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PHZH EUROPAALLEE - Standortevaluation / Standortentwicklung

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KAPITEL 1<br />

PÄDAGOGISCHE FACHHOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>PHZH</strong><br />

<strong>EUROPAALLEE</strong><br />

TITEL 1<br />

Titel 2<br />

standortevaluation I standortentwicklung


impressum<br />

HOCHSCHULE FÜR TECHNIK RAPPERSWIL HSR<br />

Regionalentwicklung und Standortpolitik<br />

Abteilung Raumplanung; Dezember 2013<br />

autoren<br />

hans-ruedi beck<br />

bernhard leder<br />

moritz setz<br />

philip spring<br />

dozentin<br />

prof. dr.<br />

susanne kytzia


inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung<br />

1 Übersicht<br />

1.1 Die Schweizer Fachhochschulen<br />

1.2 Die Zürcher Fachhochschule<br />

1.3 Konzentrationsbemühungen Schweizer Fachhochschulen<br />

1.4 Pädagogische Fachhochschule Zürich<br />

2 standortevaluation<br />

2.1 Standortstrategie Kanton Zürich<br />

2.2 Standortsuche <strong>PHZH</strong><br />

2.3 Begründung Standortentscheid Europaallee<br />

2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte<br />

2.5 Fazit <strong>Standortevaluation</strong><br />

3 standortentwicklung<br />

3.1 Projekt Europaallee<br />

3.2 Planungsgeschichte<br />

3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum<br />

3.4 Neubau Campus <strong>PHZH</strong><br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

11<br />

13<br />

15<br />

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18<br />

20<br />

22<br />

26<br />

28<br />

5 Themensammlung aus interviews<br />

5.1 Interviewpartner<br />

5.2 Konzentrationsprozess und <strong>Standortevaluation</strong><br />

5.3 Richtiger Standort / Richtige Nutzung<br />

5.4 <strong>Standortentwicklung</strong><br />

5.5 Partizipation und Mitwirkung<br />

5.6 MIetverhältnis <strong>PHZH</strong><br />

5.7 Erkenntnisse aus Prozess<br />

5.8 Persönliche Meinung Interviewpartner<br />

6 SYNTHESE UND FAZIT<br />

6.1 Fazit<br />

6.2 Synthese<br />

6.3 Zusammenfassung Synthese<br />

QUELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

ANHANG<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

42<br />

42<br />

42<br />

44<br />

45<br />

46<br />

49<br />

4 sozioökonomische auswirkungen<br />

4.1 Verdrängungsprozess<br />

4.2 Gemeinnütziger Wohnungsbau<br />

4.3 Ansteigen der Gewerbemietpreise<br />

4.4 Der Quadratmeterpreis<br />

4.5 Zeitgenössische Architektur und die Leere nach 20 Uhr<br />

4.6 Die lange Bauzeit der Europaallee<br />

4.7 Qualität der öffentlichen Räume<br />

31<br />

32<br />

32<br />

33<br />

34<br />

34<br />

35


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Einleitung<br />

Themenwahl und Ziele<br />

Im Rahmen der Semesterarbeit im Fach Regionalentwicklung<br />

und Standortpolitik gingen die Autoren der Frage<br />

nach, wie die <strong>Standortevaluation</strong> der neuen Pädagogischen<br />

Hochschule bei der Europaallee abgelaufen ist, mit<br />

welchen Verfahren sowie Instrumenten der Standort entwickelt<br />

wird und welche möglichen sozioökonomischen<br />

Auswirkungen die Planung auf das Quartier haben kann.<br />

Dabei interessiert v.a. die Frage, wie eine Institution in der<br />

Grössenordnung der Pädagogischen Hochschule Zürich<br />

an einem Standort konzentriert und welche Rahmenbedingungen<br />

und Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben.<br />

Schliesslich sollten die verschiedenen am Prozess beteiligten<br />

Akteure und ihre Interessen betrachtet werden.<br />

Vorgehen<br />

Das erste Kapitel soll einen Überblick über das System<br />

der Schweizer Fachhochschulen schaffen, deren<br />

Konzentrationsbemühungen aufzeigen und durch ein<br />

Portrait der Pädagogischen Hochschule Zürich vervollständigt<br />

werden. Im folgenden Kapitel «<strong>Standortevaluation</strong>»<br />

wird erläutert, welche Gründe und Ereignisse<br />

zur Konzentration der <strong>PHZH</strong> führten, wie die Standortsuche<br />

abgelaufen ist und was schlussendlich zum<br />

Standortentscheid Europaallee geführt hat.<br />

Im Kapitel «<strong>Standortentwicklung</strong>» wird das Projekt Europaallee<br />

und der neue Campus der <strong>PHZH</strong> detaillierter<br />

beschrieben. Es soll ersichtlich werden, welche Akteure<br />

mit welchen Mitteln zur Entwicklung des Standorts<br />

Europaallee beigetragen haben.<br />

Der zweite Teil des Berichtes setzt den Fokus auf Interpretationen<br />

und Aussagen aus Interviews und Strassenbefragungen.<br />

Es kommen einerseits offizielle Vertreter<br />

des Kantons, der Stadt und der SBB zu Wort.<br />

Anhand kritischer Fragen sollen deren Überlegungen<br />

und Einschätzungen zur Ansiedlung der <strong>PHZH</strong> an der<br />

Europaallee aufgezeigt werden. Andererseits sollen<br />

auch Meinungen von Studenten und Mitarbeiter der<br />

ansässigen Geschäfte eingeholt werden. Anhand dieser<br />

Wortmeldungen sollen [mögliche] sozioökonomische<br />

Auswirkungen auf den Stadtkreis 4 «Aussersihl»<br />

beschrieben werden.<br />

Am Schluss soll unsere eigene Meinung in einer kritischen<br />

Betrachtung zum Ausdruck gebracht werden.<br />

4


TITEL 1<br />

Z F H<br />

Titel 2<br />

ÜBERSICHT fachHOCHSCHULEN


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Übersicht<br />

1<br />

1.1 Die Schweizer Fachhochschulen [1]<br />

Hochschulsystem Schweiz<br />

Das schweizerische Hochschulsystem besteht aus<br />

Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen sowie<br />

universitären Hochschulen inklusive der Eidgenössisch<br />

Technischen Hochschulen [ETH & EPFL]. Die Schweizerische<br />

Bundesverfassung definiert hierbei die Partnerschaft<br />

von Bund und Kantonen [Bildungsartikel 61a &<br />

63a]. Die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zwischen<br />

Bund und Kantonen sind wie folgt verteilt:<br />

• Der Bund führt und finanziert die Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschulen<br />

• fördert die Forschung<br />

• regelt die höhere Berufsbildung und die Fachhochschulen<br />

• leistet finanzielle Beiträge an die Universitäten und<br />

Fachhochschulen sowie an die Berufsbildung<br />

• Die Kantone sind Träger der Universitäten, Pädagogischen<br />

Hochschulen und der Fachhochschulen<br />

• finanzieren allein die Pädagogischen Hochschulen<br />

und zu einem grossen Teil die kantonalen Universitäten<br />

und Fachhochschulen<br />

Fachhochschulen<br />

Der Schweizer Hochschullandschaft gehören sieben<br />

öffentlich-rechtliche sowie zwei private Fachhochschulen<br />

an. Die öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen sind<br />

faktisch regionale Fachhochschulverbünde, deren Trägerschaft<br />

aus einem oder mehreren Kantonen besteht.<br />

Die Fachhochschulen wurden durch Umbau und Zusammenschluss<br />

bereits bestehender Höherer Fachschulen<br />

mit unterschiedlichen Trägerschaften [Bund,<br />

Kantone, Gemeinden, Private] Mitte der 1990er Jahre<br />

geschaffen. Mit dem Bundesgesetz vom 6. Oktober<br />

1995 über die Fachhochschulen wurde dabei die rechtliche<br />

Grundlage geschaffen.<br />

Heute bestehen vier Fachhochschulen mit interkantonalen<br />

Trägerschaften [Haute école spécialisée de la<br />

Suisse occidentale HES-SO; Hochschule Luzern HSLU;<br />

Fachhochschule Ostschweiz FHO; Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz FHNW] sowie drei Fachhochschulen<br />

mit nur einem Trägerkanton [Berner Fachhochschule<br />

BFH; Scuola universitaria professionale della Svizzera<br />

Italiana SUPSI; Zürcher Fachhochschule ZFH].<br />

Pädagogische Hochschulen<br />

In der Schweiz sind rund vierzehn rechtlich selbständige,<br />

kantonale Pädagogische Hochschulen tätig. Diese<br />

unterstehen kantonaler Hoheit und erhalten keine<br />

Bundesbeiträge. Anfangs dieses Jahrtausends traten<br />

sie im Zusammenhang mit der Entstehung von Fachhochschulen<br />

an die Stelle zahlreicher öffentlich-rechtlicher<br />

sowie privater LehrerInnenseminare.<br />

Die Pädagogischen Hochschulen zählen zum Fachhochschulbereich<br />

und sind wie im Falle der Pädagogischen<br />

Hochschule Zürich in einen Fachhochschulverband<br />

integriert. Sie werden jedoch auch als selbständige<br />

Hochschulen geführt oder sind einer universitären<br />

Hochschule zugehörig.<br />

1 Die Schweizer Fachhochschulen;<br />

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT<br />

6


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Übersicht<br />

1<br />

1.2 die zürcher fachhochschule [zfh] [1]<br />

Geschichte und entwicklung<br />

Das im Jahr 1995 erlassene Bundesgesetz über die<br />

Fachhochschulen stellte die rechtliche Grundlage zur<br />

Gründung von inter-/kantonalen Fachhochschulen sicher.<br />

Zu Beginn der angestrebten Fachhochschulentwicklung<br />

war durchaus offen, ob der Kanton Zürich<br />

eine eigene Fachhochschule haben werde. In den<br />

1990er Jahren verfolgte man einige Zeit die Option,<br />

zusammen mit Ostschweizer Kantonen die Fachhochschule<br />

Nordostschweiz zu gründen.<br />

Die damaligen Regierungsräte der Kantone Zürich und<br />

St.Gallen – Ernst Buschor [ZH] und Hans Ulrich Stöckling<br />

[SG] stellten die Weichen jedoch anders, so dass<br />

der Kanton Zürich in der Folge zielstrebig am Aufbau<br />

einer Fachhochschule Zürich arbeitete. In kurzer Zeit<br />

wurde 1998 ein kantonales Fachhochschulgesetz ausgearbeitet,<br />

welches im Kantonsrat mit grossem Mehr<br />

verabschiedet wurde. Das Gesetz forderte die Integration<br />

der bestehenden Höheren Fachhochschulen in<br />

die Fachhochschule Zürich – die spätere Zürcher Fachhochschule<br />

ZFH.<br />

Als Bedingung zur Erteilung des Fachhochschulstatus<br />

legte der Kanton eine minimale Anzahl Studierende<br />

sowie die notwendige Anzahl Studiengänge fest. Dies<br />

bedeutete für viele der potenziellen Fachhochschulen,<br />

dass sie sich mit anderen Schulen zusammenschliessen<br />

mussten. Durch Zusammenschlüsse sowie Neugründungen<br />

entstanden 1998 so rund acht Teilhochschulen,<br />

wie z. B. die Hochschule für Gestaltung und Kunst<br />

oder die Pädagogische Hochschule Zürich.<br />

Das erste Fachhochschulgesetz von 1998 bestimmte die<br />

ZFH als Holding ohne eigene Rechtspersönlichkeit, welche<br />

unter ihrem Dach acht autonome staatliche und private<br />

Hochschulen mit eigener Rechtspersönlichkeit und<br />

auch eigenen Hochschulräten versammelte. Oberstes<br />

Organ der ZFH war der vom Vorsteher der kantonalen<br />

Bildungsdirektion präsidierte Fachhochschulrat [FHR].<br />

Im Herbst 2003 folgte der Entschluss des Fachhochschulrates<br />

der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung.<br />

Die ZFH sollte in drei rechtlich selbständige<br />

Hochschulen mit je einem eigenen Leistungsauftrag<br />

und Globalbudget gegliedert werden. Dieser Entscheid<br />

stellte sich im Nachhinein als zukunftsweisend<br />

heraus. Es entstanden dabei die Zürcher Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften ZHAW mit acht Fachbereichen,<br />

die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK<br />

mit fünf Fachbereichen sowie die Pädagogische Hochschule<br />

Zürich. Wobei letztere bereits bestand und mit<br />

einem eigenen Gesetz geregelt war.<br />

Für diese Strukturbereinigung wurde eine Rechtsgrundlage<br />

benötigt, so dass eine Revision des bestehenden<br />

kantonalen Fachhochschulgesetzes notwendig wurde.<br />

Mit Inkrafttreten des revidierten Zürcher Fachhochschulgesetzes<br />

[FaHG] am 2. April 2007 konnte die neue<br />

Struktur umgesetzt werden. Die drei autonomen Hochschulen<br />

wurden von der Bildungsverwaltung abgekoppelt<br />

und erhielten starke Führungsstrukturen mit verantwortlichen<br />

Hochschulleitungen. Die ZFH dient nur<br />

noch als Hintergrund, vor dem die drei Hochschulen<br />

eigenverantwortlich agieren und kooperieren können.<br />

ZÜRCHER FACHHOCHSCHULE<br />

staatliche Trägerschaft<br />

Zürcher Hochschule der Künste ZHdK<br />

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW<br />

Pädagogische Hochschule Zürich <strong>PHZH</strong><br />

private Trägerschaft<br />

Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ<br />

Hochschule für Heilpädagogik HfH<br />

Abb. 1: Übersicht Zürcher Fachhochschule<br />

1 Die Entstehung einer Hochschule;<br />

Hasler, Girsberger & Buomberger<br />

7


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Übersicht<br />

1<br />

1.3 KONZENTRATIONSBEMÜHUNGEN SCHWEIZER fACHHOCHSCHULEN<br />

Wachstum und Konzentration<br />

Die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen steigt<br />

seit deren Eröffnung kontinuierlich an: im Studienjahr<br />

2007/2008 überschritt sie erstmals die Grenze von<br />

50‘000. [1] Dieses Wachstum sowie insbesondere die<br />

Vielzahl an teilweise weit auseinander liegenden Standorten<br />

führten in den letzten Jahren beinahe bei allen<br />

Fachhochschulen zu Konzentrationsbestrebungen.<br />

Am Beispiel der Zürcher Fachhochschulen kann diese<br />

Problematik verdeutlicht werden. Die ZFH setzt sich<br />

aus den vier Hochschulen HWZ, ZHdK, ZHAW» sowie<br />

der <strong>PHZH</strong>» zusammen. [1] Diese Hochschulen sind auch<br />

heute noch auf die drei Städte Zürich, Winterthur und<br />

Wädenswil verteilt. Noch bis vor wenigen Jahren waren<br />

deren einzelnen Abteilungen und Institute jedoch<br />

auf weit über 60 Standorte verteilt. Alleine die in der<br />

Stadt Zürich beheimateten Departemente und Institute<br />

der ZHdK waren auf über 30, die der <strong>PHZH</strong> auf knapp<br />

20 verschiedene Standorte verstreut.<br />

Nicht zuletzt spielen die Fachhochschulen eine zentrale<br />

Rolle im zunehmenden Standortwettbewerb unter<br />

den Kantonen sowie im nationalen Städtewettbewerb.<br />

Eine Mehrheit der Kantone hat erkannt, dass attraktive<br />

Fachhochschulen mit einer weitgehend zentralisierten<br />

Infrastruktur, zusätzliche Studierende anzieht. Dabei<br />

kann bereits frühzeitig auf die Ansiedlung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften hingewirkt werden.<br />

Hochschulzentrum vonRoll [PH Bern] [2]<br />

Abb. 2: neuer Von-Roll-Campus der PH Bern<br />

Im Hochschulzentrum «vonRoll» wurden die vier<br />

Grundausbildungsinstitute der PH Bern sowie eine Fakultät<br />

und ein Departement der Universität Bern untergebracht.<br />

Das Zentrum wurde auf das Herbstsemester<br />

2013 eröffnet und ersetzt die rund 15 bisherigen<br />

Standorte in der Stadt Bern.<br />

Mithilfe eines Neubaus sowie der Umnutzung alter<br />

Fabrikhallen der «von Roll AG» entstand an zentraler<br />

Lage ein Zentrum für die deutschsprachige LehrerInnenausbildung<br />

im Kanton Bern mit der grössten Fachbibliothek<br />

der Schweiz. Das Zentrum befindet sich im<br />

Hochschulquartier Länggasse, in welchem bereits die<br />

Mehrzahl der Fakultäten der Universität Bern angesiedelt<br />

sind und bietet Platz für 850 Mitarbeitende sowie<br />

bis zu 4‘500 Studierende.<br />

Toni-Areal [ZHdK] [3]<br />

Abb. 3: Visualisierung des neuen ZHdK-Campus<br />

Ab 2014 sollen im ehemaligen Industriequartier Zürich-<br />

West auf dem Grundstück der vormaligen Toni-Fabrik<br />

alle Departemente und die gesamte Infrastruktur der<br />

ZHdK sowie zwei Departemente der ZHAW angesiedelt<br />

und konzentriert werden. Der Kanton Zürich bewilligte<br />

hierfür CHF 139 Millionen für den Mieterausbau<br />

im künftigen Toni-Areal.<br />

Aktuell ist die ZHdK auf über 35 Standorte in Zürich<br />

und Winterthur verteilt. Mit der Realisierung des Bildungs-<br />

und Kulturzentrums im Toni-Areal im Sommer<br />

2014 soll die Idee einer Kunsthochschule verwirklicht werden,<br />

die alle Sparten umfasst und an einem Ort vereint ist.<br />

1 Die Schweizer Fachhochschulen;<br />

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT<br />

2 Hochschulzentrum vonRoll;<br />

Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern<br />

3 Umbau Toni-Areal - Bauprojekt;<br />

Baudirektion Kanton Zürich<br />

8


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Übersicht<br />

1<br />

1.4 Pädagogische Hochschule Zürich [ph Zürich]<br />

Geschichte Kennzahlen [2] konzentration<br />

Am 3. Oktober 2002 wurde die Pädagogische Hochschule<br />

Zürich [<strong>PHZH</strong>] offiziell gegründet. Sie gehört zur schul-, Primar-, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II<br />

• Ausbildung für angehende Lehrpersonen für Vor-<br />

Zürcher Fachhochschule [ZFH] und ist die grösste und • Weiterbildung und Beratung für Lehrpersonen,<br />

eine der bedeutendsten Hochschulen für Lehrerinnen Schulleitende und Schulbehörden sowie Forschung<br />

und Lehrer der Schweiz. Die <strong>PHZH</strong> ist die Nachfolgerin und Dienstleistungen<br />

von acht bisherigen Institutionen zur Aus- und Weiterbildung<br />

von Lehrpersonen. Der Leistungsauftrag<br />

• 2‘500 Studierende in der Ausbildung<br />

stammt dabei aus dem Gesetz über die Pädagogische<br />

• 6‘000 Weiterbildungsteilnehmende<br />

Hochschule vom 25. Oktober 1999. Die Grundlage für • 460 Mitarbeitende im akademischen Personal<br />

die Konzentration der bisherigen 19 Standorten auf einem<br />

Campus legte der Regierungsrat im Jahr 2005 mit<br />

• 230 Mitarbeitende<br />

seiner Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule.<br />

Im 2006 wurden die Weichen für den zukünftigen<br />

Standort der <strong>PHZH</strong> bei der Sihlpost gelegt, in dem der<br />

Umzug der Hochschule in den neuen Campus durch<br />

die Zürcher Stimmberechtigten abgesegnet wurde.<br />

Im Juni 2009 fand schliesslich der Spatenstich und im<br />

September 2012 die Einweihung des neuen Campus<br />

der <strong>PHZH</strong> am Standort Europaallee statt. Gesamthaft<br />

stiegen die Studierendenzahlen innerhalb von 10 Jahren<br />

um mehr als 50% [2003: 1‘782, 2012: 2‘639]<br />

und die Nutzflächen erhöhten sich von 20‘282 m 2 auf<br />

40‘430 m 2 [+ 100%]. [1]<br />

Abb. 4: Ehemaliges Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong> an der Rämistrasse 59<br />

Im folgenden Kapitel soll der Prozess zur Konzentration<br />

der verschiedenen Standorte der <strong>PHZH</strong> an einen<br />

Standort dargelegt werden. Die <strong>Standortevaluation</strong><br />

der <strong>PHZH</strong> wurde aufgrund ihrer staatlichen Trägerschaft<br />

primär vom Kanton Zürich organisiert.<br />

Abb. 5: neues Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong> an der Europaallee<br />

1 PH Zürich: Jahresberichte 2003, 2006, 2012<br />

2 Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich<br />

9


TITEL 1<br />

Titel 2<br />

<strong>PHZH</strong><br />

STANDORTEVALUATION


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

2.1 Standortstrategie Kanton Zürich<br />

Gründung <strong>PHZH</strong> [1] Ablauf und Verfahren [2]<br />

Bereits bei der Zusammenlegung der elf ehemaligen<br />

Institutionen der Lehrerausbildung [Seminare] und der<br />

damit verbundenen Gründung der <strong>PHZH</strong> wurde eine<br />

Konzentration ihrer Standorte in unmittelbarer Nähe<br />

zu Universität und ETH angestrebt.<br />

Der von der Projektgesamtleitung des «Projekt Pädagogische<br />

Hochschule» verabschiedete Schlussbericht<br />

zur Projektphase I legte die Grundsätze zum Standort<br />

der <strong>PHZH</strong> fest. Dabei wurde einerseits definiert, dass<br />

eine Konzentration des künftigen Standortes in unmittelbarer<br />

Nähe zur Universität und ETH zwingend ist.<br />

Andererseits sollte die künftige <strong>PHZH</strong> auf möglichst<br />

wenige Gebäude verteilt sein. Gründe hierfür waren<br />

insbesondere die Schaffung einer «Berufsidentifikation,<br />

die Verknüpfung von Aus- und Weiterbildung, die<br />

Entwicklung einer hochschuladäquaten institutionellen<br />

Kultur sowie eine verdichtete Nutzung».<br />

Die Initialzündung zur Neuorganisation sowie zur Konzentration<br />

der Zürcher Fachhochschulen erfolgte, wie<br />

bereits erwähnt, mit dem Entschluss des Fachhochschulrats<br />

der ZFH zu einer umfassenden Strukturbereinigung.<br />

Der Regierungsrat des Kantons Zürich beauftragte<br />

im Jahre 2004 hierfür die Bildungsdirektion<br />

mit der Erarbeitung eines Gesetzesentwurfes für eine<br />

Totalrevision des bestehenden kantonalen Fachhochschulgesetzes.<br />

Dieses wurde 2005 zur Vernehmlassung<br />

freigegeben.<br />

Eine der zentralen Neuerungen dieser Totalrevision<br />

stellte dabei die Reduktion der damalig acht auf die<br />

heutigen drei staatlichen Hochschulen dar. Im Rahmen<br />

der Optimierung der vorhandenen Ressourcen, insbesondere<br />

der knappen Finanzmittel, mussten auch die<br />

bisherigen Standortüberlegungen einer eingehenden<br />

Prüfung unterzogen werden.<br />

So wurde bereits 2005 festgelegt, dass für alle drei<br />

Hochschulen eine Campus-Lösung angestrebt werden<br />

soll. Für die ZHAW wurde das Sulzer-Areal in Winterthur<br />

ins Auge gefasst, für die ZHdK eine Lösung auf<br />

dem Toni-Areal und für die <strong>PHZH</strong> eine solche auf dem<br />

SBB-Areal bei der Sihlpost geplant.<br />

2002<br />

Gründung Pädagogische Hochschule (<strong>PHZH</strong>)<br />

2003<br />

Entscheid Fachhochschulerat Strukturbereiningung<br />

Erster Kontakt zw. SBB, Kanton und Post<br />

Testplanung auf dem Sihlpost-Areal<br />

Erste Ideen zum möglichen Hochschulstandort Toni-Areal<br />

2005<br />

Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz [FaHG]<br />

Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />

Diese Grundsätze wurden mit dem Raumkonzept<br />

«Campus Zentrum» umgesetzt. Als Zentrum fungierte<br />

dabei das Gebäude an der Rämistrasse 59, weitere<br />

Gebäude befanden sich im Umkreis des Heim- sowie<br />

Kreuzplatzes. Diese Lösung wurde bereits im Schlussbericht<br />

I beurteilt, dabei wurden organisatorische<br />

Nachteile der Arrondierung verschiedener Gebäude<br />

um ein Zentrum als Campus gegenüber einer zentralen<br />

Ansiedlung in einem einzigen Gebäude ausgemacht.<br />

An der Sitzung des Regierungsrates vom 11. Mai 2005<br />

wurde deshalb entschieden, die damalige Standortsituation<br />

der verschiedenen Hochschulen zu überdenken<br />

und eine Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />

erarbeitet. Diese Standortstrategie hatte zum<br />

Ziel, primär die Hochschulen in den Städten Zürich und<br />

Winterthur räumlich zu konzentrieren. An den bestehenden<br />

Standorten Zürich, Winterthur und Wädenswil<br />

sollte dabei festgehalten, hingegen eine Konzentration<br />

auf möglichst wenige Gebäude angestrebt werden. [3]<br />

2006<br />

Kostenermittlung Vermieterausbau und Mieterausstattung<br />

Unterzeichnung Mietvertrag mit SBB [Neubau Campus am Standort Sihlpost]<br />

Regierungsratentscheid zu Mietvertrag und Mieterausstattung<br />

2007<br />

Kreditbewilligung Vermieterausbau durch Kantonsrat<br />

2012<br />

Eröffnung Campus <strong>PHZH</strong> an der Europaallee<br />

Abb. 6: Ablauf <strong>Standortevaluation</strong> Kanton Zürich<br />

1 Projekt Pädagogische Hochschule Zürich - Schlussbericht<br />

zur Phase I; Bildungsdirektion Kanton Zürich<br />

2 Die Entstehung einer Hochschule; Orell Füssli Verlag AG<br />

3 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />

Zürich<br />

11


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

Bergründung der allgemeinen<br />

Konzentrationsbestrebungen<br />

Die neue strategische Ausrichtung der Zürcher Fachhochschule<br />

und die damit verbundene Reduktion von<br />

ehemals acht auf heute drei Standorte machten auch<br />

Überlegungen zu einer allumfassenden Konzentration<br />

auf einige wenige Gebäude notwendig. Die steigende<br />

Anzahl Studierende, sowie die Umsetzung der Erklärung<br />

von Bologna und die damit verbundene Reform<br />

der Ausbildungsstrukturen erforderten eine Neubeurteilung<br />

der gesamten Standortsituation der ZFH. Nicht<br />

zuletzt spielte auch die schwierige finanzielle Situation<br />

des Kantons Zürich eine wesentliche Rolle. [1]<br />

1998<br />

Gründung ZFH<br />

3 Städte, 8 Teilschulen,<br />

60+ Standorte<br />

Zürich (HMT, HGKZ,<br />

HSSAZ, HAP, HSZ, <strong>PHZH</strong>)<br />

Winterthur (ZHW)<br />

Wädenswil (HSW)<br />

2003<br />

Strukturbereinigung beschlossen<br />

3 Städte, 3 Teilschulen<br />

Abb. 7: Strategie Zürcher Fachhochschulen<br />

2005<br />

Standortstrategie ZFH<br />

3 Städte, 3 Teilschulen,<br />

4 Standorte<br />

Zürich (ZHAW, <strong>PHZH</strong>, ZHdK) Zürich, Toni-Areal (ZHdK)<br />

Winterthur (ZHAW) Zürich, Sihlpost (PHZ)<br />

Wädenswil (ZHAW) Winterthur, Sulzer-Areal (ZHAW)<br />

Wädenswil, Campus Reidbach (ZHAW)<br />

1 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />

Zürich<br />

12


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

2.2 Standortsuche <strong>PHZH</strong><br />

Hochschulstandort Toni-Areal<br />

Die Idee des Rektors der Hochschule für Soziale Arbeit<br />

das Toni-Areal als möglichen Hochschulstandort in Betracht<br />

zu ziehen, kann im Nachhinein auch als eigentlicher<br />

Beginn der Standortsuche für die <strong>PHZH</strong> betrachtet<br />

werden. Dieser erfuhr 2003, auf der Suche nach mehr<br />

Raum, dass solcher im Toni-Areal zu mieten ist. [1]<br />

Im Kontakt mit der Verwaltung des Toni-Areals sowie<br />

dessen Eigentümerin der ZKB, wurde deren Interesse an<br />

einem Hochschulstandort eruiert. Die Antwort fiel positiv<br />

aus, so dass die Idee anfangs 2004 zuerst der Bildungsdirektorin<br />

Regine Aeppli und hiernach an einer<br />

Gesprächsrunde den Rektoren der Uni Zürich, der <strong>PHZH</strong>,<br />

der damaligen HMT und der HGKZ unterbreitet wurde.<br />

Der Rektor der <strong>PHZH</strong> bewertete den Standort als «viel zu<br />

weit draussen» gelegen. [1] Daniel Fueter, Rektor der HMT<br />

war jedoch von der Idee begeistert, so dass Regierungsrätin<br />

Aeppli das Vorhaben in der Folge unterstützte.<br />

Um eine politische Legitimation dieser Idee zu erreichen,<br />

wurde hiernach die Standortstrategie für die Zürcher<br />

Fachhochschule entwickelt, welche im Mai 2006<br />

vom Regierungsrat verabschiedet wurde.<br />

1 «Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste;<br />

Ausgabe 02_2010<br />

Areal Sihlpost:<br />

Testplanung & Machbarkeitsstudie [2]<br />

Ungefähr zur selben Zeit traten die beiden Bundesbetriebe<br />

Post [Eigentümerin Sihlpost] und SBB [Eigentümerin<br />

Areal], an den Kanton Zürich heran. Die beiden<br />

Bundesbetriebe beschäftigten sich seit geraumer Zeit<br />

mit der Planung des im südwestlichen Bereichs des<br />

Hauptbahnhofs Zürich gelegene Areal Sihlpost. An einer<br />

ausserordentlichen Generalversammlung im September<br />

2001 wurde jedoch deren Aktiengesellschaft<br />

HB-Südwest aufgelöst und somit das Projekt «HB-<br />

Südwest» respektive dessen Folgeprojekt «Eurogate<br />

Zürich» sistiert. Die Eigentümerinnen waren somit gezwungen<br />

nach neuen potentiellen AnkermieterInnen<br />

Ausschau zu halten und führten in der Folge für das<br />

Areal eine Testplanung durch.<br />

Von Seiten der Eigentümerinnen sollte das Areal als<br />

Bildungsstandort positioniert werden, so dass diese<br />

an verschiedene Bildungsinstitutionen gelangten.<br />

Nach den Absagen der ETH und der Universität konnte<br />

aufgrund dessen Marktsondierung im Toni-Areal der<br />

Kanton Zürich als potentieller Ankermieter gefunden<br />

werden. Im Jahre 2004 wurden die ersten gemeinsamen<br />

Sitzungen zwischen den Eigentümerinnen des<br />

Sihlpost-Areals und dem Kanton Zürich abgehalten.<br />

Das Areal wurde somit dem Kanton, respektive deren<br />

Bildungsinstitutionen aktiv angeboten. Die Post und die<br />

SBB erklärten sich bereit, eine grobe Machbarkeitsstudie<br />

inkl. Kostenschätzung auf Basis eines durch den Kanton<br />

erstellten Raumprogramms für die <strong>PHZH</strong> zu erstellen.<br />

2 Interviews mit Wolfgang Annighöfer [Kanton Zürich] und<br />

Andreas Steiger [SBB Immobilien]<br />

Bei der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie durch die<br />

Post wurde davon ausgegangen, dass die <strong>PHZH</strong> in das<br />

erweiterte und aufgestockte Verteilzentrum der Sihlpost<br />

einziehen würde. In der Folge konnte mithilfe eines<br />

Wettbewerbs festgestellt werden, dass die Erstellung<br />

eines Neubaus zweckmässiger ist.<br />

Gemäss der erarbeiteten Machbarkeitsstudie ist die<br />

«Neue Sihlpost» für die erforderlichen Hochschulnutzungen<br />

geeignet, nebst quantitativen [Flächen und Finanzierung]<br />

waren vor allem die qualitativen Aspekte [optimale<br />

Unterrichts- und Büroräume] ausschlaggebend.<br />

Abb. 8: Die ehemalige «neue» Sihlpost, fertiggestellt 1992<br />

13


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

beschluss der standorte<br />

der zürcher fachhochschulen<br />

Aufgrund der positiven Beurteilung des Standorts Sihlpost<br />

durch die Machbarkeitsstudie, wurde der potentielle<br />

neue Standort für die <strong>PHZH</strong> in der Folge auch erstmals<br />

offiziell durch den Kanton bestätigt. Die durch den<br />

Regierungsrat festgelegte Standortstrategie bezeichnete<br />

hierbei den Standort Sihlpost als Lösung, die es weiterzuverfolgen<br />

gilt. [1]<br />

standort SIHLPOST:<br />

Mietvertrag SBB und Vermieterausbau<br />

Der Regierungsrat bewilligte 2006 den Abschluss eines<br />

Mietvertrages mit der SBB für die Liegenschaft Sihlpost<br />

[Baufeld A]. Dessen Vertragslaufzeit beläuft sich auf 20<br />

Jahre, mit der Option um zweimal fünf weitere Jahre zu<br />

den gleichen Mietkonditionen [Total 30 Jahre]. Die Mietkosten<br />

wurden daraufhin mittels Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

beurteilt, insbesondere deren Vergleich zur<br />

Alternative mit weiterhin gut 20 Liegenschaften.<br />

Nebst diesem Mietvertrag wurde auch ein Kredit für<br />

die Mieterausstattung dieser Liegenschaft notwendig.<br />

Für diesen Mieterausbau beantragte der Regierungsrat<br />

dem Kantonsrat einen Kredit von CHF 67.5 Mio. Der<br />

Mieterausbau sollte vom Vermieter SBB Immobilien mit<br />

höchstens CHF 45 Mio. finanziert werden. Für die vertraglich<br />

vorgesehene Amortisationsdauer von 20 Jahren<br />

ergaben sich damit Ausgaben von insgesamt CHF<br />

67.5 Mio. Der Kantonsrat kürzte diesen Kredit im Jahr<br />

2007 auf rund CHF 63 Mio [Kredit Mieterausbau ohne<br />

Verzinsung: CHF 42 Mio.]. [2]<br />

1 Regierungsratbeschluss 0294_001; Regierungsrat Kanton<br />

Zürich<br />

2 Beschluss des Kantonsrates zum Antrag des Regierungsrates<br />

vom 18. September 2013<br />

14


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

2.3 begründung Standortentscheid Europaallee<br />

Unzählige Standorte Synergien und Umnutzung Liegenschaften Entwicklung der Studierendenzahlen<br />

