Dr. Uwe Koch Potsdam, 3.06.07 „Dr.-Gregorius-Mättig-Stiftung“ 1 ...
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<strong>Dr</strong>. <strong>Uwe</strong> <strong>Koch</strong> <strong>Potsdam</strong>, <strong>3.06.07</strong><br />
„<strong>Dr</strong>.-<strong>Gregorius</strong>-<strong>Mättig</strong>-<strong>Stiftung“</strong><br />
1. Einzigartiger Stellenwert des überlieferten Kulturgutes der Sammlungen <strong>Gregorius</strong><br />
<strong>Mättig</strong>s und der Bestände der Stiftungsverwaltung<br />
Der bedeutende Bautzener Arzt, Stadtpolitiker und Jurist <strong>Dr</strong>. <strong>Gregorius</strong> <strong>Mättig</strong> (1585 – 1650),<br />
ein Neffe des bedeutenden Humanisten und Universalgelehrten, Caspar Peucer (1525-1602), eines<br />
Schwiegersohnes von Philipp Melanchthon (1497-1560), erhielt eine humanistische Bildung. Seine<br />
Studien betrieb er nach dem Besuch des Bautzener Gymnasiums an den Universitäten von Leipzig,<br />
Straßburg und Basel.<br />
Er erwarb, pflegte und ergänzte in humanistischer Tradition private Sammlungen an Büchern,<br />
Medaillen, Münzen, Mineralien und Instrumenten.<br />
Nach dem großen Stadtbrand von 1634 war Bautzens historische Bibliothek zerstört worden. <strong>Mättig</strong><br />
stiftete seine Sammlungen der Stadt Bautzen und legte testamentarisch Mittel zu deren Pflege und<br />
systematischer Erweiterung fest.<br />
Seine Bibliothek wurde der Grundstock der heutigen Stadtbibliothek in der noch über 100 Bände<br />
aus <strong>Mättig</strong>s Besitz erhalten sind.<br />
Die verschiedenen Stiftungen <strong>Mättig</strong>s, die mit seinem Tod 1650 in Kraft traten, wurden bis zum<br />
Ende ihrer juristischen Selbstständigkeit, 1949, von einem Kurator verwaltet.<br />
In dem am 9. Mai 1650 eröffneten Testament <strong>Dr</strong>. <strong>Mättig</strong>s waren Stiftungen für folgende Zwecke<br />
verfügt:<br />
1. Freie Speisung für Schüler des städtischen Gymnasiums, die Mitglieder des evangelischen<br />
Einwohnerchores am St. Petri-Dom waren. Dieses kam jährlich 6 bis 20 Schülern zu gute. 1762<br />
wurde die Speisung aufgehoben und in eine Zahlung eines wöchentlichen Geldbetrages von<br />
einem Reichstaler je Schüler umgewandelt.<br />
2. Freie Tuchverteilung an mittellose Schüler für deren Kleidung.<br />
3. Vergabe von jährlich drei Universitätsstipendien für Nachkommen aus der Familie des Stifters<br />
und begabte, aber mittellose Kinder der Stadt.<br />
4. Finanzbeihilfen für die evangelischen Geistlichen des St. Petri-Domes.<br />
5. Geldbeträge für Kerzen zur Bestückung des großen Leuchters im St. Petri-Dom.<br />
6. Geldbeträge zur Unterhaltung des Grabdenkmals <strong>Dr</strong>. <strong>Mättig</strong>s und des von ihm gestifteten<br />
Predigtstuhls im St. Petri-Dom.<br />
7. Geldbeträge zur laufenden Unterhaltung und Vermehrung der von <strong>Dr</strong>. <strong>Mättig</strong> der Stadt<br />
gestifteten Bibliothek.<br />
8. Vergabe von Ehegeldern für mittellose weibliche Nachkommen.<br />
9. Vergabe von Lehrgeldern für mittellose männliche Nachkommen.<br />
10. Vergabe von Beihilfen für mittellose alte Menschen.<br />
11. Vergabe von Weißbrot und Bier für Insassen des Hospitals im Strehlenhaus in Bautzen.<br />
Schließlich sollte der Kurator der Stiftung ein Entgelt erhalten.<br />
Insgesamt waren für diese Zwecke 24 250 Reichstaler festgelegt worden, hinzu kamen zunächst<br />
auch die laufenden Einnahmen aus den Gütern Meschwitz, Purschwitz sowie der Mühle von Blösa.
