Die 200 besten roten Bordeaux - wine-sensation.de
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WEINWISSER N° 12/<strong>200</strong>8<br />
15<br />
1978<br />
gem Körper, zeigt die Finessen eines<br />
noblen Grand Cru aus <strong>de</strong>m Médoc.<br />
Ein <strong>de</strong>nk- und vor allem trinkwürdiger<br />
Wein!<br />
19/20 trinken<br />
1978 Château Pichon Longueville<br />
Comtesse <strong>de</strong> Lalan<strong>de</strong>, Pauillac, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong><br />
(Magnum): Aufhellen<strong>de</strong> Farbe<br />
mit <strong>de</strong>utlichen Reifetönen. Im Bouquet<br />
zunächst Schoko-Pralinen und<br />
Kokos, dann buttrige Noten sowie eine<br />
an reifen Tempranillo aus <strong>de</strong>r Ribera<br />
<strong>de</strong>l Duero erinnern<strong>de</strong> Süsse. Im Gaumen<br />
Milchschokola<strong>de</strong>, samtiges Tannin,<br />
leicht grünwürzige Nuancen, die<br />
jedoch mit Fülle und üppiger Süsse<br />
gut gebettet wer<strong>de</strong>n, gebün<strong>de</strong>ltes Finale.<br />
Ein jetzt noch genial zu trinken<strong>de</strong>r<br />
Wein.<br />
19/20 austrinken<br />
1978 Château Ducru-Beaucaillou, St-<br />
Julien, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong> (Magnum): Aufhellen<strong>de</strong><br />
Farbe, mittlere Tiefe. Delikater<br />
Ze<strong>de</strong>rnduft, etwas süsse rote Pflaumen,<br />
dominikanischer Tabak, weisser<br />
Pfeffer, ein richtig feiner, klassischer<br />
St-Julien! Im Gaumen tänzerisch und<br />
<strong>de</strong>likat, mit hochfeinem Tannin und<br />
(grün-)würzigen Cabernet-Noten, ebenso<br />
Tabakblätter, noch immer sehr<br />
frisch und mit langem Finish. Verbessert<br />
sich an <strong>de</strong>r Luft und wird sich<br />
noch länger in dieser bestechen<strong>de</strong>n<br />
Form halten.<br />
19/20 trinken<br />
1978 Château Léoville-Las Cases, St.<br />
Julien, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong>: Leuchten<strong>de</strong>s Granat<br />
mit zart orangefarbenem Rand. Offenes,<br />
laktisches Bouquet, Karamellnoten<br />
und ein Hauch grüne Pfefferschote, dahinter<br />
Cassisspuren und nussige Terroir-Noten.<br />
Im Gaumen mittelschlank,<br />
angenehm süss, Kokosschimmer, halb<br />
fruchtig, halb erdig, sehr langes Finale,<br />
ausgereift und genussbereit – auch<br />
ohne Karaffe.<br />
18/20 austrinken<br />
1978 Château Latour, Pauillac, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong><br />
(Magnum): Deutlich aufhellen<strong>de</strong>s<br />
Weinrot, wenig Reifetöne zeigend.<br />
Würziges Bouquet, Ratafia, getrocknete<br />
Baumnuss- und Pflaumenschalen,<br />
Curryblatt, Tabak, nobel und zurückhaltend,<br />
eher schlank anmutend. Am<br />
Gaumen diskret, wenn nicht gar unterkühlt<br />
und hartnäckig unkommunikativ,<br />
<strong>de</strong>nnoch mit gewisser Gran<strong>de</strong>zza.<br />
Benötigt sehr viel Luft und wird sich<br />
noch gut zwei Jahrzehnte so halten. Introvertierter<br />
Bursche. 18/20 trinken<br />
1978 Château La Mission Haut-Brion,<br />
Pessac-Léognan, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong> (Magnum):<br />
