Trendthema Mobile Payment – eine Bestandsaufnahme
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Special<br />
d i s c u s s i n n o v a t i o n s m o b i l e w o r l d<br />
<strong>Trendthema</strong> <strong>Mobile</strong> <strong>Payment</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>eine</strong> <strong>Bestandsaufnahme</strong><br />
von Christian von hammel-Bonten<br />
Das Mobiltelefon ist mittlerweile ein Multifunktionstool: Welchen Einfluss haben diese Entwicklungen<br />
auf Händler, die Kunden „mobiles Bezahlen“ anbieten wollen? Auf welche Art und Weise können Shopbetreiber<br />
ihr Geschäft mobil machen? Welche Ansätze werden sich durchsetzen?<br />
Die Unternehmensberatung KPMG bestätigt<br />
in <strong>eine</strong>r aktuellen Umfrage, dass<br />
bereits knapp die Hälfte aller Befragten<br />
ihr Handy einsetzt, um ein bestimmtes<br />
Geschäft in der Nähe zu suchen. Jeder<br />
Dritte löst mit s<strong>eine</strong>m Smartphone schon<br />
Coupons ein. Und jeder fünfte ruft via<br />
Barcode vor Ort im Geschäft Zusatzinformationen<br />
zu einzelnen Produkten aus<br />
dem Internet ab. Weltweit geben 25 Prozent<br />
der Befragten an, das Mobiltelefon<br />
mindestens einmal im Quartal für <strong>eine</strong>n<br />
Bezahlvorgang zu nutzen. Welchen Einfluss<br />
haben diese Entwicklungen auf<br />
Händler, die ihren Kunden „mobiles Bezahlen“<br />
anbieten wollen? Auf welche Art<br />
und Weise können Shopbetreiber ihr Geschäft<br />
mobil machen? Welche Ansätze<br />
werden sich durchsetzen?<br />
> Bezahlen<br />
via MoBiltelefon<br />
Wird der Bezahlvorgang auf dem Mobiltelefon<br />
durchgeführt (<strong>Payment</strong> on <strong>Mobile</strong>),<br />
bezahlt der Kunde entweder direkt<br />
aus <strong>eine</strong>r mobilen Applikation („In App<br />
<strong>Payment</strong>“) heraus oder über den mobilen<br />
Browser des Smartphone.<br />
Grundsätzlich lassen sich drei unterschiedliche<br />
Ansätze differenzieren:<br />
1. Bezahlen über das Mobilfunkkonto<br />
2. Klassische Bezahlverfahren<br />
3. Kundenkonto des Konsumenten<br />
> Bewährt: Bezahlen üBer<br />
das MoBilfunkkonto<br />
Bezahlt der Konsument über sein Mobilfunkkonto,<br />
wird entweder über die Handyrechnung<br />
oder bei PrepaidVerträgen<br />
gegen das vorhandene Guthaben abgerechnet.<br />
Der Erfolg dieser Methode geht<br />
auf den Download von Klingeltönen zurück,<br />
wo es darum geht, <strong>eine</strong> Vielzahl an<br />
Transaktionen mit geringem Volumen<br />
abzuwickeln. Noch heute wird dieser An<br />
satz ausschließlich für die Bezahlung<br />
von digitalen Gütern mit <strong>eine</strong>m sehr geringen<br />
Betrag im CentBereich genutzt.<br />
In der Praxis hat sich dieses Direct<br />
Carrier Billing bewährt, da beide Seiten<br />
gleichermaßen profitieren: Händler erhalten<br />
<strong>eine</strong> Zahlungsgarantie und senken<br />
somit ihr Risiko von Zahlungsausfällen.<br />
Mobilfunknutzer wissen die schnelle<br />
ECommerce und s<strong>eine</strong> Prozesse eins zu eins auf das<br />
Mobiltelefon umzulegen, ignoriert die Herausforderungen und auch<br />
die Möglichkeiten des <strong>Mobile</strong> Commerce & <strong>Payment</strong>.<br />
und einfache Handhabung zu schätzen:<br />
Sie können diese Methode ohne vorherige<br />
