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24 | WIRTSCHAFT · kinderleicht WELT AM SONNTAG NR. 17 T T T 26. APRIL 2009<br />
<strong>Schulden</strong> können Menschen ins Verderben<br />
stürzen. Sie können aber auch der<br />
Gr<strong>und</strong>stein für ihren Erfolg werden. Wir<br />
zeigen acht Beispiele dafür, was das<br />
Geldleihen auslösen kann. Das Problem<br />
ist: Oft stellt es sich erst im Nachhinein<br />
heraus, wenn ein Kredit ein Fehler war<br />
In einer Welt ohne <strong>Schulden</strong><br />
müssten viele Menschen ziemlich<br />
lange arbeiten, bevor sie genug<br />
Geld für ein Auto oder ein Haus<br />
zusammen haben. In einer Welt<br />
ohne <strong>Schulden</strong> gäbe es keine Kreditkarten,<br />
keine Pfandleiher, auch<br />
keine Banken <strong>und</strong> keine Sparbücher.<br />
Zinsen fürs Ersparte gibt es<br />
nur, weil einer sein Geld auf die<br />
Bank trägt, diese es an jemand anderen<br />
ausleiht <strong>und</strong> der wiederum<br />
Zinsen dafür bezahlt.<br />
Denn wer sich Geld<br />
leiht, zahlt mehr zurück,<br />
als er bekommen hat:<br />
Zinsen kommen zur geliehenen<br />
Summe dazu,<br />
sie sind eine Gebühr für<br />
das Ausleihen. Ein Re-<br />
chenbeispiel: Eine Familie<br />
nimmt einen Kredit<br />
über 1000 Euro auf, um<br />
davon den Urlaub zu bezahlen.<br />
Für das Geld<br />
muss sie 7,12 Prozent Zinsen pro<br />
Monat bezahlen, so teuer ist im<br />
Moment ein typischer Kredit. Mit<br />
der Bank vereinbart die Familie,<br />
diesen innerhalb eines Jahres zurückzuzahlen,<br />
pro Monat 86,48<br />
Euro. Nach zwölf Monaten hat die<br />
Familie 1037,76 Euro überwiesen.<br />
Werte schaffen. Heißt das, wer<br />
sich Geld leiht, ist dumm? Nein,<br />
sagt Professor Wilfried Fuhrmann<br />
von der Universität Potsdam: „Ein<br />
Kredit lohnt sich immer, wenn<br />
man damit Wert schafft <strong>und</strong> so<br />
mehr Geld verdienen kann als die<br />
Zinsen für den Kredit sind.“ Ein<br />
Beispiel: Jemand leiht sich Geld,<br />
um ein Mehrfamilienhaus zu bauen.<br />
Er vermietet die Wohnungen.<br />
Die Einnahmen durch die Miete<br />
sind höher als die Zinsen, die er<br />
für den Kredit zahlt.<br />
Der Hausbesitzer hat durch <strong>seine</strong><br />
<strong>Schulden</strong>aufnahme einen Wert<br />
geschaffen, der ihm auch über die<br />
Laufzeit des Kredits hinaus Einnahmen<br />
bringt. Eine Daumenregel<br />
ist also, dass ein Kredit eher<br />
gut ist, wenn er die Verdienstmöglichkeiten<br />
verbessert. Ein Kredit<br />
für ein Haus ist gr<strong>und</strong>sätzlich besser<br />
als ein Kredit, der für Glücksspiele<br />
verprasst wird.<br />
Dasselbe gilt für Firmen. Wenn<br />
sie Kredite aufnehmen, um zu investieren<br />
– in eine Maschine oder<br />
Fabrik –, dann ist das oft sinnvoll.<br />
So kann das Unternehmen mehr<br />
herstellen <strong>und</strong> verkaufen, mehr<br />
Geld verdienen <strong>und</strong> vielleicht<br />
mehr Arbeitsplätze schaffen. Viele<br />
große Firmen wurden mit Krediten<br />
als Startkapital gegründet.<br />
Der Staat macht <strong>Schulden</strong>. Auch<br />
der Staat kann viel für <strong>seine</strong> Bürger<br />
tun, indem er sich Geld leiht.<br />
Ohne Kredite könnte die Regierung<br />
immer nur so viel Geld ausgeben,<br />
wie im Jahr zuvor Steuern<br />
bezahlt wurden. Das Geld müsste<br />
für die Arbeitslosengeld, für neue<br />
Schwimmbäder <strong>und</strong> Straßen bis<br />
hin zum Gehalt der Lehrer rei-<br />
