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Innovation Spotlight - Clariant

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Summer 2011<br />

<strong>Innovation</strong> <strong>Spotlight</strong><br />

The Chemistry behind Your Comfort<br />

EasyWhite Tan-Gerbverfahren revolutioniert<br />

Lederherstellung<br />

Einfach, chromfrei, schonend: Ledergerben mit Granofin ® Easy F-90<br />

Er ist noch recht gut in Form, der Lederschuh in Größe 37, den Forscher 2008 in einer Höhle<br />

in Armenien fanden. Das Fundstück aus der Kupferzeit beweist: Schon vor über 5500 Jahren<br />

wusste der Mensch das hochwertige Naturmaterial Leder zu schätzen. Und das ist bis<br />

heute so geblieben. Weltweit werden aus der Haut von Rind, Schaf, Ziege und anderen<br />

Tieren jährlich über 2 Milliarden Quadratmeter produziert – eine Fläche, mit der man die<br />

Tropeninsel Mauritius (Alternative: Berlin gleich zweimal) bedecken könnte. Die wichtigste<br />

Anwendung ist heute wie schon zur Kupferzeit die Herstellung von Schuhen, die fast die<br />

Hälfte der Lederverarbeitung ausmachen, gefolgt von den Segmenten Automobilausstattung<br />

(23 Prozent), Möbel (16 Prozent) und Bekleidung (12 Prozent).<br />

www.clariant.com<br />

www.innovation.clariant.com<br />

<strong>Clariant</strong> International Ltd<br />

BU Leather Services<br />

Rothausstrasse 61<br />

4132 Muttenz<br />

Switzerland<br />

www.leather.clariant.com<br />

In der langen Geschichte des Ledergerbens öffnet <strong>Clariant</strong> jetzt mit dem Gerbstoff<br />

Granofin Easy F-90 und dem darauf abgestimmten „EasyWhite Tan“-Gerbprozess ein<br />

neues Kapitel. „Granofin Easy F-90 hat das Zeug, den Ledermarkt zu revolutionieren“,<br />

ist Claus Reineking überzeugt, Leiter Product Management für die sogenannten Wet<br />

End Chemicals des <strong>Clariant</strong>-Segments Leather Services. „EasyWhite Tan-Leder hat<br />

gegenüber den herkömmlichen Verfahren mehrere entscheidende Vorteile: Einerseits<br />

vereinfacht und verkürzt es den Produktionsprozess erheblich und macht das Gerben<br />

von Leder so sehr viel effizienter. Gleichzeitig reduziert Granofin Easy F-90 den Salzund<br />

Wasserverbrauch während des Ledergerbens.“<br />

Worin genau die revolutionären Vorteile von Granofin Easy F-90 liegen, wird beim Vergleich<br />

mit den bisherigen Verfahren deutlich. Beim Prozess des Gerbens wird die Tierhaut durch<br />

den Gerbstoff in das haltbare und dauerhaft flexible Leder verwandelt. Chemisch gesehen<br />

vernetzt der Gerbstoff dabei die Fasern aus dem Eiweiß Kollagen, die der Haut ihre besonderen<br />

Struktureigenschaften verleihen (siehe Chemistry explained). Die Art des Gerbstoffs<br />

entscheidet dabei in hohem Maß über die Eigenschaften des fertigen Leders – Härte, Feuchte,<br />

Festigkeit, Temperaturbeständigkeit – und damit über seine Anwendungsmöglichkeiten.


Der Produktionsprozess wird entscheidend vereinfacht und verkürzt<br />

Von den vielen unterschiedlichen Stoffen, die der Mensch im Laufe der Jahrtausende zum Gerben<br />

eingesetzt hat, führen heute nur noch einige pflanzliche Gerbstoffe ein Nischendasein. Im Wesentlichen<br />

werden aktuell zwei Verfahren angewendet: die Chromgerbung (sogenanntes Wet-blue-<br />

Leder, seit 60 Jahren das gängigste Verfahren, repräsentiert heute ungefähr 85 Prozent der<br />

Lederproduktion) und das chromfreie Gerben mit Aldehyden oder Phosphonium-Salzen (Wetwhite-Leder,<br />

etwa 13 Prozent).<br />

Dieses Wet-white-Leder auf Aldehydbasis wird hauptsächlich von den Automobilausrüstern<br />

eingesetzt. Aber die Eigenschaften dieser Leder sind für die meisten Anwendungen weniger<br />

vorteilhaft: Weil es stabilere Netzstrukturen in der Haut aufbaut, reißt es leichter als Chromleder.<br />

