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Entwicklung einer Aufarbeitungsmethode zur Bestimmung von Sudan

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Kleinhenz, Silvia und Gertrud Eigner (2007) Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach 46, Nr. 175, 21-26<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>einer</strong> <strong>Aufarbeitungsmethode</strong> <strong>zur</strong> <strong>Bestimmung</strong> <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>- und<br />

Azofarbstoffen in Fleischerzeugnissen mittels LC-MS bzw. HPLC-UV<br />

Development of a clean-up procedure to determine <strong>Sudan</strong> and azo dyes in meat products<br />

by applying LC-MS or HPLC-UV<br />

Silvia KLEINHENZ und Gertrud EIGNER<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe sind synthetisch hergestellte Stoffe, die trotz fehlender Zulassung in Europa<br />

häufig wegen ihres weiten Farbspektrums den Lebensmitteln, vor allem Chili- und Paprika-<br />

Gewürzen zugesetzt werden. Da sie im Verdacht stehen, Krebs erregend und mutagen<br />

wirksam zu sein, sollten Analysenmethoden erarbeitet werden, um diese Farbstoffe in<br />

Lebensmitteln zu detektieren. Nachweismethoden für diese Stoffe in Gewürzen existieren<br />

bereits. Da Gewürze jedoch auch in Fleischerzeugnissen eingesetzt werden, sollte im<br />

Folgenden eine qualitative und quantitative <strong>Bestimmung</strong>smethode für diese Lebensmittelgruppe<br />

erarbeitet werden.<br />

Mit Hilfe der entwickelten Probenextraktion bzw. der Fettabtrennung können nun an <strong>einer</strong><br />

HPLC-UV/VIS- bzw. <strong>einer</strong> LC-MS-Anlage unter Einsatz <strong>einer</strong> Zorbax Eclipse XDB-C8-Säule<br />

und einem geeigneten Gradienten die verschiedenen <strong>Sudan</strong>farbstoffe getrennt <strong>von</strong>einander<br />

detektiert werden.<br />

Summary<br />

<strong>Sudan</strong> dyes are synthetically produced substances. Despite not existing admittance in<br />

Europe these dyes are still used in food particularly in chili and red pepper spices. They are<br />

suspected to be both carcinogenic and mutagenic. Therefore methods for analyzing these<br />

dyes in different food matrices should be developed. Some methods already exist to detect<br />

the forbidden dyes in spices. Because spices are applied during the production of meat<br />

products, a qualitative and quantitative method to detect the <strong>Sudan</strong> and azo dyes in this<br />

matrix had to be designed.<br />

With the help of the developed sample extraction and fat separation these dyes can be<br />

detected with HPLC-UV/VIS or LC-MS working with a Zorbax Eclipse XDB-C8 column and a<br />

specific gradient.<br />

Schlüsselwörter<br />

Key Words<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe – Azofarbstoffe – Fleischerzeugnisse –<br />

Methodenentwicklung – LC-MS – HPLC-UV<br />

<strong>Sudan</strong> dyes – azo dyes – meat products – method development –<br />

LC-MS – HPLC-UV<br />

Einleitung<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe sind synthetisch hergestellte<br />

Azofarbstoffe, die in der Natur nicht<br />

vorkommen. Deshalb ist ein Nachweis<br />

dieser Farbstoffe in Lebensmitteln ausschließlich<br />

durch bewussten Zusatz zu erklären.<br />

Bewusst zugesetzte Farbstoffe<br />

zählen <strong>zur</strong> großen Gruppe <strong>von</strong> „Zusatzstoffen“.<br />

Zusatzstoffe dürfen allerdings nur<br />

dann eingesetzt werden, wenn sie eigens<br />

zugelassen wurden, d. h., dass neu entwickelte<br />

Zusatzstoffe grundsätzlich erst<br />

verboten sind, bis zu dem Zeitpunkt, an<br />

dem sie ausdrücklich erlaubt werden. Eine<br />

solche Zulassung existiert für <strong>Sudan</strong>- und<br />

Azofarbstoffe nicht. Es ist also verboten,<br />

diese Substanzen Lebensmitteln zuzusetzen.<br />

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Kleinhenz, Silvia und Gertrud Eigner (2007) Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach 46, Nr. 175<br />

