Abiturrede 2013-Homepageendfassung - Melanchthon-Gymnasium ...
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M E L A N C H T H O N - G Y M N A S I U M<br />
H u m a n i s t i s c h e s G y m n a s i u m<br />
D i r e k t o r a t<br />
Zukunft braucht Tradition!<br />
Rede von OStD Beyerlein zur Verabschiedung der Abiturientinnen und Abiturienten<br />
des 487. Abiturjahrgangs des <strong>Melanchthon</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s am 28. Juni <strong>2013</strong><br />
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />
verehrte Eltern und Angehörige, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen<br />
und Schüler!<br />
Wir verabschieden heute den 487. Jahrgang des <strong>Melanchthon</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s mit der Aushändigung<br />
der Reifezeugnisse.<br />
Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, gratuliere ich sehr herzlich zum Bestehen der<br />
Reifeprüfung <strong>2013</strong>, Sie dürfen nach all der Hektik und Anspannung zu Recht stolz auf sich<br />
und Ihre Leistung sein.<br />
Ich begrüße neben allen Angehörigen besonders Sie, liebe Eltern! Herzlichen Glückwunsch<br />
auch Ihnen zum Erfolg Ihrer Tochter bzw. Ihres Sohnes.<br />
Einen Gruß und ein Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeiter, die in<br />
irgendeiner Weise an Bildung und Erziehung dieses Abiturientenjahrganges - und dies nicht<br />
nur in den letzten beiden Jahren! - beteiligt gewesen sind.<br />
Ganz besonders möchte ich Herrn Strohmeyer und Frau Altmann für ihr Bemühen danken,<br />
den „Q 12ern“ engagiert und gewissenhaft wie immer zur Seite gestanden zu haben.<br />
Ihnen allen, meine Damen und Herren, besonders natürlich Ihnen, liebe Abiturientinnen und<br />
Abiturienten, wünsche ich nun eine stilvolle Abschlussfeier!<br />
Verehrte Anwesende, liebe Abiturientinnen und Abiturienten!<br />
Insgesamt – so viel Statistik muss sein – erreichte Ihr Jahrgang eine überdurchschnittliche<br />
Gesamtnote von 2,19; bayerischer Durchschnitt: 2,32.<br />
Sulzbacher Straße 32 · 90489 · Nürnberg · Tel.: 0911 - 231-5540 · Fax: 0911 - 231-5558<br />
E-Mail: direktor@melanchthon-gymnasium.de · www.melanchthon-gymnasium.de
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Zukunft braucht Tradition!<br />
Unter ihnen befinden sich 4, die diese Abschlussprüfung mit der Gesamtnote 1,0 absolvierten.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
32 von Ihnen liegen im Gesamtdurchschnitt über 2,0 – haben also eine 1 vor dem Komma;<br />
das sind 40% – Kompliment!<br />
Ich möchte betonen, dass sich neben der Spitzengruppe fast alle nach ihren Möglichkeiten<br />
nochmals verbessert haben- auch dazu meinen Glückwunsch.<br />
Von vielen anderen Gymnasien ist zu hören, dass besonders zwei Pflicht-Abiturfächer<br />
Schwierigkeiten machen: Deutsch und Mathematik.<br />
In Mathe hielten wir uns erneut leidlich gut, obwohl einige schon sehr nervös waren: Noch<br />
bei der Notenbekanntgabe bei mir im Direktorat wollte - gefühlt jeder Vierte - zuerst das<br />
Ergebnis seines schriftlichen Mathematikabiturs wissen, nicht etwa die Gesamtnote. Ansonsten<br />
habe ich während der Bekanntgabe der Noten im Direktorat viele glückliche Menschen<br />
erlebt. Im Pflichtfach Deutsch schließlich gab und gibt es am <strong>Melanchthon</strong>-<strong>Gymnasium</strong> keine<br />