Warum gibt es Geld<br />
nicht umsonst?<br />
Von Anette<br />
Dowideit<br />
BENEDIKT TRÄUMT<br />
A Die Verlockung ist groß: In den<br />
Geschäften stapelt sich die Ware.<br />
Einen neuen MP3-Player hätte<br />
Benedikt gerne, am liebsten sofort.<br />
Benedikt bekommt regelmäßig<br />
Taschengeld. Doch er hat nicht<br />
genug Geld gespart, um sich das<br />
Gerät kaufen zu können. Was soll<br />
er tun? Einen Kredit aufnehmen, so<br />
wie <strong>seine</strong> Eltern es getan haben,<br />
um das Haus kaufen zu können, in<br />
dem die Familie wohnt? Wie funktioniert<br />
das eigentlich?<br />
Banken verleihen Geld an ihre<br />
K<strong>und</strong>en. Weil den Banken die Summe<br />
eine Zeit lang nicht zur Verfügung<br />
steht, verlangen sie Zinsen.<br />
Das ist ein Prozentsatz, der auf die<br />
geliehene Summe gezahlt werden<br />
muss. „Genau genommen ist der<br />
Zins der Preis dafür, dass sich<br />
Gute <strong>Schulden</strong>, schlechte <strong>Schulden</strong>:Ist<br />
chen. Die Steuern schwanken<br />
aber in jedem Jahr stark, abhängig<br />
davon, wie viel Geld die Menschen<br />
verdient haben. Das heißt:<br />
In einem Jahr, in dem wenig Steuern<br />
bezahlt werden, könnte der<br />
Staat weniger Lehrer bezahlen. Er<br />
müsste viele entlassen.<br />
Aber: Nimmt der Staat zu viel<br />
<strong>Schulden</strong> auf, dann zahlen die<br />
Bürger immer mehr Steuern, um<br />
die Zinsen zu begleichen. Deshalb<br />
streiten sich kluge Köpfe,<br />
wofür der Staat <strong>Schulden</strong><br />
aufnehmen sollte <strong>und</strong><br />
wofür nicht. Die einen<br />
sagen, dass <strong>Schulden</strong> nur<br />
für solche Dinge gemacht<br />
werden dürfen, die auch<br />
künftigen Generationen<br />
dienen, wie eine Brücke<br />
oder ein neues Polizeipräsidium.<br />
So steht es im<br />
Gr<strong>und</strong>gesetz. Professor<br />
Fuhrmann sagt, dass<br />
Staatsschulden immer an einen<br />
Zweck geb<strong>und</strong>en sein sollten, zum<br />
Beispiel einen Kredit für eine<br />
neue Sporthalle. „Dann kann man<br />
genau ausrechnen, wie viel die Investition<br />
gebracht hat. Und zwar<br />
nicht nur an Einnahmen für Vermietungen.<br />
Sondern auch an Dingen,<br />
die man nicht mit Geld messen<br />
kann – zum Beispiel der Spaß,<br />
den Kinder haben, wenn sie in der<br />
Halle Fußball spielen.“<br />
Spare in der Zeit. Andere sehen<br />
das anders. Sinnvoll sei, dass der<br />
Staat während einer Wirtschaftskrise<br />
<strong>Schulden</strong> mache, sagt Professor<br />
Wolfgang Scherf von der<br />
Universität Gießen. „Er sollte das<br />
geliehene Geld benutzen, um<br />
staatliche Investitionsprogramme<br />
zu starten.“ Die Regierung beauftragt<br />
dann Firmen mit dem Bau<br />
einer neuen Sporthalle, dabei<br />
werden Jobs geschaffen. Die Menschen<br />
haben Arbeit, der Staat erzielt<br />
mehr Steuereinnahmen. Wer<br />
hat recht? Es zeigt sich leider immer<br />
erst hinterher, ob die Vorteile<br />
einer staatliche Investition größer<br />
sind als die Lasten für kommende<br />
Generationen. <strong>Schulden</strong> machen<br />
ist mit einem Risiko verb<strong>und</strong>en.<br />
Das gilt nicht nur für den Staat.<br />
Oft genug können Menschen<br />
<strong>Schulden</strong> nicht zurückzahlen.<br />
„Das passiert Privatleuten dann,<br />
wenn sie vorher nicht richtig<br />
durchgerechnet haben, wie viel<br />
sie verdienen <strong>und</strong> welche Ausgaben<br />
sie haben“, sagt Franziska<br />
