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Inhalt<br />

1. Grußwort des Oberbürgermeisters<br />

2. Das Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN<br />

3. Fördergebiet<br />

3.1 Situations-/Problembeschreibung<br />

3.2 Entwicklungsbedarf mit Blick auf die Zielgruppen<br />

4. (Weiter-)Entwicklung der Zielebenen im Gesamtförderzeitraum<br />

5. Information und Aufklärung<br />

5.1 Information und Aufklärung<br />

5.2 Soziale Integration<br />

5.3 Teilhabe durch K<strong>uns</strong>t und Kultur<br />

5.4 Schulungen von Multiplikator/-innen<br />

5.5 Vernetzung<br />

6. Ergebnisse und Erfahrungen<br />

6.1 (Weiter-)Entwicklung neuer Steuerungs- und Abstimmungsinstrumente<br />

6.2 (Weiter-)Entwicklung neuer Beteiligungsverfahren<br />

6.3 Einbindung in kommunale und/oder regionale Entwicklungskonzepte<br />

6.4 Öffentlichkeitsarbeit zur Information und Stärkung der Bürgergesellschaft<br />

7. Schlussfolgerungen und Perspektiven der integrierten lokalen Strategie<br />

Anhang:<br />

Verfasser/-innen:<br />

Verzeichnis aller Einzelprojekte<br />

Jessica Manske (Externe Koordinierungsstelle), Margitta True (externe PR-Beraterin); Serpil Klukon, Bernd Backhaus,<br />

Eleni Mourmouri (alle Referat Integration)<br />

Fotos: AWO Celle (2), Bernd Backhaus (2), Buntes Haus e. V. (1), CD-Kaserne (4), Margitta True (93), VSE Celle (2),<br />

Jochen Quast (Umschlagfotos).<br />

Konzept:<br />

True PR, Agentur für Redaktion & Kommunikation, www.true-pr.de<br />

Gestaltung + Satz: cordula rodemann grafik, www.rodemann-grafik.de<br />

3


1. Grußwort des Oberbürgermeisters<br />

Sehr geehrte Bürger/-innen, liebe Akteur-/innen <strong>uns</strong>eres Lokalen Aktionsplans,<br />

das Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN läuft seit dem 1. Januar 2011 in Celle und wird am 31. Dezember<br />

2014 enden. Es zielt darauf ab, ziviles Engagement, demokratisches Verhalten und den Einsatz für <strong>Vielfalt</strong> und Toleranz zu fördern. Fachkräfte<br />

sowie Bürger/-innen setzen <strong>uns</strong>eren Lokalen Aktionsplan in Celle mit großem Engagement und hoher Professionalität um.<br />

Von 2011 bis 2014 wurden zahlreiche Einzelprojekte zur Stärkung der demokratischen Bürgergesellschaft, Demokratie und Toleranzerziehung,<br />

der sozialen Integration, der antirassistischen Bildungsarbeit, der kulturellen und geschichtlichen Identität und Bekämpfung rechtsextremistischer<br />

Bestrebungen erfolgreich umgesetzt. Insgesamt konnten in den vier Jahren 63 Einzelprojekte mit einer Gesamtfördersumme von 425.000 Euro<br />

durchgeführt werden.<br />

Die gesellschaftlichen Gruppen, die mit dem Bundesprogramm bisher in Celle erreicht wurden, sind Kinder, Jugendliche, Schüler/-innen,<br />

Migrant/-innen, Personen mit Handicaps, Multiplikator/-innen wie Eltern, Erzieher/-innen, Lehrkräfte sowie zivilgesellschaftliche und kommunale<br />

Akteur/-innen. Die <strong>gut</strong>e und intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten im Rahmen der Projekte hat zu einer besseren Vernetzung und zu einem<br />

engeren „Wir-Gefühl“ in Celle beigetragen. Die interkulturelle <strong>Vielfalt</strong> in Celle wurde sichtbarer und auch für die Zukunft ist es wichtig, dass<br />

Andersartigkeit mit Toleranz begegnet wird und wir <strong>uns</strong> weiterhin gemeinsam gegen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus<br />

aufstellen. Die Stadt Celle wird weiterhin – wie viele andere Kommunen auch – auf Unterstützung angewiesen sein. Ohne eine finanzielle Förderung<br />

wird es nicht zu realisieren sein, den aktuell erreichten Standard des Engagements für Demokratie und Toleranz zu halten.<br />

Ich möchte an dieser Stelle auch meine Freude über das bei <strong>uns</strong> Erreichte ausdrücken. Mit dem Begleitausschuss ist ein Gremium geschaffen worden,<br />

in dem überwiegend zivilgesellschaftliche Akteur/-innen aber eben auch Vertreter/-innen der Politik und der Verwaltung eng und vertrauensvoll<br />

auf einem hohen professionellen Niveau miteinander arbeiten. In Celle hat sich eine vielfältige Trägerlandschaft entwickelt, und das ist an der<br />

jährlich eingegangenen Projektantragsflut abzulesen, die ich selbst so nicht erwartet habe. Das Referat Integration der Stadt Celle hat dabei als<br />

Lokale Koordinierungsstelle fungiert, beim Verein Capito e. V. wurde die Externe Koordinierungsstelle eingerichtet, dafür gilt dem Verein mein<br />

besonderer Dank, und mit der Beauftragung einer externen Fachkraft für Pressearbeit haben wir im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit neue Wege<br />

beschritten.<br />

Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Mitstreiter/-innen aus den Vereinen und Verbänden, bei den Projektträger/-innen, dem Begleitausschuss,<br />

der Externen Koordinierungsstelle, der externen Beraterin, den Mitarbeiter/-innen aus der Verwaltung und bei der Politik für ihr Engagement.<br />

Mein besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Förderung und der Regiestelle des Bundesprogramms<br />

für die sehr <strong>gut</strong>e Zusammenarbeit.<br />

Wir hoffen darauf, auch an weiteren Förderprogrammen partizipieren zu können, um die erfolgreiche Arbeit in Celle fortzusetzen.<br />

Dirk-Ulrich Mende<br />

Oberbürgermeister Stadt Celle<br />

5


2. Das Bundesprogramm TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN<br />

Im Rahmen der Bundesprogramme „VIELFALT<br />

TUT GUT. Jugend für <strong>Vielfalt</strong>, Toleranz und<br />

Demokratie“ und „kompetent. für Demokratie<br />

– Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“<br />

hat die Bundesregierung von 2007 bis<br />

2010 ziviles Engagement, demokratisches<br />

Verhalten, den Einsatz für <strong>Vielfalt</strong> und Toleranz<br />

sowie die Bildung von Beratungsnetzwerken<br />

erfolgreich unterstützt und gefördert. Um<br />

diese erfolgreiche Arbeit weiterzuentwickeln,<br />

wurden die beiden Bundesprogramme im<br />

Jahr 2011 unter dem gemeinsamen<br />

Dach TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ<br />

STÄRKEN fortgesetzt. Kern des Bundesprogramms<br />

sind weiterhin die Förderbereiche:<br />

Entwicklung integrierter lokaler Strategien<br />

(Lokale Aktionspläne), Förderung themenbezogener<br />

modellhafter Maßnahmen (Modellprojekte:<br />

Jugend, Bildung und Prävention)<br />

sowie Förderung und Unterstützung qualitätsorientierter<br />

Beratungsleistungen in den landesweiten<br />

Beratungsnetzwerken.<br />

Die Entwicklung integrierter lokaler Strategien<br />

in Lokalen Aktionsplänen (LAP) hat sich im<br />

Rahmen von „VIELFALT TUT GUT“ als ein<br />

Erfolg versprechender Ansatz zur Stärkung<br />

der Zivilgesellschaft vor Ort erwiesen. Vor<br />

diesem Hintergrund wurde beschlossen, dieses<br />

Förderinstrument in der neuen Förderperiode<br />

bis 2014 auszubauen. Weitere neue<br />

Lokale Aktionspläne wurden ausgewählt und<br />

gefördert.<br />

Ein LAP ist ein geeignetes Instrument zur<br />

Steuerung von Entwicklungsprozessen zur<br />

Demokratieentwicklung und für die nachhaltige<br />

Entwicklung lokaler Bündnisse gegen<br />

Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und<br />

Antisemitismus. Er beruht auf einer spezifischen<br />

Analyse der Problemlagen des Fördergebietes,<br />

verfolgt mit konkreten Maßnahmen<br />

und Entwicklungsschritten eine langfristige<br />

integrierte Strategie zur Demokratieentwicklung<br />

und fördert lokale Vernetzungen und<br />

Kommunikationsstrukturen.<br />

Für die Akzeptanz und den Erfolg eines solchen<br />

LAP ist die umfassende Einbindung der<br />

gesellschaftlichen Akteur/-innen vor Ort unabdingbar<br />

– dazu gehören Vertreter/-innen der<br />

kommunal Verantwortlichen genauso wie<br />

Akteur/-innen der Zivilgesellschaft, z. B öffentliche<br />

und freie Träger, engagierte Bürger/-<br />

innen sowie Vertreter/-innen der lokalen Wirtschaft<br />

und der Medien. Der LAP verknüpft<br />

damit nachhaltig und zielorientiert wirksames<br />

Handeln auf lokaler Ebene mit konkreten zivilgesellschaftlichen<br />

Ansätzen und befördert ein<br />

breites Engagement der Bürger/-innen. Die<br />

Kommunen/Landkreise/Zusammenschlüsse<br />

von Gebietskörperschaften erstellen einen solchen<br />

Aktionsplan gemeinsam mit den lokalen<br />

zivilgesellschaftlichen Akteur/-innen und<br />

schreiben ihn jährlich fort.<br />

Die anzusprechenden Zielgruppen (Jugendliche,<br />

Kinder, Eltern und andere Erziehungsberechtigte,<br />

Erzieher/-innen, Lehrer/-innen, Multiplikator/-innen,<br />

lokal einflussreiche staatliche<br />

und zivilgesellschaftliche Akteur/-innen) sowie<br />

die inhaltliche Ausgestaltung der Lokalen Aktionspläne<br />

entsprechend der in der Leitlinie vorgegebenen<br />

Förderschwerpunkte richten sich<br />

nach den Erfordernissen des jeweiligen Fördergebietes.<br />

7


Das Bundesprogramm an der VHS: Deutschkursus (oben) - für manche Teilnehmenden ein<br />

Ausweg aus der Isolation - und Interkulturelle Bildung. Ein Beispielthema: Wie unterscheiden<br />

sich die Vorstellungen von Zeit in den Kulturen?


3. Fördergebiet<br />

Die Stadt Celle hat rund 69.000 Einwohner/-<br />

innen und ist eine große, selbstständige Stadt<br />

in Niedersachsen. In Celle leben Deutsche mit<br />

einem Anteil von 94,5 Prozent und Ausländer/-innen<br />

mit einem Anteil von 5,5 Prozent.<br />

Die Bevölkerungsstruktur ist ferner gekennzeichnet<br />

durch einen relativ hohen Anteil von<br />

18,4 Prozent an Personen mit Migrationshintergrund<br />

an der Gesamtbevölkerung (Niedersachsen:<br />

16,5 Prozent, Landkreis Celle: 14,3<br />

Prozent). Den Hauptanteil der Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergrund machen die êzidischen<br />

