Ãbermauerung von Ziegel-Flachstürzen - Bundesverband der ...
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Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel<br />
im <strong>Bundesverband</strong> <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ziegel</strong>industrie e. V.<br />
AMz-Bericht 1/99<br />
Übermauerung <strong>von</strong> <strong>Ziegel</strong>-Flachstürzen<br />
Einleitung<br />
<strong>Ziegel</strong>-Flachstürze werden als Zuggurte<br />
bei <strong>der</strong> Überbrückung <strong>von</strong> Wandöffnungen<br />
verwendet. Die Tragfähigkeit des Sturzes<br />
wird durch das Zusammenwirken des<br />
Flachsturzes mit <strong>der</strong> darüberliegenden<br />
Übermauerung (Druckzone) erzielt. Die<br />
Bemessung <strong>von</strong> übermauerten Flachstürzen<br />
kann entwe<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Flachsturzrichtlinie<br />
/1/ o<strong>der</strong> nach DIN 1053-3 /2/ erfolgen.<br />
Beide Regelwerke enthalten erhebliche<br />
Einschränkungen, die eine wirtschaftliche,<br />
praxisgerechte Ausführung <strong>von</strong> Mauerwerk<br />
in diesem Anwendungsbereich behin<strong>der</strong>n.<br />
Diese Einschränkungen beziehen<br />
sich vor allem auf die verwendbaren<br />
Steine und die gefor<strong>der</strong>te Ausführung <strong>der</strong><br />
Übermauerung mit vermörtelten Stoßfugen.<br />
Im Auftrag <strong>der</strong> Arge Mauerziegel wurde<br />
daher in /3/ untersucht, ob die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
in /1/ bezüglich <strong>der</strong> Mindest-<br />
Steinfestigkeit sowie <strong>der</strong> zwingenden<br />
Vermörtelung <strong>der</strong> Stoßfugen im Sturzbereich<br />
in dieser Form erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />
<strong>Ziegel</strong> für die Übermauerung<br />
Die Flachsturz-Richtlinie /1/ stammt aus<br />
dem Jahr 1977 und schreibt vor, dass<br />
ausschließlich <strong>Ziegel</strong> für die Bemessung<br />
nach dieser Richtlinie HLz A <strong>der</strong> Druckfestigkeitsklasse<br />
≥ 12 verwendet werden<br />
dürfen. Bei „versetzten o<strong>der</strong> diagonal verlaufenden<br />
Stegen“, d. h. Stegen, die nicht<br />
in Wandlängsrichtung durchgehen, wird<br />
sogar die Mindest-Druckfestigkeitsklasse<br />
20 gefor<strong>der</strong>t.<br />
In <strong>der</strong> heutigen Baupraxis werden im<br />
Außenwandbereich in <strong>der</strong> Regel großformatige<br />
wärmedämmende Hochlochziegel<br />
HLzB <strong>der</strong> Steindruckfestigkeitsklassen<br />
6 bis 12 eingesetzt. Diese <strong>Ziegel</strong> sind<br />
nach /1/ für eine statisch in Rechnung<br />
gestellte Flachsturzübermauerung nicht<br />
verwendbar.<br />
DIN 1053-3 erlaubt in <strong>der</strong> Druckzone die<br />
Verwendung aller <strong>Ziegel</strong> nach DIN 105 mit<br />
einem Lochanteil ≤ 35%. Als Mauermörtel<br />
sind alle Mörtel nach DIN 1053-1 mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> Mörtelgruppe I verwendbar.<br />
Nach /4/ können für Mauerwerk nach DIN<br />
1053-3 auch HLz mit Lochanteilen ≤ 50%<br />
verwendet werden, wenn zusätzliche Bedingungen<br />
bezüglich <strong>der</strong> Steinlängsdruckfestigkeit<br />
