GESTALTUNG | SAALBAU - TrockenBau Akustik
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© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2009. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.<br />
<strong>GESTALTUNG</strong> | <strong>SAALBAU</strong><br />
Stein von innen. Die Form des Innenraums ist<br />
von der Außenhaut auf den Innenraum übertragen<br />
worden. Ein <strong>Akustik</strong>vlies sorgt für die Dämpfung<br />
des Nachhalls.<br />
Außenansicht. Architektonisches Highlight des Medienhauses k42<br />
am Ufer des Bodensees ist ein kieselförmiger Veranstaltungssaal,<br />
der zu einem Drittel aus dem Gebäude herausragt.<br />
Innenansicht. Für rund 100 Besucher bietet der „Kiesel“ des<br />
Medienhauses k42 Platz. Das Objekt dient inzwischen als Informationszentrum,<br />
Veranstaltungsarena und Vortragssaal.<br />
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<strong>TrockenBau</strong> <strong>Akustik</strong> | 1/2009
© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2009. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.<br />
<strong>GESTALTUNG</strong><br />
Fotos: Rigips / DTB / Marcus Buck<br />
Im runden Stein<br />
Raum in Raum | Highlight des Medienhaus k42 in Friedrichshafen ist ein der<br />
Form eines Steins nachempfundener Veranstaltungssaal – der so genannte<br />
„Kiesel“. Für die Ausführung der gebogenen Decken- und Wandkonstruktionen<br />
ergänzte das Ausbau-Unternehmen die Unterkonstruktion durch Holzelemente<br />
und setzte Formplatten aus Gipsfasermaterial ein.<br />
Einst als „Salzstadelgebäude“ Umschlag-<br />
und Lagerplatz im Salzhandel<br />
des Mittelalters, wurde das Objekt 1967<br />
von einer Bank genutzt, stand aber seit<br />
2002 leer, bis der Gemeinderat der Stadt<br />
Friedrichshafen im Jahr 2004 beschloss,<br />
das Gebäude in ein kombiniertes Geschäfts-<br />
und Medienhaus, das heutige Medienhaus<br />
k42, umzuwandeln. Es begannen<br />
umfangreiche Umbauarbeiten. Nach nur<br />
zweijähriger Bauzeit konnte das dreistöckige<br />
Geschäftshaus mit Verkaufs- und<br />
Büroflächen, Wohnungen, Stadtbibliothek,<br />
Veranstaltungsbereich und Gastronomieangeboten<br />
in Betrieb genommen<br />
werden. Rund 1 750 m 2 Verkaufsf läche,<br />
560 m 2 Bürofläche sowie 14 Wohnungen<br />
entstanden.<br />
Das architektonische Highlight des<br />
neuen Medienzentrums ist der so genannte<br />
„Kiesel“, der zu einem Drittel aus dem<br />
Gebäude herausragt. Dieser Solitär im<br />
Grenzbereich von außen und innen ist eine<br />
komplexe architektonische Konstruktion<br />
Im Plan. Der Kiesel ist eine klassische, wenn auch ungewöhnliche Leichtbaukonstruktion,<br />
die mit den Techniken des Dachgeschossausbaus realisiert wurde.<br />
<strong>TrockenBau</strong> <strong>Akustik</strong> | 1/2009 9
© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2009. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.<br />
<strong>GESTALTUNG</strong> | <strong>SAALBAU</strong><br />
Beginn des Ausbaus. Errichtet wurde der „Kiesel“ in einer<br />
bislang einzigartigen Konstruktion aus Stahlbetonskeletttragwerk<br />
und Glasfaserbeton-Fassadenelementen.<br />
Maßarbeit. Jedes zu montierende (Innen-)Element war ein<br />
Unikat. Standardisierte Arbeitsabläufe konnte es aufgrund<br />
der unterschiedlichen Radien der Rundungen nicht geben.<br />
Technik des Dachgeschossausbaus. Nachdem die Außenschale gesetzt<br />
war, wurde, wie bei einem Dachgeschossausbau, eine luftdichte<br />
Ebene mit Hilfe einer Dampfsperrfolie eingebracht.<br />
Gipsfaserplatten im Einsatz. Da die Radien extrem eng waren,<br />
entschied sich DTB für den Einsatz von GF-Platten (Riflex),<br />
da das Material unempfindlicher gegen Biegebrüche ist.<br />
in Leichtbauweise. Die Raumzelle selbst<br />
ist eine Stahlbetonkonstruktion, die aus<br />
eigens gegossenen Betonfertigteilen besteht.<br />
Auf die Stützen und Streben wurde<br />
eine Außenhaut aus Glasfaserbetonplatten<br />
aufgeschraubt. Das Verfahren erinnerte<br />
an ein Puzzle aus 120 unterschiedlichen<br />
Scheiben. Um die Form dieser Elemente<br />
aus der nichtgeometrischen Silhouette<br />
überhaupt gewinnen zu können, fertigte<br />
man zunächst ein Styropor-Modell im<br />
Maßstab 1:1 an, das in Einzelteile zersägt<br />
wurde. Diese wiederum dienten als Vorlage<br />
für die Herstellung der Fassadenplatten.<br />
Der Außenradius wurde 1:1<br />
nach innen projiziert<br />
Als die äußere Hülle montiert war,<br />
wurden die Radien der Außenform nach<br />
