild<br />
des neuen Quartiers und erhielt so die nötige<br />
Aufmerksamkeit für die Positionierung der eigenen<br />
Institution als attraktiven Aus- und Weiterbildungsort.<br />
Am neuen Campus konnte sie zudem Synergieeffekte<br />
nutzen sowie ihre betrieblichen und strukturellen Probleme<br />
lösen, die sich aus der Verteilung auf mehrere<br />
Standorte ergaben.<br />
Ausschlaggebend für das Fehlen klassischer Interessenskonflikte<br />
war das Vorhandensein eines Marktes. Die SBB<br />
ging aktiv auf den Kanton zu und bot ihm Land von einmaliger<br />
Lagequalität an. Der Kanton war wiederum war<br />
auf der Suche nach Standorten, um seine Bildungsinstitutionen<br />
zu konzentrieren. Diese klassische Win-Win-<br />
Situation war eine einmalige Chance und ermöglichte<br />
eine gute Verhandlungsbasis für die Aushandlung der<br />
Mietverträge sowie weitere finanzielle Vereinbarungen.<br />
Gleichzeitig wurde die Grundlage für die weitere planerische<br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>PHZH</strong> und SBB im Rahmen<br />
des Projekts Europaallee gelegt.<br />
Folglich erstaunt auch der grosse politische Zuspruch<br />
für den Standortentscheid nicht. Die gute Zusammenarbeit,<br />
die Durchführung einer Testplanung sowie<br />
verschiedene Wirtschaftlichkeitsberechnungen und<br />
Machbarkeitsstudien hatten während des Meinungsbildungsprozesses<br />
die nötigen Argumente geliefert.<br />
Ohne das aktive Auftreten der SBB wäre es dem Kanton<br />
hingegen möglicherweise nicht gelungen in dieser kurzen<br />
Zeit [5 Jahre] einen derartigen Standort zu finden. Vor allem<br />
weil er momentan noch nicht über ein standardisiertes<br />
Evaluationsverfahren bei der Standortsuche verfügt.<br />
46
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
6<br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
Neben der SBB und Stadt, die in der Phase der <strong>Standortentwicklung</strong><br />
neu die Hauptrollen übernehmen,<br />
kommen mit Architekten, Masterplaner und Totalunternehmer<br />
weitere Akteure hinzu. Während der<br />
<strong>Standortevaluation</strong> spielte die Stadt kaum eine nennenswerte<br />
Rolle. Sie hat sich nicht am Prozess beteiligt<br />
und hielt sich bei der Standortsuche zurück. Sie hat<br />
dem Kanton keine Anweisungen zu möglichen und<br />
aus ihrer Sicht sinnvollen Standorten gemacht und sich<br />
auch nicht selbst ins Rennen um den Standort Europaallee<br />
ins Rennen gebracht [z.B. als möglicher Standort<br />
für das neue Kongresshaus].<br />
In der Entwicklungsphase mit einem Zeithorizont von<br />
etwa 20 Jahren greift sie nun aber aktiv in das Geschehen<br />
ein, währendem sich der Kanton kaum noch an<br />
der Planung beteiligt. Als wichtigste Planungspartnerin<br />
der SBB wurden in einem Konzept gemeinsame Ziele<br />
für die Entwicklung des Gebiets definiert und der<br />
Gestaltungsplan ausgearbeitet, der die städtebaulichen<br />
Spielregeln für die Europaallee festhält. In diesem<br />
Prozess hat die Stadt auch versucht, eigene Interessen<br />
durchzusetzen. Dazu gehören neben einer nachhaltigen<br />
Stadtverdichtung und der Schaffung öffentlicher<br />
Räume auch die Festlegung von Mindestanteilen z.B.<br />
bei Wohnnutzungen.<br />
Auch die SBB ist als Projektentwicklerin und Vermieterin<br />
an einem belebten Quartier mit vielfältigen Nutzungen<br />
interessiert. Die <strong>PHZH</strong> als öffentlichen Ankermieter,<br />
welche die SBB im Rahmen der <strong>Standortevaluation</strong><br />
«gefunden» hat, wird dabei Teil des angestrebten<br />
breiten Mietermix. Dafür braucht sie möglichst flexible<br />
Nutzungsbedingungen, mit denen sich eine marktgerechte<br />
Angebotsplanung umsetzen lässt. Denn die SBB<br />
ist primär an einer ertragsreichen Immobilienbewirtschaftung<br />
interessiert. Folglich ist auch kein gemeinnütziger<br />
Wohnungsbau vorgesehen.<br />
Hier befindet sie sich in einem klaren Zielkonflikt mit<br />
der Stadt, die gerne Mindestanteile im Gestaltungsplan<br />
vorgeschrieben hätte, sich aber in den Verhandlungen<br />
nicht durchsetzen konnte. Inwiefern hier der<br />
Kompromiss zustande kam, konnte nicht in Erfahrung<br />
gebracht werden. Da die SBB die Eigentümerin<br />
des gesamten Grundstücks ist, befindet sie sich aber<br />
sicher in einer vorteilhaften Verhandlungsposition.<br />
Bei einer derart grossen Gebietsentwicklung mit nur<br />
einem Bauherr und einem Eigentümer besteht ein gewisses<br />
Risiko, dass sich private Interessen mehrheitlich<br />
über öffentliche Interessen hinwegsetzen. Da aber der<br />
Bund der Hauptaktionär der SBB Immobilien Development<br />
Europaallee ist, relativiert sich die Frage nach<br />
dem Nutzen für die Öffentlichkeit grösstenteils auch<br />
gleich wieder. Zumindest ein Teil der erwirtschafteten<br />
Erträge fliesst schliesslich in Form von Investitionen in<br />
den öffentlichen Verkehr zurück. Dennoch kann das<br />
Vorgehen der SBB kritisch hinterfragt werden. Sie beschäftigt<br />
sich nicht mit möglichen sozioökonomischen<br />
Auswirkungen auf das Quartier und fühlt sich auch<br />
nicht zur Mitwirkung oder zum Einbezug der lokalen<br />
Quartierbevölkerung verpflichtet. Jedoch wird der Europaallee<br />
in jedem Fall positive oder negative Effekte<br />
auf die umliegenden Quartiere haben.<br />
Die SBB sieht im Fall der Europaallee in erster Linie den<br />
attraktiven Immobilienmarkt und das grosse Renditepotential,<br />
dass sich aufgrund des geringen Angebots<br />
an [günstigen] Büro-, Retail- und Wohnflächen in der<br />
Stadt Zürich ergibt. Dabei soll das Stadtquartier, gemäss<br />
dem Auftrag des Bundes, zu einem «Dienstleistungszentrum»<br />
aufgewertet werten.<br />
Die Stadt ist jedoch, wie bereits erwähnt, an einer sozialverträglichen<br />
Nutzung und bezahlbaren Wohnraum<br />
an der Europaallee interessiert. Gleichzeitig sieht aber<br />
auch sie die enormen Möglichkeiten und Chancen<br />
dieses Schlüsselgebiets von überregionaler Bedeutung,<br />
dessen Entwicklung nicht zuletzt die Stadt Zürich im<br />
nationalen Standortwettbewerb stärkt. Dieser Widerspruch<br />
wird auch in der Phase der sozioökonomischen<br />
Auswirkungen immer wieder auftauchen.<br />
47
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
6<br />
Sozioökonomische Auswirkungen<br />
In der Phase der sozioökonomischen Auswirkungen<br />
greifen mit der Quartierbevölkerung und den Gewerbetreibenden<br />
erneut neue Akteure in das Geschehen ein,<br />
währendem sich die SBB grösstenteils zurückzieht. Die<br />
Menschen verfolgen die Ziele, günstigen Wohn- und<br />
Gewerberaum zu erhalten, die Verdrängung der lokalen<br />
Bevölkerung zu verhindern sowie die Identität und die<br />
bestehenden Sozialstrukturen des Quartiers zu bewahren.<br />
Einige Ziele der Stadt decken sich durchaus mit den<br />
Anliegen der Quartierbewohnenden. Auch sie will den<br />
Charakter des Quartiers erhalten und weiterhin eine<br />
gute soziale Durchmischung. Gemäss der Stadt ist dies<br />
aber momentan nicht der Fall. Ohne Quartiererneuerung<br />
besteht das Risiko einer gesellschaftlichen Abwärtsspirale,<br />
die eine negative soziale Quartierentwicklung zur<br />
Folge hat. In den betroffenen Gebieten soll folglich eine<br />
Aufwertung und Erneuerung der Bausubstanz sowie<br />
eine ausgewogenere Sozialstruktur erreicht werden.<br />
Durch die Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang<br />
unternutzten Areals führt die Europaallee<br />
zwangsläufig zu einer Aufwertung der umliegenden<br />
Gebieten in Form von neuen Nutzungen, dem Zuzug<br />
einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven<br />
öffentlichen Räumen. Die Planung erhöht<br />
den Investitionsdruck in den nahen Quartiergebieten,<br />
wobei die Entwicklung quasi auf die umliegenden<br />
Strassen «überschwappt». An diesen Standorten werden<br />
plötzlich vernachlässigte, günstige Immobilien für<br />
Investitionen interessant. Diese Entwicklung kann für<br />
das Quartier positiv sein, da sie zu zahlreichen Verbesserungen,<br />
wie einem attraktiveren Wohnumfeld und<br />
besserer Wohnsubstanz führt. Auf der anderen Seite<br />
entsteht mit einer rein ertragsorientierten Immobilienbewirtschaftung,<br />
wie sie an der Europaallee praktiziert<br />
wird, die Gefahr einer «Wohlstandsinsel von Büronutzungen»<br />
innerhalb eines ökonomisch schwächeren<br />
Stadtteils mit vielen Wohnungen. Die schlechte soziale<br />
Durchmischung der Mieterschaft in diesem neuen<br />
Stadtteil führt dann wahrscheinlich auch zu höheren<br />
Mietpreisen in den umliegenden Quartierteilen. Diese<br />
Entwicklung hat wiederum zur Folge, dass sozial<br />
schwächere Menschen und ertragsarme Nutzungen<br />
aus dem Quartier an weniger attraktive Standorte an<br />
den Stadtrand verdrängt werden sowie bestehende soziale<br />
Quartierstrukturen zerstört werden.<br />
Bei diesem Prozess ist zu beachten, dass die Quartierbevölkerung<br />
nicht aktiv an der Planung beteiligt wurde<br />
und kaum Möglichkeiten hat, eigenständig auf die Entwicklungen<br />
zu reagieren. Sie kann aber versuchen, in<br />
Form von Motionen und Petitionen, auf den politischen<br />
Prozess Einfluss zu nehmen. Ansonsten befindet sie sich<br />
in einer schwachen Position und braucht politische Verbündete,<br />
die sich für ihre Interessen einsetzen. Chancen<br />
für eine sozialverträgliche Quartiererneuerung,<br />
wie sie auch die Stadt will, sind z.B. Mindestanteile für<br />
gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />
bei städtischen Wohnprojekten. Aber auch ein intensiver<br />
Einbezug der Eigentümer und die aktive Teilnahme<br />
der Bevölkerung im Rahmen von Stadterneuerungsprojekten<br />
[z.B. projects urbains] kann sehr sinnvoll und<br />
zweckmässig sein. In jedem Fall sollten die Ängste der<br />
Quartierbevölkerung ernst genommen werden. Allerdings<br />
kann die Angst vor Veränderung und Festhalten<br />
an Bestehendem auch eine nachhaltige und zukunftsorientierte<br />
Quartierentwicklung verhindern.<br />
Mit dem Abschluss der <strong>Standortevaluation</strong> und der<br />
Arealplanung ist also die Entwicklung eines Gebiets<br />
keinesfalls abgeschlossen. Standortpolitik verlangt die<br />
Auseinandersetzung mit möglichen sozioökonomischen<br />
Auswirkungen die eine Planung auslösen kann.<br />
Mit der Grossplanung Europaallee wird nicht nur das<br />
beplante Areal verändert, sondern es setzt auch ein<br />
Wandel in den angrenzenden Quartierteilen ein. Diese<br />
Transformationsprozesse sind dynamisch und sehr<br />
schwer zu prognostizieren, da sie von unzähligen Faktoren<br />
abhängig sind. Diese Auswirkungen bewegen<br />
sich in einem Zeithorizont von ungefähr 60-80 Jahren<br />
und sind zum jetzigen Zeitpunkt teilweise noch gar<br />
nicht wahrnehmbar, bzw. messbar. Bei den in dieser<br />
Synthese erwähnten Aussagen zu den Auswirkungen<br />
handelt sich daher um Thesen, die heute noch nicht<br />
angemessen verifiziert werden können. Dennoch sollten<br />
mögliche durch Standortpolitik ausgelöste Effekte<br />
bereits bei der <strong>Standortevaluation</strong> beachtet werden,<br />
damit eine sozialverträgliche <strong>Standortentwicklung</strong><br />
möglich wird.<br />
48
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
6<br />
6.3 Zusammenfassung synthese<br />
Akteure<br />
<strong>Standortevaluation</strong><br />
Akteure<br />
<strong>Standortentwicklung</strong><br />
Akteure<br />
Soziökonomische Auswirkungen<br />
Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) SBB, <strong>PHZH</strong>, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Quartierbewohnende, Gewerbebetreibende, Stadt, (SBB)<br />
Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab<br />
Zeithorizont 5 Jahre (2002-2007) Zeithorizont 20 Jahre (2000 - 2020)<br />
Zeithorizont 2005)<br />
Hauptinteressen<br />
und Ziele<br />
Kanton "Richtiger" Standort für <strong>PHZH</strong> finden SBB "Richtige" Nutzung am Standort definieren<br />
Hauptinteressen<br />
und Ziele<br />
Bevölkerung und<br />
Gewerbe<br />
Günstiger Wohn-, Gewerberaum erhalten<br />
Räumliche Konzentration von Nutzungen Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Verdrängung Eingesessene verhindern<br />
Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach<br />
Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort<br />
marktwirtschaftlichen Kriterien<br />
Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung<br />
Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez")<br />
Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier<br />
Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern<br />
<strong>PHZH</strong>)<br />
Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren<br />
Kosteneinsparungen <strong>PHZH</strong> klare Identität und Funktionalität am neuen Standort Stadt Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz<br />
Monofunktionale Quartiere vermeiden, Mischnutzung fördern und<br />
<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung<br />
erhalten<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
strukturelle Probleme beheben Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren<br />
Handlungsspielräume lokalisieren<br />
Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />
Identifikation mit Ort und Institution stärken<br />
Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />
auf viele Standorte<br />
steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />
zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />
alten Standorten<br />
vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />
Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />
Fachhochschulen)<br />
Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />
Abb. 20: Synthese-Tabelle zu den Kapiteln 2, 3 und 4<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
✗<br />
✓<br />
✓<br />
Stadt<br />
Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />
Bedeutung<br />
Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />
Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />
Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />
Mindestanteile festlegen<br />
Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />
Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />
durch SBB<br />
Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />
Wohnflächen<br />
Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />
Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />
Arbeitskräften<br />
Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />
Eigentümer für Investitionen geweckt<br />
Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />
Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />
Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />
Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />
attraktiven, öffentlichen Räumen<br />
Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />
nahen Quartiergebiete<br />
Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />
vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />
interessant<br />
Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen<br />
und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />
Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />
Bedürfnisse angepasstes Angebot<br />
Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />
Kantonales Fachhochschulgesetz Mietverträge Workshops und Mitwirkungen<br />
Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />
Kommissionen Informationsveranstaltungen Volksabstimmung, Motion, Petition<br />
standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />
durch Kanton)<br />
Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />
fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />
Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />
Synergien genutzt<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen<br />
(Uni, ETH)<br />
Hauptinteressen<br />
und Ziele<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />
vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />
✗ Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓<br />
✗<br />
✗<br />
fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />
ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />
umliegenden Quartier)<br />
trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des<br />
Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
✓<br />
✗<br />
umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />
erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />
Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />
als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />
Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung<br />
ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />
Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen<br />
sozialen Quartierentwicklung<br />
49
<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung erhalten<br />
Auslöser<br />
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />
<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Fazit und synthese<br />
Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />
vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />
Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />
vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />
interessant<br />
Reform Ausbildungsstrukturen <strong>Standortevaluation</strong> (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />
Stärkung <strong>Standortentwicklung</strong><br />
Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />
Neue Soziökonomische Nachbarschaft stört sich Auswirkungen<br />
an bestehenden Quartiernutzungen<br />
Akteure<br />
Fachhochschulen)<br />
Akteure<br />
Arbeitskräften<br />
Akteure<br />
und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />
Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />
Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />
Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) SBB, <strong>PHZH</strong>, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Bedürfnisse Quartierbewohnende, angepasstes Gewerbebetreibende, Angebot Stadt, (SBB)<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Zeithorizont 5 Jahre (2002-2007)<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Zeithorizont 20 Jahre (2000 - 2020)<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Zeithorizont<br />
Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab<br />
2005)<br />
Hauptinteressen Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Hauptinteressen Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Hauptinteressen Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />
und Ziele<br />
Kantonales Fachhochschulgesetz und Ziele<br />
Mietverträge und Ziele<br />
Workshops und Mitwirkungen<br />
Kanton<br />
Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung<br />
Kommissionen<br />
"Richtiger" Standort für <strong>PHZH</strong> finden SBB<br />
Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb<br />
Informationsveranstaltungen<br />
"Richtige" Nutzung am Standort definieren<br />
Bevölkerung und<br />
Gewerbe<br />
Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />
Volksabstimmung,<br />
Günstiger Wohn-, Gewerberaum<br />
Motion, Petition<br />
erhalten<br />
Räumliche Konzentration von Nutzungen Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Verdrängung Eingesessene verhindern<br />
Chancen (✓) und<br />
Chancen (✓) und<br />
Chancen (✓) und<br />
Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach<br />
Risiken (✗)<br />
Risiken (✗)<br />
Risiken (✗)<br />
Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort<br />
marktwirtschaftlichen Kriterien<br />
Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung<br />
standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />
Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />
umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />
✓ Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken ✓ flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung ✓ Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez")<br />
durch Kanton)<br />
vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />
erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />
Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier<br />
Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />
Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />
✗ Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern<br />
✗ Private <strong>PHZH</strong>) Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓ Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren<br />
fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />
als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />
Kosteneinsparungen <strong>PHZH</strong> klare Identität und Funktionalität am neuen Standort Stadt Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz<br />
fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />
Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />
Monofunktionale Intensiver Einbezug Quartiere der Eigentümer vermeiden, bei der Mischnutzung Quartiererneuerung fördern und<br />
✓<br />
✗ ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />
✓<br />
<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen genutzt<br />
Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung<br />
erhalten ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />
umliegenden Quartier)<br />
✓<br />
✗<br />
strukturelle Verbesserung Probleme der Zusammenarbeit beheben mit anderen Bildungseinrichtungen<br />
Langfristiges trotz grossen Mietverhältnis Anstrengungen zu und guten flexibler Konditionen Auslegung des<br />
Nutzungskonflikte Beginn einer "gesellschaftlichen (Lärm, Abfall, Abwärtsspirale"und Verkehr usw.) minimieren einer negativen<br />
✗ Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />
✗<br />
(Uni, ETH)<br />
Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />
sozialen Über die Quartierentwicklung<br />
Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />
Handlungsspielräume<br />
räumliche Konzentration<br />
lokalisieren<br />
an einem einzigen Standort führt zu lokalen<br />
Stadt<br />
Bedeutung<br />
Der Mietermix, die Organisation der öffentlichen Räume oder die<br />
Angst<br />
Eigentümer<br />
vor Veränderung<br />
für Investitionen<br />
und Festhalten<br />
geweckt<br />
an Bestehendem verhindert<br />
✗<br />
Monofunktionsstrukturen<br />
Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />
✗<br />
Nutzungsangebote führen nicht zu einer Belebung des Gebiets<br />
nachhaltige und zukunftsorientierte Quartierentwicklung<br />
Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />
Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />
Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />
Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />
Abb. 20: Synthese-Tabelle Identifikation mit zu Ort den und Institution Kapiteln stärken 2, 3 und 4<br />
Mindestanteile festlegen<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
✗<br />
✓<br />
✓<br />
strukturelle Probleme beheben Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren<br />
Handlungsspielräume lokalisieren<br />
Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />
Identifikation mit Ort und Institution stärken<br />
Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />
auf viele Standorte<br />
steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />
zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />
alten Standorten<br />
Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />
auf viele Standorte<br />
steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />
zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />
alten Standorten<br />
vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />
Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />
Fachhochschulen)<br />
Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />
Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />
Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />
durch SBB<br />
Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />
Wohnflächen<br />
Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />
Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />
Arbeitskräften<br />
Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />
Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />
Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />
attraktiven, öffentlichen Räumen<br />
Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />
nahen Quartiergebiete<br />
Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />
vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />
interessant<br />
Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen<br />
und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />
Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />
Bedürfnisse angepasstes Angebot<br />
Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />
Kantonales Fachhochschulgesetz Mietverträge Workshops und Mitwirkungen<br />
Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />
Kommissionen Informationsveranstaltungen Volksabstimmung, Motion, Petition<br />
standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />
durch Kanton)<br />
Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />
fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />
Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />
Synergien genutzt<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen<br />
(Uni, ETH)<br />
Stadt<br />
Auslöser<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />
vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />
✗ Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓<br />
✗<br />
✗<br />
Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />
Bedeutung<br />
Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />
Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />
Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />
Mindestanteile festlegen<br />
Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />
Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />
durch SBB<br />
Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />
Wohnflächen<br />
fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />
ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />
umliegenden Quartier)<br />
trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des<br />
Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />
Auslöser<br />
Auslöser<br />
Werkzeuge und<br />
Instrumente<br />
Chancen (✓) und<br />
Risiken (✗)<br />
✓<br />
✓<br />
✗<br />
Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />
Eigentümer für Investitionen geweckt<br />
Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />
Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />
Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />
Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />
attraktiven, öffentlichen Räumen<br />
Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />
nahen Quartiergebiete<br />
umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />
erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />
Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />
als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />
Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung<br />
ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />
Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen<br />
sozialen Quartierentwicklung<br />
6<br />
50
quellenverzeichnis<br />
Literatur<br />
Die Schweizer Fachhochschulen - Ein Überblick für Gutachterinnen<br />
und Gutachter in Akkreditierungsverfahren; Bundesamt für Berufsbildung<br />
und Technologie BBT; Oktober 2009<br />
Die Entstehung einer Hochschule - ZHAW Zürcher Hochschule für<br />
Angewandte Wissenschaften; Ursula Hasler Roumois, Esther Girsberger,<br />
Thomas Buomberger; Orell Füssli Verlag AG; Zürich 2011<br />
Hochschulzentrum vonRoll; Amt für Grundstücke und Gebäude des<br />
Kantons Bern; November 2013<br />
Umbau Toni-Areal - Bauprojekt; Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt;<br />
Dezember 2011<br />
Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich (PH Zürich); http://www.<br />
phzh.ch/Documents/phzh.ch/Ueber_uns/Factsheet_<strong>PHZH</strong>_D.pdf [zuletzt<br />
besucht: 19.12.2013]<br />
PH Zürich; Jahresberichte 2003, 2006, 2012; Pädagogische Hochschule<br />
Zürich; Zürcher Fachhochschule<br />
Regierungsratsbeschluss 0294_001; Auszug aus dem Protokoll des<br />
Regierungsrates des Kantons Zürich; Sitzung vom 11. Mai 2005;<br />
Standortstrategie der Zürcher Fachhochschule<br />
Beschluss des Kantonsrates über die Genehmigung der Abrechnung<br />
des Kredites für den Vermieterausbau in der LIegenschaft Sihlpost<br />
(Baufeld A) für die Pädagogische Hochschule Zürich; Antrag des Regierungsrates<br />
vom 18. September 2013; Zürich September 2013<br />
Projekt Pädagogische Hochschule - Schlussbericht zur Projektphase I;<br />
Bildungsdirektion des Kantons Zürich; April 2000<br />
Einweihungsdokumentation Campus Pädagogische Hochschule Zürich;<br />
Baudirektion des Kantons Zürich; 2012<br />
Projektentwicklung Sihlpost / Pädagogische Hochschule; interne Power-Präsentation;<br />
Die Schweizerische Post - Immobilien; Besprechung<br />
vom 13. April 2005<br />
Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan nach Art.<br />
47 Raumplanungsverordnung; Schweizerische Bundesbahnen SBB;<br />
Zürich 10. November 2005 [angepasst 12. Juli 2006]<br />
presse<br />
«Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung SZ vom Freitag, 29.<br />
November 2013; Laura Weissmüller; München November 2013<br />
«Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof: Zollstrasse etwas weniger<br />
hoch als Europaallee»; Neue Zürcher Zeitung NZZ vom Mittwoch,<br />
22.Mai 2013; von Irène Troxler; Zürich Mai 2013<br />
«Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4 verdrängt»; Tages-<br />
Anzeiger vom 08. November 2011; von Denise Marquard; Zürich<br />
November 2011<br />
«Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung vom 6. Oktober 2011;<br />
Nicole Soland<br />
«Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste; Ausgabe<br />
02_2010; Zürcher Hochschule der Künste, Zürcher Fachhochschule<br />
Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers vom Montag,17.<br />
September 2012; Tamedia AG; September 2012<br />
Internet<br />
http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/kennzahlen.html<br />
[zuletzt besucht: 19.12.2013]<br />
http://www.europaallee.ch/de/europaallee/projekt/facts_figures.html<br />
[19.12.2013]<br />
http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/leitbild_konzept.html<br />
[19.12.2013]<br />
AL-Aktion: Mehr bezahlbare Wohnungen auf dem Zollstrasse-<br />
Areal; http://al-zh.ch/aktuelles/artikel/article/al-aktion-mehr-bezahlbare-wohnungen-auf-dem-zollstrasse-areal.html;<br />
24. August 2013<br />
[19.12.2013]<br />
interviews<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer; Bildungsdirektion Kanton Zürich;<br />
Leiter Standortstrategie Zürcher Fachhochschule;<br />
Montag, 11. November 2013; Zürich<br />
Interview mit Mireille Blatter; Amt für Städtebau der Stadt Zürich;<br />
Gebietsmanagerin Europaallee;<br />
Donnerstag, 21. November 2013; Zürich<br />