Die Aktenbestände dieser Stiftungsverwaltung sind bis heute im Archivverbund Bautzen<br />
weitestgehend erhalten geblieben.<br />
Sie umfassen eine große Anzahl von Anträgen auf Gelder aus den o.g. Stiftungen. Allein über 1000<br />
Schüler waren Nutznießer der Stiftung für den Besuch des Gymnasiums in Bautzen. Die Schüler<br />
kamen aus allen Regionen der Ober- und Niederlausitz, Sachsen und Schlesien.<br />
Viele Studenten konnten Stipendien in Anspruch nehmen und so ihre Studien ermöglichen oder<br />
promovieren.<br />
Zu den Geförderten der Stiftungen zählen einige Persönlichkeiten die später wichtige Funktionen in<br />
Wissenschaft, Politik und Verwaltung einnahmen.<br />
Nicht wenige der geförderten jungen Menschen stammten aus sorbischen Familien.<br />
Die Stiftungsgelder waren von solcher Bedeutung, dass Streitfälle im 18. Jahrhundert<br />
beispielsweise bis an den Grafen Brühl oder den König herangetragen wurden.<br />
Schließlich stellte die Stiftung einen wichtigen Kapitalgeber dar, der im 18. Jahrhundert selbst<br />
Adelsfamilien der Region, wie den von Gersdorfs, den von Nostitz-Wallwitz oder den Reichsgrafen<br />
von Callenberg bzw. von Pückler-Muskau Darlehen zur Verfügung stellte.<br />
Die Archivalien stellen einen in großen Teilen unerforschten und einzigartigen Bestand dar, der in<br />
seiner sozial- und kulturgeschichtlichen Bedeutung sehr hoch einzuschätzen ist.<br />
2. Bedeutende Alumni der <strong>Mättig</strong> Stiftungen<br />
Die Anzahl der <strong>Mättig</strong>ianer liegt deutlich über 1000, es ist daher noch längst nicht klar, welche<br />
davon in ihrem späteren Leben Bedeutendes geleistet haben. Jedoch können einige<br />
Persönlichkeiten beispielhaft genannt werden, machen sie das Potenzial für weitere Recherchen<br />
deutlich.<br />
Christian Ritter, von 1662-1671 am Bautzener Gymnasium und Mitglied des evangelischen<br />
Kirchenchores, zeitweilig dessen Präfekt.<br />
Ritter wird später ein bedeutender Komponist und Organist. Er war schließlich über 30 Jahre<br />
Hoforganist und Kapellmeister in verschiedenen Städten bzw. an fürstlichen Höfen, so in Halle,<br />
Hamburg, <strong>Dr</strong>esden und längere Zeit am königlich schwedischen Hof zu Stockholm.<br />
Jakob Immanuel Pyra war von 1730 bis 1732 <strong>Mättig</strong>ianer. Geboren in Cottbus, machte er sich<br />
später als ein Dichter der deutschen Aufklärung einen Namen.<br />
Schließlich sei auch der 1768 in Bautzen geborene Friedrich Wilhelm Rost als späterer Rektor der<br />
Thomasschule und Philosophie-Professor in Leipzig erwähnt, der ebenfalls <strong>Mättig</strong>ianer war.<br />
Besonders viele evangelische Pfarrer, Kantoren, Lehrer, Ärzte und Juristen die später in der<br />
Oberlausitz, im Rest Sachsens, Preußens oder auch Norddeutschlands wirkten, gingen aus den<br />
<strong>Mättig</strong>ianern bzw. <strong>Mättig</strong>-Stipendiaten hervor.<br />
Nicht zuletzt sind viele <strong>Mättig</strong>ianer aus sorbischen Familien der Oberlausitz hervorgegangen, denen<br />
wohl ansonsten kaum ein Besuch des Gymnasiums oder einer Universität möglich gewesen wäre.<br />
Namen, wie Bulitius, Pannach oder Kauly stehen stellvertretend für diese <strong>Mättig</strong>ianer.<br />
Eine Familie die besonders eng mit den <strong>Mättig</strong>-Stiftungen verbunden sind, ist die Familie Behrnauer<br />
aus Bautzen.