Laut Wolfang Annighöfer, Leiter Standortstrategie<br />

<strong>PHZH</strong>, kamen nebst den Überlegungen zu den allgemeinden<br />

Konzentrationsbestrebungen noch weitere<br />

hinzu: Einerseits existierten in der Stadt Zürich teilweise<br />

über 40 Standorte für die beiden Hochschulen der<br />

Bereiche Pädagogik und Kunst. Alleine der Betrieb der<br />

<strong>PHZH</strong> war auf rund 19 Standorte in der Stadt Zürich<br />

verteilt. Andererseits herrschte auf Seiten der Universität<br />

sowie der Berufsschulen ein immenses Raumbedürfnis<br />

vor. Der Kanton Zürich stellte sich hiernach die<br />

Frage, welche der angesprochenen Institutionen am<br />

besten weichen könnte. Die Verschiebung einer Berufsschule,<br />

welche grundsätzlich viel stärker an einen<br />

Standort gebunden ist, wurde dabei verworfen.<br />

Weiter galt es zu beachten, dass die meisten der ehemals<br />

von der <strong>PHZH</strong> benutzten Gebäude in unmittelbarer<br />

Nähe der Universität Zürich lagen [Heimplatz,<br />

Rämistrasse]. Diese kantonseigenen Liegenschaften<br />

könnten deshalb bei einem allfälligen Umzug der<br />

<strong>PHZH</strong> einen Teil des dringenden Raumbedarfs in unmittelbarer<br />

Nähe des Hauptgebäudes der Universität<br />

abdecken.<br />

Nicht zuletzt bestanden am ehemaligen Hauptstandort<br />

der <strong>PHZH</strong> am Heimplatz [Rämistrasse 59] keine<br />

Expansionsmöglichkeiten. Das gleiche Gelände wurde<br />

seitens der Stadtregierung für einen weiteren Ausbau<br />

des Kunsthauses beansprucht.<br />

Hinzu kam die Entwicklung der Studierendenzahlen<br />

der Pädagogischen Hochschule Zürich. Seit ihrer Gründung<br />

kämpfte die <strong>PHZH</strong> mit einer viel grösseren Anzahl<br />

Studierender als ursprünglich geplant worden waren.<br />

Noch vor einigen Jahren beliefen sich deren Zahl auf<br />

rund 600 bis 700 Studierende, danach wurde gemäss<br />

Kanton mit rund 2‘000 Studierenden gerechnet, wobei<br />

aktuell nun gut 2‘600 Personen an der <strong>PHZH</strong> studieren.<br />

Am neuen Standort Europaallee wurde dem Trend<br />

Beachtung geschenkt. Bereits wurden zusätzliche Reserveflächen<br />

im Bereich der Liegenschaft «Sihlhof» für<br />

eine zukünftige Erweiterung gesichert.<br />

15


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

attraktivitätssteigerung <strong>PHZH</strong><br />

Gemäss Wolfgang Annighöfer besteht ein direkter<br />

Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums<br />

und des Standortes einer Hochschule. Bereits<br />

mit Beginn des Herbstsemesters 2013 macht sich die<br />

Fortsetzung der positiven Entwicklung bezüglich der<br />

Anzahl Studierenden bemerkbar.<br />

Gemäss seiner persönlichen Einschätzung bedeutet ein<br />

attraktiver Standort den grössten Standortvorteil, der<br />

zusätzliche Effekte mit sich zieht. Hierbei entscheiden<br />

sich die Studierenden zuerst für ein Studium an der<br />

<strong>PHZH</strong> und bleiben dabei vielleicht fürs erste an ihrem<br />

ursprünglichen Wohnort. Mit der Zeit entscheidet man<br />

sich für eine Wohnung in Zürich und schlussendlich<br />

bleibt man dem Kanton als qualifizierte Arbeitskraft<br />

erhalten.<br />

Auch einem erneuten Lehrermangel kann so präventiv<br />

vorgebeugt werden. Denn aufgrund der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung in Richtung Teilzeitpensum müssen<br />

im Verhältnis zu früher mehr Lehrpersonen ausgebildet<br />

werden.<br />

Eignung der beiden möglichen Standorte<br />

Bei der Erarbeitung der Standortstrategie für die Zürcher<br />

Fachhochschulen wurde den beiden Hochschulen<br />

ZHdK und <strong>PHZH</strong> kein eindeutiger Standort zugewiesen.<br />

Es konnte jedoch aufgrund der Eigenschaften der<br />

beiden möglichen Standorte Toni-Areal und Sihlpost<br />

bereits einige Überlegungen zu deren zukünftiger Nutzung<br />

getätigt werden. So wäre der Standort Toni-Areal<br />

für die Pädagogische Hochschule zu gross gewesen.<br />

Weiter bestand von Seiten der <strong>PHZH</strong> der Wunsch nach<br />

einer optimalen Erschliessung durch den ÖV. Da ein<br />

Grossteil der Studierenden der <strong>PHZH</strong> zu Weiterbildungszwecken<br />

aus dem gesamten Kantonsgebiet anreist<br />

und deren Teilnehmerzahl pro Jahr bis zu 40‘000<br />

beträgt, ist die Schule auf einen Anschluss ans übergeordnete<br />

Bahnnetz angewiesen. Dieser Umstand spricht<br />

eindeutig für den Standort Sihlpost.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Die zur Bewertung des Mietvertrages mit der SBB notwendige<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnung hat gemäss<br />

Wolfgang Annighöfer klar aufgezeigt, dass eine Lösung<br />

an einem Standort eine höhere Wirtschaftlichkeit<br />

aufweist als das Weiterführen von mehreren Standorten<br />

in gut 20 Liegenschaften.<br />

16


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

2.4 Zukunft der ehemaligen Standorte<br />

Bevor die <strong>PHZH</strong> 2012 am neuen Standort Europaallee<br />

konzentriert wurde, war sie auf 19 Standorte quer über<br />

das Stadtgebiet von Zürich verteilt. Der Hauptsitz befand<br />

sich zwischen dem Kunsthaus und der Universität.<br />

Mit der Standortkonzentration der <strong>PHZH</strong> bei der Europaallee<br />

wurden viele Liegenschaften an den alten<br />

Standorten nicht mehr gebraucht und werden nun<br />

anders genutzt. Insgesamt sind ca. 40’000 m 2 Schulraum,<br />

Büros und Wohnungen frei geworden. [1]<br />

Der Hauptnutzer dieser neu zur Verfügung stehenden<br />

Flächen ist die Universität Zürich, die seit längerem über<br />

Platznot klagt. So wird das <strong>PHZH</strong>-Hauptgebäude an der<br />

Rämistrasse und drei Nebengebäude nun von der philosophischen<br />

Fakultät, Kunsthistorikern, Ökonomen und<br />

Theologen genutzt. Die frei werdenden Flächen der<br />

Universität werden zukünftig als Wohnungen genutzt.<br />

Auch andere ehemalige PH-Standorte, wie das alte<br />

Postgebäude im Kreis 6, gelangen auf den Wohnungsmarkt.<br />

Andere Standorte der <strong>PHZH</strong>, welche in Schulen<br />

untergebracht waren, sollen weiterhin als Schule oder<br />

Kinderhort genutzt werden. Viele andere ehemalige<br />

Standorte sollen zu Büros umfunktioniert werden.<br />

1 «Der Umzug des Jahres», Tagesanzeiger vom 30.12.2011<br />

17


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

standortevaluation<br />

2<br />

2.5 fazit <strong>Standortevaluation</strong><br />

Bei der Neuorganisation der <strong>PHZH</strong> sowie insbesondere<br />

bei deren Konzentration an einem Standort fällt auf,<br />

dass im Laufe dieses Prozesses keine klassische <strong>Standortevaluation</strong><br />

durchgeführt wurde. Es fand weder eine<br />

aktive Sondierung nach mehreren möglichen Standorten<br />

statt, noch wurden diese gemäss harten und weichen<br />

Standortfaktoren verglichen und bewertet.<br />

Gemäss Wolfgang Annighöfer kennt der Kanton Zürich<br />

bis dato kein standardisiertes Evaluationsverfahren<br />

bei der Neuansiedlung von kantonseigenen Institutionen<br />

oder Betrieben. Ein solches befindet sich aber aktuell<br />

in Erarbeitung und soll bei den anstehenden Neuansiedlungen<br />

von Mittelschulen erstmals angewendet<br />

werden.<br />

Dass jedoch ein solches Evaluationsverfahren bei der<br />

<strong>PHZH</strong> nicht berücksichtigt wurde, hat verschiedene<br />

Gründe: So lag im vorliegenden Fall ein klassisches Beispiel<br />

von Angebot und Nachfrage vor. Die SBB waren<br />

auf der Suche nach einem belebenden öffentlichen<br />

Ankermieter mit einer ausgeprägten Reputation, zur<br />

selben Zeit kam die <strong>PHZH</strong> mit der Suche nach einem<br />

geeigneten Standort auf den Markt, eine Nachfrage<br />

nach Mietflächen war plötzlich vorhanden.<br />

Laut Wolfgang Annighöfer lagen jedoch primär zeitliche<br />

Probleme vor. In Anbetracht der jungen Geschichte der<br />

<strong>PHZH</strong> und derer wiederholte Bereinigung der Struktur,<br />

war es kaum möglich ein allumfassendes <strong>Standortevaluation</strong>sverfahren<br />

durchzuführen. Im Jahr 1998 wurde<br />

die Gründung der Schweizer Fachhochschulen durch<br />

den Bund beschlossen, 2000 beschloss der Kanton die<br />

Gründung der <strong>PHZH</strong>. Diese wurde schlussendlich 2002<br />

gegründet. Deren Organisation wurde aufgrund der<br />

Standortstrategie für die ZFH im Jahr 2005 jedoch bereits<br />

wieder neu strukturiert. Unter Berücksichtigung<br />

der sich rasant entwickelnden Studierendenzahlen und<br />

dem für ein klassisches <strong>Standortevaluation</strong>sverfahren<br />

notwendigen politischen Meinungsbildungsprozesses<br />

sowie der nachfolgenden Bauzeit, ein solches Verfahren<br />

gut 15 Jahre beansprucht hätte.<br />

So kam es, dass nach dem Beschluss der Standortstrategie<br />

für die ZFH auf den beiden Arealen «Sihlpost»<br />

sowie «Toni-Areal» eine relativ einfach zu realisierende<br />

und gut finanzierbare Lösung machbar war.<br />

Es gilt weiter zu beachten, dass aufgrund des enormen<br />

Siedlungsdruckes in Zürich kaum grössere Grundstücke<br />

oder Liegenschaften, welche die Bedürfnisse einer<br />

öffentliche Bildungsinstitution abdecken, vorzufinden<br />

sind.<br />

18


EUROPA<br />

ALLEE<br />

standortentwicklung


PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH<br />

standortevaluation i standortentwicklung<br />

StanDORtEntwiCklung<br />

3<br />

3.1 proJeKt europaallee<br />

[1] [2]<br />

Fakten und ZaHlen<br />

• arealfläche: 78‘000 m 2 aufgeteilt in acht baufelder<br />

• 273‘000 m 2 mit dach-/untergeschossen plus 10%<br />

Qualitätsbonus als option und<br />

• 20‘000 m 2 für öffentliche nutzungen wie zum beispiel<br />

schulen<br />

• ausnutzung: 3.7<br />

• mischnutzung: gastronomie, detailhandel, läden<br />

und dienstleistungen im erdgeschoss, büro, wohnen<br />

[u.a. alterswohnungen], Hotel, Freizeit, bildung<br />

• wohnanteil: über das ganze areal 19%, gebietsweise<br />

40% oder 0% beim Hauptbahnhof<br />

• 6‘000 arbeitsplätze<br />

• 2‘500 studierende, dozierende und mitarbeitende<br />

der Pädagogischen Hochschule Zürich [baufeld a]<br />

• 160 Hotelbetten<br />

• bauhöhen: 20m, bis zu 54 m in ausgewählten bereichen.<br />

Höher nur im zentralen arealbereich, bei<br />

besonderer städtebaulicher Qualität<br />

• Parkplätze: im vollausbau ca. 700<br />

• grundeigentümer/bauherr: sbb, ubs [baufeld c]<br />

• architektur: max dudler, stücheli, gigon/guyer, david<br />

chipperfield, caruso st. John, bosshard/vaquer,<br />

boltshauser, graber/Pulver, masswerk, e2a, kees<br />

christiaanse [masterplan].<br />

• öffentlicher raum: Zwei Plätze [europaplatz, früher<br />

le-corbusier- Platz; gustav-gull-Platz] sowie<br />

eine allee [europaallee] zwischen Hb/sihlpost und<br />

gustav-gull-Platz<br />

1 Kennzahlen der Stadt Zürich<br />

2 Kennzahlen offizielle Homepage www.europaallee.ch<br />

• investitionsvolumen: 1.2 bis 1.5 milliarden Franken<br />

• akzeptanz: 65 Prozent Ja zum gestaltungsplan<br />

«stadtraum Hb Zürich» in der volksabstimmung<br />

vom 24. september 2006 [kreis 4 und 5: 56%]<br />

Projekt Europaallee<br />

PH<br />

Abb. 9: Übersichtsplan der Stadt Zürich mit dem Gebiet Europaallee<br />

HB<br />

20


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

Quartiergeschichte<br />

Die Europaallee liegt im Kreis 4 an der Südseite des<br />

Vorbahnhofs Zürich HB und ist durch die Sihl von der<br />

eigentlichen Innenstadt und dem historischen Kern<br />

Zürichs getrennt. Bis zum Bau des ersten Bahnhofs<br />

erstreckten sich auf dem Gebiet weitläufige Allmendflächen,<br />

die bis zur Eingemeindung von 1893 zu Aussersihl<br />

gehörten. Der Bereich Europaallee erhält in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine heutige<br />

Ausdehnung und Prägung. Dazu gehören der neue<br />

Bahnhof [1865-71] mit dem Gleisfeld, die begradigte<br />

Sihl-Promenande, der Bau der Kaserne [1864-69] und<br />

die neu angelegte Lagerstrasse [1869] sowie die etwa<br />

gleichzeitig gebaute Langstrasse. Die Lagerstrasse bildet<br />

eine Zäsur, indem sie das Bahngebiet vom angrenzenden<br />

Wohnquartier trennt.<br />

Das klar begrenzte Areal der heutigen Europaallee<br />

bot Raum für bahnbetriebliche Bauten wie Reparaturwerkstätten,<br />

Remisen oder Lagerbauten. Im Rahmen<br />

der Erweiterung des Hauptbahnhofs und des Baus<br />

der Sihl post wurden viele Gebäude abgerissen und<br />

das freigewordene Gelände für einen Abstellbahnhof<br />

genutzt. Über Jahrzehnte «war das Gebiet Niemandsland»<br />

[1] und für die Bevölkerung nicht öffentlich zugänglich.<br />

Abb. 10: Luftbild mit dem Projekt «Europaallee» in der Mitte; rechts die Kasernenwiese<br />

Prägend für das Gebiet war der längliche Bau der<br />

Sihlpost [1928-30], wodurch die Sihlpromenande ihr<br />

heutiges Gesicht erhielt. In der Nachkriegszeit hat sich<br />

auch die Bebauung entlang der Lagerstrasse gewandelt.<br />

Anstelle der freistehenden Wohn- und Handwerkerhäuser<br />

entstanden zahlreiche grössere Bauten.<br />

Heute sind es mehrheitlich grossformatige Schul- und<br />

Verwaltungsbauten, die an das Gebiet Europaallee jenseits<br />

der Lagerstrasse anschliessen. Das im Jahr 1992<br />

gebaute Briefpostzentrum hinter der Sihlpost war bereits<br />

10 Jahre nach dem Bau nicht mehr notwendig,<br />

weil die Post die Briefsortierung in Mülligen konzentrierte.<br />

Es wurde abgerissen, womit der Weg frei für<br />

die Öffnung des Gebiets und neue Nutzungen wurde.<br />

1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />

21


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

3.2 Planungsgeschichte<br />

1981-2001<br />

Meilensteine Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate»<br />

1981-2001<br />

Gescheiterte Planungen «HB Südwest» und «Eurogate»<br />

2003<br />

Testplanung durch drei Architektenteams<br />

Entwicklungskonzept<br />

Masterplan<br />

Echo-Veranstaltungen 2003<br />

Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen<br />

Testplanung durch drei Architektenteams<br />

Entwicklungskonzept<br />

2004<br />

Masterplan<br />

Gestaltungsplan, Echo-Veranstaltungen Erläuterungsbericht<br />

Quartier, Wirtschaft, Interessengruppen<br />

Umweltverträglichkeitsbericht<br />

Öffentliche Auflage Gestaltungsplan<br />

2004<br />

Gestaltungsplan, Erläuterungsbericht<br />

Umweltverträglichkeitsbericht<br />

2005<br />

Öffentliche Auflage Gestaltungsplan<br />

Info-Veranstaltungen Quartiere<br />

Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan<br />

Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost<br />

Start 2005 Studienverfahren Gestaltung öffentlicher Raum<br />

Info-Veranstaltungen Quartiere<br />

Genehmigungsverfahren Gestaltungsplan<br />

2006 Erste Ausschreibung Neunutzung Sihlpost<br />

Gemeinderats-Ja Start Studienverfahren ohne Gegenstimmen<br />

Gestaltung öffentlicher Raum<br />

Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja]<br />

Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost<br />

2006<br />

Gemeinderats-Ja ohne Gegenstimmen<br />

Ja zum Gestaltungsplan bei der Volksabstimmung [65% Ja]<br />

2007<br />

Ausstellung Siegerprojekte Wettbewerbe öffentl. Raum/Sihlpost<br />

Nutzer- und Investorensuche<br />

Bauprojektierung<br />

2007<br />

Nutzer- und Investorensuche<br />

Bauprojektierung<br />

2008<br />

Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost<br />

2009<br />

Baubeginn Baufeld A<br />

2009<br />

Baubeginn Baufeld A<br />

2012<br />

Eröffnung <strong>PHZH</strong><br />

2012<br />

Eröffnung <strong>PHZH</strong><br />

2013<br />

Einzug der UBS auf Baufeld C<br />

2013<br />

Einzug der UBS auf Baufeld C<br />

2014<br />

Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost<br />

Realisierung Baufeld E<br />

2014<br />

Fertigstellung Durchmesserlinie und Rückbau Bahnhof Sihlpost<br />

Realisierung Baufeld E<br />

2015<br />

Baubeginn letzte Etappe<br />

Realisierung Baufelder B, D, F, G, H<br />

2015<br />

Baubeginn letzte Etappe<br />

Realisierung Baufelder B, D, F, G, H<br />

2020<br />

Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich<br />

Aufgrund der einmaligen Lagequalität des Standortes<br />

und der Bedeutung des Gebiets wurde bereits 1969/70<br />

ein Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Areals<br />

ausgearbeitet. Während mehr als 30 Jahren wurden an<br />

den Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» geplant<br />

und schliesslich 2001, trotz rechtskräftiger Baubewilligung,<br />

von der Bauherrschaft aufgegeben.<br />

Die SBB nahm nun die Projektentwicklung selbst in die<br />

Hand und war sich mit den Projektpartnern Post und<br />

Stadt Zürich rasch einig über die wichtigsten Vorgaben<br />

für die städtebauliche Entwicklung des Gebiets [siehe<br />

Seite 25 «Entwicklungsziele»]. Das Areal wird nun unter<br />

dem Namen «Europaallee» vermarktet.<br />

Mitten in Zürich, unmittelbar neben dem Hauptbahnhof<br />

entsteht auf dem Areal zwischen Sihlpost und<br />

Langstrasse sowie Lagerstrasse und Gleisfeld ein komplett<br />

neuer Stadtteil. Anders als bei den gescheiterten<br />

Projekten «HB Südwest» und «Eurogate» entschieden<br />

sich die Akteure nun für einen Planungsprozess mit<br />

einem schrittweisem Vorgehen mit acht Bauetappen<br />

[siehe Seite 24].<br />

2008<br />

Einreichung Baugesuch für Umbau und Erweiterung Sihlpost<br />

Abb. 11: Ablaufschema 2020 Projekt «Europaallee»<br />

Geschätzte Fertigstellung des Gesamtareals Europaallee Zürich<br />

22


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

Planungsverfahren<br />

Dialog zwischen Bauherrschaft, Behörden, Planer usw.<br />

GP<br />

Qualitätssichernde Verfahren<br />

Erarbeiten und Zusammentragen<br />

der Grundlagen, Verfahren und Vorgehen<br />

Aufstellen Projektorganisation<br />

Städtebauliche<br />

Themengebiete<br />

Bauten/Freiraum<br />

Verkehr<br />

Nutzung<br />

Umwelt<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Baurecht<br />

3 Planungsteams in einem<br />

offenen Testplanverfahren<br />

Entwerfen,<br />

Abstimmen,<br />

Verdichten und<br />

Festlegen der<br />

Eckdaten des<br />

Projekts<br />

Städtebauliches Entwicklungskonzept<br />

Erarbeitung Gestaltungsplan<br />

Baufeld A<br />

Baufeld B<br />

Baufeld C<br />

Baufeld D<br />

Wettbewerb<br />

oder<br />

Studienauftrag<br />

Ab Juni 03 Ab September 03 Ab März 04<br />

Abb. 12: Planungsverfahren Europaallee<br />

Die städtebauliche Vision für die Europaallee wurde<br />

nicht über einen klassischen Architekturwettbewerb,<br />

sondern in einem Testplanverfahren entwickelt. Die<br />

wichtigsten Ideen sind in das städtebauliche Entwicklungskonzept<br />

und schliesslich in den Gestaltungsplan<br />

eingeflossen. Dazu gehören insbesondere die Einbindung<br />

des Areals in das bestehende Quartier und die<br />

Flexibilität bezgl. Konzentrationsmöglichkeiten. Jedes<br />

der acht Baufelder [siehe Abb. 13 «Überblick Baufelder»]<br />

wird für sich geplant sowie bebaut. Zur Unterstützung<br />

der gewünschten Vielfalt und Qualität wird<br />

zudem für jedes Baufeld ein eigenes qualitätssicherndes<br />

Verfahren, z.B. ein Wettbewerb oder ein Studienauftrag<br />

durchgeführt.<br />

In der Abstimmung über den Gestaltungsplan 2006<br />

stimmten 65 Prozent der Bevölkerung dem Vorhaben<br />

zu. Die Zustimmung in den benachbarten Stadtkreisen<br />

4 und 5 lag mit 56% etwas tiefer.<br />

Der im gleichen Jahr durchgeführte Architekturwettbewerb<br />

für das Baufeld A wurde von Max Dudler mit<br />

seinem Projekt «Stadtskulptur» gewonnen. Nach zweijähriger<br />

Projektierungsphase erfolgte im Jahr 2009<br />

schliesslich der Baubeginn für den neuen Campus der<br />

<strong>PHZH</strong>.<br />

23


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

Baufelder<br />

Baufeld E<br />

• Nutzung: Büros [Swisscanto], Läden/ Restaurants,<br />

64 Mietwohnungen<br />

• Bezug: 2014<br />

Baufeld F<br />

• Nutzung: Mietwohnungen, Büros, Läden/Restaurants.<br />

• Bezug: 2018<br />

Baufeld G<br />

• Nutzung: Büros, 42 Eigentumswohnungen, 70 Alterswohnungen<br />

• Bezug: 2015<br />

Abb. 13: Überblick Baufelder des Projekts «Europaallee»<br />

Baufeld H<br />

• Nutzung: Wohnen, Hotel [25 Hours Hotel Company],<br />

Läden/Restaurants [3’000 m 2 ]<br />

• Bezug: 2017<br />

Baufeld A<br />

• Nutzung: Pädagogische Hochschule [40‘000 m 2 ],<br />

Büros [Credit Suisse, 10’000 m 2 ], Shoppingcenter<br />

[7’000 m 2 ]<br />

• Bezug: September 2012<br />

Baufeld B<br />

• Nutzung: Büro [8’000 m 2 ], Verkauf/Gastro, Vermietung<br />

noch offen.
<br />

• Bezug: 2018<br />

Baufeld C<br />

• Nutzung: Büros [UBS, 32‘000 m 2 ], Läden/Restaurants<br />

• Bezug: 2013<br />

Baufeld D<br />

• Nutzung: Büros [10’000 m 2 ], Läden/Restaurants<br />

[1’800 m 2 ]<br />

• Bezug: 2020 [letzte Etappe]<br />

24


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

Beteiligte Gesamtplanung EuropaalleE<br />

• SBB Immobilien Development Europaallee, Zürich<br />

[Projektentwicklerin und Vermieterin]<br />

• Stadt Zürich (Planungspartnerin)<br />

• Kees Christiaanse, KCAP [Masterplaner]<br />

• Implenia [Totalunternehmer, Realisierung Baufelder<br />

A, C, E]<br />

Entwicklungsziele<br />

Die Europaallee soll sich durch verschiedene Architekturstile<br />

auszeichnen, welche die Identität des Ortes<br />

prägen. Die verschiedenen Baufelder werden von<br />

unterschiedlichen Architektenteams entwickelt. Dabei<br />

geht es vor allem um die Fragen, wie das neue Quartier<br />

in die bestehenden Stadtstrukturen eingebunden<br />

und über eine vielfältige Mischnutzung belebt werden<br />

kann. Eine Betrachtung der umliegenden Quartiergebiete<br />

- die Stadtkreise 4 und 5 - ist zentral. Dabei sollen<br />

die Anliegen der Quartierbevölkerung miteinbezogen<br />

werden. Mit dem Projekt sind weiter folgende Entwicklungsziele<br />

verbunden: [1]<br />

• Interaktion zwischen Quartier und Bahnhof<br />

• Klare Identität und Funktionalität<br />

• hohe architektonische Qualität im Kontext der Stadt<br />

• städtebaulich nachhaltige Stadtverdichtung<br />

• attraktive Aussenräume schaffen mit Strassen und<br />

Plätzen<br />

• nutzungsoffene Stadtstruktur sowie hohe und flexible<br />

Nutzungsdurchmischung<br />

• Ausbau in Etappen<br />

• Baufelder mit städtebaulichen Spielregeln<br />

Die Herausforderung in der Entwicklung und Umsetzung<br />

der Europaallee liegt in der Komplexität der vielen<br />

Teilprojekte und deren planerischen Abhängigkeiten.<br />

In der Abbildung 14 «Übersicht Teilprojekte» werden<br />

die Einzelprojekte von SBB und Stadt dargestellt, welche<br />

sich vielseitig überlagern und entsprechend einen<br />

grossen Koordinationsbedarf haben. Dabei müssen die<br />

hohen Anforderungen aus dem übergeordneten städtebaulichen<br />

Entwicklungskonzept der Europaallee zu<br />

einem funktionierenden und lebendigem Quartierteil<br />

umgesetzt werden. Sie sollen aber auch zur künftigen<br />

Stärkung des Quartiers sowie des gesamten Stadtzentrum<br />

beitragen. Der zukünftigen Mischnutzung in der<br />

Europaallee kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.<br />

1 Entwicklungskonzept Europaallee; Stadt Zürich<br />

[online]<br />

25


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

3.3 Nutzungen und öffentlicher Raum<br />

Die Arealteile wurden lange durch die SBB [u.a. Infrastrukturplanung,<br />

Bau- und Bahnbetriebsdienste,<br />

Gleisanlagen für Rettungs- und Löschzüge], sowie<br />

durch die Post [u.a. Briefzentrum, Poststelle Sihlpost]<br />

genutzt. Die SBB ist die Grundeigentümerin der meisten<br />

Flächen, das Gebäude der Sihlpost gehört der Post.<br />

Ein zentrales Ziel der SBB und der Stadt bei der Gebietsentwicklung<br />

ist wie erwähnt eine vielfältige Mischnutzung,<br />

welche für die Belebung des Gebiets sorgen soll.<br />

Dies soll mit einem guten Mietermix und mit einer attraktiven<br />

Nutzung im Erdgeschoss erreicht werden. In<br />

der Europaallee sind die Erdgeschosse durchgehend<br />

auf öffentliche Nutzungen ausgelegt. Dies bedingt<br />

überdurchschnittliche Raumhöhen.<br />

Die SBB bewirtschaftet ihre Immobilien marktorientiert<br />

und hat vom Bund den Auftrag langfristig und<br />

nachhaltig zur Ertragssteigerung der SBB beizutragen.<br />

Zwischen den SBB und den Ladenmietern gibt es Vereinbarungen<br />

die Erdgeschosse unter dem Marktpreis<br />

zu vermieten, welche im Gestaltungsplan festgehalten<br />

werden. Die Ladengeschäfte oder Gastronomiebetriebe<br />

werden also von den Nutzungen darüber quersubventioniert.<br />

Im Falle der <strong>PHZH</strong> ist dies jedoch umgekehrt:<br />

die <strong>PHZH</strong> wird durch die darunterliegenden<br />

kommerziellen Nutzungen [Ladenpassage] subventioniert.<br />

Gemäss Chef der SBB-Immobilen Jürg Stöckli will<br />

die Vermieterin damit das Quartier beleben. Er sagt,<br />

dass die SBB «für eine gute Durchmischung auf den<br />

Maximalprofit verzichtet». [1]<br />

Die Spielräume für verschiedene öffentliche und private<br />

Nutzungen sollen dabei so lange wie möglich offen<br />

bleiben. Für jede Bauetappe kann so eine markt- und<br />

bedürfnisgerechtes Angebot geschaffen werden. Die<br />

Stadt Zürich hat gemäss Wolfgang Annighöfer, Leiter<br />

Standortstrategie ZFH, bei der Frage der Nutzungen<br />

einen Lernprozess durchgemacht. Während es in Neu-<br />

Oerlikon noch kein Konzept für die Nutzungen der<br />

Erdgeschosse gab, schreibt die Stadt jetzt im Gestaltungsplan<br />

öffentliche Nutzungen vor.<br />

Die Frage des Wohnanteils in der Europaallee hat besonders<br />

im Vorfeld zur Abstimmung über den Gestaltungsplan<br />

zu grossen Diskussionen geführt. Dabei wird<br />

oft kritisiert, dass im neuen Stadtteil zu wenige und v.a.<br />

zu teure Wohnungen angeboten werden. Die SBB hat<br />

keinen sozialen Wohnungsbau oder Genossenschaftswohnungen<br />

vorgesehen und bietet die Wohnflächen<br />

zu Marktpreisen an. Auch Teile der städtischen Politik<br />

verlangte einen höheren Wohnanteil, aber für die SBB<br />

als Investorin ist dieser schwierig zu realisieren. [1] Der<br />

Wohnanteil über das ganze Areal liegt gemäss Gestaltungsplan<br />

bei lediglich 19%. In den mehreren Baufeldern<br />

ist kein Mindestwohnanteil vorgeschrieben.<br />

1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />

26


9<br />

7<br />

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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