Extrem dunkle Farbe, am Rand ziegelrot<br />
schimmernd. Unglaublich tiefes,<br />
würzig-süsses und wuchtig konzentriertes<br />
Bouquet, das an Kräuterbitter<br />
und Appenzellerlikör erinnert, an getrocknete<br />
Nussschalen, Teer sowie an<br />
reifen Hermitage. Samtiger Gaumen<br />
mit einem mächtigen Konzentrat, entwickelt<br />
unglaublich viel Druck und<br />
zeigt in seiner for<strong>de</strong>rnd bourgeoisen<br />
Adstringenz eine noble Bitterkeit. Ein<br />
Charakterdarsteller, <strong>de</strong>n man min<strong>de</strong>stens<br />
fünf Stun<strong>de</strong>n vor Genuss <strong>de</strong>kantieren<br />
sollte. Der Beste 1978er im<br />
Bor<strong>de</strong>lais, aber nur beinahe ein Jahrhun<strong>de</strong>rtwein.<br />
19/20 trinken<br />
1978 Château La Fleur-Pétrus, Pomerol,<br />
<strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong>: Zwei Flaschen <strong>de</strong>gustiert,<br />
zwei unterschiedliche Eindrücke. Während<br />
die weniger gute Flasche einen vegetabilen<br />
und humosen Wein zeigte,<br />
bot die bessere einen angenehm süss<br />
duften<strong>de</strong>n Pomerol mit feinem Waldbeer-Bouquet.<br />
Im Gaumen burgundisch<br />
weich und rund, etwas simpel und über<br />
<strong>de</strong>n Zenit hinaus.<br />
16/20 vorbei<br />
1978 Château Pape-Clément, Pessac-<br />
Léognan, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong>: Relativ helle Farbe.<br />
Im schlanken, <strong>de</strong>zent süssen Bouquet<br />
Ricolanoten, Ze<strong>de</strong>rnholz, Havannakiste,<br />
kalter Teekrug (Earl Grey). Feiner<br />
Gaumen, vielschichtige Aromen, darunter<br />
auch Moschus und Havannatabak,<br />
schlanker Körper, körnig-kerniges<br />
Finale. Ein überraschen<strong>de</strong>r 78er.<br />
Nase: 18/20, die Gesamtwertung liegt<br />
einen Punkt tiefer. 17/20 austrinken<br />
1978 Château Duhart Milon Rothschild,<br />
Pauillac, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong>: Mittleres<br />
Granat mit bräunlichen Reflexen.<br />
Pfefferschote, Chinin, grünes Chili,<br />
Szechuan-Pfefferkörner, ein Hauch<br />
Geraniol, leicht alkoholisch. Im<br />
Gaumen metallisch, immer noch<br />
aufrauend, mehliges Tannin, ein kalter<br />
Wein mit Muskeln, aber ohne<br />
Charme.<br />
15/20 austrinken<br />
1978 Château Palmer, Margaux, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong>:<br />
Aufhellen<strong>de</strong>s Weinrot, transparenter,<br />
ziegelroter Rand. Schwarze<br />
Pflaumen, duftet wie ein tiefgründiger<br />
reifer Burgun<strong>de</strong>r. Am Gaumen<br />
Waldhimbeeren, harmonischer Fluss,<br />
sehr langes, balanciertes Finale. Hat<br />
sich nicht nur gut gehalten, son<strong>de</strong>rn<br />
ist momentan in einer fantastischen<br />
Genussphase. Wird sich noch weitere<br />
zehn Jahre so halten. 19/20 trinken<br />
1978 Château Brane-Cantenac,<br />
Margaux, <strong>Bor<strong>de</strong>aux</strong> (Impérial): Relativ<br />
helle Farbe mit passen<strong>de</strong>n Reifetönen.<br />
Heller, malziger Beginn<br />
mit nussigen Schokotönen, helle<br />
Le<strong>de</strong>rnoten und dominikanischer<br />
