Perversion und Geschlecht - Institut für Psychoanalyse und ...
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<strong>Perversion</strong> <strong>und</strong> Weiblichkeit<br />
Aus dem psychoanalytischen Diskurs war „die sexuelle <strong>Perversion</strong> der Frau“ über Jahrzehnte<br />
hinweg weitgehend ausgeklammert. Man hielt an einer Theorie der sexuellen <strong>Perversion</strong> fest,<br />
die entlang der männlichen Sexualität konzipiert war <strong>und</strong> eine perverse weibliche Entwicklung<br />
nicht vorsah. Ein völlig neues Konzept entwickelte erstmals Estela Welldon: sexuelle <strong>Perversion</strong>,<br />
so vermutet sie, stellt sich bei Frauen in erster Linie als „<strong>Perversion</strong> der Mütterlichkeit“ dar,<br />
in welcher die reproduktiven Funktionen fetischisiert werden. Welldons theoretische Erklärungen<br />
hierzu verblieben allerdings letztlich im Bereich der unterschiedlichen körperlichbiologischen<br />
Gegebenheiten der <strong>Geschlecht</strong>er. Versteht man ihre Beobachtungen jedoch vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der Wende in Freuds später Theorie der Weiblichkeit, so kann sich ein anderes,<br />
genuin psychoanalytisches Verständnis weiblicher Entwicklung ergeben – hin zur <strong>Perversion</strong><br />
ebenso wie zu einer idealtypischen „Normalität“. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen<br />
dann die geschlechtsspezifischen frühen Objekterfahrungen, insbesondere die asymmetrische<br />
Ausgestaltung des Ödipuskomplexes.<br />
<strong>Perversion</strong> <strong>und</strong> Männlichkeit<br />
Freud berichtete, dass es den „kultivierten Männern“ zu seiner Zeit oftmals nicht gelungen sei,<br />
zärtliche Liebe <strong>und</strong> volle sexuelle Befriedigung zu vereinen. Viele hätten jenseits ihrer Liebesbindung<br />
oft Frauen von „niederem Stand“ aufgesucht, denn nur da hätten sie es wagen können,<br />
auch sadistisch getönte Lüste auszuleben, die <strong>für</strong> fast jeden Mann eine nicht unerhebliche<br />
Bedeutung hätten. Die sadomasochistischen Gr<strong>und</strong>züge der heutigen Mainstream-Pornografie<br />
<strong>und</strong> der zumeist heimliche Massenkonsum von entsprechenden Produkten durch Männer geben<br />
Anlass, Freuds These einer oftmaligen Spaltung von Liebe <strong>und</strong> ganzer Lust im Mann auch<br />
heute gelten zu lassen. Anknüpfend an diese Feststellung geht es dann darum, zu fragen, wie<br />
die Spaltung von Liebe <strong>und</strong> ganzer Lust in der Entwicklung vom Knaben zum Mann entsteht<br />
<strong>und</strong> wie ein psychoanalytischer Behandlungsprozess dadurch geprägt wird, wenn ein Patient<br />
mit entsprechenden psychosexuellen Gr<strong>und</strong>zügen nach therapeutischer Hilfe sucht.<br />
Zu den Referenten:<br />
Sabine Cassel-Bähr ist Psychoanalytikerin (DPV/IPV). Nach mehrjähriger wissenschaftlicher<br />
Tätigkeit in der Sexualforschung arbeitet sie heute als Psychologische Psychotherapeutin in<br />
eigener Praxis <strong>und</strong> ist außerdem Dozentin <strong>und</strong> Lehrtherapeutin an einem psychotherapeutischen<br />
Ausbildungsinstitut. In ihren Vorträgen <strong>und</strong> Publikationen befasst sie sich mit der weiblichen<br />
Sexualität, sowie mit der Paartherapie von sexuellen Funktionsstörungen.<br />
Andreas Weber-Meewes ist Psychoanalytiker (DPV/IPV). Nach jahrelanger Arbeit unter anderem<br />
mit obdachlosen <strong>und</strong> kriegstraumatisierten Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ist er heute als Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeut in eigener Praxis tätig. Er ist Lehranalytiker der DPV <strong>und</strong><br />
Geschäftsführer des Michael-Balint-<strong>Institut</strong>s in Hamburg. In seinen Publikationen <strong>und</strong> Vorträgen<br />
befasst er sich derzeit vor allem mit der männlichen psychosexuellen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>sidentität.