11<br />

10<br />

13<br />

9<br />

8<br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

1<br />

7<br />

5<br />

2<br />

12<br />

3<br />

11<br />

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9<br />

12<br />

8<br />

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7<br />

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2<br />

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9<br />

1<br />

4<br />

6<br />

5<br />

3<br />

12<br />

8<br />

1<br />

7<br />

2<br />

5<br />

3<br />

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />

Gleise des HB und des S-Bahnhofs 4<br />

2 Europaplatz<br />

6<br />

3 Sihlpoststeg<br />

4 Sihlpostpromenade<br />

5 Sitztreppen am Wasserplatz<br />

12<br />

3<br />

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />

Gleise des HB und des S-Bahnhofs 4<br />

2 Europaplatz<br />

6<br />

3 Sihlpoststeg<br />

4 Sihlpostpromenade<br />

5 Sitztreppen am Wasserplatz<br />

6 Veloweg am Sihlquai<br />

7 Europaallee<br />

8 Stephenson-Weg<br />

9 Gustav-Gull-Platz<br />

10 Platz am Gleisfeld<br />

11 Platz an der Langstrasse<br />

6 Veloweg am Sihlquai<br />

7 Europaallee<br />

8 Stephenson-Weg<br />

9 Gustav-Gull-Platz<br />

10 Platz am Gleisfeld<br />

11 Platz an der Langstrasse<br />

12 Umgestaltung Lagerstrass<br />

13 Negrellisteg (Planung sistier<br />

Gleise des HB und des S-Bahnhofs<br />

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der<br />

Gleise des HB und des S-Bahnhofs<br />

2 Europaplatz<br />

Abb. 14: Übersicht Teilprojekte der «Europaallee»<br />

1 Sihlquai-Passage, Erschliessung der 63 Veloweg Sihlpoststeg am Sihlquai<br />

74 Europaallee<br />

Sihlpostpromenade<br />

Eine wichtige Rolle bei der Belebung spielen nicht<br />

11 Platz an der Langstrasse<br />

6 Veloweg am Sihlquai<br />

7 Europaallee<br />

8 Stephenson-Weg<br />

129 Umgestaltung Gustav-Gull-Platz Lagerstrasse<br />

13 10 Negrellisteg Platz am Gleisfeld (Planung sistiert)<br />

Die Europaallee, die als zentrale Achse vom künfti-<br />

2 Europaplatz<br />

85 Stephenson-Weg<br />

Sitztreppen am Wasserplatz<br />

zuletzt auch die Organisation und Gestaltung der öffentlichegen<br />

Europaplatz beim 11 Platz Hauptbahnhof an der Langstrasse im Kreis 1 zum<br />

3 Sihlpoststeg Räume. Mit dem Freiraumkonzept 9 Gustav-Gull-Platz wird ein künftigen Gustav-Gull-Platz führt, wird als grosszügiger,<br />

autofreier öffentlicher Raum geplant. urbaner 4 Sihlpostpromenade Raum von hoher Aufenthaltsqualität 10 Platz geschaf-<br />

am Gleisfeld<br />

Zusammen<br />

fen, 5 Sitztreppen welcher auch am Wasserplatz die umliegenden Quartiere aufwertet.<br />

Das Konzept führt zu einem vergleichsweise hohen<br />

Anteil an öffentlichen Flächen von rund 26%. [1]<br />

mit der Lagerstrasse sowie dem Europaplatz und dem<br />

Gustav-Gull-Platz wird ein System von öffentlichen<br />

Plätzen und Verbindungen geschaffen. So sollen vielfältige<br />

Nutzungen ermöglicht und das Gebiet mit den<br />

umliegenden Quartieren vernetzt werden. Neben den<br />

zahlreichen Erdgeschossnutzungen entlang der öffent-<br />

12 Umgestaltung Lagerstrasse<br />

13 Negrellisteg (Planung sistiert)<br />

lichen Strassen und Plätzen werden mehrere interne<br />

Ladenpassagen entstehen. Gemäss SBB-Sprecher Daniele<br />

Pallecchi sind die «publikumszugänglichen Flächen<br />

sehr wichtig für die Entwicklung des neuen Stadtteils.<br />

Die Ladenpassage soll mit ihrem Mietermix entscheidend<br />

zur Belebung der Europaallee beitragen.» [1]<br />

Im folgenden Kapitel soll der Neubau des Campus der<br />

<strong>PHZH</strong> auf Baufeld A detaillierter betrachtet werden.<br />

1 Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan<br />

nach Art. 47 RPV<br />

27


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

3.4 Neubau Campus <strong>PHZH</strong><br />

Fakten und Zahlen<br />

• Gesamtkosten Vermieterausbau: CHF 42 Mio.<br />

• Gesamtkosten Mieterausstattung: CHF 44,6 Mio.<br />

• Bauzeit: 3 Jahre [Juni 2009 bis Juli 2012]<br />

• Mietfläche: 40‘430 m 2<br />

2003/2005<br />

Testplanung und Machbarkeitsstudie<br />

Totalrevision kantonales Fachhochschulgesetz (FaHG, in Kraft 2007)<br />

Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule<br />

2006<br />

Entscheid Architekturwettbewerb (Max Dudler)<br />

Genehmigung Gestaltungsplan per Volksabstimmung<br />

2007/2008<br />

Erstellen von Vorprojekt und Bauprojekt<br />

2008<br />

Baubewilligung<br />

2008<br />

Abbruch Briefverteilzentrum Sihlpost<br />

2009<br />

Spatenstich und Baubeginn<br />

Planungsgeschichte<br />

Am Ort der heutigen Pädagogischen Hochschule stand<br />

das Briefzentrum der Post. Da die Briefverarbeitung in<br />

Zürich-Mülligen konzentriert werden sollte, war klar<br />

das der Standort ab Ende 2008 frei für andere Nutzungen<br />

wurde. Erste Studien hatten gezeigt, dass eine<br />

Umnutzung des alten Briefverteilzentrum möglich war.<br />

Die SBB als Grundeigentümerin und die Post als Gebäudeeigentümerin<br />

entschieden sich deshalb im Jahr<br />

2005, für die beiden Baufelder A und C einen gemeinsamen<br />

Projektwettbewerb auszuschreiben. Parallel<br />

zum Architekturwettbewerb konnte die <strong>PHZH</strong> als<br />

Hauptmieterin gewonnen werden.<br />

Im Herbst 2012 wurde der Campus der <strong>PHZH</strong> fertiggestellt.<br />

Das Projekt baut auf der bestehenden Struktur<br />

des Briefverteilzentrums auf. Es setzt dabei städtebaulich<br />

und architektonisch mit seiner Körnigkeit und<br />

Durchlässigkeit einen neuen Akzent. Auf dem Grundstück<br />

sind vier Baukörper entstanden, die sich um einen<br />

zentralen, über dem Niveau der Strasse erhobenen<br />

Platzraum gruppieren, welcher über grosszügige Treppen<br />

zugänglich ist.<br />

Der hochliegende Stadtplatz verschafft der <strong>PHZH</strong> sowohl<br />

einen Zugang als auch einen Aussenraum und<br />

ermöglicht gleichzeitig mit der Stappelung der Nutzungen<br />

eine angemessene Dichte und Belebung. Die<br />

Hochschule konzentriert an der Europaallee auf rund<br />

40‘000 m 2 ihre alten Standorte. Im Baufeld A werden<br />

neben dem Campus auch Retail- und Gastroflächen<br />

sowie Büros realisiert. Im Erdgeschoss entsteht auf<br />

rund 7‘000 m 2 eine Ladenpassage mit direktem unterirdischem<br />

Zugang zum Hauptbahnhof.<br />

Beteiligte<br />

• Kanton<br />

• Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt<br />

• Kantonales Immobilienamt<br />

• Bildungsdirektion, Generalsekretariat<br />

• Pädagogische Hochschule Zürich<br />

• SBB Immobilien als Vermieterin<br />

• Implenia als Totalunternehmer<br />

• Generalplanerteam<br />

• Architektur, Max Dudler Architekten AG, Zürich<br />

• Mark van Kleef, Wiebke Ahues, Berlin<br />

2012<br />

Fertigstellung und Übergabe<br />

Umzug<br />

Einweihung<br />

Abb. 15: Ablauf Planung Campus <strong>PHZH</strong><br />

28


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

3<br />

Der <strong>PHZH</strong>-Campus im Kontext<br />

der Gesamtplanung Europaallee<br />

Für den Regierungspräsident und Baudirektor Markus<br />

Kägi ist der neue Campus der erste Meilenstein und<br />

ein «zukunftsweisendes Projekt» für alle Beteiligten<br />

auf dem Weg zum neuen Stadtteil Europaallee. Die<br />

Entwicklung und Aufwertung von Schlüsselgebieten<br />

bietet dank einer sorgfältigen Planung sowie einer<br />

zweckmässigen Nutzung grosse Chancen und «einen<br />

Gewinn für alle Beteiligten». [1 ]<br />

Gemäss den Zielen des revidierten Richtplans und der<br />

Standortstrategie der Zürcher Fachhochschulen von<br />

2005 sollen Bildungseinrichtungen räumlich konzentriert<br />

und an zentralen Lagen mit guter ÖV-Erschliessung<br />

angesiedelt werden. Die Konzentration der <strong>PHZH</strong><br />

an diesem Standort ist aus raumplanerischer Sicht also<br />

zweckmässig und sinnvoll.<br />

Der Campus nimmt die Rolle eines städtebaulichen<br />

und architektonischen Leuchtturms innerhalb der Gesamtplanung<br />

Europaallee ein. Als erster Baustein bildet<br />

er an prominenter Lage den westlichen Eingang zum<br />

neuen Stadtquartier und ist folglich ein wichtiges Element<br />

bei der Adressbildung des Gebiets. Der Neubau<br />

gibt sowohl der <strong>PHZH</strong> als Bildungsinstitution ein neues<br />

Gesicht und prägt gleichzeitig auch das Bild des neuen<br />

Zürcher Stadtquartiers.<br />

Es wurde bewusst kein autarkes, in sich geschlossenes<br />

Gebilde auf der «grünen Wiese» geplant, sondern<br />

eine öffentliche Institution von hoher architektonischer<br />

Qualität. Diese ist eng mit der Quartierumgebung verknüpft<br />

und in die bestehenden Strukturen eingebettet.<br />

Die <strong>PHZH</strong> soll mit ihren 2‘500 Studierenden, Dozierenden<br />

und Mitarbeitenden zu einem durchmischten und<br />

belebten Quartier einen wesentlichen Beitrag leisten.<br />

Für die SBB ist daher die Ansiedlung eines öffentlichen<br />

Mieters, der für Belebung sorgt, absolut zentral bei der<br />

Entwicklung und Vermarktung des Projekts.<br />

Schliesslich soll durch den neuen Campus auch der bestehende<br />

Bildungsstandort mit mehreren privaten und<br />

öffentlichen Schulen entlang der Lagerstrasse gestärkt<br />

werden. Durch die Konzentration der 19 Standorte<br />

profitiert aber auch die Hochschule selber: Der neue<br />

Campus verbessert das gesamte schulische Lernumfeld<br />

[Sitzungen, Vorlesungen, Kommunikation und<br />

Austausch].<br />

Nun werden Forschung, Studium, Weiterbildung und<br />

verschiedene Dienstleistungen unter einem Dach<br />

versammelt. Der Rektor der <strong>PHZH</strong> Walter Bircher ist<br />

überzeugt, dass der Kanton mit der Ansiedlung des<br />

Campus auch einen «wichtigen bildungspolitischen<br />

Entscheid» gefällt hat. [2] Davon wird der ganze Bildungsstandort<br />

Zürich profitieren. Die Entstehungsgeschichte<br />

der <strong>PHZH</strong> findet nach zehn Jahren mit dem<br />

Bezug des Campus an der Europaallee somit ihren eigentlichen<br />

Abschluss.<br />

1 Einweihungsdokumentation Campus <strong>PHZH</strong><br />

2 PH Zürich - Jahresbericht 2012<br />

29


KREIS<br />

4<br />

sozioökonomische auswirkungen


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

In diesem Kapitel sollen verschiedenen in Interviews,<br />

Zeitungsartikel und im politischen Prozess diskutierten<br />

[möglichen] Auswirkungen der Planung «Europaallle»<br />

betrachtet werden. Die folgenden Zitate wurden entweder<br />

im Rahmen unserer kurzen Strassenbefragung<br />

im Dezember 2013 erfasst oder wurden auf der Homepage<br />

des Tages-Anzeigers der Leserkommentarseite<br />

entnommen. Nicht zuletzt sollen auch Autoren von<br />

verschiedenen Tageszeitungen zu Wort kommen.<br />

4.1 Verdrängungsprozess<br />

Befragt man Frau Blatter vom Amt für Städtebau der<br />

Stadt Zürich zu Auswirkungen des Europaallee Projektes<br />

auf das Umfeld meint sie dass ein Projekt dieser<br />

Dimension immer positive und negative Seiten habe.<br />

Im Moment befänden sich viele der Gebäude an der<br />

Lagerstrasse in einer Art Abwärtspirale, was auch die<br />

Stadt wieder vor Probleme wie hohe Kriminalität, grossen<br />

Anteil an Sozialfällen, Strassenprostitution usw.<br />

stellt. Darum sei es für die Stadt auch erforderlich,<br />

dass die Europaallee einen positiven Impuls gibt, der<br />

Veränderungen mit sich bringt. Dies wird sicherlich<br />

zur Folge haben, dass es zukünftig weniger günstigen<br />

Wohnraum gibt, da Investoren auf die Gebäude an der<br />

Lagerstrasse aufmerksam werden.<br />

Die Angst vor Verdrängung durch den eben erwähnten<br />

Impuls sind im Quartier vorhanden. Dies belegt folgender<br />

Auszug aus der Sonderbeilage «Europaallee»<br />

des Tagesanzeigers: «Das Grundgefühl, dass die Entstehung<br />

der Europaallee bei den meisten Anwohnern<br />

hervorruft, ist derzeit ein mulmiges, ungutes. Sie alle,<br />

die hier seit 30 Jahren wohnen, seit 10 Jahren in einem<br />

Keller-Studio Tanzunterricht geben oder in einem<br />

Estrich-Atelier Bilder malen, seit 20 Jahren einen Spunten<br />

oder einen Plattenladen betreiben, sie alle, die mit<br />

einer Gemütslage zwischen gesundem Fatalismus und<br />

ungesunder Hoffnung die bisherigen Veränderungen<br />

er- und mitgetragen haben (auch wenn es seinen Preis<br />

hatte, pekuniär wie emotional), fühlen sich eingeschüchtert<br />

– und bisweilen auch einfach «hässig!». [1]<br />

Es sind die existenziellen Fragen, welche die Leute bewegen.<br />

Die Angst vor der Veränderung, der Anpassung<br />

der eigenen Person, des Umzugs in ein anderes,<br />

für sie wirtschaftlich attraktiveres Viertel in der Stadt.<br />

Bis jetzt schien der Widerstand der Bevölkerung nicht<br />

gross zu sein, dies liegt vielleicht auch daran dass, wie<br />

Vesna Tomse, Soziologin mit Spezialgebiet Gentrifizierung<br />

sagt: «Zürich ist eine calvinistische Stadt. Wer hier<br />

verdrängt wird, sieht es als das eigene Verschulden an,<br />

die Mieten nicht bezahlen zu können, wie dies die neu<br />

eingewanderte Global Class mit Leichtigkeit tut». [2]<br />

Abb. 16ff: Leserkommentare zum Artikel «Zürich gehört uns allen!»<br />

im Tages-Anzeiger vom 28. Oktober 2013<br />

1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />

2 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />

31


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sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

4.2 Gemeinnütziger Wohnungsbau<br />

An der Europaallee wurde kein Gemeinnützigenwohnungsbau<br />

geplant. Mireille Blatter vom Stadtplanungsamt<br />

meint dazu: «Ich denke, wenn man diese Planung<br />

heute macht, würde man mehr Druck bezüglich gemeinnützigem<br />

Wohnungsbau machen. So wie wir das<br />

jetzt bei der Zollstrasse gemacht haben.» Die Zollstrasse<br />

ist wie das Gebiet der Europaallee eine Fläche der<br />

SBB, allerdings auf der anderen Seite des Gleisfeldes.<br />

Hier werden laut Gestaltungsplan von 140 Wohnungen<br />

40% im gemeinnützigen Wohnungsbau erstellt. [1]<br />

Allerdings bleibt auch hier zu bemerken dass der grösste<br />

Teil dieser Gemeinnützigenwohnungen auf dem Boden<br />

realisiert wird, welcher der Stadt gehört. Die Alternative<br />

Liste Zürich fordert mindestens das doppelte an<br />

gemeinnützigem Wohnungsbau, «die SBB handle auch<br />

hier wieder viel zu profitorientiert wie bei der Europaallee<br />

auch schon.» [2]<br />

4.3 Ansteigen der Gewerbemietpreise<br />

Die Mietpreise an der Europaallee sind von der SBB gestaffelt<br />

und umsatzabhängig gestaltet. Erst bei einem<br />

gewissen Umsatz steigt der Mietzins an. Die Staffelung<br />

bzw. Rabattierung dauert bis die ganze Europaallee<br />

fertiggestellt ist. Die Umsatzabhängigkeit bleibt bestehen,<br />

nach dem Motto: «Läuft es dem Mieter gut,<br />

profitieren auch wir davon, läuft es ihm nicht gut, profitieren<br />

auch wir nicht. Somit ist es im Interesse der<br />

Mieter und von uns, dass die Europaallee brummt.» [3]<br />

«Selbst unsere Mieten gegenüber der Europaallee sind<br />

gestiegen, wir können dies jedoch verkraften, da wir<br />

aufgrund neuer Kundschaft auch unseren Ertrag steigern<br />

konnten.» [Inhaber der Belmundo Gallery an der<br />

Lagerstrasse 33]<br />

«Den neuen, dreimal höheren Mietzins können wir<br />

uns beim besten Willen nicht mehr leisten», sagt der<br />

ehemalige Modezar Heinrich Grau. Er ist Inhaber vom<br />

Dschingis, einer Kleiderboutique die seit 1966 im Geschäftshaus<br />

Clipper eingangs der Lagerstrasse ist, zügelte<br />

im Frühjahr 2012 vom Kreis 4 in die Enge an den<br />

Bleicherweg 70. [4]<br />

Somit ist davon auszugehen dass ein Einfluss der Europaallee<br />

auf die Mietpreise in der Umgebung sicherlich<br />

spürbar sein wird. Sei es nun innerhalb der Europaallee,<br />

da von der SBB so geplant, oder an der Lagerstrasse<br />

allgemein. Es bleibt zu hoffen, dass es für das<br />

eine oder andere Geschäft gleich gut läuft wie für die<br />

Belmundo Gallery, die allerdings auch Ihr Sortiment<br />

den veränderten Bedingungen angepasst hat. Waren<br />

früher Einrahmungen das Kerngeschäft, werden heute<br />

auch Souvenirs und Ähnliches verkauft. Bleibt zu<br />

hoffen, dass auch noch andere bestehende Gewerbe<br />

an der Lagerstrasse von der Veränderung profitieren<br />

können.<br />

1 «Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof»; NZZ 22.05.13<br />

2 Alternative Liste Zürich; Homepage<br />

3 Interview Andreas Steiger [SBB]<br />

4 «Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4<br />

verdrängt»; Tages-Anzeiger 08.11.11<br />

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sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

4.4 Der Quadratmeterpreis<br />

Um so mehr man sich mit der Thematik befasst, stellt<br />

man fest, dass sich alles um den Quadratmeterpreis<br />

dreht. Die SBB Immobilien haben vom Bund, ihrem Eigentümer,<br />

keinen Auftrag ihr Land zu einem günstigeren<br />

Preis abzugeben als zum Marktpreis. Im Gegenteil,<br />

sie müssen gewinnorientiert wirtschaften, um ihre<br />

Pensionskasse zu sanieren. [1]<br />

Der Quadratmeterpreis beherrscht die Diskussion um<br />

die Quartierverträglichkeit, sei es nun auf öffentlichem<br />

Boden oder in den Gebäuden selbst. Um so höher der<br />

Preis Bodens, desto höher das Veränderungspotential<br />

auf das Umfeld. Treffend formuliert es Laura Wiessmüller,<br />

Autorin der Süddeutschen Zeitung in ihrem Artikel<br />

«Die Leere glitzert golden» so: «Was früher die<br />

Funktionstrennung zwischen Wohnen und Arbeiten<br />

geschafft hat – triste Monostrukturen –, schafft heute<br />

die Trennung durch den Quadratmeterpreis.»<br />

1 «Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung<br />

2 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />

33


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

4.5 Zeitgenössische Architektur<br />

und die Leere nach 20 Uhr<br />

4.6 Die lange Bauzeit der<br />

Europaallee<br />

Laura Weissmüller schreibt ihn ihrem Artikel «betretet<br />

man die Europaallee nach acht Uhr abends, wohl gemerkt<br />

wenige Schritte neben dem HB, wirke alles sehr<br />

still. Das Viertel sei surreal leer, kein Mensch sei auf<br />

den breiten Treppen und in den kleinen Gassen zwischen<br />

den hohen Gebäuden anzutreffen. Nur auf dem<br />

Vorplatz der Pädagogischen Hochschule würden noch<br />

ein paar Studenten stehen.» [1] In unseren Strassenbefragungen<br />

kam auf die Frage ob die Europaallee ihnen<br />

bis jetzt gefalle häufig Antworten wie:<br />

• «Ich vermisse Bäume.»<br />

• «Mir sind solche Überbaungen zu unpersönlich.»<br />

• «Die Gebäude gefallen mir persönlich nicht.»<br />

• «Bis jetzt finde ich die Stimmung noch nicht wirklich<br />

gut. Es gibt zu wenig Bäume an der Strasse. Es ist<br />

unfreundlich. Am meisten Betrieb herrscht von 15 –<br />

19 Uhr, die restliche Zeit ist es eher ruhig.»<br />

• «Mich stört, dass beinahe alle Gebäude gleich aussehen.<br />

Der Ort erhält damit eine anonyme Ausstrahlung.<br />

Ich hätte mir etwas Abwechslung gewünscht<br />

und insbesondere mehr Liebe fürs Detail.»<br />

Es gibt aber auch positive Stimmen zur Architektur der<br />

Europaallee. Sei es von Laien: « Es gefällt mir eigentlich<br />

ganz gut. Ich denke mit der Zeit, wenn alles fertig ist,<br />

wird es ziemlich toll.» oder auch von Fachleuten die<br />

nach ihrer persönlichen Meinung gefragt werden:<br />

• «Ich habe Freude an den Gebäuden, der Architektur,<br />

der Qualität und der Hochwertigkeit. Es ist ein<br />

Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich gehören<br />

wird.»<br />

• «Jedes Haus ist ein Highlight für sich, aber es ist kein<br />

Feuerwerk oder etwas noch nie Dagewesenes».<br />

Vom ersten Spatenstich im Jahr 2009 bis zum Einzug<br />

der <strong>PHZH</strong> im Sommer 2012 sind nur drei Jahre vergangen.<br />

Bis die gesamte Europaallee fertiggestellt ist, und<br />

alle öffentlichen Aussenräume ein ganzes bilden, wird<br />

es Anfang 2020 werden. Dieser lange Zeitraum der Bevölkerung<br />

bewusst zu machen, ist laut Andreas Steiger<br />

von der SBB, eine der grossen Herausforderungen<br />

im laufenden Projekt Europaallee. Aus Gesprächen mit<br />

Mietern in der Europaallee erfährt man, dass ihnen die<br />

Tatsache bewusst ist. Geht es allerdings um wirtschaftliche<br />

Aspekte wegen geringer Umsätze trotz günstiger<br />

Mieten, wird gerne wieder vergessen dass die Europaallee<br />

noch nicht fertig gebaut ist. Eine Angestellte<br />

der Schminkbar im Gebäude der UBS sagt dazu: «Ein<br />

gutes Beispiel dafür ist die Strassenbeleuchtung, welche<br />

erst vor einigen Wochen installiert wurde. Daher<br />

ist es schwierig bereits jetzt ein aussagekräftiges Fazit<br />

zu ziehen.»<br />

1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />

34


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

4.7 Qualität der<br />

öffentlichen Räume<br />

Welche Art von Öffentlichkeit haben Räume innerhalb<br />

eines Systems von privaten Bauten? Wie viel Öffentlichkeit<br />

wird ihnen zugestanden und wie werden ihre<br />

Nutzungen definiert? Wann ist eine Nutzung störend,<br />

wann ist sie erwünscht? Wie lebendig können solche<br />

Orte sein? Dazu einige Aussagen aus den Interviews:<br />

Eine Studentin der <strong>PHZH</strong>: «Was mir sehr gefällt, ist das<br />

man vielen Leuten einfach so aufgrund der Konzentration<br />

über den Weg läuft.» und «Mir fällt auf, dass<br />

sowohl im Gebäude als auch im Aussenbereich wenig<br />

Platz für den Aufenthalt geschaffen wurde. Es wirkt<br />

alles sehr aufgeräumt und klinisch, man findet kaum<br />

einen Platz an dem man sich einfach kurz hinsetzen<br />

und etwas verweilen kann.»<br />

Eine Rezeptionnistin der UBS an der Europaallee: «Der<br />

Ort ist von vielen jungen, aufgestellten Menschen bevölkert.<br />

Z. B. ist unser Innenhof im Sommer toll, für<br />

mich ist es eine Oase in der Innenstadt. Es ist hier sehr<br />

ruhig und es herrscht momentan auch kein Weihnachtsstress.»<br />

Studenten der UniZH: «Der Platz ist attraktiv um sich<br />

mit anderen Leuten zu verabreden. Der Bereich hier<br />

um die PH lebt und ist attraktiv.»<br />

Shopmanager an der Europaallee: «Die Sitzbänke vor<br />

unserem Shop, die müssten wo anders sein. Wieso?<br />

Wenn die Leute hier jeweils essen, bleibt immer so viel<br />

Müll zurück. Das ist nicht ansehnlich.»<br />

Andreas Steiger SBB:<br />

Positiv: «Am meisten Freude habe ich wenn die Studenten<br />

zum Beispiel eine Band organisieren. Das ist<br />

genau das, was wir uns wünschen, dass es spontanes<br />

Leben gibt. …das ist zwar nach Hausordnung nicht immer<br />

erlaubt, aber das gehört dazu.»<br />

Negativ: « Ich denke, die Seitengassen, die sind schon<br />

noch kritisch. Die sind jetzt wirklich einfach nur funktional<br />

… Dort wird nie gross Betrieb drinnen sein. Das<br />

ist, ich sage mal, ein Sorgenkind. Das könnte in Zukunft<br />

schon kritisch werden, zum Beispiel in Randzeiten.»<br />

Laura Weissmüller kritisch in der SZ: Es reicht eben<br />

nicht, grosse Durchgänge, Plätze und Passagen anzubieten,<br />

wenn der Architekturrahmen ein Stoppschild<br />

für alle Nicht-Topverdiener aufstellt. [1]<br />

Aus diesen Aussagen lässt sich schliessen, dass wenn<br />

die Europaalle belebt ist, die Plätze durchaus funktionieren<br />

und bei den Benutzern das Befürfnis für sie besteht.<br />

Teilweise schwingt in den Aussagen mit, dass in<br />

Randzeiten Probleme entstehen können oder zu wenig<br />

Plätze vorhanden sind.<br />

Durch den Grad der Öffentlichkeit der Plätze wird die<br />

Hemmeschwelle zur Ihrer Nutzung bestimmt. Umso<br />

kleiner die Einsehbarkeit eines Platzes ist, desto grösser<br />

wird auch dessen Attraktivität für verborgenes, privates.<br />

Was nicht nur den positiven Aspekt einer informellen<br />

Nutzung wie einem spontanen Studentenkonzert<br />

mit sich bringt, sondern auch negative Aspekte wie<br />

Littering, Ansammlungen von homogenen Gruppierungen<br />

oder ein allgemeines Unsicherheitsempfinden.<br />

1 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />

35


TITEL 1<br />

Titel 2<br />

KANTON<br />

ZÜRICH<br />

STADT<br />

ZÜRICH<br />

Interviews<br />

SBB<br />

IMMOBILIEN


PÄdagogiscHe HocHscHule ZÜricH<br />

standortevaluation i standortentwicklung<br />

tHEmEnSammlung intERViEwS<br />

5<br />

5.1 interviewpartner<br />

in diesem kapitel werden ausgewählte themen der<br />

drei geführten interviews mit kanton, stadt und der<br />

sbb vorgestellt. die Überlegungen, meinungen und<br />

einschätzungen der drei interviewpartner werden zusammengefasst<br />

und es wird auf unterschiede und gemeinsamkeiten<br />

hingewiesen. dabei werden nur diejenigen<br />

inhalte berücksichtigt, die nicht bereits in den<br />

vorangehenden kapiteln behandelt wurden.<br />

wolFgang annigHöFer<br />

kanton ZÜricH<br />

• leiter Projekt standortstrategie ZFH<br />

• bildungsdepartement kanton Zürich<br />

mireille blatter<br />

stadt ZÜricH<br />

• gebietsmanagerin europaallee<br />

• amt für städtebau stadt Zürich<br />

andreas steiger<br />

sbb immobilien<br />

• Projektleiter europaallee<br />

• leiter development Zürich, sbb immobilien<br />

Abb. 17: Wolfgang Annighöfer, Leiter Projekt Standortstrategie ZFH Abb. 18: Mireille Blatter, Gebietsmanagerin Europaallee Abb. 19: Andreas Steiger, Projektleiter Europaalle SBB Immobilien<br />

