Coburg und Mozart â Aufsatz - arts Ralph Braun
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<strong>Ralph</strong> <strong>Braun</strong><br />
meine Begriffe, die ich vom Singspiele habe, mittheilen wollte. Ich berufe mich dahero<br />
auf die Musikal. Bibliothek eines gewissen Forkels 18 aus Göttingen: In Verlag bey …<br />
von pag: 100 bis 300 – allwo, in Betref des Singspiels vieles vor kommt, was ich mit<br />
Überzeugung unterschreibe, <strong>und</strong> der nehmlichen Meynung bin.“ 19 Es existieren keine<br />
weiteren Dokumente über dieses Projekt. Schweitzer hat die Oper nicht geschrieben.<br />
Über die Gründe ist nichts bekannt.<br />
1779, ein Jahr nach Ekhofs Tod am 16. Juni 1778, wurde das Gothaer Hoftheater<br />
vom Herzog aufgehoben. Die Schauspieler wurden an die Mannheimer National-<br />
Schau bühne übernommen. Schweitzer blieb Kapellmeister. Ihm gelang es, eine<br />
Planstellenerhöhung der Hofkapelle zu erreichen. Seine Tätigkeit beschränkte sich auf<br />
die üblichen Aufgaben einer Hofkapelle. Mit der Schließung des Hoftheaters trat eine<br />
Beruhigung des musikalischen Lebens am Hofe ein. In den folgenden Jahren schuf<br />
Schweitzer noch weitere Kompositionen: Klaviervariationen 1781, Grabgesang 1783,<br />
Rondo für Klavier <strong>und</strong> Lied 1784.<br />
Wieland hatte sich seit 1778 immer mehr von Schweitzer zurückgezogen. Am 25.<br />
Februar 1778 schrieb er an den Mannheimer Intendanten Dalberg: „Herr Holzbauer<br />
(Kapellmeister am Mannheimer Hof) hat sich so viel Verdienst um Rosam<strong>und</strong>e gemacht<br />
<strong>und</strong> läßt auch Schweitzer so viel Gerechtigkeit widerfahren, daß das Urteil dieses selbst<br />
so großen Tonkünstlers in Rücksicht auf die musikalische Komposition der besagten<br />
Oper mir dadurch doppelt schwer wird. Ich wünsche daher gar sehr, näher belehrt zu<br />
werden, welches eigentlich die Stellen sind, wo sich Herr Schweitzer durch deutsche<br />
Vorurteile zu unsingbaren übertriebenen <strong>und</strong> unharmonischen Sätzen verleiten lässt<br />
<strong>und</strong> dadurch hin <strong>und</strong> wieder barock <strong>und</strong> unverständlich wird, daß man den Schluß<br />
mit Ungeduld wünscht. Alles dies sind Ausdrücke des Herrn Holzbauer. – Dem Herrn<br />
Schweitzer, dessen Empfindlichkeit ich kenne, werde ich mich hüten, das mindeste<br />
davon merken zu lassen.“<br />
Zuletzt arbeitete Schweitzer an einem größeren Kirchenwerk, das er aber nicht mehr<br />
vollenden konnte. Nach kurzer Krankheit verstarb er am 23. November 1787.<br />
Ein großer Teil der Werke Schweitzers ist verloren gegangen. Ein Weimarer Bäcker<br />
soll laut Wieland Körbe voller Handschriften Schweitzers vom Dachboden seiner<br />
ehemaligen Wohnung zum Anheizen des Ofens verwendet haben. Abel Seyler hatte<br />
18<br />
Der aus Meeder bei <strong>Coburg</strong> stammende Forkel war ab 1770 in Göttingen zunächst<br />
als Universitäts-Organist während seines fast zehnjährigen Studiums tätig. 1779 wurde er<br />
Universitätskonzertmeister <strong>und</strong> kurze Zeit später Universitätsmusikdirektor. Gleichzeitig<br />
wurde ihm die Würde eines Magisters verliehen, was einer Erhebung in den Professorenstand<br />
gleichkam. Forkel gilt als Begründer der Musikwissenschaft als wissenschaftliche Disziplin,<br />
er war ein glühender Verehrer der damals nahezu vergessenen Musik Johann Sebastian Bachs,<br />
ein hoch geschätzter Lehrer <strong>und</strong> Musiker. Darüber hinaus war er ein fruchtbarer Komponist.<br />
Er blieb zeitlebens in Göttingen.<br />
19<br />
Maurer (wie Anm. 12), Anhang S. 80, Brief vom 24.6.1778 aus Gotha an Mannheimer<br />
Intendant Dalberg.<br />
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