heroin - HS-Langschlag
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<strong>heroin</strong><br />
Heroin bleibt trotz des Aufkommens neuer Designer-Drogen<br />
ein Klassiker der Drogenszene.<br />
Der Stoff gilt als Todesdroge, mit der sich Junkies selbst zerstören.<br />
Gleichzeitig führen jedoch Topmodels im «Heroin-Look» auf dem Laufsteg<br />
die neuste Mode vor, treten sozial integrierte Heroinkonsumierende in Erscheinung<br />
und ermöglicht der Staat in manchen Ländern<br />
die ärztliche Verschreibung von Heroin an Schwerstabhängige.<br />
Die Neubestimmung des Umgangs mit einer mehr als 100-jährigen Droge ist<br />
dringend notwendig. Doch was ist Heroin eigentlich? Wie wirkt die Droge?<br />
Führt ihr Konsum automatisch in Elend und Tod? Welche Risiken gehen Konsumierende ein?<br />
Heroin:<br />
ein halbsynthetisches Opioid<br />
Heroin ist ein Verwandter des Opiums und wohl<br />
das bekannteste halbsynthetische Opioid. Opiode<br />
ist der Oberbegriff für voll- (z.B. Methadon) und<br />
halbsynthetische (z.B Buprenorphin) sowie körpereigene<br />
Stoffe (beta-Endorphin) mit morphinanaloger<br />
Wirkung, wohingegen Opiate Substanzen<br />
sind, die direkt aus der Opiumpflanze gewonnen<br />
werden und morphinähnliche Wirkungen besitzen<br />
(Morphin, Codein, Thebain). Heroin wird im Chemielabor<br />
durch Acetylisierung einer aus Rohopium<br />
– dem eingetrockneten Milchsaft des Schlafmohns<br />
– extrahierten Morphin-Base gewonnen. Dabei<br />
führt das Kochen von Morphin mit Essigsäureanhydrid<br />
zu «Diacetylmorphin», welches den historischen<br />
Handelsnamen «Heroin» (aus dem Griechischen<br />
«heros» = Held) erhielt. Die Herstellungsprozedur<br />
von Heroin ist relativ einfach und lässt<br />
sich ohne große Hilfsmittel in geheimen Labors und<br />
von Nicht-Chemikern durchführen.<br />
Zur Geschichte eines<br />
«Wundermittels»<br />
Mohn-Feld: Ein Großteil des in Europa in Umlauf gesetzten Heroins stammt gemäß den<br />
Vereinigten Nationen aus Mohn, der ursprünglich in Afghanistan angepflanzt und geerntet<br />
worden ist. (Fotos: Keystone)<br />
Heroin wurde 1874 vom Engländer C.R.A.<br />
Wright im Chemielabor hergestellt und wenig später<br />
von der chemischen und pharmazeutischen<br />
Industrie in Deutschland (Bayer) und der Schweiz<br />
(Basler Chemie) in großen Mengen produziert und<br />
vermarktet. Der neue Stoff war als Alternative zum<br />
süchtigmachenden Morphium sowie als Schmerzund<br />
Heilmittel gegen Atemwegserkrankungen entwickelt<br />
worden. Die medizinischen Indikationen<br />
weiteten sich schnell aus und umfassten Herz-<br />
Kreislauferkrankungen, multiple Sklerose, Diabetes<br />
und psychische Erkrankungen. Besonders wegen<br />
seiner schmerzstillenden Wirkung galt Heroin<br />
um die Jahrhundertwende als ausgesprochen wohltuendes<br />
Haus- und Arzneimittel.