Registrierung sofort nutzen. Nach Eingabe<br />
der Mobilfunknummer (MSISDN)<br />
und <strong>eine</strong>r mTAN (Einmalkennwort) erfolgt<br />
die Belastung des Mobilfunkkontos. Die<br />
weltweite Verfügbarkeit macht das Bezahlen<br />
über das Mobilfunkkonto zusätzlich<br />
attraktiv.<br />
Direct Carrier Billing hat da s<strong>eine</strong><br />
Grenzen, wo bestimmte Länder, beispielsweise<br />
im Bereich der Erwachsenen<br />
8 e-commerce-magazin 02/12 www.e-commerce-magazin.de
unterhaltung, <strong>eine</strong>n Riegel vorschieben.<br />
Für Händler hat die Zahlungsgarantie ihren<br />
Preis: Mit 10 bis 50 Prozent des Umsatzes<br />
sind die Gebühren im Vergleich zu<br />
klassischen oder alternativen Methoden<br />
sehr hoch. Außerdem muss der Shopbetreiber<br />
teilweise bis zu drei Monate<br />
auf sein Geld warten. Bei der Zahlungsabwicklung<br />
kommen Aggregatoren ins<br />
Spiel. Sie kümmern sich um<br />
→ die Integration in die ITSysteme der<br />
Mobilfunkanbieter<br />
→ die Abrechnung mit diesen und<br />
→ die abschließende Auszahlung, inklusive<br />
Währungsmanagement, an den<br />
Händler.<br />
Zudem bieten einzelne Dienstleister weitere<br />
Angebote wie beispielsweise <strong>eine</strong><br />
Art Vorfinanzierung, bei der Umsätze an<br />
Händler ausbezahlt werden, noch bevor<br />
dem Aggregator diese vom Mobilfunkanbieter<br />
gutgeschrieben worden sind.<br />
Da Preise, Länderabdeckung und<br />
inhaltliche Beschränkungen stark variieren,<br />
sind Shopbetreiber gut beraten,<br />
genau zu prüfen, welcher Anbieter am<br />
besten zum eigenen Geschäftsmodell<br />
passt. In jedem Fall sollte geklärt sein,<br />
ob die notwendige Unterstützung von<br />
mobilen Browsern angeboten wird und<br />
eventuell ein notwendiges Software<br />
Development Kit (SDK) zur Verfügung<br />
steht, um diese Methode direkt in <strong>eine</strong><br />
geplante mobile Applikation einzubinden.<br />
Steht <strong>eine</strong> mobile Version der Bezahlseite<br />
des Onlineshops zur Verfügung,<br />
können Konsumenten auch über<br />
ein Smartphone per Kreditkarte oder<br />
Lastschrift bezahlen. Die <strong>Payment</strong> Page<br />
wird vom Server des Zahlungsabwicklers<br />
geladen und vereint alle Zahlungs<br />
methoden, die ein Händler s<strong>eine</strong>n Kunden<br />
anbieten möchte. Der gesamte Zahlungsabwicklungsprozess,<br />
inklusive der<br />
Interaktion mit den Endkunden wie Eingabe<br />
von Zahlungsdaten, Rückmeldung<br />
oder Fehlerbehandlung, wird vom Zahlungsabwickler<br />
übernommen. Das Aktivieren<br />
und Deaktivieren neuer Zahlungsmethoden<br />
ist jederzeit und ohne großen<br />
Programmieraufwand möglich. So komfortabel<br />
die Auslagerung des gesamten<br />
Prozesses ist: Damit verbunden sind <strong>eine</strong><br />
geringere Kontrolle über den Zahlungsprozess<br />
wie auch über das Look &<br />
Feel der jeweiligen <strong>Payment</strong>Applikation<br />
beziehungsweise des Webshops, auch<br />
wenn die technischen Möglichkeiten<br />
schon sehr weit fortgeschritten sind. Abzuwägen<br />
sind hierbei auch die Vor und<br />
Nachteile der Nutzung <strong>eine</strong>r angepassten<br />
Website auf HTMLBasis (mobiler Web<br />
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Special d i s c u s s i n n o v a t i o n s m o b i l e w o r l d<br />
