Coburg und Mozart â Aufsatz - arts Ralph Braun
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<strong>Ralph</strong> <strong>Braun</strong><br />
Anton Schweitzer war der zweite Sohn des Pagenaufwärters <strong>und</strong> Tuchmachers<br />
Johann Caspar Schweitzer <strong>und</strong> seiner Frau Anna Maria Höhn. Die Schweitzers waren<br />
seit Generationen als Tuchmacher in <strong>Coburg</strong> tätig gewesen. Die Tuchmacherei war<br />
damals der Haupterwerbszweig in <strong>Coburg</strong> 11 . In der Taufurk<strong>und</strong>e des Kirchenregisters zu<br />
St. Moriz in <strong>Coburg</strong> „Baptizati 1735 fol. 319 Nr. 91 heißt es: „Junius 6. Ein Sohn Johann<br />
Caspar Schweizers, Saalfeldischer Pagenaufwärters <strong>und</strong> Tuchmacher alhier. Gevatter:<br />
1)Anton Louis Carl von Köniz, fst. Cob. Saalf. Leibpage. 2) Herr Johann Heinrich<br />
Hagelganß Advocatus ordinarius Bürgermeister <strong>und</strong> Gottesgnaden Vorsteher alhier.<br />
3) Jgfr. Anna Dorothea weyl. H. Johann Christoph Knorrens Pfarrer zu Weißenbaum<br />
nachgelassene Tochter…“ 12<br />
Im elterlichen Haus in der Leopoldstraße 35 wuchs der am 6. Juni 1735 geborene<br />
Anton Schweitzer bis zum Alter von zehn Jahren heran. Dann wurde er aufgr<strong>und</strong> seiner<br />
auffälligen musikalischen Begabung als Chorknabe an den Hof von Hildburghausen<br />
geschickt. Mit beginnendem Stimmbruch spielte Anton als Bratschist <strong>und</strong> Cellist in<br />
der Hofkapelle Herzogs Ernst Friedrichs III. von Sachsen-Hildburghausen (1727–<br />
1780), wie der junge Komponist Carl Ditters von Dittersdorf (1739–1799) bezeugt.<br />
Dittersdorf kam 1757 mit Prinz Joseph Friedrich von Wien nach Hildburghausen 13 .<br />
Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1702–1787) stand als kaiserlicher<br />
Reichsfeldmarschall in Militärdiensten bei Kaiserin Maria Theresia. Er war außerordentlich<br />
musikliebend <strong>und</strong> lebte in Wien im „Palais Rofrano“, dem späteren „Palais<br />
Auersberg“. Dort besuchte ihn am Abend des 13. Oktober 1762 übrigens auch die<br />
Familie <strong>Mozart</strong>. Carl Ditters v. Dittersdorf war ursprünglich als Page in Diensten des<br />
Prinzen tätig. Joseph Friedrich spürte die musikalische Begabung des Jungen <strong>und</strong> ließ<br />
ihn zum Komponisten ausbilden.<br />
Dittersdorf schilderte Schweitzer als braven <strong>und</strong> lieben Menschen, mit dem er in<br />
Hildburghausen einen der schönsten Winter seines Lebens verbracht hätte. Einmal<br />
pro Woche konzertierte die Hofkapelle im Schloss. Hierdurch wurde Schweitzer mit<br />
Werken der Mannheimer Schule bekannt 14 .<br />
11<br />
Gruner, Historisch-statistische Beschreibung des Fürstentums <strong>Coburg</strong>, 1783.<br />
12<br />
Julius Maurer, Anton Schweitzer als dramatischer Komponist, Leipzig, 1912, Publ. IMG<br />
Beih. Folge II, H. 11: S. 9: „Die Schreibweise des Namens wechselt immer wieder, auch der<br />
Komponist selbst schreibt Schweitzer <strong>und</strong> Schweizer.“<br />
13<br />
Otto Erich Deutsch, <strong>Mozart</strong> Die Dokumente seines Lebens, Kassel, 1961; S. 17 f. „1762...<br />
Am 13. Oktober ist die Familie von 3 bis 6 Uhr nachmittags im Schloß Schönbrunn, wo sie<br />
von Maria Theresia <strong>und</strong> ihrem Gatten, Kaiser Franz I., empfangen werden, in Gegenwart der<br />
Erzherzogin Maria Antonia (Marie Antoinette) <strong>und</strong> des Komponisten Wagenseil. Am Abend<br />
sind sie noch beim musikfre<strong>und</strong>lichen Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen<br />
zu Gast, im früheren Palais Rofrano, dem späteren Palais Auersberg (jetzt Auerspergstraße1),<br />
wo die Sängerin Vittoria Tesi wohnt.“<br />
14<br />
Gerhart Steiner, Geschichte des Theaters zu Hildburghausen, Rodach bei <strong>Coburg</strong>,<br />
1990.<br />
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