Dennoch wurden in den letzten Jahren<br />

durch verschiedene Staaten der Europäischen<br />

Union vermehrt die Farbstoffe<br />

<strong>Sudan</strong> I bis IV in Lebensmitteln, insbesondere<br />

in scharfem Chilipulver aus Drittländern,<br />

nachgewiesen. Es herrschte also<br />

Handlungsbedarf. Deshalb wurden EUweite<br />

Regelungen getroffen, welche die<br />

verbotene Verwendung <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong> I bis IV<br />

in Lebensmitteln noch stärker kontrollieren.<br />

Noch heute sind <strong>Sudan</strong> I und andere Azofarbstoffe,<br />

wie Pararot oder Buttergelb,<br />

Ursache für Meldungen im Europäischen<br />

Schnellwarnsystem (Rapid Alert System<br />

for Food and Feed, RASFF) [1]. Die aktuellste<br />

Beanstandung (Stand: 1. Kalenderwoche<br />

2007) stammt vom 14. Dezember<br />

2006. Dort wurden <strong>Sudan</strong>rot I und IV in<br />

<strong>einer</strong> Gewürzzubereitung für Geflügel aus<br />

der Türkei durch das Importland Deutschland<br />

beanstandet. Es stellt sich die Frage,<br />

wie überprüft werden kann, dass nicht<br />

etwa ein Gewürz bei der Wurstproduktion<br />

verwendet wurde, das mit <strong>Sudan</strong>farbstoffen<br />

kontaminiert war. Oder, wie<br />

können Fleischerzeugnisse auf ihren<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffgehalt überprüft werden,<br />

wenn <strong>von</strong> <strong>einer</strong> Rückrufaktion betroffene<br />

gefärbte Gewürze eingesetzt wurden?<br />

Verwendung <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen<br />

Verwendung finden die <strong>Sudan</strong>farbstoffe<br />

aufgrund ihrer vielfältigen und sehr ansprechenden<br />

Farbschattierungen beim<br />

Färben <strong>von</strong> Mineralöl-Produkten, <strong>von</strong><br />

Wachserzeugnissen sowie <strong>zur</strong> Herstellung<br />

<strong>von</strong> Kugelschreiberpasten, Tuschen und<br />

Filzschreibern. Am bekanntesten neben<br />

<strong>Sudan</strong> I bis IV ist mit Sicherheit das <strong>zur</strong><br />

Kennzeichnung <strong>von</strong> Heizöl verwendete<br />

farblose Solvent Yellow 124, das im<br />

sauren Milieu zu einem intensiv roten<br />

Farbstoff reagiert, der sich in der wässrigen<br />

Phase anreichert und damit sehr<br />

einfach und schnell nachweisbar ist.<br />

Toxizität <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe, beziehungsweise Azofarbstoffe<br />

im Allgemeinen, stehen im Verdacht,<br />

Krebs erregend zu sein. Außerdem<br />

sollen diese Farbstoffe mutagen wirksam<br />

sein. Die Mutagenität soll aus <strong>einer</strong> im<br />

menschlichen Körper stattfindenden Azospaltung<br />

der Farbstoffmoleküle resultieren,<br />

bei der sich Amine bilden können, die in<br />

der Lage sind, mit dem menschlichen Erbgut<br />

in Interaktion zu treten und es damit zu<br />

schädigen. <strong>Sudan</strong> I kann überdies bei<br />

Kontakt mit der Haut oder beim Einatmen<br />

als Staub sensibilisierende Wirkung haben<br />

[2]. Diese Risiken sind Ursache für eine<br />

strikte Regelung der Verwendung <strong>von</strong><br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffen.<br />