eingehalten werden.<br />
Abweichend <strong>von</strong> /1/ wird daher in bauaufsichtlichen<br />
Zulassungen /5,6/ geregelt,<br />
dass in <strong>der</strong> Übermauerung <strong>von</strong> Flachstürzen<br />
auch HLz A und HLzB <strong>der</strong> Druckfestigkeitsklassen<br />
≥ 6 mit zusätzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Stein-Längsdruckfestigkeit<br />
(Mittelwert ≥ 2,0 N/mm², kleinster<br />
Einzelwert ≥ 1,6 N/mm²) eingesetzt<br />
werden dürfen.<br />
Mit den Versuchen in /3/ sollte für einen<br />
möglichst großen Anwendungsbereich<br />
überprüft werden, unter welchen Randbedingungen<br />
ein statischer Nachweis <strong>von</strong><br />
Flachstürzen möglich ist.<br />
Für die Übermauerung wurden bauaufsichtlich<br />
zugelassene großformatige<br />
Hochlochziegel HLzB 6 - 0,8 verwendet,<br />
die in Wandlängsrichtung versetzte Stege<br />
und eine mittlere Steinlängsdruckfestigkeit<br />
<strong>von</strong> 1,1 N/mm², kleinster Einzelwert<br />
0,9 N/mm², aufwiesen.<br />
1
Versuchsaufbau<br />
Der Versuchsaufbau und die Versuchsdurchführung<br />
sind ausführlich in /3/ beschrieben.<br />
Nach /1/ dürfen Flachstürze<br />
nicht durch Einzellasten beansprucht<br />
werden. Es wurde daher eine Prüfeinrichtung<br />
konzipiert, s. Bild 1, mit <strong>der</strong> zu Versuchsbeginn<br />
eine Gleichlast aufgebracht<br />
wurde. Bei steigen<strong>der</strong> Durchbiegung des<br />
Sturzes erfolgte ein gleiten<strong>der</strong> Übergang<br />
zu <strong>der</strong> sehr viel ungünstigeren Einzellast-<br />
Beanspruchung.<br />
Als kritischster Fall wurde überwiegend die<br />
Übermauerung mit einer Steinlage untersucht.<br />
Ergänzend wurde punktuell auch<br />
die mehrlagige Übermauerung (Steinhöhe<br />
113 mm) geprüft.<br />
Bild 1: Grenzbelastungsfälle auf Grund des Versuchsaufbaus<br />
Fall 1: Gleichlast; Fall 2: Einzellasten<br />
Versuchsergebnisse und Bewertung<br />
Übermauerung mit Stoßfugenvermörtelung<br />
Flachsturz-Übermauerungen mit vermörtelten<br />
Stoßfugen wurden in /3/ nur für zwei<br />
Grenzfälle geprüft. Für die beiden möglichen<br />
Versagenskriterien Schub und<br />
Biegung können mit den verwendeten<br />
Materialien und den Bemessungsregeln<br />
aus /1/ die Bemessungswerte mit den erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Sicherheitsabständen eingehalten<br />
werden.<br />
Versagenskriterium Schubtragfähigkeit<br />
Eine Vergleichsrechnung in /3/ zeigt, dass<br />
unter <strong>der</strong> Annahme einer Gleichlast-Beanspruchung<br />
die zulässige Schubspannung<br />
τ zul für die untersuchte Variante (Übermauerung<br />
mit HLzB 6-0,8) zu<br />
τ zul = 0,1 N/mm²<br />
angenommen werden kann.<br />
2
Versagenskriterium Biegedruck<br />
/1/ enthält auf Grund <strong>der</strong> starken Einschränkung<br />
<strong>der</strong> verwendbaren Mauersteine<br />
bisher nur den festen Wert<br />
β R = 2,5 N/mm².<br />
Bei einer Übermauerung aus Steinen mit<br />
niedrigen Stein-Druckfestigkeiten muss<br />
<strong>der</strong> Rechenwert <strong>der</strong> Mauerwerkdruckfestigkeit<br />
analog zu DIN 1053-3 als Funktion<br />
<strong>der</strong> Stein-Mörtel-Kombination angegeben<br />
werden.<br />