Matschke von der Schuldnerberatung<br />
Köln. Sie rät, erst einen Kredit<br />
aufzunehmen, wenn man alle<br />
Risiken bedacht hat: Was passiert,<br />
wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere<br />
oder krank werde?<br />
Egal, wer sich Geld leiht <strong>und</strong><br />
wofür, eines gilt immer: Wer<br />
<strong>Schulden</strong> hat, belastet <strong>seine</strong> Zukunft.<br />
Er kann heute mehr kaufen.<br />
Dafür aber hat er, wenn der Kredit<br />
zurückgezahlt werden muss,<br />
weniger Geld als ohne <strong>Schulden</strong>.<br />
K<strong>und</strong>en wie Benedikts Eltern das<br />
Gewünschte sofort kaufen können“,<br />
sagt Niels Nauhauser, Geldanlageexperte<br />
bei der Verbraucherzentrale<br />
Baden-Württemberg.<br />
BONITÄT IST WICHTIG<br />
A Benedikts Eltern müssen also<br />
nicht jahrelang sparen, bis sie sich<br />
das Eigenheim leisten können. Weil<br />
Menschen heutigen Konsum höher<br />
schätzen als einen Kauf in der<br />
Zukunft, sind manche bereit, dafür<br />
Zinsen zu zahlen. Diesen Bef<strong>und</strong><br />
bezeichnet der Kapitaltheoretiker<br />
Eugen von Böhm-Bawerk als „Ge-<br />
BOZICA BABIC<br />
Nicola Lemken hat <strong>Schulden</strong> gemacht. Nur so konnte sie neue Hallen für ihre Maschinenbaufirma in Alpen bei Krefeld finanzieren<br />
Heinz Düsenberg vom Heimat-<strong>und</strong>-Verkehrs-Verein Bellersen: Mit den<br />
Krediten <strong>seine</strong>r Bank wurde der kleine Ort wohlhabend<br />
genwartspräferenz“. Doch häufig<br />
ist es nicht so einfach, einen Kredit<br />
zu bekommen. Sonst könnte sich<br />
ja jeder immer sofort alles kaufen,<br />
was er sich wünscht. Wie teuer ein<br />
Kredit ist, hängt im Wesentlichen<br />
von drei Komponenten ab: von der<br />
Höhe der Summe, der Laufzeit <strong>und</strong><br />
der Bonität. Unter der Bonität des<br />
Schuldners verstehen Banken, wie<br />
wahrscheinlich es ist, dass er das<br />
Geld wieder zurückzahlt. „Je geringer<br />
die Banker die Wahrscheinlichkeit<br />
einschätzen, dass sie das Geld<br />
wiedersehen, umso teurer wird der<br />
Kredit“, sagt Nauhauser.<br />
RISIKO KOSTET<br />
A Banken bezeichnen das dann als<br />
Risikozuschlag. Einige erhalten<br />
auch keinen Kredit von der Bank,<br />
so wie Benedikt. Er hat keine eigenen<br />
Einkünfte. Daher ist die<br />
Wahrscheinlichkeit zu gering, dass<br />
er die geliehene Summe irgend-<br />
wann einmal zurückzahlen kann.<br />
Das Wort „Kredit“ kommt vom<br />
lateinischen „credere“. Das bedeutet<br />
„vertrauen auf“, „glauben“.<br />
Geld erhalten K<strong>und</strong>en von Banken<br />
nur, wenn die darauf vertrauen,<br />
dass das verliehene Geld zum<br />
vereinbarten Zeitpunkt zurückgezahlt<br />
wird. Dann wird man als<br />
„kreditwürdig“ eingestuft.<br />
Neben der Bonität ist entscheidend,<br />
wie lange der Käufer<br />
braucht, um das Geld zurückzuzahlen.<br />
Je länger die Bank auf<br />
das Geld verzichtet <strong>und</strong> je höher<br />
die Summe, umso höher sind die<br />
Zinsen. Alles sofort kaufen zu<br />
wollen ist teuer. Wer nichts anspart,<br />
zahlt Monat für Monat viel<br />
für Zinsen. Ein Beispiel: Benedikts<br />
Eltern kaufen sich ein Auto für<br />
20 000 Euro. Bei einem Zins von<br />
zehn Prozent müssen sie Monat für<br />
Monat 166,66 Euro Zinsen zahlen.<br />
Würden die Eltern Geld zurück-<br />
+<br />
Heinz Düsenberg<br />
in Bellersen<br />
Bellersen war früher mal ein<br />
Dorf wie viele andere. Mit <strong>seine</strong>n<br />
