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SUCCESS STORY Manufacturing Execution Systems - GITO Verlag

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<strong>Manufacturing</strong> <strong>Execution</strong> <strong>Systems</strong><br />

<strong>SUCCESS</strong> <strong>STORY</strong><br />

Einsatz des MES-<strong>Systems</strong> HYDRA in einer<br />

Aluminium-Gießerei<br />

Signifikante Erhöhung der Produktivität<br />

Das hochautomatisierte Borbet-<br />

Werk in Bad Langensalza produziert<br />

auf dem neusten Stand der Technik.<br />

Um die teuren Anlagen noch effizienter<br />

zu nutzen sowie stets einen umfassenden<br />

Überblick über den Maschinen-,<br />

Auftrags- und Werkzeug-Status<br />

zu erhalten, setzt die Borbet-Gruppe<br />

das <strong>Manufacturing</strong> <strong>Execution</strong> System<br />

(MES) HYDRA der MPDV Mikrolab<br />

GmbH ein.<br />

Die Borbet-Gruppe ist einer der international<br />

führenden Hersteller von<br />

Leichtmetallrädern, die von allen Automobil-<br />

und LKW-Herstellern weltweit<br />

eingesetzt werden. Zum Kundenkreis<br />

des familiengeführten Unternehmens,<br />

das 1881 gegründet wurde, zählen alle<br />

namhaften Automobilhersteller von Audi<br />

bis Volvo. Darüber hinaus werden die<br />

Produkte auch im Fachhandelsbereich<br />

unter dem Namen Borbet und CW Fahrzeugtechnik<br />

vertrieben.<br />

Die Unternehmensgeschichte<br />

Wurde Ende des 19. Jahrhunderts<br />

ausschließlich Messing verarbeitet, erweiterte<br />

Borbet sein Herstellungsprogramm<br />

1928 um das Gießen von Aluminiumteilen.<br />

1962 nahm der heutige<br />

Geschäftsführer Peter Wilhelm Borbet<br />

mit fünf Mitarbeitern die Produktion im<br />

neu erbauten Betrieb in Hesborn auf, um<br />

Gießwerkzeuge für verschiedene Branchen<br />

herzustellen. Bei den Werkzeugen,<br />

die Kokille genannt werden, handelt es<br />

sich um wieder verwendbare Formen<br />

zum Gießen von Metallen und Legierungen.<br />

Das rasante Unternehmenswachstum<br />

zeigt sich unter anderem an den<br />

zahlreichen Tochtergesellschaften. 1996<br />

wurde die Austria Alu-Guss Ges.m.b.H.<br />

(AAG) im österreichischen Ranshofen<br />

übernommen und 1998 ein neues Werk<br />

in Medebach errichtet. Neben dem Kauf<br />

weiterer Unternehmen wie der Kronprinz<br />

Alu-Guss GmbH, Solingen, im Mai<br />

2001 und Borbet South Africa Ltd., Port<br />

Elizabeth, im Juli 2003, nahm die Borbet<br />

Thüringen GmbH nach nur 15 Monaten<br />

Bauzeit im November 2003 ihre Arbeit<br />

auf. Wie in den anderen genannten<br />

Tochtergesellschaften werden auch in<br />

Bad Langensalza Leichtmetallräder für<br />

verschiedene Automobilproduzenten<br />

hergestellt. Im thüringischen Werk fertigen<br />

derzeit rund 400 Mitarbeiter in fünf<br />

Schichten bis zu 8.000 Leichtmetallräder<br />

pro Tag.<br />

Der Produktionsablauf<br />

Für die Produktion eines Leichtmetallrads<br />

benötigen die Borbet-Mitarbeiter<br />

rund 30 Stunden. Im ersten Schritt<br />

wird das Aluminium in der Gießerei<br />

auf bis zu 750°C erhitzt und dann in<br />

die Gießmaschinen gefüllt. Das gegossene<br />

Rad, das immer noch eine Temperatur<br />

von 450°C bis 500°C hat, wird<br />

durch einen Kuka-Roboter aus der<br />

Kokille entnommen, zum Abkühlen in<br />

Wasser getaucht und gelagert. In dem<br />

anschließenden Prozessschritt werden<br />

die Räder gründlich geröntgt, um schon<br />

jetzt fehlerhafte Teile auszusortieren. Eine<br />

Wärmebehandlungsanlage dient der<br />

