Das Globale Diebstahlbarometer 2008 - VSD Schweiz
Das Globale Diebstahlbarometer 2008 - VSD Schweiz
Das Globale Diebstahlbarometer 2008 - VSD Schweiz
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Der Weltweite Bericht
DAS GLOBALE<br />
DIEBSTAHLBAROMETER<br />
(<strong>2008</strong>)<br />
Über die Ursachen<br />
und Kosten von Warenschwund im<br />
weltweiten Einzelhandel<br />
Der weltweite Bericht
Centre for Retail Research<br />
20 Fletcher Gate<br />
Lace Market<br />
Nottingham, England<br />
NG1 2FZ<br />
Tel: 0115 983 8752<br />
Int: +44 11 59 83 87 52<br />
research@retailresearch.org<br />
www.retailresearch.org
Inhalt<br />
DAS GLOBALE<br />
DIEBSTAHLBAROMETER<br />
Vorwort......................................................................6<br />
Zusammenfassung.....................................................9<br />
Teil I : Einführung und Ergebnisse weltweit............15<br />
Teil III : Europa........................................................33<br />
Anhang: Methodik....................................................48
Kampf gegen Warenschwund in einer wirtschaftlich angespannten<br />
Situation<br />
<strong>Das</strong> von Checkpoint Systems unterstützte <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> liefert eine Momentaufnahme der<br />
weltweiten Schwundsituation. Es bietet dem Einzelhandel eine einzigartige Gelegenheit, sich ein Bild<br />
von den Auswirkungen des Diebstahls im Einzelhandel und der hierdurch weltweit verursachten Verluste<br />
zu machen.<br />
Nach dem Erfolg der letztjährigen Initiative hat das Centre for Retail Research den Erfassungsbereich der<br />
Erhebung auf bedeutende Wachstumsmärkte in Südamerika (Argentinien, Brasilien), Afrika (Südafrika)<br />
sowie im asiatisch-pazifischen Raum (Malaysia) ausgeweitet. Mit 36 an der Studie teilnehmenden<br />
Ländern handelt es sich um die umfangreichste Analyse der globalen Schwundsituation, die bisher<br />
durchgeführt wurde. Die Ergebnisse stellen gerade im Kontext des aktuellen wirtschaftlichen Klimas eine<br />
wichtige Quelle für alle Bereiche des Einzelhandels dar.<br />
Eine zentrale Erkenntnis, die sich aus den Daten des diesjährigen <strong>Diebstahlbarometer</strong>s ableiten lässt,<br />
besteht darin, dass die Kosten des Schwunds letztendlich vom Einzelhandel, ebenso jedoch vom<br />
Verbraucher und von der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit getragen werden. In den von der Umfrage<br />
erfassten Ländern belief sich der Warenschwund auf 1,34 % des im Einzelhandel erwirtschafteten<br />
Umsatzes: Er stellt damit eine ernste Belastung der Bilanzen dieses Wirtschaftssektors dar, insbesondere<br />
in einer Zeit, in der immer mehr Einzelhändler die Folgen des konjunkturellen Abschwungs schmerzhaft<br />
zu spüren bekommen. Die jährlichen Schwundkosten entsprechen einer auf jeder Familie lastenden<br />
jährlichen „Sondersteuer“ in Höhe von 229 USD. Wenn sich auch dieser Wert gegenüber dem Vorjahr<br />
aufgrund der deutlich größeren erfassten Grundgesamtheit sowie eines geringfügigen Rückgangs des<br />
Schwunds leicht vermindert hat, so bedeutet er doch weiterhin eine Belastung für die Verbraucher, die in<br />
wachsender Zahl mit einer knapper werdenden Haushaltskasse auskommen müssen.<br />
<strong>Das</strong> vorliegende <strong>Diebstahlbarometer</strong> bestätigt, dass der Schwund ein globales Problem darstellt, mit dem<br />
alle Länder, Regionen und Marktsegmente zu kämpfen haben. Auf die Frage, welche Produkte im Laden<br />
am stärksten gefährdet seien, gab der Einzelhandel überall auf der Welt, unabhängig von geografischen<br />
und kulturellen Unterschieden, die gleichen Antworten: Weltweit berichteten die Unternehmen<br />
übereinstimmend, dass neue Produktreihen – DVDs, Videospiele und dergleichen – neben den von jeher<br />
diebstahlgefährdeten Bereichen, wie etwa Rasierklingen, Kosmetik, Parfums und beliebte Markenartikel,<br />
in besonderem Maße von Diebstahl betroffen sind. Im vergangenen Jahr wurden über 5,3 Millionen<br />
Ladendiebe und kriminelle Mitarbeiter gefasst.<br />
Die Umfrage unterstreicht zudem die Erkenntnis, dass ein wirksamerer Einsatz von Verlustpräventionstechniken<br />
die durch Schwund verursachten Kosten verringert. Die verbesserte Schwundrate, die sich<br />
in der vorliegenden Studie in Nordamerika zeigt, ist zweifelsohne das Resultat der umfangreicheren<br />
und zielgerichteteren Investitionen der vergangenen Jahre. Diese Beziehung zwischen Investitionen in
Instrumente des Schwundmanagements und einem Rückgang der Schwundzahlen lässt sich weltweit<br />
beobachten: Dabei kommt es indes nicht allein darauf an, wie hoch die Mittel sind, die zur Verfügung<br />
stehen, sondern auch darauf, wie wirksam diese eingesetzt werden. Dem <strong>Diebstahlbarometer</strong> zufolge wird<br />
30,3 % der in besonderem Maße diebstahlgefährdeten Produkte in den Läden weiterhin kein besonderer<br />
Schutz zuteil. Dieser Umstand legt nahe, dass wir mehr darüber nachdenken müssen, wie wir unsere<br />
Mittel zuweisen und für welche Instrumente wir uns entscheiden: Schwundmanagement-Software, Schutz<br />
von besonders diebstahlgefährdeter Ware und durch RFID geschaffene Transparenz werden in den<br />
kommenden Jahren für die Bekämpfung der Hauptursachen dieser Verluste immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnen.<br />
In dem Maße, wie immer mehr führende Unternehmen des weltweiten Einzelhandels sich auf die Suche<br />
nach wirksameren Möglichkeiten zur Verminderung des Schwunds machen, werden diese vorliegenden<br />
Daten hoffentlich als ein wichtiges Instrument für durchdachtere Entscheidungen dienen.<br />
Wenn auch der prozentuale Anteil des Schwunds am Umsatz weltweit von 2007 auf <strong>2008</strong> geringfügig<br />
gesunken ist, ist es heute offensichtlich, dass die veränderte gesamtwirtschaftliche Lage in naher Zukunft<br />
das Diebstahlproblem wieder anwachsen lassen wird.<br />
Rob van der Merwe<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Checkpoint Systems, Inc.<br />
Der Gedanke, dass der Schwund im Einzelhandel inzwischen ein 104-Milliarden-USD-Problem darstellt,<br />
ist ernüchternd.<br />
Einmal mehr danken wir Prof. Joshua Bamfield vom Centre for Retail Research für sein zu diesem Thema<br />
gezeigtes Engagement. Allen Einzelhändlern rund um den Globus, die sich die Mühe gemacht haben, den<br />
Fragebogen auszufüllen, gilt unser Dank für ihren Beitrag zum zweiten <strong>Globale</strong>n <strong>Diebstahlbarometer</strong>. Wir<br />
hoffen, diese Informationen sind für Sie alle von Nutzen.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
Rob van der Merwe<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Checkpoint Systems, Inc.
DAS GLOBALE DIEBSTAHLBAROMETER<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Untersuchung der Kosten<br />
durch Schwund und Kriminalität<br />
im <strong>Globale</strong>n Einzelhandel<br />
Der weltweite Bericht
Zusammenfassung<br />
<strong>Das</strong> <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> <strong>2008</strong> berichtet über<br />
wesentliche Erkenntnisse zu Warenschwund und Diebstahlkriminalität<br />
im Einzelhandel von 36 Ländern auf fünf<br />
Kontinenten. Grundlage bilden die im Rahmen einer<br />
vertraulichen Umfrage gesammelten Daten bei 920 führenden<br />
Einzelhandelsunternehmen mit einem Gesamtumsatz von<br />
814.177 Mio. USD. Bei der vom Centre for Retail Research<br />
in Nottingham (England) erstellten Studie handelt es sich<br />
um die weltweit größte Erhebung zum Thema Kriminalität<br />
und Verluste im Einzelhandel. Finanziert wird sie über eine<br />
unabhängige Zuwendung von Checkpoint Systems, Inc.<br />
Sämtliche Zahlen im vorliegenden Bericht beziehen sich auf<br />
den zwölfmonatigen Zeitraum von Juli 2007 bis Juni <strong>2008</strong>.<br />
Die wichtigsten weltweiten Erkenntnisse<br />
Gesamtschwund<br />
• Der Gesamtschwund in den 36 von der Umfrage erfassten<br />
Ländern beläuft sich auf 104.529 Mio. USD; dies entspricht<br />
1,34% des Einzelhandelsumsatzes und einem Rückgang um<br />
1,5% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum<br />
(2007: 1,36%). Der Begriff „Warenschwund“ bezeichnet<br />
durch Kriminalität und Verschwendung verursachte<br />
Bestandsverluste, ausgedrückt in Prozent des Umsatzes.<br />
• Den größten Anteil am Rückgang der Schwundzahlen<br />
haben eine Reihe von Ländern mit großen Einzelhandelssektoren,<br />
darunter die USA (- 2,6%), Japan<br />
(- 2,9%), Großbritannien (-3,0%) und Kanada (- 2,7%). In 20<br />
von der Umfrage erfassten Ländern hat sich die Schwundproblematik<br />
verschärft, und in nur 14 hat sich die Situation<br />
verbessert.<br />
• Auf regionaler Ebene lässt sich ein Schwundrückgang<br />
gegenüber 2007 in Nordamerika (- 2,6%) und im asiatischpazifischen<br />
Raum (- 3,2%) verzeichnen. Dagegen sind die<br />
Schwundzahlen in Afrika (+ 3,9%), Europa (+ 0,8%) und<br />
Lateinamerika (+ 0,6%) angestiegen. Die Zahlen zu „Afrika“<br />
beziehen sich auf die Situation in der Republik Südafrika.<br />
• Die Länder mit den höchsten Schwundquoten (in Prozent<br />
des Umsatzes) sind im zurückliegenden Jahr Indien (3,10%),<br />
Mexiko (1,68%), Thailand (1,59%), Südafrika (1,59%) und<br />
Malaysia (1,53%). Die niedrigsten Prozentwerte konnten in<br />
Japan, Österreich und der <strong>Schweiz</strong> (jeweils 1,01%) sowie<br />
Deutschland (1,13%) und Dänemark (1,20%) festgestellt<br />
werden.<br />
• Die höchsten durchschnittlichen Schwundquoten treten<br />
in den Segmenten Autozubehör/ Baumarktartikel (1,76%)<br />
und Kosmetika/ Parfum/ Schönheitspflege/ Apothekenartikel<br />
(1,68%) auf. Spirituosen (0,77%) sowie Schuhe/ Sport- und<br />
Freizeitartikel (0,80%) weisen die diesbezüglich niedrigsten<br />
Quoten auf.<br />
Die Umfrage<br />
• Fragebögen wurden an 3.900 führende Einzelhandels <br />
unternehmen übersandt, die in den 36 von der Umfrage<br />
erfassten Ländern alle Bereiche des Einzelhandels abdecken.<br />
Der Rücklauf betrug 23,6%. Wie heutzutage bei internationalen<br />
Erhebungen üblich, sind zur besseren Vergleichbarkeit sowie<br />
zur Gewährleistung der Vertraulichkeit der Auskünfte die<br />
Ergebnisse in Form von landesweiten Zahlen an Stelle von<br />
Beispieldaten dargestellt.<br />
• Der Rücklauf setzt sich zusammen aus: 212 Unternehmen<br />
in Nordamerika (Gesamtumsatz von 328.000 Mio. USD),<br />
502 aus Europa (416.000 Mio. USD), 131 aus dem asiatischpazifischen<br />
Raum (53.000 Mio. USD), 57 aus Lateinamerika<br />
(14.000 Mio. USD) sowie 18 aus Afrika (3.300 Mio. USD).<br />
Ursachen von Warenschwund<br />
• Auf von Kunden begangene Diebstähle in Form von<br />
Ladendiebstahl und organisierter Kriminalität (OK) im<br />
Einzelhandel gehen in der Mehrzahl der Länder mit einem<br />
Volumen von insgesamt 43.064 Mio. USD (41,2% des<br />
Gesamtschwunds) die meisten schwundbedingten Verluste<br />
zurück.<br />
• Illoyale oder betrügerisch agierende Mitarbeiter werden<br />
für Verluste in Höhe von geschätzten 38.150 Mio. USD<br />
verantwortlich gemacht (36,5% des Gesamtschwunds).<br />
• Der Einzelhandel in Nord- und Lateinamerika sieht im<br />
Diebstahl durch Mitarbeiter sein größtes Schwundproblem<br />
(46,3% bzw. 42,0%). Eine signifikante Änderung gegenüber<br />
dem Vorjahr stellten in den USA ein Anstieg des Anteils<br />
des von Kunden begangenen Diebstahls um 3,7% (der<br />
hauptsächlich auf OK zurückgeführt wird) sowie ein anteiliger<br />
