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Kinderyoga - Sandra Cammann

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in Balance Yoga<br />

<strong>Kinderyoga</strong><br />

Kleine Kinder lieben Rollenspiele.<br />

Mit Katze, Hund,<br />

Löwe und Baum lernen sie<br />

spielerisch die Vorteile von<br />

Yoga kennen – den Körper<br />

zu beherrschen, sich zu<br />

konzentrieren und letztlich<br />

zu entspannen!<br />

Text: <strong>Sandra</strong> <strong>Cammann</strong><br />

Seit Lara zwei Jahre alt ist, imitiert sie mich bei<br />

fast jeder Bewegung, die ich mache, zum Beispiel<br />

bei meiner Yogapraxis im Wohnzimmer. Da ich<br />

dabei meist sehr konzentriert bin, bekomme ich<br />

kaum mit, was sie in dieser Zeit macht. Jedenfalls<br />

stehe ich eines Tages in der Küche und Lara<br />

ruft mir zu: „Mama guck mal, was ich kann!“<br />

Sie zeigt mir Yogaübungen und sagt mit einem<br />

verschmitzen Lächeln: „Ich mache Sportarbeit.<br />

Yoga. Ist das nicht toll?“ Mittlerweile ist sie drei<br />

Jahre alt und kann manche Übungen schon erstaunlich<br />

gut. An dem Spruch „sportliche Mütter<br />

haben sportliche Kinder“ scheint also was<br />

Wahres dran zu sein. Oder ist alles nur Zufall?<br />

Was Lara an Übungen nachturnt bringt sie sich<br />

selber bei. Vielleicht gebe ich ihr mal den ein<br />

oder anderen Tipp, aber richtig „anleiten“ darf<br />

ich sie gar nicht. Das Rollenspiel beim Yoga ist<br />

spielerisch, hat nichts mit Technik zu tun und<br />

ist alles andere als philosophisch-religiös. Es<br />

macht ihr lediglich eine Menge Spaß in andere<br />

Rollen zu schlüpfen!<br />

Was wir zu Hause machen, kann man noch<br />

nicht wirklich „<strong>Kinderyoga</strong>“ nennen – es ist<br />

eher ein spielerisches Yogaüben für zwischendurch.<br />

Länger als 5 Minuten ist sie nicht dabei,<br />

dafür praktiziert sie immer mal ein paar Übungen<br />

nebenbei und besonders dann, wenn ich es<br />

„vormache“.<br />

Eine echte <strong>Kinderyoga</strong>stunde wird angeleitet<br />

und hat natürlich eine Struktur. Meist beginnt<br />

ein Kurs ab dem 5. Lebensjahr. Eingeleitet<br />

wird er mit einer Bewegungsgeschichte. Die<br />

Vorstellungskraft der Kleinen soll geweckt werden.<br />

Dabei laufen die Kinder zum Beispiel mit<br />

hochgezogener Hose durch einen imaginären<br />

60 active woman


Und los geht’s ...<br />

Zum Aufwärmen laufen wir gerne<br />

um die Wette. Lara sagt dann immer:<br />

Los Mama, lass uns joggen. Und<br />

schon hat sie mich überholt.<br />

Weiter geht`s im<br />

„Storchengang“.<br />

Bach, watscheln wie ein Pinguin oder Kriechen<br />

am Boden wie eine Schlange. Komplizierte<br />

Bezeichnungen aus dem Yoga werden durch<br />

einfache Assoziationen veranschaulicht. Beim<br />

Toben können die Kinder Dampf ablassen,<br />

bei der Entspannung wieder herunterkommen.<br />

Eine <strong>Kinderyoga</strong>stunde ist also ein stetes<br />

Wechselspiel zwischen An- und Entspannung.<br />

Eine ständige Übungswiederholung wie die<br />

12 Elemente aus dem Sonnengruß fördern die<br />

Konzentration. Eine meditative Fantasiereise<br />

am Ende eines Kurses führt bei regelmäßiger<br />

Teilnahme der Kinder zur vollständigen Tiefenentspannung.<br />

Fast alle Übungen aus dem<br />

Yoga können von Kindern praktiziert werden.<br />

Es gibt nur wenige, die nicht geeignet sind.<br />