Kurden aus. Die zahlenmäßig zweitgrößte<br />

Migrantengruppe machen die Aussiedler/-innen<br />

und Spätaussiedler/-innen aus, die<br />

insbesondere in den 1990er-Jahren nach<br />

Celle gezogen waren. Die Arbeitslosenquote<br />

liegt im Förderzeitraum bei durchschnittlich<br />

9,6 Prozent (2013: gesamt 8,6 Prozent, Anteil<br />

der Frauen: 45,6 Prozent, Anteil der Männer:<br />

54,4 Prozent).<br />

Im Rat der Stadt Celle sind seit der Kommunalwahl<br />

2011 Oberbürgermeister Dirk-Ulrich<br />

Mende (SPD), die CDU mit vierzehn Sitzen,<br />

die SPD mit dreizehn Sitzen, die FDP mit zwei<br />

Sitzen, GRÜNE mit fünf und UNABHÄNGIGE<br />

mit vier Sitzen vertreten. Die Wählergemeinschaft<br />

WG stellt zwei Ratsmitglieder, Bündnis<br />

soziale Gerechtigkeit BSG und DIE LINKE<br />

stellen jeweils einen Sitz.<br />

3.1. Situations-/Problembeschreibung<br />

Die Bevölkerungsstruktur Celles ist gekennzeichnet<br />

durch einen hohen Anteil von<br />

Bewohner/-innen mit Migrationshintergrund.<br />

Einen Großteil davon machen die êzidischen<br />

Kurden aus. Celle zählt zu den größten êzidischen<br />

Gemeinden außerhalb des Nordiraks<br />

und steht daher vor ganz besonderen Herausforderungen.<br />

Die meisten Celler Êziden stammen<br />

aus sehr ländlichen Gegenden der Osttürkei,<br />

der Bildungsstand der vor mehr als<br />

vierzig Jahren eingereisten und zwischenzeitlich<br />

als Deutsche Eingebürgerten war zur<br />

damaligen Zeit nicht sehr hoch. Zwischenzeitlich<br />

leben sie in der dritten Generation hier,<br />

dennoch sind zum Beispiel gymnasiale Schulabschlüsse<br />

kurdischer Jugendlicher immer<br />

noch relativ selten. Die meisten haben einen<br />

Hauptschul- oder keinen Abschluss, so dass<br />

vielfach Abgrenzungstendenzen gegenüber<br />

der übrigen Bevölkerung erlebbar sind. Die<br />

Wohnkonzentrationen auf bestimmte Wohnbereiche<br />

und Stadtteile wie Neustadt-Heese<br />

haben sich in den vergangenen Jahren kaum<br />

verändert, wenn auch gerade Projekte aus<br />

der SOZIALEN STADT zur Verbesserung der<br />

Lebenssituation in diesen Brennpunkt-Stadtteilen<br />

beigetragen haben. Beginnend mit dem<br />

Förderprogramm LOS (Lokales Kapital für<br />

soziale Zwecke) ist man in diesen Gebieten<br />

mit den sozial benachteiligten Gruppen in<br />

Kontakt gekommen, die Defizite sind sichtbarer<br />

geworden und man hat gemeinsame Projekte<br />

umgesetzt.<br />

Im Jahr 2005 hat sich zur Erstellung eines<br />

Integrationsleitbildes für die Stadt Celle der<br />

„Arbeitskreis Integrationsleitbild“ gebildet<br />

unter Einbeziehung von vorhandenen Kooperationen<br />

der Stadtverwaltung mit Insti<strong>tut</strong>ionen<br />

wie Arbeitsagentur, Bildungseinrichtungen,<br />

IHK sowie Handwerkskammer, und von themenerfahrenen<br />

Akteur/-innen wie „Arbeitskreis<br />

Ausländer“, „Ausbildungsverbund<br />

Celle“, Jugendmigrationsdienst, Kirchen,<br />

Quartiersmanagement, Polizei, Schulen und<br />

Migrantenselbstorganisationen sowie von<br />

Netzwerken wie das „Forum gegen Gewalt<br />

und Rechtsextremismus“ und auch von ehrenamtlich<br />

engagierten Einzelpersonen. Das Integrationsleitbild<br />

wurde schließlich im Herbst<br />

2005 vom Rat der Stadt Celle verabschiedet.<br />

Die Mitglieder des Arbeitskreises haben sich<br />

seit 2006 mehrmals jährlich in diesem Kreis<br />

aber auch in den beiden kleineren Arbeitskreisen<br />

(AK) „Dialog zwischen den Kulturen“ und<br />

„Berufliche Integration in den ersten Arbeitsmarkt/Sprachförderung“<br />

getroffen, um Integrationsthemen<br />

zu beraten.<br />

Mit dem LOS-Nachfolgeprogramm „STÄR-<br />

KEN vor Ort" (SVO) konnten ab 2009 in den<br />

Stadtteilen Neustadt-Heese zielgruppenorientiert<br />

wieder Einzelprojekte durchgeführt werden.<br />

Neben den sonstigen Akteur/-innen im<br />

Stadtteil waren auch Mitglieder des AK „Integrationsleitbild“<br />

Stimmberechtigte im zum Programm<br />

gebildeten Begleitausschuss, der jährlich<br />

über die zu vergebenden Fördermittel zu<br />

entscheiden hatte.<br />

Zu der Zeit existierten in Celle zwei êzidische<br />

Migrantenselbstorganisationen, zum einen die<br />

„Plattform Êzidischer Celle e. V.“ (PÊC) und<br />

zum anderen das „Êzidische Kulturzentrum in<br />

Celle und Umgebung e. V.“ (ÊKZ). Während<br />

die PÊC als kleinere Organisation der Êziden<br />

in Celle auch in der Öffentlichkeit bereits aktiv<br />

war, sich intensiv am AK Integrationsleitbild<br />

beteiligte und auch Mitglied des Begleitausschusses<br />

zu „STÄRKEN vor Ort“ war, gestaltete<br />

sich die Zusammenarbeit mit dem ÊKZ –<br />

der größeren êzidischen Organisation – sehr<br />

9


Gespräche, Diskussionen, Kennenlernen auf dem Markt der <strong>Vielfalt</strong> 2011<br />

Button-Aktion: Schulen reichten Slogan-Vorschläge<br />

ein, Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende ehrte<br />

die Preisträger/-innen.<br />

Die Preisverleihung wurde gestaltet von der Klasse 7a des Gymnasiums Ernestinum unter der Leitung von Maria Meynecke<br />

und moderiert von den Schülern Vanessa Dag und Vincent Wiedemann.


„Difference Rocks“, ein Vorschlag der<br />

Sozialassistentenklasse U 2 der Berufsfachschule<br />

Sozialassistent/in Schwerpunkt Sozialpädagogik,<br />

Lobetalarbeit.<br />

langsam, am Arbeitskreis und im SVO-Begleitausschuss<br />

nahmen Mitglieder gelegentlich<br />

teil. Schon im November 2008 hat die Stadt<br />

Celle mit dem ÊKZ einen Kooperationsvertrag<br />

geschlossen, um mit der großen Gruppe der<br />

Êziden ins Gespräch zu kommen.<br />

Eines der bestehenden Probleme beider Vereine<br />

war aber die Erziehungs- und Bildungssituation.<br />

Mangelnde deutsche Sprachkenntnisse<br />

führten zu fehlenden Schulabschlüssen,<br />

was wiederum eine erfolgreiche berufliche<br />

Eingliederung erschwerte. Dies brachte<br />

soziale Probleme mit sich. Aufstiegschancen<br />

junger Êziden hingen damit von der Offenheit<br />

und Unterstützung des Elternhauses und von<br />

geeigneten Maßnahmen durch Kommune und<br />

anderen Trägern ab.<br />

Beispielsweise können sich noch heute die<br />

Eheschließungen auf die jeweils endogamen<br />

Kasten der Êziden beschränken. An dieser<br />

Tradition hält immer noch der überwiegende<br />

Teil der êzidischen Bevölkerung fest. Mit verstärkter<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die inzwischen<br />

gerade vom Êzidischen Kulturzentrum (ÊKZ)<br />

betrieben wird, ist allerdings eine deutliche<br />

Öffnung festzustellen. Die Teilnahme êzidischer<br />

Gruppen am im Jahr 2010 in Celle ausgerichteten<br />

„Tag der Niedersachsen“, die<br />

aktive Beteiligung an Förderprogrammen wie<br />

„STÄRKEN vor Ort" und derzeit TOLERANZ<br />

FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN<br />

machen die Êziden in Celle sichtbarer und<br />

das ÊKZ selbstbewusster, zumal sich die PÊC<br />

inzwischen nahezu aufgelöst hat. Auch der<br />

Dialog des Oberbürgermeisters und des Rates<br />

der Stadt Celle im Rahmen des partnerschaftlichen<br />

Austausches mit der Stadt Batman (Türkei)<br />

trägt dazu bei. Die Êziden haben inzwischen<br />

politische Vertreter/-innen sowohl im<br />

Kreistag als auch im Rat der Stadt Celle. Êziden<br />

sind mittlerweile auch beratende Mitglieder<br />

im Integrationsausschuss des Rates der<br />

Stadt Celle.<br />

Für die Gruppe der Spätaussiedler/-innen<br />

sind ebenfalls Abgrenzungstendenzen festzustellen,<br />

die sich bereits bei der Wahl des<br />

Wohnsitzes zeigen. Häufig wird die Gemeinschaft<br />

mit anderen Spätaussiedler/-innen<br />

gewählt, in dem Bereich der Wohnungen der<br />

Celler Wohnungsbaugesellschaften und in<br />

den Stadtteilen Vorwerk und Neustadt-Heese.<br />

Als Problemstellung erweist sich das hohe<br />

Gewaltpotential. Im Fokus stehen dabei Aussiedler<br />

männlichen Geschlechts im Alter von<br />

zwanzig bis dreißig Jahren, die bereits länger<br />

in Deutschland leben und die sich Integrationsangeboten<br />

entziehen.<br />

Diese Feststellung ist deshalb wichtig, weil<br />

durch vielfältige Angebote und Maßnahmen<br />

bei Jüngeren die Teilhabe am Ausbildungsund<br />

Arbeitsmarkt gelingt. Dies zeigt sich beispielhaft<br />

an der mehrfach ausgezeichneten<br />

Arbeit des „Jugendclubs Bahnhofstraße“, der<br />

eine Anlaufstelle für junge Spätaussiedler/-<br />

11


Heimat.<br />

Rosen oder Steine?<br />

Die Leinwände der Bürger/-innen wurden zu einem Bild zusammengefügt, das heute im Rathaus zu sehen ist. Eine der Leinwände begleitete das Bundesprogramm<br />

in den kommenden Förderjahren als Leitmotiv.


„Grünes Licht für Toleranz“, ein Vorschlag der<br />

Sozialassistentenklasse U 1 der Berufsfachschule<br />

Sozialassistent/-in Schwerpunkt Sozialpädagogik,<br />

Lobetalarbeit.<br />

Ein Vorschlag von Hendrik-Paul Schulenburg, Klasse<br />

5s1 des Hermann-Billung-Gymnasiums.<br />

innen ist und umfangreiche Freizeit- und Qualifizierungsangebote<br />

leistet.<br />

Die extreme Rechte ist im<br />

Raum Celle (Stadt und<br />

Landkreis Celle) seit langem<br />

eng vernetzt und bildet eine<br />

der aktivsten Neonazi-Kameradschaften<br />

Niedersachsens.<br />

Die politisch motivierte Kriminalität<br />

weist entsprechende<br />

Delikte auf, die Zahl der<br />

rechtsextremen Straf- und<br />

Gewalttaten ist in 2012 im<br />

Stadtgebiet Celle enorm angestiegen,<br />

während sie in 2013<br />

wieder zurückgegangen ist.<br />

Dafür ist die Zahl der links-extremistisch motivierten<br />

Straf- und Gewalttaten in 2013 deutlich<br />

angestiegen. Celle ist bereits seit vielen<br />

Jahren mit Aktivitäten in diesem Bereich tätig<br />

und erhielt mit dem Bundesprogramm<br />

TOLERANZ FÖRDERN – KOMPE-<br />

TENZ STÄRKEN weitere Möglichkeiten,<br />

mit Einzelprojekten intensiv über<br />

Rechtsextremismus aufzuklären. Die<br />

Stadt muss das auch weiterhin tun,<br />

denn die extreme Rechte bleibt im<br />

Celler Raum aktiv. Neben der Teilnahme<br />

an Demonstrationen, szenerelevanten<br />

Veranstaltungen oder<br />

an Propaganda-Aktionen vor<br />

Schulen, beteiligt sich die extreme<br />

Rechte an der Organisation von<br />

Brauchtumsveranstaltungen im Landkreis<br />

Celle. Das Kameradschaftsmodell „Kameradschaft<br />

73“/„Freie Kräfte Celle“ (2010) macht<br />

anderen Formen der Organisation Platz. Neonazistische<br />

Gruppierungen sprechen nunmehr<br />

insbesondere Jugendliche direkt an. Persönliche<br />

Kontakte werden zudem über das Internet<br />

in Foren und in sozialen Netzwerken gepflegt<br />

und ausgebaut.<br />

3.2. Entwicklungsbedarf mit Blick auf die<br />

Zielgruppen<br />

Bei der Erarbeitung und Fortschreibung des<br />

LAP Celle wurde der Entwicklungsbedarf für<br />

diese Zielgruppen definiert:<br />

• Kinder und Jugendliche nehmen <strong>Vielfalt</strong><br />

als positives Wir-Gefühl wahr und treten<br />

Diskriminierung und Ausgrenzung aktiv<br />

entgegen. K<strong>uns</strong>t und Kultur werden als<br />

gemeinsame „Sprache“ erlebbar und<br />

ermöglichen gemeinsames Handeln,<br />

kulturellen Austausch und Begegnung<br />

• Schüler/-innen setzen sich in Projekten mit<br />

der kulturellen und geschichtlichen Identität<br />

aller Bevölkerungsgruppen in Celle<br />

auseinander<br />

• Senior/-innen erfahren in Projekten die<br />

Förderung von Integration und Inklusion<br />

sowie den generationsübergreifenden und<br />

interkulturellen Austausch<br />

• Personen mit Migrationshintergrund<br />

wird gleichberechtigte Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben ermöglicht durch<br />

Hilfestellung in den Bereichen Kindergarten,<br />

Schule, Ausbildung und Beruf,<br />

Sprachunterricht, Jugend- und Elternarbeit<br />

sowie Gesundheitsprävention<br />

• Menschen mit Handicaps wird gleichberechtigte<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben ermöglicht und auch Hilfestellung<br />

zuteil in lebenslagenorientierten Fragestellungen,<br />

die die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

berücksichtigen<br />

• Multiplikator/-innen verstehen die Bekämpfung<br />

von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus,<br />

Antisemitismus und Diskriminierung in jeder<br />

Form als gesellschaftliche Aufgabe.<br />

Information und Aufklärung zu demokratischen<br />

Werten sowie die Förderung von<br />

Zivilcourage und Ehrenamt werden als<br />

zielgerichtete Präventionsarbeit verstanden.<br />

13


4. (Weiter-)Entwicklung der Zielebenen im Gesamtförderzeitraum<br />

Der Lokale Aktionsplan ist in einem gemeinsamen<br />

Prozess, in den relevante Akteur/-innen<br />

eingebunden wurden, erarbeitet und während<br />

des Förderzeitraums 2011 bis 2014 jährlich<br />

fortgeschrieben und weiter entwickelt worden.<br />

Während der Entwicklungsphase von August<br />

bis Dezember 2010 sind in fünf Sitzungen,<br />

darunter zwei Workshops, die Problemlagen<br />

und die Zielgruppen festgelegt und die Projektschwerpunkte<br />

bestimmt worden. Dabei<br />

konnte auf bereits seit Jahren bestehende<br />

Arbeitsstrukturen, wie den „Arbeitskreis Integrationsleitbild“,<br />

zurückgegriffen werden.<br />

Dieser Arbeitskreis hat gemeinsam mit dem<br />

Dezernat II – Soziales, Bildung, Jugend und<br />

Sport – sowie mit mehreren Fachbereichsund<br />

Fachdienstleitungen der Stadt Celle und<br />

unterstützt vom begleitenden Coaching im<br />

Herbst 2010 Problemlagen und vorhandene<br />

Netzwerke analysiert und danach die vier<br />

Leitziele für den Celler LAP formuliert und die<br />

Zielpyramide erarbeitet. Auf dieser Grundlage<br />

ist in den Förderjahren die Zielpyramide<br />

vom Begleitausschuss überarbeitet und weiterentwickelt<br />

worden.<br />

Leitziel 1<br />

Die Menschen in der Stadt Celle nehmen<br />

<strong>Vielfalt</strong> als positives Wir-Gefühl wahr und<br />

treten Diskriminierung und Ausgrenzung<br />

aktiv entgegen.<br />

Das Leitziel umfasst zwei Mittler- und zwei<br />

Handlungsziele, die in ihrer Ur-Version vom<br />

Begleitausschuss in den drei Jahren nicht verändert<br />

worden waren.<br />

Leitziel 2<br />

Allen Menschen in der Stadt Celle ist gleichberechtigte<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben möglich.<br />