Rückgang des Mitarbeiteranteils dar. In Europa dagegen,<br />
wo der von Kunden begangene Diebstahl mit 46,8% der<br />
Verluste als das größte Problem erachtet wird, wurden ein<br />
Anstieg bei von Mitarbeitern begangenen Unterschlagungen<br />
um 2,1 Prozentpunkte und ein Rückgang beim Kundenanteil<br />
verzeichnet.<br />
10
• Weitere Schwundursachen stellten dar: Durch Lieferanten<br />
und Verkäufer sowie innerhalb der Lieferkette begangene<br />
Unterschlagung (5,8% des Schwunds mit einem Schaden<br />
in Höhe von 6.092 Mio. USD) sowie interne und<br />
verwaltungstechnische Fehler (wie z.B. Prozessfehler,<br />
Irrtümer in der Buchhaltung und fehlerhafte Auszeichnungen),<br />
deren Anteil gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr<br />
unverändert geblieben ist (16,5% / 17.222 Mio. USD).<br />
• Der Einzelhandel ergriff fast 5,3 Mio. Diebe, bei denen es<br />
sich in 15,4% der Fälle (0,814 Mio.) um Mitarbeiter handelte.<br />
Die diesbezüglich am erfolgreichsten agierenden Regionen<br />
waren Europa (2,8 Mio. ergriffene Diebe, meist Ladendiebe)<br />
und Nordamerika (2,1 Mio. Diebe, bei denen es sich in 32,3%<br />
der Fälle um unehrliche Mitarbeiter handelt). Gegenüber<br />
2007 ist indes die Zahl der in den meisten Teilen der Welt<br />
ergriffenen Diebe um 11% zurückgegangen (wahrscheinlich,<br />
weil der Einzelhandel sein Augenmerk vermehrt auf Gewohnheitstäter<br />
richtet), während die Zahl der unehrlichen<br />
Mitarbeiter um 9% gestiegen ist.<br />
• Der Diebstahlsbetrag belief sich im Durchschnitt auf<br />
1.842 USD pro ergriffenen Mitarbeiter und auf 328 USD pro<br />
Ladendieb, was noch einmal verdeutlicht, dass es sich bei<br />
Diebstahlkriminalität im Einzelhandel um kein marginales<br />
Problem handelt. Der durchschnittliche Wert der pro<br />
Ladendiebstahl in Nordamerika entwendeten Artikel belief<br />
sich den Berichten zufolge auf 747 USD. Der durchschnittliche<br />
Wert der von kriminellen Mitarbeitern unterschlagenen Waren<br />
dagegen belief sich in Europa auf 3.145 USD und lag damit<br />
70% über dem weltweiten Durchschnitt. <strong>Das</strong> ist in erster<br />
Linie auf die Häufigkeit von groß angelegtem finanziellem<br />
Betrug zurückzuführen. In anderen Regionen waren diese<br />
Durchschnittsbeträge tendenziell deutlich geringer.<br />
Interne Unterschlagung<br />
• Der von Mitarbeitern (intern) begangene Diebstahl<br />
verursachte dem Einzelhandel Kosten in Höhe von 38.150<br />
Mio. USD, wovon 38,4% (14.644 Mio. USD) auf gestohlene<br />
Ware zurückgehen und fast ein Viertel (23,8%) in Form von<br />
Bargeld, Geschenkgutscheinen, Coupons usw. (9.089 Mio.<br />
USD) entwendet wurden. Erstattungsbetrug und unzulässige<br />
Preisminderungen stellen mit einem Volumen von mittlerweile<br />
19,7% (7.521 Mio. USD) schnell an Bedeutung gewinnende<br />
Formen der internen Unterschlagung dar. Weitere Methoden<br />
in diesem Segment waren betrügerische Absprachen (10,3%)<br />
sowie groß angelegter finanzieller Betrug (7,8%).<br />
Verlustprävention<br />
• Für die weltweite Prävention von Verlusten wurden<br />
25.478 Mio. USD bzw. 0,33% des Einzelhandelsumsatzes<br />
aufgewendet; gegenüber dem Vorjahreswert von 0,35%<br />
bedeutet dies einen Rückgang, der auf die zunehmende<br />
Verknappung an frei verfügbaren Mitteln im Einzelhandel<br />
der meisten Länder zurückzuführen sein dürfte. Die<br />
laufenden Betriebskosten beliefen sich auf 17.737 Mio.<br />
USD, die Kapitalkosten auf 7.741 Mio. USD. Der Anteil der<br />
Aufwendungen für Verlustprävention am Umsatz variierte<br />
zwischen 0,44% in den USA und 0,40% in Australien über<br />
durchschnittlich 0,34% in Europa bis zu 0,16% im asiatischpazifischen<br />
Raum.<br />
• Die Kosten für Sicherheitspersonal machten mehr als<br />
die Hälfte der Aufwendungen für Verlustprävention aus<br />
(54,8%); unmittelbar beschäftigte Sicherheitsbeauftragte<br />
kosteten 5.590 Mio. USD (21,9% der Gesamtaufwendungen<br />
für Verlustprävention), und 8.382 Mio. USD (32,9%) wurden<br />
für Leih- und Zeitvertragsmitarbeiter aufgewendet. Die<br />
Ausgaben für Sicherheitsausrüstung wie etwa elektronische<br />
Überwachungstechnik, IT-Ausrüstung und Software beliefen<br />
sich auf 8.047 Mio. USD (31,6% der Gesamtaufwendungen),<br />
der Bargeldtransport mit gepanzerten Fahrzeugen kostete<br />
1.977 Mio. USD (7,7%), und für sonstige Aufwendungen<br />
wurden 1.482 Mio. USD (5,9%) ausgegeben.<br />
Durch Kriminalität weltweit verursachte<br />
Gesamtkosten<br />
• Die auf der Grundlage von durch Kunden, Mitarbeiter<br />
sowie Lieferanten und Verkäufer begangenen Vergehen<br />
(mit Ausnahme von internen Fehlern) errechneten, durch<br />
Kriminalität im Einzelhandel verursachten Kosten beliefen<br />
sich zuzüglich der Kosten für Verlustprävention im Jahr<br />
<strong>2008</strong> auf 112.784 Mio. USD. Diese auf den Schultern der<br />
Allgemeinheit – Einzelhändlern, Mitarbeitern, Lieferanten<br />
und Käufern – lastende Summe entspricht einem Betrag von<br />
229,73 USD pro Haushalt.<br />
Die am häufigsten gestohlenen Waren<br />
• Dem Einzelhandel zufolge stehlen Diebe Waren der<br />
verschiedensten Art; in erster Linie jedoch teure beliebte<br />
Markenartikel wie: Rasierklingen/ Rasierartikel; Kosmetika/<br />
Gesichtscremes und Parfums; Weine und Spirituosen;<br />
Frischfleisch/ Delikatessen; Muttermilchersatz; CDs, DVDs,<br />
elektronische Spiele/ Wii-Konsolen-Zubehör; Modeartikel<br />
(insbesondere Markenartikel, Lederwaren, Handtaschen und<br />
Accessoires); Schnurlos- und Mobiltelefone; iPods, SD-<br />
11
Karten, Elektronikartikel und Uhren. Immer häufiger<br />
gestohlen werden auch Navigationssysteme und<br />
Notebooks.<br />
• Besonders hohe Schwundwerte wurden bei neuen<br />
Produktreihen verzeichnet, insbesondere bei Verkaufsschlagern<br />
wie Harry Potter (auf DVD), Computerspielen wie Grand Theft<br />
Auto IV, Anwendungen für die Nintendo-Konsole Wii sowie<br />
Weihnachtsartikeln. Den Schätzungen des Einzelhandels<br />
zufolge belaufen sich die durch Diebstahl verursachten<br />
Verluste bei neuen Produktlinien im Durchschnitt auf 2 bis<br />
5% (d.h. ein Vielfaches der normalen Schwundquote); bei<br />
Verkaufsschlagern oder auch Weihnachtsartikeln können sie<br />
sogar bis zu 8% erreichen.<br />
Schutz der am häufigsten gestohlenen<br />
Waren<br />
• Der Einzelhandel verwendete im Durchschnitt bei fast<br />
einem Drittel (30,3%) der 50 meistgestohlenen Produktreihen<br />
keinerlei weitergehenden Diebstahlschutz. Der Anteil unter den<br />
besonders diebstahlanfälligen Produktreihen mit speziellem<br />
Diebstahlschutz variierte zwischen weniger als einem Viertel<br />
in Nord- und Lateinamerika (24,5%) und 37,1% im asiatischpazifischen<br />
Raum sowie in Afrika.<br />
• Die elektronische Artikelsicherung (EAS) stellte die<br />
am weitesten verbreitete Methode zum Schutz besonders<br />
diebstahlgefährdeter Artikel dar (38,3% dieser Produktreihen<br />
sind damit versehen). EAS-Hartetiketten wurden bei 16,9%<br />
und Softetiketten bei 12,0% der Artikel eingesetzt. 9,4% der<br />
Artikel wurden durch EAS-Quellensicherung (bei der der<br />
Hersteller die Verpackung bereits beim Fertigungsvorgang<br />
mit einem EAS-Etikett versieht) geschützt.<br />
• Als weitere Mittel zum Schutz kamen Keepers/Safers,<br />
verschlossene Transportbehälter und Produktalarmsysteme<br />
zum Einsatz (bei 9,5% der am häufigsten gestohlenen<br />
Artikel), zurückgegriffen wurde auch auf die Auslage in<br />
verschlossenen Vitrinen und Schränken (8,6%), Kabel- und<br />
Schleiferalarmsysteme (5,3%) sowie Leerkartons oder auch<br />
Warenausgabesysteme (4,1%).<br />
• EAS wurde in Nord- und Lateinamerika bei 43,5%,<br />
in Europa bei 36,0% und im asiatisch-pazifischen Raum/<br />
in Afrika bei 31,3% der besonders diebstahlanfälligen<br />
Produktreihen eingesetzt. Auf EAS-Quellensicherung wurde<br />
in Nord- und Lateinamerika bei 13,7%, in Europa bei 7,9%<br />
und im asiatisch-pazifischen Raum/in Afrika bei 3,6% dieser<br />
Waren zurückgegriffen.<br />
Offene Auslage<br />
• Nahezu ein Drittel (32,3%) der Einzelhändler trägt sich<br />
mit der Absicht, eine Reihe besonders diebstahlgefährdeter<br />
Produkte, die derzeit noch in verschlossenen Vitrinen oder<br />
außerhalb der Verkaufsräume aufbewahrt werden, offen<br />
auszulegen. Diese dürften dabei vor allem durch EAS und<br />
EAS-Quellensicherung gegen Diebstahl geschützt werden.<br />
Daneben dürften auch RFID, Produktalarmsysteme sowie<br />
elektromagnetische Bewegungssensoren eingesetzt werden.<br />
Zu den Produktkategorien, bei denen dies erfolgen soll, zählen<br />
Schnurlos- und Mobiltelefone, Multimedia-Artikel, modische<br />
Accessoires, Telefonkarten, Spirituosen, Rasierklingen,<br />
Kosmetika, Kabel, Parfums, Sicherheitsprodukte sowie DVD-<br />
Boxen.<br />
Wer die Diebstahlkriminalität im Einzelhandel als harmloses,<br />
soziales Phänomen abtut und ansonsten einfach unter<br />
„Geschäftskosten“ verbucht, verkennt den Einfluss der<br />
Bandenkriminalität. Dies zeigt die zunehmende Gewalt<br />
gegenüber Mitarbeitern und Kunden sowie die bestehenden<br />
Verbindungen zwischen Kriminalität im Einzelhandel auf<br />
der einen und Drogenhandel, Unterschlagung und Erpressung<br />
auf der anderen Seite. Ebenso ausgeblendet werden bei dieser<br />
Haltung auch die Kosten für die breite Öffentlichkeit: Diese<br />
belasten die Einkaufsrechnung <strong>2008</strong> eines jeden Haushalts mit<br />
zusätzlichen 229,73 USD.<br />
Die von Checkpoint Systems, Inc. geleistete Unterstützung<br />
des <strong>Globale</strong>n <strong>Diebstahlbarometer</strong>s wird dankbar anerkannt.<br />
Aufbau des Berichts<br />
Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit ist der vorliegende<br />
Bericht in vier Teile untergliedert: Teil I stellt die weltweiten<br />
Ergebnisse mit Bezug auf sämtliche von der Umfrage<br />
erfassten Regionen vor. In den sich daran anschließenden<br />
Abschnitten wird sodann näher auf einzelne Länder und<br />
Regionen eingegangen. Die einzelnen Teile sind von etwa<br />
gleichem Umfang; aus der Reihenfolge der Betrachtung<br />
der schwundbezogenen Ergebnisse in den einzelnen Länder<br />
und Regionen dürfen keine politischen oder anderweitigen<br />
Schlüsse gezogen werden.<br />
Teil II behandelt Nord- und Lateinamerika. Teil III befasst<br />
sich mit Europa. Teil IV behandelt die Ergebnisse aus dem<br />
asiatisch-pazifischen Raum und Afrika.<br />
12
DAS GLOBALE DIEBSTAHLBAROMETER<br />
<strong>2008</strong><br />
TEIL I: EINFÜHRUNG UND ERGEBNISSE WELTWEIT<br />
Untersuchung der kosten<br />
durch Schwund und Kriminalität<br />
im <strong>Globale</strong>n Einzelhandel<br />
Der weltweite Bericht
<strong>Das</strong> <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> <strong>2008</strong><br />
Angaben zur Umfrage<br />
<strong>Das</strong> <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> <strong>2008</strong> liefert aktuelle In for ma -<br />
tionen von führenden Einzelhandelsunternehmen in 36 Ländern<br />
zum Ausmaß ihrer durch Kriminalität und Verschwen dung<br />
verursachten Verluste und wirft einen Blick auf die wichtigsten<br />
Maßnahmen, die diese Unternehmen dagegen ergreifen.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> erfasst sämtliche Einzelhandelssektoren<br />
und vertikalen Märkte in den in Tabelle 1.1<br />
aufgeführten Ländern. Die Analyse beruht auf den Angaben<br />