Steigerung der (Zug-) Festigkeit und der<br />

Härte des Metalls, was ca. acht bis neun<br />

Stunden dauern kann.<br />

Im nächsten Bearbeitungsschritt<br />

werden die Räder in mechanischen Bearbeitungslinien<br />

fertig bearbeitet und entgratet.<br />

Die Linien bearbeiten individuelle<br />

Varianten, die manuell am Meister-<br />

Terminal durch den Werker eingestellt<br />

werden müssen. Nach der optischen<br />

Raderkennung werden die Räder gewaschen,<br />

nochmals kontrolliert, lackiert<br />

sowie abschließend endgeprüft und auf<br />

Paletten zur Just-in-Time-Lieferung an<br />

die Automobilhersteller verpackt.<br />

Die Entscheidungsgründe<br />

für ein MES<br />

Das hochautomatisierte Werk in Bad<br />

Langensalza produziert auf dem neusten<br />

Stand der Technik. Dabei werden unterschiedliche<br />

Maschinen und Anlagen wie<br />

Bild 1: Blick in die Fertigung von Borbet-Leichtmetallrädern in Bad Langensalza.<br />

PPS Management 2 (2007) © <strong>GITO</strong>-<strong>Verlag</strong><br />

11


<strong>SUCCESS</strong> <strong>STORY</strong><br />

<strong>Manufacturing</strong> <strong>Execution</strong> <strong>Systems</strong><br />

Gießmaschinen, Rollenförderer, Lackieranlagen,<br />

Röntgenmaschinen und Roboter<br />

eingesetzt. Die meisten der Anlagen<br />

sind via Ethernet miteinander vernetzt,<br />

wobei die Roboter als Master fungieren,<br />

die den Herstellungsprozess steuern. In<br />

den ersten Monaten nach Produktionsbeginn<br />

mussten die Mitarbeiter an jeder<br />

Bearbeitungsstation Mengenmeldungen,<br />

Maschinenlauf- und Stillstandszeiten<br />

sowie Fehlerursachen manuell erfassen<br />

und in eine Excel-Tabelle eintragen, die<br />

mit den Tabellen der übrigen Maschinen<br />

zusammengeführt wurde. Dies hatte zur<br />

Folge, dass der Vertrieb und die Arbeitsvorbereitung<br />

nur einen eingeschränkten<br />

und erst relativ spät verfügbaren Überblick<br />

über die produzierten Stückzahlen<br />

hatten.<br />

Vor diesem Hintergrund beschloss<br />

die Borbet-Geschäftsführung das bereits<br />

2002 erfolgreich in den Werken Hesborn<br />

und Medebach eingeführte MES-System<br />

HYDRA auf das Werk in Bad Langensalza<br />

zu übertragen. Seinerzeit hatten sich die<br />

Verantwortlichen aus folgenden Gründen<br />

für HYDRA entschieden:<br />

• Das offene System lässt sich einfach<br />

in das bestehende Unternehmens-<br />

Unternehmensnetzwerk integrieren<br />

sowie später um zusätzliche Software-Module<br />

erweitern und auf die<br />

Tochterunternehmen portieren.<br />

• Es stehen Schnittstellen zum ERP-<br />

System Infor (Brain XPPS Automotive)<br />

sowie zum IBM AS400-Rechner<br />

und den Automatisierungskomponenten<br />

zur Verfügung.<br />

• Aufgrund der intuitiven und konfigurierbaren<br />

Oberfläche der Konsolen<br />

sowie der Info- und Auswerte-PCs<br />

lässt sich die Software einfach bedienen.<br />

• Durch das frühzeitige Erkennen und<br />

Beheben von Engpässen und Unregelmäßigkeiten<br />

erhöhen sich die<br />

Hauptnutzungs- und Maschinenlaufzeiten<br />

und damit der Ausstoß.<br />

• Die Verwaltung und werksübergreifende<br />

Verwendung der Werkzeuge<br />

gestaltet sich sicherer, übersichtlicher<br />

und zeitsparender. Wartungsund<br />

Instandhaltungsarbeiten können<br />

geplant und vorbeugend durchgeführt<br />

werden. Das werksübergreifend<br />

einheitliche System stellt die in<br />

den Qualitätsnormen geforderte und<br />

Bild 2: Mit dem HYDRA-Leitstand führt Borbet eine werksübergreifende Feinplanung<br />