Das Leitziel umfasst ebenfalls zwei Mittlerund<br />

zwei Handlungsziele, ist in den Jahren<br />

um Begrifflichkeiten wie „Integration“ und<br />

„Inklusion“ sowie „Seniorenbelange“ erweitert<br />

worden und hat die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

in eines seiner Handlungsziele<br />

mit aufgenommen.<br />

Aus dem Mittlerziel „Die Öffentlichkeitsarbeit<br />

wird strategisch aufgebaut, um …“ ist geworden:<br />

„Die Öffentlichkeitsarbeit soll Transparenz<br />

schaffen und vielfältig sein, um die Bevölkerung<br />

über die Belange des LAP zu informieren“.<br />

Leitziel 3<br />

Alle Menschen in der Stadt Celle verstehen<br />

die Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit,<br />

Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung<br />

in jeder Form als gesellschaftliche Aufgabe.<br />

Auch dieses Leitziel beinhaltet zwei Mittlerund<br />

zwei Handlungsziele und ist in seiner<br />

Grundaussage auch nicht verändert worden.<br />

Leitziel 4<br />

In der Stadt Celle ist Integration als ein kontinuierlicher<br />

Entwicklungsprozess verankert,<br />

an dem alle in Celle lebenden Menschen,<br />

die Politik und Verwaltung in gemeinsamer<br />

Verantwortung und in gleichberechtigter Teilhabe<br />

beteiligt sind.<br />

Das Leitziel besteht aus einem Mittler- und<br />

zwei Handlungszielen und hat im Prozess die<br />

größten Veränderungen erfahren.<br />

Die Ursprungsidee, aus Mitgliedern des<br />

Begleitausschusses einen Arbeitskreis zu bilden,<br />

der einen Celler Integrationsplan erarbeitet,<br />

ist bereits als nicht realisierbar nach<br />

dem ersten Förderjahr verändert worden, da<br />

ein Integrationsplan ein politisches Instrument<br />

darstellt und in den entsprechenden politischen<br />

Gremien behandelt werden muss.<br />

Daher sind die Begrifflichkeiten „Verwaltung“<br />

und „Politik“ aus der Ursprungsversion<br />

getauscht worden, um zu verdeutlichen, dass<br />

es sich hier um einen politischen Auftrag handelt.<br />

Gleichwohl wird es ein Celler Handlungskonzept<br />

Integration geben, in das die<br />

Erfahrungen des LAP einfließen werden.<br />

Die Federführung zur Erstellung eines entsprechenden<br />

Konzepts hat das Referat Integration<br />

der Stadt Celle.<br />

Das Konzept wird zunächst im Integrationsausschuss<br />

als Gremium des Rates beraten und<br />

soll am Ende vom Rat verabschiedet werden.<br />

Um eine größtmögliche Beteiligung herzustellen,<br />

wird im September 2014 eine Integrationspolitische<br />

Konferenz in Celle stattfinden.<br />

Ausgehend von den Leitzielen und den umgesetzten<br />

Projekten konnten aus den Mittlerund<br />

Handlungszielen konkrete Handlungsfelder<br />

herausgearbeitet werden:<br />

15


Wir sind alle anders,<br />

aber wir halten zusammen.<br />

Aus dem Projekt „Toleranz malen“ von „Palette“<br />

(rechts) entstand ein Postkartenmotiv mit einem weiteren<br />

Slogan, einer Aussage einer jungen Künstlerin:<br />

„Wir sind alle anders, aber wir halten zusammen“.<br />

16


‣ Information und Aufklärung zu<br />

demokratischen Werten<br />

‣ Soziale Integration<br />

‣ Teilhabe durch K<strong>uns</strong>t und Kultur<br />

‣ Vernetzung<br />

‣ Schulungen<br />

Zusammenarbeit von zivilgesellschaftlichen<br />

und kommunalen Akteur/innen entwickelt. Im<br />

ersten Handlungsziel werden die Aktivitäten<br />

im Rahmen des Bundesprogramms mit den<br />

Aktivitäten der politischen Entscheidungsträger<br />

zu gemeinsamen Zielen verknüpft. Im<br />

Auftakt zum „Markt der <strong>Vielfalt</strong><br />

2012”: Künstlerische Einleitung<br />

durch Dagmar Mania-<br />

Machwitz (Foto unten) und<br />

Heiko Machwitz:„In den<br />

Schuhen des Anderen”.<br />

In den Sitzungen und Workshops<br />

zur Erstellung der Zielpyramide<br />

ist bewusst darauf<br />

geachtet worden, die Ziele weit<br />

zu fassen, denn mit TOLERANZ<br />

FÖRDERN – KOMPETENZ<br />

STÄRKEN ist es in Celle erstmals<br />

möglich (gewesen), stadtweit<br />

und mit einer breiten Zielgruppenstreuung<br />

zu operieren,<br />

während die Vorgänger-Programme<br />

(LOS,<br />

STÄRKEN vor Ort) ‚stadtteilbezogen‘<br />

und ‚zielgruppenorientiert‘<br />

waren.<br />

Die Leitziele eins bis drei mit ihren<br />

unterschiedlichen Mittler- und Handlungszielen<br />

wurden alle im Programmzeitraum<br />

von den ansässigen Projektträger/-innen<br />

bedient.<br />

Das Leitziel vier ist vornehmlich durch<br />

das Referat Integration umgesetzt worden.<br />

So heißt es im einzigen Mittlerziel,<br />

dass im Rahmen des LAP nachhaltige<br />

Beteiligungsund<br />

andere Strukturen<br />

aus- beziehungsweise<br />

aufgebaut<br />

werden. Der Celler<br />

Integrationsplan<br />

wird als kommunales<br />

Handlungskonzept<br />

in enger<br />

zweiten Handlungsziel wird der Fortgang des<br />

Integrationsprozesses den politischen Gremien<br />

präsentiert. Die Koordination übernimmt<br />

das Referat Integration. Das Referat Integration<br />

hat den Integrationsausschuss als politisches<br />

Gremium über die Jahre regelmäßig<br />

über den Fortgang des LAP informiert.<br />

Aus dem LAP wird ein weitreichenderes<br />

Handlungskonzept für Celle entstehen unter<br />

beschriebener Beteiligung. Im Februar 2014<br />

hatte dazu eine gemeinsame Sitzung des<br />

Begleit- und des Integrationsausschusses stattgefunden.<br />

Der politische Auftrag im September<br />

2014, dazu eine Integrationspolitische<br />

Konferenz durchzuführen, ist eingeholt worden.<br />

Im Vorbereitungsgremium zur Konferenz<br />

sitzen neben dem Referat Integration und Verwaltungsfachleuten<br />

auch zivilgesellschaftliche<br />

Akteur/innen aus dem Begleitausschuss sowie<br />

aus der Politik. Die Ergebnisse der Konferenz<br />

werden in ein langfristig ausgerichtetes Handlungskonzept<br />

einfließen.<br />

17


Ein „Konzert<br />

der zwei<br />

Kulturen“ im ÊKZ.<br />

Ein Projekt des Vereins Buntes Haus:<br />

Fahrräder für Flüchtlinge.<br />

Ein sehr beliebtes Postkartenmotiv: „<strong>Vielfalt</strong> in Celle“ von Natalie Löwenstein.<br />

Die Künstlerin hatte das Bild vor ihrem Tod 2009 an die Stadt Celle übergeben, es hängt im<br />

Referat Integration.<br />

Leseförderung bei der AWO.<br />

Bücher für alle! Offener Bücherschrank<br />

des Vereins atelier 22 an der Trift.<br />

18


5. Handlungskonzept/Handlungsfelder<br />

Struktur des Celler Handlungskonzepts<br />

In Celle basiert das Handlungskonzept des<br />

Lokalen Aktionsplans auf fünf Schwerpunkten:<br />

a. Zusammenarbeit und<br />

interne Kommunikation<br />

b. Strategisch angelegte<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

c. Arbeit des Begleitausschusses<br />

d. Vernetzung der Akteur/-innen<br />

e. Umsetzung von Einzelprojekten<br />

a. Zusammenarbeit und interne<br />

Kommunikation<br />

Das Thema Integration hat einen hohen Stellenwert<br />

in der Stadt Celle. Dem hat auch die<br />

Stadtverwaltung Rechnung getragen und<br />

2009 ein eigenes Referat Integration eingerichtet.<br />

Das Querschnittsreferat ist inzwischen mit 2,5<br />

Stellen besetzt und bearbeitet die verschiedensten<br />

Themen. Das Referat ist auch Lokale<br />

Koordinierungsstelle im Bundesprogramm und<br />

arbeitet eng mit der Externen Koordinierungsstelle,<br />

im LAP-Team mit dem Fachdienst<br />

Jugendarbeit und der externen Coachin sowie<br />

mit der PR-Beraterin zusammen in regelmäßigen<br />

Arbeitstreffen, Telefonaten sowie E-Mail-<br />

Verkehr zur Reflexion der Arbeit.<br />

b. Strategisch angelegte<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit wird von einer externen<br />

PR-Beraterin, einer Redakteurin, umgesetzt.<br />

Die Strategie der Öffentlichkeitsarbeit in<br />

Celle zielt darauf ab, neue Aktionsformen zu<br />

erproben, um die Bevölkerung über den Celler<br />

LAP zu informieren und zur Teilhabe aufzurufen.<br />

Der LAP beteiligt sich regelmäßig an<br />

stadtweiten und stadtteilbezogenen Veranstaltungen.<br />

Es wurden Flyer und Buttons eingesetzt,<br />

um die Bürger/-innen auf den LAP aufmerksam<br />

zu machen und gezielt zu informieren.<br />

Weiterhin wurden Mitmachaktionen initiiert.<br />

Ebenso machen deutungsmächtige<br />

Akteur/-innen den LAP in der Bevölkerung<br />

bekannt.<br />

c. Arbeit des Celler Begleitausschusses<br />

Der Begleitausschuss wurde durch Beschluss<br />

des Verwaltungsausschusses der Stadt Celle<br />

gebildet. Die Stadt Celle hat während der Entwicklungsphase<br />

die Celler/-innen öffentlich<br />

zur Mitarbeit aufgerufen. Unter den zahlreich<br />

eingegangenen Bewerbungen hat der Verwaltungsausschuss<br />

die Auswahl der Mitglieder<br />

in einem transparenten und demokratischen<br />

Verfahren getroffen.<br />

Das Gremium besteht aus 29 ordentlichen<br />

Mitgliedern sowie 20 Stellvertreter/-innen.<br />

Vorsitzende ist die Geschäftsführerin der<br />

Volkshochschule Celle, Liliane Steinke, stellvertretender<br />

Vorsitzender ist Stadtrat Stephan<br />

Kassel. Unter den Vertreter/-innen von zivilgesellschaftlichen<br />

Akteur/innen finden sich Bildungsträger,<br />

Gewerkschaft, freie Träger der<br />

Jugendhilfe, Migrantenselbstorganisationen,<br />

Vereine, Wohlfahrtsverband, Wohnungsbaugesellschaft<br />

und Einzelpersonen wie Architektin,<br />

Bankfachwirt, Geschäftsführer GmbH, Lehrerin,<br />

Pastor, Richterin a.D.. Der Rat der Stadt<br />

Celle wird durch die Vorsitzenden des Inte-<br />

grationsausschusses, des Jugendhilfeausschusses,<br />

des Schulausschusses und des Sozialausschusses<br />

vertreten.<br />

Im Ämternetzwerk sind die Gleichstellungsbeauftragte<br />

der Stadt Celle, das Referat Integration<br />

und die Fachdienste Jugendarbeit, Schulangelegenheiten,<br />

Soziale Hilfen mit der jeweiligen<br />

Fachdienstleitung vertreten. Diese vielfältige<br />

Zusammensetzung, in der die zivilgesellschaftlichen<br />

Akteur/-innen mit verschiedenen<br />

beruflichen, ethnischen und kulturellen Hintergründen<br />

die Mehrheit bilden, fördert und<br />

bereichert die Beratungen des Gremiums,<br />

schafft eine hohe Transparenz für das Auswahl-<br />

und Entscheidungsverfahren und die<br />

Fortschreibung des Lokalen Aktionsplans.<br />

d. Vernetzung der Akteur/-innen<br />

Ziel war es, bestehende Netzwerke zu festigen<br />

und auszubauen und neue Netzwerke zu<br />

schaffen zwischen Trägern, öffentlicher Verwaltung,<br />

zivilgesellschaftlichen Akteur/-innen<br />

und politischen Entscheidungsträgern. Hinsichtlich<br />

der unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte<br />

der Beteiligten sollten Synergie-Effekte<br />

für den LAP Celle genutzt werden. Die Zusammenarbeit<br />

in den bestehenden Netzwerken<br />

sowie zwischen Zivilgesellschaft, Verwaltung<br />

und Politik verbesserte das Verständnis untereinander<br />

für die jeweiligen Themen- und Aufgabenfelder<br />

und die damit verbundenen Problemstellungen.<br />

e. Umsetzung von Einzelprojekten<br />

Die Grafik zeigt eine Gegenüberstellung der<br />

jährlich eingegangenen Projektanträge zu<br />

den vom Begleitausschuss ausgewählten<br />

19


„Celler Ort der <strong>Vielfalt</strong>“ 2011:<br />

Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium<br />

Als rechtsextremistische Kräfte am KAV Material verteilten, reagierten die Schülervertretung<br />