nennenswerten Probleme.<br />
Ich nehme das als gutes Zeichen unserer Ausbildung und unseres Bildungsangebotes, das<br />
bayernweit als nahezu singulär gilt – es gibt nur noch drei andere humanistische Gymnasien.<br />
Viele von Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, haben sich weit über den Unterricht<br />
hinaus engagiert:<br />
Wenn soziale Kompetenz an einem <strong>Gymnasium</strong> schwerpunktmäßig ausgebildet wird, dann<br />
am humanistischen <strong>Gymnasium</strong>, speziell am <strong>Melanchthon</strong>, dessen bin ich mir sicher! (Kleiner<br />
Beleg nebenbei: Das P-Seminar Latein hat die Einnahmen aus ihrer cena Romana für diese<br />
Feier gespendet, knapp 650 Euro. Vielen Dank!)<br />
Ich weiß um die freiwilligen Initiativen im Rahmen der Schulgemeinschaft von vielen unter<br />
Ihnen und danke Ihnen sehr dafür. Das grandiose Konzert gestern Abend hat es eindrucksvoll<br />
bewiesen. Nicht nur Herr Pröll und Herr Bock trauern denjenigen unter Ihnen nach, die in<br />
Chor und Orchester Großes geleistet haben!<br />
Unter all den Engagierten möchte ich heute Max Kipke mit dem <strong>Melanchthon</strong>-Preis <strong>2013</strong> für<br />
beeindruckende Leistungen zu Gunsten seiner Mitschülerinnen und Mitschüler auszeichnen.<br />
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Zukunft braucht Tradition!<br />
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten!<br />
Sie nehmen, so hoffe ich sehr, neben Wissen manches andere aus dem <strong>Melanchthon</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong> mit:<br />
Geistige Wendigkeit statt Sturheit, differenzierte Sprachfähigkeit statt Floskeln, Kritikfähigkeit<br />
statt Lernbulimie, soziale Kompetenz statt Ellenbogen, Gemeinschaftsgefühl statt Egoismen.<br />
Ich wünsche Ihnen, dass es mit diesem Rückhalt gelingt, in einer unübersichtlich gewordenen<br />
Welt, auch in einer unübersichtlich gewordenen Universitätswelt zu bestehen.<br />
Diese Welt wartet auf Sie. Sie selbst gehören zusammen mit allen zwischen 1980 und 2000<br />
Geborenen der sog. „Generation Y“ an, den „Millenials“, der „Generation Pippi (Langstrumpf)“,<br />
die - widewidewitt - macht, was ihr gefällt. Sie wurden und werden statistisch<br />
gedreht und gewendet, durchleuchtet, abgehorcht, zerlegt und wieder zusammengesetzt<br />
wie keine andere je analysierte Generation in der Bundesrepublik. Man wartet ungeduldig<br />
auf Sie. Bei schon lange konstant niedrigen Geburtenraten sind Universitäten und Unternehmen<br />
dringend auf Nachwuchs angewiesen. Das ist Ihre Chance und einmalig in der Geschichte<br />
dieser Republik.<br />
Personalchefs warten auf Sie und haben Sie und Ihre Vorgänger also längst von Soziologen<br />
und Arbeitsmarktforschern unter die Lupe nehmen lassen mit folgendem Ergebnis:<br />
• an erster Stelle steht bei Ihnen eine ausgeglichene Work-Life-Balance, ein Reizwort<br />
für alle altgedienten Manager, die es leid sind, von den Jungen immerzu nach der<br />
Einhaltung der 37,5-Stunden-Woche gefragt zu werden.<br />
• Für viele Berufseinsteiger ist es nicht mehr das Ziel, möglichst schnell die Karriereleiter<br />
zu erklimmen.<br />
Der Personalvorstand der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC sagt: „Meine Generation<br />
ist lange nach dem Karotten-Prinzip vorgegangen: klein anfangen, fleißig arbeiten<br />
