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Rubriktitel<br />
umwelt<br />
umwelt<br />
Aufsehen erregte der einstige Bergbauer Sepp Holzer anfangs durch seine<br />
markigen Sprüche. Bewunderung und Akzeptanz erlangte er durch seine fundierten<br />
und nachhaltigen Umweltprojekte. Er ist längst nicht mehr nur der<br />
berüchtigte „Agrar-Rebell“, sondern gilt inzwischen mit seiner „Holzer’schen<br />
Permakultur“ als ökologischer Visionär – weltweit. Neben seinem Krameterhof<br />
im Salzburger Lungau lebt und lehrt der Agrar-Ökonom seit einem Jahr nun<br />
auch am Holzerhof nahe Jennersdorf im Burgenland. In Malibu ist er gerade<br />
damit beschäftigt, die karge 25-Hektar-Ranch von Ex-Skistar Klaus Heidegger<br />
in fruchtbares Land zu verwandeln, in Frankreich gestaltete er eben einen<br />
neuen Öko-Park rund um ein altes Schloss und im Ural baut er ab November<br />
ein Öko-Dorf. Wir haben mit dem Experten über die Umweltverträglichkeit<br />
von Golfplätzen gesprochen.<br />
www.seppholzer.at<br />
Sepp Holzer (Foto rechts) im Interview<br />
Sind Golfsport und Umwelt für Sie zwei unvereinbare Begriffe?<br />
Nicht unbedingt, denn man kann die Anlagen dafür auch umweltfreundlich<br />
gestalten. Mit dem Ablehnen allein kommt man zu keinen Lösungen. Also<br />
liegt es an den Betreibern, nach Möglichkeiten zu suchen, einen möglichst<br />
naturnahen Platz zu bauen.<br />
Golf als nachhaltige Wissenschaft<br />
In Deutschland gibt es sie bereits, die Golfanlagen, die das Zertifikat „Golf & Natur“<br />
tragen – über 140 sind es in den vergangenen Jahren geworden. Einer dieser Vorzeigeplätze<br />
mit dem wertvollen Umwelt-Prädikat des DGV ist WinstonGolf, eine<br />
auf 202 Hektar parkähnlich in die Naturlandschaft eingebettete 45-Loch-Anlage<br />
in Mecklenburg-Vorpommern. Doch hier kann man nicht nur in naturbelassener<br />
Landschaft golfen, sondern es wird hier seit zwei Jahren auch gelehrt und doziert,<br />
wie man einen Platz plant, managt und ganz im Sinne der Natur pflegt. Einer der<br />
prominentesten Dozenten an der Hochschule des Golfbetriebes ist Al Turgeon, Professor<br />
emeritus an der Pennsylvania State University, der weltweit als einer der<br />
renommiertesten Fachleute, ja als „Papst“ für die Pflege von Golfplätzen gilt. „Wenn<br />
man es richtig macht, gibt es in den meisten Fällen nach dem Bau eines Platzes<br />
eine größere Artenvielfalt, wenn dort vorher intensive Landwirtschaft betrieben<br />
wurde“, weiß der Experte und ergänzt, dass jeder Golfer seinen Öko-Beitrag leisten<br />
kann, indem er vorzugsweise zertifizierte Plätze bespielt und umweltfreundlichen<br />
Clubs beitritt.<br />
Wie grün<br />
sind Grüns?<br />
Welche Möglichkeiten gibt es da?<br />
Nun, das eigentliche Green rund ums Loch wird man nicht vermeiden können,<br />
da muss der Rasen kurz geschoren sein, aber auf den Fairways und im<br />
Gelände drumherum, den extensiv genutzten Flächen, könnte man einen sogenannten<br />
Duftrasen anpflanzen, der aus widerstandsfähigen Kräutern, wie<br />
Thymian, Majoran, Quendel etc. besteht, das wächst dicht zu und sieht nicht<br />
nur gut aus, sondern duftet unglaublich gut und bietet den Insekten einen<br />
natürlichen Lebensraum. Das ist robuster Rasen, der keinen Dünger braucht.<br />
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Text: Claudio Honsal<br />
Sind der Golfsport und Umweltschutz<br />
unter einen Hut zu bringen?<br />
Naturschützer laufen<br />
immer wieder Sturm gegen<br />
geplante Golf-Anlagen. Wir<br />
fragten nach beim „Agrar<br />
Rebellen“ und Ökologen Sepp<br />
Holzer und staunten nicht<br />
schlecht, dass ausgerechnet<br />
US-Superstar Justin Timberlake<br />
den vielleicht ökologischsten<br />
Golfplatz sein eigen nennt.<br />
Fotos: Tom Munro/Sony, Hagspiel, beigestellt<br />
»Auf Golfplätzen sollten Ruheinseln und Zonen<br />
geschaffen werden, wo sich Spieler und<br />