(SV) und SV-Beratungslehrer Sebastian Proschmann sofort. Sie bereiteten spontan, mit<br />

Unterstützung der Schule, Flyer mit der Aussage „Unsere Schule ist kein Platz für Fremdenfeindlichkeit,<br />

Ausländerhass oder Diskriminierung. Wir stehen zur Schule ohne Rassismus –<br />

Schule mit Courage!“ vor, um sie an die gesamte Schülerschaft zu verteilen.<br />

„Celler Ort der <strong>Vielfalt</strong>“ 2012:<br />

Schlosstheater Celle<br />

Oberbürgermeister Dirk-Ulrich<br />

Mende hob die eindrucksvolle<br />

Arbeit des Theaters zu den Themen<br />

Integration und Toleranz hervor,<br />

etwa mit der „Prinzessin von<br />

Zelle" von Peter Schanz oder<br />

Büchners „Leonce und Lena", das<br />

mit seinen vielfältigen<br />

politischen Anspielungen auch von<br />

Schüler/-innen <strong>gut</strong> aufgenommen<br />

worden war. Die Auszeichnung galt auch der Jugendarbeit des Schlosstheaters, das unter<br />

anderem mit „Lassmaziegeninselalta" von Karsten Zinser Erfolge feierte.<br />

„Celler Ort der <strong>Vielfalt</strong>“ 2013:<br />

Kita Löwenzahn<br />

Mit der in der Kita „Löwenzahn“ gelebten <strong>Vielfalt</strong>, sagte Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende an die Kinder<br />

gerichtet, „seid Ihr auf dem Weg in die Zukunft“. Stadtrat Stephan Kassel erklärte, dass Kindertagesstätten<br />

per sé Orte der <strong>Vielfalt</strong> seien. Das Schild sei ein Symbol für die Anerkennung der interkulturellen Arbeit in<br />

allen Kitas der Stadt.<br />

Bei diesem Fototermin entstanden<br />

das Titelbild für den Folder<br />

und das Profilbild für die<br />

Social Media Accounts.


Anträgen, die dann in die Förderung gelangten.<br />

Der Rückgang in 2013 ist darauf zurückzuführen,<br />

dass jeder Träger nur noch zwei<br />

Anträge stellen konnte, um damit die besonders<br />

hohe Zahl an Anträgen der ersten beiden<br />

Jahre zu reduzieren.<br />

5.1 Information und Aufklärung zu<br />

demokratischen Werten<br />

5.2 Soziale Integration<br />

5.3 Teilhabe durch K<strong>uns</strong>t und Kultur<br />

5.4 Schulungen von Multiplikator/innen<br />

5.5 Vernetzung<br />

Es wurden Projekte initiiert, die bürgerschaftliches<br />

Engagement und das soziale Miteinander<br />

(Zivilcourage) fördern und die demokratische<br />

Gesellschaft stärken. Folgende Projektgruppen<br />

haben sich dabei herauskristallisiert:<br />

‣ Veranstaltungs- und Bildungsreihen,<br />

inhaltlich variierend verstetigt über die<br />

Jahre und mit anderen Themen<br />

weiterentwickelt<br />

‣ Überarbeitung bzw. Aufbau von<br />

themenspezifischen Internetseiten und<br />

Datenbanken<br />

‣ Politische Bildung für und mit<br />

Jugendliche(n)<br />

‣ Theaterprojekte mit Schüler/-innen<br />

‣ Buchprojekt zur Aufklärung über die<br />

Êzidische Kultur und Religion<br />

Hinsichtlich der inhaltlichen Ziele der Projektanträge<br />

wurde als Orientierung die Zielpyramide<br />

vorgegeben, unter die sich jede Projektidee<br />

subsumieren lassen musste.<br />

Um so viele Projekte wie möglich fördern zu<br />

können, wurde bereits im zweiten Jahr die<br />

Antragssumme auf 10.000,- Euro pro Projekt<br />

festgelegt und im Folgejahr nochmals auf<br />

7.000,- Euro gesenkt. Im Laufe der Umsetzungsphase<br />

kristallisierten sich dabei folgende<br />

Handlungsfelder heraus:<br />

5.1 Information und Aufklärung zu<br />

demokratischen Werten<br />

Zielsetzung<br />

Information und Aufklärung zu demokratischen<br />

Werten sowie die Förderung von Zivilcourage<br />

und Ehrenamt werden als zielgerichtete<br />

Präventionsarbeit verstanden.<br />

Praxisbeispiele:<br />

Altensalzkoth – Ein Rechercheprojekt für<br />

Jugendliche zur Erinnerungskultur der NSund<br />

Nachkriegszeit in Celle (2013)<br />

Das Schlosstheater Celle hatte in Kooperationen<br />

mit Celler Schulen mehrere Dutzend<br />

Jugendliche dafür gewinnen können, sich mit<br />

der Thematik zu beschäftigen und daraus ein<br />

Theaterstück zu formen, das auf der Bühne<br />

des Theaters einer breiten Öffentlichkeit präsentiert<br />

wurde.<br />

Ergebnis<br />

Das Projekt hatte großes öffentliches Interesse<br />

hervorgerufen – zum einen, weil es mithilfe<br />

eines Ensembles ausgebildeter Künstler/innen<br />

des über die Stadtgrenzen hinaus bekannten<br />

Schlosstheaters durchgeführt wurde, zum<br />

anderen aufgrund der Konzeption, sich des<br />

Themas mit theatralen Mitteln zu nähern und<br />

die Jugendlichen dabei mit einzubeziehen.<br />

Veranstaltungsreihe „Gegen Rassismus und<br />

Diskriminierung – Für couragiertes Handeln“<br />

(2011 bis 2014)<br />

Themen wie „Flucht und Migration“, „Fremdenfeindlichkeit<br />

als Einstiegsdroge“, oder Titel<br />

21


Der TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN-<br />

Banner am ÊKZ.<br />

Eine vorbildliche Gemeinschaftsaktion<br />

mit Symbolcharakter: Aktionsfonds-Projekt<br />

„Wir malen <strong>uns</strong> einen bunten<br />

Platz“.<br />

22


wie „Gesellschaftliche Ausgrenzung und die<br />

Folgen für ein Miteinander“ sind Schwerpunkte,<br />

die in öffentlichen Podiumsdiskussionen<br />

und Vorträgen vom Diakonischen Werk Celle<br />

als Veranstaltungsreihe für couragiertes Handeln<br />

ausgerichtet wurden. Methodisch wird<br />

mit unterschiedlichen Handlungsformen agiert,<br />

unter anderem mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen,<br />

Kulturveranstaltungen,<br />

Vorträgen, Seminaren sowie Qualifizierung<br />

und Weiterbildung.<br />

Ergebnis<br />

Die regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen<br />

wurden jährlich von weit mehr als 200<br />

Bürger/-innen besucht. Sie wurden über die<br />

Jahre kontinuierlich weiter entwickelt und sind<br />

zwischenzeitlich etabliert. Ob die Reihe ohne<br />

Fördermittel auch ab 2015 stattfinden wird,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Neugestaltung der Webseite „Celle-im-<br />

Nationalsozialismus.de“ (2011)<br />

Diese Internetplattform bietet Bürger/-innen<br />

und anderen Interessierten einen Informationspool<br />

über den Nationalsozialismus in Celle.<br />

„Wir wollen anschaulich machen, wie tief der<br />

Nationalsozialismus in diese Stadt eingedrungen<br />

ist und was damals vor <strong>uns</strong>erer Haustür<br />

geschehen ist“, sagte der Projektleiter.<br />

Ergebnis<br />

Die Webseite wird von Celler Schulen im<br />

Geschichtsunterricht genutzt, um über den<br />

Nationalsozialismus aufzuklären. Positiv ist<br />

außerdem, dass auch überregionale Zugriffe<br />

auf die Seite zu registrieren sind. Die weitere<br />

Pflege der Webseite übernimmt der Verein in<br />

Eigenverantwortung.<br />

Politische Bildung in der Jugendarbeit: Die<br />

Macht der Medien/Migration und Globalisierung<br />

(2012/2013)<br />

Im Jugendclub Celle trafen sich regelmäßig<br />

junge Menschen unter Leitung eines Dozenten<br />

(Dr. phil.), um über die jeweiligen Projektthemen<br />

zu diskutieren, Recherchen zu betreiben<br />

(z. B. im Stadtarchiv oder auch im Zeitungsarchiv<br />

der „Celleschen Zeitung“). Die Teilnehmer/-innen<br />

erhielten so einen ganz neuen<br />

Zugang zu Medien oder zur Migrationsgeschichte.<br />

Die Projekte liefen ganzjährig, so<br />

dass eine intensive Beschäftigung mit den Themen<br />

gewährleistet war.<br />

Ergebnis<br />

Hier wurden Informationen gesammelt,<br />

zusammengetragen, vereinfacht und in im<br />

Internet in „Blogs“ eingestellt, um die Schulen<br />

im Stadtgebiet darüber zu informieren. Viele<br />

Schüler/-innen haben sich an den Diskussionsrunden<br />

auf der Plattform beteiligt. Diese Projekt-Reihe<br />

ist im Jahr 2012 entstanden und<br />

wird mit anderen Schwerpunkten auch in<br />

2014 fortgeführt.<br />

5.2 Soziale Integration<br />

Zielsetzung<br />

Es finden Projekte und Maßnahmen statt, die<br />

die Integration und Inklusion sowie den generationenübergreifenden<br />

und interkulturellen<br />

Austausch fördern und die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

berücksichtigen.<br />

Folgende Projektgruppen haben sich dabei<br />

herauskristallisiert:<br />

‣ Arbeit mit Eltern an Schulen und Kitas<br />

‣ Präventionsprojekte an Schulen<br />

‣ Projekte von und mit Menschen mit<br />

Migrationshintergrund zu Themen wie<br />

Gesundheitsprävention und Inklusion<br />

‣ Filmprojekt mit Schüler/-innen<br />

‣ Förderung des Ehrenamtes<br />

Praxisbeispiele<br />

Elternarbeit mit Roma und Sinti (2012)<br />

In Celle leben Familien, die Sinti und Roma<br />

sind. Es wurde eine Beratungsstelle für das<br />

Stadtgebiet eingerichtet. In dieser Beratungsstelle<br />

wurden Eltern unterstützt, ihre Kinder in<br />

das deutsche Schulsystem zu integrieren.<br />

Ebenso ist bei dieser Bevölkerungsgruppe festzustellen,<br />

dass wenige ihrer Kinder in den Kindergarten<br />

gehen, über die Wichtigkeit dieses<br />

Besuchs wurden die Eltern aufgeklärt.<br />

Ergebnis<br />

Durch dieses Projekt ist es gelungen, das Verständnis<br />

bei den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten<br />

über die Notwendigkeit eines<br />

Schulbesuchs deutlich zu erhöhen, um ihren<br />

Kindern die soziale Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben zu ermöglichen. Ein Erschwernis<br />

