1000 Jahre keltische Geschichte
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28 <strong>1000</strong> JAHRE KELTISCHE GESCHICHTE<br />
Prolog – Die Hallstattkultur<br />
29<br />
Die Ausdehnung von<br />
West- und Osthallstattkreis<br />
und insbesondere<br />
die Grenze zwischen<br />
beiden lässt sich nur<br />
ungefähr bestimmen.<br />
Seine<br />
N<br />
S<br />
Loire<br />
Mont Lassois<br />
Rhône<br />
Marseille<br />
Mosel<br />
Rhein<br />
Grächwil<br />
Frankfurt<br />
Hohenasperg<br />
WESTHALLSTATTKREIS<br />
Mailand<br />
Genua<br />
Heuneburg<br />
Konstanz<br />
Po<br />
Pisa<br />
Bologna<br />
Regensburg<br />
Auffallendster Unterschied zum Westhallstattkreis ist der kriegerische<br />
Habitus der östlichen Bestattungen, die anstelle vereinzelter Lanzen und<br />
prächtiger Dolche mit Kampfbeil und Lanze, Helm, Schild, gelegentlich<br />
einem Körperpanzer aus Bronzeblech und statt des Zeremonialwagens mit<br />
Zäumung für ein Reitpferd versehen sein können. Goldene Halsringe oder<br />
ähnliches fehlen, und anstelle des griechischen Symposion-Geschirrs<br />
finden sich die mit typischen Figurenfriesen verzierten Situlen, auf denen<br />
nicht selten das Fest, für das sie selbst gebraucht wurden, dargestellt ist.<br />
Überhaupt sind figürliche Darstellungen im östlichen Teil verbreitet,<br />
während im Westen geometrische Zierweisen dominieren.<br />
Umstritten ist die Frage, ob die Träger der östlichen Hallstattkultur<br />
überhaupt als Kelten zu betrachten oder eher den südöstlich benachbarten<br />
Illyrern zuzurechnen sind. Da deren Definition und Abgrenzung in dieser<br />
Zeit noch mehr Probleme aufwirft als die der Kelten, wollen wir dem hier<br />
nicht weiter nachgehen.<br />
Die »Weltpolitik« macht sich bemerkbar<br />
Es scheint, als würde in der Späthallstattzeit der Einfluss mediterraner<br />
»Weltpolitik« auf die Zone nördlich der Alpen erstmals konkret greifbar.<br />
Schon der Aufstieg der etruskischen Stadtstaaten zu Beginn des ersten<br />
Jahrtausends v. Chr. zeigt trotz mancher Unterschiede deutliche struktu-<br />
Arno<br />
Inn<br />
Prag<br />
Aquileja<br />
Venedig<br />
Ravenna<br />
Mittelmeer Siena<br />
0 50 100 150km<br />
Donau<br />
Bycí ´ ˇ skála-Höhle<br />
Kuffern<br />
Wien<br />
Augsburg<br />
Salzburg<br />
Hallstatt<br />
Strettweg<br />
OSTHALLSTATTKREIS<br />
Vace ˇ<br />
Adria<br />
Save<br />
relle Parallelen zur Entwicklung im Norden einige Generationen später:<br />
Genannt sei hier nur die Herausbildung von Eliten, die ihren Status durch<br />
fremdländische Luxusgüter darstellen, einen aufwändigen Grabkult betreiben<br />
und sich dadurch mehr und mehr distanzieren. Eine der Hauptquellen<br />
des Reichtums dürfte die Eisenproduktion gewesen sein, deren<br />
Kenntnis um die Jahrtausendwende Italien erreichte.<br />
Damit einher geht ihre an Keramikfunden abzulesende Expansion entlang<br />
der Küste nach Westen, vielleicht in Richtung des metallreichen Iberien<br />
oder auf den Spuren des Zinns aus Cornwall und der Bretagne, wie<br />
etruskische Funde entlang anzunehmender Verkehrsachsen wie Rhône /<br />
Saône, Loire und Seine andeuten.<br />
Mit der Gründung Massalias, des heutigen Marseille, nahe der Rhônemündung<br />
durch Griechen aus dem ionischen Phokäa um 600 v. Chr.<br />
erwächst den Etruskern ein Konkurrent zur See, dessen Reichweite im<br />
keltisch-ligurischen Hinterland vorerst noch beschränkt bleibt.<br />
Dritter Mitspieler im westlichen Mittelmeer<br />
ist Karthago nahe dem heutigen Tunis.<br />
Die Karthager sind vor allem im südlichen<br />
Iberien aktiv, inner- und außerhalb Gibraltars,<br />
der »Säulen des Herakles«, und dürften<br />
diese Meerenge weitgehend kontrolliert haben.<br />
Die näheren Umstände sind unklar, jedenfalls<br />
kommt es um 540 / 535 v. Chr. vor der<br />
Ostküste Korsikas bei Alalia zu einem Seegefecht<br />
zwischen einer etruskisch-karthagischen<br />
Flotte und Phokäern. Die zahlenmäßig<br />
unterlegenen Griechen können zwar das<br />
Feld behaupten, aber unter so großen Verlusten,<br />
dass sie ihren Stützpunkt Alalia, den<br />
Etrukern quasi vor der Nase gelegen, aufgeben<br />
und sich in die griechischen Kolonien<br />
Unteritaliens zurückziehen.<br />
Man nimmt an, dass in der Folge den Phokäern<br />
der Seeweg über Gibraltar zu den<br />
»Zinninseln«, nach Cornwall und der Bretagne,<br />
von den Karthagern versperrt wurde und Massalia sich gezwungen<br />
sah, nun den Weg über Gallien entlang Rhône und Loire oder über Saône<br />
und Seine zu erschließen. Jedenfalls sind seit etwa der Mitte des 6. Jh. v. Chr.<br />
Funde massaliotischer Weinamphoren und griechischen Tongeschirrs<br />
Originalgetreue Nachbildung<br />
einer osthallstättischen<br />
Kriegerausrüstung<br />
mit rekonstruierten<br />
Möbeln, wie sie auf<br />
den Bronzesitulen zu<br />
sehen sind, 7. Jh. v. Chr.