Dazu zählen komplexe Atemtechniken und<br />

Übungen, die eine zu starke Kopfdurchblutung<br />

bewirken, wenn z. B. offene Wunden wie durch<br />

einen ausgefallen Zahn am Kopf bestehen. Bei<br />

Augen- und Ohrenbeschwerden sollte vorher<br />

ein Arzt konsultiert werden.<br />

Wissenschaftliche Studien zum Thema fernöstliche<br />

Meditationstechniken mit Kindern bestätigen<br />

große Erfolge in der Arbeit mit hyperaktiven<br />

Kindern. An deutschen Grundschulen<br />

verbesserten die „Yogakinder“ ihre motorischen<br />

Fähigkeiten. Die Konzentration stieg und auch<br />

das Sozialverhalten war auffällig positiv. Alles in<br />

allem konnten diese Kinder auch bessere schulische<br />

Leistungen erbringen – nicht zuletzt, weil<br />

das Erinnerungsvermögen zunahm.<br />

Ängste und ein geringes Selbstbewusstsein<br />

können durch Yogaübungen hervorragend reduziert<br />

und auch gesundheitliche Probleme wie<br />

Migräne und Allergien gelindert werden.<br />

Was aber noch viel besser ist: mit Yoga bekommen<br />

Kinder eine lebenslange Bewegungsart<br />

ans Herz gelegt, die ganzheitlich ist, weil sie<br />

körperliche Übungen mit Geist und Seele verbindet.<br />

Mehr als reine Gymnastik kann deshalb<br />

Yoga in Lebenskrisen für Kinder und Jugendliche<br />

ein wichtiges Handwerkzeug sein, um diese<br />

unbeschadet zu überstehen. Und man kann sich<br />

sicher sein, dass die „uralte“ Bewegung auch in<br />

den nächsten 100 Jahren nicht von der Bildfläche<br />

verschwinden wird.<br />

Sollten die Bilder Lust aufs Nachturnen mit<br />

ihren Kindern machen, haben wir nachfolgend<br />

noch eine kleine Bewegungsgeschichte,<br />

die auch für größere Kinder geeignet ist. Jede<br />

Übung sollte ca. 30 Sekunden lang ausgeführt<br />

werden. Lassen Sie dabei ihrer Fantasie freien<br />

Lauf. Und denken Sie daran: Sie sind das Vorbild.<br />

Also mitmachen, es lohnt sich!<br />

active woman 61


Bewegungsgeschichte – Thema „Ausflug“:<br />

Von uns beiden werden gerne mal ganz neue Übungen<br />

erfunden, wie man hier beim „Partneryoga“ sehen kann.<br />

Nach so viel Rumgealbere<br />

muss auch mal eine ruhige<br />

Position eingenommen werden.<br />

Der Baum bringt uns<br />

beide seelisch und körperlich<br />

ins Gleichgewicht.<br />

1. Wir machen heute einen Ausflug. Steige auf dein Fahrrad und<br />

fahre los. (Auf der Matte in der Rückenlage die Beine wie beim<br />

Radeln bewegen)<br />

2. Schau mal in den Himmel, dort fliegen ganz viele Flugzeuge<br />

kreuz und quer. (von der Matte aufspringen, nach oben schauen<br />

und wie ein Flugzeug durch den Raum laufen)<br />

3. Lass uns weiter radeln, aber pass auf, es geht ganz steil bergauf.<br />

Nimm ordentlich Anschwung und fahre so schnell du kannst.<br />

(wieder auf der Matte in Rückenlage die Beine schnell bewegen<br />

und dann immer langsamer werden)<br />

4. Das haben wir geschafft. Da vorne sehe ich Kühe, du auch?<br />

(in den 4-Füßlerstand gehen und ganz laut „muh“ machen). Und<br />

mittendrin ist ein kleines Katzenbaby (im Wechsel „muh“ und<br />

„miau“ – dabei einen Katzenbuckel machen)<br />

5. Oh, ein Ameisenhaufen. Alle Ameisen laufen aufgeregt durcheinander.<br />

6. Jetzt sind wir endlich am See angekommen. Schnapp dir dein<br />

Ruderboot. (in ein imaginäres Boot steigen und im Sitzen die<br />

Ruderbewegung nachahmen)<br />