Rechtliche Aspekte<br />

Die Tatsache, dass noch immer <strong>Sudan</strong> I in<br />

Lebensmitteln gefunden wurde, war der<br />

Auslöser dafür, dass die Europäische<br />

Kommission am 20. Juni 2003 eine Entscheidung<br />

über Dringlichkeitsmaßnahmen<br />

(2003/460/EG) [3] erlassen hat. Danach ist<br />

in den Mitgliedsstaaten der EU die Einfuhr<br />

<strong>von</strong> scharfen Chilis und scharfen Chilierzeugnissen<br />

aus Drittländern komplett<br />

verboten, wenn nicht durch einen Analysenbericht<br />

bestätigt wird, dass kein<br />

<strong>Sudan</strong> I nachweisbar ist.<br />

Durch die Entscheidung 2004/92/EG der<br />

Kommission vom 21. Januar 2004 [4]<br />

wurde die Palette der zu untersuchenden<br />

Produkte <strong>von</strong> Chilis und Chilierzeugnissen<br />

(entspricht Curry) auf Paprikapulver,<br />

Kurkuma und Palmöl ausgeweitet. Außerdem<br />

ist ein Analysenbericht für <strong>Sudan</strong> II,<br />

<strong>Sudan</strong> III, und <strong>Sudan</strong> IV verpflichtend, da<br />

sie noch immer in Lebensmitteln nachgewiesen<br />

wurden und durch ihre sehr<br />

ähnliche Struktur zu <strong>Sudan</strong> I ebenfalls als<br />

kanzerogen eingestuft werden.<br />

Bestehende Methoden <strong>zur</strong> <strong>Bestimmung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>- und Azofarbstoffen<br />

Weder der qualitative noch der quantitative<br />

Nachweis <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen, die<br />

verbotenerweise in Lebensmitteln eingesetzt<br />

werden, lassen sich ohne Probleme<br />

aufgrund der komplizierten Matrices<br />

<strong>von</strong> Lebensmitteln durchführen. In Landesuntersuchungsämtern<br />

werden die<br />

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Kleinhenz, Silvia und Gertrud Eigner (2007) Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach 46, Nr. 175<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe üblicherweise in einem<br />

Screening-Verfahren mittels Dünnschichtchromatographie<br />

bestimmt. Wenn dort<br />

positive Befunde ermittelt werden, wird<br />

eine Absicherung dieser Ergebnisse durch<br />

empfindlichere Verfahren mittels HPLC/<br />

Diodenarray-Detektor (DAD) oder HPLC/<br />

MS-MS durchgeführt.<br />

Die dabei verwendeten und auch die in<br />

anderen Laboratorien entwickelten Methoden<br />

sind vielfältig. Einige der Methoden<br />

sind sehr empfindlich mit Nachweisgrenzen<br />

unter 1 mg/kg (ppm) und kommen in<br />

ähnliche Konzentrationsbereiche, wie sie<br />

für Fleischerzeugnisse nötig wären. Allerdings<br />

gelten diese Methoden nur für Gewürze,<br />

Soßen und Palmöl. Für den Nachweis<br />

und die <strong>Bestimmung</strong> <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen<br />

in Wurst oder für eiweißreiche<br />

erhitzte Produkte wurde noch keine<br />

adäquate Analytik entwickelt.<br />

<strong>Entwicklung</strong> <strong>einer</strong> Methode <strong>zur</strong><br />