Tabak, noch eine schöne Süsse und<br />
sogar Brombeerenspuren zeigend.<br />
Samtig-eleganter Gaumen, harmonisch<br />
und irgendwie abgeklärt. Normalerweise<br />
sind Brane-Cantenacs aus<br />
dieser Epoche eher enttäuschend<br />
und weisen metallische Spuren auf.<br />
<strong>Die</strong>ser hier aber zeigt sich aus <strong>de</strong>r imposanten<br />
Grossflasche von sehr guter<br />
Qualität.<br />
17/20 austrinken<br />
WEINE DES MONATS<br />
WeinWisser-Gast <strong>de</strong>s Monats: Magister<br />
Willi Klinger, 51, ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Österreichischen Weinmarketing.<br />
Natürlich liebe, trinke und<br />
promote ich mit Vorliebe<br />
unsere herrlichen österreichischen<br />
Weine. Aber<br />
wir sind ja weltoffene Leute<br />
und schätzen alles, was<br />
gut ist. Beson<strong>de</strong>re Emotionen<br />
löste unlängst <strong>de</strong>r<br />
Champagne Brut von Henri<br />
Goutorbe aus. Schon vor<br />
30 Jahren besuchte ich diesen phänomenalen<br />
Récoltant-Manipulant, <strong>de</strong>r damals<br />
Bürgermeister von AY war und sogar <strong>de</strong>n<br />
Elyséepalast belieferte. Der von feinstem<br />
Grand Cru Pinot Noir aus eigenen Weingärten<br />
dominierte Champagner war <strong>de</strong>r<br />
erste Schaumwein, <strong>de</strong>r mir schmeckte.<br />
Und noch heute halte ich ihn wegen<br />
seiner unvergleichlichen «Weinigkeit»<br />
für einen <strong>de</strong>r <strong>besten</strong> Spru<strong>de</strong>l in dieser<br />
Preisklasse. 18/20<br />
René Gabriel, 51, Product-<br />
Manager MP Mövenpick<br />
Wein AG, Weinbuchautor.<br />
<strong>Die</strong> Normalflasche ist so<br />
schwer wie eine Magnum<br />
und schwer ist auch <strong>de</strong>r<br />
Wein! Doch irgendwie verträgt<br />
ein ganz grosser<br />
Tempranillo das Bullige.<br />
Beim <strong>200</strong>1 Culmen Rioja<br />
Reserva <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>gas Lan ist alles im<br />
Übermass vorhan<strong>de</strong>n: Black Currant,<br />
Brombeergelee, San<strong>de</strong>lholz und dunkle<br />
Pralinen sind in einem üppigen, süssen<br />
Körper verpackt. Das Schöne daran:<br />
Trotz seines immensen Potenzials trinkt<br />
sich dieser spanische «Caterpillar»<br />
heute schon gewaltig gut. 19/20<br />
Stephan Reinhardt, 41,<br />
ist WeinWisser-Redakteur.<br />
Im letzten WW hat Jens<br />
Priewe <strong>de</strong>n <strong>200</strong>7er gelobt<br />
und ihm eine gute Lagerkapazität<br />
prophezeit. Das<br />
hat mich gleich <strong>de</strong>n vergessenen<br />
<strong>200</strong>4 «Liebeneich»<br />
Sauvignon blanc <strong>de</strong>r Tenuta<br />
Manincor (Südtirol)<br />
an die Luft setzen lassen: Reife, warmtönige<br />
Frucht wie auf Mürbeteig, dazu eine<br />
klare und feine salzige Art, die an 1 er<br />
Crus aus Burgund erinnert. Am Gaumen<br />
bestes Alto Adige: tiefe, saftige Pfirsichfrucht,<br />
salziges Mineral, straffe Struktur<br />
mit seriösem Biss, überaus komplexes<br />
und nachhaltiges Finish, fruchtintensiver<br />
Nachklang. Grosser, längst nicht mü<strong>de</strong>r<br />
Wein! 18/20