innen projiziert, um sicherzustellen, dass<br />
der Innenradius in jedem Segment parallel<br />
zum Außenradius läuft. Jede Platte der<br />
Innenbeplankung war damit ebenfalls ein<br />
Unikat. Standardisierte Arbeitsabläufe<br />
konnte es also nicht geben. Mit dieser Vorgabe<br />
hat DTB-Donau-Trocken-Bau die Arbeiten<br />
im Innenausbau übernommen, die<br />
nach den Kriterien eines Dachgeschossausbaus<br />
durchgeführt wurden.<br />
Im ersten Schritt wurde eine Dampfsperre<br />
als Luftdichtheitsebene eingebracht<br />
und verklebt. Anschließend bauten die<br />
Monteure die Unterkonstruktion. Diese<br />
ist eine Kombination aus Metallprofilen<br />
und Holzlatten. In den stark gekrümmten<br />
Bereichen hat man auf eine Holzkonstruktion<br />
aus Dachlatten zurückgegriffen, in den<br />
flacheren Abschnitten wurde mit klassischen<br />
C-Profilen aus Metall gearbeitet.<br />
Warum es zu diesem ungewöhnlichen<br />
Unterkonstruktion-Mix kam, schildert<br />
Wolfgang Hill, Geschäftsführer bei DTB-<br />
Donau-Trocken-Bau und für die Baustelle<br />
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<strong>TrockenBau</strong> <strong>Akustik</strong> | 1/2009
© Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2009. Jede Vervielfältigung und Verbreitung ohne Zustimmung des Verlags ist unzulässig.<br />
<strong>GESTALTUNG</strong> | <strong>SAALBAU</strong><br />
Mehr Geschäftsraum. Nachdem das Gebäude jahrelang leer stand, bietet es<br />
jetzt wieder zahlreichen Geschäften und Gastronomieeinrichtungen Raum.<br />
Nicht nur „Kiesel“. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde das Gebäude mit<br />
rund 1 750 m 2 Verkaufsfläche und 560 m 2 Bürofläche in Betrieb genommen.<br />
am Bodensee verantwortlich: „Diese ungewöhnliche<br />
Unterkonstruktion ist dem<br />
enormen Zeitdruck geschuldet. Die Dachlatten<br />
waren leichter auf den engen Radius<br />
zu biegen, weil sie weder passend geschnitten<br />
noch vorgefertigt werden mussten.“<br />
Geschlossen wurde die Konstruktion<br />
mit zwei Lagen Gipsfaserplatten. Eingesetzt<br />
wurden 6-mm-Formplatten aus<br />
Gipsfaser-Material (Riflex). Durch „Schütteln“<br />
werden die eingelegten Glasvliese gedehnt<br />
und die 1,20 x 2,40 m große Platte<br />
wird elastisch. Mit diesen Platten können<br />
Krümmungsradien von bis zu 600 mm<br />
erreicht werden.<br />
Warum aber Gipsfasermaterial und<br />
nicht Gipsbauplatten? Wolfgang Hill:<br />
„Während die Dachlatten dem enormen<br />
Zeitdruck Rechnung tragen, ist dies eine<br />
Entscheidung, die der ungewöhnlichen<br />
Form der Raumzelle geschuldet ist. Die<br />
Biegeradien der Wand- und Deckenplatten<br />
liegen an vielen Stellen unterhalb der<br />
Elastizitätsgrenze sowohl der Gipskartonplatten<br />
als auch der Gipsfaserplatten.<br />
Formteile hätten wegen der unregelmäßigen<br />
Oberfläche keinen Sinn gemacht.<br />
Also musste man die Platten für die ganz<br />
engen Radien über die Elastizitätsgrenze<br />
biegen und brechen. Und dabei verhält<br />
sich die GF-Platte gutmütiger als eine GK-<br />
Platte. Wenn man eine GK-Platte bricht,<br />
dann verliert sie schnell ihre Stabilität.<br />
Bei einer GF-Platte, gerade wenn man sie<br />
segmentweise bricht, ist das nicht der Fall.<br />
Wir haben dann die Platten streifenweise<br />
gebrochen, aufgeschraubt und anschließen<br />
mit Hilfe einer Lehre wieder auf die<br />
exakt runde Form gespachtelt.“<br />
Als Endoberfläche ist auf einer Länge<br />
von rund 10 m ein 15 mm starkes<br />
schwarzes <strong>Akustik</strong>vlies eingebaut, das dafür<br />
sorgt, dass die <strong>Akustik</strong> auch in diesem<br />
schalltechnisch problematischen Raum<br />
funktioniert. Neben den Trockenbauarbeiten<br />
im kieselförmigen Veranstaltungssaal<br />
übernahm die DTB-Donau-Trocken-<br />
Bau GmbH aus Rennertshofen auch den<br />
Innenausbau der Büro- und Geschäftsbereiche<br />
des Medienhauses k42. <br />
BAUTAFEL<br />
Objekt:<br />
Medienhaus K42<br />
Bauherr:<br />
Stadt Friedrichshafen und Matthäus<br />
Schmid, Baltringen<br />
Planer:<br />
Matthäus Schmid, Baltringen<br />
Trockenbau:<br />
DTB-Donau-Trocken-Bau, Rennertshofen<br />
Fachberater Trockenbausysteme:<br />
Stefan Tiedeken, Saint-Gobain Rigips<br />
www.trockenbau-akustik.de<br />
› Archiv<br />
– Raum-in-Raum-System<br />
– Gebogene Wand<br />
– Gipsfaserdecke<br />
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<strong>TrockenBau</strong> <strong>Akustik</strong> | 1/2009