<strong>heroin</strong><br />
Vom Arzneimittel zur Todesdroge<br />
und zurück?<br />
Heroin zählt – im Gegensatz zu den medizinisch<br />
verschreibbaren Opiaten wie Morphin oder Codein<br />
– zu den nicht verkehrsfähigen Betäubungsmitteln.<br />
Das war nicht immer so. Noch zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts war Heroin ein gängiges Arzneimittel.<br />
Erst unter dem Druck internationaler<br />
Drogenkontrollabkommen und gegen den erbitterten<br />
Widerstand der chemisch-pharmazeutischen<br />
Industrie, die ihr lukratives Geschäft mit Heroin<br />
sowie die Gewerbe- und Handelsfreiheit bedroht<br />
sah, kam es zur Unterstellung des Heroins unter das<br />
Suchtmittelrecht.<br />
Damit waren vorerst die Herstellung, der Handel<br />
und die Abgabe von Heroin, nicht jedoch dessen<br />
Konsum staatlich «beaufsichtigt».<br />
In weiterer Folge durfte Heroin wegen des inzwischen<br />
erkannten hohen Abhängigkeitspotenzials<br />
und des geringen medizinisch-therapeutischen<br />
Stellenwertes nicht mehr hergestellt bzw. gehandelt<br />
werden. Allerdings bestand in einigen Ländern<br />
die Möglichkeit, Heroin von Medizinalpersonen verordnet<br />
zu erhalten.<br />
Auch zu wissenschaftlichen Forschungszwecken<br />
konnten entsprechende Einrichtungen das Heroin<br />
staatlich bewilligt bekommen.<br />
Seit Ende der 80er Jahre, nachdem in mehreren<br />
europäischen Städtenn offene Drogenszenen entstanden<br />
waren, in denen sich Schwerstabhängige<br />
unter den erhöhten Risiken von Beschaffungskriminalität,<br />
Prostitution und HIV-Infektionsgefahr<br />
bewegten, kommen wieder andere Modelle in Diskussion<br />
oder zum Einsatz.<br />
Im Rahmen der 4-Säulen-Drogenpolitik (Prävention,<br />
Schadensminderung, Therapie, Repression)<br />
wird versucht, mit wissenschaftlichen Versuchen<br />
der <strong>heroin</strong>gestützten Behandlung der Verelendung<br />
einer wachsenden Anzahl von schwerst Drogenabhängigen<br />
sowie der Verbreitung von HIV-Infektionen<br />
vorzubeugen. Die ärztliche Verschreibung<br />
von Heroin – unter strikten Kriterien – als anerkannte<br />
Therapieform wurde in den letzten Jahren<br />
verstärkt zum Thema, gelangte z.B. in der Schweiz<br />
im Juni 1999 als dringlicher Bundesbeschluss zur<br />
Abstimmung und wurde vom Volk gutgeheissen.<br />
Heroinkonsum in Österreich<br />
Die europäische Drogenbeobachtungsstelle<br />
(EMCDDA) in Lissabon geht in ihrem Jahresbericht<br />
1998 davon aus, dass europaweit unter 1% der<br />
Allgemeinbevölkerung und bis zu 2% bestimmter<br />
jüngerer Altersgruppen in ihrem Leben Heroin konsumiert<br />
haben. In Österreich tauchte Heroin Mitte<br />
der 70er Jahre erstmals in größeren Mengen in den<br />
städtischen Drogenszenen auf. Neben den bis<br />
dahin vorherrschenden bewusstseinserweiternden<br />
Drogen Cannabis und Halluzinogene wurde nun<br />
auch Heroin von einer schnell wachsenden Anzahl<br />
junger Menschen als Flucht- und Suchtmittel missbraucht.<br />
Zubereitung von konsumbereitem Heroin mit dem benötigten Drogenbesteck: Spritze,<br />
Löffel, Feuerzeug oder Kerze.<br />
Bis Mitte der 90er-Jahre kam es in Österreich zu<br />
einem Anstieg des Heroinkonsums, seit 1995<br />
gehen die Werte bei Anzeigen und<br />
Beschlagnahmen kontinuierlich zurück.<br />
Konsumerfahrungen mit Opiaten finden sich bei<br />