«DER StanDORt wuRDE niCHt klaS-<br />

SiSCH EValuiERt. SOnDERn DERJEnigE,<br />

DER auf DEm maRkt waR, Hat gRunD-<br />

StÜCkE angEBOtEn.»<br />

«waS BRauCHt DiE StaDt an DiESEm<br />

ORt? waS maCHt DiE StaDt lEBEn-<br />

Dig? DER angEStREBtE nutZungSmiX<br />

SOlltE SiCH an DiESEn fRagEn ORiEntiEREn.»<br />

«BilDung unD wEitERBilDung SinD<br />

EnORm wiCHtigE tHEmEn in unSERER<br />

gESEllSCHaft - unD wERDEn ES nOCH<br />

JaHRE BlEiBEn.»<br />

37


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEMENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.2 Konzentrationsprozess und <strong>Standortevaluation</strong><br />

Politischer Prozess<br />

Von den politischen Instanzen wurde der Standortentscheid<br />

zugunsten der Europaallee laut Herr Annighöfer<br />

mehrheitlich positiv aufgenommen. Der Regierungsrat,<br />

der mit dem Beschluss von 2005 zur Standortstrategie<br />

der Zürcher Fachhochschulen, den Grundstein für die<br />

Konzentration der <strong>PHZH</strong> legte, äusserte wenig Bedenken.<br />

Im Kantonsrat gab es jedoch grössere Diskussionen.<br />

Der Standortentscheid wurde mitgetragen, es wurde<br />

jedoch Kritik laut bezüglich der Finanzierbarkeit und<br />

dem Mietverhältnis mit der SBB. Es wurde moniert,<br />

dass der Bau viel zu teuer sei. Zudem kamen Bedenken<br />

auf, wieso der Kanton eine solch grosse Liegenschaft<br />

nicht selber baut, sondern mietet. Das war tatsächlich<br />

ein Novum und es brauchte einige Sitzungen und Diskussionen<br />

sowohl im Parlamentals auch in mehreren<br />

Kommissionen, bis dies akzeptiert wurde. Einige Kantonsräte<br />

hätten sich lieber eine Lösung mit einem eigenen<br />

Neubau gewünscht.<br />

Chancen und Risiken<br />

Nach Aussage von Herr Annighöfer sah die Schulleitung<br />

der <strong>PHZH</strong> wenig Risiken und war von Anfang<br />

an für eine Konzentration. Im Gegensatz zu den betroffenen<br />

Dozenten, die lieber an ihren dezentralen<br />

Standorten geblieben wären. Dort können sie eher<br />

ihre eigene Philosophie umsetzen und sind in einem<br />

gewissen Sinn autonomer. Da sie jedoch mit der Zusammenlegung<br />

der Seminare bereits einen Zentralisierungsprozess<br />

hinter sich hatten, war der Widerstand<br />

nicht so ausgeprägt wie bei der ZHdK beim<br />

Toni-Areal.<br />

Eine noch grössere Konzentration, also die Zusammenlegung<br />

der <strong>PHZH</strong> und der ZHdK in einem «Super-<br />

Campus» hätte gemäss Herr Annighöfer in Zürich<br />

keine Chance. Ein solcher Campus hätte eine derart<br />

grosse Fläche benötigt, welche in Zürich nirgends<br />

vorhanden war. Heute wäre je nach Entwicklung das<br />

Areal des Flughafens in Dübendorf eine Option.<br />

Es wäre zudem auch schwierig gewesen die <strong>PHZH</strong> als<br />

kantonale Schule mit einer anderen Fachhochschule,<br />

die unter Bundeskompetenz steht, zusammenzulegen<br />

und zu konzentrieren. Die unterschiedliche<br />

rechtliche Grundlage, zum einen die pädagogische<br />

Gesetzgebung, zum anderen das Fachhochschulgesetz,<br />

hätte ein zu grosses Hindernis dargestellt.<br />

38


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.3 Richtiger Standort für Nutzung | Richtige Nutzung für Standort<br />

Eine Frage in den Interviews drehte sich um die Thematik<br />

des richtigen Standortes und der richtigen Nutzung:<br />

Ist die Europaallee der richtige Standort für die <strong>PHZH</strong>?<br />

Und ist die <strong>PHZH</strong> die richtige Nutzung für den Standort<br />

Europaalle? Alle drei Interviewpartner stimmten diesen<br />

zwei Fragen zu.<br />

Nach Aussage von Frau Blatter ist die Europaallee vor<br />

allem aufgrund der guten verkehrlichen Anbindung<br />

der richtige Standort für die <strong>PHZH</strong>. Auf der anderen<br />

Seite ist es die richtige Nutzung, da die vielen Studenten<br />

und jungen Leute eine Belebung dieses Raumes<br />

mit sich bringen.<br />

Herr Annighöfer findet es ist der optimalste Standort<br />

vor allem auch für die Weiterbildung. Für die Studenten<br />

gäbe es auch noch andere gute Standorte. Für<br />

Lehrkräfte hingegen, die aus 171 Gemeinden für die<br />

Weiterbildung anreisen, ist kein Standort besser als einer,<br />

der direkt beim Hauptbahnhof Zürich liegt.<br />

Dass es die richtige Nutzung ist, zeigt sich durch die<br />

gute Durchmischung von Studierenden, Dozenten,<br />

Bankangestellten und Passanten, welche unterschiedliche<br />

Ansichten, Ideen und Konsumverhalten haben.<br />

Nur Bürogebäude oder ein Forschungszentrum wäre<br />

zu einseitig. Positiv ist auch, dass die Europaallee nicht<br />

nur unter der Woche genutzt wird, z.b. von den Studierenden<br />

oder den Bankangestellten, sondern auch<br />

am Wochenende. Es finden Weiterbildungen statt,<br />

Kongresse werden abgehalten und die Sporthallen<br />

werden auch von privaten Vereinen genutzt.<br />

Auch laut Herr Steiger, passt die <strong>PHZH</strong> sehr gut an<br />

diesen Ort. Die 2'500 Studierenden und die ungefähr<br />

10'000 Besuchende, darunter viele Weiterbildende,<br />

sorgen an diesem Standort für eine gute Frequenz.<br />

Diese profitieren wiederum vom zentralen und gut erschlossenen<br />

Standort.<br />

Ein attraktiver Standort ist auch einer der grössten<br />

Wettbewerbsvorteile im interkantonalen Vergleich von<br />

Fachhochschulen. Ein solcher Standort wie die Europaallee<br />

erhöht die Attraktivität eines Studiums und<br />

zieht mehr Studenten an.<br />

Bei der Europaallee widerspiegelt sich das ganze Spektrum der Bevölkerung.<br />

Eine bessere Durchmischung ist kaum möglich.<br />

Wolfgang Annighöfer<br />

Leiter Standortstrategie Kanton Zürich<br />

39


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.4 <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Rolle der Stadt<br />

Die Stadt hat ihre Interessen und Anliegen von Anfang<br />

in der kooperativen Testplanung miteingebracht.<br />

Sie hat das Pflichtenheft zur Testplanung verfasst, in<br />

welchem wichtige Themen wie Nutzung, Freiraum,<br />

Etappierung, Erschliessung geregelt wurden. Dieses<br />

Pflichtenheft wurde mit der SBB und weiteren Experten<br />

gleichberechtigt überarbeitet.<br />

Die Stadt hat dabei übergeordnete Überlegungen angestellt:<br />

Was braucht die Stadt an diesem Ort? Was<br />

macht sie lebendig? Aufgrund dessen wurde ein Nutzungsmix<br />

vorgeschlagen. Der anfängliche Wohnanteil<br />

ab der Kanonengasse wurde nach politischen Diskussion<br />

von 20% auf 40% erhöht. Frau Blatter betont,<br />

dass Wohnen an diesem Standort sehr gehoben ist<br />

und dass dies heute ein Vorwurf ist. Sie gesteht auch<br />

ein, dass man heute bei einer solchen Planung mehr<br />

Druck machen würde bezüglich gemeinnützigem<br />

Wohnungsbau, wie bei der Zollstrasse.<br />

Im Gegensatz zur <strong>Standortentwicklung</strong> hatte die Stadt<br />

im Prozess der Konzentration und der <strong>Standortevaluation</strong><br />

keinen grossen Einfluss.<br />

Nutzung<br />

Nach Aussage von Herr Steiger hat man sich bei der<br />

Frage der Nutzung überlegt, was ein Schwerpunktthema<br />

sein könnte. Die Vermarktung von so viel Fläche<br />

gelingt nicht ohne gewisse Leitideen. So kam man auf<br />

das Thema Bildung, welches in unserer Gesellschaft<br />

eine enorm wichtige Rolle hat und auch noch lange<br />

haben wird. Daraufhin wurden alle Bildungsinstitute<br />

im Kanton und in der Stadt angefragt. Angefangen<br />

hat die SBB bei der ETH und der UNI, welche am interessantesten<br />

gewesen wären. Diese waren jedoch<br />

beide zum damaligen Zeitpunkt nicht interessiert. Vom<br />

Kanton kam schliesslich die Idee der <strong>PHZH</strong> auf mit den<br />

dahinterliegenden Konzentrationsbemühungen.<br />

Der Vorteil für die SBB war, dass die <strong>PHZH</strong> ein Mieter<br />

mit einer positiven Ausstrahlung ist. Dies half dem Projekt<br />

in der öffentlichen Diskussion und schlussendlich<br />

in der Volksabstimmung.<br />

Gemäss Herr Steiger war ein Vorteil der <strong>PHZH</strong> zudem,<br />

dass es im Gestaltungsplan für Sondernutzungen einen<br />

Ausnützungsbonus gab. So konnte der reduzierte<br />

Mietzins mit zusätzlichen Quadratmeter kompensiert<br />

werden. Aufgrund hohen Qualitätsansprüchen des<br />

Gestaltungsplans konnte die zusätzliche Ausnützung<br />

jedoch nicht ganz realisiert werden.<br />

Auch für Herr Annighöfer ist klar, dass die SBB einen<br />

Ankermieter wie die <strong>PHZH</strong> brauchte für die Genehmigung<br />

des Gestaltungsplans. Aus seiner Sicht verlief<br />

dieser Prozess jedoch weit problematischer als Herr<br />

Steiger dies erklärt hat. Der Gestaltungsplan wurde<br />

stark kritisiert, weil einfach nur riesige Flächen und Volumen<br />

feststanden. Die SBB war dringend angewiesen<br />

auf einen Hauptnutzer, der das Projekt in ein besseres<br />

Licht rücken konnte. Durch die <strong>PHZH</strong> wurde der Widerstand<br />

gegen das Projekt kleiner und führte schliesslich<br />

zum Erfolg.<br />

Die Stadt hatte zur Zeit der Testplanung keine spezifischen<br />

Nutzungswünsche. Während der Ausarbeitung<br />

des Gestaltungsplans wurden z.b. Standorte für ein<br />

neues Kongresshaus geprüft. Solche Bedürfnisse der<br />

Stadt waren jedoch schlecht abgestimmt und für die<br />

Entwicklung der Europaallee zu spät eingebracht worden.<br />

40


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

Vermietung<br />

Bei der Vermietung der Verkaufsflächen hat die SBB,<br />

wie auch bei der Suche nach einer Hauptnutzung, ein<br />

Schwerpunktthema gesucht. Sie wollten sich abheben<br />

und abgrenzen von anderen Einkaufsstrassen wie der<br />

Bahnhofsstrasse. Der Vorteil gegenüber der Bahnhofsstrasse<br />

liegt an den grösseren möglichen Verkaufsflächen.<br />

So wurde «Sport und Outdoor» als Schwerpunkt<br />

gewählt. Dieser widerspiegelt sich in Geschäften wie<br />

Transa, Ochsner Sport und kleineren Trendsportläden.<br />

Diese Idee funktioniert jedoch nach Ansicht von Herrn<br />

Steiger nicht sehr gut. Die Vermietung ist ein laufender<br />

Prozess. Wie sich das weiter entwickelt ist schwierig<br />

abzuschätzen. Für die Mieter ist es momentan aber<br />

auch noch schwierig sich zu etablieren, da der Bau der<br />

Europaallee noch weitere acht Jahre dauert und laufend<br />

neue Geschäfte dazukommen. Um ihnen entgegenzukommen<br />

bietet die SBB Staffelmieten an, welche<br />

sich am Fertigstellungsgrad der Europaallee ausrichten,<br />

kombiniert mit einer Umsatzabhängigkeit.<br />

rolle der Sbb<br />

Gemäss Herr Steiger hatte die SBB zu Beginn der Projektentwicklung<br />

die Absicht einige Baufelder zu verkaufen.<br />

Diese Idee wurde schliesslich nicht weiter verfolgt.<br />

Die Europaallee stellt für die SBB eine Chance dar durch<br />

wiederkehrende Erträge ihre Finanzkraft zu steigern.<br />

Dies unterstreicht Herr Annighöfer. Die SBB habe aufgrund<br />

ihrer Anlagepolitik die meisten Baufeldern behalten.<br />

Vor allem die attraktiven Baufeldern bei der<br />

Sihlpost und der <strong>PHZH</strong>, die sogenannten «Filetstückchen»,<br />

wollte die SBB nicht aus der Hand geben. Die<br />

SBB denke sehr unternehmerisch, wenn sie diese<br />

Grundstücke behält um längerfristig Rendite erwirtschaften<br />

zu können.<br />

Wir müssen uns abgrenzen und eine gewisse Einzigartigkeit anstreben.<br />

Wir können nicht das gleiche machen, was es an der Bahnhofsstrasse schon gibt.<br />

Andreas Steiger<br />

Projektleiter «Europaallee» SBB Immobilien<br />

41


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.5 Partizipation | Mitwirkung<br />

Die SBB an sich hat keinen öffentlichen Auftrag für eine<br />

Mitwirkung bei ihren Planungen. Trotzdem hat sie vom<br />

Bund den Auftrag mit den Kantonen und Gemeinden<br />

zusammenzuarbeiten. So unterstützt sie die Stadt, wenn<br />

diese mit Anliegen für eine Mitwirkung kommt. Massgeblich<br />

für sie ist schlussendlich aber nur wie sie zu einer<br />

rechtskräftigen Bewilligung kommen und ein Projekt<br />

entwickeln, welches auf dem Markt erfolgreich ist.<br />

Frau Blatter wie auch Herr Steiger betonen, dass bei der<br />

Europaallee die Mitwirkung eigentlich nur aus Informationsveranstaltungen<br />

bestand und es keine richtige Partizipation<br />

gab. Bei der Planung Zollstrasse hingegen, in welcher<br />

auch die SBB und die Stadt beteiligt sind, fand eine<br />

breitere Mitwirkung statt. Einen noch grösseren Mitwirkungsprozess<br />

hat die Stadt und der Kanton gemeinsam<br />

bei der Planung der Kasernenwiese durchgeführt.<br />

Mitwirkung hat gemäss Frau Blatter heute einen viel höheren<br />

Stellenwert als früher. Meinungen aus dem Quartier<br />

abzuholen und womöglich einfliessen zu lassen ist<br />

wichtig für die Akzeptanz und politische Legitimation.<br />

5.6 Mietverhältnis <strong>PHZH</strong><br />

Laut Herr Annighöfer hat die <strong>PHZH</strong> mit der SBB eigentlich<br />

ein 30-jähriges Vertragsverhältnis. Der Mietpreis<br />

der <strong>PHZH</strong> hat eine entscheidende Rolle bei der Standortwahl<br />

gespielt. Die SBB sei dem Kanton sehr entgegengekommen<br />

und hätte gemäss Herr Annighöfer darunter<br />

gelitten. Die Banken zahlen pro Quadratmeter<br />

ungefähr das Doppelte.<br />

Herr Steiger sieht dies nicht ganz gleich. Der Mietzins<br />

der <strong>PHZH</strong> ist marktkonform für öffentliche Schulen an<br />

diesem Standort, jedoch nicht für Private. Für eine öffentliche<br />

Schule sei es sicher der höchste Mietzins, den<br />

ein Kanton zahlt. Aber dieser Standort hebt sich auch<br />

ab von anderen Standorten. Für die SBB ist ein solch<br />

langfristiger Vertrag ein Vorteil, auch weil das Risiko,<br />

dass die Miete einmal nicht mehr bezahlt wird relativ<br />

klein ist bei einer kantonalen Schule.<br />

Falls die <strong>PHZH</strong> dennoch einmal ausziehen würde, der<br />

Kanton das Gebäude nicht mehr benötigt und die Europaallee<br />

immer noch floriert, ergibt das gemäss Herr<br />

Steiger ein enormes Potential für eine andere, zahlungskräftigere<br />

Nutzung.<br />

42


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.7 Erkenntnisse aus prozess<br />

Damit die Stadt erste Schlüsse und Erkenntnisse aus<br />

der Planung der Europaallee gewinnen kann, muss die<br />

weitere Entwicklung abgewartet werden. Zudem ist sie<br />

auf Rückmeldungen der SBB wie auch von Mieter angewiesen.<br />

Tauchen Probleme auf müssen diese im Dialog<br />

mit der SBB gelöst werden. Konkrete Werkzeuge der<br />

Stadt für diese Art von Controlling oder Problemlösung<br />

existieren jedoch nicht. Man müsste den Vergleich zur<br />

Entwicklung von Zürich-Nord machen um daraus lernen<br />

zu können. Dort hatte man z.b. gemerkt, dass die<br />

öffentlichen Räume zu wenig belebt sind und dass zu<br />

wenig öffentliche EG-Nutzung vorhanden ist.<br />

Zur künftigen Vorgehensweise bei Planungen mit dem<br />

Kanton erwähnt Frau Blatter die Planung des Kasernenareals.<br />

Durch eine CO-Projektleitung findet eine<br />

grössere Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kanton<br />

statt. Es werden die Bedürfnisse der Stadt, des Kantons<br />

und auch der betroffenen Quartiere abgeholt.<br />

Das Problem, dass ortsgebundene Bedürfnisse nicht<br />

rechtzeitig bewusst und zeitgerecht angemeldet werden,<br />

hat man jedoch immer. Während der Erarbeitung<br />

der Testplanung gab es solche Bedürfnisse der Stadt<br />

nicht. Erst beim Gestaltungsplan hatte man parallel<br />

dazu auch mögliche Standorte für das Kongresshaus<br />

geprüft. Als möglicher Standort war die Planung der<br />

Europaallee jedoch zu weit fortgeschritten.<br />

Für Herr Annighöfer ergeben sich Erkenntnisse aus<br />

dem Prozess der gesamten Planung. Mit der Post waren<br />

die Verhandlungen, vor allem für Mietverträge<br />

sehr schwierig und kompliziert. Mit der SBB hat das<br />

viel besser geklappt. Man hatte ein gutes Verhältnis<br />

und der gesamte Prozess der Planung und auch die<br />

Realisierung verlief unproblematisch. Termine wurden<br />

eingehalten und finanziell gesehen kamen keine unerwarteten<br />

Ereignisse.<br />

43


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

THEmENSAMMLUNG INTERVIEWS<br />

5<br />

5.8 persönliche meinungen der interviewpartner<br />

sbb<br />

Herr Steiger gefällt vor allem die städtebauliche Konstruktion<br />

des erhöhten Campusplatzes bei der <strong>PHZH</strong>.<br />

Er besitzt wie auch der Innenhof der UBS eine hohe<br />

Aufenthaltsqualität, ist öffentlich zugänglich und ist<br />

umgeben von einer sehr dichten Bebauung. Besonders<br />

angetan ist er vom spontanen Treiben der Studenten,<br />

wenn sie z.b. Konzerte veranstalten auf dem Campusplatz.<br />

An dieser Lage funktioniert dies nur mit diesen<br />

nach aussen geschlossenen Räumen.<br />

Problematisch findet er die Seitengassen. Räumlich gesehen<br />

sind sie zwar spannend mit einer Breite von 10<br />

m auf 30 m Gebäudehöhe. Jedoch sind sie äusserst<br />

funktional angelegt und bieten wenig Möglichkeiten,<br />

dass dort etwas entstehen könnte. Zu Randzeiten können<br />

sie sogar sehr kritische Räume darstellen. In diesen<br />

Passagen mehr öffentliche EG-Nutzung reinzubringen<br />

ist jedoch auch schwierig. Nutzungen können nicht<br />

überall angeboten werden, sondern müssen auch konzentriert<br />

werden. Zudem braucht die Logistik, z.b. Garageneinfahrten,<br />

auch irgendwo ihren Platz.<br />

Besser machen könnte man die Anordnung der Parkierungsanlagen.<br />

Anstatt diese Baufeld für Baufeld zu<br />

planen, müsste man sie übergeordnet anschauen.<br />

Eindrücklich an der hohen Dichte der Europaallee ist<br />

zudem die Tatsache, dass es im Endausbau voraussichtlich<br />

ein weniger grosses Verkehrsaufkommen gibt<br />

als vorher mit dem Postversandzentrum.<br />

Stadt und kanton<br />

Frau Blatter ist sehr zufrieden mit dem Projekt Europaallee.<br />

Die Planung ist für ein Projekt dieser Grössenordnung<br />

sehr zügig abgelaufen. Aus städteplanerischen<br />

und städtebaulicher Sicht kann das Projekt ein<br />

Vorzeigebeispiel sein, wie man ein solches entwickelt.<br />

Persönlich gefällt ihr die hohe Qualität und Hochwertigkeit<br />

der Gebäude und die Architektur. Nicht so gelungen<br />

sei die Einkaufspassage. Solche Einkaufspassagen<br />

sind immer heikel, aber diese ist leider sehr 0815<br />

ausgefallen. Das Beste darin ist noch der Coop.<br />

Wolfgang Annighöfer von der Bildungsdirektion des<br />

Kantons Zürich ist mit dem Endergebnis des neuen<br />

Campus zufrieden. Das Projekt sieht gut aus und hat<br />

eine hohe Qualität.<br />

Die Europaallee kann ein ziemlich gutes Stück<br />

zürcherische Architektur werden.<br />

Mireille Blatter<br />

Gebietsmanagerin «Europaallee» Stadt Zürich<br />

44


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

6<br />

6.1 fazit<br />

In dieser Arbeit wurde die Standortpolitik am Beispiel<br />

der <strong>PHZH</strong> in die Phasen <strong>Standortevaluation</strong>, <strong>Standortentwicklung</strong><br />

und soziökonomische Auswirkungen<br />

unterteilt. In den einzelnen Kapiteln wurden die unterschiedlichen<br />

Verfahren und Abläufe, Interessen sowie<br />

Akteure detailliert betrachtet. Die verschiedenen<br />

Phasen wurden einzeln und gewissermassen isoliert<br />

voneinander beschrieben.<br />

Bei genauerer Betrachtung wurde jedoch deutlich, dass<br />

eine Kausalkette zwischen der Evaluation eines Standorts,<br />

der Entwicklung dieses Gebiets und die Effekte,<br />

die durch diese Planung ausgelöst werden, erkennbar<br />

ist. Deshalb sollte bei der Betrachtung einer Gebietsplanung<br />

immer auch die Vorgeschichte einer Planung<br />

und mögliche Auswirkungen sowie die unterschiedlichen<br />

Interessengruppen einbezogen werden.<br />

Mit dem Fokus auf spezifische Punkte, wie Akteure, Interessen<br />

sowie Chancen und Risiken, konnten wichtige<br />

Problemstellungen und Herausforderungen bei der<br />

Standortplanung eruiert werden. Dabei interessieren<br />

v.a. die planerischen Abhängigkeiten und Korrelationen,<br />

aber auch Zielkonflikte.<br />

Die Beteiligten verfolgen je nach Situation und Problemstellung<br />

unterschiedliche Interessen, die sich tangieren,<br />

widersprechen aber auch decken können. In<br />

diesem Kapitel, welches die Arbeit abschliessen wird,<br />

sollen diese vielfältigen Wechselwirkungen aufgedeckt<br />

und kritisch betrachtet werden.<br />

45


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<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

6<br />

6.2 synthese<br />

<strong>Standortevaluation</strong><br />

In der Phase der <strong>Standortevaluation</strong> waren vergleichsweise<br />

wenige Akteure beteiligt. Der Kanton und der<br />

Hochschulrat haben bei der Standortsuche, bzw. –<br />

wahl die Hauptrollen übernommen. Die SBB und die<br />

Post beteiligten sich in dieser Zeit nicht am Evaluationsverfahren.<br />

Die SBB hatte dennoch indirekt grosses Interesse<br />

an der Standortwahl, da sie zu dieser Zeit einen<br />

öffentlichen Nutzer als Ankermieter für die Europaallee<br />

suchte. Die <strong>PHZH</strong> sollte mit ihrem Campus das Quartier<br />

beleben und als architektonischer Leuchtturm den<br />

Auftakt für die weitere Gebietsentwicklung bilden.<br />

Die Interessen und Ziele des verschiedenen Akteure<br />

widersprachen sich in der Phase der <strong>Standortevaluation</strong><br />

kaum: Mit der räumlichen Konzentration an einem gut<br />

erreichbaren und zentralen Standort konnte der Kanton<br />

seine Bildungsinstitution stärken, Entwicklungsund<br />

Expansionsmöglichkeiten sichern sowie gleichzeitig<br />

Kosten sparen. Die SBB erhielten mit der <strong>PHZH</strong><br />

gleichzeitig den idealen Nutzer und einen guten Partner<br />

bei der Aushandlung der Mietverträge. Mit ihrer<br />

öffentlichen Nutzung war die <strong>PHZH</strong> für die politischen<br />

Akzeptanz und die Vermarktung des Areals essentiell.<br />

Die <strong>PHZH</strong> war im Gegenzug das städtebauliche Aushängeschild<br />

des neuen Quartiers und erhielt so die nötige<br />

Aufmerksamkeit für die Positionierung der eigenen<br />

Institution als attraktiven Aus- und Weiterbildungsort.<br />

Am neuen Campus konnte sie zudem Synergieeffekte<br />

nutzen sowie ihre betrieblichen und strukturellen Probleme<br />

lösen, die sich aus der Verteilung auf mehrere<br />

Standorte ergaben.<br />

Ausschlaggebend für das Fehlen klassischer Interessenskonflikte<br />

war das Vorhandensein eines Marktes. Die SBB<br />

ging aktiv auf den Kanton zu und bot ihm Land von einmaliger<br />

Lagequalität an. Der Kanton war wiederum war<br />

auf der Suche nach Standorten, um seine Bildungsinstitutionen<br />

zu konzentrieren. Diese klassische Win-Win-<br />

Situation war eine einmalige Chance und ermöglichte<br />

eine gute Verhandlungsbasis für die Aushandlung der<br />

Mietverträge sowie weitere finanzielle Vereinbarungen.<br />

Gleichzeitig wurde die Grundlage für die weitere planerische<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>PHZH</strong> und SBB im Rahmen<br />

des Projekts Europaallee gelegt.<br />

Folglich erstaunt auch der grosse politische Zuspruch<br />

für den Standortentscheid nicht. Die gute Zusammenarbeit,<br />

die Durchführung einer Testplanung sowie<br />

verschiedene Wirtschaftlichkeitsberechnungen und<br />

Machbarkeitsstudien hatten während des Meinungsbildungsprozesses<br />

die nötigen Argumente geliefert.<br />

Ohne das aktive Auftreten der SBB wäre es dem Kanton<br />

hingegen möglicherweise nicht gelungen in dieser kurzen<br />

Zeit [5 Jahre] einen derartigen Standort zu finden. Vor allem<br />

weil er momentan noch nicht über ein standardisiertes<br />

Evaluationsverfahren bei der Standortsuche verfügt.<br />

46


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

6<br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

Neben der SBB und Stadt, die in der Phase der <strong>Standortentwicklung</strong><br />

neu die Hauptrollen übernehmen,<br />

kommen mit Architekten, Masterplaner und Totalunternehmer<br />

weitere Akteure hinzu. Während der<br />

<strong>Standortevaluation</strong> spielte die Stadt kaum eine nennenswerte<br />