war, dass die Eltern dieser Zielgruppe oft kein<br />

Deutsch sprechen und auch nicht lesen und<br />

schreiben können. Aus diesem Grund wurden<br />

diverse Sprach- und Alphabetisierungskurse in<br />

dem Stadtgebiet durchgeführt.<br />

Bei einem Mütterfrühstück arbeiteten die Frauen<br />

gemeinsam an ihren Sprachkenntnissen.<br />

Hier ging es auch darum, das Interesse für die<br />

andere Kultur zu wecken. Es wurden aktuelle<br />

Fragen geklärt oder auch bei Antragstellungen<br />

geholfen.<br />

Fahrräder für Flüchtlinge (2012)<br />

Hier entstand ein Fahrrad-Workshop, bei dem<br />

gebrauchte, gespendete Fahrräder technisch<br />

und optisch wieder in Stand gesetzt wurden,<br />

um sie anschließend kostenlos an Flüchtlinge<br />

und ihre Kinder abzugeben. Mit dem Projekt<br />

wurden zudem mit einem gender-gedanklichen<br />

Fokus Mädchen und Frauen aus Flüchtlingsfamilien<br />

angesprochen.<br />

Ergebnis<br />

An den Arbeiten haben neben den Jugendlichen<br />

aus dem Projekt auch Kinder und<br />

23


Der Ranger-Workshop des VSE: Im Jugendcamp die eigenen Stärken entdecken.<br />

Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien teilgenommen.<br />

Es wurden zwanzig Fahrräder in dem<br />

Projekt wieder in Stand gesetzt und Flüchtlingen<br />

damit die Möglichkeit gegeben, sich in<br />

Celle mobiler zu bewegen.<br />

V.I.P. 1 - Verbesserung der Integration und<br />

Partizipation von Migrant/-innen (2011)<br />

Für die gesellschaftliche Integration ist<br />

Sprachkompetenz eine der wichtigsten Voraussetzungen.<br />

Es geht zum einen darum, die<br />

Zielgruppen im Alltag zu unterstützen und<br />

zum anderen, ihre Sprachkompetenz durch<br />

Sprachkurse zu verbessern und so diesen Personen<br />

den Zugang zu weiteren Bildungsangeboten<br />

zu ermöglichen.<br />

Der Umgang mit der deutschen Sprache, die<br />

Auseinandersetzung mit lebensweltbezogenen<br />

Themen und den eigenen Lebensbedingungen<br />

in Deutschland waren Themenschwerpunkte<br />

des Projekts.<br />

Ergebnis:<br />

Über dieses Projekt wurden Migrant/-innen<br />

und sozial benachteiligte Deutschstämmige<br />

im Stadtteil angesprochen und mit eingebunden,<br />

um ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern.<br />

Es fanden Rollenspiele statt, es<br />

wurde in Gruppen gearbeitet oder Ausflüge<br />

für Personen mit und ohne Migrationshintergrund<br />

organisiert.<br />

5.3 Teilhabe durch K<strong>uns</strong>t und Kultur<br />

24<br />

Zielsetzung<br />

K<strong>uns</strong>t und Kultur sind als gemeinsame „Sprache“<br />

erlebbar und ermöglichen gemeinsames<br />

Handeln, kulturellen Austausch und Begegnung.<br />

Folgende Projektgruppen haben sich<br />

dabei herauskristallisiert:<br />

‣ Theaterprojekte mit Jugendlichen in<br />

Kooperation mit dem Schlosstheater<br />

und Jugendbildungsträgern<br />

‣ Mehrere Religionsgemeinschaften<br />

organisieren gemeinsam<br />

Kulturveranstaltungen<br />

‣ Stadtteilbezogene K<strong>uns</strong>taktivitäten<br />

und Mitmachaktionen im öffentlichen<br />

Raum<br />

‣ Etablierung eines internationalen<br />

Filmfestivals zu ausgewählten<br />

Themenschwerpunkten<br />

Praxisbeispiele<br />

Festival der <strong>Vielfalt</strong> (2013)<br />

Das Festival wurde in 2013 erstmalig in der<br />

CD-Kaserne gefeiert. Für die Organisation<br />

wurde eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern<br />

des Begleitausschusses gebildet. Über 30<br />

Insti<strong>tut</strong>ionen, Gruppen, Einzelpersonen sind<br />

einem öffentlichen Aufruf gefolgt, sich am Programm<br />

zu beteiligen. Auf zwei verschiedenen<br />

Bühnen zeigten über hundert ehrenamtliche<br />

Akteur/-innen ihre Aktivitäten.<br />

Ergebnis<br />

Über 2.000 Besucher/-innen kamen zum<br />

„Festival der <strong>Vielfalt</strong>“ und erlebten ein<br />

interkulturelles Familienfest der besonderen<br />

Art. Das Festival war ein Riesenerfolg und<br />

wird verstetigt, in dem es alle zwei Jahre<br />

stattfinden wird.<br />

Soziale Integration in der offenen Ganztagsschule<br />

(2013)<br />

Die Ganztagsschule entwickelte Strategien<br />

und Strukturen, um auf die <strong>Vielfalt</strong> der Kinder


(Kinder mit Migrationshintergrund, sozial-emotional<br />

beeinträchtigte Kinder) und des schulischen<br />

Umfeldes besser eingehen zu können.<br />

Es wurden Spielgeräte für die Gruppenarbeit<br />

im Nachmittagsbereich angeschafft und<br />

gezielte Aktionen der Schulsozialarbeiter für<br />

Jungen mit erhöhtem Gewaltpotential durchgeführt.<br />

Für die interkulturelle Zusammenarbeit<br />

im selben Schulgebäude wurde ein Theaterstück<br />

in Kooperation mit der Oberschule erarbeitet.<br />

Das Theaterstück wurde als Abschluss<br />

des Projektes öffentlich aufgeführt.<br />

Ergebnis<br />

Mit der Durchführung des Projektes wurde<br />

eine verringerte Konfliktbereitschaft in den<br />

Gruppen erreicht sowie ein positiveres Rollenverständnis<br />

und ein tolerantes und gewaltfreieres<br />

Miteinander aller Kinder an der Schule.<br />

Durch das Theaterstück wurden Netzwerke<br />

und Freundschaften für die Kinder geschaffen.<br />

Es wurde insgesamt eine Reduzierung sozialer<br />

Konflikte innerhalb der Schulgemeinschaft<br />

positiv dokumentiert.<br />

5.4 Schulungen von Multiplikator/-innen<br />

Zielsetzung<br />

Multiplikator/-innen werden gefördert, um<br />

Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus,<br />

Antisemitismus und Diskriminierung in<br />

jeder Form zu erkennen und diesen entgegen<br />

zu wirken. Hierzu seien drei Projekte erwähnt:<br />

Grizzly Camp – Kompetenz- und Multiplikator/-innen-Workshop<br />

2013<br />

Es wurde ein Outdoor-Multiplikator/-innen-<br />

Camp mit Jugendlichen und Erwachsenen<br />

durchgeführt, die aus dem Bereich der<br />

Jugendgruppenleiter-Ebene oder der Pädagogik<br />

kamen. Ziel war die Entwicklung eines<br />

Konzepts für die Durchführung eines Camps<br />

für Menschen mit und ohne Handicaps.<br />

In dem Workshop wurden Themen wie Teamarbeit,<br />

Gruppenzusammenhalt, Integration<br />

und Inklusion sowie die Einbindung von Menschen<br />

mit Handicaps bearbeitet, um eine Freizeit<br />

so zu gestalten, dass auch dieser Personenkreis<br />

daran teilhaben/teilnehmen kann.<br />

Als Abschluss des Workshops wurde ein<br />

Wochenende als Freizeit mit Kindern und den<br />

ausgebildeten Multiplikator/-innen organisiert.<br />

Ergebnis<br />

Der im Einzelprojekt gelebte und umgesetzte<br />

Leitgedanke des „Teams“ hat den Teilnehmer/-innen<br />

ermöglicht, ihre Aktivitäten in den<br />

Mittelpunkt zu stellen und ethnische, kulturelle<br />

oder soziale Unterschiede zu vernachlässigen.<br />

Interkulturelles Gesundheitsprojekt „InGe“<br />

(2013)<br />

Migrantinnen helfen anderen Migrantinnen<br />

bei der Orientierung in <strong>uns</strong>erem Gesundheitssystem<br />

sowie in Lebensbereichen wie Schule,<br />

Kindertagesstätten, Arztbesuche, Einkäufe und<br />

bei der Vernetzung im Stadtteil.<br />

Referent/-innen haben mit den Migrantinnen<br />

Themen erarbeitet, die zur Förderung der<br />

Gesundheit dienen. Es wurden Kocheinheiten<br />

eingebaut und sich speziell mit der Lebensmittel-<br />

und Ernährungslehre auseinandergesetzt.<br />

Ergebnis<br />

Aufgrund der hohen Nachfrage wurde ein<br />

fortlaufendes Projekt mit erweiterten Themenschwerpunkten<br />

und Informationen aus dem<br />

Gesundheitswesen entwickelt. Die Frauen können<br />

durch ihre neue Qualifikation anderen<br />

Frauen bzw. Familien bei der gesunden Ernährung<br />

behilflich sein und ihnen wichtige Tipps<br />

zum deutschen Gesundheitssystem geben.<br />

Einheit in der Vielheit – Antirassistisches<br />

Bildungsseminar (2011)<br />

Ziel des Projekts war die Vermittlung von Wissen<br />

über Rassismus, die Reflexion über rassistische<br />

Zuschreibungsmuster, die Thematisierung<br />

von Zugehörigkeitserfahrungen sowie die<br />

Anregung zur Reflexion über praktische<br />

Umsetzungsmöglichkeiten der erworbenen<br />

Kenntnisse in der Schulpraxis.<br />

Methodisch gedacht als Seminarblock für<br />

Fachkräfte.<br />

Ergebnis<br />

Das Projekt ist nicht <strong>gut</strong> angenommen worden.<br />

Viele angesprochene Lehrkräfte erklärten,<br />

dass sie gerne an der Fortbildung teilgenommen<br />

hätten, aber leider von ihren jeweiligen<br />

Schulen dafür nicht freigestellt worden waren.<br />

5.5 Vernetzung<br />

Zielsetzung<br />

Das Handlungsfeld ist zwar nicht direkt in<br />

einem der Leitziele der Zielpyramide verankert,<br />

wird jedoch als zentrales Ziel angestrebt,<br />

da es Partizipation fördert. Bestehende Netzwerke<br />

gilt es zu verstetigen, neue Kooperationspartner<br />

zu finden und sie entsprechend<br />

einzubinden. Das ist beispielsweise mit dem<br />

Verein „Capito“ sehr <strong>gut</strong> gelungen. In 2009<br />

gegründet als Nachbarschaftstreff im Viertel,<br />

ist er zwischenzeitlich Anlaufpunkt im gesamten<br />

Quartier und sogar stadtweit vernetzt.<br />

Neben dem gemütlichen Beisammensein bei<br />

Kaffee und Kuchen finden dort inzwischen<br />

Modeschauen, Ausstellungen, Vernissagen,<br />

Lesungen oder auch Konzerte statt. Der Verein<br />

ist im Bundesprogramm Träger der Externen<br />

Koordinierungsstelle (seit 2010), der<br />

Öffentlichkeitsarbeit (seit 2011) und des Aktionsfonds<br />

(seit 2012).<br />

Praxisbeispiele<br />

Harmonien aus drei Kulturen/Abend der<br />

Religionen (2011/2012)<br />

Projektträger/-innen waren der Evangelischlutherische<br />

Kirchenkreis Celle mit der Evange-<br />

25


Kleiner Etat, große Wirkung: Das Aktionsfonds-<br />

Projekt „Eine etwas andere Unterrichtsstunde" mit<br />

dem Schriftsteller Oskar Ansull und dem albanischen<br />

Dichter Bekim Morina wurde als Praxisbeispiel<br />

auf der Bundesseite von TOLERANZ FÖR-<br />

DERN - KOMPETENZ STÄRKEN veröffentlicht.<br />

Quelle: Regiestelle TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN<br />

26


Unter sechs niedersächsischen Städten hat auch<br />

Celle an der bundesweiten Aktion der Bundesministerien<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des<br />

Innern sowie für Arbeit und Soziales, „Wir für<br />

Demokratie – Tag und Nacht für Toleranz" teilgenommen.<br />

Projektträgerin war die VHS Celle. Leiterin<br />

Liliane Steinke ist zufrieden mit der Resonanz: „Solche<br />

Aktionen sind wichtig, um zu zeigen, dass<br />

Demokratie heißt, dass wir auch mit unterschiedlichen<br />

Sichtweisen eine funktionierende Gesellschaft<br />

bilden können und dass es Toleranz erfordert, dies<br />

zu ermöglichen."<br />

lisch-Reformierten Gemeinde Celle, die<br />

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit<br />

Celle e. V. mit der Jüdischen Gemeinde<br />

Celle sowie das Êzidische Kulturzentrum. Die<br />

Religionsgemeinschaften hatten gemeinsam<br />

„Abende der Begegnung“ geschaffen, bei<br />

denen sie ihre Religion und Kultur einer breiten<br />

Öffentlichkeit präsentierten.<br />

Ergebnis<br />

Die Religionsgemeinschaften laden sich seither<br />

gegenseitig zu ihren Festen ein und<br />

gestalten auch gemeinsame Veranstaltungen,<br />

so im Juni 2014 „Die Nacht der Kirchen“,<br />

wobei u. a. auch êzidische Künstler/-innen<br />

auftreten. Das Event findet ohne Unterstützung<br />

des Bundesprogramms statt.<br />

Wochen gegen Extremismus (2011/2013)<br />

Die CD-Kaserne gGmbH hat in Kooperation<br />

mit Celler Schulen und dem Fachdienst<br />

Jugendarbeit der Stadt Celle über 2.000<br />

Schüler/-innen in einer zweiwöchigen Veranstaltungsreihe<br />

über die Gefahren des Extremismus<br />

informiert. Die CD-Kaserne hat viele<br />

Events rund um das Thema veranstaltet und<br />

u. a. Räumlichkeiten für die Ausstellung des<br />

Niedersächsischen Verfassungsschutzes zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Ergebnis<br />