maximal ein Prozent der Befragten in repräsentativen<br />
Studien. Die Opiate sind aber die relevanteste<br />
Substanzengruppe bezüglich problematischen<br />
Konsums. Zur Zeit ist in Österreich von 15.000 bis<br />
20.000 problematischen OpiatkonsumentInnen<br />
auszugehen, über 2/3 davon Männer. Etwa die<br />
Hälfte davon liegt in der Altersgruppe 25-34.Die<br />
Mehrzahl zeigt in erster Linie polytoxikomane<br />
Konsummuster. Die Situation bezüglich Opiaten<br />
wird für ganz Österreich als stabil bzw. sogar rückläufig<br />
eingeschätzt. Wiener Daten zeigen, dass von<br />
den Abhängigen neben Heroin zunehmend auch<br />
Morphintabletten konsumiert werden, was auf ein<br />
verstärktes Angebot auf dem illegalen Markt<br />
zurückgeführt wird.<br />
Gebrauchsformen: Spritzen,<br />
(Folien)Rauchen und Sniffen<br />
Mitte der 90er Jahre verabreichten sich 50-60%<br />
aller Heroinkonsumierenden in der Schweiz Heroin<br />
mittels Spritze intravenös. Neben der Einnahme<br />
auf oralem Weg (sehr selten), dem Rauchen (7%)<br />
und Sniffen (13%) war insbesondere das Inhalieren<br />
(20%) von Heroindämpfen (sog. «Folienrauchen»)<br />
ebenfalls in Mode gekommen. Doch anders als in<br />
Asien oder England konnte diese Gebrauchsform<br />
das Spritzen nicht verdrängen.<br />
Die hohe Attraktivität des Spritzens von Heroin<br />
liegt in der raschen Anflutung im Gehirn. Dabei<br />
kommt es zum erwünschten intensiven Drogeneffekt,<br />
der als «Flash», «Rush» oder «Kick» (starkes<br />
Glücksgefühl) bezeichnet wird.<br />
Die Dosierung für eine entsprechende Wirkung<br />
variiert stark und ist abhängig von der Reinheit des<br />
auf dem Markt erhältlichen Stoffes. Allerdings<br />
erzielen auch geübte Folienraucher deutliche<br />
Flashwirkungen.<br />
Heroin auf dem Drogenmarkt<br />
Straßen<strong>heroin</strong> ist von weißer bis beiger Farbe<br />
und von pulverförmiger oder kristalliner Konsistenz.<br />
Es gehört wie andere Drogen zu jenen Waren,<br />
die in der Herstellung spottbillig sind, jedoch im<br />
Handel eine hohe Wertschöpfung erfahren. Der<br />
Grund für den extrem hohen Profit ist in erster Linie<br />
die Illegalität von Heroin.<br />
Der Schwarzmarkt wird von der organisierten<br />
Kriminalität beherrscht, die sich ihr Handelsrisiko<br />
unter Verhältnissen einer Prohibition teuer bezahlen<br />
lässt. Das gebrauchsfertige Heroin wird<br />
hauptsächlich aus der Türkei, dem Balkan, Südamerika<br />
und neuerdings aus der ehemaligen Sowjetuniongeschmuggelt.<br />
Um die Wirkung zu erhöhen, wird Heroin oftmals<br />
mit anderen Drogen wie Kokain (Speedball) oder<br />
Schmerzmitteln vermischt. Es sind insbesondere<br />
diese, wegen der Schwarzmarktverhältnisse unkalkulierbaren<br />
Mischungen, die zu Überdosis-Unfällen<br />
führen können. Um die Gewinnspanne zu<br />
vergrößern, wird das in konzentrierter Form importierte<br />
Heroin vor dem Verkauf an den Endverbraucher<br />
gestreckt. Häufige Streckmittel sind Ascorbinsäure,<br />
Mehl, Traubenzucker, Milchzucker,<br />
Aspirin, Paracetamol und andere Arzneimittel, aber<br />
auch Strychnin.<br />
Die Konzentration an reinem Heroin des im<br />
Straßenhandel angebotenen Stoffes unterliegt<br />
starken Schwankungen. Eine unvermutete Erhöhung<br />
der Konzentration kann auch bei erfahrenen<br />
Fixern zu Überdosierungen führen.
