Text "Aus der Reihe tanzen" - invocem

Aus der Reihe
tanzen
Prof. Dr. Lutz von Rosenstiel
Wirschaftspsychologe
Menschen neigen dazu so sein zu wollen, wie es andere sind.
Schon ein Kind in der Grundschule, das mit hellen Leinen hosen zum
Unterricht geht, möchte künftig Jeans tragen, wenn die Mehrheit
der Klassenkameraden dies tut. Ohne dass es uns immer bewusst
wird, passen wir uns an, übernehmen Denkweise, Gefühle und
Handlungen, die wir bei Anderen sehen.

Die wahrgenommene Ähnlichkeit wird dann vielfach
zur Basis der Sympathie, denn die Anderen reagieren
irritiert, mit Distanzierung, vielleicht sogar aggressiv,
wenn ich »aus der Reihe tanze«. Meist fühlen wir
uns wohl im Kreise Gleichgesinnter, genießen soziale
Harmonie, freuen uns an der Sicherheit, die andere
vermitteln, denn wenn alle so handeln wie ich, dann
kann dies ja wohl nicht falsch sein.
Der Preis aber für diese Einmütigkeit ist häufig hoch.
Die Welt ist komplex und ändert sich be ständig; wir
werden vor immer neue Probleme gestellt, für deren
Lösung die Gedanken und Handlungen von Gestern
vielfach ungeeignet sind. Kreativität ist gefragt,
innovatives Handeln, die Bereitschaft zum Experimentieren.
Das ist dann meist nur einer, der als erster
Neues erprobt, ein Querdenker, der den Mut auf -
bringt, das zu tun, was die Anderen, die ihm vielleicht
emotional wichtig sind und die er nicht verletzen
möchte, mit Skepsis betrachten oder dem sie vielleicht
misstrauen. Wer aus der Reihe tanzt, Ungewohntes
tut, macht sich oft unbeliebt und riskiert auch viel.
Der neue Weg kann natürlich Erfolg versprechend
sein, er beinhaltet aber auch das Risiko des Scheiterns.
Es ist wie beim naturwissenschaftlichen Experiment,
das erfolgreich sein, aber auch ein Fehlschlag werden
kann. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat
der italienische Staatsphilosoph Nicolo Machiavelli
in seinen Rat schlägen an den »Fürsten« auf diese
Problematik verwiesen: »Dabei ist zu bedenken,
dass nichts so schwierig zu betreiben, so unsicher
im Hinblick auf den Erfolg und so gefährlich in der
Durchführung ist, als die Vornahme von Neuerungen.
Er (der Fürst) hat all die zu Feinden, für welche die
alte Ordnung von Vorteil ist und findet nur laue Ver -
teidiger an denen, welche die neuen Vorteile bringen
könnte. Diese Lauheit erklärt sich teils aus Furcht
vor den Gegnern . . ., teils aus dem Misstrauen der
Menschen, die an das Neue nur glauben, wenn es eine
lange Erfahrung für sich hat.«
Der Mut zu Fehlern und die Bereitschaft aus Fehlern
zu lernen sind der Nährboden für notwendige Veränderungen
und Innovationen.
Man hat in jüngerer Zeit hoffnungsvoll auf
»diversity« in Gruppen, in Unternehmen, in Gesellschaften
gesetzt, auf multikulturelle Teams, für die
exemplarisch die deutsche Fußballnationalmannschaft
bei der WM 2010 steht. Verschiedenheit des Stils, des
Denkens, des Handelns, des Wertens müssten doch
– so wird argumentiert – Neues hervorbringen und
alte Verkrustungen aufbrechen. Das stimmt auch
häufig, doch ist der Preis dafür hoch. Man muss sich
auf diejenigen einlassen, die da ganz anders sind,
die aus der Reihe tanzen, muss sie wertschätzen, ihre
Argumente würdigen, zuhören, sich konstruktiv und
kritisch damit auseinander setzen, kurz, man muss
investieren um die Chancen nutzen zu können, die
in der Vielfalt liegen, und dabei gilt es das Gleichgewicht
zu finden zwischen Ordnung und Chaos.
Zwischen in Reihe und Glied zu stehen und aus der
Reihe heraus zu tanzen; man muss lernen mit den
damit verbun denen Spannungen und Konflikten
umzugehen. Dann sind positive Entwicklungen, Fort -
schritt, inno vative Ver änderung möglich. Wie sagte
einmal ein kluger Mann? »Das langsame Dahingleiten
eines großen Automobils ist die Folge vieler kleiner
Explo sionen in den Zylindern.«
Wir wollen, dass unsere Objekte Momente des
Nachdenkens hervorrufen, dass sie verführen zum
Ausscheren aus den Alltagsbahnen.
Kunst- und Designobjekte von invocem sind Symbole.
Sie sind ausdrucksstark und deuten einen tiefen
Sinn an. Und sie sind meistens sehr einfach gehalten.
Denn unsere Gestaltungsmaxime ist die schlichte
Schönheit. Ehrlich, aufrichtig, authentisch und ohne
Schnick-Schnack – das sind die Kernwerte von
invocem-Objekten. Handwerkliche Fertigung in
Deutschland, hochwertige Materialien und Begleittexte
von renommierten Autoren machen ihre
typische Individualität, Qualität und Ausdrucksstärke
aus. Sie sind kleine Denkmäler, die mit dem
Betrachter in Klausur gehen. Sie ermutigen und
fordern auf, sich Zeit zu nehmen.
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