und dann die Belohnung bekommen. Das ist für die Millennials nicht attraktiv.“<br />
In der F.A.Z. berichten Personalverantwortliche von potenziellen Bewerbern, die<br />
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Zukunft braucht Tradition!<br />
schon im Vorstellungsgespräch danach fragen, wann sie ihr erstes Sabbatical nehmen<br />
können; wie das ist mit der Elternzeit und der Kinderbetreuung. Und ob sich die<br />
Dienstreisen nicht auch durch Videokonferenzen ersetzen ließen, schließlich sei<br />
dienstagabends Hockeytraining.<br />
Kurzum: Sie, liebe Y-Abiturienten sind schwerlich nach alter Art zu motivieren. Sie<br />
wollen sozusagen erst die Karotte, bevor Sie sich in Gang setzen. Und ganz nebenbei:<br />
Firmenwagen Sind der Generation Y mehrheitlich ziemlich egal. Hoch im Kurs steht<br />
etwa eine Bahncard 100, auch der Wunsch nach Dienst-Fahrrädern wird anscheinend<br />
immer häufiger geäußert.<br />
• Die Generation Y will von ihrem Arbeitgeber umsorgt werden. Die Ys messen der<br />
Freizeit große Bedeutung bei, der Urlaub sollte folglich nicht zu knapp bemessen<br />
sein. Um ihre Berater bei Laune zu halten, bietet etwa die Unternehmensberatung<br />
McKinsey seit kurzem an, jedes Jahr zusätzlich zu den 30 Tagen Jahresurlaub drei<br />
Monate unbezahlten Urlaub zu nehmen. Fast jeder fünfte Berater hat das Angebot im<br />
ersten Jahr angenommen.<br />
• Nächstes auffälliges Merkmal der Millenials: Der klare Wunsch nach einer inhaltlich<br />
orientierten Selbstverwirklichung, weswegen Audi z.B. seit 2010 auch die Fachlaufbahn<br />
parallel zur Führungskarriere institutionalisiert hat. Der Audi-Personalvorstand<br />
sagt: „Insgesamt sind die Jungen eben sehr pragmatisch und kooperativ, sie denken<br />
in Netzwerken. Jemand, der oben sitzt und Befehle erteilt, passt da nicht ins Bild.<br />
Sie suchen Lösungen lieber in einer Community, nicht bei den Autoritäten. Diese Generation<br />
ist behütet aufgewachsen. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob der Eltern<br />
spielten eine große Rolle, später dann Diskussionen mit Lehrern und Professoren. Sie<br />
wurden zur Selbständigkeit erzogen und sind es gewohnt, mit Autoritäten auf Augenhöhe<br />
zu sprechen.“ Schließlich stellt er fest: „Wirklich überrascht hat uns in unserer<br />
Studie, dass die Mobilität abnimmt. Die Jungen wollen nicht mehr so oft umziehen,<br />
und im Ausland waren sie meist schon. Diese Einstellung ist völlig gegenläufig zum<br />
Bedarf der Unternehmen.<br />
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Zukunft braucht Tradition!<br />
• Ein großer Vorteil der „Yer“ ist, dass sie mit dem Internet groß geworden sind, weswegen<br />
Sie unter den Arbeitsmarktforschern auch unter der Bezeichnung „digital natives“<br />
laufen.<br />
• 80 % der Generation Y wollen feste soziale Bindungen. Alle, wirklich alle halten<br />
Freunde für sehr wichtig, dicht gefolgt von Eltern und Geschwistern und einer festen<br />
Beziehung. Wir sehen: Im Erwerbsleben wie im Privaten strebt diese Generation sehr<br />
nach Sicherheit und Beständigkeit.<br />
• Viele Beobachter hatten vorhergesagt, dass sich junge Frauen und Männer über die<br />
Jahre auseinanderentwickeln und in ihre traditionellen Rollen schlüpfen werden.<br />
Tatsächlich geschieht das Gegenteil. Unterschiede in den Lebensentwürfen bauen<br />