<strong>heroin</strong><br />
Wirkungen<br />
Belohnung durch den «Flash»<br />
Heroin wirkt – wie mit Hilfe neuerer visueller<br />
Methoden der Gehirnforschung (PET) gezeigt werden<br />
kann – auf das Belohnungssystem und den<br />
Botenstoff Dopamin im Gehirn. Das Wirkungsspektrum<br />
des Heroins entspricht jenem des Morphins,<br />
allerdings mit 5-10facher Potenz.<br />
Neben dem beim intravenösen Spritzen etwa<br />
nach 10 Sekunden ausgelösten «Flash» hat Heroin<br />
eine schmerzstillende Wirkung und beeinflusst die<br />
Stimmungslage der Konsumierenden in Richtung<br />
einer Steigerung von Euphorie und Lust und einer<br />
Verminderung von Angst und Unlust. Nach dem<br />
Kick befindet sich der Fixer oder die Fixerin in<br />
einem Zustand des Wohlbefindens und der Gleichgültigkeit<br />
gegenüber Außenreizen. Schwierigkeiten<br />
scheinen unbedeutend, Konflikte und Probleme<br />
werden ausgeblendet.<br />
Zugleich übt Heroin auch eine erregende Wirkung<br />
auf das Zentralnervensystem aus: Das Selbstvertrauen<br />
nimmt zu, Ängstlichkeit und Anspannung<br />
verfliegen.<br />
Eine bestimmte Heroindosis wirkt nach 5 bis 8<br />
Stunden nur noch halb so stark (Wirkungshalbwertszeit).<br />
Deshalb spritzen Heroinfixer meistens<br />
dreimal täglich. Für Methadon – ein Opiod, das<br />
Heroinsüchtigen oft als Heroin-Ersatzmittel abgegeben<br />
wird – gilt eine Wirkungshalbwertszeit von<br />
24 bis 36 Stunden. Methadon bindet die Opioid-<br />
Rezeptoren im Belohnungssystem. Heroin verliert<br />
damit seine Wirkung.<br />
Extrem hohes Abhängigkeitspotenzial<br />
Der Gebrauch von Heroin kann zu Toleranzbildung<br />
(notwendige Dosiserhöhung), psychischer und<br />
körperlicher Abhängigkeit sowie individuellen und<br />
sozialen Schäden führen. Besonders die Gefahr<br />
einer körperlichen Abhängigkeit mit den Symptomen<br />
von unstillbarem Drogenverlangen, Kontrollverlust,<br />
Wiederholungszwang und unablässiger<br />
Suche nach der Droge ist nach Ansicht von Suchtmedizinern<br />
sehr hoch. Im Spätstadium der Sucht<br />
bleibt die euphorisierende Wirkung des Heroins oft<br />
aus. Der Abhängige fixt dann nur noch, um den<br />
Entzugserscheinungen zu entgehen. Diese werden<br />
von Betroffenen als sehr intensiv geschildert.<br />
Heroingebrauch mündet jedoch nicht stets automatisch<br />
in eine körperliche Abhängigkeit und führt<br />
auch nicht zwangsläufig zu einer psychosozialen<br />
Verelendung, wie Studien aus der Zürcher<br />
Drogenszene belegt haben. Anfang der 90er Jahre<br />
tauchten dort – anlässlich der Abgabe steriler<br />
Spritzen zur HIV-Prävention – sozial integrierte<br />
Heroingebraucherinnen und -gebraucher mit einem<br />
kontrollierten Drogenkonsum auf, die keinesfalls<br />
dem Junkie-Stereotyp entsprachen.<br />
Mitte der 90er Jahre ist mit dem Folienrauchen<br />
bzw. «Drachenjagen» eine neue<br />
Konsumform in Mode gekommen; dabei<br />
werden die Dämpfe des auf einer Aluminiumfolie<br />
erhitzten Heroins inhaliert.<br />
Risiken und Schäden<br />
Akute Folgen<br />
Injektionstechnik und -hygiene haben direkte Folgen<br />
für die Infektionsrisiken beim Heroingebrauch.<br />
Unsachgemäße und unsterile Injektionen können<br />
Blutvergiftungen, Herzinnenhautentzündungen,<br />
Hautentzündungen, Abszesse sowie insbesondere<br />
HIV-Infektionen (Aids) und Leberinfektionen<br />