der 920 Einzelhandelsunternehmen, die unseren Fragebogen<br />
beantwortet haben. Der Gesamtumsatz dieser Unternehmen<br />
beläuft sich auf 814.177 Mio. USD. Die vorliegende Umfrage<br />
ist damit die weltweit größte Erhebung ihrer Art.<br />
Die Ergebnisse des <strong>Globale</strong>n <strong>Diebstahlbarometer</strong>s basieren auf<br />
einer unter führenden Einzelhandelsunternehmen aller vertikalen<br />
Märkte in den 36 berücksichtigten Ländern durchgeführten<br />
Umfrage. Der dabei verwendete Fragebogen wurde an Beauftragte<br />
für Verlustprävention, stellvertretende Sicherheitsbeauftragte<br />
oder leitende Sicherheitsbeauftragte einer repräsentativen<br />
Auswahl von 3.900 großen Einzelhandelsunternehmen in den<br />
36 Ländern gesendet, auf die sich die Erhebung in diesem<br />
Jahr erstreckte. Verwertbare Auskünfte wurden von 920<br />
Unternehmen (entsprechend einer Rücklaufquote von 23,6%)<br />
mit insgesamt 115.612 Verkaufsniederlassungen und einem<br />
Umsatz von insgesamt 814.177 Mio. USD erteilt.<br />
Seit der erstmaligen Durchführung der Umfrage im Jahr 2001<br />
wurde versucht, Zahl und Spektrum der berücksichtigten<br />
Länder von Jahr zu Jahr zu steigern. So wurde mit der jüngsten<br />
Ausgabe der Erhebungsbereich auf Lateinamerika und Afrika<br />
ausgeweitet. Als Länder neu hinzugekommen sind Argentinien,<br />
Brasilien, Südafrika, Mexiko und Malaysia. Dies bedeutet,<br />
dass, wenn auch nicht jedes Land der Erde berücksichtigt<br />
werden kann, jetzt Teilnehmer aus jedem Kontinent vertreten<br />
sind. Angaben zu Afrika und Lateinamerika beziehen sich<br />
im vorliegenden Bericht natürlich nur auf die Länder, die im<br />
Rahmen der Erhebung berücksichtigt wurden. Dies mag auf den<br />
ersten Blick bemüht erscheinen, liefert jedoch eine Grundlage<br />
für die künftige Aufnahme weiterer Länder aus diesen<br />
Regionen. Daten zu Island werden in der vorliegenden Ausgabe<br />
nicht veröffentlicht.<br />
Durchgeführt wurde die Erhebung vom Centre for Retail<br />
Research in Nottingham, England. Der Autor der vorliegenden<br />
Studie ist dessen Leiter Prof. Joshua Bamfield. <strong>Das</strong> Centre for<br />
Retail Research befasst sich bereits seit fast 20 Jahren mit dem<br />
Problem der Kriminalität und Unterschlagung im Einzelhandel<br />
16
in vielen Ländern. Weitere Informationen zur getroffenen<br />
Auswahl an Unternehmen und zur Methodik der Umfrage sind<br />
dem Anhang zu entnehmen.<br />
Definitionen<br />
Sämtlichen Schwundzahlen im vorliegenden Bericht liegen<br />
die mittleren Verkaufs-(Einzelhandels-)preise zugrunde. Dort,<br />
wo Einzelhandelsunternehmen ihre Schwundergebnisse in<br />
Relation zu ihren Einkaufskosten oder eine Kombination aus<br />
Ein- und Verkaufspreis gesetzt haben, wurden die betref fenden<br />
Ergebnisse auf Verkaufspreise umgerechnet. Die Berechnung<br />
der durchschnittlichen Schwundquoten in den einzelnen Ländern<br />
erfolgte in Form gewichteter Mittelwerte, d.h. Großunternehmen<br />
und größere Länder wurden darin proportional stärker berücksichtigt.<br />
Dies macht es möglicherweise schwierig, Vergleiche<br />
mit anderen Umfragen zur Kriminalität im Einzelhandel<br />
anzustellen, die auf einfachen Mittelwerten beruhen. Die<br />
Auswahl der Unternehmen, die zur Teilnahme an der vorliegenden<br />
Umfrage aufgerufen wurden, sollte ein möglichst<br />
breites Spektrum an Erfahrungen widerspiegeln.<br />
Sämtliche Angaben im vorliegenden Bericht erfolgen in US-<br />
Dollar (USD); aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit sind<br />
die Zahlen dabei weitestgehend als Millionen genannt.<br />
Der Begriff „Europa“ bezieht sich im Report auf die von der<br />
Studie berücksichtigten 24 Länder West- und Mitteleuropas.<br />
Er ist somit nicht gleichbedeutend mit der Europäischen Union<br />
(EU), wenn auch die Mehrzahl dieser Länder der EU angehört.<br />
Der Begriff „asiatisch-pazifischer Raum“ bezieht sich in der<br />
vorliegenden Umfrage auf Australien, Indien, Japan, Malaysia,<br />
Singapur und Thailand. „Lateinamerika“ fasst Mittel- und<br />
Südamerika zusammen. Aus der Berücksichtigung bzw. Nichtberücksichtigung<br />
eines Landes dürfen weder Rückschlüsse auf<br />
die Qualität der dortigen Praxis der Verlustprävention noch<br />
irgendwelche politischen Schlussfolgerungen gezogen werden.<br />
Danksagungen<br />
Wir bedanken uns bei allen Beauftragten für Verlustprävention,<br />
die sich am vorliegenden <strong>Globale</strong>n <strong>Diebstahlbarometer</strong> beteiligt<br />
haben. Ihr Beitrag hat die vorliegende weltweit größte Erhebung<br />
zum Thema Kriminalität und Schwund im Einzelhandel erst<br />
möglich gemacht.<br />
Finanziell gefördert wird das <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> <strong>2008</strong><br />
von Checkpoint Systems, Inc. <strong>Das</strong> Unternehmen möchte damit<br />
einen Beitrag zur Diskussion innerhalb der Branche leisten.<br />
Die von Checkpoint Systems bei der Ausarbeitung dieses<br />
statistischen Forschungsprojekts geleistete Unterstützung wird<br />
hochgeschätzt und anerkannt.<br />
17
Die weltweiten Schwundquoten<br />
Der Gesamtschwund in den 36 vom <strong>Globale</strong>n <strong>Diebstahlbarometer</strong><br />
erfassten Ländern belief sich im zwölfmonatigen<br />
Zeitraum von Juli 2007 bis Juni <strong>2008</strong> auf 104.529 Mio. USD.<br />
Die wichtigsten Zahlen sind in Tabelle 1.2 wiedergegeben.<br />
Im Berichtszeitraum verursachte Schwund dem Einzelhandel<br />
Kosten in Höhe von 1,34% seines Jahresumsatzes. Gegenüber<br />
dem Vorjahreswert von 1,36% entspricht dies einem<br />
geringfügigen Rückgang um 1,5%. „Schwund“ ist der<br />
im Einzelhandel verwendete Begriff zur Messung von<br />
„Inventurverlusten durch Diebstahl und Verschwendung”.<br />
Hier wird er als prozentualer Anteil am Einzelhandelsumsatz<br />
ausgedrückt. Zwischen den einzelnen Regionen lassen sich bei<br />
den durchschnittlichen Schwundquoten beträchtliche Unterschiede<br />
feststellen. In diesem Jahr führte Afrika (einstweilen<br />
ausschließlich vertreten durch die Republik Südafrika) mit<br />
einem Wert von durchschnittlich 1,59% die Rangliste der<br />
höchsten Schwundwerte an, wogegen aus dem asiatischpazifischen<br />
Raum mit 1,20% der niedrigste Durchschnittswert<br />
gemeldet wurde.<br />
Der insgesamt zu beobachtende Rückgang bei den Schwundwerten<br />
weltweit scheint im Widerspruch zu der von vielen<br />
Einzelhandelsunternehmen geäußerten Sorge über eine<br />
Zunahme der Kriminalität zu stehen. Wenn auch Unternehmen<br />
des Einzelhandels sich in vielen Ländern einem wachsenden<br />
Maß an Gewalt und Diebstahl gegenüber sehen, so darf dies in<br />
keiner Weise verallgemeinert werden, denn nicht in jedem Falle<br />
lässt sich ein Anstieg beim landesweiten Schwund feststellen.<br />
Die größten Änderungen im Hinblick auf die Prozentwerte<br />
stellten der Anstieg in Europa (+ 0,8%) und der Rückgang<br />
schwundbedingter Verluste in Nordamerika (- 2,6%) dar.<br />
Zwischen den einzelnen Regionen sind erhebliche Unterschiede<br />
festzustellen. So stiegen die durchschnittlichen Schwundquoten<br />
in Afrika (+ 3,9%), Europa (+ 0,8%) und Lateinamerika (+<br />
0,6%) an, während sie im asiatisch-pazifischen Raum (- 3,2%)<br />
und Nordamerika (- 2,6%) rückläufig sind.<br />
Mögen diese Schwundzahlen – einem Außenstehenden –<br />
auch vergleichsweise gering erscheinen, so müssen die durch<br />
Schwund bedingten Gesamtkosten gleichwohl von Kunden,<br />
Anteilseignern und Beschäftigten in Form höherer Preise,<br />
geringerer Gewinne sowie niedrigerer Bonuszahlungen und<br />
eines niedrigeren Gehaltsniveaus getragen werden. Im<br />
zurückliegenden Jahr hat Schwund jeden einzelnen Bürger der<br />
von der Umfrage erfassten Länder durchschnittlich 71,12 USD<br />
gekostet.<br />
18
Abb. 1.1 benennt, nach Ländern geordnet, die größten<br />
Summanden zu den weltweiten Schwundkosten in Höhe von<br />
104.529 Mio. USD. Die fünf Länder, die am stärksten zum<br />
weltweiten Schwund beigetragen haben, waren wie bereits<br />
im Vorjahr, die USA, Japan, Großbritannien und Nordirland,<br />
Deutschland und Frankreich, worin sich in erster Linie das<br />
relative Volumen des Einzelhandelssektors widerspiegelt.<br />
Zwischen den einzelnen Ländern treten erhebliche Unterschiede<br />
auf, wie Abb. 1.2 und Tab. 1.3 veranschaulichen, welche die<br />
Schwundergebnisse für <strong>2008</strong> und 2007 im Detail wiedergeben.<br />
19
Die höchsten Schwundquoten wurden in Indien (3,10%),<br />
Mexiko (1,68%), Thailand (1,59%) Südafrika (1,59%) und<br />
Malaysia (1,53%) beobachtet. Die niedrigsten Werte wurden<br />
aus Japan, Österreich und der <strong>Schweiz</strong> (jeweils 1,01%),<br />
Deutschland (1,13%) und Dänemark (1,20%) vermeldet.<br />
Gegenüber dem Vorjahr beklagte der Einzelhandel in 20<br />
Ländern einen Anstieg der Schwundquoten, während diese in<br />
14 Ländern rückläufig waren und in zwei Ländern unverändert<br />
geblieben sind. Die Länder mit den höchsten Zuwachsraten<br />
waren Österreich (+ 7,4%), Indien (+ 6,9%), die <strong>Schweiz</strong><br />
(+ 5,2%) sowie Italien (+ 4,1%). Die größten Rückgänge<br />
verzeichneten die Baltischen Staaten (Lettland, Litauen und<br />
Estland) (- 4,9%), Portugal (- 3,8%), Thailand (- 3,6%) und die<br />
Niederlande (- 3,2%).<br />
Die weltweiten Mittelwerte sind nach dem Umsatzvolumen in<br />
den einzelnen Ländern gewichtet. Trotz dem Umstand, dass,<br />
wie berichtet, die Schwundquoten in 20 Ländern angestiegen<br />
und in nur 14 Ländern zurückgegangen sind, ist der weltweite<br />
Mittelwert um 1,5% gesunken: Dies ist vor allem auf den<br />
Schwundrückgang in Ländern mit großem Einzelhandelssektor<br />
wie den USA, Japan, Großbritannien und Nordirland sowie<br />
Kanada zurückzuführen, der den andernorts zu beklagenden<br />
Anstieg mehr als ausgleicht.<br />
Diese Zahlen sowie sämtliche im vorliegenden Bericht<br />
genannten Daten wurden anteilig bezogen auf den Endver kaufspreis<br />
berechnet. Dort, wo Einzelhändler ihre Einkaufspreise<br />
oder eine Kombination aus Ein- und Verkaufspreis zugrunde<br />
legten, erfolgte eine Umrechnung auf den Endverkaufspreis.<br />
„Schwund“ ist ein Begriff aus der Buchhaltung, der den<br />
Unterschied zwischen dem Umsatz, den ein Unternehmen<br />
(aufgrund des Umsatzes und des Warenumschlags) hätte<br />
erzielen müssen, und dem wiedergibt, den es tatsächlich erzielt<br />
hat. Schwundbedingte Verluste gehen in erster Linie auf den<br />
Diebstahl von Waren oder Bargeld aus dem Unternehmen sowie<br />
auf eine Reihe kleinerer oder auch größerer Prozessfehler,<br />
Irrtümer in der Buchhaltung und fehlerhafte Auszeichnungen<br />
zurück, die zu manifesten Inventarverlusten führen. Zusätzlich<br />
zum tatsächlichen Inventarverlust werden die „offiziellen“<br />
Schwundraten von der Unternehmenspolitik, Buchhaltungsrichtlinien<br />
und den Steuerbestimmungen beeinflusst, auf die,<br />
da sie sich auf die Praxis auswirken, auch eine Reihe von<br />
Unterschieden bei den Ergebnissen zurückzuführen sind.<br />
21
Warenschwund nach Branche<br />
Die Einzelhandelsunternehmen wurden in 16 Branchen<br />
(oder vertikale Märkte) unterteilt, um Schwundzahlen<br />
zwischen unterschiedlichen Geschäftsfeldern vergleichen zu<br />
können. Die Kategorisierung erfolgte auf der Grundlage der<br />
