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Markus Heid - WEINBUECHER.de

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Michael Oettinger<br />

Hotel Restaurant Hirsch,<br />

Fellbach-Schmi<strong>de</strong>n<br />

2005 Chardonnay<br />

Fellbacher Lämmler trocken<br />

Lemberger angebaut, <strong>de</strong>r im Holzfass Feuer und Finesse bekommt.<br />

Bei <strong>de</strong>n Weißen ist <strong>de</strong>r Riesling mit 18 Prozent die Leitrebe, er ist wenig<br />

säurebetont, bekommt aber durch die kühlere Gärung eine fruchtige<br />

Reife.<br />

„Man muss <strong>de</strong>n Trauben Zeit lassen, im Weinbau und im Keller“, sagt<br />

Seibold und lässt eine Probe „Amandus“ im kleinen Kelch kreisen.<br />

Die Aromen entfalten sich, ein kleiner Schluck geschlürft, ein bedächtiges<br />

Nicken <strong>de</strong>s Kellermeisters. Der Rest wird weggeschüttet.<br />

Nüchterne Qualitätskontrolle.<br />

Das Angebot <strong>de</strong>r Fellbacher Weingärtner umfasst mehr als ein Dutzend<br />

Rebsorten, von Spätburgun<strong>de</strong>r bis Pinot Meunier, von Grauburgun<strong>de</strong>r<br />

bis Chardonnay, insgesamt an die hun<strong>de</strong>rt Kreszenzen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Qualitätsstufen, mit Geschmacksrichtungen von „trocken“<br />

über „halbtrocken“ bis „e<strong>de</strong>lsüß“. Und daneben gibt es Sekt<br />

und Likör, Weinessig und Weingelee. Die zweitälteste Genossenschaft<br />

im Land beweist heute, dass sie mo<strong>de</strong>rne Kellertechnik und<br />

neuzeitliches Marketing gleichermaßen beherrscht.<br />

„Die zwei verste-<br />

Kalbskotelett. gebratenes rosa Zart<br />

hen sich ganz prächtig: Der 2005er Lämmler Chardonnay<br />

S trocken <strong>de</strong>r Fellbacher Weingärtner harmoniert<br />

mit seinem weichen, nachhaltigen Schmelz beson<strong>de</strong>rs<br />

gut mit Kalbsfl eisch und Pilzen. Ich serviere ein zart rosa<br />

gebratenes Kalbskotelett, das ich mit Cremolata, einer<br />

Aromenkruste aus Zitronenabrieb, Petersilie, Knoblauch,<br />

geriebenem Weißbrot und aufgeschlagener Butter,<br />

bestreiche und unter <strong>de</strong>m Grill gratiniere. Dazu gibt es<br />

eine Röstpilz-Polenta, für die ich Pilze anröste, mit Brühe<br />

und Sahne auffülle und Polenta-Gries unterrühre, bis<br />

ich eine püreeartige Konsistenz habe. Ein geschmortes<br />

Paprika-Zwiebel-Kompott vollen<strong>de</strong>t das Gericht. Durch<br />

das langsame und vorsichtige Glacieren <strong>de</strong>r Zwiebeln<br />

baut sich <strong>de</strong>ren Säure ab, und es entstehen süßliche<br />

Aromen, die sehr schön zum intensiven fruchtbetonten<br />

Aroma <strong>de</strong>s Weins passen, das mich an Melone, Pfi rsich,<br />

Mango und Nüsse erinnert.“<br />

Schwäbisch-klar und ohne Schnickschnack: Dieser Remstäler Vertreter<br />

<strong>de</strong>r international weit verbreiteten und nach wie vor höchst populären<br />

Rebsorte hat etwas Gefasstes, das an <strong>de</strong>n puren, <strong>de</strong>n klassischen<br />

Chablis erinnert. Wer hätte gedacht, dass es in Württemberg<br />

einen solch zarten Chardonnay gibt?<br />

Die Fruchtnoten sind fein und zurückhaltend. Beson<strong>de</strong>rs sympathisch:<br />

Dieser Wein weist keine so übertrieben buttrigen Töne auf.<br />

Er zeigt sich vielmehr frisch und ist mit einer unaufdringlich-fi ligranen<br />

Säurestruktur ausgestattet. In <strong>de</strong>r Nase leichte Anklänge an Melone<br />

und Pfi rsich sowie an Nüsse.<br />

Trotz seiner Zartheit bringt dieser Wein genügend Kraft mit, um als<br />

Essensbegleiter bestehen zu können. Sein Vorteil besteht aber sicher<br />

darin, dass er je<strong>de</strong>rzeit auch solo getrunken wer<strong>de</strong>n kann. Abends<br />

zu zweit auf <strong>de</strong>r Couch, zum Beispiel.<br />

Die Reben stehen im Fellbacher Lämmler, in bester Süd- und Südwestlage,<br />

in mittlerer Höhe sowie ganz oben. In dieser Lage und aufgrund<br />

<strong>de</strong>r guten Durchlüftung können sie hervorragend und lang reifen,<br />

wer<strong>de</strong>n goldgelb. Die vielen kleinen Beeren wirken sich auf die<br />

Aromatik höchst vorteilhaft aus.<br />

Der Chardonnay wird gemeinhin als Gegenstück, als Antipo<strong>de</strong> zum<br />

Riesling betrachtet. Dieser Württemberger Chardonnay freilich weist<br />

ein ganz eigenes Profi l auf: spritzig, feine Säure. Kellermeister Werner<br />

Seibold lässt ihn lange auf <strong>de</strong>r Feinhefe stehen. Dies verleiht ihm<br />

Fülle und Schmelz, ohne ihm etwas von seinem frischen Grundcharakter<br />

zu nehmen.<br />

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