durch.<br />

im Rahmen von Audits überprüfte<br />

Prozesstransparenz sicher.<br />

• Mit dem HYDRA-Leitstand (HLS)<br />

ist eine Feinplanung der Aufträge<br />

werksübergreifend möglich. So<br />

lassen sich bei optimaler Kapazitäts-<br />

und Ressourcenauslastung die<br />

Durchlaufzeiten sowie Werkzeugund<br />

Rüstkosten reduzieren und eine<br />

hohe Termintreue sicherstellen.<br />

Die Auftrags-Überwachung<br />

Im ersten Schritt wurden im Borbet-<br />

Werk in Bad Langensalza die HYDRA-<br />

Module ADE (Auftragsdatenerfassung),<br />

HLS (HYDRA-Leitstand) MDE (Maschinendatenerfassung)<br />

und WRM (Werkzeug-<br />

und Ressourcen-Management)<br />

eingeführt. Mittels ADE werden die Fertigungsaufträge<br />

nun am Terminal des<br />

Industrie-PCs der jeweiligen Maschine<br />

an- und abgemeldet. So ist ersichtlich,<br />

an welchem Auftrag gerade gearbeitet<br />

wird. Das Tool überwacht den Auftragsfortschritt<br />

zeitaktuell und wertet die<br />

tatsächlich anfallenden Produktionszeiten<br />

und –mengen aus. Die Arbeitsvorbereitung<br />

und der Vertrieb haben<br />

durch die lückenlose Darstellung aller<br />

Buchungen also jederzeit einen genauen<br />

Überblick über den Auftrags-Status sowie<br />

den Lagerbestand und können den<br />

Kunden gezielt Auskunft erteilen. Durch<br />

die nahtlose Rückverfolgbarkeit jedes<br />

Auftrags werden im Reklamationsfall alle<br />

Fragen sofort geklärt. Aus ADE lassen<br />

sich Ausschuss-Statistiken generieren,<br />

der Materialverbrauch pro Auftrag errechnen<br />

sowie entsprechende Chargen-,<br />

Material- und Lagerbuchungen vornehmen.<br />

Außerdem ist eine detaillierte<br />

Kostenkontrolle und Nachkalkulation<br />

möglich, um die Wirtschaftlichkeit des<br />

jeweiligen Auftrags zu ermitteln und<br />

unter Umständen Optimierungsmaßnahmen<br />

einzuleiten.<br />

Die Auftrags-Feinplanung<br />

Die im ERP-System Infor (Brain XPPS<br />

Automotive) angelegten Fertigungsaufträge<br />

werden über eine Schnittstelle<br />

in das HYDRA-Modul HLS herunter<br />

geladen, um eine kapazitätsbezogene<br />

Feinplanung vorzunehmen. Mit dem<br />

HYDRA-Leitstand ist Borbet in der Lage,<br />

erheblich schneller und effektiver als<br />

mit zentral organisierten PPS-, ERP-<br />

Systemen oder manuell bedienten<br />

Stecktafeln, auf geänderte Plandaten<br />

und vom Soll-Zustand abweichende Situationen<br />

zu reagieren. Der HLS greift<br />

dabei zentral auf die Ressourcendaten<br />

aller Werke zu und überprüft die Verfügbarkeit<br />

und den Zustand von Kokillen<br />

und Maschinen. Die Planungsergebnisse<br />

sowie die aktuellen Ist-Zustände in der<br />

Fertigung werden übersichtlich auf einer<br />

grafischen Plantafel dargestellt, um den<br />

12 PPS Management 2 (2007) © <strong>GITO</strong>-<strong>Verlag</strong>


<strong>Manufacturing</strong> <strong>Execution</strong> <strong>Systems</strong><br />

<strong>SUCCESS</strong> <strong>STORY</strong><br />

Bild 3: In der Ressourcenübersicht erkennt der Werker sofort den aktuellen Zustand<br />

aller Werkzeuge.<br />

Produktionsfortschritt zeitnah zu überwachen,<br />

Konfliktsituationen frühzeitig<br />

zu erkennen und sofort wirkungsvolle<br />

Gegenmaßnahmen einleiten zu können.<br />

Durch die Verwendung von HLS hat das<br />

Borbet-Werk in Bad Langensalza nicht<br />

nur seine Maschinenbelegung optimiert,<br />

sondern auch ein hohes Maß an Transparenz<br />

und Planungssicherheit erlangt.<br />

Die Laufzeit-Optimierung<br />

Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass die tatsächlichen Maschinenlaufzeiten<br />