Klassifizierung des Einzelhandels nach Hoover’s, Inc. Viele<br />
Einzelhandelsunternehmen können sich mehr als einer<br />
Kategorie zuordnen, weshalb beim Anstellen von Vergleichen<br />
Vorsicht geboten ist.<br />
Die höchsten durchschnittlichen Schwundquoten (Abb.<br />
1.3) befinden sich in den Produktgruppen Autozubehör/<br />
Baumarktartikel (1,76%), Kosmetik/ Parfum/ Schönheitspflege/<br />
Apothekenartikel (1,68%) sowie Mode- und Bekleidungsartikel/<br />
Accessoires (1,67%). Die geringsten Quoten wiesen die<br />
Bereiche Bier, Wein und Spirituosen (0,77%), Schuhe/Sportund<br />
Freizeitartikel (0,80%) sowie Spielwaren und Spiele/<br />
Hobby- und Bastelartikel (0,87%) auf.<br />
22
Ursachen für Warenschwund im Einzelhandel<br />
Über die Frage nach den Hauptursachen bzw. Hauptverursachern<br />
des im Einzelhandel beobachteten Warenschwunds<br />
wird kontrovers diskutiert. Insbesondere darüber, ob der durch<br />
Mitarbeiter begangene Diebstahl oder der Ladendiebstahl<br />
durch Kunden für den Einzelhandel das größere Problem<br />
darstellt. Aus Abb. 1.4 geht hervor, dass nach den Berichten des<br />
Einzelhandels Verluste in Höhe von 43.064 Mio. USD (41,2%<br />
des Gesamtschwunds) auf das Konto von Ladendieben und ein<br />
Betrag von 38.150 Mio. USD (36,5%) auf von Mitarbeitern<br />
begangene Unterschlagung zurückgehen. Interne Fehler<br />
(darunter Prozessfehler, Irrtümer in der Buchhaltung und<br />
fehlerhafte Auszeichnungen) kosten den Einzelhandel 17.223<br />
Mio. USD (16,5%). Die Verluste durch auf das Konto von<br />
Lieferanten oder Verkäufern gehende Unterschlagung (sowie<br />
Diebstahlsdelikte innerhalb der Lieferkette) beziffern sich auf<br />
6.092 Mio. USD (5,8%). Die durch Ladendiebstahl verursachten<br />
Verluste übersteigen somit die Verluste durch interne<br />
Kriminalität – wobei dieser Begriff von der organisierten<br />
Kriminalität platzierte betrügerische Beschäftigte einschließt –<br />
um 13%.<br />
Die in Abb. 1.4 zugrunde liegenden Zahlen spiegeln dabei<br />
lediglich die Einschätzung der Verlustpräventionsbeauftragten<br />
wider, da sich genaue Fakten nur sehr schwierig ermitteln<br />
lassen. In Nord- und Lateinamerika sieht man (mit 46,3% bzw.<br />
42,0%) die größte Schwundursache in der von Mitarbeitern<br />
begangenen Unterschlagung, während im asiatisch-pazifischen<br />
Raum und Europa (zu 53,8% bzw. 46,8%) Ladendiebstahl für<br />
das größte Problem erachtet wird.<br />
In Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum wurde ein<br />
Anstieg des Ladendiebstahl-Anteils am Schwund (um 3,1%<br />
bzw. 2,3%) wahrgenommen. Im Unterschied dazu steigt im<br />
gleichen Zeitraum der Schwundanteil, der auf durch Mitarbeiter<br />
begangene Unterschlagung zurückgeführt wird, in Europa von<br />
28,6% auf 30,5%. Die Ursache für die wachsende Rolle, die<br />
Ladendiebstahl in Nordamerika spielt, wird in organisierter<br />
Kriminalität gesehen – ein Problem, das sich möglicherweise<br />
weltweit ausbreiten wird. In Europa ist der Anteil der internen<br />
Unterschlagung seit der erstmaligen Umfrage im Jahr 2001 in<br />
der allgemeinen Wahrnehmung erheblich angestiegen.<br />
Diese Zahlen ergeben sich aus den Einschätzungen von<br />
Experten für Verlustprävention, die darin ihre Beurteilung der<br />
gegenwärtig größten Probleme zum Ausdruck bringen. Da<br />
jedoch Schwund zum Zeitpunkt, da er eintritt, unbeobachtet<br />
bleibt, sind diese Einschätzungen mit gewisser Vorsicht zu<br />
beurteilen.<br />
23
Gefasste Diebe unter den Kunden und den<br />
Beschäftigten<br />
Tab. 1.4 lässt sich entnehmen, dass im Berichtszeitraum nahezu<br />
5,3 Mio. Ladendiebe und kriminelle Mitarbeiter gefasst werden<br />
konnten. Ladendiebe stellen dabei mit 84,6% die deutliche<br />
Mehrheit dar. Die absolute Zahl der Ladendiebe betrug 4,48<br />
Mio., während 0,81 Mio. Diebe unter den Mitarbeitern ermittelt<br />
werden konnten.<br />
Der durchschnittliche Wert der von Ladendieben entwendeten<br />
Ware bzw. der entstandene Schaden belief sich auf 328 USD<br />
pro Vorfall. Der durchschnittliche Diebstahlsbetrag pro<br />
gefassten Mitarbeiter betrug 1.842 USD und damit das<br />
5,6-fache des durchschnittlichen Werts der von Ladendieben<br />
entwendeten Waren. Diese Durchschnittswerte unterscheiden<br />
sich in den einzelnen Regionen erheblich. So beträgt der<br />
Durchschnittswert der von Ladendieben entwendeten Waren<br />
ohne Berücksichtigung von Nordamerika 170 USD. Bleibt<br />
Europa unberücksichtigt, beträgt der durchschnittliche Wert für<br />
die von Mitarbeitern begangene Unterschlagung 1.260 USD.<br />
Gegenüber 2007 ist die Gesamtzahl der gefassten Diebe um<br />
11,3% zurückgegangen. Dies könnte daran liegen, dass der<br />
Einzelhandel sein Augenmerk vermehrt auf Gewohnheits-<br />
24
diebe und kriminelle Mitarbeiter richtet. Die Zahl der<br />
ergriffenen Diebe unter den Mitarbeitern stieg um 66.000<br />
bzw. 8,9%. <strong>Das</strong> veranschaulicht, dass die tatsächlichen wie<br />
auch die potenziellen Verluste, die auf kriminelle Mitarbeiter<br />
zurückgehen, in der Regel sehr viel höher sein dürften als bei<br />
einem durchschnittlichen Ladendieb.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass sich im hohen Mittelwert<br />
der Ladendiebstahlvorfälle in Nordamerika der Einfluss des<br />
organisierten Verbrechens widerspiegelt. Die durchschnittliche<br />
Höhe des Diebstahls (pro ergriffene Person) in anderen<br />
Regionen ist sehr viel niedriger: So beträgt sie 108 USD in<br />
Europa und gerade einmal 35 USD in Afrika. In Europa ist<br />
wiederum die durchschnittliche Höhe des von kriminellen<br />
Mitarbeitern verursachten Schadens mit 3.145 USD pro Fall<br />
besonders hoch, was auf in großem Maßstab betriebene<br />
Unterschlagung und einen vergleichsweise geringeren Anteil<br />
an gefassten internen Dieben zurückgeführt wird. Im asiatischpazifischen<br />
Raum belief sich der Wert der von kriminellen<br />
Mitarbeitern entwendeten Waren durchschnittlich auf 395 USD.<br />
Betrug feststellen. Der Anteil des durch den Diebstahl von<br />
Waren verursachten Verlustes ist dagegen zurückgegangen.<br />
Noch einmal sei allerdings daran erinnert, dass diese Zahlen<br />
Einschätzungen darstellen, die das widerspiegeln, worin die sich<br />
wandelnden Trends bei der internen Unterschlagung gesehen<br />
werden.<br />
Die Gruppenzugehörigkeit der gefassten Diebe spiegelt<br />
natürlich ebenso die Praxis der Verlustprävention wie die Zahl<br />
der innerhalb der Branche agierenden Diebe wider. Hinzu<br />
kommen möglicherweise rechtliche oder auch kulturelle<br />
Unterschiede, die den entstandenen durchschnittlichen Diebstahlsschaden<br />
beeinflussen.<br />
Die dominierenden Methoden der internen<br />
Unterschlagung<br />
Auf das Konto von Mitarbeitern gehende Diebstahls- und<br />
Unterschlagungsdelikte (interne Unterschlagung) kosten den<br />
Einzelhandel weltweit 38.150 Mio. USD. Welcher Methoden<br />
bedienten sich unehrliche Mitarbeiter bei der Entwendung von<br />
Waren, Sachen oder auch Finanzanlagen? Die Antworten gehen<br />
aus Abb. 1.6 hervor. Nach den Angaben des Einzelhandels<br />
ereigneten sich 38,4% der internen Unterschlagung (in<br />
einer Größenordnung von 14.644 Mio. USD) unmittelbar in<br />
Form von Waren diebstahl, während fast ein Viertel (23,8%<br />
/ 9.089 Mio. USD) in Form von Bargeld, Gutschriften oder<br />
Geschenkgut scheinen stattfand. Erstattungsbetrug und<br />
unzulässige Preisminderungen, die inzwischen zu den schnell<br />
an Bedeutung gewinnenden Spielarten der Unterschlagung<br />
gezählt werden, machten 19,7% (7.521 Mio. USD) aus:<br />
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg<br />
um 34%. Betrügerische Absprachen verursachten 10,3% der<br />
Verluste (3.924 Mio. USD). Groß angelegtem, finanziellem<br />
Betrug wurden 7,8% (2.973 Mio. USD) der internen<br />
Unterschlagung zugerechnet. Bei einem Vergleich mit dem<br />
entsprechenden Vorjahreszeitraum lässt sich der größte Anstieg<br />
beim Erstattungsbetrug sowie bei groß angelegtem, finanziellem<br />
25
Aufwendungen für Verlustprävention und<br />
Sicherheit<br />
Der Einzelhandel hat schon immer selbst Maßnahmen zum<br />
Schutz seines Eigentums vor Diebstahl und Unterschlagung<br />
treffen müssen. Veränderte Prioritäten in der Polizeiarbeit<br />
haben es indes mit sich gebracht, dass die Einkaufsmärkte in<br />
zunehmendem Maße selbst für polizeilichen Schutz sorgen<br />
müssen. Für Verlustprävention und Sicherheit wurden im<br />
Einzelhandel in den zwölf Monaten von Juli 2007 bis Juni<br />
<strong>2008</strong> 25.478 Mio. USD, entsprechend 0,33% des Umsatzes,<br />
aufgewendet (Tab. 1.5). Dabei lassen sich zwischen den<br />
einzelnen Regionen beträchtliche Unterschiede feststellen: So<br />
wurden im Einzelhandel Nordamerikas im Schnitt 0,43% des<br />
Umsatzes in Verlustprävention investiert, während dieser Anteil<br />
im asiatisch-pazifischen Raum lediglich 0,16% ausmachte.<br />
Die Aufwendungen für Verlustprävention in Form<br />
von Betriebs- und laufenden Kosten beliefen sich auf<br />
zusammengerechnet 17.737 Mio. USD und die Kapitalkosten<br />
(einschließlich Abschreibung) auf 7.741 Mio. USD.<br />
Die wichtigsten Ausgabentitel der Verlustpräventions abteilungen<br />
gehen aus Abb. 1.7 hervor. Die Aufwendungen für<br />
Sicherheitspersonal machten 13.972 Mio. USD und damit<br />
54,8% der Verlustpräventionsaufwendungen aus. Unmittelbar<br />
beschäftigte Sicherheitsbeauftragte kosteten den Einzelhandel<br />
5.590 Mio. USD (21,9%), und 8.382 Mio. USD (32,9%)<br />
wurden für Leih- und Zeitvertragsmitarbeiter aufgewendet.<br />
Die Ausgaben des Einzelhandels für Verlustprävention und<br />
Sicherheitsausrüstung (wie etwa EAS, IT-Ausrüstung und<br />
Software) beliefen sich auf 8.047 Mio. USD (31,6% der<br />
Gesamtaufwendungen), der Bargeldtransport mit gepanzerten<br />
Fahrzeugen kostete 1.977 Mio. USD (7,7%), und für sonstige<br />
Verlustpräventionsmaßnahmen wurden 1.482 Mio. USD (5,9%)<br />
ausgegeben.<br />
26
Die durch Kriminalität im Einzelhandel<br />
verursachten Kosten<br />
Schwund geht nicht allein auf Kriminalität im Einzelhandel<br />
zurück, sondern beinhaltet auch Verluste als Folge verwal tungstechnischer<br />
Fehler (wie z.B. Auszeichnungsfehler, Irrtümer<br />
in der Buchhaltung oder auch fehlgeleitete Prozesse). In den<br />
in Tabelle 1.6 wiedergegebenen, durch Kriminalität im Einzelhandel<br />
verursachten Kosten sind verwaltungstechnische Fehler<br />
nicht berücksichtigt; vielmehr konzentrieren sie sich auf<br />
kriminalitätsbedingte Verluste: die Kosten des von Kunden,<br />
Mitarbeitern, Lieferanten/Verkäufern sowie innerhalb der<br />
Lieferkette begangenen Diebstahls zuzüglich der Verlustpräventions<br />
kosten selbst.<br />
Rechnet man die 25.478 Mio. USD für Verlustpräventionsmaßnahmen<br />
mit ein, beliefen sich die weltweit durch Kriminalität<br />
im Einzelhandel verursachten Kosten in den Monaten von Juli<br />
2007 bis Juni <strong>2008</strong> auf 112.784 Mio. USD (Tabelle 1.6). Dies<br />
sind die kriminalitätsbedingten Kosten, die der Einzelhandel<br />
zu schultern hat; sie machen deutlich, warum die Unternehmen<br />
sich dem Verbrechen durch Investitionen in Verlustprävention<br />
entgegenstellen müssen.<br />
Der Betrag von 112.784 Mio. USD entspricht einer von<br />
jedem einzelnen Haushalt, jeder Familie in den 36 Ländern zu<br />
tragenden jährlichen Sondersteuer in Höhe von 229,73 USD –<br />