Als Nachkommen Caspar Peucers hat diese Familie zwei Kuratoren der <strong>Mättig</strong>-Stiftungen, mehrere<br />
Schul- und Universitätsstipendiaten, eine Rektor des Bautzener Gymnasiusms, Pastoren, Pastoren<br />
oder Bürgermeister im 17. und 18. Jahrhundert aufzuweisen.<br />
Schließlich sind die Behrnauers im 19.Jahrhundert unter anderem als hohe Regierungsbeamte in<br />
Berlin zu finden.<br />
Besonders erwähnenswert ist schließlich noch Johann Samuel Petri, eich Schüler Wilhelm<br />
Friedemann Bachs, der in Bautzen als Musikdirektor, Kantor, Lehrer und Komponist über 35 Jahre<br />
lang wirkte, die <strong>Mättig</strong>ianer unterrichtete und 1785 anlässlich des 200. Geburtstages von <strong>Gregorius</strong><br />
<strong>Mättig</strong> eine Gedächtnis- und Lobkantate schrieb.<br />
3. Die Neubegründung der <strong>Mättig</strong>-Stiftungen im Kontext der Stiftungslandschaft im Osten<br />
Deutschlands<br />
Die Nachfrage beim Bundesverband Deutscher Stiftungen ergab, dass im Osten Deutschlands<br />
zwar nach 1990 einige historische Stiftungen wiedererrichtet wurden, aber keine dieser Stiftungen<br />
auf eine derartige Stiftungstradition, wie die <strong>Mättig</strong>-Stiftung zurückblicken können.<br />
Ohnehin ist die Stiftungslandschaft im Osten weit dünner als im Westen Deutschlands.<br />
Offensichtlich einmalig ist jedoch, dass sich Nachkommen eines Stifters die Neubegründung einer<br />
historischen Stiftung zum Ziel gesetzt haben.<br />
Jede Alt-Stiftung, die wiederbelebt wird gilt beim Bundesverband als großer Erfolg.<br />
Die <strong>Mättig</strong>-Stiftung wird als außerordentlich interessant eingeschätzt.<br />
4. Die festliche Neubegründung der <strong>Mättig</strong>-Stiftung am 25.09.07 im St.Petri-Dom zu<br />
Bautzen,Teilnehmer und Gäste<br />
Auf der Basis der familiengeschichtlichen Forschungen d.U. sind beachtliche Erkenntnisse über<br />
heute lebende Nachkommen <strong>Gregorius</strong> <strong>Mättig</strong>s bzw. der von ihm begünstigten Familien<br />
Peucker/Peucer, Rosenhain und <strong>Mättig</strong> entstanden.<br />
Bedeutende Persönlichkeiten der deutschen Geschichte und Gegenwart zählten bzw. zählen zu<br />
den Nachkommen.<br />
Zum Beispiel zählen zu den Nachkommen der Familie Peucer die Familien von Falkenhayn, Erika<br />
von Falkenhayn war die Ehefrau Henning von Tresckows sowie die Familie von Quistorp aus der<br />
die Ehefrau Wernher von Brauns oder Otto Graf Lambsdorffs, Alexandra Gräfin Lambsdorff<br />
stammen.<br />
Die Gräfin Lambsdorff war 2002 Förderin einer großen Ausstellung in Bautzen und Ehrengast an<br />
deren Eröffnung.<br />
Nachkommen der Familie <strong>Mättig</strong> leben heute auf verschiedenen Kontinenten, beispielsweise in<br />
Kanada, den USA, Brasilien, Belgien, der Schweiz und Deutschland.<br />
Zur Veranstaltung am 25.09. werden daher auch etliche dieser Nachkommen nach Bautzen<br />
kommen, einige zum ersten Mal.
Eingeladen werden Persönlichkeiten, die zu den Nachkommen einstiger Alumni oder<br />
Darlehensnehmer zählen, so Herrmann Graf von Pückler.<br />
Dieser hat bereits seine Unterstützung zugesagt.<br />
Vertreter des Oberlausitzer Adels, Bürgermeister des Sechsstädtebundes, Vertreter der<br />
tschechischen und polnischen Nachbarregionen werden ebenso eingeladen, wie Vertreter von<br />
Kultur und Politik Sachsens.<br />
Weitere wichtige Hinweise und Angaben über die Stiftung sind auf der Homepage unter<br />
www.maettig-stiftung.de zu finden.