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Journalistin und Schriftstellerin Hatice Akyün im ... - schul-welt.de

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TITELTHEMA<br />

<strong>Hatice</strong> Akyün<br />

„He<strong>im</strong>at ist dort, wo du satt wirst“:<br />

Integration als Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

Interview mit <strong>de</strong>r <strong>Journalistin</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Schriftstellerin</strong> <strong>Hatice</strong> Akyün<br />

<strong>Hatice</strong> Akyün wur<strong>de</strong> 1969 in <strong>de</strong>m anatolischen Dorf Akpinar in <strong>de</strong>r Türkei geboren. Bereits mit<br />

drei Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Duisburg, wo ihr Vater als Bergmann arbeitete. Nach<br />

<strong>de</strong>r Fachober<strong>schul</strong>reife wur<strong>de</strong> sie Justizangestellte be<strong>im</strong> Amtsgericht Duisburg, holte ihr Abitur<br />

nach <strong>und</strong> ging ein Jahr als Au-Pair nach New York. Sie begann ein Studium <strong>de</strong>r Be triebs -<br />

wirtschaft an <strong>de</strong>r Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf <strong>und</strong> arbeitete zugleich als freie<br />

<strong>Journalistin</strong>. Nach einem Volontariat zog sie 2000 nach Berlin, nach Hamburg <strong>und</strong> schließlich<br />

zurück nach Berlin.<br />

Akyün hat eine Tochter <strong>und</strong> ist heute <strong>Journalistin</strong> mit einer<br />

wöchentlichen Kolumne be<strong>im</strong> Berliner Tagesspiegel sowie<br />

erfolgreiche Buchautorin. In ihrem biografischen Roman Einmal<br />

Hans mit scharfer Soße beschreibt sie mit Temperament <strong>und</strong><br />

Humor Unterschie<strong>de</strong> zwischen türkischen <strong>und</strong> <strong>de</strong>utschen<br />

Männern <strong>im</strong> Umgang mit Frauen. Ali zum Dessert thematisiert<br />

ihr <strong>de</strong>utsch-türkisches Leben als Mutter. Auch zu <strong>de</strong>r erneut zum<br />

Thema Integration entfachten Debatte mel<strong>de</strong>t sich die Jour -<br />

nalistin <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r zu Wort. Als Musl<strong>im</strong>a ohne Kopftuch<br />

sagt sie über sich, ihr Herz sei <strong>de</strong>utsch, ihre Seele türkisch.<br />

2009 wur<strong>de</strong> sie mit <strong>de</strong>m Duisburger Preis für Toleranz <strong>und</strong> Zi -<br />

vilcourage ausgezeichnet, 2011 erhielt sie <strong>de</strong>n Berliner Integra -<br />

tions preis für ihr <strong>de</strong>mokratisches Engagement.<br />

dreißig, hatte we<strong>de</strong>r Mann noch Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> war für mich <strong>de</strong>r<br />

Inbegriff von Unabhängigkeit. Wenn ich beobachtete, wie sie<br />

mit ihrem kleinen roten Auto auf <strong>de</strong>n Lehrerparkplatz fuhr, glühte<br />

mein Herz vor Bew<strong>und</strong>erung. Frau Kruse erklärte mir, dass ich<br />

auch Abitur machen könnte, um später einmal zu studieren. Ich<br />

wusste damals nicht, dass man auf <strong>de</strong>r Haupt<strong>schul</strong>e, auf <strong>de</strong>r ich<br />

war, kein Abitur machen konnte. Bis heute bin ich tief mit Frau<br />

Kruse verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wir pflegen eine enge Fre<strong>und</strong>schaft.<br />

Lehrkräfte übernehmen eine wichtige Vorbildfunktion. Das<br />

macht <strong>de</strong>n Beruf so wertvoll <strong>und</strong> spannend. Was ist Ihrer<br />

Meinung nach wichtig, um Kin<strong>de</strong>r – <strong>und</strong> beson<strong>de</strong>rs die mit<br />

Zuwan<strong>de</strong>rungsgeschichte − erfolgreich zu för<strong>de</strong>rn?<br />

Für Schule NRW beantwortete <strong>Hatice</strong> Akyün Fragen zu ihrer<br />

Schulzeit, ihrem Deutsch-Türkisch-Sein <strong>und</strong> wie Lehrkräfte<br />

Eltern mit Zuwan<strong>de</strong>rungsgeschichte noch eher für <strong>de</strong>n Schul -<br />

alltag interessieren können.<br />

Was hat Sie während Ihrer Schulzeit in Duisburg beson<strong>de</strong>rs<br />

positiv geprägt o<strong>de</strong>r was hat Ihnen auf Ihrem Bildungsweg<br />

geholfen?<br />

In <strong>de</strong>r Schule hatte ich eine Lieblingslehrerin. Sie unterrichtete<br />

uns in Deutsch <strong>und</strong> Englisch. Frau Kruse war damals Anfang<br />

Sprache, Sprache <strong>und</strong> noch einmal Sprache. Jemand, <strong>de</strong>r zwei<br />

Kulturen in sich vereint, zwei Sprachen spricht <strong>und</strong> einen<br />

Lebenslauf mit Ecken <strong>und</strong> Kanten hat, kann viele Geschichten<br />

erzählen. Doch um uns unsere Geschichten erzählen <strong>und</strong> verstehen<br />

zu können, müssen wir eine gemeinsame Sprache<br />

haben: die <strong>de</strong>utsche Sprache. Sie zu beherrschen be<strong>de</strong>utet für<br />

Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten aber noch viel mehr: Sie hilft<br />

je<strong>de</strong>m, die alltäglichen Dinge in Behör<strong>de</strong>n, bei Ärzten o<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Schule für seine Kin<strong>de</strong>r zu bewältigen. Sie be<strong>de</strong>utet, sich<br />

wehren zu können. Wer die <strong>de</strong>utsche Sprache nicht spricht,<br />

wird seine Wünsche, Bedürfnisse <strong>und</strong> Gedanken in diesem Land<br />

606<br />

Schule NRW 12/12

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