ein Betrag, für den der ehrliche Kunde aufkommen muss.<br />
27
Filialaudit-Programme und Befolgung der<br />
Verlustpräventionsrichtlinien<br />
Um sicherzustellen, dass die auf Verlustprävention und<br />
Sicherung der Waren zielenden Unternehmensrichtlinien<br />
in die Praxis umgesetzt werden, hatten weltweit 73,3% der<br />
führenden Einzelhandelsunternehmen ein Verlustpräventions-<br />
Audit-Programm auf Filialebene implementiert. Dies bedeutet<br />
einen weiteren Anstieg gegenüber den 70,1% unter den<br />
führenden Einzelhandelsunternehmen, die sich bereits im<br />
Vorjahreszeitraum dieses Mittels bedienten. Diese Programme<br />
beinhalteten in der Regel auch eine ein- bis zweimal jährlich<br />
stattfindende Inspektion der Befolgung der in den einzelnen<br />
Filialen geltenden Richtlinien und Verfahren. Die Mehrheit<br />
innerhalb dieser Gruppe (43,0%) führte diese häufiger als drei<br />
Mal jährlich, meist sogar mehr als sechs Mal jährlich durch. Die<br />
übrigen rund 30,3% führten Audits ein bis zwei Mal pro Jahr<br />
durch. Der höchste Anteil an Einzelhandelsunternehmen, die<br />
sich des Mittels des Audits bedienen, fand sich Nordamerika<br />
(83,6%).<br />
Die am häufigsten gestohlenen Waren<br />
Der Einzelhandel konstatiert, dass zwar beinahe jeder Artikel<br />
gestohlen werden kann, die Diebe sich jedoch auf kleine und<br />
leicht zu verbergende, teure Markenartikel konzentrieren, die<br />
beim Käufer besonders beliebt sind und sich so auch besonders<br />
leicht wiederveräußern lassen.<br />
Tab. 1.8 führt die (nach den Angaben der Befragten) am<br />
häufigsten entwendeten Waren nach Hauptkategorie oder<br />
Branche untergliedert auf. Viele Einzelhandelsunternehmen<br />
haben ihr Angebot auf Produkte wie Elektronikartikel, DVDs/<br />
Unterhaltungsmedien, iPods, Bekleidung sowie Produkte zur<br />
Gesundheits- und Schönheitspflege diversifiziert, die aus diesem<br />
Grund mehrfach in der Liste erscheinen können. In den meisten<br />
Ländern erwirtschaften Supermärkte, Verbrauchermärkte und<br />
Lebensmittelgeschäfte zwischen 30 und 45% des Einzelhandels-<br />
Gesamtumsatzes, weshalb all das, was in diesen Geschäften<br />
einen besonders häufig gestohlenen Artikel darstellt oder in<br />
Tab. 1.8 mehrfach erscheint, mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
zu den bei Ladendieben besonders beliebten Waren zählt. In<br />
diese Gruppe gehören Rasierklingen/ Rasierartikel; Kosmetik/<br />
Gesichtscremes und Parfums; Weine und Spirituosen;<br />
Frischfleisch/ Delikatessen; Muttermilchersatz; CDs, DVDs,<br />
elektronische Spiele/ Wii-Konsolen-Zubehör, Schnurlos- und<br />
Mobiltelefone sowie Uhren.<br />
28
Verluste bei neuen Produktreihen<br />
Die Einzelhandelsunternehmen berichteten von einer<br />
überdurchschnittlichen Diebstahlshäufigkeit bei neuen<br />
Produktreihen in den ersten Wochen, in denen diese angeboten<br />
werden. Der Rummel um ein neues Produkt ist in dieser Zeit<br />
tendenziell am größten, die Läden können mit der Nachfrage<br />
mitunter kaum Schritt halten. Hinzu kommt, dass die beliebtesten<br />
Produkte auf dem Schwarzmarkt möglicherweise<br />
sogar noch höhere Preise erzielen, beispielsweise vor<br />
Weihnachten. Entwendet werden solche Produkte sowohl für<br />
den Eigengebrauch als auch zum Wiederverkauf. Als Beispiele<br />
hierfür gelten neue Spiele für die Wii-Konsole, die frühen<br />
Harry-Potter-Bücher sowie Spielwaren und Spiele in der<br />
Vorweihnachtszeit.<br />
Schätzungen des Einzelhandels zufolge belaufen sich die durch<br />
Diebstahl verursachten Verluste bei neuen Produktlinien im<br />
Durchschnitt auf 2 bis 5% (d.h. ein Vielfaches der normalen<br />
Schwundquote); bei Produkten, die in aller Munde sind und bei<br />
denen eine Angebotsverknappung aufgetreten ist, können Sie<br />
sogar bis zu 8% erreichen.<br />
29
Schutz der am häufigsten gestohlenen Waren<br />
Diebe richten ihre Aufmerksamkeit in der Regel auf einen<br />
vergleichsweise kleinen Ausschnitt des Warenangebots des<br />
jeweiligen Einzelhändlers. Wir haben die Teilnehmer gefragt,<br />
welche Maßnahmen sie zum Schutz der etwa 50 am häufigsten<br />
gestohlenen Produktreihen getroffen haben. Die Ergebnisse<br />
gehen aus Tab. 1.9 hervor.<br />
Im Durchschnitt war den Angaben im Fragebogen zufolge<br />
knapp ein Drittel (30,3%) dieser 50 besonders diebstahlan<br />
fälligen Artikel überhaupt nicht weitergehend geschützt.<br />
Hinsichtlich der übrigen 69,7%, denen ein besonderer Schutz<br />
zuteil wurde, bediente man sich in erster Linie der elektronischen<br />
Etikettierung sowie des Einschließens oder einer<br />
anderweitigen Absicherung des Produkts. Die zum Schutz<br />
am häufigsten verwendete Maßnahme stellte EAS dar: 38,3%<br />
der Produktreihen (d.h. mehr als die Hälfte der zusätzlich<br />
abgesicherten Waren) waren in dieser Weise geschützt.<br />
EAS-Hartetiketten wurden bei 16,9% der Artikel eingesetzt,<br />
Softetiketten bei 12,0%. 9,4% der besonders diebstahlgefähr<br />
deten Produktreihen waren im Rahmen einer EAS-<br />
Quellensicherung geschützt. Bei der Quellensicherung bringt<br />
der Hersteller oder Lieferant bei der Herstellung EAS-Etiketten<br />
an der Verpackung oder an anderer Stelle an. Ein Teil der durch<br />
Safers und Produktalarmsysteme geschützten Waren wird<br />
zusätzlich elektronisch überwacht.<br />
Safers, verschlossene Transportbehälter sowie Produktalarmsysteme<br />
wurden bei 9,5% der am häufigsten gestohlenen Artikel<br />
eingesetzt. Andere Ware wurde in Vitrinen oder verschlossenen<br />
Regalen ausgestellt (8,6%), die nur von Mitarbeitern mit<br />
dem entsprechenden Schlüssel geöffnet werden können,<br />
oder waren durch Ketten, Kabel oder Schleifenalarmsysteme<br />
geschützt (5,3%). Fast jeder zwanzigste Artikel (4,1%) wurde<br />
im Verkaufsbereich überhaupt nicht präsentiert, sondern in<br />
einem Lagerbereich aufbewahrt und dem Kunden erst nach<br />
Vorlage eines erworbenen Leerkartons oder eines Abholscheins<br />
ausgehändigt. Alles in allem waren 27,5% der Ware durch<br />
Einschließen oder sonstige Schutzmaßnahmen dem Zugriff von<br />
Ladendieben entzogen.<br />
Offene Auslage<br />
Fast ein Drittel (32,3%) der Teilnehmer erklärte seine Absicht,<br />
eine Reihe hochgefährdeter Artikel, die bislang noch in<br />
verschlossenen Schränken oder Regalen aufbewahrt werden<br />
oder durch Kabel gesichert sind, im Verkaufsraum offen<br />
auszulegen. Zu diesen Produktkategorien zählen Schnurlosund<br />
Mobiltelefone, Multimedia-Artikel, Mode-Accessoires,<br />
Telefonkarten, Spirituosen, Rasierklingen, Kosmetika,<br />
30
Kabel, Parfums, Sicherheitsprodukte sowie DVD-Boxen. Die<br />
Einzelhändler planen den Einsatz von verschiedenen Verfahren<br />
zum Schutz dieser Produktreihen in der offenen Auslage: in<br />
erster Linie EAS- und EAS-Quellensicherung, ebenso jedoch<br />
RFID, Produktalarmsysteme, Sicherheits-Umverpackungen<br />
sowie elektromagnetische Bewegungssensoren.<br />
31
DAS GLOBALE DIEBSTAHLBAROMETER<br />
<strong>2008</strong><br />
TEIL III: EUROPA<br />
Untersuchung der Kosten<br />
durch Schwund und Kriminalität<br />
im <strong>Globale</strong>n Einzelhandel<br />
Der weltweite Bericht
<strong>Das</strong> globale <strong>Diebstahlbarometer</strong><br />
Angaben zur Umfrage<br />
Einzelhandelsunternehmen in Europa tauschen sich bereits<br />
seit 2001 über das Europäische <strong>Diebstahlbarometer</strong> über<br />
Kriminalität und Verlust im Einzelhandel aus. 2007 wurde aus<br />
dem Europäischen <strong>Diebstahlbarometer</strong> das <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong>.<br />
Hatte sich die 2001 erstmals durchgeführte Studie<br />
zunächst auf Westeuropa beschränkt, wurden nach und nach<br />
beinahe alle übrigen europäischen Länder darin berücksichtigt.<br />
Die Zahl europäischer Einzelhandelsunternehmen, die sich<br />
am aktuellen <strong>Diebstahlbarometer</strong> beteiligt haben, beträgt 502<br />
und liegt damit 2,7% über dem Wert des Vorjahrs. Diese<br />
Unternehmen betreiben insgesamt 36.199 Verkaufsniederlassungen<br />
mit einem Gesamtumsatz von 415.709 Mio. USD.<br />
Die Zahl der Teilnehmer aus den einzelnen Ländern schwankt<br />
von Jahr zu Jahr, unter anderem auch deshalb, weil eine Reihe<br />
von Unternehmen den Fragebogen nur alle zwei Jahre ausgefüllt<br />
zurücksenden. Diejenigen Einzelhandelsunternehmen, die an<br />
der vorliegenden Umfrage teilgenommen haben, repräsentieren<br />
13% des im europäischen Einzelhandel erwirtschafteten<br />
Umsatzes. Der Rücklauf betrug 27,9%.<br />
Zum zwölfmonatigen Zeitraum von Juli 2007 bis Juni <strong>2008</strong><br />
erfasst das <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> <strong>2008</strong> Trends bei den<br />
Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen sowie das Ausmaß<br />
des von Kunden und Mitarbeitern begangenen Diebstahls.<br />
Darüber hinaus liefert das <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> aktuelle<br />
Informationen zu den am häufigsten gestohlenen Produkten,<br />
Schätzungen zu den Methoden der internen Unterschlagung<br />
sowie Angaben dazu, wie Einzelhändler ihre am stärksten<br />
diebstahlgefährdeten Waren schützen. Sämtliche der hier<br />
genannten Schwundziffern beziehen sich auf den Endverkaufs<br />
preis im Einzelhandel. Angaben von Einzelhändlern,<br />
denen Einkaufskosten oder eine Kombination aus Ein- und<br />
Verkaufs preis zugrunde liegen, wurden auf Endverkaufspreise<br />
umgerechnet. Aufgrund von Rückmeldungen zum vorherigen<br />
<strong>Diebstahlbarometer</strong> in 2007 sind alle Betragsangaben im<br />
vorliegenden Teil III in US-Dollar angegeben, damit keine<br />
Verwirrung entsteht.<br />
Der Begriff „Europa“ bezieht sich im Bericht auf die von der<br />
Studie berücksichtigten 24 Länder West- und Mitteleuropas. Er<br />
ist somit nicht gleichbedeutend mit „Europäische Union“ (EU),<br />
wenn auch die Mehrzahl dieser Länder der EU angehört. Die<br />
Zahlen zu bestimmten Ländern wurden zusammengefasst, um<br />
die Vertraulichkeit der dort gemachten Angaben zu wahren.<br />
Aus demselben Grund werden in diesem Jahr zu Island keine<br />
Daten veröffentlicht.<br />
34
Zunahme bei Diebstahl und Warenschwund<br />
Im Berichtszeitraum 2007/<strong>2008</strong> hat der Schwund im europäischen<br />
Einzelhandel (kriminalitätsbedingter Bestands verlust<br />
ausgedrückt in Prozent des Umsatzes) erneut zugenommen: So<br />
beträgt die durchschnittliche Schwundquote nunmehr 1,27%.<br />
<strong>Das</strong> entspricht gegenüber dem Vorjahreswert von 1,26% einem<br />
Anstieg um 0,8%. 2006 betrug dieser Wert noch 1,24 % (vgl.<br />
Abb. 3.1).<br />
Schwund kostete den europäischen Einzelhandel im Jahr <strong>2008</strong><br />
40.291 Mio. USD. Dieser Wert errechnet sich als Summe der<br />
Schwundkosten in Höhe von 37. 281 Mio. USD in Westeuropa<br />
und von 3.010 Mio. USD in Mitteleuropa (Tab. 3.1).Gegenüber<br />
dem Vorjahr bedeutet dies einen absoluten Anstieg um 410<br />
Mio. USD.<br />
Aus den Veränderungen bei den Schwundzahlen lässt sich nur<br />
mit Mühe ein klares Bild gewinnen. Wie wir gesehen haben,<br />
geht der grundlegende Trend in Europa in Richtung steigender<br />
Zahlen, womit sich die in den Jahren 2002 bis 2006 beobachtete<br />
Tendenz umgekehrt hat. Die Sicherheitspraxis im Einzelhandel,<br />
die Kriminalitätsbereitschaft potenzieller Diebe wie auch die<br />