Rolle. Sie hat sich nicht am Prozess beteiligt<br />

und hielt sich bei der Standortsuche zurück. Sie hat<br />

dem Kanton keine Anweisungen zu möglichen und<br />

aus ihrer Sicht sinnvollen Standorten gemacht und sich<br />

auch nicht selbst ins Rennen um den Standort Europaallee<br />

ins Rennen gebracht [z.B. als möglicher Standort<br />

für das neue Kongresshaus].<br />

In der Entwicklungsphase mit einem Zeithorizont von<br />

etwa 20 Jahren greift sie nun aber aktiv in das Geschehen<br />

ein, währendem sich der Kanton kaum noch an<br />

der Planung beteiligt. Als wichtigste Planungspartnerin<br />

der SBB wurden in einem Konzept gemeinsame Ziele<br />

für die Entwicklung des Gebiets definiert und der<br />

Gestaltungsplan ausgearbeitet, der die städtebaulichen<br />

Spielregeln für die Europaallee festhält. In diesem<br />

Prozess hat die Stadt auch versucht, eigene Interessen<br />

durchzusetzen. Dazu gehören neben einer nachhaltigen<br />

Stadtverdichtung und der Schaffung öffentlicher<br />

Räume auch die Festlegung von Mindestanteilen z.B.<br />

bei Wohnnutzungen.<br />

Auch die SBB ist als Projektentwicklerin und Vermieterin<br />

an einem belebten Quartier mit vielfältigen Nutzungen<br />

interessiert. Die <strong>PHZH</strong> als öffentlichen Ankermieter,<br />

welche die SBB im Rahmen der <strong>Standortevaluation</strong><br />

«gefunden» hat, wird dabei Teil des angestrebten<br />

breiten Mietermix. Dafür braucht sie möglichst flexible<br />

Nutzungsbedingungen, mit denen sich eine marktgerechte<br />

Angebotsplanung umsetzen lässt. Denn die SBB<br />

ist primär an einer ertragsreichen Immobilienbewirtschaftung<br />

interessiert. Folglich ist auch kein gemeinnütziger<br />

Wohnungsbau vorgesehen.<br />

Hier befindet sie sich in einem klaren Zielkonflikt mit<br />

der Stadt, die gerne Mindestanteile im Gestaltungsplan<br />

vorgeschrieben hätte, sich aber in den Verhandlungen<br />

nicht durchsetzen konnte. Inwiefern hier der<br />

Kompromiss zustande kam, konnte nicht in Erfahrung<br />

gebracht werden. Da die SBB die Eigentümerin<br />

des gesamten Grundstücks ist, befindet sie sich aber<br />

sicher in einer vorteilhaften Verhandlungsposition.<br />

Bei einer derart grossen Gebietsentwicklung mit nur<br />

einem Bauherr und einem Eigentümer besteht ein gewisses<br />

Risiko, dass sich private Interessen mehrheitlich<br />

über öffentliche Interessen hinwegsetzen. Da aber der<br />

Bund der Hauptaktionär der SBB Immobilien Development<br />

Europaallee ist, relativiert sich die Frage nach<br />

dem Nutzen für die Öffentlichkeit grösstenteils auch<br />

gleich wieder. Zumindest ein Teil der erwirtschafteten<br />

Erträge fliesst schliesslich in Form von Investitionen in<br />

den öffentlichen Verkehr zurück. Dennoch kann das<br />

Vorgehen der SBB kritisch hinterfragt werden. Sie beschäftigt<br />

sich nicht mit möglichen sozioökonomischen<br />

Auswirkungen auf das Quartier und fühlt sich auch<br />

nicht zur Mitwirkung oder zum Einbezug der lokalen<br />

Quartierbevölkerung verpflichtet. Jedoch wird der Europaallee<br />

in jedem Fall positive oder negative Effekte<br />

auf die umliegenden Quartiere haben.<br />

Die SBB sieht im Fall der Europaallee in erster Linie den<br />

attraktiven Immobilienmarkt und das grosse Renditepotential,<br />

dass sich aufgrund des geringen Angebots<br />

an [günstigen] Büro-, Retail- und Wohnflächen in der<br />

Stadt Zürich ergibt. Dabei soll das Stadtquartier, gemäss<br />

dem Auftrag des Bundes, zu einem «Dienstleistungszentrum»<br />

aufgewertet werten.<br />

Die Stadt ist jedoch, wie bereits erwähnt, an einer sozialverträglichen<br />

Nutzung und bezahlbaren Wohnraum<br />

an der Europaallee interessiert. Gleichzeitig sieht aber<br />

auch sie die enormen Möglichkeiten und Chancen<br />

dieses Schlüsselgebiets von überregionaler Bedeutung,<br />

dessen Entwicklung nicht zuletzt die Stadt Zürich im<br />

nationalen Standortwettbewerb stärkt. Dieser Widerspruch<br />

wird auch in der Phase der sozioökonomischen<br />

Auswirkungen immer wieder auftauchen.<br />

47


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

6<br />

Sozioökonomische Auswirkungen<br />

In der Phase der sozioökonomischen Auswirkungen<br />

greifen mit der Quartierbevölkerung und den Gewerbetreibenden<br />

erneut neue Akteure in das Geschehen ein,<br />

währendem sich die SBB grösstenteils zurückzieht. Die<br />

Menschen verfolgen die Ziele, günstigen Wohn- und<br />

Gewerberaum zu erhalten, die Verdrängung der lokalen<br />

Bevölkerung zu verhindern sowie die Identität und die<br />

bestehenden Sozialstrukturen des Quartiers zu bewahren.<br />

Einige Ziele der Stadt decken sich durchaus mit den<br />

Anliegen der Quartierbewohnenden. Auch sie will den<br />

Charakter des Quartiers erhalten und weiterhin eine<br />

gute soziale Durchmischung. Gemäss der Stadt ist dies<br />

aber momentan nicht der Fall. Ohne Quartiererneuerung<br />

besteht das Risiko einer gesellschaftlichen Abwärtsspirale,<br />

die eine negative soziale Quartierentwicklung zur<br />

Folge hat. In den betroffenen Gebieten soll folglich eine<br />

Aufwertung und Erneuerung der Bausubstanz sowie<br />

eine ausgewogenere Sozialstruktur erreicht werden.<br />

Durch die Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang<br />

unternutzten Areals führt die Europaallee<br />

zwangsläufig zu einer Aufwertung der umliegenden<br />

Gebieten in Form von neuen Nutzungen, dem Zuzug<br />

einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen, attraktiven<br />

öffentlichen Räumen. Die Planung erhöht<br />

den Investitionsdruck in den nahen Quartiergebieten,<br />

wobei die Entwicklung quasi auf die umliegenden<br />

Strassen «überschwappt». An diesen Standorten werden<br />

plötzlich vernachlässigte, günstige Immobilien für<br />

Investitionen interessant. Diese Entwicklung kann für<br />

das Quartier positiv sein, da sie zu zahlreichen Verbesserungen,<br />

wie einem attraktiveren Wohnumfeld und<br />

besserer Wohnsubstanz führt. Auf der anderen Seite<br />

entsteht mit einer rein ertragsorientierten Immobilienbewirtschaftung,<br />

wie sie an der Europaallee praktiziert<br />

wird, die Gefahr einer «Wohlstandsinsel von Büronutzungen»<br />

innerhalb eines ökonomisch schwächeren<br />

Stadtteils mit vielen Wohnungen. Die schlechte soziale<br />

Durchmischung der Mieterschaft in diesem neuen<br />

Stadtteil führt dann wahrscheinlich auch zu höheren<br />

Mietpreisen in den umliegenden Quartierteilen. Diese<br />

Entwicklung hat wiederum zur Folge, dass sozial<br />

schwächere Menschen und ertragsarme Nutzungen<br />

aus dem Quartier an weniger attraktive Standorte an<br />

den Stadtrand verdrängt werden sowie bestehende soziale<br />

Quartierstrukturen zerstört werden.<br />

Bei diesem Prozess ist zu beachten, dass die Quartierbevölkerung<br />

nicht aktiv an der Planung beteiligt wurde<br />

und kaum Möglichkeiten hat, eigenständig auf die Entwicklungen<br />

zu reagieren. Sie kann aber versuchen, in<br />

Form von Motionen und Petitionen, auf den politischen<br />

Prozess Einfluss zu nehmen. Ansonsten befindet sie sich<br />

in einer schwachen Position und braucht politische Verbündete,<br />

die sich für ihre Interessen einsetzen. Chancen<br />

für eine sozialverträgliche Quartiererneuerung,<br />

wie sie auch die Stadt will, sind z.B. Mindestanteile für<br />

gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />

bei städtischen Wohnprojekten. Aber auch ein intensiver<br />

Einbezug der Eigentümer und die aktive Teilnahme<br />

der Bevölkerung im Rahmen von Stadterneuerungsprojekten<br />

[z.B. projects urbains] kann sehr sinnvoll und<br />

zweckmässig sein. In jedem Fall sollten die Ängste der<br />

Quartierbevölkerung ernst genommen werden. Allerdings<br />

kann die Angst vor Veränderung und Festhalten<br />

an Bestehendem auch eine nachhaltige und zukunftsorientierte<br />

Quartierentwicklung verhindern.<br />

Mit dem Abschluss der <strong>Standortevaluation</strong> und der<br />

Arealplanung ist also die Entwicklung eines Gebiets<br />

keinesfalls abgeschlossen. Standortpolitik verlangt die<br />

Auseinandersetzung mit möglichen sozioökonomischen<br />

Auswirkungen die eine Planung auslösen kann.<br />

Mit der Grossplanung Europaallee wird nicht nur das<br />

beplante Areal verändert, sondern es setzt auch ein<br />

Wandel in den angrenzenden Quartierteilen ein. Diese<br />

Transformationsprozesse sind dynamisch und sehr<br />

schwer zu prognostizieren, da sie von unzähligen Faktoren<br />

abhängig sind. Diese Auswirkungen bewegen<br />

sich in einem Zeithorizont von ungefähr 60-80 Jahren<br />

und sind zum jetzigen Zeitpunkt teilweise noch gar<br />

nicht wahrnehmbar, bzw. messbar. Bei den in dieser<br />

Synthese erwähnten Aussagen zu den Auswirkungen<br />

handelt sich daher um Thesen, die heute noch nicht<br />

angemessen verifiziert werden können. Dennoch sollten<br />

mögliche durch Standortpolitik ausgelöste Effekte<br />

bereits bei der <strong>Standortevaluation</strong> beachtet werden,<br />

damit eine sozialverträgliche <strong>Standortentwicklung</strong><br />

möglich wird.<br />

48


PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

6<br />

6.3 Zusammenfassung synthese<br />

Akteure<br />

<strong>Standortevaluation</strong><br />

Akteure<br />

<strong>Standortentwicklung</strong><br />

Akteure<br />

Soziökonomische Auswirkungen<br />

Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) SBB, <strong>PHZH</strong>, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Quartierbewohnende, Gewerbebetreibende, Stadt, (SBB)<br />

Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab<br />

Zeithorizont 5 Jahre (2002-2007) Zeithorizont 20 Jahre (2000 - 2020)<br />

Zeithorizont 2005)<br />

Hauptinteressen<br />

und Ziele<br />

Kanton "Richtiger" Standort für <strong>PHZH</strong> finden SBB "Richtige" Nutzung am Standort definieren<br />

Hauptinteressen<br />

und Ziele<br />

Bevölkerung und<br />

Gewerbe<br />

Günstiger Wohn-, Gewerberaum erhalten<br />

Räumliche Konzentration von Nutzungen Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Verdrängung Eingesessene verhindern<br />

Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach<br />

Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort<br />

marktwirtschaftlichen Kriterien<br />

Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung<br />

Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez")<br />

Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier<br />

Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern<br />

<strong>PHZH</strong>)<br />

Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren<br />

Kosteneinsparungen <strong>PHZH</strong> klare Identität und Funktionalität am neuen Standort Stadt Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz<br />

Monofunktionale Quartiere vermeiden, Mischnutzung fördern und<br />

<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung<br />

erhalten<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

strukturelle Probleme beheben Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren<br />

Handlungsspielräume lokalisieren<br />

Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />

Identifikation mit Ort und Institution stärken<br />

Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />

auf viele Standorte<br />

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />

zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />

alten Standorten<br />

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />

Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />

Fachhochschulen)<br />

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />

Abb. 20: Synthese-Tabelle zu den Kapiteln 2, 3 und 4<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

✗<br />

✓<br />

✓<br />

Stadt<br />

Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />

Bedeutung<br />

Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />

Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />

Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />

Mindestanteile festlegen<br />

Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />

durch SBB<br />

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />

Wohnflächen<br />

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />

Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften<br />

Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />

Eigentümer für Investitionen geweckt<br />

Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />

Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />

Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />

attraktiven, öffentlichen Räumen<br />

Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />

nahen Quartiergebiete<br />

Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />

vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />

interessant<br />

Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen<br />

und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />

Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />

Bedürfnisse angepasstes Angebot<br />

Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />

Kantonales Fachhochschulgesetz Mietverträge Workshops und Mitwirkungen<br />

Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />

Kommissionen Informationsveranstaltungen Volksabstimmung, Motion, Petition<br />

standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />

durch Kanton)<br />

Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />

fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />

Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />

Synergien genutzt<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen<br />

(Uni, ETH)<br />

Hauptinteressen<br />

und Ziele<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />

vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />

✗ Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓<br />

✗<br />

✗<br />

fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />

ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />

umliegenden Quartier)<br />

trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des<br />

Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

✓<br />

✗<br />

umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />

erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />

Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />

als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />

Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung<br />

ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />

Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen<br />

sozialen Quartierentwicklung<br />

49


<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung erhalten<br />

Auslöser<br />

PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Fazit und synthese<br />

Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />

vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />

interessant<br />

Reform Ausbildungsstrukturen <strong>Standortevaluation</strong> (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />

Stärkung <strong>Standortentwicklung</strong><br />

Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />

Neue Soziökonomische Nachbarschaft stört sich Auswirkungen<br />

an bestehenden Quartiernutzungen<br />

Akteure<br />

Fachhochschulen)<br />

Akteure<br />

Arbeitskräften<br />

Akteure<br />

und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />

Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />

Kanton, Fachhochschulrat, (SBB, Post) SBB, <strong>PHZH</strong>, Stadt, Architekten und Planer, Totalunternehmer, (Kanton) Bedürfnisse Quartierbewohnende, angepasstes Gewerbebetreibende, Angebot Stadt, (SBB)<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Zeithorizont 5 Jahre (2002-2007)<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Zeithorizont 20 Jahre (2000 - 2020)<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Zeithorizont<br />

Dynamischer Transformationsprozess von ca. 60-80 Jahren (ca. ab<br />

2005)<br />

Hauptinteressen Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Hauptinteressen Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Hauptinteressen Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />

und Ziele<br />

Kantonales Fachhochschulgesetz und Ziele<br />

Mietverträge und Ziele<br />

Workshops und Mitwirkungen<br />

Kanton<br />

Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung<br />

Kommissionen<br />

"Richtiger" Standort für <strong>PHZH</strong> finden SBB<br />

Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb<br />

Informationsveranstaltungen<br />

"Richtige" Nutzung am Standort definieren<br />

Bevölkerung und<br />

Gewerbe<br />

Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />

Volksabstimmung,<br />

Günstiger Wohn-, Gewerberaum<br />

Motion, Petition<br />

erhalten<br />

Räumliche Konzentration von Nutzungen Erträge aus Immobilienportfolio erhöhen Verdrängung Eingesessene verhindern<br />

Chancen (✓) und<br />

Chancen (✓) und<br />

Chancen (✓) und<br />

Ausbau von Bahnhofarealen zu Dienstleistungszentren nach<br />

Risiken (✗)<br />

Risiken (✗)<br />

Risiken (✗)<br />

Gute Erreichbarkeit und Infrastruktur am neuen Ort<br />

marktwirtschaftlichen Kriterien<br />

Sozialverträgliche Quartierveränderung und Entwicklung<br />

standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />

Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />

umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />

✓ Bildungsinstitutionen und Hochschulstandort stärken ✓ flexible Nutzungsmöglichkeiten, marktgerechte Angebotsplanung ✓ Identität und Charakter des Quartiers erhalten ("Kiez")<br />

durch Kanton)<br />

vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />

erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />

Guter Mietermix herstellen und öffentlicher Ankermieter finden (hier<br />

Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />

Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />

✗ Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten sichern<br />

✗ Private <strong>PHZH</strong>) Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓ Bestehende Sozialstrukturen im Quartier bewahren<br />

fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />

als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />

Kosteneinsparungen <strong>PHZH</strong> klare Identität und Funktionalität am neuen Standort Stadt Aufwertung, Erneuerung und Modernisierung der Bausubstanz<br />

fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />

Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />

Monofunktionale Intensiver Einbezug Quartiere der Eigentümer vermeiden, bei der Mischnutzung Quartiererneuerung fördern und<br />

✓<br />

✗ ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />

✓<br />

<strong>PHZH</strong> Synergien nutzen genutzt<br />

Architektonischer Leuchtturm von hoher Ausstrahlung<br />

erhalten ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />

umliegenden Quartier)<br />

✓<br />

✗<br />

strukturelle Verbesserung Probleme der Zusammenarbeit beheben mit anderen Bildungseinrichtungen<br />

Langfristiges trotz grossen Mietverhältnis Anstrengungen zu und guten flexibler Konditionen Auslegung des<br />

Nutzungskonflikte Beginn einer "gesellschaftlichen (Lärm, Abfall, Abwärtsspirale"und Verkehr usw.) minimieren einer negativen<br />

✗ Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />

✗<br />

(Uni, ETH)<br />

Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />

sozialen Über die Quartierentwicklung<br />

Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />

Handlungsspielräume<br />

räumliche Konzentration<br />

lokalisieren<br />

an einem einzigen Standort führt zu lokalen<br />

Stadt<br />

Bedeutung<br />

Der Mietermix, die Organisation der öffentlichen Räume oder die<br />

Angst<br />

Eigentümer<br />

vor Veränderung<br />

für Investitionen<br />

und Festhalten<br />

geweckt<br />

an Bestehendem verhindert<br />

✗<br />

Monofunktionsstrukturen<br />

Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />

✗<br />

Nutzungsangebote führen nicht zu einer Belebung des Gebiets<br />

nachhaltige und zukunftsorientierte Quartierentwicklung<br />

Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />

Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />

Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />

Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />

Abb. 20: Synthese-Tabelle Identifikation mit zu Ort den und Institution Kapiteln stärken 2, 3 und 4<br />

Mindestanteile festlegen<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

✗<br />

✓<br />

✓<br />

strukturelle Probleme beheben Langfristiges Mietverhältnis zu guten Konditionen Nutzungskonflikte (Lärm, Abfall, Verkehr usw.) minimieren<br />

Handlungsspielräume lokalisieren<br />

Attraktiveren <strong>PHZH</strong> als Arbeitsort, für Studium und Weiterbildung,<br />

Identifikation mit Ort und Institution stärken<br />

Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />

auf viele Standorte<br />

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />

zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />

alten Standorten<br />

Organisatorische und betriebliche Nachteile <strong>PHZH</strong> durch Verteilung<br />

auf viele Standorte<br />

steigende Studierendenzahlen, Lehrermangel, Raumbedarf Universität<br />

zusätzlicher Raumbedarf <strong>PHZH</strong>, keine Expansionsmöglichkeiten an<br />

alten Standorten<br />

vorhandener Markt (Standort-Angebot von SBB und Nachfrage <strong>PHZH</strong>)<br />

Reform Ausbildungsstrukturen (Bologna-Prozess, Bundesgesetz<br />

Fachhochschulen)<br />

Nationaler Standort- und Städtewettbewerb<br />

Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />

durch SBB<br />

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />

Wohnflächen<br />

Markt vorhanden (Investitionen und Kapitalanlage)<br />

Stärkung Wirtschaftsstandort Zürich, Ansiedlung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften<br />

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />

Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />

Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />

attraktiven, öffentlichen Räumen<br />

Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />

nahen Quartiergebiete<br />

Entwicklung "schwappt" auf umliegende Strassen über,<br />

vernachlässigte, günstige Immobilien werden für Investitionen<br />

interessant<br />

Neue Nachbarschaft stört sich an bestehenden Quartiernutzungen<br />

und an der jetzigen Bewohnerschaft<br />

Neue zahlungskräftige Nachbarschaft verlangt ein neues, an ihre<br />

Bedürfnisse angepasstes Angebot<br />

Kantonale Standortstrategie und Strukturentscheid Gestaltungsplan, Zonenplan, Planungs- und Baugesetz (PBG) Leitbilder und Entwicklungskonzepte<br />

Kantonales Fachhochschulgesetz Mietverträge Workshops und Mitwirkungen<br />

Testplanung, Machbarkeitsstudie, Wirtschaftlichkeitsberrechnung Testplanung, Entwicklungskonzept, Studienauftrag, Wettbewerb Stadterneuerungsprojekte (z.B. projets urbains)<br />

Kommissionen Informationsveranstaltungen Volksabstimmung, Motion, Petition<br />

standardisiertes Evaluationsverfahren (momentan in Bearbeitung<br />

durch Kanton)<br />

Da ein systematische <strong>Standortevaluation</strong> mit klarem Kriterienkatalog<br />

fehlt, eignet sich der Standort nicht für die <strong>PHZH</strong><br />

Clusterpotentiale (Bildung und Dienstleistung) werden aktiviert und<br />

Synergien genutzt<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen<br />

(Uni, ETH)<br />

Stadt<br />

Auslöser<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

Mit Europaallee entsteht ein belebtes, durchmischtes Stadtquartier mit<br />

vielfältigem Nutzungsangebot und attraktiven öffentl. Räumen<br />

✗ Private Ziele überwiegen gegenüber öffentlichem Interessen ✓<br />

✗<br />

✗<br />

Entwicklung eines städtischen Schlüsselgebiets von überregionaler<br />

Bedeutung<br />

Nachhaltige Stadtverdichtung und Schaffung attraktiver, öffentlicher<br />

Räume; Quartier in best. Stadtstrukturen einbinden<br />

Belebung des Quartiers über vielfältiges Nutzungsangebot,<br />

Mindestanteile festlegen<br />

Umstrukturierungen SBB und Post, histor. Transformation des Gebiets<br />

Scheitern Planungen "HB-Südwest“ bzw. "Eurogate", aktive Planung<br />

durch SBB<br />

Grosses Entwicklungspotential aufgrund des Mangels an Büro-, Retailund<br />

Wohnflächen<br />

fehlendes Controlling und Monitoring erschwert die Reaktion auf<br />

ungewünschte Entwicklungen (Verdrängungsprozesse im<br />

umliegenden Quartier)<br />

trotz grossen Anstrengungen und flexibler Auslegung des<br />

Gestaltungsplans ensteht keine vielfältige Mischnutzung<br />

Auslöser<br />

Auslöser<br />

Werkzeuge und<br />

Instrumente<br />

Chancen (✓) und<br />

Risiken (✗)<br />

✓<br />

✓<br />

✗<br />

Über die Aufwertung öffentlicher Räume wird das Interesse der<br />

Eigentümer für Investitionen geweckt<br />

Erschliessung des Quartiers mit NMV und ÖV verbessern<br />

Öffnung und Entwicklung eines jahrzehntelang unternutzten Areals<br />

Planung führt zur Aufwertung des Gebiets in Form von neuen<br />

Nutzungen, Zuzug einer zahlungskräftigen Mieterschaft und neuen,<br />

attraktiven, öffentlichen Räumen<br />

Planung führt zu einem Entwicklungs- und Investitionsdruck der<br />

nahen Quartiergebiete<br />

umfangreiche Interessenabwägung und Mitwirkung aller Beteiligten<br />

erhöht Qualität und Legitimation der Planung<br />

Mindestanteile gemeinnützigen Wohnungsbaus und Mietobergrenzen<br />

als Antwort auf rein renditeorientierte Investitionen<br />

Intensiver Einbezug der Eigentümer bei der Quartiererneuerung<br />

ermöglicht sozialverträgliche Aufwertung<br />

Beginn einer "gesellschaftlichen Abwärtsspirale"und einer negativen<br />

sozialen Quartierentwicklung<br />

6<br />

50


quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

Die Schweizer Fachhochschulen - Ein Überblick für Gutachterinnen<br />

und Gutachter in Akkreditierungsverfahren; Bundesamt für Berufsbildung<br />

und Technologie BBT; Oktober 2009<br />

Die Entstehung einer Hochschule - ZHAW Zürcher Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften; Ursula Hasler Roumois, Esther Girsberger,<br />

Thomas Buomberger; Orell Füssli Verlag AG; Zürich 2011<br />

Hochschulzentrum vonRoll; Amt für Grundstücke und Gebäude des<br />

Kantons Bern; November 2013<br />

Umbau Toni-Areal - Bauprojekt; Baudirektion Kanton Zürich, Hochbauamt;<br />

Dezember 2011<br />

Factsheet Pädagogische Hochschule Zürich (PH Zürich); http://www.<br />

phzh.ch/Documents/phzh.ch/Ueber_uns/Factsheet_<strong>PHZH</strong>_D.pdf [zuletzt<br />

besucht: 19.12.2013]<br />

PH Zürich; Jahresberichte 2003, 2006, 2012; Pädagogische Hochschule<br />

Zürich; Zürcher Fachhochschule<br />

Regierungsratsbeschluss 0294_001; Auszug aus dem Protokoll des<br />

Regierungsrates des Kantons Zürich; Sitzung vom 11. Mai 2005;<br />

Standortstrategie der Zürcher Fachhochschule<br />

Beschluss des Kantonsrates über die Genehmigung der Abrechnung<br />

des Kredites für den Vermieterausbau in der LIegenschaft Sihlpost<br />

(Baufeld A) für die Pädagogische Hochschule Zürich; Antrag des Regierungsrates<br />

vom 18. September 2013; Zürich September 2013<br />

Projekt Pädagogische Hochschule - Schlussbericht zur Projektphase I;<br />

Bildungsdirektion des Kantons Zürich; April 2000<br />

Einweihungsdokumentation Campus Pädagogische Hochschule Zürich;<br />

Baudirektion des Kantons Zürich; 2012<br />

Projektentwicklung Sihlpost / Pädagogische Hochschule; interne Power-Präsentation;<br />

Die Schweizerische Post - Immobilien; Besprechung<br />

vom 13. April 2005<br />

Stadtraum HB - Erläuterungsbericht zum Gestaltungsplan nach Art.<br />

47 Raumplanungsverordnung; Schweizerische Bundesbahnen SBB;<br />

Zürich 10. November 2005 [angepasst 12. Juli 2006]<br />

presse<br />

«Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung SZ vom Freitag, 29.<br />

November 2013; Laura Weissmüller; München November 2013<br />

«Bauboom am Zürcher Hauptbahnhof: Zollstrasse etwas weniger<br />

hoch als Europaallee»; Neue Zürcher Zeitung NZZ vom Mittwoch,<br />

22.Mai 2013; von Irène Troxler; Zürich Mai 2013<br />

«Kleiderboutique Dschingis wird aus dem Kreis 4 verdrängt»; Tages-<br />

Anzeiger vom 08. November 2011; von Denise Marquard; Zürich<br />

November 2011<br />

«Bauen mit den Bundesbahnen»; P.S. Zeitung vom 6. Oktober 2011;<br />

Nicole Soland<br />

«Zett»: Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste; Ausgabe<br />

02_2010; Zürcher Hochschule der Künste, Zürcher Fachhochschule<br />

Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers vom Montag,17.<br />

September 2012; Tamedia AG; September 2012<br />

Internet<br />

http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/kennzahlen.html<br />

[zuletzt besucht: 19.12.2013]<br />

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/projekt/facts_figures.html<br />

[19.12.2013]<br />

http://www.stadt-zuerich.ch/content/hbd/de/index/entwicklungsgebiete/europaallee/leitbild_konzept.html<br />

[19.12.2013]<br />

AL-Aktion: Mehr bezahlbare Wohnungen auf dem Zollstrasse-<br />

Areal; http://al-zh.ch/aktuelles/artikel/article/al-aktion-mehr-bezahlbare-wohnungen-auf-dem-zollstrasse-areal.html;<br />

24. August 2013<br />

[19.12.2013]<br />

interviews<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer; Bildungsdirektion Kanton Zürich;<br />

Leiter Standortstrategie Zürcher Fachhochschule;<br />

Montag, 11. November 2013; Zürich<br />

Interview mit Mireille Blatter; Amt für Städtebau der Stadt Zürich;<br />

Gebietsmanagerin Europaallee;<br />

Donnerstag, 21. November 2013; Zürich<br />

Interview mit Andreas Steiger; SBB Immobilen Development Zürich;<br />

Projektleiter Europaallee;<br />

Donnerstag, 21. November 2013; Zürich


abbildungsverzeichnis<br />

Abb.<br />

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1<br />

2<br />

3<br />

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18<br />

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20<br />

Übersicht Zürcher Fachhochschule<br />

neuer Von-Roll-Campus der PH Bern<br />

Visualisierung des neuen ZHdK-Campus<br />

Ehemaliges Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong><br />

Neues Hauptgebäude der <strong>PHZH</strong><br />

Ablauf <strong>Standortevaluation</strong> Kanton Zürich<br />

Strategie Zürcher Fachhochschulen<br />

Die ehemalige «neue» Sihlpost<br />

Übersichtsplan der Stadt Zürich<br />

Luftbild mit dem Projekt «Europaallee»<br />

Ablauf Projekt «Europaallee»<br />

Planungsverfahren Europaallee<br />

Überblick Baufelder<br />

Übersicht Teilprojekte<br />

Ablauf Planung Campus <strong>PHZH</strong><br />

Leserkommentare Tages-Anzeiger<br />

Portrait Wolfgang Annighöfer<br />

Portrait Mireille Blatter<br />

Portrait Andreas Steiger<br />

Synthese-Tabelle<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

http://files.newsnetz.ch/bildlegende/125912/1555514_pic_970x641.jpg [zuletzt besucht: 19. Dezember 2013]<br />

http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Projekt_fuer_Kunsthochschule_in_Zuerich_vorgestellt_25024.html [19.12.2013]<br />

http://files.newsnetz.ch/bildlegende/96374/1200044_pic_970x641.jpg [19.12.2013]<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

http://www.hochparterre.ch/uploads/tx_hochparterre/0687B-031-1.jpg [19.12.2013]<br />

Eigenproduktion Autoren; Grundlage: Web-GIS des Kantons Zürich<br />

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2011-06-14_08-28-18_Switzerland_Kanton_Z%C3%BCrich_Z%C3%BCrich_Holzwiese.jpg [19.12.2013]<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/baufelder_etappen.html [19.12.2013]<br />

http://www.europaallee.ch/de/europaallee/vermietung-verkauf-retail-gastro/verfuegbare-flaechen.html [19.12.2013]<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Zuerich-gehoert-uns-allen/story/26396891?comments=1 [19.12.2013]<br />

http://www.zhdk.ch/fileadmin/data_subsites/data_toni/Publikationen/Seiten_aus_zett_10-2_Annighoefer.pdf [19.12.2013]<br />

freundlicherweise von Mireille Blatter zur Verfügung gestellt<br />

http://www.nnbs.ch/uploads/tx_templavoila/Steiger.png [19.12.2013]<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