(Hepatitis A bis E) verursachen.<br />
Treten Unkenntnis über die Menge sowie toxische<br />
Verunreinigungen des gespritzten Stoffes<br />
hinzu, wächst das Risiko für akute (Überdosis)<br />
oder chronische Vergiftungen beim Heroinkonsum.<br />
Bei der Abschätzung der Folgen des Heroinkonsums<br />
ist auch zu berücksichtigen, dass es hierzulande<br />
rein Heroin-Abhängige kaum mehr gibt.<br />
Bei dem üblichen Mehrfachkonsum von Drogen<br />
einschließlich alkoholischer Getränke und Benzodiazepine<br />
kann es zu schwer kalkulierbaren Summierungseffekten<br />
kommen.<br />
Chronische Folgen<br />
Der dauerhafte Gebrauch von nicht verunreinigtem<br />
Heroin zieht bei den Konsumentinnen und<br />
Konsumenten – entgegen der verbreiteten Meinung<br />
– keine Organtoxizität und nur wenige körperliche<br />
Folgen nach sich.<br />
Längerfristige körperliche Schädigungen wie<br />
Infektionen und Mangelerkrankungen sind eher<br />
durch die sozialen Lebensverhältnisse (schlechte<br />
Ernährung und Injektionshygiene, Stress der Illegalität)<br />
als durch die Substanz selber bedingt.<br />
Wenn auch der eigene Körper durch Heroingebrauch<br />
wenig dauerhafte Schäden erleidet, so<br />
sind die negativen Auswirkungen für das ungeborene<br />
Leben im Mutterleib durch Heroin vielfach<br />
belegt. Ob es auch chronische Folgen des Heroingebrauchs<br />
im psychischen Bereich gibt, ist nicht<br />
eindeutig geklärt. Dennoch häufen sich Studien,<br />
die auf eine wachsende Zahl von sogenannten<br />
Doppeldiagnose-PatientInnen<br />
unter<br />
Heroinabhängigen hindeuten. So wird bei einem<br />
hohen Anteil (20%-50%) von behandelten<br />
Drogenabhängigen eine oder mehrere psychische<br />
Störungen (Phobien, Angststörungen, Depressionen,<br />
Persönlichkeitsstörungen) diagnostiziert.<br />
Die sozialen Folgen wie Beschaffungskriminalität,<br />
Beschaffungsprostitution, Kleindealerei, aber<br />
auch die soziale Verwahrlosung sind schließlich<br />
nicht so sehr eine direkte Folge des Heroinkonsums<br />
als vielmehr eine Folge der Illegalität der<br />
Droge.<br />
Lebensgefährlich: Heroin-Überdosis<br />
Todesfälle durch eine Überdosis Heroin kommen immer wieder vor.<br />
In Österreich starben 1999 insgesamt 174 Personen wegen Drogenkonsums, die<br />
Mehrzahl davon waren Heroinkonsumierende. Klinische Zeichen einer Überdosierung<br />
sind:<br />
• Stark verengte Pupillen<br />
• Abgeschwächte Reflexe<br />
• Flache, unregelmäßige Atmung<br />
• Lungenödem<br />
• Herzschlagverlangsamung<br />
• Hirnödem<br />
• Blutunterdruck<br />
• Koma<br />
• Untertemperatur<br />
Das Ausmaß der Intoxikation ist von der Höhe der Heroindosis und der individuellen<br />
Drogentoleranz abhängig. Wer nach längerer Abstinenz wieder Heroin konsumiert,<br />
geht infolge der gesunkenen Toleranzschwelle das Risiko einer Überdosis<br />
ein, wenn die früher gewohnte<br />
Dosis verabreicht wird.<br />
Die tödliche Dosis liegt bei nichttoleranten Personen bei rund 60 mg des Stoffes.<br />
Längst nicht alle «Herointoten» sterben jedoch an einer reinen Heroin-Überdosis.<br />
Oft sind es die giftigen Streckstoffe des Schwarzmarkt-Heroins oder die<br />
Kombination der Droge mit Alkohol und Beruhigungsmitteln, die zu allergischen<br />
Schocks sowie Atem- und Kreislaufdepression als Todesursache führen.