<strong>Bestimmung</strong> <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>- und Azofarbstoffen<br />

in Fleischerzeugnissen<br />

<strong>Sudan</strong>farbstoffe, die verbotenerweise<br />

durch Gewürze in die Wurst gelangten,<br />

sollen in Fleischerzeugnissen durch eine<br />

geeignete Aufarbeitung sowohl qualitativ<br />

als auch quantitativ bestimmt werden. Die<br />

Schwierigkeit der quantitativen <strong>Bestimmung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen in Fleischerzeugnissen<br />

liegt – neben der Entfernung<br />

der großen Mengen an Fett – darin, die<br />

Farbstoffe vom Eiweiß zu lösen, da sie<br />

aufgrund ihrer chemischen Struktur eine<br />

besonders feste Bindung zum Eiweiß aufbauen.<br />

Für die allgemeine Probenvorbereitung<br />

wurde zunächst eine Modellbrühwurst<br />

(Lyoner) hergestellt. Dabei handelt es sich<br />

um handelsübliche Brühwürste, denen<br />

nach dem Garen Farbstofflösungen zugesetzt<br />

wurden. Bei diesen Modellwürsten<br />

konnte die Abtrennung großer Mengen<br />

Fett erarbeitet werden.<br />

Durch den Zusatz <strong>von</strong> Farbstofflösungen<br />

zum Brät wurde im Anschluss die Anwendbarkeit<br />

der Methode an realen Produkten<br />

und nochmals die Extraktion<br />

überprüft. Damit konnte das Lösen der<br />

Farbstoffe vom Eiweiß besser simuliert<br />

und später überprüft werden.<br />

Vorläufige Methode <strong>zur</strong> Aufarbeitung<br />

<strong>von</strong> Fleischerzeugnisproben für die<br />

<strong>Sudan</strong>- und Azofarbstoffbestimmung<br />

20 g homogenisierte Probe werden im<br />

Bühlerhomogenisator dreimal mit jeweils<br />

40 ml Extraktionsgemisch (n-Hexan/<br />

Cyclohexan/Ethylacetat/Acetonitril/Aceton,<br />

1/1/1/1/1) extrahiert und über eine 1G3-<br />

Fritte abfiltriert. Nach Abrotieren des<br />

Lösungsmittels wird der Fettrückstand mit<br />

50 ml Petrolether (40-60 °C) wieder aufgenommen<br />

und mit 50 ml Dimethylformamid<br />

(DMF) ausgeschüttelt. Die DMF-<br />

Phase wird mit Petrolether gereinigt und<br />

anschließend mit ca. 200 ml 10%iger<br />

Zitronensäure verdünnt bzw. angesäuert.<br />

Die Farbstoffe werden aus der DMF-<br />

Phase durch Cyclohexan extrahiert. Die<br />

Extraktion wird nach erneutem Ansäuern<br />

mit 30 ml konzentrierter Salzsäure wiederholt.<br />

Nach dem Entfernen des Lösungsmittels<br />

aus den vereinigten Extrakten<br />

werden die zu bestimmenden Farbstoffe<br />

mit Acetonitril aufgenommen und mittels<br />

HPLC-UV/VIS bzw. HPLC-MS vermessen<br />

(Abb. 1).<br />

Dafür wurden die HPLC-Bedingungen<br />

nach Hönicke et al. (2006) [5] mit verändertem<br />

Fluss verwendet:<br />

Säule Zorbax Eclipse XDB-C8,<br />

150 x 4,6 mm, 5 µm (Agilent)<br />

Säulenofen 40 °C<br />

Eluent<br />

Fluss<br />

Injektionsvolumen<br />

Detektion<br />

A: H 2 O (0,1 % Ameisensäure)<br />

B: Acetonitril (0,1 % Ameisensäure)<br />

Start: A: 30 %; B: 70 %<br />

In 5 min auf A: 5 %; B: 95 %,<br />

dann 25 min konstant<br />

0,2 ml/min<br />

3 µl<br />

- UV/VIS-Spektrometer: 480 nm<br />

- Ionenfalle (ESI-Quelle)<br />

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Tab. 1: Strukturformeln und Bezeichnungen der Farbstoffe, die mit der entwickelten Methode<br />