Interview mit Andreas Steiger; SBB Immobilen Development Zürich;<br />
Projektleiter Europaallee;<br />
Donnerstag, 21. November 2013; Zürich
abbildungsverzeichnis<br />
Abb.<br />
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1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
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10<br />
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13<br />
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16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
Übersicht Zürcher Fachhochschule<br />
neuer Von-Roll-Campus der PH Bern<br />
Visualisierung des neuen ZHdK-Campus<br />
Ehemaliges Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong><br />
Neues Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong><br />
Ablauf <strong>Standortevaluation</strong> Kanton Zürich<br />
Strategie Zürcher Fachhochschulen<br />
Die ehemalige «neue» Sihlpost<br />
Übersichtsplan der Stadt Zürich<br />
Luftbild mit dem Projekt «Europaallee»<br />
Ablauf Projekt «Europaallee»<br />
Planungsverfahren Europaallee<br />
Überblick Baufelder<br />
Übersicht Teilprojekte<br />
Ablauf Planung Campus <strong>PHZH</strong><br />
Leserkommentare Tages-Anzeiger<br />
Portrait Wolfgang Annighöfer<br />
Portrait Mireille Blatter<br />
Portrait Andreas Steiger<br />
Synthese-Tabelle<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
http://files.newsnetz.ch/bildlegende/125912/1555514_pic_970x641.jpg [zuletzt besucht: 19. Dezember 2013]<br />
http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Projekt_fuer_Kunsthochschule_in_Zuerich_vorgestellt_25024.html [19.12.2013]<br />
http://files.newsnetz.ch/bildlegende/96374/1200044_pic_970x641.jpg [19.12.2013]<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
http://www.hochparterre.ch/uploads/tx_hochparterre/0687B-031-1.jpg [19.12.2013]<br />
Eigenproduktion Autoren; Grundlage: Web-GIS des Kantons Zürich<br />
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2011-06-14_08-28-18_Switzerland_Kanton_Z%C3%BCrich_Z%C3%BCrich_Holzwiese.jpg [19.12.2013]<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
http://www.europaallee.ch/de/europaallee/baufelder_etappen.html [19.12.2013]<br />
http://www.europaallee.ch/de/europaallee/vermietung-verkauf-retail-gastro/verfuegbare-flaechen.html [19.12.2013]<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Zuerich-gehoert-uns-allen/story/26396891?comments=1 [19.12.2013]<br />
http://www.zhdk.ch/fileadmin/data_subsites/data_toni/Publikationen/Seiten_aus_zett_10-2_Annighoefer.pdf [19.12.2013]<br />
freundlicherweise von Mireille Blatter zur Verfügung gestellt<br />
http://www.nnbs.ch/uploads/tx_templavoila/Steiger.png [19.12.2013]<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
Titelbild<br />
Collagen<br />
- FZH<br />
- <strong>PHZH</strong><br />
- Europaallee<br />
- Kreis 4<br />
Eigenproduktion Autoren<br />
verschiedene Eigenproduktionen der Autoren; diverse Photographien von www.flickr.com
anhang
INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />
Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />
1] Wann erfolgte der erste Anstoss zur Idee die pädagogische<br />
Hochschule an einem Standort zu konzentrieren?<br />
Etwa 2002, 2005, zwar ist ja das ganze Gebiet, also die Europaallee,<br />
hat's ja einen relativ langen Prozess für einen Gestaltungsplan gegeben.<br />
Und die SBB und die Post als Eigentümer waren sich sicher, dass<br />
sie eigentlich den Gestaltungsplan nur bewilligt bekommen, wenn<br />
sie einen Ankermieter kriegen. Und sie haben den Prozess in dem<br />
Sinne gestartet indem sie versucht haben die ETH und die Universität<br />
als Ankermieter zu gewinnen, in einem relativ grossen Prozess<br />
zwischen der Stadt und den beiden Eigentümern. Und der Prozess<br />
ist relativ hoffnungslos verlaufen, sie haben hinterher eigentlich gar<br />
nichts gehabt und sind denn durch Zufall, weil wir parallel schon mit<br />
dem Toni-Areal beschäftigt waren, auf uns gekommen und haben<br />
gefragt „ja wir haben gehört ihr macht im Toni-Areal gegebenenfalls<br />
ein grosses Zentralisierungsprojekt, hättet ihr nicht auch Interesse<br />
vielleicht da ein Zentralisierungsprojekt zu machen“. Eigentlich ist<br />
uns das Grundstück angeboten worden mit der Frage „Interessiert<br />
es euch nicht`?“. Und dann waren eigentlich beide Flächen, also Toni<br />
und die Sihlpost parallel, standen eigentlich angebotsmässig mindestens<br />
zur Verfügung. Mit der Frage „Etwas für Bildung und Fachhochschule“,<br />
das war eigentlich der Start von dem Ganzen. Also<br />
nicht klassisch evaluiert, sondern derjenige der auf dem Markt war,<br />
hat Grundstücke angeboten.<br />
2] Welches sind die Hauptargumente, bzw. die Überlegungen hinter<br />
der Konzentration der beiden Zürcher Fachhochschulen?<br />
Also die Überlegung ist eine ganz einfache. Wir haben einerseits<br />
weit über dreissig Liegenschaften, mal haben wir weit über 40 gehabt<br />
- Kunst und Pädagogik - und anderseits haben wir riesen Raumbedürfnisse<br />
für Universität und Berufsschulen in Zürich und dann<br />
hat man eins und eins zusammengezählt und gesagt „ja gut, wer<br />
könnte am besten weichen“. Eine Berufsschule zu verschieben ist<br />
immer ziemlich schwierig, [die] sind viel mehr standortgebunden,<br />
Fachhochschulen seit Gründung '98 sind immer noch im Aufbau<br />
und hinzu kam einfach Wachstum. Permanentes Wachstum von angefangen<br />
mit 600, 700 Studierenden, PH kam dann in der Zeit als<br />
wir uns überlegt haben mit 2'000 gerechnet, mittlerweile sind wir<br />
so Grössenordnung [bei] 2'600. Und das war einfach das Problem.<br />
Jetzt schon viele Standorte, die Pädagogische war einfach im Quartier<br />
wo die Universität eigentlich ist, wenn sie oben das Gelände<br />
kennen. Also das war einfach so die Überlegung das machen das<br />
wären die richtigen um sich zu überlegen, was in dem Gebiet zu<br />
unternehmen. Wobei nicht von Anfang an klar war, wo kommt die<br />
Pädagogische Hochschule hin und wo kommt die Kunsthochschule<br />
hin. Beide Möglichkeiten haben wir mal im Raum gelassen und<br />
erst am Ende hat sich es klar abgezeichnet, wenn die Pädagogische<br />
Hochschule da hin weil einfach die Nähe zum Bahnhof über ihre<br />
Weiterbildung, die bis zu 40'000 Teilnehmer im Jahr war entscheidend,<br />
eigentlich direkt in der Nähe vom Bahnhof zu machen. Weil<br />
die meisten Lehrer kommen ja eigentlich am Mittwochnachmittag<br />
wo frei ist zur Weiterbildung oder am Samstag. Und das war dann<br />
der Grund warum die PH dahin kommt und die Kunst eigentlich in<br />
Zürich-West zentralisiert wird.<br />
Das Standort Toni-Areal wurde laut Interview in ZETT allen Bildungsinstitute<br />
angeboten?<br />
Das ist nicht richtig. Wir haben eine Sitzung gehabt mit – sagen wir<br />
allen – Rektoren die dazugehörten: also die beiden Kunst-Rektoren,<br />
Universität-Rektor und der pädagogische Rektor mit Regierungsrätin<br />
Aeppli. In der Sitzung wurde eigentlich entschieden wie es verteilt<br />
wird. Wobei von der Grösse eigentlich von Anfang an klar war, Pädagogik<br />
wäre Toni zu gross und für die Kunst wäre es ein bisschen<br />
zu klein. Das hat man von Anfang an schon klar gesehen. Aber wir<br />
haben wirklich in einer Sitzung mit vier Rektoren und der Bildungsdirektorin<br />
entschieden, wer wohin sollte. Die Universität hatte immer<br />
noch kein Interesse.<br />
3] Birgt der Konzentrationsprozess auch Risiken? [Wurden Bedenken<br />
zu möglichen Risiken bei der Konzentration der beiden<br />
Hochschulen geäussert?]<br />
Also sie müssen immer zweigeteilt haben: Die Schulleitung war vom<br />
ersten Tag dafür, die Betroffenen waren vom ersten Tag grössenteils<br />
dagegen. Und das hat sich eigentlich erst mit der Geschichte<br />
ist es, hat es sich normalisiert gehabt. Weil sie müssen sich immer<br />
vorstellen, wer dezentral ist, ist weit vom Schuss, kann seine eigene<br />
Philosophie fahren und kann seine eigenen – bös gesagt – Wege<br />
gehen, wird nicht stark kontrolliert und ist sehr autonom. Und das<br />
hat immer Widerstand gegeben. Ich denke an der Pädagogischen<br />
Hochschule weniger, weil sie hatten schon den ersten Zentralisierungsprozess<br />
von den Seminaren hin zu den drei grossen Standorten<br />
oben am Heimplatz. Das hat weniger so Mut (???) vielleicht noch<br />
einen Schritt weiter zu gehen, die Kunst war natürlich was ganz<br />
anderes. Die kleinen Aussenstellen, die irgendwo waren, und das<br />
war noch ein Fusionsprozess der dazu kam, der war bei der Pädagogische<br />
schon gelaufen. Die Seminarien waren zusammen fusioniert.<br />
Und in der Kunst haben wir Musik, Theater mit dem anderen Teil der<br />
Kunst noch fusionieren müssen. Sie können sich vorstellen, der Widerstand<br />
war gross, hat sich ja noch im Kantonsrat noch gegeben,<br />
dass noch Proteste von Studenten und Dozenten vor der Schlussabstimmung<br />
waren.<br />
Somit kann man sagen, dass sich der eigentliche Widerstand<br />
primär bei der Fusionierung der Seminarien zur <strong>PHZH</strong> gezeigt<br />
hat?<br />
In der Pädagogik war's eher weniger gewesen. Da war einfach das<br />
normale, das was wahrscheinlich jeder „ja jetzt muss ich einen neuen<br />
Arbeitsplatz suchen, jetzt hab ich nicht mehr da wo ich jetzt bin<br />
und jetzt bin ich nicht im Grossraumbüro, jetzt hab ich nicht mehr<br />
meine gleichen Kollegen“. Das ist der Widerstand. Aber das ist mehr<br />
so, was sie wahrscheinlich immer wenn sie irgendwas zügeln müssen.<br />
Das ist eigentlich weniger gewesen. Sie waren relativ schnell<br />
begeistert vom Haus.<br />
4] Welche Rolle hat der Kanton bezüglich Standortwahl eingenommen?<br />
Gab es eine klassische <strong>Standortevaluation</strong>?<br />
Nein, das ist wirklich keine klassische. Es war wirklich, das Angebot<br />
war auf dem Markt. Angeboten wurden beide uns. Und wir haben<br />
uns eigentlich mit zwei Machbarkeitsstudien – also mit jener Machbarkeitsstudie<br />
prüfen lassen, ja so würd es gehen. Wir haben relativ<br />
schnell Raumprogramme gemacht für die Schulen, also innerhalb<br />
von gut einer Woche haben wir z. B. für die Pädagogische Hochschule<br />
ein Raumprogramm gemacht für das Jahr 2015. Und man<br />
muss einfach sagen, das Raumprogramm ist zu über 80% umgesetzt<br />
worden, was wir innerhalb einer Woche zusammengeschustert<br />
haben. Und haben dann geprüft ob es geht. Und das Ergebnis war:<br />
es geht. Damals hat die Post noch das gemacht gehabt, weil die sie<br />
war ja Eigentümer von der alten Sihlpost und das Land gehört ja der<br />
SBB. Und sie haben die dann gemacht und das war das Ergebnis und<br />
aufgrund dessen haben wir dann gesagt „ja gut, dann können wir<br />
das Ganze mal machen.<br />
Diese Machbarkeitsstudie wurde demnach von der SBB erstellt?<br />
Von der Post. Herr Teufenstein war zuständig. Sie werden nicht erkennen,<br />
was sie da uns verkauft haben. Nein halt, so. Sie müssen<br />
sich vorstellen, die haben sich, im Toni waren wir schon weiter, die<br />
Machbarkeitsstudie war fertig. Und im Toni haben wir einfach das<br />
Haus stehen lassen. Das war die Idee. Und sie [die Post] haben versucht,<br />
das Gleiche zu machen. Also die alte Sihlpost – war mal die<br />
Idee – und das sehen sie in der Machbarkeitsstudie, geht die Pädagogische<br />
Hochschule in die alte Sihlpost rein, also was hinten war.<br />
Und das hat man, mit Aufstockung und sowas und das Ergebnis war<br />
dann - hinterher ist es dann in ein Wettbewerb gegangen. Und im<br />
Wettbewerb ist ganz was anderes rausgekommen, indem man alles<br />
abreisst und neubaut. Nur damit sie so sehen was wir da gemacht<br />
haben war nur, die Fläche die war - und das ging.<br />
5] Welche Standortfaktoren und Kriterien musste ein zukünftiger<br />
Standort zwingend erfüllen? Gibt es evtl. «Standardkriterien»<br />
bei Evaluationen, z. B. bezüglich Erschliessung?<br />
Wir sind jetzt dran. Aber das ist jetzt vielleicht wieder das der Prozess.<br />
Für die Mittelschulen sind wir jetzt genau das am evaluieren.<br />
Die Idee ist ja, dass wir zwei bis drei neue Mittelschulen machen und<br />
da gibt es wirklich das ganz klassische Evaluationsverfahren. Wo sie<br />
mit verschiedenen, also „ist die Fläche ausreichend, ist die Verkehrsanschliessung“<br />
und und und, das machen wir da. Sagen wir mal so,<br />
in der Fachhochschule haben wir es nie gemacht, weil wir hätten<br />
es auch nie geschafft. Es war ein zeitliches Problem. Wenn ich den<br />
Prozess, den sie ideal-typisch darstellen, kann ich machen wenn ich<br />
mir Zeit nehmen kann. 1998 hat der Bund entschieden wir machen<br />
Fachhochschulen. Und jetzt müssen sie sich einfach die Prozesse an-
INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />
Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />
gucken, was haben wir dann an Studenten gehabt? Also typisches<br />
Beispiel ist Winterthur, Winterthur hat zu der Zeit der Gründung<br />
etwa 1'400 Studierende, die sind jetzt bei 10'000 Studierenden.<br />
Und das Ganze von 1998, das sind 15 Jahre. Das können sie nicht,<br />
da können wir keine <strong>Standortevaluation</strong> machen. Und das Gleiche<br />
ist bei der Pädagogischen Hochschule. Es wurde entschieden – auch<br />
wieder national – es gibt eine Pädagogische Hochschule. Das Ganze<br />
wurde im 2000 entschieden, 2001 musste die Pädagogische Hochschule<br />
gründen. Wie mach ich das?<br />
Dann gab es einen ganz anderen Entscheid: Wir schieben zwei –<br />
eine Mittel- und eine Berufsschule - einfach in ein anderes Schulhaus<br />
hin und nehmen die Mittelschule führen wir nach Oerlikon rüber.<br />
Das wurde innerhalb von kürzester Zeit entschieden, das haben<br />
wir nicht evaluiert „wo mach das?“. Sondern einfach wo habe ich<br />
Handlungsspielraum. In dem Moment konnte ich nicht mehr überlegen<br />
„macht es überhaupt Sinn die Pädagogische Hochschule jetzt<br />
da hin zu tun wo sie jetzt ist, sondern wie kann ich es überhaupt<br />
machen. Und dann müssen sie sich überlegen: 2001 haben wir sie<br />
gegründet und im 2005 haben wir schon wieder angefangen was<br />
neues zu machen. Auch der Prozess ist von den Ablaufprozessen,<br />
wenn ich einen politischen Meinungsbildungsprozess auf dem noch<br />
machen würde, könnten wir es gar nicht machen. Das kann man<br />
machen, wenn man so klassisch wie bei der Mittelschule sagen wir<br />
jetzt in zehn bis fünfzehn Jahren brauch ich eine neue Mittelschule.<br />
Dann kann ich einen Prozess richtig evaluieren. Ich denke wirklich,<br />
klassischer Prozess für so was, das läuft fünf Jahre, wenn ich wirklich<br />
alle einbeziehen müsste – locker. Und dann kommt noch die<br />
Bauzeit und dann bauen wir vielleicht noch selber – das sind ja alles<br />
private Investoren die gebaut haben. Da kommen nochmals 10 Jahre<br />
dazu, dann sind wir bei 15 Jahren, frühstmöglich. Die Zeit haben wir<br />
einfach nie gehabt.<br />
6] Wurden weitere Standorte in Betracht gezogen? Oder kamen<br />
nur die Europaallee und das Toni-Areal in Frage?<br />
Das waren die beiden, die da waren. Und wir haben eigentlich auch<br />
aufgrund dessen hinterher dann die Strategie für Zürich gesagt „ja<br />
gut, das sind zwei Grundstücke, entweder nehmen wir sie oder wir<br />
lassen es sein“. Weil in Zürich hat es keine mehr, in der Grösse.<br />
Das nächste wäre vielleicht noch die Kaserne. Aber bis diese einmal<br />
so weit ist, bin ich pensioniert. Sie können es, in Winterthur ist es<br />
einfacher oder so was. In Winterthur kann ich mir überlegen, ja wo<br />
will ich meinen nächsten Standort setzen, hat es noch irgendwo Industrieflächen.<br />
