Dr. Jekyll und Mr. Hyde - TSV Aschbach
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Beitrag vom 11.01.2008<br />
BERNHARD LORZ IM PORTRÄT<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Jekyll</strong> <strong>und</strong> <strong>Mr</strong>. <strong>Hyde</strong><br />
von Robert Schäfer<br />
Ein Mann mit zwei Gesichtern: Als Spieler bezeichnet er sich<br />
selbst als „Hitzkopf“, als Trainer sei er eine „harte Sau“.<br />
Privat hingegen ist Bernhard Lorz der netteste Mensch, den<br />
man sich nur vorstellen kann.<br />
Bernhard<br />
Lorz<br />
Geboren am<br />
18.07.1962 in<br />
Bamberg<br />
Wohnort:<br />
Elsendorf<br />
anpfiffFamilienstand:<br />
verheiratet, 5<br />
Kinder<br />
Beruf:<br />
Lagerist<br />
Spielerstationen:<br />
1968-1974 DJK-FC<br />
Thüngfeld (Schüler)<br />
1974-1981 SC<br />
Reichmannsdorf (Schüler<br />
<strong>und</strong> Jugend)<br />
1981-1983 <strong>TSV</strong><br />
Vestenbergsgreuth<br />
1983-1995 DJK-FV<br />
Elsendorf<br />
1995/96 SpVgg<br />
Baudenbach<br />
1996-1998 DJK-FV<br />
Elsendorf<br />
1998-2000 <strong>TSV</strong><br />
Geiselwind<br />
2000-2002 <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong><br />
2003 DJK-FV Elsendorf<br />
2004 DJK-FC Thüngfeld<br />
2004/05 <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong>
2005-2007 <strong>TSV</strong><br />
Burgwindheim<br />
2007 SpVgg Mühlhausen<br />
Trainerstationen:<br />
1995/96 SpVgg<br />
Baudenbach<br />
1996-1998 DJK-FV<br />
Elsendorf<br />
2000-2002 <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong><br />
2003 DJK-FV Elsendorf<br />
2004 DJK-FC Thüngfeld<br />
2005-2007 <strong>TSV</strong><br />
Burgwindheim<br />
2007 SpVgg Mühlhausen<br />
seit November 2007 <strong>TSV</strong><br />
<strong>Aschbach</strong><br />
größter Erfolg als Spieler:<br />
1989 Aufstieg mit der<br />
DJK-FV Elsendorf in die<br />
damalige A-Klasse<br />
größter Erfolg als Trainer:<br />
2001 Aufstieg mit dem<br />
<strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong> in die<br />
Kreisliga<br />
Ein Leben ohne Fußball – für Bernhard Lorz<br />
schlichtweg unvorstellbar. „Fußball ist mein<br />
Leben, für Fußball sterbe ich“, meint der<br />
neue alte Trainer des <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong> halb<br />
im Ernst, halb im Spaß. Die Liebe zum<br />
r<strong>und</strong>en Leder, sie wurde Bernhard Lorz<br />
gleichsam in die Wiege gelegt. Schon im<br />
Alter von sechs Jahren begann er seine<br />
aktive Laufbahn bei der DJK Thüngfeld, mit<br />
zwölf wechselte er ins nahe<br />
Reichmannsdorf, wo er es in seiner<br />
Jugendzeit immerhin bis in die<br />
Oberfrankenauswahl schaffte.<br />
„Als Fußballer war ich immer ein Hitzkopf“<br />
Nach zwei Spielzeiten beim <strong>TSV</strong><br />
Vestenbergsgreuth wechselte Lorz 1983<br />
schließlich zur DJK Elsendorf, der er für die<br />
kommenden zwölf Jahre die Treue hielt. Mit<br />
Elsendorf errang er auch seinen größten<br />
Erfolg als Spieler, den Aufstieg in die A-<br />
Klasse im Jahre 1989. Sich selbst<br />
charakterisiert der gelernte Kfz-<br />
Mechaniker, der allerdings seit vielen<br />
Jahren schon sein Geld als Lagerist<br />
verdient, als einen Fußballer, der „immer gekämpft hat, der gelaufen<br />
ist. Mit Technik hingegen hatte ich nicht viel am Hut. Ich hatte einen<br />
guten Schuss <strong>und</strong> habe meine Tore meist von weitem gemacht – mit<br />
Freistößen beispielsweise“. Zugleich jedoch erarbeitete sich Lorz auch<br />
den Ruf, ein Spieler zu sein, der gern mal übers Ziel hinausschießt,<br />
bei dem, wie eingangs bereits erwähnt, auch schon mal die<br />
Emotionen hoch kochen – allerdings, das ist ihm wichtig, nur auf dem<br />
Rasen, nicht abseits davon. „Als Fußballer war ich immer ein totaler<br />
Hitzkopf. Wenn ich Fußball spiele, kenne ich keine Fre<strong>und</strong>e. Da kann<br />
einer mein bester Kumpel sein, das ist völlig egal. Ich will gewinnen,<br />
ich will was erreichen <strong>und</strong> meine Sache gut machen. Aber nach dem<br />
Spiel muss ich einem Gegner auch wieder die Hand geben <strong>und</strong> ins<br />
Gesicht schauen können. Wenn ich das nicht kann, bin ich einfach<br />
fehl am Platz“.