Bei einer eventuellen Überarbeitung <strong>von</strong><br />
/1/ sollte daher für Vollsteine<br />
β R = 2,67 σ 0<br />
mit σ 0 nach DIN 1053-1 und bei gelochten<br />
Vollsteinen sowie Lochsteinen<br />
β RL = 0,5 β R<br />
angesetzt werden. Die Versuchsergebnisse<br />
in /3/ liegen dann für den Lastfall<br />
Biegung weit auf <strong>der</strong> sicheren Seite. Tabelle<br />
1 enthält eine Zusammenstellung <strong>der</strong><br />
maßgebenden Rechenwerte <strong>der</strong> Mauerwerkdruckfestigkeit.<br />
Tabelle 1: Rechenwerte β RL <strong>der</strong> Mauerwerkdruckfestigkeit für den Nachweis <strong>von</strong> Flachsturz-<br />
Übermauerungen mit Hochlochziegeln<br />
<strong>Ziegel</strong>-Festigkeitsklasse<br />
Mörtelart<br />
Leichtmörtel LM 21 Normalmörtel IIa Dünnbettmörtel 1)<br />
β RL in N/mm²<br />
HLz 4 0,67 1,07 1,07<br />
HLz 6 0,93 1,34 1,47<br />
HLz 8 1,07 1,60 1,74<br />
HLz 10 1,07 1,87 2,14<br />
HLz 12 1,20 2,14 2,40<br />
HLz 20 1,20 2,54 2,40<br />
1) zulässige Druckspannungen σ 0 nach /7/<br />
Die bisher in /1/ enthaltene Beschränkung<br />
auf Steinfestigkeitsklassen ≥ 12 bzw. ≥ 20<br />
bei Steinen mit nicht in Wandlängsrichtung<br />
laufenden Stegen könnte damit geän<strong>der</strong>t<br />
und bei Hochlochziegeln auf <strong>Ziegel</strong> <strong>der</strong><br />
Festigkeitsklasse ≥ HLz 6 festgesetzt<br />
werden.<br />
Als zusätzliche Bedingung sollte bei Lochsteinen<br />
mit nicht in Wandlängsrichtung<br />
laufenden Stegen eine mittlere Mindest-<br />
Steinlängsdruckfestigkeit β DL,st ≥ 1,0<br />
N/mm² eingehalten werden.<br />
Übermauerung ohne Stoßfugenvermörtelung<br />
Bei einer einlagigen Übermauerung ohne<br />
Stoßfugenvermörtelung traten in <strong>der</strong> Regel<br />
sehr große Durchbiegungen <strong>der</strong><br />
Flachstürze auf, die zum einen auf die versuchstechnisch<br />
bedingte, aber praxisfremde,<br />
fehlende Einspannung am Sturzende,<br />
zum an<strong>der</strong>en auf die fehlende Möglichkeit<br />
zur Kraftübertragung in <strong>der</strong> Übermauerung<br />
zurückzuführen sind.<br />
Bei <strong>der</strong> dreilagigen Übermauerung (Gesamthöhe<br />
<strong>der</strong> Übermauerung 375 mm)<br />
wurde in einem Fall die rechnerische<br />
Schubtragfähigkeit für eine Übermauerung<br />
mit Stoßfugenvermörtelung genau erreicht,<br />
in einem zweiten Versuch jedoch<br />
deutlich unterschritten. Einziger Unterschied<br />
zwischen beiden Versuchen war<br />
die Ausbildung <strong>der</strong> Mörtelfuge oberhalb<br />
<strong>der</strong> obersten Steinlage. Diese Lagerfuge<br />
wurde einmal durchgehend hergestellt und<br />
einmal mit einem Sägeschnitt in <strong>der</strong> Sturzmitte<br />
getrennt. Ob dieser kleine Unterschied<br />
die Ursache für <strong>der</strong>art große<br />
Tragfähigkeitsunterschiede sein kann,<br />
konnte im Rahmen <strong>der</strong> Versuche in /3/<br />
nicht abschließend geklärt werden.<br />
Eine Bemessung <strong>von</strong> Flachstürzen nach<br />
/1/ ist bei einer Übermauerung ohne<br />
Stoßfugenvermörtelung nicht möglich; die<br />
3
Deckenlast muss über einen deckengleichen<br />
Unterzug abgetragen werden.<br />
Die Belastung durch das Eigengewicht <strong>der</strong><br />