sich massiv ab, man kann sie nur noch in den Arbeitszeiten und der Dauer der Elternzeit<br />
finden.<br />
• Man kann der Generation Y vieles vorwerfen, dass sie zu anspruchsvoll ist, zu verwöhnt<br />
oder zu bequem, aber eines ist sie nicht, sagen die Fachleute: eine Null-Bock-<br />
Generation. Allerdings: Nichts bringt Ihre Generation anscheinend so sehr in Rage<br />
wie Vorgesetzte, die Diskussionen mit dem Verweis auf ihre überlegene Position abkürzen.<br />
• Kritik gibt es natürlich auch: beklagt wird eine zu geringere Führungsbereitschaft unter<br />
den „Millenials“ – da machen sich Unternehmen wohl Sorgen um Führungskräfte!<br />
• Und schließlich: Die Fähigkeit zu kritischem und selbstständigem Denken hat, so<br />
scheint es, unter den „Millenials“ abgenommen.<br />
• Und so weiter …<br />
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten!<br />
Erkennen Sie sich bei diesem kleinen Blick in den Spiegel Ihrer Zukunft wieder?<br />
Bestimmt nicht jeder in allem! Sie dürfen sich auch anders sehen: Sie kommen schließlich<br />
aus dem <strong>Melanchthon</strong>-<strong>Gymnasium</strong>!<br />
Ich denke trotz aller – manchmal ja auch fragwürdigen - Marktstudien und Unternehmens-<br />
Personal-Strategien müssen Sie, die Sie nun am Anfang der Berufsentwicklung stehen, erst<br />
einmal mit sich selber klarkommen. Für die meisten heißt das: Studium, für viele: Auszug zu<br />
Hause.<br />
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Zukunft braucht Tradition!<br />
Noch sind Sie dem langen Schulleben nicht gänzlich entwachsen, die Ablösung dauert allerdings<br />
nur kurze Zeit, die Neugier auf das Neue, auf Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit<br />
überwiegt. Ihre Schule hat versucht einen Teil dazu beizutragen, so dass Sie sich,<br />
glaube ich, dieser Herausforderung selbstbewusst stellen können.<br />
Manches von dem, worüber Sie in zurückliegenden Jahren mit Eltern oder Lehrern gestritten<br />
haben, wird Ihnen später in anderem, differenzierterem Licht erscheinen. Gerade so, wie es<br />
ein dänischer Philosoph – Sören Kierkegaard, ich habe es Ihnen in die Abiturzeitung geschrieben<br />
– auf den Punkt gebracht hat: „Die Philosophie sagt, dass das Leben nach rückwärts<br />
verstanden werden muss. Dabei vergisst man aber den anderen Satz, dass es vorwärts<br />
gelebt werden muss.“<br />
Für dieses Nach-Vorwärts-Leben und jedes damit verbundene Risiko wünsche ich Ihnen alles<br />
Gute und hoffe, dass Sie Ihrem <strong>Melanchthon</strong>-<strong>Gymnasium</strong> auch in der Rückschau ein positives<br />
Zeugnis ausstellen.<br />
Seien Sie, wie Sie es zu Hause und in der Schule gelernt haben, respektvoll und höflich Ihren<br />
Mitmenschen gegenüber, zeigen Sie Selbstsicherheit, Eigenverantwortung und Professionalität<br />
in Studium und Beruf!<br />
Sie haben mit dem Abitur vieles, aber eben noch längst nicht alles erreicht! Ich gratuliere<br />
Ihnen herzlich zu diesem erfolgreichen Schritt und wünsche Ihnen nur das Beste beim Erreichen<br />
der nächsten Ziele im Studium, im Beruf, im Privatleben!<br />
Viele gute und erfolgreiche Jahre für Sie und vor allem: heute einen unbeschwerten schönen<br />
Abend! Auf Wiedersehen Generation Y, auf Wiedersehen liebe Abiturientinnen und Abiturienten<br />
des Jahrganges <strong>2013</strong>!<br />
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