Experimentierfeld Baudenbach<br />
Kein W<strong>und</strong>er also, dass man bei Bernhard Lorz auf <strong>und</strong> neben dem<br />
Spielfeld zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten erlebt. „Privat“,<br />
so sagt er selbst, „bin ich ein ganz anderer Mensch als auf dem<br />
Fußballfeld“. Mitte der neunziger Jahre begann sich Bernhard Lorz<br />
allmählich neu zu orientieren, nur noch Spieler zu sein, war ihm auf<br />
Dauer zu wenig. „Ich wollte schon immer als Trainer arbeiten“,<br />
berichtet er über den Beginn seiner zweiten Karriere. Also machte er<br />
1995 seinen Trainerschein <strong>und</strong> wechselte anschließend ins<br />
mittelfränkische Baudenbach bei Neustadt an der Aisch. Rückblickend<br />
erinnert sich Bernhard Lorz an sein Debüt als Spielertrainer:<br />
„Baudenbach war meine erste Trainerstation – <strong>und</strong> eine schöne Zeit.<br />
Ich bin damals nach Mittelfranken gegangen, weil mich dort keiner<br />
kannte. Ich wollte in Baudenbach meine Vorstellungen umsetzen, so<br />
wie ich das wollte. Als ich zur SpVgg kam, stand der Verein auf dem<br />
letzten Platz der C-Klasse. Am Ende wurden wir Zweiter, verloren<br />
dann aber leider die Ausscheidungsspiele um den Aufstieg“. Einstand<br />
geglückt, der Rückkehr nach Elsendorf stand also nichts mehr im<br />
Wege. 1996 übernahm Bernhard Lorz für zwei Jahre das Amt des<br />
Spielertrainers bei der DJK.<br />
„<strong>Aschbach</strong> war ein Traum“<br />
Am Anfang der Karriere: Bernhard Lorz<br />
(stehend, <strong>Dr</strong>itter von rechts) Mitte der achtziger<br />
Jahre im Trikot der DJK-FV Elsendorf.<br />
Privat
Dem fünften Platz in der Saison 1996/97 folgte dort allerdings im<br />
darauffolgenden Spieljahr Rang vierzehn <strong>und</strong> somit der Abstieg aus<br />
der Kreisliga. Bernhard Lorz nahm in der Folge seinen Abschied aus<br />
Elsendorf <strong>und</strong> schloss sich für zwei Jahre als Spieler dem <strong>TSV</strong><br />
Geiselwind an, mit dem er den Aufstieg in die Bezirksoberliga nur<br />
knapp verpasste. 2000 dann übernahm er den Posten des<br />
Spielertrainers beim damaligen Kreisklassisten <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong> – <strong>und</strong><br />
sollte es nicht bereuen. „<strong>Aschbach</strong> war für mich als Trainer ein<br />
Traum. Als ich dorthin wechselte, war der <strong>TSV</strong> eine schwierige<br />
Mannschaft. Ich wollte dennoch das Traineramt dort übernehmen,<br />
<strong>und</strong> tatsächlich entwickelten wir nach <strong>und</strong> nach eine perfekte<br />
Kameradschaft <strong>und</strong> hatten am Ende auch den Erfolg, in die Kreisliga<br />
aufzusteigen“. Der Sprung in die Kreisliga, er ist für Bernhard Lorz<br />
bis heute der größte Erfolg seiner Trainerlaufbahn. Auch im Oberhaus<br />
des Spielkreises schlug sich der Liganeuling zunächst beachtlich,<br />
doch dann machten sich allmählich Spannungen bemerkbar, die<br />
schließlich zur Trennung von Bernhard Lorz führten – was dieser<br />