Übermauerung alleine kann dagegen<br />
problemlos aufgenommen werden. Bei<br />
Einsatz eines deckengleichen Unterzuges<br />
ist demnach kein Wechsel in <strong>der</strong> <strong>Ziegel</strong>sorte<br />
und in <strong>der</strong> Stoßfugenausführung<br />
oberhalb <strong>von</strong> Flachstürzen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Versuche in /3/ haben gezeigt, dass<br />
an<strong>der</strong>s als bisher in <strong>der</strong> Flachsturzrichtlinie<br />
festgelegt, die Übermauerung <strong>von</strong> Flachstürzen<br />
auch mit großformatigen Hochlochziegeln<br />
<strong>der</strong> Festigkeitsklassen ≥ HLz 6<br />
möglich ist.<br />
Bei einer Vermörtelung <strong>der</strong> Stoßfugen im<br />
Bereich <strong>der</strong> Übermauerung kann die Bemessung<br />
grundsätzlich nach <strong>der</strong> Flachsturzrichtlinie<br />
erfolgen, wenn für die<br />
Druckfestigkeit β R (bzw. 0,5 β R bei Lochsteinen)<br />
die Werte nach DIN 1053-1 angesetzt<br />
werden.<br />
Bei Flachsturzübermauerungen mit unvermörtelten<br />
Stoßfugen ist die Ausbildung<br />
eines deckengleichen Unterzuges zur<br />
Lastverteilung erfor<strong>der</strong>lich. Das Eigengewicht<br />
des Sturzes und <strong>der</strong> Übermauerung<br />
wird vom Flachsturz sicher aufgenommen.<br />
Die Ergebnisse aus /3/ werden bei <strong>der</strong><br />
beabsichtigten Überarbeitung <strong>von</strong> DIN<br />
1053-3 als Grundlage für eine Ergänzung<br />
und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Regelungen<br />
eingebracht.<br />
Literatur<br />
/1/ Richtlinie für die Bemessung und Ausführung<br />
<strong>von</strong> Flachstürzen. Deutscher<br />
Ausschuss für Stahlbeton. 08.77. Berlin:<br />
Ernst&Sohn. - In: Mauerwerk-Kalen<strong>der</strong> (4)<br />
1979, S. 453-459.<br />
/2/ DIN 1053-3 02.90. Mauerwerk; Bewehrtes<br />
Mauerwerk; Berechnung und<br />
Ausführung.<br />
/3/ Caballero-Gonzalez, A.; Schubert, P.:<br />
Tragverhalten <strong>von</strong> <strong>Ziegel</strong>-Flachstürzen mit<br />
vermörtelten und unvermörtelten Stoßfugen<br />
in <strong>der</strong> aufgemauerten Druckzone.<br />
Aachen: Institut für Bauforschung, Forschungsbericht<br />
Nr. F 492 1998.<br />
/4/ Hochlochziegel und Leichthochlochziegel<br />
für Mauerwerk mit horizontaler<br />
Bewehrung in den Lagerfugen. Berlin:<br />
Deutsches Institut für Bautechnik, 1994,<br />
Zulassungsnummer Z-17.1-480.<br />
/5/ Wienerberger Stürze. Berlin: Deutsches<br />
Institut für Bautechnik. Zulassungsnummer<br />
Z-15.2-32.<br />
/6/ Schultheiss-Poroton-<strong>Ziegel</strong>sturz. Berlin:<br />
Deutsches Institut für Bautechnik.<br />
Zulassungsnummer Z-15.2-114<br />
/7/ Schubert, P.; Meyer, U.: Schub- und<br />
Druckfestigkeit <strong>von</strong> <strong>Ziegel</strong>mauerwerk.<br />
Berlin: Ernst&Sohn. In: das Mauerwerk 3<br />
(1999) Heft 1.<br />
Bonn, 17. Februar 1999<br />
Dr. My-GdJ AMz<br />
Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel e. V., Schaumburg-Lippe-Str. 4, 53113 Bonn, Tel. 0228-91493-24, Fax -91493-12<br />
Email: argemauerziegel@ziegel.de Internet: http://www.ziegel.de<br />
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