bestimmt werden können<br />

Substanz Synonyme CAS-Nr. Strukturformel<br />

<strong>Sudan</strong> I <strong>Sudan</strong> Gelb<br />

<strong>Sudan</strong> Orange R<br />

Solvent Yellow 14<br />

1-Phenylazo-2-naphthol<br />

842-07-9<br />

<strong>Sudan</strong> II<br />

<strong>Sudan</strong> Orange<br />

Solvent Orange 7<br />

1-(2,4-Dimethylbenzolazo)-2-<br />

naphthol<br />

3118-97-6<br />

<strong>Sudan</strong> III<br />

<strong>Sudan</strong> red<br />

Ceresinrot<br />

Solvent Red 23<br />

1-[(4-Benzolazo)-benzolazo]-2-<br />

naphthol<br />

85-86-9<br />

<strong>Sudan</strong> IV<br />

Scharlachrot<br />

Solvent Red 24<br />

Ölrot 2B<br />

2´,3-Dimethyl-4-(2-hydroxy-1-<br />

naphthylazo)-azobenzol<br />

85-83-6<br />

Pararot<br />

Nitroanilinrot<br />

1-(4-Nitrobenzolazo)-2-<br />

naphthol<br />

1-(4-Nitrophenylazo)-2-<br />

naphthol<br />

6410-10-2<br />

Buttergelb Dimethylgelb 60-11-7<br />

<strong>Sudan</strong>rot 7B<br />

Ceresrot 7B<br />

Solvent Red 19<br />

N-ethyl-1-[[p-<br />

(phenylazo)phenyl]azo]-2-<br />

naphthalenamin<br />

6368-72-5<br />

<strong>Sudan</strong>rot G<br />

Fettrot G<br />

Oelrot 113<br />

Solvent Red 1<br />

1-(2-Methoxyphenylazo)-2-<br />

naphthol<br />

1229-55-6<br />

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Die zu bestimmenden Farbstoffe wurden<br />

auf <strong>Sudan</strong> I bis <strong>Sudan</strong> IV, Pararot, Buttergelb,<br />

<strong>Sudan</strong>rot G und <strong>Sudan</strong>rot 7B<br />

(Tab. 1) eingegrenzt. Bei den HPLC-<br />

MS/MS-Messungen wurden in Standardfarblösungen<br />

die Nachweisgrenzen für<br />

<strong>Sudan</strong> I, II und IV ebenso wie für Buttergelb,<br />

<strong>Sudan</strong>rot G und <strong>Sudan</strong>rot 7B mit<br />

Werten unter 10 ng/ml erreicht. Die beiden<br />

Farbstoffe <strong>Sudan</strong> III und Pararot waren bei<br />

Konzentrationen bis zu 20 ng/ml nachzuweisen.<br />

Bei der zu verwendenden Probeneinwaage<br />

<strong>von</strong> 20 g Fleischerzeugnis<br />

können Farbstoffe bis zu einem Gehalt<br />

<strong>von</strong> unter 1 µg/kg (ppb) nachgewiesen<br />

werden.<br />

Pararot<br />

<strong>Sudan</strong>rot G<br />

<strong>Sudan</strong> 1<br />

<strong>Sudan</strong> 4<br />

<strong>Sudan</strong> 3<br />

<strong>Sudan</strong> 2<br />

Buttergelb<br />

<strong>Sudan</strong>rot 7B<br />

Abb. 1: In türkis: UV/VIS-Chromatogramm eines Farbstoffgemisches in Brühwurst, das nach dem<br />

beschriebenen „Clean-up“ aufgearbeitet wurde, nach Auftrennung mittels genannter HPLC-<br />

Methode. Als Beispiel für die sehr empfindliche MS/MS-Detektion sind für diesen Lauf in rot der<br />