browser) anstelle der Programmierung in<br />
<strong>eine</strong>r nativen mobilen Applikation. So<br />
können beispielsweise mobile WebApps<br />
durch den Browser von allen gängigen<br />
mobilen Geräten aufgerufen werden, wobei<br />
native Apps speziell auf bestimmte<br />
Geräte oder Software zugeschnitten<br />
sind. Als Alter native zu dieser webbasierten<br />
Lösung können Händler daher auch<br />
BackendSchnittstellen integrieren. In<br />
diesem Fall nimmt der Shop die Zahldaten<br />
auf s<strong>eine</strong>n mobilen Webseiten oder<br />
in der Applikation direkt entgegen und<br />
leitet diese über die Schnittstelle an den<br />
Zahlungsabwickler, den sogenannten<br />
<strong>Payment</strong> Service Provider (PSP), weiter.<br />
Variante s<strong>eine</strong>r Lösung um, wenn das<br />
System erkennt, dass der Kunde über<br />
ein Smartphone auf die Lösung zugreift.<br />
Der Endkunde erhält, auch wenn er über<br />
die klassische (nichtmobile) OnlineshopSeite<br />
des Händlers kommt, automatisch<br />
die in der Bedienung und Navigation<br />
freundlichere mobile Variante für<br />
die Zahlungsabwicklung. Es ist also vom<br />
Shopanbieter zu prüfen, ob der <strong>Payment</strong><br />
Service Provider <strong>eine</strong> solche mobile Version<br />
s<strong>eine</strong>r Bezahlseite (<strong>Payment</strong> Page)<br />
anbietet.<br />
Laut <strong>eine</strong>r aktuellen Studie von Fittkau<br />
& Maaß beabsichtigte nur jeder 13.<br />
SmartphoneBesitzer, vergangene Weih<br />
│ Christian von HammelBonten startete nach s<strong>eine</strong>m WirtschaftsinformatikStudium<br />
1996 s<strong>eine</strong> berufliche Laufbahn als Produktmanager bei Brokat Infosystems, danach<br />
war er Leiter des Produktmanagements bei NorCom, <strong>eine</strong>m Anbieter von softwarebasierten<br />
Sicherheitslösungen für Banken und Finanzdienstleister. Von November 2002<br />
bis 2009 leitete Christian von HammelBonten das Produktmanagement beim <strong>Payment</strong><br />
Service Provider Wirecard. Danach wechselte er zu Clickandbuy, <strong>eine</strong>m Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Telekom, wo er als Senior VP Head of Product Management<br />
verantwortlich zeichnete. 2011 kehrte von HammelBonten zu Wirecard zurück.<br />
Vor <strong>eine</strong>r Entscheidung für die direkte<br />
Integration sollten alle Aspekte wie Benutzerfreundlichkeit<br />
oder Sicherheit evaluiert<br />
werden. So hat sich bei dieser Alternative<br />
der Händler selbst um die PCI<br />
DSS Zertifizierung zu kümmern, die bei<br />
Kreditkartenzahlungen notwendig ist.<br />
Außerdem ist in Abstimmung mit dem<br />
Zahlungsabwickler zu prüfen, welche der<br />
alternativen Bezahlmethoden, beispielsweise<br />
Sofortüberweisung, Giropay, PayPal<br />
oder ClickandBuy, eingebunden werden<br />
sollen und ob für diese <strong>eine</strong> mobile<br />
Variante zur Verfügung steht. Denn die<br />
von allen Anbietern bereitgestellte Standardvariante<br />
für DesktopBrowser ist für<br />
die verhältnismäßig kl<strong>eine</strong>n Displays von<br />
Mo biltelefonen nicht geeignet.<br />
> autoMatisChes<br />
uMsChalten auf MoBil<br />
Idealerweise schaltet der PSP und der<br />
Betreiber <strong>eine</strong>s alternativen Bezahlverfahrens<br />