Zudem ist eine gleichbleibende Produktionsqualität auf Aldehydbasis nur durch intensive Prozesskontrollen<br />

gewährleistet.<br />

„Das war der Antrieb zur Entwicklung eines gänzlich neuen Gerbverfahrens für chromfreies Leder.<br />

Und das Ergebnis langjähriger Forschung ist der Gerbstoff Granofin Easy F-90 und das auf ihn<br />

ausgelegte Gerbverfahren EasyWhite Tan“, so Claus Reineking. Für den Lederexperten und<br />

Praktiker Reineking ist die Vereinfachung und Stabilität der Produktion bei nur minimalen Qualitätsschwankungen<br />

im Leder der entscheidende Vorteil des neuartigen Verfahrens.<br />

Ausschlaggebend ist dabei die sogenannte Selbstreaktivität von Granofin Easy F-90. Sie macht<br />

mehrere Prozessschritte der beiden klassischen Gerbverfahren wie das Pickeln in Säure und die<br />

komplexe Führung des pH-Wertes, überflüssig und erspart so Zeit und Aufwand: Das eigentliche<br />

Gerben wird von etwa fünfzehn auf acht Stunden verkürzt, statt acht sind nur noch zwei Kontrollen<br />

nötig. Dabei werden statt sechs verschiedenen Reagenzien für die Chrom- und Aldehydgerbung nur<br />

noch eine – das Granofin Easy F-90 – benötigt. Das verringert das Risiko von Fehlern, ebenso wie die<br />

logistischen Anforderungen, da rund ein Drittel weniger Chemikalien und damit auch entsprechend<br />

weniger Lagerraum benötigt wird – kein geringes Argument, denn die benötigten Mengen sind groß.<br />

Vom verminderten Verfahrensaufwand profitiert auch die Umwelt: So wird zum Beispiel Salz zu<br />

80 Prozent reduziert, was der Umwelt zugutekommt.<br />

Das EasyWhite Tan-Verfahren mit<br />

dem Gerbstoff Granofin ® Easy F-90<br />

besitzt entscheidende Vorteile:<br />

Es vereinfacht und verkürzt den<br />

Herstellungsprozess nicht nur ganz<br />

erheblich, sondern verbraucht auch<br />

weniger Wasser und kein umweltbelastendes<br />

Salz.


Mit Granofin ® Easy F-90 gegerbtes Leder: hohe Qualität und vielseitige Anwendungsmöglichkeiten<br />

Trotz all dieser Vorteile muss man in Sachen Qualität keine Abstriche machen. EasyWhite Tan-<br />

Leder bietet annähernd die gleichen Qualitätsmerkmale und Anwendungsmöglichkeiten wie<br />

chromgegerbtes Leder. Das bestätigt auch Panos Mytaros, Managing Director von ECCO Leather B.V.,<br />

der in Holland ansässigen Entwicklungseinrichtung des dänischen Markenschuhherstellers.<br />

„EasyWhite Tan-Leder besitzt gegenüber den herkömmlichen Gerbverfahren zwei entscheidende<br />

Vorteile: Der umstrittene Gerbstoff Chrom des Wet-blue-Verfahrens entfällt und die Vielseitigkeit<br />

der Anwendungen ist gegenüber Wet-white-Leder deutlich größer.“<br />

Zurzeit befindet sich Granofin Easy F-90 in der praktischen Testphase bei Kunden, wie dem Schuhhersteller<br />

ECCO. Dort ist man vom enormen Potenzial des neuen Leders fest überzeugt. Aber auch<br />

in China, einem der wichtigsten Ledermärkte weltweit, werden Versuche gefahren. „Mittelfristig<br />

kann die Ledergerbung mit Granofin Easy F-90 die jetzigen, chromfreien Wet-white-Verfahren ganz<br />

und in einem geschätzten Umfang von 20 bis 30 Prozent auch Chrom als Gerbstoff ersetzen“, ist<br />

Claus Reineking überzeugt. Und das wäre für die traditionsreiche Lederindustrie, in der seit über<br />

einem halben Jahrhundert das Chrom regiert, nun wirklich eine Revolution.<br />

Das EasyWhite Tan-Gerbverfahren<br />

verleiht dem Leder einen perlweißen<br />

Grundton, der den Endprodukten<br />

eine unvergleichlich vielfältige<br />

Farbpalette ermöglicht – vom<br />

trendigen Muschelweiß bis zu<br />

intensiven Farbtönen.