jedoch dem Verein nie nachgetragen hat. „Der Trainer ist halt das<br />
schwächste Glied in der Kette. Die ganze Aufregung legte sich<br />
schließlich recht schnell, <strong>und</strong> ich war dem Verein auch nie wirklich<br />
böse“. Dem Abschied aus <strong>Aschbach</strong> folgte ein neuerliches<br />
Engagement in Elsendorf, danach Stationen in Thüngfeld,<br />
Burgwindheim <strong>und</strong> Mühlhausen, ehe er schließlich im November 2007<br />
zum <strong>TSV</strong> zurückkehrte – für Bernhard Lorz trotz des bitteren<br />
Abgangs fünf Jahre zuvor kein Problem.<br />
Meisterlich! 2001 schaffte Bernhard Lorz<br />
(stehend, Zweiter von links) als<br />
Spielertrainer mit dem <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong> den<br />
Aufstieg in die Kreisliga.<br />
anpfiff
Hoffen auf den Klassenerhalt<br />
„Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu <strong>Aschbach</strong> <strong>und</strong> fühle mich<br />
auch jetzt wieder total wohl dort. Daher war ich froh, als die Anfrage<br />
vom <strong>TSV</strong> kam <strong>und</strong> musste auch nicht lange überlegen, dem Verein zu<br />
helfen“, so der Trainer zu seinem Comeback an alter Wirkungsstätte.<br />
Die Voraussetzungen freilich haben sich gr<strong>und</strong>legend geändert. Als<br />
Bernhard Lorz den <strong>TSV</strong> 2002 verließ, stand der Verein im oberen<br />
<strong>Dr</strong>ittel der Kreisligatabelle, bei seiner Rückkehr nun müht sich die<br />
Mannschaft auf dem sechzehnten, mithin letzten Rang. Glaubt Lorz<br />
dennoch an eine Rettung? – „Ich hoffe immer noch, dass wir dort<br />
hinten rauskommen. Das wird aber natürlich schwer. Fürs Erste ist es<br />
uns daher wichtig, den Schleuderplatz zu erreichen. Dazu brauchen<br />
wir sicher eine kleine Serie, aber vielleicht schaffen wir es ja doch<br />
noch, dreißig Punkte zu sammeln, dann könnte es gerade so reichen.<br />
Ich bin jedenfalls guter Hoffnung“. Keine leichte Aufgabe, eine zeit<strong>und</strong><br />
arbeitsintensive allemal. Doch bleibt da eigentlich überhaupt<br />
noch Zeit für irgendetwas anderes? Was macht Bernhard Lorz privat,<br />
welche Hobbys lenken ihn von seiner beruflichen Tätigkeit <strong>und</strong><br />
seinem Trainerjob ab? – Der <strong>Aschbach</strong>er Übungsleiter muss nicht<br />
lange überlegen.<br />
„Für mich hat´s immer bloß Fußball gegeben“<br />
„Ganz ehrlich: Ein anderes Hobby als Fußball hatte ich in meinem<br />
ganzen Leben nicht. Für mich hat´s immer bloß Fußball gegeben –<br />
nichts anderes. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen. Als<br />
kleiner Kerl schon bin ich von der Schule heimgekommen, habe<br />
meinen Rucksack in die Ecke geworfen, <strong>und</strong> dann ging´s zum<br />
Fußballplatz. Fußball, das ist mein Leben“. Und so engagiert sich<br />
Bernhard Lorz in seiner Freizeit im <strong>Aschbach</strong>er FCN-Fanclub „<strong>Dr</strong>ei<br />
Franken“ – womit sich weitere Nachfragen bezüglich seines<br />
Lieblingsvereins erübrigen – <strong>und</strong> widmet die verbleibende Zeit vor<br />