Begleitpersonen in der Natur entspannen können, die<br />
natürliche Umwelt erleben und sehen können.«<br />
Was würden Sie im Sinne der Holzer’schen-Permakultur-Methode noch<br />
ändern?<br />
Man könnte auf Golfplätzen seltene Obstbäume und Sträucher pflanzen, die<br />
für Boden, Insektenwelt und Vögel von Vorteil wären. Gerade die heimi sche<br />
Fauna und Flora leidet durch die ausschließlich optische Gestaltung eines<br />
Platzes enorm und natürlich auch durch die unnötigen riesigen Flächen, die<br />
mit Monstermaschinen abgemäht werden müssen. Statt Seen, die nur für das<br />
Auge des Betrachters angelegt sind, müsste man Trockenbiotope mit Steinplatten<br />
anlegen, die optisch eine Aufwertung bringen und der Tierwelt neuen<br />
Lebensraum schaffen würden.<br />
Wie würden Sie einen nachhaltigen Golfplatz errichten?<br />
Da muss man von verschiedenen Parametern ausgehen: Zum einen muss er<br />
natürlich gut erreichbar sein. Dann sollte die Topographie stimmen, damit<br />
man nicht zu viel Erde bewegen muss. Möglichst naturnah und wo zum Beispiel<br />
Landwirtschaft aufgegeben wird, wie zum Beispiel auf alten Maisfeldern,<br />
die man wieder sinnvoll rücknaturalisieren könnte.<br />
Sie spielen selbst nicht Golf. Was kommt Ihnen beim Begriff Golfplatz in<br />
den Sinn?<br />
Nun, neben dem Spiel an sich sehe ich den Golfplatz vor allem als Erholungsraum<br />
für den Spieler. Es sollten Ruheinseln und Zonen geschaffen werden,<br />
wo sich Spieler und Begleitpersonen in der Natur entspannen können, die<br />
natürliche Umwelt erleben und sehen können. Leben, Erleben und Beobachten<br />
sollte möglich werden. Ich würde auch allgemeine Regeln aufstellen, dass<br />
man vom Golfer mehr Naturverbundenheit einfordert und so das Image des<br />
Sports und der Anlagen aufbessert. Ökologische Golfplätze mit vernünftigen<br />
Zertifikaten wären da schon ein großer Schritt. Man sollte sich vom Stress des<br />
Spiels noch auf dem Platz regenerieren und erholen können inmitten einer –<br />
so gut es möglich ist – intakten Natur. Eine Vision, die nicht unmöglich ist.<br />
Österreichischer Golfverband plant<br />
„Golf & Natur“-Zertifikat<br />
2015 soll auch in Österreich ein ähnliches Zertifizierungssystem, das sich an dem<br />
Konzept des DGV „Golf & Natur“ orientiert, eingeführt werden. „Man hat auf jedem<br />
Golfplatz die Möglichkeit, eine ökologische Aufwertung zu erreichen, und genau<br />
das ist unser Ziel, welches wir mit einem Umwelt-Komitee aus Experten, Greenkeepern,<br />
Platzbetreibern und dem Umwelt-Ministerium gerade erarbeiten“, verrät<br />
der Umweltbeauftragte des ÖGV, Dipl.-Ing. Armin Haderer, die umweltfreundlichen<br />
ÖGV-Pläne.<br />
Rund ein Drittel der heimischen Golfanlagen haben ihr Interesse bereits bekundet,<br />
etliche heimische Vorzeigeanlagen erfüllen jedenfalls die Anforderungen des nachhaltigen<br />
Zertifikats.<br />
Vögel lieben Golf<br />
Am Beispiel eines Golfplatzes in Osttirol und durch wissenschaftliche Arbeiten aus<br />
der Schweiz wurde aufgezeigt, dass Golfplätze durchaus mit Naturschutzzielen<br />
vereinbar und diesen sogar förderlich sind. So entstanden auf dem erwähnten<br />
Golfplatz neue Tier-Lebensräume von hohem naturkundefachlichem Wert.<br />
Einen Hinweis auf die vogelkundliche Bedeutung gibt die festgestellte Artenzahl des<br />
entsprechende Gebietes: Sowohl die Gesamtzahl der nachgewiesenen Vogelarten<br />
als auch die Zahl der Brutvogelarten haben nach dem Golfplatzbau zugenommen:<br />
Gesamtzahl Vogelarten: + 31,7 %<br />
1995 / vor dem Golfplatzbau: 41<br />
2004 / fünf Jahre nach Betriebaufnahme des Golfplatzes: 54<br />
Brutvogelarten: + 23,5 %<br />
1995 / vor dem Golfplatzbau: 34<br />
2004 / fünf Jahre nach Betriebaufnahme des Golfplatzes: 42<br />
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<strong>players</strong> | HERBST 2014<br />
<strong>players</strong> | HERBST 2014