Titelbild<br />

Collagen<br />

- FZH<br />

- <strong>PHZH</strong><br />

- Europaallee<br />

- Kreis 4<br />

Eigenproduktion Autoren<br />

verschiedene Eigenproduktionen der Autoren; diverse Photographien von www.flickr.com


anhang


INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />

1] Wann erfolgte der erste Anstoss zur Idee die pädagogische<br />

Hochschule an einem Standort zu konzentrieren?<br />

Etwa 2002, 2005, zwar ist ja das ganze Gebiet, also die Europaallee,<br />

hat's ja einen relativ langen Prozess für einen Gestaltungsplan gegeben.<br />

Und die SBB und die Post als Eigentümer waren sich sicher, dass<br />

sie eigentlich den Gestaltungsplan nur bewilligt bekommen, wenn<br />

sie einen Ankermieter kriegen. Und sie haben den Prozess in dem<br />

Sinne gestartet indem sie versucht haben die ETH und die Universität<br />

als Ankermieter zu gewinnen, in einem relativ grossen Prozess<br />

zwischen der Stadt und den beiden Eigentümern. Und der Prozess<br />

ist relativ hoffnungslos verlaufen, sie haben hinterher eigentlich gar<br />

nichts gehabt und sind denn durch Zufall, weil wir parallel schon mit<br />

dem Toni-Areal beschäftigt waren, auf uns gekommen und haben<br />

gefragt „ja wir haben gehört ihr macht im Toni-Areal gegebenenfalls<br />

ein grosses Zentralisierungsprojekt, hättet ihr nicht auch Interesse<br />

vielleicht da ein Zentralisierungsprojekt zu machen“. Eigentlich ist<br />

uns das Grundstück angeboten worden mit der Frage „Interessiert<br />

es euch nicht`?“. Und dann waren eigentlich beide Flächen, also Toni<br />

und die Sihlpost parallel, standen eigentlich angebotsmässig mindestens<br />

zur Verfügung. Mit der Frage „Etwas für Bildung und Fachhochschule“,<br />

das war eigentlich der Start von dem Ganzen. Also<br />

nicht klassisch evaluiert, sondern derjenige der auf dem Markt war,<br />

hat Grundstücke angeboten.<br />

2] Welches sind die Hauptargumente, bzw. die Überlegungen hinter<br />

der Konzentration der beiden Zürcher Fachhochschulen?<br />

Also die Überlegung ist eine ganz einfache. Wir haben einerseits<br />

weit über dreissig Liegenschaften, mal haben wir weit über 40 gehabt<br />

- Kunst und Pädagogik - und anderseits haben wir riesen Raumbedürfnisse<br />

für Universität und Berufsschulen in Zürich und dann<br />

hat man eins und eins zusammengezählt und gesagt „ja gut, wer<br />

könnte am besten weichen“. Eine Berufsschule zu verschieben ist<br />

immer ziemlich schwierig, [die] sind viel mehr standortgebunden,<br />

Fachhochschulen seit Gründung '98 sind immer noch im Aufbau<br />

und hinzu kam einfach Wachstum. Permanentes Wachstum von angefangen<br />

mit 600, 700 Studierenden, PH kam dann in der Zeit als<br />

wir uns überlegt haben mit 2'000 gerechnet, mittlerweile sind wir<br />

so Grössenordnung [bei] 2'600. Und das war einfach das Problem.<br />

Jetzt schon viele Standorte, die Pädagogische war einfach im Quartier<br />

wo die Universität eigentlich ist, wenn sie oben das Gelände<br />

kennen. Also das war einfach so die Überlegung das machen das<br />

wären die richtigen um sich zu überlegen, was in dem Gebiet zu<br />

unternehmen. Wobei nicht von Anfang an klar war, wo kommt die<br />

Pädagogische Hochschule hin und wo kommt die Kunsthochschule<br />

hin. Beide Möglichkeiten haben wir mal im Raum gelassen und<br />

erst am Ende hat sich es klar abgezeichnet, wenn die Pädagogische<br />

Hochschule da hin weil einfach die Nähe zum Bahnhof über ihre<br />

Weiterbildung, die bis zu 40'000 Teilnehmer im Jahr war entscheidend,<br />

eigentlich direkt in der Nähe vom Bahnhof zu machen. Weil<br />

die meisten Lehrer kommen ja eigentlich am Mittwochnachmittag<br />

wo frei ist zur Weiterbildung oder am Samstag. Und das war dann<br />

der Grund warum die PH dahin kommt und die Kunst eigentlich in<br />

Zürich-West zentralisiert wird.<br />

Das Standort Toni-Areal wurde laut Interview in ZETT allen Bildungsinstitute<br />

angeboten?<br />

Das ist nicht richtig. Wir haben eine Sitzung gehabt mit – sagen wir<br />

allen – Rektoren die dazugehörten: also die beiden Kunst-Rektoren,<br />

Universität-Rektor und der pädagogische Rektor mit Regierungsrätin<br />

Aeppli. In der Sitzung wurde eigentlich entschieden wie es verteilt<br />

wird. Wobei von der Grösse eigentlich von Anfang an klar war, Pädagogik<br />

wäre Toni zu gross und für die Kunst wäre es ein bisschen<br />

zu klein. Das hat man von Anfang an schon klar gesehen. Aber wir<br />

haben wirklich in einer Sitzung mit vier Rektoren und der Bildungsdirektorin<br />

entschieden, wer wohin sollte. Die Universität hatte immer<br />

noch kein Interesse.<br />

3] Birgt der Konzentrationsprozess auch Risiken? [Wurden Bedenken<br />

zu möglichen Risiken bei der Konzentration der beiden<br />

Hochschulen geäussert?]<br />

Also sie müssen immer zweigeteilt haben: Die Schulleitung war vom<br />

ersten Tag dafür, die Betroffenen waren vom ersten Tag grössenteils<br />

dagegen. Und das hat sich eigentlich erst mit der Geschichte<br />

ist es, hat es sich normalisiert gehabt. Weil sie müssen sich immer<br />

vorstellen, wer dezentral ist, ist weit vom Schuss, kann seine eigene<br />

Philosophie fahren und kann seine eigenen – bös gesagt – Wege<br />

gehen, wird nicht stark kontrolliert und ist sehr autonom. Und das<br />

hat immer Widerstand gegeben. Ich denke an der Pädagogischen<br />

Hochschule weniger, weil sie hatten schon den ersten Zentralisierungsprozess<br />

von den Seminaren hin zu den drei grossen Standorten<br />

oben am Heimplatz. Das hat weniger so Mut (???) vielleicht noch<br />

einen Schritt weiter zu gehen, die Kunst war natürlich was ganz<br />

anderes. Die kleinen Aussenstellen, die irgendwo waren, und das<br />

war noch ein Fusionsprozess der dazu kam, der war bei der Pädagogische<br />

schon gelaufen. Die Seminarien waren zusammen fusioniert.<br />

Und in der Kunst haben wir Musik, Theater mit dem anderen Teil der<br />

Kunst noch fusionieren müssen. Sie können sich vorstellen, der Widerstand<br />

war gross, hat sich ja noch im Kantonsrat noch gegeben,<br />

dass noch Proteste von Studenten und Dozenten vor der Schlussabstimmung<br />

waren.<br />

Somit kann man sagen, dass sich der eigentliche Widerstand<br />

primär bei der Fusionierung der Seminarien zur <strong>PHZH</strong> gezeigt<br />

hat?<br />

In der Pädagogik war's eher weniger gewesen. Da war einfach das<br />

normale, das was wahrscheinlich jeder „ja jetzt muss ich einen neuen<br />

Arbeitsplatz suchen, jetzt hab ich nicht mehr da wo ich jetzt bin<br />

und jetzt bin ich nicht im Grossraumbüro, jetzt hab ich nicht mehr<br />

meine gleichen Kollegen“. Das ist der Widerstand. Aber das ist mehr<br />

so, was sie wahrscheinlich immer wenn sie irgendwas zügeln müssen.<br />

Das ist eigentlich weniger gewesen. Sie waren relativ schnell<br />

begeistert vom Haus.<br />

4] Welche Rolle hat der Kanton bezüglich Standortwahl eingenommen?<br />

Gab es eine klassische <strong>Standortevaluation</strong>?<br />

Nein, das ist wirklich keine klassische. Es war wirklich, das Angebot<br />

war auf dem Markt. Angeboten wurden beide uns. Und wir haben<br />

uns eigentlich mit zwei Machbarkeitsstudien – also mit jener Machbarkeitsstudie<br />

prüfen lassen, ja so würd es gehen. Wir haben relativ<br />

schnell Raumprogramme gemacht für die Schulen, also innerhalb<br />

von gut einer Woche haben wir z. B. für die Pädagogische Hochschule<br />

ein Raumprogramm gemacht für das Jahr 2015. Und man<br />

muss einfach sagen, das Raumprogramm ist zu über 80% umgesetzt<br />

worden, was wir innerhalb einer Woche zusammengeschustert<br />

haben. Und haben dann geprüft ob es geht. Und das Ergebnis war:<br />

es geht. Damals hat die Post noch das gemacht gehabt, weil die sie<br />

war ja Eigentümer von der alten Sihlpost und das Land gehört ja der<br />

SBB. Und sie haben die dann gemacht und das war das Ergebnis und<br />

aufgrund dessen haben wir dann gesagt „ja gut, dann können wir<br />

das Ganze mal machen.<br />

Diese Machbarkeitsstudie wurde demnach von der SBB erstellt?<br />

Von der Post. Herr Teufenstein war zuständig. Sie werden nicht erkennen,<br />

was sie da uns verkauft haben. Nein halt, so. Sie müssen<br />

sich vorstellen, die haben sich, im Toni waren wir schon weiter, die<br />

Machbarkeitsstudie war fertig. Und im Toni haben wir einfach das<br />

Haus stehen lassen. Das war die Idee. Und sie [die Post] haben versucht,<br />

das Gleiche zu machen. Also die alte Sihlpost – war mal die<br />

Idee – und das sehen sie in der Machbarkeitsstudie, geht die Pädagogische<br />

Hochschule in die alte Sihlpost rein, also was hinten war.<br />

Und das hat man, mit Aufstockung und sowas und das Ergebnis war<br />

dann - hinterher ist es dann in ein Wettbewerb gegangen. Und im<br />

Wettbewerb ist ganz was anderes rausgekommen, indem man alles<br />

abreisst und neubaut. Nur damit sie so sehen was wir da gemacht<br />

haben war nur, die Fläche die war - und das ging.<br />

5] Welche Standortfaktoren und Kriterien musste ein zukünftiger<br />

Standort zwingend erfüllen? Gibt es evtl. «Standardkriterien»<br />

bei Evaluationen, z. B. bezüglich Erschliessung?<br />

Wir sind jetzt dran. Aber das ist jetzt vielleicht wieder das der Prozess.<br />

Für die Mittelschulen sind wir jetzt genau das am evaluieren.<br />

Die Idee ist ja, dass wir zwei bis drei neue Mittelschulen machen und<br />

da gibt es wirklich das ganz klassische Evaluationsverfahren. Wo sie<br />

mit verschiedenen, also „ist die Fläche ausreichend, ist die Verkehrsanschliessung“<br />

und und und, das machen wir da. Sagen wir mal so,<br />

in der Fachhochschule haben wir es nie gemacht, weil wir hätten<br />

es auch nie geschafft. Es war ein zeitliches Problem. Wenn ich den<br />

Prozess, den sie ideal-typisch darstellen, kann ich machen wenn ich<br />

mir Zeit nehmen kann. 1998 hat der Bund entschieden wir machen<br />

Fachhochschulen. Und jetzt müssen sie sich einfach die Prozesse an-


INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />

gucken, was haben wir dann an Studenten gehabt? Also typisches<br />

Beispiel ist Winterthur, Winterthur hat zu der Zeit der Gründung<br />

etwa 1'400 Studierende, die sind jetzt bei 10'000 Studierenden.<br />

Und das Ganze von 1998, das sind 15 Jahre. Das können sie nicht,<br />

da können wir keine <strong>Standortevaluation</strong> machen. Und das Gleiche<br />

ist bei der Pädagogischen Hochschule. Es wurde entschieden – auch<br />

wieder national – es gibt eine Pädagogische Hochschule. Das Ganze<br />

wurde im 2000 entschieden, 2001 musste die Pädagogische Hochschule<br />

gründen. Wie mach ich das?<br />

Dann gab es einen ganz anderen Entscheid: Wir schieben zwei –<br />

eine Mittel- und eine Berufsschule - einfach in ein anderes Schulhaus<br />

hin und nehmen die Mittelschule führen wir nach Oerlikon rüber.<br />

Das wurde innerhalb von kürzester Zeit entschieden, das haben<br />

wir nicht evaluiert „wo mach das?“. Sondern einfach wo habe ich<br />

Handlungsspielraum. In dem Moment konnte ich nicht mehr überlegen<br />

„macht es überhaupt Sinn die Pädagogische Hochschule jetzt<br />

da hin zu tun wo sie jetzt ist, sondern wie kann ich es überhaupt<br />

machen. Und dann müssen sie sich überlegen: 2001 haben wir sie<br />

gegründet und im 2005 haben wir schon wieder angefangen was<br />

neues zu machen. Auch der Prozess ist von den Ablaufprozessen,<br />

wenn ich einen politischen Meinungsbildungsprozess auf dem noch<br />

machen würde, könnten wir es gar nicht machen. Das kann man<br />

machen, wenn man so klassisch wie bei der Mittelschule sagen wir<br />

jetzt in zehn bis fünfzehn Jahren brauch ich eine neue Mittelschule.<br />

Dann kann ich einen Prozess richtig evaluieren. Ich denke wirklich,<br />

klassischer Prozess für so was, das läuft fünf Jahre, wenn ich wirklich<br />

alle einbeziehen müsste – locker. Und dann kommt noch die<br />

Bauzeit und dann bauen wir vielleicht noch selber – das sind ja alles<br />

private Investoren die gebaut haben. Da kommen nochmals 10 Jahre<br />

dazu, dann sind wir bei 15 Jahren, frühstmöglich. Die Zeit haben wir<br />

einfach nie gehabt.<br />

6] Wurden weitere Standorte in Betracht gezogen? Oder kamen<br />

nur die Europaallee und das Toni-Areal in Frage?<br />

Das waren die beiden, die da waren. Und wir haben eigentlich auch<br />

aufgrund dessen hinterher dann die Strategie für Zürich gesagt „ja<br />

gut, das sind zwei Grundstücke, entweder nehmen wir sie oder wir<br />

lassen es sein“. Weil in Zürich hat es keine mehr, in der Grösse.<br />

Das nächste wäre vielleicht noch die Kaserne. Aber bis diese einmal<br />

so weit ist, bin ich pensioniert. Sie können es, in Winterthur ist es<br />

einfacher oder so was. In Winterthur kann ich mir überlegen, ja wo<br />

will ich meinen nächsten Standort setzen, hat es noch irgendwo Industrieflächen.<br />

In Zürich gibt es nichts mehr. Bei euch in Rapperswil<br />

könnte man überall auf die Wiese gehen.<br />

7] Gab es von Seiten der Stadt Vorschläge zu möglichen Standorten?<br />

Die Stadt hilft nicht.<br />

Somit wurde das Areal auch nur dem Kanton angeboten und<br />

nicht auch noch der Stadt?<br />

Also die Zentrale jetzt in die Europaallee? Eigentlich gar kein Interesse<br />

von der Stadt, was sollen sie da machen? Weil die Stadt - wenn<br />

es jetzt klassisch Stadt ist – die Stadt sucht ja Primarschulhäuser<br />

oder Sekundarschulhäuser und da ist nichts. Das ist ein Quartier,<br />

wo momentan eine eher sinkende Bevölkerungszahl ist. Die haben<br />

ein Schulhaus weiter hinten, wo sie eher nicht mehr den Bedarf haben.<br />

Die Stadt macht dann eher so regionalpolitisch wo muss ich<br />

denn wirklich in welchem Quartier etwas bauen, was sind meine<br />

Boom-Quartiere und da muss ich dann sozusagen ein neues Schulhaus<br />

bauen. Für die Stadt war es nie interessant da was zu machen.<br />

Die andere Frage ist, es war immer klar - der SBB, der Post<br />

weniger – sie müssen irgend ein öffentlichen Anbieter haben. Weil<br />

wenn sie sofort kommen, ist es jetzt UBS, CS oder so was, kriegen<br />

sie nicht die Mehrheit. Weil es ist ja glaube ich das dritte Projekt was<br />

man da machen wollte und diejenigen vorher sind ja alle gescheitert.<br />

Wäre die Europaallee kein interessanter Standort für das städtische<br />

Kongresshaus gewesen?<br />

Hätte man machen können. Aber die Stadt hatte in der Zeit erstmals<br />

gar nicht darüber nachgedacht. Und das zweite war gewesen, als<br />

sie dann darüber nachgedacht haben, war das Kongresshaus unten<br />

am See zu bauen. Das ist abgelehnt worden. Also es ging gar nicht<br />

mehr, ihre Frage ist sicherlich nicht unberechtigt, hätte man machen<br />

können, wenn die Stadt so weit gewesen wäre. Aber es war weder<br />

das eine noch das andere. Also ich glaube sie haben eigentlich voll<br />

aus See gesetzt gehabt und merken jetzt, was für ein Desaster jetzt<br />

rausgekommen ist. Vielleicht hätte man auch ein Fussballstadion<br />

bauen können? Weil da habe ich immer gesagt, das Toni-Areal wäre<br />

prädestiniert, weil eine Etage war schon Fussballfeld, man hätte nur<br />

noch die Tribüne rundherum bauen müssen. Nein, ich denke, dass ist<br />

ein Zufall. Manchmal zum richtigen Zeitpunkt das richtige Angebot<br />

mit der richtigen Idee verknüpfen.<br />

Zurück zur Europaallee, sie haben erwähnt, dass die erste Idee<br />

seitens der SBB für eine Ankernutzung in Richtung Universität &<br />

ETH abgezielt haben?<br />

Ja, aber das war von den Investoren & den Eigentümern, die hätten<br />

sich das vorgestellt gehabt. Weil sie wussten, sie haben einen Bedarf<br />

beide. Aber die beiden haben gesagt nein, wir haben unsere Standorte<br />

da oben, Irchel oder Hönggerberg. Und sie wollen nicht noch<br />

einen neuen Standort. Das war die Antwort von denen. Und das hat<br />

auch was mit der Tradition zu tun: Die Universität ist seit 200 Jahren<br />

da oben, die ETH ist daneben ungefähr auch gleich alt. Und Fachhochschulen<br />

sind was neues, da ist der Standort egal. Wir können<br />

überall sein, ich denke die Flexibilität ist da.<br />

Welche Bedeutung hat die <strong>PHZH</strong> für den Kanton Zürich als Bildungsstandort?<br />

Ich denke für das Quartier hat es mehr eine Bedeutung, für die Stadt<br />

Zürich, an dem Standort. Weil sie ist wirklich der Schlüssel zum<br />

Quartier. Weil hinten drin kommen jetzt doch sehr viel ruhigere Sachen,<br />

also da ist die CS rechts, die UBS hinter, hinten weiter kommen<br />

dann normale Wohnungen. Also ich denke damit haben wir<br />

sicherlich dem Quartier vorne am Bahnhof einen belebenden Input<br />

gegeben, der von morgens um 7 bis abends um 10 immer genutzt<br />

ist, und auch am Samstag. Also ich denke das ist das.<br />

Für uns ist es eben die Pädagogische Hochschule, sie ist eine von<br />

drei Hochschulen die wir haben auch Fachhoschulniveau. Das ist<br />

eben, es ist der kleinste Partner, aber sie sind ein doppeltgemoppelter<br />

Partner von uns: es ist einerseits eine Hochschule, andererseits<br />

ist das unsere Nachwuchsausbildung. Weil der grösste Abnehmer<br />

sind wir ja wieder selber im Volksschulbereich. Also das ist unser<br />

ein Gemischtwarenladen. Einerseits die Unabhängigkeit der Hochschule<br />

und andererseits „ja gut, wie kriegen wir unseren eigenen<br />

Nachwuchs dahin, dass wir keinen Lehrermangel haben.<br />

Deshalb ist die Pädagogische Hochschule sicherlich eher eine politisch<br />

geprägte Hochschule, noch mehr als eine normale. Also da<br />

wir viel mehr Einfluss genommen, dass die Ausbildung eben stimmt.<br />

Normales Studium – so wie sie – sie können studieren und da sagt<br />

kein Arbeitgeber was er hinterher haben will. Weil es gibt<br />

viel zu viele. Aber in der Schule sagt natürlich der Arbeitgeber –<br />

die Schulgemeinden – ja aber das was ihr da ausgebildet habt, das<br />

kann ich ja nicht gebrauchen. Ihr müsst was anderes machen. Also<br />

ich denke, die Pädagogische Hochschule ist viel enger verknüpft mit<br />

dem Kanton und den Gemeinden als jede normale Schule. Dadurch<br />

ist auch Einflussnahme da. Das hat jedoch nichts mit dem Standort<br />

zu tun.<br />

Wir haben uns nur gedacht, welche Bedeutung die <strong>PHZH</strong> für<br />

die Stadt Zürich hat. Es wäre ja z. B. undenkbar wenn die Universität<br />

Zürich nicht in der Stadt konzentriert wäre. Wenn man<br />

darüber redet, es muss vor allem gut erschlossen sein, es muss<br />

genügend Platz vorhanden sein und die Eigentumsverhältnisse<br />

sind entscheidend, könnte man ja auch sagen, wir gehen an<br />

einen gut erschlossenen Standort z. B. in Winterthur?<br />

Ja, sie können nach Dübendorf gehen, wieso nicht. Flughafen. Sagen<br />

wir mal so, die Stadt (ist noch schwierig) die Stadt sagt immer<br />

sie findet es gut – jetzt am Beispiel Universitätsspital – das sie das<br />

Universitätsspital haben. Jetzt kommt aber ein erster Entscheid, dass<br />

man ein Provisorium bauen will und die Stadt spricht sich dagegen<br />

aus. Ist sie jetzt wirklich dafür oder ist sie nicht dafür? Und viel tun,<br />

tut die Stadt ja eigentlich auch wieder nicht. Also wir müssen es als<br />

Kanton tun, die Stadt ist aber Baubewilligungsbehörde. Also in den<br />

Broschüren steht immer drin „Wir tun alles und wir brauchen es“.<br />

Wenn man so im Detail mit der Stadt zusammenarbeitet, glaube ich<br />

manchmal nicht, dass sie wirklich das wollen. Ich ganz persönlich


INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />

würde sagen der Flughafen Dübendorf könnte ein Alternativstandort<br />

für die Universität Zürich sein. Vielleicht nicht als DER Einzige,<br />

aber vielleicht als dritten Standort, warum nicht. Ich sag ja das einzige<br />

was da oben schön ist, das sind die Studenten die ganz normal<br />

die Vorlesung besuchen, das ist super. Aber wenn sie forschen<br />

wollen, dann ist ihnen doch egal, wo das ist. Wahrscheinlich sind<br />

sie sogar froh, wenn sie denn nicht mit dem Zug fahren müssen,<br />

sondern sie können auch antizyklisch vielleicht mit dem Auto irgendwo<br />

hinfahren. Ich denke eine Hochschule ist immer da gut, wo der<br />

ÖV gut erschlossen ist, das ist viel wichtiger, als ist es Stadt Zürich<br />

oder Kanton Zürich. Und ich denke, überlegen sie sich wenn Dübendorf<br />

jetzt da wäre, in 50 Jahren ist vielleicht Dübendorf ein Teil von<br />

der Stadt Zürich. Also, das wäre für mich jetzt...ich glaube, das sind<br />

mehr Politiker die daran hängen. Ich könnte mir gut vorstellen es<br />

wäre woanders. Ich meine Rapperswil ist ja nur per Zufall in St. Gallen<br />

gelandet und nicht in Zürich als Hochschule. Weil sie einfach die<br />

Kantonsgrenze falsch gezogen haben, sonst wäre es ein Teil der Zürcher<br />

Fachhochschulen. Die Diskussion haben wir schon oft gehabt,<br />

der Bund hat sogar bei der Bewilligung sich lange Zeit überlegt, ob<br />

er Rapperswil nach Zürich machen würde statt auf St. Gallen. Nun<br />

ist es anders gekommen.<br />

Bereits bei der Fusionierung der Seminarien zu der Pädagogischen<br />

Hochschule Zürich kam eine Idee eines „Campus Zentrum“<br />

auf. Dabei würde die unmittelbare Nähe zur Universität<br />

Zürich als Bedingung genannt. Nun ist man jedoch von dieser<br />

Idee abgerückt. Weshalb?<br />

Also ich denke, die beiden Rektoren können sich nun direkt ins Fenster<br />

gucken. Dass das mit der Nähe immer noch so ist? Eigentlich<br />

ist die ganze pädagogische Ausbildung von der Universität da oben<br />

gewesen, also gar nicht bei der Universität selbst, sondern jahrelang<br />

beim Beckenhof gewesen ist. Ich weiss nicht. Das Gelände da oben,<br />

wo sie waren, ist sicherlich universitäres Gelände, das gebe ich zu.<br />

Ob da die Nähe nun optimal gewesen ist, ich würde sagen wir sind<br />

so nahe, wie wir nur sein können. Und die zwei Stationen mehr<br />

mit dem Tram zu fahren, die sind nicht matchentscheidend. Also<br />

für mich persönlich ist das unina. Und sie müssen einfach rechnen,<br />

die Pädagogische Hochschule hatte einfach viel mehr Standorte, wir<br />

waren irgendwo. Für was brauch ich die Uni-Nähe? Brauch ich das<br />

jetzt mehr für die Primarlehrerausbildung oder brauch ich sie mehr<br />

für die Sekundarlehrerausbildung, also Sek I-Lehrerausbildung? Was<br />

ist näher an der Universität? Und wenn die Sekundarlehrerausbildung<br />

beispielsweise noch irgendwo draussen noch war, das hat uns<br />

dann auch nicht viel geholfen, dass der Teil ganz nah war. Weil was<br />

war da drin? Das waren eigentlich drei Gebäude. Das eine war das<br />

Verwaltungsgebäude, mehr oder weniger. Dann oben beim Schanzenberg<br />

weiss ich noch nicht einmal welche Sachen waren. Aber es<br />

waren drei von ganz vielen Häusern in der Nähe gewesen und der<br />

Rest war irgendwo. Jetzt nutzt die Universität das, jetzt ist es besser.<br />

Jetzt ist es wirklich Uni-(???)<br />

8] Zurück zu der Rolle der SBB. Sie haben erwähnt, dass der Kontakt<br />

durch die SBB zustande kam. Wann gelangte die SBB an<br />

den Kanton?<br />

2005. Die sind wirklich als sie nicht mehr wussten, was sie machen<br />

sollten. Man hat wirklich gemerkt, sie brauchen irgendeinen. Weil<br />

sie hatten ja damals, der Gestaltungsplan war ja ziemlich kritisiert<br />

worden. Dann der Scheller hat ja noch, Gemeinderat von den Grünen<br />

von der Stadt, hat ja glaube ich die Federführung gehabt, dass er<br />

Rekurs gegen den Gestaltungsplan eingereicht hat. Und sie brauchten<br />

natürlich einen Partner mit dem sie dann brillieren konnten und<br />

sagen „ja gut, aber wollt ihr das Ganze gefährden, da ist ja jetzt die<br />

Pädagogische Hochschule“. So was haben sie schon gesucht. So klever<br />

waren sie auch gewesen - dass vorher, die Projekte sind eigentlich<br />

immer an dem gescheitert, man hat kein Nutzen gehabt. Und<br />

einfach nur riesen Volumen und riesen Flächen. Alle haben ihnen<br />

ja vorgeworfen, Gewinnoptimierung und Stadtverschandelung und<br />

so was. Und sie haben schon gemerkt, wenn sie mit sowas wie uns<br />

kämen, dann haben sie natürlich schon einmal vorne ganz, also der<br />

Widerstand wird geringer. Das war ihre Idee. Hat ja auch geklappt.<br />

9] Wie lange ist die Vertragslaufzeit der PH mit der SBB? Gibt es<br />

Verlängerungsoptionen?<br />

20 Jahre. 20 Jahre fix, plus 2x fünf Jahre auch noch zu gleichen<br />

Bedingungen, also eigentlich ein dreissigjähriges Vertragsverhältnis.<br />

Ja.<br />

Hat der Mietpreis bei der Standortwahl eine entscheidende Rolle<br />

gespielt?<br />

Ist Ihnen die SBB dabei entgegengekommen?<br />

Ich glaube die SBB hat richtig gelitten unter uns, eben weil wir die<br />

ersten waren. Sie können davon ausgehen, dass die anderen, Banken,<br />

ungefähr das Doppelte pro Quadratmeter bezahlt haben wie<br />

wir.<br />

Wir würden gerne nochmals zu den Chancen einer Standortkonzentration<br />

zurückkommen. Somit war auch die Kostenoptimierung<br />

ein wesentliches Element?<br />

Sicher. Wir haben eine Wirtschaftlichkeitsberechnung dem nachgelegt<br />

und haben eigentlich gesagt gehabt...gut sie war verdammt<br />

schwierig. Weil die Liegenschaften, die wir selber bei uns im Portfolio<br />

haben, werden nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

in der Anlagebuchhaltung geführt, sondern nach dem Restwert.<br />

Und dann sind alte Liegenschaften die kein Restwert mehr haben<br />

fast bei Null. Und das ist natürlich dann schwierig da eine Wirtschaftlichkeitsberechnung,<br />

jetzt rein von den tatsächlichen Kosten,<br />

so wie sie in den Büchern stehen, zu machen. Das ist ja eigentlich<br />

mehr ein taktischer Fehler. Weil die Liegenschaft müsste ja bewertet<br />

werden und dann gerechnet. Das haben wir gemacht, zusätzlich<br />

zu den Betriebskosten zur Führung von knapp 30 Liegenschaften<br />

zur Führung von einer Liegenschaft. Und die Wirtschaftlichkeit war<br />

ziemlich schnell ausgewiesen. Aber es hat im Kantonsrat viele Diskussionen<br />

gegeben. Man kann es immer so oder so rechnen. Und<br />

Diskussion war immer gewesen: SBB ist ein öffentlicher Eigentümer,<br />

also wieso vermietet der noch einem anderen Öffentlichen teuer seine<br />

Liegenschaften und saniert damit seine Beamtenversicherungskasse.<br />

Das sind ja die Aussagen, die da im Raum standen.<br />

10] Wie wurde der Standortentscheid zugunsten Europaallee in den<br />

politischen Instanzen aufgenommen?<br />

Also der Regierungsrat war...die haben ja dann 2005, haben ja einen<br />

Standort-RRB [Regierungsratbeschluss] gemacht gehabt und haben<br />

ja gesagt, was wir eigentlich machen wollen, mit der Fachhochschule.<br />

Und der ist so auch heute noch gültig. Wir haben gesagt eben<br />

Pädagogik dahin, Toni-Areal das andere und was wir in Winterthur<br />

machen und was in Wädenswil. Das ist eigentlich damals schon entschieden<br />

worden, Regierungsrat hatte eigentlich gar kein Problem.<br />

Kantonsrat, das ist immer so die Frage, eigentlich fanden alle es gut,<br />

aber. Und das aber war dann immer gewesen, was ich eben gesagt<br />

habe: „Ja da zieht uns jemand über den Tisch“, „es ist viel zu teuer“,<br />

„wir finden einen viel billigeren Bürobau rechts oder links davon“.<br />

Das sind so die politischen Interessen. Der Entscheid war ziemlich<br />

eindeutig gewesen, fürs Projekt. Also es war nicht kritisch am Ende.<br />

Aber das sind so die normalen Sachen. Was vielleicht viel ungewöhnlicher<br />

war, dass der Kanton so eine grosse Liegenschaft nicht selber<br />

baut, sondern mietet. Das kannte man nicht. Und das hat natürlich,<br />

an dem Projekt haben wir das das erste Mal so in der Grössenordnung<br />

ausprobiert. Das hat sehr viele Sitzungen gebraucht, drei Kommissionen<br />

sind darüber gegangen und viele Nerven gekostet. Das<br />

war mehr...nicht...das, also die Zentralisierung war eigentlich nie die<br />

Frage, die war eigentlich unstrittig. Und auch der Prozess wie wir es<br />

gemacht haben, das war eigentlich jeder, es ging wirklich hinterher<br />

mehr um den Preis. Preis und Situation zu den SBB. Und warum baut<br />

ihr nicht selber, das war mehr so von der Baudirektion.<br />

Dies ist demnach das erste Projekt, welches in diesem Rahmen<br />

(Kanton nicht Bauherr, sondern Mieter) vom Kanton Zürich realisiert<br />

wurde?<br />

In der Grössenordnung, ja. Wir haben in Winterthur schon eins gemacht<br />

gehabt, „Mäander C“ ist das gewesen. Das ist das erste wo<br />

wir es gemacht haben. Aber das waren ungefähr 10'000m2, also ein<br />

Viertel von dem da.


INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />

11] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH?<br />

Ja. Ich würde sagen es ist der optimalste Standort, für die Studenten<br />

könnte ich mir auch noch was anderes vorstellen, aber für die<br />

Weiterbildung ist es wirklich der optimalste Standort. Und es ist die<br />

grösste Weiterbildungsschule, die wir haben. Und von daher würde<br />

ich immer noch sagen: Wenn wir den jetzt nicht hätten, müssten wir<br />

ihn noch finden.<br />

Weil wir haben 171 Gemeinden, die Lehrer kommen aus 171 Gemeinden<br />

zur Weiterbildung, wo ist es optimaler als am Bahnhof Zürich?<br />

Jeder kann mit dem Zug dorthin kommen. Ich meine das sehen<br />

sie ja auch, wir haben keine Parkplätze gemietet. Also die fünf, sechs<br />

die wir haben, das sind wirklich Besucherparkplätze, sonst haben<br />

wir nichts. Wofür? Also das, ich würde es immer wieder so an dem<br />

Standort....es gibt wenig Standorte wie sie es sonst machen könnten.<br />

Weil der aus Turbenthal muss ja genauso dahin kommen, wie<br />

der wo irgendwo fast in Schaffhausen ist.<br />

12] Ist die <strong>PHZH</strong> die richtige Nutzung für den Standort?<br />

Ich finde ja, ich finde es wirklich ja. Es ist....was will man machen.<br />

Also nur Bürogebäude ist nicht gut. Die sind nur von morgens bis<br />

früheren Nachmittag da. Und die eigentlich wirkliche Durchmischung<br />

zwischen den Jungen, Studierende, so wie sie, die ganz andere<br />

Ideen haben, die auch ein ganz anderes Konsumverhalten haben,<br />

mit dem Dozenten, der dann wieder was anderes hat plus dann<br />

hinterher die Banker oder sonstige Leute. Ich glaube das ist eine gesunde<br />

Mischung, so das ganze Spektrum der Bevölkerung eigentlich<br />

wiedergibt. Und dann ist es nicht so hoch komplex das Gebäude.<br />

Also nicht nur Forschung, nicht nur Technik, sondern wirklich ein<br />

gesunder Mix, den man da auch noch bauen kann. Wenn ich jetzt<br />

da nur ein Forschungszentrum hingesetzt hätte, das glaube ich wäre<br />

irgendwie falsch. Aber das passt gut. Ich denke, das zeigt auch...wir<br />

haben ein Kongressbereich, der am Wochenende genutzt werden<br />

kann, hinten sind die Hallen drin, die von den privaten Vereinen genutzt<br />

werden. Ich meine auch jeder freut sich wenn er da mal eben<br />

Sport machen kann und geht hinterher mit dem Zug wieder nach<br />

Hause.<br />

Also ich finde, einen viel besseren Mix könnte man da nicht hinkriegen.<br />

Also im Moment wüsste ich nicht, was man sonst noch<br />

machen sollte.<br />

13] Wettbewerb unter den PH’s interkantonal. Gibt es einen direkten<br />

Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Studiums<br />

und der Attraktivität des Standorts der Hochschule?<br />

Sicher. Ich würde sagen, ich glaube ihr seid ja auch beide nicht Zürcher<br />

so ganz? Es ist wirklich so....sie merken eigentlich, das haben<br />

wir jetzt gemerkt. Also die Studierendenzahl ist wieder gestiegen,<br />

ohne dass wir mehr machen müssen. Und die, die kommen – das<br />

ist ja das, was...sind sehr viele aus dem Bündnerland oder so was,<br />

die bleiben in Zürich, die gehen nicht wieder zurück. Und das ist<br />

wirklich, es boomt auch über so was. Jetzt am Anfang ist es schön,<br />

da kommt man irgendwo mit dem Zug, aber irgendwann sagt man<br />

jetzt bleib ich ja doch hier, nehme mir eine Wohnung und am Ende<br />

bleibt man, weil es sowieso schön war. Also das hat schon einen<br />

massiven Einfluss, dass....der Student bleibt eigentlich dann, die<br />

Studentin, bleibt da wo sie dann angefangen hat zu studieren. Das<br />

spielt mit, ja. Ich finde es persönlich den grössten Wettbewerbsvorteil,<br />

ein attraktiver Standort.<br />

Könnte es nicht sein, dass sie somit irgendwann Opfer von der<br />

eigenen Attraktivität werden könnten?<br />

Nein. Wir brauchen so viel Lehrer, keine Angst.<br />

Wie sieht es denn bezüglich Erweiterungsmöglichkeiten am<br />

Standort Europaallee aus?<br />

Wir sind ja klever gewesen. Wir haben die Liegenschaft, die direkt<br />

gegenüber ist, gar nicht abgegeben, die haben wir behalten.<br />

Dabei handelt es sich um den Sihlhof?<br />

Ja. Wir haben ja dann hinten/hinterher (???) die Quest-Ausbildung<br />

angefangen. Quest ist ja, wenn einer studiert hat und eine gewisse<br />

Berufserfahrung hat, kann er mit einer Schnellbleiche Lehrer werden.<br />

Also er kriegt nur noch die pädagogisch-didaktische Ausbildung<br />

dazu. Und die haben wir dann vor drei, vier Jahren lanciert<br />

und da haben wir gleich sehr schnell gemerkt gehabt, dafür ist die<br />

Pädagogische Hochschule, so viel Platz haben wir gar nicht. Und ich<br />

gehe davon aus Quest wird länger bleiben, also bleibt der Sihlhof bei<br />

uns. Also das haben wir, glaube ich, schon hinbekommen.<br />

14] Thema Synergien: Gab es jemals Ideen die beiden Fachhochschulen<br />

<strong>PHZH</strong> und ZHDK an einem Standort zu konzentrieren?.<br />

Quasi ein «Super-Campus»?<br />

Sie haben ja das Gedankenspiel gemacht, indem wir ja von der<br />

Kunsthochschule haben wir ja zwei Departemente mit der „Angewandten<br />

Wissenschaft“ zusammen, das ist soziale Arbeit und Psychologie.<br />

Wir haben damals noch überlegt gehabt, ob wir die Heilpädagogik<br />

auch noch dazu packen, in den Campus. Aber Pädagogik<br />

und Kunst haben wir eigentlich uns nie überlegt. Weil, so viel Fläche<br />

haben wir nirgends gefunden. Sie reden von 120'000m 2 Fläche und<br />

das...wie gesagt, Zürich ist zu klein im Platz.<br />

Dübendorf?<br />

Dübendorf war da auch noch nicht gewesen. Dübendorf ist jetzt<br />

vielleicht, falls kein Flugzeug mehr fliegt. Oder weniger. Nein es ist...<br />

wir haben ja eigentlich immer (???) wie viel Fläche ist da und was<br />

können wir machen? Das war wirklich die umgekehrte Rechnung.<br />

Also das Flächenangebot und was geht rein.<br />

Sagen wir mal so, die Tendenz ist ja eher umgekehrt gewesen, hat<br />

aber auch einen juristischen Hintergrund. Die Pädagogische Hoch-<br />

schule ist eine kantonale Hochschule, die ist ja nicht eidgenössisch<br />

geregelt. Und die beiden anderen sind eidgenössisch geregelt. Bei<br />

der Pädagogischen habe ich kantonale Kompetenzen, bei den anderen<br />

sind Bundeskompetenzen. Also ist die Verbindung der Pädagogischen<br />

Hochschule mit einer anderen Fachhochschule, ist eigentlich<br />

eher weniger gegeben. Weil es unterschiedliche Rechte sogar gibt.<br />

Deshalb ist das eher der Weg, den wir nie, im Fachhochschulrat hat<br />

es mal gegeben - als wir eigentlich die Dreieraufteilung gemacht<br />

haben - mindestens die Idee gegeben, was würde zur Pädagogik<br />

passen. Und sie hat sich mal überlegt soziale Arbeit und Psychologie<br />

könnte zur Pädagogischen gehen, ebenso die Geistes- und Sozialwissenschaften.<br />

Aber auch wieder aus diesem rechtlichen Aspekt<br />

hat man gesagt, das fällt schwer. Weil das eine unter dem Fachhochschulgesetz<br />

läuft es klassisch und das andere läuft unter der<br />

pädagogischen Gesetzgebung und das sind nicht die gleichen Gesetzgebungen.<br />

Also das hat mehr noch mit dem zu tun.<br />

15] Thema Lehrermangel: Im Kanton Zürich herrscht(e) – wie auch<br />

von Ihnen erwähnt wurde - Lehrermangel. War dies auch ein<br />

Grund für die Konzentration an einem Standort?<br />

Ja klar. Ja das war...wir haben ja. Ich meine das Problem ist ja, der<br />

Lehrermangel hat ja heute ein zweistufiges Verfahren. Früher hatte<br />

man immer gesagt gehabt wir brauchen ungefähr 700 Lehrkräfte,<br />

die scheiden pro Jahr aus und die muss ich ausbilden. Dann können<br />

sie ausrechnen wie viel brauche ich. Ich brauch ungefähr 2'100 Studierende<br />

und habe es drin. Das ist ungefähr meine Rechnung gewesen.<br />

Das Problem ist heute eigentlich, dass ich nicht nur 700 brauch,<br />

weil fast alle arbeiten ja nicht mehr Vollzeit. So der typische Lehrer<br />

ist heute glaube ich 60- oder 70-Prozent nur noch beschäftigt. Also<br />

muss ich im Verhältnis 800, 900, 1000 ausbilden. Deshalb wird es<br />

immer Lehrermangel in den nächsten Jahren geben.<br />

Und es kommt noch dazu, dass wir eine Altersstruktur an der Schule<br />

haben, die jetzt im Moment wirklich in den nächsten 5 bis 10 Jahren<br />

eher mehr ausscheiden als im normalen Durchschnitt. Also im Moment<br />

haben wir eigentlich keinen Lehrermangel, im Moment haben<br />

wir es nivelliert. Also im Moment. Das heisst, dass wir keine Stelle<br />

frei hatten im Sommer. Und was noch spannend ist, man hat früher<br />

gesagt, der Lehrerberuf ist ein antizyklischer. Also wenn die Wirtschaft<br />

boomt, will keiner Lehrer werden. Wenn es der Wirtschaft<br />

schlecht geht, wollen alle Lehrer werden. Das gilt nicht mehr, das<br />

hat sich verändert. Und ich denke, was sicherlich auch dazukommt,<br />

aber da trägt die PH nicht unbedingt bei; wie ist der Lohn. Und heute<br />

als Lehrer, nachdem wir die Lohnrevision gemacht haben, ist der<br />

Lehrerberuf sehr interessant, gerade für junge Leute. Der verdient sicherlich<br />

20- bis 30'000 mehr Einstiegslohn als sie verdienen würden.<br />

Das macht den Lehrerberuf wieder interessant. Und da gibt es eine<br />

spannende Untersuchung mit Herrn Hermann, das ist der Publizist,<br />

der im Tagi ist. Der hat einmal gesagt der Lehrerberuf hat, ist ein<br />

Phasen-Beruf. Am Anfang will keiner Lehrer werden, weil alle die<br />

Nase voll haben. Dann kommt die Familienplanung, so ab 30. Wenn


INTERVIEW KANTON ZÜRICH<br />

Interview mit Wolfgang Annighöfer | 11. November 2013<br />

Bildungsdirektion Kanton Zürich | Leiter Standortstrategie ZFH<br />

die Kinder da sind und langsam schulpflichtig werden, möchte jeder<br />

Lehrer sein. Das geht bis so 45 und dann möchte man doch vielleicht<br />

noch einmal einen Karriereschritt bis 60 machen. Also wenn<br />

man eine clevere Lösung machen könnte – vielleicht noch aus dem<br />

richtigen Bereich – müsste man den Lehrerberuf zwischen 30 und 45<br />

hinpacken. Davor und danach andere Berufe.<br />

Wir würden doch noch gerne einmal auf die Rolle der SBB im<br />

Prozess zurückkommen. Weshalb hatte die SBB ein solches Interesse<br />

die Federführung bei der Arealentwicklung zu übernehmen?<br />

Sie hätte ja evtl. entscheiden können, dass der Kanton<br />

zumindest die PH selber entwickeln könne. Oder das Land<br />

evtl. im Baurecht abzugeben.<br />

Ja die SBB hat sich das schon lange überlegt, was machen wir. Und<br />

sie hat ja auch ganz anders reagiert, also die ganze Europaallee ist ja<br />

ganz unterschiedlich. Sagen wir einmal so: sie hat die Filetstückchen<br />

behalten, ein Filetstück ist die alte Sihlpost, davor, und dann eigentlich<br />

das nächste Baufeld was kam. Weil sie immer gesagt haben,<br />

das sind die attraktivsten Baufelder. Und das hat wirklich etwas mit<br />

ihrer Anlagepolitik zu tun: „Wir verkaufen das was, wo wir jetzt<br />

Geld brauchen. Aber da wo ich sage, die Rendite erwirtschafte ich<br />

über die nächsten 30, 40, 50 Jahre, die behalte ich bei mir.“ Und<br />

deshalb haben sie die....deshalb standen diese Grundstücke nie zur<br />

Diskussion zu verkaufen. Weil sie sehr früh entschieden haben, das<br />

sind die zentralsten Grundstücke, die behalte ich. Unternehmerisch<br />

gedacht SBB.<br />

Hatte dies auch einen Einfluss auf die Herangehensweise auf<br />

öffentliche Körperschaften? Existiert so etwas wie eine Rangordnung?<br />

Zuerst wurde ja die ETH & Universität angefragt, danach<br />

der Kanton. Wäre es möglich gewesen, dass die SBB auch auf<br />

die Stadt zugegangen wäre? Welche Interessen stehen hier im<br />

Vordergrund?<br />

Nein, ich glaube es waren eine Interessen. Sondern einfach, sie haben<br />

wirklich einen Nutzer gesucht, der eine Aussenwirkung hat. Und<br />

die Aussenwirkung von einer ETH und einer Universität ist grösser,<br />

als von einer Pädagogischen Hochschule.<br />

Nochmals höher als etwas städtisches?<br />

Genau. Das ist einfach, das war ihre..<br />

Uns würde es interessieren, weshalb die Stadt kein Interesse gehabt<br />

hat und weshalb hier nun der Kanton bevorzugt wurde.<br />

Aber es ist nicht der Kanton, ich würde sagen, es sind wirklich die<br />

Institutionen die für sie interessant waren. Der Kanton, ich glaube<br />

wenn wir jetzt gesagt hätten, wir machen unsere Zentralverwaltung<br />

dahin. Ich glaube das hätten sie nicht wirklich interessiert. Weil ich<br />

denke die Wirkung einer Hochschule ist immer noch anders, als alles<br />

andere. Ich denke...also...uns hätten sie nicht genommen......<br />

Ich sage ja...was hat die Stadt anzubieten, die so ein Namen nach<br />

aussen trägt. Und damit beginnt es ja schon. Ich glaube, dass ist das.<br />

Das ist nicht der Kanton, sondern die ETH hätten sie am liebsten<br />

genommen, ist international, A-Level. Dann Uni Nummer 2. Dann<br />

wäre vielleicht noch Winterthur so Nummer 3 gewesen und dann<br />

Kunst und Pädagogik Nummer 4 und 5. So ungefähr, wenn ich mir<br />

ein Ranking von ihnen...so müsste es eigentlich so auf dem Niveau<br />

herausgekommen sein. Und muss man ehrlicherweise auch wieder<br />

sagen, auch da, in den Jahren 2004 oder so etwas, die Fachhochschulen<br />

waren sechs Jahre auf dem Markt, sie waren noch gar nicht<br />

bekannt bei den meisten. Und deshalb sind sie auch gar nicht auf die<br />

eingetreten. Ich meine die Universität hat glaube ich 150 Jahre, die<br />

ETH hat auch ungefähr so viel. Einfach von dem muss man eigentlich<br />

sehen, worum der Weg so ging.<br />

PERSÖNLICHE FRAGEN<br />

16] Wie haben sie persönlich den Prozess mit diversen Akteuren<br />

empfunden? Welche Erfahrungen haben sie persönlich in diesem<br />

Prozess gemacht?<br />

Ich denke mit der SBB würde ich sofort wieder bauen. Solange die<br />

Post dabei war, haben wir Bauchweh gehabt. Sie müssen wissen, wir<br />

haben bis, der Mietvertrag wurde hauptsächlich noch mit der Post<br />

gemacht. Weil die SBB hat erst nachher die Post ausgezahlt. Und<br />

die Mietvertragsverhandlungen, wir haben über 50 Mietvertragsgespräche<br />

gehabt, bis der Mietvertrag zustande gekommen ist. Das<br />

ist nicht normal. Also solange die Post drin war, war es unheimlich<br />

schwierig. Wir haben – damit sie so die Absurdität von dem Ganzen<br />

– man hat diskutiert, in der alten Sihlpost welche Teile vom Teppich<br />

man noch drin lassen könnte oder nicht. Weil ess (??) hinterher komplett<br />

abgerissen wurde. Nur damit sie sehen, auf was für einer Basis<br />

mit der Post diskutiert [wurde]. SBB war immer grosszügig, grossräumig<br />

gedacht und im Projekt, ich würde sagen, eines der friedlichsten<br />

Projekte, die wir hatten. Es hat eigentlich im Projekt, sehr guten<br />

Wettbewerb, das Ergebnis war ziemlich klar, wer es denn machen<br />

sollte. Mit dem Max Dudler hat man ein sehr gutes Architekturbüro<br />

beauftragt und der Prozess und die Realisierung ist absolut unproblematisch<br />

gelaufen. Wirklich...weil, das Verhältnis stimmte sehr gut,<br />

wir als Mieter, die SBB als Eigentümer und die Implenia setzt es um.<br />

So hat man immer ein klares Dreiecksverhältnis gehabt und es war<br />

immer klar. Und zwei haben immer am gleichen Strick gezogen, das<br />

war Eigentümer und Mieter gegenüber der Implenia. Das hat funktioniert.<br />

Nein, es ist wirklich so über das ganze Projekt hin: von vorne bis<br />

hinten eigentlich nie Probleme gehabt. Finanziell sogar unter dem<br />

Kredit abgerechnet. Termin eingehalten. Ich denke, dass sieht man<br />

ja auch. Es sieht gut aus. Und es ist auch ziemlich hohe Qualität<br />

herausgekommen bei dem Ganzen.


INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />

Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />

Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />

THEMA STANDORTWAHL/KONZENTRATIONSPROZESS<br />

1] Wie ist der Prozess, dass man die PH konzentrieren will, aus<br />

Sicht der Stadt abgelaufen? Inwiefern hat eine Koordination mit<br />

dem Kanton stattgefunden?<br />

Die Stadt hatte keinen Einfluss gehabt darüber. Das waren strategische<br />

Überlegungen vom Kanton, wo oder wie sie ihre Schulstandorte<br />

konzentrieren oder zusammenführen. Aber es gibt natürlich<br />

auch Austausch zwischen Stadt und Kanton. Und wenn an so einer<br />

zentralen Lage ein solches Quartier entwickelt wird, dann wird der<br />

Kanton oder andere auch aufmerksam darauf. Und weil es einen<br />

Austausch gibt zwischen Kanton und Stadt zu strategischen Fragen<br />

kommen diese Sachen zur Sprache und man nimmt es auf und verfolgt<br />

es auf dieser Ebene, ob es Möglichkeiten gibt oder nicht.<br />

Hier muss man sagen, dass es sehr spät erkannt wurde als Möglichkeit<br />

vom Kanton, sonst hätte es vielleicht noch andere Lösungen als<br />

die Miete gegeben. Vielleicht hätte die SBB und der Kanton noch<br />

eine andere Lösungen angestrebt.<br />

Also sprechen sie da denn den Kauf eines Teils des Grundstücks<br />

an?<br />

Ja genau. Denn das kam Ganze kam zu einem Zeitpunkt, als für<br />

die SBB nur die Miete für sie infrage gekommen ist. Für uns war es<br />

wichtig, das Gebiet so zu entwickeln, weil es ja auch ein Standort ist<br />

an der Lagerstrasse von anderen Schulen, dass man hier Synergien<br />

sieht und man möchte eine Durchmischung, die nicht nur kommerziell<br />

oder Dienstleistung beinhaltet, sondern auch noch Bildung. Das<br />

konnten wir uns immer schon so vorstellen, auch schon im Gestaltungsplan.<br />

(Der Gestaltungsplan regelt die Nutzungsplanung.)<br />

THEMA ENTWICKLUNG STANDORT <strong>EUROPAALLEE</strong><br />

2] Wann ist der erste Kontakt mit der SBB über Entwicklung des<br />

Standorts Europaallee entstanden?<br />

Zwischen Stadt und der SBB hat der eigentliche Prozess für die Europaallee,<br />

oder am Anfang Stadtraum HB genannt, so im Jahre 2000<br />

angefangen. Aber das ist mit der Beerdigung mit Eurogate und HB<br />

Südwest verbunden. Nach langem Planen und Widerstand hat man<br />

dann schliesslich den GP bewilligt, aber das hat sich überschnitten<br />

mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Büroflächen waren nicht mehr<br />

gefragt, d.h. die ganze Gleisüberdeckung wäre eine extreme und<br />

teure Investition gewesen. Man hat dann dieses Projekt beerdigt und<br />

das war die Chance für diesen Neuanfang der Zusammenarbeit. SBB<br />

hat nun nicht mehr für sich entwickelt, sondern mit der Stadt.<br />

Und das war vorher weniger der Fall?<br />

Vorher waren es meines Wissens mehr Planungsgeschichten, die die<br />

SBB betrieben hat. Wobei sie hatten sicher für so grosse Areale auch<br />

die Stadt einbezogen. Aber diese kooperative Planung hat mit dem<br />

Projekt Stadtraum HB im Jahr 2000 gestartet. Dazu weiss eventuell<br />

Herr Steiger noch mehr. Auch der Vergleich zum vorherigen Vorgehen/Projekt.<br />

3] Gab es ein Interesse seitens der Stadt das Areal selber zu mieten<br />

und dort eine städtische Nutzung (z.B. Kongresshaus, Verwaltung<br />

o.ä.) anzusiedeln?<br />

Dazu bin auch ein bisschen überfragt. Ich denke zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht, sonst hätte man es in die Testplanung miteingebracht. Die<br />

Testplanung ist angelaufen, ohne dass die Stadt so ein Bedürfnis<br />

angemeldet hat. Als dann aber die Testplanung oder auch der Gestaltungsplan<br />

in Bearbeitung waren, 2005-2006, hatte man auch<br />

Standorte für das Kongresshaus geprüft. Wobei man hatte den Plan,<br />

das alte Kongresshaus abzureissen und hatte einen Wettbewerb<br />

gestartet. Also die Koordination... Die Bedürfnisse der Stadt waren<br />

schlecht synchronisiert. Nicht bewusst, sondern sie waren zu spät<br />

zur Sprache gekommen.<br />

4] Nochmals zurück zur PH hier an der Europaallee: Wurde der<br />

Stadt mitgeteilt, der Kanton plane jetzt hier die PH zu konzentrieren<br />

oder wie ist das abgelaufen?<br />

Also wir haben mit dem Kanton einen engen Austausch. Auch z.b.<br />

mit dem Masterplan Hochschulgebiet ist man mit dem Kanton in<br />

Zusammenarbeit. Insofern hat man sicher in den entsprechenden<br />

Gremien einen Austausch gegeben. Aber z.b. der Standort Verwaltungszentrum<br />

für die Stadt war zu diesem Zeitpunkt kein Thema.<br />

Später wäre das ein Thema gewesen, aber dann war das Ganze von<br />

der SBB schon zu fest aufgegleist.<br />

Also die Stadt selber hatte keine Perspektive für das Areal als es<br />

zur Diskussion stand?<br />

Die Stadt hatte damals kein eigenes Bedürfnis, dass dermassen<br />

standortgebunden war und sie politisch legitimieren konnten wir<br />

zahlen einen Preis, der es wert ist. Wir können ja nicht irgendwelche<br />

soziale Räume an dieser Lage..(?)<br />

Also der Kanton hat der Stadt nichts weggeschnappt?<br />

Nein. Das mit dem Kongresshaus wäre eine Idee gewesen, welche<br />

aber zu spät kam.<br />

5] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH?<br />

Ja, meiner Meinung nach ist es der richtige Standort. Vor allem die<br />

verkehrliche Anbindung. Der ganze Kanton ist Einzugsgebiet für<br />

diese Studenten. Es ist sinnvoll heutzutage, dass sie mit dem ÖV<br />

anreisen können.<br />

6] Ist die PH richtige Nutzung für den Standort?<br />

Es macht Sinn in der Nähe der Bahnhofsstrasse junge Leute und Studenten<br />

reinzubringen, die eine andere Belebung in diesem Raum<br />

bringen.<br />

THEMA STEUERUNG DER ENTWICKLUNG<br />

7] Wie hat die Stadt ihre Anliegen bezüglich städtebaulichen Aspekten<br />

[öffentliche Freiräume/Plätze, Achsen, Öffentlichkeit/<br />

Halböffentlichkeit] eingebracht und umgesetzt?<br />

Wir haben das in der kooperativen Testplanung von Anfang an miteingebracht,<br />

indem man das Pflichtenheft mit gewissen Eckwerte<br />

und Rahmenbedingungen (Nutzung, Freiraum, Etappierung, Erschliessung)<br />

für diese Testplanung geschrieben hat. Und nachher<br />

mit der SBB zusammen partnerschaftlich und gleichberechtigt das<br />

beurteilt hat und noch Experten beigezogen. Insofern hat man die<br />

Anliegen der Stadt eingebracht und versucht mit diesen drei Teams<br />

auf zielführende Lösung hinzuarbeiten. Also einen übergeordneten<br />

Masterplan zu erarbeiten.<br />

Also die Stadt ist nicht zur SBB gekommen und hat gesagt wir<br />

wünschten uns gewisse Nutzungen?<br />

Nein, wir haben uns mehr übergeordnete Überlegungen gemacht:<br />

Was macht die Stadt lebendig? Was braucht die Stadt an diesem<br />

Ort? Das hat sich mehr niedergeschlagen im Nutzungsmix, den wir<br />

von Anfang an eingebracht haben. Da ist man gestartet mit relativ<br />

wenig Wohnnutzung, weil man das Gefühl hatte es ist ein Raum,<br />

der nahe am Gleisfeld ist, wo marktwirtschaftlich relativ teures Land<br />

ist, man hatte ein Wohnanteil ab der Kanonengasse von 20%. Erst<br />

als es auch politische Diskussionen mit dem Gemeinderat gab, wurde<br />

dieser Anteil auf 40% erhöht. Und man sieht, Wohnen an diesem<br />

Ort ist natürlich sehr gehobenes Wohnen. Das ist vielleicht ein<br />

Vorwurf heute: Ich denke, wenn man diese Planung heute machen<br />

würde, würde man mehr Druck machen bezüglich gemeinnütziger<br />

Wohnungsbau wie bei der Zollstrasse.


INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />

Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />

Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />

8] Wie können abgesehen von Gestaltungsplänen erwünschte<br />

Entwicklungen sichergestellt und unerwünschte verhindert werden?<br />

Wir haben versucht es in diesem Masse zu regeln, dass wir das Gefühl<br />

hatten es entstehe ein nachhaltiges und funktionierendes Gebiet<br />

oder ein Stück Stadt, welches sich auch verschränkt mit dem<br />

Bestehendem. Was passieren kann, wenn das jetzt langsam entsteht<br />

und genutzt wird, dass man über die Art wie es genutzt wird gewisse<br />

Problem sieht oder Dinge, die nicht funktionieren. Dass z.b. die<br />

Erschliessung ungenügend ist, dass die Parkierung ein Problem ist.<br />

Das ist der Fall, wo wir dann nachgelagert reagieren und Verbesserungen<br />

anstreben müssen. Was aber auch wieder in einem Dialog<br />

mit der SBB passieren muss. Die SBB oder Private wie z.b. die UBS<br />

werden auch tangiert sein und sagen, wenn es auf irgendeiner Ebene<br />

nicht mehr funktioniert. Aber es muss schon ein Leidensdruck da<br />

sein, denn man hat eine gesetzliche Basis und es ist gebaut.<br />

Und für dieses Vorgehen gibt’s noch keine Werkzeuge?<br />

Man müsste den Vergleich haben z.b. mit Zürich-Nord, welcher ich<br />

nun aber nicht präsent habe. Wie ist das dort gegangen, als man<br />

gemerkt hat, dass die Räume irgendwie zu wenig belebt sind, dass<br />

es zu wenig kommerzielle EG-Nutzung hat. Das ist dann natürlich<br />

nachträglich ein mühsamer Prozess. Aber das müsste ich nochmals<br />

nachschauen. Ob man das über eine Anpassung der Sonderbauvorschriften<br />

gemacht hat oder hat man es einvernehmlich mit den<br />

Grundeigentümer geregelt. Das weiss ich jetzt aber nicht genau und<br />

müsste das bei den dortigen Gebietsverantwortlichen nachfragen.<br />

THEMA AUSWIRKUNGEN<br />

9] Welche Chancen und Risiken sieht die Stadtentwicklung im neuen<br />

Standort der PH im Bezug auf das umliegende Quartier und<br />

auch z.b. auf das Kasernenareal oder die Langstrasse. Was setzt<br />

oder wird die PH für einen Impuls setzen?<br />

Das ist noch schwierig zu beantworten. Ich weiss nicht was die negativen<br />

Auswirkungen sein könnten von zu viel Studenten an einem<br />

Ort. Höchstens vielleicht das es eine Art Monokultur geben könnte.<br />

Wobei wann ist da der Zeitpunkt, das dass erreicht ist? Ich glaube<br />

mit dem Bau der <strong>PHZH</strong> sicher noch nicht. Aber man diskutiert<br />

ja weiter mit der Nutzung des Kasernenareals die Überprüfung, ob<br />

jetzt auch die Erwachsenenbildung dort unterkommen könnte. Von<br />

dem her hat man nicht die Angst, dass das jetzt zu einseitig werden<br />

würde.<br />

Wie sieht’s mit anderen Auswirkungen aus? Es ist ja doch eine<br />

ziemliche Veränderung im Quartier durch das ganze Projekt.<br />

Auf die Geschäfte, die Stimmung. Hat man z.b. schon etwas<br />

bemerkt, das nicht mehr funktioniert jetzt. Verdrängungsprozesse?<br />

Es ist mehr die Kritik da, dass es gewisse Auswirkungen auf die Landpreise<br />

oder in das Quartier hat. Das hat ja immer positive und negative<br />

Seiten. Man kann sagen, im Bereich in Richtung Langstrasse<br />

ist ja nicht nur positiv gesehen, dass z.T. durch, sei es jetzt durch<br />

überalterte Bauliniensetzung, durch Situationen aus dem Quartier,<br />

vor sozialen Problemen denn auch die bauliche Substanz und alles<br />

langsam zerfallt. Es hat zwar dann immer noch günstige Wohnungen<br />

dort aber die Frage ist dann: Ist das noch attraktiv dort zu wohnen.<br />

Das ist ja dann auch eine Abwärtsspirale für ein Quartier, wo<br />

dann auf einer anderen Ebene wieder langfristig der Stadt Probleme<br />

bereitet: Kriminalität, das Soziale, der Strich. Darum kann man das<br />

Ganze auch positiv sehen, also dass es einen Impuls gibt. Aber natürlich<br />

gibt es auch eine gewisse Verdrängung von z.T. günstigen<br />

Wohnungen. Dort merken die Besitzer oder Investoren schon, dass<br />

es ein attraktiver Standort ist und die Leute mehr zahlen.<br />

Es ist viel über diese Risiken geschrieben worden. Von Seiten der<br />

SBB hat man auch versucht, auf der Ebene EG-Nutzung, kleinteilige<br />

Ladenflächen anzubieten bei der Lagerstrasse. Und auch bei den<br />

Mietpreisen nicht auf die Maximalrendite gesetzt haben, um eine<br />

gewisse Verschränkung mit dem Quartier herzustellen.<br />

THEMA ZUKÜNFTIGE VORGEHENSWEISE<br />

10] Wie werden Erfahrungen sichergestellt für zukünftige Prozesse<br />

mit dem Kanton für eine solche Planung?<br />

Das sind jetzt wie zwei Fragen. Also zwischen Kanton und Stadt<br />

bezogen auf den Standort <strong>PHZH</strong>, da kenne ich die Vorgeschichte zu<br />

wenig. Ob die Stadt den Kanton bei der Testplanung zu wenig informiert<br />

oder nach ihren Bedürfnissen gefragt hat. Bei der Kaserne ist<br />

es nicht das gleiche Problem, weil wir da das Projekt zusammen machen<br />

in einer KO-Projektleitung. Da hat man so gestartet, dass man<br />

zuerst die Bedürfnisse der Stadt abgeholt hat und dann diejenigen<br />

vom Kanton. Parallel dazu geht man in die Öffentlichkeit und holt<br />

dort Ideen ab wie Nutzungsideen oder Bedürfnisse aus dem Quartier.<br />

Und versucht diese dann „einzubeziehen“ (?). Um dann zu qualifiziert<br />

zu sagen welches Nutzungsprofil wir an diesem Ort wollen<br />

und wieso etwas nicht standortgerecht oder nicht finanzierbar ist.<br />

Beim Kasernenareal ist eine solche Zusammenarbeit sichergestellt.<br />

Es aber trotzdem nicht ausgeschlossen, dass wir jetzt planen und<br />

in zwei Jahren sagt jemand von der Stadt oder aus einem Amt:<br />

Wir bräuchten noch das und das. Und das wäre gut gewesen beim<br />

Kasernenareal. Das Risiko, das ortsgebundene Bedürfnissen nicht<br />

zeitgerecht bewusst und angemeldet werden, hat man immer ein<br />

bisschen.<br />

Also man sieht in dem Fall den Unterschied zwischen den zwei<br />

Planungen. Hier hatte die SBB geplant und die Mitwirkung gemacht.<br />

Also es war eine andere Art Mitwirkung als beim Kasernenareal.<br />

Dort hat diese noch einen höheren Stellenwert, weil man weiss, dass<br />

dies wichtig ist für die Akzeptanz heutezutage. Dass man noch mehr<br />

ein Bewusstsein hat bei diesen grossen Projekten, das dies dazu gehört.<br />

Aber muss sich auch da nichts vormachen, wenn man 100<br />

Leute dreimal fragt, dann sind das die, die sich heute angesprochen<br />

fühlen, und x andere melden sich später zu Wort, die nicht an der<br />

Beteiligung gewesen sind. Es ist nur bedingt repräsentativ. Aber von<br />

Seiten Stadt und Kanton hat man eine Legimation, indem man ja die<br />

Möglichkeit geboten hat und man hat Meinungen eingeholt. Wer<br />

sich nicht gemeldet hat ist selber schuld. Hier bei diesem Projekt hat<br />

man mehr punktuell Informationsveranstaltungen gemacht.<br />

Ja.<br />

Also bei der Europaallee war es mehr Kommunikation und Information<br />

als Mitwirkung oder Partizipation?<br />

12] Nun noch eine Frage zu den alten Standorten der PH: Das ist<br />

ja ein ziemliches Potential für die Stadtentwicklung. Wie kann<br />

die Stadt Einflussnahme auf die Entwicklung der alten Standorte<br />

nehmen?<br />

Da das nicht mein Gebiet ist, bin ich da zu wenig im Bilde. Das müsste<br />

ich sonst nochmals nachfragen. Ich denke schon, dass im Dialog<br />

zwischen Stadt und Kanton solche Diskussionen geführt werden. Ich<br />

weiss da aber zu wenig über die Eigentumsverhältnisse bei den alten<br />

Standorten.<br />

Das ist alles vom Kanton.<br />

Ok, also insofern bestimmt der Kanton zuallererst was er mit diesen<br />

Liegenschaften macht. Je nachdem können wir schon Wünsche anbringen.<br />

Und es gibt ja z.b. die ganze Masterplanung Hochschulgebiet,<br />

wo man schon nach Synergien sucht.


INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />

Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />

Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />

PERSÖNLICHE FRAGEN<br />

13] Was gefällt ihnen am besten an der jetzigen Europaallee, und<br />

was am wenigsten? Auf was freuen sie sich am meisten was<br />

noch kommen wird?<br />

Ich freue mich natürlich darauf, wenn es dann mal ganz fertig ist. Es<br />

ist extrem zügig für so eine Planung für das man weiss, dass gerade<br />

in der Schweiz in diesem politischen System diese Planungen sehr<br />

lange dauern und viele Hürden haben. Es ist erfreulich zügig, wie es<br />

vorangeht. Ich bin zuversichtlich, das was jetzt schon gebaut ist, ist<br />

a) nicht ein Schreckbild einer visionären Stadt, die unwirklich wird,<br />

und zu dicht. Es wird für mich eine hohe Qualität haben. Für alle: für<br />

die, die arbeiten, für Studierende. Allen kann man es aber auch nicht<br />

recht machen. Auf einer städtebaulichen oder stadtplanerischen<br />

Ebene erfüllt man sehr viel und das Projekt kann ein Vorzeigebeispiel<br />

sein für die Stadt, wie man das entwickelt hat.<br />

Und was gefällt Ihnen, nicht aus der Sicht der Stadtplanung,<br />

sondern aus persönlicher Sicht als Bewohnerin von Zürich am<br />

besten oder am wenigsten?<br />

Also was mir am wenigsten gefällt ist die Einkaufspassage. Die ist<br />

genau so 0815. Solche Passagen sind schwierig. Man ist froh, wenn<br />

immerhin der Coop dort ist und man einkaufen gehen kann. Bei<br />

dieser Passage hätte man sich noch mehr erhoffen können.<br />

Ich habe Freude an den Gebäuden, an der Architektur, die Qualität,<br />

die Hochwertigkeit. Es ist ein Stück Stadt, dass schlussendlich zu Zürich<br />

gehört. Man hatte immer Befürchtungen, es werde zu langweilig<br />

mit zu eintönigen Fassaden. Ich finde jedoch, es kann ein recht<br />

gutes Stück zürcherische Architektur werden. ... Jedes Haus ist ein<br />

Highlight für sich, aber kein Feuerwerk oder „noch nie dagewesen“.<br />

Die Architektur knüpft ja auch eher an ganz traditionellen Fassadenbilder<br />

oder Haustypologien an. Aber es wird noch Diskussionen<br />

geben, vor allem bezüglich den Türmen, die man von überall sieht<br />

und die mit Dächern versehen sind. Viele fragen sich: Ist das Retro<br />

oder haben sie es nicht geschafft die Nutzung unterzubringen? Das<br />

haben wir mit Herr Steiger kürzlich diskutiert.<br />

Herr Steiger: Es ist immerhin kein déja-vu.<br />

Frau Blatter: Finde ich auch. Aber hier kommt dann der Vorwurf,<br />

dass es zu exotisch ist, zu fest an ein Dach erinnert.


INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />

Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />

SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />

Warum ist die pädagogische Hochschule in der Europaalle?<br />

Es gibt 7 Begründungen:<br />

1.] 4. März 2004 haben wir gestartet, da waren wir bei Herrn Annighöfer,<br />

dieses Datum werde ich wahrscheinlich nie vergessen, also<br />

sehr sehr früh, wir haben gerade die Testplanung abgeschlossen.<br />

Wir sagten wir haben so viel Fläche zur verfügung, wir können nicht<br />

einfach sagen, wer will Fläche haben, sondern auch wie wollen wir<br />

das Ganze positionieren. Gibt es irgendein Schwerpunkt Thema?<br />

Ein Thema wurde identifiziert. Bildung, Weiterbildung ist ein enorm<br />

wichtiges Thema, in unserer Gesellschaft, und wird es bleiben. Die<br />

nächsten Jahre, Jahrzehnte. Wahrscheinlich noch länger. Dann haben<br />

wir alle Bildungsinstitute und Trägerschaften im Kanton und<br />

Stadt angegangen. Uni und ETH haben abgesagt und das Hochschulamt<br />

des Kantons (Bildungsdirektion) hat gesagt: Ah, das wäre<br />

noch eine Möglichkeit, wir haben da noch was.<br />

2.] Wieso wir finden es ist gut, die PH hier zu haben. Wir haben<br />

2500 Studierende, 10'000 Besucher, wo bei dies Weiterbildende<br />

sind, es gibt wohl schon noch zusätzliche Besucher. Das gibt eine<br />

Frequenz an diesem Standort. Diese Besucher profitieren vom guten<br />

Standort und vom ÖV Anschluss, ähm,<br />

3.] Die Durchmischung, die studierenden sorgen für eine Belebung.<br />

(klammer auf, klammer zu: es passt wunderbar zur UBS, da arbeiten<br />

85% Männner und der Fraunenanteil an der PH ist 85%, das passt,<br />

oder!)<br />

Das sind ihre Kriterien wie sie einen Standort «Verkaufen»,<br />

oder?<br />

Ja, das hat damit zu tun<br />

Diese Kriterien sind allgemein, oder? Liessen sich diese auch auf<br />

andere Standorte übertragen?<br />

Ja, die beeinflussen dies einfach positiv<br />

4.] Im Gestaltungsplan gibt es einen Ausnutzungsbonus von 20'000<br />

m 2 , für den Anteil an Sondernutzung (also Schule) Diesen Teil beanspruchen<br />

wir zwar überhaupt nicht weil wir diese Ausnützung gar<br />

nicht fahren können. Aufgrund von, den Qualitätsansprüchen die im<br />

Gestlatungsplan postuliert sind.<br />

Mit diesen haben sie aber mal gerechnet?<br />

Ja, bis wir allerdings festgestellt haben dass Kees Christiaanse, mit<br />

2.80 Meter hohen Geschossen gerechnet hat, und im gleichen Volumen<br />

sehr viel mehr Fläche untergebracht hat. Also: wenn sie je<br />

mit einem holländischen Architekten planen, kontrollieren sie die<br />

Geschosshöhen. Ursprünglich haben wir mit 330'000 m2 Geschossfläche<br />

gerechnet. Aber den „holländischen“ Geschosshöhe ist so 1<br />

Geschoss über das ganze Areal zum Opfer gefallen. Somit kommen<br />

wir auf eine Geschossfläche von 270'000 m2 die wir jetzt zur Verfügung<br />

haben für den Gestaltungsplan.<br />

Beim System mit dem Nutzungsbonus für eine Sondernutzung tut<br />

es uns nicht weg wenn wir einen Mietzinsabschlag haben, da wie<br />

dann dafür mehr Quadratmeter erhalten. In diesem Falle nun, haben<br />

wir dafür aber auch einen erstklassigen Schuldner. Mit einem langfristigen<br />

Vertrag. Es sind 15 Jahre, mit Option auf 30 Jahre. Für uns<br />

bleibt praktisch kein Risiko dass die Miete eines Tages nicht kommt.<br />

Im Gegenssatz, räsuper, zu einer UBS die dann eines Tages vielleicht<br />

zahlungsunfähig ist. (lachen)<br />

5.] Dann haben wir [das hat wohl Mireille Blatter schon gesagt]<br />

Goodwill in der Öffentlichkeit im Abstimmungsprozess. Wie wichtig<br />

war der Goodwill? Das wussten wir damals noch gar nicht. Als wir<br />

aber gesehen haben dass wir in eine Volksabstimmung hineinlaufen<br />

werden, haben wir das realisiert, und dachten, gut haben wir einen<br />

Mieter mit einer positiven Ausstrahlung.<br />

War es nicht umgekehrt dass man zuerst einen «positiven» Mieter<br />

suchte, weil man wusste dass dies besser ist fürs Image?<br />

Nein, wir haben den Mieter gehabt, auch wenn nur gerade 10 Tage<br />

zwischen Mietvertragsabschluss und der Abstimmung im Gemeinderat<br />

gelegen haben. Und da hat man schon gemerkt dass es ein<br />

Referendum geben wird. Der Mietvertrag war da, aber wie gesagt,<br />

sowieso schon abgeschlossen und fertig ausgehandelt.<br />

6.] Und wir hatten so natürlich mal 40'000 m2 los gehabt. Das ist<br />

nicht zu unterschätzen wenn sie 270'000 m2 im totalen haben. Da<br />

sind sie einfach mal froh wenn das weg ist, sie haben ja dann noch<br />

genug zum vermieten. Wir haben jetzt noch m2. Wir sind laufend<br />

immer noch auf Mieter suche. Kurzfristig hat man so das Risiko auch<br />

einfach mal verkleinert. Damals war ja die Post noch dabei, und die<br />

haben lange den Wert von ihrer Liegenschaft hinter der Shilpost, die<br />

damals noch stand, ... , die hat nur einen Wert wenn sie eine Nutzung<br />

hat. Da meinte man noch man könne das mehr oder weniger<br />

intergrieren, den Altbau.<br />

Und langfristig habe ich ein Potential. Also wenn die PH auszieht,<br />

der Standort sonst floriert, dann kann jemand kommen der zahlungskräftiger<br />

ist als der Kanton, falls er es nicht mehr braucht. Falls<br />

er es noch braucht, kann er hier bleiben.<br />

Und auf diese 30 Jahre hinaus, wäre es wahrscheinlich auch<br />

amortiesiert? Oder?<br />

Ja, das stand nicht zu oberst. Die Wirtschaftlichkeitsrechnung geht<br />

natürlich auf eine gewisse Zeit. In 30 Jahren können wir wieder eine<br />

Investition in die Anpassung der Infrastruktur machen, ohen dass es<br />

ein Loch in den Sack reist.<br />

Auch mit dem jetzigen Mietzins den die PH bezahlt? Der ist ja<br />

nicht Marktkonform.<br />

Der ist Marktkonform, für Öffentliche Schulen an diesem Standort.<br />

Nicht für private. Für eine Öffentliche Schule ist es glaube ich, der<br />

höchste Mietzins der ein Kanton zahlt. Das Toni Areal der ZHDK ist<br />

sicher viel günstiger, und auch Winterthur. Diese Standorte sind<br />

günstiger. Aber dies hier ist auch der beste Standort. Naürlich, jetzt<br />

sicher mal von der Erschliessung her gesehen.<br />

Im Vergleich zu St.Gallen, ist das anders? Da gehört ja das Gebäude<br />

dem Kanton.<br />

Ja, das ist eine andere Konstrtuktion, hier hat man das nur kurz diskuiert<br />

das zu verkaufen. Das hat damit zu tun dass es nicht eine reine<br />

Schulnutzung ist. Sondern eben unten drinn noch diese Einkaufspassage<br />

ist, was uns erlaubt, unter anderem, die Schule hier hin zu<br />

nehmen, weil ich unten drinn noch 7000 m2 Detailhandelsnutzung<br />

habe. So habe ich eine Nutzungsüberlagerung. Und dies erlaubt es<br />

uns auch eher wieder darüber einen eher tieferen Mietzins zu haben.<br />

Weil ich im Sockel quasi einen zusätzlichen Ertrag habe.<br />

Frau Blatter hat uns darauf angesprochen das man bei der Entwicklung<br />

des Kasernenareals viel mit Partitipation arbeitet, ich<br />

nehme an bei Ihnen ist es mehr Kommunkikation, inwiefern berücksichtigen<br />

sie das Bedürfnis der Bevölkerung? Oder kommt<br />

hier das Marktbedürfnis mehr zum tragen? Sie haben in diesem<br />

Sinne ja keinen Auftrag zu Partizipation.<br />

Wir haben keinen öffentlichen Auftrag im Sinne dass wir für die<br />

Bevölkerung etwas entwickeln müssen, mit Mitwirkung. Allerdings<br />

haben wir den Bund, bzw. den Bundesrat als Aktionärsvertreter der<br />

uns im Leistungsauftrag gewisse Guidelines gibt. Und eine davon ist:<br />

Lautet wir sollen doch bitteschön mit den Gemeinden und Kantonen<br />

zusammenarbeiten. Das hat auch damit zu tun weil der Bund darauf<br />

angewiesen ist dass die Gemeinden und Kantone mit dem Bund<br />

im Bahnverkehr mit ihm zusammanearbeiten. Regionalverkehr wir<br />

eigentlich regional bezahlt. Insofern ist für uns die Nähe zu einem<br />

Kanton natürlich eher gegeben als für einen rein privaten Investor.<br />

Jetzt auf die PH bezogen.<br />

Sie haben also tatsächlich einen Auftrag.<br />

Ja, zur Zusammenarbeit, aber Zusammenarbeit impliziert nicht dass<br />

ich mit den Quariter Kreis 4 frage was sie gerne hätten. Wenn es<br />

nun der Stadt Zürich ein sehr grosses Anliegen ist dass wir partizipativ<br />

mehr arbeiten, dann machen wir das auch ein Stück weit. Zum<br />

Beispiel bei der Zollstrasse auf der anderen Seite der Geleise. Da<br />

haben wir das stärker gemacht. Hier an der EuropaAllee haben wir<br />

einfach informiert. Massgebend für uns ist, wie komme ich zu einer<br />

rechtskräftigen Bewilligung, und ein Projekt zu entwickeln dass es<br />

am Markt Erfolg hat.


INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />

Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />

SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />

Sie waren beim Projekt EuropaAllee von Anfang an dabei, wenn<br />

sie jetzt heute etwas anders machen würde, was wäre dies? Als<br />

Beispiel die Neugestaltung der Lagerstrasse.<br />

Das ist eigentlich eine städtische Frage.<br />

Das ist für sie wahrscheinlich ein kalter Tropfen auf den heissen<br />

Stein.<br />

Also, zur Lagerstrasse. Da haben wir mit der Stadt verhandelt. Die<br />

Stadt sagte, wir hätten gerne dass das Tram durch die Lagerstrasse<br />

fährt, und wir sagten ursprünglich, dass aus städtebaulichen Überlegungen,<br />

also nicht nur wir, sondern die ganzen Teams die hier mitgearbeitet<br />

habeb, es brauche keine 28 m breite Stasse. 22m oder 24<br />

würden auch reichen. Über die ganze Länge, wenn wir jetzt schauen,<br />

wieviel Land wir abtreten müssen, entspricht dies gerade diesen<br />

4-6 m welche man für diese Strasse nicht brauchen würde in der<br />

Breite. Und von da her gesehen muss man sagen, diese Verbreiterung<br />

macht man für das Tram, und nicht für die EuropaAllee. Und<br />

desshalb sagen wir, sorry, wir sind freiwillig zurück, weil die Stadt<br />

sagt sie wollen dieses Tram und hat aber vereinbart dass uns dies<br />

entschädigt wird. Und nur weil jetzt eine Partei sagt: «Nijet» gibt es<br />

für uns keinen Grund uns hier erpressen zu lassen. Es ist natürlich<br />

klar, fällt das Projekt bei der Volksabstimmung durch, müssen wir<br />

mit der Stadt wieder an einen Tisch sitzen und sehen was wir jetzt<br />

machen. Ich kann aber noch nicht sagen wass dann passiert. Aber<br />

defacto, ist es jetzt natürlich einfach auf uns, die SBB, einzuhauen,<br />

aber diese Strassenverbreiterung macht man für das Tram. Man hätte<br />

es günstiger haben können ohne Tram. Wieso soll eine EuropaAllee<br />

jetzt ein Tram finanzieren, welches ja eigentlich nur vorbeifährt.<br />

Ich brauche das nicht für die Erschliessung. Es ist schon schön ein<br />

Tram zu haben, ich sage, bzw. habe nichts dagegen ein Tram durch<br />

die Lagerstrasse fahren zu haben, das hat man damals schon gesagt,<br />

es binde dieses Gebiet auch nocheinmal ein, und macht es<br />

bekannter. Es gibt auch für uns einen Anreiz dazu ja zusagen, aber<br />

desswegen schenken wir jetzt nicht gerade das Land.<br />

Und sonst fragen sie, was würden sie anders machen, ich würde die<br />

Geschosshöhe bei den Holländern genauer anschauen. Wir haben<br />

320'000 m 2 , und von da haben wir dann zurück gerechnet wieviele<br />

Parkplätze das gibt, respektive wie viele Parkplätze sind zulässig pro<br />

m2 Nutzfläche, und wenn ich jetzt weniger Nutzfläche baue, habe<br />

ich auch weniger Parkplätze zu gute. Nach UVP könnten wir eigentlich<br />

mehr bauen, wir werden vorraussichtlich im Endausbau weniger<br />

Verkehr haben als vorher mit dem Postversandzentrum. Das ist noch<br />

eindrücklich, wenn man mit so einer Dichte weniger Verkehr generiert.<br />

Das müssen wir aber noch genau verifizieren. Vorraussichtlich<br />

ist das aber so. Früher sind da pro Tag 2000 Lastwagen rausgefahren<br />

und viele private, die Ihre Massenversande gemacht haben. Das war<br />

ja eine Industrieanlage mit relativ hohem Verkehrsaufkommen. Wir<br />

haben jetzt ein relativ tiefes Verkehrsaufkommen welches durch die<br />

Europaallee selber ausgelöst wird. Denn alle die hier sind, fokusieren<br />

auf den ÖV und haben auch zu wenige Parkplätze als dass sie anders<br />

könnten. In Zukunft würde ich höchstens probieren die Parkierungsanlagen<br />

anders zu arangieren. Jetzt sind sie Baufeld für Baufeld<br />

arangiert, da könnte man sicher etwas gewinnen, würde man es<br />

übergeordnet anschauen. Hat aber auch damit zu tun, da wir nicht<br />

wussten, bauen wir alles selber oder verkaufen wir Baufeld für Baufeld.<br />

Absolut hohe Unabhängikeit wurde damals höher gewichtet.<br />

Es war in diesem Falle mal geplant alles eine GU zu verkaufen,<br />

oder...?<br />

GU haben wir so oder so. Wir bauen mit GU, die Idee war es die<br />

Baufelder an einen Investor abzutreten. Das Baufeld der UBS ist verkauft,<br />

gehört also der UBS. Der ganze Rest, behalten wir jetzt aber<br />

selbst. Es wäre aber jederzeit möglich zum Beispiel an eine Versicherung,<br />

Immobilienfonds oder ähnliches zu verkaufen. Ist aber nicht<br />

geplant im Moment. Ausser die Stockwergeigentümer sind natürlich<br />

weg. [Nachfrage: sie meinen bei den Wohnungen: Ja]<br />

War es denn am zu Beginn des Projekts gedacht dass man alle<br />

Baufelder verkauft?<br />

Es war eben gedacht dass man viel mehr verkauft. Wir haben dann<br />

mit dem Kanton darüber gesprochen was wäre denn wenn wir verkaufen,<br />

der Kanton meinte dann dass sie ein Vorkaufsrecht auf die<br />

Liegenschaft wollen. Mit der SBB als Eigentümerin sei es ihnen zwar<br />

«wohl» aber nicht unbedingt mit jedem anderen Mieter sonst. Da<br />

wird dann eben noch einmal differenziert, obwohl wir uns eigentlich<br />

in der Selbstwahrnehmung nicht so differenzieren. Die Kantone wissen<br />

genau, dass sie dann zum CEO der SBB gehen können und ihm<br />

sagen wir zahlen nichts mehr an die S-Bahn drann. Und dann gibt<br />

es eine Mietverlängerung mit dem Kanton. Hier sind die Abhängigkeiten<br />

hoch. Was vielleicht bei einer rein privaten Immobilien Firma<br />

so nicht der Fall wäre. Es hat sich dann erst mit der Zeit entwickelt<br />

dass man sagte, nein es ist eine Chance für die Unternehmung SBB<br />

die Finanzkraft zu stärken über wiederkehrende Erträge in dem man<br />

hier in der Europaallee investiert.<br />

Was gefällt ihnen an der EuropaAllee persönlich am besten? Wo<br />

gehen sie am liebsten hin?<br />

Auf den Campusplatz, mir gefällt die städtebauliche Konstruktion<br />

mit diesem erhöhten Platz vor der PH sehr gut. Den finde ich nach<br />

wie vor sensationell. Der Innenhof der UBS ist ähnlich, ein Hof der<br />

eine ganz hohe Dichte hat aber gleichzeitig auch ein Aussenraum ist<br />

mit einer ganz hohen Aufenthaltsqualität. Ruhige Räume, geschützte<br />

Räume, unmittelbar mitten drinn. Und öffentlich zugänglich. Am<br />

meisten Freue habe ich wenn die Studenten zum Beispiel eine Band<br />

organisieren. Wenn ich dann jeweils Führungen habe, muss ich sagen,<br />

entschuldigen sie, heute kann ich nichts sagen, die Band spielt<br />

heute. Das ist genau dass was wir uns wünschen, dass es spontanes<br />

Leben rein gibt. Das geht an solchen Orten ohne solche Räume<br />

nicht. Stellen sie sich vor, direkt neben dem Hauptbahnhof spontan<br />

ein Konzert zu machen. Wäre es offen gegen aussen, kommen die<br />

Nachbarn mit klagen usw. und so ist es möglich. Ausserhalb hören<br />

sie nichts. Ist ein gewisser Aufwand das zu machen, und nach Hausordnung<br />

auch nicht immer erlaubt, aber das gehört dazu.<br />

Wo gehen sie am wenigsten gerne hin?<br />

Eigentlich gehe ich überall gerne hin... was ist am wenigsten gelungen,<br />

meinen sie?<br />

Mhhm ja, vielleicht wo haben sie sich am ehesten eine andere<br />

Nutzung vorgestellt wie sie jetzt ist.<br />

Ich denke, die Seitengassen, die sind schon noch kritisch. Die sind<br />

jetzt wirklich einfach nur funktional. Ich finde sie räumlich spannend,<br />

10 m breit und 30 m hohe Fassaden dran, aber die hat man fast ein<br />

bisschen Stiefmütterlich behandelt. Man hat auch nicht vorgesorgt<br />

dass da mal etwas entstehen könnte. Dort wird nie gross Betrieb<br />

drinnen sein. Das ist, ich sage mal ein Sorgenkind. Das könnte schon<br />

mal noch kritisch werden, in Zukunft, zum Beispiel in Randzeiten.<br />

Hätte man da im EG mehr öffentliche Nutzungen machen müssen?<br />

Jein, geht fast nicht. Ich kann nicht überall Nutzungen machen. Man<br />

muss sie fokusieren, oder. Es ist auch so, dass ein Innenhof wie von<br />

einer UBS nicht auch noch viele Geschäfte drinn haben kann. Das<br />

geht einfach nicht. Oder. Es braucht irgendwo auch die Logistik.<br />

Zum Beispiel, Garageneinfahrte, die braucht es einfach.<br />

Hat der Kanton wirklich keine eigene <strong>Standortevaluation</strong> durchgeführt?<br />

Man soll dem Kanton jetzt hier auch nicht mehr Unrecht antun als<br />

nötig. Er hat sich schon überlegt, das er die PH eher im Zentrum<br />

will, und die ZHDK eher weiter aussen. Er liebäugelte lange mit der<br />

Kaserne, für die PH. Ist da allerdings einfach nicht weitergekommen.<br />

Das war dann eigentlich die Chance für uns da einzuhaken.<br />

Die PH ist nun für sie der Wunschpartner? Haben sie nicht erst<br />

ETH und UNIZH angefragt? Hat das etwas mit Bundeshirearchien<br />

zu tun?<br />

Nein, nein. Wir haben einfach gesagt es könne nicht grad eine Primarschule,<br />

Sekundarschule und auch keine Kantonsschule. Wir sagten<br />

dass sein ein universitärer Standort. Es gibt ein Swiss-Banking<br />

und Finance Institute an der UniZH, welches heute in die Uni integriert<br />

ist. Die Europaalllee wäre ein super Standort. Die Nähe zu Banken,<br />

..., also auch im Sinn eines Aushängeschildes, einer Austauschplattform.<br />

Sowohl Uni als auch ETH waren da gleicher Meinung, im<br />

theoretischen Ansatz. Doch, das wäre noch toll aber eingestiegen<br />

sind dann beide nicht. Laut Wolfgang Annighöfer, haben sie sich<br />

nun ein paar Jahre später geärgert dass sie das damals nicht gemacht<br />

haben. Insbesondere die UNI, die dann merketen dass ihre<br />

Bedürfnisse an Raum doch grösser sind als erwartet. Und dass genau<br />

ein solch zentraler Standort eine Chance wäre, im Sinne von: Dass


INTERVIEW SBB IMMOBILIEN<br />

Spontaninterview mit Andreas Steiger | 21. November 2013<br />

SBB Immobilien [Development Zürich] | Projektleiter Europaallee<br />

man aus verschiedenen Standorten hier rasch zusammen kommt.<br />

Für übergeordnete Geschichten, wenn jemand aus dem Zentrum<br />

raus in den Irchel hoch muss, geht es gleich gut oder schlecht wie<br />

wenn er hier hin muss. Allerdings wären die aus Rapperswil schneller<br />

hier. Schlussendlich war es dann aber so wie es heute ist. Annighöfer<br />

war der erste den angebissen hat. Wir würden heute nichts mehr<br />

anders wollen. Die PH ist eine gute Schule.<br />

Was jetzt noch dazukommt, wir als SBB haben immer wieder Anfragen<br />

für Räume hier an der Europaallee. Zum Beispiel diesen Raum<br />

hier, hin der Shilpost, den haben wir noch zwei Wochen. Dann wird<br />

hier mit dem Umbau begonnen. Ich verweise solche Anfragen für<br />

Miet-Räume nun immer an die PH, die vermieten ja ihre Räume in<br />

den Leerzeiten noch so gerne.<br />

Die Mieter, die sie jetzt in den Sockelgeschossen haben, da sind<br />

sie vom Mieterwechsel relativ stabil, oder?<br />

Bis auf eine Fläche, ja.<br />

In diesem Sinne eine positive Entwicklung, da auch?<br />

Das Risiko welches wir generell haben: Die Europaallee wird 2020<br />

fertig sein, im Endausbau. Die erste Eröffnung habe ich allerdings<br />

acht Jahre früher. In dern Köpfen, gibt es keine acht Jahre lange<br />

Eröffnung. Das gibt es einfach nicht. Entweder ist etwas hier oder<br />

nicht. Es gibt nur Schwarz/Weiss. Darunter leider natürlich die Geschäfte.<br />

Die müssen jetzt mit dem was bereits besteht geschäften<br />

und können nicht sagen kommt doch zu uns, in acht Jahren hat es<br />

dann noch viel mehr Leute, es wird zusammenhängend, ruhig und<br />

schön sein. Die Mieter müssen einen gewissen schnauf haben.<br />

Sind dementsprechend auch die Mietpreise so angepasst?<br />

Ja, das sind Stafelmieten. Und auch Umsatzabhängige Mieter. Das<br />

heisst: Wir haben eine tiefe Mindestmiete die dann zusätzlich noch<br />

gestaffelt ist. Erst wenn ein gewissen Umsatz überschritten wird,<br />

dann müssen die Mieter mehr bezahlen. Ihr Risiko ist unser Risiko,<br />

wir verdienen auch nicht mehr wenn sie nicht mehr verdienen.<br />

Das wäre aber die Idee gewesen?<br />

Ja, das wäre so ein wenig die Idee dahinter. Da haben wir dann aber<br />

gesagt dafür bräuchte es noch Velo, Golf, ... und das wird dann allzu<br />

randportlastig.<br />

Dann müsste man ja dann auch fast schon mit dem Auto kommen<br />

können.<br />

Ja, je nach dem. Wir haben 22 Parkplätze, aber das reicht nicht weit.<br />

Gleichzeitg brauchen wir ein Grundangebot an Lebensmitteln. Dies<br />

führte dann zum Coop. Der Transa wurde eigentlich viel grösser als<br />

ursprünglich gedacht. Dass hat dann auch wieder viel Mietermix gefressen.<br />

Es kamen dann noch die Rollbrettliläden dazu...<br />

Also kann man sagen die Vermietung ist noch ein laufenden<br />

Prozess?<br />

Ja, das wird sich entwickeln, über die nächsten Jahre und Jahrzehnte.<br />

Es ist die Frage ob es ein Schwerpunkt bliebe, Sport und Outdoor,<br />

oder geht es zum Beispiel einfach Richtung Bekleidung. So wichtig<br />

ist das nicht. Wichtig ist dass wir nicht etwas machen was es schon<br />

x-fach gibt. Eine gewissen Einzigartigkeit haben, denn wir müssen<br />

uns abgrenzen. Wir können nicht das gleiche machen was es an<br />

der Bahnhofstrasse schon gibt. Unser Vorteil ist: Wir haben grössere<br />

Flächen für ein Thema als es an der Bahnhofstrasse möglich ist. Ein<br />

Ochsner wird mittelfristig auch besser laufen wenn die ganze Europaallee<br />

fertig ist. Im Moment läuft der noch nicht so toll. Gut, der<br />

hat im Laden auch ein relativ langweiliges Konzept, dass darf man<br />

aber natürlich auch nicht laut sagen. Transa und Ochsner konkkurenzieren<br />

sich ja untereinander nicht. Ich rate einfach nicht am Samstag<br />

Nachmittag in den Transa zu gehen, die Beratung ist unter der<br />

Woche besser. Das Angebot in der EuropaAllee ist gut, ich glaube<br />

das kommt schon noch.<br />

Dieses System endet dann aber am Ende der Bauzeit?<br />

Ja, die Staffelmiete endet dann. Die Umsatzmiete bleibt aber. Wir<br />

haben Interesse dass es ihnen gut geht und sie haben von sich aus<br />

Interesse dass es ihnen gut geht. Sie verdienen ja wenn sie mehr<br />

Miete zahlen müssen, bei diesen relativ kleinen Prozentsätzen, trotzdem<br />

besser. Die führte dazu dass wir diesen Mix haben welchen wir<br />

jetzt haben. Einen Transa und einen Ochsner, das sind grundsätzlich<br />

Geschäfte zu denen sie gehen wenn sie etwas haben müssen. In<br />

der Kombination mit den Geschäften haben wir uns versprochen<br />

dass sich die Kunden sagen, ich brauche eine Jacke, weiss aber noch<br />

nicht genau von wo, irgendwo in der Europaallee werde ich dann<br />

eine finden. So als Sportfachschwerpunkt funktioniert es allerdings<br />

nicht wirklich.

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