unter den von den Herstellern<br />

angegebenen Werten liegen. Dies ist<br />

häufig auf ungeplante Stillstandszeiten<br />

zurückzuführen. Um die genaue Dauer<br />

pro Maschine sowie die entsprechenden<br />

Stillstandsgründe zu ermitteln und<br />

zu eliminieren, hat Borbet das Modul<br />

MDE eingeführt. Über die Schnittstellen<br />

auf OPC-Basis sind die Steuerungen<br />

(z.B. von Siemens und Mitsubishi)<br />

der einzelnen Maschinen mit HYDRA<br />

verbunden, so dass die gespeicherten<br />

Daten wie Stückzahlen, Zustände und<br />

Störzeiten zur Auswertung an das MES<br />

übergeben werden. Außerdem ist eine<br />

manuelle Erfassung dieser und weiterer<br />

Informationen an den Bedienterminals<br />

der Maschinen möglich. Mit Hilfe des<br />

individuell gestaltbaren „Grafischen Maschinenpark“<br />

wird den Mitarbeitern der<br />

Zustand aller Maschinen übersichtlich<br />

mit Farbsymbolen angezeigt, damit im<br />

Fall einer Störung eine schnelle Reaktion<br />

sichergestellt ist.<br />

Das Werkzeug-Management<br />

Die Herstellung der zahlreichen Kokillen<br />

der Borbet-Gruppe ist aufwändig<br />

und teuer, weshalb die verschiedenen<br />

Produktionsstandorte nicht über den<br />

kompletten Werkzeugsatz für das Borbet<br />

Fachhandelsprogramm verfügen. Je<br />

nach Auftragslage müssen also einzelne<br />

Fachhandels-Kokillen zwischen den<br />

Borbet-Werken ausgetauscht werden.<br />

Damit die Werkzeugmeister wissen, wo<br />

sich die einzelnen Guss-Werkzeuge für<br />

welchen Zeitraum befinden, wie die weitere<br />

Verwendung geplant ist und welche<br />

Besonderheiten der Kokille berücksichtigt<br />

werden müssen, wird das HYDRA-<br />

Modul WRM (Werkzeug- und Ressourcenmanagement)<br />

eingesetzt. So ist ein<br />

umfassendes und effizientes Planen und<br />

Verwalten des Kokillen-Bestands über<br />

alle Standorte hinweg möglich.<br />

Über die MDE werden die Einsatzund<br />

Standzeiten jedes Werkzeugs automatisch<br />

mit erfasst. Im Rahmen der<br />

Werkzeug-Historie in HYDRA ist also bekannt,<br />

wie alt die Kokille ist, in welchen<br />

Werken sie genutzt und wie viele Räder<br />

auf ihr produziert wurden, welche Störungen<br />

beim Einsatz aufgetreten sind,<br />

zu welchem Zeitpunkt die nächste, in<br />

regelmäßigen Abständen geplante Wartung<br />

zur Instandhaltung zu erfolgen hat<br />

und wann die Kokille an welches Werk<br />

weiterzuleiten ist. Diese Informationen<br />

werden als kompletter Datensatz mit dem<br />

Werkzeug verschickt. So ist sichergestellt,<br />

dass auch zukünftig einwandfreie Räder<br />

gegossen werden und keine langwierigen<br />

Nacharbeiten auszuführen sind. Dies<br />

ist ein weiterer Baustein, um die Effizienz<br />

der Leichtmetallräder-Produktion<br />

zu steigern. Durch die vorausschauende<br />

und nutzungsgerechte Wartung erhöht<br />

sich darüber hinaus die Lebensdauer der<br />

teuren Guss-Werkzeuge, was sich durch<br />

niedrigere Produktionskosten, eine höhere<br />

Produktqualität und einen geringeren<br />

Ausschuss bemerkbar macht.<br />

Das Fazit<br />

Die Mitarbeiter des Borbet-Werks<br />

in Bad Langensalza arbeiten seit 2004<br />

mit HYDRA, wobei das <strong>Manufacturing</strong><br />

<strong>Execution</strong> System aufgrund des stetigen<br />

Ausbaus des Maschinenparks kontinuierlich<br />

an neue Anforderungen adaptiert<br />

wird. Insgesamt zeigen sich alle Beteiligten<br />

sehr zufrieden. „Durch den Einsatz<br />

des einfach zu bedienenden HYDRA-<br />

<strong>Systems</strong> haben wir nun einen umfassenden<br />

Überblick über den Auftrags-, Maschinen-<br />

und Werkzeug-Status. Fehler<br />

und ihre Ursachen werden automatisch<br />

gemeldet und umgehend behoben, so<br />

dass sich die Stillstands- und Nachbearbeitungszeiten<br />

minimiert haben“, stellt<br />

Stiev Weissgerber, Leiter der Logistik in<br />

Bad Langensalza, abschließend fest.<br />

Kontakt<br />

MPDV Mikrolab GmbH<br />

Römerring 1<br />

74821 Mosbach<br />

Tel.: +49 (62 61) 92 09 0<br />

Fax: +49 (62 61) 18 13 9<br />

E-Mail: info@mpdv.de<br />

www.mpdv.de<br />

PPS Management 2 (2007) © <strong>GITO</strong>-<strong>Verlag</strong><br />

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