Effektivität der Strafjustiz dürften allesamt auf ihre Weise und<br />
über unterschiedliche Zeitskalen die Schwundraten beeinflussen.<br />
Der seit 2007 zu beobachtende Trend hin zu vermehrtem<br />
Schwund wird sich wahrscheinlich noch einige Jahre lang<br />
fortsetzen. Die Implementierung von Sicherheitsrichtlinien<br />
sowie Inves-titionen in Sicherheitsausrüstung werden jedoch<br />
dazu beitragen, die Auswirkungen dieser Schwundzunahme auf<br />
die einzelnen Unternehmen einzudämmen bzw. zu vermindern.<br />
Aus Tab. 3.1 gehen die Schwundraten zu allen von der<br />
Umfrage erfassten europäischen Ländern hervor. Dabei lässt<br />
sich feststellen, dass Einzelhändler in 14 europäischen Staaten<br />
einen vermehrten Schwund zu beklagen hatten, neun<br />
Länder (bei individueller Zählung von Lettland, Litauen und<br />
Estland) einen Rückgang vermeldeten und in einem Land die<br />
Schwundsituation unverändert geblieben ist.<br />
Die niedrigsten Schwundquoten traten in der <strong>Schweiz</strong>, in<br />
Österreich (jeweils 1,01%) sowie in Deutschland (1,13%)<br />
auf. Die höchsten Schwundquoten wurden in diesem<br />
Jahr aus Tschechien und Ungarn (jeweils 1,38%) und<br />
Frankreich (1,37%) vermeldet. Der anhaltende Rückgang<br />
der Schwundziffern in Großbritannien und Nordirland, einst<br />
das Land mit dem höchsten Schwundaufkommen in Europa,<br />
verdient besondere Erwähnung. Die Schwundquoten sind<br />
dabei in Mitteleuropa weiterhin höher als in den westlichen<br />
Nachbarländern. In diesem Jahr hat sich die Schwundrate in<br />
Mitteleuropa allerdings bei 1,36% stabilisiert, was vor allem<br />
auf Rückgänge in Tschechien und in den Staaten des Baltikums<br />
zurückzuführen ist. In einer Reihe dieser Länder wurde nach<br />
mehreren Jahren des Rückgangs erstmals wieder ein Anstieg<br />
verzeichnet. Geringfügige Schwankungen um den Mittelwert<br />
sollten jedoch nicht überbewertet werden.<br />
Die größte Zunahme bei den durchschnittlichen Schwundquoten<br />
gibt es in Österreich (+ 7,4%), der <strong>Schweiz</strong> (+ 5,2%) sowie<br />
in Italien (+ 4,1%). Dessen ungeachtet weisen die <strong>Schweiz</strong><br />
und Österreich weiterhin die niedrigsten Schwundquoten in<br />
Europa auf. Der größte Rückgang beim Schwund wurde in<br />
den Baltischen Staaten (- 4,9%), Portugal (- 3,8%) und den<br />
Niederlanden (- 3,2%) gemessen.<br />
35
Schwund nach Branchen<br />
Die Schwundproblematik präsentiert sich von Sparte zu Sparte<br />
unterschiedlich, und so fällt auch das Urteil über deren<br />
Tragweite verschieden aus. Tabelle 3.2 veranschaulicht, wie die<br />
„durchschnittliche“ Schwundrate zwischen ver schie denen<br />
Bereichen des Einzelhandels variiert. Die Einzelhandelsunternehmen<br />
haben sich dafür einer von 16 Sparten bzw. Branchen<br />
zugeordnet (gemäß der von Hoover, Inc. vorgenommenen<br />
Kategorisierung). Beim Anstellen von Vergleichen ist indes<br />
Vorsicht geboten, da einander ähnliche Unternehmen sich<br />
möglicherweise in unterschiedlicher Weise eingeordnet haben.<br />
Die niedrigsten durchschnittlichen Schwundquoten wurden<br />
in Europa in den Sparten Schuhe/ Sport- und Freizeitartikel<br />
(0,65%), Discounter/ Gemischtwarenläden/ Warehouse-Clubs<br />
(0,74%) sowie Spielwaren und Spiele/ Hobby- und Bastelartikel<br />
(0,76%) angetroffen. Die höchsten durchschnittlichen Schwundraten<br />
wurden in den Segmenten Autozubehör/ Baumarktartikel<br />
(1,75%), Mode- und Bekleidungsartikel/ Accessoires (1,70%)<br />
sowie Bücher/ Printmedien/ Schreibwaren (1,66%) gemessen.<br />
Sowohl innerhalb der einzelnen Kategorien als auch im<br />
Vergleich der Kategorien untereinander gibt es erhebliche<br />
Schwankungen. Einzelne Unternehmen des Einzelhandels<br />
können Schwundquoten aufweisen, die die in Tabelle 3.2<br />
wiedergegebenen Branchendurchschnittswerte deutlich<br />
übersteigen oder auch unterschreiten.<br />
Ursachen für Warenschwund im Einzelhandel<br />
In früheren Ausgaben des vorliegenden Berichts hatte der<br />
euro päische Einzelhandel die größte Einzelursache für<br />
seinen Schwund im durch Kunden und organisierte Banden<br />
begange nen Diebstahl gesehen. Dies ist auch im vorliegenden<br />
Berichtszeitraum wieder der Fall: Kunden werden dabei für<br />
46,8% (18.846 Mio. USD) der schwundbedingten Verluste<br />
verantwortlich gemacht (vgl. Tab. 3.3 und Abb. 3.2). Als<br />
zweitwichtigste Ursache werden unehrliche Mitarbeiter<br />
genannt, deren Anteil an den Verlusten im Einzelhandel 30,7%<br />
(12.371 Mio. USD) beträgt. Der Anstieg beim Anteil des durch<br />
Mitarbeiter verursachten Schwunds gegenüber dem Vorjahr<br />
beträgt 2,1 Prozentpunkte. Zwar ist die große Mehrheit der<br />
Beschäftigten ehrlich, doch sind eine Reihe von Diebstählen<br />
einer sehr kleinen Zahl illoyaler Mitarbeiter, darunter auch<br />
vom organisierten Verbrechen gezielt platzierten Personen,<br />
zuzurechnen. Der Wert von durch Lieferanten und Spediteuren<br />
begangenen Diebstahlsdelikten wird mit 6,5% (2.601 Mio.<br />
USD) beziffert. Der Umfang von internen Fehlern, Irrtümern<br />
in der Buchhaltung, fehlerhaften Auszeichnungen sowie<br />
37
fehlgeleiteten Prozessen wird schließlich mit 16,0% (6.473 Mio.<br />
USD) der schwundbedingten Verluste veranschlagt.<br />
<strong>Das</strong> statistische Gewicht interner Fehler (16,0%) bleibt<br />
gegenüber dem Vorjahr unverändert. Der Anteil des<br />
Ladendiebstahls am Schwund ist dagegen gesunken (von 48,5%<br />
in 2007 auf 46,8%), ebenso die lieferanten-/verkäuferseitigen<br />
Verluste (Rückgang von 6,9% auf 6,5%). Dabei ist darauf<br />
hinzuweisen, dass die Angaben zu den Schwundursachen die<br />
Einschätzung/Wahrnehmung von Sicherheitsbeauftragten<br />
des Einzelhandels wiedergeben, die diese auf Grundlage<br />
ihres aktuellen Verständnisses der dringendsten Probleme<br />
erstellt haben, denen sie sich gegenüber sehen. Die meisten<br />
Schwundereignisse bleiben zu ihrem Entstehungszeitpunkt<br />
unbemerkt. Oftmals wird man erst nach Monaten darauf<br />
aufmerksam, wenn es für eine Ermittlung der Ursache längst<br />
zu spät ist. Daher ist bei der Betrachtung dieser Schätzungen<br />
Vorsicht geboten.<br />
Inwieweit unterscheiden sich die Schwundursachen in den<br />
europäischen Ländern? Tab. 3.4 veranschaulicht die wahrgenommenen<br />
Ursachen für Schwund pro Land. In keinem<br />
europäischen Land fand sich unter den Einzelhändlern eine<br />
Mehrheit, welche das Problem der Unterschlagung durch<br />
Mitarbeiter höher eingestuft hätte, als das des Ladendiebstahls.<br />
Die Länder, deren Einzelhändler im Ladendiebstahl das größte<br />
Problem sahen, waren Österreich (56,5% des Schwunds wurden<br />
dort dem Ladendiebstahl zugerechnet), Griechenland (54,6%)<br />
sowie Deutschland (53,2%).<br />
Die Länder, in denen nach Einschätzung des Einzelhandels<br />
illoyale Mitarbeiter die größte Schwundquelle darstellten, sind<br />
die Baltischen Staaten (38,8%), Ungarn (38,3%) und Polen<br />
(36,1%). Wie bereits zu erwarten war, handelte es sich bei<br />
den Ländern mit dem – der mehrheitlichen Wahrnehmung<br />
nach – geringsten Mitarbeiterdiebstahlsproblem um Österreich,<br />
Griechenland und Deutschland.<br />
In der Lieferkette auftretende Verluste („lieferantenseitiger<br />
Diebstahl“) wurden in Spanien (8,1%), der Slowakei und in<br />
Finnland (jeweils 7,8%) als das größte Problem erachtet, wenn<br />
auch die meisten Beobachter zustimmen würden, dass solche<br />
innerhalb der Lieferkette auftretenden Verluste tendenziell einer<br />
stärkeren Überwachung unterliegen als Verluste in Läden.<br />
Bei den Ländern, deren Einzelhändler internen Fehlern ein<br />
vergleichsweise höheres Gewicht beimessen, handelt es sich um<br />
Tschechien (19,3%), Polen und Belgien/ Luxemburg (jeweils<br />
18,5%).<br />
Wie bereits in Teil II angemerkt, sieht sich der Einzelhandel<br />
in Nordamerika, der bislang stets in der von Mitarbeitern<br />
38
egangenen Unterschlagung mit einem Schwundanteil von<br />
46,1% statistisch betrachtet das größte Problem sah, einer<br />
Zunahme des Ladendiebstahls gegenüber. Indes gibt es<br />
natürlich keinen Grund, warum Kriminalität und Verlust im<br />
Ein-zelhandel in jedem Land in gleicher Weise wahrgenommen<br />
werden sollte. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass<br />
im vorliegenden Bericht die Einschätzungen des europäischen<br />
Einzelhandels in genau die entgegen gesetzte Richtung gehen.<br />
39
Im Einzelhandel gefasste Diebe<br />
Die europäischen Einzelhändler ergriffen im Jahr <strong>2008</strong><br />
2.848.081 Ladendiebe und kriminelle Mitarbeiter, wobei nur<br />
gegen einen Teil hiervon im Anschluss Strafanzeige erstattet<br />
wurde (Tab. 3.5). Dies entsprach 54% der weltweit gefassten<br />
Ladendiebe. Bei der großen Mehrheit handelte es sich dabei<br />
um Kunden. Nur 3,1% der Gefassten stellten Mitarbeiter<br />
dar. Dies steht in einem starken Kontrast zur Situation in<br />
Nordamerika, wo es sich bei 32,3% der gefassten Diebe um<br />
Unternehmensangehörige handelte. In diesem Umstand spiegelt<br />
sich möglicherweise wider, dass in Nordamerika und Europa<br />
unterschiedlich viele Diebe zugange sind. Es veranschaulicht<br />
jedoch wahrscheinlich ebenso, dass der europäische Einzelhandel<br />
seine Aufmerksamkeit sehr viel mehr auf Ladendiebe<br />
richtet und weniger Ressourcen für die Ergreifung interner<br />
Diebe abstellt.<br />
Der durchschnittliche Wert der von Ladendieben in Europa<br />
entwendeten Ware bzw. der durch dabei entstandene Schaden<br />
betrug 108 USD. <strong>Das</strong> veranschaulicht, dass es beim „typischen“<br />
Ladendiebstahl nicht um eine Dose Katzenfutter oder einen<br />
Laib Brot geht, sondern um Markenware, die sich mit Gewinn<br />
verkaufen lässt. Noch bemerkenswerter ist, dass der Wert<br />
der von kriminellen Mitarbeitern in Europa entwendeten<br />
Ware sich auf 3.145 USD beläuft. Daran lässt sich erkennen,<br />
welches Gewicht in diesem Bereich dem langfristig angelegten<br />
Finanzbetrug in Europa zukommt. Der durch kriminelle<br />
Mitarbeiter verursachte Schaden beträgt somit im Durchschnitt<br />
das 29-fache des Werts der von einem Ladendieb entwendeten<br />
Ware. Dies legt den Schluss nahe, dass sich durch ein verstärktes<br />
Augenmerk auf den durch Mitarbeiter begangenen<br />
Diebstahl ein erheblicher Mehrwert erzielen ließe: Denn je<br />
früher solche Mitarbeiter enttarnt werden, desto geringer der<br />
potenzielle Schaden.<br />
Bei den Zahlen hinsichtlich der Ergreifungen lässt sich ein<br />
deutlicher Wandel feststellen. So wurden 15,1% weniger<br />
Diebe gefasst, möglicherweise als Folge einer Konzentration<br />
auf Gewohnheitstäter. Die Zahl der im europäischen Einzelhandel<br />
gefassten kriminellen Mitarbeiter ist hingegen um<br />
42,4% gestiegen (gegenüber einem zugegebenermaßen<br />
niedrigen Ausgangswert). Darin kommt möglicherweise ein<br />
gewachsenes Bewusstsein des tatsächlichen Ausmaßes zum<br />
Ausdruck, das der durch Mitarbeiter begangene Diebstahl<br />
inzwischen erreicht hat. Möglicherweise beeinflussen jedoch<br />
auch rechtliche oder auch kulturelle Unterschiede den<br />
eingestandenen durchschnittlichen Diebstahlschaden. Die<br />
Gruppenzugehörigkeit der gefassten Diebe spiegelt natürlich<br />
ebenso die Verlustpräventionspolitik sowie die Zahl der Diebe<br />
innerhalb der Branche wider.<br />
40
Sicherheit im Einzelhandel und<br />