7. Neben uns sind ganz viele Fische unterwegs. Einige stecken<br />

sogar den Kopf aus dem Wasser (Wie machen die Fische? Natürlich<br />

in Bauchlage durch den Raum schlängeln und Fischmünder<br />

machen)<br />

8. Da kommt auf einmal ein riesiger großer Hai aufgetaucht und<br />

schnappt nach den Fischen (fragt sich nur, wer der Hai sein darf,<br />

und wer der Fisch)<br />

9. (Also ganz schnell zurück in die Menschenrolle schlüpfen)<br />

Wir haben natürlich auch Angst vor dem Hai und geben in unserem<br />

Ruderboot ordentlich „Gas“. (schnelle Ruderbewegung im<br />

Sitzen)<br />

10. Auf dem Festland angekommen lehnen wir uns erst einmal<br />

an einen Baum und machen eine kleine Verschnaufspause (Partnerübung<br />

Baum)<br />

Geht<br />

natürlich auch im „Hocksitz“.<br />

Was für Erwachsene<br />

schwer ist, ist für<br />

kleine Kinder<br />

die reinste<br />

Entspanung.<br />

Lara schaut verträumt<br />

durch die Gegend und<br />

macht intuitiv<br />

„Fingeryoga“.


Der Krieger ist eine der<br />

ersten Übungen, die<br />

Lara nachgeahmt hat.<br />

Stolz zeigt sie hier das<br />

Resultat.<br />

Und alle zur Seite<br />

neigen. Wenn das<br />

nicht zum Mitmachen<br />

motiviert!<br />

Falls Sie sich gerade erst warmgeübt haben, können Sie die<br />

Geschichte einfach weiterspinnen. Oder denken Sie sich eine<br />

ganz eigene Geschichte aus. Ein mögliches Motto könnte sein:<br />

Dschungel, Tiere im Zoo oder Urlaub. Bauen Sie immer einen<br />

Wechsel von An- und Entspannung in die Bewegungsgeschichte<br />

ein. Wenn Ihr Kind danach Lust auf mehr verspürt, dann versuchen<br />

Sie mit speziellen Körperübungen weiter zu machen.<br />

Ganz zum Schluss legen Sie sich rücklings auf die Matte zur<br />

Entspannung. Die Augen sollten geschlossen sein. Assoziationen<br />

wie „weichgekochte Spaghetti“ helfen Kindern dabei, die Muskelspannung<br />

loszulassen. Auch hier kann eine kleine Geschichte<br />

dazu beitragen, die Tiefenentspannung zu erlernen und in die<br />

Entspannung hineinzuführen. Ein paar Augenblicke absoluter<br />

Stille folgen. Um die Kinder aus dieser totalen Entspannung herauszuführen,<br />

sollte man mit ruhiger Stimme und ein paar Sätzen<br />

die Muskelspannung zurückbringen. Auch mit geöffneten Augen<br />

und in der Seitlage können die Kinder solange liegen bleiben,<br />

wie sie möchten. Zum Abschluss kann man „Mantren“ abspielen<br />

oder gemeinsam ein Lied singen.<br />

Und vielleicht werden sie beim Yogaüben eine ganz neue Seite an<br />

Ihrem Kind kennen lernen.<br />

Laras Lieblingsübung ist der „pinkelnde Hund“.<br />

Die „kleine Brücke“ kann sie erstaunlich gut und<br />

lange halten für ihr Alter.


in Balance Yoga<br />

Bei den Gleichgewichtsübungen<br />

wie dem „Tänzer“<br />

helfe ich Lara ganz<br />

gerne mal...<br />

Tipp für die Praxis<br />

Voraussetzung für ein spielerisches Üben<br />

ist bequeme Kleidung und ein wenig Platz.<br />

Ein „Spielteppich“ oder eine Gymnastikmatte<br />

als Unterlage ist hilfreich für Übungen<br />

am Boden.<br />

...obwohl sie das<br />

natürlich auch<br />

schon ganz<br />

alleine kann.<br />

Ups, hier wurden wohl<br />

die Rollen vertauscht:<br />

Ich bin die Katze und<br />

was macht Lara?<br />

66 active woman<br />

Zum Abschluss noch einmal in der Vorbeuge verneigen.<br />

Und „Namaste“ – für heute reicht es.


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