701 Einwohnern etwas verschlafen,<br />
ein unauffälliges Fleckchen<br />
Land an der Grenze<br />
von Nordrhein-Westfalen<br />
zu Niedersachsen.<br />
Bellersen ist aber auch<br />
ein Beispiel dafür, wie<br />
<strong>Schulden</strong> einen ganzen<br />
Ort erfolgreich machen können –<br />
nämlich dann, wenn Geldgeber<br />
<strong>und</strong> Kreditnehmer zusammenarbeiten,<br />
um etwas zu schaffen.<br />
Anfang der 90er-Jahre gab es<br />
den Anschub. Das Land Nordrhein-Westfalen<br />
gab dem Dorf 4,2<br />
Millionen D-Mark Fördergeld,<br />
damit dort ein „Tourismus-Mus-<br />
legen, bevor sie das Auto kaufen,<br />
könnten sie 2000 Euro im Jahr<br />
sparen.<br />
ACHTSAMKEIT ZÄHLT<br />
A Ein Kredit ist nicht per se<br />
schlecht. Jeder muss sich aber<br />
fragen, wie wichtig es ist, Dinge<br />
sofort besitzen zu können – <strong>und</strong><br />
welchen Preis er bereit ist, dafür zu<br />
tragen. Wie Benedikts Eltern muss<br />
jeder darauf achten, dass er das<br />
geliehene Geld mit Zinsen zurückzahlen<br />
kann. Wer das nicht schafft,<br />
rutscht schnell von einer Verschuldung<br />
in eine Überschuldung.<br />
Kredite können dann nicht mehr<br />
abgezahlt werden. Wer überschuldet<br />
ist, erhält von Banken kein Geld<br />
mehr, ist nicht mehr kreditwürdig.<br />
Und Benedikt? Ihm bleibt nichts<br />
anderes, als so lange zu sparen, bis<br />
er das Geld für den MP3-Player<br />
zusammen hat, von dem er träumt.<br />
Barbara Brandstetter<br />
JUDITH WAGNER<br />
terdorf“ entsteht. Das Geld floss<br />
in Straßenlaternen, neue Wanderwege<br />
<strong>und</strong> einen Wohnmobilstellplatz.<br />
Doch dabei sollte es<br />
nicht bleiben, fand Heinz Düsenberg.<br />
Er war damals der Verantwortliche<br />
in der Volksbank<br />
<strong>und</strong> ist heute Vorsitzender<br />
des Heimat-<strong>und</strong>-Verkehrs-Vereins.<br />
Seine Idee: günstige<br />
Kredite zu vergeben, damit<br />
eine Partnerschaft zwischen<br />
Bank <strong>und</strong> Bürgern entsteht<br />
<strong>und</strong> Bellersen für Touristen attraktiv<br />
wird. Düsenberg setzte bei<br />
der Bank durch, dass den Bürgern<br />
günstiges Geld bereitgestellt wurde.<br />
Damit, so die Idee, sollten die<br />
Bürger in Angebote für Besucher<br />
von außerhalb investieren können.<br />
Es funktionierte tatsächlich.<br />
Google<br />
in Mountain View<br />
Der amerikanische<br />
Unternehmer Andy<br />
Bechtolsheim verleiht<br />
Geld an Leute, die Ideen<br />
für neue Firmen haben, aber kein<br />
Geld. Das ist ein riskantes Geschäft.<br />
Denn als Geldgeber weiß<br />
man immer erst hinterher, ob die<br />
neue Firma tatsächlich erfolgreich<br />
ist – <strong>und</strong> ob man sein verliehenes<br />
Geld mit Gewinn zurückbekommt.<br />
Zum Glück ist Bechtolsheim dieses<br />
Risiko eingegangen. Sonst gäbe es<br />
Google <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Suchmaschine<br />
heute vielleicht nicht.<br />
Vor elf Jahren lernte der Geldgeber<br />
die Studenten Larry Page <strong>und</strong><br />
Sergey Brin kennen. Sie wollten eine<br />
Suchmaschine fürs Internet<br />
programmieren. Bechtolsheim<br />
fand die Idee gut <strong>und</strong> schrieb einen<br />
Scheck: „100 000 Dollar, Empfänger:<br />
Google“. Er war der Erste, der<br />
in die Firma investiert hat. Heute<br />
BLOOMBERG<br />
Nicola Lemken<br />
in Alpen<br />
Für Nicola Lemken<br />
ist es ein großer<br />
Vorteil, dass Unternehmen<br />
sich Geld leihen können, um<br />