Chemistry explained<br />

Wie werden aus einer Tonne Rohhaut 200 Kilogramm Leder?<br />

Bevor die Gerbstoffe ihre Arbeit tun können, muss die Rohhaut in die sogenannte „Wasserwerkstatt“. Hier wird<br />

sie eingeweicht und mithilfe von Kalk, Enzymen und anderen Stoffen enthaart und entfettet. Schließlich werden<br />

verbliebene Gewebereste entfernt und die von Natur aus unregelmäßig dicke Haut in das glatte Narbenleder und<br />

die als Veloursleder bekannte Fleischseite gespalten.<br />

Traditioneller Gerbprozess mit Chrom oder Aldehyden<br />

Entscheidend für die Struktur der Haut sind Fasern aus dem Eiweiß Kollagen. Die zu langen Ketten verknüpften<br />

Kollagenmoleküle besitzen eine ganze Reihe von chemischen Ansatzpunkten, an denen ein Gerbstoff Querverbindungen<br />

von einer Faser zur nächsten knüpfen kann. Diese zusätzliche Gittervernetzung des Kollagengeflechts<br />

macht das fertige Leder gegen die Einwirkung von Wärme und Mikroorganismen unempfindlich und erhält auch<br />

nach dem Trocknen die Beweglichkeit des Fasergefüges. Bei den traditionellen Gerbverfahren wird die Haut mit<br />

Säure und Salz für die Gerbung vorbereitet (das sogenannte Pickeln und Beizen), damit der eigentliche Gerbstoff<br />

in die Tiefe der Haut vordringen und auch dort die Kollagenfasern quervernetzen kann. Nachdem das Leder durch<br />

Abwelken vom Wasser befreit worden ist, wird die aus der Gerbung stammende Säure neutralisiert und der<br />

Gerbstoff dabei in der Haut fixiert. Anschließend erfolgt je nach Lederart und Anwendung eine Nachgerbung mit<br />

unterschiedlichen Nachgerbstoffen, mit der sich die späteren Eigenschaften des Leders im Detail bestimmen<br />

lassen. Schließlich wird das Leder mit Farbstoffen gefärbt und mithilfe von Fetten geschmeidig gemacht.<br />

Wie unterscheidet sich das Gerben mit Granofin ® Easy F-90 im EasyWhite Tan-Verfahren?<br />

Die herkömmlichen Gerbverfahren senken den pH-Wert drastisch, damit das Gerbmittel in die Haut eindringen<br />

kann; durch die anschließende pH-Wert-Erhöhung wird es dann fixiert. Granofin Easy F-90 kann dagegen auch<br />

ohne das Pickeln in Säure tief in die Haut vordringen und reagiert dort langsam und gleichmäßig mit dem Kollagen.<br />

Chrom bindet sich nur mit den Carboxylgruppen (COOH) der Kollagenmoleküle, Aldehyde nur an deren Aminogruppen<br />

(NH). Granofin Easy F-90 dagegen bindet sich an beide Gruppen und verleiht dem Leder so die gewünschte<br />

Stabilität und gleichzeitig die für viele Anwendungen erforderliche Flexibilität.<br />

Nach dem Gerben wird das Narbenleder beim Falzen mit feinen rotierenden Raspeln auf die gewünschte<br />

Endstärke gebracht, dabei werden letzte Unebenheiten von der Rückseite entfernt. Vakuumtrocknen und<br />

das sogenannte Stollen, bei dem die teilweise verklebten Kollagenfasern wieder weich geklopft werden, sind<br />

die letzten Arbeitsschritte vor der Zurichtung. Nun ist das Leder beinahe fertig, nur die Oberfläche bedarf noch<br />

einer besonderen Behandlung. Das Grundieren, Appretieren, Bügeln und Pressen verleiht dem Leder sein<br />

endgültiges Aussehen. Die Kunst der Zurichtung besteht darin, dem fertigen Leder die gewünschten Oberflächeneigenschaften<br />

zu geben, ohne seine natürliche Geschmeidigkeit und Atmungsaktivität zu beeinträchtigen.<br />

Vertonte Animation verfügbar unter:<br />

www.innovation.clariant.com<br />

Informative Links<br />

www.leather.clariant.com<br />

www.lederpedia.de

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