In Zürich gibt es nichts mehr. Bei euch in Rapperswil<br />
könnte man überall auf die Wiese gehen.<br />
7] Gab es von Seiten der Stadt Vorschläge zu möglichen Standorten?<br />
Die Stadt hilft nicht.<br />
Somit wurde das Areal auch nur dem Kanton angeboten und<br />
nicht auch noch der Stadt?<br />
Also die Zentrale jetzt in die Europaallee? Eigentlich gar kein Interesse<br />
von der Stadt, was sollen sie da machen? Weil die Stadt - wenn<br />
es jetzt klassisch Stadt ist – die Stadt sucht ja Primarschulhäuser<br />
oder Sekundarschulhäuser und da ist nichts. Das ist ein Quartier,<br />
wo momentan eine eher sinkende Bevölkerungszahl ist. Die haben<br />
ein Schulhaus weiter hinten, wo sie eher nicht mehr den Bedarf haben.<br />
Die Stadt macht dann eher so regionalpolitisch wo muss ich<br />
denn wirklich in welchem Quartier etwas bauen, was sind meine<br />
Boom-Quartiere und da muss ich dann sozusagen ein neues Schulhaus<br />
bauen. Für die Stadt war es nie interessant da was zu machen.<br />
Die andere Frage ist, es war immer klar - der SBB, der Post<br />
weniger – sie müssen irgend ein öffentlichen Anbieter haben. Weil<br />
wenn sie sofort kommen, ist es jetzt UBS, CS oder so was, kriegen<br />
sie nicht die Mehrheit. Weil es ist ja glaube ich das dritte Projekt was<br />
man da machen wollte und diejenigen vorher sind ja alle gescheitert.<br />
Wäre die Europaallee kein interessanter Standort für das städtische<br />
Kongresshaus gewesen?<br />
Hätte man machen können. Aber die Stadt hatte in der Zeit erstmals<br />
gar nicht darüber nachgedacht. Und das zweite war gewesen, als<br />
sie dann darüber nachgedacht haben, war das Kongresshaus unten<br />
am See zu bauen. Das ist abgelehnt worden. Also es ging gar nicht<br />
mehr, ihre Frage ist sicherlich nicht unberechtigt, hätte man machen<br />
können, wenn die Stadt so weit gewesen wäre. Aber es war weder<br />
das eine noch das andere. Also ich glaube sie haben eigentlich voll<br />
aus See gesetzt gehabt und merken jetzt, was für ein Desaster jetzt<br />
rausgekommen ist. Vielleicht hätte man auch ein Fussballstadion<br />
bauen können? Weil da habe ich immer gesagt, das Toni-Areal wäre<br />
prädestiniert, weil eine Etage war schon Fussballfeld, man hätte nur<br />
noch die Tribüne rundherum bauen müssen. Nein, ich denke, dass ist<br />
ein Zufall. Manchmal zum richtigen Zeitpunkt das richtige Angebot<br />
mit der richtigen Idee verknüpfen.<br />
Zurück zur Europaallee, sie haben erwähnt, dass die erste Idee<br />
seitens der SBB für eine Ankernutzung in Richtung Universität &<br />
ETH abgezielt haben?<br />
Ja, aber das war von den Investoren & den Eigentümern, die hätten<br />
sich das vorgestellt gehabt. Weil sie wussten, sie haben einen Bedarf<br />
beide. Aber die beiden haben gesagt nein, wir haben unsere Standorte<br />
da oben, Irchel oder Hönggerberg. Und sie wollen nicht noch<br />
einen neuen Standort. Das war die Antwort von denen. Und das hat<br />
auch was mit der Tradition zu tun: Die Universität ist seit 200 Jahren<br />
da oben, die ETH ist daneben ungefähr auch gleich alt. Und Fachhochschulen<br />
sind was neues, da ist der Standort egal. Wir können<br />
überall sein, ich denke die Flexibilität ist da.<br />
Welche Bedeutung hat die <strong>PHZH</strong> für den Kanton Zürich als Bildungsstandort?<br />
Ich denke für das Quartier hat es mehr eine Bedeutung, für die Stadt<br />
Zürich, an dem Standort. Weil sie ist wirklich der Schlüssel zum<br />
Quartier. Weil hinten drin kommen jetzt doch sehr viel ruhigere Sachen,<br />
also da ist die CS rechts, die UBS hinter, hinten weiter kommen<br />
dann normale Wohnungen. Also ich denke damit haben wir<br />
sicherlich dem Quartier vorne am Bahnhof einen belebenden Input<br />
gegeben, der von morgens um 7 bis abends um 10 immer genutzt<br />
ist, und auch am Samstag. Also ich denke das ist das.<br />
Für uns ist es eben die Pädagogische Hochschule, sie ist eine von<br />
drei Hochschulen die wir haben auch Fachhoschulniveau. Das ist<br />
eben, es ist der kleinste Partner, aber sie sind ein doppeltgemoppelter<br />
Partner von uns: es ist einerseits eine Hochschule, andererseits<br />
ist das unsere Nachwuchsausbildung. Weil der grösste Abnehmer<br />
sind wir ja wieder selber im Volksschulbereich. Also das ist unser<br />
ein Gemischtwarenladen. Einerseits die Unabhängigkeit der Hochschule<br />
und andererseits „ja gut, wie kriegen wir unseren eigenen<br />
Nachwuchs dahin, dass wir keinen Lehrermangel haben.<br />
Deshalb ist die Pädagogische Hochschule sicherlich eher eine politisch<br />
geprägte Hochschule, noch mehr als eine normale. Also da<br />
wir viel mehr Einfluss genommen, dass die Ausbildung eben stimmt.<br />
Normales Studium – so wie sie – sie können studieren und da sagt<br />
kein Arbeitgeber was er hinterher haben will. Weil es gibt<br />
viel zu viele. Aber in der Schule sagt natürlich der Arbeitgeber –<br />
die Schulgemeinden – ja aber das was ihr da ausgebildet habt, das<br />
kann ich ja nicht gebrauchen. Ihr müsst was anderes machen. Also<br />
ich denke, die Pädagogische Hochschule ist viel enger verknüpft mit<br />
dem Kanton und den Gemeinden als jede normale Schule. Dadurch<br />
ist auch Einflussnahme da. Das hat jedoch nichts mit dem Standort<br />
zu tun.<br />
Wir haben uns nur gedacht, welche Bedeutung die <strong>PHZH</strong> für<br />
die Stadt Zürich hat. Es wäre ja z. B. undenkbar wenn die Universität<br />
Zürich nicht in der Stadt konzentriert wäre. Wenn man<br />
darüber redet, es muss vor allem gut erschlossen sein, es muss<br />
genügend Platz vorhanden sein und die Eigentumsverhältnisse<br />
sind entscheidend, könnte man ja auch sagen, wir gehen an<br />
einen gut erschlossenen Standort z. B. in Winterthur?<br />
Ja, sie können nach Dübendorf gehen, wieso nicht. Flughafen. Sagen<br />
wir mal so, die Stadt (ist noch schwierig) die Stadt sagt immer<br />
sie findet es gut – jetzt am Beispiel Universitätsspital – das sie das<br />
Universitätsspital haben. Jetzt kommt aber ein erster Entscheid, dass<br />
man ein Provisorium bauen will und die Stadt spricht sich dagegen<br />
aus. Ist sie jetzt wirklich dafür oder ist sie nicht dafür? Und viel tun,<br />
tut die Stadt ja eigentlich auch wieder nicht. Also wir müssen es als<br />
Kanton tun, die Stadt ist aber Baubewilligungsbehörde. Also in den<br />
Broschüren steht immer drin „Wir tun alles und wir brauchen es“.<br />
Wenn man so im Detail mit der Stadt zusammenarbeitet, glaube ich<br />
manchmal nicht, dass sie wirklich das wollen. Ich ganz persönlich
INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />
Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />
würde sagen der Flughafen Dübendorf könnte ein Alternativstandort<br />
für die Universität Zürich sein. Vielleicht nicht als DER Einzige,<br />
aber vielleicht als dritten Standort, warum nicht. Ich sag ja das einzige<br />
was da oben schön ist, das sind die Studenten die ganz normal<br />
die Vorlesung besuchen, das ist super. Aber wenn sie forschen<br />
wollen, dann ist ihnen doch egal, wo das ist. Wahrscheinlich sind<br />
sie sogar froh, wenn sie denn nicht mit dem Zug fahren müssen,<br />
sondern sie können auch antizyklisch vielleicht mit dem Auto irgendwo<br />
hinfahren. Ich denke eine Hochschule ist immer da gut, wo der<br />
ÖV gut erschlossen ist, das ist viel wichtiger, als ist es Stadt Zürich<br />
oder Kanton Zürich. Und ich denke, überlegen sie sich wenn Dübendorf<br />
jetzt da wäre, in 50 Jahren ist vielleicht Dübendorf ein Teil von<br />
der Stadt Zürich. Also, das wäre für mich jetzt...ich glaube, das sind<br />
mehr Politiker die daran hängen. Ich könnte mir gut vorstellen es<br />
wäre woanders. Ich meine Rapperswil ist ja nur per Zufall in St. Gallen<br />
gelandet und nicht in Zürich als Hochschule. Weil sie einfach die<br />
Kantonsgrenze falsch gezogen haben, sonst wäre es ein Teil der Zürcher<br />
Fachhochschulen. Die Diskussion haben wir schon oft gehabt,<br />
der Bund hat sogar bei der Bewilligung sich lange Zeit überlegt, ob<br />
er Rapperswil nach Zürich machen würde statt auf St. Gallen. Nun<br />
ist es anders gekommen.<br />
Bereits bei der Fusionierung der Seminarien zu der Pädagogischen<br />
Hochschule Zürich kam eine Idee eines „Campus Zentrum“<br />
auf. Dabei würde die unmittelbare Nähe zur Universität<br />
Zürich als Bedingung genannt. Nun ist man jedoch von dieser<br />
Idee abgerückt. Weshalb?<br />
Also ich denke, die beiden Rektoren können sich nun direkt ins Fenster<br />
gucken. Dass das mit der Nähe immer noch so ist? Eigentlich<br />
ist die ganze pädagogische Ausbildung von der Universität da oben<br />
gewesen, also gar nicht bei der Universität selbst, sondern jahrelang<br />
beim Beckenhof gewesen ist. Ich weiss nicht. Das Gelände da oben,<br />
wo sie waren, ist sicherlich universitäres Gelände, das gebe ich zu.<br />
Ob da die Nähe nun optimal gewesen ist, ich würde sagen wir sind<br />
so nahe, wie wir nur sein können. Und die zwei Stationen mehr<br />
mit dem Tram zu fahren, die sind nicht matchentscheidend. Also<br />
für mich persönlich ist das unina. Und sie müssen einfach rechnen,<br />
die Pädagogische Hochschule hatte einfach viel mehr Standorte, wir<br />
waren irgendwo. Für was brauch ich die Uni-Nähe? Brauch ich das<br />
jetzt mehr für die Primarlehrerausbildung oder brauch ich sie mehr<br />
für die Sekundarlehrerausbildung, also Sek I-Lehrerausbildung? Was<br />
ist näher an der Universität? Und wenn die Sekundarlehrerausbildung<br />
beispielsweise noch irgendwo draussen noch war, das hat uns<br />
dann auch nicht viel geholfen, dass der Teil ganz nah war. Weil was<br />
war da drin? Das waren eigentlich drei Gebäude. Das eine war das<br />
Verwaltungsgebäude, mehr oder weniger. Dann oben beim Schanzenberg<br />
weiss ich noch nicht einmal welche Sachen waren. Aber es<br />
waren drei von ganz vielen Häusern in der Nähe gewesen und der<br />
Rest war irgendwo. Jetzt nutzt die Universität das, jetzt ist es besser.<br />
Jetzt ist es wirklich Uni-(???)<br />
8] Zurück zu der Rolle der SBB. Sie haben erwähnt, dass der Kontakt<br />
durch die SBB zustande kam. Wann gelangte die SBB an<br />
den Kanton?<br />
2005. Die sind wirklich als sie nicht mehr wussten, was sie machen<br />
sollten. Man hat wirklich gemerkt, sie brauchen irgendeinen. Weil<br />
sie hatten ja damals, der Gestaltungsplan war ja ziemlich kritisiert<br />
worden. Dann der Scheller hat ja noch, Gemeinderat von den Grünen<br />
von der Stadt, hat ja glaube ich die Federführung gehabt, dass er<br />
Rekurs gegen den Gestaltungsplan eingereicht hat. Und sie brauchten<br />
natürlich einen Partner mit dem sie dann brillieren konnten und<br />
sagen „ja gut, aber wollt ihr das Ganze gefährden, da ist ja jetzt die<br />
Pädagogische Hochschule“. So was haben sie schon gesucht. So klever<br />
waren sie auch gewesen - dass vorher, die Projekte sind eigentlich<br />
immer an dem gescheitert, man hat kein Nutzen gehabt. Und<br />
einfach nur riesen Volumen und riesen Flächen. Alle haben ihnen<br />
ja vorgeworfen, Gewinnoptimierung und Stadtverschandelung und<br />
so was. Und sie haben schon gemerkt, wenn sie mit sowas wie uns<br />
kämen, dann haben sie natürlich schon einmal vorne ganz, also der<br />
Widerstand wird geringer. Das war ihre Idee. Hat ja auch geklappt.<br />
9] Wie lange ist die Vertragslaufzeit der PH mit der SBB? Gibt es<br />
Verlängerungsoptionen?<br />
20 Jahre. 20 Jahre fix, plus 2x fünf Jahre auch noch zu gleichen<br />
Bedingungen, also eigentlich ein dreissigjähriges Vertragsverhältnis.<br />
Ja.<br />
Hat der Mietpreis bei der Standortwahl eine entscheidende Rolle<br />
gespielt?<br />
Ist Ihnen die SBB dabei entgegengekommen?<br />
Ich glaube die SBB hat richtig gelitten unter uns, eben weil wir die<br />
ersten waren. Sie können davon ausgehen, dass die anderen, Banken,<br />
ungefähr das Doppelte pro Quadratmeter bezahlt haben wie<br />
wir.<br />
Wir würden gerne nochmals zu den Chancen einer Standortkonzentration<br />
zurückkommen. Somit war auch die Kostenoptimierung<br />
ein wesentliches Element?<br />
Sicher. Wir haben eine Wirtschaftlichkeitsberechnung dem nachgelegt<br />
und haben eigentlich gesagt gehabt...gut sie war verdammt<br />
schwierig. Weil die Liegenschaften, die wir selber bei uns im Portfolio<br />
haben, werden nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
in der Anlagebuchhaltung geführt, sondern nach dem Restwert.<br />
Und dann sind alte Liegenschaften die kein Restwert mehr haben<br />
fast bei Null. Und das ist natürlich dann schwierig da eine Wirtschaftlichkeitsberechnung,<br />
jetzt rein von den tatsächlichen Kosten,<br />
so wie sie in den Büchern stehen, zu machen. Das ist ja eigentlich<br />
mehr ein taktischer Fehler. Weil die Liegenschaft müsste ja bewertet<br />
werden und dann gerechnet. Das haben wir gemacht, zusätzlich<br />
zu den Betriebskosten zur Führung von knapp 30 Liegenschaften<br />
zur Führung von einer Liegenschaft. Und die Wirtschaftlichkeit war<br />
ziemlich schnell ausgewiesen. Aber es hat im Kantonsrat viele Diskussionen<br />
gegeben. Man kann es immer so oder so rechnen. Und<br />
Diskussion war immer gewesen: SBB ist ein öffentlicher Eigentümer,<br />
also wieso vermietet der noch einem anderen Öffentlichen teuer seine<br />
Liegenschaften und saniert damit seine Beamtenversicherungskasse.<br />
Das sind ja die Aussagen, die da im Raum standen.<br />
10] Wie wurde der Standortentscheid zugunsten Europaallee in den<br />
politischen Instanzen aufgenommen?<br />
Also der Regierungsrat war...die haben ja dann 2005, haben ja einen<br />
Standort-RRB [Regierungsratbeschluss] gemacht gehabt und haben<br />
ja gesagt, was wir eigentlich machen wollen, mit der Fachhochschule.<br />
Und der ist so auch heute noch gültig. Wir haben gesagt eben<br />
Pädagogik dahin, Toni-Areal das andere und was wir in Winterthur<br />
machen und was in Wädenswil. Das ist eigentlich damals schon entschieden<br />
worden, Regierungsrat hatte eigentlich gar kein Problem.<br />
Kantonsrat, das ist immer so die Frage, eigentlich fanden alle es gut,<br />
aber. Und das aber war dann immer gewesen, was ich eben gesagt<br />
habe: „Ja da zieht uns jemand über den Tisch“, „es ist viel zu teuer“,<br />
„wir finden einen viel billigeren Bürobau rechts oder links davon“.<br />
Das sind so die politischen Interessen. Der Entscheid war ziemlich<br />
eindeutig gewesen, fürs Projekt. Also es war nicht kritisch am Ende.<br />
Aber das sind so die normalen Sachen. Was vielleicht viel ungewöhnlicher<br />
war, dass der Kanton so eine grosse Liegenschaft nicht selber<br />
baut, sondern mietet. Das kannte man nicht. Und das hat natürlich,<br />
an dem Projekt haben wir das das erste Mal so in der Grössenordnung<br />
ausprobiert. Das hat sehr viele Sitzungen gebraucht, drei Kommissionen<br />
sind darüber gegangen und viele Nerven gekostet. Das<br />
war mehr...nicht...das, also die Zentralisierung war eigentlich nie die<br />
Frage, die war eigentlich unstrittig. Und auch der Prozess wie wir es<br />
gemacht haben, das war eigentlich jeder, es ging wirklich hinterher<br />
mehr um den Preis. Preis und Situation zu den SBB. Und warum baut<br />
ihr nicht selber, das war mehr so von der Baudirektion.<br />
Dies ist demnach das erste Projekt, welches in diesem Rahmen<br />
(Kanton nicht Bauherr, sondern Mieter) vom Kanton Zürich realisiert<br />
wurde?<br />
In der Grössenordnung, ja. Wir haben in Winterthur schon eins gemacht<br />
gehabt, „Mäander C“ ist das gewesen. Das ist das erste wo<br />
wir es gemacht haben. Aber das waren ungefähr 10'000m2, also ein<br />
Viertel von dem da.
INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />
Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />
11] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH?<br />
Ja. Ich würde sagen es ist der optimalste Standort, für die Studenten<br />
könnte ich mir auch noch was anderes vorstellen, aber für die<br />
Weiterbildung ist es wirklich der optimalste Standort. Und es ist die<br />
grösste Weiterbildungsschule, die wir haben. Und von daher würde<br />
ich immer noch sagen: Wenn wir den jetzt nicht hätten, müssten wir<br />
ihn noch finden.<br />
Weil wir haben 171 Gemeinden, die Lehrer kommen aus 171 Gemeinden<br />
zur Weiterbildung, wo ist es optimaler als am Bahnhof Zürich?<br />
Jeder kann mit dem Zug dorthin kommen. Ich meine das sehen<br />
sie ja auch, wir haben keine Parkplätze gemietet. Also die fünf, sechs<br />
die wir haben, das sind wirklich Besucherparkplätze, sonst haben<br />
wir nichts. Wofür? Also das, ich würde es immer wieder so an dem<br />
Standort....es gibt wenig Standorte wie sie es sonst machen könnten.<br />
Weil der aus Turbenthal muss ja genauso dahin kommen, wie<br />
der wo irgendwo fast in Schaffhausen ist.<br />
12] Ist die <strong>PHZH</strong> die richtige Nutzung für den Standort?<br />
Ich finde ja, ich finde es wirklich ja. Es ist....was will man machen.<br />
Also nur Bürogebäude ist nicht gut. Die sind nur von morgens bis<br />
früheren Nachmittag da. Und die eigentlich wirkliche Durchmischung<br />
zwischen den Jungen, Studierende, so wie sie, die ganz andere<br />
Ideen haben, die auch ein ganz anderes Konsumverhalten haben,<br />
mit dem Dozenten, der dann wieder was anderes hat plus dann<br />
hinterher die Banker oder sonstige Leute. Ich glaube das ist eine gesunde<br />
Mischung, so das ganze Spektrum der Bevölkerung eigentlich<br />
wiedergibt. Und dann ist es nicht so hoch komplex das Gebäude.<br />
Also nicht nur Forschung, nicht nur Technik, sondern wirklich ein<br />
gesunder Mix, den man da auch noch bauen kann. Wenn ich jetzt<br />
da nur ein Forschungszentrum hingesetzt hätte, das glaube ich wäre<br />
irgendwie falsch. Aber das passt gut. Ich denke, das zeigt auch...wir<br />
haben ein Kongressbereich, der am Wochenende genutzt werden<br />
kann, hinten sind die Hallen drin, die von den privaten Vereinen genutzt<br />
werden. Ich meine auch jeder freut sich wenn er da mal eben<br />
Sport machen kann und geht hinterher mit dem Zug wieder nach<br />
Hause.<br />
Also ich finde, einen viel besseren Mix könnte man da nicht hinkriegen.<br />
Also im Moment wüsste ich nicht, was man sonst noch<br />
machen sollte.<br />
13] Wettbewerb unter den PH’s interkantonal. Gibt es einen direkten<br />
Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums<br />
und der Attraktivität des Standorts der Hochschule?<br />
Sicher. Ich würde sagen, ich glaube ihr seid ja auch beide nicht Zürcher<br />
so ganz? Es ist wirklich so....sie merken eigentlich, das haben<br />
wir jetzt gemerkt. Also die Studierendenzahl ist wieder gestiegen,<br />
ohne dass wir mehr machen müssen. Und die, die kommen – das<br />
ist ja das, was...sind sehr viele aus dem Bündnerland oder so was,<br />
die bleiben in Zürich, die gehen nicht wieder zurück. Und das ist<br />
wirklich, es boomt auch über so was. Jetzt am Anfang ist es schön,<br />
da kommt man irgendwo mit dem Zug, aber irgendwann sagt man<br />
jetzt bleib ich ja doch hier, nehme mir eine Wohnung und am Ende<br />
bleibt man, weil es sowieso schön war. Also das hat schon einen<br />
massiven Einfluss, dass....der Student bleibt eigentlich dann, die<br />
Studentin, bleibt da wo sie dann angefangen hat zu studieren. Das<br />
spielt mit, ja. Ich finde es persönlich den grössten Wettbewerbsvorteil,<br />
ein attraktiver Standort.<br />
Könnte es nicht sein, dass sie somit irgendwann Opfer von der<br />
eigenen Attraktivität werden könnten?<br />
Nein. Wir brauchen so viel Lehrer, keine Angst.<br />
Wie sieht es denn bezüglich Erweiterungsmöglichkeiten am<br />
Standort Europaallee aus?<br />
Wir sind ja klever gewesen. Wir haben die Liegenschaft, die direkt<br />
gegenüber ist, gar nicht abgegeben, die haben wir behalten.<br />
Dabei handelt es sich um den Sihlhof?<br />
Ja. Wir haben ja dann hinten/hinterher (???) die Quest-Ausbildung<br />
angefangen. Quest ist ja, wenn einer studiert hat und eine gewisse<br />
Berufserfahrung hat, kann er mit einer Schnellbleiche Lehrer werden.<br />
Also er kriegt nur noch die pädagogisch-didaktische Ausbildung<br />
dazu. Und die haben wir dann vor drei, vier Jahren lanciert<br />
und da haben wir gleich sehr schnell gemerkt gehabt, dafür ist die<br />
Pädagogische Hochschule, so viel Platz haben wir gar nicht. Und ich<br />
gehe davon aus Quest wird länger bleiben, also bleibt der Sihlhof bei<br />
uns. Also das haben wir, glaube ich, schon hinbekommen.<br />
14] Thema Synergien: Gab es jemals Ideen die beiden Fachhochschulen<br />
<strong>PHZH</strong> und ZHDK an einem Standort zu konzentrieren?.<br />
Quasi ein «Super-Campus»?<br />
Sie haben ja das Gedankenspiel gemacht, indem wir ja von der<br />
Kunsthochschule haben wir ja zwei Departemente mit der „Angewandten<br />
Wissenschaft“ zusammen, das ist soziale Arbeit und Psychologie.<br />
Wir haben damals noch überlegt gehabt, ob wir die Heilpädagogik<br />
auch noch dazu packen, in den Campus. Aber Pädagogik<br />
und Kunst haben wir eigentlich uns nie überlegt. Weil, so viel Fläche<br />
haben wir nirgends gefunden. Sie reden von 120'000m 2 Fläche und<br />
das...wie gesagt, Zürich ist zu klein im Platz.<br />
Dübendorf?<br />
Dübendorf war da auch noch nicht gewesen. Dübendorf ist jetzt<br />
vielleicht, falls kein Flugzeug mehr fliegt. Oder weniger. Nein es ist...<br />
wir haben ja eigentlich immer (???) wie viel Fläche ist da und was<br />
können wir machen? Das war wirklich die umgekehrte Rechnung.<br />
Also das Flächenangebot und was geht rein.<br />
Sagen wir mal so, die Tendenz ist ja eher umgekehrt gewesen, hat<br />
aber auch einen juristischen Hintergrund. Die Pädagogische Hoch-<br />
schule ist eine kantonale Hochschule, die ist ja nicht eidgenössisch<br />
geregelt. Und die beiden anderen sind eidgenössisch geregelt. Bei<br />
der Pädagogischen habe ich kantonale Kompetenzen, bei den anderen<br />
sind Bundeskompetenzen. Also ist die Verbindung der Pädagogischen<br />
Hochschule mit einer anderen Fachhochschule, ist eigentlich<br />
eher weniger gegeben. Weil es unterschiedliche Rechte sogar gibt.<br />
Deshalb ist das eher der Weg, den wir nie, im Fachhochschulrat hat<br />
es mal gegeben - als wir eigentlich die Dreieraufteilung gemacht<br />
haben - mindestens die Idee gegeben, was würde zur Pädagogik<br />
passen. Und sie hat sich mal überlegt soziale Arbeit und Psychologie<br />
könnte zur Pädagogischen gehen, ebenso die Geistes- und Sozialwissenschaften.<br />
Aber auch wieder aus diesem rechtlichen Aspekt<br />
hat man gesagt, das fällt schwer. Weil das eine unter dem Fachhochschulgesetz<br />
läuft es klassisch und das andere läuft unter der<br />
pädagogischen Gesetzgebung und das sind nicht die gleichen Gesetzgebungen.<br />
Also das hat mehr noch mit dem zu tun.<br />
15] Thema Lehrermangel: Im Kanton Zürich herrscht(e) – wie auch<br />
von Ihnen erwähnt wurde - Lehrermangel. War dies auch ein<br />
Grund für die Konzentration an einem Standort?<br />
Ja klar. Ja das war...wir haben ja. Ich meine das Problem ist ja, der<br />
Lehrermangel hat ja heute ein zweistufiges Verfahren. Früher hatte<br />
man immer gesagt gehabt wir brauchen ungefähr 700 Lehrkräfte,<br />
die scheiden pro Jahr aus und die muss ich ausbilden. Dann können<br />
sie ausrechnen wie viel brauche ich. Ich brauch ungefähr 2'100 Studierende<br />
und habe es drin. Das ist ungefähr meine Rechnung gewesen.<br />
Das Problem ist heute eigentlich, dass ich nicht nur 700 brauch,<br />
weil fast alle arbeiten ja nicht mehr Vollzeit. So der typische Lehrer<br />
ist heute glaube ich 60- oder 70-Prozent nur noch beschäftigt. Also<br />
muss ich im Verhältnis 800, 900, 1000 ausbilden. Deshalb wird es<br />
immer Lehrermangel in den nächsten Jahren geben.<br />
Und es kommt noch dazu, dass wir eine Altersstruktur an der Schule<br />
haben, die jetzt im Moment wirklich in den nächsten 5 bis 10 Jahren<br />
eher mehr ausscheiden als im normalen Durchschnitt. Also im Moment<br />
haben wir eigentlich keinen Lehrermangel, im Moment haben<br />
wir es nivelliert. Also im Moment. Das heisst, dass wir keine Stelle<br />
frei hatten im Sommer. Und was noch spannend ist, man hat früher<br />
gesagt, der Lehrerberuf ist ein antizyklischer. Also wenn die Wirtschaft<br />
boomt, will keiner Lehrer werden. Wenn es der Wirtschaft<br />
schlecht geht, wollen alle Lehrer werden. Das gilt nicht mehr, das<br />
hat sich verändert. Und ich denke, was sicherlich auch dazukommt,<br />
aber da trägt die PH nicht unbedingt bei; wie ist der Lohn. Und heute<br />
als Lehrer, nachdem wir die Lohnrevision gemacht haben, ist der<br />
Lehrerberuf sehr interessant, gerade für junge Leute. Der verdient sicherlich<br />
20- bis 30'000 mehr Einstiegslohn als sie verdienen würden.<br />
Das macht den Lehrerberuf wieder interessant. Und da gibt es eine<br />
spannende Untersuchung mit Herrn Hermann, das ist der Publizist,<br />
der im Tagi ist. Der hat einmal gesagt der Lehrerberuf hat, ist ein<br />
Phasen-Beruf. Am Anfang will keiner Lehrer werden, weil alle die<br />
Nase voll haben. Dann kommt die Familienplanung, so ab 30. Wenn
INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />
Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />
Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />
die Kinder da sind und langsam schulpflichtig werden, möchte jeder<br />
Lehrer sein. Das geht bis so 45 und dann möchte man doch vielleicht<br />
noch einmal einen Karriereschritt bis 60 machen. Also wenn<br />
man eine clevere Lösung machen könnte – vielleicht noch aus dem<br />
richtigen Bereich – müsste man den Lehrerberuf zwischen 30 und 45<br />
hinpacken. Davor und danach andere Berufe.<br />
Wir würden doch noch gerne einmal auf die Rolle der SBB im<br />
Prozess zurückkommen. Weshalb hatte die SBB ein solches Interesse<br />
die Federführung bei der Arealentwicklung zu übernehmen?<br />
Sie hätte ja evtl. entscheiden können, dass der Kanton<br />
zumindest die PH selber entwickeln könne. Oder das Land<br />
evtl. im Baurecht abzugeben.<br />
Ja die SBB hat sich das schon lange überlegt, was machen wir. Und<br />
sie hat ja auch ganz anders reagiert, also die ganze Europaallee ist ja<br />
ganz unterschiedlich. Sagen wir einmal so: sie hat die Filetstückchen<br />
behalten, ein Filetstück ist die alte Sihlpost, davor, und dann eigentlich<br />
das nächste Baufeld was kam. Weil sie immer gesagt haben,<br />
das sind die attraktivsten Baufelder. Und das hat wirklich etwas mit<br />
ihrer Anlagepolitik zu tun: „Wir verkaufen das was, wo wir jetzt<br />
Geld brauchen. Aber da wo ich sage, die Rendite erwirtschafte ich<br />
über die nächsten 30, 40, 50 Jahre, die behalte ich bei mir.“ Und<br />
deshalb haben sie die....deshalb standen diese Grundstücke nie zur<br />
Diskussion zu verkaufen. Weil sie sehr früh entschieden haben, das<br />
sind die zentralsten Grundstücke, die behalte ich. Unternehmerisch<br />
gedacht SBB.<br />
Hatte dies auch einen Einfluss auf die Herangehensweise auf<br />
öffentliche Körperschaften? Existiert so etwas wie eine Rangordnung?<br />
Zuerst wurde ja die ETH & Universität angefragt, danach<br />
der Kanton. Wäre es möglich gewesen, dass die SBB auch auf<br />
die Stadt zugegangen wäre? Welche Interessen stehen hier im<br />
Vordergrund?<br />
Nein, ich glaube es waren eine Interessen. Sondern einfach, sie haben<br />
wirklich einen Nutzer gesucht, der eine Aussenwirkung hat. Und<br />
die Aussenwirkung von einer ETH und einer Universität ist grösser,<br />
als von einer Pädagogischen Hochschule.<br />
Nochmals höher als etwas städtisches?<br />
Genau. Das ist einfach, das war ihre..<br />
Uns würde es interessieren, weshalb die Stadt kein Interesse gehabt<br />
hat und weshalb hier nun der Kanton bevorzugt wurde.<br />
Aber es ist nicht der Kanton, ich würde sagen, es sind wirklich die<br />
Institutionen die für sie interessant waren. Der Kanton, ich glaube<br />
wenn wir jetzt gesagt hätten, wir machen unsere Zentralverwaltung<br />
dahin. Ich glaube das hätten sie nicht wirklich interessiert. Weil ich<br />
denke die Wirkung einer Hochschule ist immer noch anders, als alles<br />
andere. Ich denke...also...uns hätten sie nicht genommen......<br />
Ich sage ja...was hat die Stadt anzubieten, die so ein Namen nach<br />
aussen trägt. Und damit beginnt es ja schon. Ich glaube, dass ist das.<br />
Das ist nicht der Kanton, sondern die ETH hätten sie am liebsten<br />
genommen, ist international, A-Level. Dann Uni Nummer 2. Dann<br />
wäre vielleicht noch Winterthur so Nummer 3 gewesen und dann<br />
Kunst und Pädagogik Nummer 4 und 5. So ungefähr, wenn ich mir<br />
ein Ranking von ihnen...so müsste es eigentlich so auf dem Niveau<br />
herausgekommen sein. Und muss man ehrlicherweise auch wieder<br />
sagen, auch da, in den Jahren 2004 oder so etwas, die Fachhochschulen<br />
waren sechs Jahre auf dem Markt, sie waren noch gar nicht<br />
bekannt bei den meisten. Und deshalb sind sie auch gar nicht auf die<br />
eingetreten. Ich meine die Universität hat glaube ich 150 Jahre, die<br />
ETH hat auch ungefähr so viel. Einfach von dem muss man eigentlich<br />
sehen, worum der Weg so ging.<br />
PERSÖNLICHE FRAGEN<br />
16] Wie haben sie persönlich den Prozess mit diversen Akteuren<br />
empfunden? Welche Erfahrungen haben sie persönlich in diesem<br />
Prozess gemacht?<br />
Ich denke mit der SBB würde ich sofort wieder bauen. Solange die<br />
Post dabei war, haben wir Bauchweh gehabt. Sie müssen wissen, wir<br />
haben bis, der Mietvertrag wurde hauptsächlich noch mit der Post<br />
gemacht. Weil die SBB hat erst nachher die Post ausgezahlt. Und<br />
die Mietvertragsverhandlungen, wir haben über 50 Mietvertragsgespräche<br />
gehabt, bis der Mietvertrag zustande gekommen ist. Das<br />
ist nicht normal. Also solange die Post drin war, war es unheimlich<br />
schwierig. Wir haben – damit sie so die Absurdität von dem Ganzen<br />
– man hat diskutiert, in der alten Sihlpost welche Teile vom Teppich<br />
man noch drin lassen könnte oder nicht. Weil ess (??) hinterher komplett<br />
abgerissen wurde. Nur damit sie sehen, auf was für einer Basis<br />
mit der Post diskutiert [wurde]. SBB war immer grosszügig, grossräumig<br />
gedacht und im Projekt, ich würde sagen, eines der friedlichsten<br />
Projekte, die wir hatten. Es hat eigentlich im Projekt, sehr guten<br />
Wettbewerb, das Ergebnis war ziemlich klar, wer es denn machen<br />
sollte. Mit dem Max Dudler hat man ein sehr gutes Architekturbüro<br />
beauftragt und der Prozess und die Realisierung ist absolut unproblematisch<br />
gelaufen. Wirklich...weil, das Verhältnis stimmte sehr gut,<br />
wir als Mieter, die SBB als Eigentümer und die Implenia setzt es um.<br />
So hat man immer ein klares Dreiecksverhältnis gehabt und es war<br />
immer klar. Und zwei haben immer am gleichen Strick gezogen, das<br />
war Eigentümer und Mieter gegenüber der Implenia. Das hat funktioniert.<br />
Nein, es ist wirklich so über das ganze Projekt hin: von vorne bis<br />
hinten eigentlich nie Probleme gehabt. Finanziell sogar unter dem<br />
Kredit abgerechnet. Termin eingehalten. Ich denke, dass sieht man<br />
ja auch. Es sieht gut aus. Und es ist auch ziemlich hohe Qualität<br />
herausgekommen bei dem Ganzen.
INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />
Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />
Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />
THEMA STANDORTWAHL/KONZENTRATIONSPROZESS<br />
1] Wie ist der Prozess, dass man die PH konzentrieren will, aus<br />
Sicht der Stadt abgelaufen? Inwiefern hat eine Koordination mit<br />
dem Kanton stattgefunden?<br />
Die Stadt hatte keinen Einfluss gehabt darüber. Das waren strategische<br />
Überlegungen vom Kanton, wo oder wie sie ihre Schulstandorte<br />
konzentrieren oder zusammenführen. Aber es gibt natürlich<br />
auch Austausch zwischen Stadt und Kanton. Und wenn an so einer<br />
zentralen Lage ein solches Quartier entwickelt wird, dann wird der<br />
Kanton oder andere auch aufmerksam darauf. Und weil es einen<br />
Austausch gibt zwischen Kanton und Stadt zu strategischen Fragen<br />
kommen diese Sachen zur Sprache und man nimmt es auf und verfolgt<br />
es auf dieser Ebene, ob es Möglichkeiten gibt oder nicht.<br />
Hier muss man sagen, dass es sehr spät erkannt wurde als Möglichkeit<br />
vom Kanton, sonst hätte es vielleicht noch andere Lösungen als<br />
die Miete gegeben. Vielleicht hätte die SBB und der Kanton noch<br />
eine andere Lösungen angestrebt.<br />
Also sprechen sie da denn den Kauf eines Teils des Grundstücks<br />
an?<br />
Ja genau. Denn das kam Ganze kam zu einem Zeitpunkt, als für<br />
die SBB nur die Miete für sie infrage gekommen ist. Für uns war es<br />
wichtig, das Gebiet so zu entwickeln, weil es ja auch ein Standort ist<br />
an der Lagerstrasse von anderen Schulen, dass man hier Synergien<br />
sieht und man möchte eine Durchmischung, die nicht nur kommerziell<br />
oder Dienstleistung beinhaltet, sondern auch noch Bildung. Das<br />
konnten wir uns immer schon so vorstellen, auch schon im Gestaltungsplan.<br />
(Der Gestaltungsplan regelt die Nutzungsplanung.)<br />
THEMA ENTWICKLUNG STANDORT <strong>EUROPAALLEE</strong><br />
2] Wann ist der erste Kontakt mit der SBB über Entwicklung des<br />
Standorts Europaallee entstanden?<br />
Zwischen Stadt und der SBB hat der eigentliche Prozess für die Europaallee,<br />
oder am Anfang Stadtraum HB genannt, so im Jahre 2000<br />
angefangen. Aber das ist mit der Beerdigung mit Eurogate und HB<br />
Südwest verbunden. Nach langem Planen und Widerstand hat man<br />
dann schliesslich den GP bewilligt, aber das hat sich überschnitten<br />
mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Büroflächen waren nicht mehr<br />
gefragt, d.h. die ganze Gleisüberdeckung wäre eine extreme und<br />
teure Investition gewesen. Man hat dann dieses Projekt beerdigt und<br />
das war die Chance für diesen Neuanfang der Zusammenarbeit. SBB<br />
hat nun nicht mehr für sich entwickelt, sondern mit der Stadt.<br />
Und das war vorher weniger der Fall?<br />
Vorher waren es meines Wissens mehr Planungsgeschichten, die die<br />
SBB betrieben hat. Wobei sie hatten sicher für so grosse Areale auch<br />
die Stadt einbezogen. Aber diese kooperative Planung hat mit dem<br />
Projekt Stadtraum HB im Jahr 2000 gestartet. Dazu weiss eventuell<br />
Herr Steiger noch mehr. Auch der Vergleich zum vorherigen Vorgehen/Projekt.<br />
3] Gab es ein Interesse seitens der Stadt das Areal selber zu mieten<br />
und dort eine städtische Nutzung (z.B. Kongresshaus, Verwaltung<br />
o.ä.) anzusiedeln?<br />
Dazu bin auch ein bisschen überfragt. Ich denke zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht, sonst hätte man es in die Testplanung miteingebracht. Die<br />
Testplanung ist angelaufen, ohne dass die Stadt so ein Bedürfnis<br />
angemeldet hat. Als dann aber die Testplanung oder auch der Gestaltungsplan<br />
in Bearbeitung waren, 2005-2006, hatte man auch<br />
Standorte für das Kongresshaus geprüft. Wobei man hatte den Plan,<br />
das alte Kongresshaus abzureissen und hatte einen Wettbewerb<br />
gestartet. Also die Koordination... Die Bedürfnisse der Stadt waren<br />
schlecht synchronisiert. Nicht bewusst, sondern sie waren zu spät<br />
zur Sprache gekommen.<br />
4] Nochmals zurück zur PH hier an der Europaallee: Wurde der<br />
Stadt mitgeteilt, der Kanton plane jetzt hier die PH zu konzentrieren<br />
oder wie ist das abgelaufen?<br />
Also wir haben mit dem Kanton einen engen Austausch. Auch z.b.<br />
mit dem Masterplan Hochschulgebiet ist man mit dem Kanton in<br />
Zusammenarbeit. Insofern hat man sicher in den entsprechenden<br />
Gremien einen Austausch gegeben. Aber z.b. der Standort Verwaltungszentrum<br />
für die Stadt war zu diesem Zeitpunkt kein Thema.<br />
Später wäre das ein Thema gewesen, aber dann war das Ganze von<br />
der SBB schon zu fest aufgegleist.<br />
Also die Stadt selber hatte keine Perspektive für das Areal als es<br />
zur Diskussion stand?<br />
Die Stadt hatte damals kein eigenes Bedürfnis, dass dermassen<br />
standortgebunden war und sie politisch legitimieren konnten wir<br />
zahlen einen Preis, der es wert ist. Wir können ja nicht irgendwelche<br />
soziale Räume an dieser Lage..(?)<br />
Also der Kanton hat der Stadt nichts weggeschnappt?<br />
Nein. Das mit dem Kongresshaus wäre eine Idee gewesen, welche<br />
aber zu spät kam.<br />
5] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH?<br />
Ja, meiner Meinung nach ist es der richtige Standort. Vor allem die<br />
verkehrliche Anbindung. Der ganze Kanton ist Einzugsgebiet für<br />
diese Studenten. Es ist sinnvoll heutzutage, dass sie mit dem ÖV<br />
anreisen können.<br />
6] Ist die PH richtige Nutzung für den Standort?<br />
Es macht Sinn in der Nähe der Bahnhofsstrasse junge Leute und Studenten<br />
reinzubringen, die eine andere Belebung in diesem Raum<br />
bringen.<br />
THEMA STEUERUNG DER ENTWICKLUNG<br />
7] Wie hat die Stadt ihre Anliegen bezüglich städtebaulichen Aspekten<br />
[öffentliche Freiräume/Plätze, Achsen, Öffentlichkeit/<br />
Halböffentlichkeit] eingebracht und umgesetzt?<br />
Wir haben das in der kooperativen Testplanung von Anfang an miteingebracht,<br />
indem man das Pflichtenheft mit gewissen Eckwerte<br />
und Rahmenbedingungen (Nutzung, Freiraum, Etappierung, Erschliessung)<br />
für diese Testplanung geschrieben hat. Und nachher<br />
mit der SBB zusammen partnerschaftlich und gleichberechtigt das<br />
beurteilt hat und noch Experten beigezogen. Insofern hat man die<br />
Anliegen der Stadt eingebracht und versucht mit diesen drei Teams<br />
auf zielführende Lösung hinzuarbeiten. Also einen übergeordneten<br />
Masterplan zu erarbeiten.<br />
Also die Stadt ist nicht zur SBB gekommen und hat gesagt wir<br />
wünschten uns gewisse Nutzungen?<br />
Nein, wir haben uns mehr übergeordnete Überlegungen gemacht:<br />
Was macht die Stadt lebendig? Was braucht die Stadt an diesem<br />
Ort? Das hat sich mehr niedergeschlagen im Nutzungsmix, den wir<br />
von Anfang an eingebracht haben. Da ist man gestartet mit relativ<br />
wenig Wohnnutzung, weil man das Gefühl hatte es ist ein Raum,<br />
der nahe am Gleisfeld ist, wo marktwirtschaftlich relativ teures Land<br />
ist, man hatte ein Wohnanteil ab der Kanonengasse von 20%. Erst<br />
als es auch politische Diskussionen mit dem Gemeinderat gab, wurde<br />
dieser Anteil auf 40% erhöht. Und man sieht, Wohnen an diesem<br />
Ort ist natürlich sehr gehobenes Wohnen. Das ist vielleicht ein<br />
Vorwurf heute: Ich denke, wenn man diese Planung heute machen<br />
würde, würde man mehr Druck machen bezüglich gemeinnütziger<br />
Wohnungsbau wie bei der Zollstrasse.
INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />
Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />
Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />
8] Wie können abgesehen von Gestaltungsplänen erwünschte<br />
Entwicklungen sichergestellt und unerwünschte verhindert werden?<br />
Wir haben versucht es in diesem Masse zu regeln, dass wir das Gefühl<br />
hatten es entstehe ein nachhaltiges und funktionierendes Gebiet<br />
oder ein Stück Stadt, welches sich auch verschränkt mit dem<br />
Bestehendem. Was passieren kann, wenn das jetzt langsam entsteht<br />
und genutzt wird, dass man über die Art wie es genutzt wird gewisse<br />
Problem sieht oder Dinge, die nicht funktionieren. Dass z.b. die<br />
Erschliessung ungenügend ist, dass die Parkierung ein Problem ist.<br />
Das ist der Fall, wo wir dann nachgelagert reagieren und Verbesserungen<br />
anstreben müssen. Was aber auch wieder in einem Dialog<br />
mit der SBB passieren muss. Die SBB oder Private wie z.b. die UBS<br />
werden auch tangiert sein und sagen, wenn es auf irgendeiner Ebene<br />
nicht mehr funktioniert. Aber es muss schon ein Leidensdruck da<br />
sein, denn man hat eine gesetzliche Basis und es ist gebaut.<br />
Und für dieses Vorgehen gibt’s noch keine Werkzeuge?<br />
Man müsste den Vergleich haben z.b. mit Zürich-Nord, welcher ich<br />
nun aber nicht präsent habe. Wie ist das dort gegangen, als man<br />
gemerkt hat, dass die Räume irgendwie zu wenig belebt sind, dass<br />
es zu wenig kommerzielle EG-Nutzung hat. Das ist dann natürlich<br />
nachträglich ein mühsamer Prozess. Aber das müsste ich nochmals<br />
nachschauen. Ob man das über eine Anpassung der Sonderbauvorschriften<br />
gemacht hat oder hat man es einvernehmlich mit den<br />
Grundeigentümer geregelt. Das weiss ich jetzt aber nicht genau und<br />
müsste das bei den dortigen Gebietsverantwortlichen nachfragen.<br />
THEMA AUSWIRKUNGEN<br />
9] Welche Chancen und Risiken sieht die Stadtentwicklung im neuen<br />
Standort der PH im Bezug auf das umliegende Quartier und<br />
auch z.b. auf das Kasernenareal oder die Langstrasse. Was setzt<br />
oder wird die PH für einen Impuls setzen?<br />
Das ist noch schwierig zu beantworten. Ich weiss nicht was die negativen<br />
Auswirkungen sein könnten von zu viel Studenten an einem<br />
Ort. Höchstens vielleicht das es eine Art Monokultur geben könnte.<br />
Wobei wann ist da der Zeitpunkt, das dass erreicht ist? Ich glaube<br />
mit dem Bau der <strong>PHZH</strong> sicher noch nicht. Aber man diskutiert<br />
ja weiter mit der Nutzung des Kasernenareals die Überprüfung, ob<br />
jetzt auch die Erwachsenenbildung dort unterkommen könnte. Von<br />
dem her hat man nicht die Angst, dass das jetzt zu einseitig werden<br />
würde.<br />
Wie sieht’s mit anderen Auswirkungen aus? Es ist ja doch eine<br />
ziemliche Veränderung im Quartier durch das ganze Projekt.<br />
Auf die Geschäfte, die Stimmung. Hat man z.b. schon etwas<br />
bemerkt, das nicht mehr funktioniert jetzt. Verdrängungsprozesse?<br />
Es ist mehr die Kritik da, dass es gewisse Auswirkungen auf die Landpreise<br />
oder in das Quartier hat. Das hat ja immer positive und negative<br />
Seiten. Man kann sagen, im Bereich in Richtung Langstrasse<br />
ist ja nicht nur positiv gesehen, dass z.T. durch, sei es jetzt durch<br />
überalterte Bauliniensetzung, durch Situationen aus dem Quartier,<br />
vor sozialen Problemen denn auch die bauliche Substanz und alles<br />
langsam zerfallt. Es hat zwar dann immer noch günstige Wohnungen<br />
dort aber die Frage ist dann: Ist das noch attraktiv dort zu wohnen.<br />
Das ist ja dann auch eine Abwärtsspirale für ein Quartier, wo<br />
dann auf einer anderen Ebene wieder langfristig der Stadt Probleme<br />
bereitet: Kriminalität, das Soziale, der Strich. Darum kann man das<br />
Ganze auch positiv sehen, also dass es einen Impuls gibt. Aber natürlich<br />
gibt es auch eine gewisse Verdrängung von z.T. günstigen<br />
Wohnungen. Dort merken die Besitzer oder Investoren schon, dass<br />
es ein attraktiver Standort ist und die Leute mehr zahlen.<br />
Es ist viel über diese Risiken geschrieben worden. Von Seiten der<br />
SBB hat man auch versucht, auf der Ebene EG-Nutzung, kleinteilige<br />
Ladenflächen anzubieten bei der Lagerstrasse. Und auch bei den<br />
Mietpreisen nicht auf die Maximalrendite gesetzt haben, um eine<br />
gewisse Verschränkung mit dem Quartier herzustellen.<br />
THEMA ZUKÜNFTIGE VORGEHENSWEISE<br />
10] Wie werden Erfahrungen sichergestellt für zukünftige Prozesse<br />
mit dem Kanton für eine solche Planung?<br />
Das sind jetzt wie zwei Fragen. Also zwischen Kanton und Stadt<br />
bezogen auf den Standort <strong>PHZH</strong>, da kenne ich die Vorgeschichte zu<br />
wenig. Ob die Stadt den Kanton bei der Testplanung zu wenig informiert<br />
oder nach ihren Bedürfnissen gefragt hat. Bei der Kaserne ist<br />
es nicht das gleiche Problem, weil wir da das Projekt zusammen machen<br />
in einer KO-Projektleitung. Da hat man so gestartet, dass man<br />
zuerst die Bedürfnisse der Stadt abgeholt hat und dann diejenigen<br />
vom Kanton. Parallel dazu geht man in die Öffentlichkeit und holt<br />
dort Ideen ab wie Nutzungsideen oder Bedürfnisse aus dem Quartier.<br />
Und versucht diese dann „einzubeziehen“ (?). Um dann zu qualifiziert<br />
zu sagen welches Nutzungsprofil wir an diesem Ort wollen<br />
und wieso etwas nicht standortgerecht oder nicht finanzierbar ist.<br />
Beim Kasernenareal ist eine solche Zusammenarbeit sichergestellt.<br />
Es aber trotzdem nicht ausgeschlossen, dass wir jetzt planen und<br />
in zwei Jahren sagt jemand von der Stadt oder aus einem Amt:<br />
Wir bräuchten noch das und das. Und das wäre gut gewesen beim<br />
Kasernenareal. Das Risiko, das ortsgebundene Bedürfnissen nicht<br />
zeitgerecht bewusst und angemeldet werden, hat man immer ein<br />
bisschen.<br />
Also man sieht in dem Fall den Unterschied zwischen den zwei<br />
Planungen. Hier hatte die SBB geplant und die Mitwirkung gemacht.<br />
Also es war eine andere Art Mitwirkung als beim Kasernenareal.<br />
Dort hat diese noch einen höheren Stellenwert, weil man weiss, dass<br />
dies wichtig ist für die Akzeptanz heutezutage. Dass man noch mehr<br />
ein Bewusstsein hat bei diesen grossen Projekten, das dies dazu gehört.<br />
Aber muss sich auch da nichts vormachen, wenn man 100<br />
Leute dreimal fragt, dann sind das die, die sich heute angesprochen<br />
fühlen, und x andere melden sich später zu Wort, die nicht an der<br />
Beteiligung gewesen sind. Es ist nur bedingt repräsentativ. Aber von<br />
Seiten Stadt und Kanton hat man eine Legimation, indem man ja die<br />
Möglichkeit geboten hat und man hat Meinungen eingeholt. Wer<br />
sich nicht gemeldet hat ist selber schuld. Hier bei diesem Projekt hat<br />
man mehr punktuell Informationsveranstaltungen gemacht.<br />
Ja.<br />
Also bei der Europaallee war es mehr Kommunikation und Information<br />
als Mitwirkung oder Partizipation?<br />
12] Nun noch eine Frage zu den alten Standorten der PH: Das ist<br />
ja ein ziemliches Potential für die Stadtentwicklung. Wie kann<br />
die Stadt Einflussnahme auf die Entwicklung der alten Standorte<br />
nehmen?<br />
Da das nicht mein Gebiet ist, bin ich da zu wenig im Bilde. Das müsste<br />
ich sonst nochmals nachfragen. Ich denke schon, dass im Dialog<br />
zwischen Stadt und Kanton solche Diskussionen geführt werden. Ich<br />
weiss da aber zu wenig über die Eigentumsverhältnisse bei den alten<br />
Standorten.<br />
Das ist alles vom Kanton.<br />
Ok, also insofern bestimmt der Kanton zuallererst was er mit diesen<br />
Liegenschaften macht. Je nachdem können wir schon Wünsche anbringen.<br />
Und es gibt ja z.b. die ganze Masterplanung Hochschulgebiet,<br />
wo man schon nach Synergien sucht.
INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />
Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />
Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />
PERSÖNLICHE FRAGEN<br />
13] Was gefällt ihnen am besten an der jetzigen Europaallee, und<br />
was am wenigsten? Auf was freuen sie sich am meisten was<br />
noch kommen wird?<br />
Ich freue mich natürlich darauf, wenn es dann mal ganz fertig ist. Es<br />
ist extrem zügig für so eine Planung für das man weiss, dass gerade<br />
in der Schweiz in diesem politischen System diese Planungen sehr<br />
lange dauern und viele Hürden haben. Es ist erfreulich zügig, wie es<br />
vorangeht. Ich bin zuversichtlich, das was jetzt schon gebaut ist, ist<br />
a) nicht ein Schreckbild einer visionären Stadt, die unwirklich wird,<br />
und zu dicht. Es wird für mich eine hohe Qualität haben. Für alle: für<br />
die, die arbeiten, für Studierende. Allen kann man es aber auch nicht<br />
recht machen. Auf einer städtebaulichen oder stadtplanerischen<br />
Ebene erfüllt man sehr viel und das Projekt kann ein Vorzeigebeispiel<br />
sein für die Stadt, wie man das entwickelt hat.<br />
Und was gefällt Ihnen, nicht aus der Sicht der Stadtplanung,<br />
sondern aus persönlicher Sicht als Bewohnerin von Zürich am<br />
besten oder am wenigsten?<br />
Also was mir am wenigsten gefällt ist die Einkaufspassage. Die ist<br />
genau so 0815. Solche Passagen sind schwierig. Man ist froh, wenn<br />
immerhin der Coop dort ist und man einkaufen gehen kann. Bei<br />
dieser Passage hätte man sich noch mehr erhoffen können.<br />
Ich habe Freude an den Gebäuden, an der Architektur, die Qualität,<br />
die Hochwertigkeit. Es ist ein Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich<br />
gehört. Man hatte immer Befürchtungen, es werde zu langweilig<br />
mit zu eintönigen Fassaden. Ich finde jedoch, es kann ein recht<br />
gutes Stück zürcherische Architektur werden. ... Jedes Haus ist ein<br />
Highlight für sich, aber kein Feuerwerk oder „noch nie dagewesen“.<br />
Die Architektur knüpft ja auch eher an ganz traditionellen Fassadenbilder<br />
oder Haustypologien an. Aber es wird noch Diskussionen<br />
geben, vor allem bezüglich den Türmen, die man von überall sieht<br />
und die mit Dächern versehen sind. Viele fragen sich: Ist das Retro<br />
oder haben sie es nicht geschafft die Nutzung unterzubringen? Das<br />
haben wir mit Herr Steiger kürzlich diskutiert.<br />
Herr Steiger: Es ist immerhin kein déja-vu.<br />
Frau Blatter: Finde ich auch. Aber hier kommt dann der Vorwurf,<br />
dass es zu exotisch ist, zu fest an ein Dach erinnert.
INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />
Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />
SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />
Warum ist die pädagogische Hochschule in der Europaalle?<br />
Es gibt 7 Begründungen:<br />
1.] 4. März 2004 haben wir gestartet, da waren wir bei Herrn Annighöfer,<br />
dieses Datum werde ich wahrscheinlich nie vergessen, also<br />
sehr sehr früh, wir haben gerade die Testplanung abgeschlossen.<br />
Wir sagten wir haben so viel Fläche zur verfügung, wir können nicht<br />
einfach sagen, wer will Fläche haben, sondern auch wie wollen wir<br />
das Ganze positionieren. Gibt es irgendein Schwerpunkt Thema?<br />
Ein Thema wurde identifiziert. Bildung, Weiterbildung ist ein enorm<br />
wichtiges Thema, in unserer Gesellschaft, und wird es bleiben. Die<br />
nächsten Jahre, Jahrzehnte. Wahrscheinlich noch länger. Dann haben<br />
wir alle Bildungsinstitute und Trägerschaften im Kanton und<br />
Stadt angegangen. Uni und ETH haben abgesagt und das Hochschulamt<br />
des Kantons (Bildungsdirektion) hat gesagt: Ah, das wäre<br />
noch eine Möglichkeit, wir haben da noch was.<br />
2.] Wieso wir finden es ist gut, die PH hier zu haben. Wir haben<br />
2500 Studierende, 10'000 Besucher, wo bei dies Weiterbildende<br />
sind, es gibt wohl schon noch zusätzliche Besucher. Das gibt eine<br />
Frequenz an diesem Standort. Diese Besucher profitieren vom guten<br />
Standort und vom ÖV Anschluss, ähm,<br />
3.] Die Durchmischung, die studierenden sorgen für eine Belebung.<br />
(klammer auf, klammer zu: es passt wunderbar zur UBS, da arbeiten<br />
85% Männner und der Fraunenanteil an der PH ist 85%, das passt,<br />
oder!)<br />
Das sind ihre Kriterien wie sie einen Standort «Verkaufen»,<br />
oder?<br />
Ja, das hat damit zu tun<br />
Diese Kriterien sind allgemein, oder? Liessen sich diese auch auf<br />
andere Standorte übertragen?<br />
Ja, die beeinflussen dies einfach positiv<br />
4.] Im Gestaltungsplan gibt es einen Ausnutzungsbonus von 20'000<br />
m 2 , für den Anteil an Sondernutzung (also Schule) Diesen Teil beanspruchen<br />
wir zwar überhaupt nicht weil wir diese Ausnützung gar<br />
nicht fahren können. Aufgrund von, den Qualitätsansprüchen die im<br />
Gestlatungsplan postuliert sind.<br />
Mit diesen haben sie aber mal gerechnet?<br />
Ja, bis wir allerdings festgestellt haben dass Kees Christiaanse, mit<br />
2.80 Meter hohen Geschossen gerechnet hat, und im gleichen Volumen<br />
sehr viel mehr Fläche untergebracht hat. Also: wenn sie je<br />
mit einem holländischen Architekten planen, kontrollieren sie die<br />
Geschosshöhen. Ursprünglich haben wir mit 330'000 m2 Geschossfläche<br />
gerechnet. Aber den „holländischen“ Geschosshöhe ist so 1<br />
Geschoss über das ganze Areal zum Opfer gefallen. Somit kommen<br />
wir auf eine Geschossfläche von 270'000 m2 die wir jetzt zur Verfügung<br />
haben für den Gestaltungsplan.<br />
Beim System mit dem Nutzungsbonus für eine Sondernutzung tut<br />
es uns nicht weg wenn wir einen Mietzinsabschlag haben, da wie<br />
dann dafür mehr Quadratmeter erhalten. In diesem Falle nun, haben<br />
wir dafür aber auch einen erstklassigen Schuldner. Mit einem langfristigen<br />
Vertrag. Es sind 15 Jahre, mit Option auf 30 Jahre. Für uns<br />
bleibt praktisch kein Risiko dass die Miete eines Tages nicht kommt.<br />
Im Gegenssatz, räsuper, zu einer UBS die dann eines Tages vielleicht<br />
zahlungsunfähig ist. (lachen)<br />
5.] Dann haben wir [das hat wohl Mireille Blatter schon gesagt]<br />
Goodwill in der Öffentlichkeit im Abstimmungsprozess. Wie wichtig<br />
war der Goodwill? Das wussten wir damals noch gar nicht. Als wir<br />
aber gesehen haben dass wir in eine Volksabstimmung hineinlaufen<br />
werden, haben wir das realisiert, und dachten, gut haben wir einen<br />
Mieter mit einer positiven Ausstrahlung.<br />
War es nicht umgekehrt dass man zuerst einen «positiven» Mieter<br />
suchte, weil man wusste dass dies besser ist fürs Image?<br />
Nein, wir haben den Mieter gehabt, auch wenn nur gerade 10 Tage<br />
zwischen Mietvertragsabschluss und der Abstimmung im Gemeinderat<br />
gelegen haben. Und da hat man schon gemerkt dass es ein<br />
Referendum geben wird. Der Mietvertrag war da, aber wie gesagt,<br />
sowieso schon abgeschlossen und fertig ausgehandelt.<br />
6.] Und wir hatten so natürlich mal 40'000 m2 los gehabt. Das ist<br />
nicht zu unterschätzen wenn sie 270'000 m2 im totalen haben. Da<br />
sind sie einfach mal froh wenn das weg ist, sie haben ja dann noch<br />
genug zum vermieten. Wir haben jetzt noch m2. Wir sind laufend<br />
immer noch auf Mieter suche. Kurzfristig hat man so das Risiko auch<br />
einfach mal verkleinert. Damals war ja die Post noch dabei, und die<br />
haben lange den Wert von ihrer Liegenschaft hinter der Shilpost, die<br />
damals noch stand, ... , die hat nur einen Wert wenn sie eine Nutzung<br />
hat. Da meinte man noch man könne das mehr oder weniger<br />
intergrieren, den Altbau.<br />
Und langfristig habe ich ein Potential. Also wenn die PH auszieht,<br />
der Standort sonst floriert, dann kann jemand kommen der zahlungskräftiger<br />
ist als der Kanton, falls er es nicht mehr braucht. Falls<br />
er es noch braucht, kann er hier bleiben.<br />
Und auf diese 30 Jahre hinaus, wäre es wahrscheinlich auch<br />
amortiesiert? Oder?<br />
Ja, das stand nicht zu oberst. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung geht<br />
natürlich auf eine gewisse Zeit. In 30 Jahren können wir wieder eine<br />
Investition in die Anpassung der Infrastruktur machen, ohen dass es<br />
ein Loch in den Sack reist.<br />
Auch mit dem jetzigen Mietzins den die PH bezahlt? Der ist ja<br />
nicht Marktkonform.<br />
Der ist Marktkonform, für Öffentliche Schulen an diesem Standort.<br />
Nicht für private. Für eine Öffentliche Schule ist es glaube ich, der<br />
höchste Mietzins der ein Kanton zahlt. Das Toni Areal der ZHDK ist<br />
sicher viel günstiger, und auch Winterthur. Diese Standorte sind<br />
günstiger. Aber dies hier ist auch der beste Standort. Naürlich, jetzt<br />
sicher mal von der Erschliessung her gesehen.<br />
Im Vergleich zu St.Gallen, ist das anders? Da gehört ja das Gebäude<br />
dem Kanton.<br />
Ja, das ist eine andere Konstrtuktion, hier hat man das nur kurz diskuiert<br />
das zu verkaufen. Das hat damit zu tun dass es nicht eine reine<br />
Schulnutzung ist. Sondern eben unten drinn noch diese Einkaufspassage<br />
ist, was uns erlaubt, unter anderem, die Schule hier hin zu<br />
nehmen, weil ich unten drinn noch 7000 m2 Detailhandelsnutzung<br />
habe. So habe ich eine Nutzungsüberlagerung. Und dies erlaubt es<br />
uns auch eher wieder darüber einen eher tieferen Mietzins zu haben.<br />
Weil ich im Sockel quasi einen zusätzlichen Ertrag habe.<br />
Frau Blatter hat uns darauf angesprochen das man bei der Entwicklung<br />
des Kasernenareals viel mit Partitipation arbeitet, ich<br />
nehme an bei Ihnen ist es mehr Kommunkikation, inwiefern berücksichtigen<br />
sie das Bedürfnis der Bevölkerung? Oder kommt<br />
hier das Marktbedürfnis mehr zum tragen? Sie haben in diesem<br />
Sinne ja keinen Auftrag zu Partizipation.<br />
Wir haben keinen öffentlichen Auftrag im Sinne dass wir für die<br />
Bevölkerung etwas entwickeln müssen, mit Mitwirkung. Allerdings<br />
haben wir den Bund, bzw. den Bundesrat als Aktionärsvertreter der<br />
uns im Leistungsauftrag gewisse Guidelines gibt. Und eine davon ist:<br />
Lautet wir sollen doch bitteschön mit den Gemeinden und Kantonen<br />
zusammenarbeiten. Das hat auch damit zu tun weil der Bund darauf<br />
angewiesen ist dass die Gemeinden und Kantone mit dem Bund<br />
im Bahnverkehr mit ihm zusammanearbeiten. Regionalverkehr wir<br />
eigentlich regional bezahlt. Insofern ist für uns die Nähe zu einem<br />
Kanton natürlich eher gegeben als für einen rein privaten Investor.<br />
Jetzt auf die PH bezogen.<br />
Sie haben also tatsächlich einen Auftrag.<br />
Ja, zur Zusammenarbeit, aber Zusammenarbeit impliziert nicht dass<br />
ich mit den Quariter Kreis 4 frage was sie gerne hätten. Wenn es<br />
nun der Stadt Zürich ein sehr grosses Anliegen ist dass wir partizipativ<br />
mehr arbeiten, dann machen wir das auch ein Stück weit. Zum<br />
Beispiel bei der Zollstrasse auf der anderen Seite der Geleise. Da<br />
haben wir das stärker gemacht. Hier an der EuropaAllee haben wir<br />
einfach informiert. Massgebend für uns ist, wie komme ich zu einer<br />
rechtskräftigen Bewilligung, und ein Projekt zu entwickeln dass es<br />
am Markt Erfolg hat.
INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />
Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />
SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />
Sie waren beim Projekt EuropaAllee von Anfang an dabei, wenn<br />
sie jetzt heute etwas anders machen würde, was wäre dies? Als<br />
Beispiel die Neugestaltung der Lagerstrasse.<br />
Das ist eigentlich eine städtische Frage.<br />
Das ist für sie wahrscheinlich ein kalter Tropfen auf den heissen<br />
Stein.<br />
Also, zur Lagerstrasse. Da haben wir mit der Stadt verhandelt. Die<br />
Stadt sagte, wir hätten gerne dass das Tram durch die Lagerstrasse<br />
fährt, und wir sagten ursprünglich, dass aus städtebaulichen Überlegungen,<br />
also nicht nur wir, sondern die ganzen Teams die hier mitgearbeitet<br />
habeb, es brauche keine 28 m breite Stasse. 22m oder 24<br />
würden auch reichen. Über die ganze Länge, wenn wir jetzt schauen,<br />
wieviel Land wir abtreten müssen, entspricht dies gerade diesen<br />
4-6 m welche man für diese Strasse nicht brauchen würde in der<br />
Breite. Und von da her gesehen muss man sagen, diese Verbreiterung<br />
macht man für das Tram, und nicht für die EuropaAllee. Und<br />
desshalb sagen wir, sorry, wir sind freiwillig zurück, weil die Stadt<br />
sagt sie wollen dieses Tram und hat aber vereinbart dass uns dies<br />
entschädigt wird. Und nur weil jetzt eine Partei sagt: «Nijet» gibt es<br />
für uns keinen Grund uns hier erpressen zu lassen. Es ist natürlich<br />
klar, fällt das Projekt bei der Volksabstimmung durch, müssen wir<br />
mit der Stadt wieder an einen Tisch sitzen und sehen was wir jetzt<br />
machen. Ich kann aber noch nicht sagen wass dann passiert. Aber<br />
defacto, ist es jetzt natürlich einfach auf uns, die SBB, einzuhauen,<br />
aber diese Strassenverbreiterung macht man für das Tram. Man hätte<br />
es günstiger haben können ohne Tram. Wieso soll eine EuropaAllee<br />
jetzt ein Tram finanzieren, welches ja eigentlich nur vorbeifährt.<br />
Ich brauche das nicht für die Erschliessung. Es ist schon schön ein<br />
Tram zu haben, ich sage, bzw. habe nichts dagegen ein Tram durch<br />
die Lagerstrasse fahren zu haben, das hat man damals schon gesagt,<br />
es binde dieses Gebiet auch nocheinmal ein, und macht es<br />
bekannter. Es gibt auch für uns einen Anreiz dazu ja zusagen, aber<br />
desswegen schenken wir jetzt nicht gerade das Land.<br />
Und sonst fragen sie, was würden sie anders machen, ich würde die<br />
Geschosshöhe bei den Holländern genauer anschauen. Wir haben<br />
320'000 m 2 , und von da haben wir dann zurück gerechnet wieviele<br />
Parkplätze das gibt, respektive wie viele Parkplätze sind zulässig pro<br />
m2 Nutzfläche, und wenn ich jetzt weniger Nutzfläche baue, habe<br />
ich auch weniger Parkplätze zu gute. Nach UVP könnten wir eigentlich<br />
mehr bauen, wir werden vorraussichtlich im Endausbau weniger<br />
Verkehr haben als vorher mit dem Postversandzentrum. Das ist noch<br />
eindrücklich, wenn man mit so einer Dichte weniger Verkehr generiert.<br />
Das müssen wir aber noch genau verifizieren. Vorraussichtlich<br />
ist das aber so. Früher sind da pro Tag 2000 Lastwagen rausgefahren<br />
und viele private, die Ihre Massenversande gemacht haben. Das war<br />
ja eine Industrieanlage mit relativ hohem Verkehrsaufkommen. Wir<br />
haben jetzt ein relativ tiefes Verkehrsaufkommen welches durch die<br />
Europaallee selber ausgelöst wird. Denn alle die hier sind, fokusieren<br />
auf den ÖV und haben auch zu wenige Parkplätze als dass sie anders<br />
könnten. In Zukunft würde ich höchstens probieren die Parkierungsanlagen<br />
anders zu arangieren. Jetzt sind sie Baufeld für Baufeld<br />
arangiert, da könnte man sicher etwas gewinnen, würde man es<br />
übergeordnet anschauen. Hat aber auch damit zu tun, da wir nicht<br />
wussten, bauen wir alles selber oder verkaufen wir Baufeld für Baufeld.<br />
Absolut hohe Unabhängikeit wurde damals höher gewichtet.<br />
Es war in diesem Falle mal geplant alles eine GU zu verkaufen,<br />
oder...?<br />
GU haben wir so oder so. Wir bauen mit GU, die Idee war es die<br />
Baufelder an einen Investor abzutreten. Das Baufeld der UBS ist verkauft,<br />
gehört also der UBS. Der ganze Rest, behalten wir jetzt aber<br />
selbst. Es wäre aber jederzeit möglich zum Beispiel an eine Versicherung,<br />
Immobilienfonds oder ähnliches zu verkaufen. Ist aber nicht<br />
geplant im Moment. Ausser die Stockwergeigentümer sind natürlich<br />
weg. [Nachfrage: sie meinen bei den Wohnungen: Ja]<br />
War es denn am zu Beginn des Projekts gedacht dass man alle<br />
Baufelder verkauft?<br />
Es war eben gedacht dass man viel mehr verkauft. Wir haben dann<br />
mit dem Kanton darüber gesprochen was wäre denn wenn wir verkaufen,<br />
der Kanton meinte dann dass sie ein Vorkaufsrecht auf die<br />
Liegenschaft wollen. Mit der SBB als Eigentümerin sei es ihnen zwar<br />
«wohl» aber nicht unbedingt mit jedem anderen Mieter sonst. Da<br />
wird dann eben noch einmal differenziert, obwohl wir uns eigentlich<br />
in der Selbstwahrnehmung nicht so differenzieren. Die Kantone wissen<br />
genau, dass sie dann zum CEO der SBB gehen können und ihm<br />
sagen wir zahlen nichts mehr an die S-Bahn drann. Und dann gibt<br />
es eine Mietverlängerung mit dem Kanton. Hier sind die Abhängigkeiten<br />
hoch. Was vielleicht bei einer rein privaten Immobilien Firma<br />
so nicht der Fall wäre. Es hat sich dann erst mit der Zeit entwickelt<br />
dass man sagte, nein es ist eine Chance für die Unternehmung SBB<br />
die Finanzkraft zu stärken über wiederkehrende Erträge in dem man<br />
hier in der Europaallee investiert.<br />
Was gefällt ihnen an der EuropaAllee persönlich am besten? Wo<br />
gehen sie am liebsten hin?<br />
Auf den Campusplatz, mir gefällt die städtebauliche Konstruktion<br />
mit diesem erhöhten Platz vor der PH sehr gut. Den finde ich nach<br />
wie vor sensationell. Der Innenhof der UBS ist ähnlich, ein Hof der<br />
eine ganz hohe Dichte hat aber gleichzeitig auch ein Aussenraum ist<br />
mit einer ganz hohen Aufenthaltsqualität. Ruhige Räume, geschützte<br />
Räume, unmittelbar mitten drinn. Und öffentlich zugänglich. Am<br />
meisten Freue habe ich wenn die Studenten zum Beispiel eine Band<br />
organisieren. Wenn ich dann jeweils Führungen habe, muss ich sagen,<br />
entschuldigen sie, heute kann ich nichts sagen, die Band spielt<br />
heute. Das ist genau dass was wir uns wünschen, dass es spontanes<br />
Leben rein gibt. Das geht an solchen Orten ohne solche Räume<br />
nicht. Stellen sie sich vor, direkt neben dem Hauptbahnhof spontan<br />
ein Konzert zu machen. Wäre es offen gegen aussen, kommen die<br />
Nachbarn mit klagen usw. und so ist es möglich. Ausserhalb hören<br />
sie nichts. Ist ein gewisser Aufwand das zu machen, und nach Hausordnung<br />
auch nicht immer erlaubt, aber das gehört dazu.<br />
Wo gehen sie am wenigsten gerne hin?<br />
Eigentlich gehe ich überall gerne hin... was ist am wenigsten gelungen,<br />
meinen sie?<br />
Mhhm ja, vielleicht wo haben sie sich am ehesten eine andere<br />
Nutzung vorgestellt wie sie jetzt ist.<br />
Ich denke, die Seitengassen, die sind schon noch kritisch. Die sind<br />
jetzt wirklich einfach nur funktional. Ich finde sie räumlich spannend,<br />
10 m breit und 30 m hohe Fassaden dran, aber die hat man fast ein<br />
bisschen Stiefmütterlich behandelt. Man hat auch nicht vorgesorgt<br />
dass da mal etwas entstehen könnte. Dort wird nie gross Betrieb<br />
drinnen sein. Das ist, ich sage mal ein Sorgenkind. Das könnte schon<br />
mal noch kritisch werden, in Zukunft, zum Beispiel in Randzeiten.<br />
Hätte man da im EG mehr öffentliche Nutzungen machen müssen?<br />
Jein, geht fast nicht. Ich kann nicht überall Nutzungen machen. Man<br />
muss sie fokusieren, oder. Es ist auch so, dass ein Innenhof wie von<br />
einer UBS nicht auch noch viele Geschäfte drinn haben kann. Das<br />
geht einfach nicht. Oder. Es braucht irgendwo auch die Logistik.<br />
Zum Beispiel, Garageneinfahrte, die braucht es einfach.<br />
Hat der Kanton wirklich keine eigene <strong>Standortevaluation</strong> durchgeführt?<br />
Man soll dem Kanton jetzt hier auch nicht mehr Unrecht antun als<br />
nötig. Er hat sich schon überlegt, das er die PH eher im Zentrum<br />
will, und die ZHDK eher weiter aussen. Er liebäugelte lange mit der<br />
Kaserne, für die PH. Ist da allerdings einfach nicht weitergekommen.<br />
Das war dann eigentlich die Chance für uns da einzuhaken.<br />
Die PH ist nun für sie der Wunschpartner? Haben sie nicht erst<br />
ETH und UNIZH angefragt? Hat das etwas mit Bundeshirearchien<br />
zu tun?<br />
Nein, nein. Wir haben einfach gesagt es könne nicht grad eine Primarschule,<br />
Sekundarschule und auch keine Kantonsschule. Wir sagten<br />
dass sein ein universitärer Standort. Es gibt ein Swiss-Banking<br />
und Finance Institute an der UniZH, welches heute in die Uni integriert<br />
ist. Die Europaalllee wäre ein super Standort. Die Nähe zu Banken,<br />
..., also auch im Sinn eines Aushängeschildes, einer Austauschplattform.<br />
Sowohl Uni als auch ETH waren da gleicher Meinung, im<br />
theoretischen Ansatz. Doch, das wäre noch toll aber eingestiegen<br />
sind dann beide nicht. Laut Wolfgang Annighöfer, haben sie sich<br />
nun ein paar Jahre später geärgert dass sie das damals nicht gemacht<br />
haben. Insbesondere die UNI, die dann merketen dass ihre<br />
Bedürfnisse an Raum doch grösser sind als erwartet. Und dass genau<br />
ein solch zentraler Standort eine Chance wäre, im Sinne von: Dass
INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />
Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />
SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />
man aus verschiedenen Standorten hier rasch zusammen kommt.<br />
Für übergeordnete Geschichten, wenn jemand aus dem Zentrum<br />
raus in den Irchel hoch muss, geht es gleich gut oder schlecht wie<br />
wenn er hier hin muss. Allerdings wären die aus Rapperswil schneller<br />
hier. Schlussendlich war es dann aber so wie es heute ist. Annighöfer<br />
war der erste den angebissen hat. Wir würden heute nichts mehr<br />
anders wollen. Die PH ist eine gute Schule.<br />
Was jetzt noch dazukommt, wir als SBB haben immer wieder Anfragen<br />
für Räume hier an der Europaallee. Zum Beispiel diesen Raum<br />
hier, hin der Shilpost, den haben wir noch zwei Wochen. Dann wird<br />
hier mit dem Umbau begonnen. Ich verweise solche Anfragen für<br />
Miet-Räume nun immer an die PH, die vermieten ja ihre Räume in<br />
den Leerzeiten noch so gerne.<br />
Die Mieter, die sie jetzt in den Sockelgeschossen haben, da sind<br />
sie vom Mieterwechsel relativ stabil, oder?<br />
Bis auf eine Fläche, ja.<br />
In diesem Sinne eine positive Entwicklung, da auch?<br />
Das Risiko welches wir generell haben: Die Europaallee wird 2020<br />
fertig sein, im Endausbau. Die erste Eröffnung habe ich allerdings<br />
acht Jahre früher. In dern Köpfen, gibt es keine acht Jahre lange<br />
Eröffnung. Das gibt es einfach nicht. Entweder ist etwas hier oder<br />
nicht. Es gibt nur Schwarz/Weiss. Darunter leider natürlich die Geschäfte.<br />
Die müssen jetzt mit dem was bereits besteht geschäften<br />
und können nicht sagen kommt doch zu uns, in acht Jahren hat es<br />
dann noch viel mehr Leute, es wird zusammenhängend, ruhig und<br />
schön sein. Die Mieter müssen einen gewissen schnauf haben.<br />
Sind dementsprechend auch die Mietpreise so angepasst?<br />
Ja, das sind Stafelmieten. Und auch Umsatzabhängige Mieter. Das<br />
heisst: Wir haben eine tiefe Mindestmiete die dann zusätzlich noch<br />
gestaffelt ist. Erst wenn ein gewissen Umsatz überschritten wird,<br />
dann müssen die Mieter mehr bezahlen. Ihr Risiko ist unser Risiko,<br />
wir verdienen auch nicht mehr wenn sie nicht mehr verdienen.<br />
Das wäre aber die Idee gewesen?<br />
Ja, das wäre so ein wenig die Idee dahinter. Da haben wir dann aber<br />
gesagt dafür bräuchte es noch Velo, Golf, ... und das wird dann allzu<br />
randportlastig.<br />
Dann müsste man ja dann auch fast schon mit dem Auto kommen<br />
können.<br />
Ja, je nach dem. Wir haben 22 Parkplätze, aber das reicht nicht weit.<br />
Gleichzeitg brauchen wir ein Grundangebot an Lebensmitteln. Dies<br />
führte dann zum Coop. Der Transa wurde eigentlich viel grösser als<br />
ursprünglich gedacht. Dass hat dann auch wieder viel Mietermix gefressen.<br />
Es kamen dann noch die Rollbrettliläden dazu...<br />
Also kann man sagen die Vermietung ist noch ein laufenden<br />
Prozess?<br />
Ja, das wird sich entwickeln, über die nächsten Jahre und Jahrzehnte.<br />
Es ist die Frage ob es ein Schwerpunkt bliebe, Sport und Outdoor,<br />
oder geht es zum Beispiel einfach Richtung Bekleidung. So wichtig<br />
ist das nicht. Wichtig ist dass wir nicht etwas machen was es schon<br />
x-fach gibt. Eine gewissen Einzigartigkeit haben, denn wir müssen<br />
uns abgrenzen. Wir können nicht das gleiche machen was es an<br />
der Bahnhofstrasse schon gibt. Unser Vorteil ist: Wir haben grössere<br />
Flächen für ein Thema als es an der Bahnhofstrasse möglich ist. Ein<br />
Ochsner wird mittelfristig auch besser laufen wenn die ganze Europaallee<br />
fertig ist. Im Moment läuft der noch nicht so toll. Gut, der<br />
hat im Laden auch ein relativ langweiliges Konzept, dass darf man<br />
aber natürlich auch nicht laut sagen. Transa und Ochsner konkkurenzieren<br />
sich ja untereinander nicht. Ich rate einfach nicht am Samstag<br />
Nachmittag in den Transa zu gehen, die Beratung ist unter der<br />
Woche besser. Das Angebot in der EuropaAllee ist gut, ich glaube<br />
das kommt schon noch.<br />
Dieses System endet dann aber am Ende der Bauzeit?<br />
Ja, die Staffelmiete endet dann. Die Umsatzmiete bleibt aber. Wir<br />
haben Interesse dass es ihnen gut geht und sie haben von sich aus<br />
Interesse dass es ihnen gut geht. Sie verdienen ja wenn sie mehr<br />
Miete zahlen müssen, bei diesen relativ kleinen Prozentsätzen, trotzdem<br />
besser. Die führte dazu dass wir diesen Mix haben welchen wir<br />
jetzt haben. Einen Transa und einen Ochsner, das sind grundsätzlich<br />
Geschäfte zu denen sie gehen wenn sie etwas haben müssen. In<br />
der Kombination mit den Geschäften haben wir uns versprochen<br />
dass sich die Kunden sagen, ich brauche eine Jacke, weiss aber noch<br />
nicht genau von wo, irgendwo in der Europaallee werde ich dann<br />
eine finden. So als Sportfachschwerpunkt funktioniert es allerdings<br />
nicht wirklich.