damit zu wachsen. Denn weil genug<br />
Geld da ist, um diese <strong>Schulden</strong><br />
wieder zurückzuzahlen, stellen sie<br />
auch kein Problem für den Gläubiger,<br />
also den Geldgeber, dar. Lemkens<br />
Firma, die nach ihr benannt<br />
ist, stellt im Ort Alpen bei Krefeld<br />
alle möglichen Maschinen her, die<br />
Landwirte brauchen: zum Beispiel<br />
Eggen, Pflüge oder Maschinen<br />
zum Säen. In den vergangenen<br />
vier Jahren wollten mehr Landwirte<br />
die Produkte der Firma kaufen,<br />
die Nachfrage stieg stark an.<br />
Das freute Besitzerin Lemken<br />
zwar, doch es brachte auch einige<br />
praktische Probleme mit sich. So<br />
mussten die Mitarbeiter beim Bau<br />
der Landmaschinen oft im Zickzack<br />
Teile durch die kleinen, engen<br />
Hallen bugsieren. Das nahm viel<br />
Zeit in Anspruch. Und oft standen<br />
nagelneue, fertig produzierte Maschinen<br />
draußen auf dem Hof herum<br />
<strong>und</strong> allen im Weg, weil die Lagerfläche<br />
nicht ausreichte.<br />
Im vergangenen Jahr entschloss<br />
sich Nicola Lemken deshalb, einen<br />
Kredit in Höhe von vier Millionen<br />
Euro aufzunehmen. Sie<br />
steckte das Geld, zusammen mit<br />
eigenem Erspartem, in den Bau<br />
vier neuer Montagehallen. „Der<br />
Vorteil des Kredits war, dass wir<br />
das Geld sehr schnell zur Verfügung<br />
hatten. Zwei Wochen nachdem<br />
wir den Kreditvertrag unterschrieben<br />
hatten, war es schon<br />
da“, erzählt die Unternehmerin.<br />
Den Kredit muss sie nun sechs<br />
Jahre lang abbezahlen. Der Zinssatz<br />
ist aber mit 3,5 Prozent günstiger<br />
als ein normaler Unternehmenskredit,<br />
sagt Nicola Lemken.<br />
Denn die KfW Bankengruppe, die<br />
dem Staat gehört <strong>und</strong> die Aufgabe<br />
hat, Unternehmen zu unterstützen,<br />
gibt einen Zuschuss.<br />
Die neuen Hallen seien nicht<br />
nur praktischer für die Arbeiter,<br />
sondern würden ihrer Firma auch<br />
bares Geld einbringen, hat Lemken<br />
ausgerechnet. Denn dort finden<br />
viel mehr Mitarbeiter Platz.<br />
Vor vier Jahren hatte sie 603 Angestellte,<br />
heute sind es schon 755,<br />
plus Leiharbeiter <strong>und</strong> Hilfskräfte<br />
aus anderen Ländern. „Letztes<br />
Jahr haben wir Geräte für 257 Millionen<br />
Euro verkauft. Wir erwarten,<br />
dass wir dank der neuen Hallen<br />
Produkte für bis zu 300 Millionen<br />
werden herstellen können“,<br />
sagt Nicola Lemken.<br />
Einer baute ein Feriendorf am<br />
Ortseingang, ein anderer ein Café<br />
in einem alten Fachwerkhaus. Die<br />
Idee, mit Krediten etwas Gemeinsames<br />
für das Dorf zu schaffen,<br />
setzte sich weiter fort. Vor ein<br />
paar Jahren baute ein Bewohner<br />
eine Edelobstbrennerei – <strong>und</strong> ein<br />
Dutzend andere gaben ihm je<br />
2500 Euro Kredit.<br />
Das Ergebnis: Mittlerweile ist<br />
Bellersen so beliebt bei Touristen,<br />
dass man im Feriendorf lange im<br />
Voraus buchen sollte <strong>und</strong> im Café<br />
an schönen Tagen nur noch<br />
schwer einen Platz findet. Und<br />
der Ort hat heute sogar recht außergewöhnliche<br />
Kulturangebote.<br />
Zum Beispiel wird dort demnächst<br />
eine eigene Oper gezeigt,<br />
an der viele Bürger Bellersens<br />
mitgearbeitet haben.<br />
ist Google ein mächtiger Internet-Konzern<br />
mit mehr<br />
als 20 000 Mitarbeitern.<br />
Bechtolsheim hat sein<br />
Geld schon lange zurück –<br />
plus hoher Zinsen.<br />
Google gibt es nur, weil Geldgeber<br />
an die Idee geglaubt haben