Rede zur Einweihung der Gedenksteine.pdf - Gemeinde Wietzendorf
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Das soll nun auch für die Opfer des Nazi-Regimes geschehen, an die wir uns<br />
heute beson<strong>der</strong>s erinnern. Sie waren im engeren Sinne nicht Kriegsopfer,<br />
son<strong>der</strong>n sie sind aus Gründen ideologischer Verblendung und Irreführung umgebracht<br />
worden. Wie dringend es ist, das Gedenken an ihr Schicksal wach zu<br />
halten, führen uns rechtsextremistische Gruppen ständig vor Augen. Ich nenne<br />
beispielhaft nur zwei Ortsnamen: Eschede und Bad Nenndorf. Wir reden<br />
also nicht nur über gestern, son<strong>der</strong>n immer auch mit über unsere Zeit.<br />
Liebe Anwesende,<br />
wir beklagen heute drei Opfer <strong>der</strong> sogen. Euthanasieaktion o<strong>der</strong> T4, d. h.<br />
Menschen, die wegen ihres Krank- o<strong>der</strong> An<strong>der</strong>sseins <strong>der</strong> Lebenswert abgesprochen<br />
wurde:<br />
August Blumberg * 9. Oktober 1877 / † 21. o. 22. Mai 1941 in Hadamar / ∞<br />
1913 Sophie Bösenberg, er entstammte dem Hause Hauptstr. 19, Hof Blumberg<br />
Hermann Brüggemann * 25. Sept. 1904 / 7. o. 8. März 1941 in Pirna-<br />
Sonnenstein, aus dem Hause Brüggemanns Hof<br />
Von Hermann Wrigge, * 15. Sept. 1904 / † 29. März 1943, haben wir Aufzeichnungen<br />
im Archiv und Schil<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> Familie, aber keine genauen<br />
Angaben zu Todesort und –art.<br />
Zwei Worte aus den Apokryphen begleiten den Gedenktext auf dem Stein:<br />
Weish. Sal. 1.12, ´Zieht nicht das Ver<strong>der</strong>ben herbei durch das Werk eurer Hände´<br />
und<br />
Sir. 4.9, ´Rette den, dem Gewalt geschieht, vor dem, <strong>der</strong> ihm Unrecht tut´<br />
Sie waren drei von 200.000 Opfern, die diesem Wahn von ´lebenswert´ und<br />
´lebensunwert´ zum Opfer gefallen sind. Drei, die hier geboren, aufgewachsen<br />
und letztlich einer Tötungsanstalt zugewiesen wurden. Wir werden uns nicht<br />
anmaßen, damit eine Schuldzuweisung zu verbinden. Aber wer nachliest, was<br />
Willi Meyer aus Klein Amerika zu dem geistig behin<strong>der</strong>ten Friedrich Bortels<br />
sagt, dem kommen zumindest Fragen, ob wir die Verantwortung allein an Hitler,<br />
Himmler und Göring verweisen dürfen. – Seinen ´Mund auftun für die<br />
Schwachen´ wäre bitter nötig gewesen.<br />
Immerhin hat Pastor Fündling damals u.a. im Konfirmandenunterricht sein<br />
Urteil deutlich ausgesprochen. Einer seiner Merksätze, den Else Lütjens,<br />
Suroide, mit an<strong>der</strong>en festgehalten hat, lautete:<br />
´Durch das 5. Gebot schützt Gott das Leben des Menschen. Er will selber Herr<br />
über Leben und Tod bleiben und will uns nicht darüber urteilen lassen, ob ein<br />
Mensch wert ist zu leben o<strong>der</strong> nicht.´<br />
Pastor Dr. Schendel hat mir seinerzeit dazu geschrieben: ´Bemerkenswerte<br />
Sätze´ und ich füge hinzu: mutige Sätze. Ihnen, lieber Herr Schendel, heute<br />
noch einmal herzlichen Dank für die Unterstützung beim Erschließen <strong>der</strong><br />
Quellen.<br />
Auch solche Stimmen gab es also, die sich nicht auf Befehle <strong>zur</strong>ückzogen,<br />
wenn auch viel zu wenige. Heute bleibt uns das Nach-denken, die wache und