<strong>heroin</strong><br />
120 kg beschlagnahmtes<br />
Heroin:<br />
Die konsumbereite<br />
Droge wird vor<br />
allem aus der Türkei,<br />
aus dem Balkan<br />
und aus Südamerika<br />
geschmuggelt.<br />
Heroinentzug:<br />
«Kalt» oder «blitzartig»<br />
Die Entzugserscheinungen bei Heroinabhängigkeit<br />
manifestieren sich vor allem in vegetativen<br />
Erscheinungen (Zittern, Schwitzen), Schmerzzuständen<br />
und psychosomatischen Symptomen. Entzugssymptome<br />
beginnen 6 bis 8 Stunden nach<br />
dem letzten Heroingebrauch, erreichen schnell ihren<br />
Höhepunkt und sind nach 7 bis 10 Tagen überstanden<br />
(«kalter Entzug»). Neuerdings werden in<br />
Kliniken ebenfalls medikamentengestützte Blitzentzüge<br />
angeboten, die den Betroffenen den Entzug<br />
erleichtern sollen. Die Rückfallgefahr nach einem<br />
Entzug ist bei Heroinabhängigkeit aufgrund der<br />
verbleibenden Suchtdisposition – insbesondere im<br />
Falle einer Rückkehr ins «Drogenmilieu» – groß.<br />
Eine Erklärung für die große Rückfallgefahr wird in<br />
Stoffwechselstörungen des Gehirns gesehen. Es<br />
wird vermutet, dass durch lang andauernde Opiatzuführung<br />
das System der körpereigenen Opioide<br />
(Endorphine) nachhaltig gestört ist.<br />
Vorurteil:<br />
Das «Junkie-Stereotyp» in der<br />
Gesellschaft<br />
Heroinkonsumierende beiderlei Geschlechts<br />
werden von der Gesellschaft in der Regel immer<br />
noch als Psycho- und Soziopathen wahrgenommen,<br />
deren Lebensstil um Drogenkonsum, Kriminalität<br />
und Prostitution kreist und unabänderlich in<br />
Tod und sozialer Verelendung endet. Dieses Junkie-Stereotyp<br />
ist jedoch ein Vorurteil. Die internationale<br />
Forschung hat keine Persönlichkeitsmerkmale<br />
oder Umwelteinflüsse ausmachen können,<br />
die für eine Junkie-Karriere prädestinieren,<br />
auch wenn neuere Studien darauf hindeuten, dass<br />
sich psychische Störungen und soziale Benachteiligung<br />
bei Heroinabhängigen häufen.<br />
Umgekehrt führt der Heroingebrauch als solcher<br />
nicht automatisch zu psychischer oder sozialer<br />
Zerrüttung. So ließen die Ergebnisse der Evaluation<br />
der Versuche zur ärztlichen Heroinverschreibung<br />
erkennen, dass sich bei kontrolliertem<br />
Heroingebrauch sowohl die Gesundheit der Heroinabhängigen<br />
als auch deren soziale Integration<br />
verbesserte und die drogenbedingte Kriminalität<br />
sank.<br />
Trotz aller Anzeichen für eine differenziertere<br />
Betrachtungsweise der Droge kann Heroin keine<br />
auf dem legalen Markt ohne weiteres erhältliche<br />
Substanz sein.<br />
Heroin ist eines der wirksamsten Betäubungsmittel<br />
des Opiattypus mit einem sehr hohen Suchtpotenzial,<br />
dessen Konsum – auch unter optimalen<br />
Bedingungen – immer mit einem schwer kalkulierbaren<br />
Intoxikations- und Abhängigkeitsrisiko verbunden<br />
bleibt.<br />
WEITERE INFOS<br />
kontakt+co Suchtprävention<br />
Jugendrotkreuz<br />
Bürgerstraße 18, A-6020 Innsbruck<br />
Tel. 0512/585730<br />
e-mail: office@kontaktco.at<br />
http://www.kontaktco.at/<br />
Im Jahre 1900 machte die pharmazeutische Firma «Bayer» noch ganz legal Werbung<br />
für das Arzneimittel «Heroin» als wirksames Hustenmittel.<br />
Mit freundlicher Genehmigung der SFA:<br />
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere<br />
Drogenprobleme, Postfach 870, CH-1001 Lausanne<br />
– 2. Auflage, 11/2002 –