MS/MS-Peak für Buttergelb und in grün der MS/MS-Peak für <strong>Sudan</strong>rot 7B dargestellt. Es ist eine<br />

minimale zeitliche Verschiebung festzustellen, da das UV/VIS-Spektrometer dem Massenspektrometer<br />

vorgeschaltet ist<br />

Mit dieser <strong>Aufarbeitungsmethode</strong> konnten<br />

in gegarten Fleischerzeugnissen am Beispiel<br />

<strong>von</strong> Brühwürsten, die im Nachhinein<br />

mit <strong>Sudan</strong>farbstoffen aufdotiert wurden,<br />

Wiederfindungen zwischen 86 und 101 %<br />

erreicht werden. Dabei wurde das Fett<br />

quantitativ entfernt und die <strong>Sudan</strong>farbstoffe<br />

konnten noch sehr gut vom Eiweiß<br />

abgelöst werden, da sie noch keine zu<br />

festen Bindungen mit dem Eiweiß aufgebaut<br />

hatten. Das Problem der zu festen<br />

Bindung an Eiweiß tritt erst dann auf,<br />

wenn die zu analysierenden Farbstoffe<br />

bereits dem rohen Brät zugesetzt werden.<br />

Sie erhöhen sich sogar noch, wenn dieses<br />

Brät anschließend erhitzt wird. Bei solchen<br />

Produkten wurden weniger zufriedenstellende<br />

Wiederfindungsraten erreicht, die<br />

noch verbessert werden müssen. Erste<br />

positive Ergebnisse konnten durch Ansäuern<br />

der Probenlösung mit Zitronensäure<br />

bereits während der Extraktion<br />

erzielt werden.<br />

Schlussfolgerung<br />

Aufgrund der Tatsache, dass Lebensmittel<br />

keine <strong>Sudan</strong>- und Azofarbstoffe enthalten<br />

dürfen, sind die unbefriedigenden Wieder-<br />

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findungsraten ohne Belang. Ausschlaggebend<br />

ist nämlich bereits ein qualitativer<br />

Nachweis <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen, der eine<br />

Beanstandung des Produkts nach sich<br />

zieht, da <strong>Sudan</strong>farbstoffe in Lebensmitteln<br />

grundsätzlich verboten sind, auch wenn<br />

sie nicht zum Färben eingesetzt wurden,<br />

sondern lediglich in nicht mehr färbenden<br />

Konzentrationen durch Kontamination ins<br />

Produkt gelangt sind. Deshalb ist es<br />

wichtig, dass diese Farbstoffe auch in<br />

Fleischerzeugnissen und nicht nur in<br />

Gewürzen nachweisbar sind.<br />

Literatur<br />

[1] Bundesamt für Verbraucherschutz und<br />

Lebensmittelsicherheit, Schnellwarnungen<br />

RASFF: Lebensmittelsicherheit / Täglich<br />

aktualisierte Liste: Dezember / Stand<br />

15.12.2006<br />

[2] BfR, Bundesamt für Risikobewertung,<br />

Farbstoffe <strong>Sudan</strong> I bis IV in Lebensmitteln,<br />

Stellungnahme vom 19.11.2003<br />

[3] EU-Kommission (2003/460/EG): Entscheidung<br />

der Kommission vom 20. Juni 2003<br />

über Dringlichkeitsmaßnahmen hinsichtlich<br />

scharfer Chilis und scharfer Chilierzeugnisse;<br />

Amtsblatt Nr. L 154 vom 21/06/2003<br />

S. 0114 - 0115<br />

[4] EU-Kommission (2004/92/EG): Entscheidung<br />

der Kommission vom 21. Januar<br />

2004 über Dringlichkeitsmaßnahmen hinsichtlich<br />

Chilis und Chilierzeugnissen;<br />

Amtsblatt Nr. L 027 vom 30/01/2004 S.<br />

0052-0054<br />

[5] Hoenicke, K.; Mass, S.; Gatermann, R.;<br />

Ultraspurenkonzentrationen <strong>von</strong> <strong>Sudan</strong>farbstoffen<br />

und anderen verbotenen Farbstoffen<br />

in Gewürzen und Oleoresinen – Ein<br />

analytischer Artefakt oder eine Kontamination?<br />

Poster zum 35. Lebensmittelchemikertag<br />

2006 in Dresden<br />

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