automatisch auf <strong>eine</strong> mobile<br />
nachten s<strong>eine</strong> Geschenke über das<br />
Mobiltelefon zu kaufen. Gleichzeitig verzeichnete<br />
PayPal <strong>eine</strong>n Anstieg des<br />
globalen <strong>Mobile</strong><strong>Payment</strong>Zahlungsvolumens<br />
von 511 Prozent an Thanksgiving<br />
im Vergleich zum Vorjahr.<br />
> BelieBt: kundenkonto des<br />
konsuMenten<br />
Diese widersprüchlichen Ergebnisse<br />
machen daher deutlich, dass die Eingabe<br />
von beispielsweise Rechnungs und<br />
Lieferadresse, Zahldaten und weiteren<br />
Informationen die Endkunden von der<br />
häufigeren Nutzung des Mobiltelefons<br />
für den <strong>Mobile</strong> Commerce abhalten.<br />
Unternehmen wie eBay oder Amazon<br />
sind, Stand heute, also nahezu die einzigen<br />
Unternehmen, die von <strong>Mobile</strong> Com<br />
merce profitieren. Hier können Konsumenten<br />
äußerst komfortabel bezahlen<br />
<strong>–</strong> die Zahlungsabwicklung erfolgt nämlich<br />
über bereits hinterlegte Daten. Kl<strong>eine</strong>re<br />
und mittlere Shopbetreiber sollten<br />
daher überlegen, ob sie PayPal und/<br />
oder Amazon <strong>Payment</strong> als Zahlungsoptionen,<br />
insbesondere für das Gewinnen<br />
von Neukunden, aufnehmen wollen.<br />
Kaufabbrüche lassen sich nämlich<br />
gerade bei Bestandskunden dadurch wesentlich<br />
senken, wenn eben diese notwendigen<br />
Zahldaten nicht erneut eingegeben<br />
werden müssen, sondern <strong>eine</strong><br />
Zahlung über das Login in das beim Händler<br />
bereits vorhandene Endkundenkonto<br />
autorisiert wird. Für all jene Shopbetreiber,<br />
die aber nicht auf PayPal oder Amazon<br />
<strong>Payment</strong>s setzen wollen, bieten spezielle<br />
Unternehmen wie Shopgate <strong>eine</strong> interessante<br />
Alternative: Hier werden die<br />
integrierten Händler konsolidiert <strong>–</strong> alle<br />
registrierten Endkunden haben so die<br />
Möglichkeit, schnell und einfach in all diesen<br />
Shops einzukaufen und zu bezahlen.<br />
> ausBliCk<br />
Fünf Jahre ist das Smartphone alt. <strong>Mobile</strong><br />
Commerce & <strong>Payment</strong> sind somit<br />
noch „jung“ <strong>–</strong> für die Industrie wie auch<br />
für die Konsumenten.<br />
<strong>Mobile</strong> Commerce & <strong>Payment</strong> wird<br />
sich, was Benutzerfreundlichkeit und<br />
Service betrifft, noch stärker in Richtung<br />
der Endkunden entwickeln (müssen).<br />
ECommerce und s<strong>eine</strong> Prozesse eins zu<br />
eins auf das Mobiltelefon umzulegen,<br />
ignoriert die Herausforderungen und<br />
auch die Möglichkeiten des <strong>Mobile</strong> Commerce<br />
& <strong>Payment</strong>.<br />
Das potenzielle Marktvolumen von MWallet für das Jahr 2012<br />
beträgt nach <strong>eine</strong>r Schätzung von Mücke, Sturm & Company etwa 7,4<br />
Milliarden Euro allein in Deutschland.<br />
Hier ist noch mehr konzeptionelle und<br />
kreative Arbeit im Sinne von „mobile<br />
first“ notwendig. Gleichzeitig ist es an<br />
den Endkunden, die neuen Möglichkeiten<br />
des <strong>Mobile</strong> Commerce & <strong>Payment</strong><br />
aber auch spielerisch zu entdecken und<br />
zu nutzen. ■<br />
10 e-commerce-magazin 02/12 www.e-commerce-magazin.de