Da das Thema aktuell bleibt, findet diese Art<br />

der Aufklärungsarbeit zwischenzeitlich alle<br />

zwei Jahre in Celle statt und hat in 2014 zum<br />

Projekt im Bundesprogramm „Aktionswochenende<br />

gegen Rechts“ geführt. An dem<br />

Wochenende wurden die Highlights des vergangenen<br />

Jahres in einem neuen Gewand<br />

den Zielgruppen angeboten.<br />

Für Alle mit Allen (2012)<br />

In Kooperation mit dem Seniorenbeirat, dem<br />

Verbund sozialtherapeutischer Einrichtungen<br />

Celle (VSE), dem Celler Bau- und Sparverein<br />

(Baugesellschaft) und dem Êzidischen Kulturzentrum<br />

hat das atelier 22 in einem genera-<br />

27


Die Plakatvorlage des Bundesfamilienministeriums wurde<br />

geändert in eine Celler Version mit Foto-Porträts von engagierten<br />

Bürger/-innen.<br />

28


tionenübergreifenden Projekt gemeinsam<br />

„Miteinander K<strong>uns</strong>t im Viertel“ geschaffen.<br />

Ergebnis<br />

Das atelier 22 ist ein Best-practice-Beispiel für<br />

Vernetzung und Kooperation.<br />

Erst 2009 gegründet<br />

als ein kleiner Künstlerverein,<br />

gehört das atelier<br />

22 inzwischen zu<br />

einem etablierten Träger<br />

sowohl im Bundesprogramm<br />

als auch in der<br />

Stadt. Der Verein hat<br />

mittlerweile mehrere Dutzend<br />

Mitglieder und ist<br />

aus einem kleinen Atelier<br />

mit zwei Künstlerräumen<br />

in ein Haus gezogen, in<br />

dem Künstler/-innen für<br />

ihre Arbeit ihre eigenen<br />

Räumlichkeiten nutzen,<br />

sowie einen großen Ausstellungsraum,<br />

in dem sie<br />

ihre Werke präsentieren<br />

können. Das atelier 22,<br />

inzwischen bestens vernetzt, führt immer wieder<br />

im Stadtgebiet mit unterschiedlichen<br />

Kooperationspartnern Aktivitäten durch und ist<br />

aus dem Stadtleben nicht mehr wegzudenken.<br />

Verwaltungsintern hat die Arbeit im Bundesprogramm<br />

zu einer engen Vernetzung zwischen<br />

dem Referat Integration und dem Fachdienst<br />

Jugendarbeit (LAP-Kernteam) geführt<br />

sowie zu einem ständigen Austausch mit der<br />

Verwaltungsspitze (verantwortlicher Stadtrat).<br />

Neben den oben Genannten sind die Fachdienste<br />

Soziale Hilfen, Schulangelegenheiten<br />

sowie die Gleichstellungsbeauftragte Mitglieder<br />

des Begleitausschusses, in dem auch die<br />

Politik mit den jeweiligen Vorsitzenden des<br />

Integrations-, Schul-, Jugendhilfe-, und Sozialausschusses<br />

vertreten ist.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt als Idee in<br />

Sachen Vernetzung war der seit 2012 jährlich<br />

aufgelegte Aktionsfonds, in dessen Rahmen<br />

kleine Projekte im laufenden Jahr mit einer<br />

Summe bis zu 500 Euro gefördert werden<br />

und mit dem weitere Träger erreicht wurden.<br />

Zu den Hauptzielgruppen in den Projekten<br />

zählten zumeist Schüler/-innen, Frauen mit<br />

Migrationshintergrund aber auch Menschen<br />

mit Handicaps oder in prekären Lebenssituationen.<br />

Die Zielgruppen wurden erreicht mit<br />

Film- und K<strong>uns</strong>tprojekten auch im öffentlichen<br />

Raum. Es wurde das Fahrradfahren erlernt, es<br />

wurde getanzt, gekocht und genäht. Es fand<br />

eine Lesung und eine Ausstellung statt, ein<br />

Projekt in der freien Natur.<br />

Auch Selbstverteidigung oder Selbstverständnis<br />

waren Themen der Projekte, ebenso wie<br />

Sprachfördermaßnahmen. Diese Projekte, die<br />

zumeist nur über einen kurzen Zeitraum oder<br />

auch nur an einem einzigen Tag stattfanden,<br />

öffneten den Beteiligten noch einmal einen<br />

ganz speziellen Zugang zu Demokratie und<br />

Toleranz und zu Rollenverständnis und Selbstbewusstsein.<br />

29


Über 2000 Besucher/-innen kamen zum<br />

„Festival der <strong>Vielfalt</strong>“ und erlebten ein interkulturelles<br />

Familienfest der besonderen Art.<br />

Das Festival war ein Riesenerfolg und wird<br />

verstetigt, in dem es alle zwei Jahre stattfinden<br />

wird.


6. Ergebnisse und Erfahrungen<br />

6.1 (Weiter-)Entwicklung neuer Steuerungsund<br />

Abstimmungsinstrumente<br />

Für die Entwicklung und Bewertung der Steuerungs-<br />

und Abstimmungsinstrumente im LAP ist<br />

die Betrachtung der Arbeitsweise des Begleitausschusses,<br />

des Ämternetzwerks, der Lokalen<br />

und der Externen Koordinierungsstelle sowie<br />

der beteiligten Netzwerke von grundlegender<br />

Bedeutung. Die Erfahrungen während des<br />

Förderzeitraums haben gezeigt, dass die entwickelten<br />

Kommunikationsstrukturen sowie die<br />

Verfahren der Beteiligung die Umsetzung des<br />

LAP in Celle zum Erfolg geführt haben. Die<br />

Zielentwicklung erfolgte kontinuierlich in<br />

einem gemeinsamen Prozess, in den alle relevanten<br />

Akteur/-innen eingebunden waren. Die<br />

entwickelten Ziele wurden auf ihre Aktualität<br />

hin überprüft und zum Teil modifiziert. Mit<br />

dem Begleitausschuss ist ein Gremium<br />

geschaffen worden, in dem zivilgesellschaftliche<br />

Akteur/-innen (Insti<strong>tut</strong>ionen) und engagierte<br />

Einwohner/-innen gemeinsam mit der<br />

Stadtverwaltung und der Politik arbeiten.<br />

Der Begleitausschuss hat von Dezember<br />

2010 bis März 2014 in fünfzehn Sitzungen<br />

seine zentrale Funktion bei der Entwicklung<br />

und Umsetzung des LAP wahrgenommen und<br />

in stabiler Zusammensetzung kontinuierlich<br />

gearbeitet und die vorgesehenen Aufgaben<br />

erfüllt. Er hat sich für seine gesamte Amtszeit,<br />

bis zum Ende des Bundesprogramms, eine<br />

Geschäftsordnung gegeben. In einem Zielfindungsworkshop<br />

hat der Begleitausschuss die<br />

Zielpyramide erarbeitet und die Vergabekriterien<br />

beschlossen. Die Ziele und die Vergabekriterien<br />

sind in den Folgejahren überprüft<br />

und modifiziert worden. Die Entscheidung zur<br />

Förderung von Einzelprojekten, als ein wichtiges<br />

Steuerungsinstrument, hat der Begleitausschuss<br />

im ersten Förderjahr auf Grundlage<br />

der Präsentation durch die einzelnen Antragsteller<br />

und anschließende Beratung der eingegangenen<br />

Projektanträge entschieden. Das<br />

Auswahl- und Entscheidungsverfahren wurde<br />

in den weiteren Förderjahren auf seine Praktikabilität<br />

überprüft und modifiziert, dabei<br />

wurde die Projektvorstellung durch die Antragsteller<br />

beibehalten.<br />

Die kontinuierliche Arbeit des Begleitausschusses<br />

hat sich auch im Engagement einzelner<br />

Mitglieder über ihre ehrenamtliche Tätigkeit<br />

im Gremium hinaus gezeigt. Fünf Mitglieder<br />

haben in 2011 je eine Projektpatenschaft<br />

übernommen und Einzelprojekte bei der<br />

Umsetzung begleitet. Im gesamten Förderzeitraum<br />

haben einzelne Mitglieder weitere Aufgaben<br />

übernommen, etwa durch Mitwirkung<br />

im lokalen Bündnis gegen Rechts, durch Übernahme<br />

von Aufgaben innerhalb des Aktionsfonds<br />

und schließlich auch als Projektträger/-<br />

innen von Einzelprojekten. Die Vorsitzende<br />

des Begleitausschusses hat überdies im Rahmen<br />

des bundesweiten Aktionstages „WIR<br />

FÜR DEMOKRATIE – Tag und Nacht für Toleranz“<br />

am 16. April 2013 die Patenschaft für<br />

die Plakataktion unter dem Motto „Celle für<br />

Demokratie" übernommen.<br />

Ämternetzwerk<br />

Im Ämternetzwerk sind die Gleichstellungsbeauftragte<br />

der Stadt Celle, das Referat Integration<br />

und die Fachdienste Jugendarbeit, Schulangelegenheiten,<br />

Soziale Hilfen durch die<br />

jeweilige Fachdienstleitung vertreten. Die<br />

Zusammenarbeit erfolgt zum einen in den Sitzungen<br />

des Begleitausschusses und zum<br />

anderen in den wöchentlichen Dienstbesprechungen<br />

auf Dezernatsebene. Das Referat<br />

Integration berichtet zudem regelmäßig direkt<br />

dem Fachdezernenten, Dezernat II, sowie<br />

dem Oberbürgermeister. Diese konstruktive<br />

Zusammenarbeit hat sich bereits bei der Interessenbekundung,<br />

der Antragstellung (VIEL-<br />

FALT TUT GUT.) und den Folgeanträgen<br />

bewährt. Der LAP ist in Celle in bestehende<br />

Strukturen integriert, über die Umsetzung wird<br />

regelmäßig in den beiden Fachausschüssen<br />

des Rates, Integrationsausschuss und Sozialausschuss,<br />

berichtet. Die Arbeit des LAP wird<br />

regelmäßig reflektiert im Begleitausschuss und<br />

im Ämternetzwerk.<br />

Die Lokale Koordinierungsstelle, Fachdienst<br />

31 – Referat Integration – zeichnet verantwortlich<br />

für die Koordinierung und Steuerung<br />

des LAP, einschließlich der Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie der finanziellen Abwicklung.<br />

Die Koordinierungsstelle hat außerdem Aufgaben<br />

bei der Umsetzung der Einzelprojekte<br />

übernommen, Unterstützung zur Klärung von<br />

Fragen und zur Lösung auftretender Probleme<br />

angeboten, Entscheidungen des Begleitausschusses<br />

zur Verwendung zusätzlicher Fördermittel<br />

herbeigeführt, Verwendungsnachweise<br />

geprüft und nicht zuletzt die Erreichung der<br />

Ziele der Einzelprojekte und des Lokalen Aktionsplans<br />

regelmäßig überprüft. Grundlage<br />

dafür sind zahlreiche interne Arbeitssitzungen.<br />

Das LAP-Team, bestehend aus dem Referat<br />

Integration, der Leitung des Fachdienstes<br />

Jugendarbeit und der Externen Koordinierungsstelle,<br />

trifft sich regelmäßig zu Beratungen.<br />

Das LAP-Team trifft sich ebenfalls regel-<br />

31


Auch das „Projekt 598 - Jasager und Neinsager“<br />

des Schlosstheaters Celle wurde als Praxisbeispiel auf der<br />

Bundesseite von TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ<br />

STÄRKEN vorgestellt.<br />

Quelle: Regiestelle TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN<br />