allem seiner Familie – seinen Kindern, die zum Teil selbst schon als<br />
Fußballer aktiv sind, <strong>und</strong> seiner Frau Martina, die für ihn der<br />
wichtigste Rückhalt im Leben ist. Ihr Interesse an seiner<br />
Trainertätigkeit <strong>und</strong> ihre Unterstützung ermöglichen ihm überhaupt<br />
erst seine Beschäftigung als Fußballlehrer, denn, so Bernhard Lorz:<br />
„Es gehört einfach dazu, dass die Frau mitzieht, wenn Du Trainer
ist. Wenn die Frau nicht mitzieht, haut das nicht hin“. Ein Problem<br />
freilich, das es bei Lorzens sicher nicht gibt, ganz im Gegenteil.<br />
„Meine Frau geht auf jedes Spiel mit, ist immer mit dabei, ob´s<br />
regnet oder schneit – das war für sie noch nie eine Frage“. Und<br />
Martina Lorz ergänzt: „Anders würde es auch nicht gehen“. Wenn<br />
man also bei den beiden in der Küche sitzt <strong>und</strong> sich mit Kaffee <strong>und</strong><br />
Kuchen verwöhnen lässt, gewinnt man schnell den Eindruck, dass<br />
sich da zwei gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en haben – <strong>und</strong> kann sich dabei nur<br />
schwer vorstellen, dass der sympathische Hausherr auf dem Spielfeld<br />
auch ganz anders kann – ein <strong>Jekyll</strong> <strong>und</strong> <strong>Hyde</strong> des Fußballplatzes,<br />
wenn man so will.<br />
Familienglück: Bernhard Lorz mit Ehefrau<br />
Martina im Elsendorfer Eigenheim.<br />
Annette Schäfer<br />
Einmal Bezirksliga – das wär´s<br />
Und was erhofft sich Bernhard Lorz für seine Zukunft, privat <strong>und</strong> als<br />
Trainer? – Gerne, so sagt er, würde er einmal seine Söhne in ihrer<br />
eigenen Fußballkarriere unterstützen, „damit sie es vielleicht einmal<br />
weiter bringen als ihr alter Herr“. Als Trainer, so sagt Bernhard Lorz<br />
von sich selbst, sei er zwischenzeitlich ruhiger geworden.<br />
„Mittlerweile sehe ich ein, dass man die jungen Spieler nicht mehr so<br />
zur Sau machen kann. Da war ich früher vielleicht zu hart“.<br />
Möglicherweise nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn er sein<br />
ganz großes Ziel einmal erreichen will. „Mein größter Traum“, verrät<br />
Lorz, „ist es, einmal in der Bezirks- oder Bezirksoberliga zu arbeiten.<br />
Das Problem ist aber leider, dass die Vereine hier in der Umgebung
mehrheitlich in der A-Klasse, Kreisklasse oder Kreisliga spielen, ich<br />
müsste also mindestens bis nach Bamberg fahren. Letztes Jahr hatte<br />
ich ein Angebot aus Geiselwind, bin aber dann doch in Burgwindheim<br />
geblieben, weil mich der Verein unbedingt halten wollte“. Momentan<br />
steht das Thema höherklassiger Fußball ohnehin nicht auf der<br />
Tagesordnung. In der Rückr<strong>und</strong>e der laufenden Saison will Bernhard<br />
Lorz zunächst einmal alles versuchen, um mit dem <strong>TSV</strong> <strong>Aschbach</strong><br />
vielleicht doch noch den Klassenerhalt zu meistern, alles andere wird<br />
sich danach erweisen. Keine leichte Aufgabe, aber: W<strong>und</strong>ern würde<br />
es einen nicht, wenn er es schafft, bei so viel Herzblut.