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Bericht aus der Projektgruppe ‚Darstellendes Spiel' - Playback Theatre

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<strong>Bericht</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Projektgruppe</strong><br />

‚Darstellendes Spiel’<br />

By Wiebke Lange<br />

This material is made publicly available by the Centre for <strong>Playback</strong> <strong>Theatre</strong> and remains the<br />

intellectual property of its author.


Centre for <strong>Playback</strong> <strong>Theatre</strong> www.playbackcentre.org<br />

Vor zwölf Jahren habe ich bei Charlette und Heinrich Dauber in <strong>der</strong> damals noch<br />

studentischen Gruppe mit dem <strong>Playback</strong>theater begonnen; ich komme also von<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite als meine Vorrednerin – habe erst <strong>Playback</strong>theater praktiziert<br />

und dann die Ausbildung im Darstellenden Spiel gemacht.<br />

Das Darstellende Spiel hat mir einen Fundus an theatralen und inszenatorischen<br />

Mitteln eröffnet, <strong>der</strong> mir so im <strong>Playback</strong>theater bisher nicht begegnet war.<br />

Doch begonnen habe ich in <strong>der</strong> Schule mit einer <strong>Playback</strong>theater-AG und einem<br />

viertelstündigen Auftritt mit sechs zwölfjährigen Schüler/innen in einem Saal vor<br />

500 Lehrern und Eltern – dass das damals gut funktioniert hat, lag sicher daran,<br />

dass wir alle <strong>der</strong> Leichtläufigkeit einer anfänglichen „unbewussten<br />

Inkompetenz“ unterlagen.<br />

Jetzt unterrichte ich vor allem Darstellendes Spiel in Gruppen mit älteren<br />

Schüler/innen und das <strong>Playback</strong>theater hat einen festen Platz darin bekommen.<br />

Ich praktiziere es schon zu Beginn als Einführung in das dreijährige<br />

Unterrichtsfach Darstellendes Spiel.<br />

Die Schüler/innen erfahren sich durch den Einsatz von <strong>Playback</strong>theater in einer<br />

vertrauensvollen, persönlich bedeutsamen Atmosphäre, in <strong>der</strong> sie ihren<br />

jeweiligen Platz finden zwischen<br />

- zu Wort kommen<br />

- Agieren<br />

- und Zuhören.<br />

Sie erfahren diese drei Elemente als gleichwertig; das führt sie sehr schnell weg<br />

von Konkurrenzdruck und gegenseitiger Bewertung, und sie lernen sich selbst in<br />

ihrer jeweiligen Rolle als „big listener“ kennen und schätzen (was so sicher eine<br />

neue Erfahrung für die meisten Schüler/innen einer Regelschule darstellt). Ich<br />

habe die Erfahrung gemacht, dass die Schüler/innen durch den Einsatz des<br />

<strong>Playback</strong>theaters schneller und anhalten<strong>der</strong> zu einer spielfähigen Gruppe<br />

werden als über gewöhnliche Anwärmspiele.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> praktizieren wir <strong>Playback</strong>theater in <strong>der</strong> Vorbereitungsphase auf<br />

eine gemeinsame Inszenierung, beispielsweise eines klassischen Theatertextes.<br />

Wir treffen uns einen ganzen Nachmittag und Abend, an dem die Schüler/innen<br />

ihre unmittelbaren Gedanken, Gefühle und Interessen erzählen, die sie beim<br />

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Centre for <strong>Playback</strong> <strong>Theatre</strong> www.playbackcentre.org<br />

Lesen des Textes – zunächst ungeachtet aller interpretatorischer<br />

Sekundärliteratur – begleitet haben, und sie spielen sich diese Erfahrungen<br />

gegenseitig in kleinen Szenen o<strong>der</strong> Geschichten vor. (Im Darstellenden Spiel ist<br />

es sonst üblich, in die Kneipe zu gehen und dort über das eigene Interesse am<br />

Stück zu diskutieren…)<br />

<strong>Playback</strong>theater hat an dieser Stelle mehrere produktive Vorteile:<br />

Es kommen alle Schüler/innen zu Wort und sie verfallen nicht in eine Diskussion,<br />

die nur von einem Teil <strong>der</strong> Gruppe getragen wird und an<strong>der</strong>e <strong>aus</strong>grenzt. Alle sind<br />

zu einer Sichtweise aufgefor<strong>der</strong>t und je<strong>der</strong> einzelne trägt aktiv zum Entstehen<br />

<strong>der</strong> eigenen Geschichte in <strong>der</strong> Inszenierung bei. Zudem sind bereits schon kleine<br />

Szenen auf <strong>der</strong> Bühne zu sehen, mit denen wir dann direkt weiter arbeiten<br />

können.<br />

Das gewährleistet vor allem, dass die Schüler/innen eine ganz eigene<br />

Inszenierung <strong>der</strong> Textvorlage schaffen und keine rein interpretatorische.<br />

Sie finden ihre eigene Geschichte in <strong>der</strong> kollektiven Geschichte des<br />

Theatertextes wie<strong>der</strong>.<br />

Eine Schülerin hat innerhalb einer solchen Arbeitsphase einmal den<br />

bemerkenswerten Satz geäußert: „Wenn alle Menschen sich ihre Geschichten so<br />

immer weitergeben würden, dürfte es keinen Krieg mehr geben, weil je<strong>der</strong> dem<br />

an<strong>der</strong>en sein An<strong>der</strong>ssein verzeihen könnte“.<br />

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