Verlustprävention<br />
Für Sicherungsmaßnahmen und Verlustprävention gab der<br />
europäische Einzelhandel von Juli 2007 bis Juni <strong>2008</strong> 10.131<br />
Mio. USD aus – entsprechend 0,34% des im Einzelhandel<br />
erwirtschafteten Umsatzes. Wie aus Abb. 3.3 hervorgeht,<br />
bedeutet dies gegenüber früheren Jahren einen Rückgang der<br />
Gesamtausgaben. So waren etwa 2007 noch 4,9% für Sicherheit<br />
aufgewendet worden. Dieser Rückgang hat sicherlich mit<br />
allgemeinen Haushaltseinschränkungen im Einzelhandelssektor<br />
zu tun, ergibt sich möglicherweise jedoch auch aus dem Auslaufen<br />
von Abschreibungsfristen für vergangene Investitionen<br />
in die Sicherheitsinfrastruktur, etwa der vierjähri gen Frist für<br />
die Abschreibung einer neuen Video überwachungsanlage.<br />
Verlustprävention kann eine überaus arbeitsintensive Tätigkeit<br />
darstellen, deren Ergebnisse und Erträge sich noch nicht einmal<br />
immer genau beziffern lassen. In wirtschaftlich angespannten<br />
Zeiten bleiben auch die Abteilungen für Verlustprävention von<br />
Haushaltskürzungen nicht verschont.<br />
Die Ausgaben für Verlustprävention in Nordamerika be trugen,<br />
wie bereits dargelegt, im Mittel 0,43% des Einzelhandels -<br />
um satzes, in den USA gar 0,44% (was allerdings wiederum<br />
eine Verminderung um drei Prozent gegenüber dem Vo rjahreszeitraum<br />
bedeutet).<br />
In West- und Mitteleuropa setzen sich die sicherheitsbezogenen<br />
Kosten <strong>2008</strong> (Tab. 3.6) wie folgt zusammen:<br />
• Laufende/operative Ausgaben für Sicherheit 7.219 Mio. USD<br />
(0,24% des Einzelhandelsumsatzes)<br />
(bestehend aus Gehaltskosten, Bargeldtransport mit gepanzerten<br />
Fahrzeugen usw.)<br />
• Aufwendungen für die Sicherheit von Kapital und Investitionen<br />
2.912 Mio. USD (0,10% des Einzelhandels umsatzes)<br />
(bestehend aus Sicherheitsausrüstung einschließlich EAS,<br />
Überwachungskameras und Informationssystemen)<br />
Die Ausgaben für Sicherheit wurden in erster Linie direkt in<br />
Sicherheitspersonal getätigt: So belief sich der explizit für<br />
diese Personengruppe aufgewendete Betrag auf 1.975 Mio.<br />
USD (19,5% der Ausgaben für Sicherheit insgesamt), der für<br />
Leih- oder Zeitvertragsmitarbeiter auf 3.688 Mio. USD (36,4%)<br />
(vgl. Abb. 3.4). Die Gesamtausgaben für Sicherheitspersonal<br />
betrugen 5.663 Mio. USD und verschlangen damit 55,9% der<br />
für Sicherheit insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel.<br />
Der Bargeldtransport mittels gepanzerter Fahrzeuge hatte einen<br />
Anteil von 8,0% an den Ausgaben für Sicherheit (810 Mio.<br />
USD), was gegenüber dem Vorjahrzeitraum einem Anstieg um<br />
3,9% entspricht.<br />
41
Die Investitionen (einschließlich Abschreibung) in<br />
Informationssysteme, EAS, Überwachungskameras und<br />
weitere Maßnahmen zum Warenschutz machten 30,3% (3.071<br />
Mio. USD) der Gesamtaufwendungen für Sicherheit aus und<br />
lagen damit um 7,1% unter denen des Vorjahrs. Aufgrund<br />
des zunehmenden Einsatzes geleaster Systeme (die unter<br />
Betriebskosten verbucht werden) lassen sich diese Zahlen<br />
allerdings möglicherweise nicht unmittelbar miteinander<br />
vergleichen.<br />
Für Verlustprävention gab der europäische Einzelhandel 10.131<br />
Mio. USD aus und damit einen Betrag, der 25,1% seiner<br />
schwundbedingten Gesamtverluste entspricht.<br />
Die durch Kriminalität im europäischen<br />
Einzelhandel verursachten Kosten<br />
‘Schwund ist nicht gleichbedeutend mit Kriminalität im<br />
Einzelhandel, sondern beinhaltet auch Einbußen infolge<br />
verwaltungstechnischer Fehler. Die in Tabelle 3.7 zusammengestellten<br />
durch Kriminalität im Einzelhandel verursachten<br />
Kosten lassen Letztere unberücksichtigt und konzentrieren sich<br />
ganz auf die durch Diebstahl und Unterschlagung verursachten<br />
Verluste. Da die „sicherheitsbezogenen Ausgaben“ durch<br />
Kriminalität verursacht werden, wurden die Kosten für<br />
Sicherheit hier den kriminalitätsbedingten Kosten zugerechnet.<br />
Im Zeitraum der vorliegenden Umfrage beliefen sich diese<br />
durch Kriminalität im Einzelhandel verursachten Kosten auf<br />
43.949 Mio. USD. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus<br />
den durch Kundenkriminalität verursachten Kosten in Höhe<br />
von 18.846 Mio. USD, den durch Mitarbeiterkriminalität<br />
verursachten Kosten in Höhe von 12.371 Mio. USD, den<br />
durch Lieferantenkriminalität und Verluste in der Logistikkette<br />
aufgetretenen Kosten in Höhe von 2.601 Mio. USD sowie den<br />
Aufwendungen für Sicherheit und Verlustprävention in Höhe<br />
von 10.131 Mio. USD.<br />
Tabelle 3.8 listet die entsprechenden Zahlen zu den einzelnen<br />
Teilnehmerländern auf. „Kriminalitätsbedingter Schwund“<br />
bezeichnet die Summe der durch Kunden, Mitarbeiter und in der<br />
Logistikkette entwendeten Waren. Die „Kriminalitätsbedingten<br />
Kosten“ in einer Gesamthöhe von 43.949 Mio. USD fassen<br />
kriminalitätsbedingten Schwund und die sicherheitsbezogenen<br />
Kosten zusammen.<br />
42
Die Methoden der internen Unterschlagung<br />
Auf das Konto von Mitarbeitern gehende Diebstahls- und<br />
Unterschlagungsdelikte (interne Unterschlagung) kosteten<br />
den europäischen Einzelhandel 12.371 Mio. USD. Welche<br />
Arten von Aktivitäten haben diese Verluste entstehen<br />
lassen? Abb. 3.5 führt die fünf wichtigsten Spielarten der<br />
internen Unterschlagung auf. Den Löwenanteil an den<br />
schwundbedingten Verlusten hatte der Diebstahl von Waren,<br />
der mit 3.763 Mio. USD (30,4% der internen Unterschlagung)<br />
zu Buche schlug. An zweiter Stelle stand die Entwendung von<br />
Bargeld, Gutschriften oder Geschenkgutscheinen mit einer<br />
Höhe von 3.365 Mio. USD (27,2%).<br />
Die Kosten durch Erstattungsbetrug und unzulässige<br />
Preisminderungen (auf Platz drei der Methoden der internen<br />
Unterschlagung) wurden auf 2.704 Mio. USD (21,9%) veranschlagt.<br />
Gefolgt werden sie von betrügerischen Absprachen<br />
mit einem Schaden von 1.532 Mio. USD (12,4%) und groß<br />
angelegtem finanziellem Betrug, der Kosten in Höhe von<br />
1.008 Mio. USD verursachte und damit 8,1% des Volumens<br />
der internen Unterschlagung entsprach. Abb. 3.5 greift<br />
diese Methoden der internen Unterschlagung noch einmal<br />
im Überblick auf: Groß angelegter finanzieller Betrug und<br />
Erstattungsbetrug gehen oftmals mit dem Diebstahl von<br />
Bargeld, Gutschriften oder Geschenkgutscheinen einher.<br />
Filialaudit-Programme und Befolgung der<br />
Verlustpräventionsrichtlinien<br />
Um sicherzustellen, dass die vereinbarten Unternehmensrichtlinien<br />
zur Verlustprävention auch in die Praxis umgesetzt<br />
werden, hatten 68,7% der führenden europäischen Einzelhandel<br />
sunternehmen ein Verlustpräventions-Audit-Programm<br />
auf Filialebene implementiert (Tab. 3.9). <strong>Das</strong> entspricht<br />
gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Anstieg um 7,6%.<br />
Weitere 8% der Einzelhandelsunternehmen griffen auf<br />
das Mittel des Filialaudits nur bei unterdurchschnittlichen<br />
Niederlassungen mit hohen Schwundquoten zurück.<br />
Audits auf Filialebene finden in der Regel mehrmals jährlich<br />
statt. In Europa führten 45,0% der Einzelhandelsunternehmen<br />
Audits zwischen einem und drei Mal pro Jahr durch, weitere<br />
23,7% in sogar noch höherer Frequenz (zumeist sechs<br />
Mal), wobei 61,4% der Audits häufiger als drei Mal jährlich<br />
geschehen.<br />
44
Die am häufigsten gestohlenen Artikel<br />
Tab. 1.8 in Teil I liefert nach Geschäftsfeld unterteilt einen<br />
Überblick über die am häufigsten gestohlenen Artikel. Die<br />
Situation in Europa unterscheidet sich dabei kaum von der in<br />
anderen Teilen der Welt. Diebe konzentrieren sich in der Regel<br />
auf teure Markenprodukte, nach denen eine vergleichsweise<br />
hohe Nachfrage besteht. Gelegenheitsdiebe entwenden daneben<br />
alles Mögliche, wenn sie den Eindruck haben, sie werden bei<br />
ihrem Tun nicht beobachtet. Beispiele hiefür lassen sich in<br />
europäischen Super- und Verbrauchermärkten beobachten,<br />
wo manche „Käufer“ es nicht dabei belassen, einen oder zwei<br />
Artikel zu stehlen, sondern gleich ganze Einkaufstaschen<br />
oder gar Einkaufswagen an den Kassen vorbeizuschleusen<br />
versuchen.<br />
Bei den zehn am häufigsten gestohlenen Artikeln handelt es sich<br />
nach der vorliegenden Umfrage um:<br />
• Weine und Spirituosen (mit u.a. Whisky, Wodka und<br />
Champagner)<br />
• Kosmetika und Hautpflegeartikel<br />
• Damenbekleidung<br />
• Parfums und Eau de Toilette<br />
• Rasierklingen<br />
• DVDs und Spiele<br />
• Kinderbekleidung<br />
• Modische Accessoires<br />
• Designer-Mode<br />
• Hochpreisige Lebensmittel mit u.a. Frischfleisch, Schinken<br />
und Meeresfrüchten<br />
• Käse<br />
Von Fachgeschäft zu Fachgeschäft gestaltet sich diese Liste ein<br />
wenig anders. Auch Medikamente, Vitamintabletten, Uhren,<br />
Kaffee-Extrakt, Batterien, Elektrowerkzeuge und Zeitungen<br />
werden in großem Umfang gestohlen. Im Baumarktsegment<br />
werden sogar Produkte zur Absicherung der Wohnung wie etwa<br />
Tür- und Fensterschlösser bis hin zu Überwachungskameras<br />
entwendet.<br />
45
Schutz der am häufigsten gestohlenen Waren<br />
Die von Einzelhandelsunternehmen in Europa zum Schutz<br />
ihrer 50 am häufigsten gestohlenen Produktreihen getroffenen<br />
Gegenmaßnahmen sind in Tab. 3.10 zusammengefasst.<br />
Mehr als ein Drittel (34,5%) dieser 50 besonders diebstahl -<br />
an fälligen Artikelgruppen wurde nicht weitergehend geschützt.<br />
Bei den Schutzmaßnahmen, die für die übrigen 65,5% zum<br />
Einsatz gelangten, stand mit einem Anteil von 36,0% an<br />
erster Stelle die elektronische Artikelsicherung (EAS) sowie<br />
eine ganze Palette weiterer Vorrichtungen zum Einschließen<br />
oder Anketten von Produkten. Auf EAS-Hartetiketten<br />
wurde bei 17,7% der besonders häufig gestohlenen Artikel<br />
zurückgegriffen, auf Softetiketten und Papieretiketten bei<br />
10,4%. 7,9% der besonders häufig gestohlenen Artikel wurden<br />
durch EAS-Quellensicherung geschützt, die bei der Herstellung<br />
bzw. Endbearbeitung angebracht wird.<br />
Eine große Rolle spielten auch Keepers/Safers, verschlossene<br />
Transportbehälter sowie Produktalarmsysteme, die bei 7,2%<br />
dieser Artikelgruppen zum Einsatz gelangten. Auf das Mittel<br />
der Auslage in verschlossenen Vitrinen und Schränken griff<br />
man bei 9,9% der besonders diebstahlanfälligen Artikel zurück,<br />
und Ketten, Kabel und Schleifenalarmsysteme wurden bei 6,1%<br />
hiervon verwendet. 4,5% erfuhren einen zusätzlichen Schutz<br />
durch Leerkartons/Abholzettelsysteme, und 1,8% wurden<br />
anderweitig dem leichten Zugriff durch Diebe entzogen.<br />
46
Im Mittel griff der europäische Einzelhandel bei einem<br />
kleineren Anteil seiner besonders häufig gestohlenen Waren<br />
zu besonderen Schutzvorkehrungen, als der Einzelhandel in<br />
anderen Teilen der Welt. In Europa erfuhren 34,5% dieser<br />
Waren keinen weitergehenden Schutz, während dies weltweit<br />
nur bei 30,3% der Fall war. Zudem nutzte der europäische<br />
Einzelhandel auch in einem geringeren Umfang die Quellensicherung,<br />
als dies etwa in Nord- und Lateinamerika geschah.<br />
In Europa wurden 7,9% der besonders diebstahlgefährdeten<br />
Waren so gesichert, in Nord- und Lateinamerika 13,7%.