Kein Termin ohne den TOLERANZ-Banner.<br />

Oben: Deutsch lernen bei der AWO.<br />

Links: InGe - Interkulturelles Gesundheitsprojekt der AWO.<br />

32


mäßig mit der externen Beraterin. Diese in<br />

der Entwicklungsphase und in den ersten drei<br />

Förderjahren zielführend und erfolgreich<br />

erprobten Arbeits- und Kommunikationsstrukturen<br />

haben sich ebenso bei den Beratungen<br />

zum Übergang in die Nachhaltigkeitsphase<br />

bewährt. So ist der vom LAP-Team erarbeitete<br />

Verfahrens- und Zeitplan für die erweiterte<br />

Phase (2014) auch im Begleitausschuss beraten<br />

worden. Darüber hinaus ist festzustellen,<br />

dass seit Anbeginn des Bundesprogramms es<br />

zu einer engen Vernetzung und Kooperation<br />

zwischen dem Referat Integration (federführendes<br />

Amt) und den im Begleitausschuss vertretenen<br />

Fachdiensten gekommen ist.<br />

Die Externe Koordinierungsstelle unterstützt<br />

das Referat Integration innerhalb des Bundesprogramms.<br />

Sie ist zentrale Ansprechpartnerin<br />

für die Projektträger/-innen, berät alle Interessierten<br />

in Fragen der Projektantragsstellung,<br />

begleitet die Projektträger/-innen bei der<br />

Umsetzung der Einzelprojekte, informiert Interessierte<br />

über das Bundesprogramm und setzt<br />

sich für die Belange des LAP ein. Die Koordinierungsstelle<br />

hat zudem die Geschäftsführung<br />

des Begleitausschusses inne, bereitet die<br />

Sitzungen vor und stellt durch die Nachbereitung<br />

(Protokolle) den Informationsfluss zwischen<br />

den Akteur/-innen sicher. In mehreren<br />

Treffen pro Jahr werden die Projektträger/-<br />

innen für die Arbeit im Bundesprogramm qualifiziert<br />

und verstärkt für das Prinzip Gender-<br />

Mainstreaming sensibilisiert.<br />

Die intensive Beratungsarbeit der Externen<br />

und der Lokalen Koordinierungsstelle – zielbewusst,<br />

persönlich, ausführlich – hat gerade<br />

zu Programmbeginn viele Projektträger/-innen<br />

motiviert, eine Projektidee zu entwickeln und<br />

in Form der Beantragung und Bewilligung<br />

auch umzusetzen. Die kontinuierliche Begleitung<br />

der Träger während der Projektlaufzeit<br />

durch die Koordinierungsstelle hat zum Erfolg<br />

der Einzelprojekte beigetragen.<br />

Sehr wichtig für die Etablierung des LAP in<br />

Celle war die Zusammenarbeit mit der externen<br />

Beraterin. Nach anfänglicher Skepsis<br />

aller Beteiligten hat sie es sehr schnell<br />

geschafft, alle Akteur/-innen mitzunehmen auf<br />

dem Weg durch das Programm und damit<br />

maßgeblich zur erfolgreichen Umsetzung beigetragen.<br />

Die Arbeit gerade mit dem LAP-<br />

Kernteam war von Beginn an vertrauensvoll,<br />

intensiv und zielgerichtet. Der Blick von außen<br />

war immer wichtig für den Verfahrensprozess.<br />

Die externe Beraterin hat an vielen Sitzungen<br />

des Begleitausschusses, teilweise auch als<br />

Referentin, teilgenommen und sich an den<br />

Großveranstaltungen (wie z. B. dem „Markt<br />

der <strong>Vielfalt</strong>“) beteiligt.<br />

Ohne ihre Mithilfe wäre die erfolgreiche<br />

Umsetzung deutlich schwieriger geworden.<br />

6.2 (Weiter-)Entwicklung neuer<br />

Beteiligungsverfahren<br />

Entwicklungsphase<br />

Celle wurde in 2010 als einzige neue niedersächsische<br />

Kommune für die Entwicklungsphase<br />

ausgewählt. Mit der Bewilligung von Bundesmitteln<br />

in Höhe von 30.000 Euro wurden<br />

die Entwicklung eines LAP gefördert und<br />

zugleich die Arbeitsstrukturen geschaffen:<br />

Als Lokale Koordinierungsstelle das Referat<br />

Integration, die Besetzung der Externen Koordinierungsstelle<br />

als Ansprechpartnerin für die<br />

Projektträger/-innen und die Vergabe der<br />

Öffentlichkeitsarbeit. In einer Auftaktveranstaltung<br />

im November 2010 informierte die Stadt<br />

über die Ziele des Bundesprogramms und die<br />

Entwicklung des Lokalen Aktionsplans und rief<br />

zudem öffentlich dazu auf, für ein tolerantes<br />

und vielfältiges Celle Projektanträge einzureichen.<br />

Ebenfalls öffentlich wurde zur Mitarbeit<br />

im Begleitausschuss aufgerufen, zu dem sich<br />

Interessierte bewerben konnten. Besonders<br />

positiv hervorzuheben ist das große Engagement<br />

von Celler Bürger/-innen, das sich ablesen<br />

lässt zum einen an den zahlreichen<br />

Bewerbungen als Mitglied im Begleitausschuss,<br />

in dem neunzehn zivilgesellschaftliche<br />

Akteure sitzen, und zum anderen an den mehr<br />

als dreißig eingereichten Projektanträgen für<br />

das erste Förderjahr. Die erfolgreich umgesetzte<br />

Entwicklungsphase führte zur Aufnahme<br />

Celles in das Bundesprogramm.<br />

Markt der <strong>Vielfalt</strong><br />

In den Jahren 2011 und 2012 hat die Stadt<br />

Celle zum Markt der <strong>Vielfalt</strong> eingeladen. An<br />

Informationsständen präsentierten Projektträger/-innen<br />

ihre Arbeitsergebnisse und ein<br />

Rahmenprogramm lud zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen ein. Zur Eröffnung dieser Veranstaltung<br />

in 2011 stellte Oberbürgermeister<br />

Dirk-Ulrich Mende die Preisträger/-innen der<br />

„Button-Aktion“ vor. Die Stadt hatte Schüler/-<br />

innen dazu aufgerufen, einen Slogan zu finden,<br />

der für Toleranz sowie ein soziales Miteinander<br />

in Celle steht und mit dem eindeutig<br />

Stellung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />

bezogen werden soll. Die drei vom<br />

Begleitausschuss ausgewählten und prämierten<br />

Slogans, darunter „DIFFERENCE<br />

ROCKS“, sind in vielfältiger Form zum Werben<br />

der Anliegen des Bundesprogramms eingesetzt<br />

worden.<br />

In 2012 gestaltete das Künstlerehepaar Dagmar<br />

Mania-Machwitz und Heiko Machwitz<br />

unter dem Motto „Toleranz erfahren“ zusammen<br />

mit den Projektträger/-innen der Einzelprojekte<br />

und des Aktionsfonds die Projektmesse.<br />

Die Teilnehmer/-innen und Besucher/-<br />

innen nutzten den Markt der <strong>Vielfalt</strong> zum Austausch<br />

und zur weiteren Vernetzung für zivilgesellschaftliches<br />

Engagement in Celle.<br />

33


Das Diakonische Werk bot eine große Bandbreite<br />

von Vorträgen an mit Kooperationspartnern wie<br />

dem Arbeitskreis Ausländer oder dem Forum gegen<br />

Gewalt und Rechtsextremismus.<br />

Festival der <strong>Vielfalt</strong><br />

Die CD-Kaserne gGmbH hat in 2013 erstmals<br />

das Festival der <strong>Vielfalt</strong> als Projekt<br />

veranstaltet. Eine achtköpfige Arbeitsgruppe<br />

aus Mitgliedern des Begleitausschusses<br />

und Beschäftigten der CD-Kaserne hat ein<br />

vielfältiges Programm erfolgreich zusammengestellt.<br />

Diese sehr <strong>gut</strong> besuchte<br />

gemeinsame Veranstaltung der Stadt Celle<br />

und der CD-Kaserne (wie bereits unter 5.3<br />

dargestellt) bildet beispielhaft den Prozess<br />

innerhalb des Förderzeitraums ab, in dem es<br />

gelungen ist, themenerfahrene Akteur/-innen<br />

einzubeziehen sowie neue zu gewinnen.<br />

Zugleich haben Vereine und andere Insti<strong>tut</strong>ionen,<br />

Gruppen und Ehrenamtliche mit ihrer<br />

Beteiligung am Festival der <strong>Vielfalt</strong> einen breiten<br />

Zugang zu den Celler/-innen geschaffen.<br />

Während der Programmlaufzeit ist es gelungen,<br />

zivilgesellschaftliche Akteur/-innen und<br />

Celles Bevölkerung für den Einsatz für Toleranz<br />

und <strong>Vielfalt</strong> zu begeistern. Mit der<br />

Durchführung des Marktes der <strong>Vielfalt</strong> und<br />

des Festivals der <strong>Vielfalt</strong> ist es zudem<br />

geglückt, verschiedene Beteiligungsformen<br />

erfolgreich zu erproben. Ihre Teilnahme<br />

haben die Projektträger/-innen als relevante<br />

Akteur/-innen zur weiteren lokalen Vernetzung<br />

für zivilgesellschaftliches Engagement in<br />

Celle genutzt. Ebenso haben sich Celles Schüler/-innen<br />

für Toleranz sowie ein soziales Miteinander<br />

eingesetzt.<br />

Kultureller Brückenschlag mit K<strong>uns</strong>tprojekt:<br />

Neugestaltung des Zugangs zur Pfennigbrücke<br />

durch den Verein atelier 22.<br />

34<br />

6.3 Einbindung in kommunale und/oder<br />

regionale Entwicklungskonzepte<br />

Die Stadt Celle hat unter breiter Beteiligung<br />

der Bevölkerung aus Vereinen und Verbänden,<br />

Schulen, Kindertagesstätten, Polizei,<br />

Migrantenselbstorganisationen und Jugendzentren<br />

ein Integrationsleitbild entwickelt, das<br />

im Herbst 2005 vom Rat der Stadt beschlossen<br />

wurde. Zum Selbstverständnis der Stadt


gehören Bürgerengagement, Kooperationen,<br />

Integration, Toleranz und Demokratieverständnis.<br />

Sowohl im Leitbild als auch im LAP stehen<br />

Toleranzerziehung, Demokratieverständnis<br />

sowie bürgerschaftliches Engagement im Vordergrund.<br />

Die stetige Erhöhung der Anzahl<br />

der Bediensteten mit Migrationshintergrund in<br />

den vergangenen Jahren in der Stadtverwaltung,<br />

die Zertifizierung „Interkulturelle Öffnung“<br />

der Personalabteilung, die Schaffung<br />

eines eigenen Referats Integration sowie die<br />

Umstrukturierung der Verwaltung zur Willkommensbehörde<br />

unterstreichen die o. g. Werte<br />

und Prinzipien. Darüber hinaus ist die Stadt<br />

2010 als „Ort der <strong>Vielfalt</strong>“ ausgezeichnet<br />

worden und in 2011 hat der Integrationsausschuss,<br />

als eigenständiges Ratsgremium, seine<br />

Arbeit aufgenommen.<br />

Das Leitbild wird auf der Grundlage des LAP<br />

und den dort gemachten Erfahrungen in ein<br />

Celler Handlungskonzept Integration überführt.<br />

Während sich der LAP mit den Schwerpunkten<br />

Soziales und Kultur sowie (Rechts-)<br />

Extremismus beschäftigt hat, wird das Handlungskonzept<br />

um die Bereiche Sport und<br />

Arbeitswelt angereichert. Um die Verknüpfung<br />

herzustellen, hat bereits im Februar 2014 eine<br />

gemeinsame Sitzung des Begleitausschusses<br />

mit dem Integrationsausschuss stattgefunden.<br />

Inzwischen hat sich eine interdisziplinär<br />

zusammengesetzte Steuerungsgruppe (Verwaltung<br />

und Zivilgesellschaft) gebildet, die<br />

eine Integrationspolitische Konferenz im September<br />

2014 vorbereitet.<br />

Die Konferenz findet unter den Aspekten Teilhabe<br />

und Partizipation unter größtmöglicher<br />

Beteiligung der Zivilgesellschaft aber auch<br />

der Politik und der Verwaltung zu den angeführten<br />

Themen statt. Das Referat Integration<br />

hat den politischen Auftrag, das Handlungskonzept<br />

unter Einbeziehung der Ergebnisse<br />

der Konferenz und den Erfahrungen aus dem<br />

LAP zusammenzustellen.<br />

6.4 Öffentlichkeitsarbeit zur Information<br />

und Stärkung der Bürgergesellschaft<br />

Die Bekanntmachung des Programms und der<br />

ersten Einzelprojekte sowie der Auftaktveranstaltung<br />

wurde zunächst in Absprache mit der<br />

Pressestelle der Stadt Celle ehrenamtlich ausgeführt.<br />

Im Juli 2011 wurde die PÖA (Presseund<br />

Öffentlichkeitsarbeit) professionalisiert<br />

durch eine externe PR-Beraterin. Die Kommunikationsstrategie<br />

basierte nun auf fünf Säulen:<br />

1. Kontinuierliche Bekanntmachung<br />

der Aktivitäten durch klassische<br />

Pressearbeit<br />

Grundlage für die begleitende Pressearbeit<br />

war das Herstellen von Öffentlichkeit durch<br />

Pressemitteilungen über einen regionalen Verteiler,<br />

bei entsprechendem Nachrichtenwert<br />

auch niedersachsenweit. Die Veröffentlichungsrate<br />

betrug im Bereich Stadt und Landkreis<br />

Celle nahezu hundert Prozent, weiterhin<br />

konnten mehrere Beiträge im NDR Radio, Hit<br />

Radio Antenne Niedersachsen, NDR Fernsehen<br />

und SAT1 Fernsehen platziert werden. So<br />

wurde eine Zusammenfassung der zahlreichen<br />

Aktionen im Rahmen des Aktionstages<br />

„WIR FÜR DEMOKRATIE“ im Jahr 2013 in<br />

zwei regionalen Abendnachrichtenformaten<br />

des NDR Fernsehens gesendet.<br />

Beim Wording wurde darauf geachtet, die<br />

Ziele des LAP allgemein verständlich zu kommunizieren,<br />

weiterhin wurde ab 2012 auf<br />

positive Formulierungen gesetzt. Die erhöhte<br />

Resonanz war abzulesen an besseren Platzierungen<br />

der Artikel in der Printpresse. Über<br />

den Erfolg entschied vor allem auch das Pressefoto,<br />

weswegen bewusst einzelne Projekte<br />

durch Anfertigen von professionellen Pressefotos<br />

unterstützt wurden. Einige der Bilder wurden<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet,<br />

für Einladungen zu Veranstaltungen und für<br />

Postkarten.<br />

2. Digitale Kommunikation: Online-PR und<br />

Social Media<br />

Basis der Kommunikation im Internet ist die<br />

Homepage www.vielfalt-in-celle.de. Diese<br />

Seite wurde (bis sie im April 2014 gehackt<br />

und für Administratoren mit einem Virus belegt<br />

wurde) nicht nur als Plattform genutzt für aktuelle<br />

Meldungen und Termine, grundsätzliche<br />

Informationen zum Bundesprogramm, Kontaktdaten<br />

der Ansprechpartner und als eigenes<br />

Presseportal, sondern auch als Ankerseite für<br />

die Kommunikation über Social Media und<br />

Presseportale.<br />

Obgleich der Google-Plus-Account „<strong>Vielfalt</strong> in<br />

Celle“<br />

https://plus.google.com/108462362251313<br />

979730/posts)<br />

lediglich 19 Follower zu verzeichnen hat,<br />

konnten bei den Meldungen eine Zugriffszahl<br />

von fast 11.000 verzeichnet werden. Zudem<br />

ist dieser wie der Facebook-Account für die<br />

Suchmaschinenoptimierung sehr hilfreich. Die<br />

Tweets zum Programm und den Aktivitäten seiner<br />

Projektträger/-innen, aber auch zu relevanten<br />

Themen in der Stadt Celle unter<br />

https://twitter.com/<strong>Vielfalt</strong>_Celle werden<br />

regelmäßig retweetet und wöchentlich an<br />

etwa 5.000 bis 8.000 Follower verteilt.<br />

Unabdingbar für Social Media sind professionelle<br />

Image- und Pressefotos, die die Aufmerksamkeit<br />

der User auf sich ziehen. Die Betreuung<br />

von Social Media ist zeitaufwändig und<br />

konnte daher nur eingeschränkt realisiert und<br />

ausgebaut werden, das zeigt sich vor allem<br />

bei der Facebook-Seite „<strong>Vielfalt</strong> in Celle“.<br />

Social Media sind jedoch mittlerweile unerlässlich<br />

in der PÖA, vor allem wenn es darum<br />

35


geht, zivilgesellschaftliche Akteur/-innen zu<br />

motivieren und direkt zu informieren und zu<br />

vernetzen. Die ersten Schritte für die Stadt<br />

Celle sind im Rahmen des Bundesprogramms<br />

gemacht worden.<br />

Ein wesentliches Standbein für die nachhaltige<br />

Kommunikation sind Einträge in seriösen,<br />

von Redakteuren betreuten Presseportalen wie<br />

http://www.openpr.de/news/764066/Mit-<br />

<strong>Vielfalt</strong>-auf-dem-Weg-in-die-Zukunft.html, die<br />

aber auch von anderen Nachrichten-Portalen<br />

übernommen werden: http://www.politikexpress.de/90-000-euro-fuer-bundesprogrammim-foerderjahr-2014-stadt-celle-ruft-auf-zurantragstellung-bis-8-november-957638.html.<br />

