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Download Heft 08-09 / August-Sept. 2013 - Tutzinger Nachrichten

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Der Guggerhof - Zeuge einer Epoche<br />

Im Jahre 1487 wird der Guggerhof erstmalíg erwähnt und<br />

schon ab 1537 findet sich im Gemeindearchiv Material zu seiner<br />

Geschichte.<br />

Der Guggerhof diente nur noch indirekt als Kulisse und Stefan<br />

Pischetsrieder nutzte den Polterabend für eine sehr persönliche<br />

Meinungsäußerung.<br />

Nun wird der Guggerhof also auf dem Immobilienmarkt zu<br />

einem Kaufpreis von 2.450.000 Euro angeboten.<br />

Es wird betont, dass die Liegenschaft im Inneren wohl dem<br />

modernen Stand der Erwartungen an heutiges Wohnen entspricht<br />

und der Zustand des sanierten Einzelbaudenkmals<br />

sehr gut ist. Als künftige Nutzung kann sich der Anbieter<br />

auf Grund der „enormen Dimensionen“ ein Haus für mehrere<br />

Generationen, Ferienapartments oder die Aufteilung in<br />

Eigentumswohnung vorstellen. Natürlich trägt die angepriesene<br />

weißblaue Idylle der Umgebung, die „fast schon kitschig<br />

wirkt“, zur Attraktivität des Angebotes bei.<br />

Zukunft ungewiss: Vom Ortsbild prägenden Bauernhaus…<br />

Einhundertsiebzig Jahre - von 17<strong>08</strong> bis 1878 - war die Familie<br />

Gröber, die uns allen durch die Geschichte der Fischerhochzeit<br />

wohl bekannt ist, auf dem Guggerhof ansässig.<br />

Sie nahm auch das Fischrecht als Hoffischer wahr, das heute<br />

nicht mehr auf dem Haus liegt. Michael Gröber war Dorfvorstand<br />

und hatte dadurch u.a. die unangenehme Aufgabe,<br />

Steuern aller Art einzutreiben. 1878 heiratete ein Pischetsrieder<br />

in den Hof ein und von da an bis heute war diese Familie<br />

auf dem Guggerhof. Das stattliche Bauernhaus, so wie<br />

es heute da steht, datiert von 1911. Es ist ein Werk von Engelbert<br />

Schnell, dem Tutzing viele Bauten verdankt, die unserer<br />

Dorfmitte ihr Aussehen geben. Unüblich für unsere Gegend<br />

sind beim Guggerhof die große Baumasse sowie der giebelseitige<br />

Eingang, der bei dem Neubau 1911 durch Drehung<br />

des Hauses entstand. Nicht nur seine Größe sondern auch<br />

seine Lage mitten im Dorf machen den denkmalgeschützten<br />

Guggerhof zu einem ortsprägenden Gebäude.<br />

»Erst bauen wir Häuser,<br />

dann bauen die Häuser uns.“«<br />

Theodor W. Adorno<br />

Lange Jahre war er mit seinen geraniengeschmückten Balkonen<br />

das <strong>Tutzinger</strong> Postkarten- und Fotomotiv schlechthin,<br />

obwohl er eigentlich gar nicht dem in Tutzing üblichen Typ<br />

von Bauernhof entspricht sondern eher um Tölz herum zu<br />

finden ist. Kreisheimatpfleger Gerhard Schober stellt zudem<br />

fest, dass er „als bäuerlich geprägtes Gebäude in der Flucht<br />

der bürgerlichen Wohn – und Geschäftshäuser schon reichlich<br />

fremd“ wirkt. Dennoch ist er aus dem Ortsbild Tutzings<br />

nicht wegzudenken und zieht immer noch fotografierende<br />

Touristen an.<br />

Nun will sich der jetzige Besitzer, der Pischetsrieder Stefan,<br />

von dem Anwesen trennen.<br />

Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren. Dass es<br />

Probleme zwischen Gemeinde und Eigentümer gegeben<br />

hat, wurde bei der letzten Fischerhochzeit jedoch deutlich:<br />

…zum Renditeobjekt auf dem Immobilienmarkt:<br />

Freie Meinungsäußerung bei der Fischerhochzeit 2011 Fotos: esch<br />

„Viele Altbauten sind in ihrer Ortsbildprägenden und architektonischen<br />

Gesamtheit Zeugen einer stilistischen Epoche<br />

und erhaltenswerter Lebensraum gegenwärtiger Generationen.“<br />

steht in der Expertise der Starnberger See Immobilien<br />

GmbH & Co. KG. Das trifft natürlich für den Guggerhof<br />

in ganz besonderer Weise zu, so dass sich im Dorf die verschiedensten<br />

Gruppierungen in unterschiedlicher Weise Gedanken<br />

machen, was mit dem Anwesen geschehen könnte:<br />

Unterschriftenlisten liegen aus, in denen ein Kauf durch die<br />

Gemeinde gefordert wird, ein Ankauf mit Hilfe eines Bürgerbeteiligungsmodells<br />

wird angeregt. Was daraus letztlich<br />

wird, bleibt abzuwarten. esch<br />

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