Anhang:<br />
Methodik<br />
Ziele<br />
<strong>Das</strong> <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> soll einen Überblick über<br />
den auf kriminelle Ursachen zurückgehenden Verlust und<br />
Schwund liefern, den Einzelhändler in 36 Ländern Asiens,<br />
des asiatisch-pazifischen Raums, Europas sowie Nord- und<br />
Lateinamerikas erleiden. Zudem zeigt das <strong>Diebstahlbarometer</strong><br />
Trends sowohl in Bezug auf den Umfang der Verluste als<br />
auch in Bezug auf die von den Unternehmen umgesetzten<br />
Sicherheitsrichtlinien auf. Finanziert wurde die Studie durch<br />
eine unabhängige Zuwendung seitens Checkpoint Systems, Inc..<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen möchte damit einen Beitrag zur Diskussion<br />
innerhalb der Branche leisten.<br />
Die Fragebögen<br />
Den Verlustpräventionsbeauftragten oder Finanzdirektoren<br />
von 3.900 der größten Einzelhandelsunternehmen in den<br />
von der Umfrage erfassten Ländern wurde ein Fragebogen<br />
zum Ausfüllen zugesandt. Dieser bestand aus 23 Fragen.<br />
Die Anonymität der gemachten Angaben wurde zugesichert.<br />
Der in französischer, englischer, deutscher, italienischer und<br />
spanischer Sprache vorliegende Fragebogen stand auch im<br />
Internet zum Download zur Verfügung.<br />
Ansprechpartner<br />
Name und Anschrift der einzelnen Unternehmen wurden<br />
teils Branchenregistern, teils der zentrumseigenen Liste an<br />
Einzelhandelsunternehmen entnommen.<br />
Querschnitt nach Land und Typ<br />
Die abschließend zusammengesetzte Liste erfasste die<br />
führenden Unternehmen aus allen Bereichen des Einzelhandels<br />
in 36 Ländern. Die Zahl der an Einzelhandelsunternehmen<br />
versandten Fragebögen richtete sich nach der Größe (dem<br />
Volumen) der Einzelhandelsbranche in dem jeweiligen<br />
Land. Jedoch wurden auch 25 bis 45 Fragebögen in kleinere<br />
Länder verschickt, um Antworten von einer repräsentativen<br />
Auswahl des dortigen Sektors als Ganzem zu erhalten.<br />
<strong>Das</strong>s der Einzelhandel zunehmend grenzüberschreitend,<br />
international agiert, brachte es mit sich, dass eine Reihe von<br />
Teilnehmern zwangsläufig Auskunft über mehr als ein Land<br />
liefern würde. Zur Wahrung der Vertraulichkeit wurden die<br />
Ergebnisse zu Luxemburg mit denen zu Belgien, die der Länder<br />
Estland, Lettland und Litauen zur Gruppe der „Baltischen<br />
Staaten“ zusammengefasst. Aus den vorgenommenen<br />
Zusammenfassungen oder auch der (Nicht-)Berücksichtigung<br />
irgendeines Landes im Rahmen dieser Studie dürfen keinerlei<br />
politische Schlussfolgerungen gezogen werden.<br />
Die Begriffe „Westen“ und „Mitteleuropa“, „asiatischpazifischer<br />
Raum“ wie auch „Lateinamerika“ dienen<br />
allein der geographischen Kennzeichnung und sind nicht<br />
in einem politischen Sinne zu verstehen. Ebenso wenig<br />
dürfen irgendwelche politischen Schlussfolgerungen aus<br />
den vorgenommenen Gruppierungen oder auch der (Nicht-)<br />
Berücksichtigung irgendeines Landes im Rahmen dieser Studie<br />
gezogen werden.<br />
Der Rücklauf<br />
920 verwertbare Fragebögen gingen bei uns ein. Nach<br />
Kontinent unterteilt wurden 212 Antworten von nordamerikanischen<br />
Unternehmen (mit einem Umsatz von<br />
zusammengerechnet 328.000 Mio. USD) erhalten, 57 von<br />
Einzelhandelsunternehmen aus Lateinamerika (14.000 Mio.<br />
USD), 502 aus Europa (416.000 Mio. USD), 18 aus dem<br />
einzigen in die Umfrage aufgenommenen afrikanischen Land<br />
(3.000 Mio. USD) und 131 von Einzelhandelsunternehmen<br />
aus dem asiatisch-pazifischen Raum (52.000 Mio. USD).<br />
Der Rücklauf betrug 23,6%. Die Zahl der aus den einzelnen<br />
Ländern zurückgesandten Formulare und das gemeinsame<br />
Gewicht der Antwortgeber gehen aus der beiliegenden Tabelle<br />
hervor. Diejenigen Einzelhandelsunternehmen, die den<br />
Fragebogen ausfüllten, erwirtschafteten einen Umsatz von<br />
zusammengerechnet 814.177 Mio. USD und betrieben 115.612<br />
Verkaufsniederlassungen.<br />
Datenerfassung<br />
Die befragten Unternehmen wurden einem von 16 Geschäftsfeldern<br />
zugeordnet. Unterschieden wurde dabei zwischen einer<br />
„Enthaltung“ und dem Eintrag einer Null. Letztere wurden<br />
bei der Analyse berücksichtigt, Erstere nicht. Die gelieferten<br />
Daten waren konsistent (es musste keine Antwort wegen<br />
eines substanziellen Fehlers verworfen werden), allerdings<br />
ist anzumerken, dass auch zwischen Unternehmen desselben<br />
Landes signifikante Unterschiede auftraten.<br />
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Berechnung der Ergebnisse<br />
In Übersichten dieser Art besteht die Gefahr, dass eine<br />
kleine und nichtrepräsentative Zahl an Teilnehmern den<br />
Durchschnittswert verfälscht – indem sie entweder einen<br />
vermeintlichen „Trend“ überhöht oder aber ein tatsächlich<br />
bestehendes Problem verbirgt. Um dies zu vermeiden,<br />
haben wir nicht einfach arithmetische Mittelwerte gebildet,<br />
sondern jede Antwort nach dem Umsatzerlös des betreffenden<br />
Unternehmens gewichtet. So errechnet sich der Schwundwert<br />
zu Deutschland nicht etwa einfach als mittlere Schwundrate<br />
der antwortgebenden Unternehmen, sondern vielmehr wurde<br />
der Schwund eines 500-Millionen-USD-Unternehmens fünf<br />
Mal so hoch gewichtet wie der eines 100-Millionen-USD-<br />
Unternehmens.<br />
Ländergewichtung<br />
Die Ergebnisse der Einzelhandelsunternehmen in den einzelnen<br />
Ländern wurden entsprechend dem im Einzelhandel des betreffenden<br />
Landes erzielten Gesamtumsatz gewichtet, um auf diesem<br />
Wege zu verhindern, dass der unterschiedliche Rücklauf in<br />
den einzelnen Ländern Einfluss auf das Gesamtergebnis nimmt.<br />
Schwund<br />
„Schwund“ ist ein Posten aus der Buchhaltung, der den<br />
Unterschied zwischen dem Umsatz, den ein Unternehmen<br />
(aufgrund des Umsatzes und des Warenumschlags) hätte<br />
erzielen müssen, und dem wiedergibt, den es tatsächlich erzielt<br />
hat. Schwundbedingte Verluste gehen in erster Linie auf den<br />
Diebstahl von Waren oder Bargeld aus dem Unternehmen<br />
zurück, daneben jedoch auch auf eine Reihe kleinerer oder<br />
auch größerer Prozessfehler, Irrtümer in der Buchhaltung und<br />
fehlerhafte Auszeichnungen, die zu scheinbaren Inventar verlusten<br />
führen. Zusätzlich zum tatsächlichen Inventarverlust<br />
werden die „offiziellen“ Schwundraten von der Unternehmenspolitik,<br />
Buchhaltungsrichtlinien und den Steuerbestimmungen<br />
beeinflusst, die sich auf die Praxis auswirken und auf die eine<br />
Reihe von Unterschieden bei den Ergebnissen zurückzuführen<br />
sind.<br />
Obwohl der Begriff „Schwund“ vielfach als Synonym für<br />
Kriminalität im Einzelhandel verwendet wird, ist er nicht<br />
identisch mit Kriminalität gegenüber Läden, da er darüber<br />
hinaus Irrtümer sowie Verschwendung erfasst. Schwund stellt<br />
eine bequem zu handhabende Größe dar, die im Einzelhandel<br />
beinahe universell zu Zwecken der Geschäftsführungskontrolle<br />
Verwendung findet.<br />
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<strong>Das</strong> Centre for Retail Research<br />
<strong>Das</strong> Centre for Retail Research ist eine unabhängige Organisation, die dem Einzelhandelssektor Forschung und Beratung<br />
bietet. Es hat bereits eine Reihe von Studien durchgeführt, die sich mit den kriminalitätsbedingten Kosten und dem Einsatz<br />
elektronischer und computergestützter Systeme zur Kriminalitätsbekämpfung beschäftigen, um auf diese Weise zur<br />
Bekämpfung von Ladendiebstahl und Unterschlagung in vielen Teilen der Welt beizutragen.<br />
Verfasst wurde das <strong>Globale</strong> <strong>Diebstahlbarometer</strong> vom Leiter des Centre, Prof. Joshua Bamfield, der sich seit Mitte der<br />
1980er-Jahre mit Fragen der Kriminalität im Einzelhandel befasst und sich in Publikationen umfassend zu diesem Thema<br />
ausgelassen hat.<br />
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