So entstehen mit der Zeit kostenlose Online-<br />

Pressefächer:<br />

http://www.firmenpresse.de/verzeichnis/977558/oeffentlichkeitsarbeit-toleranzfoerdern-kompetenz-staerken-in-celle.html.<br />

Die Zugriffsstatistiken für einzelne Meldungen<br />

geben rechtzeitig Aufschluss über notwendige<br />

Veränderungen und ermöglichen so Kurskorrekturen<br />

in der PR-Strategie. Die PR zum Bundesprogramm<br />

kann nur nachhaltig sein, wenn<br />

sie überregional ausgebaut und der Radius<br />

von Veröffentlichungen ständig erweitert wird.<br />

Ein weiteres Beispiel: Die Pressemitteilung<br />

„Internetseite Celle im Nationalsozialismus<br />

neu gestaltet“ im Jahr 2011 – bewusst am 9.<br />

November herausgegeben – wurde über<br />

gezielte Online-PR auch außerhalb der Region<br />

(Heidekreis, nördliche Region Hannover)<br />

platziert und etwa durch den Verdi-Verband<br />

Soltau-Fallingbostel übernommen und verbreitet.<br />

Die Platzierung im Portal „Open PR“ zog<br />

die Aufnahme in mehrere RSS Feeds für Pressemitteilungen<br />

nach sich und verteilte sich auf<br />

mehrere sachbezogene Portale<br />

(Beispiel: http://www.historiker-news.de/modu-<br />

36<br />

les.php?name=News&file=article&sid=276).<br />

Auch die Kampagne „Celle – Ort der <strong>Vielfalt</strong>“<br />

wurde online kommuniziert. Eine der<br />

besonders hohen Zugriffszahlen (985)<br />

erreichte die Meldung<br />

http://www.openpr.de/news/552002/Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium-steht-fuer-<strong>Vielfalt</strong>-in-Celle.html.<br />

Mit dem Wording wurden im<br />

Netz die Aktivitäten der Projektträger/-innen<br />

in Celle mit dem Begriff „Ort der <strong>Vielfalt</strong>“ verknüpft,<br />

was dem Bundesprogramm ebenso<br />

dient wie dem LAP Celle.<br />

Abgesehen von Zeitungsartikeln, die online<br />

gestellt wurden, ist diese Form der PR eine<br />

über viele Jahre äußerst nachhaltige, die sich<br />

potenziert über die strategisch durchdachte<br />

Auswahl von Keywords. So wurden und werden<br />

die folgenden Pressemitteilungen mit den<br />

bisherigen verdichtet und vernetzt, über die<br />

Suchmaschinen mit den Themen des Bundesprogramms,<br />

dem Programm selbst und nicht<br />

zuletzt mit der Stadt Celle untrennbar verbunden.<br />

Ein ebenfalls wichtiger und oft unterschätzter<br />

Aspekt ist, dass viele Redaktionen, die die<br />

Meldung nicht übernehmen, sie dennoch über<br />

die Portale und deren Verteiler wahrnehmen.<br />

Damit entsteht ein<br />

Image der Stadt Celle<br />

und ihrer Ziele auch<br />

weit außerhalb der<br />

Region. Von diesem<br />

„Haben“ auf dem „PR-<br />

Konto“ kann die Stadt<br />

Celle auch für zukünftige<br />

Programme und Projekte<br />

zu Toleranz, <strong>Vielfalt</strong><br />

und Demokratie profitieren.<br />

3. Betreuung und Beratung der<br />

Projektträger/-innen<br />

Die Projektträger/-innen wurden in jährlich<br />

stattfindenden Treffen über die PR-Vorgaben<br />

im Rahmen des Bundesprogramms unterrichtet.<br />

Themen waren auch jeweils die presserechtlichen<br />

Grundlagen, etwa bei der Veröffentlichung<br />

von Fotos. Auf diese Weise erhielten<br />

die Pressebeauftragten von Vereinen und<br />

Gruppen hilfreiche Tipps für ihre zukünftigen<br />

Veröffentlichungen.<br />

Die beauftragte PR-Beraterin war auch<br />

Ansprechpartnerin bei Fragen zur PÖA. Bei<br />

Projekten, deren Nachrichtenwert über das<br />

Lokale hinaus zu gehen versprach, erfolgte<br />

die PR durch die Beraterin.<br />

4. Konzeption und Durchführung von<br />

PR-Projekten<br />

Nachhaltigkeit heißt vor allem, die Jugend<br />

einzubeziehen und heraus zu finden, wie sie<br />

selbst die Ziele des LAP kommunizieren und<br />

interpretieren möchte. Daher erfolgte 2011<br />

ein Aufruf an die Schulen, Slogans zu entwerfen<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit zu TOLERANZ<br />

FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN.<br />

Der Begleitausschuss wählte drei der einge-


eichten Vorschläge aus, die bis heute auf Buttons<br />

im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit verteilt<br />

werden. Von den entstandenen Kontakten<br />

profitierte der LAP später bei „Projekt 598“.<br />

Sehr <strong>gut</strong> platziert wurde die PR-Kampagne<br />

„Celle – Ort der <strong>Vielfalt</strong>“. Diese Auszeichnung<br />

wird jährlich als Schild durch den Oberbürgermeister<br />

der Stadt Celle Dirk-Ulrich<br />

Mende vergeben.<br />

Die erste Übergabe des Schildes erfolgte<br />

2011 an das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium<br />

für die spontane Flyer- und Aufklärungs-Aktion<br />

von Abiturient/-innen gegen das<br />

Verteilen von Broschüren rechtsextremer Gruppen<br />

in der Nähe des Schulgeländes. Die Auszeichnung<br />

wurde in den Nachrichten des<br />

NDR Hörfunks gemeldet. Weitere Schilder<br />

gingen 2012 an das Schlosstheater Celle,<br />

womit eine äußerst nachhaltige Kooperation<br />

ihren Anfang nahm, und 2013 an die Kindertagesstätte<br />

Löwenzahn – stellvertretend als<br />

Anerkennung der Arbeit an allen städtischen<br />

Kindertagesstätten.<br />

5. Nachhaltige PR-Konzepte der PÖA am<br />

Beispiel von „Projekt 598“<br />

Eine besondere Rolle im Rahmen der PÖA<br />

zum Bundesprogramm hatte sicher das<br />

„Projekt 598“. Bei dieser Stadtrauminstallation<br />

haben unter der Regie des Schlosstheater-Teams<br />

erstmals Vertreter/-innen fast aller<br />

bisherigen zivilgesellschaftlichen Akteur/-<br />

innen der Einzelprojekte gemeinsam ein Vorhaben<br />

realisiert. Zudem zeigte sich bereits in<br />

der Vorbereitungsphase ab Februar 2014,<br />

dass das entstandene und ausgebaute Netzwerk<br />

nachhaltig trägt. Dies wurde auch entsprechend<br />

kommuniziert. Somit steht „Projekt<br />

598“ für die fundierte Etablierung der PÖA<br />

zum Bundesprogramm, den Themen Toleranz,<br />

<strong>Vielfalt</strong> und Demokratieverständnis und deren<br />

Nachhaltigkeit über den Förderzeitraum hinaus.<br />

Ausgangslage war eine große Skepsis in der<br />

Öffentlichkeit zur Möglichkeit der Realisierung.<br />

Doch durch die begleitende Berichterstattung<br />

entstand, wie sich auch im Gespräch<br />

mit Pressevertreter/-innen zeigte, ein wachsendes<br />

Interesse an der einzigartigen Premiere.<br />

Neben der begleitenden Pressearbeit wurde<br />

zu einem Pressegespräch eingeladen, zudem<br />

wurde regelmäßig von dem Fortgang der Proben<br />

berichtet. Von der Probe mit etwa 100<br />

der 220 mitwirkenden Schüler/-innen brachte<br />

SAT 1 eine Ankündigung mit einem Video-<br />

Feature, das nicht nur in Niedersachsen, sondern<br />

auch in Hamburg und Schleswig-Holstein<br />

ausgestrahlt und über Social Media<br />

geteilt wurde<br />

(Link: http://www.sat1regional.de/aktuell/article/buergerbuehne-in-celle-aussergewoehnliches-theaterstueck-ueber-politik-147470.html);<br />

im Radio kündigte Hit Radio Antenne „Projekt<br />

598“ an.<br />

Die Entwicklung von „Projekt 598“ wurde<br />

außerdem ab Probenbeginn mit ganzseitigen<br />

Features im Rahmen einer Medienkooperation<br />

mit der Tageszeitung in Celle veröffentlicht<br />

und die Artikel nach Absprache auch für<br />

Nicht-Abonnenten freigeschaltet:<br />

http://www.cellesche-zeitung.de/P744/Theaterprojekt-598.<br />

Die anderen lokalen Medien<br />

brachten ebenfalls die Aufrufe zum Mitmachen,<br />

die Ankündigungen für Proben, die Statusmeldungen<br />

zu den Teilnehmerzahlen.<br />

Durch die Berichterstattung entstand in der<br />

Stadt Celle und Umzu die allgemeine Stimmung<br />

eines Countdowns, der auch so kommuniziert<br />

wurde. So kamen nicht nur die erhofften<br />

598, sondern 700 Mitwirkende zusammen,<br />

31 Vereine (unter anderem Freiwillige<br />

Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, THW,<br />

DLRG) und Gruppen waren ebenso beteiligt<br />

wie mehrere Fachdienste der Stadt Celle<br />

(eröffnet wurde das Stück durch das Grünflächenamt),<br />

die Polizeiinspektion Celle und fünf<br />

Schulen. Die Stadtrauminstallation wurde zur<br />

Bürgerbühne zum Thema Demokratieverständnis,<br />

die letztendlich rund 1.500 Zuschauer<br />

anzog und über die regionalen Medien bis<br />

zum „Weser Kurier“ (Region Bremen/Verden)<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Ein weiterer wichtiger Strang war die Kommunikation<br />

über Social Media. Über eine eigens<br />

gegründete Facebook-Seite unter dem Impressum<br />

des Schlosstheaters wurden Probentermine<br />

kommuniziert und Zwischenmeldungen<br />

gegeben. Weiterhin konnte das Gefühl von<br />

Solidarität und Gemeinschaft besonders <strong>gut</strong><br />

über Social Media kommuniziert werden.<br />

Begleitend erfolgte die Kommunikation über<br />

den Twitter-Account des Schlosstheaters. Die<br />

Tweets zu „Projekt 598“ wurden durch Retweets<br />

an bis zu 12.000 Follower weiter<br />

gegeben und über „<strong>Vielfalt</strong> in Celle“ geteilt.<br />

Kurz vor dem Event und vor allem danach<br />

erhöhten sich die Zugriffszahlen von etwa<br />

300 pro Post auf 2.000 bis 3.000 (bei nur<br />

um 160, nach dem Event 270 Likes).<br />

Insgesamt wurde der LAP Celle an eine breite<br />

Öffentlichkeit vermittelt, die alle Altersgruppen<br />

umfasst. Die Meldungen wurden in den Zeitungen<br />

gelesen, in Fernseh- und Radiosendungen<br />

wahrgenommen, auf dem Smartphone,<br />

dem Tablet und am heimischen PC abgerufen.<br />

Gerade durch die Vernetzung über Social<br />

Media hat sich zudem in der Vorbereitungsphase<br />

zu „Projekt 598“ durch die Überschneidung<br />

von Vereinsmitgliedschaften und über<br />

die Schulklassen eine Kultur der Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda von Mensch zu Mensch<br />

herausgebildet, die unbedingt weiter erhalten<br />

werden müsste für zukünftige Projekte.<br />

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Stadtrat Stephan Kassel (Foto unten): „Wir in Celle<br />

sind keine Man-müsste-mal-Sager, wir sind Wirmachen-mal-Sager!“<br />

Serpil Klukon, Leiterin<br />

des Referats Integration:<br />

„Mit diesem erfolgreichen<br />

Projekt sind wir<br />

alle ein Stückchen mehr<br />

zusammengerückt.“<br />

Oberbürgermeister Dirk-Ulrich<br />

Mende (Foto links) dankte<br />

allen Ehrenamtlichen, die sich<br />

an den Projekten im Rahmen<br />

des Bundesprogramms und am<br />

„Projekt 598 – Jasager und<br />

Neinsager“ des Schlosstheaters<br />

Celle beteiligt hatten.<br />

Ideengeberin und<br />

Regisseurin<br />

Vanessa Wilcke:<br />

„Eine Vision<br />

hat sich erfüllt.“<br />

Chefdramaturg Tobias Sosinka: „Mit dieser<br />

Stadtrauminstallation haben wir gezeigt, dass<br />

es möglich ist, verschiedenste Menschen zu<br />

motivieren, sich mit theatralen Mitteln mit<br />

gesellschaftlich relevanten Themen auseinander<br />

zu setzen.“

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