Fitness beginnt im Kopf
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Nachgefragt: Mentales Training<br />
<strong>Fitness</strong> <strong>beginnt</strong> <strong>im</strong> <strong>Kopf</strong><br />
Kamal Bensadoun ist ein Langstreckenläufer, der in der Basler crossklinik<br />
das Projekt «runone» betreut. Dieses hilft ambitionierten Athleten,<br />
ihre Leistung zu verbessern. Eine wichtige Rolle hierbei spielt<br />
das mentale Training. Was muss man sich darunter vorstellen und<br />
wie können auch Nichtsportler davon profitieren? kur<br />
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Betreuung von Leib und Seele<br />
Wenn die Betreuung nicht st<strong>im</strong>mt, ist es für einen<br />
Sportler schwierig, sich zu steigern. Mehr noch: Er<br />
droht, auszubrennen, bevor er seine Ziele erreicht hat.<br />
Kamal Bensadoun hat das am eigenen Leib erfahren.<br />
Mit 16 lief er die Schweizer Juniorenbestzeit über 10<br />
Kilometer – der Beginn einer Karriere, die von Überanstrengung<br />
und Verletzungen vereitelt wurde. Als<br />
er sein Projekt «runone» startete, war für ihn deshalb<br />
klar: Die Athletinnen und Athleten sollen auch mental<br />
betreut werden. Auf der Suche nach der geeigneten<br />
Fachperson für diesen Bereich hat er den diplomierten<br />
Mentalcoach Diana Baer gefunden. Selber Athletin,<br />
kennt sie die Hürden einer Sportlerkarriere aus eigener<br />
Erfahrung.<br />
Übungen in drei Phasen<br />
Die Übungen des Mentaltrainings kann man grob in<br />
drei Gruppen unterteilen: Übungen, die helfen, sich<br />
nach Training und Wettkampf möglichst schnell zu erholen.<br />
Hier wird zum Beispiel mit Autogenem Training<br />
gearbeitet, einer Technik, bei der man sich in einen<br />
entspannten Zustand bringt, indem man sich hinlegt<br />
und die Glieder des Körpers als träge und schwer vorstellt.<br />
Auch NLP kommt zur Anwendung. Dabei geht<br />
es darum, sich entspannte Situationen abzuspeichern,<br />
um diese in Momenten der Anspannung wieder «abzurufen».<br />
Die zweite Gruppe von Techniken hilft dem<br />
Sportler, sich auf ein Training oder einen Wettkampf<br />
opt<strong>im</strong>al einzust<strong>im</strong>men, indem er sich den Wettkampf<br />
oder das Training geistig visualisiert und dabei jedes<br />
Detail durchdenkt, um damit die Handlungen <strong>im</strong><br />
Wettkampf bzw. Training zu automatisieren. Das <strong>beginnt</strong><br />
je nach Sportart oder Wettkampf bereits einige<br />
Monate vor dem Wettkampf. Dadurch wird auch die<br />
Trainingseffizienz und -motivation erhöht. Die dritte<br />
Gruppe von Techniken schliesslich betrifft die Einstellung<br />
des Athleten. Traut er sich nicht zu, zu gewinnen,<br />
kann er es auch nicht. Hier hilft es, sich bei Niederlagen<br />
oder schwierigen Situationen Erlebnisse ins Gedächtnis<br />
zu rufen, in denen man erfolgreich war. Die positiven<br />
Erinnerungen können so die negativen überlagern. Der<br />
Athlet kommt dadurch schneller über Tiefs hinweg und<br />
kann sich wieder auf sein Ziel fokussieren.<br />
Akzeptanz noch nicht überall gegeben<br />
Obwohl das mentale Training seinen Nutzen für Sportler<br />
hinlänglich bewiesen hat und auch von der NASA<br />
be<strong>im</strong> Training von Astronauten eingesetzt wird, gibt es<br />
noch <strong>im</strong>mer Zweifler. Viele Athleten, führt Diana Baer<br />
aus, würden sich meist erst dann mit Mentaltraining<br />
auseinandersetzen, wenn sie eine «Unglückssträhne»<br />
hätten. Zum Teil mag das daran liegen, dass bisher<br />
nur wenige wissenschaftliche Studien zum mentalen<br />
Training durchgeführt wurden. Auch ist die Grenze<br />
zur Esoterik fliessend. Von der mentalen Betreuung zur<br />
Manipulation und «Gehirnwäsche» ist der Grat schmal.<br />
Dies ist in Fällen wie dem der Tennisspielerin Patty<br />
Schnyder und ihrem Trainer und Lebensgefährten Rainer<br />
Harnecker von der Boulevardpresse hochgespielt<br />
worden und hat das Bild des Mentaltrainings getrübt.<br />
Eine weitere Gefahr ist die der Überforderung der eigenen<br />
Möglichkeiten. Wenn man sich seine Ziele zu hoch<br />
visualisiert, ohne die Grenzen des Körpers zu kennen<br />
und zu respektieren, kann das gefährlich werden.<br />
Wie können Nichtsportler profitieren?<br />
Für Nichtsportler sei mentales Training prinzipiell in<br />
jeder Situation von Nutzen, in der überdurchschnittliche<br />
Leistung gefordert werde, erklärt Diana Baer.<br />
Das könne vom wichtigen Karriereschritt über die<br />
Vorbereitung auf eine Prüfung bis hin zu Momenten<br />
gehen, in denen schwierige private Entscheidungen<br />
anstünden. An wen soll man sich nun aber wenden,<br />
wenn man mentales Training betreiben will? Vom<br />
Selbststudium rät Diana Baer ab. Zu gross sei die Flut<br />
an Büchern, und manches davon sei ideologisch nicht<br />
neutral. Bei einem vom Sportpsychologischen Verband<br />
anerkannten Mentaltrainer sei man gut beraten. Auch<br />
die Kurse von etablierten Anbietern wie den Migros<br />
Klubschulen seien empfehlenswert.<br />
Informationen zum Mentaltraining<br />
Kamal Bensadoun und Diana Baer empfehlen<br />
folgende Websites/Anbieter:<br />
www.sportpsychologie.ch<br />
www.praxisbruecke.ch<br />
www.mind-vision.